Philosophische
Bemerkungen XII |
1
1
Kann man denn etwas Anderes, als einen Satz, verstehen?
1
Oder: Ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht. Also: Kann man Etwas anders als als Satz verstehen? |
2
Man möchte davon reden, || : “einen Satz
zu
erleben”. || , daß wir
“einen Satz
erleben”.
Läßt sich dieses Erlebnis niederschreiben? – |
3
Da ist es richtig, || Denke:
daß || Daß es in einem gewissen || gewissem Sinne keinen halben Satz gibt.
Das heißt, vom halben Satz gilt, was vom Wort gilt, daß er nur im Zusammenhang des Satzes Sinn hat. (Der Rösselsprung besteht – kann man sagen – 2 aus
einer graden & einer schiefen Bewegung.
Vergleiche nun:
“ein halber Rösselsprung ”, &:
“eine halbe Semmel”.
Eine halbe Semmel ist besser als gar keine. –)
|
1
Überlegen:
‘Das Verstehen fängt aber erst mit
dem Satz an.
(Und darum interessiert es uns
nicht.)’
|
⍈
2 = 3˙2
Eine Versuchung, zu glauben || meinen, das Wort
“verstehen”, der Ausdruck:
“einen Satz verstehen”, seien metalogische Worte.
|
3
Was soll uns das Verstehen bekümmern || besonders bekümmern?
Wir müssen ja das Zeichen verstehen, daß es für uns
ein Zeichen || den Satz verstehen, daß er für uns ein
Satz ist!
|
4
‘Es wäre ja auch seltsam, daß die
Wissenschaft, die Mathematik, die Sätze gebraucht, aber
von ihrem Verstehen nicht spricht.’
|
5
Man sieht in dem Zeichen || Verstehen das Eigentliche,3 im Zeichen
das Nebensächliche.
– Übrigens, wozu dann das Zeichen
überhaupt?
– Nur um sich Andern verständlich zu
machen?
Aber wie ist dies || das möglich?
Wie geschieht dies? ||
Ich meine, – wie geschieht dies?
Ich meine, – wie geschieht dies?
– Hier wird das Zeichen als ein Medikament betrachtet || angesehen, das im Andern den gleichen Zustand hervorrufen
soll,
den
auch
ich habe. ||
in dem ich mich befinde.
|
1
Auf die Frage
“was meinst Du?” antworten wir:
“ich meine das & das”, (&)
nicht:
“ich meine, was ich mit dem Satz ......
meine.”.
|
3
Was ein Satz meint,
sagt
|| spricht eine Erklärung aus.
So fällt am Schluß die Meinung ganz aus der Sprache,
also aus der || unserer Betrachtung, heraus; & es bleibt die
Sprache, das Einzige, was wir betrachten können. 4
|
1
‘Die Sprache muß für sich selbst
sprechen.’
|
2
‘Alles, was ich in der Sprache tun kann, ist etwas sagen: das eine sagen.
(Das eine sagen im Raume dessen, was ich
hätte sagen können.)’
|
3
‘Gesprochenes erklärt man durch die Sprache. Darum || ; darum kann man die Sprache, in diesem Sinne, nicht erklären.’
|
4
Eine Interpretation ist immer nur eine ||
diese
im Gegensatz zu einer andern.
Sie hängt sich an das Zeichen & reiht es in
ein (weiteres) System ein.
|
5
Wenn Frege gegen die formale Auffassung der Arithmetik
spricht, so sagt er gleichsam:
diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole
betreffend, sind müßig, wenn wir diese verstehen.
Und das Verstehen ist quasi das || ein
Sehen eines Bildes – aus dem dann alle Regeln 5
folgen.
(wodurch sie verständlich werden).
Frege
sah aber – glaube ich – nicht,
daß dieses Bild nur wieder ein Zeichen ist, oder auch ein Kalkül, – der uns den niedergeschriebenen
Kalkül erklärt.
Und, was wir Verstehen einer Sprache nennen, gleicht überhaupt dem || demjenigen Verstehen eines Kalküls, das wir erhalten, wenn || das daher kommt, daß wir die Gründe seiner Entstehung, oder || & seine Anwendung kennen || verstehen lernen. Und auch da lernen wir einen leichter überblickbaren || übersichtlichern Symbolismus statt des fremden kennen. (Verstehen heißt hier etwas ähnliches wie übersehen können.) |
1
Wenn komplizierte seelische Vorgänge hinter der Front || Ebene der Symbole || , hinter den Symbolen, beim Verstehen des Wortes
“und” (z.B.) vorsichgehen
müssen, || – wie kommt es dann, daß von ihnen in der Logik nie die Rede ist, noch sein braucht? || Logik nicht die Rede sein
muß? || Logik nie die Rede ist, nicht die Rede
sein muß?
|
2
[Bemerkung]
Wenn ich jemandem einen Befehl gebe, so ist es
mir ganz genug, ihm Zeichen zu geben.
Und ich würde nie sagen: Das sind ja
nur Worte, & ich muß hinter die Worte dringen.
Ebenso, wenn ich jemand etwas 6 gefragt habe || hätte & er gibt mir eine Antwort (also ein
Zeichen), bin ich zufrieden – das war es || ¤gerade¤, was ich erwartete – & wende nicht ein:
Das ist ja eine bloße Antwort.
|
1
Wenn man aber sagt:
“wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen”, so sage﹖
ich:
“wie soll er wissen,
was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen”.
|
2
“Etwas habe ich aber doch gemeint, als ich das
sagte!”
– Wohl, aber wie können wir, was es
ist, herausbringen?
Doch wohl
nur, indem || dadurch, daß er es uns sagt.
Wenn wir nicht sein übriges Verhalten als Kriterium
nehmen sollen, dann also (das), was er uns erklärt.
|
3
Denke Dir, Einer hätte das Schachspiel || Schach
ursprünglich als ein Schreibspiel kennen
gelernt & wüßte nichts von der
Deutung dieses Spiels als
Brettspiel. || ; aber von der Deutung des
Spiels als Brettspiel wüßte
er nichts.
Später würde sie ihm gezeigt.
|| Denke, jemand hätte das Schach 7
nur || bloß als Schreibspiel kennen gelernt &
wüßte nichts von seiner Deutung als Brettspiel. – Später wird ihm diese
Deutung erklärt || gezeigt. (Verständnis.)
|
1
“Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht;
hast Du etwas damit gemeint?
– Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir
kommen.”
Also er konnte etwas meinen, oder auch nichts meinen. Und wenn das erstere, || : dann, was er auch ausdrückte, || dann seine Handbewegung, oder etwas Anderes? || : dann eben seine Handbewegung, – oder etwas Anderes? Hat er mit seinem Ausdruck etwas anderes, als diesen, gemeint, oder hat er nur seinen Ausdruck – gemeint? |
2
Könnte man auch antworten: “Ich habe etwas mit dieser Bewegung gemeint,
was ich nur durch diese Bewegung ausdrücken kann”?
|
3
‘Wir unterscheiden doch Sprache von dem, was nicht Sprache
ist; Schrift von dem, was keine Schrift ist.
Wir sehen Striche, an einer Mauer etwa, & sagen wir
verstehen sie; & andere – & sagen, sie bedeuten
nichts (oder, 8
uns nichts).
Damit ist doch eine sehr allgemeine Erfahrung
charakterisiert, die wir nennen könnten:
“etwas als Sprache verstehen” – ganz abgesehen von dem, was wir aus
den Strichen (etc.) herauslesen.’
|
1
Ich sehe eine deutsche Aufschrift & eine
chinesische:
Ist die chinesische etwa ungeeignet, etwas
mitzuteilen?
‒ ‒ || – Ich sage: ich habe Chinesisch nicht gelernt.
Aber dies gibt nur die vermutliche Ursache
an der gegenwärtigen Erscheinung, die allein uns
jetzt interessiert. ||
Aber dies || das gibt nur die Ursache an, || – dessen, was allein uns jetzt ||
(
hier
)
interessiert, der gegenwärtigen
Situation.
|
2
Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden,
willkürlich Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis des Verstehens mit dem Erlebnis des
Hörens (oder Sehens)
der Zeichen, wenn wir die Sprache verstehen?
Wenn mir jemand etwas sagt & ich verstehe (es), so geschieht mir dies, so wie, daß ich höre. Und hier ist also Verstehen das Phänomen, – die Phänomene, || , – oder, Phänomene, welche sich einstellen, 9 wenn ich einen
deutschen Satz höre, & die dieses || dies
Hören unterscheiden von dem eines Satzes einer mir unbekannten ||
fremden
Sprache. || einer unbekannten || fremden Sprache. || , & die dieses
Aufnehmen unterscheiden von dem eines Satzes einer mir unbekannten fremden Sprache.
|
1
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei mir in der Chiffre gegeben & auch ihr
Schlüssel; dann ist mir natürlich in einer Beziehung alles zum
Verständnis des Satzes gegeben.
Und doch würde ich auf die Frage “verstehst Du diesen Satz”, antworten: Nein, noch nicht; ich muß
ihn erst entziffern.
Und erst, wenn ich ihn, z.B., ins Deutsche
übertragen hätte, würde ich sagen: “jetzt versteh ich ihn”.
Wenn man (sich) hier die Frage stellt || stellte: “In welchem Augenblick || Zeitpunkt dieses Übertragens || dieser Übertragung verstehe ich (zuerst || nun) den Satz”, so erhält man einen Einblick in das Wesen dessen, was wir “verstehen” nennen. || : “an welchem Punkt dieser Übertragung verstehe ich nun zuerst den Satz”, || : “In welchem Moment der Übertragung verstehe ich nun den Satz”, würde man einen Einblick in das Wesen dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. 10
|
1
Ich sage einen Satz:
“ich sehe einen schwarzen Kreis”; aber auf diese
besondern
Wörter kommt es doch ||
ja
nicht an –
sagen || setzen wir also statt dieses Satzes || ihrer diese: “a b c d e.” || ; aber die Wörter sind
doch willkürliche Zeichen: – setzen wir
also statt ihrer diese: “a b c d e.”
Aber nun kann ich, wenn ich das lese, mit ihm nicht ohne weiteres
den oberen Sinn verbinden.
– Ich bin nicht gewöhnt – könnte
ich sagen – statt
“ich”
“a”
zu sagen, & statt
“sehe”
“b” & statt
“einen”
“c” zu sagen,
etc..
Aber damit meine ich nicht, ich sei ||
bin
nicht gewöhnt, mit
“a” sofort das Wort
“ich” zu assoziieren, sondern ich sei || bin nicht gewöhnt,
“a” an der Stelle von
“ich” zu gebrauchen – in der Bedeutung von “ich”.
|
2
“Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas
damit.”
– Wenn man sich überlegt, was dabei in uns
vorgeht, wenn wir Worte meinen (und nicht nur
sagen), so ist es uns, als wäre dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer
liefen.
– Als ob sie gleichsam in uns eingriffen.
11
|
1
‘Ich verstehe einen Befehl als Befehl, d.h., ich sehe in ihm nicht nur diese Struktur von
Lauten oder Strichen, sondern sie hat – sozusagen
– einen Einfluß auf mich.
Ich reagiere auf den Befehl (auch ehe ich ihn
befolge) anders, als etwa auf eine Mitteilung, oder Frage.
(Ich lese ihn in anderem Tonfall, mit anderer Miene
& Geste.)’
|
2
Der Satz, wenn ich ihn verstehe, bekommt
für mich Tiefe.
|
1
In einer Erzählung steht der Satz: “Nachdem er das gesagt hatte, verließ
er sie, wie am vorigen Tage.”
– Fragt man mich, ob ich diesen Satz verstehe, so ist nicht
ganz leicht, drauf zu antworten.
Es ist ein deutscher Satz, & insofern
verstehe ich ihn.
Ich wüßte, wie man diesen Satz etwa gebrauchen könnte; ich könnte selbst
einen Zusammenhang für ihn erfinden.
Und doch verstehe ich ihn nicht so, wie
ich ihn verstünde, wenn ich die Erzählung bis zu diesem Satz || dieser Stelle gelesen hätte.
12
|
1
Was heißt es, ein Bild, eine Zeichnung zu verstehen?
Auch da gibt es Verstehen & nicht verstehen || Nichtverstehen.
Und auch da können diese Ausdrücke verschiedenerlei bedeuten.
Das Bild soll eine Anordnung von Gegenständen –
etwa ein Stilleben – darstellen; einen Teil des Bildes aber verstehe
ich nicht, || :
d.h., ich bin nicht fähig,
dort Körper zu sehen, sondern sehe nur Farbenflecke auf || in der Bildfläche || Leinwand. –
Oder ich sehe alles körperlich, aber auf dem Bild sind Gegenstände dargestellt, die ich (noch) nie
gesehen habe.
Und da gibt es den Fall, wo || daß etwas offenbar
(z.B.)
ein Vogel ist, aber nicht einer den ich kenne; oder, ich sehe einen
Gegenstand, der mir ganz und gar fremd ist.
– Vielleicht aber kenne ich alle Gegenstände, verstehe aber – in anderem Sinne – ihre
Anordnung nicht.
|
2
Angenommen, das Bild stellte Menschen & Pferde dar & die Menschen || sie
darauf wären || wären darauf
etwa 1 Fuß hoch.
Angenommen nun, ich kennte || es gäbe Menschen & Pferde von dieser
Größe, so könnte 13 ich
das Bild als ihre lebensgroße Darstellung sehen; & es würde mir nun einen ganz andern Eindruck machen, als,
den ich gewöhnt bin; ||
& der Eindruck dieses
Bildes wäre nun ein ganz anderer, als der, den ich
gewöhnt bin;
obwohl doch die dreidimensionale Erscheinung der
Gestalten (auf dem Bild) die nämliche || selbe wäre. || sie in diesem Bild erkennen, & mein Eindruck wäre nun ein ganz anderer, als der, den ich gewöhnt bin; obwohl doch
die dreidimensionale Erscheinung der Gestalten (auf dem Bild) die nämliche || selbe wäre.
Und doch ist der Eindruck des Bildes
unabhängig || Und doch besteht
dieser Eindruck unabhängig von dem Gesichtseindruck, den mir wirkliche Menschen gemacht || hervorgerufen haben || ein wirklicher Mensch gemacht || hervorgerufen hat. ||
Und doch ist dieser Eindruck, wie er da ist,
unabhängig davon, daß ich Menschen von der &
der Größe gesehen habe.
Ich meine: in den visuellen Eindruck des Bildes tritt nicht, z.B., die Erinnerung
an die Größe wirklicher Menschen ein.
|
1
Dieses Sehen der gemalten Gestalten
als Menschen & nicht als Zwerge ist, in
gewisser Beziehung analog dem Sehen der Figuren als
räumlicher Gebilde, statt als ebener.
Es ist hier durchaus unpassend, zu sagen, wir fassen, was wir sehen, || faßten, das was wir sehen, einmal so, einmal so || als das Eine, einmal als das Andere auf, sähen aber immer dasselbe. || , wir fassen, das was wir sehen,
einmal als das Eine, einmal als das Andre auf, sehen aber beidemale das
Gleiche. || 14 , wir faßten unsern Gesichtseindruck || unser Gesichtsbild einmal als das einmal als jenes auf, hätten aber beidemale den gleichen Gesichtseindruck. || das gleiche Bild.
|
1
Und ähnlich, wenn wir einen Satz mit
Verständnis & ohne Verständnis lesen.
(Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit
falscher Betonung liest, ihn daher nicht versteht, & nun auf einmal darauf kommt, wie er zu lesen ist.)
|
2
Beim Lesen einer schleuderhaften Schrift kann man
erkennen, was es heißt, etwas in das gegebene Bild
hineinsehen.
|
3
Eine Uhr als Uhr, d.h. als Zifferblatt mit Zeigern,
sehen ist ähnlich dem: den Orion als schreitenden
Mann (zu) sehen.
|
4
Denke an den Unterschied der Auffassung des || eines Satzes – wenn in ihm dies
Wort einmal zu diesem, einmal zu jenem
15
gehörig aufgefaßt ||
betrachtet
|| angesehen wird. ||
Denke an den Unterschied der Empfindung
eines Satzes, – wenn in ihm
dies Wort einmal zu diesem, einmal zu jenem gehörig
angesehen wird.
Und ich hätte auch sagen können, es werde einmal zu
diesem, einmal zu jenem Wort gehörig – verstanden, gesehen, ausgesprochen.
|
1
Wir könnten uns den Marsbewohner denken, der auf der Erde erst nach & nach den
Gesichtsausdruck der Menschen als solchen verstehen lernte, & z.B. den drohenden erst
nach gewissen Erfahrungen als solchen empfinden lernt.
Er hatte bis dahin die Gesichtsform angeschaut || angesehn, wie wir die Form eines Steines.
|
2
Kann ich nicht sagen: er lernt erst die befehlende Geste in einer gewissen
Satzform verstehen?
|
3
Chinesische Gesten || Mienen verstehen wir so wenig, wie chinesische Sätze.
|
4
Wissen, was der Satz besagt, 16
kann nur heißen: die Frage beantworten können: || ,
“was sagt er?”.
|
1
Den Sinn eines Satzes verstehen,
das
kann heißen: die Frage
“Was ist sein Sinn?”
beantworten können.
“Verstehen” ist dann ein Korrelat der Erklärung. |
2
“Verstehen”, damit meine ich dann ein Korrelat der Erklärung.
– Es ist das Gegenteil von “Mißverstehen”.
Mit “Mißverständnis” meine ich (wesentlich) etwas, was sich durch Erklärung beseitigen läßt. Eine andere Nichtübereinstimmung nenne ich nicht “Mißverständnis”. |
4
“Ich sage das nicht nur, ich meine
etwas damit.”
– Soll man darauf 17
fragen:
“Was?” – dann kommt ein anderer
Satz || wieder ein Satz zur Antwort. –
Oder war die Frage “was?”
unerlaubt, weil der Satz nur sagen sollte:
“ich sage das nicht bloß,
es geht auch etwas dabei in mir vor”. || – Oder
war die Frage unrichtig || Kann man so nicht fragen, da der Satz nur || etwa
sagte: ich sage das nicht nur, es bewegt mich auch. || – Oder kann man nicht so fragen, da der Satz etwa sagte || hieß: “ich sage das nicht nur, sondern es bewegt mich auch.”
(Ähnlich dann
der Aussage:
“Ich spreche das Gedicht
nicht bloß, ich singe es auch.”)
|
1
Die Frage ist: Kann er mir diese Bewegung
mitteilen;
kann er
sie beschreiben, auch anders als durch die || diese Beschreibung: ||
anders als durch die || diese Beschreibung: || anders nämlich als dadurch, daß
er sagt sie sei
“die Bewegung, die dieser, oder ein
andrer, Satz hervorruft || hervorrufe”?
Kann er sein Meinen mit meinem Meinen
anders vergleichen, als durch den Vergleich des
Ausdrucks? ||
Die Frage ist: Kann er mir diese
Bewegung
mitteilen; sie beschreiben, anders aber als so || durch die Beschreibung: sie sei “die || seine Bewegung bei diesem, oder einem andern,
Satz”? || , die dieser, oder ein andrer Satz hervorruft || hervorrufe”?
Kann er sein Meinen mit meinem Meinen anders vergleichen, als durch den
Ausdruck? || auf anderem Wege vergleichen, als auf dem des
Ausdrucks?
(Und das heißt: was versteht,18 man unter dem Vergleich zweier Meinungen?)
|
1
“Ist das Verständnis nicht etwas
anderes als der Ausdruck des Verständnisses?
Ist es nicht so, daß der Ausdruck des Verständnisses
eben (nur) ein unvollkommener Ausdruck
ist?”
– Das heißt also: ein Ausdruck der etwas
ausläßt – was wesentlich unausdrückbar
ist.
Denn sonst könnte ja ein besserer
gefunden werden.
Also wäre der Ausdruck ein vollkommener Ausdruck.
|
2
Was heißt das:
“Meine Tränen, mein Gesicht, meine
Worte, können Dir nie mitteilen, wie traurig ich bin”?
Was heißt es:
‘das mitteilen’?
–
“Worte sind eben nur Worte, sie
können einen Gedanken nicht mitteilen.”
Man kann den Geschmack einer Speise durch Worte mitteilen, aber auch dadurch, daß man den Andern || Einem von ihr kosten läßt. || zu kosten gibt. Man könnte es nennen: “mitteilen, was ich fühle”, wenn man dem Andern einen Zahn ausschlägt. 19
Ist es nun richtig zu sagen:
“Nur so kann ich ihm
mitteilen, welchen Schmerz ich fühle, nicht durch
Worte”?
Was ist das Kriterium dafür, daß es
eine gute ||
rechte
Mitteilung war?
|
1
Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es
in Ton darstellen.
– Ich verstehe diese Beschreibung genau,
ich könnte eine Zeichnung nach ihr machen.
Man könnte in vielen Fällen als Kriterium des Verstehens festsetzen, daß man den Sinn des Satzes muß zeichnerisch darstellen können. Ich denke an einen offiziellen Test des Verstehens. Es ist in unseren Schwierigkeiten oft gut an solche offiziell (d.h. im praktischen Leben) festgesetzte Tests zu denken. Wie wird ein Mann geprüft, ob er Kartenlesen kann, ob er die || eine Landkarte versteht? |
2
Folgt daraus übrigens, daß “Verstehen” die Tätigkeit ist – das Zeichnen z.B. – wodurch wir unser
Verständnis erweisen?
Ich dachte einmal so: Aber 20
diese Frage ist || war natürlich irreleitend!
Sie bedeutet nicht:
“Ist also das Verstehen diese Tätigkeit – ist es nicht doch eine
andere?” – sie fragt nur:
“Wird das Wort
“Verstehen” zur Bezeichnung dieser Tätigkeit gebraucht – wird es nicht anders
gebraucht?”
|
1
Es ist sonderbar: Unser Verstehen einer Geste
möchten wir durch ihre Übersetzung in
Worte erklären, & das Verstehen von
Worten durch eine Übersetzung in
Gesten. ||
Unser || Das Verstehen einer Geste sind wir versucht durch ihre Übersetzung in Worte zu erklären || darzustellen, & das Verstehen von Worten, durch
Übersetzung in Gesten.
(So werden wir hin & her geworfen,
wenn wir suchen wollen wo das Verstehen eigentlich
liegt.)
Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste & eine Geste durch Worte erklären. |
2
Muß ich einen Befehl verstehen, ehe ich || damit ich dann nach ihm handeln kann? –
Gewiß! sonst wüßtest Du ja nicht,
was Du 21 zu tun hast.
Aber vom Wissen zum Tun ist ja wieder ein
Sprung! –
|
1
Der Satz:
“ich muß den Befehl verstehen, ehe ich nach ihm
handeln kann” hat natürlich einen guten Sinn, aber wieder keinen
metalogischen.
|
2
Die Idee die man hier ||
da
vom Verstehen hat, ist etwa, daß man damit || dadurch von dem Zeichen || den Worten näher an die Ausführung heran
kommt.
– In welchem Sinne ist das richtig?
|
3
“Aber ich muß einen Befehl verstehen um nach ihm handeln zu können.”
Hier ist das
“muß” verdächtig. –
Denke auch an die Frage: “Wie lange vor dem Befolgen mußt Du den Befehl verstehen?” |
4
Wenn gesagt würde,
daß der, der den Befehl erhält, eben außer den
Worten Vorstellungen erhält, die der
Ausführung22
des Befehls ähnlich sind (während es die Worte nicht
sind), so will ich noch weiter gehen & annehmen, || gehe ich weiter & nehme an, daß der Befehl dadurch gegeben wird, daß wir den Andern
dazu bringen, die Bewegungen, die er dem Befehl
gemäß in 5 Minuten ausführen soll,
jetzt durch mechanische Beeinflussung auszuführen.
Und dies sei || ,
darin bestehe der Befehl; & näher kann ich doch wohl der
Ausführung des Befehls in seinem Zeichen || Ausdruck nicht kommen.
Dann haben wir die Ähnlichkeit der Vorstellung
durch eine viel größere Ähnlichkeit ersetzt.
Und der Weg vom Zeichen zur Ausführung scheint hier sehr
verkürzt zu sein.
Es ist damit auch gezeigt, wie Vorstellungsbilder || Bilder der Phantasie || Phantasiebilder, Vorstellungen für den Gedanken unwesentlich sind. |
1
“Zwischen dem Befehl & der Ausführung
ist eine Kluft.
Sie muß durch das Verstehen geschlossen
werden.”
“Erst im Verstehen heißt es, daß wir das zu tun haben. Der Befehl (selbst), das sind ja nur Laute, 23 Tintenstriche. –”
|
1
Also muß ich dem Befehl erst die Deutung geben?
– Aber was veranlaßt mich gerade zu dieser Deutung?
Ist || War es der Befehl, dann war er ja schon || doch hinreichend, da er diese Deutung befahl.
– Oder hast Du die Deutung
willkürlich hinzugefügt, – dann befolgst Du auch ||
ja
nicht den Befehl, sondern das was Du aus ihm machst. || gemacht
hast.
|
2
Eine
‘Interpretation’ ist doch etwas, was in Zeichen gegeben werden kann || wird.
Es ist diese Interpretation im Gegensatz zu einer
anderen (die anders lautet).
– Wenn man also sagen wollte:
“jeder Satz bedarf noch einer
Interpretation”, so hieße das: kein Satz kann ohne einen Zusatz
verstanden werden.
|
3
“Ich kann den Befehl nicht ausführen, weil ich nicht
verstehe, was Du meinst.
– Ja, jetzt versteh' ich Dich”.
– Was ging da vor, als ich plötzlich den Andern
verstand?
Da gab es viele Möglichkeiten.24
Der Befehl konnte – z.B. – mit falscher Betonung
ausgesprochen || gegeben worden sein, & es fiel mir plötzlich die
richtige Betonung ein.
Einem Dritten würde ich dann sagen: “jetzt versteh ich ihn, er meint
…” & würde den Befehl in richtiger
Betonung wiederholen.
Und in der richtigen Betonung verstünde ich ihn nun; d.h., ich müßte nun nicht
noch einen, geisterhaften || transzendenten, Sinn erfassen, sondern es genügt mir vollkommen der
wohlbekannte deutsche Wortlaut
–
Oder, der Befehl ist mir in verständlichem
Deutsch gegeben worden, schien mir aber ungereimt, da ich ihn auf irgend eine
Weise mißverstand; dann fällt mir eine Erklärung
ein:
“ach, er meint …”, & nun kann ich ihn ausführen.
Oder es konnten mir
‘mehrere Deutungen
vorschweben”, für deren eine ich mich endlich entscheide.
|
1
Was heißt es: verstehen, daß
etwas ein Befehl ist, wenn man auch den Befehl selber noch nicht
versteht?
(“Er meint – || : ich soll etwas tun – aber was
er wünscht, weiß ich nicht.”)
25
|
1
Ein Zeichen deuten, ihm eine Deutung geben || beilegen, || – ist ein Vorgang, der wohl in manchen, aber durchaus nicht in allen
Fällen geschieht, wenn ein Zeichen verstanden wird.
|
2
Wenn mich jemand fragt:
“Wie viel Uhr ist
es?”, geht in mir nun || dann eine Arbeit des Deutens vor?
Ich reagierte unmittelbar auf das, was ich sehe
& höre.
|
3
Der Zerstreute, der auf den Befehl || das Wort
“Rechtsum || rechtsum!” sich nach links dreht, & nun, an die Stirne greifend, sagt:
“ach so – rechts um”, & rechts um macht.
– Ist ihm eine Deutung
eingefallen?
|
4
Ich deute die Worte; wohl; aber deute ich auch die
Mienen?
Deute ich, etwa, einen Gesichtsausdruck als
drohend, oder freundlich?
– Es kann geschehen.
Wenn ich nun sagte: Es ist nicht genug, daß ich das drohende Gesicht wahrnehme, 26 sondern ich muß es erst deuten. –
Es zückt jemand das Messer
(
auf mich
)
& ich sage:
“Ich verstehe das als eine
Drohung.”
|
1
Kann man jemand befehlen, einen Satz zu
verstehen?
Warum
ist es Unsinn zu sagen:
“Versteh das!”?
Aber wenn mir Einer sagt:
“versteh diesen griechischen
Satz!”, so kann ich doch den Befehl befolgen, indem ich Griechisch lerne, || – & ihn || den Satz dann verstehe.
Sagt man nur darum nicht
“versteh das || dies!” – weil es sich nicht ohne weiteres ausführen
läßt?
Aber man kann dennoch || doch Einem, der nie Violinspielen || Flötenblasen gelernt
hat, befehlen
“Blas dieses
Stück!”.
Ist es nicht dies, || : daß
“Verstehen” keine Tätigkeit
ist?
(“Rufe Dir Schmerzen hervor!” – nicht:
“Habe Schmerzen!”)
|
2
Es ist merkwürdig, daß wir uns bei
dem Gedanken, es dürfte jetzt 3 Uhr sein, die Zeigerstellung
meist nicht genau, oder überhaupt nicht vorstellen, –
sondern das Bild, gleichsam, 27 in
einem Werkzeugkasten der Sprache liegen
haben, von wo wir wissen, es jederzeit hervorziehen zu
können, wenn wir es brauchen.
|
1
Es ist, wie wenn ich mir im Werkzeugkasten
[eigentlich meine ich Toolshed] der Sprache – in der Grammatik etwa – Werkzeuge zum
künftigen Gebrauch hergerichtet hätte.
|
2
Was heißt es, zu sagen: “ich sehe zwar hier kein Violett, aber wenn Du mir einen
Farbkasten gibst, so kann ich es Dir darin zeigen”?
Wie kann man wissen, daß man
es zeigen kann, wenn …; daß man es also erkennen kann,
wenn man es sieht?
|
3
Wie weiß ich, wie diese Farbe in Wirklichkeit || die Farbe wirklich ausschaut, dadurch, || daraus, daß ich sie mir vorstelle?
Wie weiß ich, daß ich etwas werde tun können? D.h., wie weiß ich, daß, was ich jetzt tue, ist: jenes tun 28 zu können?
|
1
“Die Vorstellung muß mehr sein, als ein
Bild!
Denn wie ähnlich ich auch das Bild dem mache, was es
darstellen soll, es könnte || kann doch immer noch das Bild von einem andern Gegenstand sein sollen
– || etwas anderem sein –
aber die Vorstellung hat es in sich, daß sie die Vorstellung von
dem & (von) nichts anderem
ist.”
Man könnte so dahin kommen, die Vorstellung als ein Über-Bild anzusehen. || in der Vorstellung ein Über-Bild zu sehen.
|
2
Wie ist es, wenn ich jemand den Befehl gebe:
“stelle Dir einen roten Fleck vor”, || – & nun sage: den Befehl verstehen,
heiße, || : wissen, wie es ist, wenn er ausgeführt ist; oder gar, || – sich vorstellen können, wie es ist, wenn
…?
|
3
Vergleich der verschiedenen Arten von Linien auf der
Landkarte, mit den verschiedenen Wortarten im
Satz. || mit den Wortarten in den
Sätzen.
Der Unbelehrte || nichts davon versteht, sieht eine Menge von Linien & weiß nicht,
daß sie sehr verschiedene 29
Bedeutungen haben; es sind Straßen, Grenzen, Schichtenlinien,
Meridiane, Schraffen, u.a..
Denke Dir auf dem Plan wäre ein Weg eingezeichnet & (mit einigen Linien) durchstrichen, || – um anzudeuten, daß es diesen Weg gegeben habe, aber nicht mehr gebe. – |
1
Wir sagen: das Wesentliche am Wort ist seine
Bedeutung; wir können das Wort durch ein anderes ersetzen, das
die gleiche Bedeutung hat.
Damit ist gleichsam ein Platz für das Wort fixiert
& man kann ein Wort für das andere || ein anderes setzen, wenn man es an den gleichen Platz setzt. ||
Damit ist, – gleichsam, –
dem Wort ein Platz zugesprochen, & man kann ein Wort für ein anderes setzen, wenn
man es an den gleichen Platz setzt.
|
2
Angenommen, ich wollte, auf einmal, alle Wörter
meiner Sprache durch andere ersetzen, wie könnte ich wissen, an welcher Stelle eines der neuen Wörter
steht?
Sind es die Vorstellungen, die den Platz des Wortes || der Wörter halten?
Oder: Wenn || wenn ich mir den Platz merke, was merke ich mir da? Angenommen, ich hätte keine neuen 30
Wörter eingeführt, sondern die Plätze der alten Wörter nur vertauscht. –
|
1
Der Ort eines Wortes in der Grammatik ist seine
Bedeutung.
|
2
Wäre es nicht ähnlich, wenn ich mich
entschlösse die Formen der Schachfiguren zu ändern; oder die
Figur des Pferdchens zum Schachkönig || König
nähme, || zu nehmen,
etc.?
– Wie aber, wenn ich auch das Schachbrett ändern
wollte? –
|
3
Wenn ich sage:
“die Farbe dieses Gegenstands heißt ‘violett’”, so muß ich die Farbe mit den Worten
“die Farbe dieses Gegenstands” schon benannt haben, sie schon zur Taufe gehalten haben, damit der
Akt der Namengebung geschehen kann.
Denn ich könnte auch sagen:
“der || Der Name dieser Farbe ist von Dir zu bestimmen”, & der den Namen gibt, müßte nun
schon wissen,
‘wem er ihn gibt’ (an welchen Platz der Sprache er ihn stellt).
31
|
1
Die Gleichförmigkeit || Einförmigkeit der Anwendung des Wortes
“Bedeutung”, verglichen mit der Gleichförmigkeit || Einförmigkeit der Anwendung von
“zeigen”.
Auf das || dieses Buch zeigen, auf seine Farbe zeigen, auf seine Form
zeigen
, auf seine Länge || Dicke, auf seine Geschmacklosigkeit,
etc..
|
2
Ich bin geneigt zu sagen: Ich
‘zeige’
in verschiedenem Sinne auf diesen Körper, seine
Gestalt, seine Farbe, etc..
– Was heißt das || dies? –
|
3
Was heißt es: Ich ‘höre’
in anderem Sinne || im gleichen Sinne: das Klavier, seinen Klang, das Musikstück,
den, der es spielt || Klavierspieler, seine
Geläufigkeit?
Ich
‘heirate’
in anderem Sinne ||
nicht im gleichen Sinne: eine Frau, & ihr Geld.
|
4
Ist die Bedeutung, das Verstehen des Wortes, in der Erklärung der Bedeutung niedergelegt; oder nur
durch sie bewirkt, wie die
32 Schmerzen || der Schmerz durch das Gift?
Wie wirkt die Erklärung das Verstehen? –
Wie wirkt die Erklärung?
D.h.: was bewirkt sie; & wie wendet man
sie an?
|
1
Was ist das Verstehen eines Wortes: || – die Empfindungen, die ich beim Hören
des Worts habe – || oder Aussprechen habe – oder die Fähigkeit es
anzuwenden?
Was ist die Liebe des
A
für den
B || die A dem B
entgegenbringt: eine Empfindung die A
hat, – oder die Bereitschaft für den
B einzustehen, ihm zu helfen, etc.?
Fragen wir uns statt dessen: Wie wird das
Wort
“Verstehen” (oder
“Liebe”) tatsächlich angewendet?
|
2
‘Die Bedeutung des Wortes ist das, was die Erklärung
der Bedeutung erklärt.’
