| ◇◇◇ ◇◇◇ ◇◇◇ Grillparzer: Ein Treuer Diener
Philosophische
1 Augustinus, in
den Confessionen
I/8 cum ˇipsi (majores homines)
appellabant rem aliqam, et cum secundum eam vocem corpus ad aliquid
movebant, videbam, et tenebam hoc ab eis vocari rem illam, quod sonabant,
cum eam vellent ostendere.
Hoc autem eos velle ex motu corporis aperiebatur: tamquam verbis
naturalibus omnium gentium, quae fiunt vultu et nutu oculorum,
ceterorumque membrorum actu, et sonitu vocis indicante affectionem animi
in petendis, habendis, rejiciendis,
In diesen Worten erhalten wir – so scheint es mir – ein bestimmtes Bild von dem Wesen der menschlichen Sprache. Nämlich dieses: Die Wörter der Sprache benennen Gegenstände – Sätze sind Verbindungen von solchen Benennungen. In diesem Bild von der Sprache finden wir die Wurzeln der Idee: Jedes Wort hat eine Bedeutung. Diese Bedeutung ist dem Wort zugeordnet. Sie ist der Gegenstand, für welchen das Wort steht. Von einem Unterschied der Wortarten spricht Augustinus nicht. Wer das Lernen der Sprache so beschreibt, 2. denkt – so möchte
ich glauben – zunächst an Hauptwörter, wie
“Tisch”, “Stuhl”,
“Brot” und die Namen von Personen; und an die
übrigen Wortarten als an etwas, das sich finden, wird. // und die Namen von Personen, erst in zweiter Linie
an die Namen gewisser Tätigkeiten und Eigenschaften, und an die übrigen
Wortarten als an etwas, was sich finden
wird. // |
| 2
Denke nun an diese Verwendung der Sprache:–
Ich schicke jemand einkaufen.
Ich gebe ihm einen Zettel, auf diesem stehen die Zeichen:
“fünf rote Aepfel”.
Er trägt den Zettel zum Kaufmann; der öffnet die Lade, auf welcher
das Zeichen “Aepfel” steht; dann
sucht er in einer Tabelle das Wort “rot” auf und findet
ihm gegenüber ein färbiges Täfelchen; nun sagt er die Reihe der
Grundzahlwörter – ich nehme an, er weiss
sie auswendig – bis zum Worte “fünf” und bei jedem
Zahlwort nimmt er einen Apfel aus der Lade, der die Farbe des Täfelchens
hat. –
So, und ähnlich, operiert man mit Worten. –
“Wie weiss er aber, wo und wie er das
Wort ‘rot’ nachschlagen soll und was er mit dem Wort
‘fünf’ anzufangen hat?” –
Nun, ich nehme an, er handelt, wie ich es beschrieben
habe.
Die Erklärungen haben irgendwo ein Ende. –
Was ist aber die Bedeutung des Wortes
“fünf”? –
Von einer solchen war hier gar nicht die Rede; nur davon, wie das Wort
“fünf” gebraucht wird. |
| 3
Jener philosophische Begriff der Bedeutung ist in einer
primitiven Vorstellung, von der Art und Weise wie die Sprache funktioniert,
zu Hause. Jener phi-2a. losophische
Begriff der Bedeutung ist in einer primitiven Auffassung von der Art und
Weise, wie unsere Sprache funktioniert, zu
Hause. //
Man kann aber auch sagen, es sei die Vorstellung einer primitiveren
Sprache, als der unsern.
Denken wir uns eine Sprache, für die die Beschreibung, wie Augustinus sie gegeben hat, stimmt: Die Sprache soll der Verständigung eines Bauenden A mit einem Gehilfen B dienen. A führt einen Bau auf aus Bausteinen; es sind Würfel, Säulen, Platten und Balken vorhanden. B hat ihm die Bausteine zuzureichen, und zwar nach der Reihe, wie A sie braucht. Zu dem Zweck bedienen sie sich einer Sprache, bestehend aus den Wörtern: “Würfel”, “Säule”, “Platte”, “Balken”. A ruft sie aus; – B bringt den Stein, den er gelernt hat, auf diesen Ruf zu bringen. Fasse dies als vollständige primitive Sprache auf. |
| 4
Augustinus beschreibt,
könnten wir sagen, ein System der Verständigung; nur ist nicht alles,
was wir Sprache nennen, dieses System.
(Und das muss man in so vielen Fällen sagen, wo sich die Frage erhebt: “ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar?” Die Antwort ist dann: “Ja, brauchbar; aber nur für dieses eng umschriebene Gebiet, nicht für das ganze, das Du darzustellen vorgabst.” Denke ˇz.B. an die Theorien der Nationalökonomen.) 3.
Es ist, als erklärte jemand: “Spielen besteht darin, das man Dinge, gewissen Regeln gemäss, auf einer F[ä|l]äche verschiebt … ” – und wir ihm antworten: Du scheinst an die Brettspiele zu denken; aber das sind nicht alle Spiele. Du kannst deine Erklärung richtigstellen, indem du sie ausdrücklich auf dieseK Spiele einschränkst. |
| 5.
Denke' dir eine Schrift, in welcher Buchstaben
zur Bezeichnung von Lauten benützt würden, aber auch zur
Bezeichnung der Betonung und als Interpunktsionszeichen.
(Eine Schrift kann man auffassen als ˇeine
Sprache zur Beschreibung von Lautbildern.)
Denke dir nun, dass Einer jene Schrift so
verstünde, als entspräche einfach jedem Buchstaben ein Laut
und als hätten die Buchstaben nicht auch ganz andere
Funktionen. –
So einer – zu einfachen – Auffassung der Schrift gleicht
Augustinus'
Auffassung der Sprache. |
| 6.
Wenn man das Beispiel (2) betrachtet, so ahnt man
vielleich inwiefern der allgemeine Begriff der Bedeutung der
Worte das Funktionieren der Sprache mit einem Dunst umgiebt,
der das klare Sehen unmöglich macht.
Es zersträut den Nebel, wenn wir die Erscheinungen
der Sprache an primitiven Arten ihrer Verwendung studieren, in denen
man den Zweck und das Funktionieren der Wörter klar übersehen
kann.
Solche primitive Formen der Sprache verwendet das Kind, wenn es sprechen lernt. Das Lehren der Sprache ist hier kein Erklären, sondern ein Abrichten. |
| 7.
Wir könnten uns vorstellen, dass die Sprache
(3) die ganze Sprache des A und B ist; ja
die ganze Sprache eines Volksstammes.
Die Kinder werden dazu erzogen diese Tätigkeiten zu
verrichten, diese Wörter dabei zu gebrauchen, 4. und so auf die
Worte des Anderen zu reagieren.
Ein wichtiger Teil der Abrichtung wird darin bestehen, dass der Lehrende auf die Gegenstände weist, die Aufmerksamkeit des Kindes auf sie lenkt, und dabei ein Wort ausspricht; z.B. das Wort “Platte” beim Vorzeigen dieser Form. (Dies will ich nicht “hinweisende Erklärung”, oder “Deffinition” nennen, weil ja das Kind noch nicht nach der Benennung fragen kann. Ich will es “hinweisendes Lehren der Wörter” nennen. ‒ ‒ Ich sage, es wird einen wichtigen Teil der Abrichtung bilden, weil es bei Menschen so der Fall ist; nicht, weil es sich nicht anders vorstellen liesse.) Dieses hinweisende Lehren der Wörter, kann man sagen, schlägt eine assoziative Verbindung zwischen dem Wort und dem Ding. Aber was heisst das? Nun, es kann verschiedenes heissen[,|;] –– aber man denkt wohl zunächst daran, dass dem Kind das Bild des Dings vor die Seele tritt, wenn es das Wort hört. Aber wenn das nun geschieht – ist das der Zweck des Worts? – Ja, es kann der Zweck sein. – Ich kann mir eine solche Verwendung von Wörtern (d.h. also Lautreihen) denken. (Ihr Aussprechen ist gleichsam ein Anschlagen einer [P|T]faste auf dem Vorstellungsklavier.) Aber in der Sprache (3) ist es nicht der Zweck der Wörter, Vorstellungen zu erwecken. (Es kann freilich auch gefunden werden, dass dies dem eigentlichen Zweck förderlich ist.) Wenn aber ˇdas das hinweisende Lehren bewirkt, – soll ich sagen, es bewirkt das Verstehen des Worts? Versteht nicht der den Ruf “Platte!”, der so und so nach ihm handelt? – Aber dies half wohl das hinweisende Lehren herbeiführen[:|;]
5.
“Indem ich die Stange mit dem Hebel verbinde, setze ich die Bremse instand.” – Ja, – gegeben den ganzen übrigen Mechanismus. Nur mit diesem ist er der Bremshebel; und losgelöst von seiner Unterstützung ist er nicht einmal Hebel, sondern kann alles mögliche sein, oder nichts. |
| 8.
In der Praxis des Gebrauchs der Sprache (3) ruft der eine Teil
die Wörter, der andre handelt nach ihnen; Im Unterricht der
Sprache aber wird sich dieser Vorgang finden: der
Lernende benennt die Gegenstände; d.h.,
er spricht das Wort, wenn der Lehrer auf den Stein zeigt. –
Ja, es wird sich hier die noch einfachere Übung finden: der
Schüler spricht die Worte nach, die der Lehrer ihm
vorsagt: Beides sprachähnliche Vorgänge.
Wir können uns auch denken, dass der ganze Vorgang des Gebrauchs der Worte (3) in (3) eines jener Spiele ist, mittels welcher Kinder unsere Sprachen erlernen. Ich will diese “Sprachspiele” nennen, und von einer primitiven Sprache manchmal als von einem Sprachspiel red[n|e]n. Und man könnte die Vorgänge des Benennens der Steine und des Nachsprechens des vorgesagten Wortes auch Sprachspiele nennen. Denke an manchen Gebrauch, der von den Wörtern Worten in Reigenspielen gemacht wird. |
| 9.
Sehen wir jetzt eine Erweiterung der Sprache (3)
an: .
Ausser den
6. braucht.
; [U|u]nd
endlich ˇ
|
| 10.
Wenn das Kind diese Sprache lernt, muss es die
Reihe der ‘Zahlwörter’
“a”,
“b”,
“c”,
… ” auswendig lernen. –Und es muss ihren Gebrauch
lernen: . Wird in
diesem Unterricht auch ein hinweisendes Lehren der Wörter
vorkommen? – Nun, es wird z.B. auf Platten
gewiesen, und gezä[j|h]lt werden:
“a, b, c, Platten”. – Mehr Ähnlichkeit mit dem hinweisenden Lehren im Beispiel (3) hätte
das hinweisende Lehren der von
Zahlwörtern,
Wird auch “dorthin” und “dieses” hinweisend gelehrt? – Stelle dir vor, wie man ihren Gebrauch etwa lehren könnte! Es wird dabei auf Örter und Dinge gezeigt werden, – aber hier geschieht ja dieses Zeigen auch im Gebrauch der Wörter und nicht nur beim [l|L]ernnen des Gebrauchs. – |
| 11.
Was bezeichnen nun die Wörter dieser Sprache?
– –
Was sie bezeichnen, wie soll sich das zeigen, es sei denn in der Art
ihres Gebrauchs?
Und den haben wir ja beschrieben.
Der Ausdruck “dieses Wort bezeichnet das”
müsste also 7. ein Teil dieser
Beschreibggung werden.
Oder: die Beschreibggung soll auf die
F[i|o]rm gebracht werden: “Das Wort …
bezeichnet …. .”.
Nun, man kann ja die Beschreibung des Gebrauchs des Wortes “Platte” dahin abkürzen, dass man sagt, dieses Wort bezeichne diesen Gegenstand. Das wird man tun, wenn es sich z.B. nur mehr darum handelt, das Missverständnis zu beseitigen, das Wort “Platte” beziehe sich auf die Bausteinform,
Und ebenso kann man sagen, die Zeichen “a”, “b”, “c”, etc. bezeichnen Zahlen, wenn dies etwa das Missverständnis behebt, “a”, “b”, “c”, etc. spielten in der Sprache die Rolle, die in Wirklichkeit “Würfel”, “Säule”, “Platte” spielen. Und man kann auch sagen, “c” bezeichne diese Zahl und nicht jene, – wenn damit etwa erklärt wird, die Buchstaben seien in der Reihenfolge “a”, “b”, “c”, “d”, etc. zu verwenden und nicht in der “a”, “b”, “d”, “c”. Aber dadurch, dass man so die Beschreibungen des Gebrauchs der Wörter einander
|
| 12
Denk' an die Werkzeuge in einem Werkzeugkasten:
Es ist da ein Hammer[,|;] eine Zange[,|;]
eine Säge[,|;] ein Schraubenzieher[,|;] ein
Massstab[,|;] ein Leimtopf[,|;]
Leim[,|;] Nägel; und
Schrauben. –
So verschieden die Funktionen dieser Gegenstände, so verschieden
sind die Funktionen der Wörter.
(Und es gibt Ähnlichkeiten hier und dort.) 8. |
| 13.
Freilich, was uns verwirrt ist die Gleichförmigkeit ihrer Erscheinung,
wenn die Wörter uns gesprochen oder in der Schrift und im Druck
entgegentreten.
Denn ihre Verwendung steht nicht so deutlich vor
uns.
Besonders nicht, wenn wir philosophieren! |
| 14
Wie wenn wir ein Stellwerk ansehen ˇin den
Führerstand einer Lokomotive sehen:
|
| 15
Wenn wir sagen: “jedes Wort der Sprache bezeichnet
etwas”, so ist damit vorerst gar noch gar
nichts gesagt; es sei denn, dass wir genau
erklärten, welche Unterscheidung wir zu machen
wünschen.
(Es könnte ja sein, dass wir die Wörter der
Sprache (
|
| 16
Denke dir, jemand sagte: “Alle Werkzeuge
dienen dazu, etwas zu modifizieren.
So, der Hammer die Lage des Nagels, die Säge die Form des Bretts,
etc.” –
Und was modifiziert der Massstab, der
Leimtopf, die Nägel? –
“Unser Wissen um die Länge eines Dings, die Temperatur des
Leims, und die Festigkeit der Kiste.” –
Wäre mit dieser Assimilation des Aus-9. drucks etwas gewonnen? – |
| 17.
Am besten direktesten ˇeinfachsten ist das Wort “bezeichnen”
Nimm also an, ˇdaß ˇauf den auf Werkzeugen, die A beim Bauen benützt, gewisse seien stünden Zeichen ˇtragen. Zeigt A dem Gehilfen ein solches Schriftzeichen, so bringt dieser, das Werkzeug, das mit dem Zeichen
Auf diese und mehr, oder weniger ähnliche, Weise bezeichnet ein Name ein Ding, und wird ein Name einem Ding gegeben. (Davon später mehr.) – Es wird sich oft nützlich erweisen, wenn wir uns beim Philosophieren sagen: Etwas benennen, das ist etwas Ähnliches, wie, einem Ding ein Namentäfelchen umhängen. – |
| 1
Wie ist es mit demn Farbmustern, die A und
B zeigt, – gehören sie zur Sprache?
Nun, wie man will.
Zur Wortsprache gehören sie nicht; aber wenn ich jemandem
sage: “Sprich das Wort ‘das’
aus”, so wirst du doch
Es ist das Natürlichste, und richtet am wenigsten Verwirrung an, wenn wir die Muster zu den ˇWerkzeugen der Sprache rechnen. |
| 1
Wir werden sagen können: in der Sprache (9) haben wir
verschiedene Wortarten.
Denn die Funktion von “Platte” und von
“Würfel” ist ähnlicher, als die vom
“Platte” und von “d”.
Wie wir aber die Worte nach Arten
zusammenfassen, wird vom Zweck der Einteilung
abhängen, und von unserer
10. Neigung.
Denke an die verschiedenen Gesichtspunkte nach denen man Werkzeuge in Werkzeugarten einteilen
Dass die Sprachen (3) und (9) nur aus Befehlen bestehen, lass dich nicht stören. Willst du sagen, sie seien darum nicht komplett, so frage dich, ob unsere Sprache komplett ist; – ob sie es war, ehe ihr der chemische Symbolismus und die Infinitesimalrechnungnotation einverleibt wurden; denn dies sind, sozusagen, Vorstädte unserer Sprache. (Und mit wieviel Häusern, oder Strassen, fängt eine Stadt an, Stadt zu sein?) Unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt: ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern, und Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten; und dies umgeben von einer Menge neuer Vororte mit geraden und regelmässigen Strassen und mit einförmigen Häusern. Man kann sich leicht eine Sprache vorstellen, die nur aus Befehlen und Meldungen in der Schlacht besteht. – Oder eine Sprache, die nur Fragen besteht und einem Ausdruck der Bejahung und der Verneinung. Und unzähliges Andre. – Und ˇsich eine Sprache vorstellen heisst, sich eine Lebensform vorstellen. |
|
11. tische Satz
“Platte!” unserer Sprache. –
Was die erste Frage anbelangt, so kannst du
“Platte!” ein Wort, und auch einen Satz
nennen: vielleicht treffend einen ‘degenerierten
Satz’ (wie man von einer degenerierten Hyperbel spricht),
und zwar ist es eben unser ‘elliptischer’
Satz. –
Aber der ist doch nur eine verkürzte Form des Satzes
“Bring mir eine Platte!” und diesen Satz
gibt es doch im Beispiel (3) nicht. –
Aber warum sollte ich nicht, umgekehrt, den Satz “Bring
mir eine Platte!” eine Verlängerung
des Satzes “Platte!” nennen? –
Weil der, der “Platte!” ruft, eigentlich
meint: “Bring mir eine Platte!”. –
Aber wie machst du das, dies meinen,
wäˇhrend du “Platte”
sagst?
Sprichst Du dir inwendig den unverkürzten Satz vor?
Und warum soll ich, um zu sagen, was Du mit dem Ruf
“Platte!” meinst, diesen Ausdruck in einen
andern übersetzen?
Und wenn sie das Gleiche bedeuten, – warum soll ich nicht
sagen: “Wenn Du
‘Platte!’ sagst, meinst Du
‘Platte!’”? –
Oder: Warum sollst Du nicht
“Platte!” meinen können, wenn Du
“Bring mir die Platte!” meinen kannst? –
Aber wenn ich “Platte!” rufe, so will ich
doch, er soll mir eine Platte bringen! –
Gewiss, – aber besteht ‘dies
wollen’ darin, dass du in irgend einer Form einen andern Satz denkst, als den, den
Du sagst? – |
|
12. wir meinen den Satz als einen von
vier Wörtern, wenn wir ihn im Gegensatz zu andern Sätzen
gebrauchen, wie: “Reich mir eine Platte
zu”, “Bring ihm eine
Platte”, “Bring zwei
Platten”, etc.; also im Gegensatz zu Sätzen,
welche die Wörter unseres Befehls in andern Verbindungen
enthalten. –
Aber worin besteht es, einen Satz im Gegensatz zu andern Sätzen
gebrauchen? Schweben einem etwa di
dabei etwa diese Sätze vor?
Und alle?
Und während man den einen Satz sagt, oder vor –,
oder nachher? –
Nein!
Wenn auch so eine Erklärung einige Versuchung für uns hat, so brauchen
wir doch nur einen Augenblick zu bedenken, was wirklich geschieht, um
zu sehen, dass wir hier auf falschem Weg sind.
Wir sagen, wir gebrauchen den Befehl im Gegensatz zu andern Sätzen,
weil unsere Sprache die Möglichkeit dieser andern Sätze
enthält.
Wer unsere Sprache nicht versteht, ein Ausländer, der öfter gehört
hätte, wie jemand den Befehl gibt “Bring mir eine
Platte!”, könnte der Meinung sein, diese ganze Lautreihe
sei ein Wort und entspräche etwa dem Wort für
“Baustein” in seiner Sprache.
Wenn er selbst dann diesen Befehl zu geben hätte, würde er ihn
vielleicht anders aussprechen, und wir würden sagen: Er
spricht ihn so sonderbar aus, weil er ihn für ein Wort
hält. –
Aber geht also nicht, wenn er ihn ausspricht, eben auch etwas anderes
in ihm vor
13. beherrschst
diese Sprache – in der es auch jene andern Sätze gibt –
aber ist dieses Beherrschen etwas, was geschieht, während Du den
einen Satz ausspricht? –
Und ich habe ja zugegeben: der Fremde wird den Satz, den er
anders auffasst, wahrscheinlich
anders aussprechen; aber was wir die falsche Auffassung
nennen, muss nicht in
irgend etwas liegen, was das Aussprechen des Befehls
begleitet.
(Davon später mehr.) |
|
|
| 2
Man kann sich auch leicht Denke dir ein
Sprachspiel denken, in
So eine Meldung könnt also lauten: “fünf Platten” “fünf Platten.”. Was ist nun der Unterschied zwischen der Meldung, oder Behauptung, “fünf Platten.” und dem Befehl “fünf Platten!”? – Nun, die Rolle, die das Aussprechen dieser Worte im Sprachspiel spielt. Aber es wird wohl auch der Ton,
14. andrer sein, und
ˇvielleicht die Miˇene, und noch manches
andˇere.
