| 1
Die Beweise ordnen die Sätze.
Sie geben ihnen Zusammenhang. |
| Der Begriff einer formalen Prüfung setzt den Begriff einer Regel des
|
/ | Denn nur durch eine Technik können wir eine Regelmäßigkeit begreifen. |
∕∕ | Die Technik ist außerhalb des Beweisbildes. Man könnte den Beweis genau sehen & ihn doch nicht als Transformation nach diesen Regeln 2 verstehen. |
? ∕∕ | Man wird gewiß die Addition der Zahlen … , um zu sehen ob sie 1000 geben eine formale Prüfung der Zahlzeichen nennen. Aber doch nur, wenn das Addieren eine praktizierte Technik ist. Denn wie könnte der Vorgang denn sonst irgendeine Prüfung genannt werden? |
? / | Der Beweis ist eine formale Prüfung nur innerhalb einer Technik des Transformierens. |
| Wenn Du fragst mit welchem 3
Recht sprichst Du diese Regel
aus, so ist die Antwort der Beweis.
|
? / | Mit welchem Recht sagst Du das? Mit welchem Recht sagst Du das? |
| // Wie prüfst Du das Thema auf eine kontrapunktische Eigenschaft? Du transformierst es nach dieser Regel, setzt es so mit einem andern zusammen; u. dergl.. So erhälst Du
4
D.h.:
[s|S]oweit konnte, was
Du tust, auch ein
Experiment sein. Das Wort
“erhälst” ist hier zeitlich
gebraucht; Du erhieltest
das Resultat
Die Tätigkeit der Prüfung ergab brachte das & das Resultat hervor. Die Prüfung war bis jetzt also sozusagen experimentell. ⌊Nun⌋ [W|w]ird sie als Beweis aufgefaßt. Der Und der Beweis ist das Bild
5 |
| Der Beweis
|
| Der Beweis ist der Weg der Prüfung. |
/ | Die Prüfung ist eine formale nur insofern als wir als wir das Ergebnis als einen formalen Satz auffassen. |
/ | Und wenn dieses Bild die Voraussage rechtfertigt – d.h., wenn Du es nur sehen brauchst & überzeugt bist ein 6 Vorgang werde so & so
verlaufen – dann rechtfertigt das Bild natürlich
auch die Regel. – In diesem Falle steht der Beweis
hinter der Regel als Bild, das sie rechtfertigt. ‒ ‒
|
/ | Warum rechtfertigt denn das Bild der Bewegung den Mechanismus des Glaubens, diese Bewegung werde diese Art von Mechanismus immer machen? – Es gibt unserm Glauben eine bestimmte Richtung. |
/ | Wenn der
7 der Anwendung nicht zu
stimmen scheint, so muß mir der Beweis ˇdoch zeigen
warum & wie er stimmen muß,
d.h. wie ich ihn mit der Erfahrung
versöhnen muß. |
| Der Beweis ist also auch eine Anweisung zur Benutzung der Regel. |
| Wie rechtfertigt der Beweis die Regel? – Er zeigt wie, & daher warum sie benützt werden kann. |
| Der Läufer des Königs zeigt uns wie 8 × 9 72 ergibt ( – aber da 8 ist die Regel des
Zählens nicht als Regel anerkannt.
Der Läufer des Königs zeigt uns, daß 8 × 9 72 ergibt: Nun erkennen wir die Regel an. |
| Oder sollte ich sagen: Der L des K zeigt mir wie 9 × 8 72 ergeben kann, d.h. er zeigt mir eine Weise. |
|
| Insofern 8 × 9 = 72 eine Regel ist heißt es natürlich nichts zu sagen, jemand zeige mir wie 8 × 9 = 72 ist; es sei denn dies sollte heißen: jemand zeigt mir wie man zu dieser Regel gekommen ist. // jemand zeigt mir einen Vorgang durch dessen Anschauen man zu dieser Regel geleitet wird. // |
| Ist nun nicht das Durchgehen jedes Beweises ein solcher Vorgang? |
| Hieße es etwas zu sagen: “Ich will Dir 10 zeigen wie
8 × 9
zuerst 72 ergab”? |
∕∕ | Das seltsame ist ja, daß das Bild, nicht die Wirklichkeit, einen Satz soll erweisen können! Als
11 aufgefaßt werden
kann. |
/ |
|
| Man kann also auch sagen: der Vorgang, der Beweis, zeige mir, in wiefern 8 × 9 = 72 ist. |
| Das Bild zeigt mir natürlich nicht daß etwas geschieht, aber daß was immer geschieht sich so wird anschauen lassen. |
∕∕ | Wir werden dazu gebracht
12 ⌊⌊ Ich werde dazu
gebracht – & in
sofern von etwas,
überzeugt.
