138
           “Aber sind die [U|Ü]bergänge also durch die algebraische Formel nicht bestimmt?” – In der Frage liegt ein Fehler.
           Wir verwenden den Ausdruck: “die [U|Ü]berg[a|ä]nge sind durch die Formel ..... bestimmt“.
Wie wird er verwendet? –
Wie wird er verwendet?
1
Wir können etwa davon reden, dass Menschen durch Erziehung (Abrichtung) dahingebracht werden, die Formel y = x² so zu verwenden, dass Alle, wenn sie die gleiche Zahl für x einsetzen, immer die gleiche Zahl f[ue|ü]r y herausrechnen. Oder wir können sagen: “Diese Menschen sind so abgerichtet, dass sie alle auf den Befehl ‘+3’ auf der gleichen Stufe den gleichen [U|Ü]bergang machen. Wir könnten dies so ausdrücken: “Der Befehl ‘+3’ bestimmt für diese Menschen jeden [U|Ü]bergang von einer Zahl zur nächsten völlig.” (Im Gegensatz zu andern Menschen, die auf diesen Befehl nicht wissen, was sie zu tun haben, oder deren jeder zwar mit Sicherheit, aber in anderer Weise auf ihn reagieren.) // , oder die zwar mit Sicherheit,(vergl. 189)2 aber ein jeder in anderer Weise, auf ihn reagieren.) //
           Wir können anderseits verschiedene Arten von Formeln und zu ihnen gehörige verschiedene Arten der Verwendun[t|g] (verschiedene Arten der Abrichtung) einander entgegensetzen. Wir nennen dann Formeln einer bestimmten Art (und der dazugehörigen Verwendungsweise) “Formeln, welche eine Zahl y für ein gegebenes x bestimmen”, und Formeln anderer Art, solche, “die die Zahl y für ein gegebenes x nicht bestimmen”. (y = x² + 1 wäre etwa von der ersten Art, y ˃ x² + 1, y = x² ± 1, y = x² + z von der zweiten.) Der Satz “die Formel ..... bestimmt eine
139
Zahl y” ist dann eine Aussage über die Form der Formeln und es ist nun zu unterscheiden ein Satz wie: “dDie Formel, die ich hingeschrieben habe, bestimmt y”, oder “hHier steht eine Formel, die y bestimmt”, ˇzu unterscheiden von einem Satz wie: “dDie Formel y = x² bestimmt die Zahl y für ein gegebenes x”. Die Frage: “Steht dort eine Formel, die y bestimmt?” heisst dann dasselbe wie: “Steht dort eine Formel dieser Art, oder jener Art?”[,| ;] was wir aber mit der Frage anfangen sollen: “Ist y = x² eine Formel, die y für ein gegebenes x bestimmt?” ist nicht ohne weiteres klar. Diese Frage könnte man etwa an einen Schüler stellen, um zu prüfen, ob er die Verwendung des Ausdrucks “bestimmen” versteht; oder es könnte eine mathematische Aufgabe zu sein, zu berechnen, ob auf der rechten Seite der Formel nur eine Variable steht, wie z.B. im Fall:
y = (x² + z)² ‒ z(2x² + z).


 
   
            Man kann nun sagen: “Wie die Formel gemeint wird, das bestimmt, welche [U|Ü]bergänge zu machen sind.” Was ist das Kriterium dafür, wie die Formel gemeint ist? Doch wohl die Art und Weise, wie wir sie ständig gebrauchen, wie uns gelehrt wurde, sie zu gebrauchen.
           Wir sagen z.B. Einem, der ein uns unbekanntes Zeichen gebraucht: “Wenn Ddu mit “
x
~
2
” meinst , so erhältst Ddu diesen Wert für y, wenn Ddu damit √x meinst, jenen.” – Frage Ddich nun: Wie macht man es, mit ‘
x
~
2
’ das eine, oder das andere meinen?
           So kann also das Meinen die [U|Ü]bergange zum voraus bestimmen.
x
       





x
       
x


 
   
           Wie weiss ich, dass ich im Verfolg der Reihe +2 schreiben muss
20004, 20006
und nicht
20004, 20008?
, (ˇÄhnlich ist [D|d]ie Frage ist ähnlich der: [w|W]ie weiss ich, dass diese Farbe ‘rot’ ist?”)
           “Aber Du weisst dochˇ z.B., dass Du immer die gleichen Zahlenfolge in den Einern schreiben musst: 2, 4, 6, 8, 0, 2, 4, u.s.w.” – Ganz richtig! das Problem muss auch schon in dieser Zahlenfolge, ja auch schon in der 2, 2, 2, 2, u.s.w. ad inf. auftreten. – Denn wie weiss ich, dass ich nach der 500sten “2” Zwei “2” “2” schreiben soll[,|?] dass nämlich
an dieser Stelle
dann
“2” ‘die gleiche
Ziffer
Zahl
’ ist? Ja, weiss ich es denn? Und
150
wenn ich es zuvor weiss, was hilft mir dieses Wissen für später? Ich meine: wie weiss ich dann, wenn der Schritt wirklich zu machen ist, was ich mit
jenem früheren
diesem
Wissen anzufangen habe?
           (Wenn zur Fortsetzung der Reihe +1 eine Intuition nötig ist, dann auch zur Fortsetzung der Reihe +0.)

 
   
           “Aber willst Du sagen, dass der Ausdruck ‘+2’ es für Dich zweifelhaft lässt, was Du, nach
2004
234
z.B., schreiben sollst?” – Nein; ich sage ˇantworte ohne Bedenken: “
2006
236
;. [a|A]ber darum ist es ja überflüssig // unnötig // , dass darüber dies schon früher etwas bestimmt bestimmt wurde. festgelegt wurde. [d|D]ass ich keinen Zweifel habe, wenn die Frage an mich herantritt, – heisst das, dass sie früher bereits beantwortet worden ist? // heisst eben nicht, dass sie früher schon beantwortet worden war. //
            Aber ich weiss doch auch, dass, welche Zahl immer man mir geben wird, ich die folgende gleich mit Sicherheit werde angeben können. – Ausgenommen ist doch gewiss der Fall, dass ich sterbe, ehe ich dazu komme, die nächste sie Zahl zu nennenˇ kann, dazu komme, und natürlich auch viele andere Fälle. Dass ich aber so sicher bin, dass ich fortsetzen kann, // dass ich werde fortsetzen können, // das ist natürlich
von großer Bedeutung
sehr wichtig
. –

 
   
140

“Worin(Ƒ) liegt dann aber die eigent[ue|ü]mliche Unerbittlichkeit der Mathematik?” – Wäre für sie nicht ein gutes Beispiel die Unerbittlichkeit, mit der auf 1 eins zwei folgt, auf zwei drei, (auf drei vier,) usw.? – Das heisst doch wohl: in der Kar Kardinalzahlenreihe folgt, denn in einer andern Reihe folgt ja etwas anderes? . Und ist denn diese Reihe nicht eben durch diese Folge definiert? –
Willst du also sagen
Soll das also heissench
, dass es gleich richtig ist, wie ˇauf welche Weise immer
Einer
man
zählt, und dass jeder zählen kann, wie er will?” – Wir würden es wohl nicht “zählen” nennen, wenn jeder irgendwie Ziffern nacheinander ausspriächte; aber es ist freilich nicht einfach eine Frage der Benennung. Denn das, was wir “zählen” nennen, ist ja ein wichtiger Teil der Tätigkeiten unseres Lebens. Das Zählen, und Rechnen, ist doch, z.B., nicht einfach ein Zeitvertreib. Zählen (und das heisst: so zählen) ist eine Technik, die täglich in den mannigfachsten Verrichtungen unseres Lebens verwendet wird. Und darum lernen wir zählen, so, wie wir es lernen: mit endlosem [U|Ü]ben, mit erbarmungsloser Genauigkeit; darum wird unerbittlich darauf gedrungen, dass wir Alle auf “eins” “zwei”, auf “zwei” “drei”, sagen, u.s.f. – “Aber e ist dieses Zählen also nur ein Gebrauch; entspricht dieser Folge nicht auch eine Wahrheit?” Die Wahrheit ist, dass das Zählen sich sehr gut bewährt hat. – “Willst du also sagen, dass ‘wahr-sein’ heisst: brauchbar (oder nützlich) sein?” – Nein; sondern, dass man von der natürlichen Zahlenreihe/– ebenso wie von unserer Sprache – nicht sagen kann, sie sei wahr, sondern:
141
sie sei brauchbar und, , vor allem, sie werde verwendet.



 
   
            “Aber folgt es nicht mit logischer Notwendigkeit, dass Ddu Ziffer
Zwei
2
erhältst, wenn Ddu zu eins zählst 1 eins und drei zählst, und drei, wenn Ddu zu zwei eins zählst, u.s.f.; und ist diese Unerbittlichkeit nicht dieselbe, wie die des logischen Schlusses?” – Doch! Ssie ist dieselbe. – “Aber entspricht denn der logische Schluss nicht einer Wahrheit? Ist es nicht wahr, dass das aus diesem folgt?” – Der Satz: [| ]es ist wahr, dass das aus diesem folgt[| ], heisst einfach: das folgt aus diesem. Und wie verwenden wir diesen Satz? – Was würde denn geschehen, wenn wir anders schlössen – wie würden wir mit der Wahrheit in Konflikt geraten[.|?]

 
   
145

Wie würden wir mit der Wahrheit in Konflikt
geraten, wenn unsere Zollstäbe aus ˇsehr weichem Gummi wären, statt aus Holz und Stahl? – “Nun, wir würden nicht das richtige Mass des Tisches kennen lernen.” – Du meinst, wir würden nicht, oder nicht zuverlässig, die Masszahl erhalten, die wir mit unsern harten Massstäben erhalten. Der wäre also im Unrecht, der den Tisch mit dem dehnbaren Massstab gemessen hätte und behauptetˇe, er mässe nun 1.80 m nach unserer gewöhnlichen Messart; sagt er aber bloss, der Tisch misst 1.80 m nach
der seinen
seiner Messart
, so
ist das richtig
stimmt das
. – “Aber das ist dann doch überhaupt kein Messen!” –
Es ist unserm Messen ähnlich & kann unter
Gewiss, es ist nicht, was wir ‘messen’ nennen; kann aber unter
Umständen auch ‘praktische Zwecke’ erfüllen. (Ein Kaufmann könnte auf diese Weise verschiedene Kunden verschieden behandeln.)
           Einen Massstab, der sich bei
geringer
der
Erwärmung ausserordentlich stark ausdehnte, würden wir/– unter gewöhnlichen Umständen/– deshalb un unbrauchbar nennen. Wir könnten uns aber Verhältnisse denken, in denen gerade dies das Erwünschte wäre. Ich stelle mir vor, dass wir ˇnehmen die Ausdehnung mit freiem Auge wahrnehmen; und ˇwir legen Körpern in Räumen von ungleicher Temperatur die gleiche Masszahl der Länge beilegen, wenn sie auf dem Massstab, der fürs Auge bald länger bald kürzer ist, gleich weit reichen.
           Man kann dann sagen: Was hier “messen” und “L[ae|ä]nge” und “längengleich” heisst, ist etwas Anderes, als was wir so nennen. Der Gebrauch dieser Wörter ist hier ein anderer, als der unsere; aber er ist mit ihm verwandt, und auch wir gebrauchen diese Wörter auf vielerleiiel Weise.
           Plinius sagte, es sei eine Eigenschaft der Zahlen, dass ˇimmer nach je zehn eine höhere Art beginne. (Die logische Struktur der Welt. –)
 
   
           
Man muß
Da muss man
sich klar machen, worin Schliessen denn eigentlich besteht. Man wird etwa sagen, es besteht im [U|Ü]bergang von einer Behauptung zu einer andern. Aber was heisst dasch das,? Heisst es, dass Schliessen etwas ist, was stattfindet beim [U|Ü]bergang von der einen zur andern Behauptung, also ehe die andere ausgesprochen ist – oder heisst es, dass Schliessen darin besteht, die eine Behauptung auf die andere folgen zu lassen, d.h., ˇz.B. nach ihr auss auszusprechen? Wir stellen uns, verleitet durch die besondere Verwendung des X Verbums “Schliessen” “schliessen”, gern vor,
das
dasss
Schliessen sei eine eigentümliche Tä-
142
tigkeit, ein Vorgang im Medium des Verstandes, gleichsam ein Brauen der Nebel, aus welchem dann die Folgerung auftaucht. Sehen wir aber doch zu, was dabei geschieht! Einerseits Da gibt es da einen [U|Ü]bergang von einem Satz zum andern auf dem Weg über andere Sätze, also durch eine Schlusskette, aber von diesem [U|Ü]bergang brauchen wir nicht zu reden, da er ja eine andere Art von [U|Ü]bergang voraussetzt, nämlich ˇden von einem Glied der Kette zum nächsten. // , da er ja aus andern [U|Ü]bergangen zusammengesetzt ist, nämlich von einem Glied der Kette zum nächsten. // Und auch hier gibt es einen Vorgang, den man [U|Ü]bergang zwischen Gliedern nennen kann. Es kann nun zwischen den Gliedern ein Vorgang der Überleitung stattfinden. An diesem Vhorgang Vorgang ist nun nun, nichts Okultes; esr ist ein Ableeiten des einen Satzzeichens aus dem andern nach einer Regel[,| ;] ein Vergleichen der beiden mit irgendeinem Paradigma, das uns das Schema des [U|Ü]bergangs darstellt[,| ;] oder dergleichen.
Das
Es
kann auf dem Papier, mündlich, oder ‘im Kopf, d.h. in der Vorstellung, vor sich gehen. Der Schluss kann aber auch so gezogen werden, dass der eine Satz, ohne einen Vorgang der [U|Ü]berleitung, nach dem andern ausgesprochen wird; oder die [U|Ü]berleitung besteht nur darin, dass wir sagen;: “Also:”, oder:Daraus folgt:ˇ sagen, oder dergl.. Man nennt es dann “Schluss”, wenn der gefolgerte Satz sich tatsächlich aus der Premisˇse ableiten lässt.

 
   
           Was heisst es nun, dass sich ein Satz aus einem andern, vermittels einer Regel, ableiten lässt? Lässt sich nicht alles aus allem
nach
vermittels
irgend einer Regel – ja nach jeder Regel mit entsprechender Deutung – ableiten? Was heisst es, wenn ich z.B. sage: diese Zahl lässt sich durch die Multiplikation jener beiden erhal[y|t]en? Dies ist offenbar eine
143
Regel, die sagt, dass Ddu wir diese Zahl erhalten m[u|ü]ssten, wenn anders Ddu ric wir richtig multipliziersten; und diese Regel können wir dadurch erhalten, dass wir die beiden Zahlen multiplizieren, oder auch auf andere Weise (obwohl man auch jeden Vorgang, der zu diesem Ergebnis führt, (eine) ‘Multiplikation’ nennen
könnte
kann
[.|)]. Man sagt nun, ich habe multipliziert, wenn ich die Multiplikation 165 × 363 265 × 463 ausgeführt habe, aber auch, wenn ich sage: “4 mal 2 ist acht 8”, obwohl hier kein Rechnungsvorgang zum Produkt geführt hat (
welches
das
ich aber auch hätte ausrechnen können). Und so sagen wir auch, es werde ein Schluss gezogen, wo er nicht errechnet wird.

 
   
           Aber die Schlussregel muss doch so sein, dass die Folgerung wahr sein muss, wenn die Premisˇse wahr ist. Wenn ich also die Premisˇse als wahr erkannt habe, so muss der Schluss ein solcher sein, dass ein Nicht-[U|Ü]bereinstimmen der Folgerung mit der Realität ausgeschlossen ist. ‒ ‒ Und das ist nur dadurch möglich, dass ich nichts als ein solches Nicht-[U|Ü]bereinstimmen gelten lasse, wenn die Realität mit den Premisˇsen [u|ü]bereinstimmt.

 
   
           Ich darf aber doch nur folgern, was wirklich folgt! – Soll das heissen: nur das, was den Schlussregeln gemäss folgt[,| ;] oder soll es heissen: nur das, was solchen Schlussregeln gemäss folgt, die irgendwie mit
einer
der
Realität übereinstimmen?
144
Hier schwebt uns in vager Weise vor, dass diese Realität etwas sehr Aabstraktes, sehr Aallgemeines und sehr Hhartes ist. Die Logik ist eine Art von Ultra-[p|P]hysik, die Beschreibung des ‘logischen Baus’ der Welt, den wir durch eine Art ˇvon Ultra-eErfahrung wahrnehmen (mit dem Verstande etwa). Es schweben uns hier vielleicht Schlüsse vor wie dieser: “Der Ofen raucht, also ist das Ofenrohr wieder verlegt.” (Und so wird dieser Schluss gezogen! Nicht so: “Der Ofen raucht, und wenn immer der Ofen raucht, ist das Ofenrohr verlegt; also .....”.)

 
   
           Das, [w|W]as wir ‘logischer Schluss’ nennen, ist (nichts als) eine Transformation des Ausdrucks. ˇZ.B. Die Umrechnung gleichsam von einem Mass auf ein anderes. Auf der einen Kante des eines Massstabes sind Zoll aufgetragen, auf der andern cm. Ich messe den Tisch in Zoll und gehe dann auf dem Massstab zu cm über. – Oder so: ich fülle ein Gefäss mit Wasser, dann leere ich das Wasser in ein Messglas und endlich wäge ich dieses Wasser, um einen andern Ausdruck für für den Inhalt des Gefässes zu erhalten. Und freilich gibt es auch beim [U|Ü]bergang von einem Mass zum andern richtig und falsch; aber mit welcher Realität stimmt hier das Richtige überein? Wohl mit einer Abmachung, oder einem Gebrauch, und etwach mit dench praktischen Bedürfnissen.


           Wie würden wir mit der Wahrheit in Konflikt


 
   
146
           “Aber muss denn nicht ˇ– z.B. – aus [| ](x).fx[| ] fa folgen, wenn “(x).fx” so gemeint ist, wie wir es meinen?” – [u|U]nd wie äussert es sich, wie wir es meinen? Nicht durch die ständige Praxis seines Gebrauchs? und etwa noch durch gewisse Gesten – und was dem ähnlich ist. ‒ ‒ Es ist aber, als hinge dem Wort “alle”, wenn wir es sagen, noch etwas an, womit ein anderer Gebrauch unvereinbar wäre; nämlich die Bedeutung.
           “‘Alle’3 heisst doch: alle!” möchten wir sagen, wenn wir sie erklären sollen; und dabei machen wir eine gewisse Geste und Miene.
           Hacke alle diese Bäume um! ‒ ‒ Ja, verstehst Du nicht, was ‘alle’ heisst? (Er hatte einen stehen gelassen.) Wie hat er gelernt, was ‘alle’ heisst? Doch wohl durch [U|Ü]bung. – Und freilich diese [U|Ü]bung hat nun nicht nur bewirkt, dass er auf den Befehl das tut, – sondern sie hat das Wort mit einer Menge von Bildern (visuellen und andern) umgeben, von denen das eine oder das andere auftaucht, wenn wir das Wort hören und aussprechen. (Und wenn wir Rechenschaft darüber geben sollen, was die ‘Bedeutung’ des Wortes ist, greifen wir zuerst ein Bild aus dieser Masse heraus – und verwerfen es dann wieder als unwesentlich, wenn wir sehen, dass einmal dies, einmal jenes auftritt, und manchmal keines.)
           Man könnte sagen: Man lernt die Bedeutung von “alle” indem man lernt, dass aus (x).fx fa folgt. – D.h., [d|D]ie [U|Ü]bungen, die den Gebrauch dieses Wortes einüben, seine Bedeutung lehren, zielen immer dahin, dass eine Ausnahme nicht gemacht werden darf.
 
   
           Wie lernen wir denn Schliessen? Oder lernen wir es nicht –?
           Weiss das Kind, dass aus der doppelten Verneinung die Bejahung folgt? – Und wie überzeugt man es davon? Wohl dadurch, dass man ihm einen Vorgang zeigt (eine doppelte Umkehrung, zweimalige Drehung um 180, u[n|.] dergl.) den es nun als Bild der Verneinung annimmt.
           Und man macht den Sinn von “(x).fx” klar, indem man darauf dringt, dass aus ihm “fa” folgt.

 
   
147
werden darf.



           “Aus ‘alle’, wenn es so gemeint ist, muss doch das folgen.” – Wenn es wie gemeint ist[,|?] [U|Ü]berlege es Dir, wie meinst Du es? Da schwebt Dir etwa noch ein Bild vor – und mehr hast Du nicht. – Nein, es muss nicht – aber es folgt: Wir vollziehen diesen [U|Ü]bergang.
           Und wir sagen: Wenn das nicht folgt, dann waren es eben nicht alle! – – und das zeigt nur, wie wir mit Worten in so einer Situation reagieren. –

 
   
           Wir könnten es auch so sagen: Es kommt uns vor, dass, wenn aus (x).fx nicht mehr fa folgen soll, ausser dem Gebrauch des Wortes “alle” noch etwas anderes sich geändert haben muss,; etwas, was dem Worte unmittelbar // selbst // anhangt.
           Ist das nicht ähnlich, wie wenn man sagt: “Wenn dieser Mensch anders handelte, dann müsste auch sein Charakter ein anderer sein.” Nun das kann in manchen Fällen etwas heissen und in manchen nicht. Wir sagen: “aus dem Charakter
fliesst
fliesst
die Handlungsweise”, und so fliesst aus der Bedeutung der Gebrauch. Siehe Bemerkg ‘die Medizin hilft’

 
   
           Das zeigt Dir – könnte man sagen – wie fest
148
verbunden gewisse Gesten, Bilder, Reaktionen, mit einem ständig geübten Gebrauch sind.
           ‘Es drängt sich uns das Bild auf .....’. Es ist sehr
bemerkenswert
interessant
, dass sich uns Bilder ˇuns aufdrängen können. . // Es ist interessant, daß Bilder sich uns ..... // // Und wäre das nicht, wie könnte ein Satz wie der “What's done cannot be undone” uns etwas sagen.

