/  

22.10.46.
  Sagt man nicht von dem, man kenne es, was man richtig beschreiben kann? Und kann man das von den eigenen Gedanken sagen?

 
  /  
  Wenn Einer die Worte statt den “Ausdruck” des Gedankens, die “Beschreibung” des Gedankens nennen will, frage er sich, wie man einen Tisch beschreiben, & wie man die eigenen Gedanken beschreiben lernt. Und das heißt nur:
er sehe zu
er möge zusehen
, wie man beurteilt die Beschreibung eines Tisches, und wie man die ˇBeschreibung der Gedanken als richtig oder falsch beurteilt; er möge also
diese
die
Sprachspiele in allen ihren Erscheinungen ins Auge fassen. // in allen ihren Situationen in's Auge fassen. //

 
  /  
23.10.
  Philosophische Zweifel, wie Blumen. Der Eine hat von dieser
Art
Blume
ˇnur ein

2
schwaches, kümmerliches Exemplar, der Andre ein schön ausgebildetes, kräftiges.
Ein
Der
Philosoph züchtet viele Arten, & zu besonderer Größe & Schönheit. // Der Eine hat nur eine Blume, & die ein
schwaches
schwächliches
, kümmerliches Exemplar, der Andre hat ˇsie von verschiedenen Arten kräftiges schön ausgebildete, kräftige Exemplare. // , der Andre hat sie von verschiedenen Arten, schön ausgebildete, kräftige
Pflanzen
Blumen
. Der Philosoph züchtet sie & zu besonderer Stärke & Schönheit. //

 
   
  Den Wahnsinn muß man nicht als Krankheit ansehen. Warum nicht als eine [P|p]lötzliche – mehr oder weniger plötzliche – Charakteränderung?
  Jeder Mensch ist (oder die [m|M]eisten sind) mißtrauisch, & vielleicht gegen die Verwandten mehr, als gegen Andere. Hat das Mißtrauen einen Grund? Ja & nein. Man kann dafür Gründe angeben, aber sie

3
sind nicht zwingend. Warum soll [E|e]in Mensch nicht plötzlich gegen die Menschen viel mißtrauischer werden? Warum nicht viel verschlossener? oder liebeleer? Werden Menschen dies nicht auch im gewöhnlichen Verlauf? – Wo ist hier die Grenze zwischen Wollenc & Könnenc? Will ich mich niemandem mehr mitteilen, oder kann ich's nicht? Wenn so vieles seinen Reiz verlieren kann, warum nicht Alles? Wenn der Mensch auch im gewöhnlichen Leben verschlagen ist, warum soll er nicht – & vielleicht plötzlich – noch viel verschlagener werden? Und viel unzugänglicher.

 
  /  
  “Die Tatsache ist doch, daß der Mensch nur seine eigenen Gedanken kennt.” (“Die Tatsache ist doch, daß von meinem eigenen Denken nur ich weiß.”)
  “Und auch ich nicht” könnte man sagen.

4


 
  / 
  “Die Tatsache ist doch, daß der Mensch nur seine eigenen Gedanken kennt; daß sie etwas ihm allein gehöriges,
für die Andern verstecktes
den Anderen verborgenes
sind.”
  Ist
es
das
so, wie auch mein Herzklopfen nur ich spüre? Ist es dem zu vergleichen, daß nur ich es fühle, wenn ich mir den Magen verdorben habe, oder ist der Satz wie der: “Jeder
spürt
fühlt
nur seine eigenen Schmerzen”?

 
  ∫ /  
  Der Satz scheint zu sagen: “Wir haben, von Natur aus, ein Mittel Dinge geheim zu halten, einen Schrank in den niemand dringen kann, so verschlossen vollzieht sich unser Denken, z.B. & unser Fühlen.”

 
  ∫ /  
  ‘Gleich’ in übertragener Bedeutung. Es gibt keine Grenze

5
zwischen einer nicht-übertragenen & einer übertragenen Bedeutung.

 
  /  
  “Dem Menschen hat es die Natur gegeben, ˇdaß er im [g|G]eheimen zu denken kann.” (Denk Dir, man sagte: “Die Natur hat es dem Menschen gegeben, daß er
hörbar reden
laut denken kann
, aber auch daß er unhörbar in seinem Geiste reden kann.” // hörbar reden, aber auch, daß er es unhörbar, in seinem Geiste, ◇◇◇ reden kann.” // Er kann also, heißt das, dasselbe auf zwei Arten [T|t]un. (Als könnte er sichtbar verdauen und unsichtbar verdauen.)
  Nur ist beim Reden im Geiste das Reden besser verborgen als ein Vorgang im Innern des Körpers sein kann. – Wie wäre es aber, wenn ich redete, wenn alle Andern taub
sind
wären
? Wäre da mein Reden nicht ebensogut verborgen?
  “Im tiefsten Geheimnis des Geistes geht
es
etwas
vor sich.”


6


 
  /  
  Wer mir sagt, was er gedacht hat, – – hat mir der wirklich gesagt, : was er gedacht hat? Mußte nicht das eigentliche geistige
Ereignis
Geschehnis
unbeschrieben bleiben? // Mußte nicht der Vorgang im Geiste unbeschrieben bleiben? // ‒ ‒ ‒ War nicht er das Geheime, – wovon ich in der Rede dem Andern nur ein Bild gebe?

 
  ∫ /  
  Niemand sieht, niemand hört, niemand nimmt wahr, was ich denke. So ist es ein
Hergang
Vorgang
zutiefst verschlossen. Aber nicht in der Materie eingebettet, sondern in einen anderen Raum entrückt. (Und so wirklich aller Wahrnehmung entzogen.) ‒ ‒ ‒ Und wie weißt Du, was es ist,
das
was
vorgeht? & welche Worte es beschreiben?

 
   
24.10.
Eine pointe i[n|m] einem Gedicht ist überspitzt, wenn die Verstandesspitzen nackt zu Tage treten treten, nicht
überkleidet
bekleidet
vom Herzen.

7


 
  /  
  Wenn ich Einem sage, was ich denke, – kenne ich da meinen Gedanken besser als meine Worte ihn darstellen. Ist es als kennte ich einen Körper & zeigte ihm nur eine Photographie? von ihm

 
  ∕∕  
  “
Dem Menschen ist es gegeben,
Der Mensch ist im Stande,
in voller Abgeschlossenheit
mit sich selbst zu
zu sich zu
reden; in einer
Isolierung
Einsamkeit
, die weit vollkommener ist, als jede körperliche
Abgetrenntheit
Isolierung
.” // in einer Absonderung, die weit vollkommener ist, als die eines Einsiedlers.” // Wie weiß ich, daß dem N. dies gegeben ist? – Weil er's sagt & zuverläßig ist? –
  Und doch sagen wir: “Ich wüßte gerne, was er jetzt bei sich denkt”; ganz so, wie wir sagen könnten: “Ich wüßte gerne, was er jetzt in sein Notizbuch schreibt”. Ja, man könnte eben das sagen & es, sozusagen, als selbstverständlich ansehen, daß er bei sich ˇdas denkt, was er in's

8
Notizbuch einträgt.

 
  /  
  Würden nun Leute, die regelmäßig, – etwa durch Beobachten des Kehlpopfs
des Andern
eines Menschen
– seine Gedanken ‘lesen’ könnten, – würden
die
sie
auch von der gänzlichen Einsamkeit des Geistes mit sich selbst zu sprechen geneigt sein? – Oder: Wären auch sie geneigt, das Bild von der ‘gänzlichen Abgeschlossenheit’ zu gebrauchen?

 
  /  
  “Ich möchte wissen, worauf er sinnt!” Aber nun stell die – scheinbar irrelevante – Frage: “Was ist daran überhaupt Interessantes, ˇan dem, was ‘in ihm’ vorgeht, in seinem Geiste, vorgeht – angenommen, daß etwas vorgeht?” (Hol's der Teufel, was in ihm vorgeht!)

 
  /  
  Der Vergleich des Denkens mit einem Vorgang in der Verborgenheit ist irreführend. // ist, in der Philosophie, irreführend. //

9
So irreführend,
etwa
ungefähr
, wie der Vergleich des Suchens nach dem treffenden Ausdruck mit einem Abkonterfeien des Gedankens. // mit den Bemühungen dessen, der eine nur ihm (selbst) sichtbare Linie
haargenau
genau
nachzeichnen will. //

 
  /  
  Was uns verwirrt, ˇdas ist, daß die die des Andern Gedanken zu
kennen
wissen
in einem Sinne ˇeine logische [u|U]nmöglichkeit, in einem andern aber eine psychologische ist. // zu kennen, von einer Seite besehen, logisch unmöglich, &, von einer andern besehen, psychologisch unmöglich ist. //

 
  /  
  Ist es nun richtig, zu sagen
:
,
daß diese beiden ‘Unmöglichkeiten’ so miteinander zusammenhängen
:
,
daß die psychologische Unmöglichkeit (hier) das Bild liefert das uns (dann) ◇◇◇ zum Abzeichen des Begriffs ‘denken’ wird?

10


 
  /  
  Man kann nicht sagen
:
,
das Schreiben in's Notzitzbuch, oder das monologische Sprechen,, sei dem ˇstummen Denken ‘ähnli[l|c]h’; wohl aber kann der eine Vorgang den andern (
das Rechnen im Kopf das schriftliche Rechnen, z.B.)
das Kopfrechnen das Rechnen auf dem Papier, z.B.)
für gewisse Zwecke ersetzen.

 
  /  
  Könnte es Leute geben, die beim Denken immer zu sich selbst murmeln, deren Denken also für [a|A]ndere zugänglich ist? – “Ja, aber wir könnten ja doch nicht wissen, ob sie nicht,
außerdem
auch
, stumm bei sich selber denken!” – Könnte es denn aber nicht sein, daß, diese Möglichkeit dies anzunehmen, ebenso sinnlos wäre, wie anzunehmen, die Haare dieser Leute dächten, oder ein Stein dächte?

 
  /  
  Mußten wir, heißt das, wenn dies so wäre, auch nur auf den Gedanken kommen, einer dächte, hätte Gedanken,

11
in seinem Geist verborgen?

 
   
  “Was in mir vorgeht kann unmöglich Einer wissen; denn, was immer er
wahrnähme,
sähe,
es wäre nicht das.” Hier wird Grammatik geschmiedet.

 
  /  
  “Ich weiß nicht, was Du Dir denkst. Sag, was Du Dir denkst!” – das heißt etwa: “Rede!”

 
  /  
  Ist es also irreführend, von der Seele des Menschen, oder von seinem Geist zu reden? So wenig, daß es ganz verständlich ist, wenn ich sage: “Meine Seele ist müde, nicht bloß mein Verstand”. Aber sagst Du nicht doch, daß alles was man durch das Wort “Seele” ausdrücken kann, irgendwie auch durch Worte für Körperliches sich ausdrücken läßt? Ich sage es nicht. Aber wenn es auch so wäre, – was würde
es
das
sagen? Die Worte,
so wie auch das,
so wie das,
worauf

12
wir bei ihrer Erklärung weisen, sind ja nur ˇdie Instrumente, & nun kommt's auf ihren Gebrauch an.

 
   
Oh es kann ein Schlüssel für ewig da liegen, wohin ihn der Meister gelegt hat, & nie verwendet werden, das Schloß
aufzusperren,
aufzuschließen,
wodafür welchen der Meister ihn geschmiedet hat. // für welches er ihn dafür der Meister ihn geschmiedet hat. // .
 
  /  
25.10.
  Ich habe nicht den Mut und nicht die Kraft & Klarheit den Tatsachen meines Lebens gerade in's Gesicht zu schauen. – B. hat zu mir eine Vor-Liebe. Etwas, was nicht halten kann. Wie diese verwelken wird, weiss ich natürlich nicht. Wie etwas von ihr zu erhalten wäre, lebendig, nicht gepresst in einem Buch als Andenken, weiss ich auch nicht. Es ist unendlich unwahrscheinlich, dass diese Liebe, wenn sie von einer andern, oder anderen Umständen gedrängt wird, dann
13
noch Zähigkeit genug haben wird, nicht zu reissen. Das ist nun eine furchtbare Schwierigkeit meines Lebens. Ich weiss nicht ob und wie ich es aushalten werde, dies Verhältnis mit dieser Aussicht weiterzunähren. Es abzubrechen aber habe ich nicht die Klarheit und nicht die Kraft. Wenn ich mir vorstelle, dass ich es abgebrochen hätte, so fürchte ich mich vor der Einsamkeit; davor mir sagen zu müssen, ich hätte treulos & ungeduldig ein Band zerrissen, das ein ˇgrosses & ungemein seltsames Geschenk des Himmels war, und das ich nicht zum Guten zu verwenden wusste. Es wird mir so erscheinen, dass hier, als ich es nie erwarten durfte mir eine
Gelegenheit
Möglichkeit
geboten wurde, und ich, statt sie ◇◇◇ nun wohl zu benützen, sie weggeworfen haben. Das ist schwer: Wenn ich diese Neigung benützen will, kann ich's nur tun indem ich viel leide. – Und ob es dass dann gehen wird weiss ich auch nicht, noch,
14
ob ich diesen Schmerz aushalten kann.
  Dämonen haben dieses Band gewoben ◇◇◇ und halten es in
den Händen.
der Hand.
Sie können's zerreißen, oder
leben
dauern
lassen.
 
  /  
26.10.
  Die Liebe ist ein Glück. Vielleicht ein Glück mit Schmerzen, aber ein Glück. Fehlt das Glück, oder schrumpft es auf ein kurzes Aufflackern zusammen, so fehlt die Liebe. – In der Liebe muss ˇich sicher ruhen können. – Aber kannst du ein warmes Herz zurückweisen? Ist es ein Herz, das warm für mich schlägt? – ‘I'll rather do anything than to hurt the soul of friendship.’ – I must know: – he won't hurt our friendship. Der Mensch kann aus seiner Haut nicht heraus. Ich kann nicht eine Forderung, die tief in mir, mit meinem ganzen Leben verankert, liegt, aufgeben. Denn die Liebe ist mit der Natur verbunden; und würde ich unnatürlich, so
würde
müsste
die Liebe aufhören. – Kann ich sagen: “Ich werde vernünftig
15
sein, & das nicht mehr verlangen.”? Bei manchem geht es. Es geht vielleicht bei den meisten für eine Zeit. Aber doch nur als Mittel zu einem ˇandern Ende, nicht als Ende. Ich kann sagen: Lass ihn gewähren, – es wird einmal anders werden. – Die Liebe, die ist die Perle von grossem Wert, die man am Herzen hält, für die man nichts eintauschen will, die man als das Wertvollste schätzt. Sie zeigt einem überhaupt – denn man sie hatt – was grosser Wert ist. Man lernt, was es heisst: den Wert erkennen. Man lernt, was es heisst: ein Edelmetall von allen andern aussondern. Die ungeheure Vorliebe dafür lehrt uns die Idee // den Begriff // des einzigartigen Wertes. Die ungeheure Vorliebe führt uns dazu zu sehen: es ist unsere Pflicht das zu verteidigen. Die Vorliebe führt uns zum Ernst. Die Leiden-
16
schaft, zum Ernst. – Tut man die Vorliebe nicht, so ist sie nicht Liebe.
  Das Furchtbare ist die Ungewissheit. Und in der Ungewissheit beschäftigt sich mein Geist immer damit, mir Möglichkeiten, und fast immer schlechte auszumalen. Das ist manchmal recht, meistens aber übel. “Auf Gott vertrauen”. Aber vom Gottvertrauen bin ich weit entfernt. Von da, wo ich bin, zum Gottvertrauen ist ein weiter Weg.
  Freudevolle Hoffnung und Furcht sind ˇeinander verschwistert. Ich kann die eine nicht haben ohne dass sie an die andre grenzt.

 
   
27.10.
  Es ist sind nicht jeder alle frei, der seiner die ihrer Fesseln spottetn kann man von denen sagen, die über die
// Sprachbetrachtungen //
Sprachuntersuchungen
in der Philosophie spotten & nicht sehen, daß sie selbst in tiefen Begriffsverwirrungen verstrickt sind.

17
 
   
  Die Untersuchung der Sprache in der Philosophie ist ein Beschreiben & Vergleichen der Begriffe, mit Hilfe auch ad hoc
konstruierter
aufgestellter
Begriffe.
 
  ∫ /  
28.10.
  Ich sage “Laß mich nachdenken!”, denke nach, dann rede ich. Was geschah als ich nachdachte? – Ich dachte nach. (Das ist natürlich keine Antwort.) Aber ich tat doch ˇin dieser Zeit nicht nichts! Wenn mit “nichts-tun” geistige Leere gemeint ist, tat ich etwas & nicht nichts. – Denk Dir, Einer sagte: “Mein Geist war nicht in Ruhe, sondern in Bewegung.” – Aber was ist
in
auf
diesem Gebiete “Ruhe”, was “Bewegung” zu nennen? – Wir müssen hinunter steigen zum Begriff des “Beschreibens”, – des “Berichtens”, oder “Erzählens” eines Vorgangs. – Wie ist's aber mit dem Vorgang, den ich spüre?! – Bist Du sicher, daß Du einen ‘Vorgang’ spürst? Und, wenn Du sagst, Du seist sicher, – was ist diese Sicherheit wert? Was gilt sie im Verkehrc?
18
(“Schwarz, eine Gesichtsempfindung, oder der Mangel einer Gesichtsempfindung?”)
 
  ?  
29.10.
  [Auf der folgenden Seite] Unsere Kenntnis vieler verschiedener Sprachen
// läßt uns die Philosophien //
läßt uns die Unterschiede
der Betrachtungsweisen die
in den Formen der Sprachen niedergelegt sind, nicht ernst nehmen.
sich in ihnen zeigen, als unwesentlich geringschätzen.
Dabei sehen sind wir aber blind dafür, daß bei uns wir selbst dennoch ein Vorurteil zu Gunsten gewisser Ausdrucksformen haben, daß wir eben auch
diese Verbindung übereinandergelagerter Sprachen
// diese Übereinanderlagerung von … //
dieses Gemenge von Sprachen von
von einem besonderen Standpunkte aus betrachten, & daß insbesondere die Sprachspiele, die wir
ernst nehmen
in Betracht ziehen
sehr parteiisch ausgewählt sind.
(Niemand in Europa hat heute nur eine Sprache) auch der zuckt der nur eine versteht.)
 
  /  
  “Es ist höchste Zeit, daß wir diese Erscheinungungen mit etwas anderem vergleichen” – kann man sagen. – Ich denke da, z.B., an Geisteskrankheiten.
19
 
  / ∕∕  
  Unsre Kenntnis vieler (verschiedener) Sprachen läßt uns die Philosophie, die in den Formen einer jeden niedergelegt sind, nicht recht ernstnehmen. Dabei aber sind wir blind dafür, daß wir (selbst) starke Vorurteile für,
wie
&
gegen, gewisse Ausdrucksformen haben; daß wir eben auch in dieser Übereinanderlagerung die verschiedenen Sprachen für uns ein bestimmtes Bild ergeben. // // … daß eben auch diese Übereinanderlagerung
mehrerer
verschiedener
Sprachen für uns ein
besonderes
bestimmtes
Bild ergib[en|t]. // // ergib[en|t]. Daß wir, sozusagen, nicht beliebi[d|g] (die) eine Form durch eine andere überdecken. //

 
  /  
30.10.
  Du mußt bedenken, daß es ein Sprachspiel geben kann, ‘eine Reihe von Ziffern fortsetzen’, in dem keine Regel; kein Regelausdruck je gegeben wird, sondern nur das Lernen nur durch
20
Beispiele geschieht. So daß die Idee einer allgemeinen Rechtfertigung, gleichsam durch ein Bild, das uns zwingt, so vorzugehen, diesen Leuten | ganz fremd wäre. // So daß die Idee, jeder Schritt sei durch ein Etwas, – eine Art Vorbild, – in unserm Geiste zu rechtfertigen, diesen Leuten gänzlich fremd wäre. //

 
  /  
  Beispiel von den Namen, die nur in Begleitung ihrer Träger Bedeutung haben,
Verwendung finden
// d.h. nur so verwendet werden. //
d.h. verwendet werden
Sie dienen also nur zur Vermeidung des ◇◇◇ steten Zeigens. Das Beispiel das mir immer wieder vorschwebt, ist die Bezeichnung von Linien, Punkten, Winkeln, in geometrischen Figuren, mit A, B, C, … etc a, b, c … α, β, γ … . mit Buchstaben // mit lateinischen & griechischen Buchstaben). //

 
  /  
  Beim Lesen: sehen des Wortbilds “Ich habe das Wort flüchtig gesehen” Das ist ein besonderes Erlebnis, läßt
21
sich nicht durch einen Film darstellen.

 
  /  
31.10.46
  Denk Dir eine Geisteskrankheit, in welcher man einen Namen nur in Anwesenheit
ihrer
der
Träger gebrauchen & verstehen kann.

 
   
  Freud hat durch seine phantastischen pseudo-Erklärungen (gerade weil sie geistreich sind) einen schlimmen Dienst erwiesen.
  (Jeder Esel hat
diese Bilder
sie
nun zur Hand, mit ihrer Hilfe Erklärungen ˇder Krankheitserscheinung zu ◇◇◇ Krankheitserscheinungen zu ‘erklären’.)

 
   
Ja: der Philosoph will Methoden
beeinflußen
umgestalten
.