⌋⌋ Sieh, so geben 3 und 2 5. Merke Dir diesen Vorgang. “Du merkst Dir dabei die Regel auch gleich.” |
/ | Der Euclidische Beweis der Endlosigkeit der Primzahlenreihe könnte so geführt werden, daß die Untersuchung der Zahlen zwischen p und p! + 1 an einem Beispiel ˇoder mehreren vorgeführt & uns so eine Technik der Untersuchung gelehrt würde. Die Kraft des Beweises läge dann natürlich nicht darin, daß in diesem Beispiel eine Prim- 13 zahl ˃ p gefunden würde.
Und das ist, auf den ersten Blick, seltsam.
Man wird nun sagen daß der algebraische Beweis strenger ist als der durch Beispiele, weil er sozusagen nur das Wesentliche der Extract des wesentlichen wirksamen Prinzips dieser Beispiele ist. Aber eine Einkleidung enthält ja der algebraische Beweis auch. Verstehen –
|
| Der Beweis lehrt 14 uns eine Technik,
eine Primzahl zwischen p
[und|&]
p! + 1 zu
finden. Und wir werden überzeugt, daß diese Technik
immer zu einer Primzahl ˃ p führen muß; Oder,
daß wir uns verrechnet haben, wenn sie es nicht tut. |
/ | Wäre man nun hier geneigt zu sagen, der Beweis zeige uns wie es eine unendl. Reihe von Pr. Z. gibt? Nun, man könnte es sagen. Und jedenfalls: “inwiefern es unendl. viele Pr. Z. gibt”. Man könnte sich ja auch denken wir hätten 15 einen Beweis, der uns zwar
bestimmte zu sagen, es gebe unendl.
viele Pr. Z., aber uns nicht
lehrte, eine Pr. Z. ˃ p zu finden.
Nun würde man vielleicht sagen: N “diese beiden Beweise, bewiesen dann trotz alledem den gleichen Satz die gleiche math. Tatsache”. Dies zu sagen, könnte Grund vorhanden sein, oder auch nicht. |
| Der Zuschauer sieht den ganzen, eindrucksvollen Vorgang. Und er wird von etwas überzeugt; denn das ist 16 ja der besondere Eindruck
den er erhält. Er geht von dem Schauspiel,
überzeugt von etwas. Überzeugt daß er mit
andern Zahlen (z.B.) zum selben Ende
kommen wird. Er wird bereit sein, das, wovon er
überzeugt wurde, so & so auszusprechen.
⌊ Überzeugt wovon? Von einer
psychologischen Tatsache? – ⌋ |
| Er wird sagen (können), er
|
/ | Könnte er sagen: “Was ich 17 gesehen habe, war sehr
eindrucksvoll. Ich habe daraus einen Schluß
gezogen. Ich werde in Zukunft
…”? (Etwa: ich werde in Zukunft immer so rechnen.) Er erzählt “Ich habe gesehen, daß es so sein muß.” |
/ | “Ich habe
|
/ | Er wird nun vielleicht im Geiste den Beweisvorgang durchlaufen. |
/ | Aber er sagt nicht: Ich 18 habe
|
/ | Ich entscheide mich dafür, die Dinge so anzusehen. ⌊ Also auch, so & so zu handeln. ⌋ |
| Ich denke mir, daß der Zuschauer // , daß, wer den Vorgang sieht, // selbst eine Moral aus
|
| Es muß so sein bedeutet, daß der Ausgang ˇals dem Prozess wesentlich erklärt wurde. 19 |
/ | ‒ ‒ ‒ Sondern: daß es so sein muß.
|
| Dieses Muß zeigt daß er einen Begriff angenommen hat. |
| Dieses Muß bedeutet daß er im Kreis gegangen ist. |
| Statt einesm naturwissenschaftlichen Satzes hat 20 er eine
Begriffsbestimmung von dem Vorgang
abgelesen. Begriff heißt hier Methode. Im Gegensatz zu der Anwendung der Methode. |
| Sieh so gibt 50 und 50 100. Man hat etwa successive fünf mal 10 zu 50 addiert. Und man verfolgt das Anwachsen der Zahl bis sie zu 100 wird. Hier wird natürlich der beobachtete Vorgang ein Vorgang der Rechnung in irgendeiner Weise (auf dem Abaccus, etwa), ein Beweis. |
| Die Bedeutung des “so” ist natürlich nicht der Satz “50 + 50 = 100” 21
sage: das gehe
irgendwo vor. Es ist also nicht wie wenn ich
sage: “siehst Du so
galloppiert ein Pferd” – &
ihm Bilder zeige. |
| Man könnte aber sagen: “Siehst Du, darum sage ich ‘50 + 50 = 100’”. |
| Oder: “Siehst Du, so erhalte ich (oder: erhält man) den Satz, daß 50 + 50 = 100 ist.” // so erhält man, daß 50 + 50 = 100 ist.” |
| Wenn ich nun aber sage: “Sieh' so ergibt 3 + 2 5” & lege 22 dabei 3 Äpfel auf den
Tisch & dann 2 dazu; so will ich etwa sagen: 3
Äpfel & 2 Äpfel geben 5 Äpfel, wenn keiner
wegkommt, oder dazu kommt. – Oder man könnte
Einem auch sagen: Wenn Du (wie ich jetzt) 3
Äpfel & dann noch 2 auf den Tisch legst &
so geschieht fast immer das, was Du jetzt siehst & es liegen
nun 5 Äpfel da. Ich will ihm etwa zeigen, daß 3 Äpfel & 2 Äpfel nicht so 5 Äpfel ergeben, wie sie 6 Äpfel ergeben können (indem etwa plötzlich einer erscheint). 23 Das ist eigentlich eine
Erklärung, Definition der Operation des Addierens. So
könnte man ja wirklich das Addieren mit dem
Abacus erklären.
