Prof.
L. Wittgenstein Trinity
College Cambridge
|
Vorwort¤
In dem Folgenden will ich Gedanken
mitteilen || teile ich Gedanken mit, die
die || welche Früchte
(meiner) || von philosophischen
Untersuchungen der letzten || vergangenen 16 Jahre sind. Sie betreffen
eine große Mannigfaltigkeit von Gegenständen:
den Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die
Grundlagen der Mathematik, die unmittelbaren Daten der
Erfahrung || Sinnesdaten ¤ || vieles andere || &
vieles andere || anderes. – Alle diese
Gedanken habe ich ursprünglich als
Bemerkungen, kurze Absätze,
niedergeschrieben. Manchmal in längeren Ketten,
den gleichen Gegenstand betreffend; || über den
gleichen Gegenstand; manchmal in raschem Wechsel
von einem Gebiet || Gegenstand || vom einen zum andern
übergehend || überspringend. || manchmal
sprungweise den Gegenstand
wechselnd. – Meine Absicht
war es, alles dies einmal in einem Buche zusammenzufassen, von dessen
Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorstellungen
machte. Wesentlich schien mir, daß darin die Gedanken
von einem GegenstandVor etwa 10 Jahren || vielen Jahren machte ich den ersten Versuch einer solchen einer solchen Zusammenschweißung. Das Ergebnis war gekünstelt & unbefriedigend; (&) ich machte weitere Versuche. Endlich sah ich ein, daß ein (auch nur) halbwegs befriedigendes Erzeugnis || eine (auch nur) halbwegs befriedigende Darstellung so nicht entstehen konnte || werde || könne || zu erzeugen war || so nicht zustande kommen konnte; daß || . Es wurde mir klar, daß das Beste, was ich schreiben konnte, immer nur philosophische Bemerkungen bleiben würden, (& || &) auch, (daß) meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, gegen ihre natürliche Neigung, einem Geleise entlang weiterzuzwingen. Und dies hing allerdings auch || Dies aber hing auch mit der Natur der Probleme selbst zusammen. Denn diese || sie zwingen uns || den Untersuchenden ein weites Gedankengebiet immer wieder || kreuz & quer, nach allen möglichen Richtungen hin zu durchstreifen, so daß die Gedanken in ein Netzwerk von Beziehungen zu einander geraten || treten. Die gleichen Punkte der Landschaft, oder beinahe die gleichen, wurden unzählige || ungezählte Male von verschiedenen Richtungen her durchquert || berührt & immer || jedesmal neue Bilder entworfen. Eine Unzahl von diesen || große Zahl dieser war verzeichnet, oder uncharakteristisch; mit allen Mängeln eines schwachen Zeichners behaftet. Und wenn man diese || die ausschied, (so) blieben eine Anzahl halbwegser übrig, die man nun ungefähr so anordnet & beschneidet || nun so angeordnet & beschnitten werden mußten, daß sie dem Betrachter einen (möglichst guten) Begriff der || jener Landschaft geben konnten. Ich hatte bis vor kurzem den Gedanken an ihre Veröffentlichung zu meinen Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde allerdings || aber von Zeit zu Zeit rege gemacht; & zwar hauptsächlich dadurch, daß || weil ich erfahren mußte, daß die Resultate meiner Arbeit, die ich in Vorlesungen, Vorlesungsskripten || Skripten & Diskussionen weitergegeben hatte, vielfach mißverstanden, mehr oder weniger verwässert, oder verstümmelt im Umlauf waren (mit & ohne Nennung ihres Ursprungs || Quellenangabe). Dadurch wurde meine Eitelkeit aufgeregt & ich hatte oft große Mühe sie zu || mußte sie jedesmal mit Mühe beruhigen. – Vor 2 Jahren nun hatte ich Veranlassung einen Teil meines ersten Buches, der “Log. Phil. Abh.“, zu lesen & zu erklären. Da schien es mir plötzlich, daß ich dies Buch & die neuen Gedanken Als || Seit ich nämlich, vor 16 Jahren, mich wieder mit Philosophie zu beschäftigen anfing, mußte ich schwere Irrtümer in den || dem Gedanken einsehen || erkennen, was || die ich in der “Log. Phil. Abh.” || jenem ersten Buche niedergelegt hatte. Diese Irrtümer einzusehen, (dazu) hat mir – in einem Maße, das ich kaum selbst zu beurteilen vermag – die Kritik geholfen, die meine Ideen durch Frank Ramsey erfahren haben; || , – mit welchem ich sie, während der zwei letzten Jahre seines Lebens in zahllosen Gesprächen erörtert habe. – Mehr noch als dieser – stets kraftvollen & sichern – Kritik verdanke ich derjenigen, die ein Lehrer der Nationalökonomie Aus mehr als einem Grunde wird, was ich hier veröffentliche, sich mit dem berühren, was Andere heute schreiben. – Tragen meine Bemerkungen keinen Stempel an sich, der sie als die meinen kennzeichnet, – so will ich sie (auch) (weiter) nicht als mein Eigentum beanspruchen. Ich übergebe sie || dies Buch mit zweifelhaften Gefühlen der Öffentlichkeit. Daß es ihnen in ihrer || diesem Buche in seiner || dieser Schrift in ihrer Dürftigkeit & der Finsternis dieser Zeit, beschieden sein sollte, Licht in ein oder das andere Gehirn zu werfen, ist || ist natürlich nicht unmöglich, || – aber auch nicht || aber auch nicht allzu wahrscheinlich. Ich möchte nicht mit meiner Schrift || ihr Cambridge |
Vorwort. In
dem Folgenden teile ich Gedanken mit, die die Früchte von
philosophischen Untersuchungen der vergangenen 16 Jahre
sind. || Ergebnisse philosophischer
Untersuchungen, die mich in den letzten 16 Jahren
beschäftigt haben. Sie betreffen eine große Mannigfaltigkeit von
Gegenständen || viele Gegenstände: den
Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die
Grundlagen der Mathematik, die Sinnesdaten und anderes.
Alle diese Gedanken habe ich || wurden
(ursprünglich) als Bemerkungen, kurze
Absätze, niedergeschrieben. Manchmal in
längeren Ketten, über den gleichen Gegenstand,
manchmal vom einen || von einem Gegenstand zum
andern hin & her springend. – Meine Absicht
war es, alles dies || dies einmal in einem
Buche zusammenzufassen; von dessen Form ich mir zu verschiedenen
Zeiten verschiedene Vorstellungen machte. Wesentlich
aber schien mir ursprünglich, daß darin die
Gedanken von einem Gegenstand zum andern in einer
natürlichen und lückenlosen Folge (wohlgeordnet)
fortschreiten sollten. Vor 10 Jahren machte ich den ersten Versuch Nach vielen || mannigfachen || einer Reihe von Versuchen Und dies hing freilich || allerdings auch mit der Natur der || der philosophischen Untersuchung selbst zusammen. Diese || Sie (nämlich) zwingt uns, ein weites Gedankengebiet kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchwandern || durchreisen. – Die philosophischen Bemerkungen dieses Buches sind die || eine Darstellung einer || dieser || jener Landschaft durch eine große Menge von Skizzen, die || wie sie auf diesen || den || jenen langen & verwickelten (kreuz & quer) Zügen || Fahrten entstanden ist || sind || ist. || Die philosophischen Bemerkungen dieses Buches stellen diese || jene Landschaft dar durch Skizzen, die auf diesen langen & verwickelten Wegen gezeichnet worden sind. || , die auf den langen & verwickelten Wegen dieser Untersuchungen gezeichnet worden sind. || , die der Ertrag dieser Wanderungen sind. |
Die
gleichen Punkte der Landschaft, oder beinahe die gleichen,
wurden wieder und wieder || auf dieser
Reise stets von neuem, von verschiedenen Richtungen
her berührt & immer
neue || wieder Bilder
entworfen. Eine Unzahl von ihnen || dieser war verzeichnet, oder uncharakteristisch, mit allen Mängeln eines || des schwachen Zeichners behaftet. Und wenn diese ausgeschieden wurden || man diese ausschied, blieben || blieb eine Anzahl halbwegser (übrig), die nun so angeordnet, & oft || auch oftmals beschnitten, werden mußten, daß sie dem Betrachter möglicherweise einen Begriff von der Landschaft geben konnten. |
Ich hatte bis vor kurzem den
Gedanken an ihre Veröffentlichung zu meinen
Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde allerdings
von Zeit zu Zeit rege gemacht, & zwar hauptsächlich
dadurch, daß ich erfahren mußte, daß die Ergebnisse
meiner Arbeit, die ich in Vorlesungen, Skripten &
Diskussionen weitergegeben hatte, vielfach Vor zwei Jahren nun hatte ich Veranlassung, einen Teil meines ersten Buches (der “Log. Phil. Abh.”), wieder durchzulesen || zu lesen, & seine Gedanken zu erklären. Da schien es mir plötzlich, daß ich jene alten Gedanken & die neuen zusammen veröffentlichen sollte, & daß diese nur durch den Gegensatz, & auf dem Hintergrund jener || meiner ältern Denkungsweise ihre eigentliche Bedeutung zeigen || erhalten könnten. Seit ich nämlich … |
In dem Folgenden teile ich Gedanken mit,
die Ergebnisse philosophischer Untersuchungen der
letzten 16 Jahre || Ergebnisse philosophischer Untersuchungen,
die mich in den letzten 16 Jahren beschäftigt
haben. Sie betreffen viele Gegenstände:
den Begriff der Bedeutung … & anderes.
Alle diese Gedanken habe ich als
Bemerkungen, kurze Absätze niedergeschrieben || Ich habe sie alle als Bemerkungen, kurze Absätze
niedergeschrieben || Diese Gedanken sind als Bemerkungen,
kurze Absätze, niedergeschrieben worden. || Ich habe alle diese Gedanken als
Bemerkungen, kurze Absätze,
niedergeschrieben. Manchmal in
längeren Ketten, über den gleichen Gegenstand,
manchmal von einem Gegenstand zum andern hin & her || wieder springend. Meine Absicht war es, alles dies
einmal in einem Buche zusammenzufassen, von dessen
Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene
Vorstellungen machte. Wesentlich aber schien
es mir ursprünglich, daß darin die Gedanken
von einem Gegenstand zum andern in einer
natürlichen & lückenlosen Folge fortschreiten
sollten. |
In dem Folgenden teile ich Gedanken mit,
die die Ergebnisse philosophischer Untersuchungen der letzten 16
Jahre sind. Sie betreffen viele Gegenstände: den
Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die
Grundlagen der Mathematik, die Bewußtseinszustände &
anderes. Ich habe alle diese Gedanken als Bemerkungen, kurze Absätze, niedergeschrieben. Manchmal in längeren Ketten, über den gleichen Gegenstand, manchmal in raschem Wechsel von einem Gebiet zum andern überspringend. – Meine Absicht war es von Anfang, alles dies einmal in einem Buche zusammenzufassen, von dessen Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorstellungen machte. Wesentlich aber schien es mir, || (durch viele Jahre || ursprünglich, || ) daß darin die Gedanken von einem Gegenstand zum andern in einer Nach manchen mißglückten Versuchen meine Ergebnisse zu einem solchen Ganzen zusammenzuschweißen, sah ich ein, daß mir dies Unternehmen nie gelingen würde. Ich erkannte, daß || . Daß das Beste, was ich schreiben konnte, immer nur philosophische Bemerkungen bleiben würden; daß meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, gegen ihre natürliche Neigung, in einer Richtung weiterzuzwingen. – Und dies hing freilich auch mit der Natur der Untersuchung selbst zusammen. Sie nämlich zwingt uns, ein weites Gedankengebiet, kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchreisen. – Die Philosophischen Bemerkungen dieses Buches sind gleichsam eine Menge von Landschaftsskizzen, die auf diesen verwickelten Fahrten || Zügen entstanden sind. |
Ich hatte bis vor kurzem den Gedanken an eine
Veröffentlichung meiner || dieser Arbeit bei meinen
Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde allerdings von
Zeit zu Zeit rege gemacht, & zwar hauptsächlich
dadurch, daß ich erfahren mußte, daß meine Ergebnisse, die
ich in Vorlesungen, Skripten & Vor zwei Jahren (nun) hatte ich Veranlassung mein erstes Buch (die “L. Ph. Abh.”) wieder zu lesen & seine Gedanken zu erklären. Da schien es mir plötzlich, daß ich jene alten Gedanken & die neuen zusammen veröffentlichen sollte; & daß || : daß diese nur durch den Gegensatz, & auf dem Hintergrund meiner ältern Denkweise ihre eigentliche Bedeutung erhalten || zeigen könnten. || ihre rechte Bedeutung erhalten könnten. Seit ich nämlich vor 16 Jahren mich wieder mit Philosophie zu beschäftigen anfing … 1
|
17.8.44
⍈[53]
Aber wie ist es überhaupt möglich,
daß man in der Versuchung ist, zu glauben, man
meine einmal mit einem Wort die Allen bekannte
Farbe, || , die Jeder kennt || die Jeder sehen kann, einmal:
den ‘visuellen Eindruck’, den ich
jetzt erhalte? Wie konnte man auch nur in diese Versuchung geraten || kann
hier || das auch nur eine Versuchung
sein? – Ich || Ich wende der
Farbe in diesen || den beiden Fällen eine andere
Art von || in diesen Fällen der Farbe nicht die gleiche Art
der Aufmerksamkeit zu. Meine ich – wie ich
sagen möchte – den mir zu eigen gehörenden
visuellen Eindruck, || Farbeindruck, || : so
vertiefe ich mich in den Farbeindruck, || die
Farbe& ungefähr so || .
Ungefähr, wie, || so,
wie ich es mache wenn ich mich an einer Farbe || ihr ‘nicht satt sehen
kann’. Daher ist es leichter, dieses
Gefühl || Erlebnis zu erzeugen, wenn
man auf eine leuchtende Farbe sieht || ich auf eine leuchtende Farbe sehe, die sich
stark einprägt. |
⍈
[55] Wie bin ich von Mitleid
für diesen Menschen erfüllt? Wie
zeigt es sich, welches 2 Objekt
das Mitleid hat? |
Ja; ich kann von Leblosem
sagen, es habe Schmerzen: Z.B.
im Spiel mit Puppen z.B. Hat es
aber nicht Sinn zu sagen, daß dies ein sekundärer
Gebrauch des Schmerzbegriffs ist, der primäre
nur || aber auf Lebendes Anwendung
hat? Versuche, Dir vorzustellen, man sage nur von Leblosem, es habe
Schmerzen, bemitleide nur Puppen, z.B.. || Leute sagten nur von Leblosem, es habe Schmerzen,
bemitleideten etwa nur Puppen. (Wenn Kinder
Eisenbahn spielen, so hängt ihr Spiel auf mannigfache
Weise mit ihrer Kenntnis der Eisenbahn zusammen || , ist ihr Spiel
in vielfachem Zusammenhang mit ihrer Kenntnis der
Eisenbahn. Man könnte || kann sich
aber denken, Kinder eines Volksstammes, dem Eisenbahnen unbekannt
sind, hätten das Eisenbahnspiel || Spiel von andern
(Kindern) übernommen, & es unterhielte sie,
obwohl sie nicht wissen, daß dabei
irgend || damit etwas nachgeahmt
wird. Man würde dann
vielleicht sagen, ihr Spiel habe nicht denselben Sinn, wie das
unsere.) 3 |
⍈[69]
“Wenn die Menschen immer nur in ihrem Innern zu sich
selbst sprächen, so täten sie bloß dasjenige
beständig, was sie heute manchmal
tun.” – Es ist also ganz leicht, sich dies
vorzustellen, heißt das; man || – Man
braucht nur den leichten Übergang von
einigen || Einigen auf
alle || Alle zu machen.
(Ähnlich: “Eine unendlich lange
Baumreihe ist einfach eine, die nicht zu einem Ende
kommt.”) Unser Kriterium dafür,
daß Einer zu sich selbst spricht, ist das, was er
laut || uns sagt & sein übriges
Verhalten; & wir sagen nur von dem, er spreche zu sich selbst,
der, im gewöhnlichen Sinne, sprechen kann.
Und wir sagen es auch nicht von einem Papagei;
sowenig || ; ebensowenig, wie von || ; und
auch nicht von von einem Grammophon.
|
⍈[69]
Aber könnten wir uns nicht vorstellen, daß
Gott einem Papagei plötzlich
Verstand schenkte, & dieser nun zu sich selbst 4 redete? – Aber
es ist || hier ist es wichtig, daß ich, zu dieser
Vorstellung, die Vorstellung von Gott zu
Hilfe nahm. |
⍈[69]
“Aber ich weiß || kenne doch von mir
selbst, was es heißt, “ || ‘zu
sich sprechen’ || ”.
Und würde ich der Organe des hörbaren || lauten Sprechens beraubt, so könnte ich dennoch
(unhörbar || in mir)
Selbstgespräche
führen.” Weiß ich's nur von mir selbst, dann weiß ich also nur, was ich so nenne, nicht, was ein Andrer so nennt. |
⍈[69]
Um zu zeigen, daß man denken kann ohne zu sprechen, zitiert
James die Erinnerungen eines
Taubstummen, Ballou, der schreibt, daß er als Knabe, ehe er noch
sprechen konnte, über Gott und die
Welt philosophiert || er habe schon als Knabe, ohne sprechen zu
können, über Gott und die Welt
philosophiert. – Was das wohl heißen
mag! – “It was during those
delightful rides, some 2 or 3 years before my initiation into the
rudiments of written language, that I began to ask myself the
question: How came the 5 world into being?”
– Are you sure that this is a correct
translation from your wordless thought into words || English? – möchte
ich || man fragen. Und warum reckt
diese Frage auf einmal ihren Kopf hervor, die doch sonst
verborgen bleibt. || nicht zu existieren
scheint? || Und warum reckt
hier eine || diese || die Frage auf einmal ihren Kopf
hervor || empor, die doch sonst gar nicht
dazusein scheint? – Will ich sagen,
es täusche den Autor || sein
Gedächtnis? – Ich weiß nicht einmal, ob ich
das sagen würde. Diese Erinnerungen sind ein
seltsames || interessantes
Gedächtnisphänomen, & ich
weiß nicht, welche Schlüsse – if
any – man auf das Knabenalter des
Erzählers ziehen soll. || Und warum reckt diese Frage, || – die doch sonst gar nicht zu existieren scheint – hier ihren Kopf hervor? Will ich sagen, es täusche den Autor || sein Gedächtnis? – Ich weiß nicht einmal, ob ich das sagen würde. Diese Erinnerungen sind ein seltsames || interessantes Gedächtnisphänomen, & ich weiß nicht, welche Schlüsse – if any – man auf das Knabenalter des Erzählers ziehen soll. |
⍈[69]
“Was manchmal geschieht, könnte immer
geschehen.” – Was wäre das für ein
6 Satz. Ein
ähnlicher wie dieser: Wenn “φ(a)” Sinn hat,
hat “(x)φ(x)”
Sinn. “Wenn es vorkommen kann, daß Einer || Jemand in einem Spiel falsch zieht, so könnte es sein, daß die Menschen in allen Spielen nur || nichts als falsche Züge machten.” – Das zeigt, daß wir die Logik dieser Ausdrücke, den Gebrauch unsrer Worte, nicht recht verstehen. |
⍈[70]
“Diese Taubstummen haben alle nur eine
Gebärdensprache gelernt, jeder aber spricht zu sich
selbst || spricht im Innern eine
Lautsprache.” – Nun, verstehst Du das
nicht? – Wie weiß ich nur, ob ich's
verstehe?! – Was kann ich mit dieser
Mitteilung (wenn's eine ist || wenn
ich's so nennen soll) anfangen? Die
ganze Idee des Verstehens wird hier
anrüchig || dubios || verdächtig. Ich
weiß nicht, ob ich sagen soll, ich versteh's, oder ich
versteh's nicht. Ich möchte
antworten: “Es ist ein deutscher Satz;
scheinbar ganz in Ordnung – ehe man nämlich
7 mit ihm arbeiten will; er
ist || steht mit andern Sätzen in einem
solchen Zusammenhang, der es schwierig || uns
schwer macht, zu sagen, man wisse eigentlich nicht, was er uns
mitteilt; Jeder, der nicht philosophisch || durch's Philosophieren
anästhesiert ist, merkt, daß hier etwas
nicht stimmt.” |
⍈[70]
Wir sagen nicht, ein Hund spreche möglicherweise zu sich
selber. Ist das, weil wir seine Seele so genau
kennen? Nun, man könnte so
sagen! || . Wenn man das Benehmen des
Lebewesens sieht, sieht man seine Seele. Aber sage
ich auch von mir, ich spreche mit mir selber, weil ich mich so
& so benehme? – Ich sage es nicht
auf die Beobachtung meines Benehmens hin; aber es hat nur Sinn, weil
ich mich so benehme. – So hat es also nicht darum
Sinn, weil ich es meine? |
⍈ Ein
Grammophon spricht ja; & könntest Du nicht annehmen, es
habe eine 8 Seele
& meine mit ihr, was es spricht? Ich
verstehe wohl: || – es ist schwer, eine
Seele mit einer Maschine zur Deckung zu bringen. Und nun
noch gar das Denken dieser Seele mit
dem Sprechen der Maschine! Es ist schwer; aber ist
es unmöglich || es nicht
möglich? |
Wie weiß ich, was das
heißt “zu mir selber (im Innern)
sprechen”? Es ist doch kein ganz || so
ganz selbstverständlicher Übergang von der Bedeutung
des Wortes “sprechen”, wenn damit gemeint
ist || es heißt: || dies
heißt: Laute hervorbringen – zu einer
Bedeutung, in der es das nicht heißt. Wenn ich
jemand zumute, einen solchen Übergang zu machen, wie weiß ich
da, wozu er übergehen wird? Wenn ich zu jemand
sagte: “Verwende das Wort
“ || ‘Zucker’ || ” in ähnlicher Bedeutung, wie
der || der || unserer
alltäglichen, aber || nur für
etwas, was weder || nicht || aber für ein Ding, das weder
süß, noch eßbar ist” – so ist nicht klar, was
er nun “Zucker” nennen 9 wird. |
⍈[70]
Der Sessel spricht zu sich selber:
“ …”. Wo spricht er
es? In einem seiner Teile? Oder
außerhalb seiner selbst; || seines
Körpers; in der Luft um ihn? Oder gar nicht
irgendwo? Aber was ist dann der Unterschied
zwischen dem Sprechen dieses Sessels & dem eines andern,
der || andern Ding's das neben ihm
steht? || daneben steht? –
Aber wie ist es dann mit dem Menschen: wo spricht
er zu sich selbst? Wie kommt es, daß diese
Frage sinnlos scheint, || – & keine
Ortsbestimmung nötig ist, außer der, daß eben
dieser Mensch zu sich selbst spricht –
während || Während die
Frage, wo der Sessel mit sich selbst spreche, eine Antwort
zu erheischen scheint? Ich glaube, der Grund ist
der: Wir wollen wissen, wie der Sessel einem
Menschen entsprechen soll. Ob der Kopf
z.B. am obern Ende der Lehne ist;
usw. 10 |
⍈[69]
“Kann man denken, ohne zu
reden?” || reden?”
– Und was ist Denken? – Nun, denkst Du
nie? Kannst Du Dich nicht beobachten &
sehen, was da vorgeht? || , wie es
geschieht? Das sollte doch einfach sein.
Du mußt ja darauf nicht, wie auf ein astronomisches Ereignis || ein astronomisches
Ereignis || astronomische Ereignisse, warten; &
dann etwa in Eile (Deine)
Beobachtungen || Deine Beobachtung machen.
|
⍈[69] Was || Nun, was nennt man noch
“denken”? Wofür hat man
denn gelernt, das Wort zu benützen? –
Wenn ich sage,
ich hätte || habe gedacht, –
muß ich da immer recht haben?
Welche Art von Irrtum ist da
möglich? || – Welche || Was für eine Art von Irrtum gibt
es da? Und wie ist es zu entscheiden, ob ich recht
habe? || entscheidet man, was hier wahr ◇◇◇
ist? || Wie entscheidet man,
ob gedacht wurde? Hat man das Wort “denken” so zu benützen
gelernt || Hat man gelernt, das Wort
“denken” so zu benützen,
daß man sich || ich mich fragen kann: || Gibt es Umstände, unter denen man (sich) fragen
würde: “War, was ich da
getan habe, wirklich ein Denken; irre ich mich
nicht?” Wenn Einer || Jemand in einem Gedankengang, eine Messung
ausführt, hat er das Denken unterbrochen, wenn er
während des Messens || beim Messen nicht zu sich
selbst spricht? |
⍈[70]
Wie ist das, wenn man im Innern zu sich spricht, was geht
da vor? – Wie soll ich's
erklären? 11
Nun, nur so, wie Du Einen || Jemand die
Bedeutung des Ausdrucks “zu sich selbst
sprechen” lehren kannst. Und ein
Kind, z.B., lernt || als Kinder lernen
wir ja diese Bedeutung. – Nur daß niemand
sagen wird, wer sie uns lehrt, sage uns, ‘was
da vorgeht’. || , wenn man zu sich
selbst spricht. |
⍈[70] Vielmehr scheint es
uns, als ob der Lehrer in diesem
Falle || Fall dem Schüler die
Bedeutung
beibringt || beibringe,
ohne sie ihm direkt zu sagen; || – daß aber der
Schüler endlich dazu gebracht wird, sich selbst die richtige
hinweisende Definition || Erklärung zu geben.
Und hierin liegt die || unsre
Illusion. |
Oder habe ich
etwas übersehen? |
Ist es nicht merkwürdig, daß man nicht
sagt: “… und dann sprach ich lange Zeit nicht
mit mir”, oder: “… und als ich das zu
mir gesagt hatte, schwieg ich eine lange Zeit”? – Aber wenn ich, z.B., 12 eine Melodie pfeife, so spreche ich
dabei meistens nicht zu mir. |
Erfindungen von Sprachspielen, || Erfundene
Sprachspiele, die ich hier benütze mögen manchen
phantastisch erscheinen. Aber was würden
Menschen, denen Philosophie nicht bekannt || unbekannt
ist || wäre, sagen, wenn man ihnen von dem
erzählen wollte, was Philosophen geschrieben haben!
Würden sie es || das
für möglich halten? |
“Du sagst zwar
nicht, es könne keine Empfindung geben, wenn sie nicht
ausgedrückt wird; aber sagst Du nicht doch, Wesen, die
keines Ausdrucks fähig wären, empfänden
nicht?” – Ich sage, daß der Blinde
nicht sieht, & der Taube nicht hört || vom Blinden, er
sehe nicht, & vom Tauben, er höre nicht.
Ich sage nicht: “Dieser Mann ist blind, aber
vielleicht sieht er dennoch.” |
“Folgt aus
dem, was Du sagst, nicht, daß, wenn es keinen Ausdruck gäbe,
13 es keine Empfindungen in
der Welt gäbe? Und es ist doch gewiß vorstellbar, daß es Empfindungen gäbe & nichts, was wir einen Ausdruck der Empfindungen nennen würden!” (Dabei stelle ich mir die Empfindungen förmlich in der Welt herumschwimmend vor.) |
Aber wenn ich Empfindung nur von mir selbst kenne, gibt es ja
überhaupt verflucht wenig davon || Empfindung
auf der Welt! (Und dann werden wir
ohne das Bißchen auch noch auskommen.)
|
⍈
“Ich bin nicht sicher, ob ich mir nicht vorstellen kann,
daß dieser Sesselfuß Schmerzen hat.” –
Und wenn ich's nun kann – was weiter?
