Nach meinem Tod zu senden
an Frau
Poldy Wittgenstein
XVII. Neuwaldeggerstr. 38
     Wien

   
Zu senden an
Hon. B. Russell
      Trinity College
Cambridge
     England
   
9.8.14.
Vorgestern bei der Assentierung genommen worden & dem 2ten Festungsartillerie-Regiment in Krakau zugeteilt. Gestern vormittag von Wien ab. Komme heute vormittag in Krakau an. Guter Stimmung. Gab mein großes Schreibebuch Trenkler zur Aufbewahrung. Werde ich jetzt arbeiten können??? Sehr gespannt auf mein kommendes Leben! Die Militärbehörden in Wien waren von einer unglaublichen Freundlichkeit. Leute die von Tausenden täglich um Rat gefragt werden gaben freundliche & ausführliche Antworten. So etwas ermutigt ungeheuer. Es erinnerte mich an englische Verhältnisse.
   
10.8.14.
Als Rekrut eingekleidet worden. Wenig Hoffnung meine technischen Kenntnisse verwenden zu können. Brauch sehr viel gute Laune & Philosophie um mich hier zurecht zu finden. Als ich heute aufwachte
war es mir wie in einem jener Träume worin man plötzlich ganz unsinniger Weise wieder in der Schule sitzt. In meiner Stellung ist freilich auch viel Humor & ich verrichte die niedrigsten Dienste mit fast ironischem Lächeln. Nicht gearbeitet. Dies ist eine Feuerprobe des Charakters eben darum weil so viel Kraft dazu gehört die gute Stimmung & die Energie nicht zu verlieren.
   
11.8.14.
Schlecht geschlafen (Ungeziefer). Nachdem ich das Zimmer gekehrt hatte marschierten wir zu ein paar alten Mörsern & wurden im Gebrauch instruiert. Furchtbar heiß. Das Essen ist uneßbar. Werde vielleicht in Zukunft außerhalb der Kaserne schlafen. An David geschrieben. Sehne mich schon nach einem Brief von ihm um das Gefühl des Kontakts mit meinem früheren Leben nicht zu verlieren. Noch nicht gearbeitet.
   
13.8.14.
Vorgestern beim Hauptmann gewesen. War sehr verdattert & stand nicht militärmäßig vor ihm. Er war etwas ironisch und mir nicht
recht sympathisch. Resultat = 0. Heute kam es heraus daß ich Matura etc. gemacht hatte worauf eine ganze Reihe der Einjährigen mich mit Herr Kollege betitelten & auf mich eindrangen ich solle doch mein Freiwilligenrecht geltend machen. Dies machte mir Spaß(. It bucked me up). Gestern & heute starken Katarrh & oft Unwohlbefinden. Manchmal ein wenig deprimiert. Traf heute in der Kantine einen Leutnant dem es auffiel daß ich dort zu Mittag aß er fragte mich sehr nett was ich im Zivil sei wunderte sich sehr daß sie mich nicht zu den einjährig Freiwilligen genommen hatten & war überhaupt sehr freundlich was mir sehr wohl tat.
   
15.8.14.
Es geschieht so viel daß mir ein Tag so lange vorkommt wie eine Woche. Bin gestern zur Bedienung eines Scheinwerfers auf einem von uns gekaperten Schiffe auf der Weichsel
beordert worden die Bemannung ist eine Saubande! Keine Begeisterung, unglaubliche Rohheit, Dummheit & Bosheit! Es ist also doch nicht wahr daß die gemeinsame große Sache die Menschen adeln muß. Hiedurch wird auch die lästigste Arbeit zum Frondienst. Es ist merkwürdig wie sich die Menschen ihre Arbeit selbst zu einer häßlichen hsal machen. Unter allen unseren äußeren Umständen könnte die Arbeit auf diesem Schiffe eine herrliche glückliche Zeit geben und statt dessen! – Es wird wohl unmöglich sein sich hier mit den Leuten zu verständigen (außer etwa mit dem Leutnant der ein ganz netter Mensch zu sein scheint). Also in Demut die Arbeit verrichten & || und sich selbst um Gottes willen nicht ¤ verlieren!!!! Nämlich am leichtesten verliert man sich
selbst wenn man sich anderen Leuten schenken will.
   
16.8.14.
Auf der „Goplana”. Nochmals: Die Dummheit, Frechheit & Bosheit dieser Menschen kennt keine Grenzen. Jede Arbeit wird zur Qual. Aber ich habe heute schon wieder gearbeitet & werde mich nicht unterkriegen lassen. Schrieb heute eine Karte an den lieben David. Der Himmel beschütze ihn & erhalte mir seine Freundschaft! – Die Fahrt selbst entlang der Weichsel ist herrlich & ich bin in guter Stimmung.
   
17.8.14.
Ein Gaunerpack! Die Offiziere nur sind nette Menschen & zum Teil wirklich


sehr fein. Müssen auf der bloßen Erde schlafen & ohne Decken. Sind jetzt in Rußland. Durch die schwere Arbeit bin ich ganz unsinnlich geworden. Heute noch nicht gearbeitet. G.S.1¤ Auf dem Deck ist es zu kalt & unten sind zu viel Menschen die sprechen, schreien, stinken etc. etc.


   
18.8.14.
Nachts um 1 werde ich plötzlich geweckt, der Oberleutnant fragt nach mir & sagt ich müsse sofort zum Scheinwerfer. „Nicht anziehen”. Ich lief fast nackt auf die Kommandobrücke. Eisige Luft, Regen. Ich war sicher jetzt würde ich sterben. Setzte den Scheinwerfer in Gang & zurück mich anzukleiden. Es war falscher Alarm. Ich war furchtbar aufgeregt & stöhnte laut. Ich empfand die Schrecken des Krieges. Jetzt (abends)
habe ich den Schreck schon wieder überwunden. Ich werde mein Leben mit aller Kraft zu erhalten trachten wenn ich nicht meinen gegenwärtigen Sinn ändere.
   
21.8.14.
Der Leutnant & ich haben schon oft über alles Mögliche gesprochen; ein sehr netter Mensch. Er kann mit den größten Halunken umgehen & freundlich sein ohne sich etwas zu vergeben. Wenn wir einen Chinesen hören so sind wir geneigt sein Sprechen für ein unartikuliertes Gurgeln zu halten. Einer der Chinesisch versteht wird darin die Sprache erkennen. So kann ich oft nicht den Menschen im Menschen erkennen etc.. Ein wenig aber erfolglos gearbeitet.


   
Ob es jetzt für immer mit meinem Arbeiten aus ist?!! Das weiß der Teufel. Ob mir nie mehr etwas einfallen wird? Ich bin mit allen den Begriffen meiner Arbeit ganz & gar „unfamiliär”. Ich sehe gar nichts!!!

   
22.8.14.
Stehen schon 3 Tage auf einer Sandbank. Arbeite oft mit vielen Unterbrechungen & bisher ganz erfolglos. Kann noch immer auf nichts Festes kommen. Alles geht in Dunst auf. Nur zu!!!
   
25.8.14.
Gestern ein furchtbarer Tag. Abends wollte der Scheinwerfer nicht funktionieren. Als ich ihn untersuchen wollte wurde ich von der Mannschaft durch Zurufe
Grölen
etc. gestört. Wollte ihn genauer untersuchen da nahm ihn der Zugsführer mir aus der Hand. Ich kann gar nicht weiter schreiben. Es war entsetzlich. Das Eine habe ich gesehen: Es ist nicht ein einziger anständiger Kerl in der ganzen Mannschaft. Wie aber soll ich mich in Zukunft zu dem Allen stellen. Soll ich nur einfach dulden? Und wenn ich das nicht tun will? Dann muß ich in einem fortwährenden Kampf leben. Was ist besser? Im 2. Fall würde ich mich sicher aufreiben. Im ersten vielleicht nicht. Es wird jetzt für mich eine enorm schwere Zeit kommen denn ich bin jetzt tatsächlich wieder so verkauft & verraten wie seinerzeit in der Schule in Linz. Nur eines ist nötig: Alles was einem geschieht betrachten
können; sich sammeln! Gott helfe mir!
   
26.8.14.
Habe mir gestern vorgenommen keinen Widerstand zu leisten. Mein Äußeres so zu sagen ganz leicht zu machen um mein Inneres ungestört zu lassen.
   
29.8.14.
Jede Nacht stehe ich auf der Kommandobrücke bis etwa 3
1
2
a.m. Mein Vorhaben der vollkommenen Passivität habe ich noch nicht recht ausgeführt. Die Niedertracht der Kameraden ist mir noch immer schrecklich. Aber nur bei sich bleiben! Arbeite täglich etwas aber noch ohne rechten Erfolg. Obwohl schon manches aufmmert.


   
2.9.14.
Jede Nacht mit Ausnahme von gestern beim Scheinwerfer. Am Tag schlafe ich.


Dieser Dienst ist mir in so fern angenehm als ich dadurch der Bosheit der Kameraden mehr entzogen bin. Gestern hörten wir hier von einer enormen Schlacht die schon 5 Tage im Gang sei. Wäre es nur schon die Entscheidung! Gestern zum ersten Mal seit 3 Wochen onaniert. Bin fast ganz unsinnlich. Während ich mir früher immer Gespräche mit einem Freund vorstellte geschieht dies jetzt fast nie. Arbeite täglich ein ganz klein wenig bin aber zu müde und abgelenkt. Gestern fing ich an in Tolstois Erläuterungen zu den Evangelien zu lesen. Ein herrliches Werk. Es ist mir aber noch nicht das was ich davon erwartete.











   
4.9.14.
Es geht! – Nur Mut! – Arbeite viel.























   
5.9.14.
Ich bin auf dem Wege zu einer großen Entdeckung. Aber ob ich dahingelangen werde?! Bin sinnlicher
als früher. Heute wieder onaniert. Draußen ist es eisig & stürmisch. Ich liege auf dem Stroh¤ am Boden & schreibe & lese auf einem kleinen Holzkoffer (Preis 2˙50 Kronen).
   
6.9.14.
Werde von den meisten Kameraden nach wie vor gequält. Ich habe noch immer kein Verhalten dagegen gefunden das zufriedenstellend wäre. Zur vollkommenen Passivität habe ich mich noch nicht entschlossen. Und wahrscheinlich ist das eine Torheit; denn ich bin ja gegen alle diese Menschen ohnmächtig. Ich reibe mich nutzlos auf wenn ich mich wehre.








   
8.9.14.
Erfuhr heute früh daß Lemberg von den Russen besetzt sei. Jetzt weiß ich daß wir hin sind! In den letzten 4 Tagen nicht Nachtdienst gehabt weil sehr helle Nächte waren. Jeden Tag viel gearb. & viel in Tolstoi's Erläuterung zu den Evangelien gelesen.
   