|
| “Wenn wir 3 Dinge zu 2 Dingen legen so kann das verschiedene Anzahlen von Dingen ergeben. Aber als Norm sehen wir den Vorgang an daß 3 Dinge + 2 Dinge 5 Dinge ergeben. Siehst Du, so schaut es aus wenn sie 5 ergeben.” |
| // Könnte man dem Kind nicht sagen: “Zeig mir wie 3
24 Und das Kind hätte
daraufhin auf dem Abbakus 3 + 2 zu
rechnen. |
| Wenn man das Kind im Rechenunterricht fragte “[w|W]ie ergeben 3 + 3 5?” – was soll es da zeigen? Nun, es soll offenbar 3 Kugeln zu 2 Kugeln schieben + die Kugeln zählen (oder dergleichen). |
∕∕ | Könnte man nicht
25 den man zeigen lassen
wünscht will, daß er überhaupt
versteht wovon hier die Rede ist. |
| Und wenn das Kind nun zeigt, wie 3 + 2 5 geben, so zeigt es einen Vorgang, der als Grund der Regel “2 + 3 = 5” betrachtet werden kann. |
| // Wie aber, wenn man den Schüler fragt: “Zeig mir, wie es unendlich viele Pr.Z. gibt?” – Hier ist die Grammatik zweifelhaft! Es ginge aber an zu sagen: “Zeig 26 mir, inwiefern man sagen
kann, es gäbe unendl. viele
Pr.Z.”. |
∕∕ | Wenn man [fr|s]agt: “Zeig mir, daß es …” so ist die Frage, ob es … , schon gestellt & nur noch “ja” oder “nein” zu sagen. Sagt man “zeig mir, wie es … ” so ist hier das Sprachspiel, überhaupt, erst zu erklären. Man weiß noch gar nicht was die Behauptung Man hat jedenfalls noch keinen klaren Begriff davon, was es mit dieser Behauptung überhaupt soll. (Man fragt sozusagen: “wie kann so eine Be- 27 hauptung überhaupt
gerechtfertigt werden?”) |
| Soll ich nun eine andre Antwort geben auf die Frage: “Zeig mir, wie … ” als auf die Frage: “Zeig mir, daß …”? |
∕∕ | Du ziehst aus dem Beweis eine Lehre. Wenn Du aus dem Beweis eine Lehre ziehst, so muß ihr Sinn unabhängig sein vom Beweis, denn sonst hätte sie nie vom Beweis getrennt werden können. ⌊ Ähnlich kann ich die Konstruktionslinien in einer Zeichnung wegwischen & das Übrige stehen lassen. ⌋ |
| Es ist also als bestimmte der Beweis den Sinn 28 des bewiesenen Satzes nicht;
& doch wieder als bestimmte er ihn. |
| Aber ist das nicht so mit jeder Verifikation eines jeden Satzes? |
∕∕ | Ich glaube: Nur in einem bestimmten großen Zusammenhang kann man überhaupt sagen es gäbe unendlich viele Pr.Z.. D.h.: [e|E]s muß dazu schon eine ausgedehnte Technik des Rechnens mit den Kardinalzahlen geben. Nur innerhalb dieser Technik hat dieser Satz Sinn. Ein Beweis des 29 Satzes gibt ihm ei
seinen Platz im ganzen System der Rechnungen.
Und dieser Platz kann nun auf mehr als eine Weise beschrieben
werden, da ja das ganze komplizierte System im Hintergrund
doch vorausgesetzt wird.
Wenn
z.B. 3 Koordinatensysteme
einander in
30 bestimmter Weise zugeordnet
sind, so kann ich nun die Lage eines Punktes zu
|
∕∕ | Der Beweis eines Satzes erwähnt ja nicht, beschreibt ja nicht, das ganze Sys Rechnungssystem das hinter dem Satz steht & ihm seinen Sinn gibt. |
∕∕ | Nimm an jemand ein Erwachsener mit Intelligenz & Erfahrung hat nur die ersten Elemente des Rechnens gelernt etwa die 31
vier Grundrechenoperationen
mit Zahlen bis zu 10. Er ⌊20.⌋
Er hat dabei auch das Wort
“Pr.Z.” kennen
gelernt. Und diesem sagte jemand: Ich werde Dir
beweisen daß es unendlich viele
Pr.Z. gibt. Nun wie
kann er es ihm beweisen? Er muß ihm
rechnen
lehren. Das ist hier ein Teil des Beweisens.