 
  / ∫  
Denk Dir, das Rechnen mit im Dezimalsystem hätte ◇◇◇ seinen Ausgang genommen von der Erfindung eines Menschen, der
den
diesen
Kalkül als ein ˇSchreib[S|s]piel, nicht gänzlich entfernt von den Zwecken ˇ& Assoziationen der [a|A]rithme-
22
ti[sc|k]hen Rechnung,
gebildet
erfunden
hätte. Es ◇◇◇ ˇhabe aber dieser Mann wohl geahnt, daß sein Spiel mit [z|Z]eichen ˇeinst von ungeheurer Bedeutung in allen Zweigen des Lebens ˇsein werden. würde er ˇhat ◇◇◇ sich aber nicht, bemüht diese Bedeutung zu formulieren, oder genauer vorauszusehen. // oder Vermutungen über sie anzustellen. // Dennoch aber wäre von einem l'art pour l'art bei ihm hier keine Rede. // Es habe ˇaber dieser Mann aber wohl geahnt (& vielleicht gesagt) daß .sein Schreibspiel zu ungeheurer Bedeutung in allen Zweigen des Lebens
gelangen
kommen
werde. Diese Bedeutung zu formulieren, sie genauer vorauszusehen,
habe
hat
er sich nichtc bemüht. Nicht aber weil seine Haltung “l'art pour l'art” war! //

 
  ∫ /  
Das Sprachspiel, in welchem das Wort nur bei Existenz
23
des Trägers Bedeutung hat, müßte eines sein worin der Träger des Worts eine andere als die uns gewohnte Rolle spielt. In welchem mit mehr Recht von einer Vertretung des Dings durch das Wort geredet werden könnte. Wenn z.B. Menschen durch Puppen vertreten würden. Oder wenn man eine Sitzordnung anfertigt der macht, stimmt indem man Sitzkarten an die Plätze der Tafel legt. Stirbt einer der Gäste, so zerreißt man die Sitzkarte mit seinem Namen

 
  /  
  Es könnte von
Zeichen
Worten
ein Gebrauch gemacht werden
solcher Art
derart
, daß die Zeichen nutzlos würden, (daß man sie ˇvielleicht vernichtete), sobald der Träger aufhörte zu existieren.

 
  /  
  In jenem Sprachspiel müßte sozusagen der Name den Gegenstand an einer Schnur haben, & hört der Gegenstand auf zu existieren, so kann man
24
den Namen, der mit ihm zusammengearbeitet hat, wegwerfen.

 
  /  
O, warum ist mir zumute, als schrieb ich ein Gedicht, wenn ich Philosophie schreibe? Es ist hier, wie wenn hier ein Kleines wäre, das eine herrliche Bedeutung hat. Wie ein Blatt, oder eine Blume.

 
   
  Die Sucht nach Erklärung ist dem Beschreiben hinderlich. // ist der vollen Auffassung der Tatsachen,
also
d.h.
der Beschreibung, hinderlich. //

 
  ∫ /  
  Die vorgefasste Hypothese wirkt wie ein Sieb, das nur einen
ganz kleinen
kleinen
Teil der Tatsachen zu unserm Blick gelangen läßt. // zu unserer Betrachtung gelangen läßt. //

 
  /  
1.11.46.
Gestern ‘Moral Science Club’: ich selbst eitel & auch dumm. Die ‘Atmosphäre’
25
elend. – Soll ich weiter lehren? –


 
  /  
  “Ich beabsichtige dorthin zu gehen”: Beschreibung
eines
des
Geisteszustands, oder Äußerung? – Wenn man sich ein Modell der Seele vorstellt, so könnte der Satz eine Beschreibung des Modells im gegenwärtigen Zustand sein. Der Mensch schaut seine Seele an & sagt: “ …”. Ist es ein gutes oder ein schlechtes Modell ‒ ‒ ‒ wie wäre das zu entscheiden. Die Frage ist: [w|W]ie
wird
würde
es als Zeichen verwendet?

 
  /  
  “Ich beabsichtige … ” könnte man als Aussage verwenden: “Ich tue etwas, was dieser Absicht
gemäß ist
entspricht
” z.B.: ich packe für die Reise, bereite mich so oder so, durch Überlegungen oder Handlungen, auf die Reise vor. So könnte man ein Verbum verwenden. Etwa entsprechend
26
dem Ausdruck “Ich handle in der Absicht …”

 
  /  
  Beschreibung meiner Seelenzustände: des Wechsels von Furcht und Hoffnung z.B.. “Am Vormittag war ich voller Hoffnung, dann …. Jeder würde das eine Beschreibung nennen. Aber es ist charakteristisch dafür, daß dieser Beschreibung parallel eine meines Benehmens gehen könnte.

 
  /  
  Vergleiche den Ausdruck der Furcht & Hoffnung mit dem des ‘Glaubens’, das & das werde geschehen. – Man nennt darum auch Hoffnung & Furcht “Gemütsbewegungen”, den Glauben (oder das Glauben) aber in diesem Sinne nicht.
 
  /  
  Wenn ich sage: “Die Absicht
es
dies
zu tun; wurde von Stunde zu Stunde stärker” – dies wird man Beschreibung nennen. Aber
27
dann doch auch dies: “Ich beabsichtigte die Ganze Zeit ….”
  Vergleiche nun “Ich glaubte die ganze Zeit an's Gravitationsgesetz” mit “Ich glaubte die ganze Zeit, ein leises Flüstern zu hören”. Im ersten Fall ist “Glauben” ähnlich verwendet wie “Wissen” (‘Hätte man mich gefragt, so hätte ich gesagt … ’) – im zweiten Fall haben wir eine Tätigkeit, ein Vermuten, Lauschen, Zweifeln, etc. Und bezeichnet auch “[G|g]lauben” nicht diese Tätigkeit, so ist es doch sie, die uns sagen läßt, wir beschrieben hier S einen Seelenzustand oder eine seelische Tätigkeit. – Wir könnten das auch so sagen: Wir machen uns ein Bild des Menschen, der die ganze Zeit glaubt, ein leises Geräusch zu hören. Aber nicht eines des Menschen, der an die Richtigkeit des Gravitationsgesetzes glaubt.
28


 
  /  
  Ich beabsichtige (könnte man sagen) heißt nicht: “Ich bin dabei zu beabsichtigen” oder “Ich bin beim Beabsichtigen” (wie man sagt ich bin beim ◇◇◇ ˇZeitunglesen). Wohl aber: “Ich bin dabei, meine Reise zu planen” etc.
  Wir haben kein einzelnes Verbum, könnten es aber haben (& vielleicht existiert es wirklich in einer wenig
verstandenen
bekannten
Sprache) das ausdrückt: “Ichˇhandeln mit der Absicht das & das zu tun” zu handeln // “
in
mit
der & der Absicht handeln” // & denken” // .

 
  /  
  “Ich beabsichtige … ” ist nie eine Beschreibung, aber unter gewissen Umständen lassen sich Beschreibungen dieser Äußerung zuordnen. // // läßt sich eine Beschreibung daraus entnehmen. //

29


 
  /  
  Zu sich selbst reden. “Was geschieht da?” Falsche Frage! Nicht nur kann man nicht sagen, was geschieht, – auch nicht: man wisse nicht, was geschieht – auch nicht: man wisse nur das & das darüber! Aber auch das ist falsch, zu sagen: Es ist eben ein spezifischer Vorgang, der sich
mit
durch
nichts beschreiben läßt, als eben mit diesen Worten. – Die Begriffe ‘Beschreibung’ & ‘Bericht’. Man sagt: Einer berichtet, er habe zu sich selbst gesagt …. Inwiefern ist das zu Vergleichen dem ‘Bericht’, er habe, ˇz.B., gesagt …? Vergegenwärtigen wir uns, daß Beschreiben ein sehr spezielles Sprachspiel ist. ‒ ‒ ‒ [Beschreibung eines Traums, Erinnerung.] Wir müssen diese zu unterst liegenden, erhärteten Begriffe umgraben. // // wir müssen diese harte Unterlage unserer Begriff[s|e]welt umgraben. //

30
 
   
  Die Ironie in der Musik. Bei Wagner z.B. in den Meistersingern. Unvergleichlich tiefer im ersten Satz der IX. im Fugato. Hier ist etwas, was in der Rede dem Ausdruck grimmiger Ironie entspricht.

 
   
2.11.
  Man Ich hätte auch sagen können: das Verzerrte in der Musik. In dem Sinne in dem man von Gramverzerrten Zügen spricht. Wenn Grillparzer sagt, Mozart habe in der Musik nur das zuge “Schöne” zugelassen, so heißt das, glaube ich, daß er nicht das Verzerrte, Gräßliche zugelassen habe, daß in seiner Musik sich nichts findet, was diesem entspricht. Ob das ganz wahr ist, will ich nicht sagen, aber angenommen, es ist so, so ist es ein Vorurteil Grillparzer, daß es von Rechts wegen so sein nicht anders sein dürfe. Daß die Musik nach Mozart (besonders natürlich durch Beethoven) ihr Sprachgebiet erweitert hat ist weder zu preisen, noch zu beklagen, sondern: so verhält es sich.
31
// sondern: so hat sie sich gewandelt. // In Grillparzers Verhalten ist eine Art von Undankbarkeit. Wollte er noch einen Mozart haben? Könnte er sich etwas vorstellen,
was
wie
so einer nun komponieren würde? Hätte er sich ◇◇◇ Mozart vorstellen können, wenn er von seiner Existenz Mozarts Musik ihn nichts
gekannt
gewußt
hätte?
  Hier hat auch der Begriff “das Schöne” manchen Unfug angestellt.

 
  /  
  Begriffe können einen Unfug erleichtern oder erschweren; begünstigen, oder hemmen.

 
  /  
  Es ist ganz richtig: man kann sich nicht eine Erklärung von ‘rot’, oder ‘Farbe’ vorstellen. Aber nicht, weil das Erlebte etwas [s|S]pezifisches ist, sondern weil das Sprachspiel es ist.

 
  ∫ /  
  “Rot ist einfach”. – Was heißt das,
32
warum ist man geneigt das zu sagen? Was ist nicht einfach? Nun, ein Sessel, z.B..– Ist ein Dreiklang zusammengesetzt? Viele sagen, er bilde sei nicht einfach: Grundton & Terz & Quint, sondern sei eine neue Einheit. Könnte der Sessel nicht auch als neue Einheit aufgefaßt werden?
  Die Farbe Orange wird man vielleicht zusammengesetzt nennen. Aber muß sie es für Jeden sein, muß jeder geneigt sein sie als Produkt einer Farbmischung aufzufassen?
  Denk an den Abscheu Goethes vor der Idee, weiß sei zusammengesetzt. Was heißt hier “zusammengesetzt”? und was heißt hier “einfach”?

 
  ∫ /  
3.11.
  Schau ein [W|w]eißliches Grün an: Bist Du hier ebenso geneigt zu sagen, es sei einfach? Und wenn nicht, – war es also diese Zusammensetzung (aus den
Grundfarben inclusive Schwarz & Weiß) was die Du beim reinen Rot vermißtest?

 
  /  
  “Man kann einem Menschen nicht erklären, was Rot ist” – Wenn man es nun dennoch könnte, – ist wäre es dann nicht, was wir “rot” nennen?
  Denken wir uns Menschen die eine Zwischenfarbe, von Rot & Gelb, z.B., durch eine Art binären Dezimalbruch so ausdrückten könnten: R, L L R L u. dergl., wo R & L Rechts & Links bedeuten & auf der rechten Seite z.B. Gelb steht auf der linken Rot. – Diese Leute, wenn sie über das lernen schon im Kindergarten ◇◇◇ Farbtöne in dieser Weise beschreiben, nach solchen Beschreibungen Farben auszuwählen, zu mischen etc. Sie verhälten sich zu uns ungefähr, wie Leute mit absolutem Gehör zu Leuten, denen dies fehlt. Sie können tun, was wir nicht
können.

 
  /  
  Und hier möchte man sagen: “Ist das denn aber auch vorstellbar? –” Ja, das Benehmen wohl! aber auch der innere Vorgang, das Farberlebnis?” Und was man auf so eine Frage sagen soll, ist schwer zu sehen. Hätten die, die kein absolutes Gehör haben,
vermuten
erraten
können, es
werde
müsse
auch Leute mit absolutem Gehör geben? // Wenn uns Leute mit absolutem Gehör noch nicht begegnet wären, würden wir ˇdoch mit Bestimmtheit vermuten, es
werde
müsse
solche Leute geben? // // , würde uns die Existenz solcher Leute
doch
jedenfalls
sehr wahrscheinlich vorkommen? //

 
   
  Und doch fühlen wir etwas wie: In diesen Leuten muß etwas ganz anderes vorgehen. Aber was bedeutet dieses
Urteil
Gefühl
?

 
  /  
  Wenn Einer sagte “Rot ist zusam-
mengesetzt”, – so könnten wir einfach nicht erratenc,
worauf er damit anspielt
was er damit meinen könnte
, was er nun weiter mit diesem Satz ˇwird anfangen wollen. werde. Sagt er aber: “Dieser Sessel ist zusammengesetzt”, so mögen wir zwar nicht gleich wissen, von welcher Zusammensetzung er spricht, können aber gleich an mehr als einen Sinn denken für seine Aussage denken.
  Was für eine Art von Faktum
es
// ist nun dies, worauf ich aufmerksam machte?


 
  /  
  Jedenfalls ist es ein wichtiges Faktum. –
  Uns ist keine Technik geläufig, auf die dieser Satz anspielen könnte.

 
  /  
  Wir beschreiben hier ein Sprachspiel, welches wir nicht lernen können.


 
  /  
  “Dann muß etwas ganz anderes in ihm vorgehen, etwas, was wir nicht kennen.” – Das zeigt uns, wonach wir bestimmen, ob ‘im Andern’ etwas anderes als, oder dasselbe wie,
in
bei
uns stattfindet. Das zeigt uns, wonach wir die inneren Vorgange beurteilen.

 
  /  
  “Rot ist nicht zusammengesetzt” – Und was ist Rot?! – Da möchten wir einfach auf etwas Rotes zeigen; & (wir) vergessen, daß, wenn
jene Aussage
jener Satz
einen Sinn haben soll, uns mehr gegeben sein muß, als die hinweisende Definition.
  Wir verstehen noch gar nicht, wa[ß|s] der Sinn eines Satzes ˇvon der Form “X ist nicht zusammengesetzt” ist, wenn für “X” ein Wort gesetzt wird, welches den Gebrauch unserer Farbwörter hat.

 
  /  
  Es ist Tatsache: Wo “Rot” wird einem
nicht durch Worte ohne Bezug auf ein Farbmuster erklärt. Sollte das nicht wichtig sein?!

 
  /  
  “Wie könnte man Rot Einem erklären wollen, da es doch ein bestimmter Sinneseindruck ist, & nur der ihn kennt, der ihn hat (oder einmal gehabt hat) & erklären nur heißen kann: ihn im Andern (zu) erzeugen!” – Aber Du weißt
:
,
das nützt nichts. //
:
,
das ist nichts nutz. // (Kriterium!)


 
  /  
  “Wer absolutes Gehör hat, muß ein anderes Tonerlebnis haben, als ich.” – Und Jeder, der absolutes Gehör hat, das gleiche? Und wenn das nicht (sein muß), warum muß es ein anderes sein, als das meine?

 
   
  Daß die Meisten von uns zählen können, ist sehr merkwürdig.

 
  /  
  Denk Dir, um Einem ‘Rot’ zu er-
klären, zeigen wir ihm ein etwas rötliches, schwärzliches Schwarzbraun, & sagen: “Diese Farbe besteht aus Gelb (wir zeigen reines Gelb), Schwarz (wir zeigen es) & noch einer Farbe, die “Rot” heißt. Darauf
sei
ist
er nun im Stande, aus einer Anzahl von Farbmustern das reine Rot auszuwählen.

 
  /  
  Und merke wohl: man zeigt nicht auf Rot, sondern auf etwas Rotes. D.h. natürlich: der Begriff ‘Rot’ ist durch's Zeigen nicht bestimmt & es ist nicht nur möglich “Rot” nun für den als Namen einer Form, z.B., zu deuten, sondern auch als Begriffswort, das einem Farbwort viel näher steht.

 
   
  Denk Dir Einer, der nicht im Stand ist einen Akkord zu zerlegen, & z.B. auch dann zu die Zerlegung nicht anerkennt, wenn sie ihm gezeigt wird.


 
   
  Denk Dir, Einer sagte, man könne auch die Trikolore nicht erklären da sie eine besondere Einheit bildet. Wie man sagen könnte: das Gesicht bilde eine Einheit, die nur der erfaßt, der es ganz sieht. Soll ich nun sagen, es sei nicht zusammengesetzt? Hat das Gesicht z.B. einen traurigen Ausdruck, so ist der nicht zusammengesetzt aus dem Ausdruck der Nase, des linken Auges, des rechten etc..

 
   
  Wie, wenn Leute Rot eine Zwischenfarbe von Orange &
blaurot
grünblau
nennten?
  Wir könnten nur sagen: “Diese Leute sehen rote Gegenstände anders
als
wie
wir, weil wir die Farbe einfach sehen, & sie ˇaber zusammengesetzt.”

 
   
  Was für eine Art Aussage ist das: “Rot ist ein einfacher Sinneseindruck”?

Heißt esˇ: “Was wir “Rot” ˇnennen ist nicht ein Muster aus verschiedenen Farben zusammengesetzt”?

 
  /  
4.10.
  
Die Verwendg eines Wortes ist nicht
Ein Wort wird nicht verwendet
, ein Ding zu bezeichnen. // , etwas zu bezeichnen. //

 
   
  Farben lassen sich durch nichts anderes erklären. Nicht, z.B., durch Formen oder durch Töne.”
  Du kannst z.B. dem Rot-Grün Blinden, diese Farben nicht erklären. Nehmen wir nun an ich könnte es, – wie sähe
das aus?
dieser Vorgang aus?
Das Resultat der Erklärung muß doch sein Verstehen sein. Er muß also nach der Erklärung sich verhalten wie ein nicht Farbenblinder. Er wird also Rot etwas Rotes als rot erkennen etc. Er könnte dann von seinem früheren Zustand & von der Erklärung reden. Wie? –
Soll er
Er könnte
sagen:
“Damals wußte ich nicht recht was ‘Rot’ bedeutet; erst als man mir sagte, es sei heißer als gelb, verstand ich das Wort.” – Von einem solchen würde man sagen, er habe Rot immer gesehen, nur das Wort nicht denken können, er wäre nicht blind gewesen.

 
  /  
  Kannst Du Dir vorstellen, was der rot-grün Blinde sieht? Kannst Du das Bild des Zimmers malen, wie er es sieht?

 
  ∫ /  
  “Sind also die inneren Vorgänge im Farbenblinden nicht andere, als beim Normalen? Oder sind, was wir “innere Vorgänge” nennen, doch nur äußere Vorgänge?” –
  Und weiß ich, & wie weiß ich, daß ich wirklich sehe?

 
  ∫ /  
  Rot kann man dem Blinden nicht erklären. – Kann man es Einem erklären, so war er
nicht blind.
  Wir unterscheiden eben, zwischen den Fällen, in denen Erklärung funktioniert, & den anderen.

 
   
  Der ‘spezifische Erlebnisinhalt’. – Wer ‘Rot’ erklärt, zeigt denn der auf einen Erlebnisinhalt?

 
  ∫ /  
  Denk Dir wir sagten: “Dem Blinden müßten wir etwas geben, damit er “rot”, “grün”, etc. verstehen lernte.”
  Würde also ein Blinder sehend, so würden wir sagen: es sei ihm ein Erlebnis
geschenkt
gegeben
worden.
  Woher weißt Du, daß dem Blinden etwas gegeben werden müßte, damit er …?

 
  /  
  “Wer alles nur grau, schwarz & weiß sähe, dem müßte etwas gegeben werden, damit er wüßte, was [r|R]ot, Grün, etc. ist.” Und was müßte ihm gegeben werden? Nun,
die Farben. Also z.B. dies, & dies, und dies. (Denk Dir, z.B., daß farbige Dinge // Vorbilder // in sein Gehirn eingeführt werden müßten, zu den ˇbloß grauen & schwarzen.) Aber müßte das geschehen als Mittel zum Zweck des künftigen Handelns? Oder schließt eben dies Handeln diese Vorbilder ein? Will ich sagen: “Es müßte ihm etwas gegeben werden, denn es ist klar, er könnte sonst nicht … ” – oder: Sein sehendes Benehmen enthält neue Bestandteile.
  Auch: was würden wir eine “Erklärung des Sehens” nennen?
Soll
Kann
man sagen: Nun, Du weißt doch sonst, was “Erklärung” heißt; verwende diesen Begriff also auch hier!

 
  /  
  Gibt es ein Phänomen, das “Rot” heißt, & das nicht zusammengesetzt ist?




 
  /  
Kann ich sagen: “Schau es an! so wirst Du sehen, daß es sich nicht erklären läßt.” – Oder: “Trinke die Farbe [r|R]ot ein, so wirst Du sehen, daß sie nicht durch etwas anderes darzustellen ist!” ‒ ‒ ‒ Und wenn der Andere nun mir beistimmt, zeigt es daß er dasselbe eingetrunken hat, wie ich? – Und was bedeutet nun unsere Bereitschaft // Geneigtheit // , dies zu sagen? Rot erscheint uns isoliert dazustehen. Warum? Was ist dieser Schein, diese Geneigtheit wert?

 
  /  
  Denke an den Satz “Rot ist keine Mischfarbe” & an seine Funktion.
  Das Sprachspiel mit den Farben ist eben
durch das
dadurch
charakterisiert, was wir tun können & was wir nicht tun können.

 
  /  
  Rot ist etwas Spezifisches, aber
das sehen wir nicht, wenn wir etwas Rotes
anschauen.
anstarren.
Sondern die Phänomene, die wir durch das Sprachspiel mit dem Wort “rot” abgrenzen.

 
  /  
  “Rot ist etwas Spezifisches”, das müßte soviel heißen wie: “Das ist etwas Spezifisches” – wobei man auf etwas Rotes deutet. Aber damit
das
dies
verständlich wäre, mußte man schon ˇunsern ◇◇◇ ˇ◇◇◇ Begriff ‘rot’, den Gebrauch jenes Musters, meinen.

 
  ∫ /  
  Man ist nun geneigt, etwas Rotes anzuschauen & dabei zu sagen: “Das ist doch etwas Spezifisches”. (Ich vergleiche damit, daß ich auf ein Cambridge-blue schaue & sage “Was für eine
besondere
eigene
Farbe!”)
   “Das ist doch etwas Spezifisches. Du wirst mir doch nicht sagen, daß das durch eine Erklärung zu übermitteln ist; daß es aus irgend-
etwas Elementen besteht!”
  Das könnte uns eigentlich seinen Begriff der Farbe vermitteln, indem wir daraus entnähmen, daß er nicht von der Gestalt, Größe etc, reden kann.

 
  ∫ /  
  Es ist also für die Bedeutung von “rot” charakteristisch, daß “Rot ist zusammengesetzt” kein Sinn hat? Oder ist es falsch?

 
  /  
  Wenn Du Dich über diese Dinge wunderst, wundere Dich erst über etwas anderes! – Nämlich darüber, was denn die Sprache (Beschreibung [,|&] Bericht) überhaupt leist[t|en]. Konzentrierst Du darauf Dein Verwundern, so werden jene andern Probleme
verblassen
schrumpfen
.