10.9.14.
Viel zu tun. Trotzdem ziemlich gearb. Ohne bestimmten Erfolg aber nicht in der gewissen hoffnungslosen Stimmung.
   
12.9.14.
Die Nachrichten werden immer schlechter. Heute nacht wird strenge Bereitschaft sein. Ich arbeite täglich mehr oder weniger und recht zuversichtlich.
Immer wieder sage ich mir im Geiste die Worte Tolstois vor: „Der Mensch ist ohnmächtig im Fleische aber frei durch den Geist.” Möge der Geist in mir sein! Nachmittag hörte der Leutnant Schüsse in der Nähe. Ich wurde sehr aufgeregt. Wahrscheinlich werden wir alarmiert werden. Wie werde ich mich benehmen wenn es zum Schießen kommt? Ich fürchte mich nicht davor erschossen zu werden aber davor meine Pflicht nicht ordentlich zu erfüllen. Gott gebe mir Kraft! Amen. Amen. Amen.
   
13.9.14.
Heute in aller Früh verließen wir das Schiff mit allem was darauf war. Die Russen sind uns auf den Fersen. Habe furchtbare Szenen miterlebt. Seit 30 Stunden nicht geschlafen; hle mich sehr schwach und sehe keine
äußere Hoffnung. Wenn es mit mir jetzt zu Ende geht so möge ich einen guten Tod sterben, eingedenk meiner selbst. Möge ich mich ¤ nie selbst verlieren.
   
15.9.14.
Vorgestern nachts furchtbare Szenen: fast alle Leute besoffen. Gestern wieder auf die Goplana zurück die in den Dunajec gefahren wurde. Gestern & vorgestern nicht gearbeitet. Versuchte vergeblich, meinem Kopf war die ganz Sache fremd. Die Russen sind uns auf den Fersen. Wir sind in unmittelbarer Nähe des Feindes. Bin guter Stimmung, habe wieder gearbeitet. Am besten kann ich jetzt arbeiten während ich Kartoffeln schäle. Melde mich immer freiwillig dazu. Es ist für mich dasselbe was das Linsenschleifen für Spinoza war.
Mit dem Leutnant stehe ich viel kühler als früher. Aber nur Mut!
     Wen der Genius nicht verläßt – – – –! Gott mit mir! Jetzt wäre mir Gelegenheit gegeben ein anständiger Mensch zu sein denn ich stehe vor dem Tod Aug in Auge. Möge der Geist mich erleuchten.
   
16.9.14.
Die Nacht verging ruhig. Vormitt. starkes Geschützfeuer & Gewehrfeuer gehört. Wir sind aller Wahrscheinlichkeit nach unentrinnbar verloren.
Der Geist ist noch bei mir aber ob er mich nicht in der äußersten Not verlassen wird? Ich hoffe nicht! Jetzt sich nur zusammennehmen und brav sein!
(9 p.m.) Wolkenbruch. Der Mensch ist ohnmächtig im Fleische und frei durch den Geist. Und nur durch diesen.
Fast nichts gearbeitet.
   
17.9.14.
Auch diese Nacht ruhig vorüber gegangen. Hatte Wache. Wir sollen die Weichsel hinauf nach Krakau fahren. Die Grenze soll ganz von Kosaken besetzt sein also sind wir wahrscheinlich hin. Nur eines ist von Nöten! Gestern früh hat der Leutnant das Schiff verlassen und ist bis heute mittag noch nicht zurückgekommen. Niemand weiß was wir tun sollen und es mangelt sogar an Geld zum Einkaufen von Essen: Ich bin aber noch immer guter Dinge und werde es hoffentlich bleiben. Denke immer wieder daran wie ich mich aufrecht erhalten kann.
   
18.9.14.
Eine furchtbar aufregende Nacht.
Sollte leuchten und mußte jeden
Moment befürchten daß der Scheinwerfer ausgeht. Wir waren in einer höchst unsicheren Stellung und wäre das Licht ausgegangen & etwas geschehen so wäre die ganze Verantwortung auf mich gefallen. Dann falscher Alarm; ich behielt vollkommene Ruhe & mußte hören wie mich der Zugsführer beim Leutnant schlecht zu machen suchte, als sei ich furchtsam gewesen. Dies regte mich furchtbar auf. Von 1-3 auf Posten. Sehr wenig geschlafen. Gestern nicht gearb.. Es ist unendlich schwer sich dem Bösen nicht zu widersetzen. Es ist schwer mit leerem Magen und unausgeschlafen dem Geiste zu dienen. Aber was wäre ich wenn ich es nicht könnte. Die Vorgesetzten sind grob & dumm, die Kameraden sind dumm & grob (mit ganz wenigen Ausnahmen.) Auf der Fahrt nach Krakau mit
Galeeren. Der Tag verlief ruhig und nicht unangenehm. Etwas gearbeitet. ––
   
19.9.14.
     Nach Krakau. Gestern abends mußte ich auf einem anderen Schiff bei der Arbeit bis 11 Uhr leuchten. In der Nacht sehr kalt. Wir mußten in Stiefeln schlafen. Schlecht geschlafen. Schon seit 4 Tagen habe ich meine Kleider & Schuhe nicht ausgezogen. Aber das darf nichts machen. –– Ich kann nicht umhin mich davor zu fürchten was mit uns || mir in Krakau geschehen wird. Ich weiß ich sollte mir darüber keine Sorge machen, aber ich fühle mich so müde daß ich mich vor jeder Anstrengung fürchte. ––!
   
20.9.14.
Ja, nochmals: Es ist unendlich schwer sich der Bosheit der Menschen nicht


zu widersetzen! Denn die Bosheit der Menschen schlägt einem jedes Mal eine Wunde. ––
Die Russen sind von der Grenze soweit vertrieben worden daß wir bis jetzt noch nicht belästigt worden sind.


   
21.9.14
Heute früh in Krakau angekommen. Die ganze Nacht beim Reflektor Dienst gehabt. Gestern viel gearbeitet aber nicht sehr hoffnungsvoll da mir der rechte Überblick fehlte. Hatte gestern eine kleine Aussprache mit unserem Zugsführer die die Luft ein wenig reinigte. Heute etwas mißgestimmt: Ich bin die vielen Aufregungen schon so müde! Von Wien höre ich gar nichts! Heute erhielt ich eine Karte von Mama die sie am 20.8. schrieb. Abends erhielt ich die niederschlagende Nachricht
daß der Leutnant der unser Kommandant war transferiert worden ist. Diese Nachricht hat mich tief deprimiert. Ich kann mir zwar keine genaue Rechenschaft ablegen über eine zwingende Ursache zur Niedergeschlagenheit aber ich bin tief traurig. Ich bin zwar frei durch den Geist aber der Geist hat mich verlassen! Konnte am Abend noch etwas arbeiten, fühlte mich darauf besser. ––.
   
22.9.14.
Vormitt. in der Kaserne um Geld zu holen, beim Hauptmann. Er sagte ich solle mir die Einjährigen-Streifen aufnähen lassen. Viele Besorgungen gemacht und auf's Schiff zurück wo die Streifen großes Aufsehen erregten. Erhielt eine Menge Karten & Briefe u.a. von Ficker & Jolles. Nicht gearb.. ––.
   
23.9.14
Etwas gearb..
   
24.9.14.
Ziemlich viel gearbeitet aber ziemlich hoffnungslos. Nachmittags in der Stadt.
   
25.9.14.
Ziemlich viel gearb. aber ohne echte Zuversicht. Es fehlt mir noch immer der Überblick und dadurch erscheint das Problem unübersehbar.
   
27.9.14.
Gestern ziemlich gearbeitet aber ohne rechten Erfolg. In den letzten Tagen wieder etwas sinnlich. Telegrafierte gestern nach Hause und bat um Nachricht.
   
28.9.14.
Etwas gearbeitet. Man erwartet eine Belagerung von Krakau. Wenn sie eintritt so stehen uns noch schwere Zeiten bevor. Möge der Geist mir Kraft schenken!
   
29.9.14.
Heute morgen einen Korporal in's Spital gebracht der an Ruhr erkrankt ist. Hier kommen jetzt viel Ruhrfälle vor. Es wird mir eigentümlich zumute wenn ich denke was ich in diesem Krieg noch alles erleben müssen werde. Gearbeitet aber ohne Erfolg. Ich sehe noch immer nicht klar und habe keinen Überblick. Ich sehe Einzelheiten ohne zu wissen wie sie sich in das Ganze einfügen werden. Darum auch fühle ich jedes neue Problem als eine rde. Während ein klarer Überblick zeigen müßte daß jedes Problem das Hauptproblem ist und der Anblick der Hauptfragen ermattet nicht sondern er stärkt! Abends nicht ohne Erfolg gearbeitet. Nur Mut! ––
   
30.9.14.
Heute nacht begann ich mich unwohl zu fühlen. (Magen & Kopf). Dein Wille geschehe!
   
1.10.14
Gestern mußte ich mich am Vormittag hinlegen und den ganzen Tag liegenbleiben da ich mich sehr unwohl fühlte. Ziemlich viel gearb., aber ohne Erfolg. Es heißt daß wir morgen von diesem Schiff weg sollen. Ich bin neugierig was mit mir geschehen wird. ––!
   
2.10.14.
Ziemlich viel gearb.. Nicht ganz ohne Erfolg. Es ist noch immer unbestimmt was mit mir geschehen wird, ob ich auf dem Schiff bleibe oder nicht etc. etc..
   
3.10.14.
Es ist heute die Bestimmung getroffen worden daß die ganze alte
Mannschaft dieses Schiffes, mit Ausnahme von 4 Mann darunter ich, das Schiff verlassen soll. Dies ist mir nicht unangenehm. Von Zuhause erhielt ich heute eine Kiste worin warme Wäsche, Tee, Zwieback & Schokolade war. Also gerade als ob die liebe Mama sie geschickt hätte; aber keine Nachricht! Ist Mama tot? Und schickt man mir darum keine Nachricht?? Fast nicht gearbeitet.
   
4.10.14.
Gestern abends noch etwas gearb.. Erhielt heute eine Karte die Mama an mich am 9. des vorigen Monats geschrieben hat. Sie enthält nichts Wichtiges. Meine Arbeit ist nach kurzem Aufschwung heute wieder ins Stocken geraten. Ziemlich viel gearbeitet aber ohne Hoffnung. In den nächsten Tagen sollen wir wieder nach Rußland
fahren. Unser neuer Kommandant, ein Oberleutnant, gefällt mir nicht recht obwohl ich ihn nur flüchtig gesehen habe.
   