Er muß der Frage “Gibt es
unendl. viele
Pr.Z.”
ˇsozusagen erst Sinn geben. |
| Die Philosophie hat sich mit der Versuchung ⌊⌊ˇdes Mißverstehens⌋⌋ auseinander 32 zu setzen, die auf
dieser Stufe des Wissens bestehen. (Auf einer
andern Stufe bestehen wieder neue.) Aber das macht
sie ˇdas Philosophieren nicht
leichter! |
∕∕ | Ist ˇes nun nicht absurd zu sagen, man verstehe den Sinn des Fermatschen Satzes nicht? – Nun, man könnte antworten: die Mathematiker stehen ja diesem Satz nicht ganz ratlos gegenüber. Sie versuchen doch jedenfalls gewisse Ant Methoden des Beweisens; und, sofern sie Methoden versuchen, soweit verstehen sie den Satz. – Aber ist das richtig? 33
verstehen sie ihn nicht so
vollständig als man ihn nur verstehen kann? |
/ | Nun, nehmen wir an es würde sein Gegenteil bewiesen, ganz gegen die Erwartung der Mathematiker. Man zeigt also nun, es könne gar nicht so sein. |
/ | Aber muß ich denn nicht, um zu wissen, was ein Satz wie der Fermatsche
34 heit ähnlicher
Sätze aber kein Kriterium der Wahrheit dieses Satzes.
|
∕∕ | ‘Verstehen’ ein vager Begriff! |
∕∕ | Erstens, es gibt so etwas wie: einen Satz zu verstehen glauben. Und ist Verstehen ein psychischer Vorgang – warum soll er uns so sehr interessieren? Es sei denn daß er erfahrungsmäßig mit der Fähigkeit, vom Satz Gebrauch zu machen, verbunden ist. 35 |
∫ | “Zeig mir, wie …” heißt: Lehre mich die Technik zeig mir, in welchem Zusammenhang Du diesen Satz (dieses Maschinenteil) gebrauchst. |
/ | Ich werde Dir zeigen, wie es unendl. viele Pr. Z. gibt, setzt einen Zustand voraus, in welchem der Satz, daß es unendl. viele Pr. Z. gebe für den Andern keine, oder nur die vagste Bedeutung hatte. Es mochte für ihn nur ein Scherz oder ein Paradox sein. // gewesen sein. // 36 |
? ∫ | Wenn dieser Vorgang dir beweist dann Dich davon überzeugt dann muß er sehr eindrucksvoll sein. – Aber ist er es? – Nicht besonders. Warum ist er es nicht mehr? Ich glaube er w⌊ä⌋re es nur dann eindrucksvoll wenn man ihn von Grund auf erklärte. Wenn man z.B. nicht bloß p! + 1 hinschriebe, sondern es vorher erkläre &
37
darstellte. |
|
| Ein Sprachspiel Einer A sagt dem Andern B voraus 38 das Resultat voraus.
Der
Andre
A mag das Resultat zuvor konstruiert, oder nur erraten haben. B weiß davon nichts & es interessiert ihn nicht. |
| Wenn er die Regel auch kannte, so war er ihr doch noch nie so gefolgt. Er tut jetzt etwas Neues. Es gibt 39 aber auch eine
Neugierde & Überraschung wenn man den Weg schon gegangen
ist. So kann man eine Geschichte wieder & wieder
lesen, ja sie auswendig wissen &
|
| Und wenn ich annehme, daß A das Resultat zuvor nicht konstruiert hat, ist seine Voraussage dann nicht (offenbar) eine echte Voraussage? Warum war es das aber dann 41 keine echte
Voraussage “wenn Du der Regel folgen wirst, wirst Du dies
erzeugen”? Während das
gewiss eine echte Vorhersage ist:
“wenn Du nach bestem Wissen & Gewissen der Regel
folgen wirst, so wirst Du …”. Die Antwort
ist: der der erste
Satz ist keine Voraussage weil
ˇich auch sagen konnte: “wenn Du der Regel
folgen wirst, so mußt Du dies erzeugen.”
Es ist dann keine Voraussage, wenn der Begriff des
Folgens nach der Regel so bestimmt ist, daß das Resultat
das Kriterium dafür ist, ob der Regel gefolgt wurde.
42 |
| A sagt: “[w|W]enn Du der Regel folgst, wirst Du das erhalten”⌊,⌋& zeichnet den resultierenden Pfeil hin. [O|o]der er sagt einfach: “Du wirst das erhalten”. Dabei zeichnet er den resultierenden Pfeil hin. |
| War nun, was A sagte, in diesem Spiele eine Voraussage? Nun zum Teufel, in gewissem Sinne: Ja! Wird das nicht besonders klar, wenn wir annehmen, daß die Voraussage falsch war? Eine Voraussage war es nur dann nicht, wenn die Bedingung den Satz zum Pläonasmus 43 machte.