 
   
5.11.46.
  Primäre Farben. Wenn bei anderen Menschen Farben die wir Mischfarben nennen die Rolle unserer primären
Farben spielten, würden wir sagen, ihre primären Farben seien, z.B., dieses Orange, dieses Blaurot, dieses Blaugrün, etc.? Heißt also der Satz “Rot ist eine primäre Farbe” soviel wie: Rot spielt bei uns die und die Rolle; wir reagieren auf Rot, Gelb etc. so und so? – Man denkt meistens nicht so: d.h., “Rot ist eine reine Farbe” ist ein Satz über das ‘Wesen’ von Rot[;| ,] die Zeit tritt in ihn nicht ein; man kann sich nicht denken, daß diese Farbe nicht einfach sein könnte.

 
  /  
  Der Farbenkreis: Die gleichen Abstände der primären Farben sind willkürlich. Ja die Übergänge würden uns vielleicht einen gleichförmigeren Eindruck machen, wenn, z.B., der Punkt des reinen Blau dem des reinen Grün näher wäre, als dem des reinen Rot. Es wäre sehr merkwürdig wenn die Gleichheit der Abstände in
der Natur der Dinge läge.

 
  /  
  “Ein rötliches Grün gibt es nicht” ist den Sätzen verwandt, die wir als Axiome in der Mathematik gebrauchen.

 
  / ∫  
  Der, dem Wem es natürlich wäre eine bestimmte Farbe (etwa ein Olivgrün) als rötliches grün anzusprechen, auch wenn es nicht in einem sichtbaren Übergang von Rot nach Grün vorkommt, von dem wären wir geneigt zu sagen, er habe andere Farberf[ä|a]hrungen als wir. Was uns zeigt, ˇwie wir Gleichheit oder Verschiedenheit von Farberfahrungen beurteilen. Vom Farbenblinden möchten wir sagen, es fehle ihm etwas; von dem der Olivfarbe als rötliches Grün sieht wurden wir das nicht sagen. – Und warum sagte ich, er sähe diese Farbe als rötliches Grün & nicht, er nenne sie so?
 
  / ∫  
  Denk Dir Menschen, die Weiß ein bläuliches Rot nennten. Oder Schwarz ein grünliches Rot.

 
  / ∫  
6.11.
  Was heißt: “Rot ist nicht in dem Sinne ‘zusammengesetzt’, wie die Trikolore”? Ich frage: In welchen Sprachspiel gebrauchen wir so einen Satz? – Hier wäre man geneigt, zu sagen, der Satz mache uns auf eine Eigentümlichkeit der Verwendung des Wortes “Rot” aufmerksam.
  “Violett ist aus Rot & Blau zusammengesetzt” – Was sind die Verwendungen dieses Satzes; & welche Verwendungen hat der Satz “Diese Farbe ist aus Rot & Blau zusammengesetzt”? – Und welche, der Satz “Diese Farbe ist nicht aus anderen zusammengesetzt.”? ‒ ‒ ‒ Da wird man vielleicht sagen: das kommt drauf an, was ich mit “Diese Farbe” meine. Nun, ich nehme an ich schaue dabei
auf etwas Gelbes, – wie mach ich dann das Meinen? Es handet sich um die Verwendung. – Wie ist es aber dann mit “Gelb ist nicht zusammengesetzt”? (Wozu der Lärm?) – Nun, [w|W]enn ich Einen ˇdie Technik gelehrt habe, d Farben von Gegenständen durch Verbindungen der Wörter “Gelb”, “Rot”, “Blau”, etc, zu beschreiben, nach solchen Beschreibungen Farben auszuwählen, etc., dann kann ich ihm mitteilen, daß diese so beschriebenen Farben Mischfarben heißen; & dann also auch daß man Rot, Gelb, etc “
primäre
reine
Farben” nennt. In diesem Falle steht also “primäre Farbe” für die Disjunktion
der
von
sechs Farben.

 
  /  
  Die Menschen zählen und rechnen: Beschreibe, was sie da tun! Sollen in dieser Beschreibung auch Sätze vorkommen, wie der: “Er verstand nun, wie er die Reihe fortzusetzen
hatte”?, – oder: “Er ist nun im Stande, jede beliebige Multiplikation auszuführen”? Und ist der Satz zuzulassen: “Er sah nun im Geist die ganze Zahlenreihe vor sich”?
  Solche Sätze können in der Beschreibung vorkommen; aber können wir nicht verlangen, daß ihr Gebrauch uns erklärt werde,
damit
daß
uns keine falschen, oder irrelevanten Vorstellungen unterlaufen?
  Es ist hier die Frage, für wen wir die Beschreibung geben. Von wem sagen wir, er sei im Stande, bliebige Multiplikationen auszuführen? Wie kommt man überhaupt zu
dem
diesem
Begriff? Und für wen, ˇunter welchen Umständen, wird diese Beschreibung wichtig sein?

 
  / ∫  
  ‘Rot ein degeneriertes Grün.’ Wenn man ein Blatt von grün in'ss Rote spielen sieht sagt man, das grün sei kränklich & im
Roten ganz degeneriert. Man schneidet etwa, wenn man die rote Farbe sieht, immer ein Gesicht.

 
  / C  
  Könnte man nun nicht Rot erklären als die äußerste Degeneration von Grün?

 
  /  
  Man kann niemandem erklären, was Blau ist!” – Wie kommt man überhaupt auf die Idee[?| ;] bei welchem Anlaß sagt man das?

 
  /  
  “Farben sind etwas Spezifisches. Durch nichts anderes zu erklären.” Wie gebraucht man dieses Instrument? – Beschreibe das Spiel mit Farben! Das Benennen von Farben, das Vergleichen von Farben, das Erzeugen von Farben, den Zusammenhang zwischen Farbe & Licht & Beleuchtung, u.s.f. den Zusammenhang der Farbe mit dem Auge, der Töne mit dem Ohr,
& unzähliges andres. Wird sich hier nicht das ‘Spezifische’ der Farbe zeigen? Wie zeigt man [e|E]inem eine Farbe; & wie, einen Ton?

 
   
  “Denken ist etwas Spezifisches” kann nicht heißen: “Denken ist das” – wobei man nach innen zeigt. // “Denken ist das” – das nämlich, worauf ich in mir zeige. //

 
   
7.11.
  “Es geschieht etwas” – Hier scheinen wir auf festem Grunde zu sein; als ob der Sinn wenigstens dieses Satzes für
Jeden
uns Alle
feststehen müßte. Hier fragen wir uns schon ganz & gar nicht: “Wozu
diese Laute
dieser Lärm
?”, [W|w]as soll's mit ihnen, was können sie
tun
leisten
?
  Ja, ein Bild im gewöhnlichen Sinn ist immerhin ähnlich dem [D|d]argestellten; & das ist seine Rechtfertigung. Ein Bild der unähnlichen Art ist Bild durch ein System der Abbildung – & so muß man also von
Frischem
Anfang
untersuchen, was denn
die Grammatik
des Wortes “Schmerz”
was “Schmerzen haben”
, z.B., abbilden soll.

 
  /  
  Wenn wir zu in Gedanken zu uns selber reden
:
[e|E]s geschieht etwas; das ist sicher.” Aber der Nutzen dieser Worte ist uns in Wirklichkeit ebenso unklar, wie der
besondern
speziellen
psychologischen Sätze, die wir erklären wollen.

 
  /  
  Statt des Unzerlegbaren, Spezifischen, Undefinierbaren, die Tatsache, daß wir so & so handeln, z.B., V gewisse Handlungen strafen, den Tatbestand so & so feststellen, Befehle geben, Beberichten erstatten, ˇz.B. Farben beschreiben beschreiben, uns für die Gefühle der Andern interessieren. Das hinzunehmende, gegebene – könnte man sagen – seien Lebensformen. // seien Tatsachen des Lebens. //

 
  /  
  Wir beurteilen das Motiv einer
Tat nach dem, was die Person der Mensch, der sie verübt hat, uns sagt, nach dem Bericht von Augenzeugen, nach der Vorgeschichte. So beurteilen wir die Motive eines Menschen. Aber das
sehr
scheint uns nicht auffallend
daß es so etwas wie die ‘Beurteilung der Motive’ gibt. Daß dies ein ganz eigentümliches Sprachspiel ist – daß der Tisch & der Stein keine Motive haben. Daß es wohl zwar auch diec Frage gibt: “Ist das eine zuverlässige Art, die Motive eines Menschen zu beurteilen?”, aber uns früher schon bekannt sein muß, was denn überhaupt die “Beurteilung von Motiven” heißt. Es muß schon eine solche Technik geben,
an die wir hier denken, damit
die wir so nennen, ehe
wir von ihrer einer Abänderung von ihr reden können, die wir als zuverlässigere Beurteilung eines Motivs bezeichnen.




 
  /  
  Man beurteilt die Länge eines Stabes, & man kann eine Methode suchen & finden, um sie genauerc, richtiger, zu beurteilen. Also – sagst Du – ist, was wir hier beurteilen, von der Methode des Beurteilens unabhängig, man kann, was eine Länge ist, nicht dadurch erklären mit Hilfe der Methode der
Längenbestimmung
Beurteilung
erklären. Aber, wer so denkt, macht einen Fehler. Was für einen Fehler? – Wie seltsam wäre es, zu sagen: “
Die Höhe des Himalaya hängt
Wo London liegt, das hängt
davon ab, wie man
ihn ersteigt
hinreist
. oder “Die Länge Entfernung hängt davon ab, wie man sie mißt”. “Die Länge immer genauer messen”, das
will
kann
möchte man ˇdamit vergleichen, näher & näher an ein Objekt heranzukommen. Aber es ist eben nicht in allen Fällen klar, was es heiße “näher und näher an die Länge des Stabes herankommen”. Und man kann nicht sagen: “Du weißt doch, was die Länge eines
Stabes ist; und Du weißt, was ‘sie bestimmen’ heißt;
also
darum
weißt Du, was es heißt ‘die Länge immer genauer bestimmen’.”
  Was es heißt, eine genauere Bestimmung der Länge des Stabes zu suchen, ist unter gewissen Umständen klar, & unter gewissen Umständen nicht klar & bedarf einer neuen [b|B]estimmung.
  Was “die Länge bestimmen” heißt, lernt man nicht dadurch, daß man lernt, was die Länge ist & was bestimmen ist; sondern die Bedeutung des Wortes Länge lernt man u.a. dadurch, daß man lernt, was Längenbestimmung ist. ‘Die Längenbestimmung verfeinern’ ist eine neue Technik, die unserem Längenbegriff
modifiziert.
abändert.


 
  / ∫  
  “Die Menschen bestimmen Längen”. – “Also auch Längen?!” – Nicht das solltest Du sagen; sondern: “Also
auch das tun sie?!”
 
  /  
8.11.
  Wenn man einfache Sprachspiele beschreibt zur Illustration, sagen wir, dessen was wir das ‘Motiv’ einer Handlung nennen, dann werden einem immer wieder verwickeltere Fälle vorgehalten, um dadurch zu zeigen, daß unsere Theorie den Tatsachen noch nicht entspricht. Während verwickeltere Fälle eben verwickeltere Fälle sind. Handelte es sich nämlich um eine Theorie, so könnte man allerdings sagen: Es nützt nichts sich mit diesen speziellen Fällen zu betrachten, sie erklären geben keine Erklärung gerade der wichtigsten Fälle. So könnte man z.B. sagen: Sei nicht über die primitiven kindlichen Wunschträume so entzuckt: sie erklären den Traum das Phänomen des Traums nicht – & dies ist es ja, was wir erklären wollen.
Die einfachen Sprachspiele dagegen spielen eine ganz andere Rolle. Sie sind p Pole einer Beschreibung, nicht der Grundstock einer Theorie.

 
  /  
9.11.
  “Wie kommt es, daß es
mir
uns
scheint, daß dieser Farbeindruck, den ich jetzt habe, von mir als das Spezifische, Unzerlegbare erkannt wird?” ‒ ‒ ‒ Frage statt dessen, wie es kommt, daß wir dies sagen wollen. Und die Antwort darauf ist nicht schwer zu finden. Und es ist ja auch eine seltsame Frage: warum es uns so ‘scheine’, als …. Denn schon in diesem Ausdruck liegt ein Misverständnis.

 
  /  
  Denke, Du solltest beschreiben, wie Menschen das Zählen (im Dezimalsystem z.B.) lernen. Du beschreibst, was der Lehrer sagt & tut, &
wie
wann
der Schüler darauf reagiert // & wie der Schüler sich daraufhin verhält. //
Unter
In
dem,
was der Lehrer sagt & tut, werden ˇz.B. sich Worte & Gebärden vorkommen finden, die den Schüler zum Fortsetzen
einer
der
Reihe aufmuntern sollen; auch Worte wie “Er kann jetzt zählen”. Soll nun die Beschreibung, die ich von dem Vorgang des Lehrens & Lernens gebe, außer den ˇausdrücklichen Worten des Lehrers auch mein eigenes Urteil enthalten
:
,
der Schüler könne jetzt zählen, oder, der Schüler verstände nun habe nun das System der Zahlworte verstanden? Wenn ich so ein Urteil nicht in die Beschreibung aufnehme, – ist sie dann unvollständig? & wenn ich es aufnehme, gehe ich über die bloße Beschreibung hinaus? – ◇◇◇ Kann ich mich jener Urteile enthalten mit der Begründung: “Das ist alles was geschieht!”?

 
  /  
  Muß ich nicht vielmehr fragen: “Was tut die Beschreibung über-
haupt? wozu dient sie? – Was eine vollständige & eine unvollständige Beschreibung ist, wissen wir allerdings in anderem Zusammenhang. Frage Dich: Wie verwendet man die Ausdrücke “vollständige” & “unvollständige Beschreibung”?
  Eine Rede vollständig (oder unvollständig) wiedergeben. Gehört dazu auch die Wiedergabe des Tonfalls, des Minenspiels, der [e|E]chtheit oder Unechtheit der Gefühle, der Absichten des Redners, der
Anstrengung
Leichtigkeit
des Redens? Ob das oder jenes für uns zur vollständigen Beschreibung gehört, wird vom Zweck der Beschreibung abhängen, davon, was der
Empfänger
Andre
mit der Beschreibung anfängt.

 
  /  
  Der Ausdruck “Das ist alles, was geschieht” grenzt ab, was wir “geschehen” nennen.


 
  /  
  Mein Urteil “Der Schüler kann jetzt
rechnen
zählen
” gebe ich zu gewissen Zwecken ab. Man gibt ihm daraufhin
z.B.
etwa
eine gewisse Anstellung. Sagst Du “So ist also dies Urteil gar kein Teil der Beschreibung des Lernens, sondern eine Vorhersage” – so antworte ich: “Du kannst es so oder so
auffassen
nennen
”. // Sagst Du “So gehört also dies Urteil nicht zur Beschreibung des Lernens, sondern ist eine Vorhersage” – so …. // Du kannst sagen, Du beschriebest den Zustand des Schülers. –

 
  / ∫  
10.11.
  “Rot ein degeneriertes Grün.” – Wie kann man denn sagen: “
Solche
Diese
Umstände würden uns (dazu) geneigt machen, diesen Begriff zu gebrauchen”? Und wenn wir sagen “Unter diesen Umständen wären wir vielleicht dazu geneigt”, was ist von der Aussage // Behauptung // noch übrig? Oder soll ich gar nur sagen: “Ich kann
mich, indem ich mir eine gewisse Sachlage vorstelle, dazu bringen, diesen Begriff als den natürlichen zu empfinden”?

 
  /  
Frag dich diese Frage: Wenn du stirbst, wer wird dir nachtrauern; & wie tief wird die Trauer sein? Wer trauert um F.; wie tief trauere ich um ihn, der mehr Grund ˇzur Trauer hat als irgend jemand? Hat er nicht verdient, dass jemand sein ganzes Leben lang um ihn trauere? Wenn jemand, so er. Da möchte man sagen: Gott wird ihn aufheben & ihm geben, was ein schlechter Mensch ihm versagt.

 
  / ∫  
  Ich sagte neulich: Es ist eine sehr wichtige Tatsache, daß die Farben vieler Gegenstände um uns sich wenig & nur langsam verändern, so daß wir die Gegenstände an ihren Farben wiedererkennen. Wir sagen diese Bücher
haben einen roten Einband, Eichenholz ist braun, Gras grün. Wenn sich die Farben der Dinge um uns mit der Temperatur z.B. ˇstark veränderten, so würden wir Materialien, Pflanzen, Tiere, etc. nicht ohne weiteres durch die Farbe identifizieren. – Wie wir sie je wirklich nicht nach der Temperatur erkennen Nimm ferner an, daß die Gegenstände um uns ˇihre Farben immer in einer gewissen Reihenfolge (mit der Temperatur etwa) änderten, so daß sie (beim Steigen der Temperatur etwa) von Gelb in Rot, von da in Blau & in Grün übergingen; & beim Fallen der Temperatur den umgekehrten Weg machten. Ich sagte, es wäre dann vorstellbar, daß die Menschen alle Farben als Grade einer Eigenschaft auffaßten.

 
  /  
  Denk Dir Rot als als den Gipfel aller Farben angesehen. Die besondere Rolle des Dreiklangs in unserer Musik. Unser Unverständnis
für die alten Kirchentonarten.

 
  /  
  Unter welchen Umständen würde man sagen, diese Menschen fassen alle Farben als Grade einer Eigenschaft auf?

 
  /  
  Kannst Du Dir denken, daß wir Blau immer & Rot immer als die beiden äußersten Pole einer Veränderung von
Violett
Blaurot
ansähen. Man könnte dann Rot ein ˇganz hohes
Violett
Blaurot
& Blau ein ˇganz tiefes
Violett
Blaurot
nennen.

 
  /  
  Oder denke Dir eine Welt, in welcher ◇◇◇ Farben beinahe immer in [R|r]egenbogenartigen [u|Ü]bergängen vorkämen. So daß man etwas eine grüne Fläche, wenn sie ausnahmsweise einmal vorkommt als Modifikation eines Regenbogens
auffaßt
ansieht
.


 
  /  
  Kann ich denn aber nun sagen, daß wenn sich dies die Tatsachen ◇◇◇ wären, daß die Menschen
dann diese & diese Begriffe hätten? Doch gewiß nicht. Wohl aber kann man sagen: Denke nicht, daß unsre Begriffe die einzig möglichen, oder vernünftigen sind; wenn Du Dir ganz andere Tatsachen, als die die uns ˇständig umgeben, vorstellst; so werden Dir vielleicht gänzlich andere Begriffe als die unsern
natürlich
möglich
erscheinen.

 
  /  
11.11.
  Glaub doch nicht, daß Du den Begriff der Farbe in Dir hälst, weil Du auf ein färbiges Objekt schaust, wie immer Du schaust.
  (So wenig, wie Du den Begriff der negativen Zahl besitzt, dadurch, daß Du Schulden hast.)

 
  /  
  Angenommen, wir kennten ein Volk, welches eine gänzlich andere Form der Farbaussage hätte, als die unsere: Wir nehmen dann meißtens an, daß es ein Leichtes ist diese Leute unsere Ausdrucks-
weise zu lehren. Und daß, wenn sie beide Ausdrucksformen beherrschen, sie ihren Unterschied als unwesentlich anerkennen werden. Ist das so? Muß es so sein?
  Denken wir uns, Leute hätten für zwei Abschattungen von Blaurot zwei verschiedene einfache Namen, & ˇfür sie wären die Farben sehr verschieden, die es für uns nicht sind. Wie würde sich das äußern? Und denken wir uns auch das Umgekehrte: daß für ein Volk Rot & Blau nur ‘dem Grade nach’ verschieden wären, nicht ‘gänzlich verschiedene Farben’. Und was wären hierfür die Kriterien?
  Wir sagen◇◇◇, in der Tonleiter kehre nach je 7 Tönen der gleiche Ton wieder. Was heißt es: “wir empfinden ihn als den gleichen”? Ist, daß wir ihn den gleichen nennen, nur ein
sprachlicher Zufall?

 
  /  
12.11.
The fundamental insecurity of life. Jammer, wohin man sieht.
  Die grinsenden Gesichter der Dummen können uns allerdings glauben machen, sie hätten kein wirkliches Leid; aber sie haben es, nur wo anders, als der Gescheitere. Sie haben, sozusagen, keinen Kopfschmerz, aber so viel anderes Elend, wie jeder Andere. Es muß ja nicht alles Elend, den gleichen Gesichtsausdruck hervorrufen. Ein edlerer Mensch in seinem Leiden wird anders anschaun als ich.

 
  /  
  Den Schwachsinnigen stellt man sich unter dem Bild des Degenerierten, wesentlich Unvollständigen, gleichsam Zerlumpten vor. Also ◇◇◇ ˇunter dem der Unordnung, statt der primitiveren Ordnung (welches eine weit produktivere Anschauungsart
wäre).
 
  /  
13.11.
  Zählen, Rechnen, etc., in einem abgeschlossenen System, so wie eine Melodie abgeschlossen ist. Die Leute zählen etwa mit Hilfe der Töne einer besonderen Melodie; am Ende der Melodie kommt die Zahlenreihe zu einem Ende. – Soll ich sagen: Es gibt natürlich noch weitere Zahlen, nur erkennen diese Leute sie nicht? Oder soll ich sagen: Es gibt noch eine anderes Zählen – das was wir tun – & das kennen (tun) jene Leute nicht.

 
  /  
14.11.
Ich bin eine neidische, eifersüchtige Natur.

 
  / ∫  
  Warum aber redest Du nur vom Gebrauch der Worte?” – Ich rede nicht nur vom Gebrauch der Worte, sondern ebenso vom Gebrauch. eines Farbmusters, eines Maßstabes
einer Uhr, des Gesichtsausdrucks, der Gesten.