 
   

           Wichtig ist, dass in unserer Sprache – in unserer natürlichen Sprache – ‘alle’ ein Grundbegriff ist und ‘alle ausser einem’ weniger fundamental; d.h., es gibt dafür nicht ein Wort, auch nicht eine charakteristische Geste.

 
   
           Der Witz des Wortes “alle” ist ja, dass es keine Ausnahme zulässt. – Ja, das ist der Witz seiner Verwendung in unserer Sprache; aber welche Verwendungsarten wir als ‘Witz’ empfinden, das hängt damit zusammen, welche Rolle diese Verwendung in unserem ganzen Leben spielt. Siehe = , ε, ist.
 
   
           Auf die Frage, worin denn das Schliessen besteht, hören wir etwa: “Wenn ich die Wahrheit der Sätze ...... erkannt habe, so bin ich nun berechtigt, ...... hinzuschreiben.” – Inwiefern berechtigt? Hatte ich früher kein Recht, es hinzuschreiben? ‒ ‒ “Jene Sätze überzeugen mich von der Wahrheit dieses Satzes.” Aber darum handelt sich's natürlich auch nicht. ‒ ‒ “Nach diesen Gesetzen vollführt der Geist die besondere Tätigkeit des logischen Schliessens.” Das ist gewiss interessant und wichtig; aber ist es denn auch wahr? schliesst er immer nach diesen Gesetzen? Und worin besteht die besondere Tätigkeit des Schliessens? ‒ ‒ Darum ist es notwendig, zu schauen, wie wir denn in der Praxis der Sprache Grüsse Schlüsse vollziehen
;
,
was denn das Schliessen im Sprachspiel für ein Vorgang ist.
           Z.B.: In einer Vorschrift steht: “Alle, die über 1.80 m hoch sind, sind in die ..... Abteilung aufzunehmen.” Ein Kanzlist verliest die Namen der Leute, dazu ihre Höhe. Ein anderer teilt [d|s]ie den und den Abteilungen zu. – N.N[
1
2
|.], 1.90 m. – “Also N.N. in die ..... Abteilung.” Das ist [s|S]chliessen.

 
   
151
           Was nennen wir, z.B. ˇnun, ‘Schlüsse’ bei Russell, oder bei Euklid? Soll ich sagen: die [U|Ü]bergänge von einem Satz zum nächsten im Beweis? Aber wo steht der [U|Ü]bergang? – Ich sage, bei Russell folge dieser Satz ein Satz p aus jenem q ˇeinem anderen, wenn p ˇjener aus q diesem gemä_ ss der Stellung der beiden in einem Beweise, und den ihnen beigefügten Zeichen, abzuleiten ist, wenn wir das Buch lesen. Denn, dieses Buch zu lesen ist ein Spiel, welches gelernt sein will.

 
   
⌊⌊ Oberflächen Verwendung & Verwendung im Sprachspiel.⌋⌋
           Man ist sich oft im Unklaren, worin das Folgen und Folgern eigentlich besteht; was für ein Sachverhalt,
und
oder
Vorgang, es ist.; Uund dies kommt von der Die eigentümlichen Verwendung dieserch jener Verben. Es wird legt uns nahe gelegt, dass Folgen das Bestehen einer Verbindung zwischen Sätzen ist, der wir beim Folgern nˇachgehen. Diese Unklarheit zeigt sich sehr lehrreich in Russelˇl's Darstellung (‘Principia Mat[.h|h.]’). Dass ein Satz ⊢p aus einem Satz ⊢p ⊃ q.p folgt, ist hier ein logisches Grundgesetz:
⊢p ⊃ q.p. ⊃ .⊢q
Dieses berechtige uns nun, heisst es, ⊢q aus ⊢p ⊃ q.p zu schliessen. Aber worin besteht denn ‘schliessen’, diese Prozedur, zu der wir berechtigt werden? Doch darin, den einen Satz – in irgendeinem Sprachspiel – nach dem andern als Behauptung auszusprechen, anzuschreiben, und dergl.[,| ;] und wie kann mich jenees Grundgesetz dazu berechtigen?

 
   
152
15            Russelˇl will doch sagen: “So werde ich schliessen und so ist es richtig.” Er will uns also einmal mitteilen, wie er schliessen will: das geschieht durch eine Regel des Schliessens. Wie lautet sie? Daß dieser Satz jenen impliziert? ˇ‒ ‒ ‒ Doch wohl, dass in den Beweisen dieses Buchs ein solcher Satz nach einem solchen stehen soll. – Aber es soll ja ein logisches Grundgesetz sein, dass es richtig ist, so zu schliessen! – Dann müsste das Grundgesetz lauten: “Es ist richtig vom ..... au[s|f]f ..... zu schliessen”; und dieses Grundgesetz sollte nun wohl einleuchten
– –
;
aber dann wird uns eben die Regel selbst als richtig, oder berechtigt, einleuchten. “Aber diese Regel kann sich handelt doch von Sätzen in einem Buch, und das gehört doch nicht in die Logik!” – Ganz richtig; die Regel ist wirklich nur eine Mitteilung, dass in diesem Buche nur dieser [U|Ü]bergang von einem Satz zum andern gebraucht wird, ˇ (gleichsam eine Mitteilung aus dem Index) denn die Richtigkeit des [U|Ü]bergangs muss an Ort und Stelle einleuchten; und der Ausdruck des ‘logischen Grundgesetzes’ ist dann [w|d]ie Folgech [das Aufeinanderfolgen| die Folge] der Sätze selbst. selbst.

 
   
           Russell scheint mit jenem Grundgesetz von einem Satz ⊢q zu sagen: “Er folgt schon – ich brauche ihn nur noch zu folgern.”
So
Ganz analog
heisst es einmal bei Frege, die Gerade, welche je zwei Punkte verbindet, sei eientlich schon da, ehe wir sie zögen und so ist es auch, wenn wir sagen, die [U|Ü]bergange der Reihe +2 etwa, wären eigentlich bereits gemacht, ehe wir sie
153
mündlich oder schriftlich machen, – gleichsam nachzögen.

 
   
           Einem, der dies sagt, könnte man antworten: Du verwendest hier ein Bild: . Man kann die [U|Ü]bergange, die [d|e]Einer in einer Reihe machen soll, dadurch bestimmen, dass man sie ihm vormacht. Indem man z.B. die Reihe, die er schreiben soll, in einer anderen Notation hinschreibt, dass er sie nur noch zu [u|ü]bertragen hat, oder indem man sie wirklich ganz dünn vorschreibt und er hat sie nachzuziehen. Im ersten Fall können wir auch sagen, wir schreiben nicht die Reihe an, die er zu schreiben hat, machen also die [U|Ü]bergange dieser Reihe selbst nicht; im zweiten Fa[lk|ll]e aber werden wir gewiss sagen, die Reihe, die er schreiben soll, sei schon vorhanden. Wir würden dies auch sagen, wenn wir ihm, was er hinzuschreiben hat, diktieren, obwohl wir dann eine Reihe von Lauten hervorbringen und er eine Reihe von Schriftzeichen. Es ist jedenfalls eine sichere Art, die [U|Ü]bergange, die Ein[r|e]r zu machen hat, zu bestimmen, sie ihm, in irgendeinem Sinne, schon vorzumachen. – Wenn wir daher diese [U|Ü]bergänge in einem ganz andern Sinne bestimmen, indem wir nämlich unserm Schüler einer Abrichtung unterziehen, wie z.B. unsere Kinder sie im Einmaleins und im Multiplizieren erhalten, so nämlich, dass Alle, die so abgerichtet sind, nun beliebige Multiplikationen, die sie nicht in ihrer Lehrzeit gemacht haben, auf die gleiche Weise und mit übereinstimmenden Resultaten ausführen – wenn also die [U|Ü]bergange, die Einer auf den Befehl +2 zu machen hat,
154
durch Abrichtung so bestimmt sind, dass wir mit Sicherheit voraussagen können, wie er gehen wird, auch wenn er diesen [U|Ü]bergang bis jetzt noch nie gemacht hat, – dann kann es uns natürlich sein, als Bild dieses Sachverhalts den zu gebrauchen: die [U|Ü]bergange seien bereits alle gemacht, er schriebe sie nur noch hin. [Die Von der Auffassung der Möglichkeit als blasser Schatten der Wirklichkeit hiervon wird oft zu reden sein]

 
   
Sprachspiele des Folgerns


 
   
           “Aber wir folgern doch diesen Satz aus jenem, weil er tatsächlich folgt! Wir überzeugen uns doch, dass er folgt.” Wir überzeugen uns, dass, was hier steht, aus dem folgt, was dort steht. Und dieser Satz ist zeitlich gebraucht.
x
       





x
       
x


 
   
Siehe S. 171/252
           Trenne die Gefühle (
Gesten
Gebärden
) der [U|Ü]bereinstimmung, von dem, was Du mit dem Beweise machst! Bezieht es sich auf 172: Wer so rechnet?

 
   
– 164 –
            Wie ist es aber, wenn ich mich davon überzeuge, dass das Schema dieser Striche | | | | |
(a

gleichzahlig ist dem Schema dieser Eckpunkte:
(b
(ich habe die Schemata absichtlich einprägsam gemacht), indem ich zuordne:
(c
Nun, wovon überzeuge ich mich denn, wenn ich diese Figur ansehe? Ich sehe einen Stern mit farbenˇfadenförmigen Fortsätzen. –

 
   
           Aber ich kann von der Figur so Gebrauch machen: Fünf Leute stehen im Fünfeck aufgestellt; an der Wand stehen Stäbe, wie die Striche in (a); ich sehe auf die Figur (c) und sage: “ich kann jedem der Leute einen Stab geben.”
           Ich könnte die Figur (c) als schematisches Bild davon auffassen, dass ich ˇden fünf Leuten je einen Stab gebe.

 
   
           Wenn ich nämlich erst ein beliebiges Vieleck zeichnne
– 165 –
und dann eine beliebige Reihe von Strichen
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
so kann ich nun durch Zuordnung herausfinden, ob ich oben soviele Ecken habe, wie unten Striche. (Ich weiss nicht, was herauskommen würde.) Und so kann ich auch sagen, ich habe mich durch das Ziehen der Projektionslinien davon überzeugt, dass am oberen Ende der Figur (c) soviele Striche stehen, wie der Stern unten Ecken hat. (Zeitlich!) In dieser Auffassung gleicht die Figur nicht einem mathematischen Beweise (so wenig, wie es ein mathematischer Beweis ist, wenn ich ein einer Gruppe von Leuten einen Sack [A|Ä]pfel austeile und finde, dass [j|J]eder gerade einen Apfel kriegen kann).
           Ich kann die Figur (c) aber als mathematisfhetischen Beweis af auffassen. Geben wir den ˇGestalten der Schemata (a) und (b) Namen! ˇDie Gestalt (a) heisse “Hand”, (H.), ˇdie Gestalt (b) “Drudenfuss”, (D.). Ich habe bewiesen, dass H. soviel Ecken Striche hat, wie D. Ecken. Und dieser Satz ist wieder unzeitlich.

 
   
           
Ein
Der
Beweis –
könnte
kann
ich sagen – ist eine Figur, an deren einem Ende gewisse Sätze stehen und an derem andern Ende ein Satz steh[e|t] (den wir den ‘bewiesenen’ nennen).
           Man kann als Beschreibung so einer Figur sagen: in ihr folge der Satz ..... aus ..... und ...... Das ist eine Form der Beschreibung eines Musters, das z.B. auch ein Ornament ˇ(Tapetenmuster) sein könnte. Ich kann also sagen: “In
– 166 –
dem Beweise, welcher auf jener
Tafel
Karte
steht, folgt der Satz p aus q und r”, und das ist einfach eine Beschreibung dessen, was dort zu sehen ist. Es ist aber nicht der mathematische Satz, dass p aus q und r folgt. Dieser S hat eine andere Anwendung. Er sagt – so könnte man es ausdrücken – dass es Sinn hat, von einem Beweise (Muster) zu reden, in welchem p aus q und r folgt. Wie man sagen kann, der Satz “Wweiss ist heller als Sschwarz” sage aus, es habe Sinn, von zwei Gegenständen zu reden, von denen der hellere weiss, der andere schwarz sei, aber nicht von zwei Gegenständen, von denen der hellere schwarz, der andere weiss sei.

 
   
           Denken wir uns, wir hätten das Paradigma für “heller” und “dunkler” in Form eines weissen und
grauen
schwarzen
Flecks gegeben, und nun leiten wir mit seiner Hilfe sozusagen ab: dass Rot dunkler ist als Weiss.

 
   
           Der durch (c) bewiesene Satz dient nun als neue Vorschrift zum Konstatieren der Gleichzahligkeit: Hat man eine Menge von Gegenständen in Form der Hand angeordnet und eine andere als die Ecken eines Drudenfusses, so sagen wir, die beiden Mengen seien gleichzahlig.

 
   
           “Aber ist das nicht bloss, weil wir H. und D. schon einmal zugeordnet haben und gesehen, dass sie gleichzahlig
– 167 –
sind?” – Ja aber, wenn sie es in eine/m Fall waren – wie weiss ich, dass sie es jetzt wieder sein werden? – “Weil es eben im Wesen der H. und des D. liegt, dass sie gleichzahlig sind.” – Aber wie konntest Du das durch die Zuordnung herausbringen? (Ich dachte, die Zählung, oder Zuordnung ergibt nur, dass diese beiden Gruppen, die ich jetzt vor mir habe, gleichzahlig – oder ungleichzahlig – sind.)
           – “Aber wenn er nun eine H.Dinge H. ˇvon Dingen hat und einen D.Dinge D. ˇvon Dingen und er ordnet sie nun tatsächlich einander zu, so ist es doch nicht möglich, dass er etwas anderes erhält, als dass sie gleichzahlig sind. – Und, dass es nicht möglich ist, das sehe ich doch aus dem Beweis.” – Aber ist es denn nicht möglich? Wenn er z.B. – wie ein [a|A]nderer sagen könnte – eine der Zuordnungslinien zu ziehen übersieht. Aber ich gebe zu, dass er in der ungeheuˇeren Mehrzahl der Fälle immer das gleiche Resultat erhalten wird und, erhielte er es nicht, sich für irgendwie gestört halten würde. Und wäre es nicht so, so würde dem ganzen Beweis der Boden entzogen. Wir entscheiden uns nämlich, das Beweisbild statt einer Zuordnung der Gruppen zu gebrauchen; wir ordnen sie nicht zu, sondern vergleichen statt dessen die Gruppen mit denen des Beweises (in welchem allerdings zwei Gruppen einander zugeordnet sind.) (Wie wir uns entscheiden Induktionsbeweis
1 : 3 = 0,3
  1

Dreieck im Euclidisch Beweis.


 
   
           Ich könnte als Resultat des Beweises auch
– 168 –
sagen: “Eine H. und ein D. heissen ‘gleichzahlig’”. // heissen von nun an ‘gleichzahlig’”. //
           Oder: Der Beweis erforscht nicht das Wesen der beiden Figuren, aber er spricht aus, was ich von nun an zum Wesen der Figuren rechnen werde. ‒ ‒ Was zum Wesen gehört, lege ich unter den Paradigmen der Sprache nieder.
           Man könnte sich in Greenwich eine Mathem. Bibliotek denken.
           Der Mathematiker erzeugt Wesen.


 
   
           Wenn ich sage:: “Dieser Satz folgt aus jenem”, so ist das die Anerkennung einer Regel. Sie geschieht auf Grund des Beweises. D.h., ich lasse mir diese Kette (diese Figur) als Beweis gefallen. ‒ ‒ “Aber könnte ich denn anders? Muss ich mir sie nicht gefallen lassen?” – Warum sagst Du, Du müssest? Doch darum, weil Du am Schlusse des Beweises etwa sagst: “[j|J]a – ich muss diesen Schluss anerkennen.” Aber das ist doch nur der Ausdruck Deiner unbedingten Anerkennung. –
           D.h., glaube ich: die Worte “Das muss ich zugeben” werden in zweierlei Fällen gebraucht: wenn wir einen Beweis erhalten haben – aber auch in Bezug auf den einzelnen Schritt selber des Beweises.
           (Siehe S. 173)

 
   
           Und worin äussert es sich denn, dass der Beweis mich zwingt? Doch darin, dass ich so und so darauf vorgehe, dass ich mich weigere, einen anderen Weg zu gehen. Als letztes Argument, gegen Einen, der so nicht gehen wollte, würde ich nur noch sagen; “Ja siehst Du denn nicht
– 169 –
...... !” – und das ist doch kein Argument.

 
   
           “Aber, wenn Du recht hast, komm wie kommt es dann, dass sich alle Menschen (oder doch alle normale Menschen) diese Figuren als Beweise dieser Sätze gefallen lassen?” – Ja,
hier
es
besteht eine grosse – und interessante – Ubereinstimmung.

 
  ∫ ¿  
           Denk' Dir, Du
habest
hättest
eine Reihe von Kugeln vor Dir; Du numerierst sie nun mit arabischen Ziffern und es geht von 1 bis 100; dann machst Du nach je 10 ((die sich in der Numerierung nun deutlich hervorheben) einen grössern Abstand; in jedem Reihenstück von je 10 machst Du einen etwas kleineren Abstand in der Mitte, also zwischen 5 und 5 – so werden die 10 übersichtlich; nun nimmst Du die Zehnerstücke und legst sie
untereinander
eines unter das andere
und machst in der Mitte der Kolonne einen etwas grösseren Abstand, also zwischen fünf Reihen und fünf Reihen; nun numerierst Du die Reihen von 1 bis 10. –
Es wurde, sozusagen,
Du hast, gleichsam,
mit
ihnen
den Kugeln
exerpiert.
Ich kann sagen,
wir haben
ich habe
Eigenschaften der hundert Kugeln
gezeigt
entfaltet
. –
Nun aber denk[e|'] Dir, dass dieser ganze Vorgang, dies Experiment mit den hundert Kugeln, gefilmt wurde. Ich sehe nun auf der Leinwand doch nicht ein Experiment, denn das Bild eines Experiments ist doch nicht selbst ein Experiment. – Aber das ‘
Mathematische am Vorgang
mathematisch Wesentliche
’ sehe ich nun auch in der Projektion! Denn es erscheinen da zuerst 100 Flecken, dann werden sie in Zehnerstücke eingeteilt, usw. usw.
– 170 –

           Ich könnte also sagen: der Beweis dient mir nicht als Experiment, wohl aber als Bild eines Experiments.

 
   
           Lege 2 Apfel auf die leere Tischplatte, schau dass niemand in ihre Nähe kommt und der Tisch nicht erschüttert wird; nun lege noch 2 Apfel auf die Tischplatte; nun zähle die Apfel, die da liegen. Du hast ein Experiment gemacht; das Ergebnis der Zählung ist wahrscheinlich 4. (Wir würden Das Ergebnis x so darstellen: wenn man unter den und den Umständen erst 2 dann noch 2 Apfel auf einen Tisch legt, verschwindet zumeist keiner, noch kommt einer dazu.) Und analoge Experimente/kann man, mit dem gleichen Ergebnis, mit allerlei festen Körpern ausführen. – So lernen ja die Kinder bei uns rechnen, denn man lässt sie 3 Bohnen hinlegen und noch 3 Bohnen und dann zählen, was da liegt. Käme dabei einmal 5, einmal 7 heraus, (
etwa darum
weil
, wie wir jetzt sagen würden, einmal von selbst eine dazu, einmal eine weg käme), so würden wir zunächst Bohnen als für den Rechenunterricht ungeeignet erklären. Geschähe das g Gleiche aber mit Stäben, Fingern, Strichen und den meisten anderen Dingen, so hätte das Rechnen damit ein Ende.
           “Aber wäre dann nicht doch noch 2 2 [4|2]?” – Dieses Sätzchen wäre damit unbrauchbar geworden. –
 
   
– 171 –
           Wenn wir Geld in eine Lade legen und später finden wir es nicht mehr dort, so sagen wir: “Von selbst ist es nicht verschwunden.Dies ist ein wichtiger Satz der Physik.

 
   
           “Du brauchst ja nur auf die Figur
zu sehen, um zu sehen, das 2 + 2 = 4 ist.” – Dann brauche ich nur auf die Figur
zu schauen, um zu sehen, dass 2 + 2 + 2 = 4 ist.
Siehe S. 173/257

 
   
           Wovon überzeuge ich Einen, der jene Abbildung im Film des Versuchs mit den hundert Kugeln verfolgt?
           Man könnte sagen: davon, dass sich dies so zugetragen hat. – Aber das wäre keine mathematischen Uberzeugung. ‒ ‒ Aber kann ich denn nicht sagen: ich präge|ihm einen Vorgang ein? Dieser Vorgang ist die Umgruppierung einer Reihe von 100 Dingen in 10 Reihen zu 10. Und dieser Vorgang ist tatsächlich immer wieder leicht durchzuführen. Und davon kann er mit Recht überzeugt sein.
 
