Philosophische
Bemerkungen
XIII





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11.9.37.


     “Aber sind die Übergänge also durch die algebraische Formel nicht bestimmt?” – In der Frage liegt ein Fehler.1
      Wir verwenden || Man verwendet den Ausdruck: “die Übergänge sind durch die Formel … bestimmt”. Wie verwenden wir || verwendet man ihn || Wie wird er verwendet?
     Wir können etwa davon reden, daß Menschen durch Erziehung || (Abrichtung || ) dahin gebracht werden, diese || die & die Formeln || die Formel y = x² so zu verwenden, daß Alle || alle, wenn sie die gleiche Zahl für x einsetzen, immer die gleiche Zahl für y herausrechnen. Oder wir können sagen: “Diese Menschen sind so erzogen || abgerichtet, daß sie alle auf den Befehl ‘ + 3’ auf der gleichen Stufe den gleichen Übergang machen. Wir könnten dies so ausdrücken: “Der Befehl ‘ + 3’ bestimmt für diese Menschen jeden Übergang von einer Zahl zur nächsten völlig.” (Im Gegensatz zu andern Menschen, die auf diesen Befehl nicht wissen, was sie zu tun haben, oder deren jeder zwar mit Sicherheit, aber anders || in anderer Weise, auf ihn reagiert. || die zwar mit Sicherheit, aber ein jeder in anderer Weise, auf ihn reagieren.)
     Wir können anderseits verschiedene Arten von Formeln & zu ihnen gehörige verschiedene Arten der Verwendung (verschiedene Arten der Abrichtung) einander entgegensetzen. Wir nennen dann Formeln einer bestimmten Art (& der dazugehörigen
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Verwendungsweise) “Formeln, welche eine Zahl y für ein gegebenes x bestimmen” & Formeln anderer Art solche, “die die Zahl y für ein gegebenes x nicht bestimmen”. (y = x² + 1 wäre etwa von der ersten Art, y ˃ x² + 1, y = x² ± 1, y = x² + z von der andern || zweiten.) Die Aussage || Der Satz: “Die Formel … bestimmt eine Zahl y” ist dann eine Aussage über die Form der Formel. Und es ist nun zu unterscheiden ein Satz wie:Die || die Formel, die ich hingeschrieben habe, bestimmt y” oderHier || hier steht eine Formel, die y bestimmt”, von einem Satz wie: “die Formel y = x² bestimmt die Zahl y für ein gegebenes x”. Die Frage: “Steht dort eine Formel, die y bestimmt?” heißt dann einfach || dasselbe wie: “steht dort eine Formel dieser Art, oder jener Art?”, was wir aber mit der Frage anfangen sollen: “ist || Ist y = x² eine Formel die y für ein gegebenes x bestimmt?” ist nicht ohne weiteres klar. Diese Frage könnte man etwa an einen Schüler stellen, um zu prüfen, ob er die Verwendung des Ausdrucks “bestimmen” versteht; oder es könnte eine mathematische Aufgabe sein, zu finden || berechnen, ob auf der rechten Seite der Formel nur eine Variable steht, wie z.B. in dem || im Fall y = (x² + z)² ‒ z(2x² + z).
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     Man kann nun sagen: “Wie die Formel gemeint wird, das bestimmt, welche Übergänge zu machen sind.” Was ist das Kriterium dafür, wie die Formel gemeint ist? Doch wohl die Art & Weise, wie wir sie ständig gebrauchen, wie uns gelehrt wurde, sie zu gebrauchen.
      Wir sagen z.B. Einem, der ein uns unbekanntes Zeichen gebraucht: “Wenn Du mit “
x
~
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” meinst: x², so erhältst Du diesen Wert für y, wenn Du damit √x meinst, jenen.” – Frag' Dich nun: Wie macht man es, || : mit “
x
~
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” das eine, oder das andere, meinen?
     So kann also das Meinen die Übergänge zum Voraus bestimmen.
     “Worin liegt dann aber die eigentümliche Unerbittlichkeit der Mathematik?” – Ist || Wäre für sie nicht ein gutes Beispiel die Unerbittlichkeit, mit der auf 1 2 folgt, auf 2 3, auf 3 4, u.s.w.? – Das heißt doch wohl: in der Kardinalzahlenreihe folgt, – denn in einer andern Reihe folgt ja etwas anderes? Und ist denn diese Reihe nicht eben durch diese Folge definiert? – “Willst Du also sagen, || Soll das also heißen, daß es gleich richtig ist wie || wie immer man zählt & daß jeder zählen kann, wie er will?” – Wir
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würden es wohl nicht “zählen” nennen, wenn Einer || Jeder irgendwie Ziffern nacheinander ausspricht; aber es ist freilich nicht einfach eine Frage der Benennung. Denn das, was wir “zählen” nennen, ist ja ein wichtiger Teil der Praxis || Tätigkeiten unseres Lebens. Das Zählen, & Rechnen, ist ja || doch, z.B., nicht einfach ein Zeitvertreib. Zählen (& das heißt: so zählen) ist eine Technik, die täglich zu || in den mannigfaltigsten || mannigfachsten Verrichtungen unseres Lebens verwendet wird. Und darum lernen wir zählen, so, wie wir es tun || lernen: mit der unendlichen Mühe || endlosem Üben, mit erbarmungsloser Genauigkeit, darum wird unerbittlich darauf gedrungen, daß wir Alle auf “eins” “zwei”, auf “zwei” “drei”, auf “drei” “vier” sagen, u.s.f..– “Aber ist dieses Zählen also nur ein Gebrauch; entspricht dieser Folge nicht auch eine Wahrheit?” Die Wahrheit ist, daß das || dieses Zählen sich sehr gut bewährt hat. – “Willst Du also sagen, daß “wahr-sein” heißt: brauchbar (oder nützlich) sein?” – Nein; sondern, ich will sagen daß man von der natürlichen Zahlenreihe – ebenso wie von unserer Sprache – nicht sagen kann, sie sei wahr, sondern: sie sei brauchbar &, vor allem, gebraucht. || sie werde verwendet.
     “Aber folgt es nicht mit logischer Notwendigkeit, daß Du 2 erhältst, wenn Du zu
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1 1 zählst & 3, wenn Du zu 2 1 zählst, u.s.f.?” – || ; & ist diese Unerbittlichkeit nicht dieselbe, wie die des logischen Schlusses?” – Doch– sie || ! Sie ist dieselbe. – “Aber entspricht denn der logische Schluß nicht einer Wahrheit? Ist es nicht wahr, daß das aus diesem folgt?” – Der Satz: ‘es ist wahr, daß das aus diesem folgt’, heißt einfach: das folgt aus diesem und || . Und es handelt sich darum wie verwenden wir diesen Satz? – Was würde denn geschehen, wenn wir anders schlössen – wie würden wir mit der Wahrheit in Konflikt geraten?
     Da muß man sich klar machen, worin denn das Schließen || Schließen denn eigentlich besteht. Man wird etwa sagen, es besteht im Übergang von einer Behauptung zu einer weiteren || andern. Aber was heißt das? Heißt es, daß Schließen etwas ist, was stattfindet beim Übergang von der einen zur andern Behauptung, also ehe die andere ausgesprochen ist – oder heißt es, daß schließen darin besteht die eine Behauptung auf die andere folgen zu lassen, d.h., nach ihr auszusprechen? Wir stellen uns, verleitet durch die eigentümliche || besondere Verwendung des Verbums “schließen”, gern vor, das Schließen sei eine eigentümliche Tätigkeit, ein Vorgang,
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im Medium des Verstandes, gleichsam ein Brauen der Nebel, aus welchem dann der Schluß || die Folgerung auftaucht. Sehen wir aber doch zu, was dabei geschieht! Einerseits gibt es da einen Übergang von einem Satz zum andern auf dem Weg über andere Sätze also durch eine Schlußkette, aber von diesem Übergang brauchen wir nicht zu reden, da er ja eine andere Art von Übergang voraussetzt, nämlich von einem Glied der Kette zum nächsten. || , da er ja aus andern Übergängen zusammengesetzt ist, nämlich von einem Glied der Kette zum nächsten. Und auch hier gibt es einen Vorgang, den man Übergang zwischen Gliedern nennen kann. An diesem Vorgang ist nun nichts okkultes; es ist ein Ableiten des einen Satzzeichens aus dem andern nach einer Regel, ein Vergleichen der beiden mit irgend einem Paradigma das uns das Schema des Übergangs darstellt, oder dergleichen. Es kann auf dem Papier, mündlich, oder ‘im Kopf’ d.h. in der Vorstellung vor sich gehen. Der Schluß kann aber auch so gezogen werden, daß der eine Satz ohne einen Vorgang der Überleitung nach dem andern ausgesprochen wird; oder die Überleitung besteht nur aus || in dem Aussprechen der Worte || in den Worten || darin, daß wir sagen: “Also:”, oder “Daraus folgt:”
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u. || oder dergl.. Man nennt es dann “schließen” || “Schluß”, wenn der gefolgerte Satz sich tatsächlich aus der Prämisse ableiten läßt.
     Was heißt es nun, daß sich ein Satz aus einem andern, mittels || vermittels einer Regel, ableiten läßt? Läßt sich nicht alles aus allem vermittels irgend einer Regel ableiten? – Was heißt es, wenn ich z.B. sage: diese Zahl läßt sich durch die Multiplikation jener beiden erhalten? Dies ist offenbar eine Regel, die sagt, daß Du diese Zahl erhalten mußt wenn anders Du richtig multiplizierst; & diese Regel können wir dadurch erhalten, daß wir die beiden Zahlen multiplizieren, oder auch auf andere Weise. (Obwohl man auch jeden Vorgang, der zu diesem Ergebnis führt, eine ‘Multiplikation’ nennen kann.) || (obwohl man auch jeden Vorgang, der zu diesem Ergebnis führt, eine ‘Multiplikation’ nennen kann). Man sagt nun ich habe multipliziert wenn ich z.B. die Multiplikation 165 × 363 ausgeführt habe, aber auch, wenn ich sage: “4 mal 2 ist 8”, obwohl hier kein Rechnungsvorgang zum Resultat 8 || Produkt geführt hat (das ich aber auch hätte ausrechnen können). Und so sage ich || sagen wir auch es werde ein Schluß gezogen wo er nicht errechnet wird.
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      Aber die Schlußregel muß doch so sein, daß wenn die Prämisse wahr ist, die Folgerung wahr sein muß || die Folgerung wahr sein muß, wenn die Prämisse wahr ist. Wenn ich also die Prämisse als wahr erkannt habe, so muß der Schluß ein solcher sein, daß seine || eine Nicht-Übereinstimmung des Geschlossenen || ein Nicht-Übereinstimmen der Folgerung mit der Realität ausgeschlossen ist. – Und das ist nur dadurch möglich daß ich die Regel aufstelle: nichts als eine Nicht-Übereinstimmung der Realität mit der Folgerung zu deuten || ein solches Nicht-Übereinstimmen der Folgerung mit der Realität || Nicht-Übereinstimmen gelten lasse || anerkenne, wenn sie || die Realität mit den Prämissen übereinstimmt.
     “Ich darf aber doch nur folgern, was wirklich folgt!” – Soll das heißen: nur das, was den Schlußregeln gemäß folgt, – oder soll es heißen: nur das, was nach solchen Schlußregeln folgt, || was solchen Schlußregeln gemäß folgt, die mit irgend einer Realität || die irgendwie mit der || einer Realität übereinstimmen? || die mit der Wirklichkeit || Realität übereinstimmen? Hier schwebt uns in vager Weise vor, daß diese Realität etwas sehr Abstraktes, sehr Allgemeines & sehr Hartes ist. Die Logik ist eine Art von Ultraphysik, die Beschreibung des ‘logischen Bau's’ der Welt, den wir durch eine Art Ultraerfahrung wahrnehmen (mit dem Verstande, etwa). Es schweben uns hier vielleicht Schlüsse vor wie dieser: “Der Ofen raucht, also ist das
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Ofenrohr wieder verlegt.” (Und so wird dieser Schluß gezogen! Nicht so: “Der Ofen raucht & wenn immer der Ofen raucht, ist das Rohr verlegt; also …”.)
     Das, was wir ‘logischer Schluß’ nennen ist nichts als eine Transformation des Ausdrucks. Die Umrechnung von einem Maß auf ein anderes. Auf der einen Kante eines Maßstabes sind Zoll aufgetragen, auf der andern cm.. Ich messe den Tisch in Zoll & gehe dann auf dem Maßstab zu cm über. – Oder so: ich fülle ein Gefäß mit Wasser, dann leere ich das Wasser in ein Standglas || Meßglas (über) & endlich wäge ich dieses Wasser, um einen andern Ausdruck für den Inhalt des Gefäßes zu erhalten. Und freilich gibt es auch beim Übergang von einem Maß zum andern richtig & falsch; aber mit welcher Realität stimmt hier das Richtige überein? Wohl mit einer Abmachung, oder einem Gebrauch, & etwa mit den praktischen Bedürfnissen.
     Wie würden wir mit der Wahrheit in Konflikt geraten, wenn unsere Zollstäbe aus weichem Gummi wären, statt aus Holz & Stahl? “Nun, wir würden nicht das richtige Maß des Tisches kennenlernen.” –
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Du meinst wir würden nicht, oder nicht zuverlässig, das Maß || die Maßzahl erhalten, die wir mit unsern harten Maßstäben erhalten. Der wäre also im Unrecht, der den Tisch mit diesem weichen || dem dehnbaren Maßstab mißt || gemessen hätte & behauptet, er mäße nun 1 m 80 nach unsrer gewöhnlichen Meßart; sagt er aber bloß, der Tisch mißt 1 m 80 nach seiner Meßart, so stimmt das. – “Aber das ist dann doch überhaupt kein Messen!” – Gewiß, es ist nicht was wir ‘messen’ nennen; kann aber unter Umständen auch ‘praktische Zwecke’ erfüllen.
     Einen Maßstab, der sich bei der Erwärmung außerordentlich stark ausdehnte, würden wir – unter gewöhnlichen Umständen – unbrauchbar || deshalb unbrauchbar nennen. Wir könnten uns aber Verhältnisse denken, in denen gerade dies das Erwünschte wäre. Ich stelle es mir so vor, daß wir die Ausdehnung mit freiem Auge wahrnehmen; & Körpern in Räumen von verschiedener || ungleicher Temperatur die gleiche Maßzahl der Länge beilegten || beilegen wenn sie auf dem Maßstab der für's Auge bald länger, bald kürzer ist, gleich weit reichen.
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     Man kann dann sagen: Was hier “messen” & “Länge” & “längengleich” heißt ist etwas Anderes, als was wir gewöhnlich so nennen. Der Gebrauch dieser Wörter ist hier ein anderer als der unsere; aber er ist mit ihm verwandt & auch wir gebrauchen diese Wörter auf vielerlei Weise.
     Plinius sagte, es sei eine Eigenschaft der Zahlen, daß nach je zehn eine höhere Art beginne. (Die logische Struktur der Welt. –)
     “Aber muß denn nicht aus ‘(x).fx’ fa folgen, wenn (ξ) ∙ Φξ so gemeint ist, wie wir es meinen?” – Und wie äußert es sich: wie wir es meinen? Nicht durch die ständige Praxis seines Gebrauchs? & etwa noch durch gewisse Gesten – & was dem ähnlich ist. –– Es ist aber als hinge dem Wort “alle”, wenn wir es sagen, noch etwas an, womit ein anderer Gebrauch unvereinbar wäre; nämlich, die Bedeutung.
     “‘Alle’ heißt doch: alle!” möchten wir sagen, wenn wir es || sie erklären sollen; & dabei machen wir eine gewisse Geste & Miene.
     Hacke alle diese Bäume um! ‒ ‒ Ja, verstehst Du nicht was ‘alle’ heißt? (Er hatte einen stehen gelassen.) Wie hat er gelernt, was ‘alle’ heißt? Doch wohl durch Übung. –
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     Und freilich diese Übung hat nun nicht bewirkt, daß er auf den Befehl das tut, sondern sie hat das Wort mit einer Menge von Bildern & Reaktionen (visuellen & andern) umgeben, deren dieses oder jenes || von denen das eine oder das andere auftaucht, wenn wir das Wort hören & || oder aussprechen. (Und wenn wir uns Rechenschaft darüber geben sollen || wollen, was die ‘Bedeutung’ des Wortes ist, greifen wir zuerst das eine oder andere || ein Bild aus dieser Masse heraus – & verwerfen es dann wieder als unwesentlich, wenn wir sehen, daß einmal dies, einmal jenes auftritt, & manchmal keines.)
     Man könnte sagen: Man lernt die Bedeutung von “alle”, indem man lernt, daß aus (x).fx fa folgt. – D.h., die Übungen die den Gebrauch dieses Wortes einüben, lehren, laufen || gehen immer darauf hinaus, daß keine Ausnahme gemacht werden darf. || , die den Gebrauch dieses Wortes einüben, – seine Bedeutung lehren, || zielen immer dahin, daß eine Ausnahme nicht gemacht werden darf.
     “Aus ‘alle’, wenn es so gemeint ist muß doch das folgen.” – Wenn es wie gemeint ist? Überlege es Dir, wie meinst Du es? Da schwebt Dir etwa noch ein Bild vor – & mehr hast Du nicht. – Nein, es muß
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nicht, – aber es folgt: Wir vollziehen diesen Übergang.
     Und wir sagen: Wenn es || das nicht folgt, dann waren es eben nicht alle! – – und das zeigt nur, wie wir mit Worten in so einer Situation reagieren. –
     Wir könnten es auch so sagen: Es kommt uns vor, daß, wenn aus (x). fx nicht mehr fa folgen soll, außer dem Gebrauch des Wortes “alle” noch etwas anderes sich geändert hat || haben muß, etwas, was dem Worte unmittelbar || selbst anhängt.
     Ist das nicht ähnlich, wie wenn man sagt: “Wenn dieser Mensch anders handelte, da müßte auch sein Charakter ein andrer sein.” Nun das kann in manchen Fällen etwas heißen & in manchen nicht. Wir sagen: “aus dem Charakter fließt die Handlungsweise” & so fließt aus der Bedeutung der Gebrauch.
     Das zeigt Dir – könnte man sagen – wie fest verbunden gewisse Gesten, Bilder, Reaktionen mit einem ständig geübten Gebrauch sein können. || sind.
     ‘Es drängt sich uns das Bild auf …’ Es ist sehr interessant, daß sich uns Bilder aufdrängen können.
     Wichtig ist, daß in unserer Sprache
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– in unserer natürlichen Sprache – ‘alle’ ein Grundbegriff ist & ‘alle außer einem’ weniger fundamental; d.h., es gibt dafür nicht ein Wort auch nicht eine charakteristische Geste.
     Der ganze Witz || Der Witz des Wortes “alle” ist ja, daß es keine Ausnahme zuläßt. – Ja, das ist der Witz seiner Verwendung in unserer Sprache; aber welche Verwendungsarten wir als ‘Witz’ empfinden, das hängt damit zusammen, welche Rolle diese Verwendung in unserm ganzen Leben spielt.
     (Damit hängt diese Bemerkung zusammen: Wir möchten manchmal sagen: “Es muß doch einen Grund haben, warum auf dieses Thema – in einer Symphonie etwa – gerade das Thema folgt.” Als Grund würden wir eine gewisse Beziehung der beiden Themen, eine Verwandtschaft, einen Gegensatz oder dergleichen, anerkennen. – Aber wir können ja eine solche Beziehung konstruieren: sozusagen eine Operation, die das eine aus dem andern erzeugt; aber damit ist uns nur gedient, wenn diese Beziehung eine uns schon || wohl bekannte ist. Es ist also als müßte die Folge dieser Themen einem in uns
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schon vorhandenen Paradigma entsprechen.
     Von einem Gemälde, das zwei menschliche Figuren zeigt, könnte man ähnlich sagen: “Es muß einen Grund haben, warum gerade diese zwei Gesichter uns einen solchen Eindruck machen.” Wir möchten – heißt das – diesen Eindruck der beiden Gesichter wo anders wiederfinden || , in einem andern Gebiet. – Aber ob er wiederzufinden ist?
     Man könnte auch fragen: Welche Zusammenstellung von Themen hat eine Pointe, welche keine? Oder: Warum hat diese Zusammenstellung eine Pointe & die keine? Das mag nicht leicht zu sagen sein! Oft können wir sagen: “Diese entspricht einer Geste, diese nicht.”)
     [Zu Seite 22]
     Man ist sich oft im Unklaren darüber, worin denn das Folgen & Folgern besteht; was für ein Sachverhalt, oder Vorgang || Prozeß es ist. Diese Unklarheit zeigt sich sehr || uns deutlich || lehrreich in Russell's Darstellung (in der Principia Mathematica’ …) Daß ein Satz ⊢ q aus einem Satz ⊢ p ⊃ q ∙ p folgt, ist hier ein logisches Grundgesetz:
⊢ p ⊃ q ∙ p . ⊃ . ⊢ q.
Dieses berechtige uns nun, heißt es, ⊢ q aus ⊢ p ⊃ q ∙ p zu schließen.
Aber worin besteht
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[Zu Seite 22]
denn ‘schließen’, diese Tätigkeit || Prozedur, zu der wir berechtigt werden? Doch darin, den einen Satz – in irgend einem Sprachspiel – nach dem andern als Behauptung auszusprechen, anzuschreiben & dergl., & wie kann mich jenes Grundgesetz dazu berechtigen?
     Russell will doch sagen: “So werde ich schließen; & so ist es richtig.” Er will uns also einmal mitteilen, wie er schließen will: Das || das geschieht durch eine Regel des Schließens. Wie lautet sie? Daß dieser Satz jenen impliziert? Doch wohl, daß in den Beweisen dieses Buchs ein solcher Satz nach einem solchen geschrieben wird. || steht. || stehen soll.Aber || : es soll ja ein logisches Grundgesetz sein, daß es richtig ist, so zu schließen! – Dann müßte das Grundgesetz lauten: “Es ist richtig von … auf … zu schließen”. Und || ; und dieses Grundgesetz sollte nun wohl einleuchten; || – – aber dann wird uns eben die Regel selbst als richtig, oder berechtigt, einleuchten. “Aber diese Regel handelt doch von Sätzen in einem Buch, oder dergleichen, & das gehört doch nicht in die Logik!” – Ganz richtig; die Regel ist wirklich nur
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[Zu Seite 22]
eine Mitteilung, daß in diesem Buche nur dieser Übergang von einem Satz zum nächsten || andern gebraucht wird, denn die Richtigkeit des Übergangs muß (eben) an Ort & Stelle einleuchten; & der Ausdruck des ‘logischen Grundgesetzes’ ist dann die Folge der Sätze selbst.      Russell scheint mit jenem Grundgesetz von einem Satz ⊢ q zu sagen: “Er folgt schon – ich brauche ihn nur noch zu folgern.” Ganz analog dem heißt es einmal bei Frege, die Gerade, welche je zwei Punkte verbindet, sei eigentlich schon da, ehe wir wirklich eine Gerade || sie zögen. Und so ist es auch, wenn wir sagen, die Übergänge der Reihe + 2 etwa wären eigentlich bereits gemacht, ehe wir sie, mündlich oder schriftlich || durch Sprechen oder Schreiben machen, – gleichsam nachzögen.
     Einem, der dies sagt, könnte || kann man antworten: Du verwendest hier ein Bild: Man kann die Übergänge, die Einer in einer Reihe machen soll, dadurch bestimmen, daß man sie ihm vormacht. Indem man z.B. die Reihe, die er schreiben soll, in einer etwas anderen Notation vorschreibt || hinschreibt
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[Zu Seite 22]
daß er sie nur noch in seine Notation zu übertragen hat || übersetzen muß, oder indem man sie wirklich ganz dünn vorschreibt & er hat sie nachzuziehen. Im ersten Fall können wir auch sagen, wir schreiben nicht die Reihe an, die er zu schreiben hat, machen also die Übergänge dieser Reihe selbst nicht; im zweiten Falle aber werden wir gewiß sagen, die Reihe, die er schreiben soll, sei schon vorhanden. Wir würden dies auch sagen wenn wir ihm, was er hinzuschreiben hat, diktieren, obwohl wir dann eine Reihe von Lauten hervorbringen & er eine Reihe von Schriftzeichen. Es ist jedenfalls eine sichere Art die Übergänge, die Einer zu machen hat, zu bestimmen, sie ihm, in irgend einem Sinne, schon vorzumachen. – Wenn wir daher diese Übergänge in einer ganz andern Weise || einem ganz andern Sinne bestimmen, indem wir ihn nämlich || nämlich unsern Schüler || den Menschen einer Abrichtung unterziehen, wie z.B. unsere Kinder sie im Einmaleins & im Multiplizieren erhalten, so nämlich, daß Alle, die so abgerichtet sind, nun beliebige Multiplikationen, die sie nicht schon in ihrer Lehrzeit gemacht haben, auf die gleiche Weise & mit übereinstimmenden Resultaten
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[Zu Seite 22]
ausführen – wenn wir also die Übergänge, die Einer auf den Befehl + 2 zu machen hat durch Abrichtung so bestimmen || also die Übergänge, die Einer auf den Befehl + 2 zu machen hat durch Abrichtung so bestimmt sind, daß wir mit Sicherheit voraussagen können, wie er gehen wird, auch wenn er diesen Übergang bis jetzt noch nie gemacht hat, – dann kann es uns natürlich sein, als Bild dieses Sachverhalts den zu gebrauchen, || : die Übergänge seien bereits alle gemacht, wir schrieben || er schriebe sie nur noch hin.

     “Wie weiß ich, daß ich im Verfolg der Reihe + 2 schreiben muß
200004, 200006
und nicht
     200004, 200008?” – Die Frage ist ähnlich der: wie weiß ich, daß diese Farbe ‘rot’ ist?
     “Aber Du weißt doch, daß Du immer die gleiche Zahlenfolge in den Einern schreiben mußt: 2, 4, 6, 8, 0, 2, 4, u.s.w.” – Ganz richtig! das Problem muß auch schon in dieser Zahlenfolge, also || ja auch schon in der
2, 2, 2, 2 u.s.w. ad inf.
auftreten. – Denn wie weiß ich, daß ich nach der 500sten 2 “2” schreiben soll? daß nämlich dann “2” ‘die gleiche Zahl’ ist!? Ja,
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weiß ich es denn? Und wenn ich es zuvor weiß, was hilft mir dieses Wissen für später? Ich meine: wie weiß ich dann, wenn ich den Schritt wirklich zu machen habe || der Schritt wirklich zu machen ist, was ich mit diesem Wissen anzufangen habe?
     Wenn für eine || zur Fortsetzung der Reihe + 1 eine Intuition nötig ist, dann auch zur Fortsetzung der Reihe + 0.

   
     Auf die Frage, worin denn Schließen || das Schließen besteht, hören wir etwa die Antwort: “Wenn ich die Wahrheit der Sätze … erkannt habe, so bin ich nun berechtigt … hinzuschreiben.” – Inwiefern berechtigt? Hatte ich früher kein Recht, es hinzuschreiben? – – “Jene Sätze überzeugen mich von der Wahrheit dieses Satzes.” – Aber darum handelt sich's natürlich auch nicht. ‒ ‒ “Nach diesen Gesetzen vollzieht der Geist die Übergänge die || den Übergang den man “logischer Schluß” nennt.” || “Nach diesen Gesetzen vollführt der Geist die besondere Tätigkeit des logischen Schließens.” – Das ist gewiß interessant & wichtig; aber ist es denn auch wahr? schließt er immer nach diesen Gesetzen? und worin besteht die besondere Tätigkeit
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(des Schließens)? – Darum ist es notwendig, zu schauen, wie wir denn in der Praxis der Sprache Schlüsse vollziehen – was denn das Schließen im Sprachspiel für eine Tätigkeit || für ein Vorgang ist. ¥ Was nennen wir, z.B., ‘Schlüsse’ bei Russell, oder bei Euklid? Soll ich sagen: die Übergänge von einem Satz zum nächsten im Beweis? Aber wo steht der Übergang? – Ich sage, bei Russell folge dieser Satz (p) aus jenem (q), wenn p aus q gemäß ihrer || der Stellung der beiden in einem der ‘Beweise’, & den Sätzen || den ihnen beigefügten Zeichen, abzuleiten ist, wenn wir das Buch lesen. Denn, dieses Buch zu lesen, ist ein Spiel, welches gelernt sein will.

   
     Z.B.: In irgend einer Vorschrift steht: “Alle, die über 1 m 80 hoch sind, sind in die … Abteilung aufzunehmen.” Ein Kanzlist verliest die Namen der Leute, & dazu ihre Höhe; ein || . Ein anderer || andrer teilt sie den & den Abteilungen zu. – “N.N., 1˙90 m.” – “Also N.N. in die … Abteilung.” Das ist Schließen.


   
     Man ist sich so oft im Unklaren, worin
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das Folgen & Folgern eigentlich besteht; was für ein Sachverhalt oder Prozeß || Vorgang es ist. Und dies kommt von der eigentümlichen Verwendung dieser Verben. Es wird uns nahe gelegt, daß Folgen das Bestehen einer Verbindung zwischen Sätzen ist, der wir beim Folgern nachgehen. (Wie man etwa einer elektrischen Leitung nachgeht.) ¥[Seite 15-19]
     Wird es nun experimentell festgestellt, ob sich ein Satz aus dem andern ableiten läßt? – Es scheint, ja! Denn ich schreibe gewisse Zeichenfolgen hin, richte mich dabei nach gewissen Paradigmen – dabei ist es allerdings wesentlich, daß ich kein Zeichen übersehe, oder daß es sonst wie abhanden kommt – & wenn bei diesem Vorgang das & das herauskommt || entsteht, so || was bei diesem Vorgang herauskommt || entsteht, davon sage ich, es folge. – Dagegen ist ein Argument dies: Wenn 2 und 2 Äpfel nur 3 Äpfel geben, d.h., wenn 3 Äpfel da liegen, nachdem ich 2 & wieder 2 hingelegt habe, sage ich nun nicht: “2 + 2 ist also doch nicht immer 4”; sondern: “Einer muß irgendwie weggekommen sein”.
     Aber in wiefern mache ich ein Experiment, wenn ich dem schon hingeschriebenen Beweis nur folge? Man könnte
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sagen: “Wenn Du diese Kette von Umformungen ansiehst, – kommt es Dir da nicht auch so vor, als stimmten sie mit den Paradigmen?”
     Wenn das also ein Experiment genannt werden soll, dann wohl ein psychologisches. – Der Anschein des Stimmens kann ja auf einer Sinnestäuschung beruhen. Und so ist es ja auch manchmal, wenn wir uns verrechnen.
     Man sagt auch: “Das kommt mir heraus.” Und es ist doch wohl ein Experiment, das zeigt, daß dies mir herauskommt.
     Man könnte sagen: Das Resultat des Experiments ist dies, daß ich am Ende, beim Resultat des Beweises angelangt, mit Überzeugung sage: “Ja, es stimmt.”
     Was ist die charakteristische Verwendung des Vorgangs der Ableitung als Rechnung – im Gegensatz zur Verwendung des Vorgangs als Experiment?
     Wir betrachten die Berechnung als Demonstration einer internen Eigenschaft (einer Eigenschaft des Wesens) der Strukturen. Aber was heißt das?
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     Als Urbild der ‘internen Eigenschaft’ könnte dieses dienen:
10 = 3 × 3 + 1


   
Wenn ich nun sage: 10 Striche bestehen notwendig aus 3 mal 3 Strichen & einem Strich – das heißt doch nicht: wenn zehn Striche dastehen, so stehen immer die Ziffern & Bogen rundherum! – Setze ich sie aber zu den Strichen hinzu, so sage ich, ich demonstrierte nur das Wesen jener Gruppe von Strichen. – Aber bist Du sicher, daß sich die Gruppe beim Dazuschreiben jener Zeichen nicht geändert || verändert hat? – “Ich weiß nicht; aber eine bestimmte Zahl von Strichen stand da; & wenn nicht 10 so eine andere || andre & dann hatte die eben andre Eigenschaften. –”
     Man sagt: die Rechnung ‘entfaltet’ die Eigenschaft der Hundert. Was heißt es eigentlich: 100 bestehe aus 50 + 50? Man sagt, || : der Inhalt der Kiste besteht aus 50 Äpfeln & 50 Birnen. Aber wenn Einer sagte: “der Inhalt der Kiste besteht aus 50 Äpfeln & 50 Äpfeln” –, wir wüßten zunächst nicht, was er meint. –
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     Wenn man sagt: “Der Inhalt der Kiste besteht aus 2 mal 50 Äpfeln”, || so heißt das entweder, es seien da zwei Abteilungen zu 50 Äpfeln; oder es handelt sich etwa um eine Verteilung, in der Jeder 50 Äpfel erhalten || kriegen soll & ich höre nun, daß man aus dieser Kiste 2 Personen || Leute beteilen kann.
     “Die 100 Äpfel in der Kiste bestehen aus 50 und 50” – hier ist wichtig der unzeitliche Charakter von ‘bestehen’. Denn es heißt nicht, sie bestünden jetzt, oder für einige Zeit aus 50 und 50.

   
     Was ist denn das Charakteristikum der ‘internen Eigenschaften’? Daß sie immer, unveränderlich in dem Ganzen bestehen, das sie ausmachen || bilden; gleichsam unabhängig von allen äußeren Geschehnissen. Wie die Konstruktion einer Maschine auf dem Papier nicht bricht, wenn die Maschine selbst den äußern Kräften erliegt. – Oder ich möchte sagen: Daß sie nicht Wind & Wetter unterworfen sind, wie das Physikalische der Dinge; sondern unangreifbar wie Schemen.

   
     Statt, “100 || hundert bestehen aus 50 und 50”,
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könnte man sagen: “ich lasse 100 aus 50 und 50 bestehen”.

   
     “Aber bin ich also in einer Schlußkette nicht gezwungen zu gehen, wie ich gehe?” – Gezwungen? Ich kann doch wohl gehen, wie ich will! – “Aber wenn Du im Einklang mit den Regeln bleiben willst, mußt Du so gehen.” – Durchaus nicht; ich nenne etwas anderes ‘Einklang’. – “Ja, aber dann veränderst Du eben den Sinn des Wortes ‘Einklang’, oder den Sinn der Regel.” – Nein, – wer sagt, was hier ‘verändern’ & was ‘gleichbleiben’ heißt?
     Wieviele Regeln immer Du mir angibst, || ich gebe Dir eine Regel, die meine Verwendung Deiner Regeln rechtfertigt.

   
     “Du darfst doch das Gesetz jetzt nicht auf einmal anders anwenden!” – Wenn ich darauf antworte: “Ach ja, ich hatte es ja so angewandt!” oder: “Ach, so sollte ich es anwenden –!”, dann spiele ich mit. Sage || Antworte ich aber einfach: “Anders? – Das ist doch nicht anders!” , || was willst Du tun?

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     Inwiefern ist ein Argument || das logische Argument ein Zwang? – “Du gibst doch das zu, – & das zu; dann mußt Du auch das zugeben!” Das ist die Art jemanden zu zwingen. D.h., man kann so, tatsächlich, Menschen zwingen, etwas zuzugeben. – Nicht anders, als wie man Einen etwa dazu zwingen kann, dorthin zu gehen, indem man gebietend mit dem Finger dorthin zeigt.
     Denke, ich zeige in diesem Fall || so mit zwei Fingern zugleich in zwei verschiedenen Richtungen & stelle es damit dem Andern frei, in welcher der beiden er gehen will, || ein andermal (aber) zeige ich nur in einer Richtung; so kann man das auch so ausdrücken: mein erster Befehl habe ihn nicht gezwungen in einer Richtung zu gehen, wohl aber der zweite. Das ist aber eine Aussage, über die Art der Befehle, welche ich gegeben habe || die angeben soll welcher Art meine Befehle waren; aber nicht in welcher Art sie wirken, ob sie den & den tatsächlich zwingen, d.h., ob er ihnen gehorcht.

   
     Ist eine Berechnung ein Experiment? – Ist es ein Experiment, wenn ich morgens aus dem Bett steige? Aber könnte dies nicht ein Experiment sein, –
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welches zeigen soll, ob ich nach so & so viel Stunden Schlafes die Kraft habe mich zu erheben? Und was fehlt dieser Handlung dazu, dies Experiment zu sein? – Bloß, daß sie nicht zu diesem Zwecke, d.h., in der Verbindung mit einer solchen Untersuchung ausgeführt wird. Experiment ist etwas durch den Gebrauch, der davon gemacht wird.

   
     Wäre es möglich, daß Leute heute unsre || eine unsrer Berechnungen durchgingen & von den Schlüssen befriedigt wären, morgen aber ganz andre Schlüsse ziehen wollen, einen andern Tag wieder andere?
     Ja, kann man sich nicht denken, daß dies mit einer Gesetzmäßigkeit so geschähe? Daß || ; daß, wenn er einmal diesen Übergang macht, er ‘eben darum’ das nächste Mal einen andern macht, & darum (z.B. || etwa) das nächste Mal wieder den ersten? (Ähnlich, wie wenn in einer Sprache die Farbe, die einmal “rot” genannt wird, darum beim nächsten Male anders genannt würde & beim übernächsten wieder “rot”, u.s.f., dies könnte Menschen so natürlich sein. Man könnte es ein Bedürfnis nach Abwechslung nennen.)
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     Ist es nicht so: Solange man denkt, es kann nicht anders sein, zieht man logische Schlüsse.
     Das heißt wohl: solange das & das – gar nicht in Frage gezogen wird.
     Die Schritte, welche man nicht in Frage zieht, sind logische Schlüsse. Aber man zieht sie nicht darum nicht in Frage, weil sie ‘sicher der Wahrheit entsprechen’ – oder dergl. – sondern, dies ist eben was man ‘Denken’, ‘Sprechen’, ‘Schließen’, ‘Argumentieren’, nennt. Es handelt sich hier gar nicht um irgend eine Entsprechung des Gesagten mit der Realität; vielmehr ist die Logik vor einer solchen Entsprechung; nämlich in dem Sinne, in welchem die Festlegung der Meßmethode vor der Richtigkeit oder Falschheit einer Längenangabe.

   
     “Wenn wir nicht in Gewissem übereinstimmen, können wir nicht argumentieren.” – Vielmehr: ohne diese || die Übereinstimmung nennen wir es wohl nicht ‘argumentieren’.