Aber wir können uns auch denken, dass der Ton der
gleiche ist – denn ein Befehl und eine Meldung können in
mancherlei Ton ausgesprochen werden und mit mancherlei
ge Miˇene, etc. – und
das der Unterschied allein in der Verwendung
liegt. –
(Freilich könnten wir auch die Worte “Behauptung”
und “Befehl” zur Bezeichnung einer
gramatischen Satzform und eines Tonfalls
gebrauchen, wie man ja den Satz “Ist das Wetter heute
nicht herrlich?” eine Frage nennen wird, obwohl er wie
eine Behauptung verwendet wird.)
Wir könnten uns eine Sprache denken, in der alle
Behauptungen die Form und den Ton der rˇhetorischen Frage
hätten; oder jeder Befehl die Form: “Möchtest
Du das tun?”.
Man wird dann vielleicht sagen: “Was er sagt, hat
die Form der Frage, ist aber wirklich ein
Befehl”, – d.h.,
hat die Funktion des Befehls in der Praxis
der Sprache.
(Ähnlich sagt man “Du wirst das tun”, nicht als
Prophezeiung, sondern als Befehl.
Was macht es zu dem einen, was zu dem andern?) |
| 2[1|5].
Frege's Ansicht,
dass in einer Behauptung eine Annahme steckt, die
dasjenige ist, was behauptet wird, basiert eigentlich auf der
Möglichkeit, die es in unserer Sprache g gibt,
jeden Behauptungssatz in der Form zu schreiben: “Es
wird behauptet, dass das und das der Fall
ist.”
Aber “Dass das und das der Fall
ist.” ist eben in unsrer Sprache kein Satz – es
ist noch kein Zug
Wir könnten sehr gut auch jede Behauptung in ˇder Form 15. einer Frage mit
nachgesetzter Bejahung schreiben; also, statt “Es
regnet”: “Regnet es?
Ja!”.
Würde das zeigen, dass in jeder Behauptung eine
Frage steckt? |
| 2
Man hat freilich das Recht ein Behauˇptungszeichen zu
verwenden im Gegensatz z.B. zu einem
Fragezeichen.
Irrig ist es nur, wenn man meint, dass die
Behauptung nun aus zwei Akten besteht, dem Erwägen und dem Behaupten
(Beilegen des Waˇhrheitswerts, oder
drgl.), und
das wir diese Akte nach den Zeichen des Satzes
vollziehen, ungefähr wie wir nach Noten singen.
Mit dem Singen nach Noten ist allerdings das laute, oder
leise, Lesen nach dems
geschriebenemn Satzˇes zu vergleichen,
aber nicht das ‘Meinen’ (Denken)
des gelesenen Satzes.
|
| 2
Der wichtige Sinn des Fregeschen
Behauptungszeichens wird vielleicht am besten dadurch
gefasst, dass wir sagen:
es bezeichnet deutlich den Anfang des Satzes. –
Das ist wichtig: denn unsere philosophischen
Schwierigkeiten, das Wesen der
‘Negation’ und des ‘Denkens’
betreffend, rühren, imn
gewissem Sinnˇe, daher, dass wir nicht
sehen, hängen damit zusammen dass ein
Satz “¬ nicht p”, oder “¬ ich glaube
p”, mit dem Satz “¬ p“
wohl ˇden Satz “p“ gemeinsam hat
enthält, aber nicht
“¬p”.
(Denn wenn ich jemand sagen höre “es regnet”, so
weiss ich nicht was er gesagt hat, wenn ich nicht
weiss, ob ich den Anfang des Satzes gehört
habe.)
|
| 2
Wieviele Arten der Sätze gibt es aber?
Etwa: Behauptung, Frage und Befehl?
Es gibt unzählige solcher Arten: unzählige
verschiedene Arten der Verwendung alles dessen, was wir
“Zeichen”, “Worte”,
“Sätze”, nennen.
Diese Mannigfaltigkeit verändert sich
stätig. Neue Typen
16. Und diese Mannigfaltigkeit
ist nichts Festes, ein für allemal Gegebenes, sondern neue
Typen der Sprache, neue Sprachspiele – wie wir sagen können
– entstehen und andre veralten und werden vergessen.
(Ein ungefähres Bild davon können uns die Wandlungen
der Mathematik geben.)
Das Wort “Sprachspiel” soll hier hervorheben, dass das Sprechen der Sprache ein Teil ist einer Tätigkeit, oder einer Lebensform. Führe dir die Mannigfaltigkeit der Sprachspiele an diesen Beispielen, und andern, vor Augen: Befehlen, und nach Befehlen handeln Beschreiben eines Gegenstands nach dem Ansehen, oder nach Messungen– Herstellen eines Gegenstands nach einer Beschreibung (Zeichnung) Berichten eines Hergangs– Über den Hergang Vermutungen anstellen Eine Hypothese aufstellen und prüfen – Darstellung der Ergebnisse eines Experiments durch Tabellen und Diagramme Eine Geschichte erfinden, und lesen Theaterspielen – Reigen singen Rätsel raten Einen Witz machen, erzählen Ein angewandtes Rechnungsexempel lösen Aus einer Sprache in die andere übersetzen Bitten, Danken, Fluchen, Grüssen, Beten. – Es ist interessant, die Mannigfaltigkeit der Werkzeuge 17. der Sprache und ihrer
Verwendungsweisen – die Mannigfaltigkeit der
Wort- und Satzarten – mit dem zu
vergleichen, was Logiker über den Bau der Sprache gesagt haben.
(Und auch der Verfasser der Log.
Phil. Abh..) |
| 2
Wenn wir nicht sehen, dass es eine Menge
Unmenge von Sprachspielen gibt, dann sind
wir Wer sich der Mannigfaltigkeit der Sprachspiele nicht
bewusst ist, wird etwa geneigt ˇsein, zu fragen: “Was ist eine
Frage?” –
Ist es die Feststellung, dass ich das und das
nicht weiss, oder die Feststellung,
dass ich Wwünsche, der Andre
möchte mir sagen …?
Oder ist es die Beschreibung meines seelischen Zustandes der
Ungewissheit? –
Und ist der Ruf “Hilfe!” so eine
Beschreibung?
Denke daran, wie Vverschiedenesc verschiedenartiges “Beschreibung” genannt wird: ˇdenk an die Beschreibung der Lage eines Körpers durch seine Koordinaten: ˇan die Beschreibung des Verlaufs einer Schmerzempfindung. eines Gesichtsausdruckes[.|;] ˇan die Beschreibung einer Tast[E|e]mpfindung; einer Stimmung. Man kann freilich statt der gewöhnlichen Form der Frage die der Feststellung oder Beschreibung setzen: “Ich will wissen, ob …”, oder “Ich bin im Zweifel, ob …” – aber damit hat man die verschiedenen Sprachspiele einander nicht näher gebracht. Die Bedeutsamkeit solcher Umformungsmöglichkeiten, z.B. aller Behauptungssätze in Sätze, die mit der Klausel “Ich denke” oder “Ich glaube” anfangen (also sozusagen in Beschreibungen meines Innenlebens) wird sich später ˇan anderer Stelle noch ˇdeutlicher zeigen. (Idealismus) |
|
18. ⌊⌊⌋⌋
die Sprache nicht.
(Wenn wir von den primitivsten Formen
ˇ
|
| 31
Damit Das hängt damit
zusammen, dass mMan meint ˇmanch
mal das Lernen der Sprache bestehe darin,
dass man Gegenstände benennt; und zwar:
Menschen, Formen, Farben, Schmerzen, Stimmungen, Zahlen,
etc..–
Wie gesagt – das Benennen ist etwas Ähnliches, wie, einem Ding ein
Namenstäfelchen anheften.
Man kann das eine Vorbereitung zum Gebrauch eines Wortes
nennen.
Aber worau ist es eine
Vorbereitung? |
| 32
“Wir benennen die Dinge und können nun über sie reden.
Uns in der Rede auf sie beziehen.”
Als ob mit dem Akt des Benennens schon das, was wir weiter tun,
gegeben
Wasser! Fort! Au! Hilfe! Schön! Nicht! Bist Du nun noch geneigt, diese Wörter “Benennungen von Gegenständen” zu nennen? |
|
19. Erklärung, Definition, ist, wie
wir sagen könnten, ein eigenes Sprachspiel.
Das heisst eigentlich: wir werden
erzogen, abgerichtet, dazu, zu fragen:
“Wie heisst das?”
– worauf dann das Benennen erfolgt.
Und es gibt auch ein Sprachspiel: für etwas einen Namen
erfinden.
Also, zu sagen: “das heisst
…” und nun den neuen Namen zu verwenden.
(So benennen Kinder z.B. ihre Puppen und reden
dann von ihnen.
Dabei bedenke auch gleich, wie speziell der
Gebrauch des Personennamens ist, mit welchem wir den Benannten
rufen!)
Man kann nun eineˇn Personennamen, ein Farbwort, einen Stoffnamen, ein Zahlwort, den Namen einer Himmelsrichtung, etc. etc. hinweisend definieren. Die Definition der Zwei: “Das heisst ‘zwei’” – wobei man auf zwei Nüsse zeigt – ist vollkommen exakt. – Aber wie kann man denn die Zwei so definieren[;|?] [d|D]er dem man die Definition gibt, weiss ja dann nicht, was man mit “zwei” benennen will; er wird annehmen, dass Du diese Gruppe von Nüssen “zwei” nennst! – Er kann dies annehmen, – vielleicht nimmt er es aber nicht an. Er könnte ja auch, umgekehrt, wenn ich dieser Gruppe von Nüssen einen Namen beilegen will, ihn als Zahlnamen missverstehen. Und ebensogut, wenn ich einen Personennamen hinweisend erkläre, diesen als Farbnamen, ˇals Bezeichnung der Rasse, ja als Namen einer Himmelsrichtung auffassen. Das heisst, die hinweisende Definition kann in jedem Fall so und anders gedeutet werden. |
|
20. aber, es
muss das Wort “Zahl” erklärt sein,
ehe jene hinweisende Definition verstanden werden kann. –
Das Wort “Zahl” in der Definition zeigt allerdings
diesen Platz an[;|,] den Posten, an den wir das Wort
stellen.
Und wir können so Missverständnissen
vorbeugen, indem wir sagen “Diese Farbe
heisst so und so”, “Diese
Länge heisst so und so”,
u.s.w..
Das heisst:
Missverständnisse werden werden manchmal so vermieden.
Aber lässt sich denn das Wort
“Farbe”, oder “Länge” nur
so auffassen? –
Nun, wir müssen sie eben erklären. –
Also erklären durch andere Wörter!
Und wie ist es mit der letzten Erklärung in dieser
Kette?!
(Sag' nicht, “Es gibt keine
‘letz[ee|te]’ Erklärung”[;|.] [d|D]as ist geradeso, als wolltest Du sagen:
“Es gibt kein letztes Haus in dieser
Strasse: man kann immer noch eines
dazubauen.”)
Ob das Wort “Zahl” in der hinweisenden Definition der Zwei nötig ist, das hängt davon ab, ob er sie ohne dieses Wort anders auffasst, als ich es wünsche. Und das wird wohl von den Umständen abhängen, unter welchen sie gegeben wird und von dem Menschen, dem ich sie gebe. Und wie er die Erklärung ‘auffasst’, zeigt sich darin, wie er von dem erklärtemn Wort Gebrauch macht. |
|
21. “klar
sein” anknüpfen!
Man muss schon etwas wissen, um nach der Benennung fragen zu können. Aber was muss man wissen? Wenn man jemandem die Königsfigur im Schachspiel zeigt und sagt: “Das ist der Schachkönig”, so erklärt man ihm dadurch nicht den Gebrauch dieser Figur, – es sei denn, dass er die Regeln des Spiels schon kennt, bis auf diese letzte Bestimmung: die Form einer Königsfigur. Man kann sich denken, er habe die Regeln des Spiels gelernt, ohne dass ihm je eine wirkliche Spielfigur gezeigt wurde. Die Form der Spielfigur entspricht hier dem Klang, oder der Gestalt eines Wortes. Man kann sich aber auch denken, Einer habe das Spiel gelernt ohne je Regeln zu lernen, oder zu formulieren. Er hat etwa zuerst durch Zusehen ganz einfache Brettspiele gelernt und ist zu immer komplizierterem vorfortgeschritten. Auch diesem könnte man die Erklärung geben: “Das ist der König”, wenn man ihm z.B. Schachfiguren von einer ihm ungewohnten Form zeigt. Auch diese Erklärung lehrt ihn den Gebrauch der Figur nur darum, weil, wie wir sagen könnten, der Platz schon vorbereitet war, an demn sie gestellt wurde. Oder auch: Wir werden nur dann sagen, sie lehre ihn den Gebrauch, wenn der Platz schon vorbereitet ist. Und er ist es hier nicht dadurch, dass der, dem wir die Erklärung geben, schon Regeln weiss, sondern dadurch, dass er in anderm Sinne schon ein Spiel beherrscht. Betrachte noch diesen Fall: Ich erkläre jemandem das Schachspiel; und fange damit an, indem ich auf eine Figur zeige und sage: “Das ist der König. – Er kann so und 22. so ziehen,
etc. etc.”. –
In diesem Fall werden wir sagen: die Worte “Das
ist der König” (oder, “Das
heisst ‘König’”) sind
nur dann eine Worterklärung, wenn der Lernende
schon ‘weiss, was eine Spielfigur
ist’[;|.] [w|W]enn er also etwa schon andere Spiele
gespielt hat, oder dem Spielen andrer ‘mit Verständnis zugesehen
hat’, – und
dergleichen.
Auch nur dann wird er beim Lernen des Spiels relevant fragen
können, : “Wie
heisst das?” –
nähmlich, diese Spielfigur.
3
Wir können sagen: Nach der Benennung fragt nur der sinnvoll, der schon etwas mit ihr anzufangen weiss. Wir können uns ja auch denken, dass der Gefragte antwortet: “Bestimm' die Benennung selber” – und nun müsste, der gefragt hat, für alles selber aufkommen. |
| 3[0|6].
Wer in ein fremdes Land kommt, wird manchmal die Sprache der dort
Einheimischen durch hinweisende Erklärungen lernen, die sie ihm geben,
und er wird die Deutung dieser Erklärungen oft raten
müssen und manchmal richtig, manchmal falsch, raten.
Und nun können wir, glaube ich, sagen: Augustinus beschreibe das Lernen der menschlichen Sprache so, als käme das Kind in ein fremdes Land und verstehe die Sprache des Landes nicht, das heisst[,|:] habe bereits eine Sprache, nur nicht diese. Oder auch: – als könne das Kind schon denken, nur noch nicht sprechen. Und ‘denken’ hiesse hier etwas, wie, : zu sich selbster reden. |
| 3[1|7].
Wie aber, wenn man einwendete: “Es ist nicht wahr,
dass Einer schon ein Sprachspiel beherrschen
muss, um eine hinweisende Definition zu verstehen,
sondern er muss nur – selbstverständlich –
wissen (oder erraten), worauf der Er-23. klärende
zeigt!
Ob also, z.B., auf die Form des Gegenstandes,
oder auf seine Farbe, oder auf die Anzahl, etc.,
etc..” –
Und worin besteht es denn: ‘auf die Form zeigen’, ‘auf die Farbe zeigen’, etc.?
Zeige auf ein Stück Papier! –
Und nun zeige auf seine Form, – nun auf seine Farbe, – nun
auf ‘seine Anzahl’ (das klingt
seltsam)! –
Nun, wie hast Du es gemacht? –
Du wirst sagen, Du habest jedesmal etwas anderes beim Zeigen
‘gemeint’.
Und wenn ich frage, wie ie das vor sich geht, wirst Du
sagen, Du habest deine Aufmerksamkeit auf Farbe, Form,
etc. konzentriert.
Nun aber frage ich noch einmal, wie das vor sich
geht.
Denke, jemand zeigt auf eine Vase und sagt: “Schau das herrliche Blau an! – auf die Form kommt es nicht an. –” Oder: “Schau die herrliche Form an! – die Farbe ist gleichgültig. –” Es ist zweifellos, Du wirst Verschiedenes tun, wenn Du diesen beiden Aufforderungen nachkommst. Aber tust Du immer das Gleiche, wenn Du deine Aufmerksamkeit auf die Farbe richtest? Stelle dir doch verschiedene Fälle vor! Ich will einige andeuten: “Ist dieses Blau das gleiche, wie das? Siehst Du einen Unterschied? –” Du mischst Farben und sagst: “Dieses Blau des Himmels ist schwer zu treffen.” “Es wird schön, man sieht schon wieder blauen Himmel!” “Schau, wie verschieden diese beiden Blau wirken!” “Siehst Du dort das blaue Buch? Bitte bring es!” 24.
“Dieses blaue Lichtsignal bedeutet ….” “Wie heisst nur dieses Blau? – ist es ‘Indigo’ –?” Die Aufmerksamkeit auf die Farbe richten, ˇdas heisst manchmal, sich die Umrisse der Form mit der Hand weghalten, oder den Blick nicht auf die Kontur des Dinges richten, manchmal, auf den Gegenstand starren und sich zu errinnern trachten, wo man diese Farbe schon gesehen hat. Man richtet seine Aufmerksamkeit auf die Form; , manschmal, indem man sie nachzeichnet, manchmal, indem man blinzelt, um die Farbe nicht deutlich zu sehen, etc., etc.. Ich will sagen: dies und [a|Ä]hnliches geschieht, während man ‘die Aufmerksamkeit auf das und das richtet’. Aber das ist es nicht allein, was uns sagen lässt, Einer richte seine Aufmerksamkeit auf die Form, die Farbe, etc.. Wie ‘einen Schachzug machen’ nicht allein darin
|
| 3[1|8].
Aber nimm an, Einer sagte: “Ich tue immer das
Gleiche, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf die Form richte: ich
folge der Kontur mit den Augen und fühle dabei
…”.
Und nimm an, dieser gibt einem Andern die hinweisende
Erklärung: “Das heisst
‘Kreis’”, [I|i]ndem er, mit allen
diesen Erlebnissen, auf einen kreisförmigen Gegenstand
zeigt
25. auch wenn er fühlt, was
der Erklärende fühlt? –
Das heisst: diese
‘Deutung’ kann auch darin bestehen, wie er
nun von dem erklärten Wort Gebrauch macht, z.B.,
worauf er zeigt, wenn er nun den Befehl erhält
“Zeige auf einen Kreis!”. –
Denn wederd der Ausdruck, “die
Erklärung so und so meinen”, noch der: , “die Erklärung so und so deuten”,
bezeichnen einen bestimmten Vorgang, der das Geben, und Hören
der Erklärung begleitet. |
| 3
Es gibt vielleicht, was freilich, was man
‘charakteristische Erlebnisse’ für das
Zeigen auf die Form (
Denn es werden die Worte “auf die Form zeigend”, “die Form meinen”, etc. nicht so gebraucht, wie die: “auf das Buch zeigen”, “auf den Buchstaben ‘B’, nicht auf den Buchstaben ‘u’ zeigen”, etc.. – Denn denke nur, wie anders wir den Gebrauch der Worte lernen: “auf dieses Ding zeigen”, “auf jenes Ding zeigen”, und
Wie gesagt, in gewissen Fällen, besonders beim Zeigen ‘auf die Form’, oder ‘auf die Anzahl’, gibt es charakteris- 26. tische Erlebnisse und
Arten des Zeigens; –
‘charakteristisch’, weil sie sich
oft[,| (]nicht
immer[,|)] wiederholen, wo Form,
oder Anzahl, ‘gemeint’ werden:
– ⌊.⌋ [a|A]ber kennst Du auch
ein ein charakteristisches
Erlebnis für das Zeigen auf die
Spielformfigur als
Spielfigur?!
Und doch kann man sagen: “Ich meine: diese
Spielfingur heisst
‘K[;|ö]nig’, nicht dieses bestimmte Stück
Holz, worauf ich zeige”.
(Wiedererkennen, wünschen, sich erinnern, )
etc.) |
|
Wo unsere Sprache uns einen Körper vermuten lässt, und kein Körper ist, dort möchten w[r|i]ir sagen, sei ein Geist |
|
27. |
|
Diese seltsame Auffassung rührt von einer Tendenz her, die Logik unserer Sprache zu sublimieren – wie man es nennen könnte. Die eigentliche Antwort darauf ist: “Name” nennen wir sehr Verschiedenes; das Wort “Name” charakterisiert viele verschiedene, miteinander auf viele verschiedene Weisen verwandte, Arten des Gebrauchs eines Worts; – aber unter diesen Arten des Gebrauchs ist nicht die des Wortes “dieses”. Es ist wohl wahr, dass wir oft, z.B. in der hinweisenden Definition, auf das Benannte zeigen und dabei den Namen aussprechen. Und ebenso sprechen wir, z.B. in der hinweisenˇden Definition, das Wort “dieses” aus, indem wir auf ein Ding zeigen. Und das Wort “dieses” und ein Name stehen auch oft im gleichen Satzzusammenhang: wir sagen “Hole dieses!” und auch “Hole den Paul!” – Aber einer der charakteristischsten Züge des Namens ist es gerade, dass er durch 28. das hinweisende
“Das ist N” (oder “Das
heisst ‘N’”)
erklärt wird.