Inwiefern ist das interessant? Welche Verbindungen hat
es mit dem übrigen Leben? |
⍈[79]
Ich kann mir vielleicht auch vorstellen (obwohl es nicht leicht
ist), jeder der Leute, die ich auf der Straße sehe, habe
14 Schmerzen; verberge sie
aber kunstvoll. Und hier ist es || es ist
wichtig: daß ich mir ein kunstvolles Verbergen vorstellen
muß. Daß ich mir also nicht einfach sage:
“Seine Seele hat Schmerzen; aber was muß das
mit seinem Leib zu tun haben!” || aber
das muß sich ja || sich schließlich am Leib nicht
zeigen!” – Wenn || Und wenn ich mir dies || das
nun vorstelle – was tue ich (da) || wie
mache ich's? Ich sage die
& jenes || verschiedenes zu mir
selbst; || , schaue die Leute so & so an,
etc. |
⍈[80]
“Wenn ich mir vorstelle, er habe Schmerzen, geht
… vor”, oder “geht
eigentlich nur … in mir vor”. Diese
Analyse ist || führt uns zu nichts. Ein andrer sagt
dann: “Ich glaube, ich kann es mir auch
vorstellen, ohne dabei … zu denken”.
Das ist alles ganz
irrelevant. Dieser Versuch, um die philosophische
Schwierigkeit herumzukommen,
(ist) abortiv. || Ein abortiver Versuch
um die philosophische Schwierigkeit
herumzukommen. |
“Aber wenn ich mir
vorstelle, daß Einer, 15 der
lacht, in Wirklichkeit Schmerzen hat, so stelle ich mir doch
kein || stell ich mir doch jedenfalls kein Schmerzbenehmen
vor, denn ich sehe eben davon das Gegenteil. Was stelle ich mir also
vor?” –
Ich habe es schon gesagt, &
ich || . Und ich stelle mir dazu nicht
notwendigerweise vor, daß ich Schmerzen
habe || fühle. –
“Aber wie geht es also vor sich, wenn ich mir das
vorstelle?” Diese Frage könnte ich nur
beantworten, indem ich Dich || den
Fragenden || “Aber was geht denn da also vor
sich?” – Das könnte ich nur dadurch
beantworten, daß ich den Fragenden die Bedeutung, den
Gebrauch, der Worte “sich … vorstellen”
lehrte; ähnlich nämlich, wie ich
sie als Kind tatsächlich gelernt
habe. || gelernt habe. § Wo,
außerhalb der Philosophie, verwenden wir denn die Worte
“Ich kann mir vorstellen, daß er Schmerzen
hat”, oder “Ich stelle
mir vor …”, oder “Stell Dir vor
…”! || . Man kann Einem sagen: “Stell Dir einmal vor, daß dieser Mann dort mit dem lachenden Gesicht starke Schmerzen hat!” – & dabei gibt man ihm keine Anleitung || Anweisung, was er eigentlich tun soll. (Darum ist auch jene 16 Analyse gar nicht zur
Sache.) [Neue Zeile]
Es könnte der Befehl etwa in einem Spiel || Gesellschaftsspiel gegeben werden; & wir schauen nun
dem zu, der sich dies schwer Vorzustellende vorstellt. |
⍈[81]
Es besteht eine Unklarheit darüber,
was || welche Rolle das
Sich-etwas-vorstellen
-können in unserer Untersuchung spielt.
Inwiefern es nämlich den Sinn eines Satzes
sicherstellt. || verbürgt. |
⍈[81] “Ich kann
mir sehr wohl vorstellen, daß Einer so handelt & doch
nichts Schandbares in der Handlung sieht.” –
und nun folgt eine Beschreibung, wie man sich das
vorzustellen habe. “Ich kann mir eine
Gesellschaft von Menschen vorstellen in welcher es || ein Volk
vorstellen, in dem es als unanständig gilt, zu rechnen,
außer zum Zeitvertreib”. Das
heißt ungefähr so viel wie: ich könnte mir dieses
Bild leicht weiter ausmalen. “Es hat Sinn von einer endlosen Baumreihe zu reden. Ich kann mir doch vorstellen, daß eine 17 Baumreihe ohne ein
Ende weiterläuft.”
D.h. etwa: Wenn es Sinn hat zu
sagen, die Baumreihe komme hier zu einem Ende, muß es Sinn haben,
zu sagen, sie komme hier nicht zu einem Ende; und
also auch, || : sie komme nirgends zu
einem Ende. Meine || Die
visuelle Vorstellung ist etwa die einer Baumreihe, die
‘unabsehbar’ weiterläuft. Ein
solches Bild verbürgt natürlich den Sinn jenes || des Wortausdrucks so wenig, als || wie es ihn
erklärt. “Ich kann mir doch vorstellen, unsere Maßstäbe zögen sich immer zusammen, wenn … ” heißt: Wenn sich unsre Maßstäbe so benähmen, würden wir nicht anstehen, zu sagen … Dies erklärt den Sinn einer bestimmten Ausdrucksweise. “Ich kann mir doch vorstellen, wie der Andre in seinem Bauch Schmerzen hat!” (Ich könnte etwa dazusetzen: jetzt z.B. tue ich's gerade.) Erklärt dies, was es heiße, der Andre habe Schmerzen? 18
(Ich kann mir die Schmerzen des Andern || des
Andern Magenschmerzen besser || leichter
vorstellen, wenn ich mich selbst nicht ganz wohl fühle.)
|
⍈[62]
Wenn man sich den Schmerz des Andern nach dem Vorbild des eigenen
vorstellen muß, dann ist das keine so leichte
Sache, || : da ich mir (doch) nach
(den) Schmerzen, die ich fühle, Schmerzen
vorstellen soll, die ich nicht fühle. Ich
habe nämlich in der Vorstellung nicht einfach einen Übergang
von einem Ort des Schmerzes zu einem andern zu machen. Wie
von Schmerzen in der Hand zu Schmerzen im Arm. Denn
ich soll mir nicht das vorstellen, daß ich an einer Stelle seines
Körpers Schmerz empfinde. (Was
auch möglich
wäre. || .).
Das Schmerzbenehmen kann auf einen Ort der Schmerzen || auf eine schmerzhafte Stelle deuten, aber die leidende Person ist die, welche klagt. 19 |
⍈[55]
Woher kommt uns || mir auch nur der
Gedanke, Wesen, Gegenstände, könnten ‘etwas
fühlen’?? Meine Erziehung hätte mich darauf geführt, indem sie mich auf die Gefühle in mir aufmerksam machte, & nun übertrage ich die Idee auf Objekte außer mir? Ich erkenne, es ist da (in mir) etwas, was ich, ohne mit dem Wortgebrauch der Andern in Widerspruch zu geraten, “Schmerzen” nennen kann? Auf Steine & Pflanzen, etc. übertrage ich meine Idee nicht. Könnte ich mir nicht denken, ich habe || hätte fürchterliche Schmerzen & würde während sie andauern zu einem Stein? Ja, wie weiß ich, wenn ich die Augen schließe, daß ich nicht zu einem Stein geworden bin? – Und wenn das nun geschehen ist, inwiefern wird der Stein Schmerzen haben. Inwiefern wird man es vom Stein aussagen können? Ja warum soll der Schmerz hier überhaupt einen Träger haben?! 20 Und kann man von dem Stein sagen, er habe eine Seele & die hat Schmerzen? Was hat eine Seele, was haben Schmerzen mit einem Stein zu tun? Nur von dem, was sich benimmt, wie ein Mensch, kann man sagen, daß es Schmerzen hat. Denn man muß es von einem Körper sagen, oder, wenn Du willst, von einer Seele, die einen Körper hat. Und wie kann ein Körper eine Seele haben? |
⍈[56]
Aber ist es nicht absurd, von einem Körper zu sagen,
er habe Schmerzen? – Und warum fühlt man darin
eine Absurdität? Inwiefern fühlt meine Hand
nicht Schmerzen; sondern ich in meiner Hand?
Was ist denn das für eine Streitfrage: Ist es sein Körper der Schmerzen fühlt? – Wie ist sie zu entscheiden? Wie macht es sich geltend, daß es nicht der Körper ist? – Nun, etwa so: Wenn Einer in der Hand Schmerzen hat, 21 so sagt's die Hand
nicht (außer sie schreibt's), & man spricht
nicht der Hand Trost zu, sondern sieht dem Leidenden in die
Augen || dem Leidenden & sieht ihm in die
Augen. |
Wenn Du sagst, Einer hat
Schmerzen, so meinst Du doch, es wäre wahr, wenn er sagte
“Ich habe Schmerzen”, auch wenn er es nicht
sagen kann. Wie, wenn ich hier sagte: “Es wäre angemessen, wenn er stöhnte, – auch wenn er nicht stöhnen kann”? Oder: “Es wäre angemessen, wenn er Schmerzbenehmen zeigte, – auch wenn ihm dies Benehmen so wenig möglich ist, wie einem Stein”? |
Eine || Als eine
‘Erklärung’ ist etwas || wirkt etwas nur unter gewissen Umständen.
Unter welchen Umständen ist es eine Erklärung des Sprachspiels ‘Farbige Gegenstände auf Befehl hin bringen’, zu sagen, es beruhe auf den Farbeneindrücken der Beteiligten? 22 |
⍈[52]
“Aber meinen wir denn nicht
wenigstens etwas ganz bestimmtes, wenn wir auf eine Farbe
hinschauen & den Farbeindruck benennen?”
Es ist doch förmlich, als lösten wir den
Farbeindruck wie ein Häutchen, von dem
gesehenen Bild || gesehenen Gegenstand
ab. (Dies sollte unsern Verdacht erregen.)
|
⍈[58] Was wir
“Beschreibungen”
nennen, sind Instrumente mit ganz speziellen
Verwendungen || mit besonderen || für
besondere Arten der
Verwendung. Wie || Denke dabei an eine Maschinenzeichnung, einem Schnitt, einem Aufriß mit den Maßen,
den der Mechaniker verwendet || vor
sich hat. Wenn man an eine Beschreibung als ein
Wortbild der Tatsachen denkt, so ist
das in gewisser Weise irreführend || hat das etwas
Irreführendes, weil man dabei etwa
an Bilder denkt, wie sie an unsern Wänden
hängen; die schlechtweg abzubilden scheinen, wie ein Ding
aussieht, wie es beschaffen ist. (Diese Bilder sind
gleichsam müßig.) 23 |
⍈[53]
“Ich weiß, wie mir die Farbe Grün
erscheint.” – Nun, das hat doch Sinn! – Gewiß; welche Verwendung des Satzes denkst Du
Dir? |
⍈[53]
Einer malt ein Bild, um zu zeigen, wie er sich etwas
(sagen wir, eine Szene auf dem Theater) vorstellt. – Und nun sage ich: “Dies Bild hat
eine doppelte Funktion: Es teilt Andern etwas mit, wie
Bilder, oder Worte eben etwas mitteilen. Aber für den
Mitteilenden ist es noch eine Darstellung (oder
Mitteilung?) anderer Art: für ihn ist es das Bild
seiner Vorstellung, wie es das für keinen Andern sein
kann. Sein privater Eindruck des Bildes sagt
ihm || spricht aus, was er
sich vorgestellt hat, in einem Sinne, dem || welchem || , wie es
das Bild für die Andern nicht kann.” –
Und mit welchem Recht redest Du in diesem zweiten Falle von
Darstellung, oder Mitteilung, – wenn diese Worte im
ersten Falle richtig angewandt 24 waren? |
⍈[53]
Sind die Regeln der privaten Sprache Eindrücke
von Regeln? – Die Waage, auf der man die
Eindrücke wägt – könnte man sagen – ist nicht
der Eindruck von einer Waage. – Wollte man
nun fortsetzen: “sondern eine wirkliche
Waage”, so wäre dies zwar wahr; aber
irreführend, weil der Ton nicht auf der
Unterscheidung zwischen wirklich & unwirklich ruht.
|
Siehst
Du ein Ding von einer Seite, so kannst Du's nicht
von der andern sehn. Deckst Du die eine Seite auf, so
deckst Du damit die andere zu. |
Kann ich mir vorstellen, wie es ist, wenn ich etwas Weißes
sehe, während ich es nicht sehe? – Auf
den ersten Blick weiß man nicht, soll man ja oder nein sagen. – Dann aber erinnere ich mich, daß es in einem
25 Gespräch heißen
könnte: “Stell Dir vor, Du sähest etwas
Weißes vor Dir & … ”. |
Man könnte sagen: Seele ist der
Körper, so gesehen. |
Oder: Man kann Gesichter auf
verschiedene || in verschiedener || in verschiedener
Weise miteinander vergleichen; & auch: auf ihren
Ausdruck hin. Und man kann das Verhalten der
Körper || Benehmen von Körpern in verschiedenem Sinne
mit einander vergleichen; &
auch, || : auf ihre Seelen hin.
|
“Aber wie
kann mich eine Regel lehren, was ich an dieser Stelle zu tun
habe? – Was immer ich tue, ist doch durch
irgendeine Deutung mit der Regel zu
vereinbaren.” – Nein, so sollte es
nicht heißen; sondern so: Jede Deutung
hängt, mitsamt dem Gedeuteten, in der Luft;
sie kann ihm nicht als Stütze dienen.
Die Deutungen allein bestimmen die Bedeutung nicht. 26 |
“Also ist, was immer ich tue, mit der Regel
vereinbar?” – Laß mich so fragen:
Was hat der Ausdruck der Regel – sagen wir, der Wegweiser
– mit meinen Handlungen zu tun? Welche
Verbindung besteht da? – Etwa die: ich bin zu
einem bestimmten Reagieren auf dieses Zeichen abgerichtet worden, und
nun reagiere ich so. |
Aber nun hast Du nur einen kausalen Zusammenhang
angegeben. Du hast nur erklärt, wie es dazu kam,
daß wir uns jetzt nach dem Wegweiser richten; nicht worin dieses
dem-Zeichen-Folgen eigentlich
besteht. Nein, ich habe mehr getan. Ich habe angedeutet, daß sich Menschen nur dann nach Wegweisern richten, wenn sie sich ständig in gleicher Weise nach ihnen richten. |
Ist, was wir “einer Regel folgen” 27 nennen, etwas, was nur ein
Mensch, & nur einmal im Leben, tun könnte? – Das ist natürlich eine Anmerkung zur
Grammatik des Ausdrucks “der Regel
folgen”. |
Es
könnte nicht einmal nur jemand einem Wegweiser gefolgt
sein. Es könnte nicht einmal nur eine
Mitteilung gemacht; ein Befehl gegeben; oder verstanden
werden || worden
sein. – Einer Regel folgen, eine Mitteilung
machen, einen Befehl geben, oder verstehen, eine Schachpartie spielen,
sind Gepflogenheiten. (Gebräuche,
Institutionen.) |
Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache verstehen.
Eine Sprache verstehen, heißt eine Technik
beherrschen. |
Es ist
freilich denkbar, daß in einem Volke, welches Spiele nicht kennt,
zwei Leute sich an ein Schachbrett setzen & die Züge
einer Schachpartie ausführen; ja auch mit allen seelischen
Begleiterscheinungen. 28 Und sähen
wir dies, so würden wir sagen, sie spielten Schach.
Aber nun denk Dir eine Schachpartie nach
gewissen Regeln in eine Reihe von Handlungen übersetzt, die wir
nicht gewohnt sind, mit einem Spiel zu
assoziieren; etwa ein || das Ausstoßen von Schreien
& Stampfen mit den Füßen. Und jene
zwei Leute || Beiden sollen nun, statt
die uns geläufige Form des Schach zu spielen, schreien &
stampfen; & zwar so, daß dies sich nach geeigneten Regeln
in eine Schachpartie übersetzen ließe.
Wären wir nun noch immer geneigt, zu sagen, sie spielten
ein Spiel; & mit welchem Recht könnte man das
sagen? |
Ich kann, wie die
Sachen stehen, ein Spiel erfinden, das nie von jemandem gespielt
wird. – Wäre aber auch dies möglich:
die Menschheit hat nie Spiele gespielt; einmal aber hat Einer ein
29 Spiel erfunden, das dann
allerdings nie gespielt wurde? |
“Das ist ja das Merkwürdige an der Intention, am seelischen Vorgang, daß für ihn das Bestehen der Gepflogenheit, der Technik, nicht nötig ist. Es ist denkbar, daß zwei Menschen, in einer Welt, in der sonst nie gespielt wird, den Anfang einer Schachpartie spielen, & dann gestört werden.” Ist aber das Schachspiel nicht durch seine Regeln definiert? Und wie sind diese Regeln im Geist dessen vorhanden, der intendiert Schach zu spielen? |
Einer Regel folgen, ist analog
dem: einen Befehl befolgen. Man wird dazu
abgerichtet, & nun reagiert man auf ihn in bestimmter
Weise. – Aber wie, wenn nun der Eine so, der
Andre anders auf Befehl &
Abrichtung reagiert. Wer hat dann recht? 30 |
Denk Dir, Du kämest als Forscher in ein
unbekanntes Land mit Dir gänzlich fremder || ein Forscher
käme in ein unbekanntes Land mit einer ihm gänzlich
fremden Sprache. Unter welchen
Umständen würdest Du || würde er sagen, daß
die Leute dort Befehle geben, Befehle verstehen, (sie) befolgen,
sich gegen sie || Befehle auflehnen,
u.s.w.? |
Denken wir
uns, daß die Leute in jenem Land gewöhnliche menschliche
Tätigkeiten verrichten & sich dabei, wie es scheint,
einer artikulierten Sprache bedienen. Sieht man ihrem
Treiben zu, so ist es verständlich, erscheint uns
‘logisch’. Versuchen wir aber ihre
Sprache zu erlernen, so finden wir, daß es unmöglich
ist. Es besteht nämlich bei ihnen
keine regelmäßige Zuordnung des Gesprochenen, der Laute,
mit den Handlungen || und der Tätigkeiten; dennoch
aber sind jene Laute || ist ihr Sprechen
nicht überflüssig: wenn wir nämlich
z.B. einen dieser
Leute || von ihnen knebeln, so hat dies
ähnliche Folgen, wie bei uns. Ohne 31 Laute geraten ihre Handlungen in
Verwirrung (wie ich mich ausdrücken will).
Sollen wir sagen, diese Leute hätten eine Sprache; Befehle, Mitteilungen, u.s.w.? Zu dem, was wir “Sprache” nennen fehlt die Regelmäßigkeit. |
So erkläre ich also, was
“Befehl” & was “Regel”
heißt, durch “Regelmäßigkeit”?
Wie erkläre ich jemandem die Bedeutung von “regelmäßig”, “gleichförmig”, (oder) “gleich”? – Einem der, sagen wir, nur Französisch spricht, werde ich diese Wörter durch die entsprechenden französischen erklären. Wer aber diese Begriffe noch nicht besitzt, den werde ich die Worte durch Beispiele & durch Übung gebrauchen lehren. Und dabei teile ich ihm nicht weniger mit, als ich selber weiß. Ich werde ihm also in diesem Unterricht gleiche Farben, gleiche Längen, gleiche Figuren zeigen, ihn sie finden 32 & herstellen,
lassen, u.s.w. Ich werde
ihn etwa dazu anleiten, ein Reihenornament || Reihenornamente (wie || z.B. –– ∙ ∙ ∙ –– ∙ ∙ ∙ –– ∙ ∙ ∙ –– ), auf
meinen || einen Befehl
‘gleichmäßig’ fortzusetzen. –
Und auch dazu, eine Reihe
∙ ❘ ∙ ❘ ❘ ∙ ❘ ❘ ❘ ∙ auf einen
bestimmten Befehl so fortzusetzen:
❘ ❘ ❘ ❘ ∙ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ∙ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ∙ Ich
mach's ihm vor; er macht es mir nach; & ich
beeinflusse ihn durch (die) Äußerungen der Zustimmung,
der Abweisung, der Erwartung, der
Aufmunterung; ich || . Ich lasse
ihn gewähren; || , oder halte ihn
zurück; || ,
u.s.w. Denke, Du wärest Zeuge eines solchen Unterrichts. Es würde darin kein Wort durch sich selbst erklärt, kein logischer Zirkel gemacht. |
Auch das Wort “und so weiter”, &
“und so weiter ad inf.”, wird in diesem
Unterricht erklärt werden. (Es kann dazu
unter anderem auch eine Gebärde dienen.) 33 |
“Aber erklärst Du ihm wirklich,
was Du selber verstehst? Läßt Du ihn das
Wesentliche nicht erraten? Du gibst ihm
Beispiele; er aber muß ihre Tendenz erraten. Also Deine
Absicht.” – Jede Erklärung, die
ich mir selbst geben kann, gebe ich auch ihm.
“Er errät, was ich meine” würde heißen: ihm schweben verschiedene Interpretationen meiner Erklärung vor, & er rät auf eine von ihnen. Er könnte also in diesem Falle fragen. Und ich könnte, & würde, ihm antworten. |
“Wie immer Du ihn im
Fortführen des Reihenornaments unterrichtest – wie kann er
wissen, wie er sie || es
selbständig fortzusetzen hat?” Nun, wie
weiß ich's selbst? ‒ ‒ ‒ Wenn das
heißt: Habe || habe ich Gründe? so ist die Antwort:
die Gründe werden mir bald ausgehen. Und ich werde
dann, ohne Gründe, handeln. |
“Wie kann ich einer Regel folgen?”
– Wenn 34 das
nicht eine Frage nach den Ursachen ist, so ist es eine nach der
Rechtfertigung || nach der Begründung, nach der
Rechtfertigung, die ich dafür angeben kann, daß ich
so nach der Regel handle. Habe ich die Begründung erschöpft, so bin ich nun auf dem harten Felsen angelangt; & mein Spaten biegt sich zurück. Ich bin dann geneigt zu sagen: “So handle ich eben.”
¥ ⋎ 89/2
[Eigener §] |
Wenn jemand, den ich fürchte, mir den
Befehl gibt, die Reihe fortzusetzen, so werde ich schleunig, mit
völliger Sicherheit handeln, & das Fehlen der
Gründe || von Gründen stört mich
nicht. |
“Aber
dieser Reihenanfang konnte doch offenbar verschieden gedeutet werden
(durch algebraische Ausdrücke, z.B.)
& Du mußtest also erst eine solche Deutung
wählen.” – Durchaus nicht!
Es war, unter Umständen, ein Zweifel möglich.
Aber das sagt nicht, daß ich gezweifelt habe, oder auch nur
35 zweifeln
konnte. (Damit steht in Zusammenhang,
was über die psychologische ‘Atmosphäre’
eines Satzes || Vorgangs zu sagen
ist.) |
“Nur Intuition konnte diesen Zweifel
heben? – Wenn sie eine innere Stimme ist,
– wie weiß ich, wie ich ihr folgen soll?
Und wie weiß ich, daß sie mich nicht irreleitet?
Denn kann sie mich richtig leiten, dann kann sie mich
auch irreleiten. [⋎ Die Intuition eine unnötige Ausrede.] |
“So sagst Du also, daß die
Übereinstimmung der Menschen entscheide, was richtig
& falsch ist?” – Richtig &
falsch ist, was wir sagen; & in der Sprache stimmen die
Menschen überein. Das ist keine Übereinstimmung
der Meinungen, sondern der Lebensformen. |
“Aber reicht denn nicht das
Verständnis weiter, als alle Beispiele?”
– Ein sehr merkwürdiger Ausdruck, & ganz
natürlich. |
Aber ein || Ein
Unterricht, der bei den vorgeführten 36 Beispielen stehenbleiben will, & ein Unterricht || einer, der über sie
‘hinausweist’, unterscheiden sich ja
von einander. |
Wenn man Beispiele
aufzählt & dann sagt “und so weiter”,
so wird dieser letztere Ausdruck auf andere Weise erklärt, als
die Beispiele. |
Denn das “und so
weiter” könnte man, einerseits, durch einen Pfeil
ersetzen, der anzeigt, das Ende der Beispielreihe solle nicht ein Ende
ihrer Anwendung bedeuten. Anderseits heißt “und
so weiter” auch: Es ist genug (Du hast mich verstanden); || – wir brauchen keine weiteren
Beispiele. ¥⋎
88/1 [Eigener §] |
Die Geste “und so
weiter” hat eine Funktion vergleichbar der, des Zeigens auf
einen Gegenstand, oder auf einen Ort. |
Ein Mensch kann sich selbst
ermahnen, || ermutigen, sich selbst befehlen,
gehorchen, tadeln, bestrafen, eine Frage vorlegen & auf
37 sie antworten.
Man könnte sich also auch Menschen denken, die nur
monologisch sprächen. Ihre Tätigkeiten mit
Selbstgesprächen begleiteten. –
Einem Forscher, der sie beobachtet & ihre Reden belauscht
könnte es gelingen, ihre Sprache in die unsre zu
übersetzen. (Er wäre übrigens dadurch in
den Stand gesetzt, Handlungen dieser Leute richtig vorherzusagen, denn
er hört sie auch Vorsätze & Entschlüsse
fassen.) Wäre nun aber auch eine Sprache denkbar, in der Einer seine inneren Erlebnisse – seine Gefühle, Stimmungen, etc. – für den eigenen Gebrauch aufschreiben, oder aussprechen könnte? – Können wir denn das in unseren gewöhnlichen Sprachen || unsrer gewöhnlichen Sprache nicht tun? – Aber so || So meine ich's nicht. Die Wörter dieser Sprache sollen sich auf das beziehen, wovon nur der Sprechende wissen kann; auf seine unmittelbaren, privaten, Empfindungen. Ein Anderer kann diese Sprache natürlich nicht verstehen. 38 |
Wie
beziehen sich Wörter auf Empfindungen? – Darin scheint kein Problem zu liegen; denn reden
wir nicht täglich von Empfindungen & benennen sie?
– Aber wie wird hier die Verbindung
eines || des Namens mit dem Benannten
hergestellt? Die Frage ist die gleiche, wie die:
wie lernt ein Mensch die Bedeutung der Namen von
Empfindungen? Z.B. des Wortes
“Schmerz”. Im Groben etwa
so: Es werden Worte mit dem ursprünglichen,
natürlichen, Ausdruck der Empfindung verbunden & an
dessen Stelle gesetzt. Ein Kind hat sich verletzt, es
schreit, & nun sprechen ihm die Erwachsenen zu &
bringen ihm Ausrufe & später Sätze bei.
Sie lehren das Kind ein neues Schmerzbenehmen.
“So sagst Du also, daß das Wort ‘Schmerz’ eigentlich das Schreien bedeutet?” – Im Gegenteil; es ersetzt || der Wortausdruck des Schmerzes ersetzt das Schreien & beschreibt es nicht. |
Inwiefern sind nun meine Empfindungen
privat? Nun, || So: nur ich kann wissen, ob ich wirklich
Schmerzen habe; der Andre kann es nur vermuten. – Das
ist in einer Weise falsch, in einer andern unsinnig. Wenn
wir das Wort “wissen” gebrauchen, wie es
normalerweise gebraucht wird (und wie sollen wir es denn
gebrauchen!) dann wissen es andere sehr häufig, wenn
ich Schmerzen habe. – Ja, aber doch nicht mit der
Sicherheit, mit der ich selbst es weiß! – Von mir
kann man überhaupt nicht sagen (außer etwa im
Spaß) ich wisse, daß ich
Schmerzen habe. Was soll es denn heißen?
Außer || außer etwa, daß ich Schmerzen habe?