   
– 178–
           Und so prägt der Beweis ˇ(238) durch Ziehen der Projektionslinien 4 einen Vorgang ein, den der eins-zu-eins Zuordnung der H. und des D..– “Aber überzeugt er mich nicht auch davon, dass diese Zuordnung möglich ist?” – heißt hier “diese Zuordnung” die der Figuren des Beweises selbst? Es kann nicht etwas zugleich Maß & gemessen sein. Wenn das heissen soll: dass Du sie immer ausführen kannst –, so muss das durchaus nicht wahr sein. Aber das Ziehen der Projektionslinien überzeugt uns davon, dass oben soviele Striche sind, wie unten Ecken; und es liefert eine Vorlage, um danach solche Figuren einander zuzuordnen. – “Aber zeigt die Vorlage dadurch nicht, dass es geht? nicht daß es diesmal ging! Im dem Sinne, in welchem es nicht ginge, wenn oben statt ❘ ❘ ❘ ❘ die Figur ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ stünde?” – Wieso? geht es denn da nicht? So z.B.:
Diese Figur könnte doch auch als Beweis für etwas angewandt werden! Und zwar um zu zeigen daß man Gruppen dieser Formen nicht 1–1 zuordnen kann. Eine 1–1 Zuordnung ist hier unmöglich heißt ewa: die Figur ‒ ‒ ‒, die Figur ‒ ‒ ‒ & 1–1 Zuordnung passen nicht zusammen. “So hab' ich's nicht gemeint!” – Dann zeig' mir, wie Du's meinst, und ich werde es machen. Ich werde etwa auf die Figur hier eine Zuordnung zu machen versuchen, aber nicht die andere & werde sagen jene sei nicht möglich.
           Aber kann ich denn nicht sagen, die Figur zeige, wie eine solche Zuordnung möglich ist – und muss sie darum nicht auch zeigen, dass sie möglich ist? –

 
   
           Was war denn damals der Sinn davon, dass wir
– 179 –
vorschlugen, den Formen der 5 parallelen Striche und des Fünfecksterns Namen beizulegen? Was ist damit geschehen, dass sie Namen erhalten haben? Es wird dadurch etwas über die Art des Gebrah Gebrauchs dieser Figuren angedeutet. Nämlich – dass man sie auf einen Blick als die und die erkennt?; Man denkt nicht dran, ihre Striche oder Ecken abzuzählen, sondern erkennt sie als Gestalten, wie man Messer und Gabel, die Buchstaben und Ziffern erkennt. // ; m . Man zählt dazu nicht ihre Striche oder Ecken; sie sind für uns Gestalttypen, wie Messer und Gabel, die Buchstaben und Ziffern. //
           Ich kann also auf den Befehl: “Zeichne eine H.” (z.B.) diese Form unmittelbar wiedergeben. – Nun lehrt mich der Beweis eine Zuordnung der beiden Formen. (Ich möchte sagen, es seien in dem Beweis nicht bloss diese individuellen Figuren zugeordnet, sondern die Fomrmen selbst; Aber das heisst doch nur, dass ich mir jene Formen gut einpräge. als Paradigmen einpräge.) Kann ich nun, wenn ich die Formen H. und D. einander so zuordnen will, nicht in Schwierigkeiten geraten – indem etwa eine Ecke unten zuviel, oder oben ein Strich zuviel ist? – “Aber doch nicht, wenn Du wirklich wieder H. und D. gezeichnet hast! – Und das lässt sich ja beweisen; sieh diese Figur an!”
– Diese Figur lehrt mich eine neue Art der Kontrolle dafür, dass
– 180 –
ich wirklich die gleichen Figuren hingezeichnet habe; aber kann ich, wenn ich mich nun nach dieser Vorlage richten will, nicht dennoch in Schwierigkeiten geraten? Ich sage aber, ich bin sicher, dass ich normalerweise in keine Schwierigkeiten kommen werde.
           Was tut nun diese Überlegung? –

 
   
           Es gibt ein Geduldspiel, das darin besteht, eine bestimmte Figur, z.B. ein Rechteck, aus gegebenen
Stücken
Teilen (Plättchen)
zusammenzusetzen. Die Teilung der Figur ist eine solche, dass es uns schwer wird, die richtige Zusammenstellung der Teile zu finden. Sie sei etwa diese
Was findet der, dem die Zusammensetzung gelingt? – Er findet: eine Lage – an welche er früher nicht gedacht hat. – Gut; aber kann man also nicht sagen: er überzeugt sich davon, dass man diese Dreiecke so zusammensetzen kann? – Aber diese Dreiecke: bilden sie schon das Rechteck, oder noch nicht, und sollen sie erst so zusammengesetzt werden? // Aber diese Dreiecke: sind es die, welche oben das im Rechteck bilden liegen, oder ˇsind es Dreiecke, die erst so zusammengesetzt werden sollen? //

 
   
           Wer sagt: “Ich hätte nicht geglaubt, dass man
– 181 –
diese Figuren so zusammensetzen kann”, dem kann man doch nicht, auf das zusammengesetzte Geduldspiel zeigend, sagen: “So, Du hast nicht geglaubt, dass man die Stücke so zusammensetzen kann?” – Er würde antworten: “Ich meine, ich habe an diese Art der Zusammensetzung garnicht gedacht.”

 
   
           Denken wir uns die physikalischen Eigenschaften der
Dinge
Teile
des Geduldspiels so
und unseres Gehirns
solcher Art
, dass
die Teile des G.
sie
in die
gesuchte Lage nicht kommen können.
Aber
Ich meine aber
nicht, dass man einen Widerstand empfindet, wenn man sie in diese Lage bringen will, sondern man macht einfach alle andern Versuche, nur den nicht, und die Stücke kommen auch durch Zufall nicht in diese Lage. Es ist gleichsam diese Lage aus dem Raum ausgeschlossen. Als wäre hier ein ‘blinder Fleck’, etwa in unserem Gehirn. – Und ist es denn nicht so, wenn ich glaube, alle möglichen Stellungen versucht zu haben und an dieser, wie durch Verhexung, immer vorbeigegangen bin.
           Kann man nicht sagen: die Figur, die
Dir
uns
die Lösung zeigt, beseitigt eine Blindheit; oder auch, sie ändert Deine Geometrie? Sie zeigt Dir gleichsam eine neue Dimension des Raumes. (Wie wenn man einer Fliege den Weg aus dem Fliegengalsglas zeigte.)



 
   
           Ein
Dämon
Wesen
hat diese Lage mit einem Bann
– 182 –
umzogen und aus unserm Raum ausgeschlossen.


 
   
           Die neue Lage ist wie aus dem Nichts entstanden. Dort, wo früher nichts war, dort ist jetzt auf einmal etwas.

 
   
           Inwiefern hat Dich denn die Lösung davon überzeugt, dass man dies und dies kann? – Du konntest es ja früher nicht – und jetzt kannst Du es etwa. –

 
   
– 184 –
           Ich sagte, ‘ich lasse mir das und das als Beweis eines Satzes gefallen’ – aber kann ich mir die Figur, die die Stücke des Geduldspiels zusammengefügt zeigt, nicht als Beweis dafür gefallen lassen, dass man jene Stücke zu diesem Umriss zusammensetzen kann?

 
   
           Aber denk nun, eines der Stücke liege so, dass es das Spiegelbild des entsprechenden Teils der Vorlage ist. Er will nun die Figur nach der Vorlage zusammensetzen, sieht, es muss gehen, kommt aber nicht auf den Einfall, das Stück umzuwenden und findet, dass ihm das Zusammensetzen nicht gelingt.

 
   
           Man kann ein Rechteck aus zwei Parallelogrammen und zwei Dreiecken zusammensetzen. Beweis:
Ein Kind würde die Zusammensetzung eines Rechtecks aus diesen Bestandteilen schwer treffen und davon überrascht sein, dass zwei Seiten der Parallelogramme in eine gerade Linie fallen, wo doch die Parallelogramme schief sind. – Es könnte ihm vorkommen, dass das Rechteck gleichsam durch Zauberei aus diesen Figuren wirktd. Ja, es muss zugeben, dass sie nun ein Rechteck
– 185 –
bilden, aber durch einen Trick, durch eine vertrackte Stellung, auf unnatürliche Weise.
           Ich kann mir denken, dass das Kind, wenn es die beiden Parallelogramme in der Weise zusammengelegt hat, seinen Augen nicht traut, wenn es sieht, dass sie so zusammenpassen. ‘Sie sehen nicht aus als ob sie so zusammenpassten.’ Und ich könnte mir denken, dass man sagte: Es erscheint uns nur durch ein Blendwerk, als gäben sie das Rechteck – in Wirklichkeit haben sie ihre Natur verändert, sie sind nicht mehr die Parallelogramme.

 
   
– 190 –
           “Du gibst das zu – dann musst Du das zugeben.” – Er muss es zugeben – und dabei ist es möglich, dass er es nicht zugibt[.| !]
Du willst sagen: “Wenn er denkt, muss er es zugeben.”
Oder willst Du sagen: “er kann es sagen, aber er kann es nicht denken”.

           “Ich werde Dir zeigen, warum Du es zugeben musst. –” Ich werde Dir einen Fall vor Augen führen, welcher, wenn Du ihn bedenkst, Dich bestimmen wird, so zu urteilen.

 
   
           Wie können ihn denn die Manipulationen des Beweises dazu bringen, etwas zuzugeben?

 
   
           “Du wirst doch zugeben, dass 5 aus 3 und 2 besteht!”
Ich will es nur zugeben, wenn ich damit nichts zugebe. Ausser – dass ich dieses Bild verwenden will.

 
   
           Man könnte z.B. die Figur
als Beweis dafür nehmen, dass 100 Parallelogramme, so zusammengesetzt, einen geraden Streifen geben müssen. Wenn man dann wirklich 100 zusammenfügt, erhält man nun etwa einen schwach
– 191 –
gebogenen Streifen. – Der Beweis aber hat uns bestimmt, das Bild und die Ausdrucksweise zu gebrauchen: Wenn sie keinen geraden Streifen geben,
sind
waren
sie ungenau hergestellt.

 
   
           Denke nur, wie kann mich das Bild, das Du mir zeigst, (oder der Vorgang) dazu verpflichten, nun so und so immer zu urteilen!
           Ja, liegt hier ein Experiment vor, so ist eines ja doch zu wenig, mich zu irgendeinem Urteil zu verbinden.

 
   
           Der Beweisende sagt: “Schau diese Figur an! Was wollen wir dazu sagen? Nicht, dass ein Rechteck aus ..... besteht? –”
           Oder auch: “Das nennst Du doch ‘Parallelogramme’ und das ‘Dreiecke’ und so sieht es doch aus, wenn eine Figur aus andern besteht. –”

 
   
           “Ja, Du hast mich überzeugt: ein Rechteck besteht immer aus .....” – Würde ich auch sagen: “Ja Du hast mich überzeugt: dieses Rechteck (das des Beweises) besteht aus .....”? Und dies wäre ja doch der bescheidenere Satz; den auch der zugeben sollte, der etwa den allgemeinen Satz noch nicht zugibt. Seltsamerweise aber
– 192 –
scheint der, der das zugibt, nicht den bescheideneren geometrischen Satz zuzugeben, sondern gar keinen Satz der Geometrie. Freilich, – denn bezüglich des Rechtecks des Beweises hat er mich ja von nichts überzeugt. (Uber diese Figur, wenn ich sie früher gesehen hätte, wäre ich ja in keinem Zweifel gewesen.) Ich habe aus freien Stücken, was diese Figur anbelangt, alles zugestanden. Und er hat mich nur mittels ihrer überzeugt. – Aber anderseits, wenn er mich nicht einmal bezüglich dieses Rechtecks von etwas überzeugt hat, wie dann erst von einer Eigenschaft anderer Rechtecke?

 
   
           Wenn ich ein Rechteck als auf diese Weise zusammengefügt sehe, so vergleiche ich dies dem Fall: meine Blicke dringen in das Innere und sehen dort diese Zusammensetzung. Man kann ja auch sagen: “Ich könnte es nicht so zusammengesetzt sehen, wenn es nicht so zusammengesetzt wäre.”

 
   
           “Ich habe nicht gewusst, dass die Rechtecksform aus diesen Formen besteht.”
           Es ist, als wäre die Form aus diesen Formen gemacht, geschweisst.

 
   
           “Ich wusste nicht, dass die Form aus diesen Formen besteht.” – So hat's Dich das Bild gelehrt.
 
   
– 193 –
           Du hast etwas Neues gesehen – und willst sagen, Du habest gesehen, dass das Alte so und so zusammengesetzt ist.

 
   
           Du vergleichst also Dein Erstaunen dem: Du siehst ein rechteckiges Brett und findest, dass es auf diese seltsame Weise zusammengesetzt ist.

 
   
           “Ja, die Form sieht nicht so aus, als könne sie aus zwei windschiefen Teilen bestehen.”
           Was überrascht Dich? Doch nicht, dass Du jetzt diese Figur vor Dir siehstst! Mich überrascht etwas in dieser Figur. – Aber in dieser Figur geht ja nichts vor!
           Mich überrascht die Zusammenstellung des Schiefen mit dem Graden. Mir wird, gleichsam, schwindlig. Das ist vergleichbar damit,

 
   
           Ich sehe ein Bild und umgebe es in der Vostellung hartnäckig mit einem Vorgang, von welchem ich meine Ausdrucksformen hernehme. Ich habe ein geteiltes Rechteck vor mi[f|r]; ich gebe vor, ich habe es aus diesen Teilen zusammengesetzt und sei durch das Ergebnis überrascht. Ich gebe vor, ich sei davon überzeugt worden, dass Teile – die nicht danach ausgesehen haben – sich zu dieser Figur
– 194 –
zusammenfügen.

 
   
           Ich sage aber doch wirklich: “Ich habe mich überzeugt, dass man die Figur aus diesen Teilen legen kann”, wenn ich nämlich etwa die Abbildung der Lösung des Geduldspiels gesehen habe.
           Wenn ich nun [e|E]inem das sage, so soll es doch heissen: “Versuch nur! diese Stücke, richtig gelegt, geben wirklich die Figur.” Ich will ihn aufmuntern etwas zu tun und sage ihm einen Erfolg voraus. Und die Vorhersage beruht auf der Leichtigkeit, mit der man die Figur aus den Stücken zusammensetzen kann, sobald man nur weiss wie.

 
   
           Du sagst, Du bist erstaunt über das, was Dir der Beweis zeigt. Aber bist Du erstaunt darüber, dass sich diese Striche haben ziehen lassen? Nein. Du bist erstaunt nur, wenn Du Dir sagst, dass zwei solche Stücke diese Form geben. Wenn Du Dich also in die Situation hineindenkst, Du habest Dir etwas anderes erwartet und nun sähest Du das Ergebnis.

 
   
           “Aus dem folgt unerbittlich das.” Ja, in dieser Demonstration geht es aus ihm hervor.
           Und eine Demonstration ist dies für den, der sie als Demonstration anerkennt. Wer sie nicht anerkennt, wer ihr nicht als Demonstration folgt, der trennt sich
– 195 –
von uns, noch ehe es zu der Sprache kommt. // , der trennt sich von uns eben, ehe es zu einer Sprache kommt. //

 
   
            Hier haben wir etwas, was unerbittlich ausschaut. Und doch: ‘unerbittlich’ kann es nur in seinen Folgen sein! Denn sonst ist es nur ein Bild.
           Worin besteht denn die Fernwirkung – wie man's nennen könnte – dieses
Schemas
Diagramms
[.|?]

 
   
           Ich habe einen Beweis gelesen – nun bin ich überzeugt. – Wie wenn ich diese Uberzeugtheit sofort vergässe!
           Denn es ist ein eigentümliches Vorgehen: dass ich den Beweis durchlaufe und dann sein Ergebnis annehme. ‒ ‒ Ich meine: so machen wir es eben. Das ist so bei uns der Brauch, oder eine Tatsache unserer Naturgeschichte.

 
   
           ‘Wenn ich fünf habe, so habe ich drei, und zwei.’ ‒ ‒ Aber woher weiss ich, dass ich fünf habe? – Nun, wenn es so ❘ ❘ ❘ ❘ ausschaut. – Und ist es auch gewiss, dass, wenn es so ausschaut, ich es immer in solche Gruppen zerlegen kann?
           Es ist Tatsache, dass wir
dies
das folgende
Spiel spielen können: Ich lehre [e|E]inen, wie eine Zweier-Dreier-,
– 196 –
Vierer-, Fünfergruppe aussieht, und ich lehre ihn, Striche einander eins-zu-eins zuzuordnen; dann lasse ich ihn immer je zweimal den Befehl ausführen: ‘Zeichne eine Fünfergruppe” – und dann den Befehl: “Ordne die beiden Gruppen einander zu”; da zeigt es sich, dass er, so gut wie immer, die Striche restlos einander zuordnet.
           Oder auch: es ist Tatsache, dass ich bei der eins-zu-eins Zuordnung dessen, was ich als Fünfergruppen hinzeichne, so gut wie nie in Schwierigkeiten komme.

 
   
           Ich soll das Geduldspiel zusammenlegen, ich versuche hin und her, bin zweifelhaft, ob ich es zusammenbringen werde. Nun zeigt mir jemand das Bild der Lösung: Nun sage ich – ohne irgendeinen Zweifel – “jetzt kann ich's!” – Ist es denn sicher, dass ich es nun zusammenbringen werde? – Aber die Tatsache ist: ich zweifle nicht daran.
           Wenn nun jemand fragte: “Worin besteht die Fernwirkung jenes Bildes?” –
darin daß ich es anwende.
Doch in seiner Anwendung, wo immer es sei.


 
   
– 199 –
           In einer Demonstration einigen wir uns mit jemand. Einigen wir uns in ihr nicht, so trennen sich unsere Wege, ehe es zu einem Verkehr mittels dieser Sprache kommt.
Es ist ja nicht wesentlich, dass der Eine den Andern mit der Demonstration überrede. Es können ja beide sie sehen (lesen), und anerkennen.

 
   
           “Du siehst doch – es kann doch keinem Zweifel unterliegen, dass eine Gruppe wie A wesentlich aus einer wie
B und einer wie C besteht!” – Ich sage auch – d.h., ich drücke mich auch Auch ich sage – d.h. auch ich drücke so aus – dass die Gruppe, die Du hingezeichnet hast, aus den beiden kleineren besteht; aber ich weiss nicht, ob jede Gruppe, die ich eine von der Art (oder Gestalt) der ersten nennen würde, unbedingt aus zwei Gruppen von der Art jener kleineren zusammengesetzt sein wird. ‒ ‒ Ich glaube aber, es wird wohl immer so sein (meine Erfahrung hat mich dies vielleicht gelehrt) und darum will ich als Regel annehmen: Ich will eine Gruppe dann, und nur dann, eine von der Gestalt A nennen, wenn sie in zwei Gruppen wie B und C zerlegt werden kann.

 
   
           Und so wirkt auch die Zeichnung ˇ282 als Beweis
– 200 –
“Ja wahrhaftig! zwei Parallelegramme stellen sich
zu
in
dieser Form zusammen!” (Das ist sehr ähnlich, wie wenn ich sagte: “Ja wirklich! eine Kur[c|v]e kann aus graden Stücken bestehen.”) – Ich hätte es nicht gedacht. Ja – nicht, dass die Teile dieser Figur diese Figur ergeben. Das heisst ja nichts. – Sondern ich staune nur, wenn ich denke, ich hätte das obere Parallelogramm ahnungslos auf das untere gestellt und sähe nun dieses Ergebnis.

 
   

           Und man könnte sagen: Der Beweis beweist eben das, was Dich überrascht. // der Beweis hat mich vom dem überzeugt – was mich
auch überraschen kann.
überrascht.
//

 
   
           Denn warum sage ich, jene Figur ˇ282 überzeugt mich von etwas und nicht geradeso auch diese:
Sie zeigt doch auch, dass zwei solche Stücke ein Rechteck geben. “Aber das ist uninteressant”, will man sagen. Und warum ist es uninteressant?

 
   
           Wenn man sagt: “Diese Form besteht aus diesen Formen” – so denkt man sich die Form als eine feine
– 201 –
Zeichnung, ein feines Gestell von dieser Form, auf das gleichsam die Dinge gespannt sind, die diese Form haben. (Vergleiche: Platos Auffassung der Eigenschaftˇ als eines Ingredientien eines Dings..)

 
   
           Hiermit ist in Zusammenhang, dass ich oben schrieb: ..... dass eine Gruppe wesentlich aus ..... besteht”.
           Wann besteht denn eine Gruppe ‘wesentlich aus .....? Das hängt natürlich von der Art der Verwendung der Bezeichnung ab, die ich der Gruppe gebe. – Meine Hand hat zwar 5 Finger, aber ich hätte nicht gesagt: die Finger meiner Hand bestehen aus 3 und 2.
           Nun, wesentlich ist es, ‘wenn es nicht anders sein kann’; und es kann nicht anders sein, wenn die Gruppe mit ihrer Teilung als Paradigma
dient
dienen soll
.
           Der wesentliche Zug ist ein Zug der Darstellungsart.