 
  /  
Der Begriff des Erlebnisses: Ähnlich wie
dem
der
des Geschehens, des Vorgangs, des Zustands, des Etwas, ˇder Tatsache, der Beschreibung und des Berichts: Hier meinen wir, stehen wir auf
dem harten
dem
Urgrund, unter allen & tiefer als alle speziellen Methoden & Sprachspielen. // … , der tiefer liegt, als alle …. // Aber diese höchst allgemeinen Wörter haben eben auch eine höchst verschwommene Bedeutung. Sie beziehen sich in der Tat auf eine Unmenge spezieller Fälle, aber das macht sie nicht härter
◇◇◇
// , sondern es macht sie eher flüchtiger. //


 
  /  
15.11.
Häng dich nicht an einen Unwürdigen & lass einen Würdigen im Stich. Sei nicht zu feig eines Menschen Freundschaft auf die Probe zu stellen. Verträgt es eine Stütze nicht, dass man
sich an ihr stützt, so ist sie nichts wert, so traurig das auch sein mag.
  Der Stock, der hübsch aussieht, so lange man ihn trägt, aber sich biegt,
wenn
sobald
du dich auf ihn stützt, ist nichts wert.


 
  /  
  Das Rechnen im Kopf
ist vielleicht der einzige Fall, in dem
ist einer der sehr wenigen Fälle, in den
die von der Vorstellung ein regelmäßiger Gebrauch im Alltagsleben gemacht wird. Darum hat es besonderes Interesse.
  “Aber ich weiß, daß etwas in mir vorgegangen ist!” Und was? War es nicht, daß Du im Kopf gerechnet hast? – So ist also das Kopfrechnen doch etwas Spezifisches?! Nein; denn mir schwebte eine nicht-existierende Verwendung der Worte “Ich weiß, daß etwas ˇ vorgeht” & “Ich weiß, was … vorgeht” vor.

 
  /  
  Überlege Dir erst: Wie gebraucht
man überhaupt die Beschreibung “Er rechnet im Kopf”, “Ich rechne im Kopf”.
Die
Eine
Schwierigkeit, auf die man stößt, ist ist eine Vagheit in den Kriterien für den das Stattfinden des geistigen Vorgangs. Ließe sich die beseitigen?

 
   
  Ist Kopfrechnen ein Erlebnis? Und was ist ein Erlebnis?
 
  /  
  Kann man sich das K.r. vorstellen?

 
  /  
  Man kann wahrnehmbar rechnen & im Kopf rechnen: Könnte man im Kopf auch etwas tun, was man wahrnehmbar nicht tun kann, wofür es kein wahrnehmbares Äquivalent gibt?

 
  /  
  Wie wäre es, wenn Leute für das Kopfrechnen eine Bezeichnung hätten, die es nicht unter die Tätigkeiten einreihte & schon erst recht nicht unter die des Rechnens? Sie bezeichnen es etwa als ein Können. Ich nehme an sie
gebrauchen ˇvon dem unsern radikal verschiedene Bilder.

 
   
  Die Frage ist: Was geschieht mit der Vagheit der Kriterien? Entspricht sie nicht unsrer Ungewißheit (nicht derjenigen darüber, was wohl in ihm vorgeht) sondern der Ungewißheit der Zukunft?
  Wir malen Bilder mit verschwommenen Farbgrenzen.

 
  ∫ /  
16.11.
  Kopfrechnen. Ich sage Einem: “Multipliziere … mit … !” Er rechnet nicht – nämlich weder mündlich noch schriftlich, sondern bringt etwa eine ◇◇◇ Reihe von Buchstaben hervor. – Dann aber liest er sie als jene Multiplication.

 
  / ∫  
  “Was tut er, wenn er im Kopf rechnet?”: das erweist sich jetzt als mißverständliche Frage.



 
  /  
  Wenn aber nun Einer sagte: “So
ist alles, was geschieht, doch, daß er so & so reagiert, sich benimmt” – so ist hier wieder ein großes Mißverständnis. Denn hat also, der
erzählte
berichtete
“Ich habe die Multiplikation ohne zu schreiben etc., in irgend einem Sinn gerechnet”– hat dieser Unsinn geredet, oder etwas Falsches berichtet? Es ist eine andere Sprachverwendung als die der Beschreibung des Benehmens. Aber man könnte allerdings fragen: Worin besteht die Wichtigkeit dieser neuen Sprachverwendung? Worin besteht z.B. die, der Äußerung der Intention? –

 
  /  
  “Wie, wenn Einer Vorstellungen hätte von der Intensität, Deutlichkeit, von Nachbildern z.B.[?| ;] wären das Vorstellungen, oder wären es Halluzinationen, – auch wenn er sich der Unwirklichkeit des Gesehenen voll bewußt ist?”
Vor allem: Wie weiß ich, daß er Bilder von dieser Deutlichkeit sieht? Er sagt es etwa. Ein Unterschied wäre der, daß seine Bilder von ihm ‘unabhängig’ sind. Was heißt das? – Er könnte sie nicht durch Gedanken verscheuchen. Stelle ich mir z.B. den Tod meines Freundes vor, so kann man mir sagen “Denk nicht daran, denk an etwas anderes”; aber das würde man mir nicht sagen, wenn ich das Ereignis z.B. i[n|m] einem Film vor mir sähe. Und so würde ich dem, der mir, in dem angenommenen Fall, sagte, denk nicht daran, antworten: “Ich mag daran denken, oder nicht, – ich sehe es.”

 
  /  
  Nimm den Gebrauch des englischen “this”, “that”, “these”, “those”, “will”, “shall”: Regeln für den Gebrauch dieser Wörter zu geben, wäre
schwer.
schwierig.
Es ist aber möglich ihn
zu verstehen, so daß Du dann geneigt wärest, zu sagen: “Wenn man einmal das richtige Gefühl
des Sinnes dieser
für diese
Wörter hat, kann man sie auch anwenden”. // Gefühl für
den Sinn
die Anwendung
dieser Wörter hast, dann … // Man könnte also auch diesen Wörtern eine eigentümliche Bedeutung in der englischen Sprache zuschreiben.
Wir sehen in dem Gebrauch des Wortes eine Physiognomie.
Ihr Gebrauch wird, sozusagen, als eine Physiognomie gesehen.


 
   
17.11.
Bin sehr einsam.

 
  /  
  Kopfrechnen auf Befehl. Laß Dich durch die Kombination bekannter Wörter nicht
verhindern,
hindern,
das Sprachspiel von
Anfang an
vorne an
zu untersuchen. // von Grund auf zu untersuchen. //
  Bedenke, daß man Einen in das Kopfrechnen lehrt, indem man ihm befiehlt zu rechnen! Aber müßte das sein? Könnte es nicht sein, daß ich ihm, um ihn zum Kopf-
rechnen zu bringen, nicht sagen dürfte “Rechne!”, sondern vielleicht: “Tu etwas anderes aber finde das Resultat”. Oder: “Schließ den Mund & die Augen & rühr Dich nicht, & Du wirst die Antwort lernen.”
  Ich will doch sagen, daß man das Kopfrechnen nicht aus dem Gesichtspunkt des Rechnens betrachten muß, obwohl es mit wesentlich mit dem Rechnen zusammenhängt.
  Ja auch nicht unter dem Gesichtspunkt des ‘Tuns’. Denn Tun ist etwa, was man [e|E]inem vormacht.

 
  /  
  Ich will sagen: Es ist nicht notwendig, versch Reaktionen, die von den unsern verschieden sind, & daher ◇◇◇ vielleicht anderen Begriffsbildungen günstig sind, so als Folgen, oder Außerungen, ihrer Natur nach verschiedener (innerer) Vorgänge zu deuten.

  Es ist nicht notwendig, zu sagen: Hier handelt es sich um verschiedene innere Vorgänge.

 
  /  
  Wir haben einerseits seine Fähigkeit, ohne wahrnehmbares Rechnen Stufen der Rechnung mitzuteilen – anderseits die Äußerungen, die er zu machen geneigt ist; wie etwa die: “Ich habe in meinem [i|I]nnern gerechnet”. Die Erscheinungen der ersten Art könnten uns zu einer bildhaften Beschreibung bringen “Es ist, als rechnete er irgendwie & irgendwo, & teilte uns Stufen dieser Rechnung mit”. Das, was er zu sagen geneigt ist, können wir als Ausdrucksweise unsrer Sprache annehmen, oder auch nicht. Wir könnten ihm z.B. sagen: “Du rechnest doch nicht ‘in Deinem Innern’! Du rechnest uneigentlich.” Und nun sagt er in Zukunft dies.


 
  /  
  “Aber ich weiß doch, daß ich wirklich rechne – wenn auch nicht für den Andern wahrnehmbar!” Dies könnte d man als typische Äußerung eines geistig Zurückgebliebenen auffassen.

 
  /  
  Aber wenn wir so mit dem innern Vorgang aufräumen, – bleibt
also
// also dann //
dannc
nur (noch) // bleibt nun nur noch … // der äußere? – Es bleibt nicht nur das Sprachspiel der Beschreibung des äußeren Vorgangs ˇallein, sondern auch das, welches von
der
seiner
Äußerung ausgeht. Wie immer auch unsre Ausdrucksweise lautet; wie immer z.B. sie die Beziehung zum ‘außern’ Rechnen macht.

 
  / ∫  
  Die Neigung einen tiefen Ton “tief” zu nennen. Ein Volk, das tiefe Töne hoch nennst. Es vergleicht sie dem Donner, der aus der Höhe
zu kommen scheint. Bei hohen Tönen ‘denkt es’ an das feine, hohe Summen von Insekten, die dort ˇtief im Grase leben. – Wohl; aber was heißt das alles? – Es sind diesem Volk gewisse Gesten, gewisse Bilder, & also auch, gewisse Worte natürlich. Und zwar ist manches hie davon Tradition, manches ˇsind nat ursprüngliche Reaktionen, die nicht (oder doch nicht direkt) durch Beeinflussung des Kindes seitens der Erwachsenen
bedingt
hervorgerufen
worden sind.
 
   
18.11.
Eine Schwierigkeit der Philosophie ist, daß die Gedankengänge in ihr so lang sind. // Eine Schwierigkeit der Philosophie ist die Länge ihrer Gedankengänge. //
 
   
19.11.
Ich sehe ein böses Ende für mein Leben voraus. Einsamkeit, vielleicht Wahnsinn. Meine Vorlesungen gehen gut, sie werden nie besser gehen. Aber
welche Wirkung lassen sie zurück? Helfe ich irgend jemand? Gewiss nicht mehr, als wenn ich ein grosser Schauspieler wäre, der ihnen Tragödien vorspielte. Was sie lernen, ist nicht wert gelernt zu werden; & der persönliche Eindruck nützt ihnen nichts. Das gillt für Alle, mit vielleicht einer, oder zwei Ausnahmen.
 
   
20.11.
In üblem Zustand.
 
   
22.11.
Schaue mit Verzweiflung in die Zukunft. Mein Leben scheint
wie eine Einöde
öde vor mir
zu liegen. Und ich kann mich nicht dreinfinden, es so hinzunehmen. Ich sinne immer, und ganz vergebens, nach einer günstigen Veränderung.
 
   
23.11.
Mancher Mensch ist im ganzen Leben krank und kennt nur das Glück, das der fühlt, der nach ◇◇◇ langen heftigen Schmerzen ein paar schmerzlose Stunden hat. (Es ist ein seeliges
Aufatmen.)
 
   
  Ich kann nicht niederknien, zu beten, weil gleichsam meine Knie steif sind. Ich fürchte mich vor der Auflösung (vor meiner Auflösung) wenn ich weich würde.

 
   
“Les paroles ne sont que des sans dout on fait arbitrairement les signes de nos pensées. Les sons n'ont en eux-mmes aucun prix.” (Fénelon)

 
   
Ich zeige meinen Schülern Ausschnitte aus einer ungeheuern Landschaft, in der sie sich unmöglich auskennen können.

 
   
  Die Worte, Zeichen
für die
der
Gedanken – ein Bild. Was tut der, der dieses Bild stört? ‒ ‒ ‒ Sind denn Bilder unwichtig, & warum sollen sie unwichtig sein? (Calvin sagte, man habe sich die Dreifaltigkeit
nicht als “drei Mänschen” zu denken.) Wer Der dieses Bild stört, was stört der auf? Welche Bewegung verhindert das Bild, & welche macht der möglich, der ihm seinen Platz streitig macht? Welchen Grund kann man haben, hier etwas zu
ändern
verändern
?
  Nun, man könnte etwa fragen: Sind nur die Worte willkürlich, oder sind es auch die grammatischen Formen?
  Auch: Wie machen wir Wörter zu Zeichen unsrer Gedanken?
  Gewisse Fragen werden zugedeckt,
weil das,
indem dem,
worüber wir nicht Rechnung geben können, der den Schein des Verstandenen gegeben wird. – erhält. ¤ Aber müssen wir denn über alles Rechnung geben können? Nein; aber manchmal wollen wir uns Rechenschaft über etwas ablegen, wenn die Ruhe der Reichsgrenzen durch Einfälle von Nachbarvölkern gestört wird.
   ¤
// zugedeckt, indem der Schein des Verstandenen dem gegeben wird, worüber wir nicht Rechnung geben
könnten
können
. – // // , indem das den Schein des Verstandenen erhält, worüber wir (uns) doch nicht Rechnung geben
könnten
können
. //

 
  / ∫  
26.11.
  Wagst Du Dich mit Deinen Beschreibungen
aus den
außerhalb die
Grenzen unserer Zwecke, in den leeren Raum hinaus, so bist Du verloren, Deine Di Sätze verlieren ihren Sinn. // Wagst Du Dich mit Deinen Beschreibungen hinaus über die Grenzen unserer Zwecke, in den leeren Raum, so … //

 
  /  
  Wenn Dir plötzlich ein Thema, eine Wendung, etwas sagt, so brauchst Du Dir's nicht erklären zu können. Es ist Dir plötzlich auch diese Geste zugänglich.

 
   
27.11.

Kannst du nicht auch ohne seine Liebe fröhlich sein? Musst du ohne diese Liebe in Gram versinken? Kannst du ohne diese Stütze nicht leben?
Denn das ist die Frage: kannst du nicht aufrecht gehn, ohne dich auf diesen Stab zu lehnen? Oder kannst Du dich nicht entschliessen ihn aufzugeben? Oder ist es beides? – Du darfst nicht immer Briefe erwarten, die nicht kommen! Aber wie soll ich es ändern?
  Es ist nicht Liebe, was mich zu dieser Stütze zieht, sondern, dass ich auf meinen zwei Beinen ˇallein nicht ˇsicher stehen kann.

 
   
  Der Philosoph ringt mit den Begriffen seiner Zeit.

 
   
  Die ‘seelenlose’ Sklavenrasse. Wir haben ihnen Schmerzsignale, Absichtsignale,
Wunschsignale
Freundessignale
etc. beigebracht. Und nun stell hier die Frage x “Was ist Absicht?”, – “Was ist Wünschen?”. – Oder: “Was geht da vor, wenn wir …?”.

 
  /  
  Vergleich von ˇkörperlichen Vorgängen & Zuständen, wie Verdauung, Athmung, etc. mit geistigen, wie Denken, Fühlen, Wollen etc.. Was ich betonen will, ist gerade die Unvergleichbarkeit. Eher, möchte ich sagen, wären die vergleichbaren Körperzustände: Geschwindigkeit der Atmmung, Unregelmäßigkeit des Herzschlags, Zuverläßigkeit der Verdauung & dergleichen. Und freilich könnte man sagen, daß diese alle das Verhalten der Körpers charakterisieren.

 
  /  
1.12.
  Denk Dir einen Stamm von Leuten, die nicht sagen “er hat Schmerzen”, “wir haben Schmerzen”, “in ihm geht das Gleiche vor wie in mir”, “diese Leute haben das gleiche seelische Erlebnis” etc.; sondern die Leute man redeten wohl von einer Seele & von Vorgängen in der Seele, sagen aber man wisse absolut nichts darüber,
ob zwei Leute, von denen wir ˇetwa sagen, sie hätten Schmerzen, wirklich dasselbe haben oder etwas ganz anderes, & man sagt daher bei ihnen die Menschen haben ein X ˇetwas Unbekanntes & nun folgt ˇin ihrer Ausdrucksweise, eine Bestimmung die unserem “sie haben Schmerzen” gleichkommt.
  Diese Leute werden dann auch nicht sagen: “Wenn ich glaube, jemand habe Schmerzen, so glaube ich, es gehe in ihm etwas bestimmtes vor”, u. dergl..
  Muß man es aber überhaupt so ansehen, daß das Schmerzsignal & die Beschreibung des Schmerzbenehmens eine begriffliche Einheit geben?
  Ich will fragen: “Wo liegt hiers das Begriffliche & wo das Phänomenale?” Muß die Sprache eine Schmerzäußerung enthalten? Denken wir uns Leute mit einer Fingersprache. Oder Leute, die nur schreiben, nicht
sprechen. Müßten die den Begriff “Schmerz” besitzen?

 
  /  
  Ist es leichter sich vorzustellen, daß Leute unsern Begriff des Schmerzes nicht haben, als ˇdies, daß sie den Begriff des physikalischen Körpers nicht haben?

 
   
  Der Witz ist, daß, was wir “Sprache”, “Ausdruck”, “Ausdrucksweise” nennen nicht eines ist.

 
  /  
  Es ist eine wichtige Tatsache, daß wir annehmen, es sei immer möglich, Menschen, die eine andere Sprache als die unsere besitzen, die unsre zu lehren. Darum sagen wir ihre [b|B]egriffe seien die gleichen, wie unsre.

 
  /  
  “Du beginnst einen Satz an dessem letzten Ende das Verbum
steht; Du wirst mir doch nicht sagen, daß Du den Satz zu sprechen anfingst ohne eine Ahnung was das Verbum sein werde!” – Und worin besteht die Ahnung? Und wenn nun Einer wirklich keine Ahnung davon hätte & doch fließend Deutsch spräche! Wie wird man erfahren,
ob
daß
er diese Ahnung hatte?

 
  /  
4.12.
  Inwiefern untersuchen wir den Gebrauch von Wörtern? Beurteilen wir ihn nicht auch? Sagen wir nicht auch, dieser Zug sei wesentlich, jener unwesentlich?

 
   
  … Ich hätte gerne ein gutes Buch geschrieben, ja ein sehr gutes. Es ist nicht so ausgefallen; aber die Zeit ist vorbei ….
// … Ich hätte gerne ein gutes Buch hervorgebracht, ja ein sehr gutes; aber es ist nicht so ausgefallen; & die Zeit ist vorbei … //
 
  ∫ /  
7.1.47.
  Die apocalyptische Ansicht der Welt ist eigentlich die, daß sich die Dinge nicht wiederholen. Es ist z.B. nicht unsinnig, zu glauben, daß das wissenschaftliche & Technische Zeitalter der Anfang vom Ende der Menschheit ist; daß die Idee vom großen Fortschritt eine Verblendung ist, wie auch von der endlichen Erkenntnis der Wahrheit; daß an der wissenschaftlichen Erkenntnis nichts Gutes oder Wünschenswertes ist & daß die Menschheit, die nach ihr strebt, in eine Falle läuft. Es ist durchaus nicht klar, daß dies nicht so ist.
 
   
10.1.
Im Kloster Quarr. Meine Gedanken sind nicht geistlich sondern weltlich. Vielleicht wird das anders werden.

 
   
11.1.
  Die Nützlichkeit der Philosophie. Sie sagt in vielen Fällen: “Warum sollte es so sein?” Sie beseitigt
damit natürlich ein Vorurteil.

 
   
  “Der Schmerz ist ein Phänomen, das uns in der Natur gegeben ist.” – “ˇDie Farbe Rot ist etwas, was uns in der Natur gegeben ist.”
  Das könnte bestenfalls s heißen: Menschen haben manchmal Schmerzen – Gewisse Gegenstände in unsrer Umgebung sind rot.

 
  /  
  Man kann das Messen mit dem Meterstab beschreiben; wie kann man es begründen?

 
  / ∫ /  
  Ist der Begriff “Schmerz” ein Instrument, das der Mensch gemacht hat; & wozu dient es?

 
   
  Der Begriff des physikalischen Gegenstandes. Der Begriff des Ich. Von wem würden wir sagen er
besäße
habe
diesen Begriff nicht?


 
  ∫ /  
  Wer andere Begriffe hat als wir, tut etwas anderes als wir.

 
  /  
  Ja – wie kann man Einem befehlen,
die & die
diese
Worte so zu meinen? Es sei denn, daß man ihm befiehlt sie so zu verwenden –

 
  /  
  Denke, Du müßtest eine Entscheidung treffen & zwar, indem Du auf einen von aus einer Anzahl von Knöpfen drückst. Die Entscheidung [D|d]ie Du damit triffst ist durch ein Wort gekennzeichnet, das auf dem Knopf steht. Es ist dann natürlich gänzlich gleichgültig, was Du beim Anblick dieses Worts erlebst. Ist das Wort z.B. “Weiche”, so kannst Du es als Adjektiv, Substantiv, oder Verbum meinen, die Entscheidung
wird dadurch nicht geändert. Und ebenso, wenn Du das Wort als Entscheidung aussprichst. Es teilt doch jedenfalls dem Andern dasselbe mit, der auf die Entscheidung wartet.

 
  /  
  Wie ist es aber, wenn die Entscheidung zweier Deutungen fähig ist, & der sie hört, gibt ihr nun eine von ihnen? Er kann das entweder durch sein Handeln tun, oder, sozusagen, in Gedanken. Wäre aber auf die Entscheidung nicht gleich zu handeln, so könnte er sie auch hören & vorläufig gar nicht deuten. Anderseits aber könnte er auf eine Frage mit einer Deutung antworten. Dies wäre eine vorläufige Reaktion.

 
  ∫ /  
  Ich gebe Einem einen Befehl durch das Wort “Weiche” in der Bedeutung
von Eisenbahnweiche, sage aber leise
“Eier”, hinzu ‒ ‒ ‒
hinzu das Wort “Eier” ‒ ‒ ‒
in welcher Bedeutung habe ich das Wort ausgesprochen? Oder ich sage im Gespräch, seufzend, “Time flies!” & setze leise fort: “if you've got nothing better to do”. Es ist einem hier immer, als könnte man doch nicht die,
mit einander unvereinbaren,
einander ausschließenden,
Denkbewegungen machen. Meint man nämlich
jene
die
ersten Worte als Seufzen, dann stehen die anderen ohne ˇeinen Zusammenhang da. Und denkt man sich in eine Situation, in der die ersten Worte ein Befehl sind, & spricht man sie auch im Ton eines Seufzers aus, so ist es doch nicht der Seufzer “Die Zeit vergeht!”.