Man kann nicht sagen, die Andern lernen meine Empfindung ‘nur’ durch mein Benehmen; denn von mir kann man nicht sagen, ich lernte sie. Ich habe sie. Das ist richtig: es hat Sinn, von Andern zu sagen, sie seien im Zweifel darüber, 40 ob
ich Schmerzen habe, aber nicht, das || es von mir selbst
zu sagen. |
“Der
Andre kann nicht meine Schmerzen haben.” –
Das ist Unsinn. Welches sind meine
Schmerzen? Was gilt hier als Kriterium der
Identität? Überlege, was es möglich
macht, im Fall physikalischer Gegenstände von
“zwei genau gleichen” zu
sprechen. Z.B. zu sagen:
“Dieser Sessel ist nicht derselbe, den Du gestern
hier gesehen hast, aber er ist ihm genau gleich || ein genau
gleicher”. Soweit es Sinn hat, zu sagen, mein Schmerz sei der gleiche, wie seiner, soweit können wir auch beide den gleichen Schmerz haben. (Auch das wäre denkbar, daß zwei Leute an der gleichen – nicht nur homologen – Stelle Schmerz empfanden. Ob es bei siamesischen Zwillingen vorkommt || der Fall ist, weiß ich nicht.) Ich habe gesehen, wie || daß jemand, in einer Diskussion über diesen Gegenstand, 41 sich
an die Brust schlug & sagte || rief: “Aber er
kann doch nicht diese Schmerzen
haben!” – Die Antwort darauf ist, daß
man durch das emphatische Betonen des Wortes
“diese” , || (oder durch den
Gebrauch des Wortes “identisch” statt
des Wortes “gleich”, || ) kein
Kriterium der Identität definiert. Die Emphase
spiegelt uns vielmehr nur den Fall vor, daß ein solches Kriterium
bereits vorhanden ist & wir uns noch || nur
noch daran erinnern müssen. |
Auch das Ersetzen eines || des Wortes
“gleich” durch “identisch”
z.B. ist ein typisches Auskunftsmittel in
der Philosophie. Als handle es nur sich darum,
die richtige Nuance zu treffen Als
redeten wir von Abschattungen der Bedeutung, & es handle sich
nur darum, mit unsern Worten die richtige Nuance zu
treffen. (Und darum handelt sich's beim
Philosophieren nur 42
dann, wenn die || unsre Aufgabe ist, die
Versuchung, etwas || das & das
zu sagen, psychologisch genau richtig
darzustellen. Was wir so zu sagen versucht sind, ist natürlich nicht Philosophie; sondern es ist ihr Rohmaterial. Was also ein Mathematiker, z.B., über die Objektivität & Realität der Mathematik || mathematischen Tatsachen zu sagen geneigt ist, ist nicht eine Philosophie der Mathematik, sondern etwas, was Philosophie zu behandeln hätte. |
Wie ist es nun mit der Sprache, die meine innern Erlebnisse
beschreibt & nur ich selbst verstehen kann?
Wie bezeichne ich meine Empfindungen mit Worten? – So wie wir's gewöhnlich
tun? Sind also meine Empfindungsworte mit meinen
natürlichen Empfindungsäußerungen
verknüpft? – In diesem Falle ist meine Sprache
nicht ‘privat’. Ein Anderer könnte
sie verstehen, wie ich. – Aber wie, wenn ich
43 keine natürlichen
Äußerungen der Empfindung, sondern nur die
Empfindung besäße? Und nun
assoziiere ich einfach Namen mit den
Empfindungen & verwende diese Namen in
einer Beschreibung. – Stellen wir uns davon einen einfachen Fall vor. Ich will über das Wiederkehren einer gewissen Empfindung ein Tagebuch anlegen. Dazu assoziiere ich sie mit dem Zeichen “E” & trage || schreibe im || in einem Kalender zu jedem Tag, an dem ich die Empfindung habe ein “E” || dies || dieses Zeichen. Ich will zuerst dies sagen, daß || bemerken, daß sich eine Definition des || dieses Zeichens nicht aussprechen läßt. – Aber ich kann sie doch mir selbst als eine Art hinweisende Definition geben! – Wie? Kann ich auf die Empfindung zeigen? – Nicht im gewöhnlichen Sinne, aber ich spreche oder schreibe das Zeichen, & dabei konzentriere ich meine Aufmerksamkeit auf die Empfindung. Zeige also gleichsam im Innern auf 44
sie. – Aber wozu diese Zeremonie? denn nur
das || eine solche scheint es zu sein! Eine
Definition dient doch dazu, die Bedeutung eines Zeichens
festzulegen. – Nun, das geschieht eben durch das
Konzentrieren der Aufmerksamkeit; denn dadurch präge ich mir die
Verbindung des Zeichens mit der Empfindung ein. –
‘Ich präge sie mir ein’ kann doch nur
heißen: dieser Vorgang bewirkt, daß ich mich in Zukunft
richtig an die Verbindung erinnere. Aber in
unserm Falle habe ich ja kein Kriterium für die
Richtigkeit. Man möchte hier sagen: richtig ist,
was immer mir als richtig erscheinen wird ‒ ‒ ‒ & das
heißt nur, daß hier von ‘richtig’ nicht
geredet werden kann. |
“Nun, ich glaube, daß dies wieder die
Empfindung E ist.” – Du
glaubst es wohl, zu glauben! –
“So hätte sich also, der das Zeichen in den Kalender eintrug, gar nichts 45 notiert? –
Sieh's nicht als selbstverständlich an, daß
Einer sich etwas notiert, wenn er Zeichen, in einen Kalender
z.B. einträgt. Eine Notiz
hat ja eine Funktion; & das
“E” hat, soweit, keine.
|
Frage Dich, was der Sinn, der Zweck, einer Notiz
ist. Denke so: “Ist es nicht
merkwürdig, daß wir manchmal Zeichen in einen Kalender
einschreiben – wozu tun wir das
eigentlich?!”
|
Aber
ferner: Welchen Grund haben wir
“E” das Zeichen für eine
Empfindung zu nennen?
“Empfindung” ist nämlich ein
Wort unsrer allgemeinen, Allen verständlichen,
Sprache. Der Gebrauch dieses Worts bedarf also einer
Rechtfertigung, die Alle verstehen. – Und es
hülfe auch nichts, zu sagen, || : es
müsse keine Empfindung sein; wenn er
“E” schreibt, habe er
Etwas – & mehr könnten wir
nicht sagen. Aber “haben” &
“etwas” gehören auch zur 46 allgemeinen Sprache. –
So gelangt Einer, der
philosophiert || der Philosoph manchmal || am Ende dahin, nur noch einen
unartikulierten Laut ausstoßen zu wollen. –
Und Und das hilft (ihm) auch
nichts || ein solcher ist nur unter gewissen
Bedingungen ein Ausdruck. |
Denken wir uns aber nun eine Verwendung
der Eintragung “E”. Ich mache
folgende Erfahrung: Wenn immer ich eine bestimmte
Erfahrung habe, sehe ich an einem Manometer, daß mein Blutdruck
steigt. Dadurch werde ich in den Stand gesetzt, ein Steigen
meines Blutdrucks ohne Zuhilfenahme eines Apparats anzusagen.
Ein sehr nützliches Ergebnis. Und nun
scheint es hier ganz gleichgültig zu sein, ob ich die Empfindung
richtig wiedererkannt habe, oder nicht. Nehmen
wir an, ich irrte mich beständig bei der || ihrer Identifizierung, so macht es gar
nichts. Und das zeigt schon, daß die Annahme
dieses || des Irrtums nur ein Schein war.
(Wir drehten an einem Knopf, der aussah, 47 als könnte man mit ihm etwas an
der Maschine einstellen; aber es war ein leeres Zierat &
nicht mit dem Mechanismus in Verbindung. || & mit dem Mechanismus nicht
verbunden. || ein leeres
Zierat, mit dem Mechanismus gar nicht
verbunden. Und welchen Grund haben wir hier, “E” die Bezeichnung für eine Empfindung zu nennen? – Vielleicht die Art & Weise, wie es in diesem Sprachspiel verwendet wird. – Und warum eine ‘bestimmte Empfindung’, d.h., immer || jedesmal die gleiche? Nur den, daß || darum, weil ich jedesmal das gleiche Zeichen verwende. |
⍈[35] Aber
ist das alles? Gibt es nicht eine noch tiefere
Erklärung; oder muß nicht doch das Verständnis
der Erklärung tiefer sein? – Ja, hab ich
denn selbst ein tieferes Verständnis? Habe
ich mehr, als ich in der Erklärung gebe? –
Woher aber dann das Gefühl, ich hätte 48
mehr? || , || mehr? als ich sagen
kann? Ist es, daß ich das nicht Begrenzte als Länge deute, die über jede Länge hinausreicht? (Die nicht begrenzte Erlaubnis, als Erlaubnis zu etwas Grenzenlosem.) Gewisse Vergleiche, in die Sprache || unsern Ausdruck aufgenommen, erzeugen in uns einen geistigen Schwindel. (Wir fühlen nicht, der Weg ist || sei zu steil; sondern: || , ‘es drehe sich alles’. (Mengenlehre.) |
“Denke Dir einen Menschen,
der es nicht im Gedächtnis
behalten könnte || kann, was
das Wort ‘Schmerz’
bedeutet; & daher immer || jedesmal wieder
etwas anderes so nennt – das Wort aber
immer in Übereinstimmung mit den gewöhnlichen Zeichen
& Voraussetzungen des Schmerzes
verwendete!” – Das Rad gehört nicht
zur Maschine, das man drehen kann, ohne daß etwas
anderes sich mitbewegt. 49 |
“Wenn ich sage ‘Ich habe
Schmerzen’, bin ich jedenfalls vor mir selbst
gerechtfertigt.” – Heißt das:
“Wenn der Andre wissen könnte, was ich
‘Schmerz’ nenne, würde er zugeben, daß ich
das Wort richtig verwende”?
¥⋎
89/3 [Eigener
§] |
“Wenn
ich mir etwas vorstelle || etwas empfinde, so geschieht
doch wohl etwas!” Nun, es geschieht etwas –
& wozu mache ich dann einen Lärm? Wohl dazu,
was geschieht, mitzuteilen. – Aber wie teilt man denn
überhaupt etwas mit? Wann sagt man, etwas werde
mitgeteilt? – Was ist das Sprachspiel des
Mitteilens? Ich möchte sagen: Du siehst es für viel zu selbstverständlich an, daß man jemandem etwas mitteilen kann. Das heißt: wir sind so (sehr) an die Mitteilung durch Sprechen, im Gespräch, gewöhnt, daß es uns scheint, als || es läge der ganze Witz der Mitteilung, darin, || : daß ein Andrer den Sinn der Worte – (ein 50 ätherisches Ding) –
auffaßt; sozusagen in's Gehirn
aufnimmt. Wenn er dann auch noch etwas damit
anfängt, so gehört das nicht
mehr zum direkten Zweck der Sprache. Man möchte sagen: “Die Mitteilung bewirkt, daß ich weiß, daß der Andre Schmerzen hat, sie bewirkt dies geistige Phänomen; alles andere ist der Mitteilung unwesentlich.” Was dieses merkwürdige Phänomen des Wissens, daß so Einer Schmerzen hat, ist, || – damit läßt man sich Zeit. Seelische Vorgänge sind eben merkwürdig. (Ähnlich wäre vielleicht || es, zu sagen: “Die Uhr zeigt uns die Zeit an , || ‒ ‒ ‒ Was die Zeit ist, das ist eine noch nicht entschiedene Frage || ist noch nicht entschieden; & zu welchen Zwecken || wozu wir das || unser Wissen der Zeit gebrauchen, || wir die Zeit ablesen || man die Zeit abliest, das gehört nicht hierher.”) |
Wie ist es nun,
z.B. mit dem Worte “rot”
– soll ich sagen, dies bezeichne etwas ‘uns Allen
Gegenüberstehendes’, &
Jeder 51
sollte eigentlich außer diesem Wort noch eines haben zur
Bezeichnung seiner eigenen Empfindung von
Rot? Oder ist es so: das Wort
“rot” bezeichnet etwas uns gemeinsam
Bekanntes || Bekanntes; & für Jeden,
außerdem, etwas nur ihm
Bekanntes, || ?
(Oder || oder
vielleicht besser: es bezieht sich auf etwas nur ihm
bekanntes? || .) |
Das Wesentliche am privaten
Erlebnis ist eigentlich nicht, daß jeder sein eigenes
Exemplar besitzt, sondern, daß Keiner weiß, ob der
Andre auch dies hat, oder etwas anderes. Es
wäre z.B. die Annahme möglich –
wenn auch nicht zu verifizieren – & ein
Teil der Menschheit habe die eine Rotempfindung,
ein anderer Teil eine andere.
¥⋎ 52/1 |
Schau
auf das Blau des Himmels, & sag' zu Dir
selbst: “Wie blau der Himmel
ist!” – Wenn Du es spontan tust –
nicht mit philosophischen Absichten – so kommt es Dir nicht in
den Sinn, dieser 52
Farbeneindruck gehöre nur Dir. Und Du hast
kein Bedenken, diesen Ausruf an einen Andern zu richten.
Und wenn Du bei den Worten auf etwas zeigst, so ist es der
Himmel. Ich meine: Du hast nicht das Gefühl des
in-Dich-selber-Zeigens, das oft das
‘Benennen der Empfindung’ begleitet, wenn man
über die ‘private Sprache’ nachdenkt.
Du denkst auch nicht, Du solltest eigentlich nicht mit der Hand,
sondern nur mit der Aufmerksamkeit auf die Farbe zeigen.
(Überlege, was es heißt, “mit der
Aufmerksamkeit auf etwas zeigen”.) ¥⋎ 22/1 |
⍈[51] Es hilft uns natürlich nichts zum Begreifen
der Funktion des Wortes “rot” || der Funktion von
“rot”, zu sagen, es
‘beziehe sich auf’, statt ‘es
bezeichne’, das Private; aber es ist der psychologisch
treffendere Ausdruck für ein bestimmtes 53 Erlebnis beim Philosophieren.
Es ist, als werfe ich beim Aussprechen des Worts einen Seitenblick
auf die eigene Empfindung, gleichsam um mir zu sagen, ich wisse schon,
was ich damit meine. ¥⋎ 1/1 ¥⋎ 23/1 ¥⋎ 23/2 ¥⋎ 24/1 ¥⋎ 22/2 |
“Aber kommt, was Du sagst, nicht darauf hinaus, es gebe
keinen Schmerz ohne Schmerzbenehmen?”
– Es kommt darauf hinaus: man könne nur vom
lebenden Menschen, & was ihm ähnlich ist (sich
ähnlich benimmt) sagen, es habe Empfindungen;
sehe; sei blind; höre; sei taub; sei bei 54 Bewußtsein; oder
bewußtlos. |
“Aber im Märchen kann doch auch der Topf sehen
& hören!” (Gewiß; aber er
kann auch sprechen.)
“Aber das Märchen erdichtet doch nur, was nicht der Fall ist; es spricht doch nicht Unsinn. – Das ist so einfach nicht. Ist es Unwahrheit, oder Unsinn, zu sagen, ein Topf rede? Macht man sich ein klares Bild davon, unter welchen Umständen wir von einem Topf sagen würden, er rede? (Auch ein Unsinngedicht ist nicht Unsinn in der Weise, wie das Lallen eines Kindes.) Ja; wir sagen von Leblosem, es habe Schmerzen: im Spiel mit Puppen z.B. Aber diese Verwendung des Schmerzbegriffs ist eine sekundäre. || dies ist eine sekundäre Verwendung des Schmerzbegriffs. Versuchen wir, uns den Fall vorzustellen, Leute sagten uns von Leblosem, es habe Schmerzen, bedauerten nur Puppen! (Wenn Kinder Eisenbahn spielen, hängt ihr Spiel mit ihrer Kenntnis der Eisenbahn zusammen. Es könnten aber 55 Kinder eines Volksstammes,
dem Eisenbahnen nicht bekannt sind, dies Spiel von andern
übernommen haben, & es spielen, ohne zu wissen, daß
damit etwas nachgeahmt wird. Man könnte sagen, dies
Spiel habe für sie nicht den gleichen Sinn, wie
für uns.) ¥⋎ 19/1 ¥⋎ 1/2 [Eigene §§] |
Schau einen
Stein an & denk' Dir er hat || habe Empfindungen! Man sagt sich:
Wie könnte man auch nur auf die Idee kommen
einem Ding eine Empfindung zuzusprechen?
Man könnte sie ebensogut einer Zahl zuschreiben. – Und nun schau auf eine zappelnde Fliege & sofort
ist diese Schwierigkeit verschwunden & der Schmerz scheint
hier angreifen zu können, wo früher alles gegen ihn,
sozusagen, glatt war. Und so scheint uns auch ein 56
Leichnam dem Schmerz gänzlich
unverwandt || unerreichbar || unzugänglich! – Unsere Einstellung zum Lebenden ist nicht die zum
Toten. Alle unsere Reaktionen sind
verschieden. Wenn Du sagst || Sagt Einer: Das kann nicht einfach daran
liegen, daß das Lebendige sich so & so bewegt und das
Tote nicht”, so will || werde ich
ihm bedeuten, es sei
hier || hier liege ein Fall des Übergangs
‘von der Quantität zur Qualität’
vor. |
Denke an das
Erkennen des Gesichtsausdrucks; die Beschreibung des
Gesichtsausdrucks, die nicht darin besteht, daß man die
Maße des Gesichts angibt! Denke auch
daran, wie man das Gesicht eines Menschen nachahmen kann, ohne das
eigene dabei im Spiegel zu sehen.
¥⋎
20/1 [Eigener
§] |
Ich erstarre zu Stein & meine Schmerzen dauern an. – Und wenn ich mich nun irrte & es nicht mehr
Schmerzen wären! – Aber ich kann
57 mich doch hier nicht irren
– es heißt doch nichts, zu zweifeln, ob ich Schmerzen
habe! –
D.h., || : wenn
einer sagte “Ich weiß nicht, ist das ein Schmerz,
was ich habe; oder ist es etwas anderes?”, so
dächten wir etwa, er wisse nicht, was
das Wort “Schmerz” bedeute &
würden's ihm nur erklären. – Wie? – Vielleicht durch
Gebärden, oder indem wir ihn stächen und sagen:
“Siehst Du, das ist Schmerz”. Er
könnte diese Worterklärung, wie jede andre, richtig, falsch,
oder gar nicht verstehen. Und welches er tut, wird er im
Gebrauch des Wortes zeigen, wie auch sonst. Wenn er nun
z.B. sagte: “Oh, ich
weiß, was ‘Schmerz’ heißt, aber ob
das Schmerzen sind, was ich jetzt hier habe, das weiß ich
nicht” – da würden wir bloß die Köpfe
schütteln & müßten seine Worte
für eine seltsame Reaktion ansehen, mit der wir nichts anzufangen
wissen. 58
(Es wäre etwa ähnlich, wie wenn wir jemand, im Ernste, sagen hörten: “Ich erinnere mich deutlich, gerade vor meiner Geburt geglaubt zu haben, …”) Einer || Jener Ausdruck des Zweifels gehört nicht zu diesem || dem Sprachspiel. – Aber wenn nun der Ausdruck der Empfindung, das menschliche Benehmen, ausgeschlossen ist, dann scheint es, ich dürfe wieder zweifeln. Daß ich hier versucht bin zu sagen, man könne die Empfindung für etwas anderes halten, als was sie ist, kommt daher: Wenn ich das normale Sprachspiel mit dem Ausdruck der Empfindung abgeschafft denke, brauche ich nun ein Kriterium der Identität für sie; & dann bestünde auch die Möglichkeit des Irrtums. ¥⋎67
[Eigener §] |
Wenn ich von mir selbst sage, ich wisse nur vom eigenen
Falle, was das Wort “Schmerz” bedeutet, muß ich
das 59
nicht auch von den Andern sagen? Und wie
kann ich denn den
einen || den einen einzigen Fall in so
unverantwortlicher Weise verallgemeinern? –
Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! – Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir “Käfer” nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schauen; & jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte. – Aber wenn nun das Wort “Käfer” dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? – so wäre er nicht den der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel, auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte 60 auch
leer sein. – Nein; durch dieses Ding in der Schachtel
kann ‘gekürzt’ werden; es hebt sich weg, was
immer es ist. Das heißt: Wenn man die Grammatik des Ausdrucks der Empfindung nach dem Muster, von ‘Gegenstand & Bezeichnung’ konstruiert, dann fällt der Gegenstand als irrelevant aus der Betrachtung heraus. |
Und was soll
“Ich weiß nur vom eigenen Fall
… ” überhaupt für ein Satz sein?
Ein Erfahrungssatz? Nein. –
Ein grammatischer? Ich denke mir also: Jeder sage von sich selbst, er wisse nur vom eigenen Schmerz, was Schmerz sei. Nicht, daß die Menschen das wirklich sagen, oder auch nur bereit sind, zu sagen. Aber wenn nun Jeder es sagte – nun, es könnte eine Art Ausruf sein. Und 61 wenn er auch als Mitteilung
nichtssagend ist, so ist er doch ein Bild; & warum sollten wir
uns so ein Bild nicht vor die Seele rufen wollen? Denke
Dir statt der Worte ein gemaltes, allegorisches
Bild. Ja, wenn wir beim Philosophieren in uns sehen || schauen, bekommen wir oft gerade so ein Bild zu sehen. Förmlich, eine bildliche Darstellung unserer Grammatik. Nicht Fakten; sondern gleichsam illustrierte Redewendungen. |
“Ja, aber es ist doch da ein Etwas, was meinen
Ausruf des Schmerzes begleitet! Und um
dessentwillen ich ihn mache. Und dieses Etwas ist das, was
wichtig ist, & schrecklich.”
Könnte es nicht sehr wichtig sein, daß wir das sagen wollen?! || Wem sagen wir das nun und bei welcher Gelegenheit? Könnte es nicht sehr wichtig sein, daß wir das sagen wollen?! |
Daß wir so gerne sagen möchten
“Das Wichtige ist das”, indem wir
für uns selbst auf die Empfindung deuten – zeigt 62 schon, wie sehr wir geneigt sind,
etwas zu sagen, was keine Mitteilung ist. |
In meinem “Es ist doch da ein Etwas
… ” ist schon das falsche Bild. Denn ich
sagte “Etwas”, um die Möglichkeit offen
zu lassen, daß es nicht immer das Gleiche sein
müsse; sondern nur irgend etwas, woran sich der
Schmerzensruf lehnen kann. ⋎ 18/1
|
“Es ist
doch da ein Etwas …” –
Das (zu sagen,) ist wirklich falsche
Bescheidenheit. Warum nicht gleich sagen, es sei ein
Schmerz? Es ist nicht zweifelloser || weniger
zweifellos, daß es ein Schmerz, als daß es Etwas
ist. ¥⋎
18/1 |
“Ich kann nur glauben,
daß der Andre Schmerzen hat, aber ich weiß es, 63 wenn
ich sie habe.” – Ja, man kann sich dafür
entschließen, zu sagen “Ich glaube, er hat
Schmerzen” statt “Er hat Schmerzen”;
& “Ich weiß, ich habe
Schmerzen” statt “Ich habe
Schmerzen”. Aber das ist alles. –
Was hier wie eine Erklärung, oder Aussage über die
seelischen Vorgänge, ausschaut, ist in Wahrheit ein
Vertauschen einer Redeweise für eine andere, die, während
wir philosophieren, uns die treffendere erscheint.
Versuch einmal, in einem wirklichen Fall, die Angst, die Schmerzen des Andern zu bezweifeln! |
“Aber Du wirst doch zugeben, daß
ein Unterschied ist, zwischen Schmerzbenehmen mit Schmerzen
& Schmerzbenehmen ohne Schmerzen.”
– Zugeben? Welcher Unterschied könnte
größer sein! – “Und doch gelangst
Du immer wieder zum Ergebnis, die Empfindung selbst sei ein
Nichts.” – Nicht 64 doch. Sie ist kein
Etwas, aber auch nicht ein Nichts! Das
Ergebnis war nur, daß ein Nichts die gleichen Dienste täte,
wie ein Etwas, worüber sich nichts aussagen läßt.
Wir verwarfen nur die Grammatik, die sich uns
aufdrängen will. Das Paradox verschwindet nur dann, wenn wir radikal mit der Idee brechen, die Sprache funktioniere immer auf eine Weise, diene immer dem gleichen Zweck: – Gedanken zu übertragen, – seien diese nun Gedanken über Häuser, Schmerzen, Gut & Böse, oder was immer. |
Ich sage
jemandem, ich habe Schmerzen. Seine Einstellung zu
mir wird nun die des Glaubens sein; des Unglaubens; des
Mißtrauens; u.s.w..
Nehmen wir an, er sagt: “Es wird nicht so schlimm sein.” – Ist das nicht der Beweis dafür, daß er an etwas glaubt, das hinter der Schmerzäußerung 65
steht? – Seine Einstellung ist ein Beweis seiner
Einstellung. Denke Dir nicht nur den Satz
“Ich habe Schmerzen”, sondern auch die
Antwort || sondern auch den,
“Es wird nicht so schlimm sein” durch
Naturlaute & Gebärden ersetzt! |
“Welcher Unterschied könnte
größer sein!” – Im Falle der
Schmerzen glaube ich, ich könne mir diesen Unterschied
privat vorführen. Den Unterschied aber zwischen
einem nicht abgebrochenen & einem abgebrochenen Zahn
kann ich Jedem vorführen. Aber zu der privaten
Vorführung brauchst Du Dir gar nicht Schmerzen
hervorrufen || hervorzurufen, sondern es genügt,
wenn Du Dir sie vorstellst, z.B. ein
wenig das Gesicht verziehst. Und wie weißt Du, daß,
was Du Dir so vorführst, Schmerzen sind & nicht
z.B. ein Gesichtsausdruck? Wie
weißt Du auch, was Du Dir vorführen sollst, ehe Du
Dir's vorführst? Diese private
66 Vorführung ist eine
Illusion. |
Aber sind
die Fälle des Zahnes & der Schmerzen nicht doch wieder
ähnlich? Denn dem Gesichtsbild || der
Gesichtsempfindung im einen entspricht die
Empfindung || Schmerzempfindung im andern. Die
Gesichtsempfindung kann ich mir so wenig vorführen, oder so gut,
wie die Schmerzempfindung. Denken wir uns diesen Fall: Die Oberflächen der Dinge, die uns umgeben || Dinge unsrer Umgebung … (Steine, Pflanzen, etc. etc.) hätten Flecken & Zonen, die unsrer Haut bei der Berührung Schmerz verursachten || gäben (etwa durch die chemische Beschaffenheit dieser Oberflächen; aber das brauchen wir nicht zu wissen). Wir würden nun, so, wie heute von einem rotgefleckten Blatt einer bestimmten Pflanze, von einem Blatt mit Schmerzflecken reden. Ich denke mir, daß die Wahrnehmung dieser Flecken & ihrer Gestalt für uns von wirklichem Nutzen wäre, daß wir aus ihr Schlüsse auf wichtige Eigenschaften 67 der Dinge ziehen
könnten. |
Ich kann
Schmerzen vorführen, wie ich Rot vorführe, und wie ich
gerade und krumm und Baum und Stein vorführe. –
Das nennen wir eben
“vorführen”. |
⍈[58]
Ich identifiziere meine Empfindung freilich nicht nach
Kriterien, sondern ich gebrauche den gleichen Ausdruck.
