XV.







   
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24.9.37.
     Was wir liefern sind eigentlich Bemerkungen zur Naturgeschichte des Menschen; aber nicht kuriose Beiträge, sondern solche Feststellungen, an denen niemand gezweifelt hat, & die dem Bemerktwerden nur entgehen, weil sie ständig vor unsern Augen sind. || weil sie sich ständig vor unsern Augen herumtreiben.

   
     Wir sagen: “ich fürchte mich, weil er so schaut || finster dreinschaut” & hier haben wir scheinbar eine Ursache, die man || Wenn man sagt: “ich fürchte mich, weil er so finster dreinschaut” – so wird hier scheinbar eine Ursache, unmittelbar, ohne wiederholtes Experiment, als solche erkannt. || erkannt, ohne wiederholtes Experiment.
     Russell sagte, man müsse, ehe man etwas als Ursache
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durch wiederholte Erfahrung erkennt || erkenne, irgend etwas || etwas durch Intuition als Ursache erkennen.
     Ist das nicht ähnlich, als sagte man: Man muß, ehe man etwas als 2 m durch Messung anerkennt, etwas durch Intuition als 1 m erkennen?

   
     Wie nämlich, wenn jener Intuition durch wiederholtes Experiment || wiederholte Experimente widersprochen wird? Wer hat dann recht?
     Und was ist es denn, was uns die Intuition über die Erfahrung sagt, die wir ‘als Ursache erkennen’? Handelt sich's da um etwas andres, als eine Reaktion unserseits gegen den
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Gegenstand: die Ursache?

   
     Aber erkennen || Erkennen wir nicht unmittelbar, daß der Schmerz von dem Schlag herrührt, den wir erhalten? Ist er nicht die Ursache & kann ein Zweifel sein, daß er es ist? – Aber läßt es sich nicht ganz gut denken, daß wir in gewissen Fällen hierüber getäuscht werden? Und später die Täuschung erkennen. Es scheint uns etwas zu schlagen & zugleich || dabei wird ein Schmerz in uns hervorgerufen. (Man glaubt manchmal einen Lärm durch eine gewisse Bewegung hervorzurufen || zu verursachen & kommt dann drauf, daß er unabhängig von uns entstanden ist. || entsteht. || von uns unabhängig ist.)
     Und freilich, es ist hier
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eine echte Erfahrung, die man ja ‘Erfahrung der Ursache’ nennen kann. Aber nicht, weil sie uns unfehlbar die Ursache zeigt, || verrät, sondern weil in ihr der Anfang || hier, im Ausschauen nach einer Ursache, eine Wurzel des Ursache-Wirkung Schemas || Sprachspiels liegt.

   
     Wir reagieren auf die Ursache.
     Etwas “Ursache” nennen, ist ähnlich, wie, zeigen & sagen: “Der ist schuld!”

   
     Wir stellen intuitiv || instinktiv die Ursache ab, wenn uns die Wirkung || die Wirkung uns zuwider || unerwünscht ist. || wenn wir die Wirkung nicht wollen. Wir schauen instinktiv vom Gestoßenen auf das Stoßende. (Ich nehme an, wir tun es.)
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     Wie nun, wenn ich sage || sagte, wir vergleichen, wenn wir von Ursache & Wirkung reden alles dem Fall des Stoßes; der ist das Urbild der Ursache einer Wirkung? Hätten wir da den Stoß als Ursache erkannt? Denk eine Sprache, in der statt ‘Ursache’ immer ‘Anstoß’ gesagt wird!


   
     Was zeigt uns der, der 4 Kugeln in 2 + 2 trennt, (sie) wieder zusammenschiebt || vereinigt, wieder trennt etc.? Er prägt uns ein Gesicht & eine typische Veränderung dieses || des Gesichts ein || ein & eine typische Veränderung dieses || des Gesichts.

   
     Warum soll man statt des Sätzchens ‘3 + 2 = 5” nicht lernen, den Befehl auszuführen: Gib
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3 & 2 || ❘ ❘ ❘ & ❘ ❘ zusammen!

   
     Die Zerlegung der 100 numerierten Kugeln ist || Zerlegungen der 100 numerierten Kugeln sind also nur typische Verziehungen eines bestimmten Gesichts.
     Aber sie sind doch dadurch charakterisiert, daß keine Kugel dazu, & keine wegkommt.

   
25.9.
Bin sehr ungeduldig!

   
     Denke an die Bewegungen || möglichen Stellungen einer Gliederpuppe. Oder denk, Du hättest eine Kette mit, sagen wir, 10 Gliedern & Du zeigst, was für charakteristische (d.h. einprägsame) Figuren man mit ihr legen kann. Sie || Die Glieder seien etwa numeriert; dadurch werden sie zu einer leicht einprägbaren Struktur, auch
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wenn sie in einer geraden Reihe || gerader Reihe liegen.
     Ich präge Dir also charakteristische Lagen & Bewegungen der || dieser Kette ein.
     Wenn ich nun sage: “Sieh', man kann auch das aus ihr machen” (& es zeige || vorführe), || zeige ich Dir || da ein Experiment? – In gewissem Sinne ja; ich zeige Dir z.B., daß man sie so biegen || in diese Form bringen kann; aber das || dies hast Du nicht bezweifelt. || aber ihre Biegsamkeit hast Du nicht bezweifelt. || aber daran hast Du nicht gezweifelt. Und was Dich interessiert, ist nicht etwas || nichts, was diese spezielle || besondere || individuelle || eine Kette betrifft. – Aber ist, was ich vorführe, nicht doch eine Eigenschaft dieser Kette? Gewiß; aber ich führe nur solche Bewegungen vor, die einprägsame Umformungen || , solche Umformungen vor, die einprägsamer Art sind; & Dich interessiert, diese Umformungen
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zu lernen. Sie interessieren Dich || Es interessiert Dich aber darum, weil es so leicht ist, sie immer wieder, an verschiedenen Gegenständen, vorzunehmen.

   
     Die Worte “Sieh', was ich aus ihr machen kann –” sind allerdings dieselben wie die, welche || die ich auch verwenden würde, wenn ich Dir zeigte, was ich alles aus einem Klumpen Ton formen kann. Hier würde Dich nicht so sehr interessieren, daß sich solche Dinge aus diesem Klumpen formen lassen, als daß ich etwa geschickt genug bin, es zu tun. In einem andern Fall etwa: daß dies Material sich so behandeln läßt. Hier würde
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man kaum sagen: ich ‘mache Dich drauf || darauf aufmerksam’, daß ich dies machen kann, oder daß das Material dies aushält, während man im Fall der Kette sagen würde, || : ich mache Dich drauf || darauf aufmerksam, daß sich dies mit ihr machen läßt. – Denn Du hättest es Dir auch vorstellen können. Aber Du kannst natürlich keine Eigenschaft der Kette durch Vorstellen finden. || erkennen.
     Das Experimenthafte verschwindet, indem man den Vorgang bloß als einprägsames Bild ansieht.

   
     Inwiefern entfaltet nun die Rechnung die Eigenschaft einer Ziffer etwa der Ziffer || z.B. des Zahlzeichens “625”, wenn wir
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Quadratwurzel ziehen & finden “625” entstehe durch die Operation 25 × 25? (Du siehst, ich kann hier von Ziffern statt von Zahlen reden.)
     Wenn ich nun die Multiplikation “
25 × 25
etc.
” gleichsam an “625” heranbringe um sie an dieser Ziffer zu messen; was soll ich da heranbringen: die ganze Multiplikation mit dem Resultat? Oder soll ich nur das Resultat auslassen?

   
     Inwiefern ist es eine Eigenschaft des Zeichens 725, daß es durch die Addition von
   170
   252
+ 303
entsteht?
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Nur insofern || sofern damit || hiermit gemeint ist, daß es für gewöhnlich || normalerweise so erzeugt wird || dabei herauskommt; nicht sofern || wenn gemeint ist, daß es das Resultat dieser Addition ist. || , die Summe dieser drei Zahlen, ist.
     Denn man kann es z.B. als Eigenschaft des Zeichens “5” betrachten, daß wir es (normalerweise) als Resultat der Addition 3 + 2 schreiben || erhalten; aber nicht, daß
     Sofern es eine Eigenschaft des Zeichens “625” ist, liegt sie in dem || im Funktionieren unseres Verstandes, in Tatsachen unsrer Naturgeschichte, daß wir so rechnen.
     Das rein Mathematische ist keine Eigenschaft von “625” weil die Addition
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erst dann komplett ist, wenn das Resultat schon dasteht; & man kann dann nicht sagen, es ist eine Eigenschaft von “625”, daß die Rechnung sie ergibt, weil “ergibt” mathematisch gesprochen heißt, daß diese Zahl am Schluß der Rechnung steht.

   
     Man kann daher sagen: Wir entfalten die Rolle, die “625” in unserm Rechensystem spielt. || Wir entfalten die Eigenschaften der || von “625” durch die Rechnung, sofern wir die Rolle entfalten, die es in unserm Rechensystem spielt.
     Inwiefern kann man denn sagen, || : die Rechnung analysiert das Zeichen “625”, || : sie setzt ihm || dem Zeichen ja etwas hinzu? || .
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     (Ich schrieb einmal: “In der Mathematik sind Prozeß & Resultat
einander
äquivalent.”)



   
¥      Und doch fühlt man || fühle ich, daß es eine Eigenschaft von “625” ist || sei, daß es so erzeugt wird, oder werden kann. Aber wie kann es denn eine Eigenschaft der Struktur “625” sein, daß sie so erzeugt wird, wenn sie z.B. gar nicht so erzeugt würde? Wenn niemand so multiplizierte? Doch nur wenn man sagen könnte, es ist eine Eigenschaft
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dieses Zeichens Gegenstand dieser Regel zu sein. Es ist Eigenschaft der “5”, Gegenstand der Regel “3 + 2 = 5” zu sein. Denn nur als Gegenstand der Regel ist die Zahl das Resultat der Addition der || jener andern Zahlen.
     Wenn ich aber nun sage: es ist Eigenschaft der Zahl … das Resultat der Addition von … nach der Regel … zu sein? Es ist also eine Eigenschaft ner || der || der Zahl daß sie bei der Anwendung dieser Regel auf diese Zahlen herauskommt || entsteht. Die Frage ist: würden wir es “Anwendung der Regel” nennen, wenn diese Zahl nicht das Resultat
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wäre? Und das ist dieselbe Frage wie: “Was verstehst Du unter der ‘Anwendung dieser Regel’, || : das, was Du etwa mit ihr machst, (& Du magst sie einmal so, einmal so anwenden), oder ist die ‘ || ‘ihre Anwendung’ anders definiert || erklärt.

   
     “Es ist eine Eigenschaft dieser Zahl, daß dieser Prozeß zu ihr führt.” – Aber in der Mathematik || mathematisch gesprochen führt kein Prozeß zu ihr, sondern sie ist das Ende eines Prozesses, (gehört noch zum Prozeß).

   
     Ich entfalte die Rolle der || von “625” im Spiel.
     (Und es ist mir ganz gleichgültig,
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ob ich die Ziffer “625” betrachte oder, z.B., 625 Striche.)

   
     Ich entfalte die Eigenschaften von 100 Kugeln, ich zeige, was man aus ihnen || einer Reihe von 100 Kugeln, ich zeige, was man aus ihr machen kann.
     Sage: ist es eine Eigenschaft einer Kugel, daß sie mit einer andern zusammen zwei Kugeln ergibt || gibt? Entfalte ich eine Eigenschaft || ihre Eigenschaften indem ich etwa eine andere Kugel zu ihr lege? Ja; insofern es sich dann z.B. zeigt, daß sie ganz ruhig liegen bleibt & nicht mit der andern zusammenfließt, u. dergl..

   
“Zugegeben: || , ich interessierte mich nicht für die Eigenschaften: daß keine der Kugeln verschwindet, daß man sie verschieben kann, etc.
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– die nehme ich alle als selbstverständlich hin – aber ist es nicht dennoch eine Eigenschaft der Reihe, daß wir sie so zerlegen & zu diesen Formen || Gestalten umgruppieren können – gegeben, daß die Kugeln jene andern Eigenschaften haben?! Denn ich könnte doch sehr wohl überrascht sein, zu sehen, daß die 100 Kugeln ein solches Viereck bilden, etc..” –
     Wohl; aber wenn ich Dir diese Umformung einmal gezeigt hätte, wärst Du da ein zweites Mal wieder überrascht, zu sehen daß man sie machen || umgruppieren kann || sie so umformen kann?

   
     Es ist doch keine || Das ist doch nicht die Eigenschaft dieser Reihe || Gestalt, der Anfang dieser Umformung zu sein. || der Reihe, daß sie der Anfang dieser Umformung ist:
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Habe ich nun die Eigenschaften der oberen Reihe entfaltet?

   
     Wenn Du || || Du die || jene Eigenschaften || die Eigenschaften, von denen wir oben sprachen, als selbstverständlich hinnimmst, hast Du (auch) || weiter keine Eigenschaften der Reihe demonstriert.

   
     “Diese Reihe gibt durch derlei Umformung diese Formation.”
     Liegt hier das Gewicht darauf, daß sie nicht eine andere Formation ergibt? – So muß es doch sein. Aber konstituiert
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dies nicht eben die Eigenschaft || Tatsache, daß nichts von ihr weg & nichts dazukommt?

   
     Aber warum fühle ich, es werde eine Eigenschaft der Reihe entfaltet?, gezeigt? – Weil ich abwechselnd, was gezeigt wird, als der Reihe wesentlich, & nicht wesentlich ansehe. Oder: weil ich an diese Eigenschaften abwechselnd als externe & interne denke. ¥

   
     Es ist eine Eigenschaft der Reihe, “ || , sich so zu bewegen. || : sich so zu bewegen.

   

Weil ich abwechselnd etwas
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als selbstverständlich hinnehme & es bemerkenswert finde.


   
     “Du entfaltest doch die Eigenschaften der hundert, indem Du zeigst, was aus ihr || ihnen gemacht werden kann.” – Wie gemacht werden kann! || ? Denn, daß das aus ihnen gemacht werden kann, daran hat ja niemand gezweifelt, es muß also an der Art und Weise liegen || um die Art und Weise gehen, wie dies aus ihnen hervorgebracht wird || hervorgeht || erzeugt wird. Aber sieh diese an! ob sie nicht etwa das Resultat schon voraussetzt?
26.9.

     Denn denke (Dir), es kommt || entsteht auf diese Weise einmal ein || dies, einmal
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ein anderes Resultat; würdest Du das nun hinnehmen? Würdest Du nicht sagen: “Ich muß mich geirrt haben: auf ¤ || diese || dieselbe Art & Weise mußte immer das Gleiche entstehen.” Das zeigt, daß Du das Resultat || Ergebnis mit zum Prozeß || zur Art & Weise der Umformung rechnest. || … , daß Du das Resultat || Ergebnis in die Art & Weise der Umformung einrechnest || zu der Art & Weise der Umformung mitrechnest. || , daß Du das Resultat der Umformung mitrechnest zur Art & Weise der Umformung.


   
     Denke Dir zwei verschiedene Pflanzenarten A & B, man erhält von beiden Samen; & diese Samen || die Samen der beiden Arten sehen ganz gleich aus & die genaueste Untersuchung kann keinen Unterschied zwischen ihnen zeigen. || feststellen. Aber aus dem Samen einer A-Pflanze kommen wieder A-Pflanzen, aus dem || den Samen einer B-Pflanze,
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B-Pflanzen. Du kannst nur dann voraussagen, welche || was für eine Pflanze aus einem solchen Samen entstehen wird, wenn Du weißt, von welcher Pflanze er || Samenkorn entstehen wird, wenn Du weißt, von welcher Pflanze es || Wir können nur dann voraussagen, welche || was für eine Pflanze aus einem solchen Samen entstehen wird, wenn Du weißt, von welcher Pflanze er || Samenkorn entstehen wird, wenn wir wissen, von welcher Pflanze es gekommen ist. – Sollen wir uns nun damit zufrieden geben; oder sollen wir sagen: “Es muß ein Unterschied in den Samen selber sein, oder sie könnten nicht verschiedene Pflanzen erzeugen; ihre Geschichte || Vorgeschichte allein kann nicht die Ursache ihrer weiteren Entwicklung sein, wenn die Vorgeschichte nicht Spuren im Samen (selbst) zurückgelassen hat.”
     Wenn wir nun aber keinen Unterschied in den Körnern || Samen finden! Und es ist nun Tatsache:
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Wir sagen die Entwickelung nicht aus den Eigentümlichkeiten des Samens voraus, sondern, allein, aus seiner Vorgeschichte! || . || ‒ ‒ Wenn ich sage: diese könne nicht Ursache der Entwicklung sein, so heißt das also nicht, ich könne aus der Vorgeschichte nicht die Entwicklung vorhersagen, das tue ich ja, wohl aber heißt es, daß wir das nicht ‘Ursache’ || ‘ursächlichen Zusammenhang’ nennen, daß wir eben hier nicht aus der Ursache die Wirkung vorhersagen.
     Und zu sagen || ⌇die Versicherung || Beteuerung: “Es muß ein Unterschied in den Samen sein, auch wenn wir ihn nicht finden,” ändert an den Tatsachen nichts, drückt aber aus, wie mächtig in uns der Drang ist, alles durch das Ursache & Wirkung
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Schema zu sehen. || , wie mächtig in uns das Ursache & Wirkung Schema ist.

     Wenn von Graphologie, Physiognomik u. dergl. die Rede ist, hört man immer wieder den Satz: “… es muß natürlich || freilich der Charakter sich irgendwie in der Schrift ausdrücken ….” ‘Es muß’, d.h.: dieses Bild wollen wir unter allen Umständen anwenden.

   
     (Es wäre nicht ganz unsinnig zu sagen: || , die Philosophie sei die Grammatik der Wörter “müssen” & “können”; denn damit || so zeigt sie, was a priori & a posteriori ist.)

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     Und so wäre kannst Du Dir vorstellen, daß der Same einer Pflanze A eine Pflanze B erzeugt || hervorbringt & der Same von dieser (Pflanze), der ganz gleich ist dem Samen von A, || der ersten, wieder eine A-Pflanze & so fort || u.s.f. abwechselnd , || obwohl wir nicht wissen, ‘warumetc.. || . Etc..

   
     Und nimm nun an, im vorigen Beispiel wäre es Einem || Jemandem endlich gelungen, einen Unterschied zwischen den Samen einer A- & einer B-Pflanze zu finden: der würde doch gewiß sagen: “Nun sehen wir, daß es eben doch unmöglich || nicht möglich ist, daß ein Same die & jene || einmal die einmal jene Pflanze hervorbringt || zu dieser & zu jener Pflanze wächst || wird” – Wenn ich nun entgegnete:
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“Woher weißt Du, daß das Merkmal, das Du entdeckt hast, nicht rein zufällig ist? Woher weißt Du, daß das etwas damit zu tun hat, daß einmal eine A-Pflanze einmal eine B-Pflanze || die einmal jene Pflanze aus dem Samen wird?” –

   
     Die Härte des logischen Muß. Wie, wenn man sagen würde || sagte, || : das Muß der Kinematik ist viel härter, als das kausale Muß im Mechanismus das macht, daß ein Maschinenteil sich so bewegt || einen Maschinenteil zwingt || verursacht sich so zu bewegen, wenn der andre sich so bewegt? –
      Denk' Dir, wir würden die Bewegungsart || Bewegungsweise des ‘vollkommen starren’ Mechanismus durch ein kinematographisches
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Bild, durch einen Zeichenfilm etwa, darstellen. Wie nun, wenn man sagte || sagen würde, dies Bild sei vollkommen starr || hart, & damit meinte, wir hätten dieses Bild als Darstellungsweise genommen, || : – was immer die Tatsachen seien, wie immer auch sich die Teile des || eines wirklichen Mechanismus biegen, oder dehnen || dehnen oder || & quetschen. || oder verändern || strecken || dehnen mögen. Das wäre ähnlich, als dächte man sich die Länge des Meters unendlich hart: weil sie gleichbleibe, wie immer auch sich die Längen aller || der Dinge || die Längen aller Dinge sich änderten, weil sie von den Kräften, die die Dinge ausdehnen & zusammendrücken unbeeinflußt sei.

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     Die Maschine (ihr Bau) als Symbol für ihre Wirkungsweise: Die Maschine – könnte ich zuerst sagen – ‘scheint ihre Wirkungsweise schon in sich zu haben’. Was heißt das?
     Indem wir die Maschine kennen scheint alles Übrige, nämlich die Bewegungen, die sie machen wird, schon ganz bestimmt zu sein.
     “Wir reden so, als könnten sich diese Teile nur so bewegen, als könnten sie nichts andres || Andres tun.”
     Wie ist es –: vergessen wir also die Möglichkeit, daß sie sich biegen, abbrechen, schmelzen können, etc.?
     Ja; wir denken in vielen Fällen
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gar nicht daran. Wir gebrauchen z.B. eine Maschine, oder ein || das Bild einer Maschine, als Symbol für eine bestimmte Wirkungsweise. Wir teilen z.B. Einem dieses Bild mit & setzen voraus, daß er die Erscheinungen der Bewegung der Teile aus ihm ableitet. (So wie wir jemand eine Zahl mitteilen können, indem wir sagen: || , sie sei die 25te der Reihe: 1, 4, 9, 16 …)
     “Die Maschine scheint ihre Wirkungsweise schon in sich zu haben” heißt: Du bist versucht || geneigt die zukünftigen || künftigen Bewegungen der Maschine in ihrer Bestimmtheit Dingen || Gegenständen zu vergleichen die alle schon in einem Behältnis || einer Lade liegen & von uns nun nach
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& nach herausgeholt werden. || & von uns nun herausgeholt werden.

     So aber reden wir nicht, wenn es sich darum handelt, das wirkliche Verhalten einer bestimmten || besondern Maschine vorauszusagen; da vergessen wir, im Allgemeinen, nicht die Möglichkeiten des Biegens || Verbiegens etc. || der Deformation der Teile etc. etc..
     Wohl aber, wenn wir uns darüber wundern, wie wir denn die Maschine als Symbol ihrer || einer Bewegungsweise verwenden können, || da sie sich doch auch ganz anders bewegen könne.
     Nun, wir könnten sagen, die Maschine, oder ihr Bild, stehe hier für uns als || als Anfang einer Bilderreihe, die wir gelernt haben, aus diesem Bild abzuleiten. || aus diesem Bild abzuleiten gelernt haben.
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[Neue Zeile]
     Wenn wir aber bedenken, daß sich die Maschine auch anders hätte bewegen können, so erscheint es uns leicht, als müßte in der Maschine als Symbol ihre Bewegungsart noch viel bestimmter enthalten sein, als in der wirklichen Maschine, als genügte es || . Als genügte es || . Es genüge da nicht, daß sie || es || dies erfahrungsmäßig vorausbestimmte zukünftige || die erfahrungsmäßig vorausbestimmten zukünftigen Bewegungen seien || sind, sondern als müßten sie || sie müßten sogar || eigentlich , in einem mysteriösen Sinne, || – in einem mysteriösen Sinne – bereits gegenwärtig sein. Und es ist ja wahr: die Bewegung des Maschinensymbols ist in anderer Weise vorausbestimmt, als die einer gegebenen wirklichen Maschine.
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     Wer nun sagt: “Denk' doch nicht, die Maschine habe || hätte ihre Bewegungen schon in irgendeiner mysteriösen Weise in sich!” – der macht nicht auf einen Fehler aufmerksam, den der Ingenieur macht. || , der eine wirkliche Maschine für praktische Zwecke || Gründe betrachtet, sondern er will sagen: laß Dich durch die Verwendung des ruhenden Bildes als Symbol der Bewegung nicht irren || beunruhigen & durch Ausdrücke unsrer Sprache, || : wie, || , wie, || : “ich kenne” (Gegenwart), oder “verstehe”, || ¤ die Wirkungsweise dieser || der Maschine, & nicht dazu verleiten, zu denken, es müsse da ein unerhörter Fall einer || der Gegenwart || Gegenwärtigkeit des nicht Gegenwärtigen vorliegen, da jetzt schon in unveränderlicher Weise bestimmt sei, was geschehen
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|| folgen
wird. (Das eine ist die Bestimmtheit einer Erfahrungstatsache, das andre die Bestimmtheit einer Abmachung.)
     Unser Satz : “Denk doch nicht etc.” sagt doch, der Andere sei in einer Einbildung. Aber in welcher Einbildung ist er? Nicht in einer, eine Maschine betreffend. Ja, es ist eigentlich überhaupt keine Einbildung, obwohl es sich etwa in die Sprache einer Einbildung kleidet. || , obwohl es sich des Ausdrucks einer Einbildung bedient. || , obwohl man versucht ist, sich des Ausdrucks einer Einbildung zu bedienen. || Ja, es ist eigentlich überhaupt keine Einbildung, in der wir sind, obwohl wir versucht sind, uns des Ausdrucks einer Einbildung zu bedienen.
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     Statt “Denk doch nicht etc.” könnte man beinahe besser sagen: “Tu doch nicht etc.”. Laß Dich durch das Schillern der Ausdrucksweise unsrer Sprache nicht daran irren die Dinge zu sehen, wie sie sind.
     Durch einen Vergleich wirst Du dazu geführt, zu sagen: die weitere Verwendung des Symbols sei unerbittlich bestimmt, unerbittlicher || unerbittlich nämlich im Vergleich mit jeder erfahrungsmäßigen Bestimmtheit. Und dies ist ja keine Einbildung, denn Du kennst ja gar keine solche Über-Unerbittlichkeit; aber Du wirst dazu getrieben diesen Ausdruck zu verwenden.
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     “Es ist, als könnten wir die ganze Verwendung des Wortes mit einem Schlag erfassen” – Wie was z.B.? ‒ ‒ ‒ Kann man sie nicht – in gewissem Sinne – mit einem Schlag erfassen? & || Und in welchem Sinne kannst Du es || sie || diese nicht mit einem Schlag erfassen? Es ist eben als könnten wir sie in einem noch viel direkteren Sinne mit einem || auf einen Schlag erfassen. Aber hast Du dafür ein Vorbild? Nein. Es wird uns nur dieser Ausdruck nahe gelegt. || Es bietet sich uns nur diese Ausdrucksweise an. Als das Resultat sich kreuzender Bilder || Vorstellungen || Gleichnisse.

   
     Wie leicht kann die Idee entstehen: || sich die Idee niederschlagen:das Metermaß ist unveränderlich,
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was immer auch mit den || wie immer auch die Längen der Dinge sich verändern”. Von der Unveränderlichkeit aber kommt man zur Härte & Widerstandsfähigkeit.
     (Sehr komisch Haldane über die Ewige Wahrheit eines arithmetischen Satzes. ganz ähnlich: die Seelen der Menschen sind unsichtbar, also durchsichtig || die unsichtbar, also durchsichtig sind (Grabbe))

   
     Du hast kein Vorbild dieser Übertatsache || übermäßigen Tatsache, aber Du wirst dazu verführt, eine Über-Sprache || einen Über-Ausdruck zu sprechen. || gebrauchen || brauchen.