 
   
           “Diese Form besteht aus diesen Formen. Du hast mir eine wesentliche Eigenschaft dieser Form gezeigt.” – Du hast mir ein neues Bild gezeigt.
           Es ist, als hätte Gott sie so zusammengesetzt. ‒ ‒ Wir bedienen uns also eines Gleichnisses. Die Form wird zum ätherischen
– 202 –
Wesen, welches diese Form hat; es ist, als wäre sie ein für allema[;|l] so zusammengesetzt worden (von dem, der die wesentlichen Eigenschaften in die Dinge gelegt hat). Denn, wird die Form zum Ding, das aus Teilen besteht, so ist der Werkmeister der Form der, der auch Licht und Dunkelheit, Farbe und Härte, etc., gemacht hat. (Denke, jemand fragte: “Die Form ..... ist aus diesen Teilen zusammengesetzt; wer hat sie zusammengesetzt? Du?”)5
           Man hat das Wort “Sein” für eine sublimierte, ätherische Art Existieren ˇdes Existierens gebraucht. Betrachte nun den Satz: “Rot ist ist” (z.B.). Freilich, niemand gebraucht ihn je. wenn ich mir aber doch einen Gebrauch für ihn erfinden sollte, so wäre es: als einleitende Formel zu Aussagen, die dann vom Wort “rot” Gebrauch machen sollen. Beim Aussprechen der Formel blicke ich auf ein Muster der Farbe Rot.
           Einen Satz, wie “Rot ist.” ist man versucht auszusprechen, wenn man die Farbe mit Aufmerksamkeit betrachtet: also in der gleichen Situation in welcher man die Existenz eines Ding's feststellt (eines blattähnlichen Insekts z.B.).
           Und ich will sagen: wenn man den Ausdruck gebraucht, “der Beweis hat mich gelehrt, – hat mich davon überzeugt – dass es sich so verhält”, ist man noch immer in jenem Gleichnis.

 
   
– 203 –
           Ich hätte auch sagen können: Wesentlich ist nie die Eigenschaft des Gegenstandes, sondern das Merkmal des Begriffes.

 
   


           “War die Gestalt der Gruppe dieselbe, so muss sie dieselben Aspekte, Möglichkeiten der Teilung, haben. Hat sie andere, so ist es nicht die gleiche Gestalt; sie hat Dir dann vielleicht irgendwie den gleichen Eindruck gemacht; aber dieselbe Gestalt ist sie nur, wenn Du sie auf gleiche Weise zerteilen kannst.”
           Es ist doch, als würde dies das Wesen der Gestalt aussprechen. – Aber ich sage doch: Wer über das Wesen spricht –, konstatiert bloss eine Ubereinkunft. Und da möchte man doch entgegnen: es gibt doch nichts Verschiedeneres, als ein Satz über die Tiefe des Wesens und einer – über eine blosse Ubereinkunf[g|t]. Wie aber, wenn ich antworte: der Tiefe des Wesens entspricht das tiefe Bedürfnis nach der Ubereinkunft.
           Wenn ich also sage: “es ist, als spräche dieser Satz das Wesen der Gestalt aus” – so meine ich: es ist doch, als spräche dieser Satz eine Eigenschaft des Wesens Gestalt aus! – Und man kann sagen: Das Wesen, von dem er eine Eigenschaft aussagt, und das ich hier das Wesen ‘Gestalt’ nenne, ist das Bild, das mir mit dem Wort “Gestalt” untrennbar verbunden scheint. // das Bild, das ich nicht umhin
– 204 –
kann, mir beim Wort “Gestalt” zu machen. //

 
  ? ? ?  
           Aber was für Eigenschaften der 100 Kugeln hast Du entfaltet, oder
vorgeführt
gezeigt
? – Nun, dass man diese Dinge mit ihnen tun kann. – Aber welche Dinge? Meinst Du: dass Du sie hast so bewegen können, dass sie nicht an der Tischfläche
befestigt
festgeleimt
waren? – Dies auch, aber hauptsächlich, dass keine von ihnen verschwand, dass man sie verschieben, und der Verschiebung mit den Augen folgen konnte; dass sie dabei ihre Form beibehielten. – Nicht so sehr d[as|ies], als daß diese Formationen aus ihnen entstanden & dabei indem keine von ihnen verschwand weg- oder dazukam. Du hast also physikalische Eig. der Reihe gezeigt Aber warum hast Du den Ausdruck “entfalten” gebraucht? Du hättest doch nicht gesagt, Du entfaltest die Eigenschaften einer Eisenstange, indem Du zeigst, dass sie bei so und soviel Grad schmilzt? . Und nimm einen einfachern Fall: ‘entfalte die Eigenschaften’ einer Reihe von 4 Apfeln, indem Du sie erst so:
⚬ ⚬ ⚬ ⚬ dann so: ⚬ ⚬      ⚬ ⚬
legst!
– 219 –
Und Könntest Du nicht ebenso gut sagen, Du entfaltest habest die Eigenschaften unseres Zahlengedächtnisses (z.B.)? entfaltet, wie die Eig. der Reihe? Was Du eigentlich entfaltest, ist ja wohl die Reihe der Kugeln. – Und Du zeigst, z.B. dass, wenn eine Reihe sie so und so auss[f|c]haut,
etwa
z.B.
so und so römisch numeriert ist, dass sie dann auf einfache Weise, und ohne dasss eine ˇKugel dazu- oder wegkommt, in jene andere einprägsame Form gebracht werden kann. Aber ebenso-gut konnte das doch ein psychologisches Experiment sein, das zeigt, dass Du jetzt jetzt gewisse Formen einprägsam findest, in die 100 Flecke durch blosses Verschieben gebracht werden.
           “Ich habe gezeigt, was sich mit 100 Kugeln machen lässt.” – Du hast gezeigt, dass sich diese 100 Kugeln (oder diese Kugeln dort) so entfalten liessen. Das Experiment war eines des Entfaltens (im Gegensatz
etwa
z.B.
zu einem des
Schmelzens
Verbrennens
).
           Und das psychologische Experiment konnte z.B. zeigen, wie leicht man Dich betrügen kann; dass : D Du es nämlich nicht merkst, wenn man Kugeln zu der in die Reihe dazu- oder wegschmuggelt. dazu , oder aus ihr wegherausschmuggelt. Man könnte ja auch so sagen: Ich habe gezeigt, was sich mit einer Reihe von 100 Flecken durch scheinbares Verschieben machen lässt, – welche Figuren man sich durch scheinbares Verschieben aus ihr erzeugen lassen. – Was aber habe ich in diesem Fall entfaltet?
Es kann doch z.B. nicht gut ein Entfalten der Eigenschaften von 100 römisch numerierten Kugeln genannt werden, dass sie sich arabisch bis zur Zahl 100 numerieren lassen!
Wie, wenn ich sagte: “Ich habe die Eigenschaften
– 220 –
dieser Formation (von Leuten) entfaltet”?

 
   
           
Denke
Denk
Dir, man sagte: wir entfalten die Eigenschaften eines
Vielecks
Polygons
indem wir je 3 Seiten durch eine Diagonale zusammennehmen. Es zeigt sich mir dann etwa als 1524-Eck. Will ich sagen: ich habe eine Eigenschaft des der 15 24-Eckse entfaltet? Nein. Ich will sagen, ich habe
den Charakter
eine Eigenschaft
dieses (hier gezeichneten) Vielecks entfaltet. Ich weiß jetzt daß hier ein Trick besteht. Früher wußte ich's nicht.
           Ist dies ein Experiment? Gewiss. Ich wusste ja nicht, was herauskommen würde, ja noch weiss ich, ob das Gleiche beim nächsten Versuch herauskommen wird.
Es zeigt mir etwa, was ˇfür ein Fehler jetzt da steht.
Es kann eins sein das z.B. zeigt ...
Man kann, was ich getan habe, ein Experiment des Zählens nennen.

           Ja[;| ,] wie aber, wenn ich so einen Versuch an einem Fünfeck anstelle, das ich ja schon übersehen kann? – Nun, nehmen wir einen Augenblick an, ich könnte es nicht übersehen, was (
ja
z.B.
)
der Fall sein
geschehen
kann, wenn es
sehr
zu
gross ist, und ich zu nahe binch. Dann wäre das Ziehen der Diagonalen ein Mittel, um mich davon zu überzeugen, dass das das ein Fünfeck steht ist Hab ich gezeigt daß hier ein 5-Eck steht, & war es nur überflüßig? [Meterstab] Ich könnte wieder sagen, ich habe die Eigenschaften des Polygons, das da
gezogen
gezeichnet
ist, entfaltet. – Kann ich es nun übersehen, dann kann sich doch daran nichts ändern. Es war etwa überflüssig, diese Eigenschaft zu entfalten, wie es überflüssig ist, zwei Äpfel, die vor mir liegen, zu zählen.
           Soll ich nun sagen: “es war wieder
dieses
ein
Experiment das Exp. des Zählens,
nur war ich
aber ich war/des
Ausgangs sicher”? Aber was ist hier der Ausgang? // Was ist hier der Ausgang, das Resultat des Experiments? // Aber bin ich des Ausgangs in der Weise sicher, wie des Ausgangs der Elektrolyse einer Wassermenge? Nein, sondern anders! Er_ gäbe die Elektrolyse
– 221 –
der Flüssigkeit nicht , so würde ich micht für närrisch halten, oder sagen, ich wisse jetzt überhaupt nicht mehr, was ich sagen soll.
Untersuche ich
Sehe ich
noch wieviele Striche da stehen wenn ich auf diesen Strich zeige & sage “Eins” (ihn also zähle)

           Denk Dir, ich sagte: “Ja, hier steht ein
Viereck
Quadrat
– aber schauen wir
doch
noch
nach, ob es auch durch eine Diagonale in zwei Dreiecke zerlegt wird!” Ich ziehe
dann die Diagonale
sie dann
und sage: “Ja, hier haben wir zwei Dreiecke.” Da würde man mich fragen: Hast Du denn nicht gesehen, dass es in zwei Dreiecke zerlegt werden kann? Bist Du erst jetzt überzeugt, dass hier ein Viereck steht; und warum traust ˇDu jetzt Deinen Augen mehr als früher?
Aber dann ist es ja auch ein Experiment, wenn ich die Linienˇ Diagonalen im 15-Eck garnicht ziehe, sondern nur ‘mit dem Auge’ immer so und soviele Seiten zusammennehme. Freilich, auch es so zu prüfen
kann ein Experiment sein
ist ein Experiment
. – Und
so auch, wenn
so ist es auch ein Experiment, wenn
ich
das Analoge
Analoges
an einem Quadrat
vornehme
ausführe
//
an
mit
einem Quadrat tue // ; es zeigt, ˇetwa dass ich dies (jetzt) an der Figur, die hier steht, ausführen kann – was immer das zeigen mag.
           Man könnte es ja auch “die Eigenschaften einer Reihe von Kugeln entfalten” nennen, wenn ich sie einfach zähle; und anderseits könnte man das mehrmalige Umgruppieren einer Reihe auch “ein mehrmaliges Zählen auf verschiedene Arten” nennen.
           Aber dann ist das Umgruppieren der Bilder im Film auch nur ein Zählen der Flecke. Dann muss es ja aber auch ein Experiment sein.
Denk Dir, es würde im Film
– 222 –
gezählt, indem das Numerieren der Reihe nach gefilmt würde; dann zählt hier also der Film selbst die Reihe der Flecke – aber damit es mich überzeugt, muss ich mitzählen, d.h., das gefilmte Zählen kontrollieren; denn wenn im Film falsch gezählt würde, so können kämen wir zwar dennoch zu der und der Zahl, aber ich dürfte sie nicht als Ergebnis der Zählung anerkennen. Mein Zählen besteht hier darin, die Reihenfolge der auftauchenden Ziffern zu prüfen.

 
   
*
           Aufgaben: Zahl der
Töne
Filme
, die innere Eigenschaft einer Melodie; Zahl der Blätter, – äussere Eigenschaft eines Baumes. Wie hängt das mit der Identität des Begriffes zusammen? *Ramsey

 
   
           Was zeigt uns der, der 4 Kugeln in 2 und 2 trennt, sie wieder zusammenschiebt // vereinigt // , wieder trennt etc.? Er prägt uns ein Gesicht ein und eine typische Veränderung dieses Gesichts.
 
   
– 223 –
           Denke an die möglichen Stellungen einer Gliederpuppe. Oder denk, Du hättest eine Kette mit, sagen wir 10 Gliedern und Du zeigst, was fur charakteristische (d.h. einprägsame) Figuren man mit ihr legen kann. Die Glieder seien numeriert;
so
dadurch
werden sie zu einer leicht einprägbaren Struktur, auch wenn sie in gerader Reihe liegen.

           Ich präge Dir also charakteristische Lagen und Bewegungen
der
dieser
Kette ein.
           Wenn ich nun sage: “Sieh', man kann auch das aus ihr machen” (und es vorführe), zeige ich Dir da ein Experiment? –
Es kann sein;
Im gewissen Sinne ja;
ich zeige z.B., dass man sie in diese Form bringen kann; aber daran hast Du nicht gezweifelt. Und was Dich interessiert, ist nicht etwas, was diese individuelle // eine // Kette betrifft. –
Zeigt aber
Aber ist
, was ich vorführe, nicht doch eine Eigenschaft dieser Kette? Gewiss; aber ich führe nur solche Bewegungen, solche Umformungen, vor, die einprägsamer Art sind; und Dich interessiert, diese Umformungen zu lernen. Es interessiert Dich aber darum, weil es so leicht ist, sie immer wieder, an verschiedenen Gegenständen vorzunehmen. (Rechung)

 
   
           Die Worte “Sieh, was ich aus ihr machen kann –” sind allerdings dieselben, die ich auch verwenden würde, wenn ich Dir zeigte, was ich alles aus einem Klumpen Ton z.B. formen kann. Hier würde Dich nicht so sehr ˇetwa interessieren, dass sicg sich solche Dinge aus diesem Klumpen ˇzu formen lassen, als dass ich etwa geschickt genug bin, es zu tun In einem andern Fall
– 224 –
etwa: dass dies Material sich so behandeln lässt. Hier würde man kaum sagen: ich mache Dich darauf aufmerksam’, dass sich dies machen kann, oder dass das Material dies aushält, – während man im Fall der Kette sagen würde: ich mache Dich darauf aufmerksam, dass sich dies mit ihr machen lässt. – Denn Du hättest es Dir auch vorstellen können. Aber Du kannst natürlich keine Eigenschaft
des Materials
der Kette
durch Vorstellen erkennen.
           Das Experimenthafte verschwindet, indem man den Vorgang bloss als einprägsames Bild ansieht.

 
   
           Man kann daher sa[f|g]en: Wir entfalten die Rolle Was ich entfalte, kann man sagen, ist die Rolle, die “100” in unserm Rechensystem spielt. ⌊⌊
⌋⌋
           
Man könnte doch nicht sagen,
Inwiefern kann man denn sagen:
die Rechnung analysier[t|e] das Zeichen “100”? sie setzt dem Zeichen ja etwas hin hinzu.


 
   
           (Ich schrieb einmal: “In der Mathematik sind Prozess und Resultat einander äquivalent.”)

 
   
           Und doch fühle ich, dass es eine Eigenschaft von “100” sei, dass es so erzeugt wird, oder werden kann. Aber wie kann es denn eine Eigenschaft der Struktur “100” sein, dass sie so erzeugt wird, wenn sie z.B. garnicht so erzeugt würde? Wenn niemand so multiplizierte? Doch nur, wenn man sagen könnte,
– 225 –
es ist eine Eigenschaft dieses Zeichens, Gegenstand dieser Regel zu sein, z.B.. Es ist Eigenschaft der “5”, Gegenstand der Regel “3 + “3 + 2 = 5” zu sein. Denn nur als Gegenstand der Regel ist die Zahl das Resultat der Addition jener andern Zahlen.
           Wenn ich aber nun sage: es ist Eigenschaft der Zahl ...., das Resultat der Addition von ..... nach der Regel ..... zu sein? Es ist also eine Eigenschaft der Zahl, dass sie bei der Anwendung dieser Regel auf diese Zahlen entsteht. Die Frage ist: würden wir es “Anwendung der Regel” nennen, wenn diese Zahl nicht das Resultat wäre? Und das ist dieselbe Frage wie: “Was verstehst Du unter der ‘Anwendung dieser Regel’: das, was Du etwa mit ihr machst (und Du magst sie einmal so, einmal so anwenden), oder ist ‘ihre Anwendung’ anders definiert
erklärt
ˇbestimmt
.”


 
   
           “Es ist eine Eigenschaft dieser Zahl, dass dieser Prozess zu ihr führt.” – Aber mathematisch gesprochen führt kein Prozess zu ihr, sondern sie ist das Ende eines Prozesses (gehört noch zum Prozess).

 
   
Ich entfalte die Rolle der “100” im Spiel.
           (Und es ist hier ganz gleichgültig, ob ich die Ziffer “100” betrachte, oder, z.B., 100 Striche.)

           “Zugegeben, ich interessierte mich nicht für die Eigenschaften ˇwie die: dass keine der Kugeln verschwindet, dass man sie verschieben kann, etc.[,|,] – die nehme ich alle als
– 226 –
⌊⌊?⌋⌋ als selbstverständlich hin, – aber ist es nicht dennoch eine Eigenschaft der Reihe, dass wir so sie so zerlegen und zu diesen Gestalten umgruppieren können – gegeben, dass die Kugeln jene andern Eigenschaften haben? Denn ich könnte doch sehr wohl überrascht sein, zu sehen, dass die 100 Kugeln ein solches Viereck bilden, etc.” –
           Wohl; aber wenn ich Dir diese Umformung einmal gezeigt hätte, wärest Du da ein zweites Mal wieder überrascht, dass man sie machen kann?


 
   
           Wenn Du die Eigenschaften, von denen wir oben sprachen, als selbstverständlich hinnimmst, hast Du weiter auch weiter keine Eigenschaften der Reihe demonstriert.

 
   
⌊⌊?⌋⌋            “Diese Reihe gibt durch derlei Umformungen diese Formation.” Liegt hier das Gewicht darauf, dass sie nicht eine andere Formation ergibt? – So muss es doch sein. Aber konstituiert dies nicht eben die Tatsache, dass nichts weg und nichts dazukommt?

 
   
           Aber warum fühle ich, es werde eine Eigenschaft der Reihe entfaltet, gezeigt? – Weil ich abwechselnd, was gezeigt wird, als der Reihe wesentlich, und nicht wesentlich ansehe. Oder: weil ich an diese Eigenschaften abwechselnd als externe
– 227 –
und interne denke. Weil ich abwechselnd etwas als selbstverständlich hinnehme und es bemerkenswert finde.

 
   
           Es ist eine Eigenschaft der Reihe, sich so zu bewegen.

 
   
           “Du entfaltest doch die Eigenschaften der 100 ˇKugeln, indem Du zeigst, was aus
ihnen
ihr
gemacht werden kann.” – Wie gemacht werden kann? Denn, dass das aus ihnen gemacht werden kann, daran hast ja niemand gezweifelt, es muss also um die Art und Weise gehen, wie dies aus ihnen erzeugt wird. Aber sieh' diese an! ob sie nicht etwa das Resultat schon voraussetzt. –
           Denn denke Dir, es entsteht auf diese Weise einmal dies, einmal eine anderes Resultat; würdest Du das nun hinnehmen? Würdest Du nicht sagen: “Ich muss mich geirrt haben; auf diese // dieselbe // Art und Weise musste immer das Gleiche entstehen.” Das zeigt, dass Du das Resultat der Umformung
miteinbeziehst in die
mitrechnest zur
Art und Weise der Umformung ˇrechnest. // , dass Du das Resultat in die Art und Weise der Umformung miteinrechnest. //

 
  /  
– 267 –
           Aufgabe: Soll ich es Erfahrungstatsache nennen, dass (Wie muß ‘dieses Gesicht’, ‘diese Veränderung’, erklärt sein,
damit
daß
dieses Gesicht durch diese Veränderung zu jenem wird?

 
   
           Ist die Eigenschaft, die ich ‘entfalte’ eine externe oder interne?

 
   
           Man ‘entfaltet’, was schon in der Sache liegt.

 
   
           Die Eigenschaften der Hundert entfalten heisst, durch Entfalten von 100 Gegenständen Merkmale des Begriffs 100 vor Augen führen.

 
   
           Man entfaltet eine Reihe (Formation) // – – nicht physikalische Eigenschaften
einer
der
Reihe. Und man sagt, man entfalte interne Eigenschaften der
Formation
Reihe
(das sind Merkmale, die den Begriff dieser
Formation
Reihe
kennzeichnen), wenn man vorführt, was alles Umformung dieser Formation durch Entfalten der Formation genannt wird.

 
   
           Habe ich gezeigt, dass da ein Fünfeck steht, und war es nur überflüssig?
           Wenn das Ziehen der [d|D]iagonalen hier ein Experiment war, war das ‘Ergebnis’ dasselbe, wie im vorigen Fall?

 
   
           Man sagt: diese Einteilung macht klar, was
268
da für eine Reihe von Kugeln steht. Macht sie klar, was für eine Reihe vor der Einteilung da stand, oder macht sie klar, was für eine Reihe jetzt da steht?

 
   
           ‘Ich sehe auf den ersten Blick, wieviele es sind.’ Nun wieviele sind es? ˇIst die Antwort So viele? –
Sondern
Nein! (wobei man auf die Gruppe der Gegenstände zeigt). Wie lautet sie aber?
Es sind, ‘50’, oder ‘100’, etc.