A hätte sagen können: “Wenn Du mit jedem Deiner Schritte einverstanden sein wirst, dann wir[d|s]⌊t⌋ [das|Du] dahin kommen”. |
| Nimm an daß, während B das Polygon zieht, sich veränderten die Pfeile des Büschels etwas ein wenig ihre Richtung verändern. Er B zieht immer einen Pfeil parallel, so wie er in diesem Augenblick gerade ist. Er ist nun ebenso überrascht & gespannt wie in dem vorigen Spiel obwohl hier das Ergebnis nicht das einer Rechnung ist. Er hat also das erste 44 Spiel so wie das
ˇaufgefaßt wie das zweite. |
| “Wenn Du der Regel folgen wirst, wirst Du dahin gelangen” ist darum keine Voraussage, weil dieser Satz einfach sagt “Das Resultat dieser Rechnung ist …” und das ist ein wahrer, oder falscher math. Satz. Die Anspielung auf die Zukunft & auf Dich ist nur Einkleidung |
| Muß denn A überhaupt einen klaren Begriff davon haben ob seine Voraussage mathematisch oder anders gemeint ist?! Er sagt einfach “Wenn Du der Regel folgst wird … herauskommen” & freut 45 sich etwa an dem
Spiel. Wenn z.B. das
Vorausgesagte nicht herauskommt, untersucht er nicht
weiter. |
| ‒ ‒ ‒ Und diese Reihe ist durch eine Regel definiert. Oder ˇauch durch die Abrichtung zum Vorgehen nach der Regel. Und der unerbittliche Satz i⌊s⌋t, daß nach dieser Regel diese Zahl auf diese folgt. |
| Und dieser Satz ist kein Erfahrungssatz. Aber warum kein Erfahrungssatz? Eine Regel ist doch etwas, wonach wir vorgehen & ein Zahlzei[g|c]hen aus einem 46 andern erzeugen.
Ist es also nicht eine Erfahrung, daß uns
jemand diese Regel zu dieser Zahl
führt? von hier dorthin führt.
|
| Und führt sie ˇdie Regel + 1 ihn einmal von 4 zu 5, so vielleicht einˇandermal von 4 zu [8|7]. Warum ist das unmöglich? Nun, [e|E]s
47 richtig gegangen
bin? Oder sind es gewi[ß|ss]e
praktische Folgen des Vorgehens, die bestimmen, ob ich
ˇwirklich der Regel gefolgt bin? – Zu
diesen Fällen Dann wäre es möglich,
daß 4 + 1 manchmal 5 manchmal etwas anderes
ergäbe. Es wäre denkbar,
d.h.:
[E|e]ine experimentelle Untersuchung würde zeigen, ob
4 + 1 immer 5 ergibt. |
| Soll es kein Erfahrungssatz sein, daß die Regel von 4 zu 5 führt, so muß dies, das Ergebnis, des Vorgehens nach der Regel, zum Kriterium dafür genommen werden, daß 48 man nach der Regel
vorgegangen ist. |
| Die Wahrheit des Satzes, daß 4 + 1 5 ergibt, ist also, sozusagen, überbestimmt. Sie ist wieder wird [ü|Ü]berbestimmt dadurch, daß ˇman das Resultat der Operation zum Kriterium dafür erklärte wurde, daß die⌊se⌋ diese Operation ausgeführt
|
| Der Satz ruht
49 mit ihm spielen
verwenden: Wir
beurteilen ob einer der Regel richtig oder unrichtig folgt dadurch ob
er dies oder ein andres
Resultat erhält // ¤ Er wird zu einer
Be ¤
Dies setzt aber voraus stimmung des Begriffs:
[“|‘]diese Operation + 1 auf 4
an⌊zu⌋wenden’. Wir können nämlich
jetzt in
|
| Das setzt natürlich voraus daß man das Resultat 5 erhalten hat. 4 + 1 = 5 ist daher nun selbst eine Regel nach welcher wir Vorgänge be- 50 urteilen.
