‒ ‒ ‒‒ ‒ ‒ |
Wir
sagten, der Ausdruck des Glaubens sei die Beschreibung eines
geistigen Vorganges, und ebenso wenig statt dieses geistigen
Vorganges zu setzen wie die Beschreibung von Zahnschmerzen
für die Zahnschmerzen. Denken wir uns, es handle sich
um die Beschreibung eines gemalten Bildes. Wir
können dann etwa sagen, diese Beschreibung könne nicht
statt des Bildes gesetzt werden in dem Sinne: Sie
leistet nicht die gleichen Dienste wie das Bild. Das
Bild etwa tue dem Auge wohl, die Beschreibung aber nicht
etc. Nehmen wir aber an, das Bild sei eine
Darstellung der Krönung
Napoleons. Die
Beschreibung des Bildes ist dann eine Beschreibung dieser
Darstellung und kann jedenfalls einen den Zweck erfüllen, welchen
das Bild auch erfüllt; denn das Bild und die Beschreibung des
Bildes sind nun Darstellungen der Krönung
Napoleons. Es
ist also die Beschreibung zwar nicht das Beschriebene, kann aber
doch manchmal denselben Dienst leisten. Und die
Beschreibung eines sprachlichen Ausdrucks kann
immer nur als Ausdruck anstelle des
beschriebenen Ausdrucks verwendet werden. Wie
verhält es sich nun mit der Beschreibung des Vorganges des
Glaubens, wenn sie lautet: “Ich glaube,
daß p der Fall sein
wird.”? Da ich, wie ich eben annehme, den
Ausdruck des Glaubens unmittelbar von dem Vorgang des
Glaubens ablesen kann, bzw. den Ausdruck aus jenem
Vorgang bloß mit – 2 – Hilfe von Sprachregeln
ableiten kann, so konnte || könnte mir
jener Vorgang auch als Sprache dienen; denn ich habe ja gar
nichts darüber festgelegt, was ich Sprache nennen will,
außer, daß es
sich nach festen Regeln in unsere Sprache muß
übersetzen lassen. ‒ ‒ ‒‒ ‒ ‒ |
Es
schien uns anfänglich, als könne es zwei
Beschreibungen des Vorganges des Glaubens geben. Die
eine, direkte, sagte uns, was beim Glauben in unserm Geist, in
unserm Gehirn oder sonstwo vorginge. So wie wir uns
aber diese Beschreibung dachten, konnten wir nicht aus ihr ablesen,
was geglaubt werde. Wir konnten sozusagen die
Intention dieser Vorgänge nicht aus ihnen
ablesen. Dann aber entsprach das Beschriebene nicht der
Bedingung, daß wir aus dem Vorgang des
Glaubens ersehen müssen, was geglaubt werde. Wir
konnten also nicht aus der Betrachtung des Vorganges des
Glaubens den Ausdruck des Glaubens ableiten, es sei denn,
daß uns Regeln gegeben wurden, mit
deren Hilfe wir aus der Betrachtung des Glaubensvorganges
und daher auch aus seiner Beschreibung in den
Ausdruck des Glaubens übersetzen konnten.
Dann aber erfüllt der Vorgang des Glaubens sowohl wie seine
Beschreibung die Bedingungen, unter denen wir etwas einen Ausdruck
des Glaubens nennen. |
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.org/BTE/Ts-306_n