Aber damit endet ja das Sprachspiel nicht; damit
fängt es an. Aber fängt es nicht mit der Empfindung an – die ich beschreibe? – Das Wort “beschreiben” hat uns da vielleicht zum besten. Ich sage “Ich beschreibe meinen Seelenzustand” & “Ich beschreibe meinen Tisch”. Man muß sich die Verschiedenheiten der Sprachspiele in's Gedächtnis rufen. |
Könnte der das Wort
“Schmerz” verstehen, der nie Schmerz
gefühlt hat? – Soll die Erfahrung mich lehren,
ob es so ist, 68 oder
nicht? – Und wenn Du sagst “Einer
kann sich Schmerzen nicht vorstellen, außer er hat sie einmal
gefühlt” – woher weißt Du das? Wie
läßt sich entscheiden, ob das wahr ist? |
Es zeigt ein fundamentales
Mißverständnis an, wenn ich meinen gegenwärtigen
Zustand der Kopfschmerzen zu betrachten geneigt bin, um
über das philosophische Problem der Empfindung ins Klare zu
kommen. |
Um über
die Bedeutung des Wortes “denken” klar zu werden,
schauen wir uns selbst beim Denken zu: Was wir da
beobachten, werde das sein, was dieses || das Wort bedeutet! Aber so
werden || wird dieses Wort eben nicht gebraucht. (Es
wäre ähnlich, wenn ich, ohne Kenntnis des Schachspiels,
durch genaues Beobachten des letzten Zuges 69 einer Schachpartie herausbringen
wollte, was das Wort “mattsetzen” bedeutet.)
¥⋎ 70/1 ¥71/1,2 ¥72/1 ¥73/1 [Eigene §§] ¥⋎ 10/1 ¥⋎ 10/2 ¥⋎ 4/2 |
⍈[69] Wenn wir
sprechen, oder schreiben (ich meine nicht gedankenlos),
so || wir denkend sprechen, oder auch schreiben, so
werden wir, im allgemeinen, nicht sagen, wir dächten
schneller, als wir sprechen; || wir uns
ausdrücken; sondern der Gedanke erscheint
hier vom Ausdruck nicht abgelöst.
Anderseits aber redet man von der Schnelle des Gedankens,
& wie ein Gedanke uns blitzartig durch den Kopf geht,
71 wie Probleme uns mit einem
Schlage klar werden, etc.. Da liegt es
nahe, sich zu fragen: geschieht beim
blitzartigen Denken das gleiche wie beim denkenden || nicht gedankenlosen Sprechen, nur
äußerst beschleunigt?
nur || So daß also im ersten Fall
das || dasselbe Uhrwerk gleichsam mit einem
Ruck abschnurrt, das || welches im zweiten, durch die
Sprache || Worte gehemmt, Schritt für Schritt
zu Ende läuft? |
⍈[69] Ich kann in
demselben Sinn blitzartig einen Gedanken vor mir sehen, oder
verstehen, wie ich ihn mit wenigen Worten, oder Strichen notieren
kann. Was macht diese Notiz zu einer Zusammenfassung dieses Gedankens? |
⍈
[69] Der blitzartige Gedanke kann sich
zum ausgesprochenen verhalten, wie die algebraische
Formel zu einer Zahlenfolge, die ich aus ihr
entwickle. 72
Gibst Du || Wird mir irgendeine
algebraische Funktion gegeben, so bin ich
sicher ich werde ihre Werte für die ganzzahligen
Argumente ◇◇◇ 1 bis 10
berechnen können. Man wird diese
Sicherheit ‘wohlbegründet’ nennen, denn ich
habe gelernt, solche Reihen zu entwickeln || Funktionen zu berechnen,
u.s.w.. In andern Fällen
wird sie nicht begründet sein, aber durch den Erfolg dennoch
gerechtfertigt. |
⍈[69] “Jetzt
weiß ich weiter!” ist ein Ausruf. Er
entspricht einem Naturlaut; einem freudigen Aufzucken.
Aus meiner || dieser Empfindung folgt natürlich nicht, daß ich auch wirklich weiter kann, & nicht steckenbleibe, sowie ich versuche weiter zu gehen. Es gibt hier || (da) Fälle, in denen ich sagen werde: “Als ich sagte, ich weiß || wisse weiter, da war || war es wahr || so.” Das wird man z.B. sagen, wenn eine unvorhergesehene Störung eingetreten ist. Aber das Unvorhergesehene durfte nicht einfach das sein, 73 daß ich stecken blieb.
Es wäre auch denkbar, daß Einer immer wieder Scheinerleuchtungen hätte & ausriefe ‘Jetzt hab ich's!’ & es dann nie durch die Tat rechtfertigen könnte. Es könnte ihm scheinen, als vergäße er augenblicklich wieder die Bedeutung des Bildes, das ihm vorschwebte. |
⍈[69] Jemand könnte
sagen, es handle sich hier um Induktion & ich sei so sicher,
daß ich die Reihe werde fortsetzen können, wie ich es
bin, daß dieses Buch zur Erde fallen wird, wenn ich es auslasse;
& ich wäre nicht erstaunter, wenn ich
plötzlich ohne offenbare Ursache im Entwickeln der Reihe
steckenbliebe, als ich es wäre, wenn das Buch, statt zu fallen,
in der Luft schweben bliebe. – Darauf will ich sagen,
daß wir eben auch zu dieser Sicherheit keine Gründe
bedürfen. Was könnte die Sicherheit
mehr rechtfertigen, 74 als der Erfolg?
|
⍈[69] Wenn wir
sprechen, oder schreiben (ich meine nicht gedankenlos),
so || wir denkend sprechen, oder auch schreiben, so
werden wir, im allgemeinen, nicht sagen, wir dächten
schneller, als wir sprechen; || wir uns
ausdrücken; sondern der Gedanke erscheint
hier vom Ausdruck nicht abgelöst.
Anderseits aber redet man von der Schnelle des Gedankens,
& wie ein Gedanke uns blitzartig durch den Kopf geht,
71 wie Probleme uns mit einem
Schlage klar werden, etc.. Da liegt es
nahe, sich zu fragen: geschieht beim
blitzartigen Denken das gleiche wie beim denkenden || nicht gedankenlosen Sprechen, nur
äußerst beschleunigt?
nur || So daß also im ersten Fall
das || dasselbe Uhrwerk gleichsam mit einem
Ruck abschnurrt, das || welches im zweiten, durch die
Sprache || Worte gehemmt, Schritt für Schritt
zu Ende läuft? |
Du machst || Er
macht eine Berechnung im Kopf. Das Ergebnis
verwendest
Du || verwendet er, sagen wir, im Bau einer Brücke,
oder Maschine. – Willst Du sagen, er habe diese Zahl
eigentlich ohne Berechnung gefunden? Sie sei
ihm etwa, nach einer Art Träumerei, in den Schoß
gefallen? Es mußte doch da gerechnet werden, &
ist gerechnet worden. Denn er weiß,
daß, & wie, er gerechnet hat; & das richtige
Resultat wäre ohne Rechnung nicht
erklärbar. – Wie aber, wenn ich
sagte: “Es kommt ihm vor, er habe
gerechnet; & || . Und warum
sollte || soll
sich das richtige Resultat erklären lassen?
Ist es nicht unverständlich genug, daß er
ohne ein Wort, oder ein Schriftzeichen, rechnen
konnte?” |
Ist das Rechnen im Kopf in gewissem Sinne unwirklicher, als das auf
dem Papier? Es ist das wirkliche – Rechnen
im Kopf. – Ist es ähnlich dem 75 Rechnen auf dem Papier? – Ich weiß nicht, ob ich es ähnlich nennen
soll. Ist ein Stück weißes Papier mit schwarzen
Strichen drauf einem menschlichen Körper
ähnlich? |
Spielen
im Götz von Berlichingen
Adelheit & der
Bischof von Bamberg eine wirkliche || Spielen der Sultan und Recha im
“Nathan” den
Weisen
eine wirkliche
Schachpartie? – Freilich. Sie geben nicht
bloß vor, eine zu spielen, (wie es wohl in einem
Stücke geschehen könnte). – Aber diese
Partie hat doch z.B. keinen
Anfang! – Freilich hat sie
einen, || – || Doch;
– wie eben jede richtige
Schachpartie. |
Ist das Rechnen im Kopf unwirklicher, als das Rechnen auf dem
Papier? – Man ist vielleicht geneigt, so etwas zu
sagen; kann sich aber auch zur entgegengesetzten || gegenteiligen Ansicht bringen, indem man sich
sagt || vorsagt, Papier, Tinte,
etc. seien nur logische Konstruktionen.
76 “Ich habe die Multiplikation … im Kopfe ausgeführt” – glaube ich etwa so eine Aussage nicht? || ! – Aber war es wirklich eine Multiplikation? – Es war nicht bloß ‘eine’ Multiplikation, sondern diese Multiplikation – im Kopfe. Dies ist der Punkt, an dem ich irre gehe. Denn ich will jetzt sagen: es || Es sei irgend ein, dem Multiplizieren auf dem Papier entsprechender, geistiger Vorgang gewesen. || war irgend ein, dem Multiplizieren auf dem Papier entsprechender, geistiger Vorgang. So daß es Sinn hätte zu sagen: “Dieser Vorgang im Geiste entspricht diesem Vorgang auf dem Papier.” Und es hätte auch || dann Sinn von einer Methode der Abbildung zu reden, nach welcher die Vorstellung des Zeichens das Zeichen selbst darstellt. |
Hier
möchte man wieder fragen: “Wie ist das,
– was geht da vor, wenn Einer im Kopfe
rechnet?” Und im besondern Fall kann die
Antwort sein || heißen || kann man
darauf sagen: …:
“Ich addierte zuerst 17 und 18, dann subtrahierte
ich 39 ….” Aber das ist nicht die Antwort
auf unsre Frage. Was es heißt, 77 im Kopfe rechnen, wird auf
solche Weise nicht erklärt. |
Wäre es denkbar, daß Einer im Kopfe
rechnen lernte, ohne je schriftlich oder mündlich zu
rechnen? – “Es lernen” heißt
wohl, || : dazu gebracht werden,
daß man's kann. Es || Und
es fragt sich nur, was als Kriterium dafür gelten wird,
daß jemand || Einer es kann. Ist aber auch dies möglich, daß einem Volke nur das Kopfrechnen bekannt ist & kein anderes || andres? Hier muß man sich fragen: “Wie wird das aussehen?” – Man wird sich dies also, als einen Grenzfall, ausmachen müssen, & sich dann fragen, || : ob wir hier noch den Begriff des ‘Kopfrechnens’ anwenden wollen, oder ob er hier || unter solchen Umständen seine Pointe (für uns) verloren hat. |
“Aber warum traust Du Dir selbst
sowenig? Du weißt doch sonst immer, was
“rechnen” heißt. Wenn Du also sagst,
78 Du habest in der
Vorstellung gerechnet, so wird es eben auch so sein.
Hättest Du nicht gerechnet, – so
würdest Du's nicht sagen. Ebenso, –
wenn Du sagst, daß Du etwas Rotes in der Vorstellung siehst, so
wird es eben rot sein. Du weißt ja sonst was
“rot” ist. – Und weiter: Du
verläßt Dich ja nicht immer auf die Übereinstimmung mit
den Andern; denn oft berichtest Du, Du habest etwas gesehen, was
niemand anderer || andrer
gesehen hat.” Aber ich traue mir ja. Ich || ; ich sage ja ohne Bedenken, ich habe dies im Kopf gerechnet, eine Farbe mir vorgestellt. Nicht das ist die Schwierigkeit, daß ich zweifle, ob ich mir wirklich etwas Rotes vorgestellt habe. Sondern dies: Wenn die Vorstellung ein Abbild der Wirklichkeit ist, – kann ich da die Frage stellen: “Wie muß eine richtige Vorstellung dieser Farbe aussehen”, oder “Wie muß sie beschaffen sein“? Kann ich das lernen? || Sondern dies: Wie kommt es, daß ich ohne weiteres zeigen, oder beschreiben kann, 79
welche Farbe ich mir vorgestellt habe; daß mir das Abbilden der
Vorstellung in die Wirklichkeit so gar keine Schwierigkeit
macht? Sehen sie sich denn zum Verwechseln
ähnlich? – Nun, ich || Aber
ich kann ja auch ohne weiteres einen Menschen nach einer
Zeichnung (wieder)erkennen. – Aber kann ich fragen: “Wie
schaut eine richtige Vorstellung dieser Farbe aus?”,
oder “Wie ist sie
beschaffen?”? Kann ich das
lernen? Der tiefe Aspekt entschlüpft leicht.
¥⋎
13/2 ¥⋎
13/3 [unmittelbar
anschließend] Ich schaue Einen an & denke
mir “Das muß schwer sein, zu lachen, wenn man solche
Schmerzen hat”, aber ich nicke mit dem Kopf vor mich hin,
als wollte ich sagen: “Ich weiß schon,
wie's Euch zumute ist”
& viel dergleichen mehr. Ich
spiele also || gleichsam eine Rolle,
‘tue’, als hätten die Andern
Schmerzen. || Ich spiele also (hier) gleichsam
eine Rolle; ‘tue’,
als hätten die Andern
Schmerzen. 80 |
⍈
Und will man jemand unterweisen || Unterweist man jemand, wie er eine || die Rolle auf
dem Theater zu spielen hat, so sagt man ihm || Man unterweist,
z.B., Einen in der Rolle eines
Theaterstücks, indem man sagt || und sagt
ihm: “Du mußt Dir vorstellen, daß
es || dieser Mensch …” || Man unterweist z.B.
Einen; wie er die Rolle eines Theaterstücks zu spielen hat
& sagt (ihm): “Du mußt
Dir vorstellen, daß dieser Mensch
…” || Man
sagt z.B. Einem, der eine Rolle eines
Theaterstücks zu spielen hat || spielen soll:
“Du mußt Dir hier vorstellen, daß
dieser Mensch …” || Man sagt z.B. dem, der eine
Theaterrolle zu spielen hat: “Du
mußt Dir hier vorstellen, daß dieser Mensch
…”. –
& dabei gibt man || man gibt ihm keine
Anleitung || Anweisung, || : was er
eigentlich tun soll. ||
eigentlich beim Vorstellen tun
soll. Darum ist auch jene
Analyse nicht zur Sache. |
¥⋎
14/1 [Statt des Folgenden
¥⋎ 131/2
, ¥⋎
132/1 “Aber wenn ich mir vorstelle, daß Einer, der lacht, Schmerzen hat, so stelle ich mir doch kein Schmerzbenehmen vor, denn ich sehe eben davon das Gegenteil. Was stelle ich mir also vor?” – Ich habe es schon gesagt. – (Und ich stelle mir dazu nicht notwendigerweise || unbedingt vor, daß ich Schmerzen fühle.) – “Aber wie geht es also vor sich, wenn ich mir das vorstelle?” – Wo, außerhalb der Philosophie, verwenden wir denn die Worte “Ich kann mir vorstellen, daß er Schmerzen hat”, oder “Ich stelle mir vor, … || daß er” oder “Stell Dir vor, … || daß er”? ¥ Unter was für Umständen würden wir jemand fragen: “Was ist da in Dir vorgegangen, wie || als Du Dir das vorgestellt hast?” – Was für eine Antwort erwarten 81 wir
uns da? |
Der erste
Fehler, den wir in einer philosophischen Untersuchung machen, ist
die philosophische Frage. |
“Aber
wie geht es also vor sich, wenn ich mir das
vorstelle?” – Der erste Fehler in der philosophischen
Untersuchung ist die Frage hier, so wie immer || Hier ist, wie
immer, der erste Fehler den wir in einer philosophischen Untersuchung
machen, die Frage selbst || selber.
[Schwach!] Sollte fortgesetzt
werden?] ¥⋎
16/1 ¥⋎
16/2 |
Das Gefühl der Unüberbrückbarkeit der Kluft
zwischen Bewußtsein & Gehirnvorgang: wie kommt es,
daß das in die Betrachtungen des gewöhnlichen Lebens
nicht hineinspielt? Die Idee dieser Artverschiedenheit
ist mit dem || einem leisen Schwindel
verbunden; der auftritt, wenn wir logische Kunststücke
82 ausführen.
(Dieses Gefühl || Es ist
immer ein Zeichen der Verwirrung, nicht der
Schwierigkeit des Gegenstandes.
Mengenlehre.). Wann
tritt dieses Gefühl auf? Nun, wenn ich z.B. meine Aufmerksamkeit in bestimmter Weise auf mein Bewußtsein lenke & mir dabei sage: dies solle durch einen Gehirnvorgang erzeugt werden! indem ich mir gleichsam an die Stirne greife. – Aber was kann das heißen “Meine Aufmerksamkeit auf mein Bewußtsein lenken”? Es ist doch nichts merkwürdiger, als das es so etwas gibt! Was ich so nannte (denn diese Worte werden ja im gewöhnlichen Leben nicht gebraucht) war ein Akt des Schauens. Ich schaute steif vor mich hin, aber nicht auf irgend einen bestimmten Punkt, oder Gegenstand. Meine Augen waren weit offen, meine Brauen nicht zusammengezogen – wie sie es meistens sind, wenn ein bestimmtes Objekt mich interessiert. 83
Kein solches Interesse war dem Schauen vorangegangen.
Mein Blick war
‘vakant’, oder
ähnlich dem eines Menschen, der || welcher die Beleuchtung des Himmels bewundert und das
Licht eintrinkt. Bedenk' nun, daß an dem Satz, den ich als Paradox aussprach – dies werde durch einen Gehirnvorgang erzeugt – gar nichts Paradoxes war. Ich hätte ihn während eines Experiments aussprechen können, dessen Zweck es war || , das aufgestellt wurde, zu zeigen, der Beleuchtungseffekt || , daß der Lichteffekt den ich sehe, werde durch die Erregung einer bestimmten Gehirnpartie erzeugt. || durch die Erregung einer bestimmten Gehirnpartie erzeugt werde. – Aber ich sprach den Satz nicht in der Umgebung aus, in welcher er einen alltäglichen & nicht-paradoxen Sinn gehabt hätte. Und meine Aufmerksamkeit war nicht von der Art, die dem Experiment gemäß gewesen wäre. || war. (Mein Blick wäre dann ‘intent’, nicht ‘vakant’ gewesen.) 84 |
Hier haben wir einen Fall von
Introspektion; nicht unähnlich derjenigen, durch welche
W. James herausbrachte das ‘Selbst’
bestehe hauptsächlich aus ‘peculiar motions in the
head & between the head &
throat’. Und was die Introspektion
James' zeigte, war
nicht die Bedeutung des Wortes ‘Selbst’ (sofern
dies etwas ähnliches bedeutet, wie
‘Person’,
‘Mensch’, ‘er selbst’,
‘ich selbst’) noch eine Analyse eines solchen
Wesens, sondern den Aufmerksamkeitszustand eines
Philosophen, der sich das Wort ‘Selbst’
vorspricht & seine Bedeutung analysieren will.
(Und daraus ließe sich vieles lernen.) |
Die Menschen stimmen mit einander überein, daß sie sehen,
hören, fühlen etc. (wenn auch
Mancher blind & Mancher taub
ist). Sie bezeugen also von sich, sie haben
Bewußtsein.” Aber wie
merkwürdig! wem mache ich eigentlich eine Mitteilung,
85 wenn ich sage
“Ich habe Bewußtsein”? Was ist
der Zweck, mir das zu sagen, & wie kann der Andere mich
verstehen? – Nun, Sätze, wie
“Ich sehe”, “Ich
höre”, “Ich bin bei
Bewußtsein”, haben ja wirklich ihren Gebrauch.
Dem Arzt sage ich “Jetzt höre ich wieder auf
diesem Ohr”; dem, der mich ohnmächtig glaubt
etwa: “Ich bin wieder bei
Bewußtsein”, u.s.w..
|
Beobachte ich mich also
& nehme wahr, daß ich sehe, oder bei Bewußtsein
bin? Und wozu überhaupt von
Beobachtung reden! Warum
nicht einfach sagen: “Ich nehme
wahr, daß ich bei Bewußtsein bin”? –
Aber wozu hier die Worte “Ich nehme wahr”
– warum nicht sagen: “Ich bin bei
Bewußtsein”? – Aber zeigen die Worte
“Ich nehme wahr” hier nicht an, daß ich auf
mein Bewußtsein aufmerksam bin?
(Was doch gewöhnlich nicht der
Fall ist.) – Wenn es so ist, dann 86 sagt der Satz “Ich
nehme wahr, daß …” nicht, daß ich bei
Bewußtsein bin, sondern, daß meine Aufmerksamkeit so
& so eingestellt sei. Aber ist es denn nicht eine bestimmte Erfahrung, die mich veranläßt, zu sagen “Ich bin wieder bei Bewußtsein”? – Welche Erfahrung? Zu welcher Situation sagen wir dies || es? |
Ist,
daß ich Bewußtsein habe, eine Erfahrungstatsache? – Aber sagt man nicht vom Menschen, er habe Bewußtsein, vom Baum, oder Stein aber, sie haben keines? – Wie wäre es, wenn's anders wäre? – Wären die Menschen alle bewußtlos? – Nein; nicht im gewöhnlichen Sinne dieses Worts; aber || . Aber ich, z.B., hätte nicht Bewußtsein, || ; – wie ich's jetzt tatsächlich habe. |
Aber kann ich
mir nicht denken, die Menschen um mich seien Automaten, haben
kein Bewußtsein, wenn auch 87 ihre Handlungsweise die gleiche ist,
wie immer? – Wenn ich mir's jetzt –
allein in meinem Zimmer – vorstelle, sehe ich die Leute mit
starrem Blick (etwa wie im trance) ihren Verrichtungen
nachgehen – & die Idee ist vielleicht ein wenig
unheimlich. – Aber nun versuch einmal im
gewöhnlichen Verkehr, oder auf der Straße, an dieser Idee
festzuhalten! Sag Dir
z.B.: “Diese Kinder dort
sind bloße Automaten; alle ihre Lebendigkeit ist bloß
Schein.” Und diese Worte werden Dir entweder
gänzlich nichtssagend werden; oder Du wirst in Dir etwa
eine Art unheimliches Gefühl, oder dergleichen,
erzeugen. Einen lebenden Menschen als Automaten sehen, ist ganz analog dem, irgend eine Figur als Grenzfall, oder Variation einer andern zu sehen, z.B. ein Fensterkreuz als Swastika. |
Es scheint uns paradox, daß wir in einem
Bericht Körper- und
Bewußtseinszustände 88
kunterbunt durcheinander mischen: “Er litt
große Qualen & warf sich unruhig umher.”
Das ist ganz gewöhnlich; warum erscheint es mir || uns also paradox? Weil wir sagen wollen, der
Satz handle von Greifbarem & Ungreifbarem. –
Aber findest Du etwas dabei, wenn ich sage:
“Diese 3 Stützen geben dem Bau
Festigkeit”? Sind 3 & Festigkeit
greifbar? – Sieh den Satz als Instrument an,
und seinen Sinn als seine Verwendung! |
⍈[36]
Es ist natürlich wohl zu unterscheiden:
das “& so weiter”, welches eine
abgekürzte || Abkürzung der
Schreibweise ist, von dem || demjenigen, welches dies
nicht ist. “1 +
|
⍈[30]
Wer uns die Sprache eines
Volkes || Volks beschreibt,
beschreibt eine Gleichförmigkeit ihres Benehmens. Und
wer eine Sprache 89
beschreibt, die Einer mit sich allein spricht, der beschreibt eine
Gleichförmigkeit seines Benehmens & nicht etwas,
was sich einmal zugetragen hat. – || zuträgt. “Eine Sprache
sprechen” aber werde ich nur ein
Verhalten nennen, das unserem || dem unsern, gleichen Namens,
analog ist. |
⍈[30]
Die gemeinsame menschliche Handlungsweise ist das
Bezugssystem, mittels welches wir uns eine fremde Sprache
deuten. |
⍈[34]
Erinnere Dich, daß wir manchmal Erklärungen fordern,
nicht ihres Gehalts wegen, sondern der Form der Erklärung
wegen. Die || Unsere
Forderung ist eine architektonische, & die
Erklärung eine Art Scheingesims.
|
Kannst Du
Dir absolutes Gehör vorstellen, wenn Du es nicht
hast? – Kannst Du es Dir vorstellen, wenn
Du es hast? – Kann ein Blinder sich das Sehen
vorstellen? Kann ich mir es || es
mir vorstellen? Kann ich mir vorstellen, daß ich
so & so spontan reagiere, wenn ich's nicht
tue? Kann ich mir's besser vorstellen, wenn
ich's tue? [gehört mit
der folgenden Bemerkung zum Sehen von
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ als
Zahl] |
Kann ich aber das
Sprachspiel spielen, wenn ich nicht so reagiere? |
Könnte man sich vorstellen, daß ein Stein
Bewußtsein hätte? Und wenn's Einer kann
– warum soll das nicht bloß beweisen, daß dieses
Vorstellen || diese Vorstellerei für uns keinen Wert
hat? |
Ist denken eine
Art sprechen? Man möchte sagen, es ist das, was denkendes Sprechen vom gedankenlosen unterscheidet. – Und also scheint es eine Begleitung 91 des Sprechens zu sein. – Ein Vorgang der vielleicht auch etwas anderes
begleiten, oder selbständig ablaufen
kann.
Sag also den Satz || die Zeile: “Die Feder ist wohl stumpf. Nu, nu, sie geht.” Erst denkend; dann gedankenlos; endlich denk nur den Gedanken, aber ohne die Worte. – Nun, ich könnte, im Laufe einer Tätigkeit, die Spitze meiner Feder prüfen, ein Gesicht schneiden || machen, wie Einer der sagt, sie sei nicht besonders gut, & dann mit einer Gebärde der Resignation weiterschreiben. Und ich || Ich könnte auch, || Oder auch im Verlauf einer Beschäftigung || Arbeit || mit irgendwelchen Messungen beschäftigt, so handeln, daß jemand || man von mir sagen || daß, wer mir zusieht, sagen könnte, habe || hätte wortlos || ohne Worte gedacht: “Sind zwei Größen einer dritten gleich, so sind sie untereinander gleich.” Aber was da vor sich geht, ist nicht etwas || das, was die Worte begleiten muß, wenn sie, nicht papageienhaft || gedankenlos, ausgesprochen werden. |
Denken ist kein unkörperlicher
92 Vorgang, der dem Reden
Leben & Sinn leiht, & den man vom Reden ablösen
könnte, wie der graue Mann || Böse den Schatten
Schlemihls
aufrollt || fortnimmt || vom Boden
aufnimmt. Aber wie – “kein unkörperlicher Vorgang”? So gibt es || Gibt es also unkörperliche Vorgänge, & das Denken ist nicht einer von ihnen? Nein; das Wort “unkörperlicher Vorgang” nahm ich mir zu Hilfe, in meiner Verlegenheit, da ich dem Wort “denken” seine Bedeutung auf primitive Weise beilegen wollte. Freilich könnte man sagen, das Denken sei ein unkörperlicher Vorgang; wenn man die Grammatik des Wortes “denken” z.B. von der des Wortes “essen” unterscheiden will. Aber der || Der Fehler hier aber ist || ist hier || ist nur, daß nur || Schlecht daran ist nur, daß der Unterschied der Bedeutungen nun viel zu gering erscheint || Nur erscheint der Unterschied der Bedeutung dadurch zu gering. (Ähnlich ist es, wenn man sagt: die Zahlzeichen seien wirkliche, die Zahlen nicht wirkliche Gegenstände.) Eine schlechte || unpassende Ausdrucksweise ist das sicherste || ein sicheres Mittel, in einer Konfusion || Verwirrung steckenzubleiben. Sie verriegelt gleichsam 93 den Ausweg aus ihr.