Diese Regel ist das Ergebnis eines Vorgangs den wir als maßgebend zur Beurteilung anderer Vorgänge
|
∫ | Wie beschreibt man den Vorgang des Lernens einer Regel? – Immer Wenn A in die Hände klatscht soll B es auch tun. |
∕∕ | Erinnere Dich daran, daß die Beschreibung eines Sprachspiels schon eine Beschreibung ist. |
| Ich kann jemand zu einer gleichmäßigen Tätigkeit ab- 51 richten. Etwa dazu mit Bleistift auf Papier eine Linie
dieser Art zu ziehen:
– · · – · · – · · – · · – · · – · · – · ·
|
| Wir reden & handeln. Das ist in allem, was ich sage schon vorausgesetzt. |
| Wie kann ich aber nun sozusagen für alle Ewigkeit beschreiben was ich tun soll? Nun, ich sage: “Er tut immer wieder dasselbe” oder “Er fährt immer so fort”. Aber wie
52 |
| Ich sage ihm:
“So ist es
recht”[.| &]
Nun,
dieser Ausdruck ist der Träger eines Tones einer
Gebärde. Ich lasse ihn gewähren. Oder
ich sage: “Nein!” &
halte ihn zurück. |
/ | Heißt, was ich sage ˇdas, daß ‘einer Regel folgen’ undefinierbar ist. Nein. Ich kann es ˇdoch auf unzählige Weisen definieren. Nur nützen
|
| ‒ ‒ ‒ Nun frage ich mich, was wünsche ich also, 53 daß er tun soll? Die Antwort ist:
“Er soll immer so weiter gehen, wie ich
es ihm gezeigt habe”. Und was meine ich eigentlich
damit: er solle immer so weitergehen? Die beste
Antwort die ich mir darauf geben kann ist ein Beispiel
|
| Dieses Beispiel würde ich verwenden um ihm, aber auch mir selbst, zu sagen, was ich unter gleichmäßig verstehe. |
| Ich könnte ihn nun auch einen Befehl lehren verstehen lehren 54 von der Form
(– · ·) → oder
(– · · · –) →
(Der Leser errät, was ich meine)
|
∕∕ \ | Nun, was will ich, daß er tun soll. Die beste Antwort, die ich mir selbst ˇdarauf geben kann, ist die daß ich besteht darin ist, diese Befehle selber ein Stück weit ausˇzuführe⌊n⌋. Oder glaubst Du, ein algebraischer Ausdruck dieser Regel setz[t|e] weniger voraus? |
∫ | Und nun richte ich ihn dazu ab, der Regel – · – · · – · · ·
etc. zu folgen. Und wieder
weiß ich selbst nicht mehr
55 darüber was ich von ihm
will, als was mir das Beispiel selbst
ausdrückt mir zeigt. Ich kann freilich die
Regel in allerlei Form paraphrasieren, aber das macht sie nur dem
verständlicher, der ˇschon diesen
Paraphrasen folgen kann. |
∫ | So habe ich also Einem ˇetwa das Zählen & Multiplizieren im Dezimalsystem beigebracht. “365 × 428” ist ein Befehl & er befolgt ihn, indem er die Multiplication ausführt. |
∫ | Ein weiteres Sprachspiel ist 56
dieses: Er wird
gefragt “wieviel ist
“365 ×
428”? Und auf diese Frage kann er
zweierlei tun. Entweder die Multiplikation
ausführen, oder wenn er sie schon
früher einmal ausgeführt hat,
ˇeinfach ihr ⌊das⌋
Resultat ˇder ersten
Ausführung ablesen. |
| Dabei muß ˇbestehen wir darauf daß der gleiche Ansatz immer das gleiche Multiplikationsbild im Gefolge ha[b|t]en⌊,⌋ – also ˇalso auch das gleiche Resultat. Erzeugt er [v|V]erschiedene Multiplikationsbilder mit dem gleichen Ansatz so erkennen wir nicht an weisen wir zurück |
| Es wird hier nun die Situation
57 nende Rechenfehler macht;
& auch die daß er die Rechenfehler
|
/ |
|
|
Hier ist nichts schwerer, als sich nicht in
Pläonasmen zu verlieren // als
Pläonasmen zu vermeiden //
& nur
58 zu sagen, was wirklich etwas
beschreibt. |
\ / | Denn hier ist die Versuchung überwältigend, noch etwas zu sagen, wenn schon alles beschrieben ist. |
/ ∫ | Es ist von der größten Wichtigkeit daß zwischen den Menschen beinahe nie ein Streit darüber entsteht, ob die Farbe dieses Gegenstandes dieselbe ist wie die Farbe jenes, die Länge dieses Stabes dieselbe wie die Länge jenes etc. Diese friedliche Übereinstimmung ist die charakteristische Umgebung des Gebrauchs des Wortes 59 gleich. |
| Und analoges muß man vom Vorgehen nach einer Regel sagen. |
|
Wenn ein Forscher ein
Land bereiste, in welchem die Leute |
\ / | Es bricht kein Streit darüber aus, ob der Regel gemäß oder ihr nicht der Regel gemäß multipliziert wurde. vorgegangen wurde, oder nicht. Es kommt darüber z.B. nicht zu Tätlichkeiten. |
| Das ist das Gerüst Das gehört
60
Sprache von
|
| Es sagt nun jemand, daß in der Kardinalzahlenreihe,
61 |
|
62 |
| Ein Urteil nämlich ist “Er hat 25 × 25 [b|g]erechnet sich war dabei aufmerksam & gewissenhaft & hat 615 erhalten” & ein anderes “Er hat 25 × 25 gerechnet … , sich aber verrechnet & statt 625 615 herausgebracht. Aber kommen beide Urteile nicht zu auf das selbe hinaus? zu demselben? |
| Der [A|a]rithmetische Satz ist nicht der Erfahrungssatz: “wenn ich das tue, so erhalte ich das” – wo das Kriterium dafür daß ich das tue nicht sein darf 63 was dabei
herauskommt. |
| Könnten wir uns nicht denken, daß es beim Multiplizieren hauptsächlich darauf ankäme den Geist in bestimmter weise zu konzentrieren & daß dann zwar bei dem gleichen Ansatz nicht immer das Gleiche herauskommt aber aber für die bestimmten praktischen Probleme die wir lösen wollen gerade diese Verschiedenheiten des Resultats erwünscht vorteilhaft wären. |
| Ist die Hauptsache 64 nicht die, daß
|
| Die Rechtfertigung des Satzes 25 × 25 = 625 ist natürlich, daß das Multiplizieren von 2[3|5] mit 25 625 ergibt. Aber 25 × 25 = 625 ist nicht diese Aussage, sondern die, daß 25 × 25 625 ergeben soll. // Die Rechtfertigung des Satzes 25 × 25 = 625 ist natürlich, daß, wer 65 so & so abgerichtet
wurde unter normalen Umständen bei der
Multiplication
25 × 25
625 erhält. Der arithmetische Satz aber sagt
nicht dies aus. Er ist sozusagen ein zur Regel
verhärteter Erfahrungssatz. Er bestimmt
daß der Regel nur dann gefolgt wurde, wenn dies das Resultat des
Multiplizierens ist. Er ist also der
Kontrolle durch die Erfahrung entzogen dient aber nun als
Paradigma dazu die Erfahrung zu beurteilen.