 
  /  
  Es ist eben möglich die Worte einer bestimmten Situation gemäß & also in der & der Bedeutung auszusprechen & dabei doch eine andere Bedeutung zu denken. So daß die Worte
für mich also, dem Andern unbewußt, eine eigene Bedeutung haben.

 
  /  
  Gefragt, werde ich vielleicht diese Bedeutung erklären & die Erklärung hatte mir doch nicht vorgeschwebt. Was hätte also mein Geisteszustand, als ich das doppelsinnige Wort aussprach, mit den Worten der Erklärung zu tun? Inwiefern können diese Worte ihm entsprechen? Es gibt hier offenbar nicht ein Passen der Erklärung zur Erscheinung.

 
  /  
  Man kann auch einen Ausdruck während man ihn ausspricht, auf eine Weise meinen & gleich darauf retrospektiv auf eine andere.

 
  /  
  Es ist uns als hätte gehörten zu dem Wort in seinen zwei Bedeutungen verschiedene Illustrationen; & man könne dem Wort
nun wohl eine aus den beiden zusammengesetzte Illustration geben, dann sei es aber eben nicht eine der beiden dem Worte gemäßen, oder gewohnten.
  Das heißt aber natürlich nicht, daß immer, wenn man von dem Wort Verwendung macht, eine der beiden Illustrationen anwesend sein muß, sondern nur, daß, wenn wir das Wort illustrieren, eine der beiden & nicht beide Bilder zu ihm gehören.

 
  /  
  ‘Hättest Du mich gefragt, so hätte ich Dir die Antwort gegeben.’ Das bezeichnet einen Zustand; aber nicht eine ‘Begleitung’ meiner Worte.

 
   
  Frage Dich wieder: was interessiert uns daran, wie [e|E]iner dies Wort, diesen Satz gemeint hat? Ist es wirklich eine, gleichsam, organische Begleiterscheinung des Sprechens, die
uns interessiert? & warum? – Weil wir erfahrungsmäßige Schlüsse aus dieser Begleiterscheinung ziehen können?

 
  /  
  Denke Dir, Leute hätten die Gewohnheit während des
Sprechens
Redens
zu kritzeln – warum sollte, was sie auf diese Weise bei gewissen
Reden
Worten
// während des Redens // hervorbringen, weniger interessant sein, als begleitende Vorgänge in ihrem Geist, & warum soll das Interesse an diesen von anderer Art sein?1

 
   
  Warum scheint einer dieser Vorgänge den Reden // Worten // das ihnen eigene Leben zu geben?

 
  /  
  Je nachdem er das Wort so oder so gemeint hat, hat er die eine, oder andere Absicht ausgesprochen. Die eine oder andere Absicht gehabt. Und mehr kann
man doch über die Wichtigkeit dieses Meinens nicht sagen. Und da scheint es wieder, daß es weniger wichtig ist, was beim Aussprechen des einzelnen Worts (“Bank” z.B.), vor sich gegangen ist als was beim & vor dem ˇganzen Satz. Gleichsam, wie das Gemüt den ganzen Satz illustriert hat nicht, notwendigerweise, das eine Wort. Und doch, ˇso müssen wir uns gleich gestehen, muß auch
eine
die
Illustration nicht wichtig sein. Warum soll denn soviel auf sie ankommen?
  Und wie kann sie dem Satz ein bestimmtes Leben geben, wenn die Sprache es ihm nicht gibt?
Wie
Warum
soll sie eindeutiger sein, als die Wortsprache?

 
  / ∫  
  Nein, die Erklärung, was ich gemeint hatte, entnahm ich keiner Illustration, las ich nicht von einer andern Erschei-
nung ab. – Aber das heißt natürlich nicht, daß ich nicht ˇwirklich gemeint habe, was ich, gemeint zu haben, erkläre. Denn das würde wieder etwas anderes
besagen
heißen
. Es ist eben eine eigene Art der Erklärung & der Zeitangaben

 
  / ∫  
  Ich sage ˇohne Zusammenhang: “Dort ist eine Bank”. Kann ich
feststellen
// bestimmen //
sagen
: es hieß jetzt dies & nicht das? – Denk Dir, ich hörte den Satz aber in einem un Zusammenhang eines Gesprächs & ˇnun sage ˇich von ihm, er habe dies & nicht das geheißen. Wäre irgend ein Zweifel gewesen, so hätte ich etwa den Sprecher gefragt & seine Antwort hätte es ˇfür mich entschieden.

 
  /  
  Nun das ist das Entscheidende, daß ich nicht nur nach dem Zusammenhang die Bedeutung beurteilen kann, sondern daß
man nach ihr fragen kann & der Antwortende die Bedeutung nicht nach
aus
// nach dem Zusammenhang feststellt. //


 
  /  
  Ist es denn eine Selbstverständlichkeit, daß wer die Sprache gebrauchen kann, im Stande ist die Wörter, die er versteht, zu erklären? // die er versteht, deren Verwendung er versteht, zu erklären? //
  Wir würden freilich sehr erstaunt sein, wenn jemand zwar das Wort “Bank” versteht, aber nicht auf die Frage “was ist eine Bank” ˇuns nicht antworten könnte.

 
  /  
  Ist es nicht eines, den Satz zu verstehen “Gehen wir ein bißchen in die Sonne”, & ein anderes, sagen wir, das Wort “Sonne” erklären können? – Aber muß der, der diesen Satz versteht, nicht wissen, wie die Sonne ausschaut? So wie der, wel-
cher den Satz “Ich habe keine Schmerzen” versteht, z.B. wissen muß, wie man sich Schmerzen zufügen kann & wie sich Einer, der Schmerzen hat, benimmt, etc. –

 
  ∫ /  
  Wenn ich also frage “Was hast Du mit ‘Bank’ gemeint?” so ist es nicht anders als wenn ich fragte “Was bedeutet das Wort Apfel?”

 
  /  
  Ferner, – wenn es möglich ist dem doppeldeutigen Wort durch öfteres Wiederholen jede ‘Bedeutung’ zu nehmen, warum sollten nicht ˇmanche Menschen, es, die es außerhalb eines ohne Zusammenhangs, es aussprechen, dies für gewöhnlich ohne ein Gefühl einer Bedeutung tun? aussprechen? Oder warum sollten die Menschen so ein Wort nicht mit einer Art zitternder Bedeutung Aussprechen, wo kein Zusammenhang sie festhält?
// wo kein Zusammenhang sie
in
auf
einem (bestimmten) Gleise hält? // // wo kein Zusammenhang sie
führt
hält
? //

 
  /  
  “Was tust Du aber, wenn Du dem Befehl folgst ‘Sag … & meine damit …’?” – Du tust nicht etwas aAnderes
– aber
. Aber
auch nicht: etwas Spezifisches.

 
  /  
  Jedenfalls ist das kein Sprachspiel, das man sehr früh lernt: ein Wort, isoliert, in der & der Bedeutung aussprechen. Die Grundlage ist offenbar daß Einer
sagt
sagen kann
, er kann
das
ein
Wort … aussprechen & dabei eine oder die andere seiner Bedeutungen meinen. Aber Das geht leicht, wenn das Wort zwei Bedeutungen hat; aber kannst Du auch das Wort “Apfel” aussprechen & Tisch damit meinen? – Ich könnte doch eine Geheimsprache
benützen, in der “Apfel” diese Bedeutung hat.

 
   
  Man sagt zwar “What was in your mind?” – aber warum interessiert uns das?
  Die Fragen “Was wolltest Du?” & “Was sahst Du vor Dir?” sind ganz verschieden, haben ganz verschiedenes Interesse. Die erste fragt, was wir wirklich wissen wollen, aus der Antwort auf die zweite hoffen wir nur etwas erschließen zu können.

 
  /  
  “Gib ihm diesen Befehl & mein' damit …!” “Sag ihm das & mein' damit …!” Das wäre ein merkwürdiger Befehl, den man für gewöhnlich nicht gibt. Oder ich sage einem “Richte diese Botschaft aus”, & ˇich frage ihn
nachher
dann
“Hast Du sie auch so & so gemeint?”.

 
  ∫ /  
  Wenn er mir einen Befehl gibt &
ich frag ihn “Wie hast Du das gemeint?” so will ich eine Ergänzung des Befehls hören, ich
will
suche
weitere Bestimmungen zu erhalten, ich zeige ihm, mir eine Erklärung zu geben // hören, ich zeige ihm, mir weitere Bestimmungen zu geben. // Was in ihm beim Aussprechen des Befehls vor sich ging wünsche ich nicht zu wissen, – es sei denn, daß man darunter versteht, was er auf die Frage “[w|W]as hast Du gemeint?” antwortet.

 
  /  
  Aber ist dann die [v|V]ergangenheitsform der Frage gerechtfertigt? Doch; denn ich setze eine Änderung der Gesinnung einem Gleichbleiben entgegen. Ich will wirklich nicht nur wissen was er jetzt meint sondern auch was er gemeint hat. – Man könnte etwa fragen “Was meinst Du? & hast Du Deine Gesinnung geändert?” Wenn auf diese Frage Nein zur Antwort kommt,
dann hat er, was die Erklärung angibt, auch früher gemeint.
  Ich will sagen: Die Kriterien für das Geschehen in der Vergangenheit sind hier andere, als etwa für das Auftauchen eines Bildes.

 
  /  
  Wie soll ich also dieses Psychologische Phänomen beschreiben? Daß man ein Wort auf Befehl so & so meinen kann? Ddaß man sich einbildet, es so oder so zu meinen? Soll ich sagen, daß das Wort “meinen” hier in einem andern Sinne gebraucht wird; daß man eigentlich ein anderes Wort gebrauchen sollte? Soll ich so ein Wort
in Vorschlag bringen?
vorschlagen? –
Oder ist das gerade
unser
das
Phänomen, daß wir hier das Wort “meinen” gebrauchen,
welches
was
wir für einen andern Zweck gelernt haben?

 
  /  
  Nehmen wir an, mit “Bank” Sitzbank meinen, sei: bei dem Wort an eine
Sitzbank denken – & nun nimm an Einer könnte das nicht! Es hätte für ihn keinen Sinn, zu sagen “Denk bei diesem Wort an …”. Oder auch er verstünde nicht, was es heißt bei einem Wort an das oder das denken. Was ginge diesem ab?
  Ist es ein sehr primitives Sprachspiel in dem man sagt: “Bei diesem Wort ist mir … eingefallen”

 
   
  Es scheint oft an der Aussprache des Wortes – “Bank” z.B. – zu liegen wie wir es meinen! Das sollte uns ein Licht aufstecken!

 
  /  
  Statten “Ich habe das mit dem Wort gemeint” könnte
man
ich
auch sagen “Das Wort stand für
das
. Und wie konnte denn das Wort, als ich es aussprach, für dies, & nicht für jenes, stehen?! Und doch hat es gerade diesen Anschein.

 
  /  
  Ist also das gleichsam eine
optische Täuschung? (So als spiegelte das Wort den Gegenstand, den die Erklärung ihm
zuordnet.
beigibt.
)

 
  /  
  Und wenn das eine optische Täuschung ist, was verlieren Leute, die diese Täuschung nicht kennen? Sie sollten sehr wenig verlieren.

 
  ∫ /  
  Das ist klar: Wenn Einer die Bedeutung eines Worts, das er gebraucht hat, erklären kann, so sagt er nichts über ein Erlebnis aus; auch dann nicht, wenn das Wort zwei Bedeutungen hat & ihm zuerst nur eine einfällt.

 
  /  
  Das besondere Erlebnis der Bedeutung ist charakterisiert dadurch, daß wir mit einer Erklärung & der Vergangenheitsform reagieren: gerade so, als erklärten wir die Bedeutung
eines Worts für praktische Zwecke.

 
  / ∫  
  Denk Dir Einer sagt einen Satz, gibt einen Befehl, meint ihn so & so, dann überlegt er sich's ˇplötzlich & meint ihn anders. Änderung seiner Vorstellung von sich, die vielleicht die Änderung des Sinnes des Befehls illustriert. Nun
möchte
könnte
man sagen d[ie|er] Wechsel des Vorstellungsbildes & der Wechsel
des Sinnes
der Meinung
sind verschiedener Art. Diesen letzteren könnte man so ausdrücken: Hättest Du mich zuerst gefragt was ich meine, so hätte ich ˇDir diese Erklärung gegeben, nach jenem Wechsel aber die andere. Die Intention hatte sich geändert & zugleich hatte sich auch ein Erlebnisinhalt geändert, aber die Intention war kein Erlebnis.

 
  ∫ /  
  Es ist möglich, daß man hier eine neue Nomenklatur einführen
sollte – ein Schritt in der Philosophie, der nur selten zu empfehlen ist. Ich meine eine Nomenklatur für Psychologische Kategorien. So könnte man das Verstehen eines Worts eine ‘Fähigkeit’ nennen. ‘Intendieren’ aber wäre keine Fähigkeit, & ein Wort so & so meinen ist eine Intention. – Wie aber ist es mit dem plötzlichen Aufzucken – “Jetzt weiß ich's”, “Jetzt kann ich's” etc? Wohin gehört es? Soll ich es unter die Empfindungen einreihen, weil doch das plötzliche Einziehen des Atems etc. [e|E]mpfindungen hervorruft? (James hätte das vielleicht getan.) Nun, die Empfindungen sind die Empfindungen, aber das Aufzucken ist keine Empfindung, & das Phänomen das uns ˇhier interessiert ist auch nicht das Aufzucken, – das ich ˇwillkürlich jederzeit reproduzieren kann – sondern dasjenige, welches unter ganz besondern Umständen eintritt. Soll ich nun sagen, es
gehe
geschehe
während dieses Aufzuckens
etwas besonderes (vor)? Nun, wie soll
man
ich
d[a|ie]s prüfen?! Kann ich, aus der Erinnerung an solche Fälle etwa, sagen es geschähe hier etwas, & was es sei? Nein.

 
  /  
  Einer der Grundsätze des Beobachtens müßte doch sein, daß ich das Phänomen, das ich beobachte, durch meine Beobachtung nicht störe. D.h., meine Beobachtung muß brauchbar sein, anzuwenden auf die Fälle in denen nicht beobachtet
wird
wurde
.

 
  / /  
  Also entspricht
dem jetzt weiß ich's
diesem Aufzucken
kein besonderes Erlebnis? Nein. – Denk Dir den, der immer
auffahrt
sagt
“Jetzt hab ich's!”, wenn er nichts hatte, – was sollen wir von ihm sagen? Welches Erlebnis hatte er? Nicht der besondere ‘Erlebnisinhalt’ beim Aufzucken gibt ihm sein besonderes Interesse, & wenn Einer sagt, er habe in diesem Augenblick alles verstanden, so ist
das nicht die Beschreibung
eines
des
Erlebnisinhaltes. – Aber warum nicht? – Ich will unterscheiden zwischen einer Aussage, wie: “Ich habe die Formel in diesem Augenblick vor mir gesehen” & einer Aussage, wie “Ich habe in diesem Augenblick die ganze Methode erfaßt”. Aber nicht, als wollte ich sagen: – “weil man eine Methode nicht in einem Augenblick erfassen kann”.
Man kann es wohl,
Freilich kann man's,
es geschieht
sehr oft
oft
. – Ich will sagen: “‘Jetzt versteh ich's’ ist ein Signal nicht eine Beschreibung”. Und was ist damit getan, daß ich dies sage? Nun,
unsre
die
Aufmerksamkeit wird damit auf den Ursprung so eines Signals gerichtet; die Frage “Wie lernt e[e|E]iner die Worte ‘Jetzt versteh ich's’? & wie ˇz.B. die der Beschreibung einer Vorstellung?”
tritt hervor.
tritt in den Vordergrund.
Denn das Wort “Signal” weißt auf etwas hin einen Vorgang hin, der signalisiert wird.



 
  ∫ /  
  Aber gehört es in die Psychologie, daß ich unter gewissen [u|U]mständen gewisse Worte ausstoße? Auch wenn diese Worte nicht die Beschreibung eines Erlebnisinhalts sind? Das ist es eben, daß sie nicht eine solche Beschreibung sein müssen.

 
  ∫ /  
  Aber ist es nicht wesentlich für psychologische Aussagen in der ersten Person der Gegenwart, daß sie ‘unbestreitbar’
sind
sein müssen
? Und ist dies nicht eben das Kriterium der Beschreibung von Erlebnisinhalten? Denn wer z.B. sagt, er habe sich in diesem Augenblick zu dieser Handlungsweise entschlossen, – denn kann man den fragen, ob er es auch weiß, daß er diesen Entschluß gefaßt hat?

 
  /  
  Es ist freilich die Unbestreitbarkeit, die das Bild begünstigt: als wäre hier etwas beschrieben, daß nur wir sehen & nicht der Andre sieht, was also
uns nahe & immer zugänglich, für den Andern aber verborgen, ist, also etwas, was in uns selbst liegt & wir durch schauen in uns selbst gewahr werden. Und die Psychologie ist nun die Wissenschaft // Lehre // von diesem Innern.

 
  /  
  Wenn ich also sagen ˇwill, daß unsere ‘Äußerungen’, mit denen es die Psychologie zu tun hat, durchaus nicht alle Beschreibungen von Erlebnisinhalten seien, so muß ich sagen, daß, was man Beschreibungen von Erlebnisinhalten nennt, nur eine kleine Gruppe jener ‘unbestreitbaren’ Äußerungen sind. Aber durch welche grammatische
Merkmale
// Züge //
Kennzeichen
ist diese Gruppe charakterisiert?

 
  ∫ /  
  Man wird z.B. den Schmerz so einen Erlebnisinhalt nennen wollen. Aber warum? Und warum nicht den
Kummer & die Liebe? – Eines ist, daß man nicht von einer sekundenlangen Liebe oder etc. reden kann. – Wie ist es mit dem Gefühl der Müdigkeit oder der Frische?

 
  ∫ /  
  Wie kommt man auch nur zu
der Idee
dem Begriff
eines Erlebnisinhalts. – Ein Erlebnisinhalt, das ist eine Empfindung. Und man möchte nun glauben, man erkenne eine Empfindung als Empfindung, dadurch, daß man sie ansieht, sie betrachtet. Und das ist natürlich Unsinn.

 
  /  
  Ein Erlebnisinhalt, das ist da[ß|s], was ein Bild wiedergeben kann; ein Bild in seiner subjektiven [b|B]edeutung, wenn es
besagt:
besagen soll:
Das sehe ich, – was immer der Gegenstand sein mag der diesen Eindruck hervorbringt.” Denn der Erlebnisinhalt ist der private Gegenstand. – Aber wie kann dann der Schmerz
einen solchen Inhalt bilden? – Eher noch die Temperaturempfindung. Und der Gehörsinn ist dem Gesicht noch näher verwandt. – aber auch schon ganz verschieden.

 
  /  
  Eine Empfindung hat so etwas wie eine Farbe & eine Stärke; einen Anfang & Ende & einen Verlauf.
  Vergleiche den Verlauf der Müdigkeit mit dem Verlauf eine Schmerzes oder einer Druckempfindung.

 
  /  
  Es ist uns förmlich, als hätte der Schmerz einen Körper, als wäre er ein Ding ein Körper mit Form & Farbe. Warum? Hat er die Form des schmerzenden Körperteils? Man möchte z.B. sagen: “Ich könnte den Schmerz beschreiben, wenn ich nur die nötigen Worte & Elementarbedeutungen dazu hätte.
Man fühlt: es feht einem nur die nötige Nomenklatur. (James) Als könnte man die Empfindung sogar malen, wenn nur der Andere diese
Ausdrucksweise
Sprache
verstünde. – Und man kann den Schmerz ja wirklich räumlich & zeitlich beschreiben.

 
  /  
  Wäre die Schmerzensäußerung nur ein Schreien & dessen Stärke abhängig nur von dem vorrätigen Atem, aber nicht von der Verletzung, – wären wir dann auch geneigt, den Schmerz als etwas Beobachtetes aufzufassen?

 
  /  
  Warum denkst Du, daß des Andern Schmerz ähnlich ist wie seine Gesichtsempfindung? – Oder so: Warum gruppieren wir Gesicht, Gehör & Tastempfindung zusammen? Weil wir durch sie ‘die Außenwelt kennen lernen’? Der Schmerz könnte ja als eine Art Tastemp-
findung aufgefaßt werden.

 
  ∫ /  
  Das Geschmacksorgan könnte viel mehr als es bei uns tatsächlich geschieht zum Antasten der Gegenstände verwendet werden. Man könnte wichtige Beschaffenheiten der Dinge kennenlernen, indem man sie mit der Zunge berührt.

 
  /  
  Wie ist es aber mit meiner Idee, daß wir die Stellungen & die Bewegungen unsrer Glieder nicht wirklich nach den Gefühlen beurteilen, die diese Bewegungen uns geben? Und warum sollten wir die Oberflächenbeschaffenheit der Körper so beurteilen, wenn man das von unsern Bewegungen nicht sagen kann? – Was ist überhaupt das Kriterium dafür, daß unser Gefühl uns dies lehrt?


 
  /  
  Wie beurteilt man, ob die Müdigkeit ˇ(z.B.) ein unklar lokalisiertes Körpergefühl ist?

 
  / ∫  
  Ich möchte alle Sinneseindrücke mit gesehenen Gegenständen vergleichen. Sie alle scheinen Gegenstände, Inventarstücke einer Welt zu sein.

 
   
  Eine Frage, die in der Wissenschaft ◇◇◇ förderlich ist, ist “Warum sollte es nicht so sein?” & “Warum sollte es so sein?”, weil sie Vorurteile wegräumt.
// Die Philosophie fragt “Warum sollte es so sein?” & “Warum sollte es nicht so sein?”; Fragen, die in der Wissenschaft förderlich sind, weil sie Vorurteile wegräumen. //

 
   
Was ein Mann träumt, das erfüllt sich so gut wie nie.


 
   
  Das Sprachspiel der Meinungen.
  Wie, wenn ein Mensch zwei entgegengesetzte Meinungen äußern könnte & man das als Zeichen
gespaltener
geteilter
Persönlichkeit ansähe? Nun, man wüßte vielleicht mit solchen Äußerungen nichts anzufangen.

 
  ∫ /  
  Was ist primärer: “Es wird regnen”, oder “Ich glaube, es wird regnen”?

 
  ∫ /  
  Denk Dir das “Ich glaube” durch einen Tonfall ersetzt!