¥⋎
115/1 |
Aber ist es nicht unser Meinen, das dem Satz Sinn
gibt? (Und dazu gehört natürlich:
Sinnlose Wortreihen kann man nicht meinen.) Und
das Meinen ist etwas im seelischen Bereich. Aber es ist
auch etwas Privates! Es ist das ungreifbare Etwas;
vergleichbar nur dem Bewußtsein selbst. || selber. Wie könnte man das lächerlich machen; || ! es ist ja ein Traum unserer Sprache. || es ist ja, gleichsam, ein Traum unserer Sprache. || Es ist gewissermaßen, als träumte das unsere Sprache. |
Ich könnte mir denken, daß Einer sagte:
““Eigentlich redet Jeder nur für
sich selber. Denn auch nur er weiß, was er
meint. Daß Andere ◇◇◇ es
hören, sich danach richten, etc. sei keine
eigentliche Mitteilung (mehr). || etc.,
darin liegt nicht die eigentliche Mitteilung. || etc., das ist (schon) nicht
mehr die eigentliche
Mitteilung. || Daß andere es hören,
sich danach richten, etc., ist nicht mehr eigentliche
Mitteilung. Aber hätte er dann nicht
sagen sollen: “Eigentlich redet Jeder
nur für mich; denn ich allein
verstehe || weiß, was gemeint
ist. || ; denn nur ich deute &
meine.” 94 Warum aber sollte mich in der Philosophie diese psychische Erscheinung interessieren? |
“Dadurch,
daß ich den Satz meine, erhält er
Leben.” Aber ich muß ihm ja ein ganz
bestimmtes Leben geben, – nicht nur Leben.
Einen Sinn & nicht einen andern. Wenn
ich ihn meine, muß ich ihn so meinen. Die
Worte müssen auf ihre Bedeutungen blicken. –
Aber der lebendige Blick des
Wortes auf seine Bedeutung beruht auf den steten Bewegungen im
Felde der Anwendung. |
Wie denke ich an Jemanden?
Wie ziele ich auf ihn mit einem Gewehr? Ist
hier eine Ähnlichkeit? Was ist die Beziehung dieses
Denkvorganges, dieser Worte, zu ihm? Ich gebrauche seinen
Namen. Aber der kann der Name andrer Menschen sein,
& doch denke ich nur an 95 einen. || dem
einen. Gefragt: “Welchen meinst
Du?”, gebe ich eine Antwort. Die
Antwort || ; sie bestimmt dem Namen eine Anwendung.
Sie wird auch vielleicht dem Andern meine besondern Gedanken
begreiflich machen, & Handlungen, zu denen
sie führen. – Das Bild drängt sich uns auf,
daß der Name auf diesen || den Menschen (der in
Raum & Zeit von mir getrennt ist) hinzeigt. Und
vielleicht wird man sagen, das geschehe, indem der Name
das || sein Bild vor meine Seele
führt. Aber ist dies Bild wirklich so gut
getroffen? Erkenne ich das Vorstellungsbild als
sein Bildnis? Und was soll das
heißen?? Worin besteht es, daß ich an ihn denke? Frage Dich: “Worin besteht es, daß ich an ihn schreibe?” (Und ich könnte || kann natürlich an ihn schreiben, ohne daß der Brief || , wenn auch der Brief nie adressiert wird || würde & ihn nie erreicht.) |
Das
Meinen erscheint uns wie ein Pfeil, oder wie Pfeile, –
die vom Satz auf etwas weisen. Was ist das für ein
seltsames 96
Phänomen (beinahe wie eine
Fieberphantasie)? Und doch ist es
verständlich: Das Zeigen spielt
ja bei der Erklärung der Bedeutung eine so große
Rolle. |
⇒[132/2]
Wir sagen etwa, || wollen sagen, || sagen, wir meinen einen Satz nicht, wenn wir ihn, z.B., als bloße Sprachübung hersagen. || aussprechen. Ich sage den Satz “Ich fühle mich nicht wohl” als || in einer Übersetzung aus dem Französischen; – ein andermal aber als wahre, oder erlogene, Mitteilung über mein Befinden. || Aus dem Französischen in's Deutsche übersetzend sage ich z.B. “Ich fühle mich nicht wohl”; ein andermal aber als wahre, oder erlogene, Mitteilung über mein Befinden. Was geht nun in den beiden letztern Fällen vor, || beim Mitteilen vor, was sie vom ersten || es von der Sprachübung unterscheidet? – Die Umgebung des Satzes ist verschieden. – Aber das allein ist es nicht. Ich könnte in mitten || mitten in einer Sprachübung jenen Satz aussprechen || als Mitteilung meinen & & der Andre wüßte es vielleicht nicht || & so daß der Andre nicht wüßte. || , ob ich übersetzen oder eine Mitteilung machen wollte || will, während ich eine Mitteilung beabsichtige || meinte. Geht nun immer, wenn ich diesen || den Satz als Mitteilung meine || machen will || ausspreche immer dasselbe || ein Gleiches (in mir) vor? || , sei es von welcher Art 97
immer ? – Und wie begleitet es den
Satz? Hüllt es ihn ein, wie eine
Wolke, oder meine ich ein jedes Wort besonders || eigens? Ich bin zur
erstern || ersten
Antwort geneigt || neige zur erstern
Idee, & daß || , & es scheint
daß da ein Gefühl ist, das den Satz gleichsam
gehaltvoll macht. |
⍈[132]
Es gibt charakteristische
Tonfälle || Arten des
Tonfalls, || &
Arten des Benehmens, charakteristische Gedanken &
Gefühle für die Mitteilung; & andere für
die Sprachübung. Aber Tonfall & Benehmen
können im besondern Fall
irreführen || irreführend
sein, & jedenfalls können sie mißdeutet
werden. Könnte also ich nicht auch sie, oder die Empfindungen || mitsamt den Gedanken
& Empfindungen, die mit ihnen gehen,
mißdeuten? – “Vielleicht die
Empfindungen die
Dein Benehmen in Dir
hervorruft, aber natürlich nicht die zentrale
Empfindung des Meinens”,
willst Du sagen. || wird man
antworten. |
Ich kann in einem Gespräch etwas für die Ohren
eines der Anwesenden sagen & absichtlich nicht
auf ihn schauen || sehen; es ist
sagen wir || etwa || vielleicht eine 98 Anspielung auf seine
Handlungsweise; || eine seiner Handlungen; || etwas in seinem
Leben; ich lächle vielleicht ein wenig || sage
sie || es mit einem Lächeln; oder mache die
Bemerkung in absichtlich unschuldigem Ton;
etc. etc..–
Und was soll ich nun sagen,
wenn || . Wenn ich ihn meine || nun auf ihn abziele, ihn treffen
wollte, || will: habe ich
irgend einen Grund zu sagen, es
es geht || gehe
da immer das Gleiche in mir vor; etwa ein bestimmter Gedanke
an ihn, || ? es liegt nicht eben in der ganzen Situation, daß ich
ihn meine? || Liegt es nicht eben in der ganzen
Situation: daß ich ihn meine? || Liegt, daß ich ihn meine nicht eben in der ganzen
Situation? Aber kann es denn nicht auch nach allen äußern Anzeichen scheinen, als meinte ich ihn, & habe ihn doch nicht gemeint; ich dachte tatsächlich gar nicht an ihn & es schien nur durch einen Zufall so? Gewiß. – Und so ist es also doch, als ob hier die wesentliche Verbindung nicht bestanden hätte, die eben das Meinen ausmacht! Aber welche Verbindung immer ich mir als diese wesentliche vorstelle – was nützt sie mir? Was ist ihre Wichtigkeit? Was hat sie mit der Funktion des Satzes zu tun? – Denke, statt “Ich 99
meinte ihn” sagte ich: “Was ich sagte,
war mit ihm verbunden”, & statt “Ich
habe ihn nicht
gemeint”, || :
“Als ich sprach, bestand keine Verbindung mit
ihm“. Das klingt beinahe spiritistisch.
Anderseits ist es ganz natürlich zu sagen:
“Als ich das sagte, dachte ich an seine
Bemerkung.” Nun dann bestand hier || in
diesem Fall eben darin die Verbindung. |
Wenn die
Situation zweideutig ist; ist es dann zweifelhaft, ob ich
ihn meine? Bei meiner Aussage, ich habe ihn, oder habe
ihn nicht, gemeint, urteile ich nicht nach der
Situation. Und wenn ich nun nicht nach der Situation
urteile, wonach urteile ich? Scheinbar nach gar
nichts. Denn ich erinnere mich wohl an die Situation, aber
deute sie. Ich kann z.B.
meinen Seitenblick auf ihn jetzt nachahmen, aber das Meinen
erscheint als eine ganz ungreifbare, feine Atmosphäre des
Sprechens & Handelns. (Ein
verdächtiges Bild!) 100 |
Aber bin ich mir auch
bewußt, daß ich ihn meine, während ich so
spreche? Ja, das || Das kommt drauf
an ‒ ‒ ‒ ich sage mir dabei nicht, daß ich ihn
meine. Das sage ich erst später. Wenn ich es sage, so setze ich die angefangene Linie in bestimmter Richtung fort. |
“Als ich
das sagte, wollte ich nur ihm einen Wink geben.”
– Wie kann ich wissen, daß ich es nur sagte, um
ihn einen Wink zu geben? Nun, diese || die
Worte “Als ich es sagte
… || etc.” beschreiben
eine bestimmte uns verständliche Situation.
Wie schaut die Situation aus? Um sie zu
beschreiben, muß ich eine Umgebung || einen
Zusammenhang beschreiben. “Ich hatte keinen andern Grund, das zu sagen” – das liegt in der Geschichte der || meiner Bemerkung. || , die ich machte. |
“Ich
wollte mit dieser Bemerkung ihn treffen.”
Wenn ich das höre, so kann 101 ich mir dazu eine Situation,
eine || & ihre Geschichte,
vorstellen. Ich könnte sie auf dem Theater darstellen,
mich in den Seelenzustand versetzen, in dem ich ‘ihn
treffen’ will. – Aber wie ist der || dieser Seelenzustand zu beschreiben? zu || also zu identifizieren? – Ich denke
mich in die Situation hinein, nehme eine gewisse Miene &
Stimme an, etc.. Was verbindet meine
Worte mit ihm? Die Situation und meine Gedanken.
Und meine Gedanken nicht anders als Worte, die ich
ausspreche. |
“Ich
mußte plötzlich an ihn denken.” Sein
Bild schwebte mir etwa plötzlich vor. Wußte
ich, daß es sein, des N., Bild war? Ich
sagte es mir nicht. Worin lag es also, daß es das seine
war? Vielleicht in dem, was ich später sagte, oder
tat. |
“Er fiel
mir plötzlich ein, und ich sagte die Worte, indem ich an
ihn dachte.” “Er schwebte mir
bei diesen Worten vor.” Wie 102 nahe muß der Zusammenhang mit
ihm sein?” könnte man fragen.
|
Wie,
wenn || Wenn ich einmal eine scheinbar
unschuldige Bemerkung mache & sie mit einem verstohlenen
Seitenblick auf jemand begleite; ein andermal, vor mich hin sehend,
offen über den Anwesenden rede, indem ich seinen Namen nenne
– denke ich wirklich eigens an ihn, wenn ich seinen
Namen gebrauche? |
Wie tritt
er in diese Vorgänge ein:
Ich stach nach ihm, ich vergiftete
ihn, || ich sprach zu ihm, ich rief ihn, ich sprach
über ihn, ich stellte mir ihn vor, ich achte
ihn? (Das sind natürlich grammatische
Fragen.) |
Es ist hier ein
ähnlicher Fall, wie wenn jemand sich vorstellt, man könne
einen Satz mit der merkwürdigen Wortstellung der deutschen,
oder lateinischen Sprache nicht einfach denken, wie er da
steht. Man müsse ihn zuerst denken, & dann
bringt man die Wörter in jene seltsame Ordnung.
103
(Ein französischer Politiker schrieb einmal || sagte || machte die Bemerkung vor einigen Jahren, es sei || Ich las vor einigen Jahren die Bemerkung eines französischen Politikers, es sei … eine Eigenheit der französischen Sprache, daß in ihr die Worte einander in der Ordnung folgen || in der Ordnung stehen, wie || in der man sie denkt.) |
Aber habe ich nicht
die Gesamtform des Satzes, z.B., schon an seinem
Anfang beabsichtigt? Also war er mir doch schon im
Geiste, ehe er noch ausgesprochen war! – Wenn er mir
im Geiste war, dann, im allgemeinen, nicht mit anderer
Wortstellung. Aber wir machen uns hier wieder ein
falsches || irreführendes Bild vom
‘Beabsichtigen’; d.h., vom
Gebrauch dieses Worts. Die Absicht ist eingebettet in der
Situation, unsern || den menschlichen
Gepflogenheiten & Institutionen. Ohne || Gäbe es nicht die Technik des
Schachspiels, so könnte ich nicht beabsichtigen, eine
Schachpartie zu spielen. Wenn || Soweit ich eine || die
Satzform im voraus plane || beabsichtige so, beruht das darauf,
daß || ist dies dadurch ermöglicht, daß ich
Deutsch sprechen kann. |
Ich erwarte jeden
Augenblick eine 104
Explosion. Ich bin nicht im Stande
einer anderen Sache meine volle Aufmerksamkeit zu geben || schenken; schaue in ein Buch, aber ohne zu lesen.
Auf die Frage, warum ich zerstreut, oder nervös scheine, sage
ich, ich erwarte jeden Augenblick die Explosion. – Wie
war es nun: Beschrieb dieser Satz eben jenes
Verhalten? Aber wie unterscheidet sich dann der Vorgang
der Erwartung || des Erwartens der
Explosion vom Vorgang der Erwartung || des
Erwartens eines ganz anderen Ereignisses,
z.B. eines bestimmten Signals.
Und wie unterscheidet sich die Erwartung eines Signals von
der Erwartung eines etwas andern Signals? Oder war
meine Handlungsweise nur Nebenerscheinung der eigentlichen
Erwartung, & diese ein geistiger Vorgang?
Und war dieser Vorgang homogen, oder gegliedert, wie ein Satz
, || (mit internem Anfang &
Ende)? – Wie weiß aber der, in dem er vorgeht,
welches Ereignisses Erwartung er || der
Vorgang ist. Er || Der
Erwartende scheint nämlich nicht darüber im
Ungewissen. Es ist nicht als konstatierte er einen
seelischen, oder andern Zustand & machte eine Vermutung
über dessen Ursache. 105 |
Er mag wohl sagen: “Ich weiß
nicht, ist es nur diese Erwartung, die mich heute so unruhig
macht”, aber er wird nicht sagen: “Ich
weiß nicht, ist dieser Seelenzustand die Erwartung einer
Explosion, oder von etwas anderm.” |
Die Aussage
“Ich erwarte jeden Moment einen Knall”
ist eine Äußerung der Erwartung. Diese
Wortreaktion ist der Ausschlag des Zeigers, der die Art der
Erwartung anzeigt. |
Und ähnlich
ist es mit der Äußerung des Wunsches. Zu sagen
“Ich habe Lust auf einen Apfel” heißt
nicht: “Ich glaube ein Apfel wird mein
Gefühl der Unbefriedigung stillen.
Dieser Satz ist keine Äußerung des Wunsches,
sondern der Unbefriedigung. |
Wir1 sind durch
eine bestimmte Abrichtung, Erziehung, so eingestellt, daß wir
unter bestimmten Umständen Wunschäußerungen von uns
geben. (Ein solcher ‘Umstand’
106 ist natürlich nicht
der Wunsch.) Eine Frage, ob ich weiß, was
ich wünsche, ehe mein Wunsch erfüllt ist, kann in diesem
Spiele gar nicht auftreten. Und daß ein Ereignis
meinen Wunsch zum Schweigen bringt, bedeutet || zeigt
in diesem Sinne nicht || nicht,
daß es den Wunsch erfüllt
hat. || die Wunscherfüllung ist. || den Wunsch
erfüllt. Ich wäre vielleicht nicht
befriedigt, wäre mein Wunsch befriedigt worden.
Anderseits wird auch das Wort “wünschen” so gebraucht: Man sagt “Ich weiß selbst nicht, was ich mir wünsche”. Und in Hermann & Dorothea: “Denn die Wünsche verhüllen uns selbst das Gewünschte.” |
Wie ein Wort
funktioniert kann man nicht erraten. Man
muß seine Anwendung ansehen & daraus
lernen. Die Schwierigkeit aber ist, das Vorurteil zu
beseitigen, das diesem Lernen entgegensteht.
(Und dies || es || Dies ist kein dummes Vorurteil.)
|
Ich erwarte zwei Leute A
& B. Ich 107 sage vor mich hin
“Wenn er doch nur käme!” –
Jemand fragt mich “Wen meinst Du?”
– Ich sage: “Ich habe an den A
gedacht.” – Ein andermal aber antworte
ich: “Ich habe an ein Gedicht gedacht,
wo || in dem diese Worte
vorkommen.” – Die Verbindungen,
Anknüpfungen, dessen was ich sage, mache ich im Laufe meiner
Gedanken.
(Ich glaube, diese Betrachtung hängt mit
dem zusammen, was W. James “the stream of thought”
nennt. Wenn er freilich auch a priori & a posteriori, Erfahrungssätze
von
grammatischen || & grammatische, nicht
unterscheidet.) |
Der Schrei || Ausruf “Er ist da || Da ist
er!” muß nicht als Mitteilung dienen.
Und nicht als Mitteilung gemeint sein. Und wie
unterscheidet sich dieser || der eine
Fall vom Gegenteil || andern?
Nicht immer auf gleiche Weise. – Ich erwarte
die Ankunft eines Freundes. Ich stehe auf dem Bahnsteig
unter lauter fremden Menschen. Ich werde meinen Freund
gewahr & rufe “Da ist er!”; ich
108 will mich dabei aus
irgend einem seltsamen Grunde an die
Fremden um mich wenden. Stell Dir den Fall vor!
– Und nun diesen: Meine Familie
mit mir
erwartet || erwartet mit mir || Bekannte erwarten mit
mir … die Ankunft des Freundes. Ich sehe
ihn zuerst & rufe “Da ist
er!” Es ist schwer, mich nicht dabei
an die Andern zu wenden; mich gänzlich zu
isolieren. |
Ist
Erwarten ein Denken? So wird das Wort
“erwarten” nicht gebraucht. Erwarten
bezeichnet keine Tätigkeit. Ich kann jemand erwarten,
ohne an ihn zu denken. Aber wenn ich Einen
‘ängstlich erwarte’, so werden
viele meiner Gedanken & Handlungen mit ihm in
Verbindung sein || stehen. |
Ist Hoffen ein
Denken? Nein. Ich pfeife ein
Lied, & jemand fragt mich, warum ich so guter
Dinge bin. Ich antworte: “Ich hoffe
N. wird heute kommen.” Aber
während ich pfiff, dächte ich nicht an ihn. Und
doch 109
sage ich: “Ich hoffe den ganzen Tag, er
werde kommen.” || doch wäre es falsch
zu sagen: ich hätte aufgehört zu hoffen, als ich
zu pfeifen anfing. |
Wenn Einer sagt “Ich hoffe, er wird
kommen” – ist das ein Bericht über seinen
Seelenzustand, oder eine Äußerung seiner Hoffnung? – Ich kann es z.B. zu mir selbst
sagen. Und mir mache ich doch keine
Mitteilung. Es kann ein Seufzer sei; aber muß kein
Seufzer sein. Sage ich jemandem:
“Ich kann heute meine Gedanken nicht bei meiner || der Arbeit halten; ich denke immer (wieder) an
sein Kommen” – so wird man das eine
Beschreibung meines Gemütszustandes || Seelenzustandes nennen. |
Auch
“glauben” heißt nicht
denken. Als ich mich niedersetzte || auf
diesen Stuhl setzte, glaubte ich natürlich, der
Sessel || er werde mich tragen. Ich dachte gar
nicht, daß er zusammenbrechen könnte.
Aber: “Trotz allem was er tat, hielt ich an dem Glauben fest, …” Hier wird gedacht, & etwa immer wieder eine 110 bestimmte Einstellung
erkämpft. Aber alles das sagt uns ja nicht, was glauben ist. Es ist keine Definition des Wortes “glauben”; & ich kann keine geben; weil es keine gibt. Wir haben eben hier eine Familie von Fällen. Sie beschreiben heißt uns die Anwendung des Wortes “glauben” lehren. |
Nun könnte man aber so sagen:
Das Gesicht eines Menschen ist durchaus nicht immer
dieselbe Gestalt. Es ändert sich von Minute zu Minute;
manchmal wenig, manchmal äußerst stark || ,
manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Dennoch
ist es möglich, das Bild seiner Physiognomie zu geben || zeichnen. Freilich, ein Bild, auf
dem es || das Gesicht lächelt, zeigt nicht, wie es
weinend aussieht. Aber es läßt darauf immerhin
Schlüsse zu. – Und so wäre es auch
möglich, eine Art ungefähre Physiognomie des Glaubens
(z.B.) zu zeichnen || zu beschreiben. 111 |
Warum kann ein Hund nicht Schmerzen
heucheln? Weil er zu ehrlich ist? || Ist er zu ehrlich? Könnte man einen
Hund Schmerzen heucheln lehren? Man kann ihm
vielleicht beibringen, bei bestimmten Gelegenheiten wie im Schmerz
zu heulen || aufzuschreien, ohne Schmerzen zu
fühlen || daß er Schmerzen fühlt.
Aber zum eigentlichen Heucheln fehlt diesem Benehmen noch immer die
richtige Umgebung. |
Kann ich sagen: “Hoffen ist Denken &
Fühlen”? Warum aber nicht: denken,
fühlen & tun, || ?
& zwar unter bestimmten Umständen? |
Denke an den Gebrauch
des Wortes || der
Worte “grüßen”, oder
“danken”,
“bitten”. “Ich danke
Dir” ist || kann selbst ein Dank, “Ich grüße
Dich” kann ein Gruß sein; || .
“Er grüßt Dich”,
“Ich habe Dich
gegrüßt || Dir gedankt”
berichtete über eine Handlung. || sind Berichte.
|
“Aber Du sprichst ja, als hoffte ich nicht eigentlich
jetzt, – da ich zu hoffen 112 glaube. Als
hätte, || wäre; was jetzt geschieht,
keine || ohne tiefe Bedeutung.”
Was jetzt geschieht hat Bedeutung – in dieser
Umgebung. Die Umgebung gibt ihm die Wichtigkeit || Was heißt es: “Was jetzt geschieht
hat Bedeutung”, oder “hat tiefe
Bedeutung”? Was ist eine tiefe
Empfindung? Könnte ich eine Sekunde lang innere
Liebe oder Hoffnung empfinden, was immer dieser Sekunde vorangeht oder
ihr folgt? Und das Wort “hoffen”
bezieht sich auf ein Phänomen in der menschlichen
Lebensweise. (Ein lächelnder Mund
lächelt nur im menschlichen Gesicht.) |
Wenn ich
nun in meinem Zimmer sitze & hoffe N. werde kommen
& mir Geld bringen, & eine Minute dieses Hoffens
könnte isoliert, aus ihrem Zusammenhang herausgeschnitten,
werden: wäre, was in dieser Minute geschieht, dann kein
Hoffen? – Denke, z.B., an die
Worte, die Du etwa in dieser Minute aussprichst. Sie
gehören nun nicht mehr zu dieser Sprache. Vielleicht
zu einer, in der sie etwas gänzlich anderes bedeuten.
Und die Institution des Geldes gibt es vielleicht in einer
andern Umgebung nicht.
U.s.w. 113 |
¥⋎ 180/1
Eine Königskrönung ist das Bild der Pracht &
Würde. – Wir denken uns einige Minuten || Wir schneiden eine Minute || Nehmen wir eine
Minute dieses Vorgangs aus ihrer Umgebung
heraus || herausgeschnitten. Der
König im goldgewirkten Krönungsmantel sitzt auf dem
Thron; die Krone wird ihm auf's
Haupt gesetzt. – In einer andern Umgebung nun
laß Gold das billigste Metall
sein; || . Durch
die || Durch gewisse Maschinen
ist wird || werde die
Herstellung dieses Gewebes (des
Krönungsmantels) zur aller einfachsten || die aller
einfachste; || : Perlen sind so
häufig wie Kieselsteine & man empfindet einen Ekel vor
ihnen & sie gelten als ekelhaft, weil || da sie von schleimigen Flachtieren
herkommen || stammen || Tieren
herrühren. Die Krone ist die Parodie eines
anständigen Hutes, & der hohe, dekorierte Stuhl
dient nur als Pranger. |
Wir sagen, der Hund
fürchtet, sein Herr werde ihn schlagen; aber nicht,
er
fürchtet || fürchte
sein Herr werde ihn morgen schlagen. Warum
nicht? |
Wir erwarten
dies & werden von
dem || das eine & werden von dem andern
überrascht; aber die Kette der Gründe hat ein
Ende. 114 |
Man
könnte sagen: Ich hätte keinen Eindruck von dem
Zimmer als ganzes, könnte ich nicht meinen Blick schnell in ihm
dahin & dorthin schweifen lassen & mich nicht frei in
ihm herumbewegen. (Stream of thought.)
James.
Aber wie manifestiert es sich, daß ich davon || von ihm als ganzes einen allgemeinen Eindruck
habe? Durch die || In der
Selbstverständlichkeit, mit der || welcher ich mich in ihm zurechtfinde;
die || in der Abwesenheit von
Suchen, Zweifeln || des Suchens, Zweifelns & der
Verwunderung; darin, daß eine Unzahl von Tätigkeiten durch
seine Wände begrenzt sind; daß || ; &
daß ich alles das als “mein Zimmer” in der
Rede zusammenfasse. |
Bist Du nicht
doch ein verkappter Behaviourist? Sagst Du nicht doch
im Grunde, daß alles Fiktion ist, außer dem menschlichen
Benehmen? – Wenn ich von einer Fiktion rede, dann
nur von einer grammatischen Fiktion.
|
Den
Begriff ‘Schmerz’ hast Du mit 115 der Sprache
gelernt. |
⍈[93]
Gedankenloses & nicht gedankenloses Sprechen
ist zu vergleichen: gedankenlosem Spielen eines
Musikstücks & nicht gedankenlosem Spielen. || & nicht gedankenlosem Musizieren.
|
Du gibst jemandem
ein Signal, wenn Du Dir etwas vorstellst; Du benützt
verschiedene Signale für verschiedene Vorstellungen. – Wie vereinbart ihr, was jedes Signal bedeuten
soll? |
Was ist das
Kriterium der Gleichheit zweier Vorstellungen?
D.h.: wie werden Vorstellungen
verglichen? – Ein Logiker denkt vielleicht:
gleich ist gleich– || ; es ist eine psychologische
Frage: wie der Mensch sich von der Gleichheit
überzeugt. (Höhe ist Höhe – es
gehört in die Psychologie, daß der Mensch sie manchmal
sieht, manchmal hört.)
Was ist das Kriterium der Gleichheit zweier Vorstellungen? – Was ist das 116 Kriterium der Röte einer
Vorstellung? Für mich, wenn
der Andere sie hat – was er sagt & tut.
Für mich, wenn ich sie habe – gar nichts. Und
was für “rot” gilt, gilt auch für
“gleich”. [Bemerkungen
über Identität?] |
⇒182/1
Wie erkenne ich, daß dies
rot ist? – Ich bin in Verlegenheit,
was ich sagen soll. – Wie erkenne ich, daß diese
zwei Bäume gleich hoch sind. Hier bin ich nicht in
Verlegenheit,
ich || . Ich weiß verschiedene
Antworten. – Wie erkenne ich, daß dies rot
ist? Soll ich sagen: “Ich schaue es
an & sehe, daß es rot ist”? Was
heißt “sehen, daß es rot
ist”? Heißt es:
sehen || erkennen,
daß das Wort “rot” darauf || hier paßt? Aber wer nicht
Deutsch kann, würde das nicht erkennen.
– Nun dann: “rot”, oder ein Wort
das auf gleiche Weise , durch das gleiche Paradigma etwa,
erklärt 117 wird. || angewendet wird. || paßt?