Erklären wir aber auch: “Das
heisst ‘dieses’”,
oder gar, “Dieses heisst
‘dieses’”? |
|
|
|
29. gewöhnlichen Sinn ist
etwa das Wort “Nothung”.
Das Schwert Nothung besteht aus Teilen in einer
bestimmten Zusammensetzung.
Sind sie anders zusammengesetzt, so existiert Nothung
nicht.
Nun hat aber offenbar der Satz “Nothung hat eine
scharfe Schneide” Sinn, ob Nothung
noch ganz ist oder schon zerschlagen.
Ist aber “Nothung” der Name eines
Gegenstandes, so gibt es diesen Gegenstand nicht mehr, wenn
Nothung zerschlagen ist; und da dem Namen dann kein
Gegenstand entspräche, so hätte er keine Bedeutung.
Dann aber stünde in dem Satz “Nothung hat eine
scharfe Schneide” ein Wort, das keine Bedeutung hat und daher
wäre der Satz Unsinn.
Nun hat er aber Sinn, also muss den Wörtern, aus
denen er besteht, immer etwas entsprechen.
Also muss das
Wort “Nothung” bei der Analyse des Sinnes
verschwinden und statt seiner müssen Wörter eintreten, die Einfaches
benennen.
Diese Wörter werden wir billigerweise die eigentlichen Namen
nennen. |
|
30. Bedeutung zu haben, so
hätte es eben keinen Sinn zu sagen, “Paul ist
gestorben”. |
|
31. |
| 4
Man kann für eine grosse Klasse von
Fällen der Benützung des Wortes “Bedeutung” – wenn
auch nicht für alle Fälle seiner Benützung –
dieses Wort so erklären: Die Bedeutung eines Wortes ist
sein Gebrauch in der Sprache.
Und die Bedeutung eines Namens erklärt man manchmal dadurch, dass man auf seinen Träger zeigt. |
| 4
“Aber haben etwa auch Namen in jenem Spiel Bedeutung, die
nie für ein Werkzeug verwendet worden
sind?”
Nehmen wir also an, “X” sei so ein Zeichen und
A gäbe dieses Zeichen dem B. –
Nun, es könnten auch solche Zeichen in das Sprachspiel
|
| 4
Wir sagten: der Satz,
“Nothung” hat eine
scharfe Schneide”, habe Sinn, auch wenn Nothung
schon zerschlagen ist.
Nun, das ist so, weil in diesem Sprachspiel ein Name auch in der
Abwesenheit seines Trägers gebraucht wird.
Aber wir können uns ein Sprachspiel mit Namen denken
(d.h. mit Zeichen, die wir
gewiss auch “Namen” nennen
werden) in welchem ˇdiese Namen nur
in der Anwesenheit des Trägers
gebraucht werden. •⌊⌊; also immer ersetzt werden können durch
das hinweisende Fürwort mit der hinweisenden Gebärde.⌋⌋
Nimm etwa an, wir beobachteten eine Fläche, auf der
sich Farbflecken bewegen (wie auf der
Leinwand im Kino). Es sind seien drei solche
Flecken, die langsam
32. ändernten.
Ich hätte sie durch hinweisende Erklärung “P”,
“Q“, und
In dieser Sprache Hier, kann man sagen, verliert der Der Name ˇverliert seine Bedeutung, wenn der Träger aufhört zu existieren und den Wörtern “P”, “Q“ und
|
|
33. sagen:
“So lange es ein Dieses gibt, so
lange hat das Wort ‘dieses’ auch Bedeutung, ob
dieses nun einfach oder zusammengesetzt ist. –
Aber das macht
|
|
Sokrates (im Theätetus): “Täusche ich mich nämlich nicht, so habe ich von etlichen gehört: für die Urelemente – um mich so auszudrücken – aus denen wir und alles übrige zusammengesetzt sind, gebe es keine Erklärung; denn alles was an und für sich ist, könne man nur mit Namen bezeichnen, eine andere Bestimmung sei nicht möglich, weder die, es sei, noch die, es sei nicht. … Was aber an und für sich ist, müsse man … ohne alle anderen Bestimmungen benennen. Somit xi aber sei es unmöglich, von irgendeinem Urelement erklärungsweise zu reden; denn für dieses gebe es nichts als die blosse Benennung; es habe ja nur seinen Namen. Wie aber da[r|s]aus, was aus diesen Urelementen sich zusammensetz[t|e], selbst ein verflochtenes Gebilde sei, so seien auch seine Benennungen in dieser Verflechtung zur erklärenden Rede geworden; denn deren Wesen sei die Verflechtung von Namen.” 34.
Diese Urelemente waren auch Russells ‘individuals’ und auch meine ‘Gegenstände’ (Log. Phil. Abh.). |
|
Wenn ich jemandem ohne weitere Erklärung sage, “Was ich jetzt vor ˇmir sehe, ist zusammengesetzt”, so wird er mit Recht fragen: “Was meinst Du mit ‘zusammengesetzt’? Das kann ja alles Mögliche heissen!” Die Frage, “Ist, was Du siehst, zusammengesetzt?”, hat wohl Sinn, wenn bereits feststeht, um welche Art der Zusammengesetztheit – d.h., um welchen besonderen Gebrauch dieses Wortes – es sich handeln soll. Wäre also z.B. festgelegt worden, das Gesichtsbild eines Baumes solle “zusammengesetzt” heissen, wenn man nicht nur einen Stamm, sondern auch Aeste sieht, so hätte nun die Frage, “Ist das Gesichtsbild dieses Baumes einfach 35. oder
zusammengesetzt”, und die Frage,
“Welches sind seine einfachen
Bestandteile”, einen klaren Sinn – eine klare
Verwendung.
Und auf die zweite Frage ist die Antwort
natürlich nicht “Die
Aeste” (dies wäre eine Antwort auf
die grammatische Frage: “Was
nennt man hier die ‘einfachen
Bestandteile’?”) sondern etwa eine
Beschreibung der einzeln Aeste. |
|
Das Wort “zusammengesetzt” (und also das Wort “einfach”) wird von uns in einer Unzahl verschiedener, in verschiedenen Weisen miteinander verwandten, Arten benützt. (Ist die Farbe dieses Schachfeldes einfach, oder besteht sie aus reinem Weiss und reinem Gelb? Und ist das Weiss einfach, oder besteht es aus den Farben des Regenbogens? – Ist diese Strecke von 2 cm einfach, oder 36. besteht sie aus zwei Teilstrecken
von je 1
cm?
Aber warum nicht aus einem Stück von 3 cm Länge und einem in negativem
Sinn angesetzten Stück von 1 cm?! |
| 46
Auf die philosophische Frage: “Ist
das Gesichtsbild dieses Baumes zusammengesetzt, und welches sind
seine Bestandteile?” ist die richtige Antwort:
“Das kommt drauf an, was Du unter
‘zusammengesetzt’ verstehst.”
(Und das ist natürlich keine Beantwortung, sondern eine
Zurückweisung, der Frage.) |
|
Hier ist der Satz ein Komplex von Namen, dem ein 37. Komplex von Elementen
entspricht.
Die Urelemente sind die färbigen Quadrate; “aber
sind diese einfach?” –
Ich wüsste nicht, was ich in diesem Sprachspiel
natürlicher das “[e|E]infache” nennen
sollte.
Unter anderen Umständen aber würde ich ein einfärbiges Quadrat
“zusammengesetzt” nennen, etwa aus zwei Rechtecken,
oder aus den Elementen Farbe und Form.
Aber der Begriff der Zusammensetzung könnte auch so gedehnt
werden, dass die kleinere
Fläche,’ zusammengesetzt! genannt
wird aus einer grösseren und einer von ihr
subtrahierten.
Vergleiche ‘Zusammensetzung’ der Kräfte,
‘Teilung’ einer Strecke durch einen Punkt
ausserhalb; diese Ausdrücke zeigen,
dass wir unter Umständen auch geneigt sind, das
Kleinere als Resultat der ‘Zusammensetzung’ von
Grösserem aufzufassen, und das
Grössere als ein Resultat der Teilung des
Kleineren.
Aber ich weiss nicht, ob ich nun sagen soll, die Figur, die unser Satz beschreibt, bestehe aus vier Elementen, oder aus neun! Nun, besteht jener Satz aus vier Buchstaben oder aus neun? – Und welches sind seine Elemente: die Buchstabentypen, oder die Buchstaben? Ist es nicht ganz gleichgültig, welches wir sagen, wenn wir nur im besonderen Fall Missverständnisse vermeiden! |
|
38. Name des Farbquadrates
ist.
Man könnte hier sagen – obwohl dies leicht zu allerlei philosophischem Aberglauben führt – ein Zeichen “r”, oder “s”, etc., könne einmal Wort, und einmal Satz sein. Ob es aber ‘Wort oder Satz ist’, hängt von der Situation ab, in der es ausgesprochen, oder geschrieben wird. Hat Soll z.B. A dem B Komplexe von Farbquadraten zu beschreiben und gebraucht er hier das Wort “r” allein, so werden wir sagen können, das Wort sei hier eine Beschreibung – ein Satz. Memoriert er aber, etwa, die Wörter und ihre Bedeutungen, oder lehrt er einemn [a|A]nderen den Gebrauch der Wörter und spricht sie beim hinweisenden Lehren aus, so werden wir nicht sagen, sie seien hier Sätze. In dieser Situation ist das Wort “r”, z.B. keine Beschreibung, man benennt damit ein Element
|
|
39. Verbindungen zwischen den
Elementen es keinen Sinn vom Sein
zu sprechen; so wie, wenn
alles, nennen, in der
Trennung von Sinn hat, vom Zerstören
eines
Aber man möchte sagen: nicht Sein beilegen, denn könnte man es auch nicht garnichts und von ihm aussagen. – einen analogen Fall[,|!] der die Sache klarer machen wird: Man kann von einem sei 1 m lang, noch 1 m lang, und das ist das haben wir aber diesem natürlich merkwürdige Eigenschaft zugeschrieben, seine eigenartige Rolle im Spiel des Metermass gekennzeichnet. – Denken wir uns, auf ähnliche Weise wie das Urmeter, auch die Muster von Farben in Paris aufbewahrt. So erklären wir: “Sepia” heisse die Farbe des dort unter Luftabschluss aufbewahrtemn Ur-Sepia. Dann wird es keinen Sinn haben, von diesem Muster auszusagen, es habe diese Farbe, noch, zu sagen, es habe sie nicht. Wir können das so ausdrücken: Dieses Muster ist ein Teil der Sprache, mit der wir Farbaussagen machen. Es ist in diesem Spiel nicht Dargestelltes, sondern Mittel der Darstellung. – Und eben das gilt von einem Element im Sprachspiel (
40. spiel gegeben, es ist
nun Mittel der Darstellung.
Und, zu sagen, wäre es nicht, so könnte es
keinen Namen
haben, ”, sagt nun so
viel, und so wenig, wie: gebe es dieses Ding nicht, so könnten wir
es in unserem Spiel nicht verwenden. –
Was es, scheinbar, geben muss,
gehört zur Sprache.
Es spielt in unserem Spiel die Rolle des Paradigmas; dessen,
womit verglichen wird.
Und dies feststellen, kann heissen, eine
wichtige Feststellung machen!
Aber es ist dennoch eine Feststellung unser Sprachspiel –
unsere Darstellungweise – betreffend. |
| 5
In der Beschreibung des Sprachspiels
(
41. net, darin,
dass den Menschen, die die Sprache gebrauchen,
immer ein rotes Quadrat im Geist vorschwebt, wenn sie
das Zeichen “r” gebrauchen?
⌊⌊?⌋⌋ Um Umklarer zu sehen, müssen wir hier, wie in unzähligen ähnlichen Fällen, die [e|E]inzelheiten der Vorgänge ins Auge fassen, was vorgeht aus der Nähe betrachten. Wenn ich dazu n[i|e]ige, anzunehmen, dass eine Maus durch Urzeugung aus grauen Fetzen und Staub entsteht, so wird es gut sein, diese Fetzen genau daraufhin zu untersuchen, wie eine Maus sich in ihnen verstecken konnte, wie sie dort hinkommen konnte, etc.. Bin ich aber überzeugt, dass eine Maus aus diesen Dingen nicht entstehen kann, dann wird diese Untersuchung vielleicht überflüssig sein. Was es aber ist, das sich in der Philosophie einer solchen Betrachtung der Einzelheiten entgegensetzt, müssen wir noch verstehen lernen. – |
| 5[1|8].
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten für unser
Sprachspiel (
42.
Wir können uns aber auch denken, dass eine solche
Tabelle ein Werkzeug im Gebrauch der Sprache ist.
Die Beschreibung eines Komplexes geht dann so vor sich:
[d|D]er den Komplex beschreibt, führt eine Tabelle mit
sich und sucht in ihr jedes Element des Komplexes auf und geht von ihm
in der Tabelle zum Zeichen über (und es kann auch der, dem die
Beschreibung gegeben wird, die Worte derselben durch eine Tabelle in die
Anschauung von färbigen Quadraten
übersetzen.).
Man könnte sagen, diese Tabelle übernehme hier die Rolle, die in
anderen Fällen Gedächtnis und Assoziation spielen.
(Wir werden den Befehl, “Bring mir eine rote
Blume!”, für gewöhnlich nicht so ausführen,
dass wir die Farbe Rot in einer Farbentabelle
nachschlagen und dann eine Blume bringen von der Farbe, die wir in der
Tabelle finden; aber wenn es sich darum handelt, einen bestimmten Ton
von Rot zu wählen, oder zu mischen, dann geschieht es,
dass wir uns eines Musters, oder einer
Tabelle bedienen.)
Nennen wir eine solche Tabelle den Ausdruck einer Regel des Sprachspiels, so kann man sagen, dass dem, was wir Regel eines Sprachspiels nennen, sehr verschiedene Rollen im Spiel zukommen können. |
| 5
Denken wir doch daran, in was für Fällen wir sagen, ein Spiel werde
nach einer bestimmten Regel gespielt!
Die Regel kann ein Behelf eine des Unterrichts im Spiel sein. Sie wird dem Lernenden mitgeteilt und ihre Anwendung eingeübt. – Oder sie ist ein Werkzeug des Spieles selbst. – Oder: Eine Regel findet weder 43. im Unterricht noch im
Spiel selbst Verwendung; noch ist sie in einem Regelverzeichnis
niedergelegt.
Man lernt das Spiel, indem man zusieht, wie Andere es
spielen.
Aber wir sagen, es werde nach den und den Regeln gespielt, weil ein
Beobachter
|
|
Man könnte nun freilich gleich einwenden, dass ja die Beschreibung selbst sich von der Zerstörung ausnehmen müsse. – Aber das, was den Wörtern der Beschreibung entspricht und also nicht zerstört sein darf, wenn sie wahr ist, ist, was den Wörtern ihre Bedeutung gibt, – ohne
44. seinem Namen entspricht.
Er aber ist zerstörbar; und sein Name verliert seine Bedeutung nicht,
wenn der Träger zerstört wird. –
Das, was dem Namen entspricht, und ohne dem er
keine Bedeutung hätte, ist – z.B. – ein
Paradigma, das im Sprachspiel in Verbindung mit dem Namen gebraucht
wird. |
|
Aber was sehen wir denn als das Kriterium dafür an, dass wir uns richtig an sie erinnern? – Wenn wir mit einem Muster statt mit unserm Gedächtnis arbeiten, so sagen wir unter Umständen, das Muster habe seine Farbe verändert und beurteilen dies mit dem Gedächtnis. Aber können wir nicht unter Umständen auch von einem Nachdunkeln – (z.B.) – unseres Erinnerungsbildes reden? Sind wir dem Gedächtnis nicht ebenso ausgeliefert wie einem Muster? (Denn es könnte Einer sagen wollen: “Wenn wir kein Gedächtnis hätten, wären wir einem Muster ausgeliefert.”) [o|O]der etwa einer chemischen Reaktion: Denke, [d|D]u solltest eine bestimmte Farbe malen, ihr Name ist “F”, und es ist die Farbe, welche man sieht, wenn der ˇsich die Stoffe S sich mit dem Stoff und T unter den und den Umständen sind mit einander verbindetn. – Nimm an, die Farbe käme [D|d]ir an einem Tag heller vor als an einem andern, würdest [D|d]u 45. da nicht unter Umständen
sagen: “Ich muss mich irren,
die Farbe ist gewiss die gleiche wie
gestern”?
Das zeigt, dass wir uns dessen, was das Gedächtnis
sagt, nicht immer als des obersten,
inappellablllen, Schiedsspruchs
bedienen. |
|
|
|
46. Satz, der von X
handelt, sondern ein Satz über unsern Sprachgebrauch, nämlich den
Gebrauch des Wortes “X”.
Es erscheint uns, als sagten wir damit etwas über die Natur von Rot: dass die Worte “Rot existiert” keinen Sinn ergeben. Es existiere eben ‘an und für sich’. Die gleiche Idee, – das dies eine meta-physische Aussage über Rot ist, – drückt sich auch darin aus, dass wir etwa sagen, Rot sei zeitlos, und vielleicht noch stärker im Wort “unerzerstörbar“.”. Aber eigentlich wollen wir eben nur “Rot existiert” auffassen, als Aussage: Ddas Wort “Rot” hat Bedeutung. Oder vielleicht richteriger: “Rot existiert nicht”, als “‘Rot’ hat keine Bedeutung”. Nur|wollen wir nicht sagen, dass jener Ausdruck der das sagt das das sagt, sondern dass er das sagen müsste, wenn er einen Sinn hätte. Das er sich aber beim Versuch, das zu sagen, selbst widerspricht – da eben Rot ‘an und für sich’ sei. Während ein Widerspruch nur etwa darin liegt, dass der Satz aussieht, als rede er von derFarbe Farbe, während er etwas über den Gebrauch des Wortes “rot” sagen soll. – In Wirklichkeit aber sagen wir sehr wohl, eine bestimmte Farbe existiere; und das heisst, so viel wie: es existierete etwas, was diese Farbe hat. Und der erste Ausdruck ist nicht weniger exakt als der zweite; besonders dort nicht, wo ‘das, wie die Farbe hat’ kein physikalischer Gegenstand ist. |
|
47. Teil des Sessels, aber
selbst wieder zusammengesetzt aus verschiedenen Hölzern; während ein
Fuss ein einfacher Bestandteil ist.
Wir sehen auch ein Ganze, was sich ändert (zerstört wird) während
seine Bestandteile unverändert bleiben.
Dies sind die Materialien, aus denen wir jenes Bild der Wirklichkeit
anfertigen. |
|
48. Tische,
etc..)
Namen, wie in (1[3|7]); in der anderen
b) erhalten nur die Teile Namen und das Ganze wird mit ihrer
Hilfe beschrieben. –
Inwiefern ist denn ein Befehl des zweiten ˇSpiels eine
analysierte Form eines Befehls des ersten?
Steckt denn jener in diesem und wird nun durch Analyse
herausgeholt? –
Ja, der Besen wird zerlegt, wenn man Stiel und Bürste trennt; aber
besteht darum auch der Befehl, den Besen zu bringen aus entsprechenden
Teilen? |
|
|
| 6
Denke etwa, der, dem die Befehle (a) und (b)
gegeben werden, habe in einer Tabelle,
49. tung dient
|
| 6
Hier stossen wir auf die grosse
Frage, die hinter allen diesen Betrachtungen
steht: ˇ. – – Denn
man könnte mir nun einwenden: “Duch machst
Ddir's leicht!
Du redest von allen möglichen Sprachspielen, hast aber nirgends
gesagt, was denn das Wesentliche des Sprachspiels, und der
d.h. der Sprache, ist.
50.
Was allen diesen Vorgängen gemeinsam ist und sie zur Sprache, oder zu
Teilen der Sprache macht.
Du schenkst Ddir also gerade den Teil
der|Untersuchung, der
Ddir selbst seinerzeit das meiste
Kopfzerbrechen gemacht hat, nämlich den, die allgemeine
Form des Satzes und der Sprache betreffend.”
Und das ist wahr. – Statt etwas anzugeben, was allem, was wir Sprache nennen, gemeinsam ist, sage ich, es ist diesen Erscˇheinungen gar nicht Eines gemeinsam, weswegen wir für alle das gleiche Wort verwenden, – sondern sie sind miteinander in vielen verschiedenen Weisen verwandt. Und dieser Verwandtschaft, oder diesenr Verwandtschaften, , wegen nennen wir sie alle “Sprachen”. Ich will versuchen, dies zu erklären. |
|
51. Zug
verschˇwunden.