   
27.9.
     Wann denkt man denn, || : die Maschine habe ihre möglichen Bewegungen schon in irgend einer mysteriösen Weise in sich? – Nun, wenn man philosophiert. Und was verleitet uns, das zu denken? Die Art
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& Weise, wie wir von der Maschine reden. Wir sagen z.B. die Maschine habe || (besäße) diese Bewegungsmöglichkeiten, wir sprechen von der ideal starren Maschine, die sich nur so & so bewegen könne. – Die Bewegungsmöglichkeit, was ist sie? Sie ist nicht die Bewegung; aber sie scheint auch nicht die bloße physikalische Bedingung der Bewegung zu sein, etwa, daß zwischen Lager & Zapfen ein gewisser Abstand || Zwischenraum ist, der Zapfen nicht zu streng ins Lager paßt. Denn dies ist zwar || nur erfahrungsmäßig die Bedingung der Bewegung, aber man könnte sich die Sache auch anders vorstellen. Die Bewegungsmöglichkeit soll mehr wie ein Schatten der Bewegung selber sein. Aber kennst || Aber hier wieder: Kennst Du so einen Schatten?! Und unter
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Schatten verstehe ich nicht irgend ein Bild der Bewegung; denn dies Bild müßte ja nicht das Bild gerade dieser Bewegung sein. Aber die Möglichkeit dieser Bewegung muß die Möglichkeit gerade dieser Bewegung sein. (Sieh', wie hoch die Wellen der Sprache hier || hier wieder gehen.)

     Die Wellen legen sich sofort, wenn wir || , so wie wir (uns) fragen: wie gebrauchen wir denn, wenn wir von einer Maschine reden, das Wort, “Möglichkeit der Bewegung”? – Woher kamen aber dann diese || die seltsamen Ideen, wenn wir || ? Nun, ich zeige Dir die Möglichkeit der Bewegung etwa durch ein Bild der Bewegung: ‘also ist die Möglichkeit etwas
ähnliches || der Wirklichkeit Ähnliches’. Wir sagen: “es bewegt sich noch nicht, aber es hat schon die Möglichkeit sich zu bewegen”, ‘also ist die Möglichkeit etwas der Wirklichkeit selbst sehr nahes || Nahes’. Wir mögen zwar bezweifeln ob die & die physikalische Bedingung, diese Bewegung möglich macht, aber wir diskutieren nie, ob dies die Möglichkeit dieser oder jener Bewegung sei: ‘also steht die Möglichkeit der Bewegung zur Bewegung selbst in einer einzigartig engen Relation, enger als die des Bildes zum || zu seinem Gegenstand’, denn es kann bezweifelt werden ob dies Bild diesen oder jenen Gegenstand darstellt. || das Bild dieses oder jenes Gegenstandes ist. || denn es kann gefragt werden, wessen Bild dies Bild ist. Wir sagen:
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“die Erfahrung wird lehren, ob dies dem Zapfen diese Bewegungsmöglichkeit gibt” aber wir sagen nicht: “die Erfahrung wird lehren, ob dies die Möglichkeit dieser Bewegung ist¤”: ‘also ist es nicht Erfahrungstatsache, daß diese Möglichkeit die Möglichkeit gerade dieser Bewegung ist.’
     Wir achten auf unsere eigene Ausdrucksweise diese Dinge betreffend, verstehen sie aber nicht, sondern mißdeuten sie. Wir sind, wenn wir philosophieren, wie wilde, primitive Menschen, die die Ausdrucksweise zivilisierter Menschen hören& || , sie mißdeuten & nun die seltsamsten Schlüsse aus dieser || ihrer Deutung ziehen.
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     Denke Dir, Einer verstünde || es verstünde Einer unsere || unsre Vergangenheitsform: “ist gewesen || er ist hier gewesen” nicht. || nicht: “ist gewesen || er ist hier gewesen”. Er sagt sich: “er ist”, das ist die Gegenwart, also sagt jener || der Satz, daß die Vergangenheit in gewissem || einem gewissen Sinne gegenwärtig ist.

   
     “Aber ich meine nicht, daß, was ich jetzt (beim ‘Erfassen’) tue, die künftige Verwendung
kausal
& erfahrungsgemäß bestimmt, sondern, in einer seltsamen Weise, daß || daß – in einer seltsamen Weise – diese Verwendung selbst, in irgend einem Sinne || irgendwie || auf irgendeine Weise, gegenwärtig ist.” – Aber ‘in irgend einem Sinne’ ist sie es ja! (Wir sagen ja auch: “die Ereignisse der vergangenen Jahre sind mir gegenwärtig). Eigentlich ist an dem, was Du sagst, falsch nur der Ausdruck: “in
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seltsamer Weise”. Das übrige || Übrige ist richtig; & seltsam scheint || ist es Dir nur, weil Du die Sprachformen mitdeutest || erscheint der Satz nur, wenn Du Dir ein anderes Sprachspiel dazu || zu ihm vorstellst || man sich ein anderes Sprachspiel dazu || zu ihm vorstellt, als das, in welchem || worin wir ihn tatsächlich gebrauchen || verwenden. (Jemand sagte mir, er habe sich als Kind darüber gewundert, wie denn der Schneider ein Kleid nähe; er dachte, dies heißt, es werde durch das || bloßes Nähen ein Kleid erzeugt etwa indem man || indem man etwa Fäden aneinanderlegt & aneinander näht || Faden an Faden legt & aneinander näht.¤)

   
     Die seltsame || unverstandene Verwendung des Wortes wird als Ausdruck für einen || eines seltsamen Vorgangs gedeutet.
     (Wie man sich die Zeit als seltsames Medium, die Seele als seltsames
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Wesen denkt.)

   
     Die Schwierigkeit aber entsteht hier überall || in allen Fällen durch die Verwechslung || Vermischung von “ist” & “heißt”.

   
     Die Verbindung, die keine kausale, erfahrungsmäßige, sondern eine viel strengere & härtere sein soll, ja, die so hart || fest || innig sein soll, daß das eine in gewissem Sinne das andere || andre ist ist immer eine Verbindung in der Sprache.

||      Die Verbindung, die keine
kausale
, erfahrungsmäßige, sondern eine viel strengere & härtere sein soll, ja so fest, daß das Eine in gewissem Sinne || irgendwie schon das
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Andere ist, ist immer eine Verbindung in der Grammatik.


   
Woher wissen wir || weiß ich, daß dies Bild meine Vorstellung von der Sonne ist? – Ich nenne es (die) Vorstellung von der Sonne. Ich verwende es als Bild der Sonne.

   
     Es ist nicht als ob, sondern wir reden, als ob es wäre.

   
28.9.
     “Es ist, als könnten wir die ganze Verwendung des Wortes mit einem Schlag erfassen.” – Wir sagen ja, daß wir es tun, d.h. || . D.h., wir beschreiben ja, manchmal, was wir tun, || geschieht, mit diesen Worten. Aber es ist an dem, was geschieht,
nichts Seltsames || seltsames & nichts Erstaunliches || erstaunliches || nichts Erstaunliches || erstaunliches, nichts seltsames || Seltsames. Seltsam wird es, wenn wir dazu geführt werden, zu denken, daß die künftige Entwickelung auf irgend eine Weise schon im Akt des Erfassens gegenwärtig sein muß & doch nicht gegenwärtig ist. – Denn wir sagen, es sei || bestehe kein Zweifel, daß wir das Wort … verstehen || & anderseits liegt seine Bedeutung in seiner Verwendung. Es ¤ ist kein Zweifel, daß ich jetzt Schach spielen will; aber das Schachspiel ist dies Spiel durch alle seine Regeln (u.s.f.). Weiß ich also nicht, was ich spielen wollte, ehe ich gespielt habe? Oder aber, sind alle Regeln in meinem Akt der Intention enthalten? Ist
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es nur Erfahrung, die mich lehrt, daß auf diesen Akt der Intention für gewöhnlich diese Art des Spielens folgt? Kann ich also doch nicht sicher sein, was ich zu tun beabsichtigte? Und wenn dies Unsinn ist, welcherlei über-starre Verbindung besteht zwischen dem Akt der Absicht & dem Beabsichtigten? ‒ ‒Wo ist die Verbindung gemacht zwischen dem Sinn der Worte “Spielen wir eine Partie Schach!” & allen Regeln des Spiels? – Im Regelverzeichnis des Spiels, im Schach-Unterricht, in der täglichen Praxis des Spiels. || Spielens.

   
[gehört etwa 2 Seiten früher]      Es ist sehr schwer Gedankenbahnen zu geben || beschreiben, wo schon viel Fahrgeleise sind, von Dir selbst || ob Deine eigenen, oder die Anderen || Andern, & nicht in eines || eins der alten || ausgefahrenen Fahrgeleise || Fahrgleise || Geleise || Gleise zu kommen. Es ist schwer, || : nur wenig von einem alten Gedankengleise abzuweichen.

   
     Aber ist nicht gleich: gleich.
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     Für die Gleichheit scheinen wir ein unfehlbares Paradigma zu haben in der Gleichheit eines Dinges mit sich selbst. Ich will sagen: “Hier kann es doch nicht verschiedene Deutungen geben. Wenn er etwas || ein Ding vor sich sieht, so sieht er auch Gleichheit.”
     Also sind zwei Dinge gleich, wenn sie so sind wie ein Ding? Und wie soll ich nun das, was mir das eine Ding zeigt, auf den Fall der zwei anwenden?

   
     “Ein Ding ist mit sich selbst identisch” – Es gibt kein schöneres Beispiel eines nutzlosen Satzes, der aber dabei mit einem Spiel der Vorstellung verbunden
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ist. Es ist als legten wir das Ding, in der Vorstellung, in seine eigene Form hinein & sähen, daß es paßt. || Es ist als legten wir , in der Vorstellung, || in der Vorstellung die Gestalt des Ding's in sich selbst hinein, & sähen || sehen, daß sie paßt.
     Wir könnten auch sagen: || “Jedes Ding paßt in sich selbst.” – Oder anders: “Jedes Ding paßt in seine eigene Form hinein.” – Man schaut dabei ein Ding an & stellt sich vor, daß der Raum dafür ausgespart war & es nun genau hineinpaßt.
     ‘Paßt’ dieser Fleck in seine
weiße Umgebung? – Aber genau
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so würde es aussehen, wenn erst statt seiner || statt seiner erst ein Loch gewesen wäre & er nur genau hineinpaßte. Mit dem Ausdruck “er paßt” wird eben nicht einfach ein solches Bild beschrieben; dächte || vergäße man aber dies || dies aber, so könnte man leicht den || diesen Satz aufstellen: “Jeder Farbfleck paßt genau in seine Umgebung.” || , so könnte man leicht dahin kommen, diesen || den Satz aufzustellen: “Jeder Farbfleck paßt genau in seine Umgebung.

   
     Wann sagen wir denn: der Vollzylinder paßt in den Hohlzylinder? Da gibt es viele verschiedene Fälle; aber ein wichtiger ¤ ist der: wir stecken sie zusammen, || : probieren, ob sie passen. Passen sie dann, so sagen wir, daß
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sie passen; d.h., wir sagen dann || d.h., auch dann
wenn sie wieder getrennt sind – unter bestimmten andern Umständen || Bedingungen. nämlich. || nämlich unter bestimmten andern Umständen || Bedingungen.
     Probieren wir nun wieder, einmal & sie passen nicht, – wann, sollen wir sagen, haben sie aufgehört zu passen || zu passen aufgehört. Diese Frage kann || wird manchmal so
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beantwortet: der Zeitpunkt dieser || der Änderung ist || sei der Zeitpunkt der || einer anderen Änderung (als wir es || den Zylinder erhitzten, da hat es || er aufgehört, zu passen). Wenn wir aber kein solches Kriterium für diesen Zeitpunkt haben, || ; wenn wir – so zu sagen – gar nicht wissen, was im || in dem Intervall zwischen den Proben mit den || diesen Dingen geschieht? Passen sie nun || dann, oder passen sie nicht.

   
Man sagt: “Es ist schwer zu wissen, ob diese Medizin wirklich hilft oder nicht, weil man nicht weiß, ob der Schnupfen länger gedauert hätte oder ärger gewesen wäre, wenn man sie nicht genommen hätte.” Wenn man dafür wirklich keinen Anhaltspunkt
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hat, ist es dann bloß schwer (oder nicht) zu wissen? Denke ich || Ich hätte eine Medizin ⌇ erfunden; ich sage: diese Medizin einige Monate regelmäßig || hindurch genommen verlängert das Leben jedes Menschen um einen Monat. Hätte er es || sie nicht genommen, so wäre er einen Monat früher gestorben. “Man kann nicht wissen, ob es wirklich die Medizin war, || ; ob er nicht auch ohne sie ebenso lang gelebt hätte.” – Ist diese Ausdrucksweise nicht eine irreführende || irreführend? Sollte es nicht besser heißen: “Es heißt nichts, von dieser Medizin zu sagen, sie verlängere das Leben; || , wenn eine Prüfung des Satzes || der Behauptung in dieser Weise ausgeschlossen ist || wurde.” Nämlich: wir haben hier zwar einen richtigen deutschen Satz
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nach Analogie oft gebrauchter Sätze gebildet, aber Du bist Dir nicht klar über den wesentlichen || grundlegenden Unterschied der Sprachspiele in denen sie verwendet werden. || in den Verwendungen dieser Sätze. Diese (klar) zu übersehen || überblicken, ist nicht leicht. Der Satz liegt Dir vor Augen, aber nicht eine übersichtliche Beschreibung || Darstellung der Verwendung.
     Mit “Es heißt nichts …” will ich also sagen || also gesagt werden: dies sind Worte, die Dich (etwa) irreführen, sie spiegeln einen Gebrauch vor, den sie nicht haben. Denn sie || Sie rufen wohl auch eine Vorstellung hervor || wach, (der Verlängerung des Lebens, etc.) aber das Spiel mit dem Satz ist so eingerichtet, daß es die wesentliche Pointe nicht hat, die dem Spiel mit analogen
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|| ähnlich gebauten
Sätzen seinen Nutzen geben || gibt (wie der ‘Wettlauf zwischen dem Hasen || Hase & dem Igel’ zwar aussieht wie ein Wettlauf, aber keiner ist¤).

   
     Du mußt Dich fragen: was nimmt man als Kriterien dafür, daß diese || eine Medizin geholfen hat? Es gibt verschiedene Fälle. In welchen Fällen sagt man: “Es ist schwer zu sagen, ob sie geholfen hat”. In welchen Fällen ist es || die Redeweise als sinnlos zu bezeichnen zu sagen || verwerfen zu sagen || verwerfen: “Man kann natürlich nie sicher sein, ob es die Medizin war, die geholfen hat”.

   
     Wann nennen wir zwei Körper gleich schwer? Wenn wir sie gewogen haben, oder nur während
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wir sie wägen?
     Wenn wägen das einzige Kriterium für das Gewicht ist, || wäre,– wann hat nun ein Körper sein Gewicht geändert, wenn er jetzt mehr wiegt, als früher? || bei einer Wägung mehr wiegt als bei der vorhergehenden? Der Sprachgebrauch könnte so sein: der Körper hat das & das Gewicht, bis er beim Wägen ein anderes zeigt; Auf || auf die Frage: “wann hat er sein Gewicht geändert?” gibt man den Zeitpunkt dieser Wägung an. – Oder: man sagt: “Man kann nicht wissen, wann er sein Gewicht ändert, man weiß || wir wissen nur, || : bei der ersten Wägung hatte er dieses
Gewicht
, bei der zweiten jenes
|| , bei der zweiten jenes Gewicht
.” – Oder: “Es ist sinnlos zu fragen, wann er sein Gewicht geändert hat, man kann
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nur fragen, wann sich die Gewichtsänderung gezeigt hat”.

   
29.9.
     “Aber der Körper hatte doch zu jeder Zeit irgend ein Gewicht, also war doch die Antwort die richtige: wir wüßten nicht wann er es geändert habe.” –
     Und wie, wenn ich sagte || wir sagten, der || ein Körper habe gar kein Gewicht, außer dann wenn es sich irgendwie zeigt, oder, er habe kein bestimmtes Gewicht, außer wenn es gemessen wird? Könnten wir nicht auch dieses Spiel spielen?
     Denke, wir verkaufen ein Material ‘nach seinem || dem Gewicht’ & das Herkommen ist so: Wir wägen das Material alle fünf
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Minuten & rechnen || berechnen dann den Preis nach dem Resultat der letzten Wägung. Oder ein anderes Herkommen: Wir berechnen den Preis auf diese Weise nur wenn sich das Gewicht nicht geändert hat || das Gewicht bei der Wägung nach dem Kauf das gleiche ist, hat es sich dann geändert, dann || so berechnen wir den Preis nach dem arithmetischen Mittel der beiden Gewichte. Welche Art der Preisbestimmung ist die richtigere? –
     (Wenn sich der Preis einer Ware von heute || gestern auf heute geändert hat, wann hat er sich geändert?) Wie hoch stand er um 12 Uhr Mitternacht, als niemand kaufte?)
     Resultat: Die Verbindung der Ausdrücke: “der Körper hat
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jetzt das Gewicht …”, “der Körper wiegt jetzt ungefähr …”, “ich weiß nicht, wieviel er jetzt wiegt”, mit dem Ergebnis einer Wägung || den Ergebnissen der Wägung ist keine ganz einfache, hängt von verschiedenen || diversen Umständen ab, wir können uns mit der Wägung, & also mit diesen Sätzen, || mit der Wägung, & also mit diesen Sätzen, uns leicht verschiedene Spiele gespielt denken. || wir können uns leicht verschiedene Rollen vorstellen || denken, welche || die die Wägung , & also jene Ausdrücke, in den Verrichtungen unseres Lebens spielen können. || könnten. || wir können uns leicht verschiedene Rollen für die Wägung in den Verrichtungen unseres Lebens vorstellen, & also auch für jene || die Ausdrücke die zum Wägespiel gehören. || wir können uns leicht verschiedene Rollen denken, die die Wägung in den Verrichtungen des Lebens spielen könnten & also verschiedene Rollen für jene Ausdrücke. || für die Ausdrücke die das Wägespiel begleiten.
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     Und das Gleiche gilt von der Rolle des Wortes “passen” in unsern Sprachspielen.

   
1.10.
     Russell sagte mir oft im Laufe unserer Gespräche || tat im Laufe unserer Gespräche oft den Ausspruch: “Logic 's hell!” – Und dies drückt ganz aus, was wir beide || sowohl er wie ich beim || im Nachdenken über die logischen Probleme empfanden; nämlich die || ihre ungeheure Schwierigkeit, die Härte || & Härte dieser Probleme, || || , ihre || . Ihre Härte – ihre Härte & Glätte.
     Der Hauptgrund dieser starken Empfindung scheint mir gewesen zu sein, || war, glaube ich, das Faktum: daß jede neuere || neue || weitere Erscheinung der Sprache, ¤an die
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man nachträglich denken konn¤ mochte || , an die nachträglich gedacht werden mochte, die frühere Erklärung als unbrauchbar erweisen konnte. || Die Empfindung war: || , daß die Sprache immer neue, & unmöglichere, Forderungen heranbringen konnte; & so jede Erklärung vereitelt wurde. || konnte –jeden Erklärungsversuch vereitelnd. –
Und1 das || Das aber ist die Schwierigkeit in die Sokrates verwickelt wird, wenn er es versucht || versucht, einen Begriff || Begriffe zu definieren || die Definition eines Begriffs zu geben || finden versucht. Immer wieder taucht eine Anwendung des Wortes auf, die mit dem Begriff nicht vereinbar erscheint, zu dem uns andere Anwendungen geleitet haben. Man sagt: es ist doch nicht so! – aber es ist doch so! – & kann nichts tun als sich diese Gegensätze immer & immer || beständig zu wiederholen.

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Francis nach Bergen gefahren. Die letzten 5 Tage waren schön: er hatte sich in das Leben hier hineingefunden & tat alles mit Liebe & Güte, & ich war, Gott sei Dank, nicht ungeduldig, und hatte auch wahrhaftig keinen Grund, außer mein eigenes böses Temperament || meine eigene böse Natur: Begleitete ihn gestern bis Sogndal; heute in meine Hütte zurück. Etwas bedrückt, auch müde. Wie wird es weiter gehen? Möge es gut gehen.

   
     Was geht da vor, wenn Einer versucht, eine Figur mit ihrem Spiegelbild in der Ebene durch bloßes Verschieben || durch bloßes Verschieben in der Ebene zur Deckung zu bringen & es ihm nicht gelingt?
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Er legt sie in verschiedener Weise aufeinander; blickt auf die Teile, die sich nicht decken, blickt || ist unbefriedigt, sagt etwa: “es muß doch gehen”, & legt die Figuren wieder anders zusammen.
     Was geht vor, wenn Einer versucht ein Gewicht aufzuheben & es ihm nicht gelingt, weil das Gewicht zu schwer ist? Er nimmt die & die Stellung ein, faßt das Gewicht an & spannt die & die Muskeln an, dann läßt er das Gewicht || es los & gibt etwa Zeichen der Unbefriedigung.
     Worin zeigt sich die geometrische logische, Unmöglichkeit der ersten Aufgabe?
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     “Nun er hätte doch an einem Bild oder in andrer Weise zeigen können wie das aussieht was er im zweiten Versuch anstrebt.” Aber er behauptet das auch im ersten Fall zu können, indem er zwei gleiche kongruente Figuren mit einander zur Deckung bringt. – Was sollen wir nun sagen? Daß diese beiden Fälle eben verschieden sind? Aber so || das sind ja auch Bild & Wirklichkeit im zweiten Fall.
   
2.10.
Es wird mir sehr schwer fallen, mich mit dem Auslassen der Arbeitskraft, d.h. der Phantasie, abzufinden. Was soll ich tun, wenn sie ausläßt? Die Arbeit aufgeben? Oder wie soll ich ¤ dann weitermachen, daß sie
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etwas anständig bleibt? || nicht unanständig wird?


   
3.10.
      Die Verschiedenen || Verschiedene Aspekte der Definition: – Man sagt: “Du bleibst 6 Wochen fort – das ist anderthalb Monate; || , || ; das ist eine lange Zeit!”, || oder “Die Fahrt kostet 9 Schillinge – das ist beinahe ein halbes Pfund; das ist viel!” Es ist gewiß nur eine Änderung des Ausdrucks, statt “6 Wochen” “1
1
2
Monate” zu sagen & statt “9s”, “beinahe ein halbes Pfund”. [Ausdruck mittelmäßig]

   
     Dieses Buch könnte man ein Lehrbuch nennen. Es lehrt aber nicht, indem es || Ein Lehrbuch aber nicht dadurch, daß es Wissen vermittelt, sondern, indem es || dadurch, daß es zum Denken anregt.
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     Meine Schwierigkeit ist es jetzt, zu wissen, welche Auswahl oder Menge meiner Bemerkungen noch genießbar sind || ist.
     Denn was ungenießbar ist ist auch nicht nützlich. Mein Urteil aber schwankt & ich weiß nicht, wo die Grenze zu ziehen ist.

   
4.10.
     In der Philosophie kann man eine Frage durch hundert andere beantworten.

   
S. 77
Man kann 13 × 13 = 369 auf Grund des Beweises als Regel annehmen. “Man kann nicht glauben der Beweis werde 369 liefern || die Rechnung liefere 369, weil das Resultat zur Rechnung gehört.”
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Das kommt also drauf an welchen Begriff von der Rechnung ich || ich von der Rechnung habe. Oder: was nenne ich “die Multiplikation von 13 mit 13”? Nur das richtige Multiplikationsbild an dessen unterem Ende “369” steht? oder auch etwas, was man normalerweise eine falsche Multiplikation nennt?
     Ich könnte ja sagen: Er glaubt, daß dies Schriftbild, welches || das ungefähr aussieht wie eine Multiplikation, & an dessen Ende 369 steht, die Multiplikation von 13 × 13 ist.

   
S. 77
Wie ist nun festgelegt, welches Bild die Multiplikation 13 × 13 ist? Ist es nicht durch die
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Multiplikationsregeln bestimmt? Aber wie wenn Dir mit Hilfe dieser Regeln heute etwas anderes herauskommt als was in allen Rechenbüchern steht? Ist das nicht möglich? – “Nicht, wenn Du die Regeln anwendest wie sie!” – Freilich nicht! Aber das ist ja eine Selbstverständlichkeit || selbstverständlich. Und wo steht, wie sie anzuwenden sind? || & wenn das || es irgendwo steht, wo steht, wie dies anzuwenden ist? ¥⋎ – Was ist also die Multiplikation 13 × 13 – oder, wonach soll ich mich beim Multiplizieren richten: nach den Regeln oder nach der Multiplikation wie ich sie im Rechenbuch || in den Rechenbüchern vorfinde || die in den Rechenbüchern steht – wenn diese beiden nämlich nicht überein stimmen? – Ich weiß sie stimmen
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immer überein & sollte einmal jemand hartnäckig etwas anderes herausbringen so würden wir ihn für verrückt || abnorm erklären.
     
Und das heißt nicht nur: in welchem Buch steht es, sondern auch, in welchem Kopf?





   
     Mir geht in den letzten Wochen immer wieder ein Thema im Kopf herum & ich summe || brumme oder pfeife es: es ist der Schluß der Ouvertüre zu den ‘Lustigen Weibern‘, manchmal auch ein andres Stück der Ouvertüre. Es entspricht dies gar nicht besonders meiner Stimmung, noch habe ich das Stück so besonders gern
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& doch drängt es sich mir immer wieder auf. Ich möchte wissen warum. Als ich diese Zeilen schrieb & das Wort “Lustige Weiber”, dachte ich: sollte da der Schlüssel liegen? Aber ich wüßte nicht, wieso. Ich glaube das Thema fiel mir damals ein als ich noch bei Anna Rebni wohnte & da konnte das damit zusammenhängen, daß dort in der Küche ein paar lustige Weiber waren, aber die machten mir keinen großen Eindruck.

   
     “Ich glaube … × … gibt … – ich muß nachrechnen.” So sagt man. Man könnte natürlich auch sagen: ich
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glaube die Multiplikation 13 × 13 endet so …. Wie man auch sagt: ich glaube, das Thema welches so anfängt: … , hat diesen Schluß: …. – Aber ist das dann ein ‘mathematischer’ Glaube? Warum soll man es nicht so nennen? Aber in der Mathematik d.h. dem Gebäude aus Beweisen & Sätzen kommt allerdings kein Glaube vor.

   
     Welche Regel machte ich (S. 75)? Ich will nicht sagen: “ich glaube daß n × m = r ist.” aber etwa: “ich glaube, daß ‘n × m = r’ ‘r’ das Resultat der Multiplikation ‘n × m’ ist.”

   
     Ich bin viel zu wenig
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dankbar für die Gabe der Arbeit! (Wie auch für alle anderen Gaben.) –

   
     Die Quelle, die in den Evangelien ruhig & klar || durchsichtig fließt, scheint mir in den Briefen des Paulus zu schäumen. Oder, so scheint es mir. Vielleicht ist es eben bloß meine eigene Unreinheit, die hier die Trübung sieht || hineinsieht; denn warum sollte diese Unreinheit nicht das klare verunreinigen können? Aber mir ist es, als sähe ich hier menschliche Leidenschaft, etwas wie Stolz oder Zorn, was sich nicht mit der Demut der Evangelien reimt. Als wäre
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hier doch ein Betonen der eigenen Person, & zwar als religiöser Akt, was dem Evangelium fremd ist. Ich möchte fragen – & möge das || dies keine Blasphemie sein – : “Was hätte wohl Christus zu Paulus gesagt?”
     Aber man könnte mit Recht darauf antworten: Was geht Dich das an? Schau, daß Du anständiger wirst! Wie Du bist, kannst Du überhaupt nicht verstehen, was hier die Wahrheit sein mag.