5.10.14.
Heute erhielt ich einen Brief von Keynes der über Norwegen an's hiesige Regimentskommando kam! Er schreibt nur um mich zu fragen wie es mit Johnson's Geld nach dem Kriege werden wird. Der Brief hat mir einen Stich gegeben denn es schmerzt einen Geschäftsbrief von einem zu kriegen mit dem man früher gut gestanden ist; und gar in dieser Zeit. – Soeben erhielt ich eine Karte von Mama vom ersten des Monats. Alles wohl! Nun also! – Dachte in den letzten Tagen oft an Russell. Ob er noch an mich denkt? Es war doch merkwürdig, unser Zusammentreffen! In den Zeiten des äußeren Wohlergehens denken
wir nicht an die Ohnmächtigkeit || Ohnmacht des Fleisches; denkt man aber an die Zeit der Not dann kommt sie einem zum Bewußtsein. Und man wendet sich zum Geist. ––.
   
6.10.14.
     Gestern ziemlich viel gearb.. Der Mensch darf nicht vom Zufall abhängen. Weder von günstigen noch von ungünstigen. Gestern kam der neue Kommandant auf's Schiff. –– Jetzt schicken sie Leute von der Beleuchtungsabteilung hierher auf's Schiff die beim Reflektor herumpatzen. Sorge dich nicht!! Soeben kam Befehl nach Rußland abzufahren. Also wird es wieder ernst! Gott mit mir.
   
7.10.14.
Die Nacht durch nach Rußland gefahren; fast gar nicht geschlafen, Dienst beim Scheinwerfer etc. Wir sollen bald in's Feuer kommen. Der Geist mit mir. Hier in Szczucin
hören wir daß die Russen noch 80 Kilometer weit entfernt seien aber wir haben sichere Anzeichen daß hier in der Nähe schon etwas los ist. Wir stehen in der Mündung der Wisloka (abends). Es ist mir eisig kalt – von innen. Ich habe jenes gewisse Gefühl: wenn ich mich nur noch einmal ausschlafen könnte ehe die Geschichte anfängt. ––––! Besseres Befinden. Wenig gearb.. Ich verstehe es noch immer nicht meine Pflicht nur zu tun weil es meine Pflicht ist und meinen ganzen Menschen für das geistige Leben zu reservieren. Ich kann in einer Stunde sterben, ich kann in zwei Stunden sterben, ich kann in einem Monat sterben oder erst in ein paar Jahren; ich kann es nicht wissen & nichts dafür oder dagegen tun: So ist dies Leben. Wie muß ich also leben um in jenem Augenblick zu bestehen. Im Guten & Schönen zu leben bis das Leben von selbst aufhört.
   
8.10.14.
Fahren weiter gegen Sandomierz zu. Die
Nacht war ruhig; ich sehr müde & schlief fest. Stehen jetzt bei Tarnobrzeg & fahren in anderthalb Stunden gegen Sandomierz. Wenn ich müde bin & mir ist kalt dann verliere ich leider bald den Mut das Leben zu ertragen wie es ist. Aber ich bemühe mich ihn nicht zu verlieren. ––. Jede Stunde des leiblichen Wohlergehens ist eine Gnade.
   
9.10.14.
     Ruhige Nacht. In der Ferne fortwährender Kanonendonner. Stehen noch immer bei Tarnobrzeg. Hier in der Nähe findet offenbar eine enorme Schlacht statt, da man schon seit über 12 Stunden ununterbrochenen Geschützdonner hört; unsere neue Besatzung ist viel besser (netter & anständiger) als die alte. Befehl: alles bewaffnet auf dem Deck antreten. Gott mit mir! – Nach Sandomierz gefahren. Hören fortwährenden starken Geschützdonner
& sehen die Granaten explodieren. Ich bin sehr guter Stimmung. ––! Den ganzen Tag heftigste Kanonade. Viel gearb.; es ist mir noch zum mindesten ein grundlegender Gedanke ausständig. ––.
   
10.10.14.
Ruhige Nacht. Früh die Kanonade wieder aufgenommem. Sollen jetzt weiter nach Zawichost fahren. Stehen in Nadbrzezie. Ich schlafe gerade an der Wand der Kajüte unseres Kommandanten und habe ein Gespräch der Zugsführer mit ihm belauscht: Wir sollen den Übergang über die Weichsel für die Deutschen formieren helfen. Er sagte wir hätten kein Artilleriefeuer sondern nur Infanteriefeuer zu erwarten. Viel gearb. aber ohne positiven Erfolg. Es ist mir als läge mir ein Gedanke schon fast auf der Zunge. ––!
   
11.10.14.
Ruhige Nacht. –– Trage die „Darlegung des


Evangeliums” von Tolstoi immer mit mir herum, wie einen Talisman. Ich belausche wieder ein Gespräch unseres Kommandanten mit dem eines anderen Schiffes: heute sollen wir hier in Nadbrzezie bleiben und erst morgen vielleicht hinunter fahren. Soeben erlausche ich die Nachricht daß Antwerpen gefallen ist!¤ Und irgendwo haben unsere Truppen eine große Schlacht gewonnen. Die Gnade die ich genieße indem ich jetzt denken & arbeiten kann ist unbeschreiblich. Ich muß Gleichgültigkeit gegen die Schwierigkeiten des äußeren Lebens erlangen. Heute nacht sollen wir nach Zawichost fahren um Truppen & Material zu landen; wir müssen gerade vor die russischen Stellungen hinfahren. Gott mit mir. ––.


   
12.10.14.
Sind nicht nach Zawichost gefahren. Ruhige Nacht. Horche wieder: Ein Oberleutnant &
2 Leutnants mit unserem Kommandanten: sie wissen noch nicht bestimmt was sie tun werden aber es ist wahrscheinlich daß wir nach Zawichost fahren. Der fremde Oberleutnant ist sehr ehrgeizig und will durchaus daß wir zur Front kommen. –– Es wechseln in mir Zeiten der Gleichgültigkeit gegen das äußere Schicksal mit solchen in welchen ich mich wieder nach äußerer Freiheit & Ruhe sehne, wo ich es müde bin willenlos jeden beliebigen Befehl ausführen zu müssen. Über die nächste Zukunft völlig im Ungewissen! Kurz es gibt Zeiten wo ich nicht bloß in der Gegenwart und für den Geiste leben kann. Die guten Stunden des Lebens soll man als Gnade dankbar genießen und sonst gegen das Leben gleichgültig sein. Heute habe ich lange mit einer Depression gekämpft dann nach langer Zeit wieder onaniert & endlich den vorigen Satz geschrieben.
Höre soeben daß wir heute nacht das für gestern geplante Unternehmen ausführen werden. Davon daß wir nach Krakau kommen ist noch gar keine Rede. Also heute nacht! ––! Wir sollen mit Schnellfeuerkanonen & Maschinengewehren schießen wie ich höre, mehr um Lärm zu machen als zu treffen. Auch entnehme ich daß die Sache gefährlich werden wird. Wenn ich mit dem Scheinwerfer leuchten soll so bin ich gewiß verloren. Aber das macht nichts denn nur eines ist nötig! In einer Stunde fahren wir ab. Gott ist mit mir!
   
13.10.14.
Um 11
1
2
kam der Befehl daß wir nicht oder doch noch nicht nach Zawichost fahren. Also, ruhige Nacht. Höre soeben daß unsere Schiffe Befehl gekriegt haben sofort die Weichsel hinunter zu fahren. ––. Wir fahren bereits.


   
Ich bin Geist & darum bin ich frei. Wir stehen bei Lopiza2 & die Granaten fliegen über uns weg & pfeifen. Zogen uns nach Nadbrzezie zurück & fahren jetzt wieder auf neuen Befehl an dieselbe Stelle. Den ganzen Nachmittag heftigstes Geschützfeuer. Ich war die ganze Zeit bester Stimmung und von dem Donner wie berauscht. Abends fuhren wir nach Sandomierz wo wir die Nacht über stehen bleiben sollen. ––. Viel gearb. ––.
   
14.10.14.
Ruhige Nacht. Bis abends in Sandomierz gestanden & werden wohl auch noch diese Nacht da stehen. Sehr viel gearb. aber nicht sehr befriedigt da es wieder schwer ist den Überblick zu gewinnen. ––.

   
15.10.14.
Ruhige Nacht. Onaniere jetzt etwa einmal in 1
1
2
Wochen. Arbeite wenig manuell, aber dafür um so mehr geistig; gehe um 9 Uhr schlafen & um 6 stehe ich auf. Mit dem jetzigen Kommandanten spreche ich so gut wie nie. Er ist aber wohl nicht allzu schlecht. Standen den ganzen Tag in Sandomierz & werden wohl auch nachts hier bleiben. Sehr viel gearb. & nicht ohne Zuversicht. Es scheint mir fast als stünde ich knapp vor einer Lösung. ––.
   
16.10.14.
Früh um 8 nach Szczucin gefahren um Geschütze zu holen.
   
17.10.14.
Gestern sehr viel gearb.; der Knoten zog sich immer mehr zusammen aber ich fand keine Lösung. Abends blieben wir bei Baranow
stehen & fahren jetzt um 6 p.m. weiter nach Szczucin. –– Ob mir der erlösende Gedanke kommen wird? ob er kommen wird??!! –– Gestern & heute onaniert. –– Abends in Szczucin angekommen wo wir die Nacht über stehen bleiben werden. Sehr viel gearbeitet. Bin davon etwas angegriffen. Sehr viel Material angehäuft ohne es ordnen zu können. Aber diesen Andrang von Material halte ich für ein gutes Zeichen. Erinnere dich wie groß die Gnade der Arbeit ist! ––.
   
18.10.14.
Vormitt. einkaufen. Um Mittag fuhren wir nach Tarnobrzeg ab. 5 p.m. in Tarnobrzeg. Wenig gearb.. Gegen abend kamen Offiziere aufs Schiff um es anzuschauen. Ich kam mit einem in's Gespräch dem mein Freiwilligenabzeichen auffiel. Wir sprachen über eine Stunde
mit einander sehr gemütlich. Er war sehr freundlich & nicht dumm. Er trug mir das „Du” an, was mich freute. Wenig gearb. aber das macht nichts! – Bleiben über Nacht in Tarnobrzeg. ––.
   
19.10.14.
Früh nach Sandomierz gefahren wo wir jetzt stehen. Nachts wieder onaniert (halb im Traum). Das kommt daher daß ich wenig, fast gar keine Bewegung mache. Nachmittag wieder nach Tarnobrzeg gefahren. Bin seit gestern mit meiner Verdauung nicht ganz in der Ordnung. –– Die sung des Problems liegt mir auf der Zunge! –– Gegen abend wieder nach Sandomierz. Fühle mich nicht recht wohl, keine echte Lebenslust. ––! Sehr viel gearbeitet. ––

   
20.10.14.
Unwohl. Sehr viel gearbeitet. Nachmitt. besseres Befinden. Bin aber nicht recht glücklich; habe Sehnsucht nach David: Wenn ich ihm wenigstens schreiben könnte. Aber mein Geist spricht in mir gegen meine Depression. Gott mit mir. ––.
   