   
     “Nach Dir könnte also jeder die Reihe fortsetzen, wie er will; & also auch auf irgend
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eine Weise schließen!” Wir werden es dann nicht “die Reihe fortsetzen” nennen & auch wohl nicht “schließen”.
     Denn, daß ihn Schlußgesetze nicht zwingen, das & das zu reden, oder zu schreiben, darüber sind wir ja einig. Und wenn Du sagst, er könne es zwar reden, aber er kann es nicht denken, so sage ich nur, das heiße nicht: er könne es, quasi trotz aller Anstrengung, nicht denken, sondern es heißt: zum ‘Denken’ gehört für uns wesentlich, daß er – beim Reden, Schreiben, etc. – solche Übergänge macht. Und ferner sage ich, daß die Grenze zwischen dem, was wir noch ‘denken’ & dem, was wir nicht mehr ‘denken’ || so nennen so wenig scharf gezogen ist, wie die Grenze zwischen dem, was noch “Gesetzesmäßigkeit” genannt wird & dem was wir nicht mehr so nennen.
     Nun muß ich dies aber qualifizieren: Denn man kann ja doch sagen, daß die Schlußgesetze uns zwingen, || : || ; in dem Sinne nämlich, wie andere Gesetze in der menschlichen Gesellschaft. Der Kanzlist, der so schließt, wie wir's in || in ( ), muß es so tun, er wäre bestraft worden, wenn er anders schlösse. Wer anders
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schließt kommt allerdings in Konflikt: vor allem || z.B. mit der Gesellschaft; aber auch (noch) mit andern praktischen Folgen.

     Und auch daran ist mehr, als ich oben sagte, wenn einer || man || Einer sagt: “Er kann es nicht denken.” Man will etwa sagen: Er kann es nicht mit persönlichem Inhalt erfüllen: er kann nicht wirklich mitgehen, || mit seinem Verstand, mit seiner Person. Es ist ähnlich, wie man sagt: Diese Tonfolgen geben keinen Sinn, ich kann sie nicht mit Ausdruck singen. Ich kann nicht mitschwingen. Oder, was hier auf dasselbe hinauskommt: ich schwinge nicht mit.
     “Wenn er es redet – könnte man sagen – kann er es nur gedankenlos reden.” Und hierzu muß nur bemerkt werden, daß das ‘gedankenlose’ Reden sich von einem andern wohl auch manchmal dadurch || durch das unterscheidet, was beim Reden im Redenden an Vorstellungen, Empfindungen etc. || und anderem vorsichgeht, daß aber diese begleitenden Vorgänge nicht das ‘Denken’ ausmachen & ihr Fehlen an sich noch nicht, was wir ‘Gedankenlosigkeit’ nennen. || und ihr
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Mangel || Fehlen noch nicht die ‘Gedankenlosigkeit.’


   
     Wenn man einen Rechnungsgang || Beweis als Experiment auffaßt, so ist das Resultat des Experiments jedenfalls nicht das, was man das Resultat des Beweises nennt. Das Resultat der Rechnung ist der Satz, mit welchem sie abschließt; das Resultat des Experiments ist: daß ich von diesen Sätzen durch diese Regeln zu diesem Satz geführt wurde.

   
     Aber nicht daran haftet unser Interesse, daß die & die (oder alle) Menschen von diesen Regeln so geleitet worden sind (oder so gegangen sind); es gilt uns als selbstverständlich, daß die Menschen – ‘wenn sie richtig denken können’ – so gehen. Wir haben jetzt aber einen Weg erhalten, sozusagen durch die Fußstapfen derer, die so gegangen sind. Und auf diesem Weg geht nun der Verkehr vor sich – zu verschiedenen Zwecken.

   
     Wenn wir sagen: “dieser Satz folgt aus jenem”, so ist hier “folgen” wieder unzeitlich
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gebraucht. (Und das zeigt, daß dieser Satz nicht das Resultat eines Experiments ausspricht.)

   
     Vergleiche damit: “Weiß ist heller als Schwarz”. Auch dieser Ausdruck ist zeitlos & auch er spricht das Bestehen einer internen Relation aus.

   
     “Diese Relation besteht aber eben” – möchte man sagen. Aber die Frage ist: Hat dieser Satz einen Gebrauch – & welchen? Denn einstweilen weiß ich nur, daß mir dabei ein Bild vorschwebt – aber dies garantiert mir die Verwendung nicht – & daß die Worte einen deutschen Satz geben. Aber es fällt Dir auf, daß die Worte hier anders gebraucht werden, als im normalen || alltäglichen Fall einer nützlichen Aussage. – Wie etwa der Radmacher bemerken kann, daß die Aussagen, die er gewöhnlich über Kreisförmiges & Gerades macht, anderer Art sind, als die, die im Euklid stehen. – Denn wir sagen: dieser Gegenstand ist heller als jener, oder, die Farbe dieses Dings ist heller als die Farbe jenes, & dann ist etwas jetzt heller & kann später dunkler sein.
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     Woher die Empfindung, “Weiß ist heller als Schwarz” sage etwas über das Wesen der beiden Farben aus? –
     Aber ist die Frage überhaupt richtig gestellt? Was meinen wir denn mit dem ‘Wesen’ von Weiß oder Schwarz? Wir denken etwa an ‘das Innere’, ‘die Konstitution’, aber das ergibt hier doch keinen Sinn. Wir sagen etwa auch: “Es liegt im Weiß, daß es heller ist …”.
     Ist es nicht so: das Bild
eines schwarzen & eines weißen Flecks
dient uns zugleich als Paradigma dessen was wir unter “heller” & “dunkler” verstehen & als Paradigma für “weiß” & für “schwarz”. In so fern ‘liegt’ nun die Dunkelheit ‘im’ Schwarz, als sie beide von diesem Fleck dargestellt werden. Er ist dunkel dadurch daß er schwarz ist, || aber richtiger gesagt: er heißt “schwarz” & damit, in unserer Sprache, auch “dunkel”. Jene Verbindung, eine Verbindung der Paradigmen & Namen ist in unsrer Sprache hergestellt. Und unser Satz ist unzeitlich, weil er nur die Verbindung der Worte “weiß”, “schwarz” & “heller” mit einem
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Paradigma ausspricht.
     Man kann Mißverständnisse vermeiden, dadurch daß man erklärt, es sei Unsinn, zu sagen: “die Farbe dieses Körpers ist heller, als die Farbe jenes”, es müsse heißen: “dieser Körper ist heller als jener”. D.h., man schließt jene Ausdrucksform aus unsrer Sprache aus.

   
     Wir könnten auch sagen: Wenn wir den Schlußgesetzen (Schlußregeln) folgen, so liegt darin immer auch ein Deuten dieser Regeln. || , so liegt in einem Folgen immer auch ein Deuten.

   
     “Aber wir folgern doch diesen Satz aus jenem, weil er tatsächlich folgt! Wir überzeugen uns doch, daß er folgt.” Wir überzeugen uns, daß, was hier steht, aus dem folgt, was dort steht. Und dieser Satz ist zeitlich gebraucht.

   
     Wie ist es aber wenn ich mich davon überzeuge daß das Schema dieser Striche

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gleichzahlig ist dem Schema dieser
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Eckpunkte
(ich habe sie || die Schemata absichtlich einprägsam gemacht), indem ich zuordne



   
     Nun, wovon überzeuge ich mich denn, wenn ich diese Figur ansehe? Ich sehe einen Stern mit fadenförmigen Fortsätzen. –

   
     Aber ich kann von der Figur so Gebrauch machen: Fünf Leute stehen im Fünfeck aufgestellt; an der Wand stehen Stäbe wie die Striche in ( ); ich sehe auf die Figur ( ) & sage: “ich kann jedem der Leute einen Stab geben.”
     Ich könnte die Figur ( ) als schematisches Bild davon auffassen, daß ich fünf Leuten je einen Stab gebe.

   
     Wenn ich nämlich erst ein beliebiges Vieleck zeichne –

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& dann eine beliebige Reihe von Strichen

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so kann ich nun durch Zuordnung herausfinden, ob ich oben so viele Ecken habe, wie unten Striche. (Ich weiß nicht, was herauskommen würde.) Und so kann ich auch sagen, ich habe mich durch das Ziehen der Projektionslinien davon überzeugt, daß am oberen Ende der Figur ( ) soviel Striche stehen, wie der Stern unten Ecken hat. (Zeitlich!) In dieser Auffassung gleicht die Figur nicht einem mathematischen Beweise (so|wenig || so wenig, wie es ein mathematischer Beweis ist, wenn ich einer Gruppe Kinder || von Leuten einen Sack Äpfel austeile & finde, daß jeder gerade einen Apfel kriegen kann).
     Ich kann die Figur ( ) aber als mathematischen Beweis auffassen. Geben wir den Schemata ( ) & ( ) Namen! ( ) heiße “Hand” (H.), das ( ) “Drudenfuß” (D.) Ich habe bewiesen, daß die Hand soviel Striche hat, wie der Drudenfuß Ecken, || . Und
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dieser Satz ist wieder unzeitlich.

   
     Der Beweis – kann ich sagen – ist eine Figur, an deren einem Ende gewisse Sätze stehen & an deren anderm Ende ein Satz steht (den wir den ‘bewiesenen’ nennen).
     Man kann als Beschreibung so einer Figur sagen: in ihr folge der Satz … aus … & …. Das ist eine Form der Beschreibung eines Musters, das z.B. auch ein Ornament sein könnte. Ich kann also z.B. sagen: “In dem Beweise, welcher auf jener Tafel steht, folgt der Satz p aus q & r” & dies || das ist einfach die || eine Beschreibung dessen, was dort geschrieben steht || geschrieben ist || zu sehen ist. Es ist aber nicht der mathematische Satz, daß p aus q & r folgt. Dieser hat eine ganz andere Anwendung. Er sagt – so könnte man es ausdrücken – daß es Sinn hat, von einem Beweise (Muster) zu reden, in welchem p aus q & r folgt. Wie man sagen kann, der Satz “Weiß ist heller als Schwarz” sage aus, es habe Sinn von zwei Gegenständen zu reden, von denen der hellere weiß, der andere schwarz sei, aber nicht von zwei Gegenständen, von denen der hellere schwarz, der andre weiß sei.
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     Denken wir uns, wir hätten das Paradigma für “heller” & “dunkler” in Form eines weißen & schwarzen Flecks gegeben, & nun leiten wir mit seiner Hilfe – sozusagen – ab: daß rot dunkler ist als weiß.

   
     Der durch ( ) bewiesene Satz dient nun als neue Vorschrift zum Konstatieren der Gleichzahligkeit: Hat man eine Menge von Gegenständen als || in Form einer || der Hand angeordnet & eine andre als die Ecken eines Drudenfußes, so sagen wir nun, die beiden Mengen seien gleichzahlig.

   
     “Aber ist das nicht bloß, weil wir H. und D. schon einmal zugeordnet haben & gesehen, daß sie gleichzahlig sind?” – Ja, aber, wenn sie es in einem Fall waren, wie weiß ich, daß sie es jetzt wieder sein werden? – “Weil es eben im Wesen der H. & des D. liegt, daß sie gleichzahlig sind.” – Aber wie konntest Du das durch die Zuordnung herausbringen? (Ich dachte die Zählung, oder Zuordnung, ergibt nur, daß diese beiden Gruppen, die ich jetzt vor mir habe, gleichzahlig – oder ungleichzahlig – sind.)
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     – “Aber wenn er nun eine H. Dinge hat & einen D. Dinge & er ordnet sie nun tatsächlich einander zu, so ist es doch nicht möglich, daß er etwas anderes erhält, als daß sie gleichzahlig sind. – Und daß es nicht möglich ist, das sehe ich doch aus dem Beweis.” – Aber ist es denn nicht möglich? Wenn er z.B. – wie ein Andrer sagen würde || könnte – eine der Zuordnungslinien zu ziehen übersieht. Aber ich gebe zu, daß er in der unendlichen || ungeheuern Mehrzahl der Fälle immer das gleiche Resultat erhalten wird, &, erhielte er es nicht, sich für irgendwie gestört halten würde. Und wäre es nicht so, so würde dem ganzen Beweis der Boden entzogen. Wir entscheiden uns nämlich, das Beweisbild statt einer Zuordnung der Gruppen zu gebrauchen; wir ordnen sie nicht zu, sondern vergleichen statt dessen die Gruppen mit denen des Beweises (in welchem allerdings zwei Gruppen einander zugeordnet sind).

   
     Ich könnte als Resultat des Beweises auch sagen: “Eine H. & ein D. heißen ‘gleichzahlig’”. || heißen von nun an ‘gleichzahlig’”.
     ◇Oder:2 Der Beweis erforscht nicht das Wesen der beiden Figuren, aber er spricht aus, was ich von nun an zum Wesen der Figuren
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rechnen werde. –– Was zum Wesen gehört, lege ich unter den Paradigmen der Sprache nieder.

   
     Wenn ich sage “Dieser Satz folgt aus jenem”, so ist das die Anerkennung einer Regel. Sie geschieht auf Grund des Beweises. D.h.: || , ich lasse mir diese Kette (diese Figur) als Beweis gefallen. –– “Aber könnte ich denn anders? Muß ich mir sie nicht gefallen lassen?” – Warum sagst Du, Du müssest? Doch darum, weil Du am Schluß || Schlusse des Beweises etwa sagst: “Ja – ich muß diesen Schluß anerkennen.” Aber || – aber das ist doch nur der Ausdruck Deiner unbedingten Anerkennung. –
     Das heißt, glaube ich: die Worte “Das muß ich zugeben” werden in zweierlei Fällen || Fall gebraucht: wenn wir einen Beweis erhalten haben – aber auch, in Bezug auf den einzelnen Schritt selber des Beweises.

   
     Und worin äußert es sich denn, daß der Beweis mich zwingt? Doch darin, daß ich so & so darauf vorgehe, daß ich mich weigere einen andern Weg zu gehen. Als letztes Argument, gegen Einen, der so nicht gehen wollte, würde ich nur noch sagen: “Ja siehst Du denn nicht …!” – &
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das ist doch kein Argument.

   
     “Aber, wenn Du recht hast, wie kommt es dann, daß sich alle Menschen (oder doch alle normalen Menschen) diese Figuren als Beweise dieser Sätze gefallen lassen?” – Ja, es besteht eine große – & interessante – Übereinstimmung.

   
     Denk Dir Du hättest eine Reihe von 100 Kugeln vor Dir, sie seien mit römischen Ziffern numeriert; || Du numerierst sie nun erst || zuerst mit arabischen Ziffern & es geht von 1 bis 100; dann machst Du nach je zehn (die sich in dieser || der Numerierung nun deutlich hervorheben) einen größern Abstand; in jedem Reihenstück von je 10 machst Du einen, etwas kleinern, Abstand in der Mitte, also zwischen 5 + 5 so werden die 10 übersichtlich; nun nimmst Du die Zehnerstücke & legst sie unter einander || eins unter das andere; & machst in der Mitte der Kolumne einen etwas größeren Abstand, also zwischen je 5 || 5 Reihen + 5 Reihen; nun numerierst Du die Reihen von 1 bis 10. Ich kann sagen, ich habe Eigenschaften der || dieser hundert Kugeln entfaltet. – Nun aber denke Dir, daß dieser ganze Vorgang, dies Experiment mit den
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hundert Kugeln, gefilmt wurde. Ich sehe nun auf der Projektionsleinwand || Leinwand doch nicht ein Experiment, denn das Bild eines Experiments ist doch nicht selbst ein Experiment. – Aber das ‘mathematisch Wesentliche’ sehe ich nun auch in der Projektion! Denn es erscheinen da zuerst 100 Flecken, dann werden sie in Zehnerstücke eingeteilt, usw. usw..

   
     Ich könnte also sagen: der Beweis dient mir nicht als Experiment, wohl aber als Bild eines Experiments.

   
     Lege 2 Äpfel auf die leere Tischplatte, schau daß niemand in ihre Nähe kommt & der Tisch nicht erschüttert wird; nun lege noch 2 Äpfel auf die Tischplatte; nun zähle die Äpfel, die da liegen. Du hast ein Experiment gemacht; das Ergebnis der Zählung ist wahrscheinlich 4. (Wir würden das Ergebnis des Experiments so aussprechen || darstellen: wenn man unter den & den Umständen erst 2 & dann noch 2 Äpfel auf einen Tisch legt, verschwindet zumeist || meistens keiner, noch kommt einer dazu.) Und ganz ähnliche || analoge Experimente kann man, mit dem gleichen Ergebnis, mit allerlei festen
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Körpern – Bohnen, Büchern, Stäben etc. – || (– Bohnen, Büchern, Stäben etc. –) ausführen. – So lernen ja die Kinder bei uns rechnen, denn man läßt sie drei Bohnen hinlegen & noch drei Bohnen & dann zählen, “was da liegt”. Käme dabei einmal 5 einmal 7 heraus (weil, wie wir jetzt sagen würden, einmal von selbst eine dazu, einmal eine weg käme), so würden wir zunächst Bohnen als zum || für den Rechenunterricht ungeeignet erklären. Geschähe das Gleiche aber mit Stäben, Fingern, Strichen & den meisten andern Dingen, so hätte das Rechnen damit ein Ende.
“Aber wäre dann nicht doch noch 2 + 2 = 4?” – Dieses Sätzchen wäre damit unbrauchbar geworden. –

   
     Wenn wir Geld in eine Lade legen & später finden wir es nicht mehr dort, so sagen wir: “Von selbst ist es || Geldstücke in eine Lade legen & später finden wir sie nicht mehr dort, so sagen wir: “Von selbst sind sie nicht verschwunden.” Dies ist ein wichtiger Satz der Physik.

   
     “Du brauchst ja nur auf die Figur
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zu sehen, um zu sehen, daß 2 + 2 = 4 ist.” – Dann brauche ich nur auf die Figur
zu schauen, um zu sehen, daß 2 + 2 + 2 = 4 ist.

   
     Addieren mit Tonreihen: Addiere die Tonreihe der ersten 4 Takte der Melodie || des Themas … zu der Tonreihe der ersten 8 Takte
     Zählen mittels musikalischer Themen || Tonreihen. Vergleiche die Anzahlen dieser beiden Reihen von Strichen
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indem Du erst || einmal für jeden Strich der ersten, dann für jeden Strich der zweiten || in der ersten Reihe, einen Ton des Themas … pfeifst; dann für jeden Strich in der zweiten Reihe. (Addieren etc. mit Hilfe einer solchen Tonreihe || mittels musikalischer Themen.)

   
     Wir lehren jemand eine Methode, Nüsse unter Leute zu verteilen; ein Teil dieser Methode ist das Multiplizieren zweier Zahlen im Dezimalsystem.
     Wir lehren jemand ein Haus errichten; dabei auch, wie er sich die genügenden
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Mengen von Material, etwa Brettern, anschaffen soll, hiezu eine Technik des Rechnens. Die Technik des Rechnens ist ein Teil der Technik des Hausbaues.
     Leute verkaufen & kaufen Scheitholz; die Stöße werden mit einem Maßstab gemessen, die Maßzahlen der Länge, Breite, Höhe multipliziert; & was hiebei || dabei herauskommt ist die Zahl der Groschen, die sie zu fordern & zu geben haben. Sie wissen nicht, ‘warum’ dies so geschieht, sondern sie machen es einfach so, || : so wird es gemacht. – Rechnen diese Leute nicht?

   
     Wer so rechnet, muß er einen ‘arithmetischen Satz’ aussprechen? Wir lehren freilich die Kinder das Einmaleins in Form von Sätzchen, aber ist das wesentlich? Warum sollten sie nicht einfach: rechnen lernen. Und wenn sie es können, haben sie nicht Arithmetik gelernt?

   
     Aber in welchem Verhältnis steht denn || dann die Begründung eines Rechenvorgangs zu dem Rechenvorgang (selbst)? || zu der Rechnung selbst?

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     “Ja, ich verstehe, daß dieser Satz aus diesem folgt.” – Verstehe ich warum er folgt, oder verstehe ich nur, daß er folgt?

   
     Wie, wenn ich gesagt hätte: Jene Leute zahlen für's Holz auf Grund der Rechnung, sie lassen sich die Rechnung als Beweis dafür gefallen, daß sie so viel zu zahlen haben. – Nun, es ist einfach eine Beschreibung ihres Vorgehens (Benehmens).

   
     Wer uns erinnert: “die Kette der Gründe hat ein Ende”, stellt den Ursprung der Kette mit ihrer Mitte zusammen, daß wir den Unterschied wahrnehmen. ‘Schau das an – & schau das an! Präg' Dir diese beiden Formen ein!’

   
     Die Logik – kann man sagen – zeigt, was wir unter “Satz” & unter “Sprache” verstehen. –

   
     Trenne die Gefühle (Gesten || Gebärden) der Übereinstimmung von dem, was Du mit dem Beweise machst!

   
     Jene Leute – würden wir sagen – verkaufen das Holz nach dem Kubikmaß – – aber
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haben sie darin recht? Wäre es nicht richtiger, es nach dem Gewicht zu verkaufen – oder nach der Arbeitszeit des Fällens – oder nach der Mühe des Fällens, gemessen am Alter & an der Stärke des Holzfällers? Und warum sollten sie es nicht für einen Preis hergeben, der von alle dem unabhängig ist: jeder Käufer zahlt ein und dasselbe, wieviel immer er nimmt (man hat gefunden, daß man so leben kann). Und ist etwas dagegen zu sagen, daß man das Holz einfach verschenkt?

   
     Gut; aber wie wenn sie das Holz in Stöße von beliebigen, verschiedenen Höhen schlichteten, & es dann zu einem Preis proportional der Grundfläche der Stöße verkauften?
     Und wie, wenn sie dies sogar mit den Worten begründeten: “Ja, wer mehr Holz kauft, muß auch mehr zahlen.”

   
     Wie könnte ich ihnen nun zeigen, daß – wie ich sagen würde – der nicht wirklich mehr Holz kauft, der einen Stoß von größerer Grundfläche kauft? – Ich würde z.B. einen, nach ihren Begriffen, kleinen Stoß
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nehmen & ihn durch Umlegen der Scheiter in einen ‘großen’ verwandeln. Das könnte sie überzeugen – vielleicht aber würden sie sagen: “Ja, jetzt ist es viel Holz & kostet mehr” – & damit wäre es Schluß. – Wir würden in diesem Falle (wohl) sagen: sie meinen mit “viel Holz” & “wenig Holz” einfach nicht das Gleiche, wie wir; & sie haben ein ganz anderes System der Bezahlung, als wir.

   
     Frege sagt im Vorwort der Grundgesetze der Arithmetik: “… hier haben wir eine bisher unbekannte Art der Verrücktheit” – aber er hat nie angegeben, wie diese ‘Verrücktheit’ wirklich aussehen würde.

   
     (Eine Gesellschaft, die so handelt, würde uns vielleicht an die “Klugen Leute” in den Märchen erinnern.)

   
     Einfluß der Darstellungsform: Wer auf einer Straße spazierengeht & (nun) umkehrt, um nach Hause zu gehen, || den Rückweg anzutreten, der kehrt meist bei einem Baum, bei einem Haus, bei einer Brücke, || Beugung der Straße, um, nicht an beliebiger Stelle in offenem Gelände (sozusagen ohne
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Grund). Tut er dies zu einem bestimmten Zweck? (Wörter, die wir dem Rhythmus zuliebe in den Satz einfügen.)

   
     Worin besteht die Übereinstimmung der Menschen in || (bezüglich) der Anerkennung einer Struktur als eines Beweises? Darin, daß sie Worte als Sprache gebrauchen? Als das, was wir “Sprache” nennen.
     Denke Dir Menschen, die Geld im Verkehr gebrauchten, nämlich Münzen, die ganz so aussehen wie unsre Münzen, aus Gold oder Silber sind & geprägt; & sie geben sie auch für Waren her – aber jeder gibt dem Kaufmann für seine Waren || für die Waren, was ihm gerade gefällt & dieser || der Kaufmann gibt dem Kunden nicht mehr, oder weniger, je nachdem er bezahlt; kurz, dies Geld, oder was so aussieht, spielt bei ihnen eine ganz andere Rolle, als bei uns. Wir würden uns diesen Leuten viel weniger verwandt fühlen, als solchen, die noch gar kein Geld kennen & eine primitive Art des Tauschhandels treiben. – “Aber die Münzen dieser Leute werden doch auch irgend einen Zweck haben!” – Hat denn alles, was man tut, einen Zweck? Etwa religiöse Handlungen –.
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     Es ist schon möglich, daß wir geneigt wären, Menschen, die sich so benehmen, Verrückte zu nennen. Aber doch nennen wir nicht alle (die) Verrückte, die in den Formen unserer Kultur ähnlich handeln, Worte ‘zwecklos’ verwenden. (Denke an die Krönung eines Königs!)

   
     Wir können es ‘die Gleichung
      74202 + 25798 = 100000 beweisen’ nennen, wenn wir die Zahlen der linken Seite untereinander schreiben & addieren; aber heißt auch das ein Beweis: zähle 74202 Sandkörner ab, dann 25798, schütte sie zusammen & zähle sie.
     Ich will sagen: zum Beweis gehört Übersichtlichkeit.
     Wäre || Ist der Prozeß, durch den ich das Resultat erhalte, nicht überblickbar, || unübersehbar, so könnte ich zwar die Tatsache || das Ergebnis, daß diese Zahl herauskommt, vermerken, wie aber || aber wie soll ich es || dies zum Maß || es zur Bestätigung einer Tatsache gebrauchen || verwenden? Ich weiß nicht: ‘was herauskommen soll || vermerken welche Tatsache aber soll es mir bestätigen? ich weiß nicht: ‘was herauskommen soll’. [Ursprünglich hieß es: “, aber ¤ ich wüßte nicht, zur Bestätigung
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welcher Tatsache ich dies Resultat verwenden sollte, denn ich könnte nicht sagen: ‘was herauskommen soll.]

   
     Habe ich die Zahlen addiert & 100000 erhalten, so sage ich nun: Wenn Du soviel & soviel Sandkörner zusammenschüttest & keines kommt weg, so mußt Du im ganzen so viele Körner haben.

   
     Aber ist es denn unmöglich, daß ich mich in der Rechnung geirrt habe? Und wie, wenn mich ein Teufelchen irrt, so daß ich irgend etwas immer wieder übersehe, so oft ich auch, Schritt für Schritt, nachrechne. So daß, wenn ich aus der Verhexung erwachte, ich sagen müßte || würde: “Ja war ich denn blind!” – Aber welchen Unterschied macht es, wenn ich dies ‘annehme’? Ich könnte dann sagen: “Ja, ja, die Rechnung ist gewiß falsch – aber so rechne ich. Und das nenne ich nun addieren, & diese Zahl die Summe dieser beiden.

   
     Denke, jemand würde so behext, daß er rechnete:
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“also: 4 × 3 + 2 = 10”


   
     Nun soll er seine Rechnung anwenden. Er nimmt viermal 3 Nüsse & noch 2, & verteilt sie unter 10 Leute; & jeder erhält eine Nuß: Er || . Denn er teilt sie nämlich, den Bögen seiner || der Rechnung entsprechend, aus & wenn || sooft er einem der Leute || Einem eine zweite Nuß gibt, ist sie verschwunden. || weg.

   
     Man könnte auch sagen: Du schreitest || gehst in dem Beweis von Satz zu Satz: aber läßt Du Dir denn auch eine Kontrolle dafür gefallen, daß Du richtig gegangen bist? – Oder sagst Du bloß, “Es muß stimmen” & mißt (nur) alles andre mit dem Satz, den Du erhältst?

   
     Denn, wenn es so ist, dann schreitest Du nur von Bild zu Bild.

   
     Es könnte praktisch sein, mit einem Maßstab zu messen, der die Eigenschaft hat, sich um || auf etwa die Hälfte seiner Länge zusammen zu ziehen, wenn man ihn aus diesem Raum in jenen bringt. || er aus diesem Raum in jenen gebracht wird. Eine Eigenschaft die ihn unter andern
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Verhältnissen zum Maßstab unbrauchbar || untauglich machen würde.
     Es könnte praktisch sein, beim Abzählen (einer Menge), unter gewissen Umständen, Ziffern auszulassen, sie etwa abzuzählen: “1, 2, 4, 5, 7, 8, 10”.

   
     Wovon überzeuge ich Einen, der jene Abbildung im Film des Versuchs mit den 100 Kugeln verfolgt?
     Man könnte sagen: davon, daß sich dies so zugetragen hat. – Aber das wäre keine mathematische Überzeugung. ‒ ‒ Aber kann ich denn nicht sagen: ich präge ihm einen Vorgang ein || I make him familiar with a certain motion? Dieser Vorgang ist die Umgruppierung einer Reihe von 100 Dingen in 10 Reihen zu 10. Und dieser Vorgang ist tatsächlich immer wieder leicht durchzuführen. Und davon kann er mit Recht überzeugt sein.
     Und so prägt (auch) der Beweis durch Ziehen der Projektionslinien

einen Vorgang ein, den der 1 → 1 Zuordnung der
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H. & des D.. – “Aber überzeugt er mich nicht auch davon, daß diese Zuordnung möglich ist?” – Wenn das heißen soll: daß Du sie immer ausführen kannst –, so muß das durchaus nicht wahr sein. Aber er || das Ziehen der Projektionslinien überzeugt uns davon, daß oben soviele Striche sind, wie unten Ecken; & es liefert eine Vorlage, (nur) dadurch solche Figuren einander zuzuordnen. – “Aber zeigt sie || die Vorlage dadurch nicht, daß es geht? In dem Sinne, in welchem es nicht ginge, wenn oben statt ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ die Figur ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ stünde?” – Wieso? geht es denn da nicht? So z.B.:


      “So hab ich's ja nicht gemeint!” – Dann zeig mir, wie Du's meinst, & ich werde es machen.
     Aber kann ich denn nicht sagen, die Figur zeige, wie eine solche Zuordnung möglich ist – & muß sie also || darum nicht auch zeigen, daß sie möglich ist? –

   
     Was war denn damals der Sinn davon, daß wir vorschlugen den Formen der
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5 parallelen Striche & des Fünfecksterns Namen beizulegen? Was ist damit geschehen, daß man ihnen Namen gegeben hat. || sie Namen gekriegt || erhalten haben? Es wird dadurch (wohl) etwas über die Art des Gebrauchs dieser Figuren angedeutet. Und zwar || Nämlich –: daß man sie auf einen Blick als die & die erkennt; man denkt nicht daran || dran, ihre Striche oder Ecken zu zählen || abzuzählen, sondern erkennt sie als Gestalttypen || Gestalten, wie Messer und Gabel, die Buchstaben & Ziffern erkennt. || ; man zählt dazu nicht ihre Striche oder Ecken || denkt nicht dran ihre Striche oder Ecken abzuzählen , sondern || ; sie sind für uns Gestalttypen, wie Messer & Gabel, die Buchstaben & Ziffern.
     Ich kann also auf den Befehl: “Zeichne eine H.!” (z.B.) diese Form unmittelbar reproduzieren || wiedergeben. – Nun lehrt mich der Beweis eine Zuordnung jener || der beiden Formen. (Ich möchte sagen, es seien in dem Beweis nicht bloß || einfach diese individuellen Figuren zugeordnet, sondern die Formen selbst. Aber das heißt doch nur, daß ich mir jene Formen gut einpräge; als Paradigmen einpräge.) Kann ich nun, wenn ich (die Formen) H. & D. einander so zuordnen will, nicht in Schwierigkeiten geraten – indem etwa eine Ecke unten zuviel, oder oben ein Strich zu viel ist? – “Aber doch nicht, wenn Du wirklich
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wieder H. & D. gezeichnet hast! – Und das läßt sich ja beweisen; sieh diese Figur an!”



   
     – Diese Figur lehrt mich eine neue Art der Kontrolle dafür, daß ich wirklich die gleichen Figuren hingezeichnet habe; aber kann ich, wenn ich mich nun nach dieser Vorlage richten will, nicht dennoch in Schwierigkeiten geraten? Ich sage aber, ich bin sicher, daß ich normalerweise in keine Schwierigkeiten kommen werde.

   
     Was tut nun diese Überlegung? –

   
¥ [S. 59.]

   
     Es gibt ein Geduldspiel, in dem || ¤ das darin besteht, eine bestimmte || gewisse Figur, z.B. die:
aus gewissen || gegebenen Teilen (Plättchen) zusammenzusetzen.
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Die Teilung der Figur ist so, || eine solche, daß es uns schwer ist || wird, die richtige Zusammenstellung der Teile zu finden. Sie sei etwa diese:


   
     Was findet der, dem die Zusammensetzung gelingt? – Er findet: eine Lage – an welche er früher nicht gedacht hat. – Gut; aber kann man also nicht sagen: er überzeugt sich davon, daß man diese Teile || ein Dreieck & ein Sechseck so zusammenlegen || zusammensetzen kann? – Aber sag mir: – dieses Dreieck & das Sechseck, welche man so zusammenlegen kann: sollen sie schon so ineinander liegen, oder noch nicht, & erst so zusammengelegt werden? || : sollen es die sein, || sind es die, welche schon so ineinander liegen, oder die, welche erst so zusammengelegt werden sollen?
|| er überzeugt sich davon, daß man diese Dreiecke so zusammensetzten kann? – Aber diese Dreiecke & das Sechseck, welche man so zusammenlegen kann: sind es die, welche oben das Rechteck bilden, oder Dreiecke, die erst so zusammengesetzt werden sollen? || bilden sie schon das Rechteck, oder noch nicht & sollen erst so zusammengesetzt werden?
[Im letzteren Fall S. 59 auslassen.]
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[Zu Seite 57.]
“Ich habe nicht gewußt, daß man
und
so
zusammenlegen kann.”      Kann man auch sagen: “Ich habe gedacht, man könne sie nicht so
zusammenzulegen”?



   
     Wer sagt: “Ich hätte nicht geglaubt, daß man diese Figuren so zusammensetzen kann”, dem kann man doch nicht, auf das zusammengesetzte
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Geduldspiel zeigend, sagen: “So, Du hast nicht geglaubt, daß man die Stücke so zusammensetzen kann?” – Er würde antworten: “Ich meine: ich habe an diese Art der Zusammensetzung gar nicht gedacht.”

   
     Denken wir uns die physikalischen Eigenschaften der Teile des Geduldspiels so, daß sie in die gesuchte Lage nicht kommen können. Ich meine aber nicht, daß man einen Widerstand empfindet, wenn man sie in diese Lage bringen will, sondern man macht einfach alle andern Versuche, nur den nicht & die Stücke kommen auch durch Zufall nicht in diese Lage. Es ist gleichsam diese Lage aus dem Raum ausgeschlossen. Als wäre hier ein ‘blinder Fleck’, etwa in unserm Gehirn. – Und ist es denn nicht so, wenn ich glaube, alle möglichen Stellungen versucht zu haben & an dieser, wie durch Verhexung, immer vorbeigegangen bin?
     Kann man nicht sagen: die Figur, die Dir || uns die Lösung zeigt, beseitigt eine Blindheit; oder auch, sie ändert Deine Geometrie? Sie zeigt Dir gleichsam eine neue
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Dimension des Raumes. (Wie wenn man einer Fliege den Weg aus dem Fliegenglas zeigte.)

   
     Ein Wesen hat diese Lage mit einem Bann umzogen || belegt & aus unserm Raum ausgeschlossen.

   
     Die neue Lage ist wie aus dem Nichts entstanden. Dort, wo früher nichts war, dort ist jetzt auf einmal etwas.

   
     In wiefern hat Dich denn die Lösung davon überzeugt, daß man das & das kann? – Du konntest es ja früher nicht – & jetzt kannst Du es etwa. –

   
     Du hast mir einen Weg gezeigt, den ich bisher nicht gesehen hatte. – Aber war dieser Weg nicht immer schon im Raum? – Das heißt nichts. Der Weg, von dem ich rede, ist ein wirklicher Weg – der mir nun als || zur Vorlage dient. – Aber Du hast doch früher geglaubt, daß es diesen Weg nicht gibt! – Das heißt: ich bin nicht im Stande gewesen, mir diesen Weg vorzustellen. – Aber Du hast also versucht, Dir ihn vorzustellen – wie hast Du das gemacht? – Ich habe Verschiedenes getan, was man in diesem
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Fall “versuchen …” nennt. Was tue ich denn, wenn ich versuche, das Geduldspiel richtig zusammenzustellen & es nicht treffe? Nun ich mache verschiedene Zusammenstellungen dieser Figuren. Ist an diesen Zusammenstellungen etwas falsch? – Ich bin unbefriedigt, ich zerstöre sie wieder; ich sage auch: “das muß herauskommen” & zeige auf den Umriß der fertigen Figur. – Wenn es mir gelingt diesen Umriß zu treffen, so bin ich befriedigt, sage, es sei mir gelungen. – Nein, das ist nicht genug: ich bin befriedigt, wenn es mir gelingt, dies, diese Zusammenstellung dieser Figuren, zu legen. Das heißt also: – wenn ich sie lege.
   
     Worauf mache ich aufmerksam? – Darauf, daß der Wunsch die Figur zu legen in diesem Falle anders aussieht, als in dem Falle, in welchem ich wünsche, diese Zusammenstellung, auf welche ich im Bild || in der Vorlage zeigen kann, zu legen. Der Wunsch sieht anders aus, das Problem || Probieren || Versuchen sieht anders aus, aber die Lösung sieht in beiden Fällen gleich aus.
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     Und der mich ‘überzeugt hat, daß man es machen kann’, hat mir im einen Fall eine Vorlage gegeben – & das heißt hier: ‘mich in Stand setzen, es zu machen’. Im andern Fall hätte er mir etwa gezeigt, daß er die Kraft hat, etwas zu tun, wozu ich nicht die Kraft || die Kraft nicht habe.

   
     “Ja, Du hast mich überzeugt, daß die H. & der D. gleichzahlig sind.” – Wie hat er mich überzeugt? Er hat mir ein Bild gezeigt, das ich bis dahin nicht gesehen hatte. – Ja, aber er hat Dich dadurch von der Möglichkeit dieses Bildes überzeugt, an die Du früher nicht geglaubt hattest. – Aber hier muß man sich fragen, worin es bestand || : worin bestand es, ‘nicht an diese Möglichkeit zu glauben’? Ich hatte etwa ‘versucht’, sie zu sehen (siehe oben), aber sie nicht gesehen. Und das heißt doch: ich hatte das Bild nicht gesehen.
     Besser wäre es gewesen, zu sagen: er hatte mir eine Möglichkeit gezeigt, die ich nicht gekannt hatte. – Aber warum bin ich hier geneigt, zu sagen, er habe mir eine Möglichkeit gezeigt, & nicht einfach ‘ein Bild’? Denn ich könnte ja
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immer, wenn man mir irgend ein Bild zeigt, das ich bisher || noch nicht gesehen hatte, sagen: “Ja, Du hast mich || mir gezeigt, daß dies möglich ist.” Und doch fiele das niemandem ein. – Obwohl das auch einfach die Formel sein könnte, mit der man ausdrückt, || : man habe das (bisher) noch nicht gesehen.
     Nun, die Möglichkeit ist doch wohl eine, die früher beschrieben wurde, z.B.: “die Figuren auf diese Weise einander zuzuordnen”. Und diese Aufgabe ist von der Art der des Geduldspiels. Frage Dich: in welchem Verhältnis steht die Aufgabenstellung zur Lösung. Ja, man kann wohl sagen: die Aufgabe ‘beschreibt’ die Lösung. Verschiedene Anwendungen des Wortes “beschreiben”.