Oder daß es die gleiche Farbe ist wie ein
gewisses Farbmuster? Ich sehe,
daß es rot ist ‒ ‒ ‒ aber was hilft mir das, wenn ich nicht
weiß, was ich zu sagen habe, oder wie
ich sonst meine Erkenntnis zum Ausdruck bringen
soll. Denn einmal muß ich nun den Übergang zum
Ausdruck machen. Und bei diesem Übergang lassen mich
nun alle Regeln in Stich. Denn sie hängen nun alle
wirklich in der Luft. Alle guten Lehren helfen mir nichts,
denn am Ende muß ich einen Sprung machen: Ich muß
sagen “das ist rot”, oder in einer Weise
handeln, die auf's selbe
hinauskommt. Der Übergang von jenem Gesehenen zu den Worten ist ein privater. Darum hängen hier die Regeln in der Luft. || Ich kann || könnte auf diesen Übergang keine Regeln anwenden. Kann der Übergang vom Schauen zum Wort “rot” nicht unvermittelt gemacht werden, dann auch nicht 118 über Regeln. |
Ich wollte etwa sagen:
Ich schaue & sehe, es ist so. Und
davon gehe ich nun zu dem Wort über.
→ Ich sehe, daß es diese Farbe ist; & nun weiß ich, daß die || diese Farbe so heißt. Diese? – Welche? |
Welche Art der Antwort hat auf diese Frage
Sinn? (Du kannst die Farbe nennen, auf sie zeigen, sie
beschreiben, etc.) Du steuerst immer wieder auf eine innere hinweisende Erklärung hin! |
“Ehe ich
urteile, daß zwei meiner Vorstellungen gleich
sind, muß ich sie doch als gleich erkennen.
“Und wenn das geschehen ist, wie werde ich dann wissen,
daß das Wort “gleich” meine Erkenntnis
beschreibt? Nur dann, wenn ich diese Erkenntnis auf
andre Weise ausdrücken, kann &
ein Anderer mich 119
lehren kann, daß hier “gleich” das richtige Wort
ist. |
Denn bedarf ich eine Berechtigung dafür, ein Wort
zu gebrauchen, dann muß es eine auch für den Andern
sein. |
Ich erkenne es erst
als das; & nun erinnere ich mich daran, wie das
genannt wird. Bedenke: In welchen Fällen
kann man das wirklich sagen? |
Ich
befand mich in der Schwierigkeit, daß
es schien, die || eine || Unsere Schwierigkeit war, daß
es schien, die || eine || Unser Paradox war
dies || es: eine
Regel könnte
keine Handlungsweise bestimmen, da eine jede mit der Regel in
Übereinstimmung zu bringen sei. Die Antwort
war: Ist jede mit der Regel in Übereinstimmung zu
bringen, dann auch zum Widerspruch. Daher
gäbe es hier überhaupt – weder
Übereinstimmung, 120
noch Widerspruch. Das Mißverständnis zeigt sich darin, daß wir (überhaupt) in diesem Gedankengang || Daß hier || da ein Mißverständnis ist || , zeigt sich schon darin, daß wir in diesem Gedankengang Deutung hinter Deutung setzen; wodurch wir nämlich zeigen, daß es (für uns) eine natürliche Auffassung || setzen; als beruhige uns eine jede wenigstens für einen Augenblick, bis wir an eine weitere Deutung denken, die wieder || noch hinter dieser liegt. Dadurch zeigen wir nämlich, daß es eine Auffassung … einer Regel gibt, die || welche nicht eine nochmalige || hinzugefügte Deutung ist, sondern sich von Fall zu Fall der Anwendung darin äußert || sich in jedem besondern Fall der Anwendung darin äußert, was wir der Regel folgen & was wir ihr entgegenhandeln nennen. (Weshalb eine Neigung besteht, zu sagen: jedes Folgen || Handeln nach der Regel sei auch ein Deuten. “Deuten” aber sollte man nur nennen: einen Ausdruck der Regel durch einen andern zu ersetzen.) |
(Daß wir eine Regel
‘aufgefaßt haben’, zeigt sich, unter anderem, an
der
Sicherheit, ich meine, dem Fehlen des Zweifelns, 121 & Testens, bei der || ihrer Anwendung.) |
Darum ist
‘der Regel folgen’ eine Praxis. Und der
Regel zu folgen glauben ist nicht: der Regel
folgen. Und darum kann man nicht der Regel
privatim folgen, weil sonst der Regel zu folgen glauben,
dasselbe wäre, wie der Regel folgen. |
Die Sprache ist ein
Labyrinth von Wegen. Du kommst von einer Seite
& kennst Dich aus; Du kommst von einer andern zur selben
Stelle, und kennst Dich nicht mehr aus. |
Aber ist es nicht richtig zu sagen:
Ich sehe die Farbe & erkenne sie als
rot? Wir müssen uns über den Gebrauch des Verbums || Wortes “erkennen” 122 klarer werden. – Ich
gehe auf der Straße. Dies Gesicht kommt mir bekannt
vor. Wer ist es nur? – Es ist …
– Das ist ein Vorgang des Erkennens. –
Aber erkenne ich etwa meinen Freund nicht, den ich
täglich sehe? Und geht || Geht aber, wenn ich seiner ansichtig
werde, etwas ähnliches vor? – Erkenne
ich mein Zimmer nicht, meinen Tisch, & mein
Bett? || & meine Möbel nicht, die ich
täglich sehe. – Ich sehe einen Stoff
& frage mich: “Wo
hab || habe ich diesen Farbton
nur vor kurzem gesehen?”; dann
erkenn || erkenne ich
ihn, || : ich habe ihn dort &
dort gesehen. Ich sage “Der Himmel ist
blau”; also erkenne ich doch die Farbe – aber was
wollte || will man hier (den || einen) Vorgang des Erkennens
nennen? Untersuche den Gebrauch des Wortes “erkennen”. || Der Gebrauch des Wortes “erkennen” ist nicht einfach. Untersuche ihn. |
Es ist hier nützlich sich zu
überlegen, was man über ein Phänomen, wie
das folgende, sagt: Ŧ einmal als den Buchstaben 123
F, einmal als sein
Spiegelbild sehen. Nun will ich fragen: Worin besteht es, die Figur einmal so einmal anders sehen? Sehe ich wirklich jedesmal etwas anderes? oder deute ich nur, was ich sehe, auf verschiedene Weise? – Ich bin geneigt, das erste zu sagen. Aber warum? Nun, Deuten ist eine Handlung. Es kann z.B. darin bestehen, zu sagen. || daß Einer sagt “Das sollte || soll ein F sein”; oder es nicht zu sagen, aber das Zeichen durch ein F zu kopieren || ersetzen; u.a. oder sich zu überlegen || daß er's nicht sagt, aber das Zeichen beim Kopieren durch ein F ersetzt; u.a. oder sich überlegt: “Was mag das wohl sein? Es wird ein F sein, das dem Schreiber mißglückt ist.” – Sehen ist keine Handlung, sondern ein Zustand. Und wenn ich es nie für etwas anderes, als für ein F, gehalten habe, mir nie überlegt habe, was es wohl sein mag, so wird man sagen, ich sehe das Zeichen als F; wenn man nämlich weiß, daß es sich auch anders sehen läßt. Wie ist man denn überhaupt 124 zu dem Begriff des ‘Etwas
als Etwas sehen’ gekommen? Bei welchen
Gelegenheiten war || entsteht für ihn ein
Bedürfnis? Vielleicht || Ich glaube am
häufigsten || (Sehr häufig in der
Kunst.) Man sagt || Wir
sagen etwa: ‘Du mußt diese Takte als
Einleitung hören, nur dann wirst || kannst Du's || Du das Folgende
richtig spielen”, “Ich war nicht
im Stande dieses Schema in der Modulation zu
hören, jetzt kann ich's”.
Dort überall || Überall
dort, wo es sich um ein Phrasieren
durch's || durch das
Auge || Aug oder Ohr
handelt. Wir sagen “Du mußt diese Takte als
Einleitung hören”, “Du mußt
nach dieser Tonart hin hören”,
“Wenn man diese Figur einmal als …
sieht || gesehen hat, ist es schwer sie
anders zu sehen”, etc.
etc. “Ich höre das
französische ‚ne … pas’ als
zweiteilige Verneinung aber nicht nicht analog dem || nicht
als ‘nicht einmal ein
Schritt’”. Ist es nun ein
wirkliches Sehen und Hören? Nun, || : so nennen wir es; so || mit diesen
Worten reagieren wir in bestimmten Situationen.
Und auf diese Worte reagieren wir wieder durch bestimmte
Handlungen. 125 |
Wie lehrt man
jemand, leise für sich selbst lesen? Wie weiß
man, daß || wenn man's || er's kann? Wie weiß
er's || er selbst, daß
er's kann? || Wie weiß er
selbst, daß er das tut, was man von ihm
verlangt? || Wie weiß er
selbst, daß er tut, was man ihn tun
heißt? |
Ein Schrei entringt sich dem || einem
Menschen. Worte entringen sich ihm.
|
Worte sind Taten. Die Wahrheit sagen, wenn die
Lüge uns helfen kann, ist schwer. |
Wenn die
Andern Automaten sein könnten; dann ich auch. –
|
Wenn die Sehnsucht aus mir spricht “Wenn er doch nur
käme!”, so gibt das Gefühl den Worten
‘Bedeutung’. Gibt es aber den
Wörtern || Worten des Satzes ihre
Bedeutungen? 126 |
Man könnte hier aber auch sagen: das Gefühl gebe dem Satze Wahrheit. Und da siehst Du, wie hier die Begriffe in einander fließen. (Es erinnert an die Frage: Was ist der Sinn eines mathematischen Satzes.) |
Wenn man aber sagt
“Ich hoffe, er wird kommen”, gibt
das Gefühl nicht dem Worte “hoffen” seine
Bedeutung? (Und wie ist es mit dem Satz:
“Ich hoffe nicht mehr, daß er kommen
wird”?) Das Gefühl gibt dem Worte
“hoffen” vielleicht seinen besonderen
Klang. || , seinen Ton.
– Wenn das Gefühl dem
Wort || Worte seine Bedeutung
gibt, so heißt “Bedeutung” hier:
das, worauf es ankommt. Warum aber kommt es
auf's Gefühl an? |
Ich
könnte sagen; || , ein Stöhnen, ein Lachen || Warum soll ich nicht sagen: der Schrei, das
Lachen seien voll von Bedeutung. Und das heißt ungefähr, es || : Es ließe sich viel aus ihnen ablesen. |
Unter welchen Umständen werde ich sagen,
ein Stamm habe einen Häuptling? Und
der Häuptling muß doch Bewußtsein
haben? Er darf doch nicht ohne Bewußtsein
sein! 127 |
Worin
liegt denn die Macht und Bedeutung des Hoffens? Nicht im
Leben des Hoffenden? || dessen,
der hofft? |
Ich gebe ihm also
einen Befehl. Setze die Reihe
… fort
(– ∙ ∙ )→
oder (– ∙ ∙ ∙ –)→
Nun, was will ich, daß er tun soll? Die beste Antwort, die ich mir selbst darauf geben kann, ist, diese Befehle selber ein Stück weit auszuführen. Oder glaubst Du, ein algebraischer Ausdruck dieser Regel setze weniger voraus? |
Hier ist die
Versuchung überwältigend, noch etwas zu sagen, wenn
schon alles beschrieben ist. – Woher dieser
Drang? Welche Analogie, welche falsche Interpretation
erzeugt ihn? |
Es bricht kein
Streit darüber aus, ob der Regel gemäß vorgegangen
wurde, oder nicht. Es kommt 128 darüber
z.B. nicht zu Tätlichkeiten.
Das gehört zu dem Gerüst, von welchem aus
unsere Sprache wirkt (z.B. eine
Beschreibung gibt). |
Nicht Empirie, aber Realismus – das ist für uns ein
schwerer Weg in der Philosophie. Einer schreibt eine Folge von Zahlen an. Endlich sage ich: “Jetzt versteh ich's: ich muß immer …”. Und dies ist doch der Ausdruck der Regel. Aber doch nur in einer Sprache! |
Was wir, in
einer komplizierten Umgebung || in einer Umgebung, die zu
beschreiben kompliziert wäre, “einer Regel
folgen” nennen, würden wir, wenn es isoliert
dastünde, gewiß nicht so nennen. |
Zur
Verständigung durch die Sprache gehört nicht nur eine
Übereinstimmung in den Definitionen, sondern (so
seltsam dies klingen mag) 129 eine Übereinstimmung
im || in Urteilen. Dies scheint
die Logik aufzuheben; hebt sie aber nicht auf. – Eines
ist, die Meßmethode festzulegen || zu beschreiben,
ein Anderes Messungsergebnisse zu finden
& zu konstatieren || auszusprechen. Aber was wir
“messen” nennen, ist auch durch eine gewisse
Konstanz der Messungsergebnisse bestimmt. |
Eine Erklärung
ist etwas nur – zu einem bestimmten Zweck. Sie
füllt eine bestimmte Lücke. Wenn ich
z.B. Einem das Sprachspiel (2)
erkläre, erkläre ich's dem, der schon die Sprache
beherrscht. Sage ihm schon, daß es so,
& nicht so, ist. |
Ein Wort in dieser
Bedeutung hören. Wie seltsam, daß es so
etwas gibt. So phrasiert, so betont, so gehört, ist der Satz der Anfang eines Übergangs zu diesen Sätzen, Bildern, 130
Handlungen. |
Denke Dir statt
Momentaufnahmen || Momentphotographien unserer Bekannten benützten wir eine
Art kinematographischer Bilder, die eine ganz kleine Bewegung
wiedergäben. Und das nennten wir bloß
ein lebendes Bildnis, im Gegensatz zu einem toten, &
faßten es nicht als Bild einer Bewegung, einer
Lageveränderung auf. |
Das Wort
“Übereinstimmung” & das Wort
“Regel” sind mit
einander verwandt, sie sind
Vettern. Lehre ich jemand || Einen den
Gebrauch des einen Wortes, so lernt er damit auch den Gebrauch
des andern. |
Wenn eine
Drossel die gleiche Phrase stets einige
Male wiederholt, sagen wir sie gebe sich vielleicht beim
ersten Mal eine Regel, der sie dann
folgt? 131
Das Vorstellungsbild ist das Bild, das meiner Vorstellung entspricht. |
⍈[80]
“Aber wenn ich mir vorstelle, daß Einer, der
lacht, in Wirklichkeit Schmerzen hat, so stelle ich mir doch
kein Schmerzbenehmen vor, denn ich sehe eben davon das
Gegenteil. Was stelle ich mir also
vor?” – Ich habe es schon gesagt; –
& ich stelle mir dazu nicht notwendigerweise || unbedingt vor, daß ich Schmerzen
fühle. – “Aber wie geht es also vor
sich, wenn ich mir das vorstelle?” –
Wo, ich meine außerhalb der Philosophie, verwenden
wir denn die Worte “Ich kann mir vorstellen, daß er
Schmerzen hat”, oder “Ich stelle mir vor,
…”, oder “Stell Dir vor,
…!”? Man sagt z.B. dem, der eine Theaterrolle zu spielen hat: “Du mußt Dir (hier) vorstellen, daß dieser Mensch … ” – & dazu wird ihm nicht gesagt, was er || er erhielt keine Anweisung: was er eigentlich tun soll || & dabei gibt man (ihm) keine 132
Anweisung, || : was er
eigentlich tun soll. Darum ist
auch jene Analyse gar nicht zur Sache. –
Und
wir || Wir beobachten nun den Schauspieler,
während der sich das Leiden des Andern vorstellt.
|
⍈[80] Unter was für
Umständen würden wir jemand fragen:
“Was ist da eigentlich in Dir vorgegangen, wie Du
Dir das vorgestellt hast?” Und was
für eine Antwort erwarten wir uns da?
|
Du erinnerst Dich, daß Du die Absicht hattest – – wie
war es also, wie || als Du sie hattest?
Wenn Du nachdenkst – was fällt Dir da ein?
Mir fällt manches 133
ein; – aber nichts davon ist die Absicht. Und doch
scheint, was mir einfällt relevant für die Absicht.
|
⇒167/3
Im Laufe eines Gespräches will
ich auf etwas zeigen; ich habe bereits den Anfang
einer Zeigebewegung gemacht; führe sie aber nicht aus.
Später sage ich “Ich wollte damals darauf
zeigen. Ich erinnere mich noch deutlich, daß ich
schon den Finger aufgehoben hatte.” |
Und ich
erinnere || erinnerte mich nicht nur die Absicht gehabt
& auch den Finger aufgehoben zu haben || an die Absicht
& auch an das Aufheben des Fingers, sondern an das
Aufheben des Fingers als Ausdruck der Absicht.
Es ist aber auch nicht so, daß ich mich erinnere, den || meinen Finger gehoben zu haben & mir jetzt sage: “Ich muß wohl 134 die Absicht gehabt haben mit dem
Finger zu zeigen; wozu hätte ich ihn sonst
aufgehoben?” |
Soll ich sagen, wer
diese || eine Absicht hat, erlebt eine
Tendenz,
es || ? Es gebe bestimmte
Tendenzerlebnisse? – Erinnre Dich an diesen
Fall: Wenn man in einer Diskussion dringend eine
Bemerkung, einen Einwurf, machen will, so zieht man den Atem ein, öffnet
den Mund & hält den Atem || ihn an || geschieht es häufig, daß man den Mund öffnet, den Atem
einzieht, & anhält. Entscheidet
man sich dann, den Einwurf zu unterlassen, so läßt man
den Atem wieder aus. Das Erlebnis dieses
Vorgangs ist offenbar das Erlebnis einer Tendenz, zu sprechen.
Wer mich beobachtet, wird erkennen, daß ich etwas sagen wollte,
& mich dann anders besonnen habe. In
dieser Situation nämlich. – In
einer andern würde er mein Benehmen so 135 nicht deuten, so absolut
charakteristisch es auch in der gegenwärtigen Situation
für die Absicht zu sprechen ist. Und ist irgend ein Grund vorhanden anzunehmen, dieses selbe
Erlebnis könnte in einer ganz andern Situation nicht
auftreten? || , wo von einer Tendenz keine Rede sein
kann. || es mit einer Tendenz nichts zu tun
hat? |
Ich
hätte meine Absicht ja auch durch die Worte ausdrücken
können: “Ich habe die Absicht …” Und mit diesem Satz beschreibe ich dem Andern nicht
meine Empfindungen; obwohl er manchmal auch auf meine
Empfindungen wird Schlüsse ziehen können. |
Wie ist
das: die Absicht haben, das &
das || etwas zu tun? Was kann ich drauf
antworten? Eine Art der Antwort wäre || ist: die zu sagen, was || dasjenige was || wie ein || dasjenige, was || das zu sagen, was || das sagen,
was ein Romanschriftsteller, wie
Dostojewski
etwa, dazu sagt, || sagt Dostojewski etwa, || wäre: einen
Romanschriftsteller
Dostojewski etwa, reden zu lassen || zu
zitieren || aufzuschlagen, 136 wenn || wo er die
Seelenzustände einer Person
beschreibt, die die || eines Menschen beschreibt, der eine
bestimmte Absicht hat. – Es wird in dieser Beschreibung
vielleicht || vielleicht in dieser Beschreibung
nirgends gesagt || der Ausdruck
gebraucht, die Person “habe || hätte
diese Absicht”.¤ Aber wenn wir den Gang des Romans
erzählen, werden wir dies sagen.
|
Daß einer eine Explosion erwartet, liegt im
allgemeinen zu einem großen Teil ◇◇◇
in der Situation,
|| Eine Erwartung ist in einer Situation
eingebettet, aus der sie entspringt. Die Erwartung einer
Explosion kann z.B. aus einer Situation
entspringen, in der ◇◇◇
vielleicht eine Explosion zu erwarten ist.
Der Erwartende || Der sie erwartet
hatte zwei Leute flüstern gehört || hören: “Morgen um || Punkt 10 Uhr wird die Lunte angebrannt || angezündet”.
Später || Dann denkt
er, || : vielleicht will jemand
hier sein || ein
Haus in die Luft sprengen. Am
nächsten Morgen um || Um || Gegen 10 Uhr wird er
unruhig, fährt bei jedem Lärm zusammen, & endlich
antwortet er auf die Frage, warum er so nervös sei:
… || “Ich erwarte
…” Diese Antwort wird
z.B. dem Andern || z.B. sein Benehmen verständlich
machen. Wird || Sie
wird |
Es wäre aber auch denkbar, daß jemand ohne jede
Ursache oder Vorgeschichte in seinen Gedanken
urplötzlich eine erwartende Stellung einnähme &
sagte || einnimmt & sagt: “Ich
erwarte jeden Augenblick eine Explosion”.
Wir würden ihn dann vielleicht für verrückt
halten. Und wenn er auf die Frage, warum er eine Explosion
erwartet, nichts zu antworten wüßte & nur immer
(wieder) die Erwartung äußerte, so wüßten wir
nicht, ob wir von ihm sagen sollten, er habe wirklich eine
Erwartung. Nicht aber, weil wir nicht in seine Seele
sehen || schauen können, sondern weil
die Situation ein
Grenzfall || dies ein Grenzfall eines Vorgangs
der Erwartung ist. |
Ein Vorgang der Erwartung besteht aus Handlungen, Gedanken,
Gefühlen in || unter bestimmten Umgebungen || Umständen. |
Ich schaue auf die
brennende Lunte, folge mit höchster Spannung
138 ihrem Abbrennen,
& wie es || dem Fortschreiten ihres
Feuers || des Brandes, & wie er sich dem
Explosivstoff nähert. Ich denke vielleicht
überhaupt nichts, oder nur eine Menge abgerissener
Gedanken. Das ist gewiß ein Fall des
Erwartens. |
Wenn ich nun sage “Ich
erwarte … ”, – heißt || ist das die
Feststellung, || :
daß meine || die Situation, meine
Gedanken, etc. || u.s.w.
bildeten einen
Erwartungsvorgang || bildeten einen Vorgang der Erwartung || bildeten eine Erwartung – oder sind meine Worte
ein Teil dieses || des
Erwartungsvorgangs || des Vorgangs der Erwartung
selbst || selbst ein Teil dieses || des
Erwartungsvorgangs || des Vorgangs der
Erwartung || – oder gehören
meine Worte selbst zum Vorgang der
Erwartung? Unter gewissen Umständen wird “Ich erwarte … ” einfach heißen (ersetzt werden können durch) “Ich glaube das & das wird geschehen”, manchmal auch: “Mach Dich auf … gefaßt”. Wenn ich sage “Ich erwarte ihn sehnsüchtig”, so wird das, unter Umständen, die Äußerung der Erwartung sein, also ein Teil des Vorgangs der Erwartung. Aber 139 diese Worte können auch als
Resultat der Selbstbeobachtung ausgesprochen werden, &
etwa heißen: “Also nach allem, was
vorgegangen ist, erwarte ich ihn dennoch mit
Sehnsucht.” Es kommt darauf an: Wie
ist es zu diesen Worten gekommen.
[Worte entringen sich ihm …]
[Grüßen …] |
Wenn
Einer, statt zu sagen “Ich erwarte jeden Moment die
Explosion”, flüstert: “Es wird
gleich losgehen”, so beschreiben doch sein Satz || seine Worte
keine Empfindung; obgleich sie & ihr Ton eine
Äußerung seiner Empfindung sein mögen || können. |
Wenn ich nun sage
“Ich erwarte … ” – ist das die
Feststellung: die Situation, meine Handlungen, Gedanken
etc. seien die des Erwartens dieses Ereignisses; oder
gehören die Worte “Ich erwarte … ”
140 zum Vorgang des
Erwartens? Unter gewissen Umständen wird “Ich erwarte … ” einfach heißen (ersetzt werden können durch) “Ich glaube, das & das wird eintreten”. Manchmal auch: “Mach Dich darauf gefaßt, daß …”. Ich sage jemandem: “Ich habe gehört er wird kommen; ich erwarte ihn schon den ganzen Tag.” Dies ist ein Bericht darüber, wie ich den Tag verbracht habe. Ich komme in einem Gespräch || Gedankengang zum Ergebnis, daß ein bestimmtes Ereignis zu erwarten sei & ziehe diesen Schluß, indem ich sage: || mit den Worten: “Ich muß also jetzt … erwarten”. Das kann man den ersten Gedanken, den ersten Akt, dieser Erwartung nennen. Der Ausruf “Ich erwarte ihn sehnsüchtig!” ist ein Akt des Erwartens, wenn sich die Spannung der Erwartung in ihm 141 Luft macht. Ich
kann || könnte aber mit denselben
Worten || dieselben Worte als das Resultat einer
Selbstbeobachtung aussprechen, & sie hießen dann
etwa: “ …”
⇒
[S. 139]
|
⇒[170/ 1]
Erwartung ist,
grammatisch, ein Zustand. Wie: einer
Meinung sein, etwas hoffen, wissen, können. Aber um
die Grammatik dieser Zustände zu verstehen, muß man
fragen: “Was gilt als Kriterium dafür,
daß sich jemand in diesem Zustand
befindet?” |
Wie weiß ich, daß ich den Satz als Mitteilung gemeint
habe. War das wenige, was beim Aussprechen in dieser
Richtung wies, wirklich genug, daß ich mit Sicherheit sagen
kann || konnte, ich
hätte ihn so gemeint? |
“Wie
kannst Du so sicher sein, daß Du einen Augenblick lang mich
betrügen 142
wolltest? Waren nicht Deine Handlungen &
Gedanken viel zu rudimentär?” |
Kann denn die Evidenz nicht zu spärlich
sein? Ja, wenn man ihr nachgeht, scheint sie
außerordentlich spärlich; aber das ist vielleicht, weil
man die Vorgeschichte dieser Evidenz außer acht
läßt. Wenn ich einen Augenblick lang in
der Absicht bin || war || die
Absicht hätte den Andern
glauben zu machen, ich sei unwohl, || dem Andern Unwohlsein
vorzuheucheln, so brauchte es dazu eine
Vorgeschichte. |
“Dieser
Gedanke knüpft an Gedanken an, die ich früher einmal
gehabt habe.” – Wie tut er das?
Durch ein Gefühl der Anknüpfung?
Aber wie kann das Gefühl die Gedanken wirklich
verknüpfen? – Das Wort
“Gefühl” ist hier sehr
irreleitend. Aber es ist möglich
|
“Wenn ich die
Worte gesagt hätte, ‘Ich will ihn jetzt
betrügen’, hätte ich die Absicht nicht gewisser
gehabt, als so.” – Aber wenn Du jene Worte
gesagt hättest, mußtest Du sie da im vollen Ernste
meinen? |
⇒[149/1]
Es ist hier wieder, als erinnerten wir uns jener feinen Gefühlsnuance des Meinens, die erst, was immer ich tat oder sagte, zum 144 Ausdruck des Meinens
machte. Meine Bewegung, Miene, mein Tonfall, wären
allerdings allein keine Evidenz des Meinens
gewesen, fühlt man, zum Ausdruck des Meinens machte sie
erst das Meinen. Nur sonderbar, daß man sich überhaupt an diesen ‘Ausdruck’ hängt. Und noch sonderbarer: Wenn ich mir, was geschah, klar || deutlich in die Erinnerung rufe, errufe ich nur diesen Ausdruck [Einzelheiten]. Kann ich nicht, wenn ich will, den Blick, den Ton des Satzes, die Bewegung meines Körpers wiederholen? Und zwar ungefähr auch mit den Empfindungen & Gedanken, die sie begleiteten? Und ist || scheint mir, was ich so wiederhole || reproduziere, nicht Evidenz genug? Mich an das, was ich tat, als Ausdruck des Meinens erinnern, hängt (doch) mit meiner Fähigkeit zusammen, den Vorgang || die Szene im richtigen Geiste || in einem bestimmten Geiste zu reproduzieren. || mit meiner Fähigkeit, den Vorgang || die Szene im richtigen Geiste || in einem bestimmten Geiste zu reproduzieren, zusammen. || zusammen mit meiner Fähigkeit, den Vorgang || die Szene im richtigen Geiste || in einem bestimmten Geiste zu reproduzieren. Und beim Reproduzieren, wie empfinde ich da das Meinen, 145 die Meinung, die ich ja dann gar
nicht habe? |
Wenn ich
sage: “Ich habe ihn in diesem Augenblick
gehaßt” – was geschah da? Bestand es
nicht aus || in Gedanken, Gefühlen &
Handlungen? Und wenn ich so eine Szene darstellte,
machte || würde ich ein
bestimmtes Gesicht machen, dächte an
gewisse Geschehnisse, atmete in bestimmter Weise, brächte
in mir gewisse Gefühle hervor.