 
   
           “Die Einteilung macht mir klar, was da für eine Reihe steht”. Nun, was für eine steht da? ˇIst die AntwortDiese.”[| ?] Es muss natürlich heissen: “Eine von 100 Kugeln”, “Eine, die durch drei 3 teilbar ist”, oder dergleichen. Wie sieht lautet eine sinnvolle Antwort aus

 
   
           Habe ich gezeigt, dass da ein Fünfeck steht, und war es nur überflüssig?
           Wenn das Ziehen der Diagonalen hier ein Experiment war, war das ‘Ergebnis’ dasselbe wie im vorigen Fall?
           Oder: berechtigt mich das Ziehen der Diagonalen nun, zu sagen: “da steht ein Fünfeck”? – Aber kann es mich nicht dazu berechtigen, obwohl ich dieser Berechtigung garnicht bedarf? – Auf diese Stüt

 
   
           Auf diese Stütze liegt im Sprachspiel kein Gewicht; daher trägt sie auch nicht.

 
   
           Ich entfalte doch die geometrischen Eigenschaften
269
dieser Kette auch, indem ich die Umformungen einer andern, gleich gebauten Kette vorführe. Aber dadurch zeige ich doch nicht, was ich tatsächlich mit der ersten tun kann, wenn diese sich nämlich tatsächlich als unbiegbar, oder sonstwie physikalisch ungeeignet erweist.
           Also kann ich doch nicht sagen: ich entfalte die Eigenschaften dieser Kette.

 
   
           Wie [k|K]ann man denn Eigenschaften der Kette entfalten, die sie garnicht
besitzt
hat
?

 
   
           ‘Wir entfalten die Eigenheiten des hier gezogenen Vielecks.’ Nehmen wir an, das Vieleck wäre aus Draht ge[w|b]o[b|g]en, statt gezeichnet; wären wir noch geneigt, zu sagen: wir entfalten die Eigenschaften des gebogenen Drahtes?
           Wir entfalten sie, soll hier doch heissen, wir führen sie vor Augen, machen sie deutlich, was früher nicht
deutlich
zu sehen
war.

 
   
           Ich messe einen Tisch, und er ist 1 m lang. – Nun lege ich meinen Meterstab an einen andern Meterstab. Messe ich ihn dadurch? Finde ich, dass jener zweite Meterstab 1 m lang ist? Mache ich das gleiche Experiment der Messung, nur mit dem Unterschied, dass ich des Ausgangs sicher bin?

 
   
           Ja, wenn ich den Masstab an den Tisch anlege, messe
270
ich immer den Tisch; kontrolliere ich nicht manchmal den Masstab? Und worin liegt der Unterschied zwischen dem einen Vorgehen und dem andern?

 
   
           Ich entfalte die Eigenschaften dieses Vielecks, heisst hier, ich zeige z.B., dass es 15 Ecken hat. Ahnlich, als sagte ich: ich entfalte die Länge und Breite dieses Papiers, indem ich das Papier auseinander-falte.

 
   
           Das Entfalten ist hier eine Art Zählen.

 
   
           Das Experiment des Entfaltens einer Reihe kann uns, unter anderem, zeigen, aus wievielen Kugeln die Reihe besteht, oder aber, dass wir diese (sagen wir) 100 Kugeln so und so bewegen können.
           Die Rechnung aber des Entfaltens zeigt uns, was wir eine ‘Umformung durch blosses Entfalten’ nennen.

 
   

“Ich entfalte die Eigenschaften dieser Kette, ich zeige, was man alles aus ihr machen kann.” – Was man alles durch blosses Biegen/in
den
ihren
Gelenken aus ihr machen kann. Nun, ich könnte sagen // ich möchte vielleicht sagen // , ich zeige nicht nur physikalische, sondern auch geometrische Eigenschaften der Kette.

           Könnte man sagen: Die Glieder dieser Kette sind zwar so zusammengeschweisst, dass man sie nicht in diese Stellung bringen kann, aber es ist doch eine geometrische Eigenschaft dieser
271
Kette, dass man sie in diese Stellung bringen kann.

 
   
           “Ich zeige Dir, was man alles aus dieser Kette machen kann.” Dabei nehme ich als selbstverständlich an, dass die Glieder sich bewegen lassen, nicht brechen, sich nicht vermehren, etc. – Zeige ich Dir nun nicht eine Eigenschaft der Kette? Aber welche von den vielen Eigenschaften der Kette zeige ich?
           Ist es denn noch eine Kette, wenn sie – aus irgend einem Grunde – steif ist wie ein Stock?

















 
   
           Prüfe den Satz: Ich
schrieb
sagte
einmal, es sei keine Erfahrungstatsache: dass die Tangente einer visuellen Kurve ein Stück mit dieser gemeinsam läuft; und wenn dies eine Figur zeige, so nicht als das Resultat eines Experiments.
– 197 –
Man könnte auch sagen: Du siehst hier, dass Stücke einer kontinuierlichen visuellen Kurve gerade sind. – Aber sollte ich nicht sagen: – “Das nennst Du doch eine ‘Kurve’. – Und nennst Du dieses Stückchen nun ‘krumm’ oder ‘gerade’? – Das nennst Du doch eine ‘Gerade’, und sie enthält dieses Stück.”
           [U|A]ber warum sollte man nicht für visuelle Streckeneiner Kurve, die auch in einer Geraden liegen können // , die in einer Kurve liegen, aber auch in einer Geraden liegen können, // ein neues Wort gebrauchen? // für visuelle Strecken einer Kurve, die
selbst
allein
keine Krümmung zeigen, einen neuen Namen gebrauchen? //
           “Das Experiment des Ziehens dieser Linien hat doch gezeigt, dass sie sich nicht in einem Punkt berühren.” – Dass sie sich nicht in einem Punkt berühren? Wie sind ‘sie’ definiert? Oder: kKannst Du mir ein Bild davon zeigen, wie es ist, wenn sie sich ‘in einem Punkt berühren’? Denn warum soll ich nicht einfach sagen: das Experiment hat ergeben, dass sie – nämlich eine krumme und eine gerade Linie – einander berühren? Denn ist dies nicht, was ich “Berührung solcher Linien nenne?

 
   
           Zeichnen wir einen Kreis aus schwarzen und
– 198 –
weissen Stücken, die kleiner und kleiner werden.
“Welches dieser Stücke – von links nach rechts – erscheint Dir schon als G gerade?”
Hier mache ich
Dies ist
ein Experiment.

 
   
           Wie, wenn jemand sagte: “Die Erfahrung lehrt Dich, dass diese Linie krumm ist”? – Da wäre zu sagen, dass hier die Worte “diese Linie”, den auf dem Papier gezogenen Strich bedeuten. Man kann ja tatsächlich den Versuch anstellen und diesen Strich verschiedenen Menschen zeigen, und fragen: “was siehst Du; eine gerade, oder eine krumme Linie?” – Bemerkung über Identität
           Wenn aber jemand sagte: “Ich stelle mir jetzt eine krumme Linie vor”, und wir ihm darauf sagen: “Da siehst Du also, dass diese Linie eine krumme ist” – was für einen Sinn hätte das?
           Nun kann man aber auch sagen: “Ich stelle mir einen Kreis vor aus schwarzen und weissen Stücken, eines ist gross, gekrümmt, die folgenden werden immer kleiner, das sechste ist schon gerade.” Wo liegt hier das Experiment?
           In der Vorstellung kann ich rechnen, aber nicht experimentieren.

 
   
           Was ist die charakteristische Verwendung des Vorgangs der Ableitung als Rechnung – im Gegensatz zur Verwendung des Vorgangs als Experiment?
           Wir betrachten die Berechnung als Demonstration einer internen Eigenschaft (eine Eigenschaft des Wesens) der Strukturen. Aber was heisst das?
           Als Urbild der ‘internen Eigenschaft’ könnte dieses dienen:
10 = 3 × 3 + 1

Wenn ich nun sage: 10 Striche bestehen notwendig aus 3 mal 3 Strichen und einem Strich – das heisst doch nicht: wenn 10 Striche dastehen, so stehen immer die Ziffern und Bogen rund herum. –
– 156 –
Setze ich sie aber zu den Strichen hinzu, so sage ich, ich demonstrierte nur das Wesen jener Gruppe von Strichen. – Aber bist Du sicher, dass sich die Gruppe dazu beim Dazuschreiben jener Zeichen nicht verändert hat? – “Ich weiss nicht; aber eine bestimmte Zahl von Strichen stand da; und wenn nicht 10, so eine andre und dann hatte die eben andre Eigenschaften. –”
           Man sagt

 
   
           Man sagt: die Rechnung ‘entfaltet’ die Eigenschaft der Hundert. Was heisst es eigentlich: 100 bestehe aus 50 und 50? Man sagt: der Inhalt der Kiste besteht aus
50
fünfzig
Apfeln und
fünfzig
50
Birnen. Aber wenn Einer sagte: “der Inhalt der Kiste besteht aus
50
fünfzig
Apfeln und 50 fünfzig50 Apfeln” –, wir wüssten zunächst nicht, was er meint. – Wenn man sagt: “Der Inhalt der Kiste besteht aus 2 mal 50 Apfeln”, so heisst das entweder, es seien da zwei Abteilungen zu 50 Apfeln; oder es handelt sich etwa um eine Verteilung, in der Jeder 50 Apfel erhalten soll, und ich höre nun, dass man aus dieser Kiste zwei Leute beteilen kann.

 
   
           “Die 100 Apfel in der Kiste bestehen aus 50 und 50” – hier ist wichtig der unzeitliche Charakter von ‘bestehen’. Denn es heisst nicht, sie bestünden jetzt, oder für einige Zeit aus 50 und 50.

 
   
– 157 –
           Was ist denn das Charakteristikum der ‘internen Eigenschaften’? Dass sie immer, unveränderlich in dem Ganzen bestehen, das sie
ausmachen
bilden
; gleichsam unabhängig von allen äusseren Geschehnissen. Wie die Konstruktion einer Maschine auf dem Papier nicht bricht, wenn die Maschine selbst äusseren Kräften erliegt. – Oder ich möchte sagen: dass sie nicht Wind und Wetter unterworfen sind, wie das Physikalische der Dinge; sondern unangreifbar wie Schemen.

 
   
           Statt, “100 bestehen aus 50 und 50”, könnte man sagen: “ich lasse 1
sagen: “ich lasse 100 aus 50 und 50 bestehen”.

 
   
           Wenn wir sagen: “dieser Satz folgt aus jenem”, so ist hier “folgen” wieder unzeitlich gebraucht. (Und das zeigt, dass dieser Satz nicht das Resultat eines Experiments ausspricht.)

 
   
           Vergleiche damit: “Weiss ist heller als Schwarz”. Auch dieser Ausdruck ist zeitlos // unzeitlich // und auch er bspricht das Bestehen einer internen Relation aus.

 
   
– 162 –
           “Diese Relation besteht aber eben” – möchte man sagen. Aber die Frage ist: Hat dieser Satz einen Gebrauch – und welchen? Denn einstweilen weiss ich nur, dass mir dabei ein Bild vorschwebt (aber dies garantiert mir die Verwendung nicht) und dass die Worte einen deutschen Satz geben. Aber es fällt Dir auf, dass die Worte hier anders gebraucht werden, als im alltäglichen Fall einer nützlichen Aussage. (Wie etwa der Radmcher Radmacher bemerken kann, dass die Aussagen, die er gewöhnlich über Kreisförmiges und Gerades macht, anderer Art sind, als die, die im Euklid stehen.) Denn wir sagen: dieser Gegenstand ist heller als jener, oder, die Farbe dieses Dings ist heller als die Farbe jenes, und dann ist etwas jetzt heller und kann später dunkler sein.
           Woher die Empfindung, “Weiss ist heller als Schwarz” sage etwas über das Wesen der beiden Farben aus? –
           Aber ist die Frage überhaupt richtig gestellt? Was meinen wir denn/mit dem ‘Wesen’ von Weiss oder Schwarz? Wir denken etwa an ‘das Innere’, ‘die Konstitution’, aber das ergibt hier doch keinen Sinn. Wir sagen etwa auch: “Es liegt im Weiss, dass es heller ist ....”. Siehe Bemerkg über Identität
           Ist es nicht so: das Bild eines schw[q|a]rzen und eines weissen Flecks dient uns zugleich als Paradigma dessen, was wir unter “heller” und “dunkler” verstehen und als Paradigma für “weiss” und für “schwarz”. In so fern ‘liegt’ nun die Dunkelheit
– 163 –
‘im’ Schwarz, als sie beide von diesem Fleck dargestellt werden. Er ist dunkel, dadurch dass er schwarz ist. – Aber richtiger gesagt: er heisst “schwarz” und damit, in unserer Sprache, auch “dunkel”. Jene Verbindung, eine Verbindung der Paradigmen und Namen ist in unsrer Sprache hergestellt. Und unser Satz ist unzeitlich, weil er nur die Verbindung der Worte “weiss”, “schwarz” und “heller” mit einem Paradigma ausspricht.
           Man kann Missverständnisse vermeiden, dadurch dass man erklärt, es sei Unsinn, zu sagen: “die Farbe dieses Körpers ist heller, als die Farbe jenes”, es müsse heissen: “dieser Körper ist heller als jener”. D.h., man schliesst jene Ausdrucksform aus unserer Sprache aus. Wem sagen wir “weiß ist heller als schwarz”? Was teilt ihm das mit.

 
   
           Aber kann ich den Satz der Geometrie nicht auch ohne Beweis glauben, z.B. auf die Versicherung eines Andern hin? – Und was verliert der Satz, wenn er seinen Beweis verliert? – Ich soll hier wohl fragen: “Was kann ich mit ihm anfangen // machen // ?”, denn darauf kommt es an. den Satz auf die Versicherung des Andern annehmen – wie zeigt sich das? Ich kann ihn z.B. in weiteren Rechenoperationen verwenden, oder ich verwende ihn bei der Beurteilung eines physikalischen Sachverhalts. Versichert mich jemand z.B., 13 mal 13 sei 396, und ich glaube ihm, so werde ich mich nun wundern, dass ich 396 Nüsse nicht in 13 Reihen zu je 13 Nüssen legen kann und vielleicht annehmen, die Nüsse hätten sich von selbst vermehrt.
           Aber ich fühle mich versucht zu sagen:
– 186 –
man könne nicht glauben, dass 13 13 396 ist, man könne diese Zahl nur mechanisch vom Andern annehmen. Aber warum soll ich nicht sagen, ich glaube es? Ist denn, es glauben, ein geheimnisvoller Akt, der sozusagen unterirdisch mit der
richtigen
wahren
Rechnung in Verbindung
steht
ist
? Ich kann doch jedenfalls sagen: “ich glaube es”, und nun danach handeln.
           Man möchte fragen: “Was tut der, der glaubt, dass 13 × 13 = 396 ist?” Und die Antwort kann sein: Nun, das wird davon abhängen, ob er z.B. die Rechnung selber gemacht und sich dabei verschrieben hat, – oder ob sie zwar ein Anderer gemacht hat, er aber doch weiss, wie man so eine Rechnung macht, – oder ob ere nicht multiplizieren kann, aber weiss, dass das Produkt die Zahl der Leute ist, die in 13 Reihen zu je 13 stehen, – kurz davon, was er denn mit der Gleichung 13 × 13 = 396 anzu anfangen kann. Denn, sie prüfen, ist etwas mit ihr anfangen.

 
   
           Denkt man nämlich an die arithmetische Gleichung als den Ausdruck einer internen Relation, so möchte man sagen: “Er kann ja garnicht glauben, dass 13 13 dies ergibt, weil das ja keine Multiplikation von 13 mit 13, oder kein Ergeben ist, wenn 396 am Ende steht.” Das heisst aber, dass man das Wort “glauben” für den Fall einer Rechnung und ihres Resultats nicht anwenden will, – oder nur dann, wenn man die richtige Rechnung vor sich hat.
 
   
– 187 –
           “Was glaubt der, der glaubt 13 13 ist 396?” – Wie tief dringt er – könnte man sagen, mit seinem Glauben in das Verhältnis dieser Zahlen ein? Denn bis zum Ende – will man sagen – kann er nicht dringen, oder er könnte es nicht glauben.
           Aber wann dringt er in die Verhältnisse der Zahlen ein? Gerade während er sagt, dass er glaubt ......? Darauf wirst Du nicht bestehen – denn es ich ist leicht zu sehen, dass dieser Schein nur durch die Oberflächenform unserer Grammatik (wie man es nennen könnte) erzeugt
wird
wurde
.

 
   
           Denn ich will sagen: “Man kann nur sehen, dass 13 13 369 ist, und man kann auch das nicht glauben. Und man kann – mehr oder weniger blind – eine Regel
annehmen
anwenden
.” Und was tue ich, wenn ich dies sage? Ich mache einen Schnitt; zwischen
einer
der
Rechnung mit ihrem Resultat (d.i. einem bestimmten Bild, einer bestimmten Vorlage) und einem Versuch mit seinem
Ausgang
Ergebnis
. // zwischen einer Rechnung mit ihrem Resultat – d.i. einem bestimmten Bild, einer bestimmten Vorlage – – und dem Experiment) (mit seinem Ausgang).

 
   
           Ich möchte sagen: “Wenn ich glaube, dass
a b c
x y z
ist, – und es kommt ja vor, dass ich so etwas glaube, sage, dass ich es glaube – so glaube ich nicht den mathematischen Satz, denn der steht am Ende eines Beweises, ist das Ende ein[s|es] Beweises;
– 188 –
sondern ich glaube: dass dies die Formel ist, die dort und dort steht,
dort steht, die ich so und so erhalten werde u. dergl.” – Und dies klingt ja, als dränge ich in den Vorgang des Glaubens eines solchen Satzes ein. Während ich nur – in ungeschickter Weise – auf den fundamentalen Unterschied ˇbei scheinbarer Ähnlichkeit der Rollen deute – eines arithmetischen Satzes und eines Erfahrungssatzes, im Gegensatz zu ihrer scheinbaren Ahnlichkeit.
           Denn ich sage eben unter gewissen Umständen: “ich glaube dass
a b c
x y z
ist”. Was meine ich damit? – Was ich sage! ‒ ‒ Wohl aber ist die Frage interessant: unter was für Umständen sage ich dies, und wie sind die sie charakterisiert, im Gegensatz zu denen einer Aussage: “ich glaube, es wird regnen”? Denn was uns beschäftigt, ist ja dieser Gegensatz. Wir verlangen danach, ein Bild zu erhalten von der Verwendung der mathematischen Sätze und der Sätze “ich glaube, dass ....”, Wwo ein mathematischer Satz der Gegenstand des Glaubens ist. [Siehe S 173]

 
   
           “Du glaubst doch nicht den mathematischen Satz. –” Das heisst: “mathematischer Satz” bezeichnet mir eine Rolle für den Satz, eine Funktion, in der ein Glauben nicht vorkommt. // bezeichnet mir eine Rolle, ein Sprachspiel, worin ein Glauben nicht vorkommt //
           Vergleiche: “Wenn du sagst: ‘ich glaube, dass das Rochieren so und so geschieht’, so glaubst Du nicht die Schachregel, sondern Du glaubst etwa, dass so eine
– 189 –
Regel des Schach lautet.”

 
   
           “Man kann nicht glauben, die Multiplikation 13 × 13 liefere 369, weil das Resultat zur Rechnung gehört.” – Was nenne ich “die Multiplikation 13 13”? Nur das richtige Multiplikationsbild, an dessen unterem Ende 369 steht? oder auch eine ‘falsche Multiplikation’?
           Wie ist festgelegt, welches Bild Multiplikation 13 × 13 ist? – Ist es nicht durch die Multiplikationsregeln bestimmt? – Aber wie, wenn Dir mit Hilfe dieser Regeln heute etwas anderes herauskommt, als was in den allen Rechenbüchern steht? Ist das nicht möglich? – “Nicht, wenn Du die Regeln anwendest, wie sie!” – Freilich nicht! aber das ist ja ein Pläonasmus. Und wo steht, wie sie anzuwenden sind – und wenn es wo steht: wo steht, wie dies anzuwenden ist? Und das heisst nicht nur: in welchem Buch steht es, sondern auch, in welchem Kopf? – Was ist also die Multiplikation 13 × 13 – oder, wonach soll ich mich beim Multiplizieren richten: nach den Regeln, oder nach der Multiplikation, die in den Rechenbüchern steht – – wenn diese beiden nämlich nicht übereinstimmen? – Nun, es kommt tatsächlich nie vor, dass der, welcher rechnen gelernt hat, bei dieser Multiplikation hartnäckig etwas anderes herausbringt, als was in den Rechenbüchern steht. Sollte es aber geschenschehen; so würden wir ihn für abnorm erklären, und von seiner Rechnung weiter keine Notiz nehmen.
 
   

Bemerkung über Identität
           “Aber bin ich also in einer Schlusskette nicht gezwungen, zu gehen, wie ich gehe?” – Gezwungen? Ich kann doch wohl gehen, wie ich will! – “Aber wenn Du im Einklang mit den Regeln bleiben willst, musst Du so segen gehen.” – Durchaus nicht; ich nenne
eben
das
‘Einklang’. – “Ja, aber dann ˇDann hast du veränderst Du eben ˇverändert, oder den Sinn der Regel.” – Nein, – wer sagt, was hier ‘verändern’ und was ‘gleichbleiben’ heisst?
Wieviele Regeln immer Du mir angibst – ich gebe Dir eine Regel, die meine Verwendung Deiner Regeln rechtfertigt.

 
   
           Wir könnten auch sagen: Wenn wir den Schlussgesetzen (Schlussregeln) folgen, so liegt in einem Folgen immer auch ein Deuten.