   
     Es schien zuerst, als sollten diese Überlegungen zeigen, daß, ‘was ein logischer Zwang zu sein schien || scheint, in Wirklichkeit nur ein psychologischer ist’ – & da fragte es sich doch: kenne ich also beide Arten des Zwanges?! –
     Denke Dir es würde der Ausdruck gebraucht: “Das Gesetz § … bestraft den
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Mörder mit dem Tode.” Das könnte doch nur heißen, dieses Gesetz laute: u.s.w.. Diese || Jene Form des Ausdrucks aber könnte sich uns aufdrängen, weil das Gesetz Mittel ist, wenn der Schuldige der Bestrafung zugeführt wird. – Nun reden wir von ‘Unerbittlichkeit’ bei denen, die jemand bestrafen. Da könnte es uns einfallen zu sagen: das Gesetz ist unerbittlicher, als alle Menschen, denn sie können den Schuldigen laufen lassen, das Gesetz richtet ihn hin¤ || das Gesetz ist unerbittlich: die Menschen können den Schuldigen laufen lassen, das Gesetz richtet ihn hin. (Oder sogar: “das Gesetz richtet ihn immer hin”.) || (ja sogar: “das Gesetz richtet ihn immer hin”). – Wozu ist so eine Ausdrucksform zu gebrauchen? – Zunächst sagt dieser Satz ja nur, im Gesetz stehe das & das, & die Menschen richten sich manchmal nicht danach. Dann aber zeigt er doch das Bild des einen unerbittlichen – & vieler laxer Richter. Er dient darum als Ausdruck des Respekts vor dem Gesetz. Endlich aber kann man die Ausdrucksform auch so gebrauchen, daß man ein Gesetz ‘unerbittlich’ nennt, wenn es die || eine Möglichkeit der Begnadigung nicht vorsieht & im entgegengesetzten Fall etwa ‘einsichtig’.
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     Wir reden nun von der ‘Unerbittlichkeit’ der Logik; & denken uns die logischen Gesetze unerbittlich, im Vergleich als unerbittlicher || noch unerbittlicher, || unerbittlich, unerbittlicher noch, als die Naturgesetze. Wir machen nun darauf aufmerksam, daß || wie das Wort “unerbittlich” auf mehrerlei Weise angewendet wird. Es entsprechen unsern logischen Gesetzen sehr allgemeine Tatsachen der täglichen Erfahrung. Es sind die, die es uns möglich machen, jene Gesetze immer wieder auf einfache Weise (mit Tinte auf Papier z.B.) zu demonstrieren. Sie sind zu vergleichen mit jenen Tatsachen, welche die Messung mit dem Meterstab || Metermaß leicht ausführbar & nützlich machen. Das legt den Gebrauch gerade dieser Schlußregeln || Schlußgesetze nahe, & nun sind wir unerbittlich in der Anwendung dieser Gesetze. Weil wir ‘messen’; & es gehört zum Messen, daß Alle das gleiche Maß haben. Außerdem aber kann man unerbittliche, d.h. eindeutige, von nicht eindeutigen Schlußregeln unterscheiden, ich meine von solchen, die uns eine Alternative freistellen.

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     Ich sagte, ‘ich lasse mir das & das als Beweis eines Satzes gefallen’ – aber kann ich mir die Figur, die die Stücke des Geduldspiels zusammengefügt zeigt, nicht als Beweis dafür gefallen lassen, daß man jene Stücke zu diesem Umriß zusammensetzen kann?

   
     Aber denk nun eines der Stücke liege so, daß sein Umriß || es das Spiegelbild des entsprechenden Teils in der Vorlage ist. Er versucht || will nun die Figur nach der Vorlage zusammensetzen, glaubt || sieht, es muß gehen, kommt aber nicht auf den Einfall das Stück umzuwenden & findet daß ihm das Zusammensetzen nicht gelingt.

   
     Wie schätzt man, || : wieviel Uhr es ist; ich meine aber nicht, nach äußeren Anhaltspunkten, dem Stand der Sonne, der Helligkeit im Zimmer u. dergl.? – Man fragt sich etwa: “wie viel Uhr kann es sein?”, überlegt einen Augenblick; d.h. hier: man hält sich ruhig || still, stellt sich vielleicht || etwa das Zifferblatt vor; & dann || spricht man die & die Zeit aus. – Oder man überlegt sich mehrere Möglichkeiten:
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man denkt sich eine Zeit, dann eine andre, & bleibt endlich bei einer stehen. So & ähnlich geht es vor sich. – Aber ist nicht der Einfall von einem Gefühl der Überzeugung begleitet; & heißt das nicht, daß er nun mit irgend einer inneren Uhr übereinstimmt? – Nein, ich lese die Zeit von keiner Uhr ab; ein Gefühl der Überzeugung ist in so fern da, als ich mir ohne Empfindungen des Zweifels mit Ruhe & Sicherheit eine Zeit sage. – Aber schnappt nicht etwas bei dieser Zeitangabe ein? – Nichts, das ich wüßte; wenn Du nicht das Zur-Ruhe-Kommen der Überlegung, das Stehenbleiben auf || bei einer Zahl so nennst. Ich hätte auch hier nie von einem ‘Gefühl der Überzeugung’ geredet, sondern gesagt: ich habe eine Weile überlegt & mich dann dafür entschieden, daß es … Uhr ist. Wonach aber hab' ich mich entschieden? Ich hätte vielleicht gesagt: “bloß nach dem Gefühl”; das heißt nur: ich habe es dem Einfall überlassen. – Aber Du mußtest Dich doch wenigstens zum Schätzen in einen bestimmten Zustand versetzen;
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und Du nimmst doch nicht jede Vorstellung irgend einer Zeitangabe, als Angabe der richtigen Zeit! – Wie gesagt: ich hatte mich gefragt, “wieviel Uhr mag es sein?”, d.h. ich habe diese Frage nicht, z.B., in einer Erzählung gelesen, noch sie als Ausspruch eines Andern zitiert, noch mich im Aussprechen dieser Wörter geübt, usf. – nicht unter diesen Umständen habe ich die Worte gesprochen. – Aber unter welchen also? – Nun, ich dachte an mein Frühstück & ob es heute spät damit würde. Solcherart waren die Umstände. – Aber siehst Du denn wirklich nicht, daß Du doch in einem, wenn auch (quasi || gleichsam) ungreifbaren, für das Schätzen der Zeit charakteristischen Zustand, gleichsam in einer dafür charakteristischen Atmosphäre warst? –Ja, das Charakteristische war, daß ich mich fragte: “Wieviel Uhr mag es sein?” – & hat dieser Satz eine bestimmte Atmosphäre, wie soll ich sie von ihm selbst trennen können? Es wäre mir nie eingefallen, der Satz hätte einen solchen Dunstkreis, wenn mir nicht eingefallen wäre, || ich nicht daran gedacht hätte,
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wie man ihn auch anders – als Zitat, im Scherz, als Sprechübung, etc. – sagen kann || könnte. Da || Und da wollte ich auf einmal sagen, da erschien es mir auf einmal: ich müßte diese || die Worte doch irgendwie besonders gemeint haben; nämlich anders || anders nämlich, als in jenen andern Fällen. Es hatte sich mir das Bild von der besonderen Atmosphäre aufgedrängt; ich sehe sie förmlich vor mir – solange ich nämlich nicht auf das sehe, was nach meiner Erinnerung wirklich gewesen ist.
     Und was das Gefühl der Sicherheit anbelangt: so sage ich mir manchmal: “ich bin sicher, es ist so & so viel Uhr”, & in mehr oder weniger sicherem Tonfall, etc. Wenn Du mich nach dem Grund für diese Sicherheit fragst || Fragst Du nach dem Grund für diese Sicherheit, so habe ich keinen.
     Wenn ich sage: ich lese es auf meiner inneren Uhr ab, so ist das ein Bild, dem doch nur entspricht, daß ich diese Zeitangabe gemacht habe. Und der Zweck des Bildes ist diesen Fall, dem andern anzuähneln || anzugleichen. Ich sträube mich, die beiden verschiedenen Fälle anzuerkennen.

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     Von größter Wichtigkeit ist die Idee der Ungreifbarkeit jenes Zustandes beim Schätzen der Zeit. || bei der Zeitschätzung. || Zustands beim Schätzen der Zeit. Warum ist er ungreifbar? Ist es nicht, weil wir alles, was an dem Zustand, in dem || welchem wir uns befinden, greifbar ist, uns weigern, zu dem spezifischen Zustand zu rechnen, den wir postulieren?

   
     Man kann ein Rechteck aus zwei Parallelogrammen & zwei Dreiecken zusammensetzen. Beweis:
Ein Kind würde die Zusammensetzung eines Rechtecks aus diesen Bestandteilen schwer treffen & davon überrascht sein, daß zwei Seiten der Parallelogramme in eine grade Linie fallen, wo doch die Parallelogramme schief sind. – Es könnte ihm vorkommen, daß das Rechteck gleichsam durch Zauberei aus diesen Figuren wird. Ja, || es muß zugeben, daß sie nun ein Rechteck bilden, aber durch einen Dreh, durch eine vertrackte
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Stellung, auf unnatürliche Weise.
     Ich kann mir denken, daß das Kind, wenn es die beiden Parallelogramme in der Weise zusammengelegt hat, seinen Augen nicht traut, wenn es sieht daß sie so zusammenpassen. ‘Sie sehen nicht aus, als ob sie so zusammenpaßten.’ Und ich könnte mir denken, daß man sagt || sagte: Es erscheint uns nur durch ein Blendwerk, als gäben sie das Rechteck – in Wirklichkeit haben sie ihre Natur verändert, sie sind nicht mehr die Parallelogramme.

   
     Aber kann ich den Satz der Geometrie nicht auch ohne Beweis glauben, z.B. auf die Versicherung eines Andern hin? – Und was verliert der Satz, wenn er seinen Beweis verliert? – Ich soll hier wohl fragen: “Was kann ich mit ihm anfangen || machen?”, denn darauf kommt es an. Den Satz auf die Versicherung des Andern annehmen – wie zeigt sich das? Ich kann ihn z.B. in weiteren Operationen || Rechenoperationen verwenden, oder ich verwende ihn bei der Beurteilung eines physikalischen Sachverhalts. Versichert mich jemand z.B., 13 mal 13 sei 396, & ich glaube ihm,
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so werde ich mich nun wundern, daß ich 396 Nüsse nicht in 13 Reihen zu je 13 Nüssen legen kann & vielleicht annehmen die Nüsse hätten sich von selbst vermehrt.
     Aber ich fühle mich versucht, zu sagen: man könne nicht glauben, daß 13 × 13 = 396 ist, man könne diese Zahl nur mechanisch vom Andern annehmen. Aber warum soll ich nicht sagen, ich glaubte es? Es glauben ist ja kein || Ist denn es glauben ein geheimnisvoller Akt, der, sozusagen, unterirdisch || unter der Erde mit der richtigen || wahren Rechnung in Verbindung steht || ist? Ich kann doch jedenfalls sagen: “ich glaube es”, & nun danach handeln.
     Man möchte (hier) fragen: “Was tut der, der glaubt, daß 13 × 13 = 396 ist?” Und man kann antworten: || die Antwort kann sein: Nun, das wird davon abhängen, ob er z.B. die Rechnung selber gemacht & sich (dabei) verschrieben hat, – oder ob sie zwar ein Anderer gemacht hat, er aber doch weiß, wie man so eine Rechnung macht, – oder ob er nicht multiplizieren kann, aber weiß daß 396 || das Produkt die Zahl der Leute ist, die in 13 Reihen zu je 13 stehen, – kurz davon, was er denn mit der Gleichung 13 × 13 = 396 anfangen kann.
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Denn, sie prüfen, ist, etwas mit ihr anfangen.

   
     Denkt man nämlich an die arithmetische Gleichung als den Ausdruck einer internen Relation, so möchte man sagen: “Er kann ja gar nicht glauben, daß 13 × 13 dies ergibt, weil das ja keine Multiplikation von 13 mit 13, oder kein Ergeben ist, wenn 396 am Ende steht.” Das heißt aber (nur), daß man das Wort “glauben” auf das Resultat einer Rechnung || für den Fall einer Rechnung & ihres Resultats nicht anwenden will, – oder nur dann, wenn man die richtige Rechnung vor sich hat.

   
     “Was glaubt der, der glaubt, 13 × 13 ist 396?” – Wie tief dringt er – könnte man sagen – mit seinem Glauben in das Verhältnis dieser Zahlen ein? Denn bis zum Ende – wollen wir || will man sagen – kann er nicht dringen, sonst könnte er es nicht glauben. || , oder er könnte es nicht glauben.
     Aber wann dringt er in die Verhältnisse der Zahlen ein? Gerade während er sagt, daß er glaubt …? Darauf wirst Du nicht bestehen – denn es ist leicht zu
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sehen, daß dieser || jener Schein nur durch die Oberflächenform – wie unsrer Grammatik – wie man es nennen könnte – erzeugt wird || wurde.

   
     Denn ich will sagen: “Man kann nur sehen, daß 13 × 13 = 369 ist, & man kann auch das nicht glauben. Man kann nur noch mehr || Und man kann mehr oder weniger blindlings || blind, eine Regel annehmen.” Und was tue ich, wenn ich dies sage? Ich mache einen Schnitt || ; zwischen einer || der Rechnung mit ihrem Resultat (d.i. einem bestimmten Bild, einer bestimmten Vorlage) || – d.i. einem bestimmten Bild, einer bestimmten Vorlage – – & einem || dem Versuch mit seinem Ergebnis || Ausgang. || dem Experiment (mit seinem Ergebnis || Ausgang.)

   

Ich möchte sagen: “Wenn ich glaube, daß x × y = z || 13 × 13 = 169 ist – & es kommt ja vor, daß ich so etwas glaube, sage, daß ich es glaube – so glaube ich nicht den mathematischen Satz, denn der steht am Ende eines Beweises, ist das Ende eines Beweises; sondern ich glaube, || : daß dies die Formel ist, die dort & dort steht, die ich so & so erhalten werde, u. dergl..”3 – Und dies klingt ja, als dränge ich in den Vorgang des Glaubens eines solchen Satzes ein. Während ich nur – in ungeschickter Weise – auf den
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fundamentalen Unterschied der Rollen deute – eines arithmetischen Satzes & eines Erfahrungssatzes, (im Gegensatz zu ihrer scheinbaren Ähnlichkeit.)
     Denn ich sage eben unter gewissen Umständen: “ich glaube, daß x × y = z ist”. Was meine ich damit? – Was ich sage! – Wohl aber ist die Frage interessant, || : unter was für Umständen sage ich dies; & wie sind sie charakterisiert im Gegensatz zu denen von || einer || der Aussage || eines Satzes || von der Aussage: “ich glaube, es wird regnen”? Denn was uns beschäftigt ist ja dieser Gegensatz || Unterschied. Wir verlangen nach einem Bild || danach ein Bild zu erhalten von der Verwendung der mathematischen Sätze & auch der Sätze “ich glaube, daß …”, wo auf das “daß” ein mathematischer Satz || Satz der Mathematik folgt. || , wo ein mathematischer Satz der Gegenstand des Glaubens ist.

   
     “Du glaubst doch nicht den mathematischen Satz. –” Das heißt; || : “mathematischer Satz” bezeichnet mir eine Rolle, ein Sprachspiel, worin ein Glauben nicht vorkommt. || eine Rolle für den Satz, eine Funktion, in der ein Glauben nicht vorkommt.

   
   
   
     “Du gibst das zu – dann mußt Du das zugeben.” – Er muß es zugeben – & dabei ist es möglich, daß er es nicht zugibt. –
     “Ich werde Dir zeigen, warum Du es zugeben mußt. –” Ich werde Dir einen Fall vor Augen führen, welcher, wenn Du ihn bedenkst, Dich bestimmen wird, so zu urteilen.

   
     Wie können ihn denn die Manipulationen des Beweises dazu bringen, etwas zuzugeben?

   
     “Du wirst doch zugeben, daß 5 aus 3 und 2 besteht!”


     Ich will es nur zugeben, wenn ich damit
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nichts zugebe. Außer, || daß ich dieses Bild verwenden will.

   
     Man könnte z.B. die Figur
als Beweis dafür nehmen, daß 100 Parallelogramme, so zusammengesetzt, einen geraden Streifen geben müssen. Wenn man dann wirklich 100 zusammenfügt, erhält man nun etwa einen schwach gebogenen Streifen. – Jener || Der Beweis aber hat uns bestimmt, das Bild & die Ausdrucksweise zu gebrauchen: Wenn sie keinen geraden Streifen geben, waren || sind sie ungenau hergestellt.

   
     Denke nur, wie kann mich das Bild, das Du mir zeigst (oder der Vorgang) dazu verpflichten, nun so & so immer zu urteilen!
     Ja, liegt hier ein Experiment vor, so ist eines ja doch zu wenig, mich zu irgend einem Urteil zu verbinden.

   
     Der Beweisende sagt: “Schau diese
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Figur an! Was wollen wir dazu sagen? Nicht, daß ein Rechteck aus … besteht? –”
     Oder auch: “Das nennst Du doch ‘Parallelogramme’ & das ‘Dreiecke’ & so sieht es doch aus, wenn eine Figur aus andern besteht. –”

   
     “Ja, Du hast mich überzeugt: ein Rechteck besteht immer aus …” – Würde ich auch sagen: “Ja Du hast mich überzeugt: dies || dieses Rechteck (das des Beweises) besteht aus …”? Und || und dies wäre ja doch der bescheidenere Satz; den auch der zugeben sollte, der etwa den allgemeinen Satz (noch) nicht zugibt. Seltsamerweise aber scheint der, der das zugibt, nicht den bescheideneren geometrischen Satz zuzugeben, sondern gar keinen Satz der Geometrie. Freilich, – denn bezüglich des Rechtecks des Beweises hat er mich ja von nichts überzeugt. (Über diese Figur, wenn ich sie früher gesehen hätte, wäre ich ja in keinem Zweifel gewesen.) Ich habe aus freien Stücken, was diese Figur anbelangt, alles zugestanden. Und er hat mich nur mittels ihrer überzeugt. – Aber anderseits, wenn er mich nicht einmal bezüglich dieses Rechtecks von etwas überzeugt hat, wie dann erst von
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einer Eigenschaft andrer Rechtecke?

   
     Wir halten geflissentlich an der kindischen Schwierigkeit fest.

   
     Wer philosophiert, leidet unter einem Sprachkrampf. Es ist der sprachliche Übergang in die krampffreie Stellung || Lage zu suchen. || Es ist der sprachliche Übergang zu suchen in die krampffreie Lage.

   
     Wenn ich ein Rechteck als auf diese Weise zusammengefügt sehe, so vergleiche ich dies damit || dem Vorgang: meine Blicke dringen in das Innere der Figur || des Dinges & sehen dort diese Zusammensetzung || Zusammenfügung. Man kann || könnte ja auch sagen: “ich könnte es nicht zusammengesetzt sehen, wenn es nicht zusammengesetzt wäre.”

¥
   
     “Ich wußte nicht, daß diese Form aus diesen Formen besteht.” – So hat's Dich das Bild gelehrt.
     Du hast etwas Neues gesehen – & willst sagen, Du habest gesehen, || erkannt, daß das Alte so & so zusammengesetzt ist.


   
     “Ich habe nicht gewußt, daß die Rechtecksform
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aus diesen Formen besteht.”
     Es ist, als wäre die Form aus diesen Formen gemacht, geschweißt.


   
     ‘Ja, die Form sieht nicht so aus, als könnte sie aus zwei windschiefen Teilen bestehen.’
     Was überrascht Dich? Doch nicht, daß Du jetzt diese Figur vor Dir siehst! Mich überrascht etwas in dieser Figur. – Aber in dieser Figur geht ja nichts vor!
     Mich überrascht die Zusammenstellung des Schiefen mit dem Graden. Mir wird – gleichsam – schwindlig. Das ist vergleichbar damit, daß Einem schwindlig wird, der eine Spirale ansieht.

   
     ‘Mich überrascht, daß die windschiefen Striche ein Gerades geben. (Ich hätte es nicht gedacht.)’ – Ja, das ist so, als hätte ich sie zusammengesetzt. Sie haben nicht ausgesehen als würden sie zu etwas Geradem zusammenpassen, ich hatte mir etwas Winkeliges erwartet. – Aber kann ich mir denn beim Anblick der geteilten Rechtecksfigur etwas Winkeliges erwarten?! –

      Eher könnte ich sagen: “Es will
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mir nicht recht ein, daß diese Stücke das ergeben.” Das ist (aber) gleichsam ein Ausdruck || Gefühl des Schwindels.

   
     Ich sage aber doch wirklich: “Ich habe mich überzeugt, daß man die Figur aus diesen Teilen legen kann”, wenn ich nämlich etwa die Abbildung der Lösung des Geduldspiels gesehen habe.
     Wenn ich nun Einem || jemandem das sage, so will ich doch || etwa sagen: “Versuch's nur, diese || ! Diese || ! diese Stücke, richtig gelegt, geben wirklich die Figur.” Ich will ihn aufmuntern etwas zu tun & sage ihm einen Erfolg || ein Result voraus. Und daß ich dies kann, || die Vorhersage beruht auf der Leichtigkeit, mit der man die Figur aus den Stücken zusammensetzen kann || sich die Figur aus den Stücken zusammensetzen läßt, sobald man nur weiß wie.

   
[S.90]      Du bist erstaunt über das, was Dir der Beweis zeigt. Aber bist Du erstaunt darüber, daß sich diese Striche ziehen lassen? Nein. Du bist erstaunt, nur wenn Du Dir sagst, daß zwei solche Stücke diese Form geben. Wenn Du Dich also in die Situation hineindenkst: Du habest Dir etwas anderes erwartet & nun sähest Du das Ergebnis.

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     “Aus dem folgt unerbittlich das.” Ja, in dieser Demonstration geht es aus ihm hervor.
     Und eine Demonstration ist dies für den, der sie als Demonstration anerkennt. Wer sie nicht anerkennt, wer ihr nicht als Demonstration folgt, der trennt sich von uns eben, ehe es zur || zu einer || zu der Sprache kommt. || der trennt sich von uns, noch ehe es zur || zu der Sprache kommt.

   
              Hier haben wir etwas, was unerbittlich ausschaut. Und doch: ‘unerbittlich’ kann es nur in seinen Folgen sein! Denn sonst ist es nur ein Bild.
     Worin besteht denn die Fernwirkung – wie man's nennen könnte – dieses Diagramms?

   
     Ich habe einen Beweis gelesen – nun bin ich überzeugt. – Wie, wenn ich diese Überzeugtheit sofort vergäße!
     Denn es ist ein eigentümliches Vorgehen, || : daß ich den Beweis durchlaufe & dann sein Ergebnis annehme. – Ich meine: so machen wir es eben. Das ist
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so bei uns der Brauch, oder eine Tatsache unserer Naturgeschichte.

   
     ‘Wenn ich fünf habe, so habe ich drei, und zwei.’ – Aber woher weiß ich, daß ich fünf habe? – Nun, wenn es so

❘ ❘ ❘ ❘ ❘        ausschaut. –
Und ist es auch gewiß, daß, wenn es so ausschaut, ich es immer in solche Gruppen zerlegen kann?
     Es ist Tatsache, daß wir dies || das folgende Spiel spielen können: Ich lehre Einem, wie eine Zweier-, Dreier-, Vierer-, Fünfergruppe aussieht, & ich lehre ihn Striche einander (etwa durch Striche) eins zu eins zuordnen; dann lasse ich ihn immer je zweimal den Befehl ausführen: “Zeichne eine Fünfergruppe” – & dann den Befehl: “Ordne die beiden Gruppen einander zu”; & es zeigt sich, || da zeigt es sich, daß er, so gut wie immer, die Striche restlos einander zuordnet.
     Oder auch: es ist Tatsache, daß ich bei der 1 → 1 Zuordnung dessen, was ich als Fünfergruppen hinzeichne, so gut wie nie in Schwierigkeiten komme.

   
     Ich soll das Geduldspiel zusammenlegen,
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ich versuche hin & her, bin zweifelhaft, ob || ich es zustande bringen werde. Nun zeigt mir jemand das Bild der Lösung: – nun sage ich – ohne irgend einen Zweifel – “jetzt kann ich's!” – Ist es denn sicher, daß ich es nun zusammenbringen werde? – Aber die Tatsache ist: ich zweifle nicht daran.
     Wenn nun jemand fragte: “Worin besteht die Fernwirkung jenes Bildes?” – Doch in seiner Anwendung, wo immer es sei.

   
     Ich sagte einmal es sei keine Erfahrungstatsache, || : daß die Tangente einer visuellen Kurve ein Stück mit dieser gemeinsam läuft; & wenn dies eine Figur zeige, so nicht als das Resultat eines Experiments.

     Man könnte auch sagen: Du siehst hier, daß Stücke einer kontinuierlichen visuellen Kurve gerade sind. – Aber sollte ich nicht sagen: – “Das nennst Du doch eine ‘Kurve’. – Und nennst Du dieses Stückchen nun ‘krumm’ oder ‘gerade’? – Das nennst Du doch eine ‘Gerade’, & sie enthält dieses Stück.”
     Aber warum sollte man nicht für visuelle Strecken
, die sowohl in einer Kurve liegen, als || aber auch in einer Geraden liegen können || ¤ einer Kurve , die auch in einer Geraden liegen¤ können || , die sowohl in einer krummen als auch in einer geraden Linie liegen || in einer Kurve || Linie liegen, aber auch in einer graden liegen können,
ein neues Wort gebrauchen? || für visuelle Strecken einer Kurve, die, allein betrachtet, keine || , die allein keine Krümmung zeigen, einen neuen Namen gebrauchen?

     “Das Experiment des Ziehens dieser Linien hat doch gezeigt, daß sie sich || einander nicht in einem Punkt berühren.” – Daß sie sich || einander nicht in einem Punkt berühren? Wie sind ‘sie’ definiert? Oder: kannst Du mir zeigen, || Du mir ein Bild davon zeigen, wie es ist, wenn sie sich ‘in einem Punkt berühren’? Denn warum soll ich nicht einfach sagen: das Experiment hat ergeben, daß sie – nämlich eine krumme & eine grade Linie – einander berühren? Denn ist dies nicht, was ich “Berührung” solcher Linien nenne?
¥ [Siehe S. 88]


   
     Wie, wenn jemand sagte: “Die Erfahrung lehrt Dich, daß diese Linie
krumm ist”? – Da wäre zu sagen, daß hier die Worte “diese Linie”, die auf dem Papier gezogene physikalische Linie bedeuten. || den auf dem Papier gezogenen Strich bedeuten. Man kann ja tatsächlich den Versuch anstellen
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& diesen Strich verschiedenen Menschen zeigen & fragen: “Was siehst Du; eine gerade, oder eine krumme Linie?” –
     Wenn aber jemand sagte: “ich || Ich stelle mir jetzt eine krumme Linie vor”, & wir ihm darauf sagen: “Da siehst Du also, daß diese Linie eine krumme ist” – was für einen Sinn hätte das?

   
[Zu S. 87]
     Zeichnen wir einen Kreis aus abwechselnd schwarzen & weißen Stücken, die kleiner & kleiner werden. “Welches dieser Stücke ( || von links nach rechts) || erscheint Dir schon als gerade?” Dies ist ein Experiment.

     Nun kann man aber doch auch sagen: “Ich stelle mir einen Kreis vor aus schwarzen & weißen Stücken, eines ist groß, gekrümmt, die folgenden werden immer kleiner, das sechste ist schon gerade.” Wo liegt hier das Experiment?

   
     In der Vorstellung kann ich rechnen, aber nicht experimentieren.

   
      In einer Demonstration einigen wir uns mit jemand.4 Einigen wir uns nicht, in ihr, ||
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in ihr nicht,
so trennen sich unsere Wege, ehe es zu einem Verkehr mittels dieser Sprache kommt.
      Es ist ja nicht wesentlich daß der Eine den Andern mit der Demonstration überzeuge || überrede || zwingt. Es können ja beide sie sehen (lesen), & anerkennen.

   
     “Du siehst doch – es kann doch keinem Zweifel unterliegen, daß eine Gruppe wie A wesentlich
aus einer wie B & einer wie C besteht!” – Ich sage auch – d.h., ich drücke mich auch so aus – daß die Gruppe, die Du hingezeichnet hast, aus den beiden kleineren besteht; aber ich weiß nicht, ob jede Gruppe, die ich eine von der Gestalt || von der Art (oder Gestalt) der ersten || ersteren nennen würde, unbedingt aus zwei Gruppen von der Art B & C || jener kleineren zusammengesetzt sein wird. ‒ ‒ Ich glaube aber, es wird wohl immer so sein (meine Erfahrung hat mich dies vielleicht gelehrt) & darum will ich als Regel annehmen: Ich will eine Gruppe dann & nur dann eine von der Gestalt || Art A nennen, wenn sie in
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zwei Gruppen wie B & C zerlegt werden kann.

   
     Und so wirkt auch die Zeichnung als Beweis
“Ja wahrhaftig! zwei Parallelogramme stellen sich zu dieser Form zusammen!” (Das ist sehr ähnlich, wie wenn ich sagte: “Ja wirklich! eine Kurve kann aus graden Stücken bestehen.”) – Ich hätte es nicht gedacht. – Ja – nicht, daß die Teile dieser Figur oben diese Figur ergeben! Das heißt ja nichts. – Sondern ich erstaune nur, wenn ich denke, ich hätte das obere Parallelogramm (ahnungslos) auf das untere gestellt & sähe nun dieses Ergebnis.

   
     Und man könnte sagen, || : der Beweis beweist eben das, was Dich überrascht. || der Beweis hat mich von dem überzeugt – was mich überrascht.

   
     Denn warum sage ich, jene Figur überzeugt mich von etwas, & nicht geradeso auch diese:
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Sie || sie zeigt doch auch, daß zwei solche Stücke ein Rechteck geben. “Aber das ist uninteressant” || , will man sagen. Und warum ist es uninteressant?

   
     Wenn man sagt: “Diese Form besteht aus diesen Formen” – so denkt man sich die Form als eine feine Zeichnung, ein feines Gestell von dieser Form, auf das gleichsam die Dinge gespannt sind, die diese Form haben. (Vergleiche: Platos Auffassung der Eigenschaft.)

   
     Hiermit ist in Zusammenhang, daß ich oben schrieb: “… daß eine Gruppe wesentlich aus … besteht”.
     Wann besteht denn eine Gruppe ‘wesentlich’ aus …? Das hängt natürlich von der Art der Verwendung der Bezeichnung ab, die wir der Gruppe geben || ich der Gruppe gebe. Meine || Eine Hand hat zwar 5 Finger, aber ich hätte nicht gesagt: die Finger meiner Hand bestehen wesentlich aus 3 + 2 (Fingern).
     Nun, wesentlich ist es, ‘wenn es nicht anders sein kann’; & es kann nicht anders sein, wenn die Gruppe mit ihrer Teilung als Paradigma dienen soll || dient.
     Der wesentliche Zug ist ein Zug der Darstellungsart.
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Sieh Dir den Satz an: “Wann besteht denn eine Gruppe ‘wesentlich’ aus …?” & viele andere || andre, die ich immer wieder gebrauche. Er sollte || soll ja heißen: “Wann sagen wir denn, || : ‘eine Gruppe besteht wesentlich …’?” Dies zeigt, wie sehr man geneigt || geneigt man ist den grammatischen Satz in (eine) nicht-grammatische Form zu kleiden –. || So wird also der grammatische Satz in nicht-grammatische Form gekleidet.

   
     Was ist Dein Ziel in der Philosophie? – Ich zeige der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas. || Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zeigen.
      Dieser Weg ist, in einem Sinne, unmöglich zu finden, &, in einem andern Sinne, ganz leicht. || Diesen Weg zu finden ist, unter gewissen Umständen || Verhältnissen unmöglich; unter andern ganz leicht; und unter wieder anderen ungemein schwer.

   
     “Diese Form besteht aus diesen Formen. Du hast mir eine wesentliche Eigenschaft dieser Form gezeigt.” – Du hast mir ein neues Bild gezeigt.
     Es ist als hätte Gott sie so zusammengesetzt. – Wir bedienen uns also eines Gleichnisses. Die Form wird zum ätherischen Wesen, welches diese Form hat; es ist als wäre sie ein für allemal
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so zusammengesetzt worden (von dem, der die wesentlichen Eigenschaften in die Dinge gelegt hat.) Denn machen wir die Form zum Ding das aus Teilen besteht, so ist (also) der Werkmeister der Form der, welcher || der auch Licht & Dunkelheit, Farbe & Härte, etc., geschaffen || gemacht hat. (Denke, jemand fragte || sagte: “Die Form … ist aus diesen Teilen zusammengesetzt; wer hat sie zusammengesetzt? Du?”)
     Man hat das Wort “Sein” für eine sublimierte, ätherische Art von Existenz || Existieren gebraucht. || Man hat den Infinitiv “Sein” als Wort für eine sublimere, ätherische Art von existieren verwendet. Betrachte nun den Satz: “Rot ist” (z.B.). Freilich, niemand gebraucht ihn je. Wenn ich mir aber doch einen Gebrauch für ihn erfinden sollte, so wäre es, || : als einleitende Formel zu Aussagen, die dann von dem || vom Wort “rot”, z.B., Gebrauch machen sollen; beim Aussprechen der Formel blicke ich auf ein Muster der Farbe Rot.
     Einen Satz, wie “Rot ist.” ist man versucht zu sagen, || auszusprechen, wenn man die Farbe mit Aufmerksamkeit betrachtet: also in der gleichen Situation, in welcher man die Existenz eines Ding's feststellt (eines blattähnlichen Käfers || Insekts z.B.).
     Und ich will sagen: wenn man
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den Ausdruck gebraucht: || , “der Beweis hat mich gelehrt – hat mich davon überzeugt – daß es sich so verhält”, (so) ist man noch immer in jenem || demselben Gleichnis.

   
   
     ‘Ist die Gestalt der Gruppe dieselbe || Wenn die Gestalt der Gruppe dieselbe ist; so muß sie sich so teilen lassen. Denn || ; denn das gehört zur Gestalt.

   
     Wir sind immer zu sehr geneigt || immer wieder geneigt, von den seltsamsten, nie dagewesenen, Vorgängen zu reden, statt bloß von alltäglichen, allbekannten.
     Ein gewisser behaviourism ist darum unschätzbar, weil er uns lehrt, || darin übt, an das zu denken, was wir kennen, womit wir vertraut sind, statt an Fiktionen, die uns unsere || die Sprache nahelegt. || , statt an Fiktionen, die uns unsere || die Sprache nahelegt. (Ähnlich: Zeit & Uhr.)
     Wir werden aber durch unsere Spekulationen gegen unsern Willen zum Ausgefallenen, Seltsamen geführt & es bedarf immer wieder eines Entschlusses & einer Anstrengung, zum Wohlbekannten zurückzukehren.

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     “Das ist mir nie aufgefallen”, – obwohl ich es hundertmal gesehen habe. – Der Zweck eines Experiments ist es nicht, Dich aufmerksam zu machen auf das, was Du schon längst wußtest.

   
   
   
     Wie lernen wir denn Schließen? Oder lernen wir es nicht –?
     Weiß das Kind, daß aus der doppelten Verneinung die Bejahung folgt? – Und wie überzeugt man es davon? Wohl dadurch, daß man ihm einen Vorgang zeigt (eine doppelte Umkehrung, zweimalige
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Drehung um 180˚, u. dergl.) den es nun als Bild der Verneinung annimmt.
     Und man macht den Sinn von “(x).fx” klar, indem man darauf dringt, daß aus ihm “fa” folgt.

   
     Ist ein Experiment, in welchem wir die Beschleunigung beim freien Fall beobachten, ein physikalisches Experiment, oder ist es ein psychologisches, das zeigt, was Menschen, unter solchen Umständen, sehen? – Kann es nicht beides sein? Hängt das nicht von seiner Umgebung ab, || : von dem, was wir damit machen, darüber sagen?
     Könnte man nicht sagen: ein bestimmtes Experiment ist etwas erst im Raume || Raum einer Theorie?


   


Ansätze
     In wiefern beweist die Diagonalmethode, daß es eine Zahl gibt die – sagen wir – keine Quadratwurzel ist? – Es ist natürlich äußerst leicht zu zeigen ‘daß es Zahlen gibt die keine Quadratwurzeln sind – aber wie zeigt es diese Methode?
Haben wir denn einen allgemeinen
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[Ansätze]
Begriff davon, was es heißt, || : zeigen daß es eine Zahl gibt die keine dieser unendlichen Menge ist?      Denken wir, jemand hätte die || diese Aufgabe erhalten eine Zahl zu nennen die von allen ²√n verschieden ist: || ; er hätte aber von dem || vom Diagonalverfahren nichts gewußt & hätte die Zahl ∛2 als Lösung genannt; & gezeigt daß sie keine ²√n ist. – Oder er hätte gesagt: nimm die √2 = 1˙4142 … & subtrahiere 1 von der ersten Dezimale, im übrigen aber sollen die Stellen mit √2 übereinstimmen 1˙3142 … kann keine √n sein.

   
“Nenne mir eine Zahl die mit √2 an jeder zweiten Dezimalstelle übereinstimmt!” Was fordert diese Aufgabe? – Die Frage ist: ist sie befriedigt durch die Antwort: Es ist die Zahl die man nach der Regel erhält: entwickle √2 & addiere 1 oder subtrahiere 1 oder ‒ 1 zu jeder zweiten Dezimalstelle?
     Es ist ebenso wie die Aufgabe: Teile einen Winkel in 3 Teile dadurch als gelöst betrachtet werden kann, daß man 3 gleiche Winkel an einander legt.

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[Ansätze]
     Wenn einem auf die Aufforderung: “Zeige mir eine Zahl die von allen diesen verschieden ist”, die Diagonalregel zur Antwort gegeben wird, warum soll er nicht sagen: “Aber so habe || hab ich's ja nicht gemeint!”? Was Du mir gegeben hast ist eine Regel Zahlen sukzessive herzustellen, die von jeder von diesen nach der Reihe verschieden sind.
     “Aber warum willst Du das nicht auch eine Methode nennen, eine Zahl zu kalkulieren?” – Aber was ist hier die Methode des Kalkulierens & was das Kalkulierte? Du wirst sagen sie seien eins, denn man kann nun z.B. sagen || es hat nun Sinn zu sagen: die Zahl D ist größer als … & kleiner als …; man kann sie quadrieren etc. etc..
     Ist die Frage nicht eigentlich: Wozu kann man diese Zahl brauchen. Ja, das klingt sonderbar,aber es || . – Aber es heißt eben in welcher mathematischen Umgebung steht sie.