   
In den Evangelien – so scheint mir – ist alles schlichter, demütiger, einfacher. Dort sind Hütten, – bei Paulus eine Kirche. Dort sind alle Menschen
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gleich & Gott selbst ein Mensch; bei Paulus gibt es schon etwas wie eine Hierarchie; Würden, & Ämter. – So sagt quasi mein Geruchssinn.

   
5.10.
S. 75
     (Ich möchte sagen:) “Wenn ich glaube, daß 13 × 13 = 169 ist , || & es kommt ja vor, daß ich so etwas glaube – sage, daß ich es glaube – so glaube ich nicht den mathematischen Satz, denn der steht am Ende eines Beweises, ist das Ende eines Beweises, sondern ich glaube, || : daß dies die Formel ist, die dort & dort steht, die ich so & so erhalten werde, u. dergl.” Und das klingt ja, als dränge ich in den Vorgang des Glaubens eines solchen Satzes ein. Während
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ich nur – in ungeschickter Weise – auf den fundamentalen Unterschied weise || deute zwischen der Rolle eines arithmetischen Satzes & der eines Erfahrungssatzes. || fundamentalen Unterschied der Rollen weise, || deute, eines arithmetischen Satzes & der eines Erfahrungssatzes.
     Denn ich sage eben unter gewissen Umständen: “ich glaube daß … × … = … ist”. Was meine ich damit? – Was ich sage! –¤ Wohl aber ist die Frage interessant unter welchen Umständen sage ich dies & ⌇wie sind sie charakterisiert zum Unterschied von || im Gegensatz zu den Umständen unter denen ich sage: “ich glaube es wird regnen”. Denn was Dich beschäftigt ist ja dieser || der Unterschied. Wir verlangen
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danach, ein Bild zu erhalten, vor der Verwendung mathematischer || der mathematischen Sätze “einschließlich der Sätze: “ich glaube, daß p” wenn p ein mathematischer Satz ist.

   
S. 76.
“Wenn Du sagst ‘ich glaube daß das Rochieren so & so vor sich geht’ so glaubst Du nicht die Regel || Schachregel, sondern Du glaubst etwa, daß dies eine Regel des Schachspiels || Schaches ist”. Das heißt doch wohl: “Der Satz: ‘das Rochieren geht so & so vor sich’, ist doch eine Regel – & was heißt es denn || soll es denn heißen, eine || die Regel (zu) glauben! || ?

   
‒ ‒ ‒ Nun, es kommt tatsächlich
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nie vor, daß der, welcher rechnen gelernt hat, bei dieser Multiplikation hartnäckig etwas anderes heraus bringt, als was in den Rechenbüchern steht. Sollte es aber geschehen, || , – so würden wir ihn für abnorm erklären, & die Nichtübereinstimmung ignorieren || von seiner Rechnung weiter keine Notiz nehmen. || & seiner Rechnung weiter keine Beachtung schenken.//

   
     “Mit diesen Stücken kannst Du die Figur legen.” Das ist doch eine Art || gewissermaßen eine Vorhersage! Und die beruht doch darauf daß, wenn er nur weiß, wie die Stücke sich wirklich zu dieser Figur zusammenschieben
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lassen.

   
     Lese im Evangelium, aber ohne Verständnis.

   
6.10.
‒ ‒ ‒ Kannst Du mir zeigen, wie es ist, wenn sie sich ‘in einem Punkt berühren’?

   
S. 88.
     In || In einer Demonstration einigen wir uns mit jemand. Einigen wir uns in ihr nicht, so trennen sich unsere Wege, ehe es zur Sprache kommt. || zum Verkehr durch die Sprache kommt!

   
S. 89.
     Es ist ja nicht wesentlich daß der Eine die Demonstration dem Anderen vorführt || vorführe. Es können ja beide sie sehen & anerkennen. || Sie kann ja beiden || Beiden präsentiert,
78
& von beiden anerkannt werden. || Sie wird einfach von Beiden || beiden gesehen & beide erkennen sie an.


   
     Meine Bemerkungen müßten eigentlich eine Wunderwelt eröffnen; wenn sie dazu nicht zu flau wären.

   
     “Wenn die Gestalt der Gruppe dieselbe ist, so muß sie sich so teilen lassen.”
      ¥

   
7.10.
S. 94
     Ich hätte auch sagen können: Wesentlich ist nie die Eigenschaft des Gegenstandes, sondern das Merkmal des Begriffes.

   
‘Wenn die Gestalt der Gruppe dieselbe ist, so || ‘Ist die Gestalt der Gruppe dieselbe, so muß sie sich so teilen lassen. Denn || ; denn das gehört zur Gestalt.


   
     Wir sind immer zu sehr geneigt von okkulten || außerordentlichen, nie dagewesenen || unerhörten Vorgängen zu reden, statt bloß von den alltäglichen, allbekannten.
     Ein gewisser ‘behaviourism’ ist darum unschätzbar, weil er (uns) lehrt, an das zu denken, was wir kennen, womit wir vertraut sind || was uns wohl vertraut ist, statt an || nur an die Fiktionen unserer || unsrer Sprache, die || durch die Schemata unserer || unsrer Ausdrucksform.
     (Ähnlich: Zeit & Uhr.)
     Wir werden aber durch unsere Spekulationen gegen unsern Willen zum Ausgefallenen, Seltsamen geführt & es braucht immer wieder einen Entschluß || bedarf immer wieder eines Entschlusses,
80
& einer Anstrengung, zum Wohlbekannten zurückzukehren.

   
      “Das ist mir nie aufgefallen., || || ,– obwohl ich es hundertmal gesehen habe.
     Der Zweck eines Experiments ist es nicht, Dich aufmerksam zu machen auf das, was Du schon längst wußtest.

   
S. 95.
Warum sind || wirken die philosophischen Fragen so beunruhigend, aufregend || irritierend? Oder soll ich sagen: Die Philosophischen Fragen entspringen einer gewissen Aufregung || Aufgeregtheit, denn der Sprachkrampf || Krampf des Denkens || Denkkrampf ist eben von Aufregung || Irritation begleitet. (Ähnlichkeit mit dem Nägelbeißen.)

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     Man kann sagen: Der Philosophierende, muß immer wieder trachten, erst || erst immer wieder || immer wieder erst trachten, zur Ruhe zu kommen.

   
      S. 95
‘War die Gestalt dieselbe, so muß sie dieselben Aspekte, Möglichkeiten der Teilung, haben. Hat sie andere (Aspekte), so ist es nicht die gleiche Gestalt; sie hat Dir dann vielleicht irgendwie den gleichen Eindruck gemacht; aber dieselbe Gestalt ist sie nur, wenn Du sie auf gleiche Weise zerteilen kannst.

   
     Ich denke immer noch zu wenig klar & zu wenig tief.

   
S. 95.
     Es ist doch, als würde dies das Wesen der Gestalt aussprechen. – Aber es ist als sagte ich: || ich sage doch: Wer
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über das Wesen spricht, – konstatiert bloß eine Übereinkunft. Und da möchte man etwa sagen || doch entgegnen: es gibt doch nichts verschiedeneres, als ein Satz über die Tiefe des Wesens & einer – über das Oberflächliche einer || eine bloße Übereinkunft. Wie aber, wenn ich antworte || sagte || sage: der Tiefe des Wesens entspricht die Tiefe des Bedürfnisses || das Tiefe Bedürfnis nach jener || dieser || der Übereinkunft (Darstellungsweise).
     Wenn ich (also) sage: “es ist als spräche dieser Satz das Wesen der Gestalt aus”, so meine ich damit: es ist doch, als sagte || spräche dieser Satz eine Eigenschaft des Wesens Gestalt aus! – Und man kann sagen: Das Wesen || Der Gegenstand, von
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dem er eine Eigenschaft aussagt & das ich hier das Wesen ‘Gestalt’ nenne, ist das Bild, das ich mir beim Wort “Gestalt” mache || nicht umhin kann, mir beim Wort “Gestalt” zu machen. || das Bild, das || welches mir mit dem Wort “Gestalt” untrennbar verbunden scheint. || , das mir untrennbar mit dem Wort “Gestalt” verbunden erscheint.

   
     Laß uns menschlich sein! || . –

   
     Nahm soeben Äpfel aus einem Papiersack, wo sie lang gelegen hatten; von || Von vielen mußte ich die || eine || viele mußte ich zur Hälfte wegschneiden & wegwerfen. Als ich dann einen Satz von mir abschrieb, der zur || dessen letzte Hälfte schlecht war, sah ich ihn gleich als halb || zur Hälfte faulen Apfel. Und so geht es mir überhaupt. Alles was mir
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in den Weg kommt wird mir || in mir zum Bild dessen, worüber ich nachdenke. (Ist dies eine gewisse Weiblichkeit der Einstellung?)

   
8.10.
Fühle mich beim kompilieren meiner Bemerkungen nicht ganz wohl.

   
     ‘Auch lügen muß gelernt werden.’ (Ich habe gehört, es gäbe || gibt Volksstämme, die noch zu primitiv sind || einen Volksstamm, der noch zu primitiv ist, um zu lügen.) Das scheint paradox; || , & mit Recht; || , denn man stellt sich nun vor, || : daß diese Leute das, was man die “lügnerische Absicht” nennen könnte, sei ein Sprachspiel || würde hier als ein Sprachspiel erklärt; & jener Volksstamm sei jetzt gut & unschuldig & würde nun durch das Lernen einer Sprach-Technik böse. || zu einem Bösen. Aber wenn
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ich sage: man lerne das besondere Sprachspiel des Lügens, so meine ich damit nicht, man lerne || nicht, man lerne damit erst die Verstellung. Jene Leute, die, die Sprachlüge nicht verwenden || kennen, können || werden sich wohl dennoch verstellen, sie können falsch & hinterlistig sein. Und so kann sich das Kind verstellen, ehe es lügen lernt. Wie es zornig sein kann, ehe es einen Stein schleudern lernt.

   
     “Aber wie, wenn bei der Bezeichnung seines Zustandes (etwa durch das Wort “Schmerz”) ein Mißverständnis waltet || herrscht, also das Falsche || Unrechte so bezeichnet wird?”¤ Hier gibt es noch kein Mißverständnis. (Es wird erst der Grund zu
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‘Mißverständnissen’ gelegt.)

   
Denke Dir folgenden Brauch: Bei einem Volksstamm werden Dingen ihre Benennungen gegeben, indem ein Name ausgerufen wird & dann jeder Mann aus einem Sack, ohne zu schauen, auf gut Glück ein Ding hervorholt. Was er so hervorholt hat für ihn diesen Namen || wird jedem Mann ein ‘Maßstab’ gegeben nach welchem er bei verschiedenen Gelegenheiten Längen zu beurteilen hat. Und zwar haben sie ein Bündel von Stäben ganz verschiedener Längen & jedem Knaben, wenn er 14 Jahre erreicht, fällt ein solcher Stab || Maßstab durch Auslosen
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zu. – Wie können sie aber mit so || ganz verschiedenen Stäben messen? – Nun, sie werden so abgerichtet, daß sie in der Praxis, wie wir sagen würden, alle die gleiche Länge als 1 Fuß, als 2 Fuß etc. etc. bezeichnen. Werden sie z.B. || nämlich gefragt: “wie lang ist dieser Tisch?” so messen sie ihn durch anlegen ihres Stabes & obwohl ihre Stäbe verschieden sind, sagen sie dann alle die || Wird Einer z.B. || nämlich gefragt: “wie lang ist dieser Tisch?” so mißt er ihn durch anlegen seines Stabes & obwohl ihre Stäbe verschieden sind, sagt dann jeder die gleiche Zahl, || (sagen wir || z.B. 5 Fuß). Fragt man aber: “was nennt man ‘1 Fuß’?” so zeigt jeder seinen Stab.

   
     Denke Dir jeder Mensch besäße von Geburt an eine Tafel auf der in Reihen Farbmuster angebracht sind. Lernt er
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nun im Lauf seiner Kindheit die Namen der Farben, || indem die Erwachsenen auf ein Ding zeigen & einen Farbnamen dazu sagen – so schreibt es sich diesen Namen zu einer der Farben seiner Tafel. Ich will annehmen, niemand sähe, zu welchen || welchem der Muster er jenen || den Namen schreibt. – Er wird dann dazu gebracht die Farbnamen im Verkehr auf die verschiedensten Weisen zu verwenden & ich nehme an er ist ein ‘normaler Mensch’, niemand sagt je, er sei farbenblind, er kenne die Farben nicht, er verwechsle sie, etc. etc.¤ Der Verkehr mit diesen Worten || mittels dieser Worte geht reibungslos vor sich. Er sagt, wie
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jeder Andere, die Blätter seien im Sommer grün, & würden später || im Herbst rot & gelb & braun || gelb & rot, || etc., etc.. Ich will nun annehmen, wenn er eine Farbe zu beurteilen hat, so sieht || schaut er immer abwechselnd auf den Gegenstand & auf das || seine Tafel – als vergliche er die Farben – & ferner: wenn man ihn zur Prüfung seines Farbsinnes fragt: “Welche Farbe heißt ‘rot’?” so zeigt er erstens für || sich auf ein Muster seiner Tafel (das wir aber nicht sehen) & dann für den Fragenden auf einen roten Gegenstand. Ebenso wenn man ihn fragt: “Wie heißt diese Farbe?” (indem man auf irgend ein Ding zeigt) schlägt || schaut er erst auf seiner Tafel nach, dann
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sagt er den richtigen Namen. Und nun denk Dir wir fänden irgendwie heraus, er habe auf jener || seiner Tafel zu einem grünen Muster das Wort “rot” geschrieben, zu einem roten, “blau”, u.s.w.! “Da war also alles ein Mißverständnis!” – Wieso denn? – “Nun, er meinte doch die ganze Zeit grün, wenn er “rot sagte”!” – Aber warum sagst Du denn das? Ist denn das das Kriterium dafür, was er mit einem Wort “meint”? Mußt Du das als Kriterium dafür nehmen? Hast Du es in der Praxis der Sprache als das Kriterium seines Meinens genommen? Warum sollst Du nicht ebensogut sagen: es ist ganz irrelevant
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für das, was er ‘meint’, worauf er auf seiner Tafel zeigt? Oder Du könntest sagen: “Es gibt zwei verschiedene Verwendungen des Wortes || Ausdrucks || die Farbe, die er meint’”; aber von Mißverständnis kann keine Rede sein. Erinnere Dich doch, was Du ein “Mißverständnis” nanntest!

   
     Das wäre ja als sagtest Du von einem Menschen: “sein Kopf ist voll großer & schöner Gedanken”; dann stirbt er & sein Kopf wird geöffnet & Du siehst
in ihm
eine weiche, graue Masse || eine weiche, graue Masse in ihm
& sagst: || dann wird ihm der Schädel eingeschlagen & Du siehst eine weiche, graue Masse und sagst:
“Also war es alles trug!”

   
     Stellen wir uns vor, gebrauchen wir das Bild, jeder
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Mensch besäße eine private Farbentafel mit privatem Gebrauch, dann müssen wir dieses Bild nun dem tatsächlichen Gebrauch der Worte “rot”, “blau”, “grün”, “Mißverständnis”, “meinen”, etc., etc., so einfügen, daß er || der Gebrauch, der uns gegeben ist, nicht angetastet wird. Wir müssen uns also z.B. hüten den normalen Gebrauch jener Worte auf die private Farbentafel auszudehnen, als wäre sie nicht die private. Wir müssen uns hüten die Rolle, die sie nun im || in dem Sprachspiel mit jenen Worten spielt, mit der einer gewöhnlichen Farbentafel zu vermengen.

   
     Es ist ja klar, daß ich ein
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Experiment mache, wenn ich Dir sage: “rechne 5937 × 7935!” Oder, daß die Rechnung, die Du mir machst von mir als Experiment aufgefaßt werden kann. Und ebenso könnte ich mit mir || mir selbst experimentieren, indem ich mir diese Rechenaufgabe stelle, || .
     Wenn ich Einem sage: “Geh von hier dort hin, & steck den bequemsten || besten || kürzesten Weg ab, den man finden kann!”, so mache ich ja auch || mit ihm ein Experiment || kann das ein Experiment sein, das zeigen wird, wie er geht, welchen Weg er absteckt. Aber ich behandle den Vorgang || seine Arbeit nicht als ein Experiment. Ich werde etwa prüfen, ob dies wirklich der günstigste || beste Weg ist – & ihn dann gehen.
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[Oder]: Erfahrung lehrt mich freilich, wie die Rechnung ausgeht; aber damit erkenne ich sie noch nicht an.

   
9.10.
      Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß das diesmal herausgekommen ist, daß es für gewöhnlich || meistens herauskommt; aber sagt das der Satz der Mathematik? Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß ich diesen Weg gegangen bin. Aber ist das die mathematische Aussage? – Was sagt er aber? In welchem Verhältnis steht es || er zu diesen Erfahrungssätzen? Der mathematische Satz hat die Würde einer Regel.
     Das ist wahr daran, daß
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Mathematik Logik ist. Sie || : sie bewegt sich in den Regeln unsrer Sprache. Und das gibt ihr ihre besondere Festigkeit & || , ihre abgesonderte || (aloofness), || & unangreifbare Stellung.

   
     Aber wie –, dreht sie diese || sie sich in diesen Regeln hin & her? – Sie schafft immer neue & neue Regeln: baut || Baut immer neue Straßen des Verkehrs || Verkehrsstraßen; indem sie die alten verlängert || fortsetzt.

   
     Was ist Mathematik? – Nun, was in den Mathematikbüchern steht.

   
     Aber bedarf sie denn dazu nicht einer Sanktion? Kann sie das Netz denn beliebig weiterführen?
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Nun, ich könnte ja sagen: der Mathematiker erfindet immer neue Darstellungsformen. Die einen, angeregt durch praktische Bedürfnisse, andere aus ästhetischem || ästhetischen, & noch anderen, Bedürfnissen, & noch mancherlei anderen.
     Und denke Dir hier einen Gartenarchitekten, der Wege in einem || für einen Garten || für eine Gartenanlage entwirft; Du könntest Dir sehr gut denken, || es kann wohl geschehen || sein daß er sie bloß wie || als ornamentale Linien || Bänder auf dem Reißbrett zieht & gar nicht daran denkt, daß irgend jemand je || einmal auf ihnen gehn wird.

   
      Erfahrung lehrt, daß beim Abzählspiel || Auszählen, wenn wir die Finger einer Hand brauchen, oder irgend eine Gruppe von Dingen, die so
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❘ ❘ ❘ ❘ ❘ 2
ausschaut, & an ihnen abzählen: Ich, Du, Ich Du, etc., das letzte Wort das gleiche ist, wie das erste. || , das erste Wort auch das letzte ist. “Aber muß es denn nicht so sein?” – Ist es denn so unvorstellbar daß Einer die Gruppe,
❘ ❘ ❘ ❘ ❘
(z.B., || ) als Gruppe ❘ ❘ ❘❘ ❘ ❘ sieht in der die beiden Mittelstriche verschmolzen sind & dementsprechend den Mittelstrich zweimal zählt. (Ja, das Gewöhnliche ist es nicht. –)

   
     Wie aber ist es, wenn ich Einen erst drauf aufmerksam mache, daß das Ergebnis des Abzählens ||
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Auszählspiels || Auszählens
durch den Anfang vorausbestimmt ist, & er es nun versteht & sagt: “Ja freilich, – es muß ja so sein!”
     Was ist das für eine Erkenntnis? – Er hat sich etwa das Schema aufgezeichnet:(Ƒ)

J
|
D
|
J
|
D
|
J
|
Und sein Raisonnement wäre || ist etwa: “Es ist doch so wenn ich auszähle: Also muß …“

   
10.10.
      Hermann Hänsel bei mir. Er macht einen guten Eindruck. Ich habe keine sehr enge Beziehung zu ihm, weil er grobkörnig ist & ich zu grobkörnigen Menschen nicht ganz passe. Aber das ist gutes Holz, oder ich müßte mich sehr irren. Die
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Wahrheit liebend –.
   
11.10.
Ich bin ein schäbiger Mensch. Wie ungern ich Dinge herleihe, wie besorgt ich bin, daß mir etwas verdorben wird; wie ärgerlich wenn das Geringste verdorben ist; wie besorgt für den nächsten Tag, d.h. wie sehr jeder Sorglosigkeit entbehrend. Das hat mir der Besuch H.H. gezeigt der viel anständiger ist, als ich.
   
12.10.
      H.H. heute abgefahren. Möge ihm der Aufenthalt zum Nutzen & nicht zum Schaden gewesen sein. Mir hat er etwas genützt.

   
[Zu Ursache & Wirkung, intuitivem Erfassen]:
100
‘Die Grundform des Spiels kann den Zweifel nicht enthalten.’ Wir stellen uns da vor allem eine Grundform vor; eine Möglichkeit, & zwar eine sehr wichtige Möglichkeit. (Die wichtige Möglichkeit aber verwechseln wir ja sehr oft mit geschichtlicher Wahrheit.)


   
Ein Klang scheint mir von dort her zu kommen, auch ehe ich untersucht habe von wo er (physikalisch) kommt & || und ich kann ¤ auch leicht darin getäuscht werden. || wo (physikalisch) seine Quelle ist. Im Kino – könnte man sagen – scheint der Laut des Sprechens vom Mund der Figur auf der Leinwand zu kommen.
     Worin besteht dieser Schein? || diese Erfahrung? Etwa darin, daß wir, wenn wir einen Laut hören, (unwillkürlich)¤ die Augen || den Blick auf eine bestimmte Stelle – die scheinbare Quelle des Lautes || Lautsrichten, || heften wenn wir einen Laut hören. Und niemand sieht || blickt im Kino an die Stelle || dorthin, wo das Mikrophon angebracht ist.

101
   
Die Grundform unseres Spieles || Spiels muß eine sein, in der der Zweifel nicht vorkommt. || in der es den Zweifel nicht gibt. – Woher diese Sicherheit? Es kann doch nicht eine historische sein.

   
     
13.10.
“Der Zweifel – könnte ich sagenmeinmal irgendwo ein Ende haben. || einmal irgendwo enden. Irgendwo müssen wir – ohne zu zweifeln – sagen: das geschieht aus der & || dieser Ursache.”
Ähnlich: Wenn ein Kind sich so & so benimmt, so sagen wir, es hat Zahnschmerzen – können wir uns irren? Können wir uns bei diesen Anzeichen irren? – Was wären denn hier die Kriterien des Irrtums? Hier gibt es keine. – Heißt das aber, wir wissen intuitiv das Kind habe Zahnschmerzen? – Der Irrtum & seine Entdeckung ist eine (spätere) Erweiterung des Spiels.
     Das Spiel sei dies || Der Gebrauch sei dieser: Wenn ein Kind schreit & sich die
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Wange hält, wird ihm ein Zahn gerissen. Ist hier ein Irrtum möglich? – “Es wird ja aber auch nichts behauptet!” – Doch; wir gehen zum Zahnarzt mit ihm & sagen ihm: “Das Kind hat Zahnschmerzen”, worauf er ihm einen Zahn reißt.
     Ähnlich: Wir sagen: “Hier steht ein || Nimm diesen Sessel!” & es kommt uns nie in den Sinn, daß wir uns irren könnten, daß es vielleicht eigentlich kein Sessel ist, daß spätere Erfahrung uns etwas anderes lehren könnte || lehrt. Ein gewisses Spiel wird hier gespielt ohne die Möglichkeit des Irrtums, & ein anderes komplizierteres mit dieser Möglichkeit.
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      Ist es nicht dies: || so: Es ist dem Spiel, welches wir spielen sehr wesentlich, daß wir gewisse Worte aussprechen & regelmäßig nach ihnen handeln.
     Der Zweifel ist ein ritardierendes Moment & ist wesentlich || , sehr wesentlich, eine Ausnahme von der Regel.
      Man könnte sagen: Es ist dem Verkehr auf unsern Straßen wesentlich, daß die allermeisten Wagen & Fußgänger jeder in gleichbleibender Richtung einem Ziele zu gehen, & nicht gehen, wie Einer, der sich jede Minute || jeden Augenblick anders || eines anderen entscheidet || besinnt, erst in der Richtung von A nach B geht, dann umkehrt
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& einige Meter gegen A zurück geht || Schritte in der Richtung gegen A geht || zurück macht, dann wieder umkehrt, u.s.w. || etc.¤– Und, zu sagenes sei || dies ist ein wesentlicher Zug des Verkehrs auf unsern Straßen”, heißt: es sei || ist ein sehr wichtiger & charakteristischer Zug; wäre dies anders, so würde sich ungeheuer viel ändern.

   
     Was heißt es nun, wenn man sagt: das Spiel müsse erst einmal ohne Zweifel anfangen? || ; der Zweifel könne nur nachträglich hinzutreten?– Ja warum soll man nicht von vornherein || Anfang an zweifeln? Aber halt – wie sieht der Zweifel dann aus? – Ja, || wie immer nun
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seine gegenwärtige || eigene Erscheinung (z.B. seine Äußerung) ist, || sein Gefühl oder ihre || dessen Äußerung ist, er hat nun eine ganz andere Umgebung, als die, welche wir kennen. (Denn als Ausnahme hat der Zweifel die Regelmäßigkeit || Regel zur Umgebung.) (Haben (die) || diese Augen einen Ausdruck, wenn sie nicht in einem Gesicht stehen?)
     Die Gründe des Zweifels: sind jetzt Gründe, vor etwas feststehendem abzuweichen ein eingefahrenes Geleise zu verlassen.

   
Bin in keinem guten Zustand. Daran ist sonderbarerweise auch eine Maus schuld, die in meine Kammer || Speisekammer gekommen ist und die ich nun mit einer Falle umbringen muß, oder will. Denn ich habe keine Falle, die bloß fängt; sonst würde ich die Maus dann
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ins Freie lassen. Es kommen mir alle möglichen Gedanken. – || , unangenehmen Gedanken.

   
     Unsere Welt erscheint ganz anders, wenn man sie mit anderen || andern Möglichkeiten umgibt.

   
     Wir lehren ein Kind: “Das ist ein Sessel”. Können || Könnten wir es von Anfang an den Zweifel daran lehren, ob das || dies ein Sessel sei? Man wird sagen: “Unmöglich! es muß doch zuerst wissen, was ein Sessel ist, um daran zweifeln zu können, ob || daß dies einer ist.” – Ist es aber nicht denkbar, daß das Kind von Anfang an lernt zu sagen: “Das schaut
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aus wie ein Sessel – ob es aber wirklich einer ist? –” Oder doch, daß sie von Anfang an lernen || es von Anfang an lernt in zweifelndem Ton zu sagen: “Ich glaube, hier steht ein Sessel,” & nicht in behauptendem Ton: “Hier steht ein Sessel.”