Schau, welche Rolle Geschick- und
Glück|spielen.
Und wie verschieden ist Geschick im Schachspiel und Geschick im
Tennisspiel.
Denk nun an die Reigenspiele: Hier ist das Element der
Unterhaltung, aber wie viele der anderen Charakterzüge sind
verschwunden!
Und so können wir durch die vielen, vielen anderen Gruppen von Spielen
gehen.
Aehnlichkeiten auftauchen und verschwinden
sehen.
Und das Ergebnis dieser Betrachtung lautet nun: Wir sehen ein kompliziertes Netz von Aehnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen. Aehnlichkeiten im Grossen und Kleinen. |
|
Und ebenso bilden z.B. die Zahlenarten eine Familie. Warum benennen wir etwas “Zahl”? Nun etwa, weil es eine – direkte – Verwandtschaft mit manchem hat, was man bisher Zahl genannt hat; und dadurch, kann man sagen, erhält es eine indirekte Verwandtschaft zu anderem, was wir auch so nennen. Und wir dehnen unseren Begriff der Zahl aus, wie wir beim Spinnen eines Fadens Faser an Faser drehen. Und die Stärke des Fadens liegt nicht darin, dass eine Faser durch seine ganze Länge läuft, sondern darin, dass viele Fasern sich übergreifen. Wenn aber Einer sagen wollte: “Also ist allen diesen Gebilden etwas gemeinsam
52. |
|
“Aber dann ist ja die Anwendung des Wortes nicht geregelt, das ‘Spiel’, welches wir mit ihm spielen ist nicht gereg geregelt.” – Es ist nicht überall von Regeln begrenzt; aber es gibt ja auch keine Regel dafür, wie hoch man z.B. in Tennis den Ball werfen darf, oder wie stark, aber Tennis ist doch ein Spiel, und es hat auch Regeln. |
|
53. Begriff erst brauchbar?
Durchausn nicht! es sei denn, für den besondern
Zweck.
So wenig, wie der das Längenmass ‘1
Schritt’ brauchbar machte, der die Definition gab, “1
Schritt = 75 cm”.
Und wenn Du sagen willsrst: “aber vorher
war es doch kein exaktes Längenmass”, so
antworte ich: gut, dann war es ein
unexaktes. –
Obgleich Du mir noch die Definition der Exaktheit
schuldig bist. – |
|
Sokrates (im Charmides? ): “Du weisst es und kannst hellenisch reden, also musst Du es doch sagen können.” – Nein. ‘Es wissen’ heisst hier eben nicht, es sagen können. Nicht das ist hier unser Kriterium des Wissens. Eine Erklärung dessen, was ich meine, wäre etwa eine gemaltes Bild Zeichnung und die Worte: “Sso, ungefähr, hat der Boden ausgesehen”. Ich sage aber vielleicht auch: “Ggenau so hat es ausgesehen”. – Also waren genau diese Gräser und Blätter, in diesen Lagen, dort? Nein, das heisst es nicht. Und kein Bild würde ich, in diesem Sinne, als das genaue anerkennen. |
|
Frege vergleicht den Begriff mit einem Bezirk und sagt: einen unklar begrenzten Bezirk könne man überhaupt keinen Bezirk 54. nennen.
Das heisst wohl, wir können mit ihm nichts
anfangen.
Aber ist es sinnlos zu sagen: “Halte Dich ungefähr
hier auf!”
Denke
Ddir ich stünde mit einem [a|A]ndern auf
einem Platz und sagte dies.
Dabei werde ich nicht einmal irgend eine Grenze ziehen,
sondern etwa mit der Hand eine zeigende Bewegung machen –
Gganz als
zeigte ich ˇihm einen bestimmten Punkt.
Und gerade so erklärt man etwa, was ein Spiel ist.
Mnan gibt Beispiele, und will,
dass sie in einem
gewissemn Sinnˇe verstanden werden. –
Aber mit diesem Ausdruck meine ich nicht: er solle
nun in diesen Beispielen das Gemeinsame
sehen, welches ich – aus irgend einem Grunde – nicht
aussprechen konnte, .
[s|S]ondern: – er solle diese
Beispiele nun in bestimmter Weise verwenden.
Das Exemplifizieren ist hier nicht ein indirektes
Mittel der Erklärung, – in Ermanglung eines Bessern.
–
Denn, missverstanden kann auch jede allgemeine
Erklärung werden.
So spielen wir eben das Spiel.
(Ich meine das Sprachspiel mit dem Worte
“Spiel”.) |
|
Verg[e|l]eiche damit: Ich zeige ihm
Und vergleiche damit: – Ich zeige ihm Muster verschiedener Schattierungen von Blau und sage: “Die Farbe, die allemn gemeinsam ist, nenne ich ‘Blau’”. 55. |
| 7
Wenn Einer mir die Namen der Farben erklärt, indem er auf Muster zeigt
und sagt:
“Ddiese Farbe heisst
‘Blau’, diese ‘Grün’,
“Aber könnte es nicht solche ‘allgemeine’ Muster geben? Etwa ein Blattschema, oder ein Muster von reinem Grün.” – Gewiss! – Aber, dass dieses Schema als Schema verstanden wird und nicht als die Form eines bestimmten Blattes, und dass ein Täfelchen von reinem Grün als Muster alles dessen verstanden wird, was grünlich ist und nicht als Muster für reines Grün
Frage Dich: Wwelche Gestalt muss das Muster der Farbe Grün haben. Soll es viereckig sein? Oder würde es dann das Muster für grüne Vierecke sein? – Soll es also ‘unregelmässig’ geformt sein? Und was verhindert uns, es dann nur als Muster der unregelmässigen Form anzusehen – d.h. zu verwenden? |
| 7[1|8].
Hierher gehört auch Gedanke, dass der, welcher
dieses Blatt als Muster der Blattform, im allgemeinen, sieht, es anders
siehxt, als der, welcher es etwa als Muster für
diese bestimmte Form betrachtet.
Nun, das könnte ja so sein – obwohl es 56. nicht so ist –, denn es
würde nur besagen, dass
erfahrungsgemäss der, welcher das Blatt in
bestimmter Weise sieht, es dann so und so, oder den und den
Regeln gemäss, verwendet.
Es gibt natürlich ein so und anders sSehen; und es gibt auch Fälle, in denen der, der ein Muster so sieht, es im allgemeinen in dieser Weise verwenden wird, und wer es anders sieht, in anderer Weise. Wer, z.B., die ˇschematische Zeichnung eines Würfels als ebene Figur sieht, bestehend aus einem Quadrat und zwei Rhomben, der wird den Befehl, “Bringe mir so etwas!”, * vielleicht anders ausführen, als der, welcher das Bild räumlich sieht. |
| 7
Was heisst es: wissen, was ein Spiel
ist?
Was heisst es, es wissen und es nicht sagen
können?
Ist dieses Wissen irgendein Aequivalent einer
nicht ausgesprochenen Definition?
So|dass, wenn sie
ausgesprochen würde, ich sie als den Ausdruck meines Wissens anerkennen
könnte?
Ist nicht mein Wissen, mein Begriff von Spiel, ganz in den Erklärungen
ausgedrückt, die ich geben könnte?
nNämlich darin, dass ich Beispiele
von Spielen verschiedener Art beschreibe; zeige, wie man nach Analogie
dieser auf alle möglichen Arten andere Spiele konstruieren kann; sage,
dass ich das und das wohl kaum mehr ein Spiel nennen
würde; und dergleichen mehr.
|
|
57. die Verschiedenheit.
|
|
Frage Dich in dieser Schwierigkeit immer: “Wie haben wir denn die Bedeutung dieses Wortes – ‘gut’ z.B. – gelernt? An was für Beispielen; in welchen Sprachspielen? Du wirst dann leichter sehen, dass das Wort eine Familie von Bedeutungen haben muss. |
|
wieviele m hoch der Mont Blanc ist wie das Wort “Spiel” gebraucht wird wie eine Klarinette klingt. Wer sich wundert, dass man etwas wissen könne und nicht sagen, denkt vielleicht an einen Fall, wie den ersten. Gewiss nicht an einen, wie den dritten. 58. |
|
Aber wenn ich nun eine Aussage über Moses mache; bin ich immer bereit, irgend eine dieser Beschreibungen für “Moses” zu setzen? Ich werde etwa sagen: [u|U]nter “Moses” verstehe ich den Mann, der getan hat, was die Bibel von “Moses” berichtet, oder doch vieles davon. Aber wievieles? Habe ich mich entschieden, wieviel sich als falsch erweisen muss, damit ich meinen Satz als falsch aufgebe? Hat also der Name “Moses” für mich einen festen und eindeutig bestimmten Gebrauch in allen möglichen Fällen? Ist es nicht so, dass ich sozusagen eine ganze Reihe von Stützen in Bereitschaft habe und bereit bin, mich auf eine zu stützen, wenn mir die andere entzogen werden sollte, und umgekehrt? – Betrachte noch einen anderen Fall. : Wenn ich sage, “N ist gestorben”, so 58 59. kann es mit der
Bedeutung des Namens “N” etwa diese Bewandtnis
haben: Ich glaube, dass ein Mensch gelebt
hat, den ich (1) dort und dort gesehen habe, der (2) so und
so ausgeschaut hat (Bilder), (3) das und das getan hat und
(4) in der bürgerlichen Welt diesen Namen,
“N”, führt.
Gefragt, was ich unter “N” verstehe, würde ich
alles das, oder einiges davon, und bei verschiedenen Gelegenheiten
Verschiedenes, aufzählen.
Meine Definition von “N” wäre also etwa:
“der Mann, von dem alles das stimmt”. –
Aber wenn sich nun etwas davon als falsch erwiese! –
[w|W]erde ich bereit sein den Satz “N
ist gestorben” für falsch zu erklären, – auch wenn nur
etwas mir nebensächlich scheinendes sich als falsch
herausstellt?
Wo aber ist die Grenze des Nebensächlichen? –
Hätte ich ˇin so einem Fall eine Erklärung des
Namens gegeben, so wäre ich nun bereit, sie abzuändern.
Und das kann man so ausdrücken, ich gebrauhche den Namen “N” ohne feste Bedeutung. (Aber das tut seinem Gebrauch so wenig Eintrag, wie dem eines Tisches, dass er auf vier Beinen ruht, statt auf dreien, und daher unter Umständen wackelt.) Soll man sagen, ich gebrauche ein Wort, dessen Bedeutung ich nicht kenne, rede also Unsinn? – Sage, was Ddu willst, so lange Ddich das nicht verhindert, zu sehen, wie es sich verhält. (Und wenn Ddu das siehst, wirst Ddu manches nicht sagen.) |
|
60. so etwas noch
“Sessel” nennen darf?
Aber gehen Ssie uns beim Gebrauch des Wortes
“Sessel” ab; und sollen wir sagen,
dass wir mit diesem Wort eigentlich keine Bedeutung
verbinden, da wir nicht für alle Möglichkeiten seiner Anwendung mit
Regeln versehen sind? |
|
All das kann aber erst dann im rechten Licht erscheinen, wenn wir über die Ideen des Verstehens, und Meinens und Denkens Klarheit gewonnen haben. Denn dann wird auch klar werden, was dazu verleiten kann, – und mich verleitet hat (Log.Phil.Abh.), – zu denken, dass, wer einen Satz ausspricht und meint, oder versteht, damit einen Kalkül betreibt, nach bestimmten Regeln. 61. |
|
|
| 8
Steckt uns da nicht die Analogie der Sprache mit dem Spiel ein Licht
auf?
Wir können uns doch sehr wohl denken, dass sich
Menschˇen auf einer Wiese damit unterhielten, mit einem Ball
zu spielen, so zwar, dass sie verschiedene bestehende
(geregelte) Spiele anfingen, manche nicht zu Ende
spielten, dazwischen den Ball planlos in die Höhe würfen,
einander im Scherz mit dem Ball nachjagen und bewerfen,
etc..–
Und nun sagte Einer: Die ganze Zeit hindurch spielen die
Leute ein Ballspiel, und richten sich daher bei jedem Wurf
nach bestimmten Regeln.
Und gibt es nicht auch den Fall, wo wir spielen und ‘make up the rules as we go along’? Ja auch den, in welchem wir sie abändern – as we go along. |
| 8[1|8].
Ich sagte in (65 72)
von der Anwendung des Wortes “Spiel”, sie sei nicht
‘überall von Regeln begrenzt’ : aber wie schaut
denn ein Spiel aus, das überall von Regeln begrenzt ist?
Dessen Regeln keinen Zweifel eindringen lassen; ihm alle Löcher
verstopfen
62. behebt, – und so
fort?
Aber das sagt nicht, dass wir zweifeln, weil wir uns einen Zweifel denken können. Ich kann mir sehr wohl denken, dass jemand jedesmal vor dem Oeffnen seiner Haustüre zweifelt, ob sich hinter ihr nicht ein Abgrund aufgetan hat; und dass er sich darüber vergewissert, eh' er durch die Tür tritt (und es kann sich einmal erweisen, dass er recht hatte): aber deswegen zweifle ich im gleichen Falle doch nicht. |
|
|
|
63. dieser Abrichtung
besteht etwa darin, dass der Schüler lernt, in der
Tabelle mit dem Finger horizontal von links nach rechts zu fahren, also
lernt, sozusagen, eine Reihe horizontaler Striche zu
ziehen.
Denk Dir, es würden nun verschiedene Arten eingeführt, eine Tabelle zu lesen; nämlich einmal, wie oben, nach dem Schema: ein andermal nach diesem Schema: oder diesem: etc.. einem andern. So ein Schema wird der Tabelle beigefügt als Regel, wie sie zu gebrauchen sei. Können wir uns nun nicht weitere Regeln zur Erklärung dieser vorstellen? Und war anderseits jene erste Tabelle unvollständig ohne das Schema
|
|
64. wir bei Wörtern wie
“rot”, ”dunkel”,
“süss”, angelangt wären. –
“Aber wie hilft mir dann eine Erklärung zum Verständnis, wenn
sie doch nicht die letzte ist?
Die Erklärung ist dann ja nie beendet; ich verstehe also noch immer
nicht, und nie, was er meint!”
Als hinge eine Erklärung, gleichsam, in der Luft, wenn nicht eine
andere sie stützte.
Während eine Erklärung zwar auf einer andern, die man gegeben hat,
ruhen kann, aber keine einer anderen bedarf, – es sei denn,
dass wir sie benötigen, um ein
Missverständnis zu vermeiden.
Man könnte sagen: eine Erklärung dient dazu, ein
Missverständnis zu beseitigen, oder zu
verhüten, – – also eines, was ohne die Erklärung eintreten
würde; aber nicht: jedes, welches ich mir vorstellen kann.
Es kann leicht so scheinen, als zeigte jeder Zweifel nur eine vorhandene Lücke im Fundament; so dass ein sicheres Verständnis nur dann möglich ist, wenn wir zuerst an allem zw[ie|ei]feln, woran gezweifelt werden kann, und dann ˇalle diese Zweifel beheben. |
|
Wenn ich Einem sage, wie in (68), : “Halte Dich ungefähr hier auf!” – Kkann denn diese Erklärung nicht vollkommen funktionieren? (Und kann jede andere nicht auch versagen?) “Aber ist die Erklärung nicht doch unexakt?” – Doch; warum soll man sie nicht “unexakt” nennen? Verstehen wir aber nur, was “unexakt” bedeutet! Denn erstens es bedeutet es ˇdann nicht “unbrauchbar”, sonst müsste es heissen: “unexakt für diesen Zweck”; zweitens . Und – überlegen wir uns, was wir, im Gegensatz zu dieser, unexakten Erklärung eine “exakte ˇErklärung” nennen! Etwa die,
65.
hat; .
eExakter wäre es also eine Farbgrenze.
Aber hat denn diese Exaktheit hier noch eine Funktion; läuft sie nicht
leer?
Und wir haben ja auch noch nicht bestimmt, was als
[Ue|Ü]berschreiten dieser scharfen Grenze gelten soll; wie,
mit welchen Instrumenten,
Wir verstehen, was es heisst: eine Taschenuhr auf die genaue Stunde stellen, oder – sie richten, dass sie genau geht. Wie aber, wenn man fragte: ist diese Genauigkeit eine ideale Genauigkeit, oder wie weit nähert sie sich ihr? – Wir können freilich von Zeitmessungen reden, bei welchen es eine andere, und wie wir sagen würden, grössere Genauigkeit gibt, als bei der Zeitmessung mit der Taschenuhr. Wo die Worte “die Uhr auf die genaue Stunde stellen”, eine andere, wenn auch verwandte, Bedeutung haben, und die Uhr ablesen ein anderer
“Unexakt”, das ist soll eigentlich ein Tadel ˇsein, und “exakt” ein Lob. Und das heisst doch: das Unexakte erreicht das Ziel nicht so vollkommen, wie das Exaktere. Da kommt es also auf das an, was wir “das Ziel” nennen. Ist es unexakt, wenn wir dem Tischler ich jemandem die Breite des eines Tisches nicht auf 1000stel 0,001 mm angeben? [u|U]nd den Abstand der Sonne von uns nicht auf 1 m? Denk also an die dehnbare Verwendungsweise der Wörter “genau”, “ungenau”. – Ein Ideal der Genauigkeit ist nicht vorgesehen wir wissen nicht, was wir uns darunter vorstellen sollen – es sei denn, Ddu selbst setzt fest, was so genannt werden soll. Aber es wird Ddir schwer werden, so eine Festsetzung zu treffen; eine, die Ddich befriedigt. 66. |
|
Denn es schien, dass ihr eine besondere Tiefe – allgemeine Bedeutung – zukomme. Sie liege, so schien es, am Grunde aller Wissenschaften. – Denn die logische Betrachtung erforscht das Wesen aller Bindungen Dinge. Sie will den Dingen auf den Grund sehen, und soll sich nicht um das [s|S]o oder [s|S]o des tatsächlichen Geschehens kümmern. ‒ ‒ Sie entspringt nicht einem Interesse für Tatsachen des Naturgeschehens, noch dem Bedürfnisse, kausale Zusammenhänge zu erfassen. Sondern einem Streben, das Fundament, oder Wesen, alles Erfahrungsmässigen zu verstehen. Nicht aber, als sollten wir dazu neue Tatsachen aufspüren: es ist vielmehr für unsere Untersuchung wesentlich, dass wir nichts Neues mit ihr lernen wollen. Wir wollen etwas verstehen, was schon offen vor unsern Augen liegt. Denn das scheinen wir, in irgendeinem Sinne, nicht zu verstehen. Augustinus (Conf. XI/14): “quid est ergo tempus? si nemo ex me quaerat scio; si quaerenti explicare velim, nescio.” – Dies könnte man nicht von einer Frage der Naturwissenschaft sagen (z.B.: wie gross ist das spezifische Gewicht des Wasserstoffs). Das, was man weiss, wenn uns niemand fragt, aber nicht mehr weiss, wenn wir es erklären sollen, ist etwas, worauf man sich besinnen muss. (Und offenbar etwas worauf man sich aus irgendeinem Grunde schwer 67 besinnt.) |
|
Unsere Betrachtung ist daher eine grammatische. Und diese Betrachtung bringt Licht in unser Problem, indem sie Missverständnisse wegräumt. Missverständnisse nämlich, welche den Gebrauch der Wörter unserer Sprache betreffen und hervorgerufen sind durch Analogien, welche zwischen unseren Ausdrucksformen bestehen. – Und diese Missverständnisse kann man dadurch beseitigen, dass man gewisse Ausdrucksformen durch andere ersetzt; dies kann man ein “Analysieren” unsrer Ausdrucksformen nennen, denn der Vorgang hat ˇmanchmal eine Aehnlichkeit mit dem einer Zerlegung. |
|
68 des Ausdrucks.
D.h.: als seien unsere gebräuchlichen
Ausdrucksformen, wesentlich, noch unanalysiert; als sei in ihnen etwas
verborgen, was ans Licht zu befördern ist.
Ist dies geschehen, so sei der Ausdruck damit vollkommen geklärt
und unsere Aufgabe
gelöst.
Man kann das auch so sagen: Wir beseitigen Missverständnisse, indem wir unsern Ausdruck exakter machen: [A|a]ber es kann nun so scheinen, als ob wir einem bes bestimmten Zustand, der vollkommenen Exaktheit, zustreben; und als wäre das das eigentliche Ziel unsrer Untersuchung. |
| 96
Dies drückt sich aus in der Frage nach dem Wesen der
Sprache, des Satzes, des Denkens. –
Denn wenn wir auch in unsern Untersuchungen das Wesen der Sprache
– ihre Funktion, ihren Bau – zu verstehen trachten, so ist es
doch nicht das, was diese Frage im Auge hat.
Denn sie sieht in dem Wesen nicht etwas, was schon offen
zutage liegt, und was durch Ordnen übersichtlich
wird.
Sondern etwas, was unter der Oberfläche liegt.
Etwas, was im Innern liegt, was wir sehen, wenn wir die Sache
durchschauen und was eine Analyse hervorgraben soll.