   
     Ich vergleiche also Methoden des Kalkulierens. – Aber da gibt es ja sehr verschiedene Methoden || Arten & Weisen des Vergleichens. Ich soll aber in irgend einem Sinne
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[Ansätze]
die Resultate der Methoden mit einander vergleichen. Aber da wird schon alles unklar, denn in einem Sinne haben sie nicht jede ein Resultat, oder es ist nicht von vornherein klar was hier in jedem Falle als das Resultat zu betrachten ist. Ich will sagen es ist hier jede Gelegenheit gegeben die Bedeutungen zu drehen & zu wenden. –



   
     Sagen wir einmal – nicht: “Die Methode gibt ein Resultat”, sondern: “sie gibt eine unendliche Reihe von Resultaten”. Wie vergleiche ich eine unendliche Reihe || unendliche Reihen von Resultaten? Ja, da gibt es sehr Verschiedenes, was ich so nennen kann.

   
     Es heißt hier immer: Blicke weiter um Dich!

   
     Das Resultat einer Kalkulation in der Wortsprache ausgedrückt ist mit Mißtrauen zu betrachten. Die Rechnung beleuchtet die Bedeutung des Wortausdrucks. Sie
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[Ansätze]
ist das feinere Instrument zur Bestimmung der Bedeutung. Willst Du wissen was der Wortausdruck bedeutet, so schau auf die Rechnung; nicht umgekehrt. Der Wortausdruck wirft nur einen matten allgemeinen Schein || ein mattes allgemeines Licht auf die Rechnung; die Rechnung aber ein grelles || klares helles Licht auf den Wortausdruck. (Als wolltest Du die Höhen zweier Berge nicht durch Höhenmessung vergleichen sondern durch ihr scheinbares Verhältnis wenn man sie von unten anschaut.)



   
     ‘Ich will Dich eine Methode lehren wie Du in einer Entwicklung allen diesen Entwicklungen nach der Reihe ausweichen kannst.’ So eine Methode ist das Diagonalverfahren. – “Also erzeugt sie eine Reihe, die von allen diesen verschieden ist.” Ist das richtig? – Ja; wenn Du nämlich diese Worte auf diesen, oben beschriebenen Fall anwenden willst.



   
Wie wäre es mit dieser Konstruktionsmethode: Die Diagonalzahl wird durch Addition oder Subtraktion von 1 erzeugt, aber
102
[Ansätze]
ob zu addieren oder zu subtrahieren ist erfährt man erst, wenn man die ursprüngliche Reihe um mehrere Stellen fortgesetzt hat. Wie wenn man nun sagte: die Entwicklung der Diagonalreihe holt die Entwicklung der andern Reihen nie ein; – gewiß die Diagonalreihe weicht jeder der Reihen aus wenn sie sie trifft, aber das nützt ihr nichts da die Entwicklung der andern Reihen ihr wieder voraus ist. Ich kann hier doch sagen: es gibt immer eine der Reihen für die nicht bestimmt ist ob sie von der Diagonalreihe verschieden ist oder nicht. Man kann sagen: sie laufen einander ins Unendliche nach aber immer die ursprüngliche Reihe voran.
     “Aber Deine Regel reicht doch schon in's Unendliche, also weißt Du doch schon genau daß die Diagonal-Reihe von jeder andern verschieden sein wird || ist!”‒ ‒ ‒



   
     Es heißt nichts zu sagen: “Also sind die X-Zahlen nicht abzählbar”. Man könnte
103
[Ansätze)
etwa sagen: Den Zahlbegriff X nenne ich unabzählbar, wenn festgesetzt ist, daß, welche seiner || der unter ihn fallenden Zahlen immer Du in eine Reihe bringst die Diagonalzahl dieser Reihe auch unter ihn fällt. || fallen solle.



   
     Da meine Zeichnung ja doch nur die Andeutung der Unendlichkeit ist, warum muß ich so zeichnen:
& nicht so:
     Hier haben wir eben verschiedene Bilder; & ihnen entsprechen verschiedene Redeweisen. Aber kommt denn dabei etwas Nützliches heraus, wenn wir über ihre
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[Ansätze]
Berechtigung streiten? Das Wichtige muß doch woanders liegen; wenn auch diese Bilder unsre Phantasie am stärksten erhitzen.

   
     Wozu läßt sich der Begriff der ‘Unabzählbarkeit’ || ‘unabzählbar verwenden?

   
     Man könnte doch sagen, || wenn Einer tagaus tagein versuchte ‘alle Irrationalzahlen in eine Reihe zu bringen’: “Laß das! es heißt nichts; siehst Du nicht: wenn Du eine Reihe aufgestellt hättest, so käme ich Dir mit der Diagonalreihe!” Das könnte ihn von dieser || seiner Beschäftigung || seinem Unternehmen abbringen. Nun, das wäre ein Nutzen. Und mir kommt vor das wäre auch der ganze & eigentliche Zweck dieser Methode. Sie bedient sich wesentlich des vagen Begriffes dieses Menschen, der gleichsam idiotisch drauflos arbeitet & bringt ihn durch ein Bild zur Ruhe. (Man könnte ihn aber durch ein andres Bild auch wieder zur Weiterführung seines Unternehmens bringen.)

105


   


     Die Methode || Das Verfahren führt etwas vor, – was man auf sehr vage Weise die Demonstration davon nennen kann, daß sich diese Rechnungsmethoden nicht in eine Reihe ordnen lassen. Und die Bedeutung des “diese” ist hier eben vag gehalten.


   
      Ein gescheiter Mann hat sich in diesem Sprachnetz gefangen: || ! Also muß es ein interessantes Sprachnetz sein. || ist es ein interessantes Sprachnetz.


   
     Der Fehler beginnt damit daß man sagt die Kardinalzahlen ließen sich in eine Reihe ordnen. Welchen Begriff hat man denn von diesem Ordnen? Ja man hat natürlich einen von einer endlichen Reihe, aber das gibt uns ja hier höchstens eine vage Idee einen Leitstern für die Bildung eines Begriffs.) Der Begriff selbst ist ja von dieser & einigen andern Reihen abstrahiert; oder: der Ausdruck bezeichnet eine gewisse Analogie von Fällen & man kann ihn etwa dazu benützen um ein Gebiet, von dem man reden will beiläufig || vorläufig || ungefähr abzugrenzen.
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     Damit ist aber nicht gesagt, daß die Frage einen klaren Sinn hat: “Ist die Menge R. in eine Reihe zu ordnen?” Denn diese Frage bedeutet nun etwa: Kann man mit diesen Gebilden etwas tun was dem Ordnen der Kardinalzahlen in eine Reihe entspricht. Wenn man also fragt: “Kann man die Reellen Zahlen in eine Reihe ordnen?” So könnte die gewissenhafte Antwort sein: “Ich kann mir vorläufig gar nichts Genaues darunter vorstellen”. – “Aber Du kannst doch z.B. die Wurzeln, & die algebraischen Zahlen in eine Reihe ordnen; also verstehst Du doch den Ausdruck!” – Richtiger gesagt ich habe hier gewisse analoge Gebilde, die ich mit dem gemeinsamen Namen “Reihen” benenne. Aber ich habe noch keine sichere Brücke von diesen Fällen zu dem ‘aller reellen Zahlen’. Ich habe auch keine allgemeine Methode um zu versuchen ob sich die oder die Menge ‘in eine Reihe ordnen läßt’.
     Nun zeigt man mir das Diagonalverfahren & sagt: “hier hast Du nun den Beweis, daß dieses Ordnen hier nicht geht”. Aber ich kann antworten: “Ich weiß – wie gesagt – nicht, was es ist, was
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hier nicht geht. Wohl aber sehe ich, || : Du willst einen Unterschied zeigen in der Verwendung von “Wurzel”, “algebraische Zahl”, etc. einerseits & “reelle Zahl” anderseits. Und zwar etwa so: Die Wurzeln nennen wir “reelle Zahlen” & die Diagonalzahl, die aus den Wurzeln gebildet ist auch. Und ähnlich mit allen Reihen reeller Zahlen. Daher hat es keinen Sinn von einer “Reihe aller reellen Zahlen” zu reden, weil man ja auch die Diagonalzahl der || jeder Reihe eine “reelle Zahl” nennt. – Wäre das nicht etwas ähnlich, wie wenn man gewöhnlich jede Reihe von Büchern selbst ein Buch nennte & nun sagte: “Es hat keinen Sinn von ‘der Reihe aller Bücher’ zu reden, da jede || diese Reihe selbst ein Buch ist || wäre.”

   
Es ist hier sehr nützlich sich vorzustellen, daß das Diagonalverfahren zur Erzeugung einer reellen Zahl längst vor der Erfindung der Mengenlehre bekannt & auch den Schulkindern geläufig gewesen wäre, wie es ja sehr wohl hätte sein können. So wird nämlich der Aspekt der Entdeckung Cantors geändert. Diese Entdeckung hätte sehr wohl bloß in der Interpretation || neuen Auffassung
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dieser altbekannten, elementaren Rechnung liegen können.

   
Die Rechnung || Rechnungsart selbst ist ja nützlich. Die Aufgabe wäre etwa: Schreibe eine Dezimalzahl an die verschieden ist von den || allen Zahlen:
0˙1246798
0˙3469876
0˙0127649
0˙3426794
Man denke sich eine lange Reihe.
Das Kind denkt sich: Wie soll ich das machen ich müßte ja auf alle die Zahlen zugleich schauen um zu vermeiden daß ich nicht doch eine von ihnen anschreibe || damit ich nicht doch irgend eine von ihnen aufschreibe. Die Methode sagt nun: durchaus nicht; ändere die erste Stelle der ersten Zahl, die zweite der zweiten, etc. etc. & Du bist sicher eine Zahl hingeschrieben zu haben, die mit keiner der gegebenen übereinstimmt. Die Zahl die man so erhält könnte immer die Diagonalzahl genannt werden.

   
Das Gefährliche& || , Täuschende, der Fassung “Man kann die reellen Zahlen nicht in eine Reihe ordnen” oder gar “Die Menge … ist nicht abzählbar liegt darin, daß
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sie das was eine Begriffsbestimmung Begriffsbildung ist als eine Naturtatsache erscheinen lassen.

   
     Bescheiden heißt || lautet der Satz: “Wenn man etwas eine Reihe reeller Zahlen nennt, so heißt die Entwicklung des Diagonalverfahrens auch eine ‘reelle Zahl’ & zwar eine die ‘von allen Gliedern der Reihe verschieden’ sei || ist. || & zwar sagt man, sie sei von allen Gliedern der Reihe verschieden.

   
Unser Verdacht sollte immer rege sein, wenn ein Beweis mehr beweist, als seine Mittel ihm erlauben. Man könnte so etwas einen ¤ ‘prahlerischen Beweis’ nennen.

   
     Der gebräuchliche Ausdruck fingiert einen Vorgang eine Methode des Ordnens die hier zwar anwendbar ist aber nicht zum Ziele führt wegen der Zahl der Gegenstände die größer ist als selbst die der || aller Kardinalzahlen.
     Wenn gesagt würde: Die Überlegung über das Diagonalverfahren zeigt Euch, daß der Begriff der ‘reellen || ‘reelle
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Zahl’ viel weniger Analogie mit dem Begriff Kardinalzahl k & K ¤ hat, als man, durch gewisse Analogien verführt, zu glauben, geneigt ist,” so hätte das einen guten & ehrlichen Sinn. Es geschieht aber gerade das Gegenteil, || : indem die ‘Menge’ der reellen Zahlen angeblich der Größe nach mit der der Kardinalzahlen verglichen wird. Die Artverschiedenheit der beiden Konzeptionen wird durch eine schiefe Ausdrucksweise ungefälscht in eine || als Verschiedenheit der Ausdehnung dargestellt. Ich glaube & hoffe daß eine künftige Generation über diesen Hokus Pokus lachen wird. || eine künftige Generation wird über diesen Hokus Pokus lachen.

   
27.6.
Vorwort.
     In dem Folgenden will ich eine Auswahl der philosophischen Bemerkungen veröffentlichen, die ich im Laufe der letzten 10 Jahre niedergeschrieben habe. Sie betreffen (sehr || viele) verschiedene || mannigfache Gebiete der philosophischen Spekulation: den Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die Grundlagen der Mathematik, die
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Sinneserfahrung || Sinnesdaten, den Streit || Gegensatz zwischen Realismus & Idealismus || Idealismus & Realismus, und anderes. Alle diese Gedanken habe ich ursprünglich als Bemerkungen, kurze Absätze, hingeschrieben || niedergeschrieben. Manchmal in längeren Ketten über einen & denselben Gegenstand, manchmal in raschem || rascherem Wechsel, von einem Gebiet auf's andere || zum andern überspringend. – Meine Absicht aber war es, all || alles dies || dies alles einmal in einem Buche zusammenzufassen; von dessen Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorstellung || Vorstellungen machte. Wesentlich (aber) war (es), || Aber wesentlich war, daß || Dies aber war wesentlich, daß der Gedanke darin alle (die) behandelten Gegenstände in einer wohlgeordneten Reihe durchlaufen sollte.
     Vor etwa || ca. 4 Jahren machte ich den ersten Versuch einer solchen || so einer Zusammenfassung. Das Ergebnis war unbefriedigend || nicht befriedigend || ein Unbefriedigendes & ich machte weitere Versuche; – – bis || (zu dem selben || diesem Zweck) – –. Bis ich nach etwa 2 Jahren || endlich, nach mehr als || weiteren 2 Jahren zur Überzeugung gelangte, daß sie vergeben seien || vergeben sei || dies || es vergebens Mühe sei, & daß ich alle solchen || ¤ diese || alle solche Versuche aufzugeben habe || hätte. Es zeigte sich mir, daß das Beste was ich schreiben konnte, immer nur philosophische Bemerkungen bleiben
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würden; daß meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, gegen ihre natürliche Neigung, einem Geleise entlang laufen zu lassen. || einer Straße folgen lassen wollte. || zu zwingen, einem Geleise entlang zu laufen. || zu folgen. || an || in einem Geleise festzuhalten. – Dies hing freilich auch mit der Natur des || meines Gegenstands zusammen; der erfordert || der es fordert || der verlangt || der dazu zwingt, daß man das Gedankengebiet (in die) kreuz & quer, nach allen Richtungen hin durchreise || der uns zwingt, das Gedankengebiet (in die) kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchreisen || er zwingt, daß man das Gedankengebiet (in die) kreuz & quer, nach allen Richtungen hin durchreise – (so) daß die einzelnen Gedanken zu einander in einem äußerst komplizierten || sehr verwickelten Netz von Beziehungen zu einander stehen.
     Ich beginne diese Veröffentlichungen mit dem Fragment meines letzten Versuches meine philosophischen Gedanken in eine Reihe zu ordnen. Dies Fragment hat vielleicht den Vorzug, daß es verhältnismäßig leicht einen Begriff von meiner Methode vermittelt || verhältnismäßig leicht einen Begriff von meiner Methode zu vermitteln || vermitteln zu können. Dem || Diesem Fragment will ich eine Masse von Bemerkungen in mehr oder weniger loser Ordnung || losem Zusammenhang folgen lassen. Die Zusammenhänge dieser || der Bemerkungen aber, dort wo ihre Anordnung sie nicht zeigt || kenntlich macht, will ich (dem Leser) durch eine Numerierung erklären || andeuten, || :
in welcher bei jeder Bemerkung ihre laufende Nummer steht & außerdem die Nummern (solcher) || der || von Bemerkungen || Bemerkungen hergibt, || Jede Bemerkung soll ihre || eine laufende Nummer tragen; & außerdem die Nummern (solcher) || der || von Bemerkungen, || & außerdem die Nummern (solcher) || der || von Bemerkungen tragen die zu ihr in wichtiger Beziehung || wichtigen Beziehungen stehen.
     Ich wollte, alle diese Bemerkungen wären besser, als sie sind. Es fehlt ihnen im allgemeinen || – um es kurz zu sagen – an Kraft & an Präzision. Ich veröffentliche (nur) diejenigen hier, die mir nicht allzu || zu öde erscheinen.
     Ich hatte, bis vor kurzem, den Gedanken an ihre Veröffentlichung bei meinen Lebzeiten eigentlich schon aufgegeben. Er wurde aber wieder rege gemacht, & zwar vielleicht hauptsächlich dadurch, daß ich erfahren mußte, daß die Resultate meiner Arbeit || meines Denkens, die ich in Vorlesungen & Diskussionen mündlich weitergegeben hatte, vielfach mißverstanden, & mehr oder weniger verwässert & verstümmelt, im Umlauf waren.
     Hierdurch wurde meine Eitelkeit aufgeregt & sie drohte, mir immer wieder meine || die Ruhe zu rauben, wenn ich die Sache nicht – wenigstens für mich – durch eine Publikation erledigte
; was auch in anderer || mancher anderen Beziehung das Wünschenswerteste schien || scheint || ; & die schien || . Und die schien auch in anderer || mancher anderen Beziehung das Wünschenswerteste.
   
     Aus verschiedenen Gründen werden sich meine Gedanken || wird, was ich hier veröffentliche, sich mit dem berühren, was Andere || Andre heute schreiben. Tragen meine Bemerkungen keinen Stempel an sich, der sie als die meinen kennzeichnet, || so will ich sie (auch) weiter nicht als mein Eigentum beanspruchen.
     Ich habe, seit ich vor 10 Jahren wieder anfing, mich mit Philosophie zu beschäftigen || mich vor 10 Jahren wieder mit Philosophie zu beschäftigen anfing, schwere Irrtümer in dem einsehen müssen, was ich seinerzeit in meiner || der ‘Log. Phil. Abh.’ niedergelegt || geschrieben habe || hatte. Diese Irrtümer einzusehen, dazu hat mich || mir – in einem Maße, das ich kaum selbst || gerecht || recht beurteilen kann – die Kritik verholfen || geholfen, die || welche meine Ideen durch Frank Ramsey erfuhren || erfahren haben, mit welchem ich sie in den letzten zwei Jahren seines Lebens in unzähligen || zahllosen Diskussionen || Gesprächen erörterte. || erörtert habe. Noch mehr aber als dieser || seiner (äußerst) || ungemein sicheren (& treffenden) Kritik verdanke ich der Kritik & Anregung die meine Gedanken durch Herrn Piero Sraffa erhalten haben || derjenigen, die Piero Sraffa Professor der Nationalökonomie an meinen Gedanken geübt hat. || derjenigen, die meine Gedanken durch Herrn Piero Sraffa erhalten haben. Ohne diesen Ansporn hätte ich zu der folgereichsten Idee dieser Untersuchungen wohl nie gelangen
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können. || Ohne diesen Ansporn wäre ich nicht zu derjenigen Idee || Auffassung gelangt, die die folgereichste in diesen Untersuchungen || Erörterungen ist. || Diesem Ansporn verdanke ich die wichtigsten Ideen dieser || folgereichsten Gedanken der hier veröffentlichten Arbeit. || Diesem Ansporn schulde ich die folgereichsten der hier || im Folgenden veröffentlichten || mitgeteilten Gedanken.

     Ich übergebe || gebe diese nicht ohne zweifelhafte Gefühle der || an die Öffentlichkeit. Ich wage es nicht, zu hoffen, daß, (in diesem || unserm dunkeln Zeitalter,) ¤ meine || diese Arbeit im Stande sein sollte || es vermögen sollte || daß, (in unserm dunkeln Zeitalter,) meine || diese Arbeit im Stande sein sollte || es vermögen sollte ein paar Lichtstrahlen || einiges Licht in ein oder das andere || das eine oder andere Gehirn zu werfen. || , daß (in diesem unserm dunklen Zeitalter) durch diese Arbeit irgend welches Licht in ein oder das andere Gehirn sollte || sollte in ein oder das andere Gehirn geworfen werden können. ||
daß es (in diesem || unserm dunkeln Zeitalter) meiner || dieser Arbeit beschieden sein sollte, Licht in ein oder das andere || das eine oder andere Gehirn zu werfen.
Mein Zweck ist es nicht jemandem das Denken zu ersparen; ich möchte vielmehr, wenn es möglich wäre, jemand zum Denken eigener Gedanken anregen.
     Gewidmet sind diese Schriften eigentlich meinen Freunden. Wenn ich sie ihnen nicht förmlich widme, so ist es darum, weil die meisten von ihnen sie nicht lesen werden.
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Meinen Freunden gewidmet.
Vorwort.


   
     In dem Folgenden will ich eine Auswahl der philosophischen Bemerkungen veröffentlichen, die ich im Laufe der letzten || vergangenen 10 Jahre niedergeschrieben habe. Sie betreffen sehr || viele verschiedene Gebiete der philosophischen Spekulation || eine Menge || Mannigfaltigkeit von Gebieten || Sie betreffen mannigfache Gebiete¤: den Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die Grundlagen der Mathematik, die Sinnesdaten, den Gegensatz zwischen Idealismus & Realismus, & anderes. Alle diese Gedanken habe ich ursprünglich als Bemerkungen, kurze Absätze, niedergeschrieben. Manchmal in längeren Ketten über ein & denselben || einen Gegenstand, manchmal, ⌇in raschem || schnellerem Wechsel⌇, von einem (Gebiet) zum andern || in's andere überspringend. – Meine Absicht war (es), dies alles || diese Gedanken || alles dies einmal in einem Buche zusammenzufassen; || , – von dessen Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorstellungen machte. Wesentlich aber war es immer, daß der Gedanke darin alle die behandelten Gegenstände in einer wohlgeordneten Reihe durchlaufen sollte || die Gedanken darin, von einem Gegenstand zum andern in wohlgeordneter Reihe fortschreiten sollten.
     Vor etwa 4 Jahren machte ich den ersten Versuch so einer Zusammenfassung.
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Das Ergebnis war ein unbefriedigendes; & ich machte weitere Versuche. – Bis || ; bis ich, endlich, || nach etwa || weiteren 2 Jahren, || 2 Jahre später, – zur Überzeugung gelangte, daß es vergebens sei, || & ich alle solche Versuche aufzugeben hätte. Es zeigte sich mir, daß das Beste, was ich schreiben konnte, immer nur philosophische Bemerkungen bleiben würden; daß meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, || gegen ihre natürliche Neigung, in einem Geleise festzuhalten. || einem Geleise entlang weiterzuzwingen. – Dies hing || hängt freilich || allerdings auch mit der Natur des Gegenstands selbst zusammen: || . || : er || Er zwingt, || Dieser Gegenstand zwingt uns, das Gedankengebiet kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchreisen – (so) daß die einzelnen Gedanken in einem (sehr) verwickelten Netze von Beziehungen zu einander stehen.
     Ich beginne diese Veröffentlichungen mit dem Fragment meines letzten Versuchs, meine philosophischen Gedanken in eine Reihe zu ordnen. Dies Fragment hat vielleicht den Vorzug, verhältnismäßig leicht einen Begriff von meiner Methode vermitteln zu können. Diesem Fragment will ich eine Masse von Bemerkungen in mehr oder weniger losem Zusammenhang folgen
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lassen. Die Zusammenhänge der || meiner Bemerkungen aber, dort wo ihre Anordnung sie nicht kenntlich macht, will ich durch eine Numerierung erklären: Jede Bemerkung soll eine laufende Nummer, & außerdem die Nummern derjenigen || solcher Bemerkungen tragen, die zu ihr in wichtigen Beziehungen stehen.
     Ich wollte, alle diese Bemerkungen wären besser, als sie sind. – Es fehlt ihnen – um es kurz zu sagen – an Kraft & an Präzision. Ich veröffentliche (nur) diejenigen hier, die mir nicht zu öde erscheinen.
     Ich hatte, bis vor kurzem, den Gedanken an eine || ihre Veröffentlichung bei meinen Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde aber wieder rege gemacht, & zwar vielleicht hauptsächlich dadurch, daß ich erfahren mußte, daß die Resultate meiner Arbeit, die ich in Vorlesungen & Diskussionen mündlich weitergegeben hatte, vielfach mißverstanden & mehr oder weniger verwässert & verstümmelt im Umlauf waren. Hierdurch wurde meine Eitelkeit aufgeregt & sie drohte, mir immer wieder die Ruhe zu rauben || , die mir immer wieder die Ruhe zu rauben drohte,
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wenn ich die Sache nicht – wenigstens für mich – durch eine Publikation erledigte || erledige. Und dies schien || scheint auch in mancher anderen || andern || manch anderer Beziehung das Wünschenswerteste.
      Aus verschiedenen Gründen wird, was ich hier veröffentliche, sich mit dem berühren, was Andere heute schreiben. Tragen meine Bemerkungen keinen Stempel an sich, der sie als die meinen kennzeichnet,, – so will ich sie auch weiter nicht als mein Eigentum beanspruchen.

   
     Ich habe, seit ich vor 10 Jahren wieder mich mit Philosophie zu beschäftigen anfing, schwere Irrtümer in dem einsehen müssen, was ich seinerzeit in der ‘Logisch-Philosophischen Abhandlung’ niedergelegt hatte. Diese Irrtümer einzusehen, dazu hat mir – in einem Maße, das ich kaum selbst || recht || ganz || richtig || so recht beurteilen kann – die Kritik verholfen || geholfen, die meine Ideen durch Frank Ramsey erfahren haben || ; mit welchem || dem ich sie, in den letzten zwei Jahren || während der zwei letzten Jahre seines Lebens, in zahllosen Gesprächen || Diskussionen erörterte. – Noch mehr aber als dieser, ungemein sichern || kraftvollen & sichern Kritik || weit mehr aber || Noch mehr aber als Ramsey's, stets kraftvollen & sicheren Kritik verdanke ich || Mehr noch aber, als dieser, stets kraftvollen & sichern Kritik verdanke ich || Mehr noch als R.'s stets kraftvollen Kritik verdanke ich derjenigen || der Kritik, die Herr Piero || P. Sraffa, Lehrer der Nationalökonomie an der Universität || in Cambridge, unermüdlich an meinen Gedanken geübt
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hat. Diesem Ansporn schulde ich die folgereichsten der hier mitgeteilten Gedanken.
     Ich übergebe diese || sie nicht ohne zweifelhafte Gefühle an die || der Öffentlichkeit. Ich wage nicht, zu hoffen, daß es (in unserm dunkeln Zeitalter) dieser dürftigen Arbeit beschieden sein sollte || könnte || möchte, Licht in das eine oder andre || andere Gehirn zu werfen.
     Ich möchte nicht mit meiner Schrift Andern das Denken ersparen; sondern, wenn es möglich wäre, jemand zu eigenen Gedanken anregen.

   
Vorwort:
     In dem Folgenden will ich eine Auswahl der philosophischen Bemerkungen veröffentlichen, die ich im Laufe der letzten 9 Jahre niedergeschrieben habe. Sie betreffen vielerlei || viele Gebiete || ein weites Gebiet der || Sie betreffen viele der Gebiete der philosophischen Spekulation: || den Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die Grundlagen der Mathematik, die Sinnesdaten, den Gegensatz zwischen Idealismus & Realismus & anderes. Ich habe meine || diese Gedanken alle || meine || diese || alle Gedanken || Ich habe alle diese || Alle meine Gedanken habe ich ursprünglich
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als Bemerkungen, kurze Absätze, niedergeschrieben. Manchmal in längeren Ketten über denselben Gegenstand, manchmal sprungweise das Gebiet || die Gebiete wechselnd. || manchmal in rascher Folge von einem Gebiet zum andern überspringend. || manchmal von einem Gebiet zum andern in raschem Wechsel überspringend. || manchmal von einem || vom einen zum andern Gebiet überspringend. || manchmal rasch von einem Gebiet zum andern überspringend. || manchmal sprungweise die Gebiete || den Gegenstand wechselnd. || manchmal sprungweise den || meinen Gegenstand wechselnd. || manchmal sprungweise von einem zum andern übergehend. || manchmal sprungweise vom einen Gegenstand zum andern übergehend. || manchmal sprungweise bald den einen, bald den andern Gegenstand behandelnd. || manchmal in raschem Wechsel von einem Gebiet zum andern springend. – Meine Absicht aber war, || war es, alles dies einmal in einem Buche zusammenzufassen, – von dessen Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorstellungen machte. Wesentlich jedoch || aber schien es || dies (mir), daß die Gedanken darin von einem Gegenstand zum andern
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in wohlgeordneter || einer wohlgeordneten Reihe fortschreiten sollten.
     Vor etwa 4 Jahren machte ich den ersten Versuch so einer Zusammenfassung. Das Ergebnis war ein unbefriedigendes, & ich machte weitere Versuche. Bis ich endlich (zwei || einige Jahre später) zur Überzeugung gelangte, daß es vergebens sei; & ich alle solche Versuche aufzugeben hätte. Es zeigte sich mir, daß das Beste, was ich schreiben konnte, immer nur meine gelegentlichen philosophische Bemerkungen bleiben würden; wie sie gerade kamen daß meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, gegen ihre natürliche Neigung, einem Geleise || Gleise entlang weiterzuzwingen. || in einer Richtung weiterzuzwingen. Dies hing allerdings auch mit der Natur des Gegenstands selbst zusammen. Dieser Gegenstand zwingt uns, das Gedankengebiet kreuz & quer, in alle Richtungen || nach allen Richtungen hin zu durchreisen (daß die Gedanken also in einem verwickelten Netz von Beziehungen zu einander stehen). || (daß die Gedanken zu einander in einem verwickelten Netz von Beziehungen stehen). || Dieser Gegenstand zwingt uns, das Gedankengebiet kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchreisen. Daß die Gedanken in ihm in
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einem verwickelten Netz von Beziehungen zu einander stehen. || Dieser Gegenstand zwingt uns das Gedankengebiet kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchreisen || ; daß die Gedanken in ihm in einem verwickelten Netz von Beziehungen zu einander stehen.

     Ich beginne diese Veröffentlichung mit dem Fragment meines letzten Versuchs, meine philosophischen Gedanken in eine Reihe zu ordnen. Dies Fragment hat vielleicht den Vorzug, verhältnismäßig leicht einen Begriff von meiner Methode vermitteln zu können. Diesem Fragment will ich eine Masse von Bemerkungen in mehr oder weniger loser Anordnung folgen lassen. Die Zusammenhänge der Bemerkungen aber, dort wo ihre || die Anordnung sie nicht erkennen läßt, will ich durch eine Numerierung erklären. Jede Bemerkung soll eine laufende Nummer & außerdem die Nummern solcher Bemerkungen tragen, die zu ihr in wichtigen Beziehungen stehen.
     Ich wollte, alle diese Bemerkungen wären besser, als sie sind. – Es fehlt ihnen – um es kurz zu sagen – an Kraft
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& an Präzision. Ich veröffentliche diejenigen hier, die mir nicht zu öde erscheinen.
     Ich hatte, bis vor kurzem, den Gedanken an ihre Veröffentlichung bei || zu meinen Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde aber wieder rege gemacht, & zwar vielleicht || wohl hauptsächlich dadurch, daß ich erfahren mußte, daß die Resultate meiner Arbeit, die ich in Vorlesungen & Diskussionen mündlich weitergegeben hatte, vielfach mißverstanden & mehr oder weniger verwässert || verstümmelt || verwässert, oder (auch) verstümmelt im Umlauf waren. || vielfach mißverstanden, mehr oder weniger verwässert, oder verstümmelt, im Umlauf waren. – Hierdurch wurde meine Eitelkeit aufgeregt & sie drohte, mir immer wieder die Ruhe zu rauben, || sie drohte, mich immer wieder aus der Ruhe zu bringen, || , mich immer wieder zu beunruhigen, || , mir immer wieder Unruhe zu verursachen || bereiten, || , mir immer wieder Unruhe zu machen, wenn ich nicht die Sache || die Sache nicht (wenigstens für mich) durch eine Publikation erledigte. Und dies schien auch in anderer Beziehung das Wünschenswerteste.
     Aus verschiedenen Gründen wird, was ich hier veröffentliche sich mit dem berühren, was Andre || Andere heute schreiben. Tragen
125
meine Bemerkungen keinen Stempel an sich, der sie als die meinen kennzeichnen || kennzeichnet, so will ich sie auch weiter nicht als mein Eigentum beanspruchen.
     Ich habe, seit ich vor 10 Jahren wieder mich mit Philosophie zu beschäftigen anfing, schwere Irrtümer in dem einsehen müssen, was ich seinerzeit in der ‘Logisch-Philosophischen Abhandlung’ niedergelegt hatte || geschrieben hatte. Diese Irrtümer einzusehen, dazu hat mir – in einem Maße, das ich kaum selbst zu beurteilen vermag – die Kritik geholfen, die meine Ideen durch Frank Ramsey erfahren haben; mit welchem ich sie, während der zwei letzten Jahre seines Lebens, in zahllosen Diskussionen erörtert habe. – Mehr noch, als dieser, || stets kraftvollen & sichern, || Kritik verdanke ich derjenigen, die P. Sraffa (ein Lehrer der Nationalökonomie in Cambridge) unablässig an meinen Gedanken geübt hat. || Mehr noch als dieser ( || , stets kraftvollen und sichern) || , Kritik verdanke ich derjenigen, die ein || einer der Lehrer der Nationalökonomie (an) dieser Universität, P. Sraffa || Herr P. Sraffa unablässig an meinen Gedanken geübt hat. Diesem Ansporn schulde
126
ich die folgereichsten der hier mitgeteilten Gedanken.
     Ich übergebe sie nicht ohne zweifelhafte Gefühle der Öffentlichkeit. Ich wage nicht, zu hoffen, daß es dieser dürftigen Arbeit – in unserm dunkeln Zeitalter – beschieden sein sollte || solle || könnte, Licht in das eine oder andere Gehirn zu werfen.
      Ich möchte nicht mit meiner Schrift Andern das Denken ersparen; sondern, wenn es möglich wäre, jemand zu eigenen Gedanken anregen.
|| Ich möchte nicht mit meiner Arbeit Schrift Andern das Denken ersparen – – sondern, wenn es möglich wäre, || Andern das Denken ersparen. Sondern, wenn es möglich wäre, jemand zu eigenen Gedanken anregen. || ersparen; – sondern, wenn es möglich wäre, jemand zu eigenen Gedanken anregen.


Cambridge im August 1938



127


   
     Man ist versucht, zu fragen: “Wie denkt man den Satz …, wie erwartet man, daß das & das eintreffen wird?” (wie macht man das?). Denken, Erwarten, Glauben, || : angesehen als Tätigkeiten eines psychischen Mechanismus; den wir nicht verstehen. Der Satz, dessen Inhalt gedacht wird, kommt in dieser Tätigkeit vor, etwa wie die Karten in der des || eines Musterwebstuhls. ¥
      [eigener Absatz]

   
     Die philosophische Unklarheit die Idee des Denkens betreffend, zusammen mit Problematischem der Psychologie, wird unter dem Bild eines uns verborgenen || unsichtbaren Mechanismus vorgestellt.
     Dieser Mechanismusist etwa das Bild des Gehirns || : das Gehirn, übertragen ins Ätherische.





     
   
     “Wie arbeitet der Gedanke, wie bedient er sich seines Ausdrucks?” analog: “Wie arbeitet der Musterwebstuhl, wie bedient er sich der Karten?

   
Es scheint: “Glauben” beschreibt etwas, was mit dem Satz geschieht, ||
128
so
wie “verdauen” etwas, was mit der Speise || den Speisen geschieht.
     Man könnte dann das Glauben verstehen, wenn man wüßte, was dabei eigentlich vorgeht. Man hätte dann den ‘Vorgang des Glaubens’ analysiert.

   
     Freilich || , was sich uns da auftunmüßte, & wie es sich uns erschließen würde || , & wie es sich uns erschließen müßte, das wissen wir so recht nicht.

   
     Aber wenn nun Einer herausgefunden hätte, daß, wenn jemand || man den Satz … glaubt, in irgend einem Sinne, die & die komplizierten Vorgänge in seinem || unserm Geiste vorgehen, – so bliebe die Frage: wozu tut man dies?

   
     Es sind gar nicht unerforschte Vorgänge des Glaubens was uns interessiert; || , der Mechanismus den wir nicht verstehen ist kein geistiger sondern der Gebrauch der uns wohlbekannten Vorgänge des Glaubens, z.B. des Aussprechens des Satzes “ich glaube …”.
129

     Auf die Frage “wie macht man das?”, die man etwa durch Introspektion beantworten will, kommt nichts Brauchbares || was man brauchen kann zur Antwort. Es heißt da: ich sage dies, ich stelle mir das & das vor, und dergleichen.

   
     Der Mechanismus, den wir nicht verstehen, ist keiner in unserm Geist, – sondern der des Lebens, in dieser Äußerung || äußere des Lebens || des Lebens, in dem diese Äußerung schwimmt. || sondern der des Lebens, das diese Äußerung umgibt. || sondern der des Lebens dieser Äußerung.

   
     
[Maschinschrift]

S. 212 / 1
S. 212 / 4
S. 213 / 3


   
     Könnte eine Maschine denken? – – Könnte sie Schmerzen haben? – Nun – willst Du || soll ich den menschlichen Körper eine solche || so eine Maschine nennen? Er kommt doch am nächsten dazu, so eine || eine solche Maschine zu sein.
|| Nun – soll der menschliche Körper so eine Maschine heißen? Er kommt doch am nächsten dazu so eine Maschine zu sein.
130
Aber im Satz “ich habe Schmerzen” bezeichnet das Wort “ich” || das Wort “ich” im Satz “ich habe Schmerzen” bezeichnet keinen || nicht einen Körper – also auch keine || steht es auch nicht für eine Maschine.
||       Aber da das Wort “ich” im Satz “ich habe Schmerzen” nicht für einen Körper steht, also auch für keine Maschine.
|| Aber das Wort “ich” im Satz “ich habe Schmerzen” steht für keinen Körper, also auch nicht für eine Maschine.


   
     Wir fragen: “Was ist ein Gedanke, welcher Art muß er sein, um seine Funktion erfüllen zu können?” Hier will man sein Wesen aus seinem Zweck, aus seiner Funktion, || heraus sich deutlich || klar machen.

   
      Aber was ist seine Funktion?       Willst Du sehen, wie der Gedanke || das Denken verwendet wird? Die Berechnung eines Kessels & die, dieser ihr entsprechenden || gemäßen, Verfertigung muß ein Beispiel des Denkens sein. || Die || die Berechnung eines Kessels & die || seine || die Verfertigung, ihr gemäß, muß ein Beispiel des Denkens sein. || Aber was ist seine Funktion? – Willst Du sehen, wie das Denken verwendet wird. Die Berechnung eines Kessels & die || seine Verfertigung der Berechnung gemäß
131
muß ein Beispiel des Denkens sein.



   
      Ist die Vorstellung das Portrait par excellence, grundverschieden (z.B.) von einem gemalten Bild & durch ein solches in der Sprache || in der Sprache durch ein solches nicht ersetzbar? || Ist die Vorstellung das Bild par excellence, wesensverschieden von dem gemalten Bild (z.B.), & in der Sprache durch ein solches nicht ersetzbar? Ist sie das, was eigentlich eine bestimmte Wirklichkeit darstellt, – zugleich Bild & Intention || Meinung?
     Denn so ein Wunderding, scheint es, brauchen wir?