 
   
           “Du darfst doch das Gesetz jetzt nicht auf einmal
– 158 –
anders anwenden!” – Wenn ich darauf antworte: “Ach ja, ich hatte es ja so angewandt!” oder: “Ach, so sollte ich es anwenden – !”; dann spiele ich mit. Antworte ich aber einfach: “Anders? – Das ist doch nicht anders!” – was willst Du tun? Das heißt eigentlich, daß ein Mensch mit Zeichen des Verstandes auch so handeln könnte daß wir es närrisch nennen würden.

 
   
           “Nach Dir könnte also jeder die Reihe fortsetzen, wie er will; und also auch auf irgend eine eine Weise schliessen!” Wir werden es dann nicht “die Reihe fortsetzen[|] nennen und auch wohl nicht “schliessen”.
           Denn, dass ihn Schlussgesetze nicht ˇwie die Gleise den Zug zwingen, das und das zu reden, oder zu schreiben, darüber sind wir ja einig. Und wenn Ddu sagst, er könne es zwar reden, aber er kann es nicht denken, so sage ich nur, das heisse nicht: er könne es, quasi trotz aller Anstrengung, nicht denken, sondern es heisst: zum ‘Denken’ gehört für uns wesentlich, dass er – beim Reden, Schreiben, etc. – solche Ubergange macht. Und ferner sage ich, dass die Grenze zwischen dem, was wir noch ‘denken’ und dem, was wir nicht mehr so nennen, so wenig scharf gezogen ist, wie die Grenze zwischen dem, was noch “Gesetzmässigkeit” genannt wird und dem, was wir nicht mehr so nennen.
           Nun muss ich dies aber qualifizieren: Man Denn man kann ja dochch ˇaber dennoch sagen, dass die Schlussgesetze uns zwingen; in dem
– 160 –
Sinne nämlich, wie andere
Gesetze
die Sätze
in der menschlichen Gesellschaft. Der Kanzlist, der so schliesst, wie in (210), muss es so tun; er wäre bestraft worden, wenn er anders schlösse. Wer anders schliesst, kommt allerdings in Konflikt: z.B. mit der Gesellschaft; aber auch mit andern praktischen Folgen.
           Und auch daran ist mehr etwas, als ich oben zugab, wenn Einer man sagt: Eer kann es nicht denken. Man will etwa sagen: Er kann es nicht mit persönlichem Inhalt erfüllen: er kann nicht wirklich mitgehen – mit seinem Verstand, mit [x|s]einer Person. Es ist ähnlich, wie man sagt: Diese Tonfolgen geben keinen Sinn, ich kann sie nicht mit Ausdruck singen. Ich kann nicht mitschwingen. Oder, was hier auf dasselbe hinauskommt: ich schwinge nicht mit.
           “Wenn er es redet – könnte man sagen – kann er es nur gedankenlos reden”. Und hierzu muss nur bemerkt werden, dass das ‘gedankenlose’ Reden sich von einem andere anderen wohl auch manchmal durch das unterscheidet, was beim Reden im Redenden an Vorstellungen, Empfindungen, und anderem, vor sich geht, dass aber diese
Begleitung
begleitenden Vorgänge
nicht das ‘Denken’ ausmachent und ihr Fehlen noch nicht die ‘Gedankenlosigkeit’.
[Siehe Lesen] Experiment
˃ Bd XII S. 103/1
7

 
   

           Inwiefern ist das logische Argument ein Zwan[f|g]? “Du gibst doch
das
das
zu, – und das zu; dann musst du auch das zugeben!” Das ist die Art, jemanden zu zwingen. D.h., man kann so tatsächlich Menschen zwingen, etwas zuzugeben. – Nicht anders, als wie man Einen etwa dazu zwingen kann, dorthin zu gehen, indem man gebietend mit dem Finger dorthin zeigt. Siehe Gesetz unerbittlich
           [193] Denke, ich zeige in so einem Fall mit zwei Fingern zugleich in zwei verschiedenen Richtungen und stelle es damit dem Andern frei, in welcher der beiden Richtungen er gehen will – ein andermal zeige ich nur in einer Richtung; so kann man das auch so ausdrücken: mein erster Befehl habe ihn nicht gezwungen, in einer Richtung zu gehen, wohl aber der zweite. Das ist aber eine Aussage, die angeben soll, welcher Art meine Befehle waren; aber nicht, in welcher Art sie wirken, ob sie den und den tatsächlich zwingen, d.h., ob er ihnen gehorcht.

 
   
           Es schien zuerst, als sollten diese Uberlegungen zeigen, dass, ‘was ein logischer Zwang zu sein scheint, in Wirkleichkeit nur ein psychologischer ist’ – und da fragte es sich doch: kenne ich also beide Arten des Zwanges?! –
           Denke Dir, es würde der Ausdruck gebraucht: “Das Gesetz § .... bestraft den Mörder mit dem Tode.” Das könnte doch nur heissen, dieses Gesetz laute:
so & so
u.s.w.
. Jene Form des Ausdrucks aber könnte sich uns aufdrängen, weil das Gesetz Mittel ist, wenn der Schuldige der Bestrafung zugeführt wird. – Nun reden wir von ‘Unerbittleichkeit’ bei denen, die jemand bestrafen. Da könnte es uns einfallen, zu sagen: das Gesetz ist unerbittlicher als alle Menschen, denn sie können den Schuldigen laufen lassen, das Gesetz richtet ihn hin. // : das Gesetz ist unerbittlich: die Menschen können den Schuldigen
– 183 –
laufen lassen, das Gesetz richtet ihn hin. // (Ja auch: “das Gesetz richtet ihn immer hin”.) – Wozu ist so eine Ausdrucksform zu gebrauchen? – Zunächst sagt dieser Satz ja nur, im Gesetz stehe das und das, und die Menschen richten sich manchmal nicht danach. Dann aber zeigt er doch das Bild des
einen
einen
unerbittlichen – und vieler laxer Richter. Er dient darum als Ausdruck des Respekts vor dem Gesetz. Endlich aber kann man die Ausdrucksform auch so gebrauchen, dass man ein Gesetz ‘unerbittlich’ nennt, wenn es eine Möglichkeit der Begnadigung nicht vorsieht, und im entgegensetzten Fall etwa ‘einsichtig’. Bemerkung: “.... die Wellen der Sprache ...”
Siehe Bemerkungen gegen das Ende Bd XIII8

           Wir reden nun von der ‘Unerbittlichkeit’ der Logik; und denken uns die logischen Gesetze unerbittlich, unerbittlicher noch, als die Naturgesetze. Wir machen nun darauf aufmerksam, wie das Wort “unerbittlich” auf mehrerlei Weise angewendet wird. Es entsprechen unsern logischen Gesetzen sehr allgemeine Tatsachen der täglichen Erfahrung. Es sind die, die es uns möglich machen, jene Gesetze immer wieder auf einfache Weise) (mit Tinte auf Papier z.B.) zu demonstrieren. Sie sind zu vergleichen mit jenen Tatsachen, welche die Messung mit dem Metermass leicht ausführbar und nützlich machen. Das legt den Gebrauch gerade dieser Schlussgesetze nahe, und nun sind wir unerbittlich in der Anwendung dieser Gesetze. Weil wir ‘messen’; und es gehört zum Messen, dass Alle das gleiche Mass haben. Ausserdem aber kann man unerbittliche, d.h., eindeutige, von nichteindeutigen Schlussregeln unterscheiden, ich meine von solchen, die uns eine Alternative freistellen.
 
   
           “Ich kann doch nur folgern, was wirklich folgt!” – D.h.: was die logische Maschine wirklich hervorbringt. Die logische Maschine, das wäre eine Art Weltäther; ein alles durchdringender ätherischer Mechanismus. – Und [v|V]or diesem Bild
ist zu
muss man
warnen.

 
   
           Denk Dir ein Material härter und fester als irgend ein anderes. Aber wenn man einen Stab aus diesem Stoff aus der horizontalen in die vertikale Lage bringt, so zieht er sich zusammen; oder denk Dir, er biegte sich, wenn man ihn aufrichtet und ist dabei so hart, dass man ihn auf keine andere Weise biegen kann. – (Ein Mechanismus aus diesem Stoffˇ hergestellt, etwa eine Kurbel, Pleuelstange und Kreuzkopf. Andere Bewegungsweise des Kreuzkopfs.)
           Oder: eine Stange biegt sich, wenn man ihr eine gewisse Masse nähert; gegen alle Kräfte aber, die wir auf sie wirken lassen, ist sie vollkommen starr. Denk Dir, die Führungsschienen ˇdes Kreuzkopfs biegen sich und strecken sich wieder, wenn die Kurbel sich ihnen nähert und sich wieder entfernt. Ich nähme aber an, dass keinerlei besondere äussere Kraft dazu nötig ist, dies hervorzurufen. Dieses Benehmen der Schienen würde wie das, eines lebenden Wesens anmuten.
           Wenn wir sagen: “Wenn die Glieder des Mechanismus ganz starr wären, würden sie sich so und so bewegen”, was ist das Kriterium dafür, dass sie ganz starr sind? Ist es, dass sie gewissen Kräften widerstehen? oder, dass sie sich so
– 211 –
und so bewegen?
           Denke, ich sage: “das ist das Bewegungsgesetz des Kreuzkopfes (die Zuordnung seiner Lage – zur Lage der Kurbel etwa), wenn sich die Länge der Kurbel und der Pleuelstange nicht ändern”. Das heisst wohl: Wenn sich die Lagen der Kurbel und des Kreuzkopfes so zueinander verhalten, dann sage ich, dass die Länge der Pleuelstange gleich bleibt.

 
   
           “Wenn die Teile ganz starr wären, würden sie sich so bewegen”: ist das eine Hypothese? Es scheint, nein. Denn wenn wir sagen: “die Kinematik beschreibt die Bewegungen des Mechanismus unter der Voraussetzung, dass seine Teile vollkommen starr sind”, so geben wir einerseits zu, dass diese Voraussetzung in der Wirklichkeit nie zutrifft, anderseits soll es keinem Zweifel unterliegen, dass vollkommen starre Teile sich so bewegen würden. Aber woher diese Sicherheit? Es handelt sich hier wohl nicht um Sicherheit, sondern um eine Bestimmung, die wir getroffen haben. Wir wissen nicht, dass Körper, wenn sie (nach den und den Kriterien) starr wären, sich so bewegen würden; wohl aber würden wir (unter Umständen) Teile ‘starr’ nennen, die sich so bewegen – denke in so einem Fall immer daran, dass ja die Geometrie (oder Kinematik) keine Messmethode spezifiziert, wenn sie von gleichen Längen oder vom Gleichbleiben einer Länge spricht.
           Wenn wir also die Kinematik etwa die Lehre von der Bewegung vollkommen starrer Maschinenteile nennen, so
– 212 –
liegt hierin einerseits eine Andeutung über die (mathematische) Methode: wir bestimmen gewisse Distanzen als die Längen der Maschinenteile, // von Maschinenteilen // , die sich nicht ändern; anderseits eine Andeutung über die Anwendung des Kalküls.

 
   
           Die Härte des logischen Muss. Wie, wenn man sagte: das Muss der Kinematik ist viel härter, als das kausale Muss, das einen Maschinenteil zwingt, sich so zu bewegen,
– 228 –
wenn der andere sich so bewegt? –
           Denk Dir, wir würden die Bewegungsweise des ‘vollkommen Starren’ Mechanismus durch ein kinematographisches Bild, einen Zeichenfilm, darstellen. Wie, wenn man sagen würde, dies Bild sei vollkommen hart, und damit meinte, wir hätten dieses Bild als Darstellungsweise genommen, – was immer die Tatsachen seien, wie immer sich die Teile
eines
des
wirklichen Mechanismus biegen, oder dehnen mögen. – Das wäre ähnlich, als dächte man sich die Länge des Meters unendlich hart: weil sie gleichbleibe, wie immer auch die Längen der Dinge sich änderten, weil sie, von den Kräften, die die Dinge ausdehnen und zusammendrücken, unbeeinflusst sei.

 
   
           Die Maschine (ihr Bau) als Symbol für ihre Wirkungsweise: Die Maschine – könnte ich zuerst sagen, – ‘scheint ihre Wirkungsweise schon in sich zu haben’. Was heisst das?
           Indem wir die Maschine kennen, scheint alles Ubrige, nämlich die Bewegungen, die sie machen wird, schon ganz bestimmt zu sein. Siehe Anfang des zweiten Teiles
           “Wir reden so, als nnten sich diese Teile nur so bewegen, als könnten sie nichts andres tun.”
           Wie ist es –: vergessen wir also die Möglichkeit, dass sie sich biegen, abbrechen, schmelzen können, etc.? Ja; wir denken in vielen Fällen garnicht daran. Wir gebrauchen eine Maschin[,|e], oder das Bild einer Maschine, als Symbol für eine bestimmte Wirkungsweise. Wir teilen z.B. Einem
– 229 –
dieses Bild, mit und setzen voraus, dass er die Erscheinungen der Bewegungen der Teile aus ihm ableitet. (So wie wir jemand eine Zahl mitteilen können, indem wir sagen, sie sei die fünfundzwanzigste der Reihe: 1, 4, 9, 16, ....)
           “Die Maschine scheint ihre Wirkungsweise schon in sich zu haben” heisst: Du bist geneigt, die künftigen Bewegungen der Ma[w|s]chine in ihrer Bestimmtheit Gegenständen zu vergleichen, die schon in einer Lade liegen und von uns nun herausgeholt werden.
           So aber reden wir nicht, wenn es sich darum handelt, dass wirkliche Verhalten einer Maschine vorauszusagen; da vergessen wir, im allgemeine[,|n], nicht die Möglichkeiten der Deformation der Teile etc.
           Wohl aber, wenn wir uns darüberw wundern, wie wir denn die Maschine als Symbol einer Bewegungsweise verwenden können – da sie sich doch auch ganz anders bewegen kann.
           Nun, wir könnten sagen, die Maschine, oder ihr Bild, stehe als Anfang einer Bilderreihe, die wir aus diesem Bild abzuleiten gelernt haben.
           Wenn wir aber bedenken, dass sich die Maschine auch anders hätte bewegen können, so erscheint es uns leicht, als müsste in der Maschine als Symbol ihre Bewegungsart noch viel bestimmter enthalten sein, als in der wirklichen Maschine. Es genüge da nicht, dass dies die erfahrungsmässig vorausbestimmten Bewegungen
sind
seien
, sondern sie müssten eigentlich – in einem mysteriösen Sinne – bereits gegenwärtig sein. Und
– 230 –
es ist ja wahr: die Bewegung des Maschinensymbols ist in anderer Weise vorausbestimmt, als die einer gegebenen wirklichen Maschine.

 
   
           “Es ist, als könnten wir die ganze Verwendung des Wortes mit einem Schlag erfassen.” – Wie was z.B.? – Kann man sie nicht – in gewissem Sinne – mit einem Schlag erfassen? Und in welchem Sinne kannst Du dies nicht? Es ist eben, als könnten wir sie in einem noch viel direkteren Sinne mit einem Schlag erfassen. Aber hast Du dafür ein Vorbild,? Nein. Es bietet sich uns nur diese Ausdrucksweise an. Aals das Resultat sich kreuzender Bilder // Gleichnisse // .

 
   
           Du hast kein Vorbild dieser übermässigen Tatsache, aber Du wirst dazu verführt, einen Uber-Ausdruck Uber-Ausdruck zu gebrauchen. Siehe “Ist es eine Verwechslung?”

 
   
           Wann denkt man denn: die Maschine habe ihre möglichen Bewegungen schon in irgend einer mysteriösen Weise in sich? – Nun, wenn man philosophiert. Und was verleitet uns, das zu denken? Die Art und Weise, wie wir von der Maschine reden. Wir sagen z.B., die Maschine habe (besässe) diese Bewegungsmöglichkeiten, wir sprechen von der ideal staren starren Maschine, die sich nur so und so bewegen könne. ‒ ‒ Die Bewegungsmöglichkeit, was ist sie? Sie ist nicht die Bewegung; aber sie scheint auch nicht die blosse physikalische
– 231 –
Bedingung der Bewegung zu sein, etwa, dass zwischen Lager und Zapfen ein gewisser Zwischenraum ist, der Zapfen nicht zu streng ins Lager passt. Denn dies ist
nur
zwar
erfahrungsmässig die Bedingung der Bewegung, ˇaber man kone könnte sich die Sache auch anders vorstellen. Die Bewegungsmöglichkeit soll
eher ein
mehr wie ein
Schatten der Bewegung selber sein. Aber kennst Du so einen Schatten? // Aber hier wieder: Kennst Du so einen Schatten? // Und unter Schatten verstehe ich nicht irgendein Bild der Bewegung; denn dies Bild müsste ja nicht das Bild gerade dieser Bewegung sein. Aber die Möglichkeit dieser Bewegung muss die Möglichkeit gerade dieser Bewegung sein. (Sieh', wie hoch die Wellen der Sprache hier gehen.)
           Die Wellen legen sich,
bald
so wie
wir uns fragen: wie gebrauchen wir denn, wenn wir von einer Maschine reden, das Wort “Möglichkeit der Bewegung”[)|?] – Woher kamen aber dann
die
diese
seltsamen Ideen? Nun, ich zeige Dir die Möglichkeit der Bewegung etwa durch ein Bild der Bewegung: ‘also ist die Möglichkeit etwas der Wirklichkeit Ahnliches’. Wir sagen: “es bewegt sich noch nicht, aber es hat schon die Möglichkeit sich zu bewegen”, ‘also ist die Möglichkeit etwas der Wirklichkeit sehr Nahes’. Wir mögen zwar bezweifeln, ob die und die physikalische Bedingung, diese Bewegung möglich macht, aber wir diskutieren nie, ob dies die Möglichkeit dieser oder jener Bewegung sei: ‘also steht die Möglichkeit der Bewegung zur Bewegung selbst in einer einzigartigen Relation, enger, als die des Bildes zu seinem Gegenstand’, denn es kann bezweifelt
– 232 –
werden, ob dies das Bild dieser dieses oder jenes Gegenstandes ist. // denn es kann gefragt werden, wessen Bild dies Bild ist. // Wir sagen: “die Erfahrung wird lehren, ob dies dem Zapfen diese Bewegungsmöglichkeit gibt”, aber wir sagen nicht: “die Erfahrung wird lehren, ob dies die Möglichkeit dieser Bewegung ist”: ‘also ist es nicht Erfahrungstatsache, dass diese Möglichkeit die Möglichkeit gerade dieser Bewegung ist’.
           Wir achten auf unsere eigene Ausdrucksweise, diese Dinge betreffend, verstehen sie aber nicht, sondern missdeuten sie. Wir sind, wenn wir philosophieren, wie Wilde, wie primitive Menschen, die die Ausdrucksweise zivilisierter Menschen hören, sie missdeuten und nun die seltsam[sten|e]
Schlüsse
Schluss
aus
ihrer
dieser
Deutung ziehen.
           Denke Dir, es verstünde eine Einer unsere Vergangenheitsform nicht: “er ist hier gewesen”. ‒ ‒ Er sagt: [|e]r “‘er ist’, das ist die Gegenwart, also sagt
der
jener
Satz, dass die Vergangenheit in einem gewissen Sinne gegenwärtig ist”.


 
   
           “Aber ich meine nicht, dass, was ich jetzt (beim Erfassen) tue, die künftige Verwendung kausal und erfahrungsgemäss bestimmt, sondern dass, in einer seltsamen Weise diese Verwendung selbst in
irgendwie
irgendeinem Sinne
, gegenwärtig ist.” – Aber ‘in irgendeinem Sinne’ ist sie es ja! (Wir sagen ja auch: “die Ereignisse der vergangenen Jahre sind mir gegenwärtig”.) Eigentlich ist an dem, was Du
– 233 –
sagst, falsch nur der Ausdruck: “in seltsamer Weise”. Das Ubrige ist richtig; und seltsam erscheint der Satz nur, wenn man sich zu ihm ein anderes Sprachspiel vorstellt, als das, worin wir ihn tatsächlich verwenden. (
Ein Freund
Jemand
sagte mir, er habe sich als Kind darüber gewundert, wie denn
ein
der
Schneider ein Kleid nähe – er dachte, dies heiss[t|e] hieße, es werde durch blosses Nähench ein Kleid erzeugt, indem man etwa Farb nämlich Faden an Faden legt und aneinander näh[t|e] genäht würde.)

 
   
           Die unverstandene Verwendung des Wortes wird als Ausdruck eines seltsamen Vorgangs gedeutet. (Wie man sich die Zeit als seltsames Medium, die Seele als seltsames Wesen denkt.)
           Die Schwierigkeit aber entsteht hier in allen Fällen durch die Vermischung // Verwechslung // von “ist” und “heisst”.

 
   
           Die Verbindung, die keine kausale, erfahrungsmässige, sondern eine viel strengere und härtere sein soll, ja, so fest, dass das Eine irgendwie schon das Andere ist, ist immer eine Verbindung in der Grammatik.

 
   
           Woher weiss ich, dass dies Bild meine Vorstellung von der Sonne ist? – Ich nenne es Vorstellung von der Sonne. Ich verwende es als Bild der Sonne.