‘Das Wesen ist uns verborgen’: das ist die Form, die unser Problem nun annimmt. Wir fragen: “Was ist die Sprache?”; “Was ist der Satz?”. Und die Antwort auf diese Fragen ist ein für allemal zu geben; und unabhängig von jeder künftigen Erfahrung. |
|
69 Andre:
“Ein Satz – das ist etwas sehr
merkwürdiges!” ‒ ‒
Und dieser kann nicht: einfach nachschauen, wie Sätze
funktionieren, – weil die Formen unserer Ausdrucksweise, die
Sätze und das Denken betreffend, ihm im Wege stehen.
Warum sagen wir, der Satz sei etwas Merkwürdiges? Einerseits wegen der ungeheuren Bedeutung, die ihm zukommt. (Und das ist richtig.) Anderseits verführt uns diese Bedeutung und Missverständnisse der Sprachlogik dazu, dass wir meinen, der Satz müsse etwas Ausserordentliches, ja Einzigartiges, leisten. – Durch ein Missverständnis erscheint es uns, als tue der Satz etwas Seltsames. |
| 98
‘Der Satz, ein merkwürdiges Ding!’:
darin liegt schon die Sublimierung der ganzen Darstellung. –
Die Tendenz, ein reines Mittelwesen anzunehmen zwischen dem
Satzzeichen und den Tatsachen.
Oder auch das Satzzeichen selber reinigen, sublimieren, zu
wollen. –
Denn, dass es mit gewöhnlichen Dingen zugeht, das
zu sehen, verhindern uns auf mannigfache Weise unsere
Ausdrucksformen, indem sie uns auf die Jagd nach Chimären
schicken. |
| 99
Oder: “Denken muss etwas
Einzigartiges sein.”
Wenn wir sagen, meinen, dass es sich so
und so verhält, so halten wir mit dem, was wir meinen, nicht irgendwo
vor der Tatsache; sondern meinen, dass das und
das so und so ist. –
Man kann aber dieses Paradox (welches ja die Form einer
Selbstverständlichkeit hat) auch so ausdrücken: Man kann
denken, was nicht der Fall ist. 70 |
| 100
Der besondern Täuschung, die hier gemeint ist,
schliessen sich, von verschiedenen Seiten, andere
an.
Das Denken, die Sprache, erscheint uns nun als das einzigartige
Korrelat, Bild, der Welt.
Die Begriffe: Satz, Sprache, Denken, Welt stehen in einer
Reihe hintereinander, jeder dem andern äquivalent.
(Wozu aber sind diese Wörter nun zu brauchen?
Es fehlt das Sprachspiel, das mit ihnen zu spielen ist.)
|
|
Wir sind in der Täuschung, das Besondere, Tiefe, das uns Wesentliche unserer Untersuchung liege darin, dass sie das unvergleichliche Wesen der Sprache zu begreifen trachtet. D.i., die Ordnung, die zwischen den Begriffen des Satzes, Wortes, Schliessens, der Wahrheit, der Erfahrung, u.s.w. besteht. Diese Ordnung ist eine Ueber-Ordnung zwischen – sozusagen – Ueber-Begriffen. (Während ja die Worte “Sprache”, “Erfah- 71 rung”, “Welt”,
wenn sie eine Verwendung haben, eine so niedrige haben müssen,
wie die Worte “Tisch”, “Lampe” und
“Tür”.) |
|
|
| 103 | 103
“Der Sinn des Satzes – möchte man sagen – kann
freilich dies oder das offen lassen, aber der Satz
muss doch einen bestimmten Sinn
haben.”
Oder: “Ein ‘unbestimmter
Sinn,’, das wäre
eigentlich gar kein Sinn.”
Das ist, wie wenn man sagt:
“Eeine unscharfe Begrenzung, das ist eigentlich gar keine
Begrenzung”.
Man denkt da etwa so: Wenn ich
sage: “ich habe den Mann fest im Zimmer
eingeschlossen – nur eine Tür ist offen
geblieben”, so habe ich ihn eben gar nicht eingeschlossen; er
ist nur zum Schein eingeschlossen.
Man wäre geneigt, hier zu sagen: “also hast
Ddu damit gar nichts getan”.
Und doch hat er etwas getan.
(Eine Umgrenzung, die ein Loch hat – möchte man sagen –
ist so gut, wie gar keine.
Aber ist das denn wahr?) Betrachte auch diesen Satz: “Die Regeln eines Spiels können wohl eine gewisse Freiheit lassen, aber sie müssen doch ganz bestimmte Regeln sein.” – 72
Das ist, als sagte man: “Du kannst zwar einem
Menschen durch vier Wände eine gewisse Bewegungsfreiheit lassen, aber
die Wände müssen vollkommen starr sein” – und das ist nicht
wahr.
|
| 104
Das Bekenntnis zu einer Ausdrucksform, wenn es ausgesprochen wird in
der Verkleidung als ˇein Satz, der von den
Gegenständen handelt (statt von dem
Zeichen) ˇhandelt,
muss ‘a priori’ sein.
Denn sein Gegenteil wird wirklich undenkbar, insofern ihm eine
Denkform, Ausdrucksform, entspricht, die wir ausgeschlossen
haben. |
| 105
“Es ist doch kein Spiel, wenn es eine Vagheit in
d den Regeln gibt.” –
Aber ist es dann kein Spiel? –
“Ja, vielleicht wirst Ddu es
‘Spiel’ nennen, aber es ist doch jedenfalls kein
vollkommenes Spiel.”
D.h.: es ist doch dann verunreinigt,
und ich interessiere mich für dasˇjenige,
was verunreinigt
73 nur bist Ddu vom Ideal
geblendet und siehst daher nicht deutlich die wirkliche Anwendung des
Wortes “Spiel”. (Es ist ähnlich,
|
|
|
| 107
Das Ideal, in unsern Gedanken, sitzt unverrückbar fest.
Du kannst nicht aus ihm heraustreten.
Du musst immer wieder zurück.
Es gibt gar kein Draussen;
draussen fehlt die Lebensluft. –
Woher dies?
Die Idee sitzt gleichsam als Brille auf unsrer Nase und was wir
ansehen, sehen wir durch sie.
Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, sie abzunehmen. |
| 108 Wie kann ich den Satz jetzt verstehen, wenn die Analyse soll zeigen können, was ich eigentlich verstehe? – ? Hier spielt die Idee des Verstehens als eines sonderbaren geistigen Vorgangs hinein. – Die strengen und klaren Regeln des logischen Satzbaues erscheinen uns als etwas im Hintergrund, – im Medium des Verstehens versteckt. Ich sehe sie schon jetzt (wenn auch durch ein Medium hindurch), da ich ja das Zeichen verstehe, etwas mit ihm meine. Der ideal strenge Bau erscheint mir als etwas Konkretes: – Ich 74 hatte ein Gleichnis gebraucht; aber durch
die grammatische Täuschung, dem Begriffswort entspräche
Eines, das Gemeinsame aller seiner
Gegenstände, erschien es nicht als Gleichnis. |
|
Diese Tendenz nun, den klaren Fall zu verallgemeinern, scheint in der Logik
|
|
⇒Bd X
/ 108, 109
75 ‘das Zeichen’
genannt wird. ‒ ‒
Denn uns verlangt nun nach etwas Reinerem.
Der Sinn (das Wesen) unserer Betrachtung verlangt
hier etwas Reineres, wovon die strengen Regeln handeln.
Die Gesamtheit dieser Regeln bilde die vollständige Grammatik des
Zeichens.
Wir werden nun mit dem unzufrieden was man im gewöhnlichen Leben
Satz, Wort, Zeichen nennt.
Der Satz, das Wort, von gequält dem
die Logik handelt,
|
| 111 • Hier ist es schwer, gleichsam den Kopf oben zu behalten, – zu sehen, dass wir bei den Dingen des alltäglichen Denkens bleiben müssen und nicht auf den Abweg zu geraten, wo es scheint, als müssten wir die letzten Feinheiten beschreiben, die wir doch wieder mit unsern Mitteln gar nicht beschreiben könnten. Es ist, als sollten wir ein zerstörtes Spinnennetz mit unsern Fingern in Ordnung bringen.
⍈•
(Auch in diesen Ueberlegungen kö
rührt das Problematische nicht daher,
dass wir noch nicht auf den Grund der
? Erscheinungen gekommen wären; sondern daher,
dass wir uns in der Grammatik unserer
Ausdrucksweise, die Zeichen, die physikalischen Gegenstände
betreffend, nicht auskennen.)
|
|
76 sondern sie war ja eine
Forderung.)
Der Widerstreit wird unerträglich; die Forderung droht nun zu etwas
Leerem zu werden. –
Wir sind aufs Glatteis geraten, wo die Reibung fehlt, also die
Bedingungen in gewissem Sinne ideal sind, aber wir eben deshalb auch
nicht gehen können.
Wir wollen gehen; dann brauchen wir die
Reibung.
Zurück auf den rauhen Boden! |
| 113
Hier erkennen w[r|i]r nun, dass, was
wir “Satz”, “Sprache”, nennen, nicht
die formelle Einheit ist, die ich mir vorstellte, sondern die
Familie mehr oder weniger miteinander verwandter Gebilde. –
Was aber wird nun aus der Logik?
Ihre Strenge scheint hier aus dem Leim zu gehen. –
Verschwindet sie damit aber nicht ganz? –
Denn wie kann die Logik ihre Strenge verlieren?!
Natürlich nicht dadurch, dass man ihr etwas von
ihrer Strenge abhandelt. –
Das Vorurteil der
Krystallreinheit kann nur so beseitigt werden,
dass wir unsere ganze Betrachtung drehen.
Und dadurch jene Reinheit eine andere Stelle erhält.
(Man könnte sagen: die Betrachtung muss
gedreht werden, aber um unser eigentliches Bedürfnis als
Angelpunkt.) |
|
77 Beschreibung an ihre Stelle
treten.
Und diese Beschreibung empfängt ihr Licht, nicht
d.i. ihren Zweck, von den philosophischen
Problemen.
Diese sind freilich keine empirischen, sondern sie werden durch eine
Einsicht in das Arbeiten unserer Sprache gelöst, und zwar so,
dass dieses erkannt w[e|i]rd:
entgegen einem Trieb, es
misszuverstehen.
Die Probleme werden gelöst, nicht durch Beibringen neuer Erfahrung,
sondern durch Zusammenstellung des längst Bekannten.
Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres
Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.
115
“Die Sprache (oder das Denken) ist etwas Einzigartiges”, das erweist sich als ein Aberglaube (nicht Irrtum!) hervorgerufen selbst durch grammatische Täuschungen. Und auf diese Täuschungen, auf die Probleme, fällt nun das Pathos zurück. |
|
117
Worin liegt etwa z.B. die Tiefe des Witzes: “We called him tortois because he t[o|a]ught us”? Wir werden plötzlich aufmerksam darauf, dass eine solche Abgleitung des Substantivs unmöglich ist. – Warum sollte siech sie aber so unmöglich sein sein? Sie ließe sich ˇauch sehr wohl auch denken. (Denk an tschechische Zunamen, wie Zaplatil = er zahlte).
|
| 118
Das phil.
Problem.
Ein Gleichnis, das in die Formen unserer Sprache aufgenommen ist,
bewirkt einen falschen Schein; der beunruhigt uns:
“Es ist doch nicht so!” –
sagen wir.
“Aber es muss doch so
sein!!” |
| 119
Denk, wie uns das Substantiv “Zeit” ein Medium
vorspiegeln kann; wie es uns in die Irre führen kann,
dass wir einem Phantom
|
| 120
In der Log. Phil.
Abh.
Das ist die Art ˇvon
Oder [m|M]an sagt: “Ich habe doch einen bestimmten Begriff vom Satz! Ein Satz sagt: es ist so und so.” – Oder: “Ich weiss doch, was das Wort ‘Satz’ bedeutet!” ‒ ‒ Ja, ja, könnte man antworten, aber was heisst denn das? ich meine, wie wird denn dieser Satz angewandt, dass Du weisst, was das Wort “Satz” bedeutet? Von wem sagt man denn das, und von wem das Gegenteil? Rufe Dir doch die praktische Verwendung dieser Behauptung ins Gedächtnis! |
| 121
Ob wir über das Wesen des Satzes des Verstehens, des ˇprivaten,
nur mir selbst bewußten, Erlebens nachdenken:
“Es ist doch so– ˇ: ‒ ‒ ‒” sagen wir
uns wieder und wieder ˇvor uns hin.
Es ist uns, als müssten wir das Wesen der
Sache erfassen, wenn wir unsern Blick nur ganz scharf auf
dies Faktum einstellen, es in den Brennpunkt rücken könnten.
Denn es scheint eben |
| 122
Der Ausdruck dieser Täuschung aber ist die metaphysische
Verwendung unsrer Wörter.
Denn [m|M]an prädiziert nun von der Sache, was in der
Darstellungsweise liegt.
Die Möglichkeit des Vergleichs, die uns beeindruckt, nehmen
wir für die Wahrnehmung einer höchst allgemeinen Sachlage. |
| 123
Ein Bild hielt uns gefangen.
Und heraus konnten wir nicht, denn es lag in unsrer Sprache, und sie
schien es uns nur unerbittlich zu wiederholen.
Um dem Bann der |
| 124
Wenn die Philosophen ein Wort gebrauchen
– (“Wissen”,
“Sein”, “Gegenstand”,
“Ich”, “Satz”
“Name”
etz.) – und das
Wesen des Dings zu erfassen trachten,
muss man sich immer fragen: wird denn dieses
Wort in der Sprache, in der es seine Heimat hat, je tatsächlich so
gebraucht? – |
| ⌊⌊ 125
Man sagt mir: “Du versteht doch diesen Ausdruck?
Nun also, in der Bedeutung, die du kennst, gebrauche auch ich
ihn.”
Als wäre die Bedeutung eine Aura, die das Wort mitbringt & in
jederlei Verwendung
Wenn Einer z.B. sagt, der Satz “Dies ist hier” – (wobei er ˇvor sich hin auf einen Gegenstand ˇvor sich zeigt – habe für ihn Sinn, so möge er sich fragen, unter welchen besondern Umständen man diesen Satz ˇwirklich verwendet. In diesen hat er dann Sinn. ⌋⌋ |
|
|
| ⌊⌊ 125
Man sagt mir: “Du versteht doch diesen Ausdruck?
Nun also, in der Bedeutung, die du kennst, gebrauche auch ich
ihn.”
Als wäre die Bedeutung eine Aura, die das Wort mitbringt & in
jederlei Verwendung
Wenn Einer z.B. sagt, der Satz “Dies ist hier” – (wobei er ˇvor sich hin auf einen Gegenstand ˇvor sich zeigt – habe für ihn Sinn, so möge er sich fragen, unter welchen besondern Umständen man diesen Satz ˇwirklich verwendet. In diesen hat er dann Sinn. 90 ⌋⌋ |
| 127
Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit, da sie doch nur alles
Interessante, d.h. alles
Grosse und Wichtige, zu zerstören
scheint?
(Gleichsam alle Bauwerke; indem sie nur Steinbrocken und Schutt
übrig lässt.)
Aber es sind nur Luftgebäude, die wir zerstören, und wir legen den
Grund der Sprache frei, auf dem sie standen. |
| 128
Die Ergebnisse der Philosophie sind die En[d|t]deckung
irgendeines schlichten Unsinns und Beulen, die sich der Verstand beim
Anrennen an
|
|
Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? – Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache abgefasst; mussten in dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen war! Und Deine Skrupel sind Missverständnisse. Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muss ich von Wörtern reden. |
| 130
Wenn die Philosophie vom Gebrauch des Worts
“Philosophie” redet, so könnte man meinen, es
muss also eine Philosophie zweiter Ordnung
geben.
Aber es ist eben nicht so; sondern der Fall entspricht dem der
Rechtschreibelehre, die es auch mit dem Wort
“Rechtschreibelehre” zu tun hat, aber dann
nicht eine ˇRechtschreibelehre zweiter Ordnung
ist.) |
|
|
| 132
Der Begriff der übersichtlichen Darstellung ist für uns von
grundlegender Bedeutung.
Er bezeichnet unsere Darstellungsform, die Art, wie wir die Dinge
sehen.
(Vielleicht eine Art der
◇◇◇ ˇÄhnlich einer
‘Weltanschauung’.)
Spengler,.) |
| ⌊⌊ˇ 133
Ein philosophisches Problem hat die Form:
“[I|i]ch kenne mich nicht aus.”
⌋⌋ |
| 101 134
Die Philosophie darf den tatsächlichen Gebrauch der Sprache in keiner
Weise antasten, sie kann ihn am Ende also nur beschreiben.
Denn sie kann ihn auch nicht begründen. Sie lässt alles wie es ist. Sie lässt auch die Mathematik wie sie ist und keine mathematische Entdeckung kann sie weiter bringen. Ein “führendes Problem der mathematischen Logik” (Ramsey ˇz.B.) ist ˇfür uns ein Problem der Mathematik, wie jedes andere. |
| 102 135
Ein Gleichnis gehört zu unserem Gebäude; aber wir können auch aus ihm
keine Folgen ziehen; es führt uns nicht über sich selbst hinaus, sondern
muss als Gleichnis stehen bleiben. –
Wir können keine Folgerungen daraus ziehen.
So, wenn wir den Satz mit einem Bild vergleichen (wobei ja, was wir
unter “Bild” verstehen, schon früher in uns festliegen
muss), oder die Anwendung der Sätze, das
Operieren mit Sätzen, mit der Anwendung eines Kalküls,
z.B. des Multiplizierens. |
| 136
Die Philosophie stellt eben alles bloss hin, und
erklärt und folgert nichts. –
Da alles offen daliegt, ist auch nichts zu erklären.
Denn, was etwa verborgen ist, interessiert uns nicht.
82 |
| 1
“Philosophie” könnte man auch das nennen, was
vor allen neuen Entdeckungen und Erfindungen möglich
ist.
Wenn Einer die Lösung des ‘Problems des Lebens’ gefunden zu haben glaubt und sich sagen wollte, jetzt sei alles ganz leicht, so brauchte er sich zu seiner Widerlegung nur erinnern, dass es eine Zeit gegeben hat, wo die Lösung nicht gefunden war; aber auch zu der Zeit musste man leben können, und im Hinblick auf sie erscheint die gefundene Lösung als ein Zufall. Und so geht es in der Logik. Wenn es eine ‘Lösung’ – wie eines mathematischen Problems – der logischen, d.i. philosophischen Probleme gäbe, so müssten wir uns nur vorhalten, dass sie ja einmal nicht gelöst waren (und auch da musste man leben und denken können). |
| 104 137
Die Arbeit des Philosophen ist ein Zusammentragen von Erinnerungen
zu einem bestimmten Zweck.
(Die Anlage zur Philosophie beruht auf der Fähigkeit, von einer Tatsache der Grammatik einen starken und nachhaltigen Eindruck zu empfangen.) Das Lernen der Philosophie ist wirklich ein Rückerinnern. Wir erinnern uns, dass wir die Worte wirklich auf diese Weise gebraucht haben. Wollte man Th Thesen in der Philosophie aufstellen, es könnte nie über sie zur Diskussion kommen, weil Alle mit ihnen einverstanden wären. 83 |
| 1
[gehört nicht hierher]
Die philosophisch wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit verborgen. (Man kann es nicht bemerken, weil man es immer offen vor Augen hat.) Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar nicht auf. Es sei denn, dass ihm dies einmal aufgefallen ist. – Und das heisst, das Auffallendste (Stärkste) : was einmal gesehen, das Auffallendste scheint, wird, ist, fällt ihm nicht auf. |
|
1
WDer [p|P]hilosopˇiert trachtet das erlösende Wort zu finden, das ist das Wort, das uns endlich erlaubt, das zu fassen, was bis dahin, ungreifbar, unser Bewusstsein belastet hat. (Es ist, wie wenn uns ein Haar auf der Zunge liegt; man spürt es, aber kann es nicht fassen und darum nicht los werden.) Eine unsrer wichtigsten Aufgaben ist es, alle falschen Gedankengänge so charakteristisch auszudrücken, dass der Andre sagt: “Ja, genau so hab ich es gemeint”. Die Physiognomie jedes Irrtums nachzuzeichnen. Wir können auch nicht den Andern eines Fehlers überführen, es sei denn, dass er diesen Ausdruck als den eigentlichen Ausdruck seines Gefühls anerkennt. – Nämlich nur, wenn er ihn als solchen anerkennt, ist er der richtige Ausdruck. (Psychoanalyse.) Was der Andre anerkennt, ist die Analogie, die ich ihm darbiete, als Quelle seines Gedankens. 140 stellen. – So kann [d|D]er Bann, in dem uns eine
Analogie hält, ˇkann gebrochen werden, wenn man ihr eine andere
an die Seite stellt, die wir als gleichberechtigt anerkennen. – Wir sind ˇz.B. geneigt, den Satz der
Identität als Grundgesetz des Seins fallen zu lassen, wenn uns ein
System des Ausdrucks gezeigt wird, das diesen Satz mit andern,
die uns auf ähnliche Weise beunruhigen, systematisch aus unsrer
Notation ausschliesst. und– Und wir |
| 1
Wir So wir ˇuns auch vom
Bann des ˇZwang eines logischen Ideals, indem wir es als Bild anerkennen und seinen
Ursprung angeben. –
Wie bist Ddu zu diesem Ideal
gekommen; aus welchem Material hast
Ddu es geformt?