 
   
  “Es glaubt es wird ‒ ‒ ‒” ist doch – will man sagen – eine Aussage über ihn; “Ich glaube … ” aber ist beinahe gleichbedeutend mit “Es wird regnen” & das ist doch keine Aussage
über den Sprecher!

 
  /  
  Wie, wenn Einer sagte: “Ich weiß, es wird nicht regnen, aber ich glaube,
es werde regnen
es wird
”?

 
   
  Man sagt “Ich glaube es wird regnen; nimm Deinen Schirm”.

 
   
  Könnte man sich den Widerstreit der Meinungen aus der Sprache ganz ausgeschaltet denken? Und was bliebe dann von ihm übrig?

 
  / ∫  
  “Nehmen wir an, ich glaube … ” – was würde aus diesem Satz wenn die Äußerung “Ich glaube, es wird … ” durch “Es wird … ” im besondern Tonfall ersetzt wird?

 
   
  Oder betrachte den Ausdruck: “Ich wette, es wird regnen”!



 
   
  Betrachte die Versicherung: “Es regnet & ich glaube es.”

 
   
  Oder: “Ich glaube es, & es ist die Wahrheit!” ‒ ‒ ‒ Vergleiche damit: “Ich habe es getan & es war gut”.

 
   
  Ich glaube es, & es ist wahr. Ich glaubte es & es war wahr. Es ist wahr & ich glaube es. Das letztere klingt beinahe wie: “Es ist wahr & ich werde es immer glauben.”

 
   
  Hier möchte man fragen: “Wie weißt Du, daß Du es glaubst?” Denn gibt es (so) ein Wissen, dann kann man sagen, man glaube … & es sei so.

 
   
  Aber, möchte man sagen, was ist die Gegenwart zu jener Vergangenheit die man die Beschreibung eines Zustands
unserer Seele nennen
kann
will
?

 
   
  Könnte man sich so einen Ausdruck denken, wie: “Ich bin glaubend es werde … & es wird nicht …”? Der Erste Teil wäre sozusagen die Beschreibung eines irgendwie beobachteten Seelen[Z|z]ustands, der Zweite aber eine momentane Reaktion. Aber diese steht stimmt natürlich mit jenem nicht überein.

 
   
  “Ich vertraue ˇdarauf, es wird … , & es wird nicht.”

 
  /  
  Man möchte sagen:
Es
“Also
kann “ich glaube … ” nicht eigentlich das Präsens von “Ich glaubte” sein. Oder: man müßte ein Verbum so gebrauchen können, daß sein Präteritum den Sinn von “ich glaubte” hat, sein Präsens aber einen andern Sinn als
unser
das Präsens
“ich glaube”.
Oder auch so: Es müßte ein Verbum geben, dessen dritte Person in der Gegenwart der Sinn “er glaubt hat, dessen erste Person aber einen anderen als “ich glaube”.

 
  /  
  Aber soll es dann auch ein Verbum geben, dessen erste Person
sagt
soviel heißt wie
“ich glaube”, dessen dritte aber nicht das, was wir mit “er glaubt” meinen? Die [D|d]ritte Person müßte also auch unbestreitbar sein?

 
   
  “Es regnet, aber ich glaube es im Unterbewußten nicht.”

 
   
  “Ich glaube, er wird kommen; aber ich glaube es eigentlich nicht.”

 
   
  Warum ; oder richtiger, inwiefern, ist die Intention keine Erfahrung? Man möchte sagen: weil man sie haben kann, ohne sie zu spüren. Aber was heißt
das? Es ist übel ausgedrückt[!| .] Denn wie weiß ich, daß der Andre
eine
die
Intention nicht spürt, wie erkenne ich das? Angenommen ich frage ihm & er
antwortet
sagt
mit “ja” so kann ich natürlich annehmen er meine nur, er habe die Absicht.

 
   
  Soll ich sagen: er spürt sie nicht, weil sie mit nichts, was er spürt in Konflikt kommt?

 
   
  Spürt ein Mensch seine Trauer die ganze Zeit während er traurig ist? – Er hat etwa traurige Gedanken.

 
   
  Ist der Wechsel der Intention, das Fassen eines Entschlusses ein Erlebnis?

 
  /  
  Was ist den Sinneserlebnissen gemeinsam? – Die Antwort, daß sie uns die Außenwelt kennen
lehren ist eine falsche & eine richtige. Sie ist richtig (in)sofern sie auf ein logisches Kriterium
deuten soll.
deutet.


 
   
  What we do is the opposite of theorizing. Theorie verblendet.

 
   
  Beschreibt “Ich habe Dich angelogen”
mein
ein
Erlebnis?

 
  /  
  Ließe sich ein “Ich habe gelogen” denken, das ich aus der Beobachtung meines Benehmens erschließe? Nur dann, wenn auch der Andere nicht das Geständnis “Ich habe gelogen” machen kann. Beschreibt Ist “Ich habe nicht gelogen” ein Erlebnis, oder “Ich habe diese Aussage im guten Glauben gemacht”? – Du mußt daran denken, daß ich seinen guten Glauben nicht nur aus dem & jenem Benehmen erschließe,
sondern auch sein Wort dafür annehme, welches er nicht auf Selbstbeobachtung stützt.

 
   
  Warum entnehme ich nicht meinen Worten & Handlungen, ob ich etwas glaube?

 
  /  
  Wie kommt es daß ich aus meiner Aussage “Es wird regnen” nicht entnehmen kann, daß ich dies glaube? Kann ich denn gar keine interessanten Schlüsse daraus ziehen, daß ich dies gesagt habe? Sagt der Andere es, so schließe ich etwa, er werde einen Schirm mitnehmen. Warum nicht in meinem eigenen Fall?
  Natürlich, die Versuchung ist hier, zu sagen: Im eigenen Fall brauche ich diesen Schluß nicht aus meinen Worten zu ziehen, weil ich ihn aus meinem Seelenzustand, aus meinem Glauben selbst, ziehen
kann.

 
   
  ‘Ich sage “Es wird regnen”, als glaube ich es
, d.h. man
, & man
kann erwarten, daß ich so handeln werde, wie es diesem Glauben gemäß ist.’ – Was ist dagegen zu sagen? // , d.h. man kann von mir erwarten, was diesem Glauben gemäß ist.’ //

 
  /  
  Warum schließe ich nie von meinen Worten auf meine wahrscheinlichen Handlungen? Aus demselben Grunde aus dem ich nicht von meinem Gesichtsausdruck auf mein wahrscheinliches Benehmen schließe. – Denn nicht das ist das Interessante, daß ich nicht aus meinem Ausdruck der Gemütsbewegung auf meine Gemütsbewegung schließe, sondern daß ich aus jenem Ausdruck auch nicht auf mein späteres Verhalten schließe,
wie dies doch die Andern tun die mich beobachten.

 
   
  Man fühlt, man ist der Lösung eines philosophischen Problems näher gekommen, wenn es nicht mehr allein, isoliert, steht, wenn andere Probleme damit in Zusammenhang gebracht sind.

 
   
  Wir sagen “Er rannte im Zimmer auf & ab & ich erwartete jeden Augenblick, er werde …”

 
  /  
  
Wer philosophiert,
Der Philosoph
macht oft zu einem Wortausdruck die falsche, unpassende, Gebä Geste.

 
   
  Er sagte “Ich kann fortsetzen” gleich darauf starb er – hätte er fortsetzen können, oder hätte er nicht fortsetzen können?! So ist es, wenn man fragt “Hat ◇◇◇ er das Wort damals verstanden, als
er sagte, er verstehe es, oder hat er es damals nicht verstanden?” Was sind die Kriterien zur Entscheidung so einer Frage. Und die Frage kann unentscheidbar, also sinnlos sein wenn “unentscheidbar” heißt, daß Kriterien zur Entscheidung nicht vorgesehen wurden.

 
  ∫ /  
  Ich schließe nicht aus dem, was ich sage, darauf was ich wahrscheinlich tun werde. Tue ich dies dennoch so wird man sagen, ich spreche, gleichsam wie ein Über-ich, ich habe eine geteilte Persönlichkeit, oder dergl.. Aber das ist nicht eine Erklärung meiner Redeweise, sondern nur der Ausdruck dafür daß man so für gewöhnlich nur über den Andern, nicht über sich selbst spricht.

 
  /  
  Wenn
Einer
man
mich auf der Straße trifft & fragt “Wohin gehst Du!”
& ich antworte “Ich weiß es nicht”, so nimmt
er
man
an ich habe keine bestimmte Absicht, nicht, ich
wisse nicht ob
sei unsicher darüber ob
ich meine Absicht werde ausführen können. (Siehe eine Hebelsche Erzählung.)

 
  /  
  Mein Über-Ich könnte von meinem Ich sagen “Es regnet & ich glaube es” Mein … “Es regnet & ich glaube es – das könnte mein Über-[i|I]ch von meinem Ich sagen, & könnte fortfahren: “[i|I]ch
wird
werde – oder sollte es heißen “wird” –
also wahrscheinlich einen Schirm mitnehmen”. Und wie geht nun das Spiel weiter?

 
  /  
  Betrachte auch die Aussage: “Ich werde wahrscheinlich … ”, wo das was folgt eine willkürliche, keine unwillkürliche Handlung ist.

 
   
  Betrachte: “Ich wette hoch daß das geschehen wird, also werde ich wahrscheinlich …”. Warum sagt man das nicht: ; warum schließt man nicht aus
der
seiner
eigenen ˇgegenwärtigen Handlungsweise auf die eigene zukün-
ftige? Aber manchmal tut man's ja; nur nicht dort wo mans, für gewöhnlich beim Andern zu tun pflegt.

 
   
  Täte
ich's
man's
, so wäre die Rechtfertigung etwa, daß ich mich auf meine Absichten nicht verlassen kann, daß etwas über mich kommt & ich plötzlich so & so handle, wie ich nie zu handeln beabsichtigt hatte.

 
   
  Darin liegt es ja, daß ich für meine Handlungen Gründe weiß & nicht nur Ursachen kennenlerne.

 
   
  “Es regnet & ich glaube es” könnte heißen “Es regnet, & ich sage voraus, daß ich so handeln werde, wie einer, der dies glaubt”. Aber welches Kriterium habe ich für die zweite Aussage, wenn nicht die erste?


 
   
  Denke Einer sagte: “Es regnet & ich beim rede & handle, wie Einer, der das nicht glaubt”!

 
   
  ⌊⌊Betrachte:⌋⌋ “Es regnet & ich sage Dir's nicht”
“Es regnet & ich sage es Dir”
“Ich sage Dir ‘Es regnet’”
“Ich spreche den Laut ‘a’ aus.”
“Ich spreche nie den Laut ‘a’ aus.”

 
   
  “Es regnet, & daraus, daß ich das sage, entnehme ich, daß ich es glaube.”
  “Es regnet, & daraus, daß ich das sage, entnehme ich, daß ich nicht ausgehen werde”
  “Es regnet, & daraus daß ich das sage & aus andern Anzeichen entnehme ich, ˇdaß ich dies glaube.”

 
   
  “Wenn ich mit solcher Überzeugung sagte ‘Es wird regnen’, würde ich nicht ausgehen.”

 
  /  
  Man sagt etwa: Die Überzeugung fühlt man, man schließt auf sie nicht aus den eigenen Worten, oder ihrem Tonfall.
  Aber was heißt es: man fühle die Überzeugung? Wahr ist: Man schließt nicht au[f|s] den eigenen Worten auf die eigene Überzeugung, oder auf die Handlungen die
dieser
ihr
entspringen.

 
   
12.2.47
‘Und warum nicht leiden?’ möchte ich mich fragen. Ist es so unerhört, dass ein Mensch leidet, dass z.B. ein ältlicher Mensch müde & einsam ist, ja selbst, dass er halb verrückt wird? So wirst du halt einer von denen sein. – Und erlaube dir nicht eitle Klagen & A Ausbrüche, die sind schlecht.

 
  /  
  Auf die Frage “Warum schließe ich nicht aus meinen Reden auf meine wahrscheinlichen Handlungen” könnte man sagen, es ist hier so, wie ich als
Beamter in einem Ministerium ˇauf die wahrscheinlichen Entschlüsse desselben nicht aus den
offiziellen Äußerungen
Nachrichten
schließe, da mir ja der Ursprung, die Genesis dieser Äußerungen & der Entschlüsse bekannt ist. ‒ ‒ ‒ Zu vergleichen wäre dieser Fall dem, daß ich Selbstgespräche führe, vielleicht sogar
schreibend
schriftlich
, die mich zu meinen lauten Äußerungen im Gespräch mit Andern führen; & nun sage ich: ich werde doch auf mein künftiges
Verhalten
Benehmen
nicht aus diesen Äußerungen schließen, sondern aus den viel verläßlicheren Dokumenten meines Innenlebens., die mir zu Gebote stehen.

 
  /  
  Ich weiß doch, wenn ich zornig bin, ich brauch es doch nicht aus meinem Benehmen lernen. – Aber schließe ich
aus meinem Zorn auf
daraus, daß ich zornig bin, auf
eine wahrscheinliche Handlung?

  Man könnte das, glaube ich, auch so sagen: Ich verhalte mich zu meinen Handlungen nicht beobachtend.

 
  / ∫  
  Es Ist denn aus meinen Äußerungen nichts zu ersehen? Und warum ziehe ich also keine Schlüsse aus ihnen? Nun ich ziehe vielleicht dieselben Schlüsse, nur nicht aus meinen Äußerungen, oder ich ziehe sie nicht, komme aber zu ihnen. // Nun, ich
gelange
komme
vielleicht zu
denselben
den gleichen
Überzeugungen, nur nicht durch
Schlüsse.
Schließen.
//

 
  /  
  Wenn ich Einem sage “Ich weiß, daß Du so handeln wirst, so ist das beste Mittel, um diese Vorhersage wahr zu machen, das, den Andern zu der Handlung zu überreden.

 
  /  
  Wenn ich Einem sage “Du wirst
jetzt Deine Hand heben”, so kann diese Voraussage Grund genug sein, daß sie nicht in Erfüllung geht; es sei denn sie sei ein Befehl & der Andere respektiere ihn.

 
   
  Ich könnte etwa die Bewegung der Hände eEines Andern Menschen, in der ˇin Erregung ist, beobachten & könnte Schlüsse aus solchen Beobachtungen ziehen, die ich aus der Beobachtung meiner eigenen Hände nicht zu ziehen berechtigt wäre.

 
   
  Selbstbeobachtung zeigt das Resultat der Selbstbeobachtung.

 
  /  
  “Es regnet & ich glaube, daß es regnet.” – Zum Wetter gewendet sage ich, daß es regnet; dann zu mir selbst gewendet, daß ich dies glaube. – Aber was tue ich denn, wenn ich mich zu mir wende, was beobachte ich denn?
Denk dir, ich sage “Es regnet & ich glaube, daß es bald aufhören wird” – wende ich mich denn beim zweiten Teil zu mir selbst? – Ja, wenn ich herausfinden will, ob er
das
dies
glaubt, dann muß ich mich zu ihm wenden, ihn beobachten. Und wenn ich, was ich glaube durch Beobachtung erfahren wollte, müßte ich meine Handlungen beobachten, ganz wie im anderen Fall die Seinen.
  Warum nun beobachte ich sie nicht? Sind sie ˇfür mich nicht interessant? Sie sind es scheinbar nicht. Ich frage einen Andern der mich
beobachtet hat
sieht
, fast nie, ob er den Eindruck hat, ich glaube das & das, nämlich um auf diese Weise auf meine Handlungen in der Zukunft schließen zu können. Warum sollte denn ein wirklich guter Beobachter aus meinen Reden & Benehmen nicht mein Verhalten richtiger
voraussagen können, als ich es vermag? Aber vielleicht werde ich nur dann so handeln, wie er's voraussieht, wenn er's mir nicht voraussagt.

 
  /  
  Man fragt oft “Was, glaubst Du, wird er tun?” aber selten “Was, glaubst Du, werde ich tun?”

 
   
  (Das hängt mit dem zusammen, was man die Freiheit des Willens nennt.)

 
   
  Was wir zu tun trachten ist, die Dinge auf eine neue, ungewöhnliche Weise darstellen; nicht aber, weil die alte Weise nicht richtig ist, sondern weil die neue neben die alte gestellt ein neues Licht auf diese wirft & philosophische Fragen behebt.

 
  /  
  Wenn ich sage “Ich erinnere mich, ich glaubte, es werde re-
gnen”, so frag Dich nicht “An welche Tatsache, an welchen Vorgang, hat er sich erinnert?” (das wurde schon festgestellt), sondern: “[w|W]as ist der Zweck dieser Rede, wie wird sie verwendet?”.

 
   
  Betrachte ˇdie Aussage: “Es dürfte regnen & es regnet.”

 
   
  Denk Dir der Satz “Ich glaube p” könne nur durch Selbst[B|b]eobachtung, i.e. d.i. Beobachtung meines Benehmens gewonnen werden. Wo wir für gewöhnlich aussagen “Ich glaube p” sagt man etwa “p dürfte der Fall sein” oder etwas ähnliches.

 
  /  
  Der Gesichtssinn, der Gehörsinn, der Tastsinn können auslassen, so daß ich in blind, taub, etc bin; aber was entspräche dem im Bereich der Intention?

  Und wie benähme sich ein Mensch ohne Vorstellung? Oder einer, der nicht traurig & lustig sein kann?

 
   
  Wie weiß ich, daß Trauer in einem Menschen nicht von der Art des Schmerzes – nur ohne bestimmte Lokalisierung – ist? Wenn Einer sagte, sie sein ein Schmerz der Seele, was könnte man ihm erwidern? – Man trauert: über ein Ereignis. Und das Ereignis ist nicht einfach die Ursache, sondern der Gegenstand der Trauer.

 
  /  
  “Die Hoffnung ist auf die Zukunft gerichtet – aber gibt es ein Gefühl, das mit dem der Hoffnung identisch aber auf die Gegenwart oder Vergangenheit gerichtet ist? Sozusagen dieselbe
seelische Bewegung aber mit einem anderen Gegenstand? Frage Dich: was wäre hier als das Kriterium der Identität der Seelenbewegungen anzusehen? Damit verbunden: “Ist das Aufschrecken ‘jetzt kann ich's’ ein besonderes, spezifisches, Aufschrecken?”

 
  /  
  Auch wennc ich zugäbe, daß ich mehr von meinem eigenen Glauben weiß als von dem des Andern, so müßte ich dann doch sagen daß ich eben das von mir wissen kann, was ich vom Andern weiß, wenn auch noch viel mehr. – So müßte ich also, wenn es auch überflüssig wäre, ein
Verbum
Wort
auf mich so veranwenden können, wie das Wort “glauben” auf den Andern. Was hindert mich daran? – Die [s|S]ache wäre dann so: – Das Wort “glauben”, oder ein anderes, würde in der ersten Person der Gegenwart so angewendet, daß ich
‘glaube’ wenn, oder wahrscheinlich glaube, wenn ich so & so rede & handle. Daneben könnte dann ein Wort die Stelle unserer ˇÄußerung “ich glaube
einnehmen
vertreten
.

 
   
  “Es regnet, &, siehe da, ich glaube es!” ‒ ‒ ‒ Wenn Einer, etwa ˇvielleicht weil er geistesgestört war, lange keine bestimmte Meinung geäußert hat äußern konnte, weil ˇihm alles ⌊⌊ihm⌋⌋ immer zweifelhaft schien, & nun macht er plötzlich eine bestimmte Aussage, merkt es gleich darauf & sagt: Schau, da habe ich auf einmal etwas mit Bestimmtheit ausgesprochen!

 
   
  Sagt er aber “Es regnet & ich glaube es nicht”, so könnten wir ihn fragen: “Warum sagst Du, daß Du's nicht glaubst; Du hast es doch gerade gesagt. Was hast Du an Dir beobachtet, daß Dich glauben macht, Du glaubst es nicht?”



 
   
  Wie aber, wenn er sagte, er habe eine gewisse Unsicherheit in sich beobachtet, als er die Aussage machte? Da wird es drauf ankommen, welche Konsequenzen diese Unsicherheit zu haben pflegt. Aber würde dann der Satz “& ich glaube es nicht” den ersten Satz nicht einfach wiederrufen? In einem andern Falle wieder widerspricht sich der Satz, so wie die Aussage “Ich sage niemals ‘a’”, oder “Ich sage kein Wort”.

 
  ∫ /  
  Denk es käme Einer zum Doktor & sagte “Ich kann nicht ‘a’ sagen”. Er
dachte er könnte es nur
wollte es vielleicht nur
ganz heiser aussprechen, sagte es aber zu seinem Erstaunen laut & klar. Hat er einfach eine falsche Aussage gemacht?

 
  /  
  Der Begriff der Welt des Bewußtseins. Wir bevölkern einen Raum mit Eindrücken.


 
  /  
  “Das müsste doch die ideale Uhr sein, deren Zeiger immer auf ‘jetzt’ zeigt.” // ‘Die ideale Uhr müßte einfach einen Zeiger haben, der ˇimmer auf das Zeichen ‘jetzt’ zeigt.” // // “Die ideale Uhr
hat
hätte
nur einen Zeiger, der immer auf ‘jetzt’ zeigt.” // Ähnlich meine ˇehemalige Einbildung, die Mathematik müßte ganz aus Addition & Su[f|b]traktion bestehen. Hängt auch mit der Sprache zusammen, die nur meine gegen Eindrücke im gegenwärtigen Augenblick beschreibt. // “Die ideale Uhr wäre
eigentlich
(nur)
ein Zeiger, der auf (das Zeichen) ‘jetzt’ zeigt.” // // “Die ideale Uhr würde einfach immer auf ‘jetzt’ zeigen.” // Verwandt die Uraussage, die nur ein unartikulierter Laut ist. (Driesch.) Der Ideale Name, der das Wort ‘dieses’ ist.

 
  /  
  Ich möchte von einem Stammbaum der Psychologischen Begriffe reden. (Ist hier eine Ähnlichkeit mit
einem Stammbaum der verschiedenen Zahlbegriffe?)