 
   
– 234 –
           “Es ist, als könnten wir die ganze Verwendung des Wortes mit einem Schlag erfassen.” – Wir sagen ja, dass wir es tun. D.h., wir beschreiben ja, manchmal, was geschieht // was wir tun // , mit diesen Worten. Aber es ist an dem, was geschieht, nichts Erstaunliches, nichts Seltsames. Seltsam wird es, wenn wir dazu geführt werden, zu denken, dass die künftige Entwickelung auf irgendeine Weise schon im Akt des Erfassens gegenwärtig sein muss und doch nicht gegenwärtig ist. – Denn wir sagen, es
sei
bestehe
kein Zweifel, dass wir das Wort ..... verstehen und anderseits liegt seine, Bedeutung in seiner Verwendung. Es ist kein Zweifel, dass ich jetzt Schach spielen will; aber das Schachspiel ist dies Spiel durch alle seine Regeln (u.s.f.). Weiss ich also nicht, was ich spielen wollte, ehe ich gespielt habe? Oder aber, sindqlle alle Regeln in meinem Akt der Intention enthalten? Ist es nun Erfahrung, die mich lehrt, dass auf diesen Akt der Intention für gewöhnlich diese Art des Spielens folgt? Kann ich also doch nicht sicher sein, was ich zu tun beabsichtigte? Und wenn dies Unsinn ist, welcherlei über-starre Verbindung besteht zwischen dem Akt der Absicht und dem Beabsichtigten? ‒ ‒ Wo ist die Verbindung gemacht zwischen dem Sinn der Worte “Spielen wir eine Partie Schach!” und allen Regeln des Spiels? – Im Regelverzeichnis des Spiels, im Schachunterricht, in der täglichen Praxis des Spielens.

 
   
           Die logischen Gesetze sind allerdings
– 209 –
der Ausdruck von ‘[d|D]enkgewohnheiten’, aber auch von der Gewohnheit zu denken // des Denkens // . D.h., man kann sagen, sie zeigten: wie Menschen denken und auch, was Menschen “denken” nennen. Bemerkung über Denkgew. & Denkfaulh. im Notizbuch9
Siehe auch S. 173

 
   
           Frege nennt ‘ein Gesetz des menschlichen Fürwahrhaltens’: “Es ist den Menschen .... unmöglich, einen Gegenstand als von ihm selbst verschieden anzuerkennen”. – Wenn ich denke, dass mir das unmöglich ist, so denke ich, dass ich versuche, es zu tun. Ich schaue also auf meine Lampe und sage: “diese Lampe ist verschieden von ihr selbst”. (Aber es rührt sich nichts.) Ich sehe nicht etwa, dass es falsch ist, sondern ich kann damit garnichts anfangen. [|(]Ausser, wenn die Lampe im Sonnenlicht flimmert, dann kann ich das ganz gut durch diesen Satz ausdrücken.[|)] Man kann sich auch in eine Art Denkkrampf versetzen, in welchem man tut, als versuchte man
:
,
sich anstellt: man versuche, das Unmögliche zu denken // etwas ‘Unmögliches’ zu denken // und es gelänge nicht. Ahnlich, wie man auch tun kann, als versuchte man (vergeblich) einen Gegenstand aus der Ferne durch blosses Wollen an sich ˇheran zu ziehen. (Dabei schneidet man ˇetwa gewisse Gesichter, so, als wollte man dem Ding durch Mienen zu verstehen geben, es solle herkommen.) Siehe Bemerkg. über Identität

 
   
           Die Sätze der Logik sind ‘Denkgesetze’, ‘weil sie das Wesen des menschlichen Denkens zum Ausdruck bringen’ – richtiger aber: weil sie das Wesen, die Technik* *Watson, des Denkens zum Ausdruck bringen, oder zeigen. Sie zeigen, was das Denken ist, und auch Arten des Denkens.

 
   
           Die Logik – kann man sagen – zeigt, was wir unter “Satz” und unter “Sprache” verstehen. –

 
   
           Denk Dir diese seltsame Möglichkeit: Wir hätten uns bisher immer in der Multiplikation 12 × 12 verrechnet. Ja, es ist unbegreiflich, wie das geschehen konnte, aber es ist geschehen. Also ist alles falsch, was man so ausgerechnet hat! ‒ ‒ Aber was macht
es
das
? Es macht ja garnichts! – Dann muss also etwas falsch sein in unsrer Idee von Wahrheit und Falschheit der
arithmetischen
mathematischen
Sätze.

 
   
           Aber ist es denn unmöglich, dass ich mich in der Rechnung geirrt habe? Und wie, wenn mich ein Teufelchen irrt, so dass ich irgend etwas immer wieder übersehe, so oft ich auch, Schritt für Schritt nachrechne. Sodass, wenn ich aus der Verhexung erwachte, ich sagen würde: “ja, war ich denn blind!” – Aber welchen Unterschied macht es, wenn ich dies ‘annehme’? Ich könnte dann sagen: “Ja ja, die Rechnung ist gewiss falsch – aber so rechne ich. Und das nenne ich nun addieren, und diese Zahl die Summe dieser beiden.”

 
   
           Denke, jemand würde so behext, dass er rechnete: also 4 × 3 + 2 = 10
Nun soll er seine Rechnung anwenden. Er nimmt viermal 3 Nüsse und noch 2, und verteilt sie unter 10 Leute; und jeder erhält eine Nuss: denn er teilt sie, den Bögen der Rechnung entsprechend, aus und so oft er Einem eine zweite Nuss gibt, ist sie verschwunden.
ˇ Widerspruch

 
   
           Man könnte auch sagen; Du schreitest in dem Beweis von Satz zu Satz; aber lässt Du Dir daenn auch eine
– 177 –
Kontrolle dafür gefallen, dass Du richtig gegangen bist? – Oder sagst Du bloss, “Es muss stimmen” und misst alles andere mit dem Satz, den Du erhältst?

 
   
           Denn, wenn es so ist, dann schreitest Du nur von Bild zu Bild.

 
   
           Es könnte praktisch sein, mit einem Masstab zu messen, der die Eigenschaft hat, sich auf etwa die Hälfte seiner Länge zusammen zu ziehen, wenn er aus diesem Raum in jenen gebracht wird. Eine Eigenschaft, die ihn unter andern Verhältnissen zum Masstab untauglich machen würde.
           Es könnte praktisch sein, beim Abzählen einer Menge, unter gewissen Umständen, Ziffern auszulassen; sie abzuzählen: 1, 2, 4, 5, 7, 8, 10.

 
   
           Was geht da vor, wenn Einer versucht, eine Figur mit ihrem Spiegelbild durch Verschieben in der Ebene zur Deckung zu bringen und es ihm nicht gelingt? Er legt sie in verschiedener Weise aufeinander, blickt auf die Teile, die sich nicht decken, ist unbefriedigt, sagt etwa: “es muss doch gehen, und legt die Figuren wieder anders zusammen.
           Was geht vor, wenn Einer versucht ein Gewicht aufzuheben und es ihm nicht gelingt, weil das Gewicht zu schwer ist? Er nimmt die und die Stellung ein, fasst das Gewicht an und spannt die und die Muskeln an, dass lässt er es los und gibt etwa Zeichen der Unbefriedigung.
           Worin zeigt sich die geometrische, logische, Unmöglichkeit der ersten Aufgabe?
           “Nun er hätte doch an einem Bild oder in anderer Weise zeigen können, wie das aussieht, was er im zweiten Versuch anstrebt.” Aber er behauptet, das auch im ersten Fall zu k[o|n]nen können, indem er zwei gleiche, kongruente, Figuren miteinander zur
– 241 –
Deckung bringt. – Was sollen wir nun sagen? Dass diese beiden Fälle eben verschieden sind? Aber
das
so
sind ja auch Bild und Wirklichkeit im zweiten Fall.

 
   
           Was wir liefern, sind eigentlich Bemerkungen zur Naturgeschichte des Menschen; aber nicht kuriose Beiträge, sondern
Feststellungen von Fakten
solche Feststellungen
, an
welchen
denen
niemand gezweifelt hat, und die dem Bemerktwerden nur entgehen, weil sie ständig vor unsern Augen sind. // weil sie sich ständig vor unsern Augen herumtreiben. //

 
   
           Wir lehren jemand eine Methode, Nüsse unter Leute zu verteilen; ein Teil dieser Methode ist das Multiplizieren zweier Zahlen im Dezimalsystem.
           Wir lehren jemand ein Haus errichten; dabei auch, wie er sich die genügenden Mengen von Material, etwa Brettern, anschaffen soll, hiezu eine Technik des Rechnens. Die Technik des Rechnens ist ein Teil der Technik des Hausbaues.
           Leute verkaufen und kaufen Scheidtholz; die Stösse werden mit einem Masstab gemessen, die Masszahlen der Länge, Breite, Höhe multipliziert, und was dabei herauskommt,
– 172 –
ist die Zahl der Groschen, die sie zu fordern und zu geben haben. Sie wissen nicht, ‘warum’ dies so geschieht, sondern sie machen es einfach so: so wird es gemacht. – Rechnen diese Leute nicht?

 
   
           Wer so rechnet, muss er einen ‘arithmetischen Satz’ aussprechen? Wir lehren freilich die Kinder das Einmaleins in Form von Sätzchen, aber ist das wesentlich? Warum sollten sie nicht einfach: rechnen lernen? Und wenn sie es können, haben sie nicht Arithmetik gelernt?

 
   
           Aber in welchem Verhältnis steht dann die Begründung eines Rechenvorgangs zu der Rechnung selbst?

 
   
           “Ja, ich verstehe, dass dieser Satz aus diesem folgt.” – Verstehe ich, warum erfolgt er folgt, oder verstehe ich nur, dass er folgt?

 
   
           Wie, wenn ich gesagt hätte: Jene Leute zahlen für's Holz auf Grund der Rechnung; sie lassen sich die Rechnung als Beweis dafür gef[f|a]llen, dass sie soviel zu zahlen haben. – Nun, es ist einfach eine Beschreibung ihres Vorgehens (Benehmens).
 
   
           Jene Leute – würden wir sagen – verkaufen das Holz nach dem Kubikmass – – aber haben sie darin recht? Wäre es nicht richtiger, es nach dem Gewicht zu verkaufen – oder nach der Arbeitszeit des Fällens – oder nach der Mühe des Fällens, gemessen am Alter und an der Stärke des Holzfällers? Und warum sollten sie es nicht für einen Preis hergeben, der von alledem unabhängig ist: jeder Käufer zahlt ein und dasselbe, wieviel immer er nimmt (man hat gefunden, dass man so leben kann). Und ist etwas dagegen zu sagen, dass man das Holz einfach verschenkt?

 
   
           Gut; aber wie, wenn sie das Holz in Stösse von
– 174 –
beliebigen, verschiedenen Höhen schlichteten und es dann zu einem Preis proportional der Grundfl“che der Stösse verkauften?
           Und wie, wenn sie dies sogar mit den Worten begründeten: “Ja, wer mehr Holz kauft, muss auch mehr zahlen.”

 
   
           Wie könnte ich ihnen nun zeigen, dass – wie ich sagen würde – der nicht wirklich mehr Holz kauft, der einen Stoss von grösserer Grundfläche kauft? – Ich würde z.B. einen, nach ihren Begriffen, kleinen Stoss nehmen und ihn durch Umlegen der Scheiter in einen ‘grossen’ verwandeln. Das könnte sie überzeugen – vielleicht aber würden sie sagen: “ja, jetzt ist es viel Holz und kostet mehr” – und damit wäre es Schluss. – Wir würden in diesem Falle wohl sagen: sie meinen nicht mit “viel Holz” und “wenig Holz” einfach nicht das Gleiche, wie wir; und sie haben ein ganz anderes System der Bezahlung, als wir.

 
   
           Frege sagt im Vorwort der Grundgesetze d.Arithm.: “..... hier haben wir eine bisher unbekannte Art der Verrücktheit” – aber er hat nie angegeben, wie diese ‘Verrücktheit’ wirklich aussehen würde.

 
   
           (Eine Gesellschaft, die so handelt, würde uns vielleicht an die “Klugen Leute” in dem Märchen erinnern.) ˇ [Der Satz S 173 “Die Logik .....” könnte vielleicht hierher kommen]
 
   
– 175 –
           Worin besteht die Ubereinstimmung der Menschen
bezüglich der
in Bezug auf die
Anerkennung einer Struktur als Beweises? Darin. dass sie Worte als Sprache gebrauchen? Als das, was wir “Sprache nennen.
           Denke Dir Menschen, die Geld im Verkehr gebrauchten, nämlich Münzen, die so aussehen wie unsere Münzen, aus Gold oder Silber sind und geprägt; und sie geben sie auch für Waaren her – – aber jeder gibt für die Waaren, was ihm gerade gefällt und der Kaufmann gibt dem Kunden nicht mehr, oder weniger, je nachdem er bezahlt; kurz, dies Geld, oder was so aussieht, spielt bei ihnen eine ganz andere Rolle als bei uns. Wir würden uns diesen Leuten viel weniger verwandt fühlen, als solchen, die noch gar kein Geld kennen, und eine primitive Art des Tauschhandels treiben. – “Aber die Münzen dieser Leute werden doch auch einen Zweck haben!” – Hat denn alles, was man tut, einen Zweck? Etwa religiöse Handlungen –.
           Es ist schon möglich, dass wir geneigt wären, Menschen, die sich so benehmen, Verrückte zu nennen. Aber doch nennen wir nicht alle die Verrückte, die in den Formen unserer Kultur ähnlich handeln, Worte ‘zwecklos’ verwenden. (Denke an die Krönung eines Königs!)

 
   
           Zum Beweis gehört Ubersichtlichkeit. Wäre der Prozess, durch den ich das Resultat erhalte, unüb[r|e]rsehbar, so könnte ich zwar das Ergebnis, dass diese Zahl herauskommt, ver-
– 176 –
merken – welche Tatsache aber soll es mir bestätigen? ich weiss nicht: ‘was herauskommen soll’.

 
   
           Wäre es möglich, dass Leute heute eine unsrer Berechnungen durchgingen und von den Schlüssen befriedigt wären, morgen aber ganz andere Schlüsse ziehen wollen, und einen anern andern Tag wieder andere?
           Ja, kann man sich nicht denken, dass dies mit einer Gesetzmässigkeit so geschähe
! dass
; dass
, wenn er einmal diesen Ubergang macht, er ‘eben darum’ das nächste Mal einen andern macht, und darum (etwa) das nächste Mal wieder den ersten? (Ahnlich, wie wenn in einer Sprache die Farbe, die einmal “rot” genannt wird, darum beim nächsten Male anders genannt würde und beim übernaechsten wieder “rot”, u.s.f.; dies könnte Menschen so natürlich sein. Man könnte es ein Bedürfnis nach Abwechslung nennen.) Sind unsere Schlußgesetze ewig & unveränderlich?

 
   
– 173 –
           Wer uns erinnert: “Die Kette der Gründe hat ein Ende”, stellt den Ursprung der Kette mit ihrer Mitte zusammen, dass wir den Unterschied wahrnehmen, ‘Schau dass an – und schau das an! Präg' Dir diese beiden Formen ein!’

 
   
           Ist es nicht so: Solange man denkt, IV g 1 es kann nicht anders sein, zieht man logische Schlüsse.
           Das heisst wohl: Ssolange das und das gar nicht in Frage gezogen wird.
           Die Schritte, welche man nicht in Frage zieht, sind logische Schlüsse. Aber man zieht sie nicht darum nicht
– 159 –
in Frage, weil sie ‘sicher der Wahrheit entsprechen’ – oder dergl. – sondern, dies ist eben, was man ‘Denken’, ‘Sprechen’, ‘Schliessen’, ‘Argumentieren’, nennt. Es handelt sich hier garnicht um irgendeine Entsprechung des Gesagten mit der Realität; vielmehr ist die Logik vor einer solchen Entsprechung; nämlich in dem Sinne, in welchem die Festlegung der Methode Messmethode vor der Richtigkeit oder Falschheit einer Längenangabe.
Siehe S. 173
Ist die Maßeinheit willkürlich
˃ 3 Bemerkungen ˇBd. XIII auch Bd. XII / S. 133/310


 
   
           Wird es nun experiment[al|ell] festgestellt, ob sich ein Satz au[f|s] dem andern ableiten lässt? – Es scheint, ja! Denn ich schreibe gewisse Zeichenfolgen hin, richte mich dabei nach gewissen Paradigmen|– dabei ist es allerleidings wesentlich, dass ich kein Zeichen übersehe, oder dass es sonstwie abhanden kommt|– und was bei diesem Vorgang entsteht, davon sage ich, es folge. ‒ ‒ Dagegen ist ein Argument dies: Wenn 2 und 2 Apfel nur 3 Apfel geben, d.h., wenn 3 Apfel daliegen, nachdem ich zwei und wieder zwei hingelegt habe, sage ich nun nicht: “2 + 2 ist also doch nicht immer 4”; sondern: “Einer muss irgendwie weggekommen sein”.

 
   
           Aber inwiefern mache ich ein Experiment, wenn ich dem schon hingeschriebenen Beweis nur folge? Man könnte sagen: “Wenn Du diese Kette von Umformungen ansiehst, – kommt ess Dir nicht auch so vor, als stimmten sie mit den Paradigmen?”

 
   
– 155 –
           Wenn das also ein Experiment genannt werden soll, dann wohl ein psychologisches. – Der Anschein des Stimmens kann ja auf einer Sinnestäuschung beruhen. Und so ist es ja auch manchmal, wenn wir uns verre[c|c]hnen.
           Man sagt auch: “Das kommt mir heraus.” Und es ist doch wohl ein Experiment, das zeigt, dass dies mir herauskommt.

 
   
           Man könnte sagen: Das Resultat des Experiments ist dies, dass ich, am Ende, beim Resultat des Beweises angelangt, mit Uberzeugung sage: “Ja, es stimmt.”

 
   
           Ist eine Berechnung ein Experiment? – Ist es ein Experiment, wenn ich morgens aus dem Bett steige? Aber könnte dies nicht ein Experiment sein, – welches zeigen soll, ob ich nach so und soviel Stunden Schlafes die Kraft habe, mich zu erheben?
– 158 –
Und was fehlt dieser Handlung dazu, dies Experiment zu sein? – Bloss, dass sie nicht zu diesem Zwecke, d.h., in der Verbindung mit einer solchen Untersuchung ausgeführt wird. Experiment ist etwas durch den Gebrauch, der davon gemacht wird.

 
   
           Ist ein Experiment, in welchem wir die Beschleunigung beim freien Fall beobachten, ein physikalisches Experiment, oder ist es ein psychologisches, das zeigt, was Menschen, unter solchen Umständen, sehen? ‒ ‒ Kann es nicht beides sein? Hängt das nicht von seiner Umgebung ab: von dem, was wir damit machen, darüber sagen?
 
   
           Wenn man einen Beweis als Experiment auffasst, so ist das Resultat des Experiments jedenfalls nicht das, was man das Resultat des Beweises nennt. Das Resultat der Rechnung ist der Satz, mit welchem sie abschliesst; das Resultat des
– 161 –
Experiments ist: dass ich von diesen Sätzen durch diese Regeln zu diesem Satz geführt wurde.

 
   
           Aber nicht daran haftet unser Interesse, dass die und die (oder alle) Menschen von diesen Regeln so geleitet worden sind (oder so gegangen sind); es gilt uns als selbstverständlich, dass die Menschen – ‘wenn sie richtig denken können’ – so gehen. Wir haben jetzt aber einen Weg erhalten, sozusagen durch die Fusstapfen derer, die so gegangen sind. Und auf diesem Weg geht nun der Verkehr vor sich – zu verschiedenen Zwecken.

 
   
           Erfahrung lehrt mich freilich, wie die Rechnung ausgeht; aber damit erkenne ich sie noch nicht an.

 
   
           Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass das diesmal herausgekommen ist, dass es für gewöhnlich herauskommt; aber sagt das der Satz der Mathematik? Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich diesen Weg gegangen bin. Aber ist das die mathematische
Aussage
Aufgabe
? – Was sagt er aber? In welchem Verhältnis steht er zu diesen Erfahrungssätzen? Der m[i|a]thematische Satz hat die Würde einer Regel.
           Das ist wahr daran, dass Mathematik
Logik
logisch
ist: sie bewegt sich in den Regeln unsrer Sprache. Und das gibt ihr ihre besondere Festigkeit, ihre abgesonderte und unangreifbare Stellung.
Mathematik unter den Urmaßen niedergelegt

 
   
           Aber wie –, dreht sie sich in diesen Regeln hin und her? – Sie schafft immer neue und neue Regeln:
– 242 –
baut immer neue Verkehrsstrassen // Strassen des Verkehrs // ; indem sie
das Netz der alten weiterbaut.
die alten verlängert.


 
   

Was ist Mathematik? – Nun, was in den Mathematikbüchern steht.

 
   
           Aber bedarf sie denn dazu nicht einer Sanktion? Kann sie das Netz denn beliebig weiterführen? Nun, ich könnte ja sagen: der Mathematiker erfindet immer neue Darstellungsformen. Die einen, angeregt durch praktische Bedürfnisse, andere aus ästhetischen Bedürfnissen, und noch manerlei anderen.
           Und denke Dir hier einen Gartenarchitekten, der Wege für eine Gartenanlage entwirft; es kann wohl sein
sein
geschehen
, dass er sie bloss als ornamentale Bänder auf dem Reissbrett zieht und garnicht daran denkt, dass jemand
einmal
je
auf ihnen gehen wird.

 
   
Der Mathematiker ist ein Erfinder, kein Entdecker.
 