D.h.: Willst Du den Gebrauch des Worts
“Bedeutung” verstehen, so
sieh vor allem, was man
“Erklärung der Bedeutung” nennt, || .
Denn dieser Ausdruck bezeichnet || dies ist ein Konkretum & führt Dich || uns
daher || darum
nicht so leicht in die Irre, wie jenes || das Wort
“Bedeutung” selbst, das uns auf die Jagd nach einem Schatten schickt. || , das geeignet ist uns auf die Jagd nach einem Schatten zu schicken. ||
33 , das
[ich bin nicht sicher, daß das der rechte
Ausdruck ist]
(dazu) geeignet ist, uns auf die Jagd nach einem Schatten oder
Irrlicht zu schicken.
|
1
Wie geschieht
es || dies ||
Wie geht es vor sich, || : die Worte
“das ist blau” einmal als Aussage über den Gegenstand, auf den man zeigt,
einmal als Erklärung des Wortes
“blau” meinen?
Im letzteren Falle meint man also eigentlich:
“das
heißt
‘blau’.”
– Kann man also das
“ist” einmal als
“heißt” meinen & das Wort
“blau” als
“‘blau’”, & ein andermal das
“ist”
wirklich als
“ist”?
Aber es ist ein Unterschied zwischen den Fällen, wenn wir jemand eine Mitteilung
machen wollen: “das ist blau”, & || dem Fall, wenn wir jemand eine Mitteilung machen
wollen: “das ist blau”, & dem, wenn wir ihm, mit denselben Worten, das Wort
“blau” erklären wollen.
Worin liegt der Unterschied in solchen Fällen?
Und es || Es kann auch geschehen, daß Einer || jemand aus einer Mitteilung eine Worterklärung zieht. || daß jemand aus dem, was als Mitteilung intendiert war, eine
Worterklärung zieht.
|
2
Wie kann Einer nach der Erklärung einer Wortbedeutung fragen? –
Z.B. so: “Welche Farbe heißt
‘Chromgelb’?”, oder:
“Welches ist das dreigestrichene C?”; aber 34 auch so:
“Was heißt || bedeutet das Wort
‘nefas’?”.
Auf die erste & vielleicht auf die zweite Frage wird man durch ein Zeigen antworten & die Frage hatte das auch vorausgesehen. Die dritte Frage könnte man durch eine Übersetzung beantworten (oder auch durch Beispiele der Anwendung). – Wie aber, wenn ein mathematisch Ungebildeter || nicht Gebildeter || nicht Unterrichteter fragte: “Was bedeutet das Wort ‘Integral’?” Da müßte man wohl antworten: das ist ein mathematischer Ausdruck, den ich Dir erst werde erklären können, || erklären kann, wenn Du mehr Mathematik verstehen wirst. Ich habe es als Kind einmal || einmal als Kind jemand nach der Bedeutung des Wortes “etwas” gefragt. Die Antwort war: “das verstehst Du noch nicht.” Wie aber hätte man es erklären sollen? Durch eine Definition? oder hätte man sagen sollen, das Wort sei undefinierbar? Wie ich es später verstehen gelernt habe, weiß ich nicht; aber ich habe wohl Phrasen, worin das Wort vorkommt, anwenden gelernt. Ich hörte & beobachtete, wie die Erwachsenen es anwendeten & machte es ihnen nach. |
1
‘Die Erklärung der Bedeutung 35 ist
doch immer nur eine Andeutung.
Am Schluß muß erdoch noch || ,
kann er doch nur, erraten, was ich meine.
(Ich kann ihm – sozusagen – zwar die Hand führen, aber nicht den Verstand || das Verstehen .’ – Aber Du gebrauchst das Wort “Andeutung” unrichtig. “Andeutung” nennt man etwas, was man vervollständigen kann. Und denkst Du Dir denn zu dieser ‘Andeutung’ eine Vervollständigung, & wie schaut sie aus? Und wenn der Andere die Meinung erraten soll, so kann er wohl dies, oder jenes, raten (er kann ja auch einmal unrichtig erraten). Und wie drückt sich das aus: was er errät? Was nimmst Du als Anzeichen || Kriterium dafür? Und kommt es dann in der Verwendung || dem Gebrauch der Sprache nicht nur auf diese Anzeichen an? Welchen Begriff hast Du von seinem Raten & Erraten der Bedeutung? Wie rätst Du selbst eine Bedeutung, was errätst Du da? |
1
Mißverständnis –
Unverständnis.
Gegen das Mißverständnis hilft Erklärung, gegen das Unverständnis
– Abrichtung.
– Wenn er sich abrichten läßt.
Warum kann man einer Katze 36
nicht das Apportieren beibringen || lehren?
Versteht sie nicht, was man will?
Und worin besteht hier Verstehen &
Nichtverstehen?
(Ich habe einmal gesehen, wie ein junger Wolfshund in einem Bauernhof || in einem Bauernhof gesehen, wie ein junger Wolfshund mit einem Schwein spielen wollte. Er lief ein kurzes Stück, legte sich hin zum Aufspringen bereit, bellte – || ( || – (er wollte das Schwein auffordern ihm nachzulaufen). Das Schwein drehte seinen Kopf nach dem Bellen um || einmal den Kopf nach dem Bellen hin & ging dann, ohne irgend etwas zu verstehen || begreifen || verstanden zu haben seinen Weg weiter || fort.) || seinen Weg weiter || fort. Es hatte nichts verstanden.) |
1
“Das was 1 cm³ Wasser
wiegt, hat man
‘1 Gramm’ genannt.”
–
“Ja, was wiegt er
denn?”
“Was dieser Satz besagt kann ich auch so ausdrücken: .......” – “Ja was besagt er denn?” |
2
Man möchte mit dem Gedächtnis & der Assoziation den Mechanismus des Bedeutens erklären. –
Aber2 wir fühlen, daß es uns auf eine Erklärung eines Mechanismus 37
nicht ankommen kann.
Denn die ist wieder eine Beschreibung von Phänomenen in der || durch die Sprache.
Sie sagt, etwa: wenn wir das Wort
“rot” hören, so springt die & die Vorstellung
hervor.
Nun, wenn das eintritt, – was weiter?
Wir wollen eben nicht die Erklärung eines Mechanismus hören, sondern die
Erklärung eines Kalküls.
|
1
Wenn ich sage, das Symbol ist das, was diesen Effekt
hervorruft, so fragt es sich eben, wie ich von diesem Effekt reden kann, wenn
er nicht gegenwärtig ||
da
ist.
Und wie ich weiß, daß es der
ist, den ich gemeint habe, wenn er eintritt.
Es ist darum keine Erklärung, die unsre Schwierigkeiten hebt, zu sagen: “sehr einfach, wir vergleichen die Tatsache || das Ereignis mit dem Erinnerungsbild”, – weil vergleichen eine bestimmte Vergleichsmethode voraussetzt, & wie ist || wird uns die gegeben? |
2
Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen || malen hat, wenn er
“rot” hört?
38
– Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm beim
Hören des Wortes einfällt.
Aber wie soll er wissen, welche Farbe das ist, “deren Bild ihm einfällt”? || was das ist: “die Farbe deren Bild ihm einfällt”?
Braucht es dafür ein weiteres Kriterium?
(Es gibt übrigens ein Spiel || Sprachspiel || einen Vorgang: die Farbe wählen, welche einem beim
Wort … einfällt.)
“‘Rot’ bedeutet die Farbe, die mir beim Hören des Wortes ‘rot’ einfällt” ist eine Definition. Es erklärt nicht || – Keine Erklärung dessen, was das Wesen des Bedeutens ist || sei. (Bezieht sich auf das, was Frege, & gelegentlich Ramsey, vom Wiedererkennen als der || einer Bedingung des Symbolisierens sagte. Was ist denn das Kriterium dessen || dafür, daß ich die Farbe richtig wiedererkannt habe? Etwa, so etwas wie das Erlebnis der Freude beim Wiedererkennen?) |
1
Die psychologischen – trivialen
– Erörterungen über Erwartung, Assoziation, u.s.w., lassen
immer das eigentlich Merkwürdige aus, & man
merkt
ihnen an, daß sie herumreden, ohne den springenden Punkt zu
berühren.)
39
|
1
‘Warum verlangst Du Erklärungen?
Wenn diese gegeben sein werden, wirst Du ja doch wieder
vor einem Ende stehen.
Sie können Dich nicht weiterführen,
als Du jetzt bist.’
|
2
Die Wirkung eines Satzes auf das Gemüt ist
nicht sein Sinn.
D.h., || : nicht so wird das Wort Sinn gebraucht.
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung ist, ist eine grammatische Untersuchung. Wenn wir Einem einen Stoß geben, damit er weggehe & er taumelt zurück, so nennen wir das nicht die Bedeutung des Stoßes. |
2
Ist der Sinn der Bitte:
“Gib mir einen Apfel”, ihre Wirkung?
Sagen wir, wir haben die Bitte anders gemeint, wenn er
mir einen Apfel gibt, & anders, wenn er mir keinen
gibt?
Baten wir ihn jedesmal um was || etwas
anderes? || ; oder war es im einen Fall gar keine Bitte?
40
|
1
Wer einen Satz in seiner Muttersprache liest, sieht die einzelnen Wörter, wie sie aufeinander || einander folgen, jedes in
(
ganz
)
verschiedener || anderer Weise.
Wir vergessen ganz, daß
“nicht” &
“mich” &
“sieht”,
als Laut- oder Schriftbilder,
sich
von einander nicht wesentlich || nicht wesentlich von
einander unterscheiden. || von einander nicht so sehr verschieden sind. || , als Laut- oder Schriftbilder, der Art
nach sich nicht unterscheiden. || , als
Laut- oder Schriftbilder,
nicht wesensverschieden || der Art nach
verschieden sind.
Und nur in || In einer uns ganz fremden Sprache sehen || merken wir klar die wesentliche Einförmigkeit der Wörter.
– Könnte man ganz Analoges nicht auch von den Figuren eines Spiels sagen?
Aber auch
z.B. von
den || gewissen
Werkzeugen in einem Werkzeugkasten || etwa
den Instrumenten des || eines Zahnarztes; wer ihren Zweck || Gebrauch nicht kennt, sieht (nur) längere & kürzere& || , spitze & stumpfe dicke &
dünne
Stahlstücke || Stahlstäbe
|| Stäbe.
Für den, der sie gebraucht, haben sie
vor allem jedes seine || eine
Bedeutung. || vor allem – || : Bedeutungen.
|
2
Sofern || Soweit es (nach James) ein Wenn-Gefühl& ein Oder-Gefühl, etc.,
gibt || , ein Oder-Gefühl gibt etc., gibt es gewiß für den Schachspieler || für den Schachspieler gewiß
(auch)
ein Königs-, ein Läufer-Gefühl, etc.
Aber |
2
“Es gilt mit Recht als ein Kriterium des Verstehens des
Wortes
‘rot’, daß Einer einen roten Gegenstand auf Befehl aus anders
gefärbten herausgreifen kann; dagegen ist das
richtige Übersetzen des Wortes ins Englische oder
Französische kein Beweis des Verstehens.
Darum ist das rote Muster ein primäres Zeichen für
rot || Rot, dagegen jedes Wort ein sekundäres Zeichen.”
Was ist der Beweis des Verstehens: daß man eine Erklärung seiner Bedeutung geben kann, oder, || : daß man es richtig anwenden kann? (D.h.: was willst Du Beweis des Verständnisses nennen?) Und was ist unser Kriterium dafür, daß Einer das Wort richtig anwenden kann? Vergleiche damit: Von wem sagen wir || sollen wir sagen, || : er könne multiplizieren – etc.? 42
Ist denn die Hinweisende Erklärung nicht auch noch – anzuwenden? – Kann man ein rotes Muster nur auf eine Art als Muster für eine Farbe verwenden? Ist || Und ist es nicht denkbar, daß man vergebens versucht durch den Hinweis auf etwas Rotes Einem || Jemandem den Gebrauch des Wortes “rot” beizubringen & es erst gelingt, wenn man ihm bei diesem Wort einen Schlag auf die Nase versetzt – “Ja, aber nur dann, wenn der Schlag bei ihm einen subjektiven roten Gesichtseindruck hervorbringt!” – Ich kann das annehmen, – aber warum soll ich darüber irgend eine Annahme machen? Und wenn ein Befehl lautet: “Stell Dir dort einen roten Fleck vor” – mache ich den Übergang vom Wort “rot” zur Vorstellung erst durch ein Farbmuster? Und wenn ich ein solches Muster bei der Hand habe: || – bin ich sicherer, daß das die richtige || rechte Farbe ist, als daß meine Vorstellung, die ich unabhängig vom Muster gebildet habe, die rechte ist? Wenn ich nach Diktat schreibe, oder Geschriebenes lese: mache ich den Übergang vom Laut zum Buchstaben, oder vom Buchstaben zum Laut, durch || auf dem Weg über ein Muster? – “Ja, aber Du kannst 43
doch nicht den Laut vom Buchstaben ablesen, wenn Du nicht schon
weißt, daß der & der
Laut dem || diesem Buchstaben entspricht”.
– Überlege: Worin besteht dieses Wissen?
“Aber soll das also heißen, daß das Muster – das rote Täfelchen z.B. – ein ebenso willkürliches Zeichen ist, wie das Wort ‘rot?’” – Wenn ich mich mit irgend einem Menschen || irgend jemand, dessen Sprache ich nicht verstehe, verständigen wollte || müßte &, sagen wir, einen roten Gegenstand zu erhalten wünschte, (so) würde ich unbedingt zur Verständigung || zur Verständigung unbedingt auf etwas Rotes zeigen. (Dies Zeichen wäre immer das gleiche, die Wörter für diese Farbe aber nicht. || ganz verschieden.) Und ein geschriebenes Wort Kopieren ist doch wohl etwas Anderes, als es || eine geschriebene Vorlage Kopieren ist doch wohl etwas Anderes, als nach Diktat zu schreiben. – Wahr ist es, daß es mancherlei gibt, was wir ‘Zeichen’ nennen, & mancherlei Arten, sie zu verwenden. Unrichtig || Unrecht ist nur die vorschnelle || übereilte, dumme, || blödsinnige, Klassifikation, die auf einem Verkennen unserer Aufgabe beruht. (Braithwaite) |
1
Man kann ein rotes Täfelchen
als Muster für das Malen eines rötlichen Weiß,
oder eines rötlichen Gelb 44
(etc.) verwenden – aber
kann man es auch als Muster für das Malen eines Tones von
Blaugrün (z.B.)
verwenden?
– Wie, wenn ich jemand, mit allen äußern Zeichen des genauen Kopierens, einen roten
Fleck blaugrün
‘wiedergeben’ sähe?
– Ich würde sagen:
“Ich weiß nicht, wie er es
macht!”, oder auch:
“Ich weiß nicht was er macht.”.
– Aber angenommen, er
‘kopierte’ nun diesen Ton von Rot bei verschiedenen Gelegenheiten in
eben diesem Blaugrün, & etwa andere Töne von
Rot regelmäßig in andern blaugrünen Tönen – soll ich nun sagen, er kopiere hier, oder er kopiere nicht?
– Nein, wie Du willst.
Was heißt es aber, daß ich nicht weiß ‘was er macht’? Sehe ich denn nicht, was er macht? Aber ich sehe nicht in ihn hinein. – Nur dieses Gleichnis nicht! Wenn ich ihn rot in rot kopieren sehe, was weiß ich denn da? Weiß ich, wie ich es mache? Freilich, man sagt: ich male eben die gleiche Farbe. – Aber wie, wenn er sagt: “& ich male die Quint zu dieser Farbe”? Sehe ich einen besonderen Vorgang der Vermittlung, wenn ich die ‘gleiche’ Farbe 45
male?
Nimm an, ich kenne diesen Menschen als einen ehrlichen Menschen; er gibt, wie ich es beschrieben habe, ein Rot durch ein Blaugrün wieder – aber nun nicht immer den gleichen Ton || den gleichen Ton immer durch den gleichen, sondern einmal durch diesen, einmal durch jenen || einen, einmal durch einen andern Ton. Soll ich sagen: “ich weiß nicht, was er macht”? – Er macht, was ich sehe, || – aber ich würde es nie tun; ich weiß nicht, warum er es tut; seine Handlungsweise ‘ist mir unverständlich’. |
1
Wenn ich französische Vokabeln
durchgehe, um zu sehen, || mich zu prüfen, ob ich sie verstehe; ist es mir nicht ein || kein Beweis dafür, daß ich ‘rouge” verstehe, wenn ich es durch || mit
“rot”
übersetzen kann? || übersetze?
–
“Ja; aber nur, weil Du das deutsche Wort schon anwenden
kannst.”
– Aber gilt das nicht auch vom roten || für das rote Muster, wenn ich, um mein Verständnis zu zeigen, darauf
weise || blicke?46
|
1
Ist denn das
‘primäre Zeichen’
unmißdeutbar?
|
2
Wir sagen manchmal:
“Ja, wenn das Wort das bedeutet (bedeuten soll), dann ist der Satz
wahr.”
– Worauf sehen, was meinen, wir hier mit dem Wort “das”?
|
2
Der Begriff vom
‘sekundären Zeichen’ ist doch dieser: Sekundär ist ein
Zeichen dann, wenn, um mich nach ihm zu richten, ich eine Art von
Tabelle brauche, die es mit einem andern (primären)
Zeichen verbindet, & über dieses kann ich mich erst nach dem
sekundären richten.
Die Tabelle garantiert mir die Gleichheit aller Übergänge, die ich mir mache || die man in ihr macht, nicht, denn sie zwingt mich ja nicht, sie immer in gleicher Weise zu gebrauchen. Sie ist da, wie ein Feld, durch das Wege führen, aber ich kann ja auch querfeldein gehen. Welcher Art ist denn meine 47
Aussage über die Tabelle: sie
zwinge mich nicht, sie so & so zu gebrauchen?
Diese Erklärung || – Sie führt mir eine Art der Verwendung der Tabelle vor Augen, – an
die ich vielleicht nicht gedacht
hatte.
Ich könnte auch
sagen:
“Sieh Deine Theorie doch so an – bist Du jetzt noch immer von ihr
befriedigt?”
|
1
Die Grammatik – könnte || kann man sagen – das sind die Geschäftsbücher der
Sprache; aus denen alles zu ersehen sein muß, || sich alles ersehen lassen muß,
was die Transaktionen
mittels || vermittels
unsrer || der Sprache betrifft; – & nicht (bloß)
irgendwelche || irgend vage Gefühle über die Bedeutung der Worte. || betrifft. [Nachsatz ausgelassen]
||
betrifft & nicht bloß vage
Gefühle über die Bedeutung der Worte.
|
2
Wie gebrauchst Du das Wort, was machst Du damit,
– das wird mich lehren, wie Du es verstehst.
(Gilt besonders für die ‘Deutungen’ mathematischer Theoreme || Begriffe & Sätze.) |
1
Rede mir nicht von Interpretationen,
Illustrationen, Anwendungen, von Sätzen || von Sätzen, deren genaue Stellung zu diesen
Sätzen Du nicht erklärst & zu erklären
nicht der Mühe wert erachtest || achtest, weil sie doch nicht eigentlich zur Sache gehörten –
obwohl || während doch gerade || eben sie es sind, die Deinen Sätzen für Dich ihr Interesse || Interesse für Dich geben.
|
2
Was ist ein Satz?
Wodurch ist dieser Begriff bestimmt?
– Wie wird dieses Wort,
“Satz”, in der nicht-philosophischen Sprache gebraucht?
‘Satz’– || , im Gegensatz wozu?
|
3
Wenn wir sagen:
“Satz ist jedes Zeichen, womit wir etwas
meinen”, so ist die Frage: was meinen wir
– & wann meinen wir es?
Während der Satz ausgesprochen
wird? usw., usw..
|
4
Wenn ich frage:
“was || Was ist die allgemeine Form des Satzes?”, || – so kann man dawider fragen:
haben || Haben
wir denn einen allgemeinen Begriff vom Satz?
49 den
wir nun noch exakt fassen wollen. || ?
|
1
Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert
(erfindet)?
Nach welchem Prinzip geht er vor?
Denn dieses || dies
Prinzip wird uns zeigen, welches unser Begriff von der
‘Sprache’ ist.
|
2
Diese Frage ist fundamental: Wie, wenn wir eine neue Erfahrung, etwa einen
neuen Geschmack oder einen neuen Hautreiz kennen
lernen: || , ein neues Gefühl, kennen lernen: woher weiß ich, daß, was diese Erfahrung beschreiben wird, ein Satz ist?
Oder: warum soll ich das jetzt einen Satz nennen?
– Nun mit demselben Recht, womit ich vom
‘beschreiben’
geredet habe || rede, oder von einer neuen
‘Erfahrung’.
– Aber warum habe ich das Wort
“Erfahrung”
gebraucht, – im Gegensatz wozu?
(Habe ich denn, was geschehen wird, schon bis zu einem Grade damit || dadurch charakterisiert, daß ich sagte, es sei eine
Erfahrung?)
Wenn ich nun || Und wenn ich sage: aber die Sprache kann sich doch ausdehnen, so ist die Antwort: Gewiß, aber || Aber die Sprache kann sich doch ausdehnen. – Gewiß, aber wenn dieses 50 Wort
“ausdehnen” hier einen Sinn hat, so muß ich jetzt
schon wissen, was ich damit meine,
(
muß angeben || sagen können,
)
wie ich mir eine ||
diese
Ausdehnung vorstelle.
Und was ich jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht
ausdrücken, & auch nicht andeuten.
Ich möchte in solchen Fällen
immer
sagen:
“Ich kann doch nicht denkend
mein (eigenes) Denken transzendieren!” –
– Aber was ich in dem Sinne ‘nicht kann’ – wozu soll ich davon reden.
(‘Beruhige Dich –
könnte ich sagen – das Unmögliche wird ja auch nicht
geschehen.’) –
Sehen wir also nach, || Sieh also nach,
was
wir tun, wie wir unsre || diese Worte gebrauchen!
|
1
Hier haben wir dieses bohrende Problem: wie es
denn möglich ist, auch nur auf den Gedanken zu kommen!
An die Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn wir immer nur
Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen.
|
2
“Wie konnte ich nur auf den Gedanken
kommen!” müßte doch heißen: 51
Was kann denn überhaupt (für Substanz) in diesen || diesem Gedanken sein?
– Aber, das zu sehen, müssen wir sehen, wie wir ihn denn gebrauchen.
|
2
“Wie kann es denn Sinn haben von einer mir ganz neuen Art der
Sinneswahrnehmung zu reden, die ich vielleicht einmal haben werde.
– Wenn Du nicht
etwa
vom Sinnesorgan reden
willst.”
Ich habe derlei || solches
oft in Diskussionen (mit Ramsey, z.B.) gesagt.
Die Antwort war oft || dann von der Art:
“Es ist eben doch
möglich, so etwas ||
das || diese Dinge
zu denken!”
– || (So
etwa, wie man sagt:
“die Technik leistet heute eben Dinge, die Du Dir
gar nicht vorstellen kannst.”)
– – || –
Nun, was ist da zu machen? Man || man muß herausfinden ||
– – Nun, da muß man
herausfinden, was Du dabei denkst.
(Daß Du versicherst,
diese Phrase ließe sich denken
– was kann || soll ich damit machen || darauf sagen || damit machen || tun?
Darauf kommt es ja (auch) nicht an.
Ihr Zweck ist ja nicht (der), Nebel in Deiner Seele aufsteigen zu
lassen.)
Was Du meinst, || – wie ist es herauszufinden?
Wir müssen geduldig prüfen, wie dieser Satz
ausgewählt werden soll.
Wie rund um ihn alles aussieht.
–
Da wird 52 sich sein Sinn zeigen.
|
1
“Wie können mich denn meine (eigenen)
Gedanken dorthin führen, wo kein Weg
für sie geht?
Das wäre (ja), als meinte man, eine Lokomotive,
wenn sie nur Brennstoff hat, könne beliebig weit || ins Blaue hinein
fahren, || könne ohne
Grenzen weiter fahren, & vergäße, || : daß sie nicht weiter fahren kann, als die Gleise
liegen.”
|
2
“Welchen Begriff habe ich denn von der mir neuen Sinneserfahrung?
Habe ich denn überhaupt einen?
Ist nun nicht
‘Sinneserfahrung’ so leer wie
‘Ereignis’?
“Da geschah ein Ereignis” – weißt Du jetzt etwas darüber, was
geschah?”
– Aber wenn ich keinen Begriff habe, dann
werde ich ja auch nichts mit diesem Wort anfangen können.
Und was ich damit anfangen kann, wird ja zeigen, welchen Begriff ich habe || welcher Begriff da ist.
Sage also nicht:
“Dein Begriff ist leer”, sondern:
“Sehen wir nach, was Dein Begriff ist; denn es ist
ihm nicht unmittelbar anzusehen, was an
ihm ist.”
53
|
1
“Ich kann doch nicht in den Gedanken, durch Worte, eine
Voraussicht erschleichen, von etwas, was ich nicht kenne.
(Nihil est in intellectu
…)
Als könnte ich in den Gedanken || auf dem Wege der Gedanken gleichsam von hinten kommen, & einen Blick von etwas erhaschen, was ich von vorn nicht ansehen kann. || wozu ich, auf geradem Weg, nicht kommen kann. || , was von vorn zu sehen, (mir) unmöglich ist.” – Gegen || Aber gegen wen richte ich mich denn da? – Wenn ich mich nicht selbst verrenne – || : – dann doch gegen eine falsche, d.i. irreführende, Auffassung, gegen falsche, irreführende, Bilder. (Die irreführende Gegenüberstellung || Hierzu gehört die irreführende Gegenüberstellung: ‘etwas durch Denken erkennen, durch den Verstand erfassen’ – || und: ‘etwas durch Sinneswahrnehmung erfassen’. Der Verstand, als eine Art Sinn für das Unsinnliche || ätherische .) |
2
Ich könnte sagen:
Du hast einen falschen Begriff; – aber || Begriff. – Aber
aufklären 54
läßt sich die Sache nicht, dadurch || nicht dadurch,
daß
wir man gegen Deine Worte ¤
wettert; || daß ich gegen Deine Worte wettere
sondern nur dadurch, daß
wir versuchen || ich versuche, Deine Aufmerksamkeit von gewissen Worten, Assoziationen || Illustrationen, Vorstellungen, weg, & auf die Verwendung der Wörter hinzulenken.
|
1
Du redest, als könnte
der Gedanke – von dem Du einen nebelhaften Begriff hast –
etwas Unerhörtes leisten; & das muß man eben
anerkennen – es ist eben der Gedanke.4
Hardy sagt in seinem || einem || dem Aufsatz “Mathematical Proof”: “That ‘the finite cannot understand the infinite’ should surely be a theological & not a mathematical war-cry.” Es ist wahr, dies ist ein ungeschickter Ausdruck. || dieser Ausdruck ist ungeschickt. Aber was die Leute || die ihn verwenden damit sagen wollen, ist: “Es muß hier doch mit rechten Dingen zugehen! Woher dieser Sprung vom Endlichen zum Unendlichen?” Und so ganz unsinnig ist jene Ausdrucksweise auch nicht – nur ist jenes || das ‘Endliche’, was || welches das Unendliche nicht soll denken können, – nicht ‘der Mensch’, oder ‘der || unser Verstand’, sondern der Symbolismus, der Kalkül || Algorithmus, || . || sondern der Kalkül. 55
Und wie dieser das
‘Unendliche’ denkt, dies ist wohl einer Untersuchung wert.
Und eine solche || so eine Untersuchung ist zu vergleichen der
eines ‘chartered accountant’ || genauen Untersuchung & Klärung der die Geschäftsgebarung eines Unternehmens ||
einer Firma
untersucht
durch einen ….
Ihr || Das Ziel ist eine übersichtliche
vergleichende Darstellung aller Anwendungen, Illustrationen,
Auffassungen, des Kalküls.
Eine allseitige Beleuchtung.
(Denn jede einseitige Beleuchtung wirft auch einen Schatten.)
& einen um so dunklern,
je heller die Beleuchtung ist || der desto dunkler ist, je heller die
Beleuchtung.)
Die vollkommene Übersicht über alles, was Unklarheit
schaffen kann.
Und diese Übersicht muß sich über einen weiten Raum || auf ein weites Feld || Gebiet erstrecken, denn die Wurzeln unserer Ideen reichen weit.
So eine Untersuchung ist schwer.
–
“Das Endliche kann nicht das Unendliche
verstehen” heißt: So kann es
nicht zugehen, wie ihr es, in charakteristischer oberflächlicher Art || Oberflächlichkeit, darstellt.
Der Gedanke kann, gleichsam, fliegen, er braucht nicht zu gehen. Du verstehst, d.h. übersiehst, Deine Transaktionen nicht, & projizierst, quasi, Dein Unverständnis in die Idee eines Mediums, in dem das Erstaunlichste möglich ist. 56
|
1
Man sagt:
“Befindet sich ein Körper
hier? || Ist hier ein Körper?” – & die Kriterien sind eben die
Sinneswahrnehmungen.
Aber das ist eine neue
Bildung, eine Bildung der Philosophie: “Gibt es hinter diesen Sinneswahrnehmungen – die ja die Kriterien der Existenz des
Körpers waren – einen
Körper?” –
[Zitat aus Faust II.
Faust zur Sorge: “… zu tausend Malen”.]
|
2
Die seltsame Ähnlichkeit einer philosophischen Untersuchung
(vielleicht besonders in der Mathematik)
mit einer ästhetischen.5
(Z.B., was an diesem Kleid schlecht ist, wie es
gehörte, etc..)
|
3
‘Über sich selbst führt uns kein Zeichen
hinaus; und auch kein Argument.’ –6
Was soll das heißen; wer glaubt denn, daß es so
sei?
– Ist es so
–
|| :
Im Allgemeinen brauchen wir beim Weiterentwickeln
der Benutzung || Verwendung unserer Wörter & Symbole nicht gar
zu vorsichtig zu sein; die Technik ihres Gebrauches 57
dehnt sich ganz von selbst aus & wir merken
nicht, daß etwas Neues geschieht. –
Dann aber gibt es Fälle, wo der Weg sich plötzlich verengt, wo die schwersten Mißverständnisse auf allen
Seiten liegen & Vorsicht nötig
wird.
Hier kann man nicht mehr (sorglos)
einem Schlendrian des Sprachgebrauchs folgen
– sondern muß sich bei jedem Schritt fragen: ist das
noch das alte Spiel, hat sich die Umgebung dieses
Ausdrucks nun nicht wesentlich
verändert?
Schau um Dich!
Das Zeichen ist der Wagen mit || auf dem Du fährst; aber geht noch ein Weg?
|
1
Der, welcher darauf aufmerksam macht,
daß ein Wort in verschiedenen Bedeutungen gebraucht wurde, oder, daß bei dem Gebrauch dieses Ausdrucks uns dieses Bild vorschwebt, & der
überhaupt Regeln feststellt, gemäß welchen || denen gemäß Worte gebraucht werden, hat gar nicht die Pflicht übernommen eine
Definition || Erklärung des Wortes
“Regel”
(oder
“Wort”, oder
“Sprache”
oder
“Satz”, etc.) zu
geben.
– Und Regeln, die vom Wort “Regel” handeln || wenn sie das Wort “Regel” betreffen, sind nicht Über-Regeln.
D.h., es geht in der
Philosophie ganz gemütlich || gemächlich zu; wir |
1
Wie unterscheidet man eine Regel || Regeln im || von Spielen z.B. || etwa von dem, was keine Regel ist?
Man gebraucht manchmal den || diesen Satz || die Aussage: “Das
ist eine Regel, das nicht:” – will || ”. Will man damit sagen, daß das eine ||
erstere
die Eigenschaft hat, die allen Regeln
gemeinsam ist, wodurch sie Regeln sind; || Will
man da sagen, daß
das eine ||
erstere
die Eigenschaft hat, die allen Regeln
gemeinsam ist, wodurch sie Regeln sind;
und daß diese Eigenschaft dem andern
fehlt? ||
Man gebraucht manchmal den
Satz: “Das ist eine
Regel; das nicht.” – Wie geschieht die Abgrenzung?
Hat || hat das eine die Eigenschaft, die allen Regeln gemeinsam ist;
& das andere hat sie || diese Eigenschaft nicht? Wovon grenzt man (in so einem Falle) etwa ‘Regel’ ab?
|
2
In manchen Ballspielen zieht man einen Strich mitten
durchs Spielfeld, um die Parteien zu scheiden; begrenzt das Spiel aber
weiter || weiters nicht, da es nicht nötig ist.
59
|
1
Über die || unsre Sprache sind nicht mehr Bedenken berechtigt, als ein Schachspieler über das Schachspiel hat,
nämlich keine.
|
2
Es scheint, ich mache es mir in der Philosophie immer leichter & leichter; || – aber die Schwierigkeit ist, es sich leichter machen, &
dabei gewissenhaft sein.
|
3
Was ist ein Satz?
– Vor allem gibt es in unsern Sprachen einen Satzklang.
(Daher die
Unsinngedichte Lewis Carroll's.)
Und wenn wir
an verschiedenen Stellen
davon reden, ein Ausdruck oder Satz || sagen: das & das zu sagen, habe keinen Sinn, so ist, was keinen Sinn hat, nie eine beliebige Zusammenstellung von Wörtern oder Silben, sondern
etwas, was einen Sinn zu haben scheint,
was wie ein Satz oder Teil eines Satzes klingt.
|
4
Denke Dir aber eine neue Sprache so konstruiert: die Wörter & die
Grammatik || : Wörter & Grammatik sind die 60
der deutschen Sprache, || des Deutschen,
nur stehen die Wörter im Satz || aber die Wörter im Satz stehen in der umgekehrten Reihenfolge.
Ein Satz dieser Sprache klingt also wie ein deutscher Satz,
wenn man bei seinem || beim letzten Wort anfängt & zum ersten hin
liest.
Die Ausdrucksmöglichkeiten haben also die selbe || gleiche Multiplizität, wie im || die des Deutschen.
Aber was wir als Satzklang kennen, ist dahin. || verschwunden.
|
1
Hat es Sinn zu sagen: || Betrachte diese Notation: ||
Ausdrucksweise || Ausdrucksform:
:
Ich habe so viele
Anzüge || “Die Zahl meiner
Anzüge || Taschentücher ist die, welche || die
x3
+ 2x ‒ 3 = 0 ergibt”? Hier ist eine Notation, in
der es dem Satz nicht ohne weiteres anzusehen ist, ob er
Sinn hat oder nicht. || ¤
“Ich habe soviel
Taschentücher als x³ + 2x ‒ 3
= 0
ergibt”? Hat dieser Satz einen
Sinn? Es ist ihm unmittelbar
nicht anzusehen. Du siehst an ihm, wie ein Satz auf dem ersten Blick einwandfrei aussehen kann & als
verstünden wir ihn.
||
Betrachte die Ausdrucksform: “Ich habe so viele Taschentücher,
als x3 + 2x
‒ 3 = 0 ergibt¤”, oder || oder
“Die Zahl meiner Anzüge ist n und n2 + 2n + 2 =
0¤”.