Ich könnte ein Gespräch, eine ganze Szene erdenken, in der dieser Haß aufflammen würde || aufflammte || zum Aufflammen käme. Und ich könnte diese Szene mit Gefühlen spielen, die denen in einer Szene || einem Vorfall des wirklichen Lebens sehr nahe || in einem wirklichen Vorfall nahe kämen. Dabei wird mir natürlich helfen, daß ich Ähnliches wirklich durchlebt habe. |
Wenn ich mich nun eines solchen || des 146
Vorfalls schäme, schäme ich mich des
Ganzen; || : der Worte, des
giftigen Tones; u.s.w. |
“Ich schäme
mich nicht dessen was ich damals tat, sondern der Absicht, die
ich hatte.” – Aber lag die Absicht nicht auch
in dem, was ich tat? Worin lag das
Beabsichtigen? Nur in dem, was ich damals dachte, zu mir
selber sagte? Wodurch ist die Absicht gegeben?
Durch die ganze Geschichte. |
Die Worte
“Gottlob! Noch etwas weniges hat man
geflüchtet – vor den Fingern der
Kroaten.” mit dem richtigen Ton
& Blick (gesprochen), scheinen || mit ihrem Ton
& Blick scheinen allerdings schon jede Nuance
ihrer Bedeutung in sich zu tragen. Nur darum aber, weil wir
sie als Teil einer bestimmten Szene kennen. (Eine Menge
wohlbekannte Pfade führen von diesen Worten aus in allen
Richtungen.) – – Man 147 könnte aber eine ganz andere
Szene um diese Worte (ganz ebenso gesprochen || im
gleichen Ton) bauen; um zu zeigen, wie ihre besondere Seele
in der Geschichte liegt, zu der sie gehören. |
Darum
sagt man auch: “Es kommt drauf an, wer
es sagt.” |
Laß einen
Menschen zornig, hochmütig, ironisch, blicken; & nun
verhäng sein Gesicht mit einem Tuch, das nur die Augen frei läßt, || daß nur die Augen frei bleiben; – in denen || Tuch; aber laß nur die Augen frei,
– in denen der ganze Ausdruck vereint schien.
Ihr Ausdruck ist nun überraschend vieldeutig. |
“Es
liegt alles schon in …” Wie kommt es, daß der
Pfeil →
zeigt? Scheint er nicht schon etwas
außerhalb seiner selbst in sich zu tragen? –
“Nein, es ist nicht der tote
Strich; nur das Psychische, die Bedeutung, kann
dies.” – Das ist wahr &
falsch. Der Pfeil zeigt nur in der Anwendung, 148 die das Lebewesen von ihm
macht. Dieses Zeigen ist nicht ein hocus pocus, das nur die Seele vollziehen kann. |
In einer
Erzählung heißt es etwa: “N.
maß ihn mit feindseligem Blick & sagte
…”. Der Leser der Erzählung
versteht es || dies; er hat keinen Zweifel in seiner
Seele. Nun sagt Einer || sagt
er: “Wohl, er denkt sich die
Bedeutung hinzu, er errät sie.” – Im
allgemeinen: Nein. Im allgemeinen
denkt er sich nichts hinzu, errät nichts. – Es
ist aber auch möglich, daß der feindselige Blick & die
Worte sich später als Verstellung erweisen, oder daß der Leser
im Zweifel darüber erhalten wird, ob sie es sind, oder nicht,
& daß er also wirklich auf eine mögliche
Deutung rät. – Aber dann rät er vor
allem auf einen Zusammenhang. 149 Er sagt sich
etwa: die Beiden, die hier so feindlich tun, sind in
Wirklichkeit Freunde, etc. etc.
|
⇒[143/
2]
“Einen Augenblick lang wollte ich Dich
bitten || entfliehen …”
D.h., ich hatte ein bestimmtes Gefühl,
inneres Erlebnis; und ich erinnere mich dran. –
Und nun erinnere Dich recht genau || deutlich ‒ ‒ ‒, da scheint das
‘innere Erlebnis’ des Wollens wieder zu
verschwinden. Statt dessen erinnert man sich an Gedanken,
& Gefühle, Bewegungen auch, an
Zusammenhänge mit früheren Situationen.
u.a.m. Es ist als hätte man die Einstellung des || eines Mikroskops verändert || geändert, & was jetzt im Brennpunkt liegt, lag früher außerhalb. |
“Nun das zeigt nur, daß Du Dein Mikroskop falsch eingestellt hast. Du solltest eine || eine bestimmte Schicht des Präparates anschauen, 150
& siehst nun eine andere.”
|
0 Daran ist etwas richtig. Aber nimm an ich erinnerte mich (mit einer bestimmten Einstellung der Linsen) an eine Empfindung; wie kann || darf ich sagen, daß sie das ist, was ich die ‘Absicht’ nenne? Es könnte sein, daß ein bestimmter Kitzel (z.B.) jede meiner Absichten begleitete. Was ist der natürliche Ausdruck der || einer Absicht? – Sieh eine Katze an, wenn sie sich an einen Vogel heranschleicht; oder ein Tier, das || wenn es entfliehen will! || . [Verbindung mit Sätzen über Empfindungen.] |
⇒[155/
1]
“Ich erinnere mich nicht mehr meiner Worte, wohl aber der
Absicht, in der ich sie sprach.” – Ein Andrer
sagt etwa darauf: “Das kann ich bezeugen; Du
sagtest damals …”
Ebenso kann man manchmal sagen: “Ich erinnere mich 151
nicht mehr meiner Worte, aber wohl an den Geist meiner
Worte.” |
“Aber
sagtest Du nicht eben, Deine || die Absicht
sei eine Art Konglomerat von Handlungen, Gedanken,
etc.?” || ,
& die Absicht || das Wesentliche der
Absicht sei nicht einer der
Bestandteile?” Wohl; & dennoch ist es eines, mich an die Absicht,, zu erinnern & ein anderes, mich an die Einzelheiten des Vorgangs zu erinnern. Ich kann mich auch daran erinnern, alle Anstalten für meine Abreise gemacht || getroffen zu haben, ehe ich mich an irgend eine von ihnen erinnere, ja es muß zu diesem letztern überhaupt nicht kommen. Meine Erinnerungsreaktion waren || waren || sind eben die Worte: “Ich hatte die Absicht …” 152 |
“Nur Du kannst wissen, ob Du die Absicht
hattest“. Das könnte man jemandem sagen, wenn man
ihm die Bedeutung des Wortes “Absicht”
erklärt. Es heißt dann nämlich:
so gebrauchen wir es. (Und “wissen” heißt hier, daß der Ausdruck der Ungewißheit unsinnig || sinnlos ist.) |
Er ist aufgestanden & an's Fenster
getreten || stand auf & trat ans Fenster.
Später sagt er “Ich stand auf, um von diesen
Leuten wegzukommen.” Ein Andrer sagt,
“Das legst Du jetzt hinein. Du bist nur
aufgestanden, um Deine Glieder zu strecken.” –
Aber was soll er also hineingelegt haben? Jenes
Ungreifbare; die Absicht? Und warum scheint sie uns ungreifbar; noch um einen Grad ungreifbarer, als etwa eine Schmerzempfindung? – Es muß 153 daher kommen, daß wir versucht
sind, eine Art der Beschreibung hier anzuwenden, – sie
dann || aber fallen
lassen. Und es || dies nun so
deuten, || : wir hätten versucht etwas
aufzufassen, & es habe sich als ungreifbar erwiesen.
|
“Ich habe die Absicht morgen zu
verreisen.” – Wann hast Du die
Absicht? Die ganze Zeit; oder intermittierend?
Schau in die Lade, in der Du sie erwartest || zu finden glaubst. Die Lade ist leer. (Du hattest sie unter den Empfindungen gesucht.) || (Ich glaube, Du hattest || hast sie unter den Empfindungen gesucht.) Überlege, was das eigentlich heißen würde: “eine Absicht intermittierend haben”! Es hieße etwa die Absicht haben, sie fallen lassen, sie wieder aufnehmen u.s.f.. |
“Ich habe die
Absicht” sagt Dir – beiläufig – was Du zu
erwarten hast. |
“Ich hatte, wie Du weißt, die 154 Absicht abzureisen.”
Der Andre kann dies so sicher wissen, wie ich
selbst. Ja, sich genauer an meine Absicht erinnern, als
ich. |
Wenn ich mich meiner Absicht erinnere, muß ich mich
(auch) nur eines einzigen
Gemütszustandes, oder Gedankens erinnern? |
Warum soll die
ausgesprochene Absicht immer unzweifelhafter sein, als die durch
Mienen u.s.w. ausgedrückte?
|
Warum soll mir die Erinnerung
an die Worte, die ich damals sprach, mehr sagen, als die Erinnerung an
einen Blick, oder eine Bewegung? Bedenke:
auch diese stehen ja in einem alten Zusammenhang. |
Wie kommt
es, daß ich dann trotzdem geneigt bin, ein Deuten 155 darin zu sehen, wenn ich sage
“Einen Augenblick lang wollte ich Dich
betrügen”? Ist es, weil ich das, was in
jenem Augenblick geschah durch die Umgebung &
Vorgeschichte deute, d.h. mit dieser
zusammen charakterisiere? || ,
d.h., mit dieser zusammen nur, als
Absicht charakterisiere? |
⇒[150/
1]
“Ich erinnere || entsinne mich nicht mehr
an meine || meiner Worte, aber ich erinnere mich genau
an meine Absicht: ich wollte ihn damals
beruhigen …” Was zeigt mir meine
Erinnerung: || ; was führt sie mir
vor Augen || vor die
Seele? Nun, wenn sie nichts täte,
als mir diese Worte einzugeben; || ! &
vielleicht noch andere, die die Situation noch genauer
ausmalen! ⇒(150/1) |
Glaub nicht immer,
daß Du Deine Worte von Tatsachen abliest; 156 diese nach Regeln in Worte
abbildest! Denn die Anwendung der Regel im
besondern Fall müßtest Du ja doch ohne Führung
machen. |
“Ich
wälze den Entschluß in mir herum, morgen abzureisen”
(Das kann man eine Beschreibung des Gemütszustandes
nennen). “Deine Gründe überzeugen mich nicht; ich bin noch immer der Absicht morgen abzureisen.” Hier könnte || wird man versucht sein, || die Versuchung bestehen, die Absicht ein || als ein Gefühl zu nennen || bezeichnen. Das Gefühl ist das einer gewissen Steifigkeit; des unabänderlichen Entschlusses. (Aber es gibt auch hier viele verschiedene charakteristische Gefühle.) Jemand || Man fragt mich: “Wie lang bleibst Du hier?” Ich antworte: “Morgen reise ich ab; meine Ferien gehen zu Ende.” Dagegen aber: ich sage am 157 Ende eines Streits:
“Nun gut; dann reise ich morgen ab.”
Ich fasse einen Entschluß. |
Dieser letzte Fall
ist ähnlich dem:
“Ich werde Dir ein Zeichen geben; || : ich werde die Hand heben.” –
Es würde Jeden überraschen, wenn ich statt
dessen sagte, “Meine Hand wird sich heben”,
obwohl doch || ja auch diese Voraussage
erfüllt wird, wenn ich meine Hand hebe. Sagt also der Satz “Ich werde meine Hand heben” in Wirklichkeit etwas sehr schwer Verständliches; was nur – || , zu seinem Glück – dem Laien, der ihn || das || dies || es sagt, || wenn er ihn ausspricht, || – dem Laien, der ihn || das || dies || es sagt, || wenn er ihn ausspricht, zu seinem Glück verborgen ist || bleibt? || ; was nur – zu seinem Glück – dem Laien, der den Satz gebraucht, verborgen bleibt? |
Betrachte die
beiden Sprachspiele: a) Einer gibt einem Andern
den Befehl, bestimmte Armbewegungen zu machen, oder
Körperstellungen einzunehmen 158 (Turnlehrer und
Zögling || Schüler). Eine
Variante dieses Sprachspiels ist dies || dieses: Der Schüler gibt sich selbst Befehle
& führt sie, etwa nach einem kurzen
Zeitintervall || nach einer kurzen Pause,
aus. b) Jemand beobachtet gewisse regelmäßige Vorgänge – etwa || z.B. die Reaktionen verschiedener Metalle auf (verschiedene) Säuren – & macht daraufhin Vorhersagen über die Reaktionen, die || , die in bestimmten Fällen zu erwarten sind. || eintreten werden. Es ist zwischen diesen beiden Sprachspielen eine offenbare Verwandtschaft, & auch Grundverschiedenheit. Zu beiden könnte man die Worte ‘Voraussagen’ nennen. (Ein Befehl lautet oft “Du wirst jetzt …”) Vergleiche aber (nun) die Abrichtung, die zu der ersten Technik gehört || führt, mit der Abrichtung für die zweite. |
“Ich werde
jetzt zwei Pulver 159
einnehmen; in einer halben Stunde || & eine halbe
Stunde darauf werde ich einschlafen || erbrechen.” – Es
erklärt nichts, wenn ich sage, im ersten Fall sei ich das
Agens, im zweiten bloß der
Beobachter. Oder: im ersten Falle sähe ich den
kausalen Zusammenhang von innen, im zweiten von außen; &
vieles Ähnliche.2 Es ist auch nicht zur Sache, zu sagen, daß eine Vorhersage der ersten Art so wenig unfehlbar ist, wie eine der zweiten Art. Nicht aufgrund von Beobachtungen meines Verhaltens sagte ich, ich würde jetzt zwei Pulver einnehmen. Die Antezedenzien dieses Satzes waren ganz andere. Ich meine die Gedanken, Handlungen, etc., die zu ihm hinleiteten; & es ist nur irreführend zu sagen: “Die einzige wesentliche Voraussetzung Deiner 160 Äußerung war eben Dein
Entschluß. |
Wenige unserer
Sprachformen haben so viele philosophische Irrtümer auf dem
Gewissen, wie der Gegensatz || die
Entgegenstellung: “Äußerung des
Entschlusses” & || –
“Entschluß”; “Äußerung der
Erwartung” & || –
“Erwartung”;
u.s.f..
Ähnlich wie im Falle von Zahl & Zahlzeichen scheinen
uns nur zwei Wege offen || offen zu stehen:
Die beiden zu identifizieren, || – was offenbar Unsinn ist || nicht
geht –, oder sie einander zu
koordinieren, || – was ebensowenig || auch nicht geht. |
Es mag plausibel klingen, zu sagen, || Ich
will nicht sagen: im Falle der
Vorhersage || Willensäußerung
“Ich werde Pulver einnehmen” sei die Voraussage
die Ursache – & ihre Erfüllung der
Effekt. (Das könnte vielleicht eine physiologische
Untersuchung entscheiden). Soviel aber ist
wahr: Wir können häufig aus 161 der Äußerung des Entschlusses
die Handlung eines Menschen vorhersagen. Ein
wichtiges Sprachspiel. |
“Aber wenn
Du sagst ‘Ich habe die Absicht
abzureisen’, so weißt Du's
doch! Es ist eben hier wieder das geistige Meinen, das
den Satz belebt. Sagst || Sprichst Du den Satz als Sprachübung
bloß jemand || jemandem || einem Andern nach, etwa um seine
Sprechweise zu verspotten, so sagst Du ihn ohne jenes
Meinen. || so sprichst Du ihn ohne jenes geistige
Meinen aus.”. – Wenn
wir philosophieren, so scheint es so. Aber denken wir uns
doch (wirklich) verschiedene Situationen aus,
& Gespräche,
etc., & stellen
wir uns vor wie jener Satz in ihnen
ausgesprochen wird. – “Ich entdecke immer einen geistigen Unterton; vielleicht nicht immer den gleichen.” – Und war dann || da kein Unterton vorhanden, als || wie Du den Satz dem || einem Andern nachsprachst? 162 Und warum nun
den ‘Unterton’ von dem
übrigen Erlebnis des Sprechens,
u.s.w., trennen? |
⇒[169/
3]
“Du sagtest damals … ; dann wurdest Du
unterbrochen. Weißt || Du wurdest
früher unterbrochen; weißt Du noch, was Du sagen
wolltest?” – Wenn ich's nun
weiß & es sage – heißt das, daß ich es schon
früher gedacht, und nur nicht gesagt habe?
Nein. Es sei denn, daß Du die Sicherheit, mit der ich
den unterbrochenen Satz weiterführe, als Kriterium
dafür nimmst, daß der Gedanke damals bereits fertig war. – Aber es lag freilich schon alles mögliche in der
Situation & in meinen Gedanken, das dem Satz
weiterhilft. |
Wenn ich den
unterbrochenen Satz fortsetze & sage so hätte
ich ihn damals fortsetzen wollen, so scheint || ist das
ähnlich, wie wenn ich einen Gedankengang nach kurzen
Notizen ausführe. 163 Und deute ich also diese Notizen nicht? War nur eine Fortsetzung || Ausführung möglich || Fortsetzung unter jenen Umständen möglich? Gewiß nicht. Aber ich wählte nicht unter diesen Deutungen. Ich erinnerte mich; || : daß ich das sagen wollte. [Die Meinung entwickelt sich] |
“Ich
wollte in meinem Satz || Gedankengang || meiner Erklärung auf …
lossteuern.” Mir schwebt dieses Ziel vor.
Ich sah im Geist die Stelle des Buchs, auf die ich
abzielte || hinzielte. || zuging. Die Absicht beschreiben, heißt, was vorging, unter einen bestimmten Gesichtspunkt, zu einem || für einen bestimmten Zweck, beschreiben. ¥⋎ 165/1 |
Der Befehl “Trachte, was immer geschieht || auf irgend einem Weg, dieses
Haus zu erreichen” charakterisiert ein anderes
Sprachspiel, als dieser:
“Geh' 10 km gradeaus, dann
rechts … ”; || als dieser:
Geh' diese Straße entlang zu diesem || dem Haus.” –; auch
wenn ich so 164
dies || das Haus erreiche. – Und so
ist || hat auch der Bericht
“Ich trachtete unbedingt dies Haus zu
erreichen” einen andern || nicht
denselben Sinn als || wie ein
Bericht, der vielleicht || möglicherweise
alles enthält, was ich || auf meinem
Weg dachte fühlte &
tat || meinen Weg dorthin beschreibt.
Und vielleicht erreichte ich das Haus nicht, weil ich es unbedingt erreichen wollte. ¥⋎ 166/1 |
Was geschieht, wenn ich ein bestimmtes Buch suche.
Wie unterscheidet es sich vom Suchen nach einem
andern Buch? || davon, ein anderes Buch zu
suchen? || Wie unterscheidet
sich dies || es
sich davon, daß || wenn ich ein
anderes Buch suche? angenommen
etwa, daß ich, was ich suche,
nicht finde. || , nicht finde, was ich suche.
Ich werde im Suchen unterbrochen; dann sage ich: “Was war es nun, was ich finden wollte?” |
“Suche das
Buch A” heißt nicht “Suche das Buch
B”. Aber ich mag bei der Befolgung
beider Befehle genau das gleiche tun. || ,
indem ich die beiden Befehle befolge, genau das gleiche
tun. Zu sagen, es müsse dabei etwas anderes geschehen, wäre ähnlich, als sagte man, die Sätze “Heute ist 165 mein Geburtstag” &
“Am 26. April ist mein Geburtstag”
müssen sich auf verschiedene Tage beziehen || beziehen sich auf verschiedene Tage, weil
da || denn ihr Sinn nicht der
gleiche ist. || sei nicht der gleiche. |
“Ich trachte mit allen
Mitteln dorthin zu kommen” malt ein bestimmtes Bild || Portrait der Vorgänge, bringt bestimmte Züge
heraus. || ⍈[163] Ich male
ein bestimmtes Portrait der Vorgänge, bringe bestimmte
Züge heraus. |
Ich gebe jemandem eine
Erklärung, bleibe aber stecken & sage, um ihm einen
ungefähren Begriff zu geben: “Ich steuere
auf den Gedanken hin, daß … || darauf hin, daß
…” Das ist ungefähr || ähnlich als sagte ich ihm: || teilte ich
ihm mit: ich
suche das & das. |
Wenn es möglich war,
daß einem Andern mein Gedanke vorgezeichnet schien, wie
sollte er mir 166
nicht auch vorgezeichnet scheinen können?
Aber wenn es sich in
seiner Vermutung || in seinem Erraten || im
Erraten meiner Intention irren kann, warum nicht auch ich
mich? |
Wenn
Einer mit allen Mitteln trachtet, einen Ort zu erreichen, so kann dies
auch der Andere, der ihn beobachtet wahrnehmen. |
⍈[164]
Überlege die Verwendung des Satzes:
“Ich will unbedingt dieses Haus
erreichen.” Wenn zu dem Haus eine bequeme
Straße führt, kann man da trachten, dies Haus
unbedingt zu erreichen? |
→ Auch wenn Du irgendwie zu
sehen glaubst, daß die Absicht eine Art von Empfindung
ist, – warum sollst Du glauben, daß die gleiche Absicht immer
die gleiche Empfindung ist? Man könnte sich denken,
daß, in einer Armee, z.B.,
habe
bei gewissen Anlässen der General eine Uniform zu tragen || der
General bei gewissen Anlässen eine Uniform zu tragen
hat, die bei andern Anlässen den Leutnant
kennzeichnet, und umgekehrt. |
“Mit dieser Bemerkung meinte ich
Dich!” Ich will ihn dadurch
nocheinmal treffen. 167 |
Die Meinung,
möchte ich sagen, entwickelt sich. Aber auch
darin liegt ein Fehler. |
Wenn Du nun später sagst “Ich meinte
… ”, beurteilst Du da die ganze
Situation. |
⇒[133/1]
“Ich nahm die Hand vom
Mund & machte bereits eine Bewegung mit dem
Finger.” In dem Strom dieser Vorgänge,
Gedanken & Empfindungen war dies der Anfang einer Gebärde
des Zeigens. |
Ja, wenn ich die
ganze Gebärde machte & sagte “Er liegt
dort drüben”, so wäre das kein Zeigen, wenn nicht
diese Worte zu einer Sprache gehörten. |
Die Frage
“Was geht da vor wenn … ” (in dieser
Art von Untersuchung) ist gänzlich
irreführend. Die philosophische Frage selbst
verstellt 168
den Weg zur Klarheit.
|
Es könnte Menschen geben,
die immer, wenn sie an jemanden denken, sein Gesicht, ausgezeichnet
getroffen, vor sich hin zeichneten. (Es fiele das ihnen
so leicht, wie uns das Schreiben.)
Aber man kann sich auch den Fall denken, daß Leute, ohne scheinbare Ursache, das Gesicht eines Bekannten hinzeichneten, & man nicht sagen könnte, sie dächten an ihn. |
Man könnte auch von einer Empfindung des Zeigens
reden; aber Zeigen hat eine Funktion, & die Empfindung
zeigt nicht. Und nennt man eine Empfindung ‘Empfindung des Zeigens’, dann muß man mehr als eine Empfindung so nennen. (Feeling of ‘if’.) |
Verwendung
von “Ich meine Dich”.
“Einer ist zuviel in diesem Zimmer. – Ich
169 meine
Dich.” |
Man kann unter
Umständen sagen: “Ich empfand, ich
wollte || Als ich sprach empfand ich, ich wollte
… es Dir sagen.” Aber das
würde ich nicht sagen, wenn ich ohnehin mit ihm sprach. || “Als ich sprach, empfand ich, ich
sagte es Dir”. Aber das würde ich
nicht sagen, wenn ich ohnehin mit Dir
sprach.” |
Gewiß,
ich kann auf ihn anzuspielen scheinen & doch keine Anspielung
meinen. Also lag der Unterschied in meinem Denken &
Fühlen. Aber das sagt nicht, daß
‘meinen’ denken &
fühlen heißt! Denn der Unterschied zwischen
“es meinen” & “es nicht
meinen” kann, im besondern Fall, der || einer
zwischen denken & nicht-denken sein. |
⇒[161/
1]
Unterbrich einen Menschen während eines
Gespräches im gänzlich unvorbereiteten &
fließenden Sprechen. 170 – Dann frag ihn, was er
hat sagen wollen || sagen wollte; & er wird, in der
(großen) Mehrzahl der Fälle, den angefangenen Satz
fortführen können. – “Dazu mußte
ihm schon vorgeschwebt haben, was er sagen wollte.”
– Ist nicht vielleicht || umgekehrt jenes
Phänomen der Grund, warum wir sagen, die Fortsetzung habe ihm
vorgeschwebt? |
⇒[141/
1] Eine
Meinung haben, ist ein Zustand. – Ein Zustand
wessen? Der Seele, || ? des
Verstandes || Geistes? Nun, wovon
sagt man, es habe eine Meinung? Vom Menschen || Herrn N.N.,
z.B.. Man darf sich eben von der Antwort auf jene Frage noch keinen Aufschluß erwarten. Eine Frage, die || welche tiefer dringt ist || Fragen, die || welche tiefer dringen sind: Was sehen wir in besondern Fällen als die Kriterien dafür an, daß Einer die & die Meinung hat? Wann sagen wir, || : er sei damals zu dieser Meinung gekommen; wann, || : er habe seine Meinung 171
geändert? U.s.w.