   
Was ist nun daran:– “man kann nicht mit dem Zweifel beginnen || anfangen”? So ein “kann” ist immer verdächtig.

   
14.10.
     Man kann sagen: Der Zweifel kann keine notwendige Ergänzung des || kein notwendiger Bestandteil des Spiels sein, als könnte ohne ihn das Spiel nicht in der Ordnung sein, || , ohne den das Spiel offenbar unvollständig & unrichtig ist || als wäre ohne ihn das Spiel nicht richtig || eben unvollständig – nicht richtig || könnte ohne ihn das Spiel nicht richtig || eben unvollständig – nicht richtig sein. Denn es gibt Kriterien für die Berechtigung des Zweifels || Denn Du siehst gewisses als Kriterien für die Berechtigung des Zweifels an, wie dafür daß hier ein Sessel steht, z.B.¤ || Denn es gibt in Deinem Spiel Kriterien für die Berechtigung des Zweifels nicht anders, als || wie es Kriterien für sein Gegenteil gibt. Und das Spiel, welches den Zweifel einschließt, ist also nur ein noch komplizierteres, als das || eines, welches ihn nicht einschließt.
108


   
Mir geht || ging es so bei dieser Arbeit || bei dieser Arbeit so, wie vielen geht, wenn sie sich vergebens anstrengen || wie es einem geht, wenn man sich vergebens anstrengt (sich) einen Namen in die Erinnerung zu rufen; man sagt da gewöhnlich || oft: “denk an etwas anderes, dann wird es Dir einfallen!” – & so mußte ich immer wieder an etwas anderes || Anderes denken, damit mir das einfallen konnte || einfiel, wonach ich lange gesucht hatte.

   
      This book is a collection of wisecracks. But the point is: they are connected, they form a system. If the task were to draw the shape of an object true to nature, then a wisecrack is like drawing merely a || just one tangent to the real
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curve; But || but a thousand wisecracks draw a thousand tangents & thereby || closely drawn || spaced || set || lying close to each other can draw the curve.

   
      Man3 denkt leicht: || , der Zweifel mache es erst – naturgetreu. (Wenn man auf einer Eisenbahn für lange und kurze Fahrstrecken gleich viel zahlen || den gleichen Fahrpreis bezahlen müßte, || wäre das eine offenbar ungerechte, unsinnige, Bestimmung?)

   
     “Man kann nicht wissen, ob hier Einer Schmerzen hat? – Doch, man kann es wissen!” – Das sagt doch nicht: “wir haben ein ‘intuitives Wissen’ dieser Schmerzen!” Es ist nur eine, || berechtigte, || Auflehnung gegen die, die sagen: “Man kann nicht wissen …”. Es behauptet
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aber nicht ein Naturvermögen, das jene leugnen. –

   
     “Das Spiel kann nicht mit dem Zweifel anfangen.” – Es sollte heißen: das Spiel fängt nicht mit dem Zweifel an. – Oder auch: das “kann” hat die selbe Berechtigung, wie in dem Satz: “der || Der Verkehr auf Straßen kann nicht damit anfangen, daß alle || Alle zweifeln, ob sie da – oder dorthin gehen sollen; d.h. es käme dann nie zu dem, was wir ‘Verkehr’ nennen, & das || dieses Schwanken würden wir dann wohl auch nicht ‘Zweifel’ nennen.”

   
     (Die philosophische Beteuerung; || ,) “Wir wissen, daß dies || dort ein Sessel ist!” beschreibt ja bloß ein Spiel. Aber
111
es || sie scheint zu sagen, daß, wenn ich einem || Einem sage || Einen bitte: “bring mir diesen Sessel dort”, Gefühle der felsenfesten Überzeugung in meiner Brust mich bewegen. || , daß Gefühle der felsenfesten Überzeugung mich bewegen, wenn ich (zu) Einem sage: “bring mir den Sessel dort”.

   
Fühle mich weiterhin nicht ganz wohl. Neige zur Furcht & Angst. Ist es, daß ich keine Sonne mehr sehe?

   
     Das Spiel beginnt nicht mit dem Zweifel, ob einer || Einer Zahnweh hat, denn das entspräche – sozusagen – nicht der biologischen Funktion, die das Spiel in unserm Leben hat || des Spiels in unserm Leben. Seine einfachste || primitivste
112
Form ist eine Reaktion auf die Klagelaute & Gebärden des Anderen, eine Reaktion des Mitleids, oder dergleichen. Wir trösten, wollen helfen. Man kann denken, || : weil der Zweifel eine Verfeinerung, in gewissem Sinne, Verbesserung des Spiels ist, so wäre es wohl das allerrichtigste, mit dem Zweifel gleich anzufangen. (Ähnlich wie man denkt, weil es oft gut ist, wenn ein Urteil begründet ist, so müßte zur vollkommenen Rechtfertigung eines Urteils die Ketten || Kette der Gründe in's Unendliche weitergehen.)
      Denken wir uns den Zweifel & die Überzeugung nicht durch eine Sprache, sondern bloß durch Handlungen, & Gebärden, Mienen, ausgedrückt. So könnte es
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etwa bei sehr primitiven Menschen, oder bei Tieren sein. Denken wir also eine Mutter, deren Kind schreit & sich dabei die Wange hält. Eine Art der Reaktion hierauf ist (also) die, daß die Mutter das Kind zu trösten trachtet & es, auf irgend eine einfache Art || Art & Weise, pflegt. Hier ist nichts was dem Zweifel daran entspricht, ob das Kind wirklich Schmerzen habe. Ein anderer Fall wäre (nun) der: die Reaktion auf die Klage des Kindes ist || sei für gewöhnlich die eben geschilderte || beschriebene, unter gewissen Umständen aber ist || verhält sich die Mutter skeptisch. Sie schüttelt dann etwa mißtrauisch den Kopf, unterbricht das Trösten & Pflegen des Kindes, ja ist sogar || gelegentlich
114
unwillig & teilnahmslos || ja gibt Äußerungen des Unwillens & der Teilnahmslosigkeit || äußert Unwillen & Teilnahmslosigkeit.
Nun aber denken wir uns die Mutter, die von vornherein skeptisch ist: Wenn das Kind schreit, zuckt sie die Achseln & schüttelt den Kopf; eventuell || manchmal sieht sie es forschend || prüfend an, oder untersucht es; in Ausnahmsfällen || ausnahmsweise macht sie zögernde || auch vage Versuche es zu trösten oder || & zu pflegen. || des Tröstens oder Pflegens.– Sähen wir ein solches Verhalten, so würden wir es durchaus nicht das der Skepsis nennen, es würde uns (nur) seltsam & närrisch anmuten. “Das Spiel kann nicht mit dem Zweifel
115
anfangen” heißt: wir würden es nicht ‘Zweifel’ nennen, wenn das Spiel damit anfinge.

   
     Denk' Dir diese Frage: “Kann ein Spiel || die Partie eines Spiels damit anfangen, daß der eine der beiden || einer der Spieler gewinnt (oder verliert) & dann || worauf das Spiel weitergeht || seinen Fortgang nimmt || eigentlich angeht?” Warum soll nicht ein Spiel || spielähnlicher Vorgang dann mit dem anfangen, was für gewöhnlich unmittelbar bei dem Gewinnen (& Verlieren) in einem Spiel vor sich geht? Es wird ihm einem z.B. Geld ausbezahlt, er wird zu seinem Erfolg beglückwünscht, u.a.m.. Nun werden wir dies dennoch nicht “im Spiel gewinnen” nennen & vielleicht das ganze kein “Spiel”. Wenn wir so einen Gebrauch
116
sähen, so erschiene || wäre er uns ‘unverständlich’ & wir würden gewiß || wahrscheinlich nicht sagen: “diese Leute gewinnen & verlieren am || zu Anfang des Spiels”.

   
     “Kann das geschehen?” – Gewiß. Beschreib es nur bis in die Einzelheiten & Du wirst schon sehen, daß, was Du || der Vorgang den Du beschreibst sich zwar leicht vorstellen läßt, daß Du aber freilich die & die Wörter || Ausdrücke nicht auf ihn anwenden wirst.

   
     “Könnte der Reim in einem Gedicht am || an den Anfang statt ans Ende der Verszeilen fallen?”

   
     “Es ist || kommt also in Deinem primitiven
117
|| einfachen
Spiel kein Zweifel vor – aber ist es denn sicher, daß er Zahnschmerzen hat?” – So ist das Spiel. – Und daraus kannst Du, wenn Du willst, entnehmen wie das Wort “Zahnschmerzen” gebraucht wird; also, welche Bedeutung es hat.

   
“Wie, wenn er betrügt?” – Aber er kann gar nicht betrügen, wenn, was er tut, in dem Spiel nicht betrügen || Betrügen ist.

   
     Einerseits möchte ich nicht lange mehr hier bleiben; noch ein Monat erscheint mir als eine lange Zeit; anderseits kommt es mir vor, als ginge ich dann, wenn ich kaum gekommen bin, || . Einerseits ist es mir, als wäre es richtig dieses Leben durch Jahre hindurch fortzusetzen, Tag aus Tag ein in gleicher Weise; anderseits halte ich's aber kaum
118
ein paar Monate aus. Es hat dieses Leben eine merkwürdige & vielleicht in irgend einer Weise gefährliche Faszination für mich. ‒ ‒ ‒

   
15.10.
     “Ist es denn sicher, daß ein Sessel hier steht?” – ja kann ich nicht beides tun: sicher sein, & zweifeln? Hängt es nicht davon ab, ob ich etwas als Kriterium der Zweifelhaftigkeit gelten lasse? || mir etwas als Rechtfertigung des Zweifels gilt?

   
     Wir sagen: wenn das & das nicht eintrifft, so haben wir || wir haben uns geirrt, eine falsche Annahme gemacht. Der Irrtum ist ein Fehler; wir werden seinetwegen getadelt, tadeln uns selbst.
119

     Vergleiche (damit) folgendes: Wir bestimmen die Mitte zwischen zwei Stellen (im Raum) A & B durch mehrmalige Schätzung auf diese || die Weise: wir sagen

A         C    C'
B

|––––––|||||–––––|


     “Ich nehme an, sie liegt bei C” & machen, mehr oder weniger in der Nähe || nahe der Mitte, einen Punkt, || . – Dann tragen wir || Tragen wir dann AC von B aus auf & erhalten C'. Nun || Dann wiederholen wir den Vorgang gegen die Mitte von CC' zu. || hin. – War die erste Annahme ein Irrtum? Du kannst sie so nennen – aber dieser ‘Irrtum’ wird hier nicht als Fehler behandelt.

   
     Wenn wir nicht zweifeln, so betrachten wir das als einen Fehler, eine Dummheit – der Zweifel
120
ist – so scheint es uns – die tiefere Einsicht in die Natur. || der Zweifel ist die tiefere Einsicht in die Natur der Sache, so scheint es uns.

     Die perspektivische Darstellung der Menschen (etc.) erscheint uns als die richtigere || richtige im Vergleich mit || verglichen mit der ägyptischen Art. Selbstverständlich; so schauen doch die Menschen nicht wirklich aus! – Aber muß das ein Argument sein? Wer sagt, daß ich auf dem Papier den Menschen so sehen will, wie er wirklich ausschaut?

   
     “Wer nicht zweifelt, übersieht doch einfach die Möglichkeit, daß es sich anders verhalten kann!”
121
Durchaus nicht, – wenn es diese Möglichkeit in seiner Sprache gar nicht gibt. (Wie der nichts übersehen muß, der für lange & kurze Arbeitszeit den gleichen Lohn gibt, oder fordert.) “Aber der bezahlt dann eben nicht die Arbeitsleistung!” – So ist es. –

   
     Die Philosophie entspringt daher || daraus: wir fühlen das Bedürfnis, uns in unsrer Sprache – ihren || in ihren Regeln – auszukennen. Und kein Wunder, wenn wir (hier) in Schwierigkeiten kommen || geraten, || , – da der Gebrauch unsrer Wörter & Ausdrücke ein so ungemein || sehr komplizierter || verwickelter ist!

   
     Warum nennt man das, was man unmittelbar erkennt ebenso, wie das, was uns wiederholte
122
Erfahrung der Koinzidenz lehrt? Inwiefern ist es denn dasselbe? (Aus einer andern Erkenntnisquelle fließt eine andre || andere Erkenntnis.)

   
     “Man kann die Existenz eines Mechanismus auf zwei Arten erkennen: erstens dadurch, daß wir ihn sehen, zweitens dadurch, daß wir seine Wirkung erkennen || sehen.” Könnte man nicht sagen: Man gebraucht die Aussage, es existiere hier ein Mechanismus der & der Art auf zweifache Weise: a) wenn ein solcher Mechanismus gesehen werden kann – b) wenn man Wirkungen gesehen || erkennt || sieht,
die durch einen solchen Mechanismus hervorgerufen würden || wie ein solcher Mechanismus sie hervorruft. || , wie ein solcher Mechanismus sie hervorrufen würde.


   
     Es gibt eine Reaktion, die man “Reaktion auf || gegen die Ursache” nennen kann. – Man redet auch davon, daß man der Ursache ‘nachgeht’; im einfachsten || in einem einfachen Fall geht man etwa einer Schnur nach, um zu sehen, wer an ihr zieht. Wenn ich ihn nun finde – wie weiß ich, daß er, sein Ziehen, die Ursache davon ist, daß sich die Schnur bewegt? Stelle ich das durch eine Reihe von Experimenten fest?

   
16.10.
     Habe seit ca. 12 Tagen nicht von Francis
124
gehört & bin etwas besorgt, weil er von England noch nicht geschrieben hat.
Gott, wieviel Elend & Jammer gibt es auf dieser Welt.

   

Wer nun der Schnur nachgegangen ist & den findet, der an ihr zieht, macht der noch einen weiteren Schritt & || indem er schließt: also was das die Ursache, – oder ist nicht alles, was er finden wollte, daß || ob jemand, & wer an ihr zieht. Stellen wir uns eben wieder ein einfacheres Sprachspiel vor, als das, welches mit dem Wort “Ursache” gespielt wird || mit dem Wort “Ursache” gespielte. || was mit dem Wort “Ursache” gespielt wird.
     Denken wir uns zwei Vorgänge: der eine besteht darin, daß ein Mensch, wenn er den Zug an einer Schnur fühlt, etc. oder etwas
125
dieser
|| eine Erfahrung ähnlicher
Art hat, der Schnur, || dem Mechanismus, || nachgeht, in diesem Sinne die Ursache findet, || & etwa beseitigt. Er fragt auch etwa || möge auch fragen: “warum bewegt sich diese Schnur?” oder dergl. –. Der andre Fall sei der: Er hat bemerkt, daß seine Ziegen, seit sie das Futter von dort & dort kriegen, || auf diesem Abhang fressen, ¤ wenig Milch geben. Er schüttelt den Kopf, fragt “warum” & macht nun Versuche. Er findet, daß das & das Futter schlecht für sie ist. || daß das & das Futter die Ursache der Erscheinung ist.
     “Aber sind denn die beiden || diese Fälle nicht von gleicher || dergleichen Art: er hätte ja auch Experimente darüber machen können, ob der Mensch, der || an der Schnur zieht’,
126
wirklich die Ursache der Bewegung ist || sei, ob nicht er am Ende durch die Schnur bewegt werde, || & diese durch eine andre Ursache!” – Er hätte Experimente machen können, || aber ich nehme an, er macht keine. Dies ist das Spiel, welches er spielt.

   
     Was ist es denn, was ich in so einem Fall || solchen Fällen immer tue? Die Vernunft – möchte ich sagen – gibt sich als das einzige || einzig mögliche Spiel aus (ein) Gradmesser par excellence (aus), als die ewige Skala, an der, was wir machen, sich selber mißt & beurteilt. Und ich sage: Laß Deinen Blick nicht von diesem Maßstab bannen || in Bann schlagen; sieh' ihn als einen unter anderen Maßstäben. ||
127
Die Vernunft – möchte ich sagen – gibt sich uns als Gradmesser par excellence, an welchem alles was wir machen, alle Sprachspiele, sich selber messen & beurteilen. – Wir können sagen, || : wir sind mit der Betrachtung eines Maßstabes so präokkupiert, daß wir unsre Blicke nicht auf gewissen (Erscheinungen oder) Bildern ruhen lassen können.
Wir sind, sozusagen, gewöhnt diese damit ‘abzutun’, sie seien unvernünftig, entsprechen einem niedern || niedrigen Stande der Intelligenz, etc.. Unser Blick wird von dem Maßstab gefangen gehalten & durch ihn immer wieder von diesen Erscheinungen, gleichsam nach oben zu || hin,
128
abgezogen. – Wie wenn wir von einem || durch einen gewissen Stil, Baustil oder Stil des Benehmens, so voreingenommen || gefangen gehalten || genommen sind, daß wir unsern Blick, gleichsam, nicht voll auf einen andern richten,können sondern ihn nur aus dem Augenwinkel betrachten || sehen können. || , || sondern nur schief || aus dem Augenwinkel auf ihn || nach ihm schielen können. || sondern nur nach ihm schielen können. || Wie wenn uns ein gewisser Stil – Baustil, oder Stil des Benehmens so gefangen hält, daß wir unsere Blicke nicht voll auf einen andern richten, nur schief nach ihm blicken können.
     (Damit verwandt, || : eine hübsche Betrachtung, die Eddington über die Demonstration des Trägheitsgesetzes
129
(Titel des Buches?) anstellt.)

   
     In einem Fall heißt nun “Der ist die Ursache” einfach: der hat an der Schnur gezogen. Im andern Falle, etwa: das sind die Umstände, die ich ändern mußte, um diese Erscheinung abzustellen.
     “Aber wie ist er denn – wie konnte er überhaupt auf die Idee kommen, einen Umstand abzuändern, um die || die & die Erscheinung abzustellen? Das setzt doch voraus, daß er vor allem (einmal) einen Zusammenhang wittert! Einen Zusammenhang wittert, wo keiner zu sehen ist. || Einen Zusammenhang für möglich hält || ; wo keiner || kein Zusammenhang zu sehen ist. Er
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muß also vorher schon die Idee eines solchen, ursächlichen, Zusammenhanges erhalten haben.”
     Ja, man kann sagen, es setzt voraus, daß er sich nach einer Ursache umschaut; daß er von der || dieser Erscheinung auf eine andere schaut. –

   
Das Leben hier ist mir einesteils furchtbar, anderseits auch wieder hat es etwas schönes & auch freundliches. Ich liebe in gewissem Sinn meine Stube, mein Essen; auch habe ich eine gewisse Anhänglichkeit an die Menschen, die mit mir immer gleichmäßig nett & freundlich sind. Es ist ein gemütliches Verhältnis zwischen mir & ihnen: Ich glaube es wäre ihnen etwas leid, wenn
131
ich reiste. Ich denke daran in einem Monat oder anderthalb zu reisen. Aber ich denke nie daran ohne Furcht: werde ich es erleben? wird etwas anderes mich früher schon zur Reise zwingen? etc.. Ich fürchte mich vor Krankheit & Tod, vor meinem & vor dem eines Freundes, oder einer Schwester, oder des Max, oder Paul. Und doch ist das alles falsch & schlecht & zum Teil sogar gemein; & doch fürchte ich mich. Es geht mir mit dem Leben beinahe, wie einer Dame, die in den “Don Carlos” ging, in der Meinung, es sei ein Lustspiel, & die nach einigen Akten indigniert aufstand, mit den Worten: “Il me semble que c'est une tragédie!”
132
      Ich sehe das Leben falsch an, will das Schwere immer || hartnäckig wieder ignorieren, statt daß ich lerne, “daß mein Leben …”. Ich bin wie ein Kind, das immer und immer nur spielen möchte!



   
17.10.
     Intuition. Die Ursache durch Intuition wissen. Welches Spiel spielt man mit dem Wort “Intuition”? Was für ein Kunststück wird damit gemacht? || soll damit gemacht werden?
     Wir haben hier || da die Auffassung: Das Wissen dieses Sachverhalts ist ein Zustand des Geistes; & wie dieser Zustand zustande gekommen ist, || es zu diesem Zustand gekommen ist, ist nebensächlich || gleichgültig, wenn uns nur interessiert, daß einer || Einer das & das weiß. Wie Kopfschmerzen aus mancherlei
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Ursache entstehen können, so auch das Wissen. Daß wir uns in der Logik überhaupt für diesen Zustand interessieren ist dann freilich merkwürdig. Was gehn uns solche Zustände an? – Erinnere Dich an die Frage: “Wann weiß Einer, daß (z.B.) jemand im Nebenzimmer ist?”‒ ‒ Während er den Gedanken denkt? Und wenn er ihn denkt: während aller Glieder (Wörter) des Gedankens?
     Wenn ich sage: “ich weiß daß jemand im Zimmer ist” & es stellt sich heraus, daß ich mich geirrt habe, so wußte ich's also nicht – habe ich mich da bei der Introspektion in meinen Geisteszustand geirrt? ich sah hinein & hielt etwas für ein Wissen, was keines
134
war!?– Oder kann ich so etwas nicht eigentlich wissen? sondern solche Tatbestände wie: “Ich sehe etwas Rotes”, “Ich habe Schmerzen” u. dergl. Also nur dort sollte man das Wort “wissen” anwenden, wo es niemand anwendet; wo nämlich “ich weiß, daß p” nichts heißt oder || wenn nicht etwa das Gleiche wie “p”, & die Form “ich weiß nicht, daß p” ein Blödsinn ist.
     Schau nur ja nicht auf den tatsächlichen Gebrauch der Worte “ich weiß …”! Schau || schau nur auf die Worte & spekuliere, welchen Gebrauch || zu welchem Gebrauch sie passen möchten. –
     Wie geht denn das Sprachspiel – wann || Wann sagen wir denn, wir ‘wissen’? Wenn || Wirklich dann, wenn wir
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uns in einem bestimmten Zustand befinden || finden? – Nicht, wenn wir (eine) gewisse Evidenz haben? – Und da ist es also ohne die Evidenz kein Wissen!? || Und da kommt es also auf die Evidenz an & ist ohne sie kein Wissen!
     Was ist nun die Intuition? Ist sie eine nur aus dem gewöhnlichen Leben bekannte Art & Weise, wie wir Dinge erfahren, uns Wissen aneignen? Oder ist sie eine Schimäre, von der wir bloß in der Philosophie Gebrauch machen? – Ist die Meinung, in dem & dem Fall sei Intuition im Spiel, vergleichbar der Meinung, die & die Krankheit werde durch den Biß || Stich eines Insekts erzeugt? (Diese Meinung kann richtig & || oder
136
falsch sein, aber wir kennen jedenfalls Krankheiten, || Fälle dieser Art, die so erzeugt werden.) Oder haben wir hier einen Fall, || ,– wo das Wort gilt:
     “denn eben wo Begriffe fehlen,
     da || dort stellt ein Wort zur
     rechten Zeit sich ein.”
      (Man könnte sich einen Sprachgebrauch denken, in dem || welchem statt “es ist unbekannt || nicht bekannt, wer das || dies getan hat”, gesagt wird || es nicht heißt || nicht gesagt wird “es ist unbekannt || nicht bekannt, wer das || dies getan hat”, sondern: “der Herr Unbekannt hat es getan” – damit man doch jemand nennen kann || nicht sagen muß, man wisse etwas nicht. || um nicht sagen zu müssen, man wisse etwas nicht.) || (Man könnte sich einen Sprachgebrauch denken, in dem es heißt || gesagt wird: “Herr Unbekannt hat es getan”
137
statt: “es ist unbekannt || nicht bekannt, wer es || dies getan hat”.)


   
Brief von Francis erhalten. Bin erleichtert & erfreut! Gott möge uns helfen.

   
18.10.
     Was wissen wir denn von der || einer Intuition, was || ? Was für eine Vorstellung machen wir uns von ihr? || Welchen Begriff haben wir von ihr? Sie soll (wohl) eine Art Sehen sein, ein Erkennen mit einem || auf einen Blick; mehr wüßte ich nicht. – “Also weißt Du ja doch, was eine Intuition ist!” – Etwa so, wie ich weiß, was es heißt “einen Körper mit einem Blick von allen Seiten zugleich sehen”. Ich will nicht sagen, daß man diesen Ausdruck nicht auf irgend einen
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Vorgang, aus irgend einem guten Grund, verwenden kann – aber weiß ich darum, was seine Anwendung sein soll? – || er bedeutet? –
     ‘Die Ursache intuitiv erkennen’, heißt: die Ursache, irgendwie, wissen (sie auf andere Weise erfahren, als die gewöhnliche). – Es weiß sie nun Einer – aber was nützt das, – wenn sich sein Wissen nicht bewährt? Nämlich, in der gewöhnlichen Weise mit der Zeit bewährt. Aber dann ist er ja in keinem andern Fall als Einer, || der, der || welcher die Ursache (irgendwie) || auf irgend eine Weise richtig erraten hat. Das heißt: || wir haben gar keinen Begriff von diesem besondern Wissen der Ursache. Wir können uns ja vorstellen, Einer sage mit der Gebärde || allen Zeichen den Zeichen der Inspiration, er wisse nun die Ursache; aber
139
das hindert nicht, daß wir nun prüfen ob || nun zu prüfen, ob || daß nun in der gewöhnlichen Weise geprüft wird, ob er das Rechte weiß.

   
     Das Wissen interessiert uns nur im Spiel.

   
     (Es ist, wie || als wenn jemand uns sagte || vorgibt || versicherte || behauptete, er besitze die Kenntnis der gesamten Anatomie (des Menschen) durch Intuition; & wir antworteten || sagten || sagen: “Wir zweifeln nicht daran; aber wenn Du Doktor || Arzt werden willst, mußt Du die gewöhnlichen || alle Prüfungen ablegen, wie jeder Andere.”)

   

Der See hat seine Farbe geändert. Er war bisher, d.h. in diesem Sommer & Herbst, blau oder grünblau; nun ist er bräunlichgrün (obwohl der Himmel stellenweise blau ist). Sturm &
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Regen. In den Bergen hat es gestern & vorgestern geschneit, jetzt taut es oben. Der Sturm ist mir immer unangenehm; macht mir Angst, stört beim Arbeiten. Und doch ist er vielleicht auch gut für mich.
     Ich hatte die Mausfalle in der Kammer gespannt auf einer Stellage stehen; darunter stand ein Sack mit Holz. Plötzlich hörte ich ein Schreien & Quieken in der Kammer ich dachte eine Maus habe sich gefangen & ging mit dem Stock hinein in Angst, aber mit der Absicht die Maus schnell zu töten um sie nicht leiden zu lassen. Ich fürchtete mich aber sie auch nur zu sehen.
Als ich in die
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Kammer kam stand die Falle nicht mehr auf dem Brett & ich zog den Sack vor um zu sehen, wo sie liege, da schrie es im Sack. Ich räumte nun das Holz aus dem Sack denn ich konnte in ihm nichts sehen. Und ich tat es äußerst vorsichtig weil ich mich vor der Maus fürchtete, fürchtete vielleicht gebissen zu werden. Als ich mehrere Stücke Holz entfernt hatte sah ich: eine Meise hatte sich gefangen, sie war beim Fenster hereingeflogen & hatte am Käse in der Falle gepickt. Sie lebte noch blutete aber etwas am Kopf. Ich befreite sie so schnell ich konnte & sie flog
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auf stieß sich am Fenster, an der Decke & flog endlich beim Fenster hinaus. Daß sie den Schlag der Falle aushalten konnte ist unbegreiflich, aber sie flog davon. Ich ging in die Stube zurück & schämte mich meiner Feigheit.