   
     Und die Vorstellung scheint es zu sein: Denn ich kann nicht zweifeln, wenn ich mir Napoléon vorstelle, daß || ob es wirklich Napoléon ist, den ich mir vorstelle, & nicht nur jemand der ihm || nicht Einen der ihm ähnlich sieht.

   
     Aber ist nicht der Satz dieses Wunderding? der sagt, was er meint.

132


   
     Sokrates zu Theaitetos: “Und wer vorstellt, sollte nicht etwas vorstellen?” Th.: “Notwendig.” – Sok.: “Und wer etwas vorstellt, nichts Wirkliches?” – Th.: “So scheint es.”
     Und wer malt sollte nicht etwas malen – & wer etwas malt, nichts Wirkliches? – Ja, was ist das Objekt des Malens: das Bild, oder ein Gegenstand, den es darstellt?

   
     Die Vorstellung kann doch verschiedenerlei || verschiedene Beziehungen zur Wirklichkeit haben; wie auch das gemalte Bild. Dies kann ein Märchenbild sein, ein Genrebild, ein Portrait & unzähliges || vieles andere. || Bild; || – – das ein Märchenbild sein kann, ein Ornament, ein Genrebild oder ein Portrait, & noch vieles andere.
|| Bild. Dies kann ein Märchenbild sein, oder ein Portrait, oder || & vieles andere. || & vielerlei anderes.
|| Bild Dies kann ein Märchenbild sein, ein Portrait, & noch vieles andere.
|| Bild Dies kann ein Märchenbild sein, oder ein Portrait, & noch vieles andere.
|| Bild, Genrebild, Ornament, Portrait etc. etc..
133


   
     Was macht ein Portrait des N zum Portrait des N.. || Bildnis || Bild zum Bildnis des N.N.?


   
      Ist das Denken ein spezifisch organischer Vorgang? Wie ein || Gleichsam ein Kauen oder || & Verdauen des Geistes? Kann man ihn (in diesem Falle) || dann durch einen anorganischen Vorgang ersetzen, der denselben Zweck erfüllt; also sozusagen durch eine || mit einer Prothese || Denkprothese? || denken. ||       Ist das Denken ein spezifisch organischer Vorgang? Gleichsam || Wie ein Kauen & Verdauen der Seele? Könnte man sich dann eine Denkprothese vorstellen? ||       Ist das Denken, gleichsam, ein spezifisch organischer Vorgang in der Menschenseele; gleichsam || wie || etwa ¤ wie ein Kauen & Verdauen? ||       Ist das Denken, gleichsam, ein spezifisch organischer Vorgang in unsrer Seele; wie ein Kauen & Verdauen in der Seele? || Ist das Denken, gleichsam, ein spezifisch organischer Vorgang der Seele – wie || gleichsam ein Kauen & Verdauen in der Seele? Und könnte man sich
134
dann das Denken mittels einer Prothese denken. || Und könnte man sich dann eine Denkprothese vorstellen?
Wie hätte man sich eine Denkprothese vorzustellen. ||       Ist das Denken, sozusagen, ein spezifisch organischer Vorgang der Seele – wie || gleichsam ein Kauen & Verdauen in der Seele? Kann man ihn dann durch einen anorganischen Vorgang ersetzen, der den gleichen Zweck erfüllt, sozusagen mit einer Denkprothese denken || Prothese das Denken besorgen? Wie hätte man sich eine Denkprothese vorzustellen. || müßte man sich eine Denkprothese vorstellen?


   
T.Scr. S. 220 / 1, 2.


   
     Irreführende Parallele: Der Schrei, ein Ausdruck des Schmerzes – der Satz ein Ausdruck des Gedankens!
     Als wäre es || es der Zweck des Satzes einen || den Einen || den wissen zu lassen, wie Einem || dem Andern || dem zu Mute ist. Nur, sozusagen, im Gehirn || Denkapparat & nicht im Magen.

   
     Frag nicht: “Was ist der Gedanke?” – denn diese Frage stellt ihn Dir
135
schon als ätherisches Wesen hin. || dar.
|| – denn diese Frage zeigt ihn Dir schon als Geist, als ätherisches Wesen.
|| – denn diese Frage zeigt ihn Dir schon als ein ätherisches Wesen.
|| – denn diese Frage zeigt ihn schon als Geist, als ein ätherisches Wesen.


   
     Ich las einmal || irgendwo, ein französischer Politiker habe geschrieben:
|| Ich las vor einigen || wenigen Jahren den Ausspruch eines französischen Politikers:

|| Ich habe (einmal) den || diesen Ausspruch eines französischen Politikers gelesen:
die französische Sprache sei dadurch ausgezeichnet, daß in ihr die Wörter in der Ordnung folgen, wie man wirklich denkt.
     (Während man im Deutschen z.B. das Verbum wohl schon im Anfang denkt es aber erst am Schluß sagt.)

     Überlege Dir die seltsame & doch || , aber sehr verbreitete, Auffassung, die sich hier || darin ausspricht.


136


   
     Wozu denkt der Mensch? wozu ist es nütze? Wozu berechnet er Dampfkessel & überläßt ihre || die Wandstärke || Wandstärke nicht dem Zufall. Es ist doch nur Erfahrungstatsache, daß Kessel, die so berechnet wurden, nicht so oft explodieren. Aber so, wie er alles eher täte als die Hand ins Feuer stecken, daß ihn früher gebrannt hat, so wird er alles eher tun, als den Kessel nicht berechnen. Da uns aber Ursachen nicht interessieren, so können wir nur sagen: || so werden wir sagen: Die Menschen denken tatsächlich: sie gehen, z.B., so || auf diese Weise vor, wenn sie einen Dampfkessel bauen. – Kann nun ein so erzeugter Kessel nicht explodieren? Oh doch! –

   
     Denkt der Mensch also, weil denken || Denken sich bewährt hat?
     Weil er denkt, es sei vorteilhaft, zu denken?
     (Erzieht er seine Kinder, weil es sich bewährt hat?)

   
     Wie wäre herauszubringen: warum er denkt?

137


   
     Und doch kann man sagen, das Denken habe sich bewährt. Es seien jetzt weniger Kesselexplosionen als früher, seit man die Wandstärke || Dimension || Wandstärken etwa nicht mehr nach dem Gefühl bestimmt, sondern auf die & die Weise berechnet || etwa die Wandstärken nicht mehr nach dem Gefühl bestimmt, sondern auf die & die Weise berechnet werden. Oder, seit man jede Berechnung von einem dazu bestimmten Organ kontrollieren läßt. || eines Ingenieurs von einem dazu bestimmten zweiten Mann kontrollieren läßt.

   
     Manchmal, also, denkt man, weil es sich bewährt hat.

   
T.Scr. S. 228 / 2, 4, 3, 5.


   
     Ich weiß nicht, warum ich denken sollte. Aber ich denke.

   
     Was sollte ich als Grund angeben dafür, || : weswegen man denken soll? – Es sei denn einen Grund von der Art dessen, weswegen man essen soll.

   
     Man kann sagen: Begründung ist etwas innerhalb eines Denksystems. || Grund – kann man auch sagen – hat etwas
138
in einem Denksystem || innerhalb eines Denksystems.


   
     “Ist es Willkür, daß wir dies als Grund von dem betrachten?” – Ist es Willkür, daß wir auf die Erzählung, dieser Hund habe gebissen, diesem Hund nicht in die Nähe gehen wollen?


   
     Was ist der Gedanke? Was ist sein Wesen?
“Der Gedanke, dieses seltsame Wesen.”



Sage Dir beim Philosophieren immer wieder: daß Denken etwas ganz Hausbackenes sein muß – – daß Du verführt bist, wenn Dir das Denken als ein seltsamer Vorgang erscheint.

   
     
T.Scr.

S. 234/4, 6

S. 235/1, 2 & Fortsetzung auf S. 236, 237.


   
     Die grammatischen Regeln sind zu vergleichen Regeln über das Vorgehn beim Messen von Zeiträumen, von Entfernungen, Temperaturen, Kräften, etc. etc.. Oder auch: diese methodologischen Regeln sind selbst Beispiele
139
grammatischer Regeln.
     Grammatische Regeln wird man mit Vorteil Übereinkommen vergleichen.

   
“Die Maßeinheit ist willkürlich” (wenn dies nicht heißen soll: “wähle in diesem Falle die Einheit ganz wie Du willst”) sagt nichts anderes, als daß die Angabe der Maßeinheit (z.B.) keine Längenangabe ist (obwohl sie so klingt). Und zu sagen, die Regeln der Grammatik sind willkürlich, sagt bloß: Verwechsle eine Regel über den Gebrauch des Wortes ‘A’ nicht mit einem Satz, in dem vom Wort ‘A’ Gebrauch gemacht wird.
Denke || Denk nicht, die Regel sei in ähnlicher Weise einer Realität verantwortlich, mit einer Realität zu vergleichen, || entspreche einer Realität, wie der Erfahrungssatz, der von A handelt. (Oder || (oder wie die Regel: “Koche die Eier 3 Minuten lang um weiche Eier zu erhalten || “Um weiche Eier zu erhalten, koche die Eier 3 Minuten lang”, die ein Erfahrungssatz in Form einer Regel ist || ist in Form einer Regel,) || ).

140


   
     “Die grammatischen Regeln sind willkürlich” heißt: ihr Zweck ist nicht der, (z.B.) dem Wesen der Negation, oder der Farbe, zu entsprechen – sondern der Zweck der Negation & des Farbbegriffes. Wie der Zweck der Schachregeln nicht ist, dem Wesen des Schachspiels zu entsprechen, aber dem Zweck des Spiels.

   
     Oder: – Die Schachregeln sollen nicht dem Wesen des Schachkönigs entsprechen, denn sie geben ihm dieses Wesen. Wohl aber sollen die Regeln des Kochens & Bratens der Natur des Fleisches entsprechen. – Dies ist natürlich eine grammatische Bemerkung.

   
     Die allbekannte Wahrheit simpel & ohne Entstellung aussprechen kann von großen Folgen sein.

   
     Wenn dieses Buch geschrieben ist, wie es geschrieben sein sollte, so muß, was ich sage, alles leicht verständlichsein || , ja trivial
141
sein
, schwer verständlich aber, warum ich es sage.

   
     Dieser Kalkül, die Zahlentheorie etwa, zeigt nicht, welche wunderbare Eigenschaften Gott den Zahlen gegeben hat; sondern, welche Eigenschaften er uns & den Dingen gegeben hat, daß dieser Kalkül nützlich, interessant &, mit unsern Schreibbehelfen, leicht ausführbar ist.


   
     “Was ist eine Regel?” – Ist sie ein Erfahrungssatz, (z.B.) über den tatsächlichen Gebrauch der Wörter || von Wörtern (oder der Schachfiguren)? Ist sie die Äußerung eines Wunsches, man möge sie || die Zeichen so gebrauchen, || ein Befehl, || oder ein Vorschlag? – Was ist sie also?

   
     Kaufe Dir in einer || der Spielwarenhandlung ein Spiel; Du erhältst eine Schachtel, darin die Implemente des Spiels & eine Beschreibung, ein Regelverzeichnis || die Spielregeln || ein Regelverzeichnis || eine ‘Beschreibung’. Was sind diese || die Regeln in ihm || darin für Sätze? || Was sind das für Sätze, diese Regeln? Wird Dir in ihnen etwas befohlen,
142
oder angeraten, || etwas angeraten, sind es Sätze über alle Menschen oder gewisse Menschen? oder wird Dir mitgeteilt wie || was die meisten Menschen im allgemeinen mit dem || diesem Spiel machen? || mitgeteilt, daß Leute so gehandelt haben? Nun, sieh doch nur nach, wie die Regeln gebraucht werden! Die meisten Menschen || Leute, die das || so ein Spiel kaufen, lesen die Regeln & spielen nach ihnen. || Nun, willst Du Dir nicht ansehen, wie die Sätze wirklich verwendet werden? Die meisten Menschen || Leute, die das || so ein Spiel kaufen, lesen die Regeln & spielen nach ihnen.

   
     Eine solche Regel aber könnte Teil eines Befehls sein (nach ihr zu handeln), oder Teil eines Berichts (es werde nach ihr gehandelt), usw.. Und die Regel könnte auch selbst als Befehl, Bericht, etc., verwendet werden.

   
     Die Regel möchte ich ein Instrument nennen.

   
     Frage Dich auch: || Überlege Dir auch: – “Was ist ein Strafgesetz?” – Ist es ein Satz der Naturgeschichte des Menschen der uns sagt daß
Menschen einen ihrer Mitmenschen strafen || ein Mensch von seinen Mitmenschen gestraft wird, wenn er das & das || dies & dies tut || so & so handelt? Was unterscheidet ein Gesetz von einem Satz der menschlichen Naturgeschichte? Ist es nicht die Rolle, die er im Leben von Menschen spielt. Die Maschinerie, in der er verwendet wird?

   
     Betrachte dies Beispiel: A legt einen Weg zurück einem Befehl gemäß || entsprechend, den B ihm gibt. A erhält die Tabelle
a
b
c
d






   
     A gibt einen Befehl, der aus den vier Buchstaben der Tabelle zusammengesetzt ist; || z.B.: “a a c a d d d”. B schaut nach, welcher Pfeil dem Buchstaben in der Tabelle entspricht & bewegt sich || liest die Buchstaben des Befehls der Reihe nach, übersetzt jeden Buchstaben || von ihnen, der Tabelle gemäß, in einen Pfeil & geht || bewegt sich ein gewisses Stück in der Richtung dieses || des Pfeils. Also in unserm
144
Beispiel so:

















Die Tabelle werden wir hier eine Regel nennen. (Oder auch den ‘Ausdruck einer Regel’.) Den Satz “a a c a d d d” werden wir nicht eine Regel nennen. – Er ist natürlich die Beschreibung des Weges den B nehmen soll. – Aber eine solche Beschreibung würde man unter Umständen eine Regel nennen; z.B. in diesem Fall:

   
     B soll nach Regeln verschiedene Ornamente zeichnen. Jedes Ornament ist die lineare || besteht aus der Wiederholung eines Elements, das A ihm angibt. Gibt, z.B., A den Befehl “c a d a”, so zieht B eine gebrochene Linie
usw.

Hier könnte man “c a d a” die Regel nennen, nach der das Ornament gezeichnet wurde.
     Beiläufig gesprochen, gehört zu einer Regel wiederholte Anwendung.


145


   
     Nach einer Regel vorgehen. – Betrachte diese Beispiele:
     Nachdem das Sprachspiel ( …) öfters gespielt wurde, wird es dahin abgeändert, daß B nicht mehr die Tabelle benützt. Die Buchstaben eines || des Befehls rufen die, ihnen (gemäß der Tabelle) entsprechenden, Bilder der Pfeile in seiner Vorstellung herauf. || Pfeile in seine Vorstellung. (Kriterium dafür || hiefür?) Und er handelt nach diesen || den Vorstellungsbildern. – Oder auch: er handelt nun nach den Buchstaben des Befehls ohne Dazwischenkunft eines Vorstellungsbildes – & zwar, || : der Tabelle gemäß. (Kriterien hierfür.)

   
     Der Ausdruck der Regel mag in die Praxis des Spiels eintreten wie in (..), oder nur in den Unterricht im Spiel, oder er mag nur dazu dienen die Art & Weise, wie tatsächlich gespielt wird, zu beschreiben.

   
     Die Tabelle (...) wird man kaum einen Satz nennen. Aber sie könnte sehr wohl durch einen Satz ersetzt
146
werden: etwa “Dem ‘a’ entspricht der Pfeil →, dem ‘b’ …”.
¥

   
     Eine Regel ist zu vergleichen einem Weg. || Eine Regel kann man mit einem Weg auf einer Karte vergleichen. Könnte ein Weg nicht Ausdruck eines Befehls sein, es solle so gegangen werden, || oder einer Mitteilung, || : es werde so gegangen? Kann er aber nicht auch (nur || bloß) ein notwendiges Instrument sein, in irgend einer Tätigkeit von da dorthin zu gelangen, || oder auch bloß die Gelegenheit die einem || uns geboten wird so zu gehen, weil viele || manche Menschen gern so gehen?

   
     Man könnte eine Regel ein Satzradikal (im Sinne der Chemie) nennen || nennen (im Sinne der Chemie).

   
T.Scr. S. 241 / 1, 3.



147


   
     Ich nehme an, wir haben in irgend einer Weise bewiesen, daß (für alle p) || Nehmen wir an, wir haben in irgend einem Sinne (für alle p) || Wir anerkennen den Satz, daß (für alle p)

⊢ ~ Π ⊃ p || ⊢ ~ Π p ⌵ p
.

Finden wir nun einen speziellen Satz P1, für welchen || den
P1 = ~ Π P,
so folgt aus: ⊢ ~~ Π P ⊃ ~ Π P und Π P ⊃ P = ⊢ ~ ~ Π P ⊃ ~ Π P || ⊢~ Π P ⌵ ~ Π P und.      Aber ⊢ ~ Π P ⌵ ~ Π P = ⊢ ~ Π P = ⊢ P.


     Ist dies Gödels Gedankengang?


   
     Mit dem Induktionsbeweis führen wir ein neues Mittel in die Mathematik ein; wir entschließen uns, etwas Neues als Beweis anzuerkennen. || als Beweis eines math. Satzes anzuerkennen.

   
     Der Satz “P” ist ein Komplex von Russellschen Zeichen; er kann daher auf Englisch oder Deutsch || als ein englischer oder deutscher Satz gelesen werden. Und zwar etwa als Satz mit den Worten || dem Anfang: “Es ist nicht beweisbar, daß” – & jetzt kommt ein || Satz den wir aus den weiteren
148
Zeichen von “P” ableiten müssen & dabei erhalten wir die Zeichenfolge “P”.

   
     
Fortsetzung des Bandes XVIII




   
3.2.40.
Das heißt natürlich, das Wort “Sinn” in anderm Sinne gebrauchen; aber dies wäre nicht unnatürlich.
     Denn einerseits haben die beiden Sätze natürlich den gleichen – nämlich keinen || (& zwar keinen) – Sinn (auch wenn statt ‘p’ ein wirklicher Satz steht || stünde). Anderseits, daß der eine || erste Satz wahr || der beiden Sätze wahr ist – d.h. hier, || : daß er eine Tautologie ist – wird anders erhalten, als, daß der andre || zweite es ist. – Es handelt sich eigentlich darum, ob der Satz “~
e
|
p ≡ p” anders anzuwenden ist als “~ ~ p ≡ p”.

   
Wenn ich (so) verschiedene Techniken lerne, (um) die pte Anzahl von Strichen zu erzeugen, muß ich diese als Techniken auffassen, das Zahlzeichen jener Anzahl in abgekürzter Form zuschreiben? || abzukürzen? || als Techniken der Abkürzung
149
jenes langen Zahlzeichens auffassen?
Muß ich bei solchen Konstruktionen eine Abkürzung im Sinn haben?

   
     Nehmen wir an, wir sagten, die Konstruktion könnte mich nicht überzeugen, daß bei der Ausrechnung von 24 16 herauskommen muß – wie kann ich dann die Technik des Definierens mit Überzeugung verwenden?
     Muß Russell mir auch mittels logischer Beweise demonstrieren, daß beim Zurückführen eines Ausdrucks auf die primäre Schreibweise das Richtige herauskommen muß?

   
Oder auch: Dieselbe Technik, die zur || zu einer Abkürzung eines Schriftzeichens angewandt werden kann, kann auch ganz anderen Zwecken dienen.

   
     (Und wenn Leuten || den Menschen gewisse Schriftzeichen aus irgend welchen Gründen zu kurz wären, warum sollten sie sie nicht mit Hilfe von Definitionen || durch Definitionen verlängern?)

   
     Es ist mir, als könnte ich mit
150
meinen Betrachtungen einen sehr wertvollen Samen säen; der aber wahrscheinlich nicht aufgehen wird.

   
4.2.
     Die Konstruktion in der obigen Figur könnte man eine geometrische Untersuchung nennen. Ich habe die Reihe von Strichfolgen || Strichreihen gezeichnet || hingeschrieben & mit Buchstaben versehen, um der letzten Strichreihe einen Platz anzuweisen.
     Und ich könnte das sehr wohl getan haben, ohne die Buchstaben in der Reihenfolge des Alphabets zu schreiben.
     Die Verschiedenheit der Buchstaben gehört zur Geometrie. || zum Wesen der || dieser geometrischen Konstruktion.

   
     Aber in wiefern kann man denn das Zeichnen dieser Linien eine Untersuchung nennen?
     Eine Untersuchung ist es doch nur dann, wenn es zur Beantwortung einer Frage geschieht. – Die Frage ist: “Was kommt heraus, wenn ich das & das tue?” Dieses “das & das” muß also vorerst allgemein
151
festgelegt sein || worden sein: Es muß schon eine Technik der Untersuchung || des Untersuchens existieren.

   
     Will ich nicht sagen; || , || daß die Untersuchung der Reihe p eine mathematische Untersuchung ist – aber keine logische?

   
     Wie nun, wenn jemand sagen würde: “die Mathematik ist eine Klasse von Untersuchungen, nicht eine Klasse von Sätzen”?

   
     Not funk but funk conquered is what is worthy of admiration & makes life worth having been lived. Der Mut, nicht die Geschicklichkeit; nicht einmal wie Inspiration, ist das Senfkorn, das zum großen Baum wächst || emporwächst. Soviel Mut, soviel Zusammenhang mit Leben & Tod. (Ich dachte an Labor's & Mendelsohn's Orgelmusik.) Aber dadurch, daß man den Mangel an Mut in einem Andern einsieht, erhält man selbst nicht Mut.

   
     Kommt das darauf hinaus, daß – wie man in der Mengentheorie sagen würde –
152
es ‘mehr’ mathematische Untersuchungen gibt als mathematische Sätze eines Systems? Existiert hier eine Verbindung mit Gödels Theorem? Wenn, so kann es nur eine ganz lose Verbindung sein. ‒ ‒

   
Man könnte sagen: “Genie ist Mut im Talent”.

   
     Man könnte zunächst fragen: Kann nicht, daß zwei verschiedene Beweise zu demselben Satz führen, in zwei verschiedenen mathematischen Sätzen ausgedrückt werden, || : deren jeder durch einen der beiden Beweise bewiesen ist?
     Das heißt natürlich nicht, man dürfe nicht sagen, daß zwei Beweise das Gleiche beweisen. Aber es heißt, daß ein Beweis als Beweis nicht nur eines || dieses Satzes aufgefaßt werden kann.

   
     Und wie || auf welche Weise hilft uns hier die geometrische Auffassung des Beweises? (Denn sie ist natürlich nur eine Auffassung.) || (denn sie ist natürlich nur eine Auffassung)?
153


   
     Aber wenn man nun sagte: Die Beweisbarkeit dieses Satzes durch diesen Beweis könnte doch auch anders als durch den || diesen Beweis selbst bewiesen werden!

   
     Ich will sagen: Ein Beweis demonstriert || zeigt (uns) außer dem bewiesenen Satz noch etwas Wichtiges.

   
Trachte geliebt & nicht-bewundert[Bindestrich]6 zu werden.

   
     Aber das doch nur, wenn wir uns für dieses Andere interessieren. Und mit diesem Andern || andern meine ich etwas Mathematisches, & nichts || nicht etwas || nichts Psychologisches. Und, uns für das andere Mathematische || mathematische interessieren, heißt, den Beweis als Glied eines andern mathematischen Systems auffassen || behandeln.

   
     Richtiger wäre (es) gewesen: Ein Beweis kann uns außer dem bewiesenen Satz noch etwas anderes Wichtiges || Wichtigeres zeigen.
     Und zwar, wenn wir ihn als Glied eines andern Systems betrachten. [vielleicht schwach]

154


   
     “Jeder Beweis zeigt nicht nur den bewiesenen Satz || die Wahrheit des bewiesenen Satzes, sondern auch, daß er sich so beweisen läßt.” – Aber dies letztere läßt sich ja auch anders beweisen. – “Ja aber der Beweis beweist es auf eine bestimmte Weise & beweist, daher, daß es sich auf diese Weise demonstrieren läßt.” – Aber auch das ließ sich durch einen andern Beweis zeigen. – “Ja aber eben nicht auf diese Weise”. – || .
     Das heißt doch etwa: Dieser Beweis ist ein mathematisches Wesen, das sich durch kein andres Wesen ersetzen läßt || anderes ersetzen läßt; man kann sagen, er könne uns von etwas überzeugen wovon uns nichts anderes || Anderes überzeugen kann, & man kann ihm daher einen Satz zuordnen, den man keinem andern Beweis zuordnet. || & man kann dies zum Ausdruck bringen, indem man ihm einen Satz zuordnet, den man keinem andern Beweis zuordnet.

   
     Das Cantorsche Schema mit dem “usw.” als Zeichen aufgefaßt. ‘Wie kann es mehr als ℵ0 Zeichen geben?’

155


   
     ‘Es gibt keine Kiste, groß genug, (um) alle Kisten in der Welt in sich aufzunehmen.’

   
     Aber mache ich nicht einen groben Fehler? Den Sätzen der Arithmetik & den Sätzen der R.schen Logik ist es ja geradezu wesentlich, daß verschiedene Beweise zu ihnen führen. Ja sogar, daß unendlich viele Beweise zu einem jeden von ihnen führen.

   
     Ist es wahr || richtig, zu sagen, daß jeder Beweis uns von etwas überzeugt, wovon kein anderer uns überzeugt? || nur er uns überzeugen kann? Wäre dann nicht – sozusagen – der bewiesene Satz überflüssig, & der Beweis selbst auch das Bewiesene? || selbst auch das Bewiesene? || , & der Beweis müßte selbst auch das Bewiesene sein?

   
      Überzeugt mich der Beweis nur vom bewiesenen Satz?

   
5.2.
     Was heißt: “ein Beweis ist ein mathematisches Wesen, das sich durch kein anderes ersetzen läßt”? Es heißt doch, daß jeder besondere Beweis einen Nutzen hat, den kein anderer || andrer hat. Man könnte sagen:
156
daß jeder Beweis, auch eines schon bewiesenen Satzes, eine Kontribution zur Mathematik ist”. Warum aber ist er eine Kontribution, wenn es bloß || nur darauf ankam, den Satz zu beweisen? Nun, man kann sagen: “der neue Beweis zeigt (oder macht) einen neuen || andern Zusammenhang”. (Aber gibt es dann nicht einen mathematischen Satz, welcher sagt daß dieser (neue) Zusammenhang besteht?)

   
∣ Man muß manchmal einen Ausdruck aus der Sprache || dem Sprachverkehr herausnehmen || herausziehen, ihn zum Reinigen geben, – & kann ihn dann wieder in den Sprachverkehr || Verkehr einführen. ∣

   
     Was lernen wir, wenn wir den neuen Beweis sehen, || außer den Satz, den wir ohnehin schon kennen? Lernen wir etwas, was sich nicht in einem mathematischen Satz ausdrückt? || ausdrücken läßt?

   
     Wie, wenn ich sagte: “wir lernen den Satz so konstruieren”? Oder wir könnten sagen: “wir lernen, daß uns diese Konstruktion des Satzes überzeugt || – – aber ist das eine mathematische Tatsache? || aber ist das etwas Mathematisches?
6.2.
157

     Es könnte Einer sagen: nun es ist eben interessant einen neuen Beweis eines Satzes || mathematischen Satzes zu sehen! Aber warum soll es interessant sein?
   
7.2.
     Welcher Art ist ein Satz: “Das ist ein Beweis von dem”? Dieser Satz kann offenbar sehr verschiedene Bedeutungen haben.

   
     Z.B.: “Diese Satzfolge beweist ihren letzten Satz.” “Diese Satzfolge beweist ‘p’ aus ‘q’, ‘r’ & ‘s’.”

   
     “Statt – “so ist dieser Satz bewiesen” könnte man sagen: “so ist dieser Satz wahr.” || . Oder: “in diesem Sinn ist der Satz wahr”.”
   
8.2.
     ‘Dient der Beweis nur dazu, uns zu überreden? – Aber er überredet uns doch nur das zu glauben, was wahr ist!’ Ja, daß diese Überredungskünste glücken, scheint das Kriterium dieser || für diese Wahrheit zu sein. || Kriterium dafür zu sein, daß der Satz wahr ist.

   
     Was heißt es, || : die Konstruktion
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als Beweis dafür anerkennen, daß 13 = 4 × 3 + 1 (ist)? Was heißt es, sie nicht als Beweis dafür anzuerkennen?
     Heißt dies, daß das Ergebnis der || jener Konstruktion nicht immer das Gleiche sein muß, oder, daß das Ergebnis nichts mit dem Arithmetischen Satz zu tun hat?

   
     Betreibt man Logik mit dem Abakus?

   
     Inwiefern hängt die Anwendung eines math. Satzes davon ab, was man als seinen Beweis gelten läßt & was nicht?

   
     Ich kann doch sagen: Wenn der Satz 137 × 373 = 46792 im gewöhnlichen Sinne wahr ist, dann muß es eine Multiplikationsfigur geben, an deren Enden die beiden Seiten der || dieser || der Gleichung stehen. Und eine Multiplikationsfigur ist ein Muster, das gewissen Regeln genügt || entspricht.
     Ich will sagen: Erkennte ich die Multiplikationsfigur nicht als einen Beweis des Satzes an, so fiele
159
damit auch die Anwendung des Satzes auf Multiplikationsfiguren fort.
   
9.2.
     Der Begriff der ‘Anwendung’ ist aber hier noch einigermaßen unklar. Ich meinte die Anwendung des unzeitlichen Beweises auf den zeitlichen Beweisvorgang.

   
Welche Anwendung hat (nun) der Beweis für den Mann, der Tapetenmuster || welcher Ornamente entwirft? Aus ästhetischen Gründen entwirft er Multiplikationsfiguren. (Die Regeln des Multiplizierens könnten || können in diesem Fall die Rolle der Regeln der Harmonielehre spielen.) [Ich bin sehr geistreich.]
   
10.2.
     Ich bin im unklaren über den Nutzen eines bestimmten Beweises.

   
     Könnte Einer der keinen Beweis eines math. Satzes kennte ihn überhaupt verstehen? Und wenn er also keine Ahnung von der Art des Beweises hätte könnte er ihn dann auch nur wahr glauben?

   
     Welche Rolle könnte eine
160
Rechnung in einer Beschreibung spielen?

   
     Was soll der Beweisvorgang hinter den Kulissen der Sprache?

   
     Der Beweis arbeitet, hinter der Szene der || einer Beschreibung || Sprache (oder auch || etwa, auf dem Schnürboden).

   
Wie schwer fällt mir zu sehen, was (doch) vor meinen Augen liegt!

   
     Prüfe: ‘Wer einen neuen Beweis eines Satzes || zu einem Satz7 entdeckt hat, hat eine neue Anwendung des Satzes entdeckt.’

   
      ∣ Du mußt Dich immer fragen: “Arbeitet dieser Satz, & wie arbeitet er?” ∣

   
     Die genaue Entsprechung eines richtigen (überzeugenden) Übergangs in der Musik & in der Mathematik.

   
     Es kann natürlich das Interesse eines neuen Beweises auch in seiner Kürze liegen. Aber er setzt doch
161
auch den Satz in einen neuen Zusammenhang (möchte man sagen). Nämlich in einen Zusammenhang, || : – in dem || welchem er wieder ‘bewiesen’ erscheint.

   
Daher wieder || wiederum die Frage: Was ist das für eine Tatsache, daß etwas ein Beweis eines Satzes ist?

   
     Was ist es für eine Tatsache, daß etwas ein ‘richtiger Schluß’ ist?

   
     ‘Zu diesem Punkt führt auch dieser Beweisweg.’ Der Beweisweg, gleichsam ein Weg (des) des geringsten Widerstandes (oder dergl.).
   
11.2.
     Bedenken wir, daß es nicht genug ist, daß sich zwei Beweise im selben Satzzeichen treffen! Denn wie wissen wir, daß dies Zeichen beide Male dasselbe sagt? Dies muß aus anderen Zusammenhängen hervorgehen.

   
     Welche Rolle spielt der Beweisweg zu einer grammatischen Regel in der Praxis der Sprache?

162


   
     Auf diesem Weg werde ich überzeugt – heißt nicht nur: so stellt man es an, (um) mich zu überzeugen – sondern: dort || da liegt das, || dasjenige, wovon ich überzeugt wurde || bin.

   
     Der Beweis muß den Nutzen der Regel zeigen. Denn dem zuliebe nehme ich ihn || den Beweis ja an.

   
     Könnte man sagen: “Der Beweis muß mir die Konflikte zeigen, die zu vermeiden ich die Regel annehme”? – “Die Abgründe, denen auszuweichen ich diese Regel annehme”.
   
13.2.
     Warum muß ich einem Menschen zeigen, warum er eine Regel annehmen soll?

   
     Aber die Regeln, nach denen ich grammatische Regeln bilde sind doch auch grammatische Regeln.

   
      Beweis, daß die Winkelsumme eines Dreiecks ungefähr 180˚ ist.
Welche Tätigkeit nennt man ‘dies beweisen’?
163

     Ähnlich: Beweis des Mittelwertsatzes. Welches ist hier die Beweistätigkeit?
   
14.2.
Bedenke bei dem Beweis , den ich meinte, || : was wagst Du auf den Beweis hin? Denn darauf kommt es ja an.

   
     Was wage ich auf diesen Beweis hin, daß jede Gleichung nten Grades n Wurzeln hat? In welchem Sinn hat sie n Wurzeln?

   
     Angenommen, ich sagte 25 × 25 sei gleich 526, das Zeichen ‘526’ wäre aber so anzuwenden, wie jetzt sein Spiegelbild – hätte meine Regel dann denselben Sinn, wie wenn ‘526’ auf die gewöhnliche Art anzuwenden wäre?!

   
     Man könnte wohl sagen: Der versteht den Sinn der || dieser Regel nicht, der das System nicht kennt, zu dem sie gehört. Aber das hieße doch: Der
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versteht den Witz dieser || der Regel nicht.

   
     Der neue Beweis stellt den bewiesenen Satz || die bewiesene Regel in einen neuen Zusammenhang. Er gibt neue Gründe für die Anerkennung dieser Regel. Aber hier ist eine Unklarheit. – Der neue Beweis zeigt die Regel im Zusammenhang mit andern Regeln, die ihr stehen (wie man sagt, ein Hut ‘stehe’ jemandem || jemand). Aber, daß sie ihr stehen – will ich sagen – ist doch kein mathem. Faktum.
     Der neue Beweis zeigt den Satz in einer neuen Umgebung, die zu ihm paßt.

   
     Denke, ich gäbe jemand die Aufgabe: ‘Finde einen Beweis des Satzes …’ – die Antwort || Lösung ist || wäre doch, daß er mir gewisse Zeichen vorlegt. Nun gut: welcher Bedingung müssen diese Zeichen genügen? Sie müssen ein Beweis jenes Satzes sein – aber ist das etwa8 eine geometrische Bedingung? Oder eine psychologische? Manchmal könnte || kann man es eine geometrische Bedingung nennen; dort, wo die Beweismittel schon vorgeschrieben sind & nur noch eine bestimmte Zusammenstellung gesucht wird.
165


   
15.2.
     Der Beweis zeigt, daß unser Satz auch dieser Überlegung entspricht.

   
     Das Perniziöse an der Dirichletischen Auffassung der Funktion: daß sie eine Art hypothetische Notation einführt; die angeblich verwendet werden könnte, wenn wir anders beschaffen wären. Denn die Idee daß eine Funktion, z.B. sin x, eine Art von Tabelle ist, in der den Werten von x die Werte von sin x zugeordnet sind, wäre nur richtig, wenn man tatsächlich so eine Tabelle statt ‘sin x’ gebrauchen könnte, wenn eine Tabelle ein mögliches Zeichen für || statt ‘sin x’ wäre. So wie z.B. meine W.F. Tabellen tatsächlich als Zeichen statt ‘ ⌵ ’, ‘~’, etc. gebraucht werden können.

   
     ‘Manche mathem. Beweise sind die Ausrechnungen von Sätzen; manche nicht.’ Aber man hätte doch jedenfalls den Satz durch die Überlegungen des Beweises erhalten können!
166


   
      Wie aber, wenn ich das distributive Gesetz mach dem Skolemschen Beweis nicht angenommen hätte? Kann man sagen, ich hätte gegen eine Regel verstoßen?! – Freilich – : wo endet dann der Skolemsche Beweis? Man könnte ihn so enden lassen: “Und nun könnte || möchte man vielleicht schließen daß für alle Zahlen a b c …, aber das tun wir nicht, sondern sagen …”.

   
     Ich will sagen: Der Skolemsche Beweis befriedigt uns nicht darum, weil er einer Regel folgt.

   
     Oder: Mathematische Überlegung ist etwas nicht darum weil es einer Regel folgt. – Was heißt es aber: ‘Auf Grund dieser Überlegung erkenne ich diesen Satz an’? Wie weiß ich (sozusagen) daß es auf Grund dieser Überlegungen geschieht?

   
     Wie ergibt sich aus einer Regel eine andere?
     Was ist das Kriterium des Passens? Passen diese beiden Figuren
167
zusammen? – Das könnte heißen: “Passen sie nach der & der Regel?”, oder auch: “Sollen wir sagen solche Figuren ‘passen’, & daher dies etwa auch von den & den andern sagen?”.

   
     ¤ Wem ich Skolems Überlegung zeige, der wird nun geneigt sein, zu sagen, daß die Transformation jedes Zeichens ‘a + (b + c)’ das entsprechende Zeichen ‘(a + b) + c’ ergebensse. Und wird insbesondere geneigt sein dies in dem & dem speziellen Fall zu sagen, obwohl er die Transformation nicht ausgeführt hat. Er hat sich entschlossen ein neues Kriterium für das || dafür anzunehmen, daß das Resultat der Umformung dies ist.

   
     Was hat der gefunden, der eine neue Überlegung findet, die mich dorthin führt? Was ist der Nutzen der || einer neuen Überlegung, wenn ich schon an ihrem Ziel bin?

   
     Die neue Überlegung ein neues Paradigma?

   
16.2.
     Ich möchte etwas sagen, wie:
168
     daß die neue Überlegung eine neue Anwendung nahelegt. || zeigt. || Anwendungsmöglichkeit zeigt. Dort nämlich wo diese neue Überlegung interessant ist. (Denn wenn ich in ¤ einer Überlegung nur ein ‘a’ durch ein ‘b’ ersetze, so nennen wir was entsteht nicht einmal eine neue Überlegung.)

   
     ‘Du kannst es Dir aber auch so überlegen …’.

   
     ‘Eine Überlegung’ – könnte man sagen – ‘zeigt Prinzipien des Überlegens.’
   