Hat dieser Satz 61 Sinn? Es ist ihm unmittelbar nicht anzukennen. Du siehst || Man sieht an diesen Beispielen || diesem Beispiel, wie ein Satz auf den ersten Blick einwandfrei aussehen kann
& als verstünden wir ihn was doch in Wirklichkeit
Unsinn ist ||
etwas auf den ersten Blick wie ein Satz aussehen kann
den wir verstehen,
|| etwas auf den ersten Blick ganz ||
vollkommen
wie ein Satz aussehen kann, den wir wohl
verstehen– || , || ; was doch in Wirklichkeit Unsinn ist
& nur nach Analogie sinnvoller Sätze
gebildet.7
|
¥
2
[Gehört nicht dazu.]
Wie mach ich's denn, um ein Wort immer sinnvoll
anzuwenden; schau ich immer in der Grammatik nach?
Nein; daß ich etwas meine – was ich meine, hindert mich (daran) Unsinn zu sagen.
Ich rede
z.B.
vom
‘Teilen eines Apfels ||
Kuchens
’ aber nicht vom
‘Teilen der Farbe Rot’, weil ich beim
‘Teilen eines Apfels’
(mir)
etwas denken, etwas vorstellen, etwas wollen kann; beim
Ausdruck
‘Teilen einer Farbe || der Farbe rot’
aber nicht.
– Richtiger wäre es zu sagen, daß ich
beim || bei den Worten
“Teilen eines Apfels”
etwas denke, mir etwas vorstelle, etwas will, |
1
‘Daß ich etwas mit den Worten meine, hindert mich,
Unsinn zu sagen’, heißt wohl: daß ich mir etwas bei ihnen vorstelle || ich stelle mir etwas bei ihnen
vor, etwas mit ihnen will || will etwas mit ihnen, treibe etwas mit ihnen,
gebrauche sie zu einem Zweck, & das schließt eben den
Unsinn aus.
|
⍈
2 = 61˙2 + 62˙1
‘Wie mach ich's denn, um ein Wort immer richtig, d.h.,
sinnvoll anzuwenden; schau ich immer in der Grammatik
nach?
Nein; daß ich etwas meine – was ich meine, hindert
mich, Unsinn zu sagen.’
– Wie mach ich's denn, etwas mit den Worten
meinen?
Ich stelle mir etwas
(
bei ihnen
)
vor, will etwas mit ihnen, treibe etwas mit ihnen; gebrauche sie zu einem Zweck.
|
3
Wann sagen wir denn, 63
eine Phrase || ein Wortausdruck sei Unsinn ||
unsinnig
?
Ungefähr ist es so: Wenn in einem
Sprachspiel eine
gewisse
Form des Wortausdrucks verwendet wird & es besteht die
Versuchung einen
ähnlichen
|| (irgendwie ähnlichen)
Wortausdruck
|| ¤ Satz nach Analogie derjenigen ||
der Sätze
des Sprachspiels zu bilden (
&), der nun zu allerhand Problemen, Zweifeln,
falschen Schlüssen, Anlaß gibt, weil seine Berechtigung durch seine Form ||
die Wortform
||
seinen ||
den
Satzklang (gleichsam, durch seine Uniform) unantastbar || unzweifelhaft erscheint,
& || aber
das, was ihn von den nützlichen Sätzen
unterscheidet, nicht in die Augen fällt; – wenn wir nun diesen Wortausdruck || diese Wortform
als eine das Denken störende
Bildung von (den) anderen trennen,
sozusagen abzäunen wollen, so sagen wir, sie sei unsinnig.
Wie es aber im Einzelnen wirklich zugeht kann nur diese ganze
Untersuchung auf Schritt & Tritt zeigen.
|
⍈
1 = 61˙2
“Der Satz
‘Ich teile rot’ ist unsinnig, rot kann man nicht
teilen.” –
Dem Satz
“ich teile rot” könnte ich doch einen Sinn geben (er möge etwa
dasselbe sagen wie
“ich teile einen roten Körper”).
Wie, wenn ich fragte: welches Wort, welcher Fehler, macht 64 den
Satz zum Unsinn?
Warum soll es gerade das Wort
“rot” sein?
Da sieht man, daß wir bei diesem Satz, auch in seiner
unsinnigen Gestalt an ein ganz bestimmtes System von
Sätzen denken.
Daher sagt man auch:
“rot kann man nicht teilen”, gibt also eine Antwort; während man auf eine beliebige Wortzusammenstellung nicht antworten würde.
“Rot kann man nicht teilen” heißt also: Erinnere Dich daran, daß Du in dem Sprachspiel, zu dem || der Klasse von Sprachzeichen, zu denen der Satz seiner Erscheinung || Form nach zu gehören scheint, mit ihm nichts anzufangen weißt. |
1
Was machen wir nun, wenn wir der Wortgruppe “ich teile Rot” einen Sinn geben? –
Ja wir könnten || können doch ganz verschiedenes || Verschiedenes
aus ihr machen.
Einen Satz der Arithmetik, einen Ausruf, einen Erfahrungssatz, einen unbewiesenen Satz der
Mathematik. || usw.
usw..
|
2
Welcher Art sind die Regeln, welche sagen, daß
die & die Zusammenstellungen von Wörtern
keinen Sinn haben?
Sind sie analog denjenigen || von der Art derjenigen || der Regeln, welche sagen, daß
es keine Spielstellung im Schach ist, wenn 65
zwei Figuren zugleich auf einem Feld stehen; oder wenn eine Figur auf der Grenze
zweier Felder steht?
Denke || Denk' Dir || an eine || die Darstellung irgend einer Reise um die Erde || Weltumseglung; || die Reise eines Forschers um die Erde dargestellt durch eine Linie, die in den Projektionen der beiden Hemisphären || Erdhemisphären gezogen || eingezeichnet ist || die man in den Projektionen der beiden Hemisphären || Erdhemisphären einzeichnet || eingezeichnet hat. || Denk' an die Darstellung irgend einer Erdumseglung durch eine Linie, die man in den Projektionen der beiden Hemisphären || Erdhemisphären einzeichnet. Ich sage nun: ein Linienstück, das in so einer Darstellung in der Zeichenebene über den Grenzkreis der || einer Hemisphäre hinausschaut wie a, hat keinen Sinn. Man könnte auch sagen: nichts ist darüber ausgemacht worden. |
1
Was heißt es denn:
“entdecken, daß ein Satz keinen Sinn
hat”?
Und was heißt das: “wenn ich etwas damit meine, muß es doch Sinn haben”? Das erste heißt doch: sich durch die Erscheinung eines Satzes nicht irren zu lassen & seine Anwendung im Kalkül, im Sprachspiel, zu untersuchen. Und: || , “wenn ich etwas damit meine” – heißt das etwas Ähnliches wie: “wenn ich mir etwas 66
dabei vorstelle”?
– Nun, wenn das || es der ganze Zweck des Satzes ist, daß
in Dir etwas vorgeht || er in Dir eine Vorstellung weckt, so kann man sagen, er hat Sinn.
Aber für gewöhnlich ist das nicht Alles, was man vom
Satz verlangt.
Oft aber führt von der Vorstellung ein Weg zur weiteren Verwendung. |
1
Wenn man es für selbstverständlich hält, daß der Mensch sich an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man || möge man bedenken, daß
diese || die Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild oder ein plastisches Modell || gleich einem gemaltem Bild, oder einem plastischen Modell ist, ||
daß diese nicht von der Art eines gemalten Bildes, oder plastischen Modells || gemalter Bilder ist, sondern ein komplexes Gebilde || Wesen || ein Konglomerat
ist aus heterogenen Bestandteilen –
allerlei || .
–
Allerlei || ;
– Zeichen & Bildern.
Man wird dann das Operieren ||
Erzählen
|| Beschreiben mit Schrift- & Lautzeichen nicht (mehr) in
schroffen Gegensatz stellen || schroffem Gegensatz sehen, zum || zu dem
Operieren mit
‘Vorstellungsbildern’ (der
Ereignisse).
|
2
Die Häßlichkeit eines Menschen ||
Gesichts
kann uns im gemalten Bild abstoßen, aber auch in den Worten der || einer Beschreibung. || , aber auch in den Worten der || einer Beschreibung abstoßen.
67
|
1
“Meine ||
Die
Erwartung ist so gemacht, daß, was immer kommt, mit ihr
übereinstimmen muß, oder nicht.”
|
2
“Der Satz ist als Richter hingestellt & wir
fühlen uns vor ihm verantwortlich.”
|
3
‘Lege einen Maßstab an einen || diesen Körper an; er sagt nicht, daß der Körper so
lang ist.
Vielmehr ist er an sich – ich möchte sagen –
tot & leistet nichts von dem, was der Gedanke
leistet.’
Es ist als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am
lebenden Menschen sei die äußere
Gestalt, & hätten nun einen Holzblock von
dieser Gestalt hergestellt & sähen mit Enttäuschung || Beschämung den toten Klotz, der auch keine Ähnlichkeit mit dem Leben || einem Lebewesen hat.
|
4
Man könnte sagen:
“Die Erwartung ist kein Bild, sie bedient sich nur eines Bildes”.
Ich erwarte etwa, daß 68
meine Uhr jetzt auf 7 zeigen wird & drücke dies durch ein Bild der Zeigerstellung aus.
Dieses Bild kann ich nun mit der wirklichen Stellung
vergleichen; die Erwartung aber nicht.
|
1
Mein Gedanke ist hier: wenn Einer die Erwartung selbst sehen könnte,
daß er sehen müßte, was erwartet wird.
(So aber daß es nicht noch einer
Projektionsmethode, Vergleichsmethode, bedürfte um von dem was er
sieht zu der Tatsache zu kommen, die
erwartet wird.)
(Aber so ist es ja auch: wer den Ausdruck der Erwartung sieht, sieht ‘was erwartet wird’.) |
2
Erkläre Einem, daß die Zeigerstellung, die Du aufgezeichnet hast, ausdrücken soll, daß die Zeiger dieser
Uhr ||
Wanduhr
dort jetzt auf 7 stehen ||
so
stehen! ||
soll:
die Zeiger dieser Uhr stünden jetzt so!
Du gibst ihm weitere Zeichen.
–– ||
– –
Die Unbeholfenheit, mit der das Zeichen, wie ein
Stummer, durch allerlei suggestive 69
Gebärden sich verständlich zu machen sucht
–– sie || –. Sie verschwindet, wenn wir erkennen, daß es auf's System
des Ausdrucks ankommt, dem das Zeichen
angehört.
Man möchte sagen: nur der Gedanke kann es sagen, das Zeichen nicht. |
1
Jedes Symbol scheint als solches etwas offen zu
lassen.
|
2
[dazu 74˙4]
‘Der Plan ist als Plan etwas
Unbefriedigtes.
(Wie der Wunsch, die Erwartung, die Vermutung, u.s.f..)’
Ich möchte manchmal mein Gefühl, dem Plan gegenüber, als eine Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, ergänzungsbedürftig. ¥ |
1
In wiefern kann man den Wunsch als solchen, die
Erwartung,
‘unbefriedigt’ nennen?
Was ist das Urbild der Unbefriedigung?
Ist es der leere Hohlraum?
Und würde man von einem leeren Raum sagen, er sei
unbefriedigt?
Wäre das
70
nicht auch eine Metapher?
Ist es nicht ein gewisses Gefühl, das wir
‘Unbefriedigung’
nennen?
Etwa den Hunger.
Aber der Hunger enthält nicht das Bild dessen was ihn befriedigt || seiner Befriedigung.
|
1
Vom Hohlzylinder zu sagen er
wäre
‘unbefriedigt’, was sollte das heißen!
– Aber ich kann mir denken daß man
sich statt des Ausdrucks “der leere Hohlzylinder” des Ausdrucks bedient
“der unbefriedigte
Hohlzylinder”, & daß man den Vollzylinder, der in ihn
paßt
“seine Befriedigung”
nennt.
|
2
Der Wunsch scheint schon zu wissen, was ihn
erfüllen wird, oder würde; der Satz, der Gedanke, was ihn wahr
macht, auch wenn er gar nicht da ist!
[wichtiges Rufzeichen]
Woher dieses Bestimmen, dessen, was noch
nicht da ist? dieses despotische ||
unerbittliche
Verfügen || Fordern?Und woher diese seltsame Sinnestäuschung? – Wir sagen, || : der Satz sagt etwas; der Wunsch wünscht, der Befehl befiehlt, etwas. Aber wie benützen wir denn 71 diese Aussagen, wann benützen wir sie, in welchem ||
Aber zu welchem Zweck || Ende benützen wir die || diese
Aussagen, in welchem
weiteren Zusammenhang?
Was ist es, was ein Satz sagt; was setzen wir
statt des
“etwas” ein?
Dieser Satz
sagt: daß … – & nun
folgt ein weiterer Satz.
“Der Satz sagt etwas”, darauf ist die Ergänzung entweder die Frage “Was?” & ein weiterer Satz – oder, der Ausdruck “sagt etwas” ist gar keine Variable, heißt nicht: sagt dies, oder jenes. |
1
‘Der Befehl befiehlt seine
Befolgung’.
Ja, also kennt er seine Befolgung schon ehe sie da ist!
– Aber der || jener Satz ist ja nur ein grammatischer über die Worte “Befehl” &
“Befolgung”.
Er sagt: Wenn ein Befehl
lautet:
“Tue das & das”, dann nennt man
“das & das tun” das Befolgen dieses Befehls.
(Ähnlich ist der
grammatische
Satz:
“Der Hund hat
‘Beine’, der Hase
‘Läufe’.”)
¥
|
2
Wir sagen:
“Der Befehl befiehlt
dies” & tun ¤ es; aber auch:
“der Befehl befiehlt dies:
ich soll das & das tun.” || ......... .”
Wir übersetzen || übertragen ihn einmal 72 in einen Satz, einmal in eine Demonstration, & einmal in die Tat.
|
1
Ja er befiehlt ja || doch schon – möchte ich sagen – daß ich
das tun soll!
Aber was ist denn das das?
Ich werde von der Form:
“Er befiehlt das”
hypnotisiert.
|
2
Man könnte auch so sagen: Dieser Befehl befiehlt dies (man tut es) – – aber
hat er dies nicht schon früher befohlen?
(Er hat doch früher nichts
anders befohlen!)
Also hat er diese Tat befohlen, ehe es sie (noch)
gab.
Inwiefern hat er aber früher dies
befohlen? – ist denn Befehlen eine Tätigkeit die
der Befehl auch früher ausübte?
Und wie hat er sie ausgeübt?
“Der Befehl befiehlt das
& das” enthält ja die Zeit gar nicht, sowenig wie
“2 + 2 ist 4”.
“Ich habe auch früher dies gemeint” enthält wohl die Zeit. – Wie kann man meinen, was noch nicht geschehen ist? Worin bestand aber dies damals: dies zu meinen? Was nennen wir 73
also jetzt:
‘dies, was jetzt geschieht,
gemeint zu haben’.
Worin besteht die Identität: dasselbe jetzt tun, was ich früher meinte.
Worin besteht es: dieselbe
Speise jetzt zubereiten, die ich später esse?
|
1
Ja, ich meine ja ||
doch
jetzt schon
das, was ich später ausführe.
– Ja, || : manchmal meine ich jetzt dasselbe; manchmal etwas anderes!
In welchen Fällen sagen wir das eine, in welchen
Fällen das andere?
In welchen Fällen sage ich, daß ich etwas anderes getan habe, als was ich meinte –
& in welchen dasselbe.
Und wenn der Befehl nicht befolgt wird
– wo ist dann der Schatten seiner Befolgung, den Du zu sehen
meintest; weil Dir die Form
vorschwebte: Er befiehlt das & das.
|
2
Wie macht man es denn: das
& das befehlen?
|
3
Man sagt: man befiehlt
den Befehl, || – & auch: man befiehlt die Handlung.
74
|
1
Wir identifizieren den Satz
“daß …” mit der Handlung.
|
2
“Er hat das getan, was ich ihm
befohlen habe” – Warum soll man hier nicht sagen, || : es sei eine Identität der Handlung & der Worte?!
Wozu soll ich einen Schatten zwischen die beiden
stellen?
Wir haben ja eine Projektionsmethode.
– Nur ist es eine andere Identität: ‘Ich habe das getan, was er getan
hat’, & anderseits:
‘Ich habe das getan, was er befohlen
hat’.
|
3 ⍈
[Zu 71˙1]
Regel:
“der Wunsch p möge der Fall sein = der Wunsch, der dadurch befriedigt wird,
daß p der Fall ist”.
|
4
⍈
[Zu 69˙2]
(Und hier meine ich: die Erwartung ist unbefriedigt, weil sie die
Erwartung von etwas ist; der Glaube, die Meinung
unbefriedigt, weil sie die Meinung ist,
daß etwas der Fall ist, etwas Wirkliches, etwas 75
außerhalb dem Vorgang der Meinung. || des Meinens.)
|
1
Einen Satz verstehen heißt, eine Sprache
verstehen.
Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache. |
2
Was bedeutet es, wenn man sagt: “Ich kann mir das Gegenteil
davon nicht vorstellen”, oder:
“Wie wäre es denn, wenn's anders
wäre?” – z.B., wenn jemand
gesagt hat, daß meine Vorstellungen privat seien,
oder, daß nur ich selbst wissen kann, ob ich Schmerzen empfinde,
& dergleichen.
|
3
“Ich kann mir nicht vorstellen
…” heißt hier natürlich nicht:
Meine Vorstellungskraft reicht nicht hin.
– Wir gebrauchen diese Art
eine Aussage ad absurdum zu
führen, wenn diese Aussage eine grammatikalische ist, die
uns eine Aussage über Faktisches vortäuscht. ||
Wir gebrauchen diese Antwort || Entgegnung zur Abwehr gegen eine Aussage
76 die in Wirklichkeit eine grammatikalische ist,
uns || uns aber eine Feststellung über Faktisches
vortäuscht. || vortäuscht, das Faktische (der Vorstellungen || Schmerzen etwa) betreffend.
Aber warum sage ich: “ich kann mir das Gegenteil nicht vorstellen”; warum nicht: “ich kann mir das (was Du sagst) nicht vorstellen”? Ein Beispiel: “Jeder Stab hat eine Länge” – das heißt etwa: wir nennen etwas (oder, dies) ‘die Länge eines Stabes’ – (aber nichts ‘die Länge einer Kugel’). Kann ich mir nun vorstellen daß ‘jeder Stab eine Länge hat’? Nun, ich stelle mir eben einen Stab vor – & das ist alles. Nur spielt dieses Bild in Verbindung mit diesem Satz eine ganz andere Rolle, als etwa || ein Bild in Verbindung mit dem Satz: “mein Tisch hat die gleiche Länge, wie der Deine || dieser Tisch hat die gleiche Länge, wie der || jener dort”. Denn hier versteh ich, was es heißt, sich ein Bild vom Gegenteil zu machen (& es muß kein Vorstellungsbild sein). Das Bild aber zum grammatikalischen Satz, konnte nur etwa dazu dienen, an ihm zu zeigen, was man “Länge eines Satzes” nennt. Und was sollte von dem || davon das entgegengesetzte 77
Bild sein?
|
2
Wie zeigt man die Unsinnigkeit eines
Satzes, z.B.
“Dieser Körper hat Ausdehnung”, indem man sagt:
“ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre”?
Man neigt || Wir neigen dazu, in jenem || dem Satz die || eine Feststellung einer Selbstverständlichkeit || von etwas Selbstverständlichem zu sehen || jenen || den Satz als die || eine Feststellung einer Selbstverständlichkeit || von etwas Selbstverständlichem anzusehen. Wir möchten sagen || erwidern: “Ja freilich || Freilich hat er Ausdehnung; aber wie könnte es denn anders sein; || – also wozu es sagen? || – wozu es also sagen?” 78
|
1
Wir könnten auf den Satz
“Dieser Körper hat
eine Ausdehnung” antworten:
“Unsinn!”, neigen aber dazu, zu antworten:
“Freilich!”.
Warum?
|
2
﹖
“Ich habe tatsächlich nie gesehen, daß ein
schwarzer Fleck nach & nach || kontinuierlich immer heller wird, bis er weiß ist, & dann das
Weiß immer rötlicher bis er rot ist; aber ich
weiß daß es möglich ist, weil ich es mir
vorstellen kann.”
Wie weiß ich, daß es möglich ist, weil ich
es mir vorstellen kann?
(“Ich weiß, daß es möglich ist die Tür || dieses Schloß mit diesem Schlüssel || dem Sperrhaken aufzusperren, weil ich diese Art || solche Schlösser schon mit ihm || so aufgesperrt habe.” Vermute ich, in diesem Sinne, daß dieser Farbenübergang möglich sein wird, weil ich ihn mir vorgestellt habe || vorstellen kann?) |
3
Wenn gesagt wird, ein Satz sei sinnlos – || ,
so ist nicht quasi, sein Sinn sinnlos.
Sondern der || , dieser
Satz wird aus der Sprache ausgeschaltet.
79
|
1
Ich versuche etwas, kann es aber nicht.
– Was heißt es aber:
“etwas nicht versuchen können”?
“Wir können auch nicht einmal versuchen, uns ein rundes Viereck vorzustellen.” |
2
Wenn man auch den Satz als Bild eines Sachverhalts || einer möglichen Tatsache || eines möglichen Sachverhalts auffaßt & sagt, er zeige die
Möglichkeit des Sachverhalts || der Tatsache, so kann doch der Satz bestenfalls tun, was ein gemaltes, oder ein plastisches Bild, oder ein Film tut, & er kann
also jedenfalls nicht hinstellen, was nicht der Fall ist.
Also hängt es ganz von unsrer Grammatik ab, was (logisch) möglich genannt wird, & was nicht, nämlich eben was
sie zuläßt.
Aber das ist doch willkürlich!
– In einem
Sinne, ja.
Aber nicht mit jedem Satz || jeder satzähnlichen
Bildung kann ich etwas anfangen, nicht jedes Spiel ist nützlich
& wenn ich versucht bin etwas ganz Unnützes als Satz
zuzulassen, so geschieht es meistens, weil ich mir seine Anwendung nicht genügend überlegt habe.
Wenn ich z.B. von einer ‘unendlich langen
Baumreihe’ rede & mich nicht
(
danach
)
80
frage, wie es etwa zu verifizieren ist, daß eine
Baumreihe unendlich lang ist.
|
1
Wenn man das Wort || die Bezeichnung
“Elementarsatz” gebrauchen will wie ich es in der
Log. Phil.
Abh.
getan habe, also wie
“atomic
proposition” bei Russell, so
kann man den Satz
“hier steht eine rote Rose”
Elementarsatz nennen.
D.h. er
enthält keine Wahrheitsfunktion & ist nicht durch einen Ausdruck definiert, der eine enthält.
Soll aber gesagt werden, der Satz sei nur dann ein Elementarsatz, wenn seine logische Analyse keine Wahrheitsfunktion ans Licht bringt || fördert, || wenn auch seine vollständige logische Analyse zeigt, daß er nicht mittels Wahrheitsfunktionen aus anderen Sätzen zusammengesetzt ist, so setzt das voraus daß man eine Vorstellung von so einer ‘Analyse’ habe. Ich habe selbst in früheren Zeiten von der ‘vollständigen Analyse’ geredet, in dem Gedanken, die Philosophie müßte alle Sätze endgültig zergliedern, um so alle Zusammenhänge ans Licht zu bringen || klarzustellen & jede Möglichkeit des Mißverständnisses zu beseitigen. Als gäbe es einen Kalkül in dem diese Zergliederung möglich 81
wäre.
Mir schwebte dabei etwas vor wie Russells Definition || von der Art der Definition Russells für den bestimmten Artikel. || von der Art der Erklärung || Definition die Russell für den bestimmten Artikel gegeben hatte.
Ähnlich, dachte ich einmal, könnte
& sollte man auch etwa den Begriff Sessel || einer Kugel
mit Hilfe von Gesichtsbildern, etc., definieren & so
würde ein für allemal der Zusammenhang der Begriffe
gezeigt, die Quelle aller Mißverständnisse,
etc..
Es lag dem (allen) ein falsch idealisiertes Bild
der Sprache & ihrer Verwendung || ihres Gebrauches zu Grunde. || der Verwendung der Sprache zu
Grunde.
Freilich kann man in gewissen Fällen durch
Definitionen || eine Definition den Zusammenhang der Arten des Gebrauchs von
Ausdrücken klarstellen.
Und auch im Falle des Zusammenhangs von ‘Gesichtsbild’ &
‘Sessel || Kugel’
kann eine solche Definition helfen.
Aber nicht, indem man den Begriff der physikalischen
Kugel definiert, wohl aber indem man etwa
ein dem || unserm Sprachspiel verwandtes oder vielmehr eine ganze Reihe ihm verwandter Sprachspiele beschreibt. Denn hier || & in diesen mögen solche Definitionen vorkommen.
Es werden durch diese Gegenüberstellung
grammatische Vorurteile zerstört & es wird uns dadurch ermöglicht den Gebrauch || die Verwendung eines Worts 82 zu sehen wie sie wirklich ist statt dem Wort eine || die Verwendung anzudichten.
|
1
Es kann unter
Umständen einen Kalkül geben der
Sätze zerlegt & es ist nicht schwer sich so einen vorzustellen.
Es ist dann eine Rechenaufgabe, zu finden, ob ein Satz ein Elementarsatz ist,
oder nicht.
Die Frage, ob ein logisches Produkt (z.B.) in einem Satz versteckt sei, ist ein mathematisches Problem. – Was hier “versteckt” heißt, wird durch die Methode das Versteckte zu finden || suchen || des Suchens definiert (beziehungsweise durch den Mangel einer Methode). |
2
“Wenn ich sage, ich habe heute Nacht nicht geträumt, so muß ich doch wissen, wo nach dem
Traum zu suchen wäre (d.h., der Satz
‘ich habe geträumt’ darf, auf die tatsächliche Situation angewendet, falsch, aber nicht unsinnig
sein.)”
Heißt das also, daß Du doch etwas gespürt hast, sozusagen die Andeutung eines Traums, die Dir die Stelle bewußt macht, an der ein Traum gestanden wäre. 83
Oder, || : wenn ich sage,
“ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich einen Schatten eines Schmerzgefühls habe, der die
Stelle andeutet, in die der Schmerz eintreten würde? –– || –
In wiefern enthält der gegenwärtige, schmerzlose Zustand die Möglichkeit der Schmerzen. Wenn Einer sagt: “Damit das Wort ‘Schmerzen’ Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: “Es ist nicht notwendiger, als daß man das Fehlen der Schmerzen erkennt”. |
1
“Aber muß ich nicht wissen, wie es wäre,
wenn ich Schmerzen hätte.”
– Man kommt nicht davon weg, daß die
Benützung des Satzes darin besteht, daß
man sich bei jedem Wort etwas vorstelle.
Die Anwendung des Satzes ist nicht die, die ein solches Vorstellen fordert. Immer wieder möchte man sich den Sinn eines Satzes, also seine Verwendung (seinen Nutzen) in einem seelischen Zustand des Redenden oder Hörenden konzentriert 84
denken.
Man denkt nicht, daß man mit den Worten rechnet, operiert, für sie mit der Zeit dies oder jenes Bild substituiert. || sie mit der Zeit in dies oder
jenes Bild überführt.
Sondern der || ihr Sinn, d.i. aber ihr Zweck,
soll in einer Art Bild liegen, das sie im Geist des Sprechers erzeugen.
Es ist so || ganz so als glaubte || glaube man, daß etwa einer schriftlichen Anweisung, auf eine Kuh, das gefolgt werden soll, || die mir Einer || irgend jemand ausfolgen soll, immer die Vorstellung von einer Kuh folgen müsse || die schriftliche Anweisung, auf eine
Kuh, die mir Einer || irgend jemand ausfolgen soll, immer von einer Vorstellung einer Kuh begleitet
sein || werden müsse, wenn diese Anweisung nicht ihren Sinn verlieren
soll. || damit diese Anweisung nicht ihren Sinn
verliere.
Damit meine ich natürlich nicht, daß es in manchen Sprachspielen nicht wesentlich sei || ist, daß man an gewissen Punkten den Übergang von den Worten zur Vorstellung mache. – Wenn wir dem Arzt mitteilen wir hätten Schmerzen – in welchen Fällen ist es nützlich, daß er sich einen Schmerz vorstellt? – –Und wie ist es übrigens: sich einen Schmerz vorstellen. Geschieht dies nicht auf sehr mannigfache Weise. (So mannigfach, wie, || : sich an einen Schmerz erinnern.) 85
|
1
Das Gefühl ist, als
müßte
‘~ p’, um
‘p’ zu verneinen, es erst in gewissem Sinne wahr
machen.
Man fragt:
“was ist nicht der
Fall”.
Dieses muß dargestellt werden.
– Aber es ist ja durch p dargestellt.
|
2
Man kommt nicht davon weg, daß der Sinn des
Satzes den Satz begleitet; bei dem Satz steht.
|
3
Ist die Verneinung eines Satzes
identisch mit der Disjunktion nicht ausgeschlossener || der durch sie nicht
ausgeschlossenen Fälle?
Sie ist es in manchen Fällen.
(Z.B. in diesem Fall:
“Die Permutation der Elemente A, B & C, die er anschrieb, war nicht ACB.”)
|
4
Verneinen: eine
‘geistige Tätigkeit’.
Verneine etwas – & beobachte,
was Du tust.
– Schüttelst Du etwa innerlich den Kopf?
Und wenn es so ist – ist dies || dieser Vorgang nun unseres Interesses würdiger, als der etwa, ein
‘~’
vor einem Satz zu schreiben?
Kennst Du 86 jetzt das Wesen der
Negation?
|
1
“Wie kann das Wort
‘nicht’ verneinen?!”
“Das Zeichen
‘nicht’ deutet an, Du sollst, was drauf folgt, negativ
auffassen.”
Man möchte sagen: “Das Zeichen der Verneinung ist nur eine
Veranlassung, etwas, || –
wahrscheinlich || möglicherweise
sehr Kompliziertes, || – zu tun.”
Es ist, als veranlaßte uns das Zeichen der
Negation zu etwas; aber wozu? das wird nicht
gesagt.
Es ist als brauchte es ||
das
nur angedeutet werden; als wüßten wir es
schon.
Als wäre || sei eine Erklärung unnötig, da wir die Sache ohnehin schon kennen. || da die Sache bekannt ist. || sei.
|
2
Was ist der Unterschied zwischen diesen || den beiden Vorgängen: wünschen, daß
etwas geschehe – & wünschen, das
dasselbe nicht geschehe?
Wollte || Will man es bildlich darstellen, so nimmt man mit dem Bild des (betreffenden) Ereignisses etwas vor || wird man mit dem Bild des (betreffenden) Ereignisses etwas vornehmen: es durchstreifen, es abzäumen, & dergleichen. Aber das, erscheint uns || kommt uns vor, ist eine rohe Methode des Ausdrucks. In der Wortsprache setze ich das Zeichen “nicht” in den Satz. Das scheint uns, wie || gar verwenden wir das Zeichen “nicht”; dies ist mir wie 87 ein
ungeschickter Behelf, & man || . Man meint etwa, || :
im Denken geschieht es schon anders.
|
1
Die Negation, könnte man sagen, ist eine
ausschließende, abweisende, Gebärde.
Aber die können wir zu mancherlei verwenden. || verwenden wir zu mancherlei. ||
Aber in wie vielerlei Fällen
verwenden wir die!
|
2
“Ist es die gleiche Verneinung, wenn
man sagt:
‘Eisen schmilzt nicht bei 100˚ C’ &:
‘2 × 2 ist nicht 5’?”
Ist das || dies durch Introspektion festzustellen,
während man die beiden Sätze sagt? ||
Soll es durch Introspektion festgestellt werden; dadurch,
daß wir beobachten was in uns geschieht, während wir
diese Sätze sagen? ||
Soll das durch Introspektion festgestellt
werden; || ? dadurch, daß wir zu sehen trachten, was wir
bei beiden Sätzen denken?
|
3
Das Wort scheint uns manchmal seine Bedeutung, wie etwas, einmal in dies
Gefäß hineingelegtes, mit sich herumzutragen.
Wir sehen es nun in zwei Sätzen verwendet88 & fragen naiv: enthält es in diesem
dasselbe, wie in jenem?
|
1
Ist
‘ein Wort verstehen’ ein seelischer Zustand?
– Die Betrübnis, die Aufregung nennen wir seelische
Zustände.
Wir sagen:
“Er war den ganzen Tag sehr
betrübt”,
“Er war von morgen an in großer
Aufregung”,
“Er hatte seit gestern ununterbrochen
Schmerzen”.
Wir sagen auch:
“Ich verstehe dieses Wort
seit gestern”, wenn es mir etwa gestern erklärt wurde; || –
aber verstand ich es ununterbrochen?
Ja man könnte von einer Unterbrechung des Verstehens reden
wenn ich es einmal vergessen & dann wieder gelernt
hätte; aber kann man || hat es Sinn zu fragen:
“Um wieviel Uhr hast Du aufgehört es
zu verstehen?” wie man fragen kann:
“Um wieviel Uhr haben Deine Schmerzen
nachgelassen?”?
|
2
“Ich verstehe das Wort
‘Ventil’ seit gestern.” – hast Du das Verstehen die ganze Zeit
gespürt?
Du konntest || kannst
das Wort seit gestern anwenden; wie Du auch tausend
andere Wörter anwenden 89
kannst – & schon seit langer Zeit.
Wenn man das Verstehen hier || des Wortes einen Zustand der Seele nennen will, dann in dem Sinne wie gewisse
Fähigkeiten.
Z.B. die
Fähigkeit zu multiplizieren || rechnen, Englisch || eine Sprache
zu sprechen, Schach zu spielen, ein Gedicht auswendig wissen || aufzusagen.
Von jedem dieser Sätze kann man sagen er beschreibt einen Zustand der Seele: “ich habe seit gestern Schmerzen” “ich habe ihn seit gestern erwartet” “ich wußte seit gestern, daß er kommen wird”¤ “ich kann seit gestern integrieren” Wie hat sich das in jedem dieser Fälle abgespielt? |
1
Was sehen wir als ein Kriterium
dafür an, daß wir jetzt Schachspielen können; was dafür, daß wir
jetzt dieses Gedicht auswendig wissen?
– Was aber ist das || mein Kriterium dafür, daß ich jetzt Schmerzen
habe?
Schmerzen, Trauer, Wut u. dergl. will ich “Bewußtseinszustände” nennen; dagegen das Wissen des Einmaleins, die || im Gegensatz zum Wissen des Einmaleins, zu der Fähigkeit Schach zu spielen, zu integrieren, die chemischen 90
Symbole & die gewöhnlichen || häufigeren
Worte || Wörter der deutschen Sprache zu gebrauchen: diese
will ich
“hypothetische Zustände der Seele” nennen.
Man könnte sie auch hypothetische
Zustände eines Seelenmodells nennen.
Und als Seelenmodell kann auch das Gehirn & Nervensystem
fungieren.
|
1
Vielleicht möchte ||
will
man die Worte
“bewußte” &
“unbewußte”
Seelenzustände hier anwenden.
Von mir aus, aber nichts ist || wäre irreführender als das!