   
19.10.
     
20.10.
Warum ‘muß der Zweifel einmal irgendwo enden’? – Weil das Spiel nie anfangen könnte || anfinge, wenn es mit dem Zweifel anfinge?
D.h.: die Grundform des Spieles ist eine || muß eine sein, in die der Zweifel nicht eintritt.
Oder: Wir könnten gar nicht wissen, was ‘Ursache’ ist, wenn wir nicht das eine & andre ohne einen Zweifel als Ursache einer Wirkung
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anerkennten. –
Aber diese Ausdrucksformen sind alle unbefriedigend. – ‘Er muß einmal instinktiv zum Erkennen einer Ursache kommen.’ Er muß ein Vorbild der ‘Ursache’ haben, ehe er zweifeln kann, ob etwas die Ursache ist. Er muß einmal geradewegs etwas ‘Ursache’ nennen, sonst kommt er nie dazu, darüber nachzudenken, ob etwas die Ursache ist. –
Denk' doch es finge dann an, daß er sich den Kopf darüber zerbricht, ob dies || was die Ursache von dem || von dem & dem ist. Wie müßte man sich dieses Kopfzerbrechen, diese Überlegungen denken? Doch in || denken, diese Überlegungen? Doch in einer einfachen
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Weise. Es ist also etwa ein Suchen, & endlich ein Finden irgend eines Gegenstandes (der Ursache). Was ist also daran, daß das Spiel nicht mit dem Zweifel anfangen kann?
     Der Zweifel muß irgend ein Gesicht haben. Wenn er zweifelt, so ist die Frage: wie schaut sein Zweifel aus? Wie schaut, z.B., die Untersuchung aus, die er anstellt. – Will man nur sagen: das Spiel kann nicht damit anfangen, daß Einer sagt: “Man kann nie wissen, was die Ursache von etwas ist.”? – Aber warum soll er nicht auch das sagen; wenn er nur dann || dann nur einen beherzten Schritt macht. – Aber dann brauchen
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wir ja nicht von den Anfängen des Spiels zu reden, sondern wir können sagen: Das Spiel ‘die Ursache aufsuchen’ besteht vor allem & hauptsächlich darin, daß wir eine gewisse Praxis ausüben. || in einer gewissen Praxis, in einer gewissen Methode. Es erscheint || herrscht darin auch etwas, was wir Zweifel & Unsicherheit nennen können, aber dies ist ein Zug zweiter Ordnung || Größe. Wie es zwar charakteristisch für das Funktionieren einer || der Nähmaschine ist, daß sich ihre Teile verbiegen & brechen || & abnützen können || abnützen & verbiegen, & die Achsen in den Lagern schlottern können, aber doch ein Charakteristikum zweiter Ordnung im Vergleich || verglichen mit dem normalen Funktionieren der Nähmaschine.
146
|| Gang der Maschine.


   
     Denk' Dir diese seltsame Möglichkeit: Wir hätten uns bisher immer in der Multiplikation 12 × 12 verrechnet. Ja, es ist unbegreiflich, wie das || es geschehen konnte, aber es ist geschehen || so. Also ist alles falsch, was man so ausgerechnet hat! – Aber was macht das || es? Es macht ja gar nichts! – Da muß also etwas falsch sein in unsrer Idee von Wahrheit & Falschheit der mathematischen || arithmetischen Sätze.

   
21.10.
Bin ziemlich stumpf. Kann nicht gut denken.

   
     Der Ursprung & die primitive Form des Sprachspiels
147
ist eine Reaktion; erst auf dieser können die komplizierteren Formen wachsen.
     Die Sprache – will ich sagen – ist eine Verfeinerung, ‘im Anfang war die Tat’.

   
      Wenn Du den Vollkommenen siehst, wie willst Du ihn anders nennen, als “Gott”?! –

   
     Erst muß ein fester, harter Stein zum Bauen da sein, & die Blöcke werden unbehauen auf einander gelegt. Dann ist es freilich wichtig, daß er sich auch behauen läßt, (daß er) nicht vollkommen || gar zu hart ist.

   
     Die primitive Form des Sprachspiels
ist nicht die Unsicherheit || die Sicherheit, nicht die Unsicherheit. Denn die Unsicherheit könnte nie || nicht zur Tat führen.

   
     Ich will sagen: es ist charakteristisch für unsere Sprache, daß sie auf dem Grund fester Lebensformen, regelmäßiger Handlung, || regelmäßigen Handelns, || regelmäßiger Handlungen, emporwächst. || wächst. || daß sie auf dem Grund fester Lebensformen, regelmäßiger Handlungsformen || Formen des Handelns || regelmäßigen Tun's, emporwächst.
     Ihre Funktion ist vor allem durch die Handlung, deren Begleiterin sie ist, bestimmt.
     Wir haben eben einen Begriff davon, was für || welcherlei Lebensformen primitive sind, & welche erst aus solchen entsprossen || entsprungen sind. || entspringen mußten || konnten. Wir
glauben, daß der einfachste Pflug vor dem komplizierten da war.

   
     Die einfache Form (& das ist die Urform) des Ursache-Wirkung Spiels ist die der Bestimmung der Ursache, nicht des Zweifels.

   
     Lenkt der Kutscher die Pferde nach seinem Willen, dadurch, daß er am Bock || auf dem Kutschbock schreit & zappelt, oder dadurch, daß er die Zügel ruhig & fest anzieht? Anwendung auf mich.

   
     [“ …Irgendwo müssen wir – ohne zu zweifeln – sagen: das geschieht aus dieser Ursache.”] Im Gegensatz, etwa, wozu? Im Gegensatz dazu wohl, daß
man nie den Knoten || den Knoten nie anzieht, sondern immer zweifelhaft bleibt, was die Ursache der Erscheinung wirklich sei. Als || ; als hätte es einen Sinn zu sagen: strenggenommen, könne man die Ursache nie mit Sicherheit wissen. So daß es also am meisten der Wahrheit entsprechend sei, || So daß es also der Wahrheit am strengsten entspreche, die Frage nicht zu entscheiden. Welche Idee auf einem vollkommenen || gänzlichen Mißverstehen der Rolle der Genauigkeit beruht || beruht die der Genauigkeit & dem Zweifel ⋎ zufallen.

   
22.10.
Immer, wenn mir etwas widerfährt, geht gleichsam eine Furchtwelle über mich, Furcht vor dem Tode,
vor furchtbarem, schwerem Unglück, u.s.w.. Diese Furcht ist nicht gut; aber sie zeigt, daß ich mein Leben unrichtig || falsch auffasse.

   
     
Kierkegaard
schreibt: Wenn das Christentum so leicht & gemütlich wäre, wozu hätte Gott in seiner Schrift Himmel & Erde in Bewegung gesetzt, mit ewigen Strafen gedroht –. – Frage: Warum aber ist dann diese Schrift so undeutlich? Wenn man jemand vor furchtbarer Gefahr warnen will, tut man es, indem man ihm ein Rätsel zu raten gibt, dessen Lösung etwa die Warnung ist? – Aber wer sagt, daß die Schrift wirklich undeutlich ist: ist es nicht möglich, daß es hier wesentlich war,4 ein
Rätsel aufzugeben? Daß eine direktere Warnung dennoch die falsche Wirkung hätte haben müssen? Gott läßt das Leben des Gottmenschen von vier Menschen berichten, von jedem anders, & widersprechend – aber kann man nicht sagen: Es ist wichtig, daß dieser Bericht nicht mehr als sehr gewöhnliche historische Wahrscheinlichkeit habe, damit diese nicht für das Wesentliche, Ausschlaggebende gehalten werde. Damit der Buchstabe nicht mehr Glaube fände, als ihm gebührt & der Geist sein Recht behalte. D.h.: Was Du sehen sollst läßt sich auch durch den besten, genauesten
Geschichtsschreiber nicht vermitteln; darum genügt, ja ist vorzuziehen, eine mittelmäßige Darstellung. Denn was Dir mitgeteilt werden soll, kann die auch mitteilen. (Ähnlich etwa, wie eine mittelmäßige Theaterdekoration besser sein kann als eine raffinierte, gemalte Bäume besser als wirkliche, – die die Aufmerksamkeit von dem ablenken, worauf es ankommt.) Das Wesentliche, das für Dein Leben Wesentliche aber legt der Geist in diese Worte. Du sollst gerade nur das deutlich sehen, was auch diese Darstellung deutlich zeigt. (Ich weiß nicht
genau, wieweit dies alles || sicher, wieweit dies alles genau im Geiste Kierkegaards ist.)
   
     Die Grundform des Spiels muß eine sein, in der gehandelt wird.

   
      [Nachtrag aus einem Heft] Denke Dir eine Schrift, in der das R ebenso wohl auch geschrieben werden kann. Für sie || die Leute ist es der gleiche Buchstabe. Sollen wir sagen, für sie sei der Buchstabe, was den beiden gemeinsam ist || die beiden gemeinsam haben? Oder (gar) eine Schrift, in der jeder Buchstabe irgendwie || beliebig liegen kann, z.B. das ‘A’ || das ‘A’ z.B. auch so . Sie haben etwa immer schon ihre Schriftzeichen || ihre Schriftzeichen immer schon in Stempel geschnitten & dann gedruckt, die Stempel sind
viereckig, & wie sie gedreht sind, ist gleichgültig.

   
     “Wie sollte der Begriff ‘Ursache’ auf die Beine gestellt werden, wenn immer gezweifelt würde?”

   
     “Die Ursache muß ursprünglich etwa handgreifliches sein”.

   
     Heißt es nicht eigentlich: mit der philosophischen Spekulation kann man nicht anfangen –?

   
     Wenn ich nie wüßte, was die Ursache von etwas ist, wie wäre ich dann zu diesem Begriff gekommen? – Das heißt doch:
wie hätte ich mich wundern können, was von dem & dem wohl die Ursache ist, wenn ich nicht schon eine Ursache von etwas gesehen hätte? Ja nun, dieses ‘Können’ muß wohl ein logisches sein, – denn sonst könnte man sich ja alle möglichen Erklärungen denken. Das heißt aber nur || Dann heißt es bloß: Gib bei der Beschreibung dieses ‘Wunderns’ acht, daß Du wirklich etwas beschreibst!

   
     Das Wesentliche des Sprachspiels ist eine praktische Methode eine Art der Handlung || (eine Art des Handelns), – kein Geschwätz. || keine Spekulation, kein Geschwätz.

   
     (Das Wesentliche des Begriffes
ist, daß er normalerweise mit beiden Füßen auf der Erde steht; nicht, daß er hie & da einmal einen Luftsprung macht & dann auf Augenblicke den Boden unter den Füßen verliert.)

   
23.10.
In der Nacht onaniert; danach Scham. – Fing an meine alte Maschinschrift anzusehen & den Weizen von der Spreu zu sondern; wenn sie nur reiner zu sondern wären! Was ist nützlich, was unnütz?! Es ist schwer zu sagen. Möge ich eine Tätigkeit, die keine Möglichkeit des Erfolges in sich hat bald als solche erkennen und bleiben lassen, & tun was nützlich ist!!
   
24.10.
Mir ist beim Prüfen meiner alten Bemerkungen als sollte ich den Hausrat einer Wohnung herstellen, indem ich Stücke || Gegenstände aus einem Kehrrichthaufen ziehe & sie umständlich prüfe & zu säubern versuche.

   
[Nachtrag]
     ‘Paßt’ Wasser in ein Gefäß? (Andere Art der ‘Identität’.)
   
25.10.
      Lese meine alten Bemerkungen. Die große Mehrzahl ist mir recht gleichgültig; viele, viele sind flau. Am besten sind die, die einfach ein Problem stellen || aussprechen.
     Ich bin sehr neugierig was für einen Eindruck ich am Schluß von diesen Sätzen haben werde.
Möge
er mich nicht niederschmettern, wie immer es ist. – Vor allem aber soll es lehrreich sein. Möge ich viel lernen!!
   
26.10.
      Schreibe jetzt nicht mehr, sondern lese nur den ganzen Tag meine Maschinschrift & mache Zeichen zu jedem Absatz. Es ist viel denken hinter diesen Bemerkungen. Aber brauchbar für ein Buch sind doch nur wenige ohne Umarbeitung, aus verschiedenen Gründen. Ich habe jetzt beinahe ein Viertel des Ganzen durchgesehen. Wenn es also glatt geht, könnte ich in ca. 6 Tagen damit fertig sein. Aber was dann? Nun, versuchen, das Brauchbare zu sammeln. – Freilich,
das ist sehr schwer! & ich dachte heute manchmal, es werde vielleicht für mich bedeuten, von hier wegzugehen, etwa zu Drury, so Gott will. Denn ich weiß nicht ob ich diese Arbeit in dieser Einsamkeit machen kann. Aber es wird sich alles zeigen. –
     Ich bete öfters im Tag & doch muß ich mir sagen, daß ich gar nicht richtig beten kann. Denn ich bin zu unernst. Ich bitte um Erleuchtung; möge sie mir gegeben werden obwohl ich gar nicht richtig darum bitten kann. Eitelkeit & Gemeinheit spielen in alles, ausnahmslos, hinein was ich schreibe oder denke.
Mindestens ist die Gemeinheit immer next door.

   
27.10.
Heute nicht weiter gelesen, sondern wieder geschrieben, da ich mich wieder dazu fähig fühlte. Es ging nicht schlecht. Lieben Brief von Fr., er schreibt über eine Sitzung des Moral Science Club & wie elend schlecht die Diskussion unter Braithwaites Vorsitz sei. Es ist scheußlich! || . Aber ich wüßte nicht was dagegen zu machen wäre, denn die andren Leute sind alle auch zu wenig ernst. Ich wäre wohl auch zu feig, etwas Entscheidendes zu tun.

   
28.10.
     Wer Philosophie lehrt, kann immer
sagen: Ich weiß nicht. – Entscheide || , – entscheide Du. –
   
     
     Bin wieder mit Arbeitsfähigkeit begnadet. – Und mit vielem anderen.
   
29.10.
Hätte viel über mich selbst, meine schlechten Gedanken, Gefühle, Ängstlichkeit & Übelwollen zu schreiben, aber ich versäume es. Auch über Religion, Lauheit, Unernst. Ich || Aber ich lebe oberflächlich dahin. Möge es anders werden! & doch wünsche ich mir nicht Leiden, Verluste, etc..
   
30.10.
Es gibt keine Interpretation eines Satzes außerhalb der Grammatik.


   
     Die || Eine Interpretation eines Satzes ist seine Umgebung in der Grammatik. || ist die Umgebung, in der er in der Grammatik steht. [Verwendet]

   
     Man sagt: “Gibt es einen Körper hier?” – & das Kriterium ist || die Kriterien sind eben die Sinneswahrnehmungen. Aber das ist eine neue Bildung, eine Bildung der Philosophie: “Gibt es hinter diesen Sinneswahrnehmungen – die ja die Kriterien der Existenz des Körpers waren – einen Körper?” ([Faust zur Sorge] “Unglückliche Geschöpfe”) zu tausend Malen.”)


   
     “Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen?!” müßte doch
heißen: Was kann denn überhaupt (für Substanz) || für Fleisch sozusagen in diesem || dem Gedanken sein? Aber um das zu sehen, müssen wir sehen, wie wir ihn denn gebrauchen.

   
     “Wie kann ich von einem neuen Geschmack reden, den ich noch nie gehabt habe?”
     “Wie kann ich von einem sechsten Sinn reden?”
     Nun wie rede ich denn von diesen Dingen, was sage ich denn von ihnen aus, mit welcher Begründung, mit welchen praktischen Folgen?

   
     Ich kann doch nicht eigentlich von einem neuen Sinn, d.h. einer neuen Art der Sinneserfahrung
reden, das kann doch keinen Sinn haben. Ich kann doch nicht irgendwie in || durch Gedanken, durch Worte voraussehen, wovon ich überhaupt keinen Begriff habe || eine Voraussicht erschleichen, von etwas, was ich nicht kenne.
     (Nihil est in intellectu …)
     Als könnte ich in den Gedanken gleichsam von hinten herum kommen & einen Blick von etwas erhaschen was ich von vorn nicht sehen || ansehen || erblicken kann.

   
     Aber welcherlei Aussagen über einen neuen Sinn || eine neue Art der Sinneserfahrung macht er denn & was macht er denn mit ihnen? Was kann er denn mit ihnen machen? Haben sie keinen Sinn – so wird sich das doch so zeigen, daß er
nichts mit ihnen machen kann. Wird denn die Frage ob ein Satz Sinn hat dadurch || so || damit entschieden daß gesagt wird ob man sich etwas dabei denken kann?

   
Ich will || wollte sagen: “Du kannst doch nicht das mit dieser Aussage machen!” Aber das wird sich ja von selbst in ihrer Anwendung zeigen. Nur ist es oft schwer diese Anwendung klar darzustellen.

   
      ››Durch das allgemeine Wort “Sinneswahrnehmung” kannst Du doch jetzt nicht über Dich hinaus kommen. Es kann ja nur die Allgemeinheit
haben, die Du ihm gegeben hast; während Du so tust als hättest Du ihm eine Seele eingehaucht & jetzt sei || ist es lebendig & schreitet || schreite auf eigene Faust weiter. Als hättest Du gleichsam einen Menschen gemacht || geschaffen der || ein Wesen gemacht || geschaffen das jetzt selbständig weiter geht & Dich noch mitnimmt || mitträgt.‹‹
     Aber das könnte auch so gesagt werden: ‘Du kommst nicht um die Anwendung herum’. Du kannst in den Worten allerlei Luftgespinste machen, aber ihr Sinn wird sich in ihrer Anwendung bewähren.

   
     Ich brauche nicht Zeter & Mordio zu schreien, weil
sich der Sinn selbst offenbaren wird – wenn wir nur genau genug auf die Anwendung achthaben.

   
31.10.
Etwas || Ein wenig unwohl. Weiß nicht wovon.

   
     Du redest, als könnte der Gedanke – von dem Du einen nebelhaften Begriff hast – etwas unerhörtes leisten, || & das müsse || muß man eben anerkennen, es ist ja eben der Gedanke.
     Hardy sagte in ‒ ‒ ‒ es sei nicht der Mühe wert Leuten zu antworten die für den finitism ein Argument gebrauchen wie: “Das Endliche kann nicht das Unendliche denken”. Es ist wahr, dies ist ein ungeschickter Ausdruck. Aber
was die Leute damit sagen wollen ist: “Es muß hier doch mit rechten Dingen zugehen! Woher dieser Sprung vom Endlichen zum Unendlichen?”. Und so ganz
unsinnig
ist jener Ausdruck auch nicht: Nur || – nur ist jenes “Endliche” was nicht das Unendliche || das Unendliche nicht soll denken können, nicht ‘der Mensch’ oder ‘der Verstand’ sondern der Symbolismus. Und wie dieser das ‘Unendliche’ denkt, dies haben die Mathematiker nicht untersucht ¤ || dies ist wohl einer Untersuchung wert. Und zwar heißt es in so einer Untersuchung: “Fort, zuerst, mit allen Assoziationen, Gesten etc. die mit dem Wort ‘unendlich’
verknüpft sind! Was geschieht nun mit diesem Begriff, wenn wir ihn von diesen Dingen entblößen? In die Geschäftsbücher dieses Begriffes müssen wir sehen. Hier muß zu ersehen sein, was der Begriff jeder seiner Anwendungen, jeder seiner Assoziationen verdankt etc. “Das Endliche kann nicht das Unendliche denken” sagt: So kann es nicht zugehen wie ihr es Euch denkt || wie ihr es beschreibt & ihr scheut Euch ein helles || grelles Licht in die Transaktionen fallen zu lassen, die ihr mit dem Begriff vornehmt & was Euch reizt ist gerade das Zwielicht. || das Zwielicht gefällt Euch.
     Der Gedanke kann,
gleichsam, fliegen, er braucht nicht zu gehen. Du verstehst, d.h. übersiehst die || Deine Transaktionen nicht & projizierst (quasi) Dein Unverständnis in ein Medium in dem das Erstaunlichste möglich ist.

   
     Wie kann ich mir denn eine neue Art der Sinneserfahrung || Sinneswahrnehmung, etwa einen ‘sechsten Sinn’, denken? || denn mit Sinn von einer neuen Art Sinneserfahrung || Sinneswahrnehmung, etwa einem ‘sechsten Sinn’, reden? Ich habe ja eben keinen Zugang zu diesem Begriff. Und zu glauben, meine eigenen allgemeinen Begriffe könnten mich weiterführen, das ist als meinte man eine Lokomotive könne weiter fahren als die Schienen || Gleise die man für sie gelegt hat || eine Lokomotive mit genügend Brennstoff könne beliebig weit fahren & vergißt daß sie nur so weit kommen kann || kommt, als || wie die Gleise gehen die man für sie gebaut || gelegt hat.
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     Wie können mich denn meine (eigenen) Gedanken dorthin führen, wo kein Weg für sie geht? Das wäre als || vergäße man, daß ein Eisenbahnzug nur so weit fahren kann als man Geleise gelegt hat auch wenn die Lokomotive noch Brennstoff & Wasser hat. || Das wäre ja, als meine || meinte man eine Lokomotive könnte – mit genügend Brennstoff || wenn sie nur Brennstoff hat || mit genügend Brennstoff || wenn sie nur Brennstoff hat könnte beliebig weit fahren, & vergäße, daß sie nicht || dächte man nicht dran daß eine Lokomotive mit allem Brennstoff nicht weiter fahren kann, als man Geleise || Gleise für sie gelegt hat. || die Geleise || Gleise liegen.
     Aber laß doch den der das nicht glaubt ruhig eine Fahrt machen, es wird sich ja zeigen, daß er am Ende der Gleise umkehren muß, oder daß eine Entgleisung geschieht.
   
     Welchen Begriff habe ich denn von der neuen Sinneserfahrung, die ich noch nicht kenne? Habe ich denn überhaupt einen? Ist nicht ‘Sinneserfahrung’ nun || nun nicht ‘Sinneserfahrung’ so leer wie ‘Ereignis’? “Da geschah ein Ereignis” – weißt Du jetzt etwas darüber was geschah?” Aber wenn ich keinen Begriff habe, dann werde ich ja auch nichts mit diesem Wort anfangen können. Und was ich damit anfangen kann, wird ja zeigen, welchen Begriff ich habe. Sage also nicht “mein Begriff sei || Dein Begriff ist leer”, sondern: “sehen wir nach, was Dein Begriff ist, denn es ist ihm nicht unmittelbar anzusehen,
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was an ihm ist.” Laß den Gebrauch sprechen!


   
     “Wie kann es denn Sinn haben, von einer neuen || mir ganz neuen Art der Sinneserfahrung zu reden, die ich vielleicht einmal haben werde. Wenn dabei nämlich wirklich die Erfahrung selbst gemeint sein soll & nicht etwa das Sinnesorgan. || Wenn Du nicht vom Sinnesorgan reden willst, von der Erfahrung die Rede sein soll, (&) nicht etwa vom Sinnesorgan.” Ich habe dergleichen || derlei oft in Diskussionen, mit Ramsey z.B., gesagt. [Man kann doch nicht || Du kannst ja nicht den Begriff den Du hast ins Blaue hinein verallgemeinern!] Aber was
ist zu tun, wenn die Antwort lautet: “Es ist eben doch möglich, so etwas zu denken!” Was soll man darauf sagen? || Was ist der richtige Gegenstoß || die richtige Parade? || Was ist der richtige Angriff? || Die Antwort ist: “Es ist eben doch möglich so etwas || das zu denken!”
¥
* – – Nun, da muß man herausfinden, || : was Du dabei denkst. Daß Du versicherst, Du denkst || denkest diese Phrase – was ist damit zu || soll ich damit machen? – Darauf kommt es ja auch nicht an. Ihr Zweck ist ja || doch nicht der, Nebel in Deiner Seele || Deinem Verstande || in Dir aufsteigen zu lassen. Was Du meinst || : wie ist es herauszufinden? Wir müssen geduldig prüfen, wie Du diesen Satz verwenden willst || verwendest. Wie rund um ihn alles ausschaut. || aussieht. Da wird sich sein Sinn zeigen.
   
So als wollte man sagen: || So etwa als sagte man: || So etwa, wie man sagt: Die neuere || moderne Technik leistet eben Dinge, die Du Dir gar nicht vorstellen kannst.
   
1.11.
Mir ist seltsamerweise auch heute nicht gut; obwohl ich mir nicht denken kann, warum. Mein Zustand hindert mich am ruhigen Denken.


   
     Die seltsame Ähnlichkeit einer philosophischen Untersuchung (vielleicht besonders in der Mathematik) & einer ästhetischen, etwa, was an diesem Kleid schlecht ist, wie es gehörte etc..
     Es heißt eben auch hier || da: “Was
paßt hier noch nicht?” & auch da sagt das stumpfere Gefühl: “es ist ja schon alles in Ordnung.” Auch da darf man die falsche Erklärung darum nicht wegwerfen, denn sie ist nützlich, die richtige finden zu lehren. || denn sie ist ein Weg || Stück des Weges der zur richtigen führt. Die Ähnlichkeit reicht sehr weit.


   
▽      Ich möchte in solchen Fällen immer (wieder) sagen: “Ich kann doch nicht denkend mein eigenes Denken transzendieren!” – – Aber, was ich im || in dem Sinne ‘nicht kann’ – wozu || warum soll ich davon reden? – Das || das werde ich ja auch nicht tun. – || Beruhige Dich – könnte ich sagen – das Unmögliche wird ja auch nicht geschehen! Sehen wir also nach, was wir tun, wie wir unsre
Worte gebrauchen!

   
     Gegen wen richte ich mich denn da? (Und was will ich denn?) – Ich sollte doch sagen: Du kennst Dich nicht aus & gebrauchst ein falsches, || (irreführendes) Bild. Gebraucht aber er das Bild || ? Gebrauche nicht ich's? Ich meine: ich lege es ihm in den Mund; aber er würde es gebrauchen, wenn Ja aber es ist ein krasser Ausdruck seiner Denkweise. (Die irreführende Gegenüberstellung: etwas durch Denken erkennen || , durch den Verstand erfassen, etwas durch die Sinneswahrnehmung erkennen || erfassen. Der Verstand als eine Art Sinn für das unsinnliche || unsichtbare.)

   
     Ich könnte sagen: Du hast einen falschen Begriff; aber aufklären läßt sich die Sache nicht indem ich gegen Deine Worte wettere || wir gegen Deine Worte wettern sondern nur dadurch daß wir untersuchen wie Du Deine Worte gebrauchst & indem ich trachte Deine Aufmerksamkeit von Assoziationen, Illustrationen weg auf den Gebrauch zu lenken.


   
Vergleiche: das Erfinden eines Spiels || ein Spiel erfinden, eine Sprache erfinden, eine Maschine erfinden.