21.10.14.
     Es heißt wir sollen wieder nach Krakau fahren; das wäre mir nicht unangenehm. ––. Stehen den ganzen Tag hier in Sandomierz. Sehr viel & mit Zuversicht gearbeitet. Abends etwas müde & in diesem Zustand bin ich Depressionen recht zugänglich; aber, nur Mut! ––
   
22.10.14.
Die Gefechte hier in der Nähe dauern fort. Gestern starke Kanonade. Viel gearb.. Den ganzen Tag gestanden. ––.
   
23.10.14.
Fahren jetzt, vormittags, nach Tarnobrzeg. Arbeite sehr fleißig aber noch ohne Erfolg. Abends wieder in Sandomierz. Sehr viel gearbeitet. Denke viel an David. Ob ich ihn noch einmal sehen werde? ––! ––.
   
24.10.14.
Schlecht geschlafen. (Zu wenig Bewegung!). Unser Kommandant ist sehr mäßig; hochmütig unfreundlich & behandelt jeden als seinen Diener. Nachm. nach Tarnobrzeg wo wir diese Nacht bleiben. Sehr viel gearb. zwar noch ohne Erfolg aber mit viel Zuversicht. Ich belagere jetzt mein Problem. ––.
   
25.10.14.
Früh nach Sandomierz. Gestern abends kam uns die unsinnige Nachricht zu Paris sei gefallen. Auch ich war übrigens
zuerst erfreut bis ich die Unmöglichkeit der Nachricht einsah. Solche unmöglichen Nachrichten sind immer ein sehr schlechtes Zeichen. Wenn wirklich etwas für uns nstiges vorfällt dann wird das berichtet & niemand verfällt auf solche Absurditäten. Fühle darum heute mehr als je die furchtbare Traurigkeit unserer – der deutschen Rasse – Lage!! Denn daß wir gegen England nicht aufkommen können scheint mir so gut wie gewiß: Die Engländer – die beste Rasse der Welt – können nicht verlieren! Wir aber können verlieren & werden verlieren, wenn nicht in diesem Jahr so im nächsten! Der Gedanke daß unsere Rasse geschlagen werden soll deprimiert mich furchtbar denn ich bin ganz & gar deutsch!
Werden plötzlich durch Gewehrfeuer von den Russen
     Gott mit mir! –– Es war nichts als ein russischer Aeroplan. ––, ––. Sehr viel gearbeitet. Stehen die Nacht über in Tarnobrzeg & fahren morgen früh gegen Szczucin. Gegen Mittag wich meine Depression ––.
   
26.10.14.
Früh gegen Szczucin. Fahren den ganzen Tag über. Habe Kopfschmerzen & bin müde. Trotzdem viel gearb.. ––.
   
27.10.14.
Früh gegen Szczucin weiter gefahren. Sehr viel gearb.. Heute nacht habe ich Wachdienst. ––.
   
28.10.14.
Vor- & nachmittag wegen sehr großer Müdigkeit fast unfähig zu arbeiten. Schlief in der Nacht
so gut wie nichts. Der größte Teil der Mannschaft war besoffen so daß meine Wache recht unangenehm war. Fuhren früh gegen Sandomierz. Auf dem Wege brach ein Schaufelrad. Wir müssen nach Krakau von einem anderen Schiff geschleppt werden. Auf der Fahrt nach Krakau. Erhielt heute viel Post u.a. die traurige Nachricht daß Paul schwer verwundet & in russischer Gefangenschaft ist – Gott sei Dank in guter Pflege. Die arme, arme Mama!!! –– ––. –– Auch von Ficker & der Jolles liebe Nachricht. Endlich einen Brief aus Norwegen worin Draegni mich um 1000 Kronen bittet. Aber ob ich sie ihm senden kann? Jetzt wo Norwegen sich unseren Feinden angeschlossen hat!!! Dies ist übrigens
auch eine furchtbar traurige Tatsache. Immer wieder muß ich an den armen Paul denken der so plötzlich um seinen Beruf gekommen ist! Wie furchtbar. Welche Philosophie würde es bedürfen darüber hinweg zu kommen! Wenn dies überhaupt anders als durch Selbstmord geschehen kann!! –– Konnte nicht viel arbeiten, arbeite aber mit Zuversicht. ––––. Dein Wille geschehe. –– ––.
   
29.10.14.
Auf dem Weg nach Krakau. Blieben stehen weil unser Schlepper nach Sandomierz zurück mußte. Warten bis er zurückkommt. Vormitt. Kopfschmerzen & Müdigkeit. Dachte viel an Paul. Sehr viel gearb.. Belagere noch immer mein Problem, habe schon viele Forts genommen.
Sehe jetzt so klar & ruhig wie nur in den besten Zeiten. Wenn ich nur diesmal alles Wesentliche lösen könnte ehe die gute Zeit um ist!!! ––.
   
30.10.14.
Erhielten heute eine deutsche Zeitung. Keine guten Nachrichten was so viel heißt als schlechte Nachrichten! Es ist schwer zu arbeiten wenn solche Gedanken einen stören!! Habe trotzdem auch am Nachmittag gearbeitet. Ich empfinde oft schwer daß ich hier niemand habe mit dem ich mich etwas aussprechen kann. Aber ich will mich allen Gewalten zum Trotze erhalten.




   
16.8.14.
aRb . aRc . bSc = aR [bSc] Def
ζTη

   
21.8.14.
     φ(x)       (x).φx (∃x).φx
     φ(p)       φ((ζ) ψζ)

   
22.8.14.
Die Logik muß für sich selber sorgen.

   
φ(x) Wenn sich syntaktische Regeln für Funktionen überhaupt aufstellen
lassen, dann ist die ganze Theorie der Dinge, Eigenschaften etc. überflüssig. Es ist auch gar zu auffällig daß weder in den Grundgesetzen noch in den Principia Mathematica von dieser Theorie die Rede ist. Nochmals: denn die Logik muß für sich selbst sorgen. Ein mögliches Zeichen muß auch bezeichnen können. Alles was überhaupt möglich ist, ist auch legitim || erlaubt. Erinnern wir uns an die Erklärung warum Sokrates ist Plato unsinnig ist. Nämlich darum weil wir eine willkürliche Bestimmung nicht getroffen haben, aber nicht darum weil das Zeichen an und für sich etwa illegitim sei!
   
2.9.14.
     Wir müssen in einem gewissen Sinne uns nicht in der Logik irren können. Dies ist schon teilweise
darin ausgedrückt: Die Logik muß für sich selbst sorgen. Dies ist eine ungemein tiefe & wichtige Erkenntnis.

   
Frege sagt: jeder rechtmäßig gebildete Satz muß einen Sinn haben und ich sage: jeder mögliche Satz ist rechtmäßig gebildet & wenn er keinen Sinn hat so kann das nur daran liegen daß wir einigen seiner Bestandteile keine Bedeutung gegeben haben. Wenn wir auch glauben es getan zu haben.
   
3.9.14.
Gestern nicht ganz erfolglos gearbeitet. In Tolstoi gelesen mit großem Gewinn.
     Wie ist es mit der Aufgabe der Philosophie vereinbar daß die Logik für sich selbst sorgen soll? Wenn wir z.B. fragen: ist die & die Tatsache von der Subjekt-
Prädikat-Form dann müssen wir doch wissen was wir unter der „S.P.-Form” verstehen. Wir müssen wissen ob es so eine Form überhaupt gibt. Wie können wir dies wissen? „Aus den Zeichen!” Aber wie? Wir haben ja gar keine Zeichen von dieser Form. Wir können zwar sagen: wir haben Zeichen die sich so benehmen wie solche von der S.P.-Form, aber beweist das daß es wirklich Tatsachen dieser Form geben muß? Nämlich: wenn diese vollständig analysiert sind. Und hier frägt es sich wieder: Gibt es so eine vollständige Analyse. Und wenn nicht: Was ist denn dann die Aufgabe der Philosophie?!!?

   
Also können wir uns fragen: Gibt es die Subjekt-Prädikat-Form? Gibt es die Relationsform? Gibt es überhaupt
irgend eine der Formen von denen Russell und ich immer gesprochen haben? (Russell würde sagen: „ja! denn das ist einleuchtend.” Jaha!)

   
Also: wenn alles was gezeigt werden braucht durch die Existenz der Subjekt-Pädikat-Sätze etc. gezeigt wird dann ist die Aufgabe der Philosophie eine andere als ich ursprünglich annahm. Wenn dem aber nicht so ist so müßte das Fehlende durch eine Art Erfahrung gezeigt werden und das halte ich für ausgeschlossen.

   
Die Unklarheit befindet sich || liegt offenbar in der Frage worin eigentlich die logische Identität von Zeichen und Bezeichnetem besteht! Und diese Frage ist (wieder) eine Hauptansicht des ganzen philosophischen Problems.


   
Es sei eine Frage der Philosophie gegeben: etwa die ob „A ist gut” ein Subjekt-Prädikat-Satz sei; oder die ob „A ist heller als B” ein Relationssatz sei! Wie läßt sich so eine Frage überhaupt entscheiden?! Was für eine Evidenz kann mich überhaupt darüber beruhigen daß – zum Beispiel – die erste Frage bejaht werden muß? (Dies ist eine ungemein wichtige Frage). Ist die einzige Evidenz hier wieder jenes höchst zweifelhafte „Einleuchten”?? Nehmen wir eine ganz ähnliche Frage die aber einfacher & grundlegender ist; nämlich diese: ist ein Punkt in unserem Gesichtsbild ein „einfacher Gegenstand”, ein Ding? Solche Fragen habe ich doch bisher immer als die eigentlichen philosophischen angesehen – und sie sind es auch gewiß in einem Sinne – aber
nochmals: welche Evidenz könnte so eine Frage überhaupt entscheiden? Ist hier nicht ein Fehler in der Fragestellung denn es scheint als leuchtete mir über diese Frage gar nichts ein; es scheint als könnte ich mit Bestimmtheit sagen, daß diese Fragen überhaupt nie entschieden werden könnten.

   
4.9.14
Wenn nicht die Existenz des Subjekt-Prädikat-Satzes alles Nötige zeigt dann könnte es doch nur die Existenz irgend einer besonderen Tatsache jener Form zeigen. Und die Kenntnis einer solchen kann nicht für die Logik wesentlich sein.

   
Gesetzt den Fall wir hätten ein Zeichen das wirklich von der S.P.-Form wäre, wäre dieses für den Ausdruck von S.P.-Sätzen irgendwie geeigneter als unsere S.P.-Sätze? Es scheint nein!
Liegt das an der bezeichnenden Relation?