 
  / /  
  Die Schwierigkeit auf (jede) Theorie zu verzichten ist, ◇◇◇, die: das, was
lückenhaft ist
unvollständig
erscheint als ˇetwas [v|V]ollständiges
aufzufassen
zu sehen
// Die Schwierigkeit des
Verzichtens
Verzichtsc
auf jede Theorie ist
die,
sie,
: das
Löchrige, Zerrissene
Lückenhafte
als ˇetwas Vollständiges
anzusehen
aufzufassen
// // das Lückenhafte, ja Zerfetzte, … // // Die Schwierigkeit, die das Verzichten auf jede Theorie macht, ist (die), das
Löchrige, zerrissene
Lückenhafte
, Abgerissene als
ein
etwas
Vollständiges auffassen. // // Die Schwierigkeit des im Verzichts auf jede Theorie, sie ist, das Lückenhafte, dem es überall zu fehlen scheint, als
das Vollständige
etwas Vollständiges
auffassen. // // Auf Theorie verzichten, das heißt: was offenbar unvollständig ausschaut als etwas Vollständiges auffassen. // // Die Schwierigkeit des Verzichtens auf jede Theorie: Man muß das, was ˇso offenbar unvollständig erscheint, als
etwas Vollständiges auffassen. //

 
  /  
  Die Angst borgt die Bilder der Furcht. I have the feeling of impending doom.”

 
  /  
  Was ist aber der Inhalt, der Bewußtseinsinhalt der Angst? Die Frage ist falsch gestellt.

 
   
  Wie merkwürdig, daß man die Furcht, die Sehnsucht, die Hoffnung, spielen kann!
  Wie merkwürdig auch, daß ich weiߡ, sagen kann, was ich jetzt für ein Gesicht mache! Wie merkwürdig, daß ich eines Andern Gang nachahmen kann.
  So rufe ich mir also einen Schatten der Sehnsucht in die Seele // in's Bewußtsein // ? (Und wie rufe ich ihn?) Aber was ist ein Schatten, ein Bild, der Sehnsucht?
  Denk an das, was geschieht, wenn Du eine Geschichte, ein Ge-
dicht ˇworin Sehnsucht ausgedrückt ist mit Verständnis liest. Du wirst es, z.B., mit dem Ton der Sehnsucht lesen.

 
  /  
  Was ist das: die Sehnsucht, des nach Schauspielers z.B., nach einer fiktiven Person
Situation
Objekt
? Was geht
hier
da
vor? Nun, es läßt sich da ˇwohl etwas beschreiben. Ich meine: sein Mienenspiel, seine Bewegungen, auch die Gedanken, die durch seine Seele ziehen, auch [k|K]örpergefühle.

 
  /  
  “Ein Bild (Vorstellungsbild, Erinnerungsbild) der Sehnsucht”. Man denkt, man habe schon alles damit getan, daß man von einem ‘Bild’ redet; denn die Sehnsucht ist eben ein Bewußtseinsinhalt, & sein Bild ist etwas, was ihm (sehr) ähnlich ist, wenn auch
undeutlich
weniger deutlich
. // undeutlicher als das Original. //
  Und man könnte ja wohl von Einem der die Sehnsucht auf
dem Theater spielt, sagen, er erlebeˇ, oder habe, der ein Bild der Sehnsucht: nämlich nicht als Erklärung seines Handelns, sondern zu seiner Beschreibung.

 
  /  
  Würde ich aber nicht doch sagen, daß der Schauspieler etwas der wirklichen Sehnsucht ähnliches erlebt? Ist eben nicht doch etwas an dem, was James sagt: daß die Emotion Gemütsbewegung aus den Gefühlen des Körpers besteht, & daher, wenigstens teilweise, durch willkürliche Bewegungen reproduziert werden kann?

 
  / ?  
  Ist die Mundwinkel hinunterziehen so unangenehm, so traurig, & sie hinaufziehen, so angenehm?
  Was ist es, was so schrecklich an der Furcht ist? Das Ziffern, der schnelle Atem, das Gefühl in den Gesichtsmuskeln? – Wenn Du sagst:
Diese Furcht, diese Ungewißheit ist schrecklich!” – könntest Du fortsetzen: “Wenn nur dieses Gefühl im Magen nicht wäre!”?

 
  /  
  Der Ausdruck “Diese
Angst
Furcht
ist schrecklich!” ist ähnlich einem Aufstöhnen, einem Schrei”. Gefragt “Warum schreist Du?” würden wir aber nicht auf den Magen, auf die Brust, etc. zeigen, wie im Falle des Schmerzes, sondern vielleicht auf das, was uns Furcht macht.

 
  ? ∫ / ∫  
  Was soll ich antworten wenn man mich fragt: “Hast Du in den letzten 5 Minuten, als Du, auf Deine Uhr starrend, über das & jenes nachdachtest, zu irgend einer Zeit Deinen Körper gefühlt?” Was soll ich darauf antworten? Ich erinnere mich an kein Körpergefühl. – Soll ich nun sagen, [I|i]ch habe gewiß, oder
wahrscheinlich, eins gehabt?

 
  /  
  Wenn die Angst furchtbar ist & wenn ich in ihr mir meiner Atmung ˇbewußt bin & des Gefühls einer Spannung in meinen Gesichtsmuskeln bewußt bin, sagt das, daß diese Gefühle mir furchtbar sind? Könnten sie nicht sogar eine Linderung bedeuten?

 
  /  
  Vergleiche Furcht & Angst mit Sorge.

 
  /  
  Und was ist das für eine Beschreibung: “Ewiges Düstre steigt herunter …”?
  So könnte man einen Schmerz beschreiben; ja sogar malen.

 
  /  
  Ist nicht der ‘Inhalt’ das womit man den Empfindungsraum bevölkert? Das was in Raum & Zeit sich wandelt, vorgeht. Wenn man etwa zu sich
selbst spricht, so wären es die vorgestellten Laute (& etwa Gefühle im Kehlkopf oder dergl.).

 
  ∫ /  
  Ja, wollte man ein Bild gebrauchen, so würde man die Sorge, die Freude, etc. durch einen Inhalt, durch ˇwechselnde Farben etwa, wiedergeben. // , durch ein Spiel der Farben vielleicht, wiedergeben. //

 
  /  
  Ist Lügen ein bestimmtes Erlebnis? Nun, kann ich denn jemandem sagen “Ich werde Dich jetzt anlügen” & es dann tun?

 
  /  
  Inwiefern ist mir die Lüge bewußt, während ich lüge? Nur in sofern, als sie mir nicht später erst zu Bewußtsein kommt & ich doch später weiß, daß ich gelogen habe. Das sich-der-Lüge-bewußt-sein ist ein Können. Dem widerspricht nicht, daß es charakteristische Gefühle des Lügens giebt.


 
  /  
  Das Wissen wird eben nicht
in
durch
Worte übersetzt, wenn es sich äußert.
  Die Worte sind keine Übersetzung eines Andern, das vor ihnen da war, & “das Wissen” dessen heißt, was die Worte
sagen
aussprachen
.

 
  ∫ /  
  Man urteilt: “Er sagt es, aber er glaubt es nicht” ˇ(was sieht man als Grund so eines Urteils an) & wie aber könnte man ˇauf analoge Weise zu dem Urteil kommen “Ich sage es, aber glaube es nicht”?

 
  ∫ /  
  Du fragst einen Freund um Rat: Du machst ein Experiment, versuchst, was er Dir sagen wird // Dir auf diese Frage antworten wird. //
Du fragst … in Gedanken …
Manchmal aber fragst Du einen Freund in Gedanken um Rat
. Machst Du ˇnun auch ein Experiment? Und hilft Dir der Vorgang nicht doch? Du hälst also ein Selbstgespräch, & es hat einen ähnlichen Zweck wie jener Versuch.

 
  /  
  Man sagt “Ich
merke an
weiß aus
seinem
Ton, daß er nicht glaubt, was er spricht”, oder, ˇich nehme es an weil er ˇsich im Allgemeinen als unzuverlässig
erwiesen hat
erweist
. Wie kann ich das auf mich anwenden? Kann ich z.B. aus meinem Ton schließen, daß ich
wahrscheinlich
wohl
nicht meinen Worten gemäß handeln werde?! ˇ(Und doch tut's der Andere.) Oder kann ich
es
dies
aus meiner früheren Unzuverlässigkeit schließen? Das letztere schon eher. Aber ich beurteile den Ton meine Stimme gar nicht, wie den des Andern. Ja, wenn ich mich später, etwa in einem Sprechfilm sehen könnte, würde ich vielleicht sagen “Ich
traue
glaube
mir nicht recht.”

 
  /  
  Vor allem aber: ich scheine doch einen Ersatz für alle solche Konjekturen zu haben, einen der sicherer ist als sie. Ich weiß doch, daß ich nicht glaube, was ich sage & das gibt mir doch den besten
Grund ˇ– möchte ich sagen – zur Annahme, daß ich nicht meinen Worten gemäß handeln werde. Ja; ich habe eben eine Absicht meine Handlungen betreffend.



 
   
Nur nichts Theatralisches! Davor musst du dich hüten.

 
  ∫ /  
  “Ich weiß doch, daß ich lüge! Was brauche ich aus meinem Ton, etc., [s|S]chlüsse zu ziehen?” – Aber so ist es nicht. Denn die Frage ist: [k|K]ann ich aus jenem ‘Wissen’ die gleichen Schlüsse, auf die Zukunft z.B., ziehen, kann ich von ihm die gleiche Anwendung machen, wie von den äußeren Zeichen? // von den beobachteten Zeichen? //

 
  /  
  Und ist denn die Absicht immer ganz klar? Ich sage z.B. “Ich glaube “Es wird schon werden”, halb, weil ich es glaube, halb, weil ich den Andern trösten will.



 
  /  
  Hintergedanken. “Ich kenne die meinen, vermute die seinen.” Aber welchels Interesse, welche Wichtigkeit, haben seine Hintergedanken für micht? (Nun, überlege es Dir.)
  Und
das ‘Wissen’
die ‘Kenntnis’
meiner Hintergedanken spielt nun wirklich dieselbe Rolle für mich wie die Vermutung der seinen für ihn.

 
  ∫ /  
  Was ist die Wichtigkeit dessen z.B., daß er mir ˇeinmal seine Hintergedanken gesteht? Sie erklären, z.B., sein Verhalten. Lassen Schlüsse zu.

 
  /  
  ‘Nach sich selbst urteilen.’ Das gibts natürlich. Und ich schließe auch manchmal, daß der Andere Schmerzen hat, dadurch daß weil er sich so benimmt, wie ich in diesem Falle. Alle

 
   
  “Wozu soll ich denn aus meinen eigene Worten auf mein Verhalten schließen, wenn ich ohnehin weiß, was ich glaube?” Und wie äußert sich
daß ich weiß, was ich glaube? ¥

 
   
  Angst, könnte man glauben, seien die Körpergefühle der Furcht, ohne die Ursache, also den Gegenstand, der Furcht. Das Verhältnis der Angst zur Furcht scheint die Jamessche Idee zu rechtfertigen.

 
  /  
  Man könnte sagen: Sage ich Dir meine Hintergedanken, so teile ich Dir
gerade
genau
das mit, was Du vermutest, wenn Du die Hintergedanken vermutest. D.h., : wenn Du die Hintergedanken, als sozusagen, als aktives Prinzip vermutest & ich äußere sie, so kannst Du meine Äußerung unmittelbar zur Beschreibung jenes Agens gebrauchen. Meine Äußerung erklärt gerade das, was er erklären will.

 
   
ˇIst es nicht so: Äußert sich, daß ich weiß,
was ich glaube, nicht eben darin, : daß ich
nicht
von meinen Worten auf mein Verhalten schließe
?
   // [Zu dem Abschnitt am Anfang der vorigen Seite] Äußert es sich nicht darin:
daß ich eben von
daß ich von
meinen Worten nicht auf mein Verhalten schließe? //

  Das ist die Tatsache.

 
  /  
  Warum schließe ich nicht
aus
von
meinem Ton darauf, daß ich nicht
wirklich
recht
von dem überzeugt bin, was ich sage? oder auf alles das, worauf ich man aus
diesem
dem
letzteren schließt? – Und antwortet man: “Weil ich meine Überzeugung kenne so ist die Frage “Wie zeigt sich das?” Soll ich nun sagen: “Darin, daß ich nicht daran zweifle, was sie ist”?

 
  /  
  Die Kenntnis des Metrums. Wer das Metrum kennt, hört es anders.

 
  /  
  Es gibt sorgenvolle Gedanken, aber nicht Zahnschmerzvolle.




 
  /  
  Ich pfeife jetzt einen Ton, aber auch jetzt eine Melodie.

 
   
  Könnte man sich Menschen denken, die aus ihren eigenen Reden Schlüsse auf ihre Handlungen zögen? Und was fragt man hier?

 
  /  
  Wir sagen nicht: “Ich sehe wütend aus, – ich hoffe nur ich werde keine Gewalttat begehn.” Die Frage ist aber nicht: “Wie kommt das?

 
   
  Denk Dir Leute, die sagen: “Ich scheine sehr
erregt
aufgeregt
zu sein; ich sehe mein Gesicht nicht, aber ich fühle, wie gespannt es ist; es sollte mich nicht wundern, wenn ich …”. Oder umgekehrt: “Ich nehme diese Nachricht mit großer Ruhe auf; es ist zu hoffen, daß ich besonnen handeln werde.”

 
  ? /  
  Die Psychologie des Urteils. Denn auch das Urteil hat seine Psychologie.
  Es ist richtig, daß man sich denken
kann, daß jedes Urteil mit dem Worte “Ich” beginnt. “Ich urteile, daß ….”

 
  /  
  So ist also jedes Urteil eines über den Urteilenden? Insofern nicht, als ich nicht will, daß die Hauptkonsequenzen über mich gezogen werden, sondern über den Gegenstand des Urteils. Sage ich “Es regnet”, so will ich im allgemeinen nicht, daß man sage “Also so scheint es Dir.” “Wir reden vom Wetter”, könnte ich sagen, “nicht von mir.”

 
  ∫ /  
  Ist also “Ich urteile, daß es regnet” immer wahr, außer der es sagt, lügt? Da doch dieser Satz dasselbe sagt, wie “Es regnet”? Da siehst Du nur, wie vieldeutig hier “es ist wahr” & “es ist falsch” sind.

 
  /  
  “Warum aber ist
die Verwendung
die Grammatik
des Zeitworts ‘glauben’ in so seltsamer Weise zusammengesetzt?”
  Nun, sie ist nicht seltsam zusammengesetzt. Seltsam nur, wenn man
sie mit der des Wortes “essen” etwa vergleicht.

 
   
  Die Frage nach der “Verifikation” ist eine Frage nach der Grammatik des Ausdrucks, nach (den) Regeln, nach denen sich der Gebrauch des Ausdrucks richtet. // nach den Regeln, die den Gebrauch des Ausdrucks Deuten. beschreiben
angeben
// leiten //
// .

 
  /  
  “Was er wohl jetzt tun wird” sage ich, indem ich ihm zusehe. Betrachte ich mich & sage “Ich werde jetzt wahrscheinlich …”? // Sehe ich mir auch zu, & sage “Was ich wohl jetzt tun werde”? //

 
  /  
  Denke, ich bewegte mich in einem Zimmer,
& hätte einen
mit einem
Lichtschirm vor
meinen
den
Augen, auf dem ich mich sehe, wie ein Beobachter mich sehen würde. Ich schaue, während ich mich in dem Zimmer bewege, stets nur auf den Schirm & beobachte auf
ihm, was ich tue. – Was wäre nun der Unterschied zwischen den zwei Fällen: a) Ich werde durch das, was ich auf dem Lichtschirm sehe, (ebenso) geführt // gelenkt // , wie durch dies das normale Beobachtung Sehen meiner Umgebung – b) Ich bewege mich unwillkürlich & beobachte mich nur wie einen Fremden.
  Aber fühle ich meine Bewegungen nicht? – Aber geschieht mir dies Gefühl nicht, wie jeder andere Sinneseindruck?

 
  /  
  Nun gut: das kinaesthetische ist ein anderes, ein besonderes, Gefühl. – Aber so ist Geruch, Gehör, etc..– Warum macht das einen solchen Unterschied?
  “Innervationsgefühl” – das drückt aus, was man sagen möchte: daß es
das Erleben
die Erfahrung
eines Impulses ist. // daß was wir erleben, ein Impuls ist. // // daß es wie ein Impuls ist. // Aber ein Gefühl wie ein Impuls?! Was
ist ist ein // ist denn ein // Impuls? // Ein physikalisches Bild. Das Bild eines Stoßes.

 
  /  
  Was ist der Unterschied zwischen diesen Beiden: – Einer Linie unwillkürlich folgen ‒ ‒ ‒ Einer Linie mit Absicht folgen[?| .]

 
  /  
  Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden: – Einer Eine Linie mit Bedacht & großer Aufmerksamkeit folgen nachziehen ‒ ‒ ‒ Aufmerksam beobachten, wie meine Hand einer Linie folgt.

 
  /  
  Gewisse Unterschiede sind leicht anzugeben. Einer liegt im Voraussehen dessen, was die Hand tun wird.

 
  /  
  Ist ‘Ich tue mein Möglichstes’ die Äußerung eines Erlebnisses?” Ein Unterschied: Man sagt “Tu Dein Möglichstes!”


 
  /  
  Sagt man: “Gib Dir dieses Muskelgefühl!”? Und warum nicht? – “dieses”? – Welches? ‒ ‒ ‒ Aber kann ich mir nicht ein bestimmtes Muskelgefühl geben, indem ich eben meinen Arm bewege? – Versuchs! Beweg Deinen Arm
, –
;
& frag Dich, welches Gefühl Du Dir hervorgerufen hast. Sagte mir Einer “Beug Deinen Arm & rufe Dir das charakteristische Gefühl hervor” & ich beuge meinen Arm, so müßte ich ihn nun fragen: “Welches Gefühl hast Du gemeint? Eine leichte Spannung im Biceps oder ein Gefühl in der Haut an der Innenseite des Ellbogengelenks. Ja, ich könnte, wenn mir [e|E]iner eine Bewegung befiehlt, sie machen & dann die Empfindungen ˇdie sie hervorrief & ihren besonderen Ort beschreiben (der beinahe nie das Gelenk wäre). Und ich müßte oft auch sagen, ich habe nichts empfunden. Nur darf man das nicht mit
der Aussage verwechseln, es sei gewesen, als wäre mein Glied gefühllos.

 
   
  Ich gehe durch den Hof – wie wäre es, wenn ich unwillkürlich ginge? Wie wäre das, was würde ich fühlen? Wie würde sich mein Gefühl von dem des willkürlichen Gehens unterscheiden? Ist es klar // offenbar // , was auf diese Fragen zu antworten ist?
  Ich kann stehenbleiben, umkehren, etc. etc., wenn ich will. Ist es klar daß im Falle eines unwillkürlichen gehens das Muskelgefühl ein anderes, fremdartiges, sein müßte? (James über's Aufstehen.)

 
  /  
  Liest Du d[as|ie] Buch Seite willkürlich? Und worin besteht hier der Akt? – Es kann Einer auf Befehl lesen & zu lesen aufhören. Man kann sich auch auf Befehl etwas vorstellen. Sich, z.B. in der Vorstellung ein
Gedicht aufsagen, eine Rechnung machen. Fühlst Du's, ob Du beim Vorstellen, ob Du Dir etwas willkürlich oder unwillkürlich vorstellst?

 
  /  
  Man kann sich auf Befehl Gedanken hervorrufen, Vorstellungen hervorrufen, – aber auch, & das ist etwas anderes, auf Befehl etwas denken, sich etwas vorstellen.

 
  /  
  Vorstellungen, könnte man sagen, sind willkürlich, Nachbilder unwillkürlich.

 
  /  
  Unwillkürlich ist, z.B., die Bewegung die man nicht hindern kann; oder die von der man nichts weiß; oder die geschieht, wenn man seine Muskeln ˇgeflissentlich schlaff läßt um die Bewegung nicht zu beeinflußen.

 
  /  
  Frage ich mich, wenn ich, z.B., den Andern essen sehe, ob er ˇes willkürlich
oder unwillkürlich tut? Man sagt vielleicht, ich nehme eben an, daß es willkürlich geschieht. Was nehme ich an; daß er es fühlt? Und auf bestimmte Weise fühlt?

 
  /  
  Wie weiß ich, ob das Kind willkürlich oder nicht willkürlich ißt, ˇtrinkt, geht, etc.? Frage ich es, was es fühlt? Nein; essen, wie Jeder ißt, ist willkürlich.

 
  /  
  Wenn Einer mir ˇnun sagte, er esse (jetzt) unwillkürlich, –
welche Evidenz
was
würde mich dies glauben machen.

 
   
  Man kann seinen Arm fallen lassen – was tut man da? Was für ein Willensakt ist das. Du lernst “Laß Deinen Arm schlaff hängen”, “Laß Deinen Arm fallen”, & es gibt Kriterien dafür, daß Du es wirklich tust.

 
   
  Halte Deinen Arm längere Zeit frei waagrecht ausgestreckt, & beobachte, wo Du die Müdigkeit fühlst.


 
  ∫ /  
Wenn ich zum Schutz des Gesichts die Hand hebe, – ist die Bewegung willkürlich? – & fühle ich sie anders als eine willkürliche?

 
  /  
  Der Begriff der ‘Anstrengung’. Fühlst Du die Anstrengung? Freilich fühlst Du sie. Aber machst Du sie nicht auch? – Was sind die Zeichen der Anstrengung? Ich hebe ein schweres Gewicht mit großer Anstrengung. Meine Muskeln sind gespannt, mein Gesicht zusammengekniffen, mein Atem angehalten ‒ ‒ ‒ aber tue ich das; geschieht es mir nicht bloß? Wie wär's wenn es mir nur geschähe? Wie unterschiede sich der Fall von dem des Wollens? Würde ich etwa anders reden? Würde ich sagen: “Ich weiß nicht, was mit mir geschieht: meine Muskeln sind gespannt, mein Gesicht etc. etc”? Und sagte ich “Nun, so entspann Deine Muskeln”, so wurde er etwa antworten “Ich kann nicht”.

  Aber wie, wenn mir Einer sagte: “Ich fühle, daß ich tun muß, was immer ich tue”, & daß er sich in übrigen benimmt wie jeder Andere?

 
   
  Er sagt “Ich spanne meine Muskeln an”, & siehe da, sie sind gespannt. Er gab das Signal & gab es richtig; d.h., gab es so, daß wir es als richtig anerkennen. Das ist das Kriterium dafür, daß er das Gefühl der Anstrengung richtig erkannte

 
  /  
  Ist nicht, zu sagen, das kinaesthetische Gefühl zeige mir die gemachte Bewegung an, analog der Ansicht,
ein
das
Merkmal des Schmerzes zeige mir
seinen Ort an?
den Ort des Schmerzes ein?