Welche
|
| 128 142
Es ist ˇz.B. von der grössten Bedeutung, dass wir uns ˇz.B. zu einem Kalkül der Logik immer ein Beispiel denken, worauf er wirklich anzuwenden ist; und nicht Beispiele geben und sagen: dies seien nicht die idealen, für die der Kalkül wirklich gelte, diese hätten wir noch nicht. Das ist das Zeichen ein System ˇzeigt einee falschen Auffassung. Kann ich den Kalkül überhaupt verwenden, dann ist das auch die ideale Verwendung, die Verwendung, um die es geht. – Man will nämlich nicht das reale Beispiel als die ideale Verwendung anerkennen, da man in ihm allerlei Verhältnisse sieht, eine Mannigfaltigkeit, die der Kalkül nicht berührt (die er gleichsam übersieht). Aber es ist der wahre Gegenstand, das Material, des Kalküls und er davon hergenommen. Und dies ist kein Fehler, keine Unvollkommenheit des Kalküls. Der Fehler lag darin, seine Anwendung in nebelhafter Ferne zu versprechen. |
| 189 ⌊143⌋
Man könnte sich denken, dass jemand sagt:
“Wenn Einer eine Menge Rutenbündel zählt, – das
eigentliche Bündel können ja nicht die Stäbe sein.
Denn die Stäbe können abbrechen und herausfallen, – und doch
bleibt das Bündel das Bündel.
Die Stäbe: das ist etwas Unreinliches, und ich könnte
dieses Unklare nicht mit meinen reinen, klaren Zahlen 1, 2,
3, … zählen.”
(Aber einmal müsstest Du den 85 Schritt doch machen,
vom [r|R]einen, Klaren – zum
Unreinlichen.
Das Reine, Klare aber ist das Spiel der
Zeichen.) 1 144
Nur so nämlich können wir der Ungerechtigkeit, oder Leere unserer Behauptungen entgehen, indem wir das Vorbild als das, was es ist, als Vergleichsobjekt – sozusagen als Masstab – hinstellen; und nicht als das Vorurteil, dem die Wirklichkeit entsprechend müsse. (Ich denke an [d|D]ie Betrachtungsweise Spenglers[.|;] ) Hierin nämlich liegt liegt der Dogmatismus, in den unsre man beim Philosophieˇren vielsoleicht verf[a|ä]llten. kann.) |
| 115 145
Auch sind unsere exakten klaren &
einfachen Sprachspiele nicht Vorstudien zu einer künftigen
Reglementierung unserer tatsächlichen Sprache, gleichsam erste
Annäherungen, ohne Berücksichtigung der Reibung und des
Luftwiderstands.
Diese Auffassung führt zu Ungerechtigkeiten (Nicod und Russell.)
Vielmehr stehen die Sprachspiele da als
Vergleichsobjekte, die durch
Aehnlichkeit und Unähnlichkeit ein Licht in
die Verhältnisse unsrer Sprache werfen sollen. |
| 146
Wir woll[wir|en] in unserm Wissen vom Gebrauch der
Sprache eine Ordnung herstellen, die dies möglich
macht..
D.i. ; eine
Ordnung zu einem bestimmten Zweck; eine von vielen möglichen
Ordnungen.
(
So eine Reform für bestimmte praktische Zwecke, die Verbesserung unserer Therminologie zur Vermeidung von Missverständnissen im praktischen Gebrauch, ist wohl möglich. Aber das sind nicht die Fälle, mit denen wir es zu tun haben. Die
|
|
Denn die Klarheit, die wir anstreben, ist allerdings eine vollkommene. Aber das heisst nur, dass die philosophischen Probleme vollkommen verschwinden sollen. |
|
94 |
|
95 keit überein (oder nicht überein) wäre
offenbarer Unsinn.
Und er illustriert also dies, dass
ein Merkmal unseres Satzbegriffes der
Satzklang ist – wie wir es nennen könnten.
Es wäre mir, z.B., nicht eingefallen, statt jenes Satzschemas die Form “es so” zu setzen, und doch könnte in einer Sprache, die (wie z.B. die russische) keine Kopula verwendet, dies sehr wohl als Satzvariable gebraucht werden. |
|
|
|
Nun ist aber ‘p’ ist wahr = p ‘p’ ist falsch = nicht-p 96
Und zu sagen, ein Satz sei alles, was wahr oder falsch sein könne,
kommt darau[s|f] hinaus: eEinen
Satz nennen wir das, worauf wir in unserer Sprache den
Kalkül der Wahrheitsfunktionen anwenden. 150
Denn hier ist es nun leicht, in einen Irrtum zu verfallen: . Es scheint nämlich, als bestimmte die Erklärung – Satz sei dasjenige, was wahr, oder falsch sein könne – was ein Satz ist, indem sie sage: Was zum Begriff ‘wahr’ passt, oder, worauf der Begriff ‘wahr’ passt, das ist ein Satz. Es ist also so, als hätten wir einen Begriff von wahr und falsch, mit dessen Hilfe wir nun bestimmen können, was ein Satz ist und was keiner. Was in den Begriff der Wahrheit eingreift[,| (]wie ein Zahnrad[,|)] das ist ein Satz. Aber das ist ein irreführendes Bild. – Es ist, als sagte man: “Schachkönig ist die Figur, der man Schach ansagen kann”. Aber das kann doch nur heissen, dass wir in unserm gebräuchlichen Schachspiel nur dem König Schach geben. So wie der Satz, dass nur ein Satz wahr sein könne, nur sagen kann, dass wir “wahr” und “falsch” nur von dem prädizieren, was wir einen Satz nennen. Und was ein Satz ist, ist in einem Sinne bestimmt durch die Regeln des Satzbaus (der deutschen Sprache z.B.), in einem andern Sinne durch den Gebrauch des Zeichens im Sprachspiel. Und der Gebrauch der Wörter “wahr” und “falsch” kann auch ein Bestandteil dieses Spiels sein; und dann gehört er für uns zum Satz, aber 97 er
‘passt’ nicht zu
ihm.
Wie wir auch sagen können, dass Schachgeben
gehöre zu unserm Begriff vom Schachkönig (gleichsam als
ein Bestandteil desselben).
Zu sagen, das Schachgeben passe nicht auf unsern Begriff
von den Bauern würde heisse[,|n],
dass ein Spiel, in welchem den Bauern Schach gegeben
wird, in welchem etwa der verliert, der seine Bauern verliert,
dass ein solches Spiel uninteressant wäre, oder zu
kompliziert, oder dergleichen. |
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98 |
|
|
|
122 154 154
Wenn mir jemand z.B. das Wort
“Würfel” sagt, so weiss ich, was
es bedeutet.
Aber kann mir denn die ganze Verwendung des Wortes
vorschweben, wenn ich es so verstehe?
Ja, wird aber anderseits die Bedeutung des Worts nicht auch durch diese Verwendung bestimmt? Und können sich diese Bestimmungen nun widersprechen? Kann, was wir so mit einem Schlage erfassen, mit einer Verwendung übereinstimmen, zu ihr passen, oder nicht zu ihr passen? Und wie kann das, was uns in einem Augenblicke gegenwärtig ist, was uns in einem Augenblicke vorschwebt, zu einer Verwendung passen?! Was ist es denn eigentlich, was uns vorschwebt, wenn wir ein Wort verstehen? ‒ ‒ Ist es nicht etwas, wie ein Bild? Kann es nicht ein 99 Bild sein?
Nun nimm an, beim Hören des Wortes “Würfel” schwebt Dir ein
Das Bild des Würfels legte uns allerdings eine gewisse Verwendung nahe, aber ich konnte es auch anders verwenden. |
|
100 |
|
Was tat denn mein Argument?
Es machte
Ddich drauf
aufmerksam (erinnerte
Ddich
daran), dass
Ddu unter
Umständen bereit wärest, auch einen andern Vorgang “Anwendung
des Würfelbildes” zu nennen, als nur den, an welchen
Ddu
ursprünglich gedacht hattest.
Dein Glauben, das Bild zwige zwinge
Ddich zu
einer bestimmten Anwendung bestand also darin, dass
Ddir nur der
eine Fall und kein andrer einfiel.
“Es gibt auch eine andere Lösung”
heisst: es gibt auch etwas Anderes, was ich
bereit bin ‘Lösung’ zu nennen, worauf ich bereit
bin, das und das Bild, die und die Analogie,
anzuwenden, etz.
Und das Wesentliche ist nun, dass wir sehen, dass uns das Gleiche beim Hören des Wortes vorschweben, und seine Anwendung doch eine andere sein kann. Und hat es dann beidemale die gleiche Bedeutung? Ich glaube, das werden wir verneinen. |
| 124 154 6
Aber wie, wenn uns nicht einfach das Bild des Würfels, sondern dazu
auch die Projektionsmethode vorschwebt? ‒ ‒ ‒
Wie soll ich mir das denken? –
Etwa so, indem ich ein Schema der Projektionsart vor mir sehe.
Ein Bild etwa, das zwei Würfel zeigt durch Projektionsstrahlen
miteinander verbunden. –
Aber bringt mich
101 eine Anwendung
vorschweben? –
Doch; nur müssen wir uns über unsre Anwendung dieses
Ausdrucks klarer werden.
Nimm an, ich setze jemandem verschiedene Projektionsmethoden
auseinander, damit er sie dann anwende; und fragen wir uns, in welchem
Falle wir sagen werden, es schwebe ihm die
Projektionsmethode vor, welche ich meine.
Wir erkennen dafür nun offenbar zweierlei Kriterien an: einerseits das Bild (welcher Art immer es sei) welches ihm zu irgendeiner Zeit vorschwebt, anderseits die Anwendung, die er –
155 157
Können nun Bild und Anwendung kollidieren? Nun, sie können insofern kollidieren, als uns das Bild eine andere Anwendung erwarten lässt: – weil die Menschen im allgemeinen von diesem Bild diese Anwendung machen. Ich will sagen: Es gibt hier einen normalen Fall und abnormale Fälle. |
|
⌊⌊
158 Nur in normalen Fällen ist der
Gebrauch der Worte uns klar vorgezeichnet; wir wissen, haben keinen Zweifel,
was wir in diesem oder jenem Fall zu sagen haben. Je abnormaler
der Fall, desto zweifelhafter // unsicherer // wird es, was wir nun hier
sagen sollen. Und verhielten sich die Dinge ganz anders, als sie
sich tatsächlich verhalten: gäbe es z.B. keinen
charakteristischen Ausdruck des Schmerzes, der Furcht, der Freude;
– würde, , was Regel ist, Ausnahme
& ˇwas Ausnahme,
|
| ⌊⌊ 158
Nur in einem normalen Falle, ist der Gebrauch der Worte Wörter ˇuns klar vorgezeichnet;
158
Nur in normalen Fällen ist der Gebrauch der Worte uns klar vorgezeichnet; wir wissen, haben keinen Zweifel, was wir in diesem oder jenem Fall zu sagen haben. Je abnormaler der Fall, desto zweifelhafter // unsicherer // wird es, was wir nun hier sagen sollen. Und verhielten sich die Dinge ganz anders, als sie sich tatsächlich verhalten: gäbe es z.B. keinen charakteristischen Ausdruck des Schmerzes, der Furcht, der Freude; – würde, , was Regel ist, Ausnahme & ˇwas Ausnahme,
|
| 125 157 159
Betrachten wir zur Klärung unsrer Begriffe diese Art von
Sprachspiel: B soll auf den Befehl des A Reihen von
Zeichen niederschreiben nach einem bestimmten Bildungsgesetz.
Die erste dieser Reihen soll die sein der natürlichen Zahlen im Dezimalsystem. – Wie lernt er dieses 102
System verstehen? –
Nun, zunächst werden ihm Zahlenreihen vorgeschrieben und er wird
angehalten, sie nachzuschreiben.
(Stosse
Ddich nicht
daran, dass ich sage
“Zahlenreihen,”, statt “Reihen von
Zahlzeichen”.
Du verstehst mich doch!)
Und schon hier gibt es eine normale und eine abnormale Reaktion des
Lernenden. –
Wir führen ihm etwa zuerst beim Nachschreiben der Reihe 0 bis 9 die
Hand; dann aber wird die Möglichkeit der Verständigung
daran hängen, dass er nun selbständig
weiterschreibt. –
Und hier können wir uns, z.B., denken,
dass er nun zwar selbständig Ziffern kopiert,
aber nicht nach der Reihe, sondern regellos einmal die, einmal
die.
Und dann hört da die Verständigung auf. –
Oder aber er macht ‘Fehler’ in der
Reihenfolge. –
Der Unterschied zwischen diesem und dem ersten Fall ist natürlich einer
der Häufigkeit. –
Oder: aber er macht einen
‘systematischen Fehler’, er schreibt
z.B. immer nur jede zweite Zahl nach; oder er
kopiert die Reihe 0, 1, 2, 3, 4, 5, … so: 1, 0, 3, 2, 5, 4,
…
Hier werden wir beinahe versucht sein, zux sagen, er habe
uns falsch verstanden.
Aber merke: Es gibt keine scharfe Grenze zwischen einem regellosen und einem systematischen Fehler. D.h.: zwischen dem, was Ddu einen “regellosen”, und dem, was Ddu einen “systematischen Fehler” zu nennen geneigt bist. Man kann ihm nun vielleicht den systema- 103 tischen Fehler abgewöhnen (wie
eine Unart).
Oder, man lässt seine Art des Kopierens gelten und
trachtet, ihm die normale Art als eine Abart, Variation, der seinigen
beizubringen. –
Und auch hier kann die Lernfähigkeit unseres Schülers
abbrechen. |
| 126
Nun lass mich diese Betrachtung für einen
Augenblick unterbrechen und fragen: Was meine ich denn,
wenn ich sage: “hier kann die
Lernfähigkeit des Schülers abbrechen”?
Teile ich das aus meiner Erfahrung mit?
Natürlich nicht!
(Auch wenn ich so eine Erfahrung gemacht hätte.)
Und was tue ich denn mit jenem Satz?
Ich möchte doch, dass
Ddu
sagst: “Ja, es ist wahr, das könnte man sich auch
denken, das könn konnte auch
geschehen!”
Aber wollte ich
Ddich
darauf aufmerksam machen, dass
Ddu imstande
bist,
Ddir dies
vorzustellen? ‒ ‒ ‒
Ich wollte dies Bild vor
Ddeine Augen
stellen, und
Ddeine
Anerkennung dieses Bildes besteht darin,
dass Du nun geneigt bist, einen gegebenen Fall
anders zu betrachten: nämlich ihn mit dieser
Bilderreihe zu vergleichen.
Ich habe
Ddeine
Anschauungsweise geändert.
(Ich habe irgendwo gelesen,
dass ˇgewissen indischen
Mathematikern zum Beweis eines Satzes eine geometrische
Figur dient mit den Worten: “Sieh' dies
an!”
Auch dies Ansehen bewirkt eine Aenderung der
Anschauungsweise.)
|
| 127
Der Schüler schreibe nun die Reihe 0 bis 9 zu unsrer
Zufriedenheit. –
Und dies wird nur der Fall sein, wenn ihm dies oft
gelingt, nicht, wenn er es einmal unter hundert Versuchen richtig
macht.
(Aber wie oft ist
‘oft’?)
Ich führe ihn nun weiter in der Reihe
104 und lenke seine Aufmerksamkeit
auf die Wiederkehr der ersten Reihe in den Einern; dann auf
diese Wiederkehr in den Zehnern (was nur heisst,
dass ich gewisse Betonungen anwende, Zeichen
unterstreiche, in der und der Wei[t|s]e untereinander
schreibe, u.dgl. ˇund
dergleichen). –
Und nun setzt er einmal die Reihe selbständig fort,
Aber nehmen wir nun an, er setzt, nach einigen Bemühungen des Lehrers, die Reihe richtig fort, d.h. so, wie
|
| 128
Wenn ich nun aber frage: “Hat er das System
verstanden, wenn er die Reihe hundert Stellen weit
fortsetzt?”
Oder– wenn ich in unserm primitiven Beispiel nicht von
‘verstehen’ reden soll
105 |
| 161
Und an was denkst Du man denn da eigentlich?
Denkst Du man nicht an das Ableiten einer Reihe aus
ihrem algebraischen Ausdruck?
Oder doch an etwas dem Analoges? –
Aber da waren wir ja schon einmal.
Wir können uns ja eben mehr als eine Anwendung eines
algebraischen Ausdrucks denken; und jede Anwendungsart kann
z[a|w]ar wieder algebraisch niedergelegt werden, aber dies
führt uns, selbstverständlich, nicht weiter. –
Die Anwendung bleibt ein Kriterium des Verständnisses.
|
| 129
– “Aber wie kann sie das sein?
Wenn ich sage, ich verstehe das Gesetz einer Reihe, so
sage ich es doch nicht auf Grund der
Erfahrung, dass ich bis jetzt den
algebraischen Ausdruck so und so angewandt habe!
Ich weiss doch von mir selbst jedenfalls,
dass ich die und die Reihe meine, gleichgültig, wie
weit ich sie tat[ä|s]ächlich entwickelt
habe.” –
Du meinst also: Du weisst die Anwendung des Gesetzes der Reihe, auch ganz abgesehen von einer Erinnerung an die tatsächlichen Anwendungen auf bestimmte Zahlen. Und Du wirst vielleicht sagen: “Selbstverständlich! denn die Reihe ist ja unendlich und das Reihenstück, das ich entwickeln konnte, endlich.” – |
| 130
Worin aber besteht dies Wissen?
Oder [l|L]Lass mich
fragen: Wann weisst Du diese
Anwendung?
Ich meine: Immer,
–? Tag und Nacht? oder nur
während Ddu
gerade an das Gesetz der Reihe denkst?
D.h.: Weisst Du
sie, wie Ddu
auch das ABC und das Einmaleins weisst
und wie Ddu
verschiedene Gedichte und Melodien,
etz.
auswen-
106 dig
weisst; oder ist das Wissen, wovon
Ddu redest, ein
Bewusstheitszustand oder Vorgang, etwa ein
An-etwas-Denken oder dergleichen?
Denn, [w|W]enn Ddu jetzt verschiedene Melodien auswendig weisst, wie kommt es, dass sie
|
| 131
Wenn man also sagen wollte, das Wissen des ABC sei ein Zustand
der Seele, so kann könnte das
(nur) den Zustand eines
hypothetischen Seelenapparates bedeuten ⌊⌊denkt man
dabei zuvorderst an einem Zustand⌋⌋,
|
|
107 |
|
→ Stellen wir uns dieses Beispiel vor: A schreibt Reihen von Zahlen an, B sieht ihm zu und trachtet, in der Zahlenfolge ein Gesetz zu finden. Ist es ihm gelungen, so ruft er: “Jetzt kann ich fortsetzen!” – Diese Fähigkeit, dieses Verstehen ist also etwas, was in einem Augenblick eintritt. Schauen wir also doch nach: Was ist es, was hier eintritt? – A habe die Zahlen 1, 5, 11, 19, 29 hingeschrieben; da sagt B, jetzt wisse er weiter. Was geschah da? Es konnte verschiedenerlei geschehen sein; z.B.: Während A langsam eine Zahl nach der andern hinsetzte, ist B damit beschäftigt, verschiedene algebraische Formeln an den angeschriebenen Zahlen zu versuchen. Als A die Zahl 19 geschrieben hatte, versuchte B die Formel an = n² + n ‒ 1; und die nächste Zahl bestätigte seine Annahme. Oder aber: B denkt nicht an Formeln. Er sieht mit einem gewissen Gefühl von Spannung zu, wie A seine Zahlen hinschreibt; dabei schwimmen ihm allerlei unklare Gedanken im Kopf. Endlich sagt er sich: “Was ist die Reihe der Differenzen?” Er findet: 4, 6, 8, 10 und sagt: Jetzt kann ich weiter. Oder er sieht hier hin und sagt: “Ja die Reihe kenn' ich”, und setzt sie fort. Wie er's etwa auch getan hätte, wenn A die Reihe 1, 3, 5, 7, 9, 11 hingeschrieben hätte. Oder er sagt gar nichts und schreibt 108 bloss in der Reihe
weiter.
Vielleicht hatte er eine Empfindung, die man die Empfindung
“das ist leicht!” nennen kann.