   
Wenn sich die Logik ohne die Beantwortung gewisser Fragen abschließen läßt dann muß sie ohne sie abgeschlossen werden.

   
Die logische Identität von Zeichen & Bezeichnetem besteht darin daß man im Zeichen nicht mehr & nicht weniger wiedererkennen darf als im Bezeichneten.

   
Wären Zeichen & Bezeichnetes nicht ihrem vollen logischen Inhalte nach identisch dann müßte es noch etwas Fundamentaleres geben als die Logik.

   
5.9.14.

φ(a) . φ(b) . aRb ≝(Ƒ) φ[aRb]

   
Erinnere dich daß die Worte „Funktion” „Argument” „Satz” etc. in der Logik nicht
vorkommen dürfen!

   
φ(x)(y)ψ = (x)φψ(y) = (x)R(y) = xRy


   
Φ[ẑψz].≝.φx ≡ xψx . ⊃ φ.Φφ
Von zwei Klassen zu sagen sie seien identisch sagt etwas. Von zwei Dingen dies zu sagen sagt nichts dies schon zeigt die Unzulässigkeit der Russellschen Definition

   
6.9.14.

Φ(λ) .:≝:. PHI;[ẑ{z ≠ z}] .:≝:. φ(x) . ≡ x. x ≠ x ∶ ⊃ ∶Φ(φ)

   
Der letzte Satz ist eigentlich nichts anderes als der uralte Einwand gegen die Identität in der Mathematik. Nämlich der daß wenn 2 × 2 wirklich gleich 4 wäre daß dieser Satz dann nicht mehr sagen würde als a = a.

   
Könnte man sagen: Die Logik kümmert die Analysierbarkeit der Funktionen mit denen sie arbeitet nicht.

   
a ε ẑ(ψz) .≝. φ(x) ≡ xψ(x) . ⊃ . a ε φ

   
7.9.14

Bedenke daß auch ein unanalysierter S.P.-Satz etwas ganz Bestimmtes klar aussagt.

   
Kann man nicht sagen: Es kommt nicht darauf an daß wir es mit nicht analysierbaren S.P.-Sätzen zu tun haben sondern darauf daß unsere S.P.-Sätze sich in jeder Beziehung so benehmen wie solche || ¤ wie solche benehmen d.h. also daß die Logik unserer S.P.-Sätze dieselbe ist wie die Logik jener anderen. Es kommt uns ja nur darauf an die Logik abzuschließen und unser Haupteinwand gegen die nicht-analysierten S.P.-Sätze war der, daß wir ihre Syntax nicht aufstellen können solange wir ihre Analyse nicht kennen. Muß aber nicht die Logik eines
scheinbaren S.P.-Satzes dieselbe sein wie die Logik eines wirklichen? Wenn eine Definition überhaupt möglich ist, die dem Satz die S.P.-Form gibt …?

   
8.9.14
Das „Einleuchten” von dem Russell so viel sprach kann nur dadurch in der Logik entbehrlich werden daß die Sprache selbst jeden logischen Fehler verhindert. Und es ist klar daß jenes „Einleuchten” immer gänzlich trügerisch ist & war.

   
19.9.14.
aRb . bRc . cRd . dRe = φ(a,e)
     (∃Rs) aRs e
Ein Satz wie „dieser Sessel ist braun” scheint etwas enorm Kompliziertes zu sagen, denn wollten wir diesen Satz so aussprechen daß uns niemand gegen ihn Einwendungen die aus seiner Vieldeutigkeit entspringen machen könnte so würde er endlos lang werden müssen.
   
20.9.14.

Daß der Satz ein logisches Abbild seiner Bedeutung ist leuchtet dem unbefangenen Auge ein.

   
Gibt es Funktionen von Tatsachen? Z.B. „Es ist besser wenn dies der Fall ist als wenn jenes der Fall ist.”

   
Worin besteht denn die Verbindung zwischen dem Zeichen p und den übrigen Zeichen des Satzes: „Es ist gut daß p der Fall ist.”? Worin besteht diese Verbindung??

   
Der Unbefangene wird sagen: offenbar in der räumlichen Beziehung des Buchstaben p zu den zwei Nachbarzeichen. Wenn aber die Tatsache „p” eine solche wäre in welcher keine Dinge vorkommen??

   
„Es ist gut daß p” kann wohl analysiert
werden in „p . es ist gut wenn p”.

   
Wir setzen voraus: p sei nicht der Fall: Was heißt es dann zu sagen, „es ist gut daß p?” Wir können ganz offenbar sagen, der Sachverhalt p sei gut ohne zu wissen ob „p” wahr oder falsch ist.

   
Der Ausdruck der Grammatik: „Ein Wort bezieht sich auf ein anderes” wird hier beleuchtet.

   
Es handelt sich in den obigen Fällen darum anzugeben wie Sätze in sich zusammenhängen. Wie der Satz-Verband zustande kommt.

   
(α β γ)         φ(α …)
Wie kann sich eine Funktion auf einen Satz beziehen???? Immer die uralten Fragen!

   
Nur sich nicht von Fragen überhäufen lassen; nur es sich bequem machen!

   
     „φ(ψx)(Ƒ)”: Nehmen wir an uns sei eine Funktion eines S.P.-Satzes gegeben und wir wollen die Art der Beziehung der Funktion zum Satz dadurch erklären daß wir sagen: Die Funktion bezieht sich unmittelbar nur auf das Subjekt des S.P.-Satzes und was bezeichnet ist das logische Produkt aus dieser Beziehung und dem S.P.-Satzzeichen. Wenn wir das nun sagen so könnte man fragen: wenn du den Satz so erklären kannst warum erklärst du dann nicht auch seine Bedeutung auf die analoge Art & Weise. Nämlich „sie sei keine Funktion einer S.P.-Tatsache sondern das logische Produkt einer solchen & einer Funktion ihres Subjektes”? Muß nicht der Einwand der gegen diese
Erklärung gilt auch gegen jene gelten?

   
21.9.14.
Es scheint mir jetzt plötzlich in irgend einem Sinne klar daß eine Eigenschaft eines Sachverhalts immer intern sein muß.

   
φa, ψb       aRb man könnte sagen der Sachverhalt aRb habe immer eine gewisse Eigenschaft, wenn die beiden ersten Sätze wahr sind.

   
Wenn ich sage: Es ist gut daß p der Fall ist dann muß dies eben in sich gut sein.

   
Es scheint mir jetzt klar daß es keine Funktionen von Sachverhalten geben kann.

   
23.9.14.
φ(a), ψ(b), aRb; (∃x y): φx . ψy . xRy
aRb . φa . ψb ≝ (φ,ψ) (aRb) = Ω(x)

   
a

c
   

R

S
   

b

d
   




   

a σ c, b σ d




   
Man könnte fragen: wie kann der Sachverhalt p eine Eigenschaft haben, wenn es sich am Ende gar nicht so verhält?

   
24.9.14.
Die Frage, wie ist eine Zuordnung von Relationen möglich, ist identisch mit dem Wahrheits-Problem.

   
25.9.14.
Denn dies ist identisch mit der Frage wie ist die Zuordnung von Sachverhalten möglich (einem bezeichnenden & einem bezeichneten).

   
Sie ist nur durch die Zuordnung der Bestandteile möglich; ein Beispiel bietet die Zuordnung von Namen & Benanntem. (Und es ist klar daß auch eine Zuordnung der Relationen auf irgend eine Weise stattfindet.)

   
❘aRb❘; ❘a    b❘; p = aRb Def
Hier wird ein einfaches Zeichen einem Sachverhalt zugeordnet.


   
26.9.14

Worauf gründet sich unsere – sicher wohl begründete – Zuversicht daß wir jeden beliebigen Sinn in unserer zweidimensionalen Schrift werden ausdrücken können?!

   
27.9.14

Ein Satz kann seinen Sinn ja nur dadurch ausdrücken daß er dessen logisches Abbild ist!

   
Auffallend ist die Ähnlichkeit zwischen den Zeichen
      „aRb”
und „aσR ∙ Rσb”.


   
29.9.14.

Der allgemeine Begriff des Satzes führt auch einen ganz allgemeinen Begriff der Zuordnung von Satz und Sachverhalt mit sich: Die Lösung aller meiner Fragen muß höchst einfach sein!


   
Im Satz wird eine Welt probeweise zusammengestellt. (Wie wenn im Pariser Gerichtssaal ein Automobilunglück mit Puppen etc. demonstriert || dargestellt wird.)

   
Daraus muß sich (wenn ich nicht blind wäre) sofort das Wesen der Wahrheit ergeben.

   
Denken wir an hieroglyphische Schriften bei denen jedes Wort seine Bedeutung darstellt! Denken wir daran daß auch wirkliche Bilder von Sachverhalten stimmen und nicht stimmen können.

   
”: Wenn in diesem Bild der rechte Mann den Menschen A vorstellt und bezeichnet der linke den Menschen B so könnte etwa das Ganze aussagen „A ficht mit B”. Der
Satz in Bilderschrift kann wahr und falsch sein. Er hat einen Sinn unabhängig von seiner Wahr- oder Falschheit. An ihm muß sich alles Wesentliche demonstrieren lassen.

   
Man kann sagen wir haben zwar nicht die Gewißheit daß wir alle Sachverhalte in Bildern aufs Papier bringen können wohl aber die Gewißheit daß wir alle logischen Eigenschaften der Sachverhalte in einer zweidimensionalen Schrift abbilden können.

   
Wir sind hier noch immer sehr an der Oberfläche aber wohl auf einer guten Ader.

   
30.9.14
Man kann sagen in unserem Bilde stellt der Rechte etwas dar und auch der Linke, aber selbst wenn dies nicht der Fall wäre so könnte
ihre gegenseitige Stellung etwas darstellen. (Nämlich eine Beziehung)

   
Ein Bild kann Beziehungen darstellen die es nicht gibt!!! Wie ist dies möglich?

   
Jetzt scheint es wieder als müßten alle Beziehungen logisch sein damit ihre Existenz durch die des Zeichens verbürgt sei.

   
2.10.14.
Was in „aRb ∙ bSc”, a & c verbindet ist nicht das „ ∙ ” Zeichen sondern das Vorkommen desselben Buchstaben „b” in den beiden einfachen Sätzen.

   
Man kann geradezu sagen:
statt dieser Satz hat diesen & diesen Sinn: dieser Satz stellt diesen & diesen Sachverhalt dar!


   
Er bildet ihn logisch ab.

   
Nur so kann der Satz wahr oder falsch sein: nur dadurch kann er mit der Wirklichkeit übereinstimmen oder nicht übereinstimmen daß er ein Bild eines Sachverhaltes ist.