17.2.
      Du kannst nicht die Lüge nicht aufgeben wollen & die Wahrheit sagen.

   
     Kannst Du Dir jemanden || jemand denken, der das Argument des Induktionsbeweises nicht annähme || annimmt? Der sagt: Ja, ich sehe: – wenn man 1 durch 3 dividiert bleibt der Rest 1 & nun muß man wieder durch 3 dividieren – – aber ob das auch so weitergeht, weiß ich nicht.
     Wie, wenn er bei der 40sten 3 angelangt auf 4 übergeht & sagt, das sei jetzt
169
die Fortsetzung in der gleichen Weise?
     Wir sagen, || : er habe uns mißverstanden. Aber er sagt, er habe uns nicht mißverstanden. Konnten wir es denn im vorhinein durch eine Regel verhindern, daß er plötzlich (einmal) von uns abweicht?

   
     Aber können wir uns auch den Andern denken, der (zwar) das rekursive Argument annimmt, aber nicht das Argument welches alle Stufen durchläuft? Ich glaube, ja. Er würde dem letzteren mißtrauen etwa mit der Begründung, er könne nie ganz sicher sein wenn er einen Prozeß wiederhole ob er auch wirklich beidemal das Gleiche tue.

   
     Was ist der Nutzen davon, daß wir eine neue Überlegung kennen lernen? Nun vor allem einmal braucht das gar keinen Nutzen zu haben, wenn etwa || z.B. die neue Überlegung der alten zu ähnlich sieht.

     Wenn wir, z.B., das distributive Gesetz auch als unabhängig vom Skolemschen Beweis annehmen || angenommen haben, so lehrt uns doch der
170
Skolemsche Beweis die Induktionsmaschine || Induktionsmaschinerie kennen, die mit dem Gesetz übereinstimmt. || , die jenes Gesetz zum Terminus ad quem hat || , die jenes Gesetz zum Zielpunkt hat.

   
     Was ist der ‘grammatische Wert’ dieser Induktionsmaschinerie?

   
     Wie kommt es, daß ich schreiben kann ‘25 × 25 = 625’ & nicht schreiben muß 25 × 25 sei auf diese Weise 625, indem ich nämlich die ganze Multiplikation anschreibe?
     Es ist schon wichtig daß man wisse daß der Gleichung 25 × 25 = 625 eine Multiplikation || ein Multiplikationsvorgang entspreche, daß diese Gleichung, z.B., keine Definition ist.

   
     Das Induktionsschema steht für eine Technik der Bildung von Ausdrücken.

   
     Ich lerne etwa eine neue Technik ein Zeichen dieser Form in ein Zeichen jener Form zu überführen. Und warum sollte das nicht nützlich sein können?
171
   
18.2.
     Wenn man in der Mathematik einen Satz so formuliert “Man kann nicht …” (z.B. “Man kann den Winkel mit … nicht 3-teilen”) so deutet man schon eine Verwendung des Satzes an: die nämlich, Einen zu überzeugen er solle die Versuche des 3-Teilens lassen da dabei nichts herauskommen könne. Wir haben also hier schon eine Voraussage. Ähnlich || Analog, wenn wir sagen: “Nach jeder Primzahl gibt es eine größere.”

   
     Technik zwei || mehrere Leute dasselbe Ornament zeichnen zu lassen, ohne daß sie es von einer gemeinsamen Vorlage kopieren: Wir lehren sie, z.B., Multiplizieren & können dann tatsächlich sicher sein, daß alle auf einen neuen Befehl dasselbe Ornament schreiben || zeichnen werden.

   
19.2.
Wenn Du die Lüge nicht prinzipiell aufgeben willst; so kannst Du sie nicht aufgeben.

   
     ‘Diese beiden Überlegungen führen zu demselben Resultat.’ Die beiden Überlegungen, etwa zwei charakteristische
172
Weisen, in denen || wie man 100 Kugeln in 5 Gruppen zu 20 Kugeln überführen kann. || 100 Kugeln in 5 Gruppen zu 20 Kugeln überzuführen. Den Charakter der Überlegungen || Überlegung || von Überlegungen erhalten diese Überführungen durch den Zweck dem sie dienen.
   
20.2.
      Sind die Sätze der Mathematik anthropologische Sätze, die sagen wie wir Menschen schließen & kalkulieren? – Ist ein Gesetzbuch, ein Werk über Anthropologie das uns sagt wie die Leute dieses Volkes einen Dieb etc. behandeln? ‒ ‒ Könnte man sagen: “Der Richter schlägt in einem Buch über Anthropologie nach & verurteilt hierauf den Dieb zum Galgen || zu einer Gefängnisstrafe.”
     Nun der Richter gebraucht das Gesetzbuch nicht als Handbuch der Anthropologie. (Gespräch mit Sraffa.)

   
     ‘Was sollen wir sagen?’ fragt der Philosoph.

   
     ‘Schau es so an, & es kommt dasselbe heraus.’

   
     Wir sagen, || : diese beiden Bilderreihen
173
überzeugen uns von demselben.

   
     Die Prophezeiung lautet nicht, daß der Mensch, wenn er bei der Transformation dieser Regel folgt das herausbringen wird, || sondern, daß er, wenn wir sagen werden, er folge der Regel, das & das herausbringen werde || wird.

   
     Wie, wenn wir sagten, daß mathematische Sätze, in diesem Sinne, Prophezeiungen sind || wären; indem sie voraussagen, was Menschen || die Glieder einer Gesellschaft, die diese Technik gelernt haben, in Übereinstimmung mit den übrigen Gliedern der Gesellschaft herausbringen werden. “25 × 25 = 625” hieße also, daß Menschen die unsrer Meinung nach nach den Regeln des Multiplizierens vorgehen || wenn sie unsrer Meinung nach die Regeln des Multiplizierens befolgen, bei der Multiplikation 25 × 25 zum Resultat 625 kommen werden. – Daß dies eine richtige Vorhersage ist, ist zweifellos; & auch, daß das Wesen des Rechnens auf solche Vorhersagen gegründet ist. D.h., daß wir etwas nicht ‘rechnen’ || ‘eine Technik des Rechnens’ nennen würden, wenn wir so eine Prophezeiung nicht mit Sicherheit
174
machen könnten. Das heißt eigentlich: das Rechnen ist eine Technik. Und was wir gesagt haben, gehört zum Wesen der || einer Technik.

   
     Man könnte die Prophezeiung auch so fassen: – daß Übereinstimmung bezüglich des Resultates der Rechnung erzielt werden wird, wenn Übereinstimmung bezüglich der richtigen Anwendung der Regeln erzielt wird.
     Oder: daß es unser aller Meinung nach der gleiche Schritt sein wird || werde, wenn er unser aller Meinung nach dieser (eindeutigen) Regel folgt || gemäß ist.

   
     Oder: Wir sind überzeugt, daß ich eine Rechnung so || dadurch kopieren kann, daß ich sie wieder ‘den Regeln gemäß’ ausführe || wir eine Rechnung so || dadurch kopieren können, daß wir sie wieder ‘den Regeln gemäß’ ausführen. || wir eine Rechnung kopieren können, indem wir sie ‘den Regeln gemäß’ ausführen.

   
     Könnte man nicht sagen, was ich sagen wollte, sei gewesen, || : daß, wo im Rechnen das richtige Prophezeien aufhörte (auch wenn dies z.B. in den Rechnungen der Logik der Fall ist), das Rechnen selber sein Ende
175
hat || findet.

   
     Gleite ich aber hier nicht in die Konstatierung || Behauptung || Feststellung hinein, die Mathematik bestehe aus Voraussagen, Naturgesetzen, bezüglich unserer Ausübung einer (gewissen) eingelernten Technik??
     Wenn ich aber das Rechnen anwende, geschieht es dann immer um solche || diese Voraussagen zu machen? Wenn ich z.B. ausrechne, wie viel Brote ich brauchen werde um … – so will ich eine Voraussage machen bezüglich der Brote; & der arithmetische Satz ist diese Voraussage noch nicht.

   
Zum Rechnen gehört, wesentlich, dieser Konsensus, das ist sicher. D.h.: zum Phänomen unseres || des || des Menschlichen Rechnens gehört dieser Konsensus.

   
In einer Rechentechnik müssen Prophezeiungen möglich sein.
     Und das macht die Rechentechnik einer || der Technik eines Spiels, wie des Schachs, ähnlich.
176


   
     Aber wie ist das mit dem Konsensus – heißt das nicht, daß ein Mensch allein nicht rechnen könnte?
     Nun, ein Mensch könnte jedenfalls nicht nur einmal in seinem Leben rechnen.

   
     Man könnte sagen: alle möglichen Spielstellungen im Schach können als Sätze aufgefaßt werden, die sagen, sie (selbst) seien mögliche Spielstellungen. Oder || ; oder auch als Prophezeiungen: die Menschen werden diese Stellungen durch Züge erreichen können welche sie übereinstimmend für den Regeln gemäß erklären. Eine so erhaltene Spielstellung ist dann ein bewiesener Satz, dieser Art.

   
     “Eine Rechnung ist ein Experiment.” – – Eine Rechnung kann ein Experiment sein. Der Lehrer läßt den Schüler eine Rechnung machen, um zu sehen ob er rechnen kann; das ist ein Experiment.

177


   
     Wenn in der Früh im Ofen Feuer gemacht wird, ist das ein Experiment? Aber es könnte eins sein.
     Und so sind auch Schachzüge nicht Beweise & Schachstellungen nicht Sätze. Und mathematische Sätze nicht Spielstellungen. Und so sind sie auch nicht Prophezeiungen.

   
     Ich könnte also eine Rechnung machen, um vorauszusagen, was ein Anderer dabei || bei dieser Rechnung erhalten wird || , der sie rechnet, erhalten wird. Und ich könnte dann sagen, ich mache sozusagen ein Experiment mit mir, ich sehe || versuche || sehe nach || indem ich nachsehe, wie ich (auf diese Regeln) reagiere um daraus || draus zu schließen, wie er reagieren wird.

   
Oder man könnte sagen: Das Rechnen hat sich gut bewährt. Man hat gefunden, wenn man Menschen abrichtet gewisse Operationen mit Zeichen || Strichen vorzunehmen || auszuführen, wenn man dann diese Technik auf bestimmte Weise mit der des Brückenbauens verbindet, so fallen || stürzen die Brücken nicht ein.

   
     Aber halt – wenn nun das Rechnen
178
diesen Nutzen hätte, – müßte es dann auch noch zu Prophezeiungen über das Resultat von Rechnungen dienen können?

   
     Ist etwas eine Überlegung, was niemand als nur ich als (eine) Überlegung anerkennt? Oder etwas, was ich nur einmal & nie wieder als Überlegung anerkenne?

   
     Wenn eine Rechnung ein Experiment ist; was ist dann ein Rechenfehler || Fehler in der Rechnung || ein Rechenfehler? Ein Fehler im Experiment? Nicht doch; ein Fehler im Experiment wäre es etwa gewesen, wenn ich die Bedingungen des Experiments nicht eingehalten hätte, wenn ich also einen Menschen || jemand etwa bei furchtbarem Lärm rechnen ließe. || hätte rechnen lassen.

   
Aber warum soll ich nicht sagen: Ein Rechenfehler ist zwar kein Fehler im Experiment aber ein – manchmal erklärliches manchmal nicht erklärliches – Fehlgehen des Experiments?

   
     Müßte ich nicht sagen die || eine Rechnung
179
sei ein Experiment mit der Menschheit, denn die kann keinen Rechenfehler machen.

   
Aber ich könnte doch das Verhalten einer Tierart untersuchen || studieren, indem ich Experimente mit einem Tier oder sagen wir mit einer kleinen Anzahl || Gruppe von Exemplaren || Tieren mache. Es genügt dann wenn in den meisten Fällen das Verhalten der Versuchstiere für das Verhalten aller || der übrigen Tiere maßgebend ist.

   
     Und so könnte ich sagen: Beim Rechnen mache ich ein Experiment, ich schaue nach, was ich (unter den richtigen Bedingungen) bei dieser Rechnung herausbringe – weil dies so gut wie immer mit dem, was alle andern unter solchen Bedingungen erhalten, übereinstimmt.

   
     Oder soll ich sagen: ‘übereinzustimmen scheint’?

   
     Mache ich ein Experiment, wenn ich die aufgezogene Uhr ablaufen & so die Zeit zeigen lasse? wenn || Wenn ich etwa jetzt nachschaue, wie viel Uhr
180
es ist?
     Nun, es wird niemand das ein Experiment nennen.

   
21.2.
Soll ich sagen: “Mathematische Beweise sind Experimente, die uns zeigen, was wir zu sagen geneigt sind”?

   
     “Eine Rechnung, z.B., eine Multiplikation, ist ein Experiment: wir wissen nicht, was herauskommen wird, & sehen || erfahren es nun, wenn die Multiplikation fertig ist.” – Gewiß & || ; wir wissen auch nicht, wenn wir spazierengehen, genau an welchem Punkt wir nach 5 Minuten angelangt sein || uns in 5 Minuten befinden werden – aber ist Spazierengehen darum || deshalb ein Experiment? – Ja; || Gut; aber in der Rechnung wollte ich doch, von vornherein, wissen, was herauskommen werde; das war es doch, was mich interessierte. Ich bin doch neugierig auf das Resultat. Aber nicht als auf etwas || das, was ich sagen werde, sondern, auf etwas, was ich sagen soll. || , was ich wohl sagen werde, sondern als auf das, was ich sagen soll.

   
     Wenn ich einen Maßstab anfertige, etwa ihn von einem Urmaßstab abnehme,
181
ableite, so könnte man sagen, ich machte || mache ein Experiment, in dem ich herausfinde ‒ ‒ ‒

   
     Wenn ich sage, ich experimentiere || wir experimentieren beim Rechnen, – dann natürlich nicht mit Zeichen, sondern mit uns selbst. Es ist dann ein psychologisches Experiment über das Erlebnis des Zustimmens.

   
     Aber interessiert Dich nicht eben an der || dieser Multiplikation, wie die Allgemeinheit der Menschen im allgemeinen rechnen wird? Nein – wenigstens für gewöhnlich nicht – wenn ich auch zu einem gemeinsamen Treffpunkt mit der Menschheit eile. || mit Allen eile.
     Aber die Rechnung zeigt mir doch eben, experimentell, welches dieser Treffpunkt ist. || wo dieser Treffpunkt liegt. Ich lasse mich || , gleichsam || , ablaufen, & sehe wo ich hingelange. Und die richtige Multiplikation ist das Bild davon, wie wir alle ablaufen, wenn wir so aufgezogen werden.

   
     Die Erfahrung lehrt, daß wir Alle diese Rechnung richtig finden.

   
     Wir lassen uns ablaufen & erhalten
182
das Resultat der Rechnung. Aber nun – will ich sagen – interessiert uns nicht, daß wir etwa unter diesen & diesen Bedingungen – dies Resultat erzeugt haben; || – – uns interessiert das Bild des Ablaufs, || aber nicht als das Resultat eines Experiments, sondern als ein Weg.
   
22.2.
     Wie wenn man sagte: Die Rechnung sei eine Reaktion, ein bedingter Reflex, – nicht ein Satz || eine Aussage über so einen Reflex.

   
Man könnte auch die Rechnung eine Reihe von Entscheidungen nennen & das Resultat eine Schlußentscheidung.

   
     Wir sagen nicht: “also so gehen wir!”, sondern: “also so geht es!”

   
     Wenn Einer || einer sagt: “das Resultat der Rechnung findet man experimentell, so müßte man ihm antworten: “ja, wie soll er || man es || er's denn finden?”

   
     Ist der Ausdruck einer || der Entscheidung
183
ein Satz, der sagt, daß ich mich so entscheide?
     Der bewiesene Satz als Ausdruck || Äußerung einer Entscheidung.

   
     Ich lasse mich ablaufen & das Ende des Ablaufs ist der bewiesene Satz. Aber sagt dann der Satz etwas über diesen Ablauf?
     Wir haben ein Experiment gemacht – aber im Experiment wurde ein Satz erzeugt (wie sonst etwa eine chemische Verbindung). Und nun gibt es einen andern Satz, der sagt, daß jener Satz erzeugt wurde. – Aber wie, wenn ich als || zum Ausdruck hiefür eben jenen Satz gebrauchte? So daß also “25 × 25 = 625” mir sagen soll, daß die Menschen, so & so abgerichtet, allgemein dies herausbringen. Nun, so eine Aussage gibt es doch, hat doch einen guten Sinn. Und wenn das so ist – könnte man fragen –, soll || sollte es dann wirklich zwei Sätze geben: einen, der dieses anthropologische Faktum ausspricht, das doch offenbar für den Sinn || Nutzen der || für die Möglichkeit einer Arithmetik wesentlich ist, & einen andern, der ein davon unabhängiges arithmetisches Faktum 25 × 25 = 625 aussprechen soll?
     Hier liegt der gewisse Unsinn nahe: “es || Es kommt darauf an, wie wir den Satz
183
meinen”. Man kann aber sagen: es kommt drauf an, wie wir den Satz verwenden, was wir mit ihm tun.

   
     “Aber, daß 25 × 25 625 ist, ist etwas, was wir vor dem ausführen der Multiplikation nicht wußten.” – Könnte ich nicht auch sagen: dieser Satz ist einer, dessen Beweis wir vorher nicht kannten. – – – [Soll wissen & kennen kontrastieren. Hängt auch damit zusammen; Wir wußten nicht nur nicht, daß dieser Satz (oder diese Zahl) herauskommen würde, sondern auch nicht wie, in welchem Sinne, er ‘herauskommen’ würde.]

   
     ‘Der Beweis schafft einen Begriff.’ || schafft uns einen Begriff.’

   
     Wir sind Alle || alle gleich gestimmt, wir laufen Alle || alle gleich ab – – aber heißt das, daß wir diese Gleichheit des Ablaufs unbedingt nur || Ablaufs nur immer dazu verwenden, den Ablauf des einen Menschen aus dem || dem Ablauf des andern || des Einen aus dem Ablauf eines Andern vorherzusagen || vorauszubestimmen?

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Wer sagt, er sei neugierig, zu wissen, was die Multiplikation … x … ergeben wird, könnte sagen, er sei neugierig zu sehen, womit er (am Ende || am Schluß) übereinstimmen werde. || sehen, welcher Rechnung er zustimmen werde. – Das könnte aber ganz mißverstanden werden. –

   
     Unsre Zustimmung läuft gleich ab, – aber wir bedienen uns dieser Gleichheit des Ablaufs nicht bloß, um Zustimmungsabläufe vorauszusagen || vorauszubestimmen. Wie wir uns des Satzes “dies Heft ist rot” nicht nur dazu bedienen um vorherzusagen, daß die meisten Menschen es || das Heft ‘rot’ nennen werden.
   
23.2.
     “Und das nennen wir doch ‘dasselbe’”. Bestünde keine Übereinstimmung in dem, was wir ‘rot’ nennen, etc., etc., so würde die Sprache aufhören. Wie ist es aber bezüglich der Übereinstimmung in dem, was wir “Übereinstimmung” nennen?
     Wir können das Phänomen einer Sprachverwirrung beschreiben; – aber welches sind für uns die Anzeichen einer Sprachverwirrung? Nicht notwendigerweise Tumult & Verwirrung
184
im Handeln.
|| Wirrwarr. || & Wirrwarr im Handeln || in den Handlungen.
Dann also, || : daß ich mich, wenn die Leute sprechen, nicht auskenne; nicht übereinstimmend mit ihnen reagieren kann || reagiere.

   
     ‘Das ist für mich kein Sprachspiel.’ Ich könnte dann aber auch sagen: Sie begleiten zwar ihre Handlungen mit Lauten || Sprechlauten & ihre Handlungen kann ich nicht ‘verwirrt’ nennen, aber doch haben sie keine Sprache. – Vielleicht aber würden ihre Handlungen verwirrt, wenn man sie daran hinderte jene Laute von sich zu geben.

   
     Wir können || Es ist kein Zweifel: wir können wissenschaftlich voraussagen, was Menschen bei einer Rechnung herausbringen werden, indem wir selbst sie rechnen; || – – & das muß sehr wichtig sein.

   
     Man könnte sagen: ein Beweis dient der Verständigung. Ein Experiment setzt sie voraus.
     Oder auch: Ein math. Beweis formt unsere Sprache.

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     Aber es bleibt doch bestehen, daß man mittels eines math. Beweises wissenschaftliche Voraussagen über das Beweisen anderer Menschen machen kann. –
     Wenn mich Einer fragt: “Was für eine Farbe hat dieses Buch?” & ich antworte: “Es ist grün.” – hätte ich ebensowohl die Antwort geben können: “Die Allgemeinheit der Deutschsprechenden nennt das ‘grün’”?
     Könnte er darauf nicht fragen: “Und wie nennst Du es”? Denn er wollte meine Reaktion hören.

   
Die Grenzen des Empirismus


   
     Wenn ich die Multiplikation rechne, – ist das Resultat, || : daß die Menschen, allgemein, damit || mit dem was ich erhalte allgemein übereinstimmen werden?
     Es gibt doch eine Wissenschaft von den konditionierten Rechenreflexen; || ; – ist das die Mathematik? Jene || Diese Wissenschaft wird sich auf Experimente stützen: & diese Experimente werden Rechnungen sein. Aber wie, wenn diese Wissenschaft recht exakt, & am Ende gar eine ‘mathematische’ Wissenschaft würde?
     Ist das || ein Resultat dieser
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Experimente nun, daß (die) Menschen in ihren Rechnungen übereinstimmen, oder, daß sie darin übereinstimmen, was sie “übereinstimmen” nennen? || oder, daß sie in dem, || bezüglich dessen, was sie “übereinstimmen” nennen übereinstimmen || in Übereinstimmung sind? Und das geht so weiter.

   
     Man könnte sagen: jene || diese Wissenschaft würde nicht funktionieren, wenn wir in Bezug auf die Idee der Übereinstimmung nicht übereinstimmten.

   
     Es ist doch klar, daß wir ein mathematisches Werk zum Studium der Anthropologie verwenden können. Aber eines ist dann nicht klar: – ob wir sagen sollen: “diese Schrift zeigt uns wie bei diesem Volk mit Zeichen operiert wurde”, oder ob wir sagen sollen: “diese Schrift zeigt uns, welche Teile || welchen Teil der Mathematik dieses Volk beherrscht hat”.

   
     Ist meine Überzeugung, daß ich richtig gezählt, keine Ziffer ausgelassen, keine wiederholt habe, die Überzeugung, daß die Allgemeinheit so zählt?
     Gebrauche ich ein Wort – das Wort
187
‘zählen’, oder ‘rot’ || ‘wiederholen’, etc.auf Grund der Überzeugung, daß die Allgemeinheit es so gebraucht?

   
     Ich beginne eine Rechnung & bin neugierig, womit ich übereinstimmen werde; & die Rechnung zeigt es mir. (Das erinnert irgendwie an die Relativitätstheorie.) Aber wie, wenn ich mich irrte, – indem ich etwas für Übereinstimmung hielte || hielt, was es nicht ist! || ?

   
     Spiralfedern sind so montiert, daß man sie um einen beliebigen meßbaren Winkel zusammendrehen & dann zurückschnellen lassen kann. Sie sind alle gleich abgestimmt, so daß sie, um den gleichen Winkel zusammengedreht, gleichlang brauchen, um in die Ruhelage zurück zu gelangen. Wir benützen diesen || so einen Apparat, u.a., um zu finden wie lange ein andrer gleichgestimmter brauchen wird einen gewissen Winkel zurückzulegen. (Ähnlich könnte man Menschen abstimmen || so abrichten, daß sie alle zu einer || der gleichen Multiplikation gleichlang brauchen.)

   
     Kann ich, am Ende einer Multiplikation
188
angelangt, sagen: “Also damit stimm' ich überein! ”? – Aber kann ich es bei einem Schritt der Multiplikation sagen? Etwa wenn ich sage || bei dem Schritt “2 × 3 = 6”? || ? Nicht ebensowenig, wie ich es, auf dies Papier sehend, sagen kann: “Also das nenne ich ‘weiß’!”?

   
     Ähnlich scheint mir der Fall zu sein, wenn jemand sagte: “Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, was ich heute morgen || heute getan habe, mache ich ein Experiment (ich lasse mich auch hier || wieder ablaufen) & die Erinnerung, die dann kommt, dient dazu mir zu zeigen, was Andere, die mich gesehen haben, auf die Frage, was ich getan habe, antworten werden.

   
     Was geschähe, wenn es uns öfter so ginge, daß wir eine Rechnung machen & sie als richtig finden; || dann rechnen wir sie nach & finden sie stimmt nicht: wir glauben, wir hätten früher etwas übersehen – wenn wir sie wieder nachrechnen scheint uns unsre zweite Rechnung nicht zu stimmen, usf.
     Sollte ich das nun ein Rechnen
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nennen, oder nicht? – Er kann jedenfalls nicht die Voraussage auf seine Rechnung bauen, daß er das nächste mal || Mal wieder dort landen wird. – Könnte ich aber sagen, er habe diesmal falsch gerechnet, weil er das nächste mal nicht wieder so gerechnet hat? Ich könnte sagen: wo diese Unsicherheit bestünde gäbe es kein Rechnen.

   
     Aber ich sage doch anderseits wieder: ‘wie man rechnet, || so ist es richtig.’ Es kann kein Rechenfehler in 12 × 12 = 144 bestehen. Warum? Der || Dieser Satz ist unter die Regeln aufgenommen.
     Ist aber ‘12 × 12 = 144’ die Aussage, es sei allen Menschen natürlich 12 × 12 so zu rechnen, daß 144 herauskommt?
   
24.2.
     Wenn ich eine Rechnung mehrmals nachrechne, um sicher zu sein, daß ich richtig gerechnet habe, & wenn ich sie dann als richtig anerkenne, – habe ich da nicht ein Experiment wiederholt um sicher zu sein, daß ich das nächste mal wieder gleich ablaufen werde? – Aber warum
190
soll || sollte mich dreimaliges Nachrechnen davon überzeugen, daß ich das vierte Mal ebenso ablaufen werde. – Ich würde sagen: ich habe nachgerechnet um sicher zu sein, ‘daß ich nichts übersehen habe’.
     Die Gefahr ist hier, glaube ich, eine Rechtfertigung unsres Vorgehens zu geben, wo es eine Rechtfertigung nicht gibt & wir einfach sagen sollten: so machen wir's.

   
     Wenn Einer wiederholt ein Experiment anstellt, ‘immer wieder mit dem gleichen Resultat’, hat er dann zugleich ein Experiment gemacht, das ihn lehrt, was er ‘das gleiche Resultat’ nennen wird || nennt, wie er also das Wort “gleich” gebraucht? Mißt der, der den Tisch mit dem Zollstock mißt, auch den Zollstock? Mißt er dabei den Zollstock, so kann er den Tisch nicht messen. || Mißt er den Zollstock, so kann er dabei || damit den Tisch nicht messen.

   
     Wie, wenn ich sagte: “Wenn Einer den Tisch mit dem Zollstock mißt, so macht er dabei || damit ein Experiment, welches
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ihn lehrt, was bei der Messung dieses Tisches mit andern || allen andern Zollstaben herauskäme”? Es ist doch gar kein Zweifel, daß man aus der Messung mit einem Zollstab voraussagen kann, was die Messung mit andern Zollstäben ergeben wird. Und ferner, || || , könnte man es nicht tun – daß dann unser ganzes System des Messens zusammenfiele.
     Kein Zollstab, || könnte man sagen, || wäre richtig, wenn sie nicht alle || allgemein übereinstimmten. – Aber wenn ich das sage, so meine ich nicht, daß sie dann alle falsch wären.

   
     Kann ich einen mathematischen Satz ersetzen durch den Satz: “Wenn ich Menschen gehörig aufziehe & sie (dann) von diesem Punkte ablaufen lasse, so werden sie, so gut wie immer, zu diesem Resultat gelangen.”?

   
     Der Philosoph muß sich vor nichts mehr hüten, als einen Knoten zu zerschneiden, oder einen Faden abzureißen. || zu zerreißen Er muß die Knoten alle || , alle, auflösen.

   
     Wer Arithmetik lernt || , soll ich
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von dem sagen, er wird aufgezogen (konditioniert um dann richtig abzulaufen), oder: er lernt || lerne jene anthropologischen Wahrheiten über die Abläufe. Oder wird er zuerst aufgezogen & dann lernt er jene || diese Wahrheiten?

   
     Das Rechnen verlöre seinen Sinn || Witz, wenn Verwirrung einträte. Wie der Gebrauch der Worte “grün” & “blau” seinen Witz verlöre. Und doch scheint es Unsinn zu sein, zu sagen, daß ein Rechensatz sage, || behaupte, || : es werde keine Verwirrung eintreten. – Ist die Lösung einfach die, daß der Rechensatz nicht falsch werde, sondern nutzlos, wenn Verwirrung einträte?
     Sowie der Satz dies Zimmer ist 16 Fuß lang dadurch nicht falsch würde, daß Verwirrung in den Maßstäben & im Messen einträte. Sein Sinn, nicht seine Wahrheit basiert auf dem ordnungsgemäßen Ablauf der Messungen. (Sei aber hier nicht dogmatisch. Es gibt Übergänge, die die Betrachtung erschweren.)

   
     Wie, wenn ich sagte: der Rechensatz
193
drückt die Zuversicht aus, es werde keine Verwirrung eintreten. –
     Dann drückt der Gebrauch aller Worte die Zuversicht aus, es werde keine Verwirrung eintreten.

   
Ich bin ein zweitrangiger Dichter. Wenn ich auch als Einäugiger König unter den Blinden bin. Und ein zweitrangiger Dichter täte besser daran, das Dichten aufzugeben. Auch wenn er damit unter seinen Mitmenschen hervorragt.

   
     Man kann aber dennoch nicht sagen, der Gebrauch des Wortes ‘grün’ besage, es werde keine Verwirrung eintreten; || , weil dann der Gebrauch des Wortes “Verwirrung” wieder eben dasselbe über dieses Wort aussagen müßte.

   
     Wenn “25 × 25 = 625” die Zuversicht ausdrückt || ausspricht, wir werden uns immer wieder leicht dahin einigen können, daß der Weg, der mit diesem || jenem Satz endet, zu nehmen sei – wie drückt dann dieser Satz nicht die andere Zuversicht aus, wir würden uns immer
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wieder über seinen Gebrauch einigen können.

   
     Wir spielen mit den beiden Sätzen nicht das gleiche Sprachspiel.

   
     Oder kann man sowohl zuversichtlich sein, man werde dort || dorten die gleiche Farbe sehen || finden wie hier – & auch, || : man werde die Farbe, wenn sie gleich || die gleiche ist, gleich zu benennen geneigt sein?

   
     Ich will doch sagen: Die || die Mathematik ist als solche immer Maß & nicht Gemessenes.

   
     Ich erwarte, dort dieselbe Farbe zu finden, wie hier. Ich gehe hin & finde wirklich die gleiche Farbe. Sage ich: “Ja, ich hatte recht; ich nenne, was ich hier sehe, wirklich ‘die gleiche Farbe’.”? Ist also meine Erwartung erfüllt, weil ich mit diesen Worten auf das, was ich sehe, reagiere? Nein; || ; – hier sind verschiedene Sprachspiele.

   
     Warum soll ich eine Multiplikation
195
rechnen können nicht “wissen” nennen, “was herauskommt”. Denn fragt mich jemand: “Weißt Du, was bei 732 × 345 herauskommt?” so antworte ich: “Ja; das.” & fange an zu rechnen. || & fange an, ihm die Multiplikation vorzurechnen. Er || Ich kann sagen: ich weiß das Resultat nur als Ende der Multiplikation.

   
     Was ist das für ein Satz, || : daß sich das distributive Gesetz induktiv beweisen läßt? Oder: daß es sich aus der rekursiven Definition a + (b + 1) = (a + b) + 1 durch Induktion beweisen läßt?
   
25.2.
     Der Begriff des Rechnens schließt (den Begriff der) Verwirrung aus. – Wie, wenn Einer beim Rechnen einer Multiplikation zu verschiedenen Zeiten Verschiedenes herausbrächte & dies sähe, aber in der Ordnung fände? – Aber dann könnte er doch, die Multiplikation || das Multiplizieren nicht zu den Zwecken verwenden, wie wir es tun! – Warum nicht? Und es ist auch nicht gesagt, daß er dabei immer übel führe || fahren würde || müßte. || daß er dabei übel fahren müßte.¤

196


   
     Die Auffassung der Rechnung als Experiment kommt uns leicht als die einzige || einzig realistische vor.

   
     Alles andere || , meinen wir || , sei Gefasel. Im Experiment haben wir etwas Greifbares.
     Es ist beinahe, als sagte man: “Ein Dichter, wenn er dichtet, stellt ein psychologisches Experiment an; nur || . Nur so ist es zu erklären, daß ein Gedicht Wert || einen Wert haben kann.” Man verkennt das Wesen des ‘Experiments’, – indem man glaubt, jeder Vorgang, auf dessen Ende wir begierig || gespannt sind, sei was wir “Experiment” nennen. || ein Experiment.

   
     Ein Experiment hat eine || eine bestimmte Pointe. Wenn ich durch ein Fernrohr blicke so kann es geschehen, um die Bewegung eines Sterns zu beobachten; & auch, || : um meine Augen zu prüfen. Die Pointe des Experiments ist, || einmal, || : ‘etwas über die Bewegung der Sterne zu erfahren’, einmal: ‘ etwas über meine Augen zu erfahren’. Aber erfahre ich denn nicht beides zugleich: indem ich doch mit meinen Augen diese Bewegung der Sterne sehe?
197


   
     Es scheint wie Obskurantismus, wenn man sagt, eine Rechnung sei kein Experiment. In gleicher Weise wie auch die Feststellung, die Mathematik handle nicht von Zeichen oder Schmerzen seien || Schmerz sei nicht eine Form des Benehmens. Aber nur weil die Leute glauben, man behaupte damit die Existenz eines ungreifbaren, Gegenstands || d.i. schattenhaften, Gegenstands neben dem uns Allen greifbaren. Während wir nur auf verschiedene Verwendungsweisen der Worte hinweisen.
     Es ist beinahe als sagte man: ‘blau’ müsse einen blauen Gegenstand bezeichnen – – der Zweck des Wortes wäre sonst nicht einzusehen. || ungreifbar.

   
     Durch seinen Ausdruck “Gebiet des realen nicht Wirklichen || Nichtwirklichen” hat Frege seiner Sache sehr geschadet. || Frege hat durch seinen Ausdruck “Gebiet des realen nicht Wirklichen || Nichtwirklichen seiner Sache sehr geschadet. Das Wort “Gebiet” ist so irreführend, || wie das Wort “Gegenstand” auf Zahlen angewandt. || angewendet.

   
     Daß ich ein Bild als Paradigma annehme, heißt nicht, daß ich seine Nützlichkeit behaupte. || annehme, daß heißt nicht: ich behaupte seine Nützlichkeit. ||
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annehme – das heißt nicht, daß ich seine Nützlichkeit behaupte.


   
     Bedenke, den fluktuierenden Sinn des Wortes “Nützlichkeit”.

   
     “Experiment” nennen wir nur etwas innerhalb einem System von Handlungen. Aber das vergessen wir, wenn || , sobald ein Vorgang, der wie ein Experiment aussieht, uns vor den Augen ist. || wenn etwas uns vor den Augen ist, was wie ein Experiment aussieht. || “Experiment” nennen wir gewöhnlich nur || wir sonst nur etwas innerhalb einem System von Handlungen. Aber das vergessen wir, sobald ein Vorgang, der wie ein Experiment aussieht, uns vor den Augen ist.

   
     Inwiefern (aber) ist es dem Rechnen wesentlich, daß die Allgemeinheit der Menschen gleich rechnet || alle Menschen gleich rechnen? Inwiefern ist ihm also wesentlich, daß ich aus meiner Rechnung, die des Andern soll voraussagen können?
     Können wir uns denken, daß dies die einzige Verwendung des Multiplizierens, z.B., wäre? Das Rechnen || Multiplizieren wäre dann eine Art automatisches Sprechen || automatischen Sprechens (Assoziierens), der Zweck lediglich, zu erfahren,
199
was der Andre unter gleichen Umständen sagt. Es gäbe dabei natürlich || Dabei gäbe es natürlich ein Kriterium der Gleichheit der Bedingungen || Umstände & des Gesagten || Gesprochenen || Dabei wäre natürlich ein Kriterium der Gleichheit der Bedingungen || Umstände & des Gesagten || Gesprochenen nötig. || gäbe es natürlich ein Kriterium der Gleichheit der Bedingungen || Umstände & des Gesagten || Gesprochenen. Und nun könnte es sein, daß der Andre zwar nicht das Gleiche, aber etwas aus meinem Ablauf || aus dem Meinen nach einer gewissen Transformationsregel erhältliches || Erhältliches sagte. Ich würde dann nach meinem automatischen Ablauf berechnen, was des Andern Ablauf sein wird. Das Rechnen gibt uns (hier) eine Vergleichsmethode.
   
26.2.
     “Der Beweis muß übersichtlich sein” heißt: Im || im Beweis gibt es nicht (wie im Experiment) verborgene Vorgänge, die das Resultat, wir wissen nicht wie, hervorbringen.
     Und das ist eine grammatische Bemerkung! Wer dies nicht versteht, mißversteht sie.

   
     Denken wir uns zu einem jeden Beweis einen Satz, der das logische Produkt aller Sätze des Beweises ist. Dann wäre der Beweis auch ein Beweis dieses Satzes. Und zwar hätte man, indem man den Satz liest, seinen Beweis gelesen.

200


   
Ich möchte die transformierende Tätigkeit des Beweisens als Tätigkeit zu || mit einem andern Zweck, mit einem andern Nutzen als dem des Beweisens, auffassen. || , zu anderm Nutzen als dem Beweisnutzen, auffassen. || Beweistätigkeit als Tätigkeit zu anderm Zweck, zu anderm Nutzen als dem des Beweisens, auffassen.
   
27.2.
     Kann man sagen, daß jeder Beweis sich entweder schon-akzeptierter[Bindestrich] || ◇akzeptierter Formen der Überlegung bedient, oder solche Formen in den Gebrauch einführt? || in unser Denken einführt? || in unsre Überlegungen einführt? || oder solche in unser Überlegen einführt?
   