Ich kann auch von
“bewußten” &
“unbewußten” Zahnschmerzen reden; wem
z.B.
der Satz : “ich habe unbewußte Zahnschmerzen” soviel heißen soll wie || der Satz: “ich habe unbewußte Zahnschmerzen”
kann z.B. soviel heißen wie
jetzt:
“ich habe einen schlechten Zahn & keine
Schmerzen”.
Aber “bewußt” & “unbewußt”
klingt uns wie || assoziiert sich unweigerlich mit einem
Gegensatz wie: gesehen –
“sichtbar” –
“unsichtbar”;
“gefühlt” – “nicht
gefühlt” “gesehen”
– || &
“nicht gesehen”¤ & die durchaus irreführende Analogie || der durchaus irreführende Vergleich drängt sich auf zwischen dem Unterschied.
Aber
“bewußter Zustand” & “unbewußter Zustand”,
das assoziiert sich für uns unweigerlich mit dem Bild: ein
Ding, welches wir sehen, & ein gleichartiges, 91
Ding¤ welches wir nicht sehen, weil es etwa hinter uns
steht.
Dieser Vergleich aber ist durchaus irreführend.
|
1
‘Einen Berg ersteigen können’
kann man einen Zustand meines Körpers nennen.
Ich sage:
“Ich kann diesen || den Berg ersteigen || hinauf steigen – ich meine, ich bin stark genug dazu”.
Es ist aber ein Zustand ganz andrer Art, wenn ich sage:
“Ja, ich kann die Bergtour machen || dorthin gehen – ich meine, ich habe Zeit dazu.” –
“Aber wenn Du sie wirklich machen kannst,
dann müssen doch alle Bedingungen eintreffen; dann heißt eben ‘Du kannst sie machen’ nicht nur, Du habest Zeit, sondern auch, Du habest die
Kraft, u.s.f.”
|
2
“Aber was ist es für ein seltsamer
Zustand:
‘etwas tun können’!
Wie weiß er, daß, was er jetzt tut, ist:
das andere, was er jetzt nicht tut, tun können?”
|
3
Jemand behauptet, er könne 92
etwas bestimmtes tun; er versucht es nun, & es gelingt ihm
nicht: Stelle Dir Umstände vor, unter welchen
es Sinn hat, zu sagen:
“Als ich sagte, ich könne es, da
konnte ich's wirklich, nur jetzt kann ich's nicht”
– und Umstände, unter welchen dies
keinen Sinn hat.
|
1
Auf die Frage:
“Kannst Du dieses || dies Gewicht heben?”, kann die Antwort lauten:
“Ich weiß nicht; es wird sich
zeigen”.
Ebenso auf die Frage:
“Kannst Du noch Schach
spielen?”.
Wenn mich aber jemand fragt:
“Verstehst Du das Wort
‘Baum’?” – kann ich sagen:
“Es wird sich zeigen?” || ”? –
Die Antwort wäre:
“Du mußt doch wissen ob
Du's verstehst!”
Aber denk', es wäre gefragt worden: “Weißt Du wie der König || ein Bauer im Schach zieht?” & er hätte geantwortet: “Es wird sich zeigen” – da wären wir schon eher geneigt, zu sagen:
“Du wirst doch wissen, ob Du's weißt, oder
nicht!”
– Anderseits: er wäre gefragt worden:
“Weißt Du, was
‘rein’ &
‘unrein’ in den jüdischen Speisevorschriften
bedeutet?” – wäre es da
Unsinn, zu sagen:
“Laß sehen – das
& das nennt man rein; aber ob 93
auch das rein heißt, weiß ich nicht,
etc.
etc.”
Man sagt dann oft || auch:
“Bis zu einem gewissen Grade verstehe ich das
Wort.”
Oder die Frage wäre:
“Verstehst Du das Wort
‘Integral’?” –
Aber kannst Du Dir nicht auch Fälle denken, in denen es ganz
natürlich wäre, zu sagen:
“Ja, bis zu einem gewissen Grade verstehe ich
das Wort Baum; aber wie weit, das wird sich zeigen”?
Und konnte es nicht auch geschehen || geschieht es nicht auch daß Du Dir einbildest ein Wort zu verstehen (nicht anders als eine Rechnungsart zu verstehen) & nun draufkommst daß Du es nicht verstanden hast? “Ich habe geglaubt ich weiß was ‘relative’ & ‘absolute Bewegung’ heißt, aber ich sehe, ich weiß es nicht.” |
1
Denke Dir || Ich denke
mir dieses Spiel gespielt: || Denk Dir dieses Spiel:
Eine Liste von Wörtern verschiedener
Art wird angelegt; es sind teils ganz einfache Substantiva, wie
“Baum”,
“Brot”, dann z.B. auch “Ding”, seltenere wie
“Dynamometer”,
“Kontinuität”
u.a.
spezielle Farbnamen dann || wie: “sepia”, “ultramarin”, “kobaltblau”; dann
die Wörter
“vielleicht”,
“etwa”,
“das”; dann || auch Wörter fremder Sprachen, mehr, oder weniger ausgefallen; dann || & auch
sinnlose Lautreihen.
Wörter dieser Liste || Diese Wörter werden mir vorgelesen, 94
& nach jedem fragt man, ob ich es verstehe || ¤ ich soll nach jedem sagen, ob ich es verstehe oder nicht.
Ich habe mit“ja” oder“nein” zu antworten || die Frage zu beantworten || ; & nachzusehen, was dabei in mir vorging. || beim Verstehen oder Nichtverstehen
in mir vorging.
– Beim || Auf das Wort
“Baum”
z.B.
werde ich, unbedenklich || ohne mich zu bedenken, mit
“ja” antworten, || – ein Bild mag mir vorschweben oder nicht; auf
eine Lautzusammenstellung die ich noch nie gehört habe ebenso
unbedenklich mit nein. Bei || ; bei
gewissen Wörtern, die einen speziellen Farbton bezeichnen, wird häufig ein Vorstellen der
Antwort vorhergehen. Bei || ; bei selteneren Wörtern wie “Dynamometer”
ein Überlegen; bei Wörtern wie der Artikel
“das” etwa ein Achselzucken; Wörter einer fremden Sprache werde ich
manchmal ins Deutsche
übersetzen; schweben mir Bilder vor so sind es manchmal die der
Gegenstände, die das Wort bezeichnet (wieder tausenderlei
Fälle), manchmal andere
Bilder.
Dies Spiel könnte man durch eines ergänzen, in dem die Namen von Tätigkeiten gesagt werden & bei jeder gefragt: “Kannst Du das?” – Das Subjekt soll dann angeben, welche Gründe es hatte die Frage so oder so zu beantworten. 95
|
1
Es ist
(übrigens)
interessant zu bemerken,
daß die Bilder, die uns beim Lesen || Hören
& ‘Verstehen’ eines isolierten Wortes vorschweben, wenn
wir etwa unser Verständnis prüfen || etwa unser Verständnis geprüft
wird, meist gänzlich || ganz
ausbleiben, wenn wir einen Satz der das Wort enthält mit Verständnis lesen.
Das Bild, was uns dieser etwa hervorruft, besteht
durchaus nicht aus allen jenen Teilbildern.
|
2
Ich schrieb einmal:
“Wenn ich sage “sieh dort ist eine Kugel’, ein andermal ‘dort ist eine Halbkugel’ || gefragt werde ‘Siehst Du dort
eine Kugel?’, ein andermal ‘Siehst Du dort die Halbkugel?’, so kann was ich sehe zu beidem || jedesmal || beidemale das Gleiche sein, & wenn ich antworte ‘Ja, ich sehe sie’, so unterscheide ich doch zwischen den beiden Hypothesen.
Wie ich im Schachspiel zwischen einem Bauer
& dem König unterscheide, auch wenn der
gegenwärtige Zug einer ist, den beide machen
könnten & wenn selbst eine
Königsfigur als Bauer fungierte.”
Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr, einen Mythus des Symbolismus zu geben, oder der psychischen || seelischen Vorgänge.
Statt einfach zu sagen, was jeder weiß,
& zugeben96 muß.
|
1
(
Ich sage
)
|| Man sagt: –
“In diesem Augenblick
verstand ich, welchen Gesichtsausdruck er meinte – ich
sah ihn vor mir.”
Hier ist also Verstehen ein Bewußtseinszustand, oder Vorgang.
Ganz ähnlich, wenn ich sage:
“Als ich dieses Quartett || Stück neulich hörte, da verstand ich
es.”
Nein; man sagt
“Ich hörte ihm mit Verständnis zu”, aber nicht
“Ich verstand es die ganze
Zeit”.
|
2
“Solange die Temperatur des Stabes nicht unter …
sinkt, kann man ihn schmieden”.
Es hat also Sinn zu sagen: “ich kann ihn von 5 bis 6 Uhr schmieden”.
Oder:
“Ich kann von 5 bis 6 Uhr
Schachspielen”, d.h.
nämlich z.B. ich habe von 5 bis 6 Zeit. –
“Solange mein Puls nicht unter …
herabsinkt kann ich
spielen” || verstehen, was ich lese
||
diese Multiplikation ausführen || multiplizieren.”
Diese Multiplikation
|| Diese Multiplikation braucht 1
97
|
1
“Ich verstand sein Mienenspiel.” –
– Wie lange?
– Nun, während ich es sah!
Hier kann man sagen:
“ich folgte ihm mit
Verständnis”.
Worin bestand || besteht dies Folgen?
Beschreibe solche Fälle; dann wirst
Du's sehen.
|
2
Wann verstehe ich den
Satz:
“Unser Leben währet siebzig Jahre”?
Immer?
oder während ich ihn lese?
Und bei || Bei jedem Wort nur dies Wort, oder das Ganze auf einmal
erst am Schluß?
|
3
[Etwa zu, & vor, 96˙2]
Wie, wenn man fragte: Wann kannst Du Schach spielen?
Immer? oder während der Partie || Du ziehst?
Und
immer das ganze Schach während jedes || des Zuges || während jedes || des Zuges immer das ganze Schach?
– Und wie seltsam, daß Schachspielen können
so kurze Zeit braucht & eine Partie so
viel länger?
|
4
Es ist eine sehr merkwürdige 98
Tatsache, daß ich mich bei dem Gebrauch der Sprache nicht erinnere, wie
ich sie gelernt habe.
Ich sage:
“das Glas steht im Schrank”; ich weiß nicht wie ich die Bedeutung von
“Glas” &
“Schrank” gelernt habe.
Meine Anwendung der Wörter ist ganz losgelöst von
den Erklärungen die mir einmal
gegeben wurden || ihrem Erlernen.
Es ist so, als hätte ich die Wörter
selbst geprägt.
Und hier werden wir wieder zu der Frage
geführt: Wenn die grammatischen Regeln die von
einem Wort handeln seine Bedeutung bestimmen, muß ich diese Regeln
alle im Kopf haben, wenn das Wort für mich etwas bedeuten
soll?
Oder ist es hier wie in einem Mechanismus: das Rad, das stillsteht, das Rad in einer Lage, weiß, gleichsam nicht, welche Bewegung ihm noch erlaubt ist, der Kolben weiß nicht, welches
Gesetz der || seiner Bewegung vorgeschrieben ist; & doch wirkt das Rad & der Kolben nur durch jene
Gebundenheit.
Soll ich also sagen: Die grammatischen Regeln wirken in der Zeit? (Wie jene Führung.) Also: Das Wort “Glas || Schrank” wirkt nur in der Art || durch die Art seiner Anwendung. Und es wäre die seltsame Frage denkbar: “Wie kann ich dann gleich wissen, was ich mit “Glas || Schrank” meine, ich kann doch nicht 99
die ganze Art der Anwendung auf einmal im Kopfe
haben?”
– Und ist es nicht ähnlich in einem Spiel? Man kann sagen, ich wisse die Regeln des Spiels, ‘habe sie im Kopf’, wenn || während ich spiele. Aber ist dieses ‘im Kopf haben’ nicht wirklich nur eine Hypothese? Habe ich sie nicht nur insofern im Kopf, als ich sie in jedem besondern Fall anwende? – Gewiß, dies Wissen ist nur das hypothetische Reservoir, woraus das wirklich gesehene Wasser fließt. Das Verständnis der Sprache – quasi des Spiels – scheint wie ein Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung gewinnt. |
1
Wie seltsam: es scheint, als ob zwar eine
physische (mechanische) Führung versagen, Unvorhergesehenes zulassen könnte, aber eine
Regel nicht!
Sie wäre sozusagen die einzig verläßliche
Führung.
Aber worin besteht es, daß eine Führung eine
Bewegung nicht zuläßt, & worin, daß
eine Regel sie nicht zuläßt?
– Wie weiß man das eine, & wie das
andere? 100
|
1
Kann ich (nicht) sagen: Ich meine die Verneinung,
welche verdoppelt eine Bejahung gibt?
Wenn Du von Rot gesprochen hast, hast Du dann das gemeint, wovon man sagen kann, es sei hell, aber nicht, es sei grün, auch wenn Du an diese Regel nicht gedacht, noch von ihr Gebrauch gemacht hast? Hast Du das ¤ ~ || “ nicht ” verwendet, deren drei eine Verneinung geben; auch wenn Du diese Regel nicht verwendet hast? Ist es eine Hypothese, daß es das “nicht” war? Kann es zweifelhaft sein, ob es dasselbe war, & durch Erfahrung bestätigt werden? |
100
Worin besteht die Absicht, eine Partie Schach zu
spielen?
Wie unterscheidet sie sich von der Absicht, eine Partie Dame || ein anderes Spiel zu spielen?
Schach ist doch durch seine Regeln
definiert; wäre eine der Regeln anders, so
wäre es || hätten wir ein anderes Spiel.
Wie treten also die Regeln des Schach in die Absicht ein Schach zu
spielen?
Oder 101 wissen wir etwa nicht, welches Spiel wir zu spielen beabsichtigen || zu spielen wir beabsichtigen; zeigt sich uns das erst wenn wir es schon gespielt haben?
(Man sagt: “Ich werde doch wissen, was ich spielen wollte!”, “Ich werde doch wissen, was ich mir wünsche!”, “Ich werde doch wissen, warum ich es getan habe!”) Denke an diese Begründung || eine Begründung wie: “Ich weiß, daß ich die Absicht hatte, denn ich habe mir gedacht, || : ‘jetzt komme ich endlich zum Schachspielen’.” Es würde sich mit dieser Absicht auch vollkommen vertragen, wenn ich beim ersten Zug darauf käme, daß ich alle Regeln schon vergessen habe. |
1
Es stört uns gleichsam, daß der
Gedanke eines Satzes in keinem Moment ganz vorhanden ist.
Wir sehen ihn wie einen Gegenstand an, den wir erzeugen,
& den wir nie ganz besitzen, denn kaum entsteht
ein Teil, so verschwindet ein andrer.
|
2
‘Intuitives Denken.’
Mozart
schreibt in einem Brief, ein Stück stünde 102 in einem Augenblick ganz vor seinem Geist.
– Wenn mir nun jemand sagte:
“Also ist es eben doch möglich, daß ein ganzer Gedanke auf einmal erfaßt, gedacht,
wird || werde”
– also ist es doch möglich, etwas
‘intuitives
Denken’
zu nennen.
Aber erklärt diese Wortverbindung schon, was wir darunter verstehen?
Bei Mozarts Worten kann ich mir mancherlei denken: Z.B., daß
gewiß nicht gemeint ist, er höre das
ganze Stück in einem Augenblick vor seinem inneren Ohr, als
würden alle
seine Töne || Töne des
Stücks zugleich angeschlagen oder als würde das Stück in rasender
Geschwindigkeit durchgespielt ||
oder in rasendem Tempo heruntergespielt; ich kann noch dies & jenes vermuten, & weiter
komme ich nicht.
|
1
Das Verstehen eines Satzes || von Sätzen der Sprache ist dem Verstehen eines musikalischen Themas in der Musik (oder Musikstückes) viel verwandter als man etwa glaubt ||
glauben würde
.
Ich meine es aber so: daß das Verstehen des
sprachlichen Satzes näher als man denkt dem liegt, was man
gewöhnlich Verstehen des Musikstücks || musikalischen Ausdrucks
nennt.
Warum will ich den Wechsel 103
der Stärke & des Tempos gerade auf diesen Rhythmus bringen,
warum gerade diese
Linie zeichnen?
Man möchte sagen:
“weil ich weiß, was das alles
heißt”.
Aber was heißt es? ich wüßte es
nicht zu sagen.
Zur
‘Erklärung’ könnte ich es nur mit etwas anderem vergleichen, was denselben Rhythmus hat – (ich meine, dieselbe Linie) – ||
(ich meine, dieselbe Linie) hat.
(Man kann sagen:
“Siehst Du nicht: das ist,
als würde eine Schlußfolgerung
gezogen”, oder:
“das ist gleichsam eine Parenthese”, etc..
Wie begründet man solche Vergleiche?
Da gibt es sehr || Es gibt
verschiedenartige
Begründungen.)
|
11
“Denken” nennen wir wohl manchmal den Satz mit einem seelischen Vorgang begleiten, aber
“Gedanke” nennen wir nicht jene Begleitung.
– Sprich einen Satz & denke ihn; sprich ihn mit Verständnis!
– Und nun sprich ihn nicht, & tu nur
das, womit Du ihn beim
verständnisvollen Sprechen begleitet hast! –
(Singe dies Lied mit Ausdruck – & nun singe es nicht, aber wiederhole den Ausdruck! – Und man könnte 104
auch hier etwas wiederholen: Z.B. Schwingungen des
Körpers, langsameres & schnelleres Atmen, Vorstellungsbilder. –)
|
1
“Er hat diese Worte gesagt,
aber dabei nichts gemeint. || sich aber dabei gar nichts gedacht.”
–
“Doch, – ich habe etwas gemeint || mir etwas gedacht!”
–
“Und zwar was denn?”
–
“Was ich gesagt habe.”
|
2
“Dieser Satz hat Sinn.”
–
“Welchen?”
Vergleiche damit:
“Diese Wortreihe ist ein
Satz.” –
“Welcher?”
|
3
“Ich habe etwas Bestimmtes gemeint, als ich sagte, …”
– Und hast Du bei jedem Wort etwas anderes gemeint, oder
während des ganzen Satzes dasselbe?
|
4
Übrigens seltsam, || :
daß eine Wortreihe Unsinn sein kann, wenn man
doch bei jedem Wort etwas meint. || daß eine
Zusammenstellung von Wörtern Unsinn sein kann, wenn wir mit
einem jeden von ihnen etwas meinen.
105
|
1
Was || Aber was heißt es, wenn ich sage, daß im Satz, || :
“die Rose ist rot”, das
“ist” eine andere Bedeutung hat als im Satz:
“2 mal 2 ist 4”.
Wenn ich sagen wollte, es heiße, daß verschiedene
Regeln von diesen beiden Wörtern gelten, so wäre die Antwort,
daß nur von einem
Wort die Rede ist.
Ich könnte || kann aber sagen: In dem ersten Satz darfst Du “ist” durch “hat die Eigenschaft” (ε) ersetzen, in dem zweiten “ist” durch “ist gleich” ( = ), aber nicht umgekehrt. Und im weitern Verlauf macht man etwas ganz anderes mit “ε” als mit “ = ”. |
2
Kann ich nun das, was die Regeln der Anwendung vom Worte sagen, auch
anders beschreiben, nämlich durch die Beschreibung des Vorgangs, der beim Verstehen || Meinen des Worts stattfindet?
Ich meinte früher¤ einmal, die grammatischen Regeln seien die Auseinanderlegung dessen, was ich im Gebrauch || beim Verstehen || Anwenden || bei einem Gebrauch des Wortes auf einmal erlebe. Sozusagen Folgen, Äußerungen, der Eigenschaften, die ich beim Verstehen auf einmal erlebe. 106
|
1
Man möchte ja sagen: die Verneinung
habe die Eigenschaft, verdoppelt eine Bejahung zu
ergeben.
“Die doppelte Negation gibt eine Bejahung”, das klingt so wie: “Kohle und Sauerstoff geben Kohlensäure”. Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte Negation nichts, sondern ist etwas. |
2
Man kann sagen: Dieser
Körper hat die Eigenschaft braun zu sein.
Braun hat die Eigenschaft die Farbe dieses
Körpers zu sein.
3 hat die Eigenschaft die Zahl
meiner Schwestern zu sein
(Nicht aber: 3 hat die
Eigenschaft die Hälfte von 6 zu sein.
Dies gehört zur Grammatik des Zeichens
“3”.)
Die Verneinung hat die Eigenschaft in diesem
Satz die Wahrheit zu ergeben.
|
3
“Daß 3 Verneinungen wieder eine Verneinung ergeben, muß doch schon in der einen
Verneinung, die ich jetzt gebrauche,
liegen.”
(Die Versuchung einen Mythus107
zur Erklärung des Symbolisierens || des Bedeutens zu erfinden.) || einen Mythus des Bedeutens || Symbolisierens zu erfinden.)
|
1
Nicht:
“Die Würfelform hat die Eigenschaft,
lauter gleiche Seiten zu besitzen” – aber ein Holzklotz hat etwa diese Eigenschaft ||
kann etwa diese Eigenschaft haben, & ist dadurch ein Würfel.
|
2
Heißt es etwas, || : daß drei solche
Verneinungen eine Verneinung ergeben?
(Wie:
“drei solche Pferde können diesen Wagen
fortbewegen”.)
Aber in jenem || im
Satz “~~~p =
~p” ist gar nicht von der Verneinung die Rede.
(Von der Verneinung handelt etwa der
Satz:
“es regnet nicht”.)
Der Satz der Logik ist eine Regel für den Gebrauch des
Zeichens
“~”.
Man könnte auch sagen: in ihm hat das Zeichen
“~” keine Bedeutung, sondern erhält
eine.
|
3
Es hat den Anschein, als |
1
Ich möchte das Bild gebrauchen, || : daß das Wort
“ist”, wenn es einmal
“ = ”, einmal
“ε” bedeutet, einen verschiedenen Bedeutungskörper hinter sich hat; daß es beidemale die gleiche
Vorderfläche || Facette ist die
(
aber
)
(jedesmal)
einem andern Körper angehört; || daß es beidemale die
gleiche Facette ist, aber eines andern
Körpers || , aber eines andern
Körpers ist;
wie wenn ich ein Dreieck im Vordergrund sehe, das das einemal die Endfläche || Grundfläche
eines Prismas, das andremal eines Tetraeders ist.
|
2
Oder denken wir uns diesen Fall: Wir hätten vollkommen durchsichtige Glaswürfel, deren eine
Seitenfläche rot angestrichen wäre.
Wenn wir sie aneinander reihen || legen, so werden wir nur ganz bestimmte Anordnungen roter
Quadrate im Raum entstehen können, bedingt durch
die Würfelform der Körper || Glaskörper.
Ich könnte nun die Regel, nach der hier rote Quadrate angeordnet sein können, so geben, daß || in einer Form geben, in der von den Würfeln in ihnen || ihr explizite nicht die Rede wäre ||
geredet würde
, aber das 109
Wesen || Wesentliche der Würfelform wäre dennoch in diesen Regeln || dieser Regel || diesem Gesetz enthalten.
|
1
Wenn wir nun aber einen Würfel sehen sind
uns || ich nun aber einen Würfel sehe, sind
mir damit wirklich schon alle Gesetze der möglichen Zusammenstellung gegeben?
– Also seine ganze Geometrie?
Kann ich die Geometrie des Würfels von einem Würfel
ablesen?
|
2
Der Würfel ist dann eine Notation der Regel || des Gesetzes.
– Und hätten wir so eine Regel || eine solche Regel || so ein Gesetz
gefunden, so könnten wir
sie || es
wirklich nicht besser notieren, als durch die Zeichnung eines
Würfels (& daß es
hier eine Zeichnung tut, ist ungemein || sehr bedeutsam. || ).
Aber der Würfel oder die Zeichnung des Würfels, sind doch nur Zeichen, wirken doch nur als Zeichen. || , insofern, als ich sie nun benütze, in einem System von Verbindungen || Kombinationen mit andern Zeichenbenütze. || . Wenn ich denke || meine, der Würfel enthält schon die ganze Geometrie des Würfels – welcher || : Welcher Würfel? Der Gesichtswürfel, oder ein Eisenwürfel? Oder gibt es einen idealen 110
geometrischen Würfel?
– Offenbar schwebt uns der Vorgang vor, wenn wir aus einer Zeichnung,
oder einem Modell, der Vorstellung,
Sätze der Geometrie ableiten || mir der Vorgang vor, wenn ich aus einer Zeichnung,
oder einem Modell, der Vorstellung,
Sätze der Geometrie ableite. || Es schwebt mir ¤der Vorgang vor, wenn ich aus einer Zeichnung, einem
Modell, der Vorstellung, Sätze der Geometrie ableite.
Aber welche Rolle spielt dabei das Modell?
Doch die des Zeichens, mit einer bestimmten || bestimmter Verwendungsart.
Es ist allerdings (interessant &) merkwürdig, wie wir so eine Zeichnung || Figur (etwa die Zeichnung eines || das Bild des Würfels
z.B.
||
z.B.) wieder & wieder verwenden ||
anwenden
, immer mit || mit immer
anderen Zutaten || in immer anderen Verbindungen.
Und es ist dieses Zeichen (mit der
Identität eines Zeichens), welches wir für
jenen Würfel nehmen, in dem die geometrischen Gesetze bereits
liegen.
|
1
Der Satz
“Es regnet” sagt doch etwas übers Wetter aus aber nicht über
das was || die Worte die ich sage.
Wenn nun “es regnet” dasselbe sagen soll || Wie kann aber dann “Es regnet”
dasselbe sagen
wie:
“Der Satz
‘es regnet’ ist wahr”, da der doch etwas über die Worte
aussagt?
Kann es dasselbe sagen, wenn ich einmal auf die Frage nach dem Wetter antworte: “Es regnet”, ein andermal: “Ich sage Dir wahrheitsgemäß: ‘es regnet’.” 111
|
1
Die Erklärung
eines Zeichens führt uns von einem Zeichen zu
einem || von Zeichen führt uns von diesen Zeichen
zu
andern. ||
¤ andern Zeichen.
Wenn Du denkst, die Sprache, ihr Wesen, müsse sich notwendig erklären lassen, || müsse erklärt werden, so denke, daß diese || die Erklärung in einer Sprache gegeben wird. |
2
Denke Dir || Denken wir uns einen Satz der Wortsprache etwa: || den:
“Ich bin kleiner als Du”
durch Zeichen der Gebärdensprache
ersetzt.
Fühlen wir hier noch immer dasselbe Bedürfnis nach
Erklärung, – wie bei den
Worten?
|
¥
3
Die Gebärdensprache ist uns nicht
geflissentlich gelehrt worden; & gewiß nicht durch
Zeichenerklärungen.
|
4
Ist es so, daß eine Erklärung, eine Tabelle z.B.,
zuerst so gebraucht werden kann, daß man sie
‘nachschlägt’, daß man sie dann gleichsam im Kopf 112
nachschlägt, || (sie sich vors innere Auge ruft, oder dergl.); & daß man endlich ohne
diese Tabelle arbeitet, also so, als wäre sie nie
dagewesen?
In diesem letzteren Falle spielt man (also) offenbar ein anderes
Spiel;
die Tabelle ist aus dem Spiel
ausgeschieden, & wenn ich etwa einmal auf sie
zurückgreife || .
Und sollte ich etwa einmal auf sie
zurückgreifen || .
¤
Ich mag einmal auf sie zurückgreifen, so || aber dann tue ich, was der Erblindete tut, der etwa auf den Tastsinn
zurückgreift.
Eine Erklärung, eine Tabelle, wird zur
Geschichte wenn ich sie nicht mehr benütze. || wir sie nicht mehr benützen.
|
1
Ich muß unterscheiden zwischen den
Fällen, || : wenn ich mich einmal
nach einer Tabelle richte, & ein andermal in
Übereinstimmung mit der Tabelle (der Regel) handele, ohne
die Tabelle zu benutzen. –
Die Regel deren Erlernung uns || mich veranlaßte, jetzt so & so zu handeln, ist als
Ursache meiner Handlungsweise Geschichte. –
Sofern sie aber eine allgemeine Beschreibung unserer Handlungsweise
ist, ist sie eine Hypothese.
(Die Hypothese
z.B., daß diese zwei Leute, die am Schachbrett sitzen, so & so || den & den Gesetzen gemäß
ziehen || handeln
werden.)
Die Spieler können aber die Regel113 auch im Spiel benützen, indem sie sie vor
jedem Zug nachschlagen (dies kann zum Spiel
gehören).
Hier ist die Benützung der Regel eine Spielhandlung.
“Hier liegt aber eine Schwierigkeit; der Spieler welcher || der ohne Benützung des Regelverzeichnisses spielt, ja der nie eins || ein Regelverzeichnis || der Regeln spielt, ja der nie ein Verzeichnis der Regeln gesehen hätte, könnte dennoch, wenn es verlangt würde, ein Regelverzeichnis || eines anlegen; & zwar meine ich nicht – behaviouristisch – indem er durch wiederholte Beobachtung feststellt, wie er in diesen Fällen handelt, sondern, indem er, vor einem Zuge stehend, sagt: ‘in diesem Fall zieht man so’.” – Aber wenn dies so ist, – so zeigt es doch nur, daß er unter gewissen Umständen Regeln aussprechen wird; nicht, daß er von ihnen beim Ziehen Gebrauch gemacht hat. |
1
Es ist möglich, daß Einer die
Bedeutung des Wortes
“blau” vergißt.
Was hat er da vergessen?
“Ich weiß nicht mehr, was ‘blau’ heißt.” – Ist das ein bestimmter Geisteszustand? – Aber es gibt unter verschiedenen Umständen verschiedene Geisteszustände, denen dieser Satz entsprechen 114
mag.
Überlege: “Der, welcher die Bedeutung des Wortes ‘blau’ vergessen hat & aufgefordert wurde, einen blauen Gegenstand aus anderen auszuwählen, fühlt beim Ansehen dieser Gegenstände, daß die Verbindung zwischen dem Wort ‘blau’ & jenen || den Farben nicht mehr besteht (unterbrochen ist); und die Verbindung wird wieder hergestellt, wenn wir ihm die Erklärung des Wortes wiederholen.” |
1
Wie kann man sich zur Probe, ob man das Wort “blau” versteht, ein blaues Vorstellungsbild vor die Seele rufen; denn || ? Denn wie kann mir das Wort
“blau” zeigen, welche Farbe aus dem Farbenkasten meiner
Vorstellung ich zu wählen habe, & wie kann mir die Farbe,
die kommt || die ich mir vorstelle || sich mir darbietet, zeigen, daß sie
die richtige ist?
Wähle ich denn die || also eine Vorstellung, die kommt, nach dem Bild des Wortes? || zum Worte “blau” paßt? – Und kann nicht die unrechte Vorstellung kommen? Und wie zeigt sich das? 115
|
1
Was ist das Kriterium dafür, daß ich
das Wort
“blau” verstehe: daß mir dabei diese Farbe vorschwebt (oder || daß
ich instinktiv meinen Blick auf sie richte
u. dergl.); oder, daß die andern Menschen
mit meiner Benützung || Verwendung des
Wortes einverstanden sind?
Angenommen, beim Worte “mn” fiele mir regelmäßig irgend eine Farbe ein (nach dem normalen Gebrauch der Wörterwar es nicht immer dieselbe Farbe || : ‘nicht immer dieselbe’); könnte ich nicht dennoch sagen: “‘mn’ nenne ich || heißt mir die Farbe, die mir bei dem || diesem Worte einfällt”? Aber warum rede ich hier von Vorstellungen?! Auf den Befehl, etwas Blaues zu zeigen, zeige ich auf einen Gegenstand von bestimmter Färbung, & wenn die || der und der Farbe. Und wenn die nun – nach irgendwelchen andern Kriterien beurteilt – für das || beim || für's Wort “blau” immer die gleiche ist, so ist das || es eben dafür keine Erklärung, zu sagen, es schwebe mir ein Bild beim Hören des Wortes || beim Hören des Wortes ein Bild vor & nach ihm richte ich mich. |
1
Angenommen, ich nenne morgen 116
“blau”, was ich immer so genannt habe – d.h. so sage ich; aber alle
Andern die ich treffe sagen:
“das ist ja rot!” – wer hat dann
Recht?
Wenn ich mich vergewissere || mir beweise, daß ich ein Wort verstehe, indem ich mir ein Bild in die
Vorstellung rufe, oder auf einen Gegenstand zeige, so ist dies doch nur insofern ein Kriterium des
richtigen
Verständnisses, als es mir nur die
Verständigung mit dem Wort || mittels des Wortes || mit Andern ermöglicht.
|
1
Aber könnte man hier nicht zwischen subjektivem
Verstehen des Wortes & objektivem Verstehen
unterscheiden?
Ich lese etwa von einem blauen Topf & es springt in mir
sogleich mit Bestimmtheit ein Bild in der Vorstellung hervor.
(Als wäre auf einen Knopf gedrückt worden & ein Täfelchen mit dem Bild darauf in Verbindung mit dem Knopf || Taster gedrückt worden & ein Täfelchen mit dem Bild darauf in Verbindung mit dem Taster.)
Beim Wort
“Puhu”
springt so ein Bild nicht hervor.
Dies ist ein Unterschied.
Ob ich aber die Worte
“blauer Topf”
richtig verstanden habe, in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Gebrauch,
ist damit noch nicht gesagt.
Das Wort subjektiv verstehen hieße also
– beiläufig gesprochen – || : es ist in Verbindung mit einem 1187
Bild.
Es objektiv verstehen
|| im objektiven Sinne verstehen hieße: es ist in Verbindung mit dem rechten Bild.
– Man könnte also auch sagen: Die Sprache soweit Einer sie nur subjektiv versteht ist zwar
kein Mittel der Verständigung mit Andern, aber ein
Instrument || Werkzeug
zum privaten Gebrauch || zur privaten Verwendung des Einzelnen.
Die Frage aber ist: ob wir dieses
Aussprechen von Lautverbindungen, oder Schreiben von Linienzügen
u. dergl., nun auch
‘Sprache’, & ob wir es noch ein ‘Werkzeug’ nennen würden.
Denn er müßte nun mit sich selbst Sprachspiele spielen – & das kann er wohl: denke Dir nun einen
Robinson Crusoe, der für seinen privaten Gebrauch eine Sprache (Zeichen)
verwendet; denke Du sähest ihm dabei (ohne daß er es wüßte) zu; Du sähest also, wie er bei
mannigfachen || verschiedenen Gelegenheiten Striche in Hölzer
ritzt, Laute ausstößt, || : würdest Du dies unter allen
Umständen Sprechen nennen? || ‘Benützen einer Sprache || von Zeichen’
nennen?
Doch nur wenn Du dabei eine bestimmte
Regelmäßigkeit beobachten würdest.
Wir sehen || beobachten einen Menschen der bei verschiedener Gelegenheit – ohne Gesetzmäßigkeit – irgendwelche Laute ausstößt – nun sagen wir: “Das mag eine rein-private Sprache sein; er wird sich wohl jedesmal beim 118
gleichen Laut dasselbe vorstellen.” –
|
1
“Wenn Du einmal weißt, was
das Wort bezeichnet, verstehst Du es, kennst seine ganze
Anwendung.”
|
2
Denke Dir, ein Mensch gebrauchte
“gelb” zur Bezeichnung jedes gelben Gegenstandes (also etwa wie wir
“etwas Gelbes”).