   
3.10.14.
Nur insoweit ist der Satz ein Bild eines Sachverhalts als er logisch gegliedert ist! (Ein einfaches – ungegliedertes – Zeichen kann weder wahr noch falsch sein.)

   
Der Name ist kein Bild des Benannten!

   
Der Satz sagt nur insoweit etwas aus, als er ein Bild ist!

   
Tautologien sagen nichts aus, sie sind nicht Bilder von Sachverhalten: Sie sind
selber logisch vollkommen neutral. (Das logische Produkt einer Tautologie und eines Satzes sagt nicht mehr noch weniger aus als dieser allein.)

   
4.10.14
Es ist klar daß in „xRy” das bezeichnende Element einer Relation enthalten sein kann auch wenn „x” & „y” nichts bezeichnen. Und dann ist die Relation das einzige was in jenem Zeichen bezeichnet wird.

   
Aber wie ist es dann [bezieht sich auf früher] möglich, daß in einem Code „Kilo” heißt: „es geht mir gut”? Hier sagt doch ein einfaches Zeichen etwas aus und wird benützt andern etwas mitzuteilen!! –

   
Kann denn in der vorigen Bedeutung das Wort „Kilo” nicht wahr oder falsch sein?!



   
5.10.14.
Jedenfalls kann man doch ein einfaches Zeichen dem Sinne eines Satzes zuordnen. –

   
Nur die Wirklichkeit interessiert die Logik. Also die Sätze nur insoweit sie Bilder der Wirklichkeit sind.

   
Wie aber kann ein Wort wahr oder falsch sein? Es kann jedenfalls nicht den Gedanken ausdrücken, der mit der Wirklichkeit übereinstimmt oder nicht übereinstimmt. Der muß doch gegliedert sein!

   
Ein Wort kann nicht wahr oder falsch sein in dem Sinne, daß es nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen kann, oder das Gegenteil.

   
6.10.14
Der allgemeine Begriff zweier Komplexe von denen der eine das logische Bild des
andern sein kann, also: ist. || in einem Sinne ist.

   
Die Übereinstimmung zweier Komplexe ist offenbar intern und kann daher nicht ausgedrückt sondern nur gezeigt werden.

   
„p” ist wahr sagt nichts anderes aus als p!
„‚p’ ist wahr” ist – nach dem Obigen – nur ein Scheinsatz wie alle jene Zeichenverbindungen die scheinbar etwas sagen was nur gezeigt werden kann.
   
7.10.14.
Wenn ein Satz φa gegeben ist so sind mit ihm auch schon alle seine logischen Funktionen (~φa etc.) mitgegeben!
   
8.10.14.
Vollständige und unvollständige Abbildung eines Sachverhaltes.
   


   
(Funktion und Argument wird durch Funktion und Argument abgebildet.)

   
Der Ausdruck „nicht mehr weiter zerlegbar” ist auch einer der mit „Funktion”, „Ding” etc. auf dem Index stehenden; wie aber wird das gezeigt was wir durch ihn ausdrücken wollen?

   
(Man kann natürlich weder von einem Ding noch von einem Komplex sagen sie seien nicht mehr weiter zerlegbar.)

   
9.10.14.
Wenn es eine unmittelbare Zuordnung von Relationen gäbe so wäre die Frage: wie sind dann die Dinge zu einander zugeordnet die in diesen Relationen stehen?, gibt es
eine direkte Zuordnung von Relationen ohne Rücksicht auf ihren Sinn?

   
Ob wir zu der Annahme von „Beziehungen || zwischen Beziehungen” nicht nur irregeführt werden, durch die scheinbare Analogie zwischen den Ausdrücken:
     „Beziehungen von || zwischen Dingen”
und „Beziehungen von || zwischen Beziehungen”?

   
Ich mache bei allen diesen Überlegungen irgendwo irgend einen grundlegenden Fehler.


   
Die Frage nach der Möglichkeit von Existenzsätzen steht nicht in der Mitte sondern am Uranfang der Logik.

   
Alle Probleme die das infin. ax. mit sich bringt sind schon im Satze „(∃x) x = x” zu lösen!
   
10.10.14.
Oft macht man eine Bemerkung und sieht erst später wie wahr sie ist.


   
11.10.14.
Unsere Schwierigkeit liegt jetzt darin daß in der Sprache allem Anscheine nach die Analysierbarkeit oder das Gegenteil nicht wiedergespiegelt wird. Das heißt: wir können, wie es scheint aus der Sprache allein nicht entnehmen ob es z.B. wirkliche Subjekt-Prädikat-Tatsachen gibt oder nicht. Wie aber könnten wir diese Tatsache oder ihr Gegenteil ausdrücken? Dies muß gezeigt werden!


   
Wie aber, wenn wir uns um die Frage der Zerlegbarkeit gar nicht kümmerten? (Wir würden dann mit Zeichen arbeiten die nichts bezeichnen, sondern nur, durch ihre logischen Eigenschaften ausdrücken helfen.) Denn auch der unzerlegte Satz spiegelt ja logische Eigenschaften seiner Bedeutung wieder. Wie also wenn wir sagten: daß ein Satz weiter zerlegbar ist
das zeigt sich wenn wir ihn durch Definitionen weiter zerlegen und wir arbeiten mit ihm in jedem Fall gerade so als wäre er unanalysierbar.

   
Bedenke, daß die „Sätze von den unendlichen Anzahlen” alle mit endlichen Zeichen dargestellt sind!

   
Aber brauchen wir – wenigstens nach Freges Methode – nicht hundert Millionen Zeichen um die Zahl 100.000.000 zu definieren? (Kommt es hier nicht darauf an ob sie auf Klassen oder Dinge angewandt wird?)

   
Die Sätze die von den unendlichen Zahlen handeln können wie alle Sätze der Logik dadurch erhalten werden daß man die Zeichen selber berechnet (denn es tritt zu den ursprünglichen Urzeichen ja an keiner Stelle ein fremdes Element hinzu)
also müssen auch hier die Zeichen alle logischen Eigenschaften des Dargestellten selber haben.

   
12.10.14.
Der triviale Satz || Die triviale Tatsache daß ein vollkommen analysierter Satz ebensoviel Namen enthält als seine Bedeutung Dinge, dieser Satz || diese Tatsache ist ein Beispiel der allumfassenden Darstellung der Welt durch die Sprache.

   
Man müßte jetzt einmal genauer die Definitionen der Kardinalzahlen untersuchen um den genauen || eigentlichen Sinn von Sätzen wie dem infin. ax. zu verstehen.

   
13.10.14.
Die Logik sorgt für sich selbst; wir müssen ihr nur zusehen wie sie es macht.

   
Betrachten wir den Satz: „Es gibt eine
Klasse mit nur einem Glied”. Oder, was auf dasselbe hinauskommt den Satz:
      (∃φ) :. (∃x) : φx : φy . φz . ⊃ y,z. y = z
Bei „(∃x)x = x” konnte man verstehen daß er tautologisch sei da er überhaupt nicht hingeschrieben werden könnte wenn er falsch wäre, aber hier! Dieser Satz kann an Stelle des infin. ax. untersucht werden!

   
Ich weiß daß der folgende Satz wie er steht unsinnig ist || die folgenden Sätze wie sie stehen unsinnig sind: Kann man von den Zahlen reden wenn es nur Dinge gibt? Wenn also z.B. die Welt nur aus einem Dinge bestünde und aus sonst nichts, könnte man sagen es gäbe ein Ding. Russell würde wahrscheinlich sagen: wenn es ein Ding gibt dann gibt es auch die Funktion (∃x) ξ̂ = x. Aber! –

   
Wenn es diese Funktion nicht tut dann
kann von der 1 nur die Rede sein wenn es eine materielle Funktion gibt die nur von einem Argument befriedigt wird. Daß es aber eine solche gibt, das zu glauben, haben wir wie wir sehen doch nicht die geringste Veranlassung.

   
Wie verhält es sich mit Sätzen wie:
(∃φ) . (∃x) .φ(x)
und:
(∃φ) . (∃x) . ~φ(x)?
Ist einer von diesen eine Tautologie? Sind dies Sätze einer Wissenschaft, d.h. sind dies überhaupt Sätze?

   
Erinnern wir uns aber daß die Variable & nicht die Allgemeinheitsbezeichnung die Logik charakterisieren!

   
14.10.14.
Gibt es denn eine Wissenschaft der vollständig verallgemeinerten Sätze? Dies klingt höchst unwahrscheinlich.
Das ist klar: Wenn es völlig verallgemeinerte Sätze gibt, dann hängt ihr Sinn von keiner willkürlichen Zeichengebung mehr ab! Dann aber kann eine solche Zeichenverbindung die Welt nur durch ihre eigenen logischen Eigenschaften darstellen d.h. sie kann nicht falsch, & nicht wahr sein. Also gibt es keine vollständig verallgemeinerten Sätze. Aber jetzt die Anwendung!


   
Nun aber die Sätze: „(∃φ,x) .φ(x)”
      und „~(∃φ,x) . φ(x)”
Welcher von ihnen ist tautologisch welcher kontradiktorisch?


   
Immer wieder entsteht das Bedürfnis nach einer vergleichenden Zusammenstellung von Sätzen die in internen Beziehungen stehen. Man könnte zu diesem Buch geradezu Bildertafeln anlegen.
(Die Tautologie zeigt was sie zu sagen scheint, die Kontradiktion zeigt das Gegenteil von dem was sie zu sagen scheint.)

   
Es ist klar daß wir alle überhaupt möglichen völlig allgemeinen Sätze bilden können sobald uns nur eine Sprache gegeben ist. Und darum wäre || ist es doch sehr eigentümlich || kaum zu glauben daß solche Zeichenverbindungen wirklich etwas über die Welt aussagen sollten. – Andererseits aber dieser graduelle Übergang vom elementaren Satz zum völlig allgemeinen!!

   
Man kann sagen: die völlig allgemeinen Sätze kann man alle a priori bilden.

   
15.10.14.
Es scheint doch als könnte die bloße Existenz der in „(∃x,φ).φx” enthaltenen
Formen die Wahr- oder Falschheit dieses Satzes allein nicht bestimmen! Es scheint also nicht undenkbar daß, z.B., die Verneinung keines Elementarsatzes wahr sei. Aber würde diese Aussage nicht schon den Sinn der Verneinung betreffen?

   
Offenbar können wir jeden ganz allgemeinen Satz auffassen als die Bejahung oder Verneinung der Existenz irgend einer Art von Tatsachen. Aber gilt dies nicht von allen Sätzen?

   
Jede Zeichenverbindung die etwas über ihren eigenen Sinn auszusagen scheint ist ein Scheinsatz (wie alle Sätze der Logik).