28.2.
     Das Spiel mit den 3 Stößen pyramidenförmig geschlichteter || aufeinandergelegter || aufeinandergetürmter Scheibchen. Einer lehrt mich || Es lehrt mich Einer die Technik die Scheibchen von einem Stoß auf einen andern zu übertragen so daß nie ein größeres auf einem kleineren zu liegen kommt.
     Ich lerne – scheint es – etwas Mathematisches. Aber warum? Doch wohl, weil ich eine mathematische Betrachtung daran anknüpfe.
     Diese Technik dieses || des Umformens könnte zu rein praktischen Zwecken || lediglich praktischem Nutzen gelehrt werden. Ich meine, etwa,
zu baulichen. || baulichen Zwecken. || für bauliche Zwecke. Und die Regel || Vorschrift, es dürfe nie eine || keine größere Scheibe auf einer kleineren ruhen, könnte Gründe der Stabilität oder Festigkeit haben. – Wenn nun Einer findet, wie die Scheiben diesen Bedingungen entsprechend zu übertragen sind, d.h., diese || eine Technik begründet, eine Regel gibt & sie lehrt, – lehrt er dann eine mathematische Technik?

   
     Könnte man sich nicht denken, daß Einer vom Resultat der Addition
8271
9537
8321
7204

33333
überrascht wäre, || : || da er sich als das Resultat der || einer Addition || als Ergebnis des Addierens so bunter Zahlen nicht || nie eine so einförmige Zahl erwartet hätte. –
     Und nehmen wir an, er hätte an der Addition ein ästhetisches Vergnügen, wie am Verlauf eines Musikstücks, so könnte das Entstehen jener Gleichförmigkeit aus dieser || der Buntheit die Pointe des Musikstücks sein, das, was uns immer von neuem überrascht.

   
Ich bin dumm, ich kann das Einfachste nicht ausdrücken. –

   
     Die Technik jener Umformungen mit der verglichen, die uns Skolem lehrt um zum Distributiven
202
Gesetz zu gelangen.
   
29.2.
     Was für eine Art Erfindung ist die Erfindung des Nonius?

   
     Die Aufgabe jene Scheiben zu übertragen lautete: ‘Du mußt sie übertragen, ohne daß …’. Und kann man nicht sagen, Skolem zeige || lehre uns || vom Skolemschen Beweis sagen, er lehre uns, einen beliebigen Satz der Form ‘a + (b + c) = (a + b) + c’ bilden, ohne daß …?
     Also, er überzeuge uns davon, daß jeder beliebige solche Satz durch Anwendung bloß dieser Transformationen || Umformungen || Arten der Umformung aus diesem Gebilde || Grundgebilde erhältlich ist.

   
     ‘Man kann den Satz auch so einsehen.’ Dabei ruht der Blick nur auf diesem Satz, als (dem) Ziel des Beweises. Wir zielen nur auf diesen Satz, nicht auf die Flugbahn des || unsres Geschosses. Nicht diese Flugbahn wollen wir es zu jenem Punkt durchlaufen lassen; sondern es soll, gleichgültig wie, diesen Punkt erreichen. – Aber, unter andern Umständen, mag es gerade die Flugbahn sein, auf die's uns ankommt.

   
     Könnte ich nicht einen Beweis
203
dafür geben, daß die beiden Zeilen des Induktionsschemas
a + (b + (c + 1)) = ◇ a + ((b + c + 1)) || = (a + (b + c)) + 1
(a + b) + (c + 1) = ((a + b) + c) + 1(Ƒ)
restlos, sozusagen, durch das Transformationsschema α + (β + 1) = (α + β) + 1 teilbar sind?

   
1.3.
Der Beweis sähe so aus:

a + (b + (c + 1) || α + (β + 1)) = a + ((b + c) + 1); a + ((b + c) + 1) || α + (β(Ƒ) + 1) = (a + (b + c)) + 1
etc.(Ƒ)


   
     Wenn man die Operation, die man hier mit der linken Seite einer Gleichung vornehmen¤ muß, um die rechte zu erhalten, ‘τ’ nennt, so könnte man etwa schreiben:
      τ2' {a + (b + (c + 1))} = (a + (b + c)) + 1      τ' {(a + b) + (c + 1)} = ((a + b) + c) + 1(Ƒ)

   
Sind die, die in der Logik (Mathematik) zu Widersprüchen gelangt sind, in meinem Sinne ‘in Schwierigkeiten geraten’? (Newman) – Wenn man es so ansieht, || : daß der Kalkül vor ihren Augen zu schillern anfing, || so möchte man das sagen.

204


   
     Ich habe ein Spiel erfunden, || komme drauf, daß, wer anfängt immer gewinnen muß: Es ist also kein Spiel, ich || . Ich ändre || ändere es ab; nun ist es in Ordnung.

   
     Habe ich ein Experiment gemacht, & war das Ergebnis, daß, wer anfängt immer gewinnt? oder: daß wir so zu spielen geneigt sind, daß dies geschieht? Nein. – Aber das Resultat hattest Du Dir doch nicht erwartet! Freilich nicht; aber das macht das Spiel nicht zum Experiment || zu keinem Experiment.

   
     Was heißt es aber: Nicht wissen, woran es liegt, daß es immer so ausgehen muß? Nun, es liegt an den Regeln. – Ich will wissen, wie ich die Regeln abändern muß um zu einem richtigen Spiel zu gelangen. – Aber Du kannst sie ja z.B. ganz abändern –also statt Deinem, ein gänzlich anderes Spiel angeben. – Aber das will ich nicht. Ich will die Regeln im großen ganzen beibehalten & nur einen Fehler ausmerzen. – Aber das ist vag || . Es ist nun einfach
205
nicht klar, was als dieser Fehler zu betrachten ist.

   
     Es ist beinahe, wie wenn man sagt: Was ist der Fehler in || an diesem Musikstück? es klingt nicht gut in den Instrumenten. – Nun, den Fehler muß man nicht in der Instrumentation suchen; man könnte ihn in den Themen suchen.

   
     Nehmen wir aber an, das Spiel sei so, daß, wer anfängt immer durch einen bestimmten( || , einfachen) || , Trick gewinnen kann. Darauf aber sei man nicht gekommen; – es ist also ein Spiel. Nun macht uns jemand darauf aufmerksam. Und || ; und || ; – und es hört auf ein Spiel zu sein.

   
     Wie kann ich dies wenden, daß es mir klar wird? – Ich will nämlich sagen: “& es hört auf ein Spiel zu sein”, || nicht: “& wir sehen nun, daß es kein Spiel war”. || .”

   
     Das heißt doch, || : ich will sagen, man kann es auch so auffassen: || , daß der Andre uns nicht auf etwas aufmerksam gemacht hat; sondern daß er uns statt unseres, ein anderes || andres Spiel
206
gelehrt hat. – Aber wie konnte durch das neue das alte obsolet werden! || ? – Wir sehen nun etwas anderes, & können nicht mehr naiv weiterspielen.
     Das Spiel bestand einerseits in unsern Handlungen (Spielhandlungen) auf dem Brett; und diese Spielhandlungen könnte ich jetzt so gut ausführen, als früher. Aber anderseits war dem Spiel doch wesentlich, daß ich blind versuchte zu gewinnen; & das kann ich jetzt nicht mehr.

   
     Nehmen wir an: die Menschen hätten zuerst || haben ursprünglich die 4 species in gewöhnlicher Weise gepflogen. Dann fingen sie an mit Klammerausdrücken zu rechnen, & auch mit solchen von der Form (a ‒ a). Sie bemerkten nun, || dann einmal, daß, z.B., Multiplikationen vieldeutig wurden. Mußte sie das in Verwirrung stürzen? Mußten sie sagen: “Nun scheint der Grund der Arithmetik zu wanken”?

   
     Und wenn sie nun einen Beweis der Widerspruchsfreiheit fordern, weil sie sonst bei jedem Schritt in Gefahr wären in den Sumpf zu fallen – was fordern sie da?
207
Nun, sie fordern eine Ordnung.¤ Aber war früher keine Ordnung? – Nun, sie fordern eine Ordnung, die sie jetzt beruhigt. – Aber sind sie || benehmen sie sich also wie (kleine) Kinder & sollen nur eingelullt werden?

   
     Nun, die Multiplikation würde doch durch ihre Vieldeutigkeit praktisch unbrauchbar – d.h.: für die früheren normalen Zwecke. Voraussagen, die wir auf Multiplikationen basiert hätten, träfen nicht mehr ein. (Wenn ich voraussagen wollte, wie lang eine Reihe von Soldaten ist, die aus einem Carré von 50 × 50 gebildet werden kann, käme ich immer wieder zu falschen || unrichtigen Resultaten.)
     Also ist diese Rechnungsart falsch? – Nun, sie ist für diese Zwecke unbrauchbar. (Vielleicht für andre brauchbar.) Ist es nicht, wie wenn ich einmal statt zu multiplizieren dividierte? (Wie dies manchmal || wirklich vorkommen kann. || .)

   
     Was heißt das: “Du mußt hier multiplizieren, nicht dividieren!”?

   
     Ist nun die gewöhnliche Multiplikation ein rechtes Spiel; ist es unmöglich
208
auszugleiten? Und war || ist die Rechnung mit 5 ‒ 5 || (a ‒ a) kein rechtes Spiel – ist es unmöglich nicht auszugleiten || fehlzugehen?

   
     (Beschreiben, nicht Erklären, ist, was wir wollen!)

   
Nun, wie ist das, wenn wir uns in unserm Kalkül nicht auskennen?

   
     Wir gingen schlafwandelnd den rechten Weg. – Aber wenn wir auch jetzt sagen: “jetzt sind wir wach”, – können wir sicher sein, daß wir nicht eines Tages aufwachen werden? (Und dann || ? und dann sagen, || : wir hatten also wieder geschlafen. –) || Wir gingen schlafwandelnd den Weg zwischen den Abgründen dahin. –



   
     Können wir sicher sein, daß es nicht jetzt Abgründe gibt, die wir nicht sehen?
     Wie aber, wenn ich sagte: Die Abgründe, in einem Kalkül, sind nicht da, wenn ich sie nicht sehe!

   
Irrt uns jetzt kein Teufelchen? Nun, wenn es uns irrt, so macht's nichts. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
209


   
     Nehmen wir an: Früher teilte ich || dividierte ich manchmal so durch 3:
manchmal so:
und merkte es nicht. – Dann macht mich || dividierten || teilten wir manchmal so durch 3:
manchmal so:
und merkten es nicht. – Dann macht uns
jemand darauf aufmerksam.      Auf einen Fehler? Ist es unbedingt ein Fehler? Und unter welchen Umständen nennen wir es so? || Auf einen Fehler? Ist es sicher ein Fehler? [Ohne Nachsatz]

   
     Eine Beschreibung, nicht eine Erklärung (Newman), führt || leitet hier zur Klarheit. [Vergessen, wie dieser Satz lauten soll.]
      Eine Beschreibung, nicht eine Erklärung [Newman], leitet hier zur Klarheit.

   
     Uns fehlt || mangelt der Überblick; nicht das kausale Verständnis.
     Uns fehlt der Überblick über verschiedene Fälle. || über die Mannigfaltigkeit der möglichen Fälle. || über die möglichen Fälle. Z.B. über die möglichen Fälle jenes Aufmerksam-machens & seiner Konsequenz. || Konsequenzen. || & der Konsequenzen, die es hat.

220


   
     Könnte man sich nicht denken, daß Leute glauben || glaubten, || überzeugt wären, die Division müßte kommutativ sein, da es die Addition & Multiplikation || die Addition & Multiplikation es ist. Sie würden auch manchmal
b
a
dadurch bestimmen, daß sie || bestimmen, indem sie
a
b
ausrechnen. Manchmal aber, wenn sie beide Divisionen tatsächlich ausrechnen falle || fiele ihnen die Unstimmigkeit auf, & sie sagen dann es bestehe ein Widerspruch || Paradox. Einerseits müsse doch
a
b
=
b
a
sein, anderseits kommt doch wieder Verschiedenes heraus.

   
     Dies wäre ein Beispiel davon: daß auf einem Wege das eine, || eines, auf dem anderen || andren das andere || etwas anderes herauskommt, & doch meine ich, es sollten || müßten beide dasselbe ergeben.

   
     Der Ausdruck der philosophischen Konfusion: Wir wissen nicht, was wir darüber sagen sollen.

   
     Ich weiß nicht, wie ich die Dinge zusammenstellen soll. || , welche Ordnung ich den Begriffen geben soll. Ich weiß z.B. || etwa nicht ob ich den Beweis unter die Experimente, die Mathematik unter die Spiele, die Widersprüche unter die Verwirrungen rechnen
221
soll. Ob ich sagen soll, zwischen mathematischen & experimentellen Wahrheiten sei ein Gradunterschied || bestehe ein Unterschied des Grades, ob ich sagen soll ein neuer Beweis gebe dem Satz einen neuen Sinn.
     Ich kenne mich in den menschlichen Tätigkeiten, den Techniken des Gebrauchs der Wörter, der mathematischen Sätze, der Beweise nicht aus. Wenn ich sie beschreiben soll, so kann ich sie in keinem Sinne übersehen.
     Es ist, wie wenn ich ein winziges Gesichtsfeld & ein schlechtes Gedächtnis hätte, & mich nun || nun, durch hin & her blicken, mich auf einer großen Landkarte auskennen || auszukennen lernen sollte.
     Man würde in so einem Falle fortwährend Zusammenhänge vergessen, verkennen, sie langwierig suchen, wo sie nicht sind.

   
2.3.
     Er sagt mir: “Wenn Du anfängst, & dann immer so ziehst, so kannst || mußt Du immer gewinnen. || , so kann der Andre nie gewinnen.” Zeige ich meinem Spielpartner diese Methode, so sagt er: || , das Spiel habe jetzt seinen Witz verloren. Es ist kein Spiel mehr. Aber wir können es z.B. dadurch wieder zum Spiel machen,
222
daß wir sagen || festsetzen, || : wer anfängt müsse, || muß, ehe er zieht, würfeln, & das Ergebnis des Würfelns bestimmt, ob er jenen unfehlbaren || den gewinnenden Zug ausführen darf, oder nicht.

   

~f (f) = Φ(f) Def.

Φ(Φ) = :. ~ Φ(Φ)(Ƒ)
Die Sätze “Φ(Φ)” & “~Φ(Φ)” scheinen uns einmal das Gleiche & einmal || manchmal das Gleiche, manchmal Entgegengesetztes zu sagen. (Jenachdem wir ihn ansehen scheint der Satz “Φ(Φ)” einmal zu sagen, ~ Φ(Φ), einmal das Gegenteil davon. Und zwar sehen wir ihn einmal an als das Substitutionsprodukt
Φ(f) ❘
f
Φ

ein andermal als:
f(f) ❘
f
Φ


   
Wir möchten sagen: ‘heteronom ist nicht heteronom; also kann man es, nach der Definition, “heteronom” nennen.’ Und klingt ganz richtig, geht [English?] ganz glatt, & es braucht uns der Widerspruch gar nicht auffallen. Werden wir auf den Widerspruch aufmerksam, so möchten || wollen wir zuerst sagen, daß wir mit der Aussage, ξ ist heteronom, in den beiden Fällen nicht
223
dasselbe meinen. Einmal sei es die unabgekürzte Aussage das andre Mal die nach der Definition abgekürzte.
     Wir möchten uns dann aus der Sache || Affaire ziehen, indem wir sagen: “~ Φ(Φ) = Φ1 (Φ)”.
     ← Aber warum sollen wir uns so betrügen || belügen? Es führen hier wirklich zwei entgegengesetzte Wege zu dem Gleichen.
     Oder auch: – es ist ebenso natürlich, in diesem Falle ‘~Φ(Φ)’ zu sagen, wie ‘Φ(Φ)’.
     Es ist, der Regel gemäß, ein ebenso natürlicher Ausdruck, zu sagen C liege vom Punkte A rechts, wie, es liege links. Dieser Regel gemäß, || welche sagt, ein Ort liege in der Richtung des Pfeils, wenn die Straße, die in dieser || der Richtung beginnt, zu ihm führt.

   
     Sehen wir's vom Standpunkt der Sprachspiele an. –
     Wir haben ursprünglich das Spiel nur mit geraden Straßen gespielt. – – –

   
     Hatte nicht Newman recht, wenn er sagte, in Widersprüche kommen, sei, in meinem Sinne,
224
in Verwirrung geraten? Wenn wir uns nämlich in unserm Kalkül nicht auskennen, || –, ihn nicht überblicken können. – Denn ist das nicht ebenso, wie wenn ich nicht entscheiden kann, ob
und die gleichen
oder verschiedene Figuren sind? Wenn ich sagen muß: “nun kenne ich mich nicht aus; die Figur flimmert mir vor den Augen”? Kann ich nicht ebenso sagen: Der Kalkül flimmert mir vor den Augen. Ich || , ich kann ihn nicht übersehen. Ist es nicht eben || ebenso, als rechnete man mit zu langen Zahlzeichen, kenne sich nicht aus, die Rechnungen führen zu ‘widersprechenden’ Resultaten, & man sage: ich muß eine Ordnung schaffen! d.h., || : einen übersichtlichen Kalkül.

   
     Aber wie! Wenn || ! – wenn ich bei einer langen Addition zu verschiedenen Malen verschiedene Resultate bekomme || eine lange Addition zu verschiedenen Malen verschiedene Resultate ergibt, so ist sie also wertlos; & Erfahrung lehrt mich also, ob etwas eine Rechnung ist, oder nicht!
225
Und man kann also sagen: Rechnung ist es, wenn es richtig als Voraussage dessen funktioniert, was ein andermal herauskommen wird? || Voraussage funktioniert, dessen, was ein andermal herauskommen wird?

   
      ∣ Den richtigen Stil schreiben heißt, den Wagen genau || gerade auf's Geleise setzen. ∣

   
     Angenommen wir sagen: Rechnung ist es, wenn es eine gültige Voraussage begründet, dessen, was ein andermal herauskommen wird. – Richtiger wäre es zu sagen: Rechnung ist es, wenn es eine gültige Voraussage begründet, || : ich werde ein andermal ebenso gehen wollen. || den gleichen Weg gehen wollen. || gehen.

   
     Nehmen wir an 5 + 7 gebe zu verschiedenen Malen verschiedene Resultate. D.h., ich sei einmal geneigt das, einmal etwas andres zu sagen. Das könnte z.B. so geschehen, daß ich einmal 5 & 7 so sehe
einmal so
.
‘Ich merke aber nicht den Unterschied’ zwischen den beiden Überlegungen, || der beiden Überlegungen, sondern sage nur: manchmal 12 || “5 + 7 = 12”, manchmal 11 || “5 + 7 = 11”. Könnte
226
ich nun sagen: “Erfahrung zeigt mir: die Rechnung wackelt – sie || wackelt. Sie ist also nichts nutz”? || .
     Oder wie wäre es, wenn ich immer gesagt hätte “5 + 7 = 12” & plötzlich kommt mir vor, ich müßte sagen “5 + 7 = 11”, ohne daß ich aber weiß || wüßte, warum?
     Aber erstens könnte ich mir doch denken, daß der, der das Wackeln des Resultats von 5 + 7 merkt, es einfach hinnimmt, & ruhig so rechnet. Muß er denn sagen, eine Rechnung, die wackelt, sei nichts nutz? Und, zweitens, kann || könnte ich mir denken, daß, wer einmal 5 + 7 = 12 gesagt hat, nun gegen seine Neigung dabei bleibt.

   
     Ich will – glaube ich – sagen: Er müßte nicht verwirrt werden; – er kann aber verwirrt werden.

   
     Ist es so: Wenn ich den unerhörten Fall || das Unerhörte annehme, daß Einer bei einer Rechnung einmal dies, einmal das herausbringt, ohne eine Ahnung zu haben, wie es geschehen konnte – warum soll ich dann nicht das Unerhörte annehmen, || , – daß ihn das nicht || in keiner Weise beunruhigt?
227


   
     Kann ich denn sagen: die Erfahrung lehre mich, ob ein Kalkül übersichtlich sei?!
   
3.3.
     Könnte man sich etwa denken, daß, wo ich blau sehe, das bedeutet, daß der Gegenstand, den ich sehe, nicht blau ist – daß die Farbe die mir erscheint immer als die gilt, die ausgeschlossen ist. Ich könnte z.B. glauben, daß Gott mir immer eine Farbe zeigt, um zu sagen: Die nicht.
     Oder geht es so: Die Farbe, die ich sehe, sage mir bloß, daß diese Farbe in der Beschreibung des Gegenstands eine Rolle spielt. Sie entspricht nicht einem Satz, sondern nur dem Wort “blau”. Und die Beschreibung des Gegenstands kann also ebensogut heißen: “er ist blau”, als auch “er ist nicht blau”. Man sagt dann: das Auge zeigt mir nur Bläue, aber nicht die Rolle dieser Bläue. || , aber nichts weiter. – Wir vergleichen das Sehen der Farbe mit dem Hören des Wortes für die Farbe || “blau”, || wenn wir das Übrige des Satzes nicht gehört haben. || , || wenn
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wir den übrigen Satz nicht gehört haben.


   
     Ich möchte zeigen, daß man dahin geführt werden könnte, daß etwas blau ist, mit den Worten zu beschreiben || beschreiben zu wollen, es sei blau & auch, es sei nicht blau.
     Daß wir also, unter der Hand, die Projektionsmethode so verschieben könnten || können, daß “p” & “~p” den gleichen Sinn erhalten. Wodurch sie ihn verlieren, wenn ich nicht etwas neues || Neues als Negation einführe. || aber verlieren.

   
     Ein Sprachspiel kann nun durch einen Widerspruch seinen Sinn verlieren, den Charakter des Sprachspiels.
     Und hier ist es wichtig zu sagen, daß dieser Charakter nicht dadurch beschrieben ist, daß man sagt, die Laute müssen eine gewisse Wirkung haben. Denn das Sprachspiel (1) würde seinen || den Charakter des Sprachspiels verlieren || einbüßen, wenn statt der 5 Befehle immer wieder andere Laute vom Bauenden ausgestoßen würden; auch wenn etwa physiologisch
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gezeigt werden könnte, daß immer wieder diese Laute es seien, die den Helfer dazu bewegen die Bausteine zu bringen, die er bringt.

   
     Auch hier könnte man sagen, daß freilich die Betrachtung der Sprachspiele ihre Wichtigkeit darin hat, daß Sprachspiele (tatsächlich) (immer wieder) funktionieren. Daß also ihre Wichtigkeit darin liegt, daß die Menschen sich zu einer solchen Reaktion || einem solchen Reagieren auf Laute abrichten lassen.

   
     Damit hängt, scheint mir, die Frage zusammen, ob eine Rechnung ein Experiment ist zum Zweck Rechnungsabläufe vorauszusagen. Denn wie, wenn man eine Rechnung ausführte & – richtig – voraussagte, man werde das nächste mal anders rechnen, da ja die Umstände sich das nächste || beim nächsten Mal schon dadurch geändert haben, daß man die Rechnung nun schon || bereits so & so oft || oft mal gemacht hat.

   
     Das Rechnen ist ein Phänomen, das wir vom Rechnen her kennen. Wie die Sprache ein Phänomen, das wir von der || unserer
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Sprache her kennen.

   
[Bedarf der Verbesserung!]
     Kann man sagen: ‘Der Widerspruch ist unschädlich, wenn er abgekapselt werden kann’? Was aber hindert uns, ihn abzukapseln? Daß wir uns im Kalkül nicht auskennen. Das also ist der Schaden. Und das ist es, was man meint, wenn man sagt: || , wenn geredet wird: || es heißt: || , wenn man so redet: der Widerspruch zeige an, daß etwas in unserm Kalkül nicht in Ordnung sei. || , es sei etwas in unserm Kalkül nicht in Ordnung. Er sei bloß das Symptom einer Krankheit des ganzen Körpers. || das lokale Symptom der allgemeinen Krankheit. || Er sei bloß das Symptom davon, daß der Körper krank sei. Aber der Körper ist nur krank, wenn wir uns nicht auskennen. || Und das ist es, was gemeint wird, wenn man sagt: der Widerspruch || , was damit gemeint ist: der Widerspruch zeige an, daß etwas in unserm Kalkül nicht in Ordnung ist. Er sei bloß das lokale Symptom einer allgemeinen Krankhaftigkeit. || der Krankhaftigkeit des ganzen Körpers. Aber allgemeine Krankhaftigkeit || diese Krankhaftigkeit besteht nur, wenn wir uns nicht auskennen.
     Der Kalkül hat eine heimliche Krankheit, heißt: || ist heimlich krank, heißt: was wir vor uns haben, ist, wie es ist, kein Kalkül, & wir kennen uns nicht aus, || d.h.: || , || : wir können keinen Kalkül angeben, der diesem Kalkül-Ähnlichen
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‘im Wesentlichen’ entspricht & nur das Falsche || Faule in ihm ausschließt.

   
     Aber wie ist es möglich, sich in einem Kalkül nicht auszukennen, || : liegt er denn nicht offen vor uns?!
     Denken wir uns den Fregeschen Kalkül mitsamt dem Widerspruch in ihm gelehrt. Nicht aber, indem man den Widerspruch als etwas Krankhaftes betrachtet || aber so, daß man diesen als etwas Krankhaftes hinstellt. Er ist vielmehr ein anerkannter Teil des Kalküls, es wird mit ihm gerechnet. (Die Rechnungen dienen nicht dem gewöhnlichen Zweck logischer Rechnungen.) – Nun wird die Aufgabe gestellt, diesen Kalkül, von dem der Widerspruch ein durchaus wohlanständiger Teil ist, in einen andern umzuwandeln, in dem es diesen Widerspruch nicht geben soll, da man den Kalkül nun zu Zwecken || den neuen (Kalkül) zu Zwecken verwenden will, die einen Widerspruch unerwünscht machen. – Was ist das für eine Aufgabe? Und was ist das für ein Unvermögen, wenn wir sagen: ‘wir haben einen Kalkül, der dieser Bedingung entspricht, noch nicht gefunden’? || , wenn ich bis dato nicht im Stande bin, einen solchen Kalkül anzugeben?

   
     Damit || Mit: “ich kenne mich in dem Kalkül nicht aus” – meine ich nicht einen
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seelischen Zustand, sondern ein || das Unvermögen etwas zu tun. || ‘Sich in einem Kalkül nicht auskennen’ – damit meine ich nicht einen (bestimmten) || gewissen || den & den Seelenzustand; || sondern es heißt: das & das (jetzt) nicht tun können.


   
      Es ist oft sehr || zur Klärung eines philosophischen Problems sehr nützlich, sich die historische Entwicklung, z.B. in der Mathematik || in der Mathematik z.B., ganz anders vorzustellen, als sie tatsächlich || in Wirklichkeit war. || Es ist, in der Philosophie, oft sehr nützlich, wenn man sich vorstellt, die historische Entwicklung, in der Mathematik z.B., sei eine andere gewesen, als die tatsächliche. || wäre anders, als sie tatsächlich war. Wäre sie anders gewesen, so käme oft niemand auf die Idee, zu sagen, was man tatsächlich sagt.

   
Ich möchte etwas fragen, wie: “Gehst Du bei Deinem Kalkül auf Nützlichkeit || Brauchbarkeit aus || ? || ? – dann erhältst Du auch keinen Widerspruch. Und wenn Du nicht auf Nützlichkeit ausgehst – dann macht es schließlich nichts wenn Du einen erhältst.”
   
4.3.
     Der ist anders & der ist anders, also sind sie beide gleich.
233
   
5.3.
     Unsre Aufgabe ist es nicht, Kalküle zu finden, sondern den gegenwärtigen Zustand zu beschreiben.

   
     Die Idee des Prädikats, das von sich selber gilt, etc., stützte sich freilich auf Beispiele – aber diese Beispiele waren ja Dummheiten, sie waren ja gar nicht ausgedacht. Aber das sagt nicht, daß solche Prädikate die auf sich selbst angewandt werden nicht verwendet werden könnten & daß dann nicht der Widerspruch seine Verwendung hätte!
     Ich meine, || : wenn man sein Augenmerk wirklich auf die Verwendung richtet, || gerichtet hat, so kommt man gar nicht auf die Idee ‘f(f)’ zu schreiben. Anderseits kann man, wenn man die Zeichen, sozusagen, voraussetzungslos || im Kalkül, sozusagen, voraussetzungslos gebraucht, auch ‘f(f)’ schreiben, & muß dann die Konsequenzen ziehen & darf nicht vergessen, daß man von einer eventuellen praktischen Verwendung dieses Kalküls noch keine Ahnung hat.

   
     Ist die Frage die: “Wo haben wir das Gebiet
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der Brauchbarkeit verlassen?”? –

   
     Wäre es denn nicht möglich, daß wir einen Widerspruch hervorbringen wollten? Daß wir – mit dem Stolz auf eine mathematische Entdeckung – sagten: “Sieh, || : so erzeugen wir einen Widerspruch”.
     Wäre es nicht möglich, daß, z.B., viele Leute versucht hätten, einen Widerspruch im Gebiet der Logik zu erzeugen, & daß es dann endlich einem gelungen wäre?
     Aber warum hätten Leute das versuchen sollen? Nun, ich kann vielleicht jetzt nicht den plausibelsten Zweck angeben. Aber warum nicht z.B., um zu zeigen, daß alles auf dieser Welt ungewiß sei?

   
     Diese Leute würden dann Ausdrücke von der Form f(f) zwar nie wirklich verwenden, wären aber doch froh, daß sie in der Nachbarschaft eines Widerspruches lebten. || froh, in der Nachbarschaft eines Widerspruches || Widerspruch(e)s || Widerspruchs zu leben || hausen. || sein.

   
     “Sehe ich eine Ordnung, die mich verhindert, unversehens zu einem Widerspruch zu kommen?” Das ist so, wie wenn ich
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sage: Zeige mir in meiner Technik || in meinem Kalkül eine Ordnung || eine Ordnung in meiner Technik || in meinem Kalkül, die mich überzeugt, daß ich auf diese Weise nicht einmal zu einer Zahl kommen kann, die kleiner als jene Zahl ist. || kann, die kleiner als jene Zahl ist. Ich zeige ihm dann etwa einen Rekursionsbeweis. || Ich zeige ihm dann etwa eine Induktion.

   
     Ist es aber falsch, zu sagen: “Nun, ich gehe meinen Weg weiter. Sehe ich einen Widerspruch, so ist es Zeit, etwas zu machen.” – Heißt das: nicht wirklich rechnen || Mathematik treiben? Warum soll das nicht Kalkulieren sein?! Ich gehe ruhig diesen Weg weiter; sollte ich zu einem || an einen Abgrund kommen, so werde ich versuchen, umzukehren. Ist das nicht ‘gegangen’? || Ist das nicht ‘gehen’?

   
     Denken wir uns folgenden Fall: Ein gewisser Stamm von Eingeborenen kann || Ein gewisser Menschenstamm kann || Die Leute eines gewissen Stammes können nur mündlich rechnen. Sie kennen die Schrift noch nicht. Sie lehren ihre Kinder im Dezimalsystem zählen. Es kommen bei ihnen || sowohl bei den Kindern, als auch bei den Erwachsenen sehr häufig Fehler im Zählen vor, Ziffern werden wiederholt, oder ausgelassen, ohne daß sie es merken || bemerken. || Es kommen bei ihnen, auch
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bei allen Erwachsenen, sehr häufig Fehler im Zählen vor, sie lassen Ziffern aus, oder wiederholen sie, ohne es zu merken.
Ein Reisender aber nimmt ihr Zählen phonographisch auf. Er lehrt sie die Schrift & schriftliches Rechnen, & zeigt ihnen dann wie oft sie sich beim bloß mündlichen Rechnen verrechnen. – Müssen diese Leute nun zugeben, sie hätten früher eigentlich nicht gerechnet? Sie wären nur herumgetappt, während sie jetzt gehen? Könnten sie nicht vielleicht sogar sagen: früher seien ihre Sachen besser gegangen, ihre Intuition sei nicht durch tote Mittel || Werkzeuge gehindert || belastet gewesen. || sei nicht durch die toten Schreibmittel belastet gewesen. Man könne den Geist (der Rechnung( ) nicht mit Maschinen || toten Maschinen fassen. Sie sagen etwa || vielleicht: “Wenn wir damals, wie Deine Maschine behauptet, eine Ziffer wiederholt haben, so wird es schon || wohl so || wohl so recht gewesen sein.

   
     Wir vertrauen, etwa, ‘mechanischen’ Mitteln des Rechnens oder Zählens mehr als unserm Gedächtnisse. Warum? – Muß das so sein? Ich mag mich verzählt haben, die Maschine, von uns einmal
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so & so konstruiert, kann sich nicht verzählt haben. Muß ich diesen Standpunkt einnehmen? – “Nun, Erfahrung hat uns || Dich (eben) gelehrt, daß das Rechnen mit der Maschine verläßlicher ist, als das mit dem Gedächtnis. || Gedächtnisse. Sie hat uns gelehrt, daß unser Leben glatter geht, wenn wir mit Maschinen rechnen.” Aber muß das Glatte unbedingt unser Ideal sein (muß es unser Ideal sein daß alles in Cellophan gewickelt ist || sei)?
     Könnte ich nicht auch dem Gedächtnis trauen & der Maschine nicht trauen? Und könnte ich nicht der Erfahrung mißtrauen, die mir ‘vorspiegelt’, die Maschine sei verläßlicher?
   
6.3.
     Wenn dieser Stein sich jetzt nicht bewegen will, wenn er eingekeilt ist, beweg' erst andre Steine, um ihn herum. –

   
     Wir wollen Dich nur richtig auf die Bahn setzen, wenn Dein Wagen schief auf den Schienen sitzt || steht; fahren || . Fahren lassen wir Dich dann allein. || , wenn Dein Wagen nämlich schief auf den Schienen steht || stand. Fahren kannst Du dann allein.

238


   
     Ist der Beweis der Widerspruchslosigkeit || Widerspruchsfreiheit ein || der Beweis der Brauchbarkeit des Kalküls? – Und ist, || ist es, solange dieser Beweis nicht geliefert ist || , unklar, ob der Kalkül brauchbar ist, oder unbrauchbar || nicht?

   
     Ich frage: – könnte es nicht, auch wenn induktiv eine Widerspruchsfreiheit bewiesen ist, einen Widerspruch im Kalkül, sozusagen, in einer höheren Ebene geben?
     Ich meine: Kann der || jener induktive Beweis nicht bloß eine Form des Widerspruchs eliminieren; & kann man nicht eine andre Form konstruieren, die dennoch möglich ist? Wenn es aber so ist, so heißt das nicht, daß der Beweis der Widerspruchsfreiheit wertlos ist; sondern nur, daß er Wert hat, wo er praktischen Wert hat. Wie ein Wegweiser. (S.d.)

   
     Warum glaube ich aber, daß es möglich ist einen Widerspruch auf höherer Ebene zu konstruieren?? Ist das nicht, als || Das ist doch so, als wollte man sagen; || : || , es müsse möglich sein, auf einer höhern Ebene die Möglichkeit zu
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konstruieren, daß bei || die Möglichkeit dafür zu konstruieren, daß, bei
der Division 1 : 3 andre Ziffern als nur Dreier herauskämen? || . Also scheint es, daß was ich sage || sagen will Unsinn ist. || Also scheint, was ich sagen will, Unsinn zu sein.
   
7.3.
     Wenn man dieser Rechnung aber einen Oberbau gäbe, durch den noch eine andere Zahl als 0˙333 … als Quotient gedeutet würde, so würde dies der ersten Rechnung natürlich in keiner Weise schaden || Eintrag tun. Könnte man aber zu unsrer Arithmetik einen kontradiktorischen Oberbau konstruieren, so könnte man es jetzt || nun etwa so erscheinen lassen, als gefährdete dieser die Arithmetik.

   
     Mein Ziel ist mir unklar, das || : Das Ziel dieser Bemerkungen (ist mir unklar).
     Denn ich kann mich doch nach dem Beweis der Widerspruchsfreiheit dort auskennen, wo ich mich vor dem Beweis nicht ausgekannt habe. So wie ich vor dem Beweis davon || dafür || der zeigt, daß nur diese regelmäßigen n-Ecke mit Lineal & Zirkel konstruierbar sind, aufs Geratewohl regelmäßige || solche Vielecke zu konstruieren versuchte, & es danach || hernach aufgab.
     Vorher war ich nicht sicher, daß unter den Arten des Multiplizierens, die
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dieser Beschreibung genügen || entsprechen, sich keine befindet || keine ist, die ein anderes Resultat, als das anerkannte, liefert. || entsprechen, nicht solche sind, die andre Resultate als die von uns anerkannten liefern || ergeben. Nehmen wir aber an, meine || Sagen wir aber, || meine Unsicherheit sei eine solche, die erst in einer gewissen Entfernung von den normalen Arten || der normalen Art des Rechnens anfing; & nehmen wir an, wir sagten: das || Da schadet sie nichts, denn rechne ich auf sehr abnormale Weise, so muß ich mir eben alles noch einmal überlegen. Wäre das nicht ganz in Ordnung?

   
     Ich will doch fragen: Muß ein Beweis der Widerspruchsfreiheit (oder Eindeutigkeit) mir (unbedingt eine) größere Sicherheit geben, als ich ohne ihn habe? Und, wenn ich wirklich auf Abenteuer ausgehe, kann ich dann nicht auch auf solche ausgehen, in denen dieser Beweis mir keine Sicherheit mehr bietet?

   
     Mein Ziel ist, die Einstellung zum || die || eine abergläubische Einstellung zum Widerspruch & zum Beweis der Widerspruchsfreiheit
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zu ändern. (Nicht, zu zeigen, || darzutun, daß dieser Beweis nichts Wichtiges beweist || zeigt. || nur (etwas) Unwichtiges zeigt. Wie könnte das auch so sein!)
   
8.3.
     Wäre es mir, z.B., daran gelegen, Widersprüche, etwa zu ästhetischen Zwecken zu erzeugen. So || , so würde || könnte ich nun den Induktionsbeweis (der Widerspruchsfreiheit) unbedenklich annehmen & sagen: es ist hoffnungslos, in diesem Kalkül einen Widerspruch erzeugen zu wollen; der Beweis zeigt Dir, daß es nicht geht. (Beweis in der Harmonielehre.) ‒ ‒ ‒

   
     Wie gesagt, || : der Beweis der Widerspruchsfreiheit ist ein Ordnungmachen. Es ist, wie wenn ich, etwa) || z.B., die Lokomotiven, die in einer Fabrik erzeugt werden || eine Fabrik erzeugt, mit Namen versehen will, & sage: ich will ein System der Namengebung haben, das mich || brauche ein System der Namengebung, das mich verhindert, einer neuen Maschine einen schon einmal || früher verwendeten Namen zu geben. (Ich entschließe mich dann etwa, die Maschinen zu numerieren.)
     Zu vergleichen wäre auch das Schaffen einer Ordnung in den Papieren || Briefen & Akten einer Kanzlei. Jeder Brief wird beim Einlangen so & so bezeichnet,
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sonst könnte es geschehen, daß die & die Unordnung eintritt.

   
     Ich könnte so, um eine Unordnung zu verhüten, den Beweis brauchen, daß es nur eine Primzahl-Zerlegung für jede || einer Zahl gibt.