   
‘Über sich selbst führt uns kein Zeichen hinaus; & auch kein
Argument.’

   
2.10 || 1.
     Die Bedeutung des Wortes “vielleicht”.
     Was heißt es, das Wort “vielleicht” verstehen? – Verstehe ich das Wort “vielleicht”? Und wie beurteile ich, ob ich es tue?


   
     ‘Über sich selbst führt uns kein Zeichen hinaus …’. || Was heißt denn das, & wer glaubt denn, daß es so ist || sei? Ist es so: In vielen Fällen brauchen wir bei dem Weiterschreiten in der Benützung unsrer Wörter & Symbole nicht gar zu achtsam zu sein: Ihr Gebrauch || Die Technik ihres Gebrauchs dehnt sich ganz von selbst aus &
wir wären zu sagen geneigt: ‘Es geschieht ja nichts Neues; diese Entwicklung lag ja schon in unserm ursprünglichen Begriff.’ Dann aber gibt es Fälle, wo der || unser Weg zwischen Abgründen führt, wo äußerste Vorsicht nötig ist, da nun die schwersten Mißverständnisse rechts & links vom Weg liegen. || um uns herum liegen. Hier kann man nicht mehr sorglos einer Verallgemeinerung || Gepflogenheit || einem Schlendrian des Sprachgebrauches folgen sondern muß sich nun bei jedem Schritt fragen: Ist das noch das alte Spiel?

   
      In den letzten Tagen ist es mir etwas schlechter bei der Arbeit gegangen. Schlechten Stil geschrieben, d.h. unsicher, daher wackelig.
Mein rper ist in ganz gutem Zustand, ich habe aber nicht ganz guten Appetit. –
   
3.11.
Ziemlich viel & gut gearbeitet. –
   
4.11.
     Heißt dieses Gefühl “Schmerz”? Aber ich gebrauche das Wort doch auch zur || bei der Beschreibung des schmerzlosen Zustandes! Aber ich sage ja auch N.N. ist gestorben & doch hieß dieser Mann “N.N.”. Zu sagen, dies Gefühl heiße “Schmerz” & auch dies erkläre die Bedeutung des Worts sagt nicht daß beim Aussprechen oder Hören des Worts wenn es nicht stumpfsinnig geschehe eine Vorstellung des
Schmerzes vorhanden sein muß; wie auch beim Aussprechen, Schreiben oder Hören des Wortes Kuh uns keine Vorstellung einer Kuh vorschweben muß, obwohl in gewissen Fällen der Übergang vom Wort zur Vorstellung gemacht werden muß || für den Gebrauch des Wortes “Kuh” wesentlich ist. Denke Dir den Vorgang beim Kaufen & Verkaufen von Kühen. Bei || An welchen Punkten des || dieses Vorgangs || solcher Vorgänge ist es wesentlich daß Einer sich eine Kuh vorstellt. Wenn wir dem Zahnarzt mitteilen wir hätten Schmerzen in welchen Fällen ist es nützlich daß er sich einen Schmerz vorstellt:


   
5.11.
     Warum sagt man, ich müsse doch wissen ob ich das Wort verstehe oder nicht? Sagt man auch ich müsse wissen ob ich Schach spielen kann, ob ich weiß wie man den Bauer verwendet, wie man integriert? Muß ich wissen ob ich das Wort Integral verstehe? Kann ich mich hier nicht irren? Wie überzeuge ich mich daß ich das Wort Bauer verstehe? Wie würde sich dennoch ein Irrtum zeigen || das dennoch als Irrtum erweisen?

   
Bin sehr müde obwohl ich nicht sehr viel gearbeitet habe.

   
Denke Dir ein Mensch wüßte
nicht ob “gelb” die Farbe, oder jeden gelben Gegenstand bezeichne. Er würde also die hinweisende Definition richtig geben & doch die Anwendung nicht kennen. Oder, er wüßte daß dies “Rauch” heißt , aber nicht ob es || & glaubte aber daß jedes Aufsteigen eines grauen Schattens so heißt.

   
     “Wenn Du einmal weißt was das Wort bezeichnet, verstehst Du es, kennst seine ganze Anwendung!”

   
“Kannst Du das Gewicht heben?” “Ich weiß nicht – es wird sich zeigen.”
     Kannst Du noch Schach spielen? Ich weiß nicht es wird sich zeigen. Verstehst Du das Wort Baum? Ich weiß nicht; es
wird sich zeigen. Kann man denn das sagen? – Aber wenn es sich um die Unterscheidung gewisser Pflanzen in Bäume & etwas anderes handelte, könnte ich da nicht zweifeln ob ich das Wort noch überall richtig anwenden kann? “Wie war es nur, welche Tiere galten den Juden als rein … ?” Wenn ich es nicht genau weiß, verstehe ich das Wort rein? Wer nicht sicher ist, ob er noch die Definition weiß, oder ganz weiß, kann der mit Sicherheit sagen ob er das Wort versteht?

   
     Jemand behauptet er könne etwas tun. Er versucht es nun
& versagt || es gelingt nicht. Unter was für Umständen kann er sagen: “als ich behauptete ich könne es, da konnte ich's, nur jetzt kann ich es nicht.” & unter was für Umständen kann er das nicht sagen? || Stelle Dir Fälle vor in denen es Sinn hat zu sagen: “als ich behauptete ich könne es, da konnte ich's, nur jetzt kann ich es nicht.” & Fälle in welchen es keinen Sinn hat.

   
     Wir sagen: “In diesem Augenblick verstand ich das Gesicht welches er meinte” & würden dies damit erklären: wir hätten in diesem Augenblick das Gesicht vor uns gesehen. Hier ist also das Verständnis ein Bewußtheitszustand. Ähnlich, wenn wir sagen, || : Ja, als ich dieses Stück hörte, da verstand ich es.” Das Verstehen bestand im Folgen während wir es hörten.
   
6.11.
7.11.
Ich habe es hier außerordentlich gut. Ich kann sagen es ist herrlich. Aber ich habe Furcht. Vor dem Tod & vor allerlei Unglück –. Wenn man der Welt absterben soll, so heißt das, man soll auf den Tod nicht stoßen sondern in ihn ohne Stoß eintreten. Bei jeder Freude könnte man sagen: aber wie werde ich von dieser Höhe herunter steigen, nicht fallen.
     Ich bin doch elend schlecht & fühle eben darum auch das nur theoretisch. Ich lebe nur an der Oberfläche; da spielt sich alles ab. Ich kann nie ‘nüchtern’ werden. Teils sentimental (oft äußerst billig) teils abergläubisch; ich torkle
im Leben umher, sowie ich nicht sitze: Mein Arbeiten ist ein Sitzen. Dürfte ich mir wünschen nach dem Tod in einen Himmel zu kommen? Unmöglich! Das wäre so als gäbe man einem Kind eine Kostbarkeit, die || deren Wert es unmöglich schätzen kann.
   
8.11.
Von Hutt einen sehr deprimierenden Brief bekommen. Ich glaube er hat kein Herz, hat sein Herz sozusagen verspielt. Aber ich weiß nichts darüber.

   
     Es ist seltsam, daß dem Mathematiker || den Mathematikern, z.B. in der Mengenlehre, nicht vor ihrer Gottähnlichkeit bange wird.


   
9.11.
Aber, warum rede ich von Vorstellungen?! Auf den Befehl, etwas blaues zu zeigen, zeige ich auf einen Gegenstand von der & der Farbe. Wenn sich die Farbe – nach irgend einem andern Kriterium – in solchen Fällen immer als die selbe erweist, so ist es eben keine Erklärung dafür, zu sagen es schwebe mir ein Bild bei diesem Wort vor. Auch nicht wenn man annähme es schwebte mir dieses || das Bild ununterbrochen Tag & Nacht vor, denn wie weiß ich, daß es seine Farbe nicht ändert.

   
     Man könnte glauben, es
kann ja auch eine private Sprache geben, die der Mensch etwa nur mit sich selbst spricht & in der kann er z.B. das Wort “blau für die Farbe verwenden, die ihm beim || bei dem Wort vorschwebt & braucht sich nicht darum zu kümmern ob Andre mit der Benutzung einverstanden sind oder nicht.
     Aber er wird sich fragen, was er mit dieser Sprache anfangen kann & ob wir sie dann auch noch Sprache nennen werden || würden.
   
10.11.
      Ich bin oft (täglich) wenn ich allein bin, von einer Art ausgelassenen Fröhlichkeit. Wär ich's nicht, so würde mir mein Leben viel, viel schwerer fallen. Und doch sehe
ich in dieser Lustigkeit nichts Gutes. Sie ist keine Vorbereitung auf den Tod: ich meine, wenn es zum Sterben kommt, wird sie mir fremd gegenüber stehen. Ich bin so schlecht auf den Tod bereitet, wie Einer, der im Theater sitzt & plötzlich mitten im Stück herausgerufen wird, zu einer ernsthaften Sache. Dem wird das Stück, in dem er doch ganz gelebt hat, nun wie etwas ganz Fremdes & Gleichgültiges erscheinen, & es wird ihm keinerlei Hilfe sein bei der Sache die er nun zu besorgen hat.

   
11.11.
Man kann sagen, || : eine
Werkzeichnung ist das Bild des Gegenstandes, den der Arbeiter nach ihr machen soll.
Und man könnte hier “Projektionsmethode” die Art & Weise nennen, wie der Arbeiter so eine Zeichnung in die Tat umzusetzen hat. Man kann auch sagen, || sich auch so ausdrücken: daß die Projektionsmethode zwischen der Zeichnung & dem Objekt vermittelt, von der Zeichnung zum Objekt reicht. Man vergleicht hier die Projektionsmethode mit Projektionsstrahlen die von einer Figur zur andern reichen. Und dies drängt den Gedanken auf daß das Bild
mitsamt den Projektionsstrahlen nun nicht mehr verschiedene Anwendungen zulassen, sondern daß durch sie das Abgebildete obwohl es nicht vorhanden ist, doch in ätherischer Weise bestimmt ist, also in einem Sinne da ist. Bild in dieser Auffassung ist dann nicht die Werkzeichnung allein, sondern sie mit der Methode ihrer Verwendung. Und unter dieser Methode stellt man sich etwas vor was da sein kann auch wenn das Bild nicht wirklich verwendet wird.
     Wenn ich nun frage || Frage ich nun: Wie kann || könnte denn die Werkzeichnung als Bild || als Darstellung verwendet
werden, wenn sie nicht schon || doch in irgend etwas mit dem Werkstück || Werkstücken dieser Art übereinstimmt; || ? sie muß doch in irgend einem Sinne die Multiplizität des Werkstücks haben || den gleichen Grad der Zusammengesetztheit haben, wie das Werkstück – so denkt man hier vor allem einerseits an spezielle Fälle der Darstellung, & nun vergleicht man, fälschlich, die ‘Art der Anwendung des Bildes’ Projektionsstrahlen.
     Die Brücke zwischen Zeichnung & Werkstück ist noch nicht geschlagen, ehe das Werkstück da ist.
     Wenn die Anwendungsart eine Brücke ist, dann ist sie eine die nicht geschlagen ist solange die Anwendung nicht gemacht ist. Die Projektionsstrahlen sind wohl eine Brücke || kann man wohl mit einer Brücke vergleichen aber sie sind nicht die ‘Anwendungsart’!


Frage ich nun: Wie kann || könnte denn die Werkzeichnung als Darstellung verwendet werden,
wenn nicht schon eine Übereinstimmung mit dem was gemacht werden soll da ist. Aber was heißt das? Nun etwa dies: Wie könnte ich nach Noten Klavierspielen, wenn sie nicht schon irgend eine Beziehung zu Handbewegungen hätten. Und diese Beziehung besteht freilich manchmal in einer gewissen Übereinstimmung, manchmal aber nur in der Art & Weise wie wir die Zeichen anzuwenden gelernt haben. Um aber nun alle diese Fälle gleich zu machen dient die Verwechslung zwischen Projektionsstrahlen die das Bild mit dem Gegenstand verbinden & der Projektionsmethode. Man könnte nun wohl sagen
die Projektionsstrahlen gehören noch zum ‘Bild’ aber nicht: die Projektionsmethode gehöre zum Bild. Man stellt sich also vor, die scheinbare gänzliche Verschiedenheit zwischen Befehl & Ausführung werde durch diese Projektionsstrahlen die zum Bilde gehören ausgeglichen, & so bestehe nun immer Übereinstimmung || die keinen Raum mehr für eine Anwendungsart lassen. Es gebe vielmehr nur mehr Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung mit diesem Bilde.

   
     “Die Möglichkeit der Übereinstimmung setzt schon eine Art der Übereinstimmung voraus.”
     Nicht immer.


   


   
     “Die Möglichkeit der Übereinstimmung bedingt schon eine Übereinstimmung.” Denke, jemand sagte ‘Schachspielen können ist eine Art Schach-Spielen.


   
Man könnte sagen wollen: “Ein falscher Satz stellt die Wirklichkeit nur falsch dar, aber doch die Wirklichkeit.
     Eine falsche Beschreibung meines Zimmers beschreibt immerhin etwas mit meinem Zimmer
vergleichbares.
     Das kommt darauf hinaus: Zwei verschiedene Längen haben immerhin mit einander gemein daß sie Längen sind; zwei Formen daß sie Formen sind; etc. Wenn das nicht völliger Unsinn sein soll so wäre es etwa eine grammatische Feststellung über die Ähnlichkeit der Verwendung gewisser Ausdrücke || von Ausdrücken.

   
Kann heute schwer schreiben. Muß immer wieder verändern, durchstreichen. D.h., natürlich ich kann nicht ordentlich denken. Nun, möge es besser & nicht noch schlechter werden. –




   
‒ ‒ ‒ Ist kein Grund vorhanden so ist die Sache eben irrational & daher für uns nicht interessant. (Dem Gebrauch des Wortes “irrational” ähnlich der des Wortes “fallen” wenn wir sagen: Wenn die Erde nicht irgendwie gehalten wäre || würde, so müßte sie fallen”.)

   
     Mache || Denke Dir diesen Versuch: Im Gespräch mit jemandem der Deutsch aber wie Du weißt kein Wort Englisch versteht, sagst Du plötzlich einige englische Sätze || einen englischen Satz. Ihr redet etwa davon ob ihr mit einander die & die Tour machen sollt & Du sagst zu ihm plötzlich auf English || Englisch, wenn das Wetter schlecht ist willst || sei wollest Du nicht gehen. In diesem Fall
würdest || Da würdest
Du merken, daß, wenn Dir auch das Englische vollkommen geläufig ist, || wenn Dir das Englische auch vollkommen geläufig ist, daß Du den Satz nicht nicht meinen kannst. Der einfache Satz dieser Dir wohlbekannten Sprache greift plötzlich nicht in Dich ein. Er läuft quasi in Dir leer.

   
     
Sage:

    

a
es
     b
ist
     c
schön
     d
draußen


     & meine:




   
“In wiefern geben diese Worte wieder was Du vor Dir siehst?”

   
      Schreibe außerordentlich unsicher! Es ist höchst || sehr peinlich. Ich bin beim Schreiben nervös & alle meine Gedanken kurz von Atem. Und ich fühle immer, daß
ich den Ausdruck nicht ganz verteidigen kann. Daß er schlecht schmeckt.
   
12.11.
Was geschieht denn da, wenn man sein Gedächtnis befragt? (Denke nur nicht: das ist ein so geheimnisvoller geistiger Vorgang, daß man nur sehr Ungefähres über ihn sagen kann.) Was geschieht denn also? – Ich kneife meine Augen zusammen, sage etwa die Worte: “wie war das nur?” & lasse eine Reihe von Vorstellungen vorüberziehen. Und wenn ich sage “ich lasse” so heißt das nur ich begünstige den Vorgang durch Ruhe eine gewisse Stellung u. dergl..

   
     Was ist denn eine Mitteilung
(gleichgültig ob ich mir oder ein Andrer mir etwas mitteilt)? Was wird mir mitgeteilt, was wird mir gegeben? Worte, nichts als Worte, & etwa Bilder, || aber was hab' ich von einem Bild?
     Aber irgendwie kommt uns vor daß wenn er mir eine, sagen wir, deutsche Mitteilung macht, er mir mehr gibt als bloße Worte, Laute. Und was denn mehr? Natürlich den Sinn. Aber was hab' || hätte ich von einem Sinn, was immer er sein mag! er ist ja doch nur eine Beigabe der Worte || zu den Worten. – Also ist die Mitteilung: “Es regnet” wirklich nichts als diese ganz uninteressanten Laute?! Und daß || Daß sie mir || Ja wenn sie mir auch eine Vorstellung vor die Seele ruft, was
hab ich davon?
|| die ist doch nicht besser als ein Landschaftsbild.
Ich könnte Dir || Man könnte Einem ja mit diesen Lauten auch ein gemaltes Landschaftsbild || Bild einer Regenlandschaft geben; aber auch das ist keine Mitteilung. || aber ist so ein Bild eine Mitteilung? || & ist ein Bild mit Lauten eine Mitteilung? Aber wodurch wird das alles || ein Bild oder Worte zu einer Mitteilung? Nicht durch etwas was ihnen noch beigegeben wird, sondern durch einen Vorgang in dem die Worte nun in Umlauf kommen wie Münzen im Handel || in den die Worte nun wie in einen Strom hineingezogen werden. || durch einen Vorgang, durch das was mit ihnen nun geschieht, durch den || dadurch, daß sie in Handel kommen, in einen Strom von Geschehnissen. (Es könnte Einer fragen: kriege ich denn wirklich nur runde Metallstücke mit Köpfen drauf, wenn ich bezahlt werde?)


   
13.11.
5

     Kann ich nun sagen: || , die Tagebuch-Notizen teilen ihm etwas mit? || Können ihm nun diese Aufzeichnungen || Eintragungen etwas mitteilen? wenn nämlich aus ihnen seine ganze Sprache besteht.
     (Kann die rechte Hand der || meine rechte Hand meiner linken ein Geschenk machen?) Warum soll es ihm nicht Vergnügen machen sie durchzugehen & dabei sie gleichsam auf der Klaviatur seiner Erinnerung & Phantasie spielen zu lassen? – Oder, warum sollen sie
ihm nicht etwas längst Vergessenes & Wichtiges in die Erinnerung zurückrufen, sagen wir ein Unrecht das ihm widerfahren ist & er nun rächen will. Aber || Und dann teilen ihm die Zeichen etwas mit. Aber wenn wir uns vorstellen daß sich diese Mitteilung in der Mehrzahl der Fälle als fiktiv erwiese, oder als unnütz, ist sie dann noch Mitteilung? Kann ich z.B. sagen der Traum teilt ihm etwas mit? Vielleicht: er sieht den Traum als Mitteilung an¤, wenn er etwa immer so handelt wie wir es täten, wenn uns eine Mitteilung gemacht wurde.
     Denke statt dem Tagebuch ein Bilderbuch. Kann es ihn nicht unterhalten?



   
     Teile ich mir etwas mit wenn ich auf dieses Papier sehend sage: “dieses Papier ist weiß”?
     Und was heißt es eigentlich “etwas zu sich selber || selbst sagen”? Sagt man alles zu sich selbst was man ausspricht wenn niemand sonst anwesend ist || zugegen ist?
     Aber kann man sich nicht ermahnen, sich selbst befehlen ja sich selbst fragen & antworten u.a.? Oh ja, – man kann auch mit || gegen sich selbst Schach spielen, ja vielleicht sogar sich selbst Geld abgewinnen – wenn man nämlich diesen Worten einen Sinn gegeben hat || gibt. Denn das “kann man” in diesen Sätzen heißt doch: “meint man ||
“tut man
nicht das & das & nennt man es nicht so & so?” Und wenn ich in ein Haus komme wo ich erwartet habe Andere || andere Leute zu treffen, sage ich da nicht vielleicht zu mir selbst: “So bin ich also ganz allein || Ich bin also ganz allein. –” Und warum sollte ich das nicht eine Mitteilung nennen? Und wenn es mir seltsam vorkommt diese Worte so zu nennen – ist es nicht wegen des andern Spiels || des andern Spiels wegen? weil ich sie nicht als Mitteilung verwende?

   
     Wenn die Mitteilung die eine Tagebuchseite ihm macht darin besteht, daß sie ihm
den Verlauf eines Tages in Erinnerung ruft, || wie wäre es wenn er zwar nie ein solches Tagebuch geführt hätte aber dasselbe || dieses selbe Erlebnis beim Anblick irgendwelcher Striche – oder auch || sagen wir Bäume in einem Wald – hätte? Würden ihm die Bäume etwas mitteilen? Könnte man sagen, sie haben eine ähnliche Wirkung auf sein Gemüt wie eine Mitteilung?
Wenn z.B. Musik auf mich einmal diese Wirkung hätte – wäre sie eine Mitteilung?

   
     Will ich nicht sagen: “Mitteilung” nennt man vor allem, was man an unserer komplizierten Sprache & der Technik ihrer Verwendung || Sprachtechnik
so nennt || bezeichnet & in äußerst || übermäßig vereinfachten Fällen ist es schwer zu sagen, was wir noch so nennen sollen & was nicht.


   
‒ ‒ ‒ Angenommen diese Eintragungen || Zeichen wären seine ganze Sprache & wir hätten ihre || jene || die Deutung nur || bloß aus || daraus geschlossen, daß er die Zeichen || sie regelmäßig bei gewissen Gelegenheiten einträgt.
     Wozu kann er nun dieses ‘Tagebuch’ benützen? Etwazum || zu dem Vergnügen, || , um sich beim Lesen in der Erinnerung zu ergehen. || // Sagen wir etwa || einmal: um sich beim Lesen in der Erinnerung zu ergehen. – ich nehme an wir haben irgendwelche Kriterien dafür || hiefür.
     Soll ich nun sagen: eine
Eintragung wenn er sie wieder ansieht teile ihm etwas mit? Und worin besteht dies? || Mitteilen? In dem Erlebnis || Erinnerungserlebnis welches er beim Lesen hat & sagen wir in der Art & Weise wie es sich an das Zeichen knüpft, was immer das heißen mag. – – Aber wenn er dieses Erlebnis etc. beim Ansehen || Betrachten einer Anzahl von Bäumen || Anzahl Bäume || Reihe von Bäumen hätte || die er bei der & der Gelegenheit gepflanzt hätte, würden sie ihm eine Mitteilung machen || etwas mitteilen? Teilt mir Musik etwas mit, wenn … Und was ist denn ‘dieses’ Erlebnis? Warum sagst Du es sei einmal dasselbe wie ein andres Mal? Was ist das Kriterium der Identität? Haben wir denn darüber irgend etwas bestimmt? Was wir gesagt haben hängt gänzlich in der Luft, hat gar keine Anwendung. Es hat nur den falschen Anschein als hätte es eine weil wir Wörter unsrer Sprache gebrauchen, die schon || bereits eine – & zwar sehr komplizierte Verwendung besitzen. Es ist
irgendwie, als wollten wir von einem Hofrat bei den Eskimos reden, indem wir vergessen daß ein Hofrat dies nur in einer bestimmten, komplizierten Gesellschaftsordnung ist. Und dem widerspricht es nicht daß ein Hofrat auch einmal bei den Eskimos leben könnte.

   
     Angenommen selbst er zeichnete beim Anblick jedes Baumes eine Szene aus seinem Leben auf; können wir ohne weiteres sagen die Bäume teilten ihm etwas mit?

   
     Wir sagen daß sich der & der in der Erinnerung an vergangene
Tage ergeht. Er redet etwa von der alten Zeit. Redet, natürlich, in einer der existierenden Sprachen (macht gewisse Züge in einem äußerst komplizierten Spiel). Denke es fragt einer kann man nicht auch auf einem Brett rochieren daß nur eine Reihe von Feldern mit 4 Feldern hat? Ja aber kann er sich denn nicht auch auf andere Weise ‘in der Erinnerung ergehen’? Gewiß. Wir könnten ja auch einmal ein Schachproblem auf einem viertel Brett spielen. Aber wir würden was wir da tun nie so nennen, wenn es nicht zu einem großen System von … gehörte. Ja aber sind
nicht das Wesentliche am Ergehen … eben || gerade gewisse innere Erlebnisse! || ?! Gewiß! nur welche sind es? D.h.: warum & in welchen Fällen, mit welcher Rechtfertigung spricht man von diesem seelischen || inneren Erlebnis?

   
     Ist nicht das was die Münze zur Münze macht ein gewisser Wert? Gewiß! aber in welchen Fällen sagen wir zwei Münzen hätten “denselben Wert”, wie benützen wir, || was heißen – diese Worte?
     Du bist in Unklarheit über die Grammatik des Ausdrucks “ein bestimmtes inneres Erlebnis” weil Du die || eine vage Idee hast,
Du könntest auf ein solches, wenn Du es hast in Dir weisen (es – mindestens für Dich – hinweisend definieren) & dann sei ja alles in Ordnung.

   
     Aber beurteilen wir nicht, daß etwas das gleiche innere Erlebnis ist, einfach durch die Erinnerung? Die Erinnerung ist wohl ein weiteres inneres Erlebnis? || ? Und was heißt es denn nach der Erinnerung ‘beurteilen’? Beurteilen ist doch || Ist Beurteilen wieder ein inneres Erlebnis so weiß ich nicht wie ich endlich zur Benützung von Worten kommen kann || werde. Heißt aber beurteilen bereits: etwas sagen so weiß ich nicht was es heißen soll mich mit dem was ich sage
¤ nach dem inneren Erlebnis richten, wenn die Regel fehlt nach der ich mich richte & die ja dann das innere Erlebnis dem Wort – in Form einer Tabelle etwa – zuordnen müßte.


   
Schreibe heute in außerordentlicher Hast & Nervosität. Das mag daher kommen, weil ich jetzt nicht gut schlafe. Und das vielleicht wieder daher, weil ich so lange schon die Sonne nicht mehr gesehen habe. Vielleicht ist es auch eine kleine Verkühlung.




   
     Man könnte sagen: Wir reden zweimal von demselben inneren Erlebnis, aus äußeren Gründen.
     Oder auch aus keinem Grunde.

   
     Es heißt nichts zu sagen: ich gebrauche beidemale dasselbe Zeichen weil ich beidemale das gleiche Erlebnis hatte, außer wenn es eine Antwort auf die Frage gibt: “Welches Erlebnis?” Denn ist die Antwort auf diese Frage nur: “Das läßt sich nicht erklären” so ist auch nicht klar wie er das Wort “das gleiche” gebraucht.

   
     Selbst, wenn wir ein Kriterium für sein Erinnerungserlebnis
haben, etwa daß er seine Erinnerungen beim Lesen des Tagebuches aufzeichnete || zeichnete || zeichnerisch darstellte würden wir noch nicht sagen, die Tagebucheintragungen teilten ihm etwas mit. Anders aber, wenn wir fänden daß er sich auf etwas besinnen will, nachschlägt, sich erinnert & etwa das nachgeschlagene nun verwendet.

   
      Fühle mich von meiner Arbeit heute & in den letzten Tagen unbefriedigt! Es sind noch Gedanken, aber sie sind gehetzt & ohne Ausdruck. Also ist das eigentliche Schöne an ihnen dahin. Ich möchte mich über mein Geschick beklagen! Ich
will arbeiten, ich will nicht geprüft werden! || . Aber warum beruhigst du dich nicht? Sei nicht ehrgeizig! sondern denke langsam. Aber ich fühle mich gehetzt. Das Erste ist Beruhigung; aber es ist oft schwer sich zu beruhigen.
   