Er würde dann die hinweisende Erklärung immer richtig geben & sein Gebrauch des Wortes wäre
doch nicht der unsere.
|
3
Die Bedeutung eines Wortes vergessen – sich
wieder an sie erinnern.
Verschiedene Fälle.
Was für Abarten || Vorgänge gibt es da?
Wie || An was erinnert man sich, was fällt einem da ein,
wenn man sich wieder daran erinnert, was das englische
Wort
“perhaps” bedeutet?
– Wie geht so etwas vor
sich: ich sage: || , || –
“jetzt weiß ich zum erstenmal || “jetzt weiß ich wieder, was die Worte bedeuten. || :
‘der blaue Äther’”? 119
|
1
Ist es richtig zu sagen:
“Das Wort
‘rot’ ist allein kein Zeichen, sondern braucht ein Supplement
im Farbengedächtnis”?
|
2
Wenn der Kranke läutet, so
komme ich zu ihm.
Befolge ich den Befehl des Läutens, indem ich mir
zuerst || erst ein Bild von der Bewegung mache, die ¤
er || der Befehl von mir verlangt.
Ich kann aber wohl sagen: “Tu jetzt was Du Deiner Erinnerung nach gestern bei diesen Worten || dieser Gelegenheit getan hast” – & wenn er sich daran erinnert, kann er den Befehl befolgen. Wenn nicht, so ist es, als hätte ich befohlen: “Tu was auf dem || diesem Zettel hier aufgeschrieben steht!” – & der Zettel ist leer. Oder es steht auf ihm: “Kaufe n Pflaumen & n2 + 2n + 2 = 0”. |
¥
3
Ist mein Gedächtnis unbedingt
verläßlicher, als eine Aufzeichnung, mein
Farbengedächtnis z.B., als ein
120
Farbmuster?
Bei verschiedenen Gelegenheiten werde ich das eine || eins durch das andere kontrollieren; u. u..
Das Gedächtnis ist nicht immer
die letzte Instanz.
Könnte ich nicht, unter Umständen, sagen: “Mein Gedächtnis dunkelt immer etwas || ein wenig nach”? |
1
Wie kann ich es rechtfertigen, daß ich mir auf diese Worte hin diese Vorstellung
mache?
Hat mir jemand die Vorstellung der blauen Farbe gezeigt & gesagt, daß sie es sei || es die ist? Was heißt denn hier: “diese Vorstellung”? kann ich denn auf sie zeigen? Kann ich etwa in mir auf sie zeigen, wenn sie meine Vorstellung ist? Wenn ich mir einen blauen Kreis & einen Pfeil vorstelle, der auf ihn zeigt – zeigt || weist der Pfeil auf meine Vorstellung? Könnte ich mir so || auf diese Weise private hinweisende Definitionen geben? (Denke immer an den Gebrauch der Zeichen!) (Dies alles hängt mit dem Problem zusammen: ob, & wie, ich denn wissen kann, ob, & was, der Andre fühlt, sieht, etc..) 121
|
1
Ich sehe jemand & erinnere
mich an ihn.
Schwebt mir da immer (oder auch nur oft) ein
‘Erinnerungsbild’
von ihm || des Menschen vor?
|
⍈
2
[zu S. 111] Ist also die Gebärdensprache keiner
Erklärung fähig?
– Gewiß; z.B.
durch Worte. || durch eine || die Wortsprache.
|
3
Denke an das laute Lesen des Geschriebenen, oder an
das Schreiben || Niederschreiben
des Gesprochenen.
Wir könnten uns eine Art Tabelle (hier einen Mechanismus) denken, nach der uns || man sich
bei der || dieser Übertragung richten könnte.
Aber wir richten uns nach keiner.
Kein Akt des Gedächtnisses, nichts, vermittelt zwischen
dem geschriebenen Zeichen & dem Laut.
|
4
Es ist ein Spiel, mit Hilfe || mittels eines Farbmuster Gegenstände aus andern auswählen, ein anderes, dies mittels eines Erinnerungsbildes einer Farbe tun, & ein anderes,
unmittelbar 122 nach einem Wort handeln.
Die Farbe || Das Muster || “Aber die Farbe || das Muster kann mich bei der Wahl führen, & das Wort nicht!” – Aber würdest Du nicht sagen, Du wirst beim Lesen vom Text || Geschriebenen geführt; beim Schreiben vom Diktat? Ja, ich meine nicht, daß dieser Fall von gleicher Art wie der vorige ist || will nicht sagen, dieser Fall sei von gleicher Art wie der vorige; aber es besteht eine Analogie, & eine Unähnlichkeit. Auch ein Muster führt mich, wie ich mich von ihm führen lasse. – Stelle Dir verschiedene Grenzfälle vor, in denen es schwer zu sagen ist, ob man dies “ || “von den Zeichen geführt werden” nennen soll, oder nicht. |
1
Wie alles Metaphysische, ist
die
‘Harmonie zwischen Denken
& Wirklichkeit’ in der Grammatik der Sprache aufzufinden || aufzusuchen.
|
2
Was macht uns glauben || kann uns glauben machen, es bestehe eine Art Übereinstimmung zwischen
Gedanken & Wirklichkeit?
– Statt
“Übereinstimmung” könnte man (hier) ruhig setzen || sagen:
“Bildhaftigkeit”.
Ist aber die Bildhaftigkeit eine Übereinstimmung?123
in der
Log. Phil. Abh.
habe ich so etwas gesagt, wie: sie sei eine
Übereinstimmung der Form.
Das aber ist || ist aber
irreführend || ein Irrtum.
Alles kann || Alles kann ein Bild von allem sein – wenn wir den Begriff des Bilds
entsprechend ausdehnen.
Was ich sagte, kommt nun darauf hinaus: jede Projektion,
nach welcher Methode immer, müsse etwas mit dem Projizierten gemein || gemeinsam haben ||
gemeinsam haben.
Das heißt, || : ich dehne den Begriff des ‘gemeinsam habens’ aus & mache ihn dem allgemeinen Begriff des
Projizierens äquivalent. ||
Ich dehne, heißt das, den Begriff des
‘etwas gemeinsam
haben’ aus, bis man am Schluß sagen kann, alles was man
‘richtiges oder falsches Bild von
etwas’ nennen kann habe mit der Wirklichkeit die es darstellen soll, etwas gemeinsam.
Es drängt sich mir also eine bestimmte Art der Verallgemeinerung auf, eine Form der
Darstellung, ein
Aspekt. || bestimmter Aspekt.
|
1
Vor allem ist
“Bild” hier zweideutig (gebraucht).
Man will sagen: ein Befehl sei ein Bild der Handlung die
nach ihm ausgeführt wurde; aber auch, ein Bild der Handlung, die
nach ihm ausgeführt werden soll.
124
|
1
Man kann sagen: eine Werkzeichnung dient als Bild des Werkstücks || Gegenstandes, den der Arbeiter nach ihr anfertigen soll.
Und man könnte hier “Projektionsmethode” die Art & Weise nennen, wie der Arbeiter so eine Zeichnung in die Arbeit umzusetzen hat. Man könnte sich auch || nun so ausdrücken: die Projektionsmethode vermittle zwischen der Zeichnung & dem Objekt, sie reiche von der Zeichnung zum Werkstück. Man vergleicht damit || da die Projektionsmethode mit Projektionslinien || Projektionsstrahlen, die von einer Figur zu einer anderen reichen. – Wenn aber die Projektionsmethode eine Brücke ist, dann ist sie eine, die nicht geschlagen ist, ehe || so lange die Anwendung nicht gemacht ist. – Dieser falsche || Der || Dieser Vergleich aber führt zur Idee, || läßt es erscheinen, daß das Bild mitsamt den Projektionsstrahlen nun nicht noch Anwendungen || verschiedene Arten der Anwendung || Anwendungsarten zuläßt, sondern daß so || dadurch || durch Bild und Projektionsstrahlen das Abgebildete, auch wenn es tatsächlich nicht vorhanden, ätherisch bestimmt ist, so bestimmt nämlich, als wäre || sei es vorhanden. (Es ist ‘auf ja & nein bestimmt’.) 125
“Bild” kann man dann die Werkzeichnung mit ihrer Anwendung || der Methode ihrer Anwendung nennen. Und diese || unter dieser || der Methode stellt man sich nun etwas vor, was sich an die Werkzeichnung anschließt, auch wenn sie nicht verwendet wird. (Man kann die || eine Anwendung ‘beschreiben’, auch wenn es sie nicht gibt.) |
1
Ich frage nun: || möchte nun fragen:
“Wie könnte denn die Werkzeichnung
als Darstellung verwendet werden, wenn nicht schon eine
Übereinstimmung, mit dem, was gemacht werden soll, da
ist?” –
Aber was heißt das?
Nun, etwa dies: Wie könnte ich nach
Noten Klavier spielen, wenn sie nicht schon irgend eine Beziehung zu gewissen Handbewegungen || Handbewegungen gewisser Art hätten?
Und diese || eine solche Beziehung besteht freilich manchmal in einer gewissen Übereinstimmung
(Ähnlichkeit), manchmal aber nicht in einer
Übereinstimmung, sondern nur darin, daß
wir die Zeichen so & so anwenden || anzuwenden gelernt haben.
Um aber nun alle diese Fälle || diese Fälle alle
gleich zu machen – denn dazu reizt es uns
– dient die Verwechslung zwischen Projektionsstrahlen, die das Bild mit dem Gegenstand verbinden, & der
Projektionsmethode.126
Man kann wohl sagen, || : die Projektionsstrahlen rechne ich noch zum Bild – aber
nicht die Projektionsmethode.
Man könnte freilich auch sagen: Eine Beschreibung der Projektionsmethode rechne ich noch zum Bild.
Man stellt sich || Ich stelle mir also vor, die anscheinende Verschiedenheit zwischen Satz & Wirklichkeit werde durch die Projektionsstrahlen ausgeglichen, die zum Bild, zum Gedanken, gehören, & die keinen Raum mehr für eine Methode der Anwendung lassen. Es gibt (vielmehr) nur noch Übereinstimmung & Nichtübereinstimmung. |
1
“Die Möglichkeit der Übereinstimmung bedingt schon eine Übereinstimmung.”
– Denke, jemand sagte:
“Schachspielen können ist eine Art
Schach-spielen”.
|
2
“Ein falscher Satz stellt die Wirklichkeit nur falsch dar, aber doch die Wirklichkeit.”
Eine falsche Beschreibung meines Zimmers beschreibt immerhin etwas mit 127 meinem Zimmer Vergleichbares.
Das kommt darauf hinaus: Zwei verschiedene Längen haben immerhin mit einander gemein, daß sie Längen sind; zwei Formen, daß sie Formen sind; etc.. – Wenn das nicht völliger Unsinn sein soll, so wäre es etwa eine grammatische Feststellung über die Ähnlichkeit der Anwendung der Ausdrücke gewisser Klassen. || von der & der Art. |
1
“Das gemalte Bildnis stimmt, außer durch || abgesehen von der
Ähnlichkeit || Portraitähnlichkeit, auch dadurch mit dem Menschen || mit dem Menschen dadurch überein, daß es Farben
aufweist.”
Dies kann man eine
Übereinstimmung nennen & diese || sie
fehlt
dann zwischen einem Menschen & einer
Kohlenzeichnung.
|
2
“Rot & Grün stimmen darin
überein, daß sie Farben sind.”
– Hier kann man sagen:
“Wie wäre es wenn sie nicht
übereinstimmten?”
|
⍈
3
[Zu 119˙3] Diese Bemerkung ist wichtig, weil wir
das Rätselhafte || Seltsame am Denken, || das Seltsame, das wir im Denken sehen,
128
die Folge grammatischer Mißverständnisse,
immer durch seinen seelischen, ungreifbaren, Charakter
erklären möchten. || immer durch den seelischen
(ungreifbaren) Charakter des Denkens
erklären wollen.
|
1
Man möchte Gründe &
Gründe & Gründe angeben. In || ; in dem Gefühl: wo ein Grund ist, || solange ein Grund da ist, ist alles in Ordnung.
Ist kein Grund vorhanden, so ist die Sache irrational, &
daher für uns nicht interessant.
(Der Gebrauch von
“irrational” ähnlich dem des Wortes
“fallen” im Satz:
“Wenn die Erde nicht irgendwie gehalten wäre || würde, müßte sie fallen”.)
Wir möchten nicht einfach beschreiben, was
geschieht, sondern wir möchten immer
(nur) erklären.
|
2
“Das Ideale wäre es, wenn die Kette der
Gründe ins Unendliche reichte.”
– Ja, was ist denn die Funktion, der Zweck, eines
Grundes?
|
3
Wie, wenn wir jemanden fragen: “wie weißt Du, daß
|
1
Kann ich denn nicht mit Worten meinen was ich
will?
– Schau auf 130
die Tür Deines Zimmers, sage dabei eine Reihe beliebiger Lautverbindungen || Laute, & meine
damit eine Beschreibung Deiner || dieser Tür! –
|
1
Denke, ich sagte:
“a b c
d”
& meine damit: das Wetter ist schön –
nämlich, ich habe || hatte beim Aussprechen
dieser || jener Zeichen das gleiche Erlebnis, welches man sonst nur hätte,
wenn man
“a”
jahraus, jahrein in der Bedeutung von
“das”
gebraucht hätte,
“b” in der Bedeutung von
“Wetter”, u.s.w..
– Heißt nun
“a b c
d”: das Wetter ist schön?
|
2
Und doch gibt es Unterschiede im Erleben
eines Satzes.
Mache diesen Versuch || einen Versuch dieser Art: Im Gespräch mit jemandem, der, sagen wir, Deutsch, aber, wie Du weißt, nicht Englisch versteht, – sage || sagst Du ihm auf
einmal einen englischen
Satz.
Ihr redet etwa von einer Tour, die ihr machen wollt, & nun sagst Du ihm den Satz,
Du wollest nicht gehen, wenn es regnet, in der fremden
Sprache, die ,wie ich annehme, Du beherrschst, er aber
nicht.
– Da würdest Du merken, daß
der englische Satz gleichsam in Dir leerläuft,
daß Du ihn in diesem Gespräch nicht ‘meinen’
131
kannst; wie Du es tätest, wenn Du ihn einem Engländer
sagtest. || in einem englischen Gespräch
gebrauchtest. || ; wie Du es tätest,
wenn Du ein englisches Gespräch führtest. || ; wie Du es in einem englischen
Gespräch tätest.
|
1
Denke, jemand zeigte mit der Gebärde || dem Gesichtsausdruck des Zahnschmerzes auf seine Wange & sagte dabei:
“abrakadabra, abrakadabra!”
|| !
”
– Wir fragen:
“Was meinst
Du?”, || & er antwortet:
“Ich meinte damit:
‘Zahnschmerzen’.”
– Du denkst Dir sofort: wie kann man denn
das – was heißt es
denn, mit diesem Wort
‘Zahnschmerzen meinen’?
Und doch hättest Du, in anderem Zusammenhang, behauptet, daß die Tätigkeit, das &
das zu meinen, gerade das Wichtigste beim
Gebrauch der Sprache sei || ist.
Aber wie, – kann ich denn nicht sagen: “Mit ‘abrakadabra’ meine ich Zahnschmerzen”? Freilich; aber das ist eine Definition, nicht eine Beschreibung dessen, was in mir beim Aussprechen des Wortes vorgeht. Aber || Und man kann auch sagen, || : “Als ich ‘der Führer’ sagte, meinte ich Adolf Hitler” & ich nehme an, als ich ‘der Führer’ || jene Worte sagte, hatte mir etwa || tatsächlich ein Bild des Menschen vorgeschwebt; 132
& dennoch sagt der Satz: “als ich sagte … meinte ich
…”, nicht: dies oder jenes ging in mir beim
Aussprechen der
Worte vor.
“Mit dem Worte … meinte ich …” heißt nicht dasselbe wie: bei jenen Worten || jenem Wort dachte ich an … Man kann wohl bei dem Wort || beim Aussprechen des Wortes “abrakadabra” an Schmerzen denken; aber das drückt man nicht mit den Worten aus: “ich habe mit dem Wort … gemeint”. Diese Aussage ist vielmehr immer ein Ausdruck einer Regel. |
1
Man könnte im Gebrauch eines Worts eine ‘Oberflächengrammatik’ von einer
‘eingehenden Grammatik || Tiefengrammatik’ unterscheiden.
Das, was sich uns am Gebrauch eines Worts unmittelbar
einprägt, ist seine
‘Wortart’ || Verwendungsweise im Satzbau, der Teil seines Gebrauches –
könnte man sagen – den man mit dem Ohr erfassen kann.
– Und nun vergleiche die Tatsachen der
eingehenden Grammatik des Wortes
“meinen”
(etwa ||
z.B.), mit dem, was seine
Oberflächengrammatik uns sollte erwarten || vermuten lassen.
Kein Wunder, wenn man es schwer findet sich
da nicht auskennt. || auszukennen.
133
|
1
Die Grammatik sagt nicht, wie die Sprache gebaut sein
muß, um ihren Zweck zu erfüllen. Sie beschreibt nur || , um so & und so auf den Menschen zu wirken. Sie beschreibt nur, aber erklärt in keiner Weise, den Gebrauch der
Zeichen.
|
2
Der Begriff des Lebewesens hat die gleiche
Unbestimmtheit, wie der der Sprache.
[Verstehe ich nicht ganz.]
|
3
“Der Zweck der Sprache ist || ist es, Gedanken auszudrücken.”
– So ist es wohl der Zweck jedes Satzes, einen Gedanken
auszudrücken; – welchen Gedanken
drückt also z.B. der Satz aus: “Es regnet”
?‒ ‒ ‒ || : “Es regnet”
aus? – –
Nicht: “Ohne Sprache könnten wir uns nicht mit einander verständigen”. Wohl aber: ohne Sprache könnten || können wir die Menschen nicht so & so beeinflussen, könnten || können wir nicht Häuser || Straßen & Maschinen bauen; etc.. Und auch: Ohne den Gebrauch des Mundes || der Rede & der Schrift || der Rede & der Schrift könnten sich Menschen nicht wohl verständigen. || des Mundes & der Hände können sich Menschen nicht verständigen. 134
|
1
Vergleiche: Ein Spiel erfinden – eine Sprache erfinden – eine Maschine erfinden.
|
2
Sind die Regeln eines Spiels
willkürlich?
– Ich könnte sie
“willkürlich” nennen zum Unterschied, etwa, von || im Gegensatz, etwa, zu den Regeln etwa des Fingersatzes, wenn damit gesagt sein || hervorgehoben werden soll, daß das so oder so der Spielhandlungen nicht unmittelbar zweckdienlich oder zweckwidrig ist.
Obwohl eine Regel ein Spiel interessant, langweilig oder lustig
machen kann.
|
3
Man kann die Regeln der Grammatik
“willkürlich” nennen, wenn damit gesagt sein soll, der Zweck
der Grammatik sei nur der der Sprache.
Und es sei || ist Unsinn etwa zu sagen: die Grammatik || Sprache müsse Substantiva& Eigenschaftswörter & Verben || , Eigenschaftswörter, Verben &
Zahlwörter enthalten, weil es Dinge& Eigenschaften gebe || , Eigenschaften
& Tätigkeiten gebe || , Eigenschaften
Tätigkeiten & Zahlen gebe,
u. dergl..
Als sei der Fall der || vergleichbar dem:
Die Astronomie muß von 4 Jupitermonden sprechen135 weil es 4 Jupitermonde gibt.
|
4
Denken wir uns ein Tagebuch
mit || mit Hilfe einer Zahl, von einander unabhängiger, Satzzeichen || Signalen geführt.
Jede Seite ist etwa || trägt ein Datum & ist, gleichsam wie ein Stundenplan, in Abschnitte || Kästchen
(für jede Stunde) || 24 Abschnitte || Kästchen eingeteilt; & nun heißt
“A”
in unserer Sprache: ich gehe schlafen;
“B”: ich stehe auf;
“C”: ich
esse Obst; etc..
Wie weiß er denn, daß es immer dasselbe ist, was er mit || durch “A” bezeichnet || notiert? Er befragt etwa sein Gedächtnis. Aber das führt uns nicht weiter. Die Aussage des Gedächtnisses gesellt sich dann eben zu dem Zeichen. (Denke, statt des Gedächtnisses diente ihm ein Würfel, & er würfle (nun), was er zu schreiben hat.) Wozu kann ihm so ein Tagebuch || so ein Tagebuch ihm dienen? Etwa als Erinnerungsvergnügen. Er liest es später durch & begleitet das Lesen mit Vorstellungen; & manchmal erinnert er sich, daß es wirklich so war. Da fragt es sich doch: Mit welchem Recht, habe ich oben gesagt, || : “A” heiße in unsrer Sprache: ich gehe schlafen, etc. etc.? Nur das machte es ja möglich diese Zeichen “Tagebucheintragungen” 136
zu nennen!
Also frage Dich: woraus könnte ich
schließen, daß diese Zeichen das & das heißen?
Angenommen, diese || die Zeichen wären seine ganze Sprache & wir hätten die Deutung bloß || etwa daraus geschlossen || unsre Deutung beruhe darauf, daß er ein || die Zeichen regelmäßig bei gewissen Gelegenheiten einträgt. – Wozu kann ihm nun dieses || das Tagebuch dienen? – Wir vermuten etwa, dazu, um sich, wenn er es wieder liest, in der Erinnerung zu ergeben. – Soll ich also sagen, || : || Ich könnte also sagen: eine Tagebuchseite teile ihm dann etwas mit? Und worin besteht es, daß sie ihm etwas mitteilt? In || Wohl in dem Erinnerungserlebnis, welches er beim Lesen der Zeichen hat. || hat. – Aber wenn er dieses gleiche Erlebnis beim Betrachten einer Reihe von Bäumen hätte, – würden wir sagen, sie teilten ihm etwas mit? |
1
Bei
‘Erinnerungserlebnis’
denkt man (natürlich) vor allem an so etwas
wie – ein Erinnerungsbild.
Nun gibt es freilich || natürlich Erinnerungsbilder, – ich kann mir leicht welche vor die
Seele rufen.
Aber wie rufe
ich
es mir vor die Seele, in welcher Umgebung von
Gedanken?
137
Und wenn ich es nun isoliert betrachte, festhalte, ist es
selbst die Erinnerung?
Ich sage etwa: “Ich sehe mich mit einem Freunde da & da spazierengehen.” Aber – wie weiß ich, daß ich's bin & mein Freund? Sind die Portraits so gut getroffen? Natürlich nicht. Aber ich sage, daß ich's bin mit meinem Freund; ich mache den || diesen Übergang vom Bild (von der Vorstellung) zu diesen Worten, oder von diesem Bild zu gewissen andern Bildern; etc.. |
1
Und, wenn ich sage:
“Ich sehe ein Erinnerungsbild vor
mir” – wie weißt Du, was ich erlebe?
Du kannst ja – wie man sagt – nicht
in mich hineinschauen (das kann nur ich).
Also mache ich mir wohl eigentlich || hauptsächlich, nur selbst eine Mitteilung, oder soll ich sagen:
ich mache nur mir selbst eine eigentliche Mitteilung, nicht dem
Andern. ||
Also mache ich wohl eigentlich
nur mir selbst eine Mitteilung, nicht dem Andern.
Aber wie teilt es mir etwas mit, bei, oder
nach, einem Erlebnis Laute auszustoßen (etwa den Satz:
“ich habe ein Erinnerungserlebnis”)?138
|
1
Oder hätte ich gar zu mir selber, statt “Ich habe ein
Erinnerungserlebnis” sagen sollen:
“Ich habe das”?
(Oder gar nur:
“Das.”)
|
2
Was nennt man denn gewöhnlich eine “Mitteilung”?
Da mußt Du an Mitteilungsspiele denken.
|
3
Teile ich mir etwas mit, wenn ich, auf dieses Papier
sehend, sage:
“Dieses Papier ist weiß”?
Und was heißt es eigentlich: “etwas zu sich selbst sagen”? Sagt man alles zu sich selbst, was man ausspricht, wenn niemand sonst zugegen ist? |
Aber kann man sich nicht ermahnen, sich selbst
befehlen, ja sich selbst fragen & antworten?
Oh ja – man kann auch gegen sich selbst Schach spielen,
ja vielleicht sogar sich selbst Geld abgewinnen – wenn 139
man nämlich etwas so nennt.
Denn das
“kann man”
in diesen Sätzen heißt doch: “Tut man nicht das & das
& nennt man es nicht so
& so?”
Und wenn ich in ein Zimmer komme, wo ich erwartet hatte
andere Leute || Andere
zu treffen & es ist niemand da, –
sage ich da nicht vielleicht zu mir selbst:
“Ich bin also ganz
allein.”
–
Warum || Und warum
sollte ich das nicht eine
“Mitteilung”
nennen?
Und wenn es mir seltsam vorkommt dies eine Mitteilung zu nennen – ist es nicht, weil ich es nicht als Mitteilung
verwende?
Ich komme in ein Haus, denke, es werden Leute drin sein, aber es ist leer; ich schaue mich darin um, & sehe, es ist unbewohnt; endlich sage ich || ich sage zu mir: “Es ist leer. Ich kann hier machen, was ich will” – & gehe nun || nun gehe ich daran, das & das zu tun. Dies ist schon eher eine Mitteilung. |
1
“Ich nehme an, es schwebe ihm ein Bild
vor.” –
– Könnte ich auch annehmen, es schwebe diesem
Ofen ein Bild vor?
Und warum scheint dies unmöglich?
Ist denn 140 also die menschliche Gestalt dazu
nötig? –
|
1
Was ist diese Annahme?
– Worte, & ein Bild.
Aber was mache ich mit diesen Worten & diesem
Bild?
(Und das Bild ist sehr roh: ich denke dabei
nämlich an den menschlichen Kopf, || , & an das Bild in nebelhafter Weise in ihm || – nebelhaft – in ihm.)
|
2
“Aber diese Annahme hat doch gewiß einen guten Sinn!”
– Ja; diese Worte & dies Bild haben unter normalen || gewöhnlichen Umständen eine uns geläufige Anwendung.
– Nehmen wir aber einen Fall an, in welchem diese
Anwendung wegfällt, so werden wir uns nun gleichsam zum ersten Male || erst der Nacktheit der Worte & des Bildes bewußt.
|
3
Seine Anwendung – könnte man sagen
– ist eine zeitliche Einhüllung des Zeichens.
141
|
1
“Aber wenn ich annehme, er habe, etwa, Schmerzen, so
nehme ich einfach an, er habe dasselbe, was ich so oft gehabt
habe!”
– Das führt uns nicht weiter.
Die Frage ist ja eben: wie appliziere ich diese meine Erfahrung auf den Fall des Andern?
Es ist, als sagtest Du:
“Du weißt doch, was es heißt, || : es sei || ist hier 5 Uhr, || – dann weißt Du also auch, was es
heißt, es sei auf der Sonne 5 Uhr”
. || ;
es heißt eben, es sei dort eben
so viel Uhr wie hier, wenn es hier 5 Uhr
ist.”
Die Erklärung mit Hilfe des Ausdrucks || mittels der Gleichheit
funktioniert hier nicht, weil ich zwar weiß,
daß man 5 Uhr hier
“die gleiche Zeit” nennen kann, wie 5 Uhr dort, aber eben nicht weiß, in
welchem Falle man von der Zeitgleichheit hier
& dort spricht.
Eben so ist es keine
Erklärung zu sagen: die Annahme, er habe
Schmerzen sei eben die Annahme er habe das
Gleiche wie ich.
Denn dieser Teil der Grammatik ist mir wohl
klar, daß man nämlich sagen 142
werde, der Ofen habe das gleiche Erlebnis wie ich, wenn man sagt, er habe Schmerzen & ich habe
Schmerzen.
|
1
Was uns hier irreleitet ist der Gebrauch des Wortes
“haben”, & die scheinbare Analogie unseres Falles mit dem || diesem:
“Er hat einen Fleck auf der
Nase” –
“Ich habe einen Fleck auf der
Nase”.
Hier ist nämlich die Applikation auf den Andern viel simpler || einfacher & keine Gefahr des Irregehens. || des in die Irre
Gehens.
|
2
Wir möchten doch immer sagen: “Erinnerungsbild ist Erinnerungsbild! ob er es hat, oder ich es habe;
& wie immer ich erfahre, ob er eines hat, oder
nicht.”
– Damit könnte ich mich einverstanden
erklären. –
Und wenn Du mich fragst:
“Weißt Du denn nicht, was ich
meine, wenn ich sage, er habe ein Erinnerungsbild?” – so kann ich antworten: “Ich kann mir bei diesen Worten etwas
vorstellen; – ||
“Ich stelle mir bei diesen Worten wohl
etwas 143 vor; –
aber weiter geht der Nutzen dieser Worte in diesem speziellen Fall
nicht.”
Und ich kann mir auch etwas bei den
Worten vorstellen:
“es war gerade 5 Uhr Nachmittag auf der
Sonne” – nämlich etwa eine Pendeluhr
auf der Sonne
die auf 5 || 5 Uhr zeigt.
– Noch besser wäre vielleicht
das Beispiel der Anwendung von
“oben” &
“unten” auf die Erdkugel.
Hier haben wir alle eine ganz deutliche
Vorstellung, was
“oben” &
“unten” bedeutet.
Ich sehe doch, daß ich oben bin; || , || ; die Erde ist doch unter mir!
(Lächle ja nicht über dieses Beispiel.
Es wird uns zwar schon in der
Volksschule || Jugend beigebracht, daß es dumm sei, so etwas zu sagen.
Aber es ist eben viel leichter, ein Problem
zuzuschütten. als (es) zu
lösen.)
Und erst eine Überlegung zeigt uns, daß wir
das gewöhnliche Spiel mit
“oben” &
“unten” hier nicht spielen können, daß wir es hier
umändern müssen, wenn wir diese Worte anwenden wollen.
(Daß wir also
z.B.
|| zwar ||
z.B. von den Menschen “unter” uns – den Antipoden || Antipoden als den Menschen
“unter” unserem Erdteil reden können, es aber dann || nun auch für richtig anerkennenmüssen || , wenn sie von uns im || mit dem gleichen Ausdruck reden. || auf uns den gleichen Ausdruck anwenden.)
144
|
1
Du sagst:
“Es hat doch Sinn – ich
weiß doch was es bedeutet!” – & hängst Dich an die gewohnten Worte & an ein Bild.
|
2
Es ist als täten wir dem Andern (ein) Unrecht,
wenn wir ihm nicht die Möglichkeit des gleichen Erlebnisses || das gleiche mögliche
Erlebnis || das
gleiche mögliche Erlebnis zubilligten, wie wir es gehabt
haben.
Aber wir können es ihm ja ruhig zubilligen, ja das primitivste Bild für ihn gelten lassen || anerkennen – wenn wir nur dann nicht draufkommen, daß wir die Funktion unsrer Sprache mißverstanden habe. |
3
Es scheint hier so klar, || : || ,
daß,
‘das Wort verstehen’
Eins ist, &
‘es || den Ausdruck
verstehen’
E
ins ist, &
‘ihn
anwenden können’, ein Anderes.
Und dies kommt wieder daher, daß wir gewohnt sind die
hinweisende Erklärung als endgültige Antwort || Beantwortung
der || auf die
Frage
“Verstehst Du das Wort
…?” anzunehmen.145
Denn es scheint, als könnten wir uns auf die Frage:
“Verstehst Du was
‘Erinnerungsbild’
(oder ‘Schmerz’
etc.)
bedeutet”, sogleich selbst die hinweisende Erklärung geben, indem wir uns (so) ein Bild
vor die Seele rufen.
|
1
Denke an die
verschiedene Anwendung dieser beiden
‘hinweisenden Erklärungen’: a) Jemand
fragt:
“Wer von diesen Leuten ist
L.W.?”
– Darauf zeigt Einer auf sich & sagt:
“ich bin L.W.”.
b) Jemand fragt mich: “Was heißt ‘ich’?” Ich zeige auf mich & sage: “Das ist ich.” |
3
Es scheint also, ich könne mir eine
Art hinweisender Erklärung des Wortes
‘Schmerz’
(z.B.) geben, wie ich mir eine solche Erklärung
des Wortes
‘Ziegenbock’ geben könnte.
Nur sind die Fälle doch nicht ganz parallel.
Ich kann sagen:
“Oh ja, ich weiß was ‘Ziegenbock’ bedeutet” & mir dabei
das Bild eines Ziegenbocks vor die Seele || vors innere Auge
rufen || einen Ziegenbock vorstellen, aber ich kann auch auf einen wirklichen Gegenstand146 zeigen; & wenn ich dabei etwa auf eine Kuh zeige,
wird man mir sagen, ich wisse nicht, was das Wort
bedeutet.
|
1
“Ich versteh' genau, was es heißt, er
stelle sich jetzt einen roten Kreis vor, ob ich auch nie drauf kommen mag, || komme,
ob || wie es sich so || tatsächlich
verhält.”
– Ist es ein Bewußtseinszustand,
wenn Du das genau verstehst?
Du meinst gewiß: Du stellst Dir
etwas bei diesen Worten vor.
Du siehst den Menschen, stellst Dir einen roten Kreis vor,
etwas vor,
& etwas über ihm schwebend || der vor & etwas über ihm schwebt – & wenn nicht das, dann etwas
ähnliches.
Wir wissen ja, daß es spezifische
Bilder solcher
Bewußtseinszustände || Zustände oder Vorgänge
in der Seele des Andern gibt.
Im Gemälde
(
z.B.
)
sieht man ihn || den Träumenden
schlafend liegen & in einer Art Gewölk über ihm schwebend ein || das
‘Traumbild’ || das ‘Traumbild’
schweben.
In den alten stummen Filmen || Im alten stummen Film
wurde eine Erinnerung durch ein bläuliches – gleichsam
nächtiges – Bild dargestellt, das meist |
1
Nun ist verstehen sehr
häufig: sich ein Bild machen können.
Und die Worte:
“ich kann mir davon ein deutliches Bild
machen” – gelten
ja als gleichbedeutend mit:
“ich verstehe”.
Dort nämlich, wo die richtige Übertragung der Worte in das || ins Bild die übrige richtige Verwendung der Worte verbürgt. Man möchte hier von einem Akt des Verstehens, Erfassens, reden & dieser wäre dann das Übersetzen der Worte in ein Bild. Vergleichst Du aber einen solchen Fall mit dem: “Ich verstehe, was es heißt, er stelle sich einen roten Kreis vor”, || – 148
– so mag es zwar richtig sein, daß Du
Dir dabei ein Bild von dem machst was er sich vorstellt: also – z.B.
– von einem roten Kreise, – aber das Bild des “Vorschwebens” der Vorstellung ist für das Verständnis, d.h. für den weiteren Gebrauch der Worte, ganz ohne Belang.
Hier – könnte man sagen – stammelt
Dein Bild.
|
1
Wenn Du also sagst, Du verstehst genau, was jene
Aussage heißt, so kann man antworten: || , –
Du verstündest sie– || , wie jeder, der Deutsch versteht, sie unter normalen Umständen versteht.