66 |
| Wollen wir eine Rechnung praktisch benutzen so überzeugen wir uns davon daß “richtig gerechnet” wurde, daß das richtige Resultat erhalten wurde. Und das richtige Resultat der Multiplikation z.B. darf nur eins sein & hängt nicht davon ab, was die Anwendung der Rechnung ergeben wird. Wir beurteilen also die Fakten mit Hilfe der Rechnung ganz anders als wir es täten wenn wir das Resultat der Rechnung nicht als etwas 67 ein für allemal
bestimmtes ansahen. |
∕∕ \ | Nicht Empirie, & doch Realismus // Realismus, aber nicht Empirie // in der Philosophie, das ist das Schwerste. (Gegen Ramsey) |
| Du verstehst von der Regel selbst nicht mehr als Du erklären kannst. |
| “Ich habe einen bestimmten Begriff von der Regel. Wenn man ihr in diesem Sinne folgt, so kann man von dieser Zahl nur zu dieser kommen.” Das ist eine spontane 68 Entscheidung. |
/ | Warum sage ich aber “ich muß”, wenn es meine Entscheidung ist? Ja kann ich mich denn nicht entscheiden müssen. |
| Heißt, daß es eine spontane Entscheidung ist, nicht nur: So handle ich; frage nicht nach keinem Grunde! |
/ | Du sagst, Du mußt; aber kannst nicht sagen, was Dich zwingt. |
| Ich habe einen bestimmten Begriff von der Regel. Ich weiß was ich in jedem besonderen 69 Fall zu tun habe.
Ich weiß, d.h., ich zweifle
nicht[;|,]
es ist mir offenbar[; i|. I]ch
sage: “selbstverständlich“[; i|. I]ch
kann keinen Grund angeben. |
/ | Wenn ich sage: “ich entscheide mich spontan”, so heißt das ˇnatürlich nicht: ich überlege, welche Zahl hier wohl die beste wäre & entscheide mich dann für … |
/ | Wir sagen: “Zuerst muß richtig gerechnet sein, dann wird sich zeigen was die Naturbetrachtung ergibt.” Die 72 richtige Rechnung ist, das
Schema,
// Wir sagen: “Zuerst muß richtig gerechnet sein; dann wird sich ein Urteil über ˇdie Naturtatsachen fällen lassen. // |
| Es hat einer die Regel des Zählens im Dezimalsystem gelernt. Jetzt vergnügt er sich damit Zahl auf Zahl der “natürlichen Zahlenreihe” hinzuschreiben. Oder er befolgt den Befehl im Sprachspiel “schreibe den Nachfolger 73 der Zahl … in der
Reihe … hin. – Wie kann ich dieses Sprachspiel
jemandem erklären? Nun, ich kann ein Beispiel
(oder Beispiele) beschreiben. – Um zu sehen, ob
er das Sprachspiel verstanden hat, kann ich ihn
Aufgaben Beispiele rechnen lassen.