   
Der Satz soll einen Sachverhalt logisch vorbilden. Das kann er aber doch nur dadurch, daß seinen Elementen willkürlich Gegenstände
zugeordnet wurden. Wenn dies nun in ganz allgemeinen Sätzen || im ganz allgemeinen Satz nicht der Fall ist so ist nicht einzusehen wie er etwas außerhalb ihm darstellen soll.

   
Im Satze stellen wir – so zu sagen – zur Probe die Dinge zusammen wie sie sich in Wirklichkeit aber nicht zu verhalten brauchen, wir können aber nicht etwas Unlogisches zusammenstellen denn dazu müßten wir in der Sprache aus der Logik heraus können. – Wenn aber der ganz allgemeine Satz nur „logische Konstante” enthält so kann er für uns nicht mehr sein als – einfach – ein logisches Gebilde und kann nicht mehr tun als uns seine eigenen logischen Eigenschaften zu zeigen. – Wenn es ganz allgemeine Sätze gibt, – was stellen wir in ihnen probeweise zusammen??



   
Wenn man sich vor der Wahrheit fürchtet (wie ich jetzt) so ahnt man nie die volle Wahrheit.

   
Ich habe hier die Beziehungen der Satz-Elemente zu ihren Bedeutungen gleichsam als Fühler betrachtet wodurch || durch welche der Satz mit der Außenwelt in Berührung steht; und das Verallgemeinern eines Satzes gleicht dann dem Einziehen der Fühler; bis endlich der ganz allgemeine Satz ganz isoliert ist. Aber stimmt dieses Bild? (Ziehe ich wirklich einen Fühler ein wenn ich statt φ(a), (∃x).φ(x), sage?)

   
16.10.14.
Nun scheint es aber als sprächen genau dieselben Gründe die ich anführte um zu zeigen daß „(∃x,φ) . φ(x)” nicht falsch sein könne, als sprächen diese Gründe auch dafür daß „~ (∃x,φ) . φ(x)” nicht
falsch sein könne; und hier zeigt sich ein grundlegender Fehler. Denn es ist gar nicht einzusehen warum gerade der erste Satz & nicht der zweite eine Tautologie sein soll. Vergiß doch nicht daß auch die Kontradiktion „p ∙ ~p” etc. etc. nicht wahr sein kann & doch selbst ein logisches Gebilde ist.

   
Angenommen daß keine Verneinung eines Elementarsatzes wahr ist hat in diesem Falle „Verneinung” nicht einen anderen Sinn als im entgegengesetzten Fall?

   
„(∃φ):(x).φx” – von diesem Satz scheint es fast gewiß daß er weder eine Tautologie noch eine Kontradiktion ist. Hier spitzt sich das Problem unerhört zu.

   
17.10.14.
Wenn es ganz allgemeine Sätze gibt so
scheint es also als wären solche Sätze probeweise Zusammenstellungen „logischer Konstanten”. (!)


   
Kann man denn aber nicht die ganze Welt vollständig mit ganz allgemeinen Sätzen beschreiben? (Das Problem zeigt sich von allen Seiten.) Ja, man könnte die Welt vollständig durch ganz allgemeine Sätze beschreiben also ganz ohne irgend einen Namen oder sonst ein bezeichnendes Zeichen zu verwenden. Und um auf die gewöhnliche Sprache zu kommen brauchte man Namen etc. nur dadurch einführen indem man nach einem „(∃x)” sagte „und dieses x ist A” u.s.w..

   
Man kann also ein Bild der Welt entwerfen ohne zu sagen was was darstellt.



   
Nehmen wir z.B. an die Welt bestünde aus den Dingen A und B und der Eigenschaft F und es wäre F(A) wahr || der Fall und nicht F(B).
Diese Welt könnten wir auch durch die folgenden Sätze beschreiben:
      (∃x,y) . (∃φ) . x ≠ y . φx.~φy. ¤ φu . φz . ⊃ . u = z       (∃φ).(ψ).ψ = φ
     (∃x,y).(z).z = x ⌵ z = y
Und hier braucht man auch Sätze von der Art der letzten zwei nur die Gegenstände identifizieren zu können.

   
Aus alledem folgt natürlich daß es ganz allgemeine Sätze gibt!

   
Kann man nicht oben statt den letzten zwei || drei Sätzen auch die folgenden schreiben:
      (∃x,y) ∙ (∃φ)

Genügt oben nicht der erste Satz (∃x,y,φ) φx.~φy ∙ x ≠ y?
Die Schwierigkeit der Identifizierung kann man dadurch wegschaffen indem man die ganze Welt in einem allgemeinen Satz beschreibt welcher anfängt: „(∃x,y,z … φ,ψ …RS || etc.)” und nun folgt das logische Produkt || ein logisches Produkt , aus etc.

   
Wenn wir sagen „φ ist eine Einheitsfunktion und (x).φx” so heißt das soviel wie: „es gibt nur ein Ding”! (Wir sind hiermit scheinbar um den Satz „(∃x) . (y) . y = x” herumgekommen.)

   
18.10.14.
Mein Fehler liegt offenbar in einer falschen Auffassung der logischen Abbildung durch den Satz.

   
Eine Aussage kann nicht den logischen Bau der Welt betreffen, denn damit eine Aussage überhaupt möglich sei, damit ein Satz Sinn haben
kann, muß die Welt schon den logischen Bau haben, den sie eben hat. Die Logik der Welt ist aller Wahr- & Falschheit primär.
Beiläufig gesprochen: bevor irgend ein Satz überhaupt Sinn haben kann müssen die logischen Konstanten Bedeutung haben.

   
19.10.14.
Die Beschreibung der Welt durch Sätze ist nur dadurch möglich daß das Bezeichnete nicht sein eigenes Zeichen ist! Anwendung –.

   
Beleuchtung von Kant's Frage „wie ist reine Mathematik möglich” durch die Theorie der Tautologien!


   
Es leuchtet ein daß man den Bau der Welt ohne irgend welche Namen zu nennen beschreiben können muß.



   
20.10.14.
Aus dem Satz muß man den logischen Bau des Sachverhaltes ersehen der ihn wahr oder falsch macht. (Wie ein Bild zeigen muß in welchen räumlichen Beziehungen die dargestellten || darauf wiedergegebenen Dinge stehen müssen wenn das Bild richtig (wahr) ist.)

   
Die Form eines Bildes könnte man dasjenige nennen worin das Bild mit der Wirklichkeit stimmen muß (um sie überhaupt abbilden zu können).

   
Die Theorie der logischen Abbildung durch die Sprache gibt als erste einen Aufschluß über das Wesen der Wahrheits-Beziehung.

   
Die Theorie der logischen Abbildung durch die
Sprache sagt – ganz allgemein: Damit es möglich ist daß ein Satz wahr oder falsch sei – daß er mit der Wirklichkeit übereinstimme oder nicht – dazu muß im Satze etwas mit der Wirklichkeit identisch sein.