Daß
Dir aber bei jener Aussage ein Bild vorschwebt || Du aber bei jener Aussage ein Bild hast– || , welcher Art immer – (ein Bild
davon, wie den || dem Andern ein Bild vorschwebt), das garantiert Dein
Verstehen der Worte durchaus nicht.
|
2
Hier nun kommt es vor, daß || geschieht es, daß
unser Denken uns einen merkwürdigen ||
seltsamen
Streich spielt || uns in seltsamer Art einen
Streich spielt.
Wir wollen nämlich 149
das Gesetz des ausgeschlossenen Dritten zitieren &
sagen:
“Entweder es hat ihm ein solches Bild
vorgeschwebt, oder nicht – ein Drittes gibt es
nicht!”
– Dieses seltsame Argument gebraucht auch
Weyl
in der Diskussion über das Vorkommen einer
gewissen Zahl || Ziffer in der unendlichen Entwicklung einer Irrationalzahl || irrationalen Zahl. –
‘In der unendlichen Entwicklung von π kommen einmal fünf 7
nacheinander, oder nicht’.
D.h.: Gott sieht es; || – aber wir wissen es nicht.
Was bedeutet denn das?
– Wir gebrauchen ein Bild; das Bild einer sichtbaren
Reihe, die der Eine übersieht, der Andre nicht.
Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten sagt
hier: Es muß entweder so ausschauen, oder so.
Er sagt also eigentlich – & das ist ja
selbstverständlich – gar nichts, sondern gibt uns
ein Bild , –
& das Problem soll nun sein, ob die Wirklichkeit || Realität mit dem Bild übereinstimme, oder nicht.
Und dies Bild
scheint nun, was wir zu tun, wie & wonach
wir zu suchen haben zu bestimmen, – tut es aber nicht,
weil wir eben nicht wissen, wie es appliziert werden soll. || wie es zu applizieren ist.
Ebenso, wenn man sagt: “Entweder er hat || hat er diese Empfindung, oder er hat sie nicht” – so schwebt uns dabei vor allem ein Bild vor, das schon den Sinn der Aussagen unmißverständlich zu bestimmen scheint. “Du weißt jetzt, worum es sich handelt”; || – möchte man sagen. Und gerade das weiß er damit noch nicht. (Überhaupt wäre der ‘Satz vom ausgeschlossenen Dritten’ am ehesten so zu verwenden: Wir geben z.B. jemandem || Einem eine Zeichnung & sagen: “Geh dort hin & schau nach ob es so ausschaut, oder nicht.” – Der Zusatz “ein Drittes gibt es nicht”, könnte dann heißen: ich wünsche nur einen dieser beiden Berichte 151 & keinen dritten || andern.) ||
ich wünsche nur die Antwort
“ja” oder “nein”, & keine andere.)
|
1
Denk' Dir diesen Vorgang: Eine Kette von Menschen ist aufgestellt, darunter ich, jeder hält die Nachbarn bei der Hand, & ich will annehmen,
sie || wir stünden mit ausgestreckten Armen.
Nun wird, sagen wir ein heißer Luftstrahl auf
uns geblasen vom Ersten angefangen über Brust & Arme zum Nächsten
|| zweiten, u.s.w. bis zum
Letzten.
So kann man nun sagen, ein Schmerz wandre durch
alle diese Leute hindurch.
Aber ich könnte auch sagen: Es gibt
hier zwei || zweierlei Phänomene: erstens, der Luftstrahl &
das Benehmen der Leute – hier geht gleichsam eine Welle durch die
ganze Kette; zweitens aber ist da
ein Schmerz der || eine Schmerzempfindung die anfängt wenn der Strahl zu mir kommt, durch mich hindurch wandert
& aufhört, wenn der Strahl zum
Nächsten übergeht.
–
“Aber das || dieses Phänomen hört doch nicht auf! || ; es geht nur zum Nächsten
über!” –
“Das Phänomen, wovon ich
rede, hört auf!” –
Wer hat hier recht?
152
– Der welcher sagt, die Gerade schneide den Kreis noch immer,
allerdings || aber in zwei imaginären Punkten, oder der,
der || welcher sagt sie höre auf, ihn zu schneiden?
– Du kannst es so
& so ausdrücken.
Und
eine gewisse || eine
Einstellung Deines Blicks
wird Dich zu der, eine andere Einstellung zu einer anderen Ausdrucksweise geneigt
machen; ja, Dir die eine oder andere Ausdrucksform'
unwiderstehlich aufzudrängen.
|
1
Ich erlebe, daß ein Schmerz von einem Ort zum
andern (nämlich in meinem Körper) wandert;
& ich könnte mir auch vorstellen daß er auf
gleiche Weise in den Körper des Andern wanderte || weiter wanderte, in den Körper des Andern, || : indem nämlich die Region
‘meiner’ Schmerzempfindsamkeit sich ausdehnte, oder, das, was
man sonst zu meines Nachbarn Körper rechnet, nun, in dieser Beziehung, zu meinem gehörte (oder:
auch
zu meinem gehörte).
Aber erlebe ich nun nicht nur Schmerz, oder
erlebe ich auch, daß ich ihn habe? –
153
Aber was heißt || bedeutet diese Frage??
Ich teile doch eben einem Andern mein Erlebnis mit mit den Worten
“ich
habe Schmerzen”.
Was ist es also, was sich gegen diese Ausdrucksweise in mir auflehnt & sagt, daß hier von einem
Subjekt, das
hat, nicht die Rede ist?
|
1
Nun, es bietet sich mir eine Ausdrucksweise an, in der
“Schmerz” nur dort steht || stehen darf, wo
ich
für gewöhnlich
|| normalerweise
“mein Schmerz” sage.
Und wenn ich eine solche Ausdrucksweise adoptiere, so
hat es ja wirklich
keinen Sinn von “meinem Schmerz” zu reden. || keinen Sinn zu sagen:
“ich habe Schmerzen”, sondern man würde dann etwa sagen:
“es schmerzt jetzt” – oder dergl.
Merkwürdig ist es, daß man hier nun geneigt ist, zu sagen: “Eigentlich müßte es ja heißen: ‘ …’”. – Der Eine sagt also: “Eigentlich schneidet ja die Gerade den Kreis noch immer, …”, der Andere: “Eigentlich schneidet sie ihn natürlich nicht mehr.” – Ebenso: “Eigentlich denkt man auch im Schlaf, – nur unbewußt’ – 154
“Eigentlich ist das ja kein Denken, sondern …”.
|
1
Und das zeigt Dir wieder, wie man das Wort “Schmerz” (z.B.) durch
den gleichen Hinweis erklären, aber dann in
verschiedener Weise gebrauchen kann.
|
2
Ich fragte:
“Was ist es, was sich gegen diese Ausdrucksweise
auflehnt?”
– Aber vor allem:
Für || für gewöhnlich lehnt sich ja in mir
(gar)
nichts gegen diese Ausdrucksweise auf!
Also nur unter ganz besondern ||
speziellen
Umständen – wenn mein Blick in ganz besonderer Weise
gerichtet ist.
Wenn ich nämlich philosophiere & meinen Blick || mich
in eine Art der Anschauung
verbohre. || einbohre.
|
3
Wenn ich nun das Wort “Schmerz”
ganz für das in Anspruch nähme, was ich bis dahin “meinen Schmerz” genannt habe, & was Andere
“den Schmerz des L.W.”
155
genannt haben, so geschähe den Andern damit kein
Unrecht, solange nur eine Notation vorgesehen wäre || ist, in der der Ausfall des Wortes
“Schmerz” in anderen Verbindungen irgendwie ersetzt
würde || wird.
Die Andern werden dann dennoch bedauert, vom Arzt behandelt,
etc..
Es wäre natürlich auch kein
Einwand gegen diese Ausdrucksweise, zu sagen:
“Aber die Andern haben ja genau dasselbe, was Du
hast!”.
Aber was hätte ich dann von dieser neuen Ausdrucksweise || Ausdrucksart || Art des Ausdrucks? Nichts. Aber der Solipsist will ja auch keine praktischen Vorteile, wenn er seine Anschauung || den Solipsismus vertritt! |
1
Ich möchte sagen:
“Wenn ich sage,
‘ich habe Schmerzen’, weise ich nicht auf eine Person, die die Schmerzen || sie hat, da ich in gewissem Sinne gar nicht
weiß, wer sie hat.”
Und das läßt sich rechtfertigen.
Denn vor allem: ich sagte ja nicht, die & die
Person hat Schmerzen, sondern:
“Ich habe …”.
Nun damit nenne ich ja keine Person.
So wenig, 156 wie, wenn ich vor Schmerzen stöhne.
Obwohl der Andre aus dem Stöhnen ersieht, wer Schmerzen || Schmerz fühlt.
Was heißt es denn, || : wissen wer Schmerzen fühlt? Es heißt, z.B., wissen, welcher Mensch in diesem Zimmer Schmerzen fühlt || hat: also, der dort sitzt, oder, der in dieser Ecke steht, der Lange mit den blonden Haaren dort, oder der Dicke, etc. etc. – Worauf will ich hinaus? Darauf, daß es sehr verschiedene Kriterien der || für die ‘Identität’ der Person gibt. Nun, welches ist es, das mich bestimmt, zu sagen, ‘ich’ habe Schmerzen? Gar keins. Denn wenn ich mich selbst nicht sehe (etc.) – mit geschlossenen Augen etwa – (so) kann ich mir ja vorstellen, daß ich Gestalt & Ort geändert habe. Wenn ich also die Augen wieder aufschlage, daß ich um mich her alles verändert finde; daß dort ein Mensch sitzt, der so ausschaut wie ich früher, wenn ich mich im Spiegel sah, daß mein Körper so aussieht, wie der des N.N. & daß ich dort stehe, wo ich ihn vor wenigen Sekunden stehen sah. Bin ich nun 157 noch
L.W.?
D.h., wenn ich Schmerzen
habe & nun statt,
“Ich habe …”, sagen wollte
“
L.W.
hat …”, & wenn man nun nicht mir zu Hilfe käme sondern
jenen Andern dort, – hätten die Andern Unrecht so zu
handeln, gehen sie nicht nach den Regeln des
Sprachspiels vor?
|
1
Aber wie weiß
ich, daß ich's bin?! –
Daß ich was || wer oder was bin?
Daß ich ich bin, heißt
doch nichts.
Daß ich der Mensch bin, der diese Geschichte
hat, – nun das sage ich, || – daran erinnere ich mich.
Wenn aber nun die Andern das nicht annehmen, so kann ja der Fall
ganz so liegen, wie wenn ich mir jetzt plötzlich
‘einbildete’, ein Andrer gewesen zu sein, || :
d.h.
früher
ganz anders ausgesehen zu haben & eine
andere Geschichte
zu haben, als die welche ich nach der Aussage aller Andern || meiner Mitmenschen habe.
|
2
“Aber Du willst doch jedenfalls, wenn
Du sagst:
“Ich habe …”, die Aufmerksamkeit 158
der Andern auf eine bestimmte Person
lenken.” –
Die Antwort könnte sein: Nein; ich
will sie nur auf mich
lenken. –
|
1
“Aber Du willst doch
(
jedenfalls
)
durch die Worte
‘Ich habe …’
jedenfalls zwischen Dir &
dem Andern
unterscheiden.”
D.h. also: ich will
nicht sagen, der Andre habe Schmerzen, || :
sondern ich. ‒ ‒
Ich will die Worte sagen, die ich sage, & nicht
andere.
Aber das Wort
“ich”, obgleich es an derselben Stelle im Satz steht, wie
“er”, funktioniert anders.
Weiß ich denn, wer redet, wenn ich weiß, daß
ich rede? – – –
|
2
“Wenn ich Schmerzen || diese Vorstellung
haben kann, kann sie der Andre auch haben.
Sowie ich sie haben kann, kann sie der Andre
haben.” –
Aber dieses
‘Argument’ ist einfach eine Bewegung, ein Rundgang,
in || innerhalb
unsrer || der uns geläufigen
Wortsprache.
Man könnte auch sagen: das Argument
bewegt sich in 159 den Bildern, die uns nur allzu geläufig
& wohlvertraut sind & berührt das Problem nicht, da dieses in der Anwendung jener Bilder
liegt.
Während wir nämlich in einer Klasse von Fällen || unzähligen Fällen uns bemühen, ein Bild zu finden, & ist dieses gefunden, seine || die Anwendung sich gleichsam von selbst macht, so haben wir hier bereits ein Bild, das sich uns auf Schritt & Tritt aufdrängt uns aber nicht aus der Schwierigkeit hilft, die nun erst anfängt. Frage ich z.B.: “wie soll ich es mir vorstellen, daß dieser Mechanismus in dieses Gehäuse geht?”, so kann als Antwort, etwa, eine Zeichnung im verkleinerten Maßstab dienen. Man kann mir dann sagen: “Siehst Du, so geht er hinein”; oder vielleicht auch: “Warum wundert es Dich? So wie Du es hier siehst, so geht es auch dort.” Das letztere erklärt freilich nichts mehr, sondert fordert Dich nur auf, nun die Anwendung von dem Bild, das ich Dir gegeben 160
habe, zu machen.
|
1
Aber unser Problem ist
nicht:
“Wie soll ich es mir vorstellen, daß der Andre die & die
Vorstellung || Empfindung hat?”
– – Eher noch: Wie kann
ich es mir noch auf andere
als die gewöhnliche Weise vorstellen; welches andere Bild kann ich noch dafür verwenden? – um mich nämlich davor zu
schützen, die Anwendung des
gewöhnlichen Bildes mißzuverstehen.
– Oder auch: Wie kann ich das
gewöhnliche Bild noch auf andere als die
gewöhnliche Weise anwenden? – damit
nämlich sichtbar werde, daß es da noch verschiedene Anwendungen geben könnte.
|
2
Darum ist es wichtig, sich, z.B., den Fall vorzustellen, || : ich könnte nicht nur in meinem, || – sondern auch im Körper des Andern Schmerz
empfinden.
Und würde mir nun erklärt: “der Andre hat 161
Schmerzen” heiße, || : er habe jetzt, was ich früher hatte, so könnte ich
dies so auffassen || verstehen: Mein Schmerz habe nun seinen Ort verändert || geändert, & || er sei aus diesem Körper in den andern gegangen.
Wenn man mir also sagte: “Du weißt, wie es ist, wenn Du Schmerz fühlst – gehe nun von Dir zum Andern über!”, so könnte ich verschiedenerlei || verschiedene Übergänge machen, & das zeigt, daß man nicht sagen kann: “Das bezeichnet man mit “Schmerz” & Du weißt, was “ich habe”, “du hast”, bedeutet, etc. – so weißt Du, was es heißt: “er hat Schmerzen””. Hier (Zwei irreführende Bilder.) |
1
Ich sehe || schaue
auf einen roten Fleck & sage:
“Das bin doch ich, der dies
sieht. –” –
Aber, vor allem, was bedeutet hier
(
das
)
|| “dies”?
(Und es bedeutet nicht: ‘was ich damit meine.’)
Lasse ich aber die Bedeutung des
“dies” in der Schwebe, wo ist dann der Sinn des Satzes? 162
|
1
Man muß lernen, den Ausdruck
“ich habe Schmerzen” als einen ebenso übertragenen ansehen, wie: “die Gerade schneidet den Kreis in zwei imaginären
Punkten”.
|
2
Alle Schwierigkeiten kommen hier daher, daß wir
uns Bilder machen, die uns eine andere Verwendung der Ausdrücke || Worte als die tatsächliche erwarten lassen.
Hier ist ein fortwährender
Widerstreit.
|
3
Ein Bild wird heraufbeschworen, das eindeutig den Sinn zu bestimmen scheint.
Die wirkliche Verwendung scheint etwas Verunreinigtes der
gegenüber, die das Bild uns zeigt. || Bild
(
uns
)
klar vorzeichnet.
Es geht hier wieder, wie in der
Mengenlehre: die Ausdrucksform scheint für einen Gott zugeschnitten zu sein, der
weiß, was wir nicht wissen können, er sieht die ganzen
unendlichen Reihen & sieht in das Bewußtsein des Menschen
hinein.
Für uns freilich sind diese Ausdrucksformen etwas wie Ornate || quasi ein Ornat, das wir wohl anlegen,
mit dem wir aber nicht viel anfangen können, da uns die reale Macht
fehlt, 163
die dieser Kleidung Sinn & Zweck geben würde. In der wirklichen Verwendung der Ausdrücke machen wir gleichsam Umwege, gehen durch Nebengassen; während wir wohl die gerade breite Straße vor uns sehen, sie aber nie || freilich nicht benützen können, weil sie permanent gesperrt ist. |
1
Läuft es nicht alles drauf hinaus, daß
die Worte:
“ich habe Schmerzen” einem Stöhnen oder Schrei entsprechen?
Daß, wenn ich aus Mitleid stöhne, man daraus nicht
entnimmt, wer der Leidende ist, sondern dafür || dazu ein Zeichen (oder dergl.)
nötig ist, während der Schrei || die Klage des Leidenden uns zu ihm führt.
|
2
Ich könnte über
Schmerzen klagen, ohne zu || & nicht wissen, wer sie hat.
|
3
“Aber Du weißt doch jedenfalls, daß Du sie hast & nicht der
Andre.”
– Ich weiß durchaus nicht, ob nicht der Andre sie
hat.
Und wenn ich sage
“ich habe Schmerzen”, so klage ich einfach; & den der klagt
nennt
164
man
“den, der die Schmerzen hat”.
Der Klagende ist es, von dem man sagt: er habe die Schmerzen || den Schmerz; daher kann man von der Klage nicht sagen, || : sie sage aus, welche Person die Schmerzen habe || hat. |
¥
1
“Aber Du gebrauchst doch ‘ich habe’ || ‘ich’ im Gegensatz zu ‘er hat’ || ‘er’.” – ||
“Aber Du gebrauchst doch
‘ich’ im Gegensatz zu ‘er’. Also unterscheidest Du doch zwischen || machst Du doch eine Unterscheidung zwischen Personen.” –
Nun, ich sage in diesem Fall
“ich”, & sage nicht
“er”.
Und
“ich” steht allerdings an der gleichen Stelle im Gefüge des Satzes || Satze, wie || an der in andern Fällen das Wort
“er” steht. Aber es ist nicht, als zeigte der Zeiger jetzt auf mich
(d.h.
hier: auf meinen Körper), der sonst
auf einen Andern zeigt.
(Denn nicht darin besteht
es, daß ich Schmerzen habe, || : daß sie jetzt in meinem Körper
sind.)
Denn ich bin ja eben versucht zu sagen: vom Andern wisse ich,
daß er Schmerzen habe, weil ich sein Benehmen || ihre Wirkung
beobachte, von mir, || – weil ich sie fühle.
Aber das ist ja eben sinnlos, da || weil
“ich fühle Schmerzen”
hier
das gleiche || dasselbe heißt, wie:
“ich habe sie || Schmerzen”¤ & || oder
“ich weiß, daß ich sie
habe”. Es scheint hier so, als hülfe
mir in einem 165 Fall der eine Sinn, im andern Fall der andre den Besitzer
des Schmerzes finden; wie ich etwa einen Menschen || Gegenstand
mit den Augen suchen kann, aber auch mit den Ohren. || einmal mit den Augen suche, einmal mit den Ohren.
Und man kann wohl sagen, daß mich in einem Fall der
Gesichtssinn den Ort der Schmerzen finden lehrt || läßt || an den || zum
Ort der Schmerzen
leitet im andern Fall der Sinn des Schmerzgefühls; aber dieser Sinn || mein Schmerzgefühl leitet mich nicht zum Besitzer
des Schmerzes.
Wenn jeder dieser Leute ‘weiß’, daß er Schmerzen hat, – weiß denn jeder etwas anderes? Weiß nicht jeder dasselbe, nämlich: “ich habe Schmerzen”? – Anders verhält es sich mit dem Satz: || Anders aber, wenn es heißt: “er hat Schmerzen”, || – denn “er” bezieht sich auf einen Namen, eine Beschreibung, oder (eine) hinweisende Gebärde; ohne eine solche Beziehung ist der Ausdruck ohne Sinn. “Ich” & “er” dienen in unserer Sprache nicht gleichartigen Zwecken || haben eben in unserer Sprache nicht gleichartige Funktionen. |
1
Man könnte sich denken, daß jemand
stöhnte:
“Irgendjemand hat Schmerzen – ich
weiß nicht wer!” – worauf man ihm, dem Stöhnenden zu Hilfe eilte.
|
2
Oder denke Dir: Einer stieße 166
(plötzlich) Klagelaute aus & sagt, indem er auf einen Andern
zeigt:
“Er hat Schmerzen, er hat Schmerzen!”
Der ||
Dieser aber gibt keinerlei Schmerzenszeichen. Angenommen nun, man fände, daß kalte
Umschläge, diesem aufgelegt, den Klagenden
beruhigen, so läge es nahe, zu sagen, er hatte Schmerzen im Körper des Andern gehabt.
Man könnte den Klagenden in diesem Falle lehren, statt “er hat Schmerzen”, “ich habe in ihm Schmerzen” zu rufen. |
1
⍈
164/1
Wenn Mehrere Einem zurufen: “Komm zu mir!” – wollen sie Verschiedenes, oder will jeder dasselbe? |
2
“Aber Du sagst doch jedenfalls, daß Du
die Schmerzen hast!”
– Ich wollte nicht behaupten, daß ich etwas habe; ich wollte nur klagen, & man hat mich die Klage
gelehrt:
“ich habe Schmerzen”.
Denn wenn ich behaupte “ich habe …”, so behaupte ich eine Beziehung eines Gegenstandes zu meinem Körper. Hier aber klagt mein Körper zwar, aber die Klage sagt nichts über ihn, es sei denn, daß sie sagt, der Schmerz sei in ihm. 167
|
1
Die Klage sagt nicht, wer klagt.
|
2
Wie, wenn man lernte, als Klage die Worte zu
gebrauchen:
“Ich klage!”. –
Klagt man dann nicht bloß, sondern sagt auch, wer klagt?
|
3
Denke, es werde jemand gelehrt auf Personen zu zeigen
& zu sagen:
“Da ist der N”,
“Da ist der M”, etc. & auch: “Da bin ich”.
Wird (ihm) nun das letztere in gleicher Weise beigebracht || ihn dies letztere nun in der gleichen || auf die gleiche Weise gelehrt?
Freilich, auch hier || da zeigt er auf einen Menschen, aber was man ihn lehrte,
war, bei diesen Worten den Arm zu
beugen.
|
4
“Ich fühle nicht, daß ich etwas habe, ich fühle nur
Schmerzen.”
“Ich will nicht sagen, daß jetzt etwas bei mir ist; daß jetzt ein Etwas || ein Etwas jetzt eine Beziehung zu diesem Leib habe. || in einer || besonderer Beziehung zu meinem Körper steht.” “Ich will nicht sagen, daß ein Etwas, das ich ‘Schmerz’ nenne, seinen Aufenthaltsort || Aufenthalt 168
(jetzt) bei mir genommen
hat.” –
Aber schließlich könnte man doch statt der Klage “ich habe Schmerzen”, auch die gebrauchen:
“ein Etwas … hat seinen Aufenthalt … ||
etc.”.
– Also heißt: || :
“ich will das nicht sagen” –: ich
verwende die Worte, die ich ausspreche, || diese Worte nicht so, sondern so. ||
Also heißt: “ich will das nicht sagen” hier: ich will diese Worte nicht so
gebrauchen, sondern so.
Ich mache also auf einen grammatischen Unterschied
aufmerksam.
Ich könnte || möchte auch sagen: “Laß Dich || Lassen wir uns nicht von der bildlichen Redeweise ‘ich habe Schmerzen’ irreführen.” |
1
“Ich weiß, daß ich
Schmerzen habe, weil ich sie fühle.” kommt uns so vor wie: “Wo der Plumpsack jetzt ist, weiß ich, weil ich ihn fühle || habe” || “Ich weiß daß ich den Plumpsack habe, weil ich ihn fühle (nicht weil ich ihn
sehe)”.
|
2
“Du weißt doch insofern, wer den
Schmerz hat, als Du weißt, daß Du ihn
hast” –
das
scheint etwa zu sagen:
“Du weißt doch jedenfalls,
daß der Schmerz jetzt bei Dir ist || die Schmerzen jetzt bei Dir
sind”– || ,
wie man etwa || so wie man sagt:
“Ich weiß jetzt, wo der Plumpsack ist,
– weil nämlich ich ihn
habe.”
– Das heißt aber doch:
169
“jetzt bin ich nicht mehr im Zweifel darüber, wer ihn,
hat – weil ich ihn nämlich habe”.
Aber kann man auch sagen:
“Jetzt bin ich nicht mehr im Zweifel darüber, wer Schmerzen hat, weil ich sie habe”?
Bin ich über die Andern jetzt || nun weniger im Zweifel, & war ich
über mich früher || vorher im Zweifel?
|
1
“Du zweifelst doch nicht, ob Du, oder der Andere die Schmerzen || sie oder der Andere sie hat!”
– Der Satz
“Ich weiß nicht ob ich, oder der Andre
Schmerzen hat” wäre ein logisches Produkt dessen ein Faktor
wäre:
“ich weiß nicht, ob ich Schmerzen habe, oder nicht”; & dies ist kein sinnvoller deutscher
Satz.
|
2
Denke Dir: Mehrere Leute stehen
in einem Kreis, darunter auch ich. Irgend einer von uns,
einmal der || dieser, einmal jener, wird mit einem elektrischen Kontakt berührt || den Polen einer Elektrisiermaschine in Berührung
gebracht, ohne daß wir es sehen können.
Ich trachte zu erkennen, welcher von uns jetzt (gerade)
elektrisiert wird.
Einmal sage ich:
“Jetzt weiß ich, wer mit der Elektrisiermaschine || Induktionsspule in Verbindung steht; ich bin's
nämlich.”
In diesem Sinne könnte ich auch sagen: “Jetzt weiß ich, wer die
Schläge spürt; ich 170
nämlich.”
Dies wäre eine etwas seltsame Ausdrucksweise.
Wenn ich sie || die Schläge aber auch an einem Ort außerhalb meines Körpers
fühlen kann, so daß mit der Äußerung,
daß ich die Schläge || sie fühle, auch nicht gesagt ist, welchen Körper der
Kontakt berührt, dann ist || scheint die Ausdrucksweise
“Jetzt weiß ich, wer
…” gänzlich inadäquat.
|
1
Zu
“Ich weiß, daß …” gibt es ein
“Siehst Du, es ist
so”.
|
2
Eine Äußerung der Empfindung kann man
irgendwie
vergleichen dem Blatt, das ein Kartenspieler erhält.
Es ist eine Ausgangsstellung des Spiels, aber noch kein
Ergebnis desselben.
|
3
Wenn Du sagst:
“ich weiß, daß ich Schmerzen
habe”, so könnte Einer Dir antworten:
“Zeig sie, wenn Du sie hast.
Kannst Du nichts zeigen, dann weißt Du auch
nichts.”
|
4
Denke man sagte vor jedem Satz die Worte “Ich spreche || sage:”; & ihr Zweck wäre, die Aufmerksamkeit des Andern auf
sich zu 171
ziehen || lenken.
Oder man räuspert sich vor jedem Satz, zu demselben Zweck,
& der Andre habe || hat sich nach dem Geräusch hin zu
drehen, || .
Ist dann jeder Satz eine Aussage über den Redenden?
|
1
Wenn man das Fühlen des Schmerzes vergleicht mit einem Beobachten, so ist der Schmerz das Beobachtete & man beobachtet nun nicht außerdem noch,
wer ihn fühlt, d.h., wer ihn beobachtet.
|
2
“Manchmal beobachte ich Schmerzen, wenn Andre sie haben,
manchmal fühle ich
Schmerzen.”
– Aber nicht:
“manchmal fühle ich Schmerzen in mir” – es sei denn im Gegensatz zu Fällen, in denen ich
Schmerzen in den Körpern Anderer fühle.
|
3
Wenn ich als Einleitung sage:
“Ich rede || sage:”, sage ich da || ihm erst, wer redet?
– Wenn ich aber sage:
“Ich rede undeutlich”, so teile ich ihm mit, wer dies tut.
Der Satz ist eine Behauptung, ein 172
Ausdruck der Meinung, oder des Wissens.
Die Einleitung
“Ich rede || sage:” ist es nicht.
|
1
Der Gruß:
“Ich grüße
Dich!” – die Reaktion auf ihn ist nicht die, auf eine
Behauptung.
Daher können die Worte
“Ich grüße Dich” &
“grüß Dich Gott” auf das Gleiche hinauskommen.
|
2
Der Gruß sagt nichts von einer Person
aus.
Nun sagt er aber doch:
“ich grüße Dich”, also sagt er etwas von einer Person aus, soweit der Wortlaut dies
bestimmt.
Man kann aber sagen: diese Worte werden hier nicht als eine solche Aussage, oder Behauptung behandelt; sondern als
Gruß.
Sie werden z.B. nicht als Behauptung geprüft oder
bestätigt.
Ebenso der Ausdruck des Dankes:
“Ich danke Dir!”
So wird der Gruß “How do you do?” nicht als Frage behandelt. Die Worte: “Ich hasse Dich” können einfach die Äußerung des Hasses sein; aber, unter Umständen, auch eine Behauptung, über deren Richtigkeit gestritten 173 werden kann. || , deren Richtigkeit bezweifelt werden kann.
|
1
Ich zeige, || –
mit dem Finger || Hand & sage:
“Dort || dort rötet sich der Himmel!”
– kann man mir antworten || fragen: “Bist Du sicher, daß er sich
dort rötet”? || – gibt es hier die
Frage: “Bist Du sicher, daß es dort ist?” || ”?
Man könnte sagen, der Satz: “Mir erscheint dort eine Flamme” – ist keine Aussage über einen Ort. Sondern er ist die Äußerung eines Gesichtseindruckes. Ebenso: “Ich sehe dort dieses Bild” (welches ich nun durch eine Zeichnung wiedergebe). |
2
“Ich weiß jetzt, wer die Schläge
fühlt; der dort.”
“Ich weiß jetzt, wer die Schläge fühlt; ich.” – Man könnte erwidern: “Soll ich das als Äußerung der Empfindung nehmen, || ; oder hast Du etwas an Dir beobachtet?” Ist das das Empfindungssignal (entsprechend etwa einem Zucken des Gesichts) – dann weiß ich, was ich damit anzufangen habe; & ich kümmere mich um den Wortlaut nicht, der eine andere Verwendung || der nicht ganz diese Anwendung nahe zu 174 legen scheint.
|
1
Denke, einer schaut im Kreis herum & sagt ein
& das andre Mal:
“Jetzt weiß ich, wer die
Schläge fühlt: der
dort.”
Und nun zuckt er auf einmal selbst zusammen. –
War sein Zucken eine Aussage, wie jene andern? || seine früheren?
D.h. hat er || Hat er
dieses || dies Zeichen auf Grund desselben Vor-Spiels gegeben, wie jene; & wenn er sagt, er fühle die
Schläge, sucht er noch nach einer Bestätigung seiner
Aussage? Fragt der Andre ihn || ihn der Andre, wie er weiß, daß …? ||
D.h.: Gibt er dieses || dies Zeichen auf Grund desselben Vor-Spiels, wie jene
(andern); & ist die weitere Verwendung dieselbe? Sucht er nach einer
Bestätigung der || seiner Aussage, er fühle Schläge || “Ich fühle
Schläge”; fragt der Andre ihn, wie er wisse, daß
…?
|
2
Das
“ich habe” in
“ich habe Schmerzen” ist das Charakteristikum des Empfindungssignals.
Das heißt eben: es bedeutet hier
etwas anderes, als in den Behauptungen
)von) der Form
“ich habe …”, wo die || eine || wo nämlich eine || :
Wo die || eine || Wo nämlich eine Beziehung von etwas || einer Sache zu meinem Körper ausgesagt wird. || : Wo eine
Beziehung von irgendetwas zu meinem Körper ausgesagt || behauptet wird.
– Das Empfindungssignal ist eine
Äußerung meines 175 Körpers; || – – aber es nennt
ihn || mich, d.h.
ihn, nicht, insofern es von ihm auch nichts || auch nichts von ihm aussagt. ||
Das Empfindungssignal nennt mich nicht; weil es auch nichts von mir, d.h. von meinem Körper,
aussagt.
|
1
Die Klage nennt den Klagenden nicht.
Obschon sie die Aufmerksamkeit auf ihn lenkt.
|
2
Die Klage || Schmerzäußerung
“Ich habe Schmerzen”
ist eine Aussage über mich im übertragenen Sinne. || ist ein Satz, der von mir
in übertragenem Sinne etwas
aussagt. ||
Die Klage || Schmerzäußerung
“Ich habe Schmerzen” redet von mir, & davon, daß ich etwas habe,
in übertragenem Sinne.
Sie wird aber nicht als Aussage über mich, d.h. über meinen Körper,
angewendet.
|
2
Ich möchte sagen: Der
Hinweis auf mich in der
Äußerung der Empfindung läuft, gleichsam, leer. – || leer. –
Aber er läuft in sofern nicht leer, als
die Worte
“ich habe” in dem Satz eine Funktion haben; sie unterscheiden den Fall von dem, in
welchem
(statt ihrer || an ihrer Stelle) “er hat”
|| “er hat”
an dieser Stelle steht. –
Ich fühle, der Hinweis läuft 176
leer, wenn die Schmerzäußerung || Klage auszusagen scheint:
“ich äußere Schmerz || ich klage”. –
Wie kann denn die Klage sagen, daß ich klage?!
Nun, sie kann es – – || ; – & sie kann es insofern nicht, als man die Mitteilung, daß man klagt || man klage, nicht machen kann, ehe || als bis die Klage ausgestoßen || ausgesprochen ist, & daß man die Mitteilungeiner Klage
|| , man habe geklagt, nicht
“Klage” nennt.
|
1
Die Äußerung der Empfindung eine Behauptung zu nennen ist
dadurch
irreführend, daß mit dem Wort “Behauptung” die ‘Prüfung der Behauptung’
, die Begründung
, die ‘Bestätigung der Behauptung’, die ‘Entkräftung || Begründung der Behauptung’ im Sprachspiel verbunden ist || sind. || , daß mit dem Wort
“Behauptung” die ‘Prüfung’, die ‘Begründung’, die ‘Bestätigung’, die ‘Entkräftung’ der Behauptung im Sprachspiel verbunden ist.
|
2
“Ich weiß doch, daß ich Schmerzen habe!” –
Du sagst jedenfalls, daß Du es
weißt, – || ; & das genügt mir; aber die Frage ist: Wie bist Du zu dieser Aussage gekommen, was geschieht mit ihr, wozu
dient sie?
177
|
1
Wozu dient etwa die Aussage:
“Ich habe doch etwas,
wenn ich Schmerzen habe”?
|
2
Wir verwechseln immer wieder Aussagen
der Art:
“Ich bin geneigt dies so
– nicht so zu nennen” – mit
der Mitteilung, || den Mitteilungen, daß etwas sich hier so& || , & nicht so || so, nicht so, verhält.