14.11.
     Man spricht von “Lippengebet”– & was unterscheidet das Lippengebet vom echten? Doch das Fehlen der begleitenden Gefühle & Gedanken. Und hierin sind Rede & Musik gleich: man sagt, Einer lese etwas gedankenlos herunter, ohne wirklich zu meinen was er spricht – &, einer || Einer spiele ein Musikstück gedankenlos herunter || spricht von¤ Einem der etwas gedankenlos herunterliest, ohne wirklich zu meinen was er spricht – & von einem || Einem der ein Musikstück gedankenlos herunterspielt ohne wirklich zu meinen, was er spielt.



   
– – Erst – wovon sprechen wir denn wenn wir sagen, er habe ein Erinnerungserlebnis z.B. beim Zeichen “A”.? Welcher Art ist dieses Erlebnis? Was meinen wir, wenn wir sagen er habe zweimal beim Anschauen des Zeichens A das “gleiche” Erlebnis? Was ist hier Identität; wie wird dieses Wort von uns gebraucht? (Natürlich denken wir an Bilder, & den Gebrauch der Worte “das gleiche Bild”!)
     “Aber ich verstehe nicht: Du redest doch manchmal von der “gleichen Erinnerung” die Du bei der & jener Gelegenheit hattest!?” Gewiß, nur wenn wir
so reden so gibt es ja auch z.B. etwas was wir die Beschreibung der Erinnerung nennen; die Bestätigung daß unser Gedächtnis uns nicht getäuscht hat, den Austausch von Erinnerungen etc. etc. etc. Die Worte sind bei uns sozusagen nur eine Spielstellung eines sehr komplizierten Spiels. Und bedenke: zum Rochieren gehörte freilich nur eine Reihe von 6 Feldern & zwei Figuren aber heißt || ist es Rochieren, wenn es nicht im Schachspiel geschieht?
     “Ja, aber ist denn nicht das Wesentliche im Fall der Erinnerung ein inneres Erlebnis?” – Gewiß, nur hast Du damit, daß Du es so nennst || nanntest
noch gar nichts gesagt. Oder: Du sagst damit nur daß man von ihm in irgendeinem Sinne sagen kann || solle sagen können, der Andre wisse nichts davon. Aber das ist doch nicht genug um davon reden zu können. Nennen wir es ein inneres (privates) Erlebnis! aber die Frage ist: wie gebrauchen wir, || der welcher das Erlebnis hat & der es nicht hat – die Worte “Erinnerungserlebnis”, “das gleiche Erlebnis” etc. Wie es kommt daß wir diese Worte gebrauchen können, obwohl wir, scheinbar, nicht wissen wovon der Andre redet, daß wird sich dann schon zeigen.

     “Aber wir kennen es doch von uns || uns selbst, was es heißt zweimal das gleiche Erlebnis haben!” Wir kennen von uns was es heißt! Doch höchstens was wir jetzt (wenn das etwas heißt) so nennen! Und dann frägt es sich eben kommt es darauf an oder nicht || kommt es darauf nicht an daß wir Alle das gleiche so nennen || benennen?
     Und das ist es was wir, in diesem Sinne (in welchen das Erlebnis ‘privat’ sein soll) nicht wissen können, & worauf es also nicht ankommen kann.
     “Aber wir vermuten eben, gehen von der Hypothese aus, der Andere habe das gleiche Erlebnis wie wir.” – (‘Wie können wir es auch nur vermuten?’, möchte man hier antworten.) Aber diese ‘Vermutung’ liefe ja (– sozusagen –) leer. Eine
Vermutung kann ja von etwas bestätigt, von etwas anderem entkräftet werden etc.; aber diese, der Voraussetzung nach, nicht. Wenn wir z.B. so eine Vermutung aussprechen so kann dies gar keine praktischen Konsequenzen haben. Sie wäre ¤ nur ein Spiel mit Worten oder Bildern gänzlich abgekapselt von unserem sonstigen Reden über unsere Erlebnisse oder die des andern || Andern || eigene & fremde Erlebnisse & daher etwas was wir nie “Vermutung” oder “Hypothese” nennen würden. Etwa wäre es || Es wäre etwa der Vermutung zu vergleichen || Zu vergleichen wäre es etwa der Vermutung daß der Geist eines Menschen || der Geist || die Seele eines Menschen in einem cm³ Platz
hat. || daß 10 Menschenseelen in einem ccm Platz haben.


   
     Die Wahrheit ist, daß Du von der – richtigen – Voraussetzung ausgehst, daß wir || wir Alle den Gebrauch der Ausdrücke für ‘innere Erlebnisse’, wie “Erinnerung”, etc., etc., kennen. || mit dem Gebrauch der Ausdrücke für ‘innere Erlebnisse’, wie “Erinnerung”, etc., etc., wohl vertraut sind. Und nun gibst Du vor, die Grammatik dieser Ausdrücke sei eine solche, wie sie etwa aus gewissen bildhaften Redeweisen (inneres Erlebnis etc.) zu vermuten wäre. || vermutet werden könnte. Und daraus schließt Du || Du schließt, daß diese gemutmaßte Grammatik, die aber mit der wirklichen keine Ähnlichkeit hat, ganz in der Ordnung sei, weil, wie wir ja alle wissen, diese Ausdrücke sich im Leben sehr wohl brauchen
lassen.

   
     “Aber ich kann doch vermuten daß ihm, beim Anblick || Ansehen des Zeichens D, ein Bild eines Erlebnisses vor die Seele tritt.” Gewiß! Und um die Sache noch klarer zu machen, will ich sogar annehmen, daß er in den Anblick eines Zeichens versunken, ein Bild (etwa) einer bestimmten Situation mit Bleistift auf Papier zeichnet. So daß auch wir es sehen können. – Nun soll es ja aber nicht das Charakteristikum des Erinnerungsbildes als solches sein, daß es mit dem
was nach den Aussagen & Erinnerungen Anderer, & nach anderen Kriterien damals geschehen ist, übereinstimmt. || übereinstimmt was nach den Aussagen & Erinnerungen Anderer, & nach anderen Kriterien damals geschehen ist. Denken wir uns also wir hätten den Mann beobachtet, sähen was er zeichnet, & er zeichnet beim Anblick von B. jedesmal etwas anderes hin. – Oder, jedesmal das Gleiche, aber etwas was nicht mit der damaligen Situation übereinstimmt. Sollen wir jetzt noch sagen, es teile ihm etwas mit. Wie seltsam das eine Mitteilung zu nennen? || ! Aber auch angenommen; er zeichne jedesmal das auf was nach unsrem Zeugnis damals geschehen ist – würden wie das wirklich Mitteilung nennen? Denke vielmehr was noch dazukommen müßte damit wir hier von Mitteilung sprechen würden! Es wären eine Reihe weiterer
Anwendungen! || .


   
     “Aber Du hast die Sache nicht richtig dargestellt. Du sagst er zeichnet Bilder – aber das ist ja nicht, was wir Erinnerungserlebnis nennen. Du mußt davon ausgehen, daß er das typische Erinnerungserlebnis hat.” Aber das heißt doch, daß, wenn ich von ihm sage, daß er es hat, ich das Wort “Erinnerungserlebnis” so gebrauchen muß wie sonst. Und da habe ich ja eben Kriterien dafür, daß Einer ein solches Erlebnis hat & woran er sich erinnert ohne alle solche Kriterien hätte ja das Wort gar
keinen Gebrauch. Ich muß mir also in diesem Fall auch irgend etwas so einem Kriterium ähnliches konstruieren. “Nein! denn für Dich selbst brauchst Du ja auch kein äußeres Kriterium um sagen zu können Du habest das & das Erlebnis.” – Ich brauche kein äußeres, aber auch kein inneres Kriterium. Wenn ich ein solches ‘inneres Erlebnis ausdrücke’ so ist es eben dieser Ausdruck der im Spiel
fungiert
& ich muß um für den Andern etwas Analoges anzunehmen, annehmen, daß er auch einen Ausdruck gebraucht den man Ausdruck des Erinnerungserlebnisses nennt¤.
     “Aber Du kannst doch auch ein solches Erlebnis haben, ohne es auszudrücken!” Dadurch
kommst Du nicht weiter. – – – –

   
      Ich sage nicht “ich habe Schmerzen” ‘weil ich ein bestimmtes Erlebnis habe’ das heißt gar nichts wohl aber etwa: weil ich Zahnschmerzen habe, im Gegensatz zum Fall, wo ich es sage, um freundlich behandelt zu werden, oder weil es in einem Theaterstück vorkommt, etc. etc..

   
     “Du kannst doch ein solches Erlebnis haben, ohne es auszudrücken. Wenn Du das zugibst, warum soll er nicht das gleiche Erlebnis haben?”


   
15.11.
     Ich gebe alles zu, wenn ich nur weiß, was ich zugeben soll. Was ist hier aber das ‘gleiche’ Erlebnis. Wie messen wir zwei solche Erlebnisse gegen || vergleichen wir zwei solche Erlebnisse mit einander || auf was für einer Waage wägen wir sie gegen einander ab¤ || : dies gehört ja doch dazu daß ich sagen kann das & das ist das gleiche Erlebnis! Wenn Einer sagt: “diese zwei Banknoten haben den gleichen Wert” so verstehe ich ihn doch || noch nicht, wenn ich nicht weiß welcher von den vielen möglichen Kriterien des ‘gleichen Wertes’ er meint. Du hast nun hier das gewöhnliche Kriterium der Gleichheit die gewöhnliche Waage auf der wir sie mit einander vergleichen ausgeschalten || ausgeschaltet indem Du sagst er besitze
keinen Ausdruck. –

   
     Aber er könnte ja später einmal sagen: Ich habe damals das & das erlebt. Freilich: dies ist uns unter normalen Umständen ein Kriterium dessen was er erlebt hat. Aber auch nicht immer. “Ich habe von meiner Geburt das & das geträumt || erinnere mich von meiner Geburt das & das geträumt zu haben.” Wenn er es also später sagt so ist damit noch nicht gesagt, daß wir das als Zeichen eines früheren Erlebnisses nehmen.

   
     Du tust ganz dasselbe was Einer täte der mir sagte: Du gibst doch zu, daß es hier 5 Uhr ¤ sein kann auch wenn Du nicht gerade auf die Uhr schaust; also kann er doch auch auf dem Mars 5 Uhr sein. Du vergißt, was
glaube ich Einstein || Einstein wie ich vermute die Welt gelehrt hat: daß die Methode || Art & Weise der Zeitmessung zur Grammatik der Zeit-Ausdrücke gehört.

   
Ja so präokkupiert sind wir mit unsern Spekulationen über die Grammatik … Wörter, daß wir die einfachsten Tatsachen des wirklichen Gebrauchs ganz vergessen. So sagt || hört man z.B.: Ein Mensch könne nur wissen daß er Schmerzen hat nicht aber daß der Andere sie habe. Während doch niemand auf der Welt sagt: ‘Ich weiß daß ich Schmerzen habe’ wohl aber “Ich weiß daß er Schmerzen hat”. Und auf die Frage “Bist Du sicher daß Du Schmerzen
hast würde man (außer in || unter ganz ausnahmsweisen Umständen) nur antworten: “Ich weiß nicht was Du meinst”.

   
     Wenn jemand, den wir einer Lüge für unfähig halten uns versichert er habe sich mit einem Jahr an seine Geburt erinnert & er erinnere sich jetzt noch an diese seine Erinnerung so würden wir zwar nicht sagen er lüge, wohl aber, daß wir nicht wissen, was wir mit dieser Mitteilung anfangen sollen. Wir würden in so einem Falle etwa sagen: Ich weiß nicht was Du jetzt für Erinnerungen hast & was das damals für Erinnerungen waren ich glaube das ganze ist irgend eine Einbildung. Nur
wenn sich solche Erinnerungsaussagen als wahr erwiesen & man mit Sicherheit wüßte, daß er die Tatsachen aus keiner andern Quelle erfahren konnte || habe erfahren können, würde man hier sagen der Mensch erinnere sich an seine Geburt.
     Aber wie, || wäre man sonst der Meinung seine Erinnerung täusche ihn? Nein. Man würde in diesem Falle sagen, er bilde sich nur ein Erinnerungen zu haben & habe etwa nur Träume oder Phantasiebilder.

   
     Nun angenommen, jener Mensch, der das Tagebuch führte, lerne später eine Sprache & teile uns dann mit,
er habe damals, beim Lesen des Tagebuchs Erinnerungen gehabt || es seien ihm damals beim Lesen des Tagebuchs Erinnerungen durch den Kopf gegangen || damals, beim Lesen des Tagebuchs Erinnerungen an ihm vorbei gezogen, so wäre diese Mitteilung, wenn wir nicht noch mehr von dieser ‘Erinnerungen’ hörten, von der Art & Weise etwa, wie er sie angewandt hat, noch mit Reserve aufzunehmen. Denn wir wissen z.B., daß ein Hauptelement dessen, was wir Erinnerungen nennen, die Sprache mit allen ihrer ganzen Verzweigung, hier fehlte.

   
     Und wenn ich sagte die Mitteilung sei mit Reserve aufzunehmen, so hieß das, man könne auf diese Mitteilung allein (ich ziehe die Möglichkeit der Lüge nicht in Betracht) nicht das bauen, was man auf eine ähnliche ¤Mitteilung
unter gewöhnlichen Umständen bauen kann.
     Man muß hier vielmehr sagen: “Er sagt diese Worte (z.B.: ‘ich erinnere mich an …’) & er lügt nicht, aber was sie (hier) bedeuten weiß ich nicht.” D.h. ich weiß nicht was ich mit ihnen anfangen kann.


   
      Mir ist in diesen Tagen etwas Trauriges geschehen: Ich hole immer meine Milch bei der Anna Rebni & ich glaube, ich kann sagen, wir waren vom ersten Augenblick gute Freunde. Mir wenigstens schien & scheint es so. Sie war immer sehr freundlich mit mir & ich in meiner Weise mit ihr. Vor ca. 2 Monaten
(oder schon vorher?) merkte ich eine Veränderung ihres Benehmens gegen mich. Aber ich war gar nicht sicher, schob es auf dies & jenes, bis vor ca. 2 Wochen; da dachte ich: nein nun ist doch kein Zweifel, es ist eine Veränderung & ich muß sie fragen was der Grund ist. Ich wartete noch etwa eine Woche dann fragte ich. Ich hatte mir allerlei Vermutungen gemacht; aber hätte man mir erlaubt hundertmal zu raten so hätte ich nicht ihre Antwort erraten. Sie sagte nämlich ich habe ihr mit dem Stock gedroht.
Ich trage nämlich immer einen Gehstock, und es ist meine Gewohnheit, wenn
ich jemand sehr gern habe & auf gutem Fuß mit ihm stehe im Spaß, gleichsam, wie man jemand auf den Rücken klopft, mit der Faust oder dem Stock zu drohen. Es ist eine Art der Liebkosung. Das mußte sie natürlich wissen, denn es geschah ja nur, wenn wir beide lachten & freundlich waren. Dennoch könnte ich verstehen daß sie es einmal oder öfters übelnahm – aber nicht daß sie darum ihr Benehmen gegen mich änderte & lieber kalt & fremd war, als etwas zu sagen. Natürlich ist es möglich daß ich ihre Freundschaft, ich meine, ihre Zuneigung zu mir überschätzt habe.
In gewissem Sinne: schrecklich, wenn es so war, wenn ich so wenig Gefühl, dafür habe, daß ich mich so irren kann! Und doch kann ich, wenigstens unmittelbar, nichts dafür. Habe ich ein falsches Gefühl, so habe ich es! || Ich schrieb ihr am nächsten Tag einen Brief, in welchem ich ihr die Lage noch einmal erklärte & ihr Benehmen gegen mich tadelte. Ich erhielt (natürlich) keine Antwort. – Ich halte es für möglich, daß der Grund den sie mir gab nicht der eigentliche, oder nicht der einzige war obschon ich mir schwer einen anderen, d.h. überhaupt
einen denken kann, der mir irgendwie plausibel klingt. –

   
     Das Gebiet in dem wir uns hier befinden gilt mit Recht als eins der schwersten der Philosophie; darum nämlich weil die Oberflächengrammatik hier ungemein irreleitend ist & der Boden || die Erde von den vielen || unzähligen einander kreuzenden Wagenspuren der philosophierenden Menschen so aufgewühlt ist daß es beinahe unmöglich ist hier irgendwelche Wege zu erkennen. || unterscheiden.

   
     Wollte man von einer persönlichen Erfahrung reden in einem Sinne in welcher sie || ihre Grammatik vom Ausdruck der Erfahrung ganz unabhängig wäre, dann wäre es ganz gleichgültig, was für eine solche Erfahrung
wir hinter dem Ausdruck stehend annähmen & gleichgültig ob wir annähmen ich erkenne sie richtig oder falsch wieder. Ich mag mich in diesem Sinne immer wieder irren wenn ich sage ich habe Zahnschmerzen, weil ich jedesmal eine grundverschiedene Erfahrung habe; aber es macht gar nichts. – Was ist das aber für ein Sinn des Wortes persönliche Erfahrung der so funktioniert? Woher nehmen wir ihn; wie entsteht er??
     Ist es nicht dies, daß wir das Wort “Schmerzen” z.B. als Bezeichnung, Name, eines Wesens, Gegenstands, betrachten, das hinter dem Ausdruck steht,
der natürliche Ausdruck ist eine Begleiterscheinung durch die wir das Erlebnis faute de mieux indirekt erschließen und nur in uns selbst sehen wir beide nebeneinander.

   
     Immer wieder möchte man sagen: “Ich sage “ich habe Schmerzen” weil ich das & das Erlebnis habe welches ich wiedererkenne & dem der Name Schmerzen gegeben wurde”. Aber worin besteht das Wiedererkennen? ist es wieder ein Erlebnis, das ich wiedererkenne? & ist das Erlebnis des Wiedererkennens also mit dem Schmerz, so daß man etwa sagt: oh das ist ja ein Schmerz!”
     Erkenne ich die Farbe Blau wieder, wenn ich sie sehe, als die
die ich oft gesehen habe? Und wenn ich mich darin irrte?
     Ist nicht überall der Grundirrtum der: als könne man auf das private ‘Erlebnis’ für sich selbst || seinen eigenen Gebrauch zeigen. Als hätte eben die Sprache zweierlei Sinn: einen öffentlichen & einen privaten.
     Der private bestünde nur darin zu Erlebnissen Laute auszustoßen, einen Lärm zu machen. Denn ein Sprachspiel kann man mit der ‘privaten Sprache’ nicht spielen.

   
Denn für den öffentlichen Gebrauch des Wortes Schmerz gibt es gewisse Regeln, || ; während wir uns denken, das Wort sei an ein bestimmtes || gewisses inneres Erlebnis gebunden.



   
     Aber Du hast doch gewiß ein inneres Erlebnis wenn Du ohne zu lügen sagst Du hast Zahnschmerzen! – Ja ich gehe noch weiter & sage ich habe das Erlebnis der Zahnschmerzen.
     Du
miß
verstehst das Sprachspiel: Es heißt überhaupt nichts zu sagen: ich nenne das private Erlebnis “Schmerzen”.
     Denk Dir wieder ein Tagebuch & die Aufzeichnung privater Gefühle: Das Wiedererkennen zeigt ihm ja nicht, daß dies dasselbe Gefühl ist welches er hatte, sondern es
ist nun bloß ein neues inneres Erlebnis. Aber wir dürfen dafür eigentlich nicht das Wort “Wiedererkennen” gebrauchen, denn dies war für gewissen öffentlichen Gebrauch bestimmt. Also müßten wir ihm einen neuen Namen geben, mit dem aber nichts anzufangen ist. Er kann ein Zeichen in das Tagebuch eintragen & die Zeichen wieder anschauen & mehr wissen wir nicht von dem was vorgeht zu sagen. Aber ist das ein Tagebuch?


   
Wenn man sagt das Wort “Zahnschmerzen” bezeichnet ein inneres Erlebnis so heißt das nicht, es sei
da einem Etwas, welches vor Andern verborgen ist ist mir aber bekannt || mir aber bekannt ist || von mir aber wahrgenommen wird ein Name gegeben || beigelegt worden. Wenn man sagt es sei da ein Gefühl das den ‘Namen’ “Zahnschmerzen” habe so ist das ganz irreleitend.

   
     Wie kann man denn dem privaten Gegenstand einen Namen geben? Was heißt es, den privaten Gegenstand wiedererkennen? Wohl dasselbe wie ihn wieder zu erkennen glauben?
     “Wiedererkennen” hat eben schon gewisse öffentliche Kriterien.
     Und dies löscht gleichsam die Sprache ganz aus, als wäre sie abgedreht worden. Wir sind ganz
im Dunkeln. Wir werden gewahr, daß die Sprache nur das Wort “rot”, z.B., nur in unsrer öffentlichen Gebrauchsart ein Wort ist, daß, so wie wir uns ins private zurückziehen die Sprache eben aufhört: || ; das Wort “rot” z.B. seinen Gebrauch verliert. Es ist beinahe als glaubten || wollten wir die eigentliche Farbe sehen, indem wir alle Lichter ringsum auslöschten. Denn diese sagen wir uns beeinflußten ja die Farbe, ich kann also nie die eigentliche Eigenfärbung sehen solange fremdes Licht auf sie fällt.
     Eben ein Mißverständnis über den Gebrauch der Wörter “Farbe des Gegenstandes”.

   
16.11.
     Der Fehler sitzt am tiefsten dort, wo wir glauben, ein Erlebnis, einen Schmerz z.B. für uns selbst hinweisend Erklären, benennen || benamsen, zu können. Wir || Ich habe etwa Zahnschmerzen & sage mir: das will ich … nennen. Wir vergessen daß dies absolut nichts heißt in keinem Sinne eine Namengebung ist, wenn nicht für das Wort eine Verwendung vorgesehen || dem Wort eine Verwendung gegeben ist. Ist der Akt des Benennens in einem Falle das ankleben eines Namenszettels auf einen Körper also eines Stückes Papier auf dem etwa irgendwelche Striche gezogen sind so ist doch klar daß so was an sich uns gar nicht interessieren kann & nur Interesse gewinnt durch die Verwendung im Spiel dieser Striche.
Aber ganz so ist es ja auch hier. Dem Schmerz einen Namen geben bestand also darin, || irgendwelche Laute auszustoßen während wir Schmerzen hatten. Wie soll uns das interessieren. Wieder nur durch den Gebrauch dieser Laute. – Aber erstens denkt man, die Namengebung bestehe nicht in diesen äußerlichen Dingen, sondern in einem speziellen seelischen Akt des Meinens der das Ausgesprochene in eigenartiger Weise an das Gemeinte heftet. Aber selbst wenn es so etwas gäbe || gibt worin liegt das Interesse für uns dieser Verbindung eines Lauts mit etwas anderem? – Aber der Fall beim Benennen des Schmerzes liegt
noch anders als der des Benennens des || eines Körpers & das muß || wird sich in Gebrauch der Definition zeigen müssen. Denn wenn ich z.B. dieser Feder den Namen A gebe, so ist mir die Definition ein Mittel um vom Namen A wieder auf etwas anderes, ein Muster, zurückgreifen zu können. Aber wenn ich nun dem Erlebnis einen Namen gebe, wie greife ich denn vom Namen auf seinen Träger zurück, auf das, was ich benannt habe? Die Definition sollte mich ja zurückführen aber hier ist ja nur eine Hälfte der Definition, sozusagen, erhalten geblieben. Was mich zurückführt, ist also mein Gedächtnis; aber nun nicht
in dem Sinne, in welchem es noch durch andere Tatsachen kontrolliert werden kann & man von richtiger oder falscher Erinnerung reden kann, sondern, sein Ausspruch ist hier allein maßgebend. Wir müssen also hier sagen: Die Definition die ich jetzt gebe ist die gleiche die ich damals gegeben habe, wenn mein Gedächtnis es mir sagt. Aber auch das ist noch irreführend, denn so scheine ich wenigstens einen allgemein anerkannten Führer oder Gewährsmann, nämlich das Gedächtnis zu haben; aber so ist es auch nicht, da ich keinen Grund habe das Erlebnis “Gedächtnis” zu nennen, || außer durch
einen Prozeß der mich in eine endlose Regression führt.
Mein Erlebnis konnte mir also kein Recht geben jetzt dies Wort zu gebrauchen & so hängt das Wort nun frei in der Luft & es ist weder abgeleitet worden noch wird von ihm etwas abgeleitet.
     Aber hast || hattest Du damit nicht den Stab über den Gebrauch aller solcher Wörter wie ‘Schmerz’ etc. gebrochen? Durchaus nicht. Ich habe nur gesagt mein Gebrauch solcher Wörter ist nicht “innerlich” begründet. Vielmehr fängt das Sprachspiel mit dem Aussprechen (etc.) dieser Wörter an. Du nahmst an die Erde ruhe auf einem Etwas & müsse dies tun um nicht
herunterzufallen; ich sagte: erstens wenn Du so ein Etwas annimmst so führt Dich das nicht weiter weil dies wieder auf etwas ruhen mußte etc. Zweitens die Erde ruht zwar auf nichts aber damit ist nicht gesagt daß nun die Häuser auf ihr unsicher sind, vielmehr sind sie sicher weil sie auf der Erde ruhen. Dagegen ist bei der Erde von dieser Sicherheit oder Unsicherheit, vom Stehen oder Fallen nicht die Rede. Du sahst es falsch: Du sahst Erde & Häuser gleichsam wie ein Haus dessen Fundament durch einen Dunst verhüllt ist, & das wir nun suchen || wir nicht sehen & was uns beunruhigt.


   
      Fühle mich nicht sehr wohl. Teils wegen der Kälte. Teils bedrückt mich die Angelegenheit mit Anna Rebni. Auch arbeite ich nicht wirklich gut. Heute Nacht onaniert; traurig aber wahr.


   
     Aber man möchte doch immer sagen: Es ist wesentlich, daß man beim Aussprechen von Sätzen wie: “ich habe Schmerzen” ein diesem entsprechendes Erlebnis haben soll! Und daß dieses Erlebnis die Worte bestimme.
     Gewiß. Unwahr ist es nur, daß man auf das Erlebnis in sich selbst zeigen könne es mit “dieses Erlebnis” bezeichnen
kann (außer das Zeigen hat öffentlichen Sinn). Die Verwechslung ist die zwischen dem Hinweisen auf etwas & dem Konzentrieren der Aufmerksamkeit auf etwas. Obwohl das erste mit dem zweiten verbunden ist so ist das zweite nicht das erste.
Die Worte die ich zu mir selbst spreche ich meine mit “Zahnschmerzendieses Erlebnis” können eine Einübung im Gebrauch des Wortes sein, sind aber keine Definition. Ob die Einübung aber die rechte Wirkung hat (daß nämlich das Wort dann richtig gebraucht wird) kann die Einübung selbst nicht zeigen.