   
Das was in „~p” verneint ist nicht das „~” vor dem „p” sondern dasjenige was allen Zeichen die in dieser Notation mit „~p” gleichbedeutend sind gemeinsam ist; also das Gemeinsame von
    ~p
~~~p
~p ⌵ ~p
~p ∙ ~p
etc. etc.
(Ƒ) und dasselbe gilt für die Allgemeinheitsbezeichnung etc..

   
Scheinsätze sind solche, die, wenn analysiert, das was sie sagen sollten doch nur wieder zeigen.



   
Unser || Das Gefühl daß der Satz einen Komplex auf die Art der Russellschen Beschreibungen beschreibe rechtfertigt sich jetzt: Der Satz beschreibt den Komplex nach seinen logischen || durch seine logischen Eigenschaften.

   
Der Satz konstruiert eine Welt mit Hilfe seines logischen Gerüstes und darum kann man am Satz auch sehen wie sich alles Logische verhielte wenn er wahr wäre: man kann aus einem falschen Satz Schlüsse ziehen etc. So kann ich sehen daß, wenn „(x,φ). φ(x)” wahr wäre, dieser Satz im Widerspruch stünde mit einem Satze „ψ(a)”.)


   
Daß sich von materiellen Sätzen auf ganz allgemeine Sätze schließen läßt – daß diese zu jenen in bedeutungsvollen internen Beziehungen stehen können – zeigt daß auch die ganz allgemeinen
Sätze Sachverhalte || logische Konstruktionen von Sachverhalten darstellen || sind.


   
21.10.14.
Ist die Russellsche Definition der Null nicht unsinnig? Kann man von einer Klasse x̂ (x ≠ x) überhaupt reden? – Kann man denn von einer Klasse x̂ (x = x) reden? Ist denn x ≠ x oder x = x eine Funktion von x?? – Muß nicht die Null definiert werden durch die Hypothese (∃φ):(x)~φx? Und dasselbe || Analoges würde von allen anderen Zahlen gelten. Dies nun wirft ein Licht auf die ganze Frage von || nach der Existenz von Anzahlen von Dingen.

   
0 = α̂ {(∃φ):(x)~φx .α = û (φu)} Def
1 = α̂ {(∃φ)∷(∃x) .φx.φy.φz ⊃ yzy = z:α = û(φu)} Def

[Das Gleichheitszeichen in der geschweiften Klammer könnte man vermeiden wenn man schriebe
0 = û (φu) {(∃φ) : (x)~φx}.](Ƒ)


   
Der Satz muß die Möglichkeit seiner Wahrheit enthalten (und so zeigen). Aber nicht mehr als die Möglichkeit.

   
Nach meiner Definition der Klassen ist (x).~ x̂(φx) die Aussage daß x̂(φx) null ist und die Definition der Null ist dann 0 = α̂ [(x).~α] Def.

   
Ich dachte, die Möglichkeit der Wahrheit eines Satzes φ(a) ist an die Tatsache (∃x,φ) .φx gebunden. Aber es ist nicht einzusehen warum φa nur dann möglich sein soll wenn es einen anderen Satz derselben Form gibt. φa kann || braucht doch keinen Präzedenzfall. (Denn angenommen es gäbe nur die beiden Elementarsätze „φa” & „ψa” und „φa” sei falsch: warum soll dieser Satz nur dann einen Sinn haben wenn „ψa” wahr ist?!)

   
22.10.14.
Im Satz muß etwas mit seiner
Bedeutung identisch sein, er || der Satz muß || darf aber nicht mit seiner Bedeutung identisch sein, also muß etwas in ihm mit seiner Bedeutung nicht identisch sein. (Der Satz ist ein Gebilde mit den logischen Zügen des Dargestellten und mit noch anderen Zügen, diese nun werden willkürlich sein und in verschiedenen Zeichensprachen verschieden.) Es muß danach also verschiedene Gebilde mit denselben logischen Zügen geben; das Dargestellte wird eines von diesen sein und es wird sich bei der Darstellung darum handeln dieses von anderen Gebilden mit denselben logischen Zügen zu unterscheiden (da ja sonst die Darstellung nicht eindeutig wäre). Dieser Teil der Darstellung (die Namengebung) muß nun durch willkürliche Bestimmungen geschehen. Es muß darnach also jeder Satz Züge mit willkürlich bestimmten
Bedeutungen enthalten.

   
Versucht man dies auf die ganz allgemeinen Sätze anzuwenden so scheint es daß darin irgend ein grundlegender Fehler ist.

   
Die Allgemeinheit des ganz allgemeinen Satzes ist die zufällige Allgemeinheit. Er handelt von allen Dingen die es zufälligerweise gibt. Und darum ist er ein materieller Satz.

   
23.10.14.
Einerseits scheint meine Theorie der logischen Abbildung die einzig mögliche andererseits scheint in ihr ein unlöslicher Widerspruch zu sein!

   
Wenn der ganz allgemeine Satz nicht ganz entmaterialisiert ist so wird er || ein Satz durch die Verallgemeinerung wohl überhaupt nicht entmaterialisiert, wie ich glaubte.



   
Ob ich von einem bestimmten Ding rede oder von allen Dingen die es gibt etwas aussage, die Aussage ist gleich materiell.

   
„Alle Dinge”, das ist sozusagen eine Beschreibung statt „a & b & c”.

   
Wie, wenn unsere Zeichen ebenso unbestimmt wären wie die Welt welche sie spiegeln?

   
Um das Zeichen im Zeichen zu erkennen muß man auf den Gebrauch achten.

   
Wollten wir dasjenige welches wir durch „(x).φ(x)” ausdrücken durch das Vorsetzen eines Index vor „φ(x)” ausdrücken etwa so „Allg.φ(x)”, es würde nicht genügen (wir wüßten nicht was verallgemeinert wurde).
Wollten wir es durch einen Index am „x” anzeigen etwa so φ(xA) es würde
auch nicht genügen (wir wüßten auf diese Weise nicht den Bereich der Allgemeinheit.).
Wollten wir es durch Einfüllen einer Marke in die leeren Argumentstellen versuchen etwa so „(A,A).ψ(A,A)” es würde nicht genügen (wir könnten die Identität der Variablen nicht feststellen). Alle diese Bezeichnungsweisen genügen nicht weil sie nicht die notwendigen logischen Eigenschaften haben. Alle jene Zeichen || Zeichenverbindungen vermögen den gewünschten Sinn – auf die vorgeschlagene Weise – nicht abzubilden.

   
24.10.14.
Um überhaupt eine Aussage machen zu können müssen wir – in einem Sinne – wissen wie es sich verhält wenn die Aussage wahr ist (und dies bilden wir eben ab).

   
Der Satz drückt aus was ich nicht weiß, was ich aber doch wissen muß um ihn
überhaupt aussagen zu können das zeige ich in ihm.

   
Die Definition ist eine Tautologie und zeigt interne Relationen zwischen ihren beiden Gliedern!

   
25.10.14.
Warum aber untersuchst Du nie ein einzelnes spezielles Zeichen auf die Art & Weise hin wie es logisch abbildet?

   
Der vollkommen analysierte Satz muß seine Bedeutung vorstellen.

   
Man könnte auch sagen, unsere Schwierigkeit läuft da hinaus daß der ganz allgemeine Satz nicht zusammengesetzt zu sein scheint. –.
Er scheint nicht wie alle anderen Sätze aus willkürlich bezeichnenden Bestandteilen zu bestehen die in einer logischen Form vereinigt sind. Er scheint
keine Form zu haben sondern selbst eine in sich abgeschlossene Form zu sein.

   
Man braucht bei den logischen Zahlen || Konstanten nie nach ihrer Existenz zu fragen, sie können ja auch verschwinden!

   
Warum soll „φ(x̂)” nicht vorstellen wie (x).φx ist? Kommt es da nicht nur darauf an wie – auf welche Art & Weise – jenes Zeichen etwas vorstellt?

   
Angenommen3 ich wollte vier Paare kämpfender Männer darstellen könnte ich es nicht so machen daß ich nur eines darstelle und sage: „so sehen alle viere aus”? (Durch diesen Nachsatz bestimme ich die Art & Weise der Darstellung.) (Ähnlich stelle ich (x).φx durch „φ(x̂)” dar.)

   
Bedenke aber daß es keine hypothetischen internen Beziehungen gibt. Ist
eine Struktur gegeben und eine strukturelle Beziehung zu ihr dann muß es eine andere Struktur geben die jene Beziehung zu der ersten hat. (Dies liegt ja im Wesen der strukturellen Beziehungen.)
Und dies spricht für die Richtigkeit der obigen Bemerkung, sie wird hierdurch zu keiner-Ausflucht.

   
26.10.14.
Es scheint also als wäre nicht die logische Identität von Zeichen & Bezeichnetem nötig sondern nur eine interne, logische, Relation zwischen beiden. (Das Bestehen einer solchen schließt in gewissem Sinne das Bestehen einer Art grundlegender – interner – Identität mit ein.)

   
Es handelt sich ja nur darum daß das Logische des Bezeichneten
durch das Logische des Zeichens & der Bezeichnungsweise allein vollständig bestimmt ist. Man könnte sagen: Zeichen & Bezeichnungsweise zusammenssen mit dem Bezeichneten logisch identisch sein.

   
Der Sinn des Satzes ist das was er vorstellt.

   
27.10.14.
„x = y” ist keine Satzform. (Folgen)

   
Es ist ja klar daß „aRa” gleichbedeutend wäre mit „aRb ∙ a = b”. Man kann also den Scheinsatz „a = b” durch eine ganz analysierte richtige Notation zum Verschwinden bringen. Bester Beweis für die Richtigkeit der obigen Bemerkung.

   
Die Schwierigkeit vor meiner Theorie der logischen Abbildung war die, eine bedeutende Beziehung || einen Zusammenhang zwischen
einem Komplex von Bleistift Strichen || den Zeichen auf Papier & einem beliebigen Sachverhalt draußen in der Welt zu finden.

   
Ich sagte immer die Wahrheit ist eine Beziehung zwischen dem Satz & dem Sachverhalt konnte aber niemals eine solche Beziehung ausfindig machen.

   
Die Darstellung der Welt durch ganz allgemeine Sätze könnte man die unpersönliche Darstellung der Welt nennen.

   
Wie geschieht die unpersönliche Darstellung der Welt?

   
Der Satz ist ein Modell der Welt || Wirklichkeit so wie wir sie uns denken.

   
28.10.14.
Was der Scheinsatz „es gibt n Dinge” ausdrücken will zeigt sich in der Sprache durch das Vorhandensein
von n Eigennamen mit verschiedener Bedeutung. (etc.)

   
Das was die ganz allgemeinen Sätze beschreiben, sind allerdings in gewissem Sinne strukturelle Eigenschaften der Welt. Dennoch können diese ganz allgemeinen Sätze noch immer wahr oder falsch sein. Auch nachdem sie Sinn haben bleibt der Welt noch immer jener Spielraum.
Schließlich verändert ja die Wahr- oder Falschheit jedes Satzes etwas an der allgemeinen Struktur der Welt. Und der Spielraum der ihre Struktur durch die Gesamtheit aller Elementarsätze gelassen wird ist eben derjenige welchen die ganz allgemeinen Sätze begrenzen.

   
29.10.14.
Denn, wenn ein Elementarsatz wahr ist so ist doch jedenfalls
einer || ein Elementarsatz mehr, wahr, u. u..

   
Damit ein Satz wahr sei muß er vor allem wahr sein können und nur das geht die Logik etwas an.

   
Der Satz muß zeigen was er sagen will. – Er muß sich zu seiner Bedeutung ähnlich verhalten wie eine Beschreibung zu ihrem Gegenstand.
Die logische Form des Satzes || Sachverhaltes aber, läßt sich nicht beschreiben. –

   
Die internen Relationen zwischen dem Satz & seiner Bedeutung, die Bezeichnungsweise – sind || interne Relation zwischen dem Satz & seiner Bedeutung, die Bezeichnungsweise – ist das System von Koordinaten das den Sachverhalt in den Satz abbildet. Der Satz entspricht den Grundkoordinaten.

   
Man könnte die beiden || zwei Koordinaten aP & bP
als einen Satz auffassen der aussagt der materielle Punkt P befinde sich im Ort (ab). Und damit diese Aussage möglich sei müssen also a & b || die Koordinaten a & b wirklich einen solchen Ort bestimmen. Damit eine Aussage möglich ist müssen die logischen Koordinaten wirklich einen logischen Ort bestimmen!

   
(Der Gegenstand von welchem die allgemeinen Sätze handeln ist recht eigentlich die Welt; die in ihnen durch eine logische Beschreibung eintritt. – Und darum kommt die Welt eigentlich doch nicht in ihnen vor so wie ja auch der Gegenstand der Beschreibung nicht in dieser vorkommt.)

   
Daß in gewissem Sinne die logische Form von p vorhanden sein muß auch wenn p nicht der Fall ist das zeigt
sich symbolisch dadurch daß „p” in „~p” vorkommt.

   
Die Schwierigkeit läßt sich so ausdrücken || ist die: wie kann die Form von p bestehen || es die Form von p geben wenn es keinen Sachverhalt von dieser Form gibt. Und worin besteht diese Form dann eigentlich?!

   
Analytische Sätze gibt es nicht.

   
30.10.14.
Könnte man sagen: „in „~φ(x)” stellt „φ.(x)” vor wie es sich nicht verhält”?

   
Man könnte auch auf einem Bild eine negative Tatsache darstellen indem man darstellt was nicht der Fall ist.

   
Wenn wir aber diese Darstellungsmethoden einräumen was ist dann eigentlich charakteristisch für die
Beziehung des Darstellens?

   
Kann4 man nicht sagen: Es gibt eben verschiedene logische Koordinatensysteme!

   
Es gibt eben verschiedene Darstellungsweisen, auch durch das Bild, und das Darstellende ist nicht nur das Zeichen oder Bild sondern auch die Methode der Darstellung. Aller Darstellung ist gemeinsam daß sie stimmen oder nicht stimmen, wahr oder falsch sein kann.

   
Denn, Bild und Darstellungsweise sind ganz außerhalb des Dargestellten!
Beide zusammen sind wahr oder falsch, nämlich das Bild, auf eine bestimmte Art & Weise. (Dies gilt natürlich auch vom Elementarsatz!)

   
C.S.5

Editorial notes

1) Abbreviation unclear.

2) Location "Lopiza" unknown.

3) See facsimile; mark on opposite page.

4) See facsimile; deleted mark on opposite page 69v.

5) Abbreviation unclear.