Alle metaphysischen (unzeitlichen) Aussagen könnte man in der Form machen: “Ich bin geneigt, …”. “Ich bin geneigt Aussagen || eine Aussage über die Zukunft || das, was geschehen wird, nicht ‘Sätze || Satz’ zu nennen”, “ich bin geneigt Farbe, || & Größe, || & relative Lage ‘Gegenstände’ zu nennen”, “ich bin geneigt die Zahl 3 einen objektiven, nicht wirklichen Gegenstand zu nennen”. |
3
Wie könnte man entscheiden: ob Du ein Etwas hast, wenn Du Schmerz fühlst?
Gut, Du möchtest das sagen – aber ist dies || das das Kriterium dafür, daß es so ist?
Du kannst ein Zahnrad auch als Briefbeschwerer gebrauchen. Dann würden wir etwa sagen: es funktioniert hier nicht als 178
Zahnrad.
|
1
Man kann sagen: Du ‘weißt’ nur, worüber Du Dich vergewissern kannst.
Du kannst Dich z.B. vergewissern, ob diese Deine Empfindung
“Bremseln” heißt.
“Das heißt doch ‘bremseln’?”, kann man sagen, indem man dem Andern || Gefragten einen elektrischen Schlag gibt.
|
3
Man könnte dem, der seine Empfindung in den Worten
äußert: “Ich weiß Einen, der … , nämlich ich” || “Ich
weiß, daß ich … ”
– sagen:
Du verwendest da die Worte
“ich weiß” in seltsamer Weise. ||
Man könnte dem, der seine Empfindung in || mit den Worten “Ich weiß, daß ich
…” äußert, sagen: Du verwendest da das Wort
“ich weiß” in seltsamer Weise.
Diesen Ausdruck hast Du (sonst) in einer ganz andern Sprachtechnik gebrauchen gelernt.
Es gab in diesem Spiel ein
‘Sich-überzeugen’
eine‘Vermutung’ || ‘Bezweifeln’, ‘größere
& geringere Sicherheit’ || ‘Grade der Sicherheit’,
‘Bestätigung’.
|
3
Statt:
“man kann nicht”, sage:
“es gibt in diesem Spiel nicht”: Statt
“man kann im Damespiel nicht rochieren” –
“es gibt im Damespiel179 kein Rochieren”; statt
“ich kann meine Empfindung nicht
vorzeigen” –
“es gibt in der Verwendung von ‘ich habe die Empfindung …’ kein Vorzeigen || des Worts ‘Empfindung’ kein Vorzeigen || dieses Worts kein
Vorzeigen
dessen, was
‘man hat’”; statt
“man kann nicht alle Kardinalzahlen
aufzählen” – “es gibt hier kein Aufzählen aller || Aller || aller Glieder, wenn auch ein Aufzählen von
Gliedern”. ||
“es gibt hier kein Aufzählen Aller, wenn auch ein Aufzählen von …”
|
1
Der Satz
“Empfindungen sind privat” ist von der Art: Patience spielt man allein.
|
2
“Jetzt habe ich die
Schmerzen” – So weißt Du also, daß Du jetzt
das hast, was früher er hatte – aber wie
weißt Du daß es dasselbe ist?
Frage:
Was || Welches ist hier die Methode der Vergleichung?
Anschließend daran: In welchem Sinne sagt man hier, || : man habe etwas. || man ‘habe etwas’. |
3
“Ich wähle den Mund nicht, der die
Äußerung macht.” –
Die Person von der gesagt wird, || : sie habe die Erinnerung, den Schmerz, den
Gesichtseindruck, ist die, deren 180
Mund die Äußerung tut. –
Es geht nicht so vor sich ||
Ich entscheide mich nicht so:
“Ich merke einen Schmerz; ich merke,
daß ich ihn habe; so muß ich ihn auch äußern.”
|
1
Der Gebrauch der Äußerung wird Dich nicht gelehrt || Dir nicht beigebracht, indem Dir ein Phänomen || ein Phänomen Dir vor die Sinne geführt wird, & mit
diesen Worten dargestellt wird.
Wie lernt man den Gebrauch der Worte: “ich stelle mir … vor”? |
2
Kann ich zweifeln ob ich es war,
der, wie ich mich erinnere, || meiner Erinnerung nach, gestern im Lesezimmer der Bibliothek gesessen ist || hat, oder ob es ein Andrer war? –
Gewiß: indem ich zweifle, ob ich gestern dort gesessen bin,
&, ob ein Andrer dort gesessen
ist. –
Aber kannst Du denn zweifeln, ob die Erinnerung, die Du
hast Dich, oder einen Andern darstellt (wie Du zweifelst, ob diese Gestalt
auf der Photographie Du bist, oder ein Andrer)?
Nun, es kann ein Bild in meiner Erinnerung auftauchen, ich sehe uns beide
am Tisch sitzen, weiß aber nicht mehr, bin ich an
diesem Platz gesessen & Du am andern, oder war es umgekehrt.
Oder aber: Ich sehe mich in der Erinnerung 181
an diesem Tisch sitzen.
Aber das Bild, was vor mir auftaucht ist nicht das eines Menschen – etwa im Profil
– an einem Tisch sitzend, sondern das Bild, was der sieht, der selbst an dem Tisch
sitzt.
Gebe ich dann diesem Bild, gleichsam, den Titel: “ich, an diesem Tisch sitzend”, so nicht darum, weil ich die || eine
menschliche Gestalt auf dem Bild für mich || die meine halte.
Aber so geht es ja normalerweise überhaupt nicht vor sich, daß meine Erinnerung mir ein Bild zeigt, & ich nach der Porträtähnlichkeit beurteile || schließe, wen es darstellt. Sondern mit dem || einem Bild, oder auch ohne ein solches, kommen mir die Worte: “ich erinnere mich, dort & dort gewesen zu sein.” Meine Worte sind eine || die Äußerung der Erinnerung, sie sind || ihr Aussprechen ist selbst das Erinnerungsphänomen & nicht bloß die Beschreibung eines Erinnerungsbildes. Zweifeln, ob ich es war || bin, den meine Erinnerung mir zeigt, heißt in diesem Fall zweifeln, ob das wirklich die Äußerung meiner Erinnerung ist. || hieße dann, zweifeln, ob das meine Erinnerung war, oder etwas anderes. Man sagt auch: “Erinnerst Du Dich wirklich daran, daß …, oder nur daran, daß …?” Wie, aber wenn Einer || man fragte: “Bist Du sicher, daß Du Dich daran erinnerst, daß es gestern schön war, & nicht, daß es geregnet hat?” – 182
|
1
“‘Ich’ in meinem Munde bezeichnet mich.” –
Bezeichnet denn dieses Wort in meinem Munde etwas Besonderes?
Ich wollte wohl sagen:
“‘Ich’
bezeichnet immer den Menschen, der es
ausspricht”.
Aber was heißt das, || – es bezeichne ihn?
Gibt es denn da nur eine
Möglichkeit?
|
2
Es ist möglich, nicht zu wissen, ob dieser Fuß, den ich hier vor mir sehe meiner oder der eines
Andern ist.
Man könnte dann sagen: “Drücke ihn, wenn ich es || den Schmerz fühle, so ist es mein
Fuß.”
Ich könnte erklären || definieren:
“Zu meinem Körper gehört jeder
Teil, in dem ich Empfindungen haben kann.”
Eine andere Definition wäre:
“Mein Fuß ist der, welcher mit meinem
Körper zusammenhängt”.
Dementsprechend könnte ich sagen:
“Nimm die Decke von unsern Beinen, dann werde
ich sehen, ob das mein Fuß
ist.” (Ich nehme etwa an, der
Fuß wäre gelähmt.)
“Welcher ist denn aber
‘Dein Körper’?” –
“Das nenne ich meinen
Körper”, dabei mache ich eine reflexive zeigende
Gebärde.
Das ist der Fuß der zu diesen
Schmerzäußerungen gehört.
Ich meine 183 damit nicht:
‘das’, was so & so aussieht; so daß ich also ein andermal nicht-reflexiv
zeigen könnte & sagen:
“Mein Körper ist jetzt dort, nicht mehr hier, wie
früher.”
Ich hätte auch sagen können: “Hier ist mein
Körper”, & das hätte nicht geheißen: “mein Körper ist jetzt hier”, sondern:
“der Körper, der hier ist, heißt ‘mein Körper’”.
Man könnte sagen: “mein …” kann possessiv, oder reflexiv definiert werden || sein. “Das ist mein Fuß” kann heißen: das ist der Fuß, der zu meinem Mund gehört; ‘mein Mund’ aber ist der Mund, der diese Worte ausspricht. Das heißt: so werden die Worte “mein Mund” im Sprachspiel verwendet; || . || : Daß man nämlich nicht sagt: “Laß sehen, welches ist Dein Mund, ist es dieser, oder der?” |
1
Überlege: Wie
können Fragen dieser Art || diese Fragen || diese Fragen angewendetwerden, & wie entschieden || , & wie entschieden werden: 1) “Sind diese Bücher meine Bücher?” 2) “Ist dieser Fuß mein Fuß?” 3) “Ist dieser Körper mein Körper?” 4) “Ist dieser Mund mein Mund?” 5) “Ist dieser Schmerz mein Schmerz || diese Empfindung meine Empfindung?” Zu 3): Dabei könnte || kann man auf ein Spiegelbild || Bild im Spiegel weisen. Aber die Frage könnte auch 184
so angewendet werden, wie № 2.
Er || Man könnte auch, unter gewissen Umständen || Unter gewissen Umständen aber
könnte man
meinen || einen Körper betasten, & die Frage stellen
unter anderen Umständen bedeutet sie das gleiche
wie: “Sieht so mein
Körper aus?”Zu 4): Man könnte || kann daher auf eine Zeichnung zeigen, oder auch auf ein Spiegelbild. Zu 5) Welche ist denn diese Empfindung; d.h.: wie verwendet man denn hier das hinweisende Fürwort? Doch anders als z.B. im ersten Beispiel! Verirrungen entstehen hier ( wieder ) dadurch, daß man sich einbildet, auf eine Empfindung zu zeigen, indem man seine || die Aufmerksamkeit auf sie richtet. |
1
“Das ist mein
Körper.”
– Wohl, & wer bist denn Du? –
“Das bin ich.”
In beiden Erklärungen macht er dieselbe hinweisende Gebärde. – Aber soll das heißen, daß “ich” das gleiche heißt, wie “mein Körper”? – Kann ich sagen: mein Körper liebe, denke nach, stelle sich etwas vor, etc.? – Nun warum nicht? Diese Redeweise ist ja noch nicht ‘besetzt’. – Aber wäre es denn wahr, das zu sagen? – Es wäre wahr, wenn der entsprechende Satz in der jetzt gebräuchlichen Redeweise wahr wäre. Aber es ist doch nicht mein Körper, der liebt, oder sich freut! – D.h.: Er ‘freut sich’ nicht in demselben Sinne, wie er ‘zuckt’ oder ‘wächst’; aber ich ‘freue mich’ auch nicht in demselben 185
Sinne, wie ich
‘zucke’ oder
‘wachse’.
Und es ist allerdings wahr, daß durch die Ausdrucksform: “mein Körper freut sich” – eine Äußerung in ihrer Erscheinung || der Erscheinung nach noch (viel) ähnlicher würde der || einer Behauptung auf Grund einer Beobachtung (wie: “ich habe einen Ausschlag”). |
1
‘Mein’ ist das, was ich habe; & das (mit einer reflexiven Geste) bin ich.
Willst Du also wissen, ob etwas mein ist, so sieh' nach, wer es besitzt. Willst Du, z.B., wissen, ob dies Haus mein Haus ist, so sieh nach, wer es gekauft hat, wer darin wohnt, etc. etc.¤ Wie aber, wenn ich sage: “Sieh nach, ob dieses Gesicht mein Gesicht ist”? |
2
Aber ist
“Das bin
ich”
(mit der reflexiven Geste)
überhaupt eine Erklärung?
– Wenn es einen Andern den Gebrauch von
“ich”
lehrt ||
lehren kann , dann ist es eine Erklärung.
|
Man kann auf eine philosophische Frage
immer antworten: “Wie |
1
Es gibt nicht eine Methode der
Philosophie, wohl aber gibt es Methoden, gleichsam verschiedene Therapien.
|
“Ich habe Schmerzen” verhält sich zu
“Er hat Schmerzen” ähnlich, wie ein Stöhnen zu der Aussage, daß
einer stöhnt.
|
3
“Ich denke an meine Schmerzen.” –
Wie macht man das?
Ich denke etwa:
“Es || es wird bald vergehen”.
Aber geht hier nicht doch ein inneres Zeigen vor sich, wodurch ich
“es” mit dem Schmerz verbinde? –
“Du wirst doch nicht leugnen, 187
ich meine etwas mit diesem Wort in meinem
Innern!” –
Ich will gar nichts leugnen; z.B. das nicht, daß Du bei dem Wort “es” eine gewisse Bewegung machst, Deine Aufmerksamkeit von
gewissen Dingen abziehst u.s.w.; aber in
wiefern hilft das dem Gedanken?
Welche Verbindung besteht zwischen der Funktion
des Gedankenausdrucks & dem Konzentrieren der
Aufmerksamkeit auf den Schmerz beim Aussprechen des Wortes
“es”?
|
¥
1
¥
Denke, Du habest Schmerzen & hörst zugleich, wie jemand nebenan Klavier spielt. || & zugleich hörst Du, wie nebenan Klavier
gestimmt wird.
Du sagst:
“es wird bald aufhören”.
Es ist doch wohl ein Unterschied, ob Du den Schmerz meinst, oder das
Klavierspiel || Klavierstimmen!
– Freilich; aber worin besteht dieser Unterschied?
Ich gebe zu: es wird in vielen Fällen der Meinung eine
Richtung der Aufmerksamkeit entsprechen, sowie || so wie auch oft ein Blick, eine Geste, oder ein
Schließen der Augen, das man ein
‘Nach-innen-blicken’ nennen könnte.
|
2
“Ich habe die ganze Zeit 188
nur an meinen Schmerz gedacht”, sagt man allerdings, wenn man seine Aufmerksamkeit auf nichts
anderes gerichtet hatte. || wenn man nichts anderem seine
Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
|
1
Denke es simuliert Einer Schmerzen & sagt nun:
“es wird bald aufhören || nachlassen” – kann man nicht von ihm sagen, er meine den Schmerz,
& doch konzentriert er seine Aufmerksamkeit auf
keinen Schmerz.
– Und wie, wenn ich endlich sage:
“er hat schon aufgehört”?
|
2
(Aber kann man nicht auch so lügen, ||
:
daß || lügen, indem man sagt:
“es wird bald aufhören” & den Schmerz meint & || aber auf die Frage
“was meinst Du? || was hast Du gemeint?”
antwortet || die Antwort gibt:
“den Lärm im Nebenzimmer”?
Gewiß, es gibt auch Fälle, die man so beschreiben wird.
In Fällen dieser || solcher Art sagt man etwa: “Ich wollte sagen || antworten: … , habe mir's aber überlegt &
geantwortet: …”. ||
In Fällen dieser Art sagt man etwa:
“Ich wollte erst sagen,
habe mir's 189 aber überlegt & gesagt
…”
|
1
Man kann von einem Gegenstand
sprechen, indem man beim Sprechen auf ihn zeigt.
Das Zeigen ist hier ein Teil des Sprachspiels.
Nun glaubt man, man spreche dadurch
von einer Empfindung, daß man
seine Aufmerksamkeit beim Sprechen auf sie
konzentriert || richtet || Und nun kommt es uns so vor, als
sprächen wir von einer Empfindung dadurch, daß
wir unsre Aufmerksamkeit beim Sprechen auf sie
richten. Aber wo ist die Analogie? Sie liegt offenbar darin, daß Schauen & Horchen als ein
Zeigen dienen kann || können. || , daß man durch schauen, & horchen
auf etwas
zeigen kann. ||
Und nun kommt es uns vor, als spreche man …
Aber auch auf den Gegenstand zeigen, von dem man spricht, kann ja für das Sprachspiel, für den || die Gedanken, unter Umständen ganz unwesentlich sein. |
2
Und auf was zeige ich denn durch die innere
Tätigkeit des Horchens?
Auf den Laut der mir zu Ohren kommt & auf die Stille, wenn
ich nichts höre?
190
Das Horchen sucht gleichsam einen Gehörseindruck & kann daher auf ihn nicht zeigen, sondern nur auf den Ort, wo es ihn sucht. |
1
Wenn die rezeptive Einstellung ein
‘Hinweisen || Zeigen’
(auf etwas) genannt wird, – dann nicht auf das, was wir etwa durch
diese Einstellung gewinnen || erhalten. || dann nicht auf den Eindruck, der uns etwa dadurch
wird.
|
2
Denke, ich horchte aufmerksam auf ein
Geräusch, das immer leiser wird.
Ich sage endlich:
“es wird bald ganz aufhören”.
Worin bestand es, daß ich mit
“es” das Geräusch meinte?
Und wie müßte ich es anstellen, in dieser Situation etwas anderes zu meinen? – Was geht mich denn dieses
‘Meinen’ an? Denke doch an die praktische Verwendung des Gedankens, der Sprache!
Von welcher Bedeutung könnte die Frage sein,
ob ich mit diesem Wort bereits das & das gemeint
habe, oder nicht??
Ich sage:
“es wird bald aufhören”191 – nun, wozu mache ich diesen Lärm
überhaupt?
Was nützt er?
Worin liegt sein Interesse (für uns)?
Hätte denn diese Lautreihe irgend ein
Interesse für uns, wenn sie, ohne (das) Glied einer Sprache zu sein, in diesem einen Fall, mit
welcher psychischen Begleitung immer, ausgestoßen worden
wäre?
|
1
Wenn ich in der Beschreibung eines
Experiments sage: das & das habe eine halbe
Stunde lang zu geschehen, so muß bekannt sein, wonach das
Verfließen einer halben Stunde zu beurteilen
ist. Und wenn ich sage, es gehöre zu einem || dem Gedanken, daß
die & die
|| diese geistige Einstellung das Wort … begleitet || begleite, so muß klar || bekannt sein, ||
müssen wir wissen,
wie dies || das zu beurteilen ist. || , wie dies
beurteilt werden soll.
Die geistige Einstellung ‘begleitet’ das Wort nicht in demselben Sinne, wie eine Gebärde es begleitet. (Ähnlich, wie Einer allein reisen kann & doch von meinen Wünschen begleitet, & wie ein Raum leer sein kann & doch von Licht durchflossen.) 192
|
1
Denke, Du telephoniertest mit jemandem & sagst ihm:
“dieser Tisch ist zu hoch”, wobei Du mit dem Finger auf den Tisch zeigst – welche Rolle spielt hier dies Zeigen?
Kann ich sagen: ich meine den betreffenden Tisch, indem ich auf ihn zeige?
Wozu dieses Zeigen, & wozu diese Worte
& was sonst sie begleiten mag?! |
“Meinen”, könnte man sagen, ist kein
Tätigkeitswort.
|
Das innere Hinblicken auf die Empfindung, welche
Verbindung soll es denn zwischen Wort & Empfindung
herstellen; wozu soll denn diese Verbindung dienen?
Wurde ich ||
Hat man mich
denn das gelehrt, als ich diesen Satz gebrauchen, diesen Gedanken denken lernte ||
gelernt habe?
(Der Gedanke ist ja etwas, was mir gelehrt wurde, || ich lernte – || eine Handlung, die ich lernte, || – eine Spielhandlung.)
Wir lernen allerdings auch || auch dies, unsre Aufmerksamkeit auf Dinge, oder || & auf Empfindungen, zu richten: Wir 193 lernen beobachten & die
Beobachtung beschreiben.
Aber wie wird in diesem Falle meine ‘innere Tätigkeit’ kontrolliert? Wonach
wird beurteilt, ob ich wirklich achtgegeben
habe? ||
Aber wie lehrt man mich das || dies; wie wird in diesem Falle …
|
1
Sagt man z.B.:
“Ich habe jetzt eigentlich nicht meinen Schmerz
gemeint, ich habe nicht genügend auf ihn
achtgegeben”?
Frage ich mich:
“Was habe ich denn jetzt mit diesem Wort gemeint?
Meine || meine Aufmerksamkeit war zwischen meinem Schmerz & dem
Lärm geteilt – –.”
|
2
Das Richten der Aufmerksamkeit greift in
den Mechanismus der Gedanken nicht so
ein, wie man versucht ist,
(
es
)
anzunehmen.
|
3
Wenn ich frage:
“Was meinst Du damit, || mit …?”, so frage ich nach einer bestimmten
Verbindung.
Aber nicht jede Verbindung interessiert mich, & z.B.
194
im allgemeinen nicht die, die darin besteht, daß der
Sprecher sich das & das beim Aussprechen des || eines Wortes vorgestellt hat.
|
1
Warum sollte man diesen Wortausdruck
begleitet von diesem seelischen Akt den Gedanken nennen?
Haben wir denn gelernt, das diesen Gedanken nennen?
Haben wir denn gelernt, die Aussage
“ich meine …”
so zu gebrauchen?
Deuten wir nicht vielmehr nur nachträglich
das Verbum als Bezeichnung für diesen Akt?!
|
2
Mit der Antwort:
“Ich habe … …
gemeint” schlägt (er) || Wer sagt: “Ich habe … …
gemeint” schlägt eine Verbindung, & stellt nicht auf Grund einer Introspektion fest || berichtet nicht auf Grund einer
Introspektion, daß die & die || diese Verbindung besteht.
|
3
Ich habe meinen Schmerz gemeint = Ich habe es mit Hinblick auf meinen Schmerz gesagt.
Und doch benützen wir “meinen” 195
nicht zur Bezeichnung eines solchen seelischen Aktes.
Die Bedeutung des Wortes “meinen” geht quasi || gleichsam an diesem Akt vorbei. Wenn man das & das meint, tut man || tut, denkt & fühlt man Gewisses. Aber das Verbum “meinen” bedeutet nicht: dies || es tun. |
1
Vergleiche mit
unserm
“meinen”
den französischen Ausdruck || die französische
Ausdrucksweise:
“vouloir dire”.
Diese könnte uns verleiten ||
dazu
verführen || führen
, darüber nachzudenken, wie man denn
eines || etwas sagen wolle, während man etwas anderes sagt. ||
Diese könnte uns dazu führen, nachzudenken,
wie man es mache || es geschehe: etwas sagen zu wollen,
während man etwas anderes sagt.
|
2
“Es wird || Sie werden bald aufhören”.
– Du wirst mir doch nicht sagen, daß, wer das sagt,
dabei nicht schon meint, was er meint! –
Kann Einer, der nicht Deutsch kann, durch die begleitenden seelischen || sie begleitende seelische Vorgänge, diese Lautreihe so meinen? Oder denke, daß sie gar nicht der Satz einer Sprache
wäre! – ||
Kann Einer, der nicht Deutsch kann, diese 196 Laute durch seelische Vorgänge, mit denen er sie begleitet, || die sie begleiten, so meinen? Oder denke, daß
diese Lautreihe gar nicht der Satz einer Sprache wäre!
– ||
Kann Einer, der nicht Deutsch kann, diese Laute durch sie
begleitende seelische Vorgänge so meinen? Oder denke, sie wären || die Lautreihe wäre gar nicht der Satz einer Sprache! –
|
1
Ich horche auf ein
Geräusch & sage: “Welche wunderbare
Melodie!”
Der Andere:
“Ich höre keine
Melodie.”
– Ich:
“Ich meine nicht, was wir da hören, sondern das Lied …” (von dem wir etwa früher geredet hatten).
Das zeigt nur, kann man sagen, daß meinen nicht horchen ist, – sondern ein anderer spezifischer Vorgang. – Also teilt, wer sagt: “ich habe das Lied … gemeint” dem Andern mit, daß der besondere Vorgang, den man “meinen” nennt (& der allerdings niemandem so ganz bekannt zu sein scheint) in ihm (dem Sprecher) in bezug auf dieses Lied stattgefunden hat. Aber warum teilt er ihm das mit? Ist es || das für den 197
Andern von Interesse? –
Ich würde so nicht fragen, wenn sie ein psychologisches Experiment gemacht hätten || dabei gewesen wären ein psychologisches
Experiment zu machen. –
Sie sprechen auch nicht weiter von dem Vorgang des Meinens sondern von jener Melodie.
Wenn meine || die Worte
“ich habe … gemeint” eine Mitteilung über diese, recht unklare, Erfahrung || diesen, recht unklaren, seelischen Vorgang waren, so scheint sie jedenfalls für das
Gespräch ziemlich irrelevant gewesen zu sein.
So irrelevant etwa wie in einer Schachpartie die
Mitteilung, daß ich jetzt gerade die eigentümliche Empfindung des
Bedrohens des fremden Königs gehabt habe.
|
1
Die Wahrheit ist: Wenn mir Einer
mit den Worten: || ,
“ich habe das Lied … gemeint”, eine Mitteilung über ein spezifisches || besonderes Erlebnis machen will, so werde ich ihm antworten müssen:
“Ich weiß noch nicht, was Du
meinst.
Beschreib' Dein Erlebnis genauer:
Ich kann mir dabei || jetzt noch alles Mögliche vorstellen.”
Das ist offenbar nicht der Gebrauch, den wir für gewöhnlich von dem Worte “meinen” 198
machen.
|
1
Introspektion könnte uns doch wenigstens dahin führen, daß wir sehen, daß es jedenfalls mehrere || verschiedene Abarten der seelischen Vorgänge gibt || es gebe jedenfalls mehrere || verschiedene Abarten derjenigen || der seelischen || seelischer Vorgänge, die man ‘Vorgänge des Meinens’ nennen könnte || das Meinen charakterisieren.
– Und dann könnte es uns
doch wundern || Wunder nehmen, daß || warum
uns
die Frage: “Sag mir
, || :
|| ,
wie hast Du das Lied || ihn gemeint – so … , oder
so … || als Du sagtest ‘er wird bald kommen’?”
uns
in den meisten Fällen sehr || äußerst
¤
seltsam berühren würde. ||
so
gänzlich irrelevant erscheinen würde.
|| unverständlich
erscheinen würde. ||
Und dann könnte es uns doch wundern, daß
uns die Frage || die Frage uns
in den meisten Fällen
seltsam berühren würde: || höchst irrelevant erscheinen
würde: “Sag mir, wie
hast Du das Lied gemeint – so … , oder so …?”
(Ist dieser Fall vergleichbar dem:
Es mag interessant sein zu wissen, was ich
dem N.N. geschrieben habe; aber wer
würde mich z.B. fragen
“Wie hast Du das ‘L’ am Anfang dieses Briefs geschrieben?”!)
|
2
“Der Ausdruck, “den Schmerz meinen”, heißt nicht nur nicht dasselbe wie, || der,
“auf den Schmerz achten”, sondern der Gebrauch des ersten || einen ist
ganz unähnlich dem Gebrauch des
andern || dem Gebrauch des andern ganz unähnlich.
|
1
“Es wird bald aufhören.” –
199
–
“Hast Du den Schmerz gemeint?” –
“Ja.” –
“Dann werde ich Dir kein schmerzstillendes Pulver mehr
geben.”
Was interessiert den, der fragt:
“Hast Du …
gemeint?”?
Doch nicht, was im Andern während des Aussprechens der Worte “Es wird …” vorgeht. –
Unter anderen Umständen hätte er auch fragen können: “Sag mir, was ist in Dir vorgegangen, als Du das
Wort … aussprachst?”
Aber die Antwort darauf wäre nie:
“ich habe … gemeint”!
Sondern sie wäre viel weniger einfach, || &
viel weniger klar.
|
1
Denke,
zwei Leute machen ein Experiment; der eine hat eine Quecksilbersäule zu beobachten; er sagt zum Andern:
“es steigt”, oder
“es steigt noch immer”, oder
“jetzt fällt es”;
er meint dabei das Quecksilber.
Wie geht das vor sich?
Er beobachtet & spricht. –
Gesetzt, er sagt dabei wieder einmal “es steigt”, & er meint nun etwas anderes – etwa, sein
Selbstbewußtsein.
Wie kann er das anfangen?
D.h.: was
würden wir unter solchen Umständen
“sein Selbstbewußtsein meinen” nennen? –
Etwa dies: Er sagte zu sich selbst den Satz: “Mein Selbstbewußtsein war
bedenklich200 gesunken, aber nun || jetzt steigt es” & die letzten Worte sprach er laut aus.
|
1
“Hat er nun die Quecksilbersäule
dadurch gemeint, daß er sie beobachtete?”
– Daß er sie gemeint hat, lag in dem
ganzen Spiel, das ||
welches
gespielt wurde.
|
2
Das Konzentrieren der Aufmerksamkeit auf meine Empfindung
entspricht, im Sprachspiel, einem Beobachten, nicht einem
Zeigen.
|
3
Man könnte auch fragen: Hat also der Satz: || ,
“Das Geräusch wird immer
leiser”, einen sich fortwährend || ständig ändernden Sinn, weil das Geräusch
sich ändert? –
Und das zeigt, daß es nicht ohne weiteres
klar ist, worauf ich
‘innerlich bei diesen Worten
zeige’.
|
4
“Was ging da vor, als Du mit diesem Wort …
meintest?”
201
“Was ging da vor, als in dieser Rechnung ‘z’ tang α bedeutete?“ |
1
Anderseits:
“Als Du vorhin fluchtest,
hast Du es wirklich gemeint?” heißt etwa soviel wie:
“Warst Du dabei wirklich ärgerlich?”
Und die Antwort kann auf Grund einer Introspektion gegeben werden
& ist oft von der Art:
“Ich habe es nicht sehr
ernst gemeint”,
“Ich habe es halb im Scherz
gemeint”, etc.; hier gibt es
Gradunterschiede.
Und man sagt allerdings auch: “Ich habe bei diesem Wort halb & halb an ihn gedacht”. |
2
“Ich meine mit diesem Wort …” möchte man vergleichen mit
“Mir schwebt bei diesem Wort …
vor”.
Aber man gibt dem Wort
“meinen” damit eine falsche grammatische Deutung.
|
3
Untersuche diesen Fall:
“Als Du vorhin sagtest: ‘es wird bald aufhören’ – hast Du Deinen Schmerz gemeint, 202
oder den Lärm?” –
“Ich weiß nicht mehr, was ich gemeint
habe.”
|
1
Lernt er den Gebrauch von
“ich habe …”, indem man ihm sagt: wenn diese Person
Schmerzen hat, dann mußt Du sagen
“ich habe …”? –
Warum nicht?
Es kommt nur darauf an, wie die Worte
“diese Person” zu gebrauchen sind, wonach ihre Identität zu bestimmen ist.
|
2
Jeder solche Grund ||
Jede solche Begründung [Ersetzen eines Ausdrucks || einer Ausdrucksweise durch eine andere] ist zweideutig.
|
3
Es kann Einer doch sagen:
“Das sehe ich jetzt
rot, aber gestern hab ich es || Diesen Gegenstand sehe ich jetzt rot, aber
gestern hab ich ihn grün gesehen”, & unter Umständen,
z.B.
wenn wir eine physiologische Erklärung
dafür haben, werden wir diese Aussage gelten
lassen. –
Wenn aber Einer immer wieder solche Aussagen machte, || –
er erinnere sich das gestern anders gesehen zu
haben, || – ohne daß sonst etwas für solche Aussagen
spräche,203 da würden wir endlich von dem Ausdruck
“er erinnert sich …” übergehen zum Ausdruck:
“er sagt, er erinnert sich
…”.
Und wir würden etwa hinzusetzen:
“aber was das eigentlich heißt, weiß ich
nicht”.
Wenn nun jemand sagte || erwiderte: “Nun, er hat eben die Erlebnisse, die || das bestimmte Erlebnis, das wir ‘Erinnerungserlebnisse’ || ‘Erinnerungserlebnis’ nennen” – so wären wir hier plötzlich geneigt, das als eine irrelevante Bemerkung beiseite zu schieben; wir wüßten mit der Idee des || dieses inneren Erlebnisses nun nichts anzufangen, & wir sind geneigt, sie fallen zu lassen. Es wird hier plötzlich müßig von ‘einem bestimmten Erlebnis’ zu sprechen. (James' Zitat aus Ballard.) |
1
Nimm einmal ein Erlebnis, was Du “Erinnerungserlebnis” nennen würdest – – Um Dir vor die Seele zu rufen, was Du so nennst, erinnerst Du Dich etwa eines
Geschehnisses vom vergangenen Tag.
Ja, nun weißt Du also, was
“Erinnerungserlebnis” heißt.
Aber weißt Du es denn gewiß – ist es nicht
möglich, daß Dir morgen ein ganz anderes inneres Erlebnis
einfällt, wenn Du versuchst, Dir vor die Seele zu rufen, 204
was mit diesem Wort benannt wird?
Du wirst Dir dieses Erlebnis also besehen,
& beschreiben, worin es besteht.
Da wirst Du sehen, daß es verschiedenerlei
‘Erinnerungserlebnisse’ gibt & ihre Beschreibung wird etwa darin bestehen, daß Du die Worte angibst, die man in diesem Fall zu sagen geneigt
ist, die Gebärde, Miene, die man macht, das Bild, was uns
vorschwebt.
– Nimm nun irgend ein solches Erlebnis & frage Dich,
ob Du es unter allen Umständen
“Erinnerungserlebnis” nennen würdest.
Ich erinnere mich, N. in seinem Zimmer gesehen zu haben, ich sehe ihn vor mir, an
seinem Schreibtisch sitzen: Ist dies Erinnerungsbild von andrer Art, als irgend ein Bild
meiner Phantasie?
Könnten die Lautreihen:
“ich erinnere mich …” in einer andern Sprache nicht etwas ganz Anderes
bedeuten?
|
1
(Ƒ)
Würden wir es Sprachspiel nennen, wenn jener Mensch beim
Betrachten der Zeichen 205
seines Tagebuchs beliebige Zeichnungen entwürfe?
– Aber würde das kein seelisches
Erlebnis bedeuten?
Und warum soll das nicht Sprache sein, wohl aber,
was mit einer andern Art von Erlebnissen verknüpft
ist?
Wenn jene Bilder || Zeichnungen || dieses Zeichnen || jenes Zeichnen nun erinnerungsbetont wäre (was immer
das heißen mag) wie wird es dadurch für
uns wichtiger?
|
1
Der Zahnarzt fragt:
“Haben Sie hier
Schmerzen?”
– Der Patient:
“Ich habe gar nichts
– Au weh!”
|
2
“Es gibt doch eine subjektive Regelmäßigkeit,
eine Regelmäßigkeit, die nur für
mich existiert.”
– D.h.: wir
verwenden das Wort
“Regelmäßigkeit” manchmal so in Sätzen || so: jemand stelle sich eine
Regelmäßigkeit vor; er sehe etwas regelmäßig;
es || etwas scheine ihm regelmäßig usf..
Aber das heißt nun nicht: er hat ein Objekt vor sich, – das || , daß er ein Objekt vor sich hat, – das
keiner von uns kennt & er “Regelmäßigkeit” nennt. || mit dem Wort “Regelmäßigkeit”
bezeichnet.
Spielt er 206 außer dem Spiel, was || welches ich sehe noch eins mit sich selbst, wovon ich nichts weiß, so weiß ich auch nicht, ob es ein ‘Spiel’ zu nennen ist.
Spricht er außer der öffentlichen Sprache mit sich
selbst noch eine private, von der ich nichts weiß,
warum sage ich, es sei eine Sprache?