   
     Ich könnte mir also wenn ich Zahnschmerzen habe das russische Wort für “Zahnschmerzeneinprägen indem ich immer vor mich hin sage das sind …
     Ebenso könnte ich mir das russische Wort für blau dadurch einprägen daß ich es wiederhole & mir etwas blaues || die Farbe Blau vorstelle. Aber dadurch gebe ich mir keine Definition dieser Wörter. – So könnten sie mir ja auch nicht erklärt worden sein! Ich könnte nun auch eine hinweisende Definition von “blau” oder seinem russischen Äquivalent geben & da würde es sich zeigen ob ich mir die Wörter nicht eingeprägt hatte. Die Definition aber ist etwas öffentliches.



   
Ich kann ein Wort dem Sprachgebrauch gemäß oder nicht gemäß gebrauchen. Und ohne einen Sprachgebrauch kann man sagen – gibt es keine Sprache.
     Der Sprachgebrauch ist eine Regelmäßigkeit. Aber – kann man fragen – gibt es nicht auch eine || eine objektive & eine rein subjektive Regelmäßigkeit? Die Regelmäßigkeit der rein subjektiven Erlebnisse über die nur ich selbst Bescheid wissen kann? Wohl; aber es fragt sich wie wir nun das Wort “Regelmäßigkeit” gebrauchen, ob es auch subjektiv sein soll was ich so nennen will oder ob das objektiv festgestellt werden
soll.

   
     Was das Wort “Regelmäßigkeit” – z.B. – bedeutet erkläre ich mir so, wie ich es auch einem Andern erkläre. Soll diese Erklärung nicht mehr gelten, so liegt auch kein Grund vor, dieses Wort zu gebrauchen. Ich kann zwar mit mir allein ein Spiel spielen, aber was ich so nenne, erkläre ich mir mit der gleichen Art von Erklärung wie einem Andern.
     Ich kann zwar etwas subjektiv grün sehen, was ein andrer rot sieht, aber was diese Worte beschreiben, daß muß ich Dir so gut erklären können wie mir. Ja wenn meine
Erlebnisse in dem Sinn privat sind,¤ daß ich sie niemand Anders sehen lasse, dann kann ich wohl allein ein jedes Anderes unbekanntes Sprachspiel mit ihnen spielen. Aber das Wort “Sprachspiel” muß hier zuvor öffentlich erklärt worden sein. Aber jenes private Sprachspiel ist dann eben unerklärt (wird ganz geheim gehalten). Es ist nicht dadurch beschrieben, daß man sagt: || durch nichts beschrieben, was wir sagen können, da wir weder dem Andern zeigen können, was wir meinen, noch uns selbst, da man ja Mitteilung etwas anderes nennt.
     Aber wie ist es möglich, daß es kein privates || subjektives Analogon zum
Sprachspiel geben soll? Denk Dir ein subjektives Analogon zum Lesen eines Buches || einer Druckseite. Ja man kann wohl sagen: es ist das Zuordnen von Wortvorstellungen || Lautvorstellungen zur Buchstabenvorstellung || zu Buchstabenvorstellungen. Aber hier sind “Laut” & “Buchstabe” & “Vorstellung” doch öffentliche Wörter.
     Wir nennen das Ausstoßen von Lauten, worüber wir sonst nichts wissen nicht “Sprache”. Und Dein ‘subjektives Sprachspiel’ wäre nur das. Denn auch der sie ausstößt ‘weiß’ nichts weiter von ihnen, – wie wir das Wort “weiß” gebrauchen.

   
     Die subjektive Regelmäßigkeit ist objektiv definiert (erklärt).

   
Bin außerordentlich mißmutig. Ich möchte immer sagen: Wozu die ganze Qual? Jede Freude scheint nur eine Vorbereitung zu einer neuen Qual zu sein.
   
17.11.
Wir haben, in Betreff der Grammatik eines Wortes ein Vorurteil. Diesesist auf || durch mancherlei Erscheinungen der Oberflächengrammatik gestützt & || , gestützt auf || durch mancherlei Erscheinungen der Oberflächengrammatik, ist so mächtig, daß es der raffiniertesten Methoden bedarf || beinahe unmöglich ist davon los zu kommen. (In der Mathematik speziell wird die Oberflächengrammatik eigens daraufhin eingerichtet Mißverständnisse zu erzeugen.)


   
      So ein Vorurteil nun ist (z.B.) die Idee die Vorstellung sei ein Bild (welches || das nur der Vorstellende selbst sieht) d.h.: das Wort “Vorstellung” habe die Grammatik des Wortes “privates Bild”. Dies ist unwahr aber es ist ein || unser || unser Vorurteil & wir können, solange es anwesend ist, den Gebrauch des Wortes Vorstellung (& verwandter Wörter) || der Worte … nicht verstehen.

   
     Wie benennt man denn (nun) eine Vorstellung? Etwa so: man hat sie gerade, konzentriert die Aufmerksamkeit auf sie & spricht dabei die Worte: “das soll ‘Zahnschmerzen’ heißen”.
     Ist sie nun benannt?
Und wozu hilft uns dieser magische Vorgang? Wir vergessen ja ganz wozu das was wir Benennen eines Gegenstandes nennen eigentlich dient. Es ist als bildeten || ernennten wir Puppen oder auch andere Gegenstände zu Leutnants, Hauptleuten & Generälen, indem wir ihnen die Distinktionen dieser Chargen anhefteten.


   
     Denken wir uns diesen Fall: Ich notiere mir für den Arzt gewisse Zustände, z.B. Schmerzen, Übligkeitsgefühle. Ich trage dazu in meinen Kalender gewisse Zeichen ein. Ich nenne ein Gefühl ‘S’ eines ‘T’ eines ‘U’.
Wie benenne ich meine Gefühle so? Ich denke mir einmal, wenn ich eines von ihnen habe: das will ich immer ‘S’ nennen || mit ‘S’ bezeichnen; etc.. Wozu dienen mir die Zeichen? Ich zeige dem Arzt den Kalender & sage: sehen sie an den & den Tagen bei den & den Gelegenheiten habe ich diese Zustände gehabt. – Aber nun wird er mich doch fragen: “Aber was für Zustände waren es denn? Und kann ich sie für ihn beschreiben so muß ich es nun in öffentlichen Ausdrücken tun. Kann ich aber nichts darüber sagen so wird er nichts mit den Zeichen anfangen können. Aber ist das wahr? Wenn er z.B. ein Irrenarzt ist, könnte es ja von großer
Bedeutung für ihn sein, daß ich ihm gerade diese Art der Mitteilung mache.
     Aber in welchem Falle bin denn ich? Für mich ist es doch wohl eine Mitteilung, daß ich S an diesem Tag gefühlt habe, weil ich mich daran erinnere, was ich “S” genannt habe. – Aber warum sage ich, ich ‘erinnere’ mich daran? Wie weiß ich, daß das was ich tue‘erinnern’ ist? || , das ist was man ‘erinnern’ nennt? Die Antwort kann nicht sein: “Weil ich das Erlebnis der Erinnerung daran habe daß ich das Wort früher so gebraucht habe.” Die Rechtfertigung könnte nur eine äußere sein, denn sie ist entweder eine Erklärung durch Worte oder durch
Muster.

   
     Man könnte es auch so sagen: Man kann die Vorstellung nicht zum || als Muster nehmen, denn sie wäre dann wie ein Muster das zerstört würde also keinen Nutzen hat. Die Erinnerung aber kann mir nur insofern helfen, als sie als ‘Erinnerung’ beglaubigt ist || wird.

   
     Warum nennst Du es denn Sprache, was du treibst?

   
     Ich kann freilich eine Sprache auch in der bloßen Vorstellung sprechen & gebrauchen, z.B. im Traum, aber warum nenne ich es denn mit diesen Worten? Hat das eine Begründung, – dann muß es eine dem Andern verständliche sein denn diese Worte besteht sie aus Worten & Zeichen. Hat es keine Begründung für einen Andern dann hat es auch keine für mich & dann ist der Anfang des Sprachspiels daß ich gewisse Wörter ausspreche. Und das ist in Ordnung.
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[Eingeschaltet]
      Zu untersuchen ist, unter welchen Umständen eine Annahme, d.h. der Ausdruck einer Annahme, Sinn hat. (Ich nehme z.B. an, daß alle Menschen die ich sehe fürchterliche Schmerzen haben, es aber nicht zeigen.)
     ‘Eine grundlose Annahme’. Was nennt man “etwas annehmen”? Einen Bewußtseinszustand? Das || das Aussprechen der Annahme? eine gewisse Handlungsweise? Was heißt es eine halbe Stunde lang annehmen daß Einer || jemand Schmerzen hat?
     “Ich kann doch annehmen, es habe Einer Erinnerungen!” – Wie nimmt man das an;
was für ein Spiel spielt man mit dem Ausdruck so einer Annahme? Sagen können wir es natürlich & auch die & die Empfindungen dabei haben. Aber ist das alles, was zum Annehmen gehört? Es fehlt doch offenbar noch etwas.

   
Unwohl. Große Kälte. Der Fjord ist weit hinaus gefroren & der See beginnt zuzufrieren & ich fürchte mich davor eingeschlossen zu werden. Habe Magenschmerzen in einer Weise, wie ich es eigentlich nicht gewohnt bin.
   
     Ich könnte ja sagen: Wenn jener Mann der das Tagebuch führt beim Lesen desselben Erinnerungen hat, || : dann teilt ihm das Tagebuch etwas mit. – – Aber nun fragt es sich noch: Wann sagen wir, daß er ‘Erinnerungen hat’. Wenn darauf zur Antwort kommt: “Wenn er ein gewisses inneres Erlebnis hat”, so
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18.11.
ist das natürlich noch keine Erklärung, denn nun fragte es sich: “welches innere Erlebnis”. (Diese ‘Erklärung’ läßt es fälschlich so erscheinen als könne man zur Antwort auf etwas zeigen.) Und wann sagen wir: Einer habe das & das innere Erlebnis?
     “Aber haben wir hier nicht eher einen Fall, wo wir zwar wissen was es heißt, er habe das & das Erlebnis, obwohl || & dennoch wir keine Möglichkeit haben mögen, darauf zu kommen, ob er es hat.” Du vergleichst den Fall also offenbar dem der Annahme er habe, sagen wir eine Uhr, obgleich wir keinerlei
Möglichkeit besitzen festzustellen ob er eine hat.
     Zwei Spiele || Brettspiele: das eine etwa Dame das andere ein Spiel welches so eingerichtet ist daß jede Partie notwendigerweise remis werden muß. Im Damespiel gibt es auch Partien die so ausgehen; würden wir aber nicht dennoch sagen || zweifeln, ob wir das andere ein ‘Spiel’ nennen sollen. Es kommt dabei eben nicht nur auf den Ausgang dieser einen gegenwärtigen Partie an.
     Ob nämlich jene Annahme, daß er eine Uhr hat Sinn hat, wird z.B. drauf ankommen, wie es ausgeschlossen ist, daß
wir die Tatsache erfahren. Wir können auch diese Annahme so abkapseln, daß sie sinnlos wird, || : obwohl dabei immer bestehen bleibt, daß wir uns beim Aussprechen der Annahme ein ‘Bild’ von dem Sachverhalt machen, nur haben wir auch keine Verwendung für dieses Bild.
     “Aber ich kann doch annehmen, daß er das gleiche Erlebnis hat wie ich es oft gehabt habe! || .” – Was einen ‘Akt des Annehmens’ betrifft, mußt Du das am besten wissen. Es heißt wohl, daß Du beim Aussprechen dieser Worte eines der Erlebnisse hast, die Du beim Aussprechen von Annahmen zu haben gewöhnt bist. || pflegst.
      Warum sollte es unmöglich sein zwei beliebige Figuren auf ein Spielbrett zu stellen, die eine mit der andern ‘nehmen’, & das || ein Erlebnis haben welches man beim Gewinnen eines Spiels hat? Aber würden wir sagen wir hätten ein Spiel gewonnen. Und wenn Einer es sagte, welche Einwendungen würden wir machen? Würden wir ihn nicht nach dem Spiel im allgemeinen fragen, um ihm zu zeigen daß hier kein solches hinter jenem || seinem Erlebnis steht? Würden wir ihn nicht fragen: “Ja wie gewinnt man denn in diesem Spiel, & wie verliert man? Und was ist die Anfangsstellung?” etc.
   


   
   
      Du kannst in diesem Sinne auch annehmen, ein Blinder sehe alles & handle (& rede) nur auf die für Blinde charakteristische Weise & Du kannst auch annehmen, ein Blinder sehe alles grüne rot || blau & umgekehrt. – Erinnere Dich, welche Vorstellung naive Menschen von der sog. “Rot-Grün-Blindheit” haben; sie ‘nehmen auch etwas an’, nur kann man mit ihrer ‘Annahme’ nichts anfangen.

   
      Du nimmst an, der & der habe Erinnerungen. Aber bist Du Dir denn über den Gebrauch des Wortes “Erinnerungen” klar || für Dich selbst klar? Was gehört
dazu daß Du von Dir sagen kannst Du habest welche? Ist z.B. alles was dazu gehört ein Phantasiebild? Wann sagst Du: “Es kommt mir vor als erinnerte ich mich.” Wenn Du sagst: “ich erinnere mich deutlich …” merkst Du daß es eine Erinnerung ist am Charakter des Vorstellungsbildes? Wie hast Du den Gebrauch des Ausdrucks gelernt: Du erinnertest Dich an den & den Traum?
     “Aber daß Du Dich erinnerst ist doch ein bestimmtes inneres Erlebnis!” – Nehmen wir an es sei das ein Phantasiebild eines Erlebnisses || Vorgangs vor mir zu sehen & das Bild müsse einen
bläulichen Schimmer haben. Dann heißt also “Er hat eine Erinnerung” er sehe so ein Bild mit diesem Schimmer vor sich. Da es sich aber hier nicht um ein gemaltes || materielles Bild handelt, so ist der Sinn nicht so klar & ich muß mich fragen: in welchen Fällen sage ich denn: …? Denn wenn ich die Annahme mache: er habe || hat diese Vorstellung, so wird, was diese Annahme ist doch davon abhängen wie ich den Satz “Er hat diese || die Vorstellung …” gebrauche. Die Übersetzung eines Ausdrucks in einen anderen || Anderen ist nur dann eine Erklärung der Bedeutung des ersten, wenn ich die Anwendung des zweiten verstehe. || kenne.
Wenn ich einen Ausdruck durch ein Bild ersetze dessen Anwendung ebenso unbestimmt ist wie die des Ausdrucks so ist die Ersetzung keine Erklärung. Man darf eben nicht vergessen, daß man auch ein Bild auf mannigfache Weise gebrauchen kann.
     Es fragt sich: Unter welchen Umständen & zu welchem Zweck spricht man denn (zu sich, oder Anderen) so eine Annahme aus?

   
     Was ist sonderbares an der Annahme, das Kind habe Träume vor seiner Geburt? Erstens, daß diese
‘Träume’ nun in einer Umgebung sind, in der wir nichts ‘Traum’ zu nennen gewöhnt sind. Zweitens daß diese Annahme ein isoliertes Bild ist ohne Anwendung & wir so etwas nicht Annahme nennen.

   
Im vorigen Jahr habe ich mich, mit Gottes Hilfe aufgerafft & ein Geständnis abgelegt. Das brachte mich in ein reineres Fahrwasser in ein besseres Verhältnis zu den Menschen & zu größerem Ernst. Nun aber ist alles das gleichsam aufgezehrt & ich ungefähr || nicht weit von dort, wo ich war. Vor allem bin ich unendlich
feig. Wenn ich nichts Rechtes tue, so werde ich wieder ganz in das alte Fahrwasser hineintreiben.
     Ich fürchte mich vor jeder Gefahr. Mein Leben hassen für Gott davon bin ich so weit wie möglich. Ich könnte || will6 nicht einmal meinen Freund für Ihn lassen. Möge Gott mir helfen.



   
      Nun will ich aber sagen, daß, wer annimmt, ein || das Kind habe Träume vor der Geburt, in gewissem Sinne seine Annahme nicht versteht. “Aber wieso versteht er sie nicht: || ? Er weiß doch, was es heißt selbst Träume haben! Aber versteht er dadurch auch was es heißt, daß, sagen
wir, ein Waschschaff Träume hat? Und liegt also das Wesentliche in der Organisation dem Bau des Menschen? Man möchte in so einem Fall sagen: “Das Waschschaff hat eben keinen Kopf! || .” Und hier sieht man worauf es bei solchen Vorstellungen ankommt. Man wird nämlich so aufmerksam, darauf was die Vorstellung ist, die uns hier als Verständnis gilt; oder wie wir vom eigenen Traum zum Traum des Andern kommen. || gelangen.

   
Ich habe jetzt wohl eine Erinnerung an einen Traum, aber doch keinen Traum. Könnte man also nicht sagen
ich wisse nicht wie (oder, was) es ist zu träumen? Ich habe ein Erinnerungserlebnis an einen Traum, & wie soll || sollte ich das auf eine andere Person so übertragen, daß ich weiß wie es ist, wenn er träumt?

   
Von der privaten Vorstellung der Farbe Blau könnte ich ebensogut annehmen sie bleibe gleich wie sie ändere sich von einem Augenblick zum andern & nur für mein Gedächtnis für den Farbeneindruck || des Farbeneindrucks sei || seien dies immer die gleichen Eindrücke. Es erinnere sich sozusagen immer falsch & was verschieden war kommt ihm gleich vor.

   
      Du weißt wie es ist wenn
man träumt || Du träumst? Nun wie ist es? Und vergiß nicht, || : Du kannst weder mir noch Dir selbst einfach || hinweisend antworten: “So.”.

   

Wozu dient denn die Sprache || dienen denn diese Worte! || ?! Dazu die Erlebnisse mit Lärm || einem Lärm zu begleiten?

   
     Ich rede davon daß jemand Schmerzen hat ich kann es meinen angeblich weil ich weiß was Schmerzen sind. Aber ich kann mir doch Schmerzen nicht immer gleich gut vorstellen – meine ich da also jedesmal etwas anderes?

   
     Du weißt doch was es heißt “träumen”. Du weißt, wie es
ist, wenn Du träumst!¤ Aber weiß ich es denn gerade jetzt, || ? & immer gleich gut? Worin soll denn dies Wissen bestehen?
     Heißt es nämlich, ich könne das Wort “träumen” anwenden, so ist das wahr, aber gerade darum weiß ich nicht, was es heißen soll: das Kind träumt vor der Geburt. Denn die Aussagen “Ich habe … – geträumt”, “Er hat – geträumt” werden ja irgendwie verwendet. Ich erzähle einen Traum; ich vergleiche ihn mit dem was ihm vorhergegangen ist.

   
     Man kann nicht sagen: “Ich sage: ‘ich habe geträumt’, weil ich ein gewisses Erlebnis hatte”. Denn die Frage ist, wie weiß ich
daß dies Erlebnis “Träumen” heißt¤? Gibt es da nun einen Irrtum oder gibt es keinen. Gibt es keinen so ist eben, was ich “Traum” nenne ein Traum & es kommt dann darauf an daß ich das Wort gebrauche & auf nichts anderes. Gibt es aber einen Irrtum, so kann man auf den ja nie kommen, oder nur durch äußere Kriterien.
     Ebenso: Wie weiß ich daß das Erlebnis was ich jetzt habe “die Farbe Blau sehen” heißt? Sofern es keinen Irrtum gibt so fängt das Sprachspiel eben mit meinen Worten an. Einen inneren Irrtum anzunehmen der sich nie zeigen kann, hat keinen Sinn. Das ist nicht was wir Irrtum
nennen. Daß mich mein Gedächtnis täuscht & ich die falsche Farbe “blau” nenne, kann sich nur in der äußeren Verwendung zeigen.

   
     Der gegenwärtigen Vorstellung kann ich keinen Namen geben, weil sie mit einem Namen nicht kommen
sur
abel ist. Kann man sagen: das Benannte muß im selben Sinne Dauer haben, wie der Name?

   
19.11.
     Wie kann ich, was Regelmäßigkeit ist, beschreiben? z.B. ein regelmäßiger Wechsel der Farbe: blau, rot, blau, rot, blau, …. Ich kann natürlich statt dessen auch auf Muster zeigen. Aber nicht auch auf meine Vorstellungen? Wenn ich
nun dem Andern sagte: “ich habe jetzt eine regelmäßige Folge von Farbenvorstellungen: das, das, das, das, das, u.s.w.” Da könnte er fragen: “Bist Du sicher, daß Du Dich nicht irrst? daß es wirklich eine solche regelmäßige Folge war? Hat Dich Dein Gedächtnis nicht getäuscht?” – So könnte ich antworten: “Mir scheint sie regelmäßig!” – Er: “Aber ist sie darum regelmäßig? denn wenn das ist, dann braucht ja gar nichts vorzuliegen wie z.B. diese regelmäßige Musterreihe hier. Dann haben ja wir beide, ich & Du, nur Deine Worte || Dein Wort, ‘regelmäßig’ oder (die Tatsache)¤ daß Du auf eine || die & die Muster zeigst. Ich sage damit beginnt das Sprachspiel sowohl für
mich als auch für Dich.

   
     Man könnte glaube ich auch sagen: zu der Vorstellung, wie Du von ihr redest || sie meinst, gibt es nur Gegenwart; aber in der Sprache & im Spiel auch Vergangenheit & Zukunft.
     Die Vorstellung ist da gleichsam die gegenwärtige Projektion auf der Leinwand & in dieser Projektion ist || wäre auch das Erinnerungserlebnis, Erlebnis des Wiedererkennens etc., etc.. Ist es mir nun nicht erlaubt, die Bilder die nacheinander folgen (& das alles enthalten) zu vergleichen, darf ich nicht die Bilder auf dem Filmstreifen sehen, die mir diesen Vergleich erlauben, – dann ist jene ‘Folge’ von gegenwärtigen
Bildern nicht besser als ein einziges Bild. Denn ich kann nun nicht sagen, ob sie von einander verschieden oder alle gleich sind. Es gibt ja (in diesem Sinne) immer nur eins.
     Diese Betrachtung, so wertvoll sie ist, kann aber wieder ganz mißverstanden werden. Sie muß nämlich erst noch richtig appliziert werden. Ich rede nämlich hier wieder nur ganz gewöhnlich von verschiedenen Darstellungsarten || kann nämlich hier wieder nur ganz gewöhnlich von verschiedenen Darstellungsarten reden & nicht von verschiedenen Welten. (‘Das Unmögliche kann ich auch nicht beschreiben.’) Denn steht hier das Sehen & Hören etc. des Filmschauspiels für alles was ich erlebe, dann bin || sitze ich eben immer vor der Projektionsleinwand & sehe
nichts anderes als was dort erscheint; sehe also auch weder den Filmstreifen noch den Apparat je; & diese sind dann unnütze Teile meiner Hypothese & unnütz also überhaupt die Idee vom Film.
     Es muß das Bild vielmehr anders angewandt werden: || .

   
     Denke jemand hätte ein Filmschauspiel beschrieben, erzählt. Nun sage ich: “Aber diese Erzählung || Beschreibung hätte sich ja viel einfacher geben lassen, || : Du hast immerfort ein gewisses || das gegenwärtige Bild gesehen.” Antwort: Das ist überhaupt keine Beschreibung. ‘Beschreibung’ nennen wir den Gebrauch gewisser Worte, Gebärden, etc. bei gewissen Gelegenheiten. Wir können
die Sprache, dieses Phänomen, beschreiben; während Du (gleichsam) sagst: ‘Sprache müßte eigentlich dies sein! || .’ Als sagtest Du ein Mensch müßte eigentlich die Gestalt einer Kugel haben. (So eine Idee wäre ganz möglich.) Und man könnte nur antworten: Was wir Mensch nennen ist keine Kugel; & wenn Du sagst es müsse eigentlich eine sein, so heißt das, daß Du von einem, von der Wirklichkeit (gleichsam einseitig) abstrahierten, Ideal verführt || angefüllt bist || wirst & dieses Ideal von Dir Besitz ergriffen hat.

   
     Er möge, statt sich an die Definition zu erinnern, sie immer in einem Buch nachschlagen. Und zwar mag sich,
was dort steht, immerfort ändern – aber das soll nichts machen. Gut; dagegen ist noch nichts zu sagen– aber dies ist noch kein Spiel, das Spiel baut sich nun wohl erst auf das auf, was er so nachschlägt || erhält. Denn baut sich darauf nichts weiter auf, so ist hier auch kein Spiel.
     Man könnte ja auch sagen: “Nenne ‘blau’, was Du gerade so nennen willst! ¤ worin immer der Akt dieses Benennens bestehen mag.” Dagegen ist nichts zu sagen, || ; aber das gibt noch nichts, was wir ‘Sprache’ nennen würden. Die müßte nun erst anfangen.

   
     Ist nicht der Irrtum in
den wir hier fallen ein ähnlicher, als bildeten wir uns ein, das Bild eines Eisenstabes auf seine Festigkeit prüfen zu können; weil wir ein Bild der Zerreißprobe des Stabes machen können.
Was wir Sprache oder Spiel nennen ist keine Vorstellung obwohl es eine solche von der Sprache & dem Spiel gibt. D.h. natürlich nur: Die Grammatik des Wortes “Sprache”, “Wort”, “Satz”, “Definition”, ist nicht die der Ausdrücke: “Eindruck”, “es kommt mir so vor …”, “Empfindung” …. Oder: Ein Sprachspiel beschreiben; heißt Handlungen der Menschen beschreiben; || : also eine Beschreibung der Art geben, wie wir es öfters getan haben.
     Nun haben die Sätze von
der Form “es kommt ihm so vor als || täte er …” nicht die gleiche Grammatik wie: “er tut ….” Denn es kann ihm so vorkommen als spielte er eine Schachpartie Zug für Zug & dann ist, was ihm scheint ein Abbild einer wirklichen Partie. Dagegen kann ihm vorkommen er habe gerade eine Schachpartie verloren – & dann ist dies nicht das Abbild dessen, was wir das Verlieren einer Partie nennen.
     Es gibt in unserer Sprache etwas was wir Beschreibung von Handlungen, Dingen, etc., nennen, und auch etwas, was wir die Beschreibung von Vorstellungen, Eindrücken nennen.
Sie haben verschiedenerlei Anwendungen. || Sie haben Anwendungen ganz verschiedener Art. Die ‘Beschreibung eines Sprachspiels’ nun ist eine Beschreibung der ersten. || der ersten Art.
     Die Behauptung: “Ich sah einen blauen Vogel” wird ganz anders gebraucht (z.B.
verifiziert
) als die: “Es kam mir vor ich sähe einen blauen Vogel”. (Natürlich werde ich nicht den irreführenden Ausdruck gebrauchen: “Dinge & Vorstellungen sind verschiedene Arten von Gegenständen”!)


Editorial notes

1) See facsimile; arrow pointing right, probably indicating that the line shall be indented.

2) There seems to be a mark and a full stop after the figure.

3) See facsimile; there are arrows pointing left and a line connecting with the previous remark, possibly indicating that the two remarks should be joined together.

4) There is an unidentified mark above the comma.

5) Wittgenstein indicates by arrow that the date should be moved two lines down.

6) See facsimile; Wittgenstein marks the scope of the text alternative with a left curly bracket.