 
   
  Der Inhalt des kinaesthetischen Gefühls, & der Tastempfindung. ‒ ‒ ‒

 
  /  
  Wenn Einer den Schmerz (durch Farben), durch ein Farbenbild, darstellen wollte, – würde er in das Bild ein
lokales Zeichen aufnehmen? Und weshalb nicht?

 
   
  Ich kann Einen doch fragen “Tust Du es willkürlich?” (diese Armbewegung z.B.) – & nehme seine Antwort an. Wie hat er gelernt g, diese Frage zu verstehen? zu wissen, was ich wissen will? – Und was will ich nur wissen?

 
   
  Er machte etwa plötzlich eine ‘sinnlose’ Bewegung, war vielleicht von ihr überrascht. ˇOder Trachtete sie zu unterdrücken.

 
   
  Wie unterscheidet sich das Fühlen der Körperlage & Bewegung von den Sinneseindrücken? Z.B. dadurch, daß hier Stärke & Schwäche nichts entscheide[t|n] kann.

 
  /  
  Ist nicht die Empfindung das Maß der Anstrengung? D.h.: Wenn ich sage “Ich ziehe jetzt stärker”, merke ich das am Grade der Empfindung?
Und was ist dagegen zu sagen? Man sagt Einem “Streng Dich mehr an!” – nicht um in in ihm stärkere Gefühle Empfindungen zu
erzeugen
geben
,
damit er mehr empfindet, sondern nur um einen größeren Effekt zu bewirken. mehr leistet.

 
  /  
  Warum fühlt man, man könne eine Tastempfindung (ihren Inhalt) beschreiben, nicht aber malen, nicht aber eine Bewegungs- oder Positionsempfindung?

 
  /  
  Kannst Du z.B. sagen, Deine Positionsempfindung sei schwach oder stark?
  Und Deine Empfindungen beim ˇder Bewegung eines Gliedes kann zwar stärker oder schwächer (oder abwesend) sein, aber das ist keine Wahrnehmung der Bewegung.

 
  /  
  Bewegungsempfindungen, d.s., Empfindungen die durch Bewegungen hervorgerufen
werden,
sind,
können z.B.
Schmerzen sein.

 
  /  
  Wie weiß man, daß es nicht diese Bewegungsempfindungen sind, die uns lehren, wie wir uns bewegen? Was wäre ein Zeichen dafür, daß es so
wäre
ist
?

 
   
  Bleistift auf dem Handrücken: Die Empfindung lehrt mich seine Bewegung.

 
  /  
  Ist es nicht eine wichtige Tatsache, daß das Theater uns Farben & Töne vorführt, aber nicht Tastempfindungen? Man könnte sich freilich die Verwendung von Gerüchen & von Temperaturempfindungen vorstellen, aber nicht von Tastempfindungen.

 
   
  Unter welchen Umständen würde man sagen, jemand rede, gehe, esse, manchmal unwillkürlich?

 
   
  Der schlimmste Feind des klaren
Denkens ist
der Trieb
das Verlangen
nach großer Allgemeinheit. // das Verlangen nach Sätzen von großer Allgemeinheit. //

 
   
  Der erste Fehler ist, daß, wer eine Äußerung macht, etwas weiß. Und daß er es weiß, weil er es fühlt.

 
  /  
  Einer, der mit augenscheinlicher Aufmerksamkeit eine Nadel einfädelt & uns sagt, er tue es unwillkürlich. Wie könnte er
diese
seine
Aussage rechtfertigen?

 
  /  
  Was man wissen kann, davon kann man überzeugt sein, – & das kann man (auch) vermuten. (Grammatische Bemerkung.)

 
  ? /  
  Willkürlich sind gewisse Bewegungen mit ihrer normalen Umgebung von Absicht, Lernen, Versuchen, Können. Bewegungen, von denen es Sinn hat, zu sagen, sie seien manchmal willkürlich, sind
Bewegungen in einer speziellen Umgebung.

 
  /  
  Eine Kategorie psychologischer Erscheinungen (Tatsachen) wären die ‘Keime’. Aber dies [w|W]ort kann ebenso leicht irreführen wie das der Ausdruck eines Mißverständnissen sein, wie das Wort “Tendenzerlebnis” (James). Das Wort “Brettspielzug” charakterisiert auch nicht eine Art der Bewegung.

 
  /  
∣   Übersetzen von einer Sprache in die andere ist eine mathematische Aufgabe. Und das Übersetzen eines ˇlyrischen Gedichts z.B. in eine fremde Sprache ist ganz analog einem mathematischen Problem. Denn man kann wohl das Problem stellen “Wie ist dieser Witz (z.B.) durch einen Witz in der andern Sprache zu übersetzen”, d.h. zu ersetzen; & das Problem kann auch gelöst sein; aber eine
Methode, ein System,
Technik
zu seiner Lösung
gab es nicht. ∣

 
  /  
  Du weißt, daß Du lügst; Du weißt es, wenn Du lügst. Eine innere Stimme, ein Gefühl, sagt es mir? Könnte dies Gefühl mich nicht täuschen? // irreleiten? //

 
  / C  
  Sagt es mir immer eine Stimme? Und wann spricht sie? Die ganze Zeit? – Und wie weiß ich, daß ich ihr trauen kann?

 
  /  
  Eine Lüge hat eine besondere Umgebung. Es gibt da vor allem ein Motiv. Eine Veranlassung.

 
  /  
  Das Bewußtsein des Lügens ist von der Kategorie des Bewußtseins der Absicht.

 
   
  “Ein bestimmtes Gefühl”, das ist wie “ein bestimmtes Gas”, oder “eine bestimmte Färbung”.



 
   
Empfindung – möchte man sagen – hat einen Inhalt. Was heißt das? Der Inhalt ist etwas, was wir als Gegenstand, der irgendwo ◇◇◇ ist, betrachten. Womit wir eben den Raum ‘bevölkern’.

 
  /  
  Vergiß nicht: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, etc, sind nur Empfindungen nur weil diesen Begriffen etwas gemeinsam ist ‒ ‒ ‒ wie man Bohrer, Meiße[s|l], Axt, Knallgasgebläse zusammennehmen könnte, weil ihnen gewisse Funktionen gemeinsam sind.

 
  /  
  “Der Schmerz, der Ton, der Geschmack, Geruch, hat eine bestimmte Farbe.” Was heißt das? (Qualität. Eigenschaftswort.)
  Eine Farbe kann grünlich sein, oder bläulich, ein Ton – es gibt ein Gemisch von Farben; & ein Geruch so auch ein Gemisch von Gerüchen, Klängen, Geschmäcken; [q|Q]ualitative Zwischen-
stufen. Wie unterscheidet man qualitative von quantitativen Zwischenstufen, ich meine, von Stufen der ‘Intensität’?
  Noch auszuhalten – nicht mehr auszuhalten, das sind z.B. Grade der intensität. Denke, jemand fragte: “Wie kann ich wissen, daß, was ich als verschiedene Grade, der Lautheit z.B., empfinde, der Andre nicht als verschiedene Qualitäten, vergleichbar verschiedenen Farben, empfindet?” – Vergleiche die Reaktion zu einer Änderung der Stärke mit der zu einer Änderung der Qualität.

 
  /  
  Ich fühle meinen Arm &, seltsamerweise, möchte ich nun sagen: ich fühle ihn im Raum in bestimmter Lage; als wäre nämlich das Körpergefühl in einem Raum in der Form des Arms verteilt, so daß ich, um es darzustellen den Arm, z.B., in Gips, in seiner richtigen Lage darstellen müßte.

 
  /  
  Denk Dir eine Bleistiftspitze würde
an irgendeiner Stelle mit meiner Haut in Berührung gebracht, so kann ich sagen, ich fühle, wo sie ist. Aber fühl ich, wo ich sie fühle? “Wie weißt Du, daß die Spitze jetzt Deinen Schenkel berührt?” – “Ich fühle es”. Dadurch, daß ich die Berührung fühle, weiß ich ihren Ort; aber soll ich darum von einem Ortsgefühl reden? Und wenn es kein Ortsgefühl gibt, warum ˇsoll es // muß es // ein Gefühl der Lage? geben?

 
  /  
  Ja, es ist seltsam: [m|M]ein Unterarm liegt jetzt horizontal & ich möchte sagen daß ich das fühle; aber nicht so, als hätte ich ein Gefühl, daß immer mit dieser Lage zusammengeht (als fühlte man etwa Blutleere, oder Plethora oder dergleichen, –) –, sondern, so als wäre eben das ‘Körpergefühl’ des Arms horizontal angeordnet oder verteilt, wie etwa ein Dunst dessen ˇTeilchen nun meinen ◇◇◇ Arm herum angeordnet wären. oder Staubteilchen an der Oberfläche meines Arms so im Raume verteilt sind. Es ist also nicht wirklich, als fühlte ich die Lage meines
Arms, sondern als fühlte ich meinen Arm & fühlte ihn in dieser Lage, in diesem Ort. // meinen Arm & das Gefühl hätte die & die Lage. Das heißt aber nur: ich weiß einfach, wie er liegt, ohne es zu wissen: weil … . Wie ich auch weiß, wo ich den Schmerz empfinde, es aber nicht weiß,
;
:
weil ….

 
  ∫ /  
  Was heißt es “Phantasien sind willkürlich, Nachbilder unwillkürlich”?

 
  /  
  Betrachte: – “Es ist nicht wahr, daß ich immer das Falsche glaube. Z.B., es regnet jetzt, & ich glaube es.”
  Man könnte von ihm sagen: Er spricht wie zwei Menschen.

 
   
  “Ich erkenne, : es regnet. Und ich glaube es; Du wirst sehen, ich werde darnach handeln.”

 
   
  “Ich erkenne, daß es regnet; Du wirst sehen, daß die Erkenntnis in mich eingedrungen ist.”


 
   
  Die Meldung “Der Feind rückt an” könnte ersetzt werden durch “Ich glaube, der Feind … ”; aber nicht durch: “Er glaubt … ” oder “Ich glaubte …”.

 
   
  So hat also ¬p denselben Sinn wie “Ich glaube p”? Soll ich darauf erwidern “Es hat manchmal denselben Sinn”? Das kommt drauf an, wie man die Worte “Sinn” & “Bedeutung” gebraucht.

 
   
  “Es regnet & ich erkenne es.” – Warum schließe ich aus seinen Worten, daß er es erkennt, & nicht aus meinen, daß ich es erkenne?
  Ich schließe aus seinen Worten & Handlungen, daß er in dem Zustand ist, in welchem das & das von ihm zu erwarten ist; warum nicht aus meinen Worten, ˇetc. das
analoge
nämliche
?
  Die Antwort könnte seltsamerweise sein: “Weil ich nicht automatisch rede.” Aber welche seltsame Antwort! Inwiefern rede ich denn also nicht
automatisch? Liegt es an Gefühlen, etc., die mein Reden begleiten? Nein. – “Es liegt daran, daß ich mit Überzeugung rede.” Daß also die Rede nur die Äußerung der Überzeugung ist sein kann
, welche
, die
mir bewußt ist, ob ich sie ausspreche, oder nicht? Und worin besteht dies mir der Überzeugung bewußt sein? Darin, daß ich nicht frage “Was glaube ich wohl?”? (Daß ich also z.B. nicht frage “Lüge ich jetzt?”) Ich interessiere mich für sein ganzes Handeln anders als für meines.
  Ich sage vom Andern “Er hat das ˇin sehr überzeugtem Ton gesagt, aber ich glaube dennoch, er hat gelogen” – aber nicht von mir: “Mein Ton spricht allerdings ˇsehr dafür, daß das meine Überzeugung
ist
war
, es
ist
war
aber doch ˇwohl nicht so”.

 
  /  
  Warum habe ich Zweifel über seine Absicht, aber nicht über die meine? Inwiefern kenne ich
unzweifelhaft
unfehlbar
meine Absicht? Was ist sozusagen, der Nutzen davon, daß ich meine Absicht weiß? Was, nämlich, ist
der Nutzen, die Funktion, der Absichtsäußerung? Wann, nämlich, ist es eine Absichtsäußerung? Doch, wenn die Tat ihr folgt, wenn sie eine Vorhersage ist. Ich mache die Vorhersage, dieselbe, die der Andre aus der Beobachtung meines B Verhaltens macht, ohne diese Beobachtung.

 
   
  Was ist an der Einsamkeit so schrecklich? Was ist am Gedanken, daß ich
einen
meinen
Freund verlieren werde, so schrecklich? Das Gefühl Mein zusammengekniffenes Gesicht? Das eigentümliche Gefühl in meinem Genick?

 
  /  
  Wenn es sich um ein ‘Gefühl der Unwirklichkeit’ handelt, sind wir geneigt zu sagen: “Alles, was ich weiß, ist, daß Menschen, oft unter gewissen ähnlichen Umständen, sagen, sie fühlten, es
sei
wäre
alles ‘unwirklich’. Wir wissen natürlich auch, wie der Gebrauch dieses Worts im übrigen
konditioniert wurde, // ◇◇◇ auch, welchen Gebrauch dieses Wortes
diese
die
Leute gelernt hatten, // & noch einiges über
ihre anderweitigen
die sonstigen
Äußerungen. Mehr wissen wir nicht.” – Warum reden wir nicht auch so, wenn es sich um die Äußerungen der Lust, der Überraschung der [w|W]illkürlichkeit & Unwillkürlichkeit von Bewegungen handelt?

 
   
  Was meint Einer mit …? Vor allem sagt er: …. Und welcher Gebrauch wird davon gemacht?

 
  /  
  Was
soll
sollte
ich Einem antworten, der mir sagt, er kenne jedenfalls fühle die Lage & Bewegung seiner Glieder, ihm sage ein Gefühl ihre Stellung & Bewegung? // , der mir
versichert
sagtc
, ihn lehre ein Gefühl die Stellung & Bewegung seiner Glieder? // Soll ich sagen, er lüge, oder er irre sich, oder soll ich ihm glauben? Ich möchte ihn fragen, wie ihm ein Gefühl diese Lage, z.B., lehrt? Oder besser: wie er weiß, daß sein
Gefühl ihn das lehre.

 
  /  
  Man sagt das Gewöhnliche, – mit der falschen Gebärde.

 
  /  
  Erinnere Dich hier wieder an das Gefühl im Eisenbahnwagen, der Ort … müsse in der Richtung liegen. Würde uns dies Gefühl nicht zumeist täuschen, so würde man hier von einem G gefühlsmäßigen Wissen reden. Und die Quellen dieses Gefühls lassen sich nur vermuten, oder erfahrungsmäßig feststellen.

 
  /  
  Man wacht im [F|f]instern Zimmer auf & glaubt zu wissen, die Tür des Zimmers sei dort & do in der Richtung. Gefühl da Richtung in einer Landschaft.
 
  ? ∫ /  
  Man könnte sich natürlich denken, daß Einer die Lage seiner Glieder nach Spannungsgefühlen in seiner Haut (z.B.) beurteilt. Wie würde sich das ˇaber zeigen?


 
  /  
  Bewege einen Finger, einmal von rechts nach links, einmal von links nach rechts. Du spürst die Bewegung; aber fühls Du die eine wirklich anders als die andre?

 
  /  
  Das
aller Wichtigste
Wichtigste
ist hier, daß man sich eines Unterschieds, der ein kategorischer ist, bewußt sein kann, ohne sagen zu können, worin der Unterschied besteht. Das ist der Fall, in dem man gewöhnlich sagt, man erkenne den Unterschied
eben
einfach
durch Introspektion. // Das Wichtigste ist hier dies: daß man weiß
:
,
es
besteht da ein
besteht ein
Unterschied, man merkt den kategorischen Unterschied, ohne aber sagen zu können, worin der Unterschied besteht. // // : es besteht ein Unterschied; man merkt den Unterschied, ‘der ein kathegorischer ist’, – ohne sagen zu können, worin er besteht. //



 
  /  
  Und doch klingt es zu viel wie ein Appell an die Introspektion, wollte ich sagen: “Prüfe Dich doch, ob Du wirklich die Lage Deiner Glieder nach Gefühlen in ihnen bestimmst!” – Und es wäre auch falsch, denn die Frage ist eben: [w|W]ie würde sich das zeigen, wenn Einer es täte? Denn wenn er nach einer Selbstprüfung mich versicherte, es sei so, oder es sei nicht so, – wie weiß ich, ob ich ihm trauen darf, ich meine, ob er mich auch richtig verstanden hat. Oder auch: [w|W]ie prüfe ich, ob ich ihn verstehe?

 
  /  
  Es sagt mir Einer: “Ich weiß nicht, wie ich meine Finger bewege, aber ich weiß, wenn ich sie spreize durch das Gefühl in meinen Schwimmhäuten.” Hier müßte man fragen: kannst Du also den Befehl “[s|S]preiz Deine Finger” mit geschlo[ß|ss]enen Augen nicht ohne weiteres ausführen?

 
  /  
  Wir fühlen unsre Bewegungen. Ja wir fühlen sie wirklich, die Empfin-
dung ist nicht ähnlich einer Geschmacksempfindung, oder einer Hitzempfindung, sondern
einer
ahnl jeder andern
Tastempfindung, der Empfindung, wenn ˇHaut & Muskeln & Haut gedrückt, gezogen, verschoben werden.

 
  /  
  Wie kann ich bei meinen Bewegungen die Leitung des
Bewegungsgefühls
Muskelgefühls
brauchen: denn wie kann ich, ehe die Bewegung angefangen hat aus allen den Muskeln die [A|a]ussuchen, die mir das richtige Bewegungsgefühl geben werden? – Wenn es ein Problem ist, “Wie weiß ich, wenn ich die Bewegung nicht sehe, daß sie, & wieweit sie, stattgefunden hat?,” – warum ist es dann kein Problem: “Wie weiß ich überhaupt, wie die, sagen wir, befohlene Bewegung überhaupt einzuleiten ist? (Russell machte darüber einmal eine ganz falsche Bemerkung.)

 
  /  
  Ich kann z.B. sagen, daß ich jetzt weiß, daß mein Finger
gebogen ist, daß ich aber keinerlei Gefühl in ihm habe, & jedenfalls ˇaber keines, daß ich besonders mit dieser Stellung assoziiere. Wenn man mich also fragte, : “Spürst Du irgend etwas, wovon Du sagen
willst
würdest
, Du würdest es in der gestreckten Lage, z.B., nicht fühlen; oder geht Dir ein Gefühl ab // oder ist ein Gefühl jetzt abwesend // welches in der andern Lage vorhanden wäre?” – so müßte ich mit Nein antworten.

 
  /  
  Man kann nicht sagen “Ich weiß, daß ich lüge”, weil ich eben nur lüge, wenn ich's weiß. Was ich wissen muß, kann ich nicht wissen.

 
   
  “Ich weiß, daß ich lüge” wäre um nichts besser als “Ich glaube, daß ich lüge.”. Man könnte auch wirklich immer sagen: “Es kommt mir vor, ich habe gelogen”, “Es kommt mir vor, ich habe die Absicht …”.


 
   
  “Es kommt mir vor, ich lese.” Vergleiche ◇◇◇ “Es kommt mir vor, ich habe diese Bewegung willkürlich gemacht.” – “Es kommt mir vor” würde hier nicht dasselbe heißen wie “Ich glaube”, & es würde ein “Ich weiß” ausschließen.

 
   
  “Was ich früher sagte, war eine Lüge”. Wie weißt Du das? – Du sagst sagst mir die Gründe, die Du hattest, – aber waren sie [d|D]ir deutlich genug vor
der Seele
Augen
? Hast Du wirklich genug Evidenz für Deine Aussage? Es ist als richtest Du Dich nach keiner Evidenz.
 
   
27.2.
  Sokrates, der den Sophisten immer zum Schweigen bringt – bringt er ihn mit Recht zum Schweigen? – Ja, der Sophist weiß nicht, was er zu wissen glaubte; aber das ist kein Triumph für Sokrates. Weder kann es heißen: “Sieh da! Du weißt es nicht!” – noch[;| ,] triumphierend,
“Also wissen wir Alle nichts!”
  Denn ˇich will nicht man denk[t|en], nicht bloß, um mich selbst, oder gar den Andern, der Unklarheit zu
überführen
überweisen
. Ich trachte nicht, etwas zu verstehen, : nur um zu sehen, daß ich's noch nicht verstehe.

 
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  “Ist Vergnügen eine Empfindung?” (I.A. Richards) Das heißt also etwa: Ist Vergnügen so etwas, wie ein Ton, oder ein Geruch?” Aber ist ◇◇◇ ein Ton ˇso etwas wie ein Geruch? Inwiefern?

 
  /  
  Wer fragt, ob Vergnügen eine Empfindung ist, unterscheidet wahrscheinlich nicht zwischen Grund & Ursache, denn sonst
fiele ihm auf
◇◇◇
, daß man an etwas Vergnügen hat, was nicht heißt, daß dies Etwas eine Empfindung in uns verursacht.

 
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  Aber Vergnügen geht doch jedenfalls mit einem Gesichtsausdruck zusammen & den sehen wir zwar nicht
ˇan uns selbst aber spüren ihn doch.
  Und versuch einmal über etwas sehr trauriges nachzudenken
mit dem Gesichtsausdruck
mit einem Ausdruck
strahlender Freude!

 
  /  
28.2.
  Es ist ja möglich, daß die Drüsen des Traurigen anders sezernieren, als die des Fröhlichen; auch, daß diese Sekretion die, oder eine, Ursache der Trauer ist. Aber folgt daraus, daß die Trauer eine durch diese Sekretion hervorgerufene Empfindung ist?

 
  /  
  Aber der Gedanke ist hier: “Du fühlst doch die Trauer – also mußt Du sie irgendwo fühlen; sonst wäre sie eine Chimäre.” Aber wenn Du
das
so
denken willst, rufe Dir nur die Verschiedenheit von Sehen &
Schmerz
Schmecken
in's Gedächtnis. Ich fühle den Schmerz in der Hand – & die Farbe im Auge? Sowie wir hier ein Schema verwenden wollen, statt bloß das wirklich Gemeinsame zu notieren, sehen wir alles falsche [V|v]ereinfachtes.
 

Editorial notes

1) See facsimile; line connecting this remark with the following one.