D.h.: Wir gebrauchen das Bild vom ‘privaten Objekt’, welches nur er & kein Andrer sehen kann. Es ist ein Bild – werde Dir klar darüber! Und nun liegt es im Wesen dieses Bildes, daß wir noch weitere Annahmen über dies Objekt, & was er damit tut, machen; es genügt uns nicht zu sagen: Er hat ein privates Etwas & tut etwas damit. Er beschreibt uns z.B. einen Traum & wir sagen, || : er sieht ein Bild vor sich & beschreibt es uns. Aber dann meinen wir doch mit dem ‘Bild’, was wir gewöhnlich so nennen, wenn auch Mehrere das Bild sehen können. Aber vielleicht sagst Du: “Nein, ich meine kein materielles Bild, sondern nur den Gesichtseindruck eines solchen Bildes.” – Aber dann hätte es ja wieder keinen Sinn statt dieses Ausdrucks den Ausdruck “Bild, 207
welches nur er sehen kann” zu gebrauchen.
Das Vorstellungsbild ist das Bild, das beschrieben
wird, wenn man || Einer die Vorstellung beschreibt.
Nein, wir gebrauchen hier das Gleichnis (Bild) eines ‘materiellen’ Bildes, etwas desjenigen, welches wir nach seiner
Beschreibung herstellen könnten.
|
1
Freilich, wenn das Wasser im Topf kocht, so steigt der Dampf
aus dem Topf & auch das Bild des Dampfes aus dem Bild des
Topfes.
Aber wie, wenn man sagen wollte, im Bild des Topfes müsse auch
etwas kochen?
|
2
Sagen wir nun aber:
“wir wissen natürlich nicht eigentlich, wie sein Bild
aussieht”, so machen wir dadurch unsre Annahme wieder zu nichte & man kann
fragen: Wenn Du also gar nicht weißt, was er vor sich hat, mit welchem Rechte
nennst Du es
“Bild”?
Wenn es z.B. eine
Fläche mit (ganz) beliebigen Farbflecken
wäre, hättest Du dann noch ein Recht, zu sagen: er beschriebe uns diesen Komplex mit seinen
Worten?
Wenn Du sagst, er sähe ein 208
privates Bild vor sich, so mußt Du nun von außen hinein arbeiten.
(D.h.,) Du mußt innen || im Innern etwas annehmen: || –
zur Erklärung
oder || –
richtiger
, || –
|| ,
zur Darstellung
– || –
des Äußern; tust Du das nicht,
so verliert Deine Annahme jeden
Sinn. ||
D.h., Du
mußt innen das annehmen, was uns das Äußere erklärt || eine Erklärung des Äußern
abgibt; tust Du das nicht, so verliert Deine Annahme jeden Sinn.
Freilich, Du siehst sie ||
das
nicht als Annahme, es schwebt || kommt uns vor,
die Sprache sagt es.
“Er hat ein privates Objekt. Weiter wissen wir aber nichts darüber.” – Aber was wissen wir denn, wenn wir das wissen? – |
1
Die Ausdrucksweise unserer Sprache legt
das Bild nahe, oder macht Gebrauch von dem Bild, des Objekts,
welches nur mir allein zugehört. –
Bedenke, daß man den gleichen Übergang von
einem Bild der Sprache zum andern zu verschiedenen Zwecken machen
kann. ||
Bedenke, daß man den Übergang von einem Bild
zum andern in der Sprache, den gleichen Übergang,
zu verschiedenen Zwecken machen kann.
(Man 209
geht von einer || dieser Hypothese zur andern über. || will z.B. mit
ihm von einer || dieser Hypothese zu einer || zur andern übergehn; oder man will die gleiche Hypothese anders
ausdrücken.)
|
1
Was wäre dagegen zu sagen, daß das “u” ein doppeltes i ist (‘die Punkte läßt man aus’), & daß eben so ein Doppel-i || doppeltes “i” anders ausgesprochen wird, als ein einfaches || das einfache? || wird?
Sagt man nun eigentlich etwas vom “u” aus, wenn || indem man sagt, es sei ein Doppel-i, ohne (damit) etwas || wenn man damit nichts über die Geschichte des Buchstaben “u”, oder seine Aussprache behaupten zu wollen? || sagen will? |
2
Wenn Du sagst, er sähe ein privates Bild vor sich,
das er beschreibe, so hast Du immerhin eine Annahme gemacht
über das, was er vor sich hat.
Und das heißt, daß Du es
näher beschreiben kannst, oder beschreibst.
Gibst Du zu, daß Du gar keine Ahnung hast, von welcher Art, was
er vor sich hat, sein könnte, – was verführt Dich dann
dennoch, zu sagen, er habe etwas vor 210
sich?
Ist das nicht, als sagtest Du von Einem: Er hat etwas – aber ob es Geld, oder eine Schuld, oder
eine leere Kasse ist, weiß ich nicht.
|
1
Ist es nicht so, daß Du Dir zuerst von dem, was er
vor sich hat eine bestimmte Vorstellung machst, – sie dann für
grundlos erklärst, – aber nun dennoch (daran)
festhältst, er habe etwas vor sich?
|
2
Woher die Idee, daß Einer ein privates Bild vor
sich hat?
–
“Nun, daher, daß ich eines
habe!”
– Aber hast Du denn ein Bild vor
Dir?
Das sagst Du ja nur!
Und es ist so wenig & so viel Grund, diese Wendung in Deinem
Fall zu gebrauchen, wie in dem des Andern.
“Aber ich stelle mir doch z.B. etwas lebhaft vor, sehe es also vor mir & der Andre, der neben mir steht, sieht es nicht, also gehört es mir allein zu.” – Aber es ist ja (nur) eine Metapher, zu sagen, Du sähest etwas “vor Dir”, oder “in Dir”, das Gleichnis vom ‘innern Auge’. Und 211 wenn sich der Andre dasselbe vorstellt, warum sollst Du
nicht sagen, er habe dasselbe vor sich? –
“Er kann doch nicht die identischen Schmerzen haben, die ich
habe!” –
Warum nicht?
Was ist das Kriterium der Identität?
Und wie ist es: Kann er sie nur nicht mit Dir
zugleich haben, wohl aber, || aber dann, wenn Du sie abgelegt hast; oder kann er das überhaupt nie haben?
(Seltsam, was man sich doch für Vorstellungen
macht!)
“Aber wenn ich mir etwas vorstelle, oder auch wirkliche Gegenstände sähe, so habe ich doch etwas, was mein Nachbar nicht hat.” – Ich verstehe Dich. Du willst um Dich schauen & sagen: “Nur ich habe doch dieses.” – Aber wozu diese Worte? sie taugen zu nichts. – Ja, kannst Du nicht auch sagen: “Es ist hier von einem ‘Sehen’ (& daher auch von einem ‘Haben’) & von einem Subjekt, also auch vom Ich, nicht die Rede”? Könnte ich Dir nicht sagen || Dich nicht fragen: Das, wovon Du redest & sagst, nur Du habest es – inwiefern hast Du es denn? Besitzt Du es? Du siehst es nicht einmal. Ja müßtest Du nicht davon sagen: niemand habe es? Es ist ja auch klar: 212
wenn Du logisch ausschließt, daß ein
Andrer etwas hat, so verliert es auch seinen Sinn zu sagen,
Du habest es.
Aber was ist dann das, wovon Du redest? Ich sagte ja: ich wisse in meinem Innern, wovon Du redest. Aber das hieß (nun) nicht, ich könne den Gegenstand zeigen, von dem Du gesprochen hast; aber ich weiß, wie Du diesen Gegenstand aufzufassen, zu sehen, wie Du ihn sozusagen durch Blick und Gesten zu bezeichnen meintest. Ich weiß, in welcher Weise man in diesem Fall vor sich & um sich schaut, & anderes. – Ich glaube, man kann sagen: Du redest (wenn Du z.B. im Zimmer sitzt) von dem ‘visuellen Zimmer’. Das, was keinen Besitzer hat, ist das ‘visuelle Zimmer’. Ich kann es sowenig besitzen, als ich darin herumgehen, oder es anschauen, oder darauf zeigen kann. Es gehört in sofern nicht mir an, als es niemand anderm angehören kann; oder: es gehört insofern nicht mir an, als ich (ja) darauf die gleiche Ausdrucksform verwenden will, wie (z.B.) auf das materielle Zimmer selbst, in dem ich sitze. Dieses kann 213 doch beschrieben werden, ohne daß dabei von einem
Besitzen des Zimmers die Rede wäre.
Und es ist doch auch ganz gut möglich, daß das Zimmer
keinen Besitzer hat.
Dann aber kann das visuelle Zimmer keinen Besitzer
haben.
“Denn es hat keinen Herrn außer sich &
keinen in sich” – könnte man sagen.
Denk' Dir doch ein Landschaftsbild,
etwa eine Phantasielandschaft, & in ihr ein Haus
– & jemand fragt || fragte:
“wem gehört das
Haus?”
(Es könnte übrigens die Antwort sein:
“Dem Bauer, der auf der
Bank vor der Haustür || dem Haustor sitzt”– || .
– Aber dieser || der Bauer kann sein Haus dann,
z.B., nicht betreten || benützen.)
|
1
– “Ich sage zwar: ‘ich || Du willst sagen:
‘ich habe jetzt die & die Vorstellung’, aber die Worte
‘ich habe’ sind nur ein Zeichen für den Andern; die Vorstellungswelt ist ganz in der Beschreibung der Vorstellung
dargestellt.” –
Du meinst,
“Ich habe” ist mehr wie:
“Jetzt Achtung!”.
Du bist geneigt, zu sagen, es sollte eigentlich anders ausgedrückt werden.
Etwa einfach, indem man mit der Hand ein Zeichen gibt 214
& dann beschreibt. –
Wenn man, wie hier, mit den Ausdrücken unsrer
gewöhnlichen Sprache (die doch ihre Schuldigkeit tun) nicht
einverstanden ist, so sitzt uns ein Bild im Kopf, das || ist ein Bild da, das mit dem der gewöhnlichen Ausdrucksweise streitet.
Während wir versucht sind, zu sagen, unsre
Ausdrucksweise beschreibe die Tatsachen nicht so, wie sie wirklich sind. –
Als ob (z.B.) der Satz “er hat Schmerzen” noch auf andre Weise falsch sein könnte, als dadurch, daß
er
|| dieser Mensch
nicht ||
keine
Schmerzen hat.
Man will also etwa sagen:
“er hat eigentlich nicht
Schmerzen” – ohne damit sagen zu wollen, daß er nicht || keine Schmerzen habe.
Als sage die Ausdrucksform etwas Falsches, obwohl der
Satz, zur Not, etwas Richtiges behauptet.
Denn so sehen ja die Streitigkeiten zwischen Idealisten, Solipsisten & Realisten aus. Die einen greifen die normale Sprache an, als griffen sie eine Behauptung an; die andern verteidigen sie, als konstatierten sie offenbare Fakten, die jeder vernünftige Mensch anerkennt. || Fakten der gesunden Vernunft. || … sie Tatsachen, die jeder vernünftige Mensch zugibt. 215
|
Es ist richtig, wenn auch paradox zu
sagen: “‘Ich’ bezeichnet keine Person”.
|
1
Wenn ich den Gebrauch des Wortes
“Ich” beschreiben will – || :, genügt es, wenn ich beschreibe, wie die Personen A, B, C, usw. das Wort verwenden – oder muß ich auch
sagen, wie ich es verwende?
Wird also in der Beschreibung des Sprachspiels das Wort
“ich” auch in dieser Weise vorkommen? –
“Ja, willst Du denn sagen, daß Du,
L.W., eine besondere Verwendung für dieses Wort
hast?” –
Nein; aber ich wollte auch nicht sagen:
“ich,
L.W.”, sondern bloß
“ich”. ‒ ‒
Diesen Streich kann uns dieses Wort spielen.
|
2
“Wenn ich Schmerzen habe, so sind doch da einfach Schmerzen, & von einer Person
ist überhaupt nicht die Rede.” || kommt nichts vor.”
– Du möchtest also einfach sagen: “Schmerzen!” – dies || !”. Dies
beschreibt – würdest Du sagen – das ganze
Faktum.
Aber, erstens, ist das eine Beschreibung? & zweitens, wozu ist sie nütze? || kann || soll sie dienen?
Du vergleichst offenbar die Situation der, in
welcher Du eine Beschreibung zu geben hast. ||
:
Die Vorstellung ist eine Welt, die beschrieben
216
werden soll; wie (etwa) die Erde || etwa Amerika in einem Geographiebuch beschrieben wird.
Die Beschreibung könnte auch von einem Grammophon gesprochen
werden. –
Inwiefern ist aber die Äußerung der Schmerzen || aber das Wort “Schmerz!” || der Ausdruck des Schmerzes aber eine Beschreibung einer Welt; & wozu soll sie dienen? ||
& wozu ist sie || diese Beschreibung nütze?
|
1
Denke Dir zwei || diese Beschreibungen.
In
einer || der einen
heißt es ||
Die eine sagt
: an dem & dem Ort der Erde steht ein Haus, das so
& so aussieht, so eingerichtet ist, etc.
Die andre || In der andern:
“Es war einmal ein reicher Mann, der lebte in
einem Haus …”
(& nun folgt die
Beschreibung)” || (nun folgt die Beschreibung).
Oder ich sage:
“Denken wir uns ein Haus, welches
…”.
Die Verwendung dieser Beschreibungen ist nicht die gleiche || jeder dieser Beschreibungen
ist
eine andere.
(Wie, wenn Einer sagte: die Beschreibung des Hauses ist
eigentlich alles worauf es ankommt; das Übrige sei
ein Wink für den, der sie hört?)
Es ist eine falsche Vergleichung, die uns irreführt. || Es ist ein Vergleich, 217 der uns irreführt.
|
1
Oder eigentlich, hundert irreführende
Vergleichungen scheinen sich hier zu treffen: Man nimmt
etwas für eine hinweisende Erklärung, was
keine ist; & etwas
für Beschreibung, was keine Beschreibung ist;
& etwas für einen Eigennamen, was keiner || kein Eigenname ist; & etwas für ein Wissen, was
keines || kein
Wissen ist. || keines ist.
|
2
Vorsichtig, wie auf brüchigem Eis muß man vorwärts gehen;
überall nach der Verwendung fragen, nirgends dem
Schein des Ausdrucks trauen.
Denn jeder der geläufigen Ausdrücke
legt eine andere als die tatsächliche Verwendung nahe.
|
3
Hundert irreleitende Bilder kommen hier zusammen,
& das macht die Schwierigkeit der philosophischen
Situation aus.
Wohin wir treten, wankt wieder der Boden.
Die
‘großen’, schwierigen Probleme der Philosophie sind es nicht etwa
218
dadurch, daß hier ein unerhört subtiler &
geheimnisvoller Sachverhalt ist, den wir erforschen sollen, sondern dadurch,
daß sich an dieser Stelle eine große
Menge von irreführenden Ausdrucksformen kreuzen || treffen.
|
1
Warum sagte ich: || , das
“ich habe” sei nur für den Andern?
– Das heißt doch: nicht für mich, der
die eigene Vorstellung beschreibt.
Und das soll doch heißen: ich brauche diesen Hinweis nicht – also wohl: ich wisse,
daß es meine Vorstellung ist. – –
Ich sehe es für allzu selbstverständlich an,
daß mir diese
‘Beschreibung’
(irgend) etwas für mich
bedeutet. || mir etwas bedeutet.
Inwiefern ist sie nicht bloß ein Lärm, der eine Vorstellung begleitet?
D.h.: was kann denn
ich mit ihr machen?
|
2
“Was kann er mehr wissen, als, || : wie es sich verhält?
Und das erfährt er durch die Beschreibung der
Vorstellung.”
Hier wird diese Beschreibung aufgefaßt, als die Beschreibung
eines 219
Universums, einer Welt.
Tatsächlich, erhält er eine Beschreibung, so kann er mit ihr noch sehr verschiedenerlei || Verschiedenes anfangen. Das “ich habe” läßt sich (etwa) (mit) einem Orientierungspfeil auf einer Landkarte vergleichen. Und der gehört doch auch zur Landkarte. (Obschon man sagen könnte: nicht zur Karte, als Bild.) |
1
Es ist wohl wahr, daß er mit der Beschreibung
meines Gesichtsbilds eine vollständige Beschreibung
erhält, – denn das
“ich habe” fügt ja der Beschreibung nichts
hinzu.
Aber wir wollen sagen: “Was kann er mehr haben, als eine vollständige Beschreibung!” – & wir vergessen, daß, was wir “Beschreibung” nennen, verschiedene Stellen im Sprachspiel einnehmen kann. Wir verwundern uns nicht darüber, daß die Beschreibung einer Landschaft andere Anwendungsmöglichkeiten || eine neue Anwendungsmöglichkeit erhält, wenn wir ihr einen || den Hinweis beifügen || hinzufügen: diese Landschaft liege dort & dort; so 220
& so gelange man dorthin. || könne man dorthin gelangen.
– Die Beschreibung des Gesichtsbildes aber ist
in einem andern Fall, denn sie beschreibt – möchten wir sagen – eine Welt; || – & zwar, weil das Gesichtsbild an nichts grenzt.
|
2
Wir können zu keiner Lösung der philosophischen Schwierigkeit kommen, ehe
wir nicht das Blut, sozusagen, von den Sätzen, die uns
gefangen halten, abziehen; indem wir unsre Aufmerksamkeit
darauf richten, woher wir denn diese Darstellungsart genommen haben; also auf das, was uns zum Modell für sie
gedient hatte.
|
2
Auf eine neue Möglichkeit kommen,
wie etwas hat geschehen können, ist auch eine Entdeckung.
Und darum meint man oft, man habe den wirklichen Sachverhalt entdeckt,
wenn man nur eine neue Möglichkeit gefunden hat, wie es sich hat || hätte verhalten können. || gefunden hat: wie es sich zugetragen haben || zutragen könnte. || : || , wie es sich auch
verhalten konnte.
(Darwins Theorie.)
221
|
1
Du denkst, Du mußt doch wohl ein Kleid weben: weil Du vor einem (zwar ||
allerdings
|| wenngleich leeren) Webstuhl sitzt & die Bewegungen des Webens
machst.
|
2
Man könnte auch sagen: der Besitzer des
visuellen Zimmers müßte doch wesensgleich mit ihm
sein; || , aber er befindet sich nicht in ihm, noch gibt es ein
Außen.
|
3
“Das visuelle Zimmer hat keinen Besitzer” heißt soviel als: es hat keinen
Nachbar.
|
4
Was der, der gleichsam das
‘visuelle Zimmer’
entdeckt zu haben schien, – was
der gefunden hatte, war eine neue Ausdrucksform || Sprechweise, ein neuer Vergleich; & man könnte auch sagen, eine
neue Empfindung.
222
|
1
Denke Dir, jemand, der auf die Sonne schaut, hätte
plötzlich die Empfindung, daß nicht sie
sich bewegt, – daß || sondern
wir an ihr vorüberziehen.
Nun will er sagen, er habe einen neuen Bewegungszustand gesehen, in dem wir
uns befinden; & denke, er macht nun Gebärden, welche || die zeigen sollen || , er
zeigt nun, durch Gebärden, welche Bewegung er meint, & daß es nicht die der
Sonne ist. –
Wir hätten es hier mit zwei verschiedenen Anwendungen des Wortes
“Bewegung” zu tun.
|
2
Du deutest die neue Auffassung als (das) Sehen
eines neuen Gegenstandes.
Du deutest eine grammatische Bewegung, die Du machst ||
gemacht hast
– als quasi-physikalische Erscheinung, die Du entdeckst || beobachtest
.
(Denke z.B. an die
Frage:
“Sind Sinnesdaten der Baustoff des
Universums?”)
Aber es ist nicht einwandfrei sich so auszudrücken: || mein Ausdruck ist nicht einwandfrei: Du habest eine ‘grammatische’ Bewegung gemacht. Du hast vor allem eine neue Auffassung gefunden. So, als hättest Du eine 223
neue Malweise erfunden; aber || oder auch, ein neues Metrum, oder eine neue Art der
Gesänge. –
|
1
Man kann doch einen Spiegel besitzen; besitzt man dann auch
das Spiegelbild, was || das sich in ihm zeigt?
[Anwendung?] |
2
“Man sollte eigentlich sagen:
…” –
Warum soll man eigentlich einen andern Ausdruck
gebrauchen– || ;
wenn dieser ||
der gewöhnliche
es || wenn's dieser auch tut?
Doch darum, weil uns das Bild, das in unserm gewöhnlichen Ausdruck enthalten ist || liegt
(jetzt) nicht paßt; weil wir, aus irgendwelchen Gründen,
eine andere Ausdrucksform || Auffassung anstreben; aber nicht darum, weil dieser || der andre Ausdruck nun das Faktum (richtiger,) zutreffender, beschreibt.
|
3
“Sätze dienen ja dazu, zu beschreiben,
wie sich alles verhält”, denken wir.
Der Satz als Bild.
Und das ist recht schön, aber es gibt doch Stilleben, Portraits,
Landschaftsbilder, mythologische
Darstellungen, 224
Ornamente ||
Ornamentik || Linienornamente, Landkarten, Diagramme, etc., etc..
|
1
Eine Schachpartie im Kopf spielen.
– Ein Tennismatch || Fußballmatch im Kopf spielen. –
Sich selbst zum Geburtstag etwas schenken. – Sich selbst ein Haus abkaufen || verkaufen. |
2
Wie machen wir es denn, das
‘visuelle Zimmer’ zu sehen; ich meine das, was eine Welt ist & keinem Subjekt
gehört?
Denn eben darum denken wir ja, wir entdeckten es, weil wir uns seiner nicht immer bewußt sind. – Einerseits sehe ich da natürlich alles ganz || so wie gewöhnlich || alles, wie ich es auch || was ich auch sonst sehe; ich schaue umher, auch auf meinen Körper, denke: “ich kann meine Augen nicht sehen” – – Aber es gibt ja wohl alle möglichen solcher Arten meine Umgebung zu sehen. Ich kann mir z.B. ‘vorstellen’, alle Körper || Gegenstände, die ich sehe, seien aus bemaltem Papier & körperlich nur auf der Seite, die mir jetzt zugewendet ist. 2265
Und worin besteht es denn: die Dinge so & so & so sehen? – Manchmal teils darin, daß man den Blick ruhen oder wandern läßt & darin, wie er wandert; || , oder darin, daß man ganz Auge ist, & in dem, was wir dabei sagen, & nicht sagen; in Gesten, die wir machen; & vielem andern. Manchen solchen Eindruck || dieser Eindrücke erhalten wir ¤ nur || erhält man nur, wenn man auf einen Fleck starrt; manchen nur, wenn alle Gegenstände um uns in Ruhe sind, nicht, wenn sich etwas bewegt; manchen wohl nur im Zimmer, wenn alle Entfernungen klein sind; & wenn die Menschen immer im Freien philosophierten, würden sie auf manche Gedanken nicht kommen. Man kann sagen: wenn wir philosophieren, feiert nicht nur unsre Sprache, sondern auch unser Blick. Denn während ich den Ofen heize, sehe ich ihn anders, als wenn ich beim Philosophieren auf ihn starre; || – denke ich nicht an den ‘visuellen Ofen’, das Sinnesdatum, etc. Ein Philosoph, der beim Philosophieren immer ein Auge zudrückte, 226
könnte von andern Anschauungen eher gefangen werden, als der,
welcher immer mit beiden schaut.
|
1
Wer sagt, man ||
er
könne nicht zweimal in den gleichen Fluß steigen, kann nur unter sehr besonderen Umständen so
empfinden; d.h., nur unter
besonderen
||
diesen
Umständen versucht sein, es zu
sagen. || steigen, kann nur unter besonderen Umständen so empfinden; d.h., nur unter ganz bestimmten Umständen versucht
sein, dies zu sagen.
|
2
Die verschiedenen Stellen, die ein Bild in einer Theorie einnehmen kann (oder in einem Sprachspiel überhaupt) – – die verschiedenen Stellen, an denen ein algebraisches Bild,
–
(sagen wir √x² + y² + z²),
– in einem mathematischen Ausdruck stehen
kann.
Ich glaube, daß man den ersten Fall || das erste durch das zweite veranschaulichen kann.
Wenn man nur || Wer wohl weiß, daß diese Wurzel in dem || diesem Ausdruck eine Rolle 2287
spielt, aber nicht, ob sie in ihm (der) Potenz-Exponent ist,
oder zu einer Potenz erhoben wird, ob sie über oder unter dem Bruchstrich steht, der weiß eigentlich noch garnichts.
|
1
Die || Zur Diskussion über den Tagebuchschreiber.
Das Seltsame, daß es nicht ganz klar zu sein scheint, was damit
gemeint ist, wenn man sagt, er sehe, habe, Vorstellungsbilder( vor sich), wenn er das || sein Tagebuch wieder liest.
Woher dies?
Es scheint, als mache ich einen Fehler, wenn ich so ohne weiteres davon
spreche, er habe (oder habe vielleicht)
Vorstellungsbilder.
– Mir kommt als erstes in den Sinn, daß ich ja auch von
einem Tisch nicht ohne weiteres annehmen kann er habe
Vorstellungen.
Und wenn Einer sagte:
“Ja, weil Du vom Tisch
nicht annimmst, er hat eine Seele”, so frage ich: warum kann ich das nicht
annehmen?
Was hindert mich daran?
Es muß doch wohl Gestalt & Benehmen sein.
D.h.: die Handlungen sind 228
wohl das Kriterium dafür, ob etwas
‘Seele hat’. –
Sagte ich:
“Stelle Dir vor, daß dieser Tisch jetzt
ein Bild vor sich sieht” – so wüßtest Du nicht recht, wie Du ein ‘Bild’ auf den Tisch applizieren sollest.
Warum geht es denn aber, wenn Du statt dessen einen Menschen vor Dir
hast? –
Da siehst Du z.B. vor allem
nicht auf seine Füße, oder seinen Bauch, wenn Du Dir vorstellen
willst, er sehe ein Bild vor sich; sondern auf seinen Kopf.
Sage, was Du willst – Du meinst, die Idee || das Bild
sei || ist in seinem Kopf. Und man erkennt,
daß sie || es da ist, aus seinem Gesichtsausdruck – auch Haltung, etc.. Das ist das Bild, das || welches || die Metapher, die Du gebrauchst; aber was ist seine || ihre Anwendung? || – Du meinst, die Idee ist in
seinem Kopf. Und man erkennt, daß sie da
ist, aus seinem Gesichtsausdruck – auch Haltung,
etc.. Das ist das
Bild, was Du gebrauchst; aber was ist seine Anwendung?
Es ist also richtig: ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Tisch ein Bild vor sich sieht (man könnte sehr wohl auch sagen: || , “mit welchem Teil”) – wohl aber, wie ein Mensch dies tut. – Und man wird auch gegen jeden Einwand sagen: 229
“Ich kann mir doch denken, daß dieser
Mensch ein Bild vor sich sieht!”.
D.h. vor allem: Du
kannst es sagen, & es ist ein alt eingesessener deutscher Satz, mit dem
Du – für gewöhnlich – wohl umgehen
kannst.
Aber wir empfinden für gewöhnlich auch keine
Schwierigkeit darin, zu sagen:
“ich nehme an, er stellt sich dabei …
vor”.
Wir kommen nämlich dann gar nicht dahin, uns zu fragen, wie denn
ein Zustand des Geistes, wie eine Vorstellung an dem Menschen, gleichsam,
haftet, sondern || . Sondern wir arbeiten mit unserm Ausdruck.
(Wir nehmen Geld ein, || & geben es wieder aus – aber wir starren nicht auf eine Banknote
& trachten den Wert, der ja an ihr irgendwie haftet, zu sehen.)
Und das nicht, weil wir dann gedankenlos sind – sondern weil wir
denken, || –
aber keinen gedanklichen Krampf
haben. ||
ohne aber einen … zu haben.
|
1
Wenn ich also fühle: ich wisse nicht so recht, was ich damit meine: jener Mann sehe
Bilder vor sich – obwohl ich doch anderseits230 sagen möchte, daß ich sehr wohl verstehe, was das
heißt – so ist es, weil ich meine Aussage nicht recht anzuwenden weiß.
Und daher das Gefühl, als wüßte ich nicht, wie
die Vorstellungen an diesem Mann haften.
Sie haften nämlich an dem, was Einer sagt & tut
(an seinen Handlungen).
|
1
Die Ursache ist oft der Blitzableiter, der den Tatsachen
ihre Kraft nimmt.
Man sagt: “das kommt daher, daß …”, & hat die Kraft von der Tatsache abgeleitet. (Man könnte oft sagen, man habe die Tatsache geerdet.) |
2
“Die Zeit ist überall im ganzen
Raum.”
Um zu zeigen, daß es so ist, stelle ich mich irgendwo hin & mache eine Geste, die das Verfließen andeutet. Und sage zum Andern: “Du siehst, die Zeit verfließt. –” Und ist es nicht, als sähe, oder fühlte, ich es wirklich? Ist 231 das nicht merkwürdig!
Was nehme ich denn wahr?
Etwa eine Handbewegung & was sonst gerade vorgeht,
& doch möchte ich sagen, ich sei mir jetzt des Verlaufs der Zeit
bewußt.
Ich bin mir aber eines Bildes bewußt, das die
Worte
“Verfließen der Zeit” herauf bringt.
|
1
Wenn er eine gewisse Erscheinung am Himmel sieht, macht er
ein Kreuz in's Tagebuch. –
Das ist die Beschreibung eines Sprachspiels.
Hier stellen wir uns bestimmte ||
gewisse
Umstände vor; einen Menschen, dessen Zuverlässigkeit auf normale || in der normalen Weise || , in normaler Weise,
erprobt worden ist.
Nun sehe ich von den || diesen gewohnten Umständen ab & betrachte nur mehr das subjektive Sprachspiel. Er macht jetzt ein Kreuz ins Tagebuch, wenn er jene Erscheinungen ‘zu sehen glaubt’. Und dies nehme ich an; denn ich habe weiter kein Anzeichen dafür, daß er die Erscheinung zu sehen glaubt. Dann aber nehme ich an, daß dort etwas vorgeht, wo niemand 232 hinsieht.
|
1
“Blind ist der, der nicht sieht; wie immer man dies feststellen mag & ob es jemand weiß, oder
nicht.”
Aber so wird das Wort
“blind” nicht verwendet!
Freilich ist blind, der nicht sieht – d.h., die Ausdrücke bedeuten dasselbe, sie werden auf die gleiche Weise
verwendet.
Mit der Erklärung:
“‘blind’ ist der, der nicht sieht” gibt man nun gleichsam ein Bild der Blindheit; etwa
dieses:
im Gegensatz zu diesem:
Aber damit hat man nicht unsere || die Verwendung unserer || der normalen Kriterien für das Blindsein eliminiert || ist man
nicht die ||
unsere
Kriterien für das Blindsein losgeworden.
Diese bestimmen nach wie vor die Verwendung des Wortes
“blind”.
233
|
1
“Ich weiß doch, wie es ist: Schmerzen zu
fühlen.”
Nun, wie ist es?
Kannst Du fortfahren:
“Es ist so” indem Du mich versicherst, Du habest bei dem letzten Wort das Gefühl
gehabt?
Das heißt so wenig, wie zu sagen:
“Ich weiß doch, welche Farbe ‘Kobaltblau’ heißt: || – diese.” – wenn Du bei dem hinweisenden Fürwort auf nichts
zeigst.
“Aber heißt es auch für den nichts, der es sagt?” – Was fängt er damit an? – |
2
Und warum soll man nicht sagen: “Man kann nie wissen,
daß einer nicht sieht, unsere Beobachtungen
können es nur höchst wahrscheinlich machen”?
Warum soll man nicht auch diese Ausdrucksform
gebrauchen, so sehr verwickelt & irreführend sie ist?
|
3
Wie geht die Annahme eines Sachverhalts in die Annahme einer
Ausdrucksform über.
Das Bild vom Differentialgetriebe.
234
|
1
Wenn man nun sagt:
“ich kann doch annehmen, daß
dieser Mensch die & die Vorstellung hat” – so ist die Antwort: Du kannst jedenfalls sagen || doch sagen:
“ich nehme an …”, & Du kannst Dir auch dabei etwas vorstellen
(denken) & das ist ja wohl alles, was zum Annehmen gehört; aber ist dadurch auch die Rolle, die dieser Annahme zufällt, festgelegt?
Es kann ja nun immer noch (um mich so auszudrücken) || (sozusagen) eine tote Annahme sein. ||
Es kann ja dennoch eine tote Annahme
sein.
|
2
“Die Annahme, daß dieser Mensch – der sich
ganz normal benimmt – blind ist, hat doch
Sinn!” –
D.h.: ‘es ist doch eine Annahme’,
‘ich kann doch so etwas wirklich annehmen’.
Und das heißt (doch): ich mache mir doch wirklich ein Bild von dem, was ich annehme.
Wohl; aber || . Aber geht es weiter?
Wenn ich die Annahme, daß einer blind ist unter andern
Umständen 235 mache, bestätige ich mir doch nie, daß
diese Annahme wirklich Sinn hat.
Und daß ich mir dabei wirklich etwas denke,
ein Bild habe, spielt dann gar keine Rolle.
Dieses Bild wird erst hier wichtig, wo es sozusagen der einzige
Anhaltspunkt dafür ist, daß ich wirklich eine
Annahme gemacht habe.
Ja es ist alles, was von einer Annahme hier noch übrig ist.
|
1
Wenn ich an einer Annahme festhalte, so ist eben die Frage,
woran ich mit dieser Annahme festhalte.
|
2
“Aber Du sagst doch:
‘ich habe Schmerzen’, weil Du Schmerzen hast.” –
D.h.: Dein “ich habe …” ist doch durch dieses Phänomen
gerechtfertigt. –
Ja; denke nur, wie Du die Worte || der hinweisende Ausdruck
“dieses Phänomen” || , wie die hinweisenden Worte || hinweisende Form “dieses Phänomen in so einem Fall || diesem Falle verwendet wird ||
werden
.
|
3
“Nichts im Gesichtsraum || Gesichtsfeld deutet darauf hin etc.” (Log. Phil. Abh.)
Das heißt sozusagen: Du wirst vergebens 236
im Gesichtsraum nach dem Sehen ausschauen.
Er ist nirgends im Gesichtsraum zu finden. –
Aber die Wahrheit ist: Du tust nur, als suchtest Du nach einem Etwas, nach
einer Person im Gesichtsraum, die nicht da ist.
|
1
“Im visuellen Raum gehen keine Lichtstrahlen von einem Objekt zu
einem Auge.” –
Wenn ich das sage, so habe ich doch förmlich ein Bild von dieser
Tatsache!
Und ich habe ein Bild vom visuellen Raum, ein
anderes vom physikalischen Raum.
Die Bilder aber sind die, zweier verschiedener
Räumlichkeiten.
Im einen ist der leere Raum gleichsam von Konstruktionslinien (aller Art) durchzogen; im andern ist er im strengen Sinne leer –
gleichsam dunkel.
(Und diese Worte selbst beschreiben nicht
sowohl die beiden || zwei Bilder, sondern
gehören selbst |