   
           Erfahrung lehrt, dass beim Auszählen, wenn wir die Finger einer Hand brauchen, oder irgend eine Gruppe von Dingen, die so ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ausschaut, und an ihnen abzählen: Ich, Du, Ich, Du, etc., das letzte Wort das gleiche ist, wie das erste. // , das erste Wort auch das letzte ist. // “Aber muss es denn nicht so sein?” ‒ ‒ Ist es denn so unvorstellbar, dass Einer die Gruppe ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ (z.B.) als Gruppe ❘ ❘ ❘❘ ❘ ❘
– 243 –
sieht, in der die beiden Mittelstriche verschmolzen sind und dementsprechend den Mittelstrich zweimal zählt. (Ja, das Gewöhnliche ist es nicht. –)

 
   
           Wie aber ist es, wenn ich Einen erst
ddarauf
drauf
aufmerksam mache, dass das Ergebnis des Auszählens durch den Anfang vorausbestimmt ist, und er es nun versteht und sagt: “Ja freilich, – es muss ja so sein!” Was ist das für eine Erkenntnis? – Er hat sich etwa das Schema aufgezeichnet:

Und sein Raisonnement
ist
wäre
etwa: “Es ist doch so, wenn ich auszähle. – Also muss ......”

 
   
256
           Könnte ich nicht sagen, zwei Wörter – schreiben wir sie “non” und “ne” – hätten dieselbe Bedeutung, sie seien beide Verneinungszeichen
:
aber
non non p = p
und
ne ne p = ne p?
[| (]In den Wortsprachen bedeutet eine doppelte Verneinung sehr oft eine Verneinung.[| )] Warum nenne ich dann aber beide “Verneinungen”? Was haben sie miteinander gemein? Nun, es ist klar, dass ein grosser Teil ihres Gebrauchs beiden gemein(sam) ist den beiden gemeinsam ihrer Verwendung ist ihnen gemeinsam. Das lässt löst aber unser Problem noch nicht. Denn wir möchten doch sagen: Auch, dass die doppelte Verneinung eine Bejahung ist, muss für beide stimmen, wenn wir nur die Verdoppelung entsprechend auffassen. Aber wie? – Nun so, wie es z.B. durch Klammern ausgedrückt werden kann.
(ne ne) p = ne p, ne (ne p) = p

           (Wir denken gleich an einen analogen Fall der Geometriech: “Zwei halbe Drehungen addiert heben einander auf”, “Zwei halbe Drehungen addiert sind eine halbe Drehung”.)
[Figuren]
Es kommt eben darauf an, wie wir sie addieren. (Ich könnte es ebenso wohl “sie addieren” nennen, einen Gegenstand zweimal zu drehen, wie das Schema eins I zweigt; oder auch, ihn einmal um 180˚ zu drehen und dann, gleichsam, um diese Drehung zu bekräftigen, ihn in die erste Stellung zurück, und noch einmal im ersten Sinn zu drehen (II[(|)]. (ob wir sie & wie nebeneinander oder hintereinander
schalten
// (sind sie hintereinander geschaltet, oder nebeneinander). //
 
   
257
           (Hier stossen wir auf eine merkwürdige (und charakteristische) Erscheinung in philosophischen Untersuchungen: Die Schwierigkeit – könnte ich sagen – ist nicht, die Lösung zu finden, sondern, etwas als die Lösung anzuerkennen, was aussieht, als wäre es erst eine Vorstufe zu ihr. : Wir haben schon alles gesagt. – Nicht etwas, was daraus folgt, sondern eben das ist die Lösung!
           Das hängt, glaube ich, damit zusammen, dass wir fälschlich eine Erklärung erwarten; während eine Beschreibung die Lösung der Schwierigkeit ist, wenn wir sie richtig in unsere Betrachtung|einordnen. Wenn wir bei ihr verweilen und nicht versuchen, über sieh hinauszukommen.)
           (Die Schwierigkeit ist hier: Halt zu machen.)

 
   
           wie ein Motto(Ƒ)
“Das ist bereits alles, was sich darüber sagen lässt.”
neuer Absatz11 “non non p” als Verneinung des verneinten Satzes auffassen,
// das besteht etwa darin: //
das ist ˇim besonderen Fall etwa:
eine Erklärung der Art “non non p = non[(|n]on non p = non (non p)” (zu) geben.
           12 “Wenn ‘ne’ eine Verneinung ist, so muss ‘ne’ ‘ne ne p’, als wenn es nur
entsprechend
richtig
aufgefasst wird, gleich p sein.”
           “Wenn man ‘ne ne p’ als
Alternative
Negation
von p nimmt, muss man die Verdoppelung anders auffassen.”
           Man möchte sagen
:
,
“‘Verdoppelung’ heisst dann etwas anderes, darum ergibt sie jetzt eine Verneinung”, also: das s sie jetzt eine Verneinung ergibt ist die Folge ihres anderen Wesens // ihrer anderen Bedeutung // . “Ich meine sie jetzt als Verstärkung”, würde man sagen. Wir setzen statt der Meinung
rufen
beziehen
die Meinung durch
den Ausdruck der Meinung. Wir richten unser Augenmerk auf den Ausdruck der Meing.
258
// Wir untersuchen den Ausdruck der Meinung. // // Wir stellen unseren
focus
Blick
auf den Ausdruck M. ein. //
Richte Deinen Blick auf den Ausdr. d. M. //
Siehe 60 //

 
   
           Worin mag
es
das
gelegen haben, dass, als ich die doppelte Verneinung sagte, ich sie als Verstärkung meinte? In den Umständen, unter denen ich den Ausdruck gebrauche, im Bild, das ⌊⌊?⌋⌋ mir etwa dabei vorschwebt, ˇoder das ich
anwendete
verwendete
im Ton meiner Rede (so wie ich auch im Ton die Klammern in “ne (ne p)” wiedergeben kann).
Die Verdoppelung als Verstärkung meinen,
entspricht dann dem
ist dann von der Art
,
sie
es
als Verstärkung aussprechen.
Die Tätigkeit
Die Verdoppelung
als Auf[g|h]ebung meinen, war heisst z.B. die Klammern zu setzen (auch im gesprochenen Ausdruck). – “Ja, aber diese Klammern selbst können doch verschiedene Rollen [S|s]pielen; denn wer sagt, dass sie in ‘non (non p)’ im gewöhnlichen Sinn als Klammern aufzufassen seien und nicht
z.B.
irgendwie anders; etwa
die erste als Trennungsstrich zwischen den deiben beiden ‘non’, die zweite als Schlusspunkt des Satzes?” – Niemand sagt es. Und Du hast ja Deine Auffassung jetzt wieder durch Worte ersetzt. Was die Klammern bedeuten, wird sich in ihrem Gebrauch zeigen und, in anderm Sinn, liegt es etwa im Aspekt ( gesehenen Rhythmus) des Gesichtseindrucks von ‘non (non[)|-]p)’.

 
   
           Soll ich nun sagen: die Bedeutung Bedeutungen von “non” und “ne” sei seien etwas verschieden? Sie seien verschiedene Abarten der Verneinung? – Das würde niemand sagen. Denn, würde man einwenden, heisst dann “geh nicht in dieses Zimmer!” [V|v]ielleicht etwa nicht genau dasselbe wie gewöhnlich, wenn wir die Regel aufstellen “nicht nicht” solle als
259
Verneinung gebraucht werden (
statt
und
nicht als Bejahung)
? – Dagegen aberch möchte man
sagen
einwendench
: “Wenn die beiden Sätze ‘ne [p|P]’ und ‘non [p|P]’ ganz dasselbe sagen, wie kann dann ‘ne ne’ nicht dasselbe bedeuten wie ‘non non’?” Aber hier setzen wir eben einen Symbolismus voraus[,|] d.h., nehmen
einen
ihn
zum Vorbild[,|] in welchem aus ‘ne p = non p’ folgt, dass
”ne” & “non”
die beiden Wörter
in allen Fäl[|l]en gleic gleich verwendet werden.
           Die Drehung um 180˚ und die Verneinung sind
in einem
im besonderen
Fall tatsächlich dasselbe, und die Anwendung des Satze[d|s] ‘non non p = p’ von der Art der Anwendung einer ˇbestimmten Geometrie.

 
   

Denke
Denken wir
, ich fragte: Zeigt es sich uns klar, wenn wir die Sätze aussprechen “dieser Stab ist 1 m lang” und “hier steht 1 Soldat”, dass wir mit ‘1’ verschiedenes meinen, dass ‘1’ verschiedene Bedeutungen hat? – Es zeigt sich uns garnicht. Besonders, wenn wir einen Satz sagen wie: “[a|A]uf je 1 m steht 1 Soldat, auf 2 m 2 Soldaten u.s.w.”. Gefragt, [2|][m|M]einst Du dasselbe mit den beiden Ein[z|s]ern”, würde man etwa antworten: “freilich meine ich dasselbe: – eins!” (wobei man etwa einen Finger in die Höhe hebt).


 
   
           Was meint man damit: ‘ne ne p’, auch wenn es nach dem Ubereinkommen ‘ne p’ bedeutet, könnte auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden? – Man möchte sagen: “‘ne’, mit der Bedeutung, die wir ihm gegeben haben, könnte sich
260
selbst aufheben, wenn wir es nur richtig applizieren.” Was meint man damit? (Die beiden halben Drehungen in der gleichen Richtung könnten einander aufheben, wenn sie entsprechend zusammengesetzt würden.) “Die Bewegung der Verneinung ‘ne’ kann sich selbst aufheben // ist imstande, sich selbst aufzuheben // ”. Aber wo ist diese Bewegung? Man möchte natürlich von einer geistigen Bewegung der Verneinung reden, zu deren Ausführung das Zeichen ‘ne’ nur das Signal gibt.

 
   
           Wir können uns (leicht) Menschen mit einer ‘primitiveren’ Logik denken, in der es etwas unserer Verneinung [e|E]ntsprechendes nur für
bestimmte
gewissech
Sätze gibt; für solche etwa, die keine Verneinung enthalten. In der Sprache dieser Menschen könnte man dann einen Satz wie “Er geht in dieses Haus” verneinen; sie würden aber eine Verdoppelung der Verneinung immer nur als bloße Wiederholung der Verneinung, nie als ihre Aufhebung, verstehen.

 
   
           Die Frage, ob für diese Menschen die Verneinung dieselbe Be-Deutung hat, wie für uns, wäre dann analog der, ob die Ziffer ‘2’ für Menschen, deren Zahlenreihe mit 5 in endigt dasselbe bedeutet wie für uns.
⋎ §2 S 258


 
   
           Wer “~~p = p” (oder auch “~~p ≡ p”) einen “notwendigen Satz der Logik” nennt (nicht, eine Bestimmung über die von uns angenommene Darstellungsart) der hat auch die Tendenz zu sagen,
261
dieser Satz gehe aus der Bedeutung der Verneinung hervor[
1
2
|.] Wenn in einer dialektischen Redeweise die doppelte Verneinung als Verneinung gebraucht wird, wie in “er hat nirgends nichts gefunden”, so sind wir geneigt zu sagen: eigentlich heisse das, er habe überall etwas gefunden. Uberlegen wir, was dieses “eigentlich” heisst! –

 
   
           Unser Problem könnte man sehr klar so stellen: Angenommen, wir hätten zwei Systeme der Längenmessung; eine Länge wird in beiden durch ein Zahlzeichen ausgedrückt, diesem folgt ein Wort,
das
welches
das Massystem angibt. Das eine System bezeichnet eine Länge als “n Fuss” und Fuss ist eine Längeneinheit im gewöhnlichen Sinne; im andern System wird eine Länge mit “n W” bezeichnet und 1 Fuss
1 Fuss = 1 W.
Aber: 2 W = 4 Fuss, 3 W = 9 Fuss, usw. – Also
sagt
heisst
der Satz “dieser Stock ist 1 W lang” dasselbe wie, “dieser Stock ist 1 Fuss lang”. Frage: Hat in diesen beiden Sätzen: “W” und “Fuss” dieselbe Bedeutung? Die Frage sollte lauten: “Ist W = Fuß?” Nun wir sagten ja ......

 
   
           Die Frage ist falsch gestellt. Das sieht man, wenn wir Bedeutungsgleichheit durch eine Gleichung ausdrücken. Die Frage kann dann nur lauten: “[i|I]st W = Fuss, oder nicht?” – Die Sätze, in denen diese Zeichen stehen, verschwinden in diser Betrachtung. – [ebenso wenig|Ebensowenig] kann man natürlich in dieser Terminologie
262
fragen, ob “ist” das gleiche bedeutet wie “ist”; wohl aber, ob “ε” das gleiche bedeutet wie “ = ”. Nun, wir sagten ja: 1 Fuss = 1 W; – aber Fuss 1 Fuss = 1 W, aber Fuss W.

 
   
           Hat nun “ne” dieselbe Bedeutung wie “non”? – Kann ich “ne” statt “non” setzen? – “Nun, an gewissen Stellen wohl, an andern nicht”. – Aber danach fragte ich nicht. Meine Frage war: kann mann, ohne weitere Qualifikation “ne” statt “non” gebrauchen? – Nein.

 
   
           “‘[N|n]e’ und ‘non’ heissen in diesem Fall genau dasselbe.” – Und zwar, was? – “Nun, man solle das und das nicht tun.” – Aber damit hast Du nur gesagt, dass
hier
in diesem Fallch
ne p = non pch ist und das leugnen wir nicht.
           Wenn Du erklärst ne ne p = ne p, non non p = p, so gebrauchst Du die beiden Wörter eben in verschiedener Weise; und hält man dann an der Auffassung fest, dass, was sie in gewissen Kombinationen ergeben, von ihrer Bedeutung ‘abhängt’, der Bedeutung, die sie mit sich herumtragen, dann muss man also sagen, sie müssen verschiedene Bedeutungen haben, wenn sie, auf gleiche Weise zusammengesetzt, verschiedene Resultate ergeben können.

 
   
           Man möchte etwa von der Funktionˇ, der Tätigkeit, Wirksamkeit, Wirkungsweise des Wortes in diesem Satz reden wie von der Funktion eines Hebels in einer Maschine. Aber worin besteht diese Funktion? Wie
263
tritt sie zutage? Denn es ist ja nichts verborgen! wir sehen ja den ganzen Satz. Die
Wirksamkeit
Funktion
muss sich im Laufe des Kalküls zeigen.
           Man will aber sagen: “‘[N|n]on’ tut dasselbe ⌊⌊Was bedeutet “ne non p” & “non ne p”?⌋⌋ mit
dem Satz
‘p’
, was ‘ne’ tut: es kehrt ihn um”. Aber das sind nur andere Worte für: “non p = ne p” (was nur gilt, wenn “p” nicht selbst ein verneinter Satz ist). Immer wieder der Gedanke, ˇdas Bild dass, was wir vom Zeichen sehen, nur eine Aussenseite zu einem Innern ist, worin sich die eigentlichen Prozesse
des Bedeutens
des Sinnes
und der Bedeutung abspielen // die eigentlichen Operationen
des Meinens
der Meinung
abspielen // .

 
   
Wenn aber der Gebrauch der Zeichen seine Bed. ist
           Ist es nun nicht mehrkwürdig, dass ich sage, das Wort “ist” werde in zwei verschiedenen Bedeutungen (als ‘ε’ und ‘ = ’) gebraucht, und nicht sagen
will
möchte
, seine Bedeutung sei sein Gebrauch als ε’ und ‘ = ’? // seine Bedeutung sei sein Gebrauch als Kopula und Gleichheitszeichen? //
           Man möchte sagen, diese beiden Arten des Gebrauchs geben nicht eine Bedeutung; die Personalunion durch das gleiche Wort sei ein unwesentlicher Zufall sei nicht ˇunwesentlich sei bloßer
Zufall
Umstand
.

 
   
           Aber wie kann ich entscheiden, welches ein wesentlicher und welches ein unwesentlicher, zufälliger Zug der Notation ist? Liegt denn eine Realität hinter der Notation, nach der sich ihre Grammatik richtet?
           Denken wir an einen ähnlichen Fall im Spiel:
264
Im Damespiel wird eine Dame dadurch gekennzeichnet, dass man zwei Spielsteine aufeinanderlegt. Wird man nun nicht sagen, es sei für das DameSpiel unwesentlich, dass man eine Dame
so gekennzeichnet wird
aus zwei Steinen besteht
?

 
   
           Sagen wir: die Bedeutung eines Steines (einer Figur) ist ihre Rolle im Spiel. – Nun werde vor Beginn jeder Schachpartie durch das Los entschieden, welcher der Spieler Weiss erhält. Dazu halte der eine hält Spieler in jeder geschlossenen Hand einen Schachkönig und der andere wählet auf gut Glückch eine der beiden Hände. Wir-d man es nun zur Rolle des Königs im Schachspiel rechnen, dass er so beim Auslosen verwendet wird?

 
   
           Ich bin geneigt // also geneigt // auch im Spiel zwischen wesentlichen und unwesentlichen Regeln zu unterscheiden. Das Spiel, möchte ich sagen, hat nicht nur Regeln, sondern auch einen Witz.

 
   
           Wozu das gleiche Wort? Wir machen ja im Kalkül keinen Gebrauch von dieser Gleichheit! Wozu für Beides die gleichen Steine? – Aber was heisst es hier “von der Gleichheit Gebrauch machen”? Ist es denn nicht ein Gebrauch, wenn wir eben das gleiche Wort gebrauchen?

 
   
           Hier scheint es nun, als hätte der Gebrauch des gleichen Worts, des gleichen Steines, einen Zweck – wenn die Gleichheit nicht zufällig, unwesentlich, ist. Und als sei der
265
Zweck, dass man den Stein wiedererkennen, und wissen könne, wie man zu spielen hat. Ist davon einer physikalischen oder einer logischen Möglichkeit die Rede? Wenn das Letztere, so gehört eben die Gleichheit der Steine
ins
zum
Spiel.

 
   
           Das Spiel soll doch durch die Regeln bestimmt sein! Wenn also eine Spielregel vorschreibt, dass zum Auslosen vor der Schachpartie die Könige zu|ne[nn|hm]en sind, so gehört das, wesentlich, zum Spiel. Was könnte man dagegen einwenden? Dass man den Witz dieser
Regel
Vorschrift
nicht eins[ä|e]he. Etwa, wie man auch den Witz einer Vorschrift nicht eins[e|ä]he, jeden Stein dreimal umzudrehen, ehe man mit ihm zieht. Fänden wir diese Regel in einem Brettspiel, so würden wir uns wundern, und Vermutungen über den
Ursprung
Zweck
so
zu
einer Regel anstellen. (“Sollte diese Vorschrift verhindern, dass man ohne Überlegung zieht?”)

 
   
           “Wenn ich den Charakter des Spiels richtig verstehe”, könnte ich sagen, “so gehört das nicht wesentlich dazu”.

 
   
           Denken wir uns aber die beiden Amter in einer Person vereinigt als ein altes Herkommen.

 
   
           Man sagt: der Gebrauch des gleichen Wortes ist hier unwesentlich, weil die Gleichheit keine Ubergange überbrückt. // weil die Gleichheit der Wortgestalt hier nicht dazu dient, einen Ubergang zu vermitteln. // Aber damit beschreibt man nur den Charakter des
266
Spiels, welches man spielen will.

























 
   
           “Was bedeutet das Wort ‘a’ im Satz F(a)’”?
           “Was bedeutet das Wort a im Satze Fa den Du soeben ausgesprochen hast?“
           “Was bedeutet das Wort .... in diesem Satz?”

 
   
           ([(|D]amit hängt diese Bemerkung zusammen: Wir möchten manchmal sagen, “es muss doch einen Grund haben, warum auf dieses Thema – in
einem Sonatensatz
einer Symphonie
etwa – gerade das Thema folgt”. Als Grund würden wir eine gewisse Beziehung der beiden Themen, eine Verwandtschaft, einen Gegensatz, oder dergleichen, anerkennen. – Aber wir können ja eine solche Beziehung konstruieren: sozusagen eine Operation, die das eine Thema aus dem andern erzeugt; aber damit ist uns nur gedient, wenn diese Beziehung eine uns
wohlvertraute
wohlbekannte
ist. Es ist also, als müsste die Folge dieser Themen einem in uns
149
schon vorhandenen Paradigma entsprechen.
           Von einem Gemälde, das zwei menschliche Gestalten zeigt, könnte man ähnlich sagen: “Es muss einen Grund haben, warum gerade diese zwei Gesichter uns einen solchen Eindruck machen.” Wir möchten – heisst das – diesen Eindruck der beiden Gesichter wo anders wieder finden – in einem anderen Gebiet. – Aber ob er wieder zu finden ist?
           Man könnte auch fragen: Welche Zusammenstellung von Themen hat eine Pointe, welche keine? Oder: Warum hat diese Zusammenstellung eine Pointe und die keine? Das mag nicht leicht zu sagen sei[j|n]! Oft können wir sagen: “Diese entspricht einer Geste, diese nicht.”)

 

Editorial notes

1) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.

2) Page number references are, where not indicated otherwise, to Ts-221.

3) See facsimile; arrow pointing left, probably indicating that the indentation shall be canceled.

4) See facsimile; line connecting this part of the sentence with the following one, indicating that the space left for the graphic shall be removed.

5) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.

6) Inserted from Ms-124; see Ms-124,151: "Zu dem Typescript ...".

7) Reference to Ms-116.

8) Reference to Ms-117.

9) Reference to Ms-159.

10) References to Ms-122 and Ms-121.

11) See facsimile; arrow, indicating that the sentence shall start with a new line.

12) See facsimile, paragraph and separation marker; Wittgenstein considers to start with new remark.