   
     Mein Ziel ist es, falsche Vergleiche zu vermeiden, || . Und das ist sehr schwer.
     Soll ich z.B. sagen: “Ich kann diesen Kalkül nicht gebrauchen; ich weiß nicht, ob er mich nicht vielleicht im Kreise führen wird”?

   
     Wie, wenn ich im Beispiel des Namengebens sagte: “Mein Gedächtnis wird mich vielleicht im Kreise führen, darum verwende ich das System der Numerierung”? || . – Ja, “das Gedächtnis führt mich im Kreise”, das ist klar – aber: || , “der Kalkül führt mich im Kreise” –? – Heißt das: meine Inklination, die Regeln des Kalküls so zu || & so zu gebrauchen? Oder ist hier der Kalkül ein Weg, der schon gebaut ist?

   
     Es ist ein guter Ausdruck, zu sagen: “dieser Kalkül kennt diese Ordnung (diese
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Methode) nicht, dieser Kalkül kennt sie.”
     Wie, wenn man nun sagte: “ein Kalkül, der diese Ordnung nicht kennt, ist eigentlich kein Kalkül”?
     (Ein Kanzleibetrieb, der diese Ordnung nicht kennt, ist eigentlich kein Kanzleibetrieb.)

   
     Die Unordnung – möchte ich sagen – wird zu praktischen, nicht zu theoretischen Zwecken vermieden.

   
     Eine Ordnung kann eingeführt werden || wird eingeführt, weil man ohne sie schlechte || üble Erfahrungen gemacht hat – oder auch, sie wird eingeführt wie die Stromlinienform bei Kinderwagen & Lampen weil sie sich etwa irgendwo anders bewährt hat, & so der Stil oder, die Mode geworden ist.

   
     Der Mißbrauch der Idee der mechanischen Sicherung gegen den Widerspruch. Wie aber, wenn die Teile des Mechanismus mit || in einander verschmelzen, brechen oder sich biegen || verschmölzen, brächen oder sich bögen?
   
9.3.
     ‘Der Beweis der Widerspruchsfreiheit erst zeigt mir, daß ich mich dem Kalkül anvertrauen kann.’
244


   
     Was ist das für ein Satz: du kannst || – Du könnest Dich dem Kalkül erst dann anvertrauen? Wenn Du Dich ihm aber nun doch anvertraust? || ! || ? || ihm aber nun ohne jenen Beweis anvertraust!Was für eine Art || Welche Art von Fehler ¤ hast Du begangen?

   
     Ich mache Ordnung; ich sage: ‘es || Es sind nur diese Möglichkeiten: … || : ich zähle sie hier’. Es ist so, wie wenn || , wie wenn ich die Zahl der möglichen Permutationen || die möglichen Permutationen der Elemente A, B, C bestimme || bestimmte || von A, B, C bestimmt habe: || , wie wenn ich die möglichen Permutationen von A & || und B & || und C || Permutationen der Elemente A, B, C bestimme: ehe die Ordnung da war, hatte ich etwa nur einen ganz nebelhaften Begriff von der || einer Menge der Möglichkeiten. || , wie wenn ich die Menge der möglichen Permutationen von A, B, C bestimme: ehe die Ordnung da war, hatte ich etwa nur einen (ganz) nebelhaften Begriff von so einer Menge. Die Ordnung ist ein Mittel, keine Permutation zu übersehen, keine zu wiederholen. Es ist nun ganz sicher, daß ich nichts übersehen habe. – Aber so sicher, || Ja so sicher, daß ich die ewige Seligkeit des Kalküls an diese Sicherheit hängen könnte? || Könnte ich aber die ewige Seligkeit des
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Kalküls an diese Sicherheit hängen?
|| Und zwar so, daß ich die ewige Sicherheit des Kalküls an diese Sicherheit hängen könnte?
|| Ja so, daß ich die ewige Seligkeit des Kalküls an diese Sicherheit hängen könnte? [die letzte Variante, die beste.]
|| ¤ Es ist, wie wenn ich die Menge der möglichen Permutationen von A, B, C bestimme: ehe die Ordnung da war, hatte ich etwa nur einen nebelhaften Begriff von dieser Menge. – Bin ich jetzt ganz sicher, daß ich nichts übersehen habe? Die Ordnung ist ein Mittel || eine Methode nichts zu übersehen. Aber: keine Möglichkeit eines Kalküls || im Kalkül zu übersehen, oder: keine Möglichkeit in der Wirklichkeit zu übersehen? –
Ist nun sicher, daß Leute nie werden anders rechnen wollen? Daß Leute von unserm || unsern Kalkül nie so ansehen werden, wie wir das Zählen der Eingeborenen || Wilden, deren Zahlen (nur) bis fünf || Fünf reichen || bei fünf enden? – Daß || daß Leute || wir die Wirklichkeit nicht || nie anders werden betrachten wollen? [Lessingisch] Aber das ist gar nicht die Sicherheit, die uns diese Ordnung geben soll. Nicht die ewige Richtigkeit des Kalküls soll gesichert werden. || soll gesichert werden, sondern nur die zeitliche, so zu sagen.

   
     ‘Diese Möglichkeiten meinst Du doch! – oder || . – Oder meinst Du andre?’ || ‘Diese Möglichkeiten meinst Du doch. Oder meinst Du andre? –’ || ! (oder meinst Du andre?) || ! oder meinst Du andre?’


246


   
     Die Ordnung überzeugt mich, daß ich mit diesen 8 Möglichkeiten || Anordnungen keine || nichts übersehen habe. Aber überzeugt sie mich auch davon, daß nichts meine gegenwärtige Auffassung solcher Möglichkeiten wird umstoßen können?

   
10.3.
     Könnte ich mir denken, daß man sich von einer Möglichkeit der || einer 7-Ecks-Konstruktion ebenso fürchtete, wie vor der Konstruktion eines Widerspruchs, & daß der Beweis daß die 7-Ecks-Konstruktion unmöglich ist eine beruhigende Wirkung hätte, wie der Beweis der Widerspruchsfreiheit?

   
     Wie kommt es denn, daß wir überhaupt versucht sind (oder doch in der Nähe davon) in (3 ‒ 3) ∙ 2 = (5 ‒ 5 || 3 ‒ 3) ∙ 5 durch (3 ‒ 3) zu kürzen? Wie kommt es, daß dieser Schritt nach den Regeln plausibel erscheint, & wie kommt es, daß er dann dennoch unbrauchbar ist? || Wie kommt es denn, daß wir versucht || in Versuchung sind, oder auch nur in der Nähe der Versuchung, (3 ‒ 3) ∙ 2 = (3 ‒ 3) ∙ 5 durch (3 ‒ 3) zu kürzen? Wie kommt es, daß dieser Schritt nach den
247
Regeln plausibel ist, & daß er dann dennoch || , & wie kommt es, daß er dann dennoch unbrauchbar ist?

     Wenn man diese Situation beschreiben will, ist es ungeheuer leicht, etwas Falsches || Unrichtiges zu sagen. || in der Beschreibung einen Fehler zu machen. || wird man, 100 zu 1, in der Beschreibung einen Fehler machen. (Sie ist also sehr || schwer zu beschreiben.) Die Beschreibungen, die uns sogleich || unmittelbar in den Mund kommen sind (alle) irreleitend – so ist unsre Sprache eingerichtet. || Die Beschreibungen, die sich uns sogleich anbieten, sind alle irreleitend – so ist, auf diesem Gebiet, unsre Sprache eingerichtet. || Wenn man diese Situation beschreiben will, wird man in der Beschreibung, || darin, 100 zu 1, einen Fehler machen. Die Beschreibungen, die sich uns sogleich anbieten, sind alle irreleitend – so ist, auf diesem Gebiet, unsre Sprache eingerichtet.

   
     Man wird dabei auch immer vom Beschreiben in's Erklären fallen.

   
     Es war, oder scheint etwa || ungefähr so: Wir haben einen Kalkül, sagen wir, mit Kugeln einer Rechenmaschine; ersetzen den durch einen Kalkül mit Schriftzeichen; dieser Kalkül legt uns eine Ausdehnung der Rechnungsweise nahe, die der erste Kalkül uns nicht nahegelegt hat – oder vielleicht
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besser: der zweite Kalkül verwischt einen Unterschied, der im ersten nicht zu übersehen war. Wenn es nun die Pointe || der Witz des ersten Kalküls ist || war, daß dieser Unterschied gemacht werde & er im zweiten nicht gemacht wird so hat dieser damit seine Brauchbarkeit als Ersatz des ersten || Äquivalent verloren. Und nun könnte das Problem entstehen – so scheint es –: wo haben wir uns von dem ursprünglichen Kalkül entfernt, welche Grenzen in dem neuen entsprechen den natürlichen Grenzen im alten? || des alten Kalküls? || des alten?
     Ich habe ein System von Regeln eines Kalküls, die beiläufig nach einem andern Kalkül gemodelt waren. || Ich habe ein System von Rechenregeln, die nach denen eines andern Kalküls gemodelt waren || wurden. Ich habe mir ihn zum Vorbild genommen. Bin aber über ihn hinausgegangen. Dies war sogar ein Vorzug; aber nun wurde der neue Kalkül an gewissen Stellen (zum mindesten für die alten Zwecke) unbrauchbar. Ich suche ihn daher abzuändern:
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d.h., durch einen einigermaßen anderen zu ersetzen. Und zwar durch einen, der die Vorteile des neuen ohne die Nachteile hat. Aber ist das eine klar bestimmte Aufgabe?
     Gibt es – könnte man auch fragen – den richtigen logischen Kalkül, || || nur ohne die Widersprüche?
     Könnte man z.B. sagen, daß R's Theory of Types zwar den Widerspruch vermeidet, daß aber R's Kalkül doch nicht der allgemeine logische Kalkül ist, sondern etwa ein künstlich eingeschränkter, verstümmelter? Könnte man sagen, daß der reine, allgemeine logische Kalkül erst gefunden werden muß??

   
     Ich spielte ein Spiel & richtete mich dabei nach gewissen Regeln: aber wie ich mich nach ihnen richtete das hing von ⋎ Umständen ab & diese Abhängigkeit war nicht schwarz auf weiß niedergelegt. (Dies ist eine einigermaßen irreführende Darstellung.) Nun wollte ich dies Spiel so spielen, daß ich mich, ‘mechanisch’, nach Regeln richtete & ich ‘formalisierte’ das Spiel. Dabei aber kam ich an || zu Stellen, wo
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das Spiel jeden Witz verlor; diese wollte ich daher ‘mechanisch’ vermeiden. –
     Die Formalisierung der Logik war nicht zur Zufriedenheit gelungen. Aber wozu hatte man sie überhaupt versucht? (Wozu war sie nütze?) Entsprang diese Idee nicht einer irrigen Auffassung? || Entsprang dies Bedürfnis & die Idee, es müsse sich befriedigen lassen, nicht einer falschen Auffassung? || nicht einer falschen Auffassung, einer Unklarheit an anderer Stelle? || , es müsse sich befriedigen lassen, nicht einer Unklarheit an anderer || an einer anderen Stelle?

   
     Die Frage “Wozu war sie nütze?” war eine durchaus wesentliche || eine wesentliche Frage. Denn der Kalkül war nicht für einen praktischen Zweck erfunden worden, sondern dazu, ‘die Arithmetik zu begründen’. Aber wer sagt, daß die Arithmetik Logik ist; oder was man mit der Logik tun muß, um sie, in irgend einem Sinne, zum Unterbau der Arithmetik zu machen?
     Wenn wir etwa von ästhetischen Tendenzen || Überlegungen dazu geführt worden wären, dies zu versuchen, wer sagt,
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daß es uns gelingen kann? (Wer sagt, daß sich dieses englische Gedicht zu unsrer Zufriedenheit ins Deutsche übersetzen läßt?!)
     (Wenn es auch klar ist; daß es zu jedem englischen Satz, in einem Sinne, eine Übersetzung ins Deutsche gibt.)

   
     (Nur durch Erweiterung unsres Gesichtskreises können wir philosophische Probleme lösen. || philosophische Probleme gelöst werden.)

   
     Die Philosophische || Oder: Die philosophische Unbefriedigung verschwindet dadurch, daß wir mehr sehen.

   
     Dadurch, daß ich das Kürzen durch (3 ‒ 3) gestatte, verliert das Rechnen seinen || die Rechnungsart ihren Witz. Aber wie, wenn ich z.B. ein neues Gleichheitszeichen einführte, das ausdrücken sollte: ‘gleich, nach dieser Operation’? Hätte es aber einen Sinn zu sagen: “Gewonnen in dem Sinne”, wenn in diesem Sinne jedes Spiel von mir gewonnen wäre?

   
     Der Kalkül verleitete mich an
252
gewissen Stellen zur Aufhebung seiner selbst. Ich will nun einen Kalkül, der dies nicht tut, & schließe diese Stellen aus. – Heißt das nun aber, daß jeder Kalkül, in dem eine solche Ausschließung nicht erfolgt ist || vorgenommen wurde || statt hatte || hat || stattfindet, ein unsicherer ist? ‘Nun, die Entdeckung dieser Stellen war mir || uns eine Warnung’. – Aber habe ich || hast Du diese ‘Warnung’ nicht mißverstanden?!
   
11.3.
     Kann man beweisen, daß man nichts übersehen hat? – Gewiß. Und muß man nicht vielleicht später zugeben: “Ja, ich habe etwas übersehen; aber nicht in dem Feld, wofür mein Beweis gegolten hat”?

   
     Der Beweis der Widerspruchsfreiheit muß uns Grund für eine Voraussagung geben; & das ist sein praktischer Zweck. Das heißt nicht, daß dieser Beweis ein Beweis aus der || einer Physik der || unsrer Zeichen || Rechentechnik ist – also ein Beweis der || aus der angewandten Mathematik – aber || sondern || aber es heißt, daß die uns nächstliegende Anwendung, & die, deren zu liebe || um derentwillen mir || uns an diesem Beweis liegt, jene || eine Voraussagung ist. Die Voraussagung
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ist nicht: “auf diese Weise wird keine Unordnung entstehen” (denn das ist || wäre keine Voraussagung, sondern das ist der mathem. Satz) sondern: “es wird keine Unordnung entstehen”.

   
     (Mörtel abkratzen ist viel leichter, als einen Stein zu bewegen. Nun, man muß das erste tun, bis man einmal das andre tun kann.)

   
     Ich wollte sagen: Der Beweis der Widerspruchsfreiheit kann uns nur dann beruhigen, wenn er ein triftiger Grund für jene || diese Voraussage || Vorhersage ist.
   
12.3.
     Wo es mir genügt, daß bewiesen wird, daß ein Widerspruch, oder eine Dreiteilung des Winkels auf diese Weise nicht konstruiert werden kann, dort leistet der induktive Beweis, was man von ihm verlangt. Wenn ich mich aber fürchten müßte, daß irgend etwas, irgendwie, einmal als Konstruktion eines Widerspruchs gedeutet werden könnte || müßte || sollte, so kann kein Beweis mir diese unbestimmte Furcht nehmen. || mich von dieser unbestimmten Furcht befreien.
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     Könnte ich etwa den induktiven Beweis des Distributiven Gesetzes geben, & dann einer bestimmten Zahl (zB. || etwa || sagen wir 100100 + 1) eine solche Rolle in unsrer Arithmetik geben || zuteilen, daß für || auf sie die Induktion nicht in der uns gewohnten || geläufigen Weise angewendet werden darf || kann. || zuteilen, daß sie ganz natürlicherweise von der Induktion ausgenommen ist. An der Stelle 100100 + 1 ist eben eine Unebenheit des Bodens, & da zeigt die Induktion, die über ihn gespannt || gebreitet ist, natürlich auch eine Runzel. || eine Ungleichheit. || auch eine Unebenheit || Falte.

   
     Wie kann man sagen, daß eine || irgendeine Kardinalzahl, etwa eine sehr hohe, nicht einmal ausgesondert werden wird, & man wird sagen: “die Menschen haben bis jetzt geglaubt, daß alle || diese Gesetze || die & die Gesetze für alle Kardinalzahlen gelten müssen, weil sie sich einfach von der Induktion leiten ließen; || ; sie haben sich einfach von der … leiten lassen; heute wissen wir, || weiß man, ¤ || heute hat man gefunden, daß nicht alle Kardinalzahlen die gleiche Rolle in der Arithmetik spielen” || die gleiche Rolle spielen.? || ¤ daß nicht alle Kardinalzahlen in der Arithmetik die gleiche Rolle spielen. || ? ||
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: “die || Die Menschen haben bis jetzt geglaubt, daß diese Gesetze für alle Kardinalzahlen gelten müssen || müßten; sie ließen sich einfach von der Induktion leiten – man weiß heute, daß nicht alle Kardinalzahlen eine gleichartige Stelle einnehmen,” || ?
[Noch nicht gut.]

   
     Ist es klar, daß, wenn ich einen Widerspruch gefunden habe, ich meinen bisherigen Kalkül immer || , immer, meinen bisherigen Kalkül || haben werde, immer ich meinen bisherigen Kalkül desavouieren muß || werde desavouieren wollen? || ¤ desavouieren werde?

   
     Ich fragte aber: “haben wir || hast Du nicht die Warnung mißverstanden?” || d.h.: Verstehst Du nun wirklich || Du wirklich, wovor Du Dich zu hüten hast; & wie Du Dich hüten sollst? (Wenn bei mir eingebrochen wurde, ist es unbedingt gut || ratsam, z.B., Wachen vor mein Haus zu stellen? Machen sie || diese das Haus unter allen Umständen sicherer?)

   
     Der Zaun den ich um den Widerspruch ziehe ist kein Über-Zaun.

   
     Wie konnte der Kalkül durch einen Beweis prinzipiell in Ordnung kommen?
     Wie konnte es kein rechter Kalkül
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sein, solange man diesen Beweis nicht gefunden hatte?

   
     ‘Dieser Kalkül ist rein mechanisch; eine Maschine könnte ihn ausführen.’ Was für eine Maschine? Eine die aus gewöhnlichen Materialien hergestellt ist, || oder eine Über-Maschine? Verwechselst Du nicht die Härte einer Regel mit der Härte eines Materials?

   
     ‘So hatte man bisher kalkuliert. Nun kam man auf einen || zu einem Widerspruch. Da aber der Zweck des Kalküls ein ästhetischer war, so verleidete der Widerspruch den Menschen die || alle Lust an diesem || dem Kalkül. || der Widerspruch den Menschen den ganzen Kalkül.

   
     Wir werden die Rolle des Widerspruchs anders || den Widerspruch in einem ganz andern Lichte ¤ sehen, wenn wir sein Auftreten & seine Folgen, gleichsam || sozusagen, anthropologisch betrachten, || als wenn wir ihn mit der Entrüstung || den Gemütsbewegungen || Gemütsreaktionen des Mathematikers anschauen || sehen || ansehen || anblicken. D.h., wir werden ihn anders sehen, wenn wir nur zu beschreiben versuchen, wie der || ein Widerspruch Sprachspiele beeinflußt; || als wenn wir ihn vom Standpunkt eines || des mathematischen Gesetzgebers ansehen.
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     Die Einstellung der Mathematiker zum Widerspruch scheint mir, um es kraß auszudrücken, die der Sensationslust & der Hysterie || Hysterie & der Sensationslust. Freilich, vor allem, die der Verwirrung.

   
     Gehe nur ruhig deinen Pfad weiter, – solange Du einen vor dir siehst. Er wird dich schon irgendwohin führen, wohin geführt zu werden wichtig war || es wichtig war zu gehen.

   
     ‘Die Menschen entwickelten nun dieses Ideal des Kalküls.’ (Ein idealer Kalkül mußte für sie so ausschauen.)

   
13.3.
     ‘Die Induktion läßt uns in die Ferne des Kalküls schauen.’ – Aber müssen wir uns nicht in acht nehmen, daß wir von diesem Bild nicht irregeführt werden?
     Durch ein Fernrohr sehen, ist von großem praktischem Wert. Wenn nämlich, was wir sehen, uns, z.B., guten Grund gibt, das & das für die Zukunft zu erwarten. Sollten, im besondern Fall, die Umstände (es) bewirken, daß das Fernrohr
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uns nicht mehr lehrt, als das freie Auge, so würde es nun müßig durchs Fernrohr zu schauen. || so würde es in diesem Fall müßig durchs Fernrohr zu schauen. || , in diesem Fall, durchs Fernrohr Schaun müßig.

   
     Aber halt! ist es nicht klar, daß niemand zu einem Widerspruch gelangen will? Daß also der, dem Du die Möglichkeit eines Widerspruchs vor Augen stellst || vor die Augen führst, alles tun wird, um einen solchen unmöglich zu machen? (Daß also, wer das nicht tut, eine Schlafmütze ist.) || tut, es aus Schlafmützigkeit nicht tut.)

   
     Wie aber, wenn er antwortete: “Ich kann mir einen Widerspruch in meinem Kalkül nicht vorstellen. – Du hast mir zwar einen Widerspruch in einem andern gezeigt, aber nicht in diesem. In diesem ist keiner & ich sehe auch nicht die Möglichkeit.”

   
     “Sollte sich einmal meine Auffassung von dem Kalkül ändern; sollte, durch eine Umgebung, die ich jetzt nicht sehe, sich sein ganzer Aspekt ändern, || dann wollen wir weiter reden.”

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     “Ich sehe die Möglichkeit eines Widerspruches nicht. So wenig, wie Du – scheint es – die Möglichkeit, daß in Deinem Beweis der Widerspruchsfreiheit einer ist.”

   
     Weiß ich denn, ob, wenn ich je einen Widerspruch dort sehen sollte, wo ich jetzt nicht die Möglichkeit eines Widerspruchs sehe, er mir || , der Widerspruch mir || jetzt die Möglichkeit eines solchen nicht sehe, er mir dann gefährlich erscheinen wird?

   
     Ich habe die Situation des Sich-Nicht-Auskennens im || in dem Kalkül, den man betreibt, noch gar || ganz & gar nicht genügend beschrieben. – Vor allem die Situation, in der dieses sich nicht Auskennen nicht-erwünschte praktische Folgen hat.
   
14.3.
     Die Annahme sei, || : daß Menschen zum Rechnen mit Klammerausdrücken wie “(3 + 4)”, “(4 + 7 ‒ 9)”, gekommen sind, dann auch mit Ausdrücken wie “(4 ‒ 4)” rechnen & einmal eine Unstimmigkeit merken, d.h. merken, daß zwei nach den Regeln richtig gerechnete Multiplikationen derselben Zahlen, zwei verschiedene Resultate ergeben. Und zwar sind sie nun perplex, – sagen, es müßte doch dasselbe herauskommen, käme aber
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nicht heraus, & sie wissen nicht, wie das kommt.

   
     (Wie ist das, wenn man sich in einem Stadtteil nicht auskennt? Nun: es ist da ein Geisteszustand, & gewisse Handlungsweisen. –)
   
15.3.
∣      Schau durch eine Röhre von der Länge & Weite, etwa, Deines kleinen Fingers, & || ein Rohr, & || ein Rohr, lang & weit, etwa, wie ein Finger, & versuch, Dich in einem Zimmer || Raum auszukennen, indem Du, mit dem winzigen Gesichtsfeld, um Dich schaust. || den Raum absuchst. So eine Tätigkeit ist die Tätigkeit des Philosophen. || Eines, der philosophiert.

   
     Denk Dir ich verwendete als Werkzeichnungen für Werkstücke die nach ihnen herzustellen sind nur Aufrisse der Dinge statt Auf– & Grundrisse. – In vielen Fällen nun führte das zu keiner Verwirrung (ohne daß ich mir aber davon eine Rechenschaft gäbe). Dann aber führt es plötzlich zu Verwirrungen & nun führe ich den Grundriß als notwendiges Supplement des Aufrisses ein.

   
     Kann ich nun die Sache nicht auf zweifache Art ansehen: einerseits,
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so, || : daß der Grundriß mich etwas neues gelehrt hat (daß etwas neues || Neues entdeckt wurde); anderseits, daß, den Grundriß zeichnen & ablesen, eine neu erfundene Technik ist. || eine neue Technik ist, (also) eine Erfindung. || eine neue Technik ist, eine Erfindung, – || , die gewisse Unannehmlichkeiten vermeiden hilft.

   
     ‘Ohne Grundriß kann ich mich nicht auskennen; & der Aufriß allein ist überhaupt keine Darstellung des Objekts. || Darstellung.’ – Doch, || ich kann mich auskennen. Aber || ; aber manchmal kenne ich mich nicht aus & dann hilft mir der Grundriß, mich auskennen || auszukennen (obwohl auch er versagen kann).

   
     Wie schaut nun die Verwirrung aus? Ich stelle Dinge her, vergleiche sie in gewohnter Weise mit der Zeichnung, sie stimmen mit ihr überein, aber nicht untereinander & das kann ich nicht verstehen. Aber was heißt es: ich kann es nicht verstehen? – Wie sieht das aus? – Nun, ich hatte sie mir gleich erwartet, aber sie sind es nicht. – Und ich sage mir, ich muß einen Fehler gemacht haben, &
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suche diesen Fehler in meinem Vergleichen, d.h., prüfe es wieder & wieder nach, – komme aber nicht vom Fleck. – Es ist also als hätte ich für einen rechten Handschuh das Maß || die Maße genommen, nach genau diesen || diesen genauen Maßen einen linken Handschuh zugeschnitten (& genäht), ich will ihn nun an die Hand ziehen & er paßt nicht. Ich aber sehe nun vergebens nach, wo ich mich vermessen, oder nicht dem Maß entsprechend || gerecht zugeschnitten haben könnte.
     Kenne ich nun so eine Situation aus unsrer || der Erfahrung?! Ist es etwa die Situation des Wissenschaftlers, der eine Hypothese nicht bestätigt findet?

   
     Es scheint: nicht ganz! – Denn der Fall, den ich mir dachte, war der, in welchem jener Mensch verwirrt ist; sagt, ich || : “Ich kenne mich nicht aus; es, muß doch stimmen & stimmt nicht.” Der || ; der Fall, in dem er sagt: “Ich muß einen Fehler gemacht haben, weiß aber absolut nicht, worin er liegt. || . Das ist also nicht der Fall des Wissenschaftlers, der verschiedene Hypothesen ausprobiert & mehr oder weniger || mehr weniger bereit ist die eine zugunsten einer andern aufzugeben.
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(Anthropologisch sind die Fälle verschieden, || möchte ich sagen.)

   
     (‘Aber ist ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fällen?’ Es ist ein Unterschied.)

   
     Wir hätten uns natürlich auch den Fall denken können, in dem der Betreffende || betreffende untersucht, ob er || er hier diesen Handschuh oder sein Spiegelbild anfertigen soll, & etwa findet daß der Handschuh (immer) dann paßt wenn er nach dem Maßnehmen zuerst eine Zeichnung herstellt, diese || & dann nach deren Bild in einem Spiegel zuschneidet.

   
     Der Unterschied zwischen der ‘anthropologischen’ & der mathematischen Darstellung ist der, daß || ist, daß wir in jener Darstellung || der ersteren nicht versucht sind von ‘mathematischen Tatsachen’ zu reden, daß vielmehr die Tatsachen in dieser Darstellung || ihr nie mathematische sind, nie mathematische Sätze wahr oder falsch machen || erscheinen lassen || sein lassen .

   
     Wenn nun aber jener Verwirrte die Entdeckung des rechten & linken Handschuhs
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machte. Was für eine Art || Welche Art Entdeckung wäre das? – Er hatte nicht entdeckt, daß das Spiegelbild seines Handschuhs paßt, sondern er hatte das Bild ‘rechter & linker Handschuh’ entdeckt. – Er hat es etwa tatsächlich gezeichnet (& zwar zum ersten Mal).
     Nun, wenn einer etwas Neues zeichnet – entdeckt er etwas? Stellt er eben nicht etwas Neues her? – Aber entdeckt || entdeckte er dann nicht, mittels des neuen Bildes, daß es der rechte & nicht der linke Handschuh war, den er hätte machen sollen? || nicht etwas mittels des neuen Bildes?

   
     Wie ist es || : kenne ich solche Verwirrungen? Sind sie sehr selten, oder heute sehr selten?

   
     Wer Ordnung macht, wo früher Unordnung war, (der) führt ein neues Bild ein.
   
16.3.
     Fiktionen haben (wie Du weißt) || , wie wohlbekannt einen Platz || haben ihren Platz in unseren || unsren Betrachtungen. Aber es sind alles materielle, behaviouristische, Fiktionen. Fiktionen, die sich ganz auf einer || der Bühne darstellen ließen.

   
17.3.
Ich bin doch nur gegangen, wie zu gehen
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es natürlich war. Nun aber kreuzen sich zwei Tendenzen. Die Fortsetzung des Kalküls, die von einem Standpunkt aus natürlich ist, wird || ist vom andern aus widernatürlich. Komme ich von dort, so möchte ich so fortsetzen, komme ich || wenn von dort, dann unbedingt nicht so || anders.

   
     (Diese Tätigkeit gleicht nicht so sehr dem Zusammensetzen eines Jigsaw-Puzzles aus seinen Steinen || Teilen; als vielmehr dem Zusammensetzen einer Reihe solcher Puzzles || Bilder (wovon einige komplett, andere unkomplett (sind)) aus Steinen, || ihren Teilen, die alle in eine Kiste zusammengeworfen sind. Kein Wunder, wenn dies schwer gelingt.)

   
     Es ist hier schwer, die verschiedenen Ebenen, auf denen wir uns bewegen, nicht zu verwirren || klar auseinander zu halten;; nicht, ohne daß wir's wissen, von der einen auf die andere zu geraten.
     (Eine Ebene ist die der || unsrer Neigungen, so oder so den || einen Kalkül fortzusetzen || zu bilden; eine andre || andere Ebene, die, der praktischen Brauchbarkeit, eine andere, die der Verwirrung & der Klarheit.)

266


   
     Man macht hier leicht einen Fehler wie den, || , ähnlich dem, zu denken, wenn auf der Netzhaut ein blinder Fleck ist, so müsse man ihn als Loch im Gesichtsfeld sehen.
   
18.3.
     Man erklärt die Entstehung gewisser Fabeln aus Naturmythen & die Entstehung dieser, aus dem natürlichen Trieb, die großen, immer widerkehrenden, Naturerscheinungen sich zu erklären. Und man redet, als sei nichts selbstverständlicher, als daß wir uns Erklärungen gerade dieser Naturerscheinungen geben, & auch daß diese Erklärungen von gerade dieser Art sind. Als hätten wir, wenn es nicht so wäre, uns nicht genug wundern können. Die Tatsache, daß diese Naturerscheinungen eine große Rolle in unserm Leben spielen, & daß sie immer wiederkehren, scheint (uns) die andern || scheint die weiteren Tatsachen selbstverständlich zu machen. || scheint (uns) die Tatsache des Naturmythus selbstverständlich zu machen. || macht die weiteren Tatsachen, so scheint es uns, selbstverständlich. || scheint
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die weiteren Tatsachen uns selbstverständlich zu machen.
Dies || Etwas Ähnliches drückt Jeans, sehr dumm aber sehr charakteristisch, aus, indem er sagt || schreibt: || so aus: “Primitive man must have found nature singularly puzzling & intricate.” (Must have’ – besonders, da wir ja wissen, daß sich jeder Bauer den Kopf darüber zerbricht, warum die Sonne auf- & untergeht, & warum der Regen aus den Wolken fällt, etc.!)
   
19.3.
∣      ‘Was lehrt mich ein Beweis, abgesehen von seinem Resultat?’ – Was lehrt mich eine neue Melodie? Bin ich nicht in Versuchung zu sagen, sie lehre mich etwas? – ∣

   
     Die Rolle des Verrechnens habe ich noch nicht klar gemacht. Die Rolle des Satzes: “ich || Ich muß mich verrechnet haben”. Sie ist eigentlich der Schlüssel zum Verständnis der ‘Grundlagen’ der Mathematik.

   
     Sowenig, eine Handlung ‘gut’ nennen & danach handeln & urteilen, heißt, sie nützlich nennen – obwohl oft das offenbar Nützliche gut genannt wird & was wir gutheißen als irgendwie nützlich dargestellt
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wird – sowenig heißt eine Rechnung annehmen, || (sie für eine richtige Rechnung erklären, || ): sie für eine nützliche Rechnung erklären. Obwohl ein enger Zusammenhang besteht zwischen dem Finden der Nützlichkeit oder Nutzlosigkeit einer Rechnung & dem Annehmen oder Ablehnen eines || des Kalküls. Aber die beiden sind verschiedene anthropologische Phänomene || Erscheinungen, so wie das Gutheißen & das als nützlich Entdecken || Befinden von Handlungen. (Die verschiedenen ‘Ebenen’.) (Diese Bemerkung sagt natürlich nicht, ‘gut’ sei undefinierbar.) Es macht auch nichts, daß ich, was unter Nützlichkeit zu verstehen ist, nicht definiert || näher erklärt habe.

   
     (Der Meuchelmörder wird verachtet obwohl er a) klüger gehandelt hat, als der Mörder, der sich einem Kampf aussetzt, b) menschenfreundlicher, indem er seinem Opfer die Todesangst & Kampf erspart hat.)

   
     Ideen flackern zwar in mir auf, aber sie sind lange nicht stark genug, um einen Sieg gegen || über die Finsternis zu erringen.

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     Ich bin offenbar heutzutage nicht stark genug, oder nicht mehr stark genug, um diese Angelegenheit klar zu übersehen. Ich brauchte ein neues Bild, um sie zu überblicken. Gegenwärtig komme ich nur außer Atem, wenn ich die Sache betrachte. Ich kann nicht Ordnung machen.
   
20.3.
     Die Beschreibung, welche ich geben sollte ist ähnlich der || dieser: || einer solchen: ‘Welche Erfahrungen hätte ein Mensch, der sein Leben unter den & den seltsamen Umständen (etwa, ganz auf einem Ringelspiel || in einem abgeschlossenen Projektil) zubrächte, & wie könnte er diese Erfahrungen darstellen?’ Es ist hier erstens schwer nicht mit unsern eigenen Augen (d.h., von unserm eigenen Standpunkt) zu sehen, zweitens nicht zu übersehen, daß wir selbst uns ja in einer ähnlichen Lage, relativ zu einem andern Beschauer, befinden.
     Was er erlebt wird also einerseits äußerst seltsam, anderseits ganz gewöhnlich sein. D.h., was er erlebt || es wird auf den ersten Blick abenteuerlich erscheinen, dann aber, von ganz gewöhnlicher Art & || & || , nur im Besondern verschieden || ungewöhnlich.
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     Der Mann || Handwerksbursch, der das Schiff, dessen Passagier er sein will, selbst ziehen hilft, || & sich plagt, damit es rascher vom Fleck kommt (Hebel: “Bequeme Schiffahrt, wer's dafür halten will) – hat er einen Fehler begangen || gemacht || Irrtum begangen? Man möchte sagen: er tut etwas närrisches. Hätte er aber z.B. lieber ziehen, als sein Felleisen tragen wollen, so wäre es nicht unvernünftig || absurd || vernünftig gewesen. Man kann, was er tut || tat, als Irrtum , als vernünftig, & als absurd || unsinnig auffassen. || auffassen, als vernünftig, & als absurd || unsinnig.
   
27.3.
     Wenn man nicht voraussagen kann, ob & an welcher Stelle in der Entwicklung von π drei Siebner nach einander stehen werden, ist das ähnlich, wie wenn man eine Mondesfinsternis nicht voraussagen kann || könnte? Die beiden Voraussagen scheinen von ganz verschiedener Art zu sein. Die erste, kann man sagen, sei eine unzeitliche || nicht eine zeitliche Voraussage.

   
6.4.
     Fühle mich übel; mein Kopf unfähig & verwirrt, als wären nie Gedanken in ihm
271
gewe
sen. Voll Angst || Furcht, meine Arbeit werde teils verloren gehen, teils gestohlen werden. Neid gegen Jüngere, Furcht vor der Zukunft. In meinem Kopf sieht es winterlich aus; als seien die letzten grünen Pflanzen gestorben & die Erde sähe einer langen Periode des Todes || der Öde entgegen.
   
18.4.
     Welcher Fall ist es, wenn man sagt: ich brauche || will hier einen Kalkül von dieser & dieser Art? Z.B.: ich suche eine Weise zu berechnen ob eine Zahl durch 7 teilbar ist, die kürzer sein soll, als die Division durch 7 selbst. – Was suche ich in einem solchen Fall? Ist, was ich suche irgendwie zu vergleichen mit dem Kalkül der eine physikalische Erscheinung erklären soll?
     Man könnte doch sagen: ‘Ich will mit meinem Kalkül das Resultat des Dividierens voraussagen.’
   
7.6.
     Meine Nerven sind seit zwei Monaten in sehr üblem Zustand: Zu wenig Schlaf; & Sorge & (unnötige) Aufregung. Keine zusammenhängenden Gedanken! Was ich brauchte wäre ein Monat vollkommene Stille, ich meine: keine Menschen hören. Die ekelhafte
Mittelklasse hier und ihr Treiben ist mir besonders auf die Nerven gegangen. In gewissem Sinne bin ich selbst Schuld daran, denn ich habe nicht Mut noch Kraft mich ihr entgegenzustellen. Mit meiner ‘Moral’ schaut's übel aus.
   
13.6.
     Noch immer unfähig zu arbeiten. Furchtbar empfindlich gegen jeden Lärm, besonders Lachen, Sprechen & Singen von Studenten. Der Krieg affiziert meine Nerven, auch habe ich allerlei fruchtlose Sorgen für die Zukunft. – Sehe K ein- bis zweimal die Woche; bin aber zweifelhaft darüber, inwieweit das Verhältnis das Richtige ist. Möge es wirklich gut sein.
   
15.6.
Meine Nerven wieder besonders schlecht. Bis gegen Abend beschleunigten Puls, Schwindelgefühl & außerordentliche Müdigkeit & Schwäche. Abends normal. Versuche Adalin als Schlafmittel; vielleicht schlechte Folgen. Möge ich genesen!
   
16.6.
Hutt bei mir. War froh ihn zu sehen, aber dennoch den größten Teil des Tages
in schlechtem Zustand. Unterleibsschmerzen. Schwäche, Angst, raschen Puls.



Editorial notes

1) Ms-117 begins with the last remark of Ms-142. Pages 1-75 contain numerous remarks from Ms-118; pages 75-96 contain numerous remarks from Ms-119.

2) There is a mark in front of 'Oder'.

3) For dating, see the dating "5.10." of corresponding, earlier, remark in Ms-119, page 73.

4) For dating, see the dating "6.10." of corresponding, earlier, remark in Ms-119, page 77.

5) For dating, see the dating "7.10." of corresponding, earlier, remark in Ms-119, page 78.

6) Wittgenstein stresses the use of the hyphen in "nicht-bewundert".

7) The entire insertion "eines Satzes" / "zu einem Satz" is marked with three diagonal strokes, possibly suggesting its deletion.

8) Wavy underlining within parentheses.