(Eine solche Empfindung ist z.B. die,
eines leichten, schnellen Einziehens des Atems, ähnlich wie bei einem
gelinden Schreck.) |
|
“B versteht das System der Reihe” heisst doch nicht einfach: B fällt die Formel “an = …” ein! Denn es ist sehr wohl denkbar, dass ihm die Formel einfällt und er doch nicht versteht. “Er versteht”, muss mehr beinhalten als: ihm fällt die Formel ein. Und ebenso auch mehr, als irgendeiner jener, mehr oder weniger charakteristischen, Begleitvorgänge [,| (]oder Aeusserungen) des Verstehens. |
| 168 170 Wir versuchen nun, jenen geistigen Vorgang des Verstehens, der sich, scheint es, hinter diesem leichter erkennbaren Begleiterscheinungen verbirgt, zu erfassen. // Wir versuchen nun, den seelischen Vorgang des Verstehens, der sich, scheint es, hinter jenen gröbern, und daher
109 doch sagte,
“jetzt verstehe ich”, weil ich
verstand?! Und wenn ich sage, er ist versteckt, – wie weiss
ich denn, wonach ich zu suchen habe? – Ich bin in einem Wirrwarr. |
| 134
Aber halt: wenn, “jetzt verstehe ich das
System”, nicht das Gleiche sagt, wie “mir fällt
die Formel … ein” (oder, was auf dasselbe
hinauskommt: “[I|i]ch spreche die Formel
aus”, “ˇich schreibe sie auf”,
etz.) – folgt daraus,
dass ich den Satz, “jetzt verstehe
ich …”, oder “jetzt kann ich
fortsetzen”, als Beschreibung eines Vorgangs verwende, der
hinter, oder neben, dem des Aussprechens der Formel
besteht?
Wenn etwas ‘hinter dem Aussprechen der Formel’ stehen muss, so sind es gewisse Umstände, – die mich berechtigen zu sagen, ich könne fortsetzen, wenn mir die Formel einfällt. Denk' doch einmal gar nicht an das Verstehen als ‘seelischen Vorgang’! – Denn das ist die Redeweise, die Ddich verwirrt. Sondern frage Ddich: in was für einem Fall, unter was für Umständen, sagen wir denn: “jetzt weiss ich weiter”–, wenn
In dem Sinne, in welchem es für das Verstehen charakteristische Vorgänge (auch seelische Vorgänge) gibt, ist das Verstehen kein seelischer Vorgang. ⌋⌋ |
| 170 172 Es ist jene Redeweise, die
110 wenn man sein Augenmerk gerade auf den
Unterschied ihrer Schreibung richtet.
Damit zu vergleichen: , ˇ ist die Meinung, ein Violinspieler mit feinem Gehör
greife f immer etwas höher als eis.
[Ue|Ü]berlege Dirch solche Fälle!
– Überlege Fälle dieser Art! –
Soch ˇetwa kann
ˇes geschehen daß das Darstellungsmittel eine
Einbildung erzeugent
⌊⌊ So kann es geschehen, daß So, auf diese Art
Weise, kann das Darstellungsmittel So ist es, wenn
das Darstellungsmittel So geht es vor sich, wenn das
Darstellungsmittel ⌋⌋.
Also denk' nicht, Du ˇDenken wir also
nicht, wir müsstestn einen spezifischen seelischen Vorgang finden, weil das
|
| 17[1|3]
Ich wollte also sagen: Wenn er plötzlich weiter
wusste, das System verstand, so hatte er
Dies wird aber klarer werden, wenn ich wir
die Betrachtung der Worte “verstehen” und
“wissen” hier unterbrecheˇn und
die eines andern Wortes einschalteˇn nämlich des Wortes
“lesen”. |
| 135 17
Zuerst muss ich bemerken, dass
ich zum ‘Lesen’, in dieser Betrachtung, nicht das
Verstehen des Sinns des Gelesenen rechne; sondern Lesen ist
hier die Tätigkeit, Geschriebenes oder Gedrucktes in Laute
umzusetzen; aber auch aber, nach Diktat zu schreiben, oder Gedrucktes
111 abzuschreiben, ˇnach
Noten zu singen, u. dgl. und
dergleichen.
Der Gebrauch dieses Wortes unter den Umständen unsres gewöhnlichen Lebens ist uns natürlich ungemein wohl bekannt. Die Rolle aber, die das Wort in unserm Leben spielt, und damit das Sprachspiel, in dem wir es verwenden, wäre schwer auch nur in groben Zügen darzustellen. Ein Mensch, sagen wir ein Deutscher, ist in der Schule, oder zu Hause, durch eine der bei uns üblichen Unterrichtsarten gegangen, er hat in diesem Unterricht seine Muttersprache lesen gelernt. Später liest er Bücher, Briefe, die Zeitung u.a.. Was geht nun vor sich, wenn er, z.B., die Zeitung liest? ‒ ‒ Seine Augen gleiten – wie wir sagen – den gedruckten Wörtern entlang, er spricht sie laut aus, – oder sagt sie nur zu sich selbst; und zwar gewisse Wörter, indem er ihre Druckform als Ganzes erfasst, andere, nachdem sein Aug die ersten Silben erfasst hat,
112
Vergleiche nun mit diesem Leser einen Anfänger.
Er liest die Wörter, indem er sie mühsam buchstabiert. –
Einige Wörter aber errät er aus dem Zusammenhang; oder er
weiss das Lesestück vielleicht zum Teil schon
auswendig. –
Der Lehrer sagt dann, dass er die Wörter
nicht wirklich liest (und in gewissen Fällen,
dass er nur vorgibt, sie zu lesen).
Wenn wir an dieses Lesen, an das Lesen des Anfängers, denken, und uns fragen, worin Lesen besteht, werden wir geneigt sein, zu sagen: es sei eine besondere bewusste geistige Tätigkeit. Wir sagen von dem Schüler auch: “Nur er weiss natürlich, ob er wirklich liest, oder die Worte bloss auswendig sagt.” (Ueber diese
Ich will aber sagen: wir müssen zugeben, dass – was das Aussprechen irgend eines der gedruckten Wörter betrifft – im Bewusstsein des Schülers, der ‘vorgibt’ zu lesen, das Gleiche stattfinden kann, wie im Bewusstsein des geübten Lesers, der es liest. Das Wort “lesen” wird anders angewandt, wenn wir vom Anfänger – und wenn wir vom geübten Leser sprechen. ‒ ‒ ‒ Wir möchten nun freilich sagen: Was im geübten Leser und was im Anfänger vor sich geht, wenn sie das Wort aussprechen, kann nicht das Gleiche sein. Und wenn der Unterschied nicht in dem liegt, was ihnen gerade bewusst ist, so liegt er im Unbewussten des Geistes. 113 // Und wenn kein
Unterschied in dem wäre, was ihnen gerade bewusst
ist, so im unbewussten Arbeiten ihres Geistes; oder
auch im Gehirn. // –
Wir möchten also sagen: Hier sind jedenfalls zwei
verschiedene Mechanismen!
Und was in ihnen vorgeht, muss Lesen von
Nicht-lesen unterscheiden. –
Aber diese Mechanismen sind doch nur Hypothesen;
|
| 136
Ueberlege
Ddir
folgenden Fall: Menschen, oder andere Wesen, würden von uns als
Lesemaschinen benützt.
Sie werden zu diesem Zweck abgerichtet.
Der, welcher sie abrichtet, sagt von Einigen, sie können schon
lesen, von Andern, sie könnten es noch nicht.
Nimm den Fall eines Schülers, der bisher nicht mitgetan hat:
zeigt man ihm ein geschriebenes Wort, so wird er manchmal irgendwelche
Laute hervorbringen, und hie und da geschieht es dann
‘zufällig’, dass sie ungefähr
stimmen.
Ein Dritter hört diesen Schüler in so einem Fall und sagt:
“Er liest”.
Aber der Lehr[o|e]r sagt: “Nein, er liest
nicht; es wahr war nur ein Zufall.” –
Nehmen wir aber an, dieser Schüler, wenn ihm nun weitere Wörter
vorgelegt werden, reagiert auf sie fortgesetzt richtig.
Nach einiger Zeit sagt der Lehrer: “Jetzt kann er
lesen!” –
Aber wie war es mit jenem ersten Wort?
Soll der Lehrer sagen: “Ich hatte mich geirrt, er
hat es doch gelesen” – oder:
“Er hat erst sp[t|ä]ter angefangen, wirklich zu
lesen”? –
Wann hat er angefangen, zu lesen?
Welches ist das erste Wort, das er gelesen
hat?
Diese Frage ist hier sinnlos.
Es sei denn, wir erklärten: “Das erste Wort, das
Einer ‘liest’,
114 ist das erste Wort der ersten Reihe von 50
Wörtern, die er richtig liest” (oder
Verwendendeten wir dagegen “Lesen” für ein gewisses ⌊⌊⌋⌋ Erlebnis des [Ue|Ü]bergangs vom Zeichen zum gesprochenen Laut, dann hat es wohl Sinn, von einem ersten Wort zu sprechen, das er wirklich gelesen hat. Er kann dann etwa sagen: “Bei diesem Worte hatte ich zum ersten Male das Gefühl, ‘jetzt lese ich’.” Oder aber in dem hievon verschiedenen Fall einer Lesemaschine, die, etwa nach Art des Pianola, Zeichen in Laute übersetzt, könnte man sagen: “Erst nachdem dies und dies an der Maschine geschehen war – die Teile durch Drähte verbunden worden waren – hat die Maschine gelesen; das erste Zeichen, welches sie gelesen hat, war ….” Im Falle aber der lebenden Lesemaschine hiess “lesen”: so und so auf Schriftzeichen reagieren. Dieser Begriff war also ganz unabhängig von dem eines seelischen, oder andern, Mechanismus. – Der Lehrer kann hier auch vom Abgerichteten nicht sagen: “Vielleicht hat er dieses Wort schon gelesen”. Denn es ist ja kein Zweifel über das, was er getan hat“. Die Veränderung, als der Schüler zu lesen anfing, war eine Veränderung seines Verhaltens; und von einem ‘ersten Wort im neuen Zustand’ zu reden, hat hier keinen Sinn. |
|
115 und wir könnten dann, wenn wir ihm ins
Gehirn sähen, sagen: ‘Dieses Wort hat
er jetzt gelesen, jetzt war die Leseverbindung
hergestellt’.” –
Und das muss wohl so sein
– denn wie könnten wir sonst so sicher sein,
dass es eine solche Verbindung gibt?
Das ist wohl a priori so, – oder ist es nur
wahrscheinlich? –
Und wie wahrscheinlich ist es denn?
Frage
Ddich doch,
was weisst
Ddu denn von
diesen Sachen?! –
Ist es aber a priori, dann heisst das,
dass es eine uns sehr einleuchtende Darstellungsform
ist. |
| 137 175 177
Aber wir sind, wenn wir darüber nachdenken, versucht zu
sagen: das einzig wirkliche Kriterium dafür,
dass Einer liest, ist der
bewusste Akt des Lesens, des Ablesens der Laute von
den Buchstaben.
“Ein Mensch weiss doch, ob er liest, oder
nur vorgibt, zu lesen!” –
Angenommen, A will den B glauben machen, er könne
cyrillische Schrift lesen.
Er lernt einen russischen Satz auswendig und sagt ihn dann, indem
er die gedruckten Wörter ansieht, als läse er sie.
Wir werden hier gewiss sagen, A wisse,
dass er nicht liest, und er empfinde, während er
zu lesen vorgibt, eben dies.
Denn es gibt natürlich eine Menge für das Lesen eines Satzes
im Druck mehr, oder weniger
charakteris[ch|ti]scher Emˇpfindungen; es ist
nicht schwer, sich solche ins Gedächtnis zu rufen; denke an
Empfindungen des Stockens, genaueren Hinsehens, Verlesens,
der grösseren und geringeren Geläufigkeit der
Wortfolgen, u.a..
Und ebenso gibt es charakteristische Empfin-116 dungen für das Aufsagen von etwas
Aus[g|w]endiggelerntem.
Und A wird in unserm Fall keine von den Empfindungen haben, die
für das Lesen charakteristisch sind und er wird etwa eine Reihe von
Empfindungen haben, die für das Schwindeln charakteristisch
sind. |
|
Oder aber: Wenn man einem Menschen, der unter dem Einfluss eines bestimmten Giftes steht, eine Reihe von Schriftzeichen vorlegt, die aber keinem existierenden Alphabet anzugehören brauchen, so
112 Gruppe von vier Zeichen als
“OBEN” gelesen (oder
gedeutet); nun zeigen wir ihm die gleichen Zeichen in umgekehrter
Reihenfolge und er liest “NEBO” und
so behält er der ein bei weiteren
Versuchen immer die gleiche Deutung ˇder einzelnen Zeichen
bei: hier wären wir wohl geneigt, zu sagen, er lege sich ad
hoc ein Alphabet zurecht und lese dann danach.
|
| 139
Bedenke nun auch, dass es eine kontinuierliche
Reihe von Uebergängen gibt zwischen dem Falle, in
welchem jemand das auswendig hersagt, was er lesen soll, und
dem, in welchem er jedes Wort Buchstabe für Buchstaben liest,
ohne jede Hilfe des Erratens aus dem Zusammenhang, oder des
Auswendigwissens.
Mache diesen Versuch: Sage die Zahlenreihe von 1 bis 12. – Nun schau auf das Zifferblatt Ddeiner Uhr und lies diese Reihe. – Was hast Ddu in diesem Falle “lesen” genannt? Das heisst: was hast Ddu getan, um es zum Lesen zu machen? |
| 140
Versuchen wir diese Erklärung: Jemand liest, wenn er die
Reproduktion von der Vorlage ableitet.
Und ‘Vorlage’ nenne ich den Text, welchen er
liest, oder abschreibt, das Diktat, nach welchem er schreibt, die
Partitur, die er spielt, etz.
etz.. –
Wenn wir nun z.B. jemand das
cyrillische Alphabet gelehrt hätten und wie jeder
Buchstabe auszusprechen sei; wenn wir ihm dann ein Lesestück vorlegen und
er liest es, indem er jeden Buchstaben so ausspricht, wie wir es
ihn gelehrt haben; dann werden wir wohl sagen, er leite den
118 Klang eines Wortes vom
Schriftbild mit Hilfe der Regel, die wir ihm gegeben haben, ab.
Und dies ist auch ein klarer Fall des Lesens.
(Wir könnten sagen, wir haben ihn die ‘Regel des
Alphabets’ gelehrt.)
Aber warum sagen wir, er habe die gesprochenen Worte von den gedruckten abgeleitet? Wissen wir mehr, als dass wir ihn gelehrt haben, wie jeder Buchstabe auszusprechen sei, und dass er dann die Worte laut gelesen habe? Wir werden vielleicht antworten: der Schüler zeige –, dass er den [U|Ü]ebergang vom Gedruckten zum Gesprochenen mit Hilfe der
|
| 141
Aber wie, wenn er dies täte, und dabei ein A immer in
ein b, ein B in ein c, ein
C in ein d umschriebe,
u.s.f., und ein Z in ein
a? –
Auch das würden wir doch ein Ableiten nach der Tabelle nennen. –
Er gebraucht sie nun, könnten wir sagen, nach dem
ˇzweiten Schema im ⇒§
90 statt nach dem:
ersten.
119
→Auch das wäre wohl noch ein Ableiten nach
der Tabelle, wenn der Gebrauch, den er von ihr macht, durch ein
Pfeilschema ohne alle einfache Regelmässigkeit
wiedergegeben ist. –
Aber nimm an, er bleibe nicht bei einer Art des Transkribieierens; sondern ändere sie nach einer einfachen Regel: Hat er einmal ein A in ein n umgeschrieben, so schreibt er das nächste A in ein o, das nächste in ein p um, u.s.w..– Aber wo ist die Grenze zwischen diesem Vorgehen und dem eines re[l|g]ellosen? Aber heisst das nun, das Wort “ableiten” habe eigentlich keine Bedeutung, da es ja schein[g|t], dass diese, wenn wir ihr nachgehen, in nichts zerfliesst? |
| 18[0|2] 2
Im Falle (140
Und so verwenden wir auch das Wort “Lesen” für eine Familie von Fällen. Und wir wenden unter verschie- 120 denen Umständen verschiedene
Kriterien an dafür, dass Einer liest.
|
| 142 181 3
“Aber lesen – möchten wir sagen – ist doch ein ganz
bestimmter Vorgang!
Lies eine Druckseite, dann kannst Du's sehen, es geht da
etwas Besonderes vor und etwas höchst
Charakteristisches.” –
Nun, was geht denn vor, wenn ich den Druck lese?
Ich sehe gedruckte Wörter und spreche Wörter aus.
Aber das ist natürlich nicht alles, denn ich könnte gedruckte
Wörter sehen und Wörter aussprechen und es wäre doch nicht
Lesen.
Auch dann nicht, wenn die Wörter, die ich spreche, die sind, die
man, zufolge einem bestehenden Alphabet, von jenen gedruckten ablesen
soll. –
Und wenn Ddu
sagst, das Lesen sei ein bestimmtes Erlebnis, so spielt es ja gar
keine Rolle, ob
Ddu nach einer
von Menschen all[l|g]emein anerkannten Regel des Alphabets
liest, oder nicht. –
Worin besteht also das Charakteristische am Erlebnis des Lesens? –
Da möchte ich sagen: “Die Worte, die ich
ausspreche, kommen in besonderer Wiese.”
Nämlich sie kommen nicht so, wie sie kämen, wenn ich sie
z.B. ersänne. –
Sie kommen von selbst. –
Aber auch das ist nicht genug; denn es können mir ja
121 an den Laut
“nichts”. –
Sondern die gesprochenen Wörter schlüpfen beim Lesen gleichsam
herein.
Ja, ich kann ein deutsches gedrucktes Wort gar nicht ansehen, ohne
einen eigentümlichen Vorgang des innern Hörens des
Wortkla[gn|ng]s. |
| 143 182 184
Ich sagte, die gesprochenen
W[o|ö]rteˇr,
beim Lesen, kämen ‘in besonderer Weise’; aber in
welcher Weise?
Ist dies nicht eine Fiktion?
Sehen wir uns einzelne Buchstaben an und geben acht, in welcher
Weise der Laut des Buchstabens kommt.
Lies den Buchstaben A.
Nun, wie kam der Laut? –
Wir wissen gar nichts darüber zu sagen. –
Nun schreib' ein kleines lateinisches A. –
Wie kam die Handbewegung beim Schreiben?
aAnders als der Laut im vorigen Versuch?
Ich habe auf den Druckbuchstaben gesehen und schrieb den
Kursivbuchstaben; mehr weiss ich nicht. –
Nun schau auf das Zeichen
und
lass Dir dabei einen Laut einfallen; sprich ihn
aus.
Mir fiel der Laut U ein, aber ich könnte nicht sagen, es war ein
wesentlicher Unterschied in der Art und Weise, wie dieser Laut
kam.
Der Unterschied lag in der etwas andern Situation: ich hatte mir
vorher gesagt, ich solle mir einen Laut einfallen lassen; es war eine
gewisse S[ö|p]annung da, ehe der Laut kam.
Und ich sagte mir nicht: “Das ist ein
U”, wie beim Anblick des Buchstaben
‘U’.
Auch war mir jenes Zeichen nicht vertraut, wie die
Buchstaben; ich sah es gleichsam gespannt, mit einem gewissen Interesse
für seine Form, an, ich dachte dabei an ein umgekehrtes σ. ‒ ‒
Stelle
Ddir vor,
Ddu
müsstest nun dieses Zeichen
122 zeichen benützen; Du gewöhnst Dich
also daran, bei seinem Anblick einen bestimmten Laut auszusprechen, etwa
den Laut ‘sch’.
Können wir mehr sagen, als dass nach einiger
Zeit dieser Laut automatisch kommt, wenn wir das Zeichen
ansehen?
D.h.: ich frage mich bei seinem Anblick
nicht mehr: “Was ist das für ein
Buchstabe?” – auch sage ich mir natürlich
nicht: “Ich will bei diesem Zeichen den Laut
‘sch’ aussprechen” – noch auch:
“Dieses Zeichen erinnert mich irgendwie an den Laut
‘sch’”. ⌊⌊ˇ (Vergleiche damit die Idee: das Gedächtnisbild habe ein besonderes Merkmal.) ⌋⌋ |
| 144 185
Was ist nun an dem Satz, das Lesen sei doch ‘ein ganz
bestimmter Vorgang’?
Das heisst doch wohl, beim Lesen finde immer
ein bestimmter Vorgang statt, den wir wiedererkennen. –
Aber wenn ich nun einmal einen Satz i[n|m] Druck lese und
einandermal nach Morsezeichen schreibe,
– findet hier wirklich der gleiche seelische Vorgang statt?
– –
Dahingegen ist aber freilich eine Gleichförmigkeit in dem Erlebnis
des Lesens einer Druckseite.
Denn der Vorgang ist ja ein gleichförmiger.