Das Bild, was || welches die Antworten
auf diese Fragen uns geben || ergeben, zeigt (uns), was hier
grammatisch als (ein) Zustand
behandelt wird. |
“Ist es
nicht eigentümlich, daß ich nicht sollte denken können,
es werde bald aufhören zu regnen, ohne die Existenz der
Institution der Sprache & ihrer ganzen
Umgebung?” – Willst Du sagen, es ist
seltsam, daß Du Dir diese Worte nicht sollst || solltest sagen können & sie meinen
ohne jene Umgebung? Nehmen wir an jemand rufe beim Anblick des Himmels aus: || auf den Himmel weisend, aus: “ …” Da wir ihn erstaunt fragen, was er meint, sagt er, das heiße “Gottlob, es wird bald aufhören zu regnen”. Ja, er erklärt uns auch, was die einzelnen Wörter bedeuten. – Ich nehme an, er möge plötzlich gleichsam aufwachen || käme plötzlich gleichsam zu sich 172 &
sagen || sagte, jener Satz sei völliger Unsinn
gewesen, sei ihm aber, plötzlich || als er ihn
sprach wie || als der Satz einer ihm
geläufigen Sprache vorgekommen || erschienen, ja, || ; ja etwa, wie ein
wohlbekanntes Zitat. – Was soll ich nun
sagen? Hat er diesen Satz nicht verstanden, als er ihn
sagte? Trug der Satz nicht seine ganze Bedeutung in
sich? |
Aber worin lag
jenes Verstehen & die Bedeutung? Er sprach
jene || diese || die Lautreihen
in erfreutem Tone, indem er auf den Himmel zeigte, in einer
bestimmten Situation während es noch regnete
aber schon lichter wurde; später machte er
eine Verbindung seiner Worte mit deutschen Worten. |
“Aber seine Worte fühlten sich eben wie die Worte
einer ihm wohlbekannten Sprache an.” – Ja;
das Kriterium dafür ist, daß er dies später
sagte. Und nun sag 173 ja nicht:
“Die Wörter einer uns geläufigen
Sprache fühlen sich eben in ganz bestimmter Weise
an.” |
Ich
hatte || habe mit Absicht den
Fall || ein Beispiel gewählt, in
welchem || dem er || dieser || der Mensch seiner Freude || einer Empfindung Ausdruck
gab || gibt. Denn in diesem Fall
sagt man || sagen wir, Laute, ||
– haben Bedeutung die keiner Sprache
angehören, wären || seien voll von
Bedeutung. |
So sind die Worte
“Möchte er doch kommen!” mit
meinem Wunsche geladen. Und Worte können sich uns
entringen, wie ein Schrei. Worte können
schwer auszusprechen sein; || . Worte
des Abschieds || ‘Verzichtens’
z.B., oder das Eingestehen einer
Schwäche. || Worte mit denen man auf
etwas verzichtet || Verzicht
leistet oder eine Schwäche
eingesteht. |
Man könnte sich Menschen denken || Es könnte Menschen geben, die etwas einer Sprache
ähnliches || nicht ganz
unähnliches, besäßen, aber ohne
Wortschatz oder Grammatik nur aus Lautgebärden
bestehend. || besäßen:
Lautgebärden; || & ohne
Wortschatz 174 oder
Grammatik.
(‘Mit
Zungen reden’?) |
Der Laut
“Hm” kann sehr bedeutungsvoll
sein. |
Worte eines
Dichters können uns durch & durch gehen. Und
das hängt, kausal, natürlich mit dem Gebrauch
zusammen, den wir in unserm Leben von ihnen machen. || ,
der in unserem Leben von ihnen gemacht
wird. || , den sie in unserm Leben
haben. (Aber der kausale
Aspekt interessiert uns nicht.) Und es
hängt auch damit zusammen, daß wir,
diesem Gebrauch || dem Gebrauch dieser Worte
entsprechend || gemäß, unsere
Blicke || Gedanken dorthin & dahin
in ihre wohlbekannte Umgebung schweifen lassen. || Und es hängt auch damit zusammen, daß wir, diesem Gebrauch gemäß, unsere || unsre Gedanken, von den Worten aus, dorthin & dahin in ihre wohlbekannte Umgebung schweifen lassen. || unsere Gedanken dorthin & dahin in die wohlbekannte Umgebung der Worte schweifen lassen. 175 |
“Was
wäre aber hier die Bedeutung der Laute?”
– Was ist sie in der Musik? Obwohl ich gar
nicht sagen will, daß diese Sprache der
Lautgebärden || klanglichen Gebärden mit
Musik verglichen werden müßte. |
Ich sehe ein
Bild: es stellt einen alten Mann dar, der, auf einen Stock
gestützt einen steilen Weg aufwärts geht. –
Und wie das? Konnte es nicht auch so || ebenso aussehen, wenn er in dieser Stellung die Straße
hinunterrutschte? Ein Marsbewohner würde
es || das Bild vielleicht so beschreiben. Ich
brauche nicht zu erklären, || : warum
wir es nicht so beschreiben. |
Damit es mir
erscheinen kann, als hätte die Regel alle ihre
Folgesätze zum voraus erzeugt, 176 müssen sie mir
selbstverständlich erscheinen || sein. So selbstverständlich, wie
(es) mir ist, diese Farbe “blau”
zu nennen. |
Woher die Idee, es
wäre die angefangene Reihe ein sichtbares Stück
unsichtbar bis in's Unendliche gelegter
Geleise? Nun statt der Regel könnten wir uns
Geleise denken. Und der nicht begrenzten Anwendung der
Regel entsprechen Geleise, bis ins Unendliche. || unendlich lange
Geleise || Gleise. |
Warum aber: “Es liegt doch
schon alles in ihr?”? – Ich brauche
nur noch die Kurbel drehen, alles übrige tut die
Maschine. Und die Kurbel drehen ist etwas so
einfaches: ich kann es automatisch tun. |
Ich glaube im
Reihenstück ganz fein eine Zeichnung zu erblicken, einen
Zug, der nurmehr des
“u.s.w.” bedarf, um in
die Unendlichkeit zu reichen. |
Man fühlt
nicht, daß man immer 177
des Winkes (der
Einflüsterung) der Regel gewärtig sein muß.
Im Gegenteil. Wir sind nicht gespannt
darauf, was sie uns wohl jetzt sagen wird, sondern sie
sagt uns immer dasselbe, & wir tun, was sie uns sagt.
Man könnte sagen: wir sehen, was wir beim Folgen nach der || Befolgen der Regel tun, unter dem Gesichtspunkt des immer Gleichen an. Man könnte dem, den man abrichtet, sagen: “Sieh, ich tue immer das gleiche; ich …” |
(Faraday “The Chemical History of a
Candle”)
“Water is one individual thing – it never
changes”. |
Einem beschreiben,
wie man einer Regel folgt, heißt, ihn lehren Regeln zu
folgen. |
Aber eine Maschine
kann doch 178
nicht denken! – Ist das || dies ein
Erfahrungssatz? Nein. Wir sagen nur vom
Menschen, & was ihm ähnlich ist, es denke.
Wir sagen es auch von Puppen, & wohl auch von
Geistern. Sieh das Wort “denken” als
Instrument an! |
Wenn
es einmal klar geworden ist, daß die verschiedenen || verschiedene || eine Unzahl von Verben,
z.B. die psychologischen –
meinen, denken, fürchten, wollen, wissen,
etc. –
kaum mit einander
vergleichbare Arten der Verwendung haben; || ,
wird die Untersuchung des besonderen Falles um
vieles leichter fallen. |
“Wenn ich
Einen die Bildung der Reihe … lehre, meine ich doch, er solle
an der 100sten Stelle …
schreiben.” Ganz richtig: Du meinst
es. Und offenbar ohne notwendigerweise auch nur daran zu
denken. Das zeigt Dir wie verschieden die Grammatik des
Wortes || Zeitworts
“meinen” von der des 179 Wortes “denken”
ist. Und nichts Verkehrteres, als
“Meinen” eine geistige Tätigkeit zu
nennen. D.h.
wenn || Wenn man nämlich nicht darauf
ausgeht Konfusion || Verwirrung zu erzeugen.
(Man könnte es auch
eine Tätigkeit der Butter nennen || von einer Tätigkeit der
Butter reden, wenn sie im Preise steigt; & wenn
dadurch keine Probleme erzeugt werden, so ist es harmlos.)
|
Ich folge einer Regel nicht
anders, als der Anweisung “Schlage zwei Eier in eine
Pfanne”. Und gehörte dieser Satz keiner
Sprache an, oder einer, die ich nicht verstehe, so folgte ich diesen
Worten nicht, was immer ich täte. |
Ich bin geneigt vom
Toten || Leblosen zu reden als von dem || einem, dem etwas fehlt || abgeht. Ich
sehe das Leben (unbedingt) als ein Plus an, als
etwas dem Leblosen hinzugefügtes. |
Wie erkenne ich,
daß diese Farbe 180
Rot ist? – Eine Antwort wäre:
“Ich habe Deutsch gelernt.” |
⍈[113]
Eine Königskrönung ist das Bild der Pracht
& (der) Würde. Nehmen
wir eine || Nimm eine Minute
dieses Vorgangs aus ihrer Umgebung heraus.
Der
König im goldgewirkten Krönungsmantel erhält || Dem König im goldgewirkten Krönungsmantel
wird die Krone auf's Haupt gesetzt. –
In einer andern Umgebung nun ist Gold das billigste
Metall;
das || . Das Gewebe des Mantels
durch die vorhandenen Maschinen
billig herzustellen || wird durch die vorhandenen Maschinen
äußerst billig hergestellt || ist durch die vorhandenen
Maschinen billig herzustellen,
etc., etc., || .
Etc., etc..
Das Aufsetzen der Krone gilt als Schande. Die
Krone wird Einem als Abzeichen der Schande aufgesetzt || Die Krone wird als Parodie eines
anständigen Hutes empfunden &
Einem || dem Menschen vielleicht
¤ als Abzeichen der Schande || zum Spott aufgesetzt. || Schneide ein kurzes Stück dieses Vorgangs
aus seiner Umgebung heraus: Dem König, im
Krönungsmantel, wird die Krone auf's Haupt
gesetzt. – In einer anderen Umgebung nun, sagen
wir auf dem Mars ist Gold das billigste Metall.
Das Gewebe des Mantels ist durch die vorhandenen Maschinen
billig herzustellen. Etc.,
etc.. Die Krone wird als Parodie eines
anständigen Hutes empfunden & Einem zum Spott
aufgesetzt. 181 |
Jemand, der nicht
Deutsch kann, hört mich bei gewissen Anlässen ausrufen
“Welch herrliche Beleuchtung!” Er
errät den Sinn & gebraucht nun den Ausruf selber, wie wir
es tun, ohne jedoch die drei Wörter zu
verstehen. Versteht er den Ausruf?
Wäre es ebenso leicht, sich den analogen Fall || den analogen Fall zu denken für den Satz: “Wenn der Zug nicht pünktlich um 5 Uhr ankommt, wird er den Anschluß versäumen”? Was hieße es etwa in diesem Falle: den Sinn erraten? |
Es wird schwierig
sein, meiner Darstellung zu folgen: denn sie sagt Neues, dem
doch die Eierschalen des Alten ankleben. |
Wissen,
wie jemand geht || ausschaut: es sich vorstellen
können – aber auch: es
nachmachen || nachahmen können. Muß man
sich's vorstellen, um es nachzumachen? Und ist
es nachmachen || nachahmen
nicht ebenso 182
stark, als es sich vorstellen? |
⇒[116/
1] Wie
erkenne ich, daß dies rot ist? – Ich bin in
Verlegenheit, was ich sagen soll. – Wie erkenne ich,
daß diese zwei Bäume gleich hoch sind? Hier bin
ich nicht in Verlegenheit. Ich weiß verschiedene
Antworten. – Wie erkenne ich, daß dies rot ist? Ich wollte etwa sagen: Ich schaue; & sehe es ist so. Und davon gehe ich nun zu dem Wort über. Ich sehe, daß es diese Farbe ist; nun weiß ich, daß diese Farbe || , daß sie so heißt. Diese? – Welche?!3 Welche Art der Antwort hat auf diese Frage Sinn? (Du steuerst immer wieder auf eine innere hinweisende Erklärung hin.) Auf den privaten Übergang von dem Gesehenen zum Wort 183 könnte ich keine Regeln
anwenden. Hier hingen die Regeln wirklich in der Luft; da
die Institution ihrer Anwendung fehlt. |
Wenn ich auf Einen
anspiele, & er nicht anwesend sei … Er kann
auch tot sein. Muß er je gelebt haben?
Muß ich jemals als eben in diesem
Augenblick, geglaubt haben, es gebe ihn || er
existiere? Und worin bestand nun das Anspielen auf
ihn? – Ja, wenn ich mir es vorstelle, denke ich, die
Worte würden in einem geheimnisvollen, konspiratorischen
Tone ausgesprochen. (Später sagt er mir
etwa: “Ich habe auf …
angespielt.”) Nun, das wäre eine Art
der Verrücktheit, die mit unserm
Auf-jemand-anspielen eine gewisse Verwandtschaft
hätte. 184 |
Wie aber, wenn er mir sagte, bei
jenen Worten habe er auf … (der nicht existiert)
angespielt, – als er aber jene Worte äußerte, sei
nicht zu bemerken gewesen, daß sie eine Anspielung waren? || angespielt, – jene Worte aber hätten
damals keinerlei Anspielungscharakter gehabt?
|
Eine ‘Anspielung’ werden wir eine Bemerkung
nur in einer bestimmten Umgebung nennen. Und auch wenn uns
Einer versichert, er habe damals auf jemand, oder auf den so
& so || N.N., angespielt,
werden wir dies nicht für die Wahrheit (wenn auch
dann nicht notwendigerweise für eine
Lüge) halten ||
werden wir darin nicht einen wahren Bericht
sehen – wenn auch nicht eine Lüge. 185 |
Wenn mir jemand plötzlich mit haßerfülltem
Ausdruck sagt: “Ich hasse den
…” Und jener Name bezeichnet niemand,
– soll ich sagen, dieser Mensch hasse
jemand || jemanden?
Ich werde wohl so etwas sagen, wie: dieser Mensch hat
Haßanfälle.4 Könnte man nun in einem ähnlichen Sinn sagen: Dieser Mensch hat Anspielungsanfälle? Warum nicht? – Aber diese Anfälle bestünden in den Zeichen || Erscheinungen || subjektiven(﹖) Anzeichen des Anspielens. |
“Was geschieht,
wenn ein Mensch plötzlich versteht?” –
Die Frage ist falsch gestellt || irreführend. Fragt sie nach der Bedeutung des
Ausdrucks “plötzlich verstehen”, so ist
die Antwort 186
nicht das Hinweisen auf einen Vorgang, den wir so nennen.
Die Frage könnte bedeuten: Was sind die
Anzeichen dafür, daß einer plötzlich
versteht & charakteristische psychische
Begleiterscheinungen, wie die Gefühle, die zu jenen
Anzeichen gehören. Wenn ich z.B.
plötzlich den Atem einziehe, so
merkt's || merkt
es der Andere & ich fühle es auch.
|
Daß
die Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des
Ausdrucks mit dieser Beschreibung nicht gegeben ist, verleitet dann zu
der Illusion || Folgerung, das
Verstehen sei eben ein spezifisches, undefinierbares
Erlebnis. Man vergißt aber, daß was uns
interessieren muß, die Frage ist: Wie
vergleichen wir diese Erlebnisse; was legen
wir fest als Kriterium der
Identität des
Geschehnisses? 187 |
Ist es richtig,
wenn Einer sagt: “Als ich Dir diese Regel gabt,
meinte ich Du solltest in diesem Falle …”? auch
wenn er, als er die Regel gab, an diesen Fall gar nicht
dachte? Freilich ist es richtig.
‘Dies meinen’ hieß eben nicht: daran
denken. Die Frage ist nun aber: Unter
welchen Umständen hat Einer Recht zu sagen, er habe
damals das gemeint || Die Frage ist nun aber:
Wie haben wir zu beurteilen, ob Einer dies gemeint
hat? Daß er
z.B. eine bestimmte Technik der Arithmetik
& Algebra beherrschte & dem Andern den
gewöhnlichen Unterricht im Entwickeln einer Reihe gab, ist so ein
Kriterium. 188 |
Ein Satz &
daher, im andern Sinne, ein Gedanke, kann der
‘Ausdruck’ des Glaubens, Hoffens, Erwartens,
etc., sein. Aber Glauben ist nicht
Denken. (Eine grammatische Bemerkung.) Die
Begriffe des Glaubens, Erwartens,
etc. || Hoffens
sind dem des Denkens viel unähnlicher || sind
einander viel ähnlicher als sie dem Begriff des Denkens
sind || sind einander weniger artfremd als sie dem
Begriff des Denkens sind. |
Eher noch kann man vergleichen:
‘Glauben’ & ‘von gewissen Gedanken
beherrscht sein’. (Diese beiden wird man “Zustände” zu nennen geneigt sein. Einen Gedanken 189 wird man nicht unter die
Zustände rechnen. |
Denk Dir statt “Jetzt versteh
ich's!” einen Naturlaut. |
Wie ein
Wort verstanden wird, das sagen Worte allein nicht.
(Theologie.) |
“Er
grüßte mich freundlich”. Man
kann || könnte fragen || Es hat
Sinn zu fragen “Wie ging es
vor?” & die Antwort wäre:
Er ist so & so auf mich
zugekommen, hat gelächelt || mit dem & dem
Gesichtsausdruck etc., etc.
Kann man in diesem Sinne fragen, “Wie hast Du ihn mit jenen Worten gemeint”? Ja & Nein. Man kann manchmal Einzelheiten angeben. Z.B. “Ich dachte … ” oder “Ich sah 190 ihn so & so an”
etc. Aber das sind nicht Einzelheiten eines
Vorgangs, der “ihn meinen”
heißt! So wird “meinen”
nicht gebraucht. Aber doch kämen diese “Einzelheiten” mit dem Meinen zusammen. Sonst wäre man überhaupt nicht versucht, sie Einzelheiten des Meinens zu nennen || in ihnen Einzelheiten des Meinens zu sehen. |
Was ist das
Kriterium davon || dafür, daß ich
dies meinte? – Ein
Kriterium ist, daß ich dies später sage. || sagte. Aber woran erkannte || erkenne ich, daß ich es meinte? An gar
nichts. Ich ‘erkenne’ es
nicht. |
Wir analysieren
nicht ein Phänomen (z.B. das Denken),
sondern einen Begriff (z.B. den des
‘Denkens’), 191 & daher || also die Anwendung eines Wortes. So kann es scheinen als wären wir Nominalisten || als wäre, was wir sagen || treiben Nominalismus. Nominalisten machen den Fehler, daß sie alle Wörter als Namen deuten, also ihre Verwendung nicht wirklich beschreiben, sondern nur eine Anweisung || sozusagen nur eine papierene Anweisung auf so eine Beschreibung geben. |
Man kann
nicht sagen: “Ich meine jemanden, indem ich
mit der Hand auf ihn zeige”. Meinen ist nicht ein
Zeigen, auch nicht ein ‘geistiges’ Zeigen.
|
Es wäre falsch zu
sagen: “Ich meine ihn || diesen
Menschen indem ich mit der Hand auf ihn zeige”, noch
ist das Meinen ein geistiges Zeigen. || Es wäre falsch zu sagen: “Ich 192
meine diesen Menschen, indem ich mit der Hand (oder im Geiste)
auf ihn zeige”. Denn Meinen ist
nicht eine geistige (oder andere) Tätigkeit.
Statt “Ich habe ihn gemeint” kann man auch sagen “Ich habe von ihm gesprochen”. Und wie macht man das; || : mit diesen Worten von ihm sprechen? Warum klingt es falsch zu sagen: “Ich habe von ihm gesprochen, indem ich bei diesen Worten auf ihn gezeigt habe“? |
“Ihn meinen” heißt
etwa, || : von ihm reden;
nicht, || : auf ihn zeigen.
Und wenn ich von ihm rede, muß freilich eine
Verbindung zwischen meiner Rede & ihm bestehen || besteht
freilich eine Verbindung zwischen meiner Rede & ihm,
aber dies || diese Verbindung
besteht || liegt in der Anwendung
meiner || der Rede, nicht in einem Akt
des Zeigens || Hinweisens. Das Zeigen ist
selbst nur ein Zeichen, & es kann im
Sprachspiel die Anwendung der Sätze regeln, 193 also, was gemeint ist,
anzeigen. |
“Ich habe das wirklich mehr zu mir selbst als zu Dir
gesagt.” – Worin liegt es also, daß man || ich zu ihm spreche? – Nun, ich richte meine Worte an ihn! – Also gibt es hier wieder ein geistiges Zielen? – oder ist nur ein Benehmen gemeint, etwa dasjenige, dem Angesprochenen in die Augen zu schauen? |
Man kann uns
Nominalisten nennen, || uns den Vorwurf des Nominalismus
machen, wenn wir uns nicht dessen bewußt sind, daß
die Grenze, die eine Definition zieht, nur der Wichtigkeit
dieser Grenze willen gezogen ist || wird. Und
Sätze, die diese Wichtigkeit erklären, sind nun nicht solche
über die Sprache. 194 |
Was wir zur
Erklärung der Bedeutung, ich meine der
Wichtigkeit eines Begriffs sagen müssen, sind oft
außerordentlich allgemeine Naturtatsachen,
Tatsachen || solche die
oft wegen ihrer großen Allgemeinheit
nicht || kaum je erwähnt
werden. [Hierher die Bemerkung von den
‘kuriosen Beiträgen’.] |
Eine Klasse von
Situationen. |
Es ist so wenig
wahr, daß es für das Verständnis eines Satzes wesentlich
ist || Es ist so wenig für das Verständnis eines
Satzes wesentlich, daß man sich bei ihm etwas vorstelle
als das man nach ihm eine Zeichnung entwerfe. |
Denk Dir den Fall eines
Menschen, der sich selbst, oder seinen Gliedmaßen,
Befehle geben muß, damit sie sich 195 bewegen. Dieser Fall
wäre gewissen wirklichen Fällen vielleicht nicht ganz
unähnlich. Aber dieser Mensch spräche doch, ohne sich erst diese Befehle zu geben. |
“Wie
zeigt es sich, daß das Sprechen nicht
unwillkürlich ist? |
Die Vorstellung der Kraft als
Charakteristikum der willkürlichen
Handlungen. (Innervationsgefühl) |
“Das Wollen, wenn es nicht eine Art Wünschen sein
soll, muß das Handeln selber sein. Darf || Es darf nicht vor dem Handeln stehenbleiben.” Ist es das
Handeln, so ist es das || dies im gewöhnlichen 196 Sinne dieses
Wortes: || ; also: sprechen, schreiben,
gehen, etwas heben, etwas zu heben trachten || sich
bemühen etwas zu heben, ein Wort auszusprechen
trachten, || aber auch: trachten,
versuchen sich bemühen, etwas zu heben, im Wort auszusprechen
etc., seine || die Aufmerksamkeit auf etwas konzentrieren, sie auf etwas
zu konzentrieren versuchen, sich etwas vorstellen, versuchen, dies zu
tun. |
Was heißt es: sich die Gedanken &
Gefühle des Andern ausmalen? Wie
macht man das? |
Wenn ich meinen Arm
hebe, so habe ich nicht gewünscht er möge sich
heben. Die willkürliche Handlung schließt
diesen Wunsch aus. Dagegen kann man allerdings sagen || Man kann allerdings sagen: “Ich hoffe ich werde den Kreis fehlerlos zeichnen”. Und damit drückt man allerdings einen Wunsch aus, die Hand möge sich so & so bewegen. 197 |
Man
kann Einem befehlen: “Entschließ
Dich!”, “Make up your
mind!”. Also auch das ist ein
Willensakt. |
Im
Laboratorium, unter dem Einfluß elektrischen Stroms etwa, sagt
Einer mit geschlossenen Augen: “Ich bewege
meinen Arm auf & ab”, obgleich sich der Arm nicht
bewegt. “Er fühlt also
– sagen wir – || Wir sagen:
Er || Er hat also das besondere
Gefühl der Bewegung” sagen wir. – Beweg
mit geschlossenen Augen Deinen Arm hin & her.
Und nun versuch, während Du es tust, Dir zu sagen, der Arm
stehe still, & Du habest nur gewisse seltsame Empfindungen in
verschiedenen Muskeln etc.! |
“Wie weißt Du, daß Du Deinen
198
Arm gehoben hast?” – “Ich
fühle es”. Was Du also wiedererkennst ist die
Empfindung? Und ist es sicher, daß Du sie richtig
wiedererkennst? – Diese Äußerung
machen ist das Kriterium das Maß (nicht
Symptom) des Wiedererkennens. |
“Ich glaube, das richtige Wort
in diesem Fall ist …”. Zeigt das
nicht, daß die Bedeutung des Worts ein Etwas ist, das uns
vorschwebt & das gleichsam das genaue Bild dessen ist,
was || das wir hier brauchen
wollen? Denke, ich wählte zwischen den
Wörtern || Worten “stattlich”,
“würdevoll”,
“imposant || stolz”,
“Achtung gebietend”; ist es nicht, als ob ich
zwischen den Bildern || Zeichnungen in einer
Mappe wählte. – Nein; daß man vom
treffenden Wort redet, zeigt nicht die Existenz
eines Etwas, welches, etc.
Vielmehr ist man geneigt, von jenem 199 bildartigen Wesen || Etwas zu sprechen, weil man vom treffenden Wort
spricht || ein Wort als treffend empfinden kann,
zwischen Worten oft, wie zwischen ähnlichen,
aber doch nicht gleichen Bildern– || ,
wählt, weil man Bilder oft statt Wörtern oder zur
Illustration von Wörtern gebraucht etc. |
Wenn wir die Frage
“warum” unterdrücken, fallen uns oft erst
die wichtigen Tatsachen auf || sehen wir oft
erst die wichtigen Tatsachen || werden wir oft erst die wichtigen Tatsachen
gewahr, die in
unsere || unsre Untersuchung
gehören. |
“Ich fühle große
Freude” – Wo? Das klingt
blödsinnig. Und doch sagt man auch “Ich
fühle eine freudige Erregung in meiner Brust”. – Warum, aber 200
ist Freude nicht lokalisiert? Darum || Ist es, weil sie über den ganzen Körper
verteilt ist? Auch dann nicht,
wenn etwa das Gefühl, was || das sie erzeugt || hervorruft lokalisiert || ist sie nicht lokalisiert, wenn etwa
das Gefühl, was || das sie erzeugt || hervorruft
es ist; wenn wir uns etwa freuen am Geruch einer
Blume || am Geruch einer Blume freuen. – Die
Freude äußert sich im Gesichtsausdruck, im Benehmen.
(Aber wir sagen nicht wir freuten uns
im Gesicht.) |
“Aber ich habe
doch ein wirkliches Gefühl der
Freude!” Ja, wenn Du Dich freust, so freust Du
Dich wirklich. Und freilich ist Freude nicht freudiges
Benehmen, noch auch ein Gefühl um die Mundwinkel &
Augen. “Aber ‘Freude’ bezeichnet doch etwas Inneres.” Nein. “Freude” bezeichnet gar nichts. Weder Inneres noch Äußeres. |
“Ich
weiß genau, was ich sagen wollte!” Und doch
hatte ich's 201
nicht gesagt. – Und doch lese ich's nicht
von irgend einem andern Vorgang ab, der
damals stattfand & mir in der
Erinnerung ist. Und ich deute auch nicht die damalige Situation & ihre Vorgeschichte. Denn ich überlege sie mir || mir sie nicht & beurteile sie nicht. |
Die Anwendung des Imperativs. Man kann
sagen || befehlen:
Heb den Arm. Stell Dir … vor. Rechne … im Kopf. Mache diese || Überlege Dir … Konzentriere || Konzentrier Deine Aufmerksamkeit auf diesen Ton, auf das Gefühl || ¤ diese Rechnung. Konzentriere Deine Aufmerksamkeit auf das Gefühl in Deinem Arm. Horch genau auf diesen Ton hin. Sieh diese Figur als Swastika an. 202
Entschließe Dich, es zu tun! Aber nicht auch dies? Beabsichtige das || es zu tun! Meine mit diesen Worten ihn! Vermute, daß es sich so verhält! Glaube, daß es so ist! Sei der festen Überzeugung …! Erinnere Dich daran, daß dies geschehen ist! Zweifle daran, ob es geschehen ist! Hoffe auf seine Rückkehr! Ist das der Unterschied, daß die erste, willkürliche, die zweite unwillkürliche Bewegungen des Geistes sind? Eher kann ich sagen: Die Verben der zweiten Gruppe bezeichnen keine Handlungen. |
Was ich
Leute zu lehren versuche, ist, von einem nicht
offenbaren Unsinn auf einen || zu einem offenbaren
übergehen || ist, || : den
Übergang von einem nicht offenkundigen Unsinn zu einem
offenkundigen zu machen. || ist: den Übergang machen von einem nicht
offenkundigen Unsinn zu einem offenkundigen.
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