Und es ist ja leicht verständlich, dass sich
dieser Vorgang unterscheidet von dem etwa, sechs Wörter beim Anblick
beliebiger Striche einfallen zu lassen. –
Denn schon der blosse Anblick einer gedruckten
Zeile ist ja ungemein charakteristisch, d.h.,
ein ganz spezielles Bild: Die Buchstaben alle von ungefähr
der gleichen Grösse, auch der Gestalt nach verwandt,
immer wiederkehrend; die Wörter, die zum grossen
Teil sich ständig wiederholen und uns unendlich wohlvertraut
sind, ganz wie wohlvertraute Gesichter. –
Den-123 ke an das Unbehagen, das wir
empfinden, wenn die Rechtschreibung eines Wortes geändert
wird. ([u|U]nd an die noch tieferen Gefühle, die Fragen der
Schreibung von Wörtern aufgeregt
haben.).
Freilich, nicht jede Zeichenform hat sich uns tief
eingeprägt.
Ein Zeichen, wie Russells
“~” für die Verneinung, kann durch ein beliebiges
andere ersetzt werden, ohne dass
tiefe Gefühle in uns aufgeregt würden. –
Bedenke, dass das gesehene Wortbild uns in
ähnlicher Weise vertraut ist, wie das gehörte. |
| 145 18
Auch gleitet der Blick anders über die gedruckte Zeile, als über
eine Reihe beliebiger Haken und Schnörkel (Ich rede
hier aber nicht von dem, was durch Beobachtung der Augenbewegung des
Lesenden festgestellt werden kann.)
der Blick gleitet, möchte man sagen,
besonders widerstandslos: ohne
hängenzubleiben; – und
doch rutscht er nicht.
|
|
Und dabei geht ein unwillkürliches Sprechen in der Vorstellung vor
sich.
Und so verhält es sich, wenn ich Deutsch und andere Sprachen
lese, gedruckt, oder geschrieben, und in verschiedenen
Schriftformen. –
Was aber von dem allen ist für das Lesen als solches
wesentlich?
Nicht ein Zug, der in allen Fällen des Lesens
vorkäme!
(Vergleiche mit dem Vorgang beim Lesen der gewöhnlichen
Druckschrift das Lesen von Worten, die ganz in
Grossbuchstaben gedruckt sind, wie manchmal die
Auflösungen von Rätseln.
Welch anderer Vorgang!
Oder das Lesen unserer Schrift von rechts nach links.)
|
| 146 18
Aber empfinden wir nicht, wenn wir lesen,
124 eine Art Verursachung unseres Sprechens
durch die Wortbilder?
Lies einen Satz! – und nun schau der Reihe entlang und sprich dabei
einen Satz.
Ist es nicht
Aber warum sagst Ddu, wir fühlten eine Verursachung? Verursachung ist doch das, was wir durch Experimente feststellen, indem wir
Aber was soll es heissen, diese Begründung, die ich ausgesprochen, gedacht, habe, zu fühlen? Ich möchte sagen: ich fühle beim Lesen einen gewissen Einfluss der Buchstaben auf mich
125 beim Anblicken von
‘i’ den Laut i sage, oder beim
Anblick von ‘§’.
Der Unterschied ist, dass beim Anblick des
Buchstaben das innere Hören des i-Lauts automatisch, ja gegen
meinen Willen, vor sich geht; und wenn ich den Buchstaben laut
[s|l]ese, sein Aussprechen anstrengungsloser ist, als beim
Anblick von ‘§’.
Das heisst: – es verhält sich so, wenn
ich den Versuch mache, aber natürlich nicht, wenn ich,
zufällig auf das Zeichen ‘§’ blickend, etwa ein
Wort ausspreche, in welchem der i-Laut vorkommt.
|
|
Und zwar sind wir zu dieser Deutung dann besonders geneigt, wenn wir absichtlich langsam lesen, – etwa um zu sehen, was denn beim Lesen geschieht. Wenn wir uns sozusagen recht absichtlich von den Buchstaben führen lassen. Aber dieses ‘mich führen lassen’ besteht
Wir bilden uns ein, wir nähmen durch ein Gefühl, quasi, einen verbindenden Mechanismus wahr zwischen dem Wortbild und dem Laut, den wir sprechen. Denn wenn ich vom Erlebnis des Einflusses, der Verursachung, des Geführt- 126 werdens rede, so soll das ja
heissen, dass ich sozusagen die
Bewegung der Hebel fühle, die den Anblick der Buchstaben mit dem
Sprechen verbinden. |
|
Aber jetzt lies einmal ein paar Sätze im Druck, so wie Ddu's gewöhnlich tust, wenn Ddu nicht an den Begriff des Lesens denkst; und frage Ddich, ob Ddu beim Lesen solche Erlebnisse der Einheit, des Einflusses, etz., gehabt hast. – Sag nicht, Ddu habˇest sie unbewusst gehabt. Auch lassen wir uns nicht durch das Bild verleiten:, ’Bbeim nähern Hinsehen’ zeigˇten sich diese Erscheinungen[.|!] Wenn ich beschreiben soll, wie ein Gegenstand aus der Ferne ausschaut, so wird diese Beschreibung nicht genauer, dadurch, dass ich sage, was aus der Nähe an ihm zu sehen ist. // , was bei nähere[n|m] Hinsehen an ihm zu bemerken ist.// |
| 149 188 190
Denken wir an das Erlebnis des Geführtwerdens!
Fragen wir uns: Worin besteht dieses Erlebnis, wenn
127 wir z.B.
einen Weg geführt werden?
Stelle Ddir
diese Fälle vor: Ddu bist auf einem Spielplatz (
Oder aber: – Ddu wirst von jemandem an der Hand mit Gewalt
Oder: Ddu wirst im Tanz von einem Partner geführt; Ddu machst Ddich so rezeptiv wie möglich, um seine Absicht zu erraten und dem leisesten Drucke zu folgen. Oder: Jemand führt Ddich einen Spazierweg; Ihr geht im Gespräch; wo immer er geht, gehst Du auch. Oder: Du Ihr gehst einemn Feldweg entlang, (und wirst lasst euch von ihm geführten). Alle diese Situationen sind einander ähnlich; aber was ist allen den Erlebnissen gemeinsam? |
| 150 189 191 “Aber Geführtwerden ist doch ein bestimmtes Erlebnis.” – Die Antwort darauf ist: Du denkst jetzt an ein bestimmtes Erlebnis des Geführtwerdens. // Wenn Du aber sagst, Geführtwerden sei doch ein bestimmtes Erlebnis, so ist die Antwort: … // Wenn ich mir das Erlebnis
128 gewissenhaften Buchhalters).
An diesem Bild ist z.B. die
Sorgfalt sehr wesentlich; an einem andern wieder das
Ausschalten jedes eigenen Willens.
(Denke Dir aber, dass jemand Dinge, die der
gewöhnliche Mensch mit den Zeichen der Unachtsamkeit tut, mit dem
Ausdruck – und warum nicht mit den Empfindungen? – der
Sorgfalt begleitet. –
Ist er nun sorgfältig?)
Vergegenwärtige ich mir so ein bestimmtes Erlebnis, so erscheint es
mir als das Erlebnis des Geführtwerdens (oder
Lesens).
Nun aber frage ich mich: “Was tust
Ddu?
– Du schaust auf jedes Zeichen,
Ddu machst
dieses Gesicht dazu,
Ddu schreibst
die Buchstaben mit Bedacht (u.dgl.) –
Das ist also das Erlebnis des
Geführtwerdens?”
Da möchte ich sagen. “Nein, das ist es nicht; es
ist etwas Innerlicheres, Wesentlicheres.” –
Es ist, als ob zuerst all diese mehr, oder weniger
unwesentlichen Vorgänge in eine bestimmte Atmosphäre gekleidet wären,
die sich nun verflüchtigt, wenn ich genau hinschaue. |
| 151 190 192
Frage Dich, wie Du ‘mit Bedacht’ eine
Strecke paralell parallel zu einer gegebenen Strecke ziehst, ein
andermal mit Bedacht in einem Winkel zu ihr.
Was ist das Erlebnis des Bedachts?
Da fällt Dir gleich eine bestimmte Miene, eine Gebärde ein, – und
dann möchtest Du sagen: “und es ist eben ein
bestimmtes inneres Erlebnis”.
(Womit Ddu
natürlich gar nichts mehr gesagt hast.)
(Du merkst einen Zusammenhang mit der Frage nach de[n|m] Wesen der Absicht, des Willens.) |
| 191 193
Mache einen beliebigen Fahrer auf dem Pa-129 pier.– –
und
Und nun zeichne ihn daneben nach, lass
Dich von ihm führen. –
Ich möchte sagen:
“Gewiss!
[I|i]ch habe mich
jetzt führen lassen.
Aber was dabei Charakteristisches geschehen ist
Aber nun merke ich dies: Während ich mich führen lasse, ist alles ganz einfach, ich merke nichts Bbesonderes; aber danach, wenn ich mich frage, was damals geschehen ist, so scheint es etwas Unbeschreibbares gewesen zu sein. Danach genügt mir keine Beschreibung. Ich kann, sozusagen, nicht glauben, dass ich bloss hingeschaut, das ˇdieses Gesicht gemacht, den Strich gezogen habe. – Aber erinnere ich mich denn an etwas anderes? Nein; und doch kommt mir vor, als müsse etwas anderes gewesen sein; und zwar dann, wenn ich mir dabei das Wort “führen”, “Einfluss”, und andere,
|
| 152 19
Ich habe, wenn ich nachträglich über das Erlebnis denke, das
Gefühl, dass das Wesentliche an ihm das
‘Erlebnis eines Einflusses’, einer
Verbindung, ist
130 flusses” nennen.
Hier liegt die Idee: der Wille ist keine
Erscheinung.)
Ich möchte sagen, ich h[ü|ä]tte das
‘Weil’ erlebt; und doch will ich keine
Erscheinung ‘Erlebnis des Weil”
nennen. 193
Vergleiche damit diesen Fall: Jemand soll sagen, was er fühlt, wenn ihm ein Gewicht auf der flachen Hand ruht. – Ich kann mir nun vorstellen, dass hier ein Zwiespalt entsteht: Einerseits sagt er sich, was er fühle sei eine Pressung
(Denke auch daran: mManche Leute sagen, von dem und dem ‘gehe ein Fluidum aus’. – Daher fiel uns auch das Wort “Einfluss” ein.) |
| 194 3 195
Ich möchte sagen: “ich erlebe das
Weil”. –
aAber nicht, weil ich mich an dieses Erlebnis erinnere;
sondern, weil ich beim Nachdenken darüber, was ich in so einem Fall
erlebe,
131 was ich beim Ziehen der Linie empfinde
– sondern unter Umständen auch,(z.B., ) darin, dass ich
sie der andern parallel ziehe – obwohl auch
das wieder für das Geführtwerden nicht allgemein wesentlich ist. – |
| 153 19
Wir sagen auch: “Du siehst ja,
dass ich mich von ihr führen lasse”; und was
sieht der, der das sieht?
Wenn ich zu mir selbst sage: “Ich werde doch geführt”, so mache ich etwa eine Handbewegung dazu, die das Führen ausdrückt. – Mache eine solche Handbewegung, gleichsam als leitetest Ddu jemand entlang, und frage Ddich dann, worin das Führende dieser Bewegung besteht. Denn Ddu hast hier ja doch niemand geführt; – und doch möchtest Ddu die Bewegung eine führende nennen. Also war in dieser Bewegung, und Empfindung, nicht das Wesen des Führens enthalten und doch drängte es Ddich, diese Bezeichnung zu gebrauchen. Es ist eben eine Erscheinungsform des Führens, die Ddir diesen Ausdruck aufdrängt. |
| 154 19
Kehren wir zu unserm Fall
(
132 offenbar. –
Und nun könnte man meinen, der Satz “ich kann
fortsetzen” sage soviel wie: “ich habe ein
Erlebnis, welches erfahrungsgemäss zum Fortsetzen
der Reihe führt”.
Aber meint das B, wenn er sagt “ich kann
fortsetzen”?
Schwebt ihm jener Satz dabei im Geiste vor, oder ist er bereit, ihn als
Erklärung dessen, was er meint, zu geben?
Nein. – Die Worte “jetzt weiss ich weiter” waren richtig angewandt, wenn ihm die Formel eingefallen war: nämlich unter gewissen Umständen – z.B., wenn er Algebra gelernt, solche Formeln schon früher benutzt hatte. – Das heisst aber nicht, jene Aussage sei nur eine Abkürzung für die Beschreibung sämtlicher Umstände, die den Schauplatz unseres Sprachspiels bilden. – Denke daran, wie wir jene Ausdrücke, “jetzt weiss ich weiter”, “jetzt kann ich fortsetzen”, u.a., gebrauchen lernen – ; in welcher Familie von Sprachspielen wir ihren Gebrauch lernen. Wir können uns auch den Fall vorstellen, dass im Geist des B gar nichts anderes vorfiel, als dass er plötzlich sagte: “jetzt weiss ich weiter” – etwa mit einem Gefühl der Erleichterung, und dass er nun die Reihe tatsächlich fortrechnet, ohne die Formel zu benützen. Und auch in diesem Falle würden wir – unter gewissen Umständen – sagen, er habe weiter gewusst. |
| 198
So werden diese Worte gebraucht.
Es wäre in diesem letzteren Fall z.B. ganz
irreleitend, sie die ‘Beschreibung eines
Geistesseelischen [z|Z]ustandes’ zu
nennen. –
Eher könnte man sie hier ein 133 ‘Signal’ nennen; und ob
es richtig angewendet war, beurteilen wir nach dem, was er weiter
tut. |
| 155 19
Um dies zu verstehen, müssen wir uns auch folgendes
überlegen: Angenommen, B sagt, er wisse
weiter – wenn er aber nun fortsetzen will, stockt er und kann es
nicht: [s|S]ollen wir dann sagen, er habe mit
Unrecht gesagt, er könne fortsetzen, oder aber: er hätte damals
fortsetzen können, nur jetzt könne er es nicht? –
Es ist klar, dass wir in verschiedenen Fällen
Verschiedenes sagen werden.
(Ueberlege
Ddir beide
Arten von Fällen.)
⌊⌊ˇ Die Verwendung des Wortes “Können” ⌋⌋ |
| 156
Sollen wir aber nun sagen, dass im Fall (
Wir sagen auch: “Jetzt kann ich fortsetzen, – ich meine: ich weiss die Formel”; wie wir sagen: “Ich kann gehen, d.h., ich habe Zeit”; aber auch: “Ich kann gehen, d.h., ich bin schon stark genug”; oder “Ich kann gehen, was den Zustand meines Beines anbelangt”; wenn wir nämlich diese Bedingung des Gehens, andern 134 Bedingungen entgegensetzen.
Hier müssen wir uns aber hüten, zu glauben, es gäbe,
entsprechend der Natur des Falles, eine Gesamtheit aller
Bedingungen – z.B. dafür,
dass einer geht – so dass
er, sozusagen, nicht anders als gehen könnte könnte, wenn sie alle erfüllt sind. |
| 157 199 201
Ich will mich an eine Melodie erinnern und sie fällt mir nicht ein;
plötzlich sage ich, “Jetzt weiss
ich's!”, und singe sie: Wie war es,
als ich sie plötzlich wusste?
Sie konnte mir doch nicht in diesem Moment ganz
eingefallen sein! –
Du sagst vielleicht: “Es ist ein bestimmtes
Gefühl, als wäre sie jetzt da” – aber
ist sie jetzt da?
Wie, wenn Du nun anfängst, sie zu singen und steckenbleibst? –
Ja aber konnte ich nicht doch in diesem Moment
sicher sein, dass ich sie
wüsste?
Sie war also eben doch in irgendeinem Sinne da!
–
Aber in welchem Sinne?
Dcdu
sagst doch wohl, die Melodie sei da, wenn er sie etwa durchsingt, oder
von Anfang bis zum Ende vor dem innern Ohr hört.
Ich leugne natürlich nicht, dass
Du der Aussage, die Melodie sei da, auch einen
ganz ander[en|er] Sinn ˇgegeben ˇwerden
kannst – z.B. denr, ich hätte einen Zettel, auf dem
sie aufgeschrieben steht. –
Und worin besteht es denn, dass er
sicher ist, er wisse sie? –
Du kannst natürlich sagen: Wenn jemand mit
Ueberzeugung sagt, jetzt wisse er die Melodie,
so stehe sie in diesem Augenblick (irgendwie) ganz vor seinem
Geist; und das ist hier eine Erklärung der Worte:
“die Melodie steht ganz vor seinem Geist”.
|
| 158 200 2
Gehen wir nun zu unserm Beispiel (
135 rück.
Der Schüler beherrscht jetzt – nach den gewöhnlichen Kriterien
beurteilt – die Grundzahlenreihe.
Wir lehren ihn nun auch andere Reihen von Kardinalzahlen anschreiben
und bringen ihn dahin, dass er
z.B. auf Befehle von der Form “+n” Reihen
anschreibt von der Form0, n, 2n, 3n, etzc; auf den Befehl “+1” aber die Grundzahlenreihe. – Wir hätten unsre Uebungen und Stichproben seines Verständnisses im Zahlenraum bis 1000 gemacht. Wir lassen nun den Schüler einmal eine Reihe (etwa ‘ + 2’) über 1000 hinaus fortsetzen, – da schreibt er: 1000, 1004, 1008, 1012. Wir sagen ihm: “Schau, was Ddu machst!” – Er versteht uns nicht. Wir sagen: “Ddu solltest doch 2 zwei addieren; schau, wie Ddu die Reihe begonnen hast!” – Er antwortet: “Ja! ist es denn nicht richtig? Ich dachte, so soll ich's machen.” Oder nimm an, er sagte, auf die Reihe weisend: “Ich bin doch auf die gleiche Weise fortgefahren!” – Es würde uns nun nichts nützen, zu sagen: “Aber siehst Ddu denn nicht …?” – und ihm die alten Erklärungen und Beispiele zu wiederholen. – Wir könnten in so einem Falle etwa sagen: Dieser Mensch versteht von Natur aus jenen Befehl auf unsre Erklärungen hin so, wie wi wir den Befehl: “Addiere bis 1000 immer 2, bis 2000 4, bis 3000 6, etz.!” Dieser Fall hätte eine Aehnlichkeit mit dem, dass ein Mensch ‘von Natur •’ aus auf eine zeigende Handbewegung Gebärde der Hand • damit reagierte, dass er in der Richtung von der Fingerspitze 136 zur Handwurzel blickt, statt in
der Richtung zur Fingerspitze. // dass ein Mensch auf eine zeigende
Gebärde von Natur aus so reagierte, dass er
… |
| 159 20
“Was Du sagst, läuft also wohl darauf hinaus: es sei zum
richtigen Befolgen des Befehls ‘ + n’ auf
jeder Stufe eine neue Einsicht – Intuition – nötig.”
–
Zur richtigen Befolgung!
Wie wird denn entschieden, welches an einem bestimmten Punkt der
richtige Schritt ist? –
“Der richtige Schritt ist der, welcher mit dem Befehl –
wie er gemeint war – übereinstimmt.” –
Du hast also zur Zeit, als Du den Befehl “+2” gabst, gemeint, er solle
auf ‘1000’ ‘1002’ schreiben –
und hast Du damals auch gemeint, er solle auf ‘1866’
‘1868’ schreiben und auf ‘100034’
‘100036’, u.s.f. – eine
unendliche Anzahl solcher Sätze? –
“Nein; ich habe gemeint, er solle nach jeder
Zahl, die er schreibt, die zweitnächste schreiben; und daraus folgen
ihres Orts alle jene Sätze.” –
Aber es ist ja gerade die Frage, was, an irgendeinem Ort, aus jenem
Satz folgt.
Oder auch: – was wir an irgendeinem Ort
“Uebereinstimmung” mit jenem Satz
nennen sollen (und auch mit der Meinung, die Du damals
dem Satz gegeben hast, – worin immer diese bestanden haben
mag).
Richtiger, als zu sagen, es sei an jedem Punkt eine neue Intuition
nötig, wäre es ˇbeinahe, zu
sagen: es sei an jedem Punkt eine neue Entscheidung
nötig.
|
| 160 20
“Ich habe aber doch auch damals, als ich den Befehl gab, schon
gewusst, dass er auf
‘1000’ ‘1002’ schreiben
soll!” –
Gewiss; und
Ddu kannst
sogar sagen, Du habest es damals gemeint; nur sollst
Ddu
Ddich
nicht
|
| 205
gänge doch schon ge beim Meinen, gleichsam, ehe
Ddu körperlich
bei dem oder bist.
Du warst also zu Ausdrücken geneigt, wie: “Die Uebergänge sind eigentlich schon gemacht; auch ehe ich sie schriftlich, mündlich, oder in Gedanken, mache”. Und es schien, als wären sie in einer einzigartigen Weise vorausbestimmt, antizipiert: wie nur das Meinen die Wirklichkeit antizipieren könn[n|e]n. (Und dieser Täuschung werden wir noch
|
| 20
“Aber sind die Uebergänge also durch die
algebraische Formel nicht bestimmt?” –
In der Frage liegt ein Fehler.
|
1) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.org/BTE/Ts-239_d