|
| Wie, wenn Einer die Multiplikationstafeln, Logarithmentafeln etc nachrechnete, weil er ihnen nicht traute. Kommt er zu einem andern Resultat so traut er diesem & sagt, 74 er hätte seinen Geist
so auf die Regeln konzentriert, daß sein Resultat als das richtige
zu gelten habe. Weist man ihm einen Fehler nach, so sagt
er, er zweifle lieber an der Zuverlässigkeit seines Verstandes
& seiner Sinne jetzt, als damals wie er die Rechnung
zuerst gemacht hatte. |
| Wir können die Übereinstimmung in ˇallen Fragen des Rechnens
75 als Regel
aussprechen? |
| Würden wir denn die Regel 25² = 625 anerkennen wenn wir nicht Alle immer zu diesem Resultat kämen? Nun, warum sollen wir dann nicht den Erfahrungssatz überall benutzen statt der Regel benutzen können? – Ist die Antwort hierauf: weil das Gegenteil des Erfahrungssatzes nicht dem Gegenteil der Regel entspricht. |
| Wenn ich Dir ein Stück einer Reihe hinschreibe, daß Du dann diese Gesetz- 76 mäßigkeit in ihr
siehst, das kann man eine Erfahrungstatsache, eine
psychologische Tatsache, nennen. Aber, wenn Du
dies Gesetz in ihr erblickt hast, daß Du dann
ˇdie Reihe
so fortfährst
fortsetzt, das ist keine
Erfahrungstatsache mehr
Aber wieso ist es keine Erfahrungstatsache: denn “dies ” in ihr erblicken wär ja doch nicht das Gleiche wie,: sie so fortsetzen! Nur so kann man sagen dies sei keine Erfahrungstatsache, daß man den Schritt auf dieser Stufe für den dem Regelausdruck entsprechenden erklärt. 77 |
| Du sagst also: “Nach der Regel die ich in dieser Folge sehe, muß geht es so weiter.” Nicht: erfahrungsgemäß! Sondern, : das ist eben der Sinn dieser Regel. |
| Ich verstehe: Du sagst: “das ist nicht erfahrungsgemäß” – ist es aber nicht doch erfahrungsgemäß? |
| “Nach dieser Regel geht es so”, d.h., Du gibst dieser Regel eine Extension. Warum kann ich ihr aber nicht heute die, 78 morgen jene Extension
geben? |
| Nun ich kann es tun. Ich könnte ihr ˇz.B. abwechselnd eine von zwei Interpretationen geben. |
| Habe ich einmal eine Regel
|
| Wenn ich nun eine Regel in der mir gegebenen Folge sehe; – kann das einfach darin 79 bestehen, daß ich,
z.B., einen algebraischen Ausdruck vor mir
sehe? Muß der nicht einer Sprache
angehören? |
∕∕ \ | Einer schreibt eine Folge von Zahlen an. Endlich sage ich: “Jetzt verstehe ich's: ich muß immer ‒ ‒ ‒”. Und dies ist doch der Ausdruck der Regel. Aber doch nur in einer Sprache! |
| Wann sage ich denn, ich sehe die Regel – oder eine Regel – in dieser Folge. Wenn ich z.B. zu mir selbst über diese Folge in bestimmter Weise reden 80 kann. Aber nicht
auch einfach, wenn ich sie fortsetzen kann? Nein ich
erkläre mir selbst oder einem Andern ˇallgemein wie sie
fortzusetzen ist. Aber könnte ich diese Erklärung
nicht bloß in Gesten geben, also nicht in einer ⌊ohne⌋ ˇeine eigentliche Sprache? |
∫ | Jemand fragt mich: “was ist die Farbe dieser Blume.” Ich antworte: “rot”. – Bist Du absolut sicher? Ja, absolut sicher! Aber konnte ich mich nicht täuschen & die falsche Farbe “rot” nennen? Nein. Die Sicherheit mit der ich die Farbe 81 “rot”
benenne ich ist die [s|S]tarrheit
(Ich kann natürlich auch hier ein Versprechen annehmen, aber nichts anderes) |
/ ∫ | Das Folgen nach der Regel ist am Grunde unseres Sprachspiels. Es charakterisiert das, was wir Beschreibung nennen. 82 |
∫ | Das ist die Ähnlichkeit meiner Betrachtung mit der Relativitätstheorie, daß sie sozusagen eine Betrachtung über die Uhren ist mit denen wir die Ereignisse vergleichen. |
| Ist 25² = 625 eine Erfahrungstatsache? Du möchtest sagen: “Nein”. – Warum nicht? – “Weil es nach den Regeln nicht anders sein kann.” – Und warum das? – Weil das die Bedeutung der Regeln ist. Weil das der Vorgang ist, auf dem wir alle Urteile aufbauen. 83 |
| Wenn wir die Multiplikation
|
| Wenn man mich die Regel gelehrt hat, das Ornament zu wiederholen & man sagt mir nun “gehe so weiter!”: wie weiß ich, was ich das nächste mal zu tun habe? – Nun ich tue es mit Sicherheit, 84 ich werde es auch zu
verteidigen wissen. ‒ ‒ Nämlich
bis zu einem gewissen Punkt. Wenn das keine
Verteidigung sein soll, dann gibt es keine. |
| “So wie ich die Regel verstehe, folgt das.” |
| Einer Regel folgen ist eine menschliche Tätigkeit. |
| Ich gebe der Regel eine Extension. |
| Könnte ich sagen: “Sieh da, wenn ich dem Befehl folge ziehe ich diese Lin⌊i⌋e”. Nun in gewissen [f|F]ällen 85 werde ich das sagen.
Wenn ich z.B. eine Kurve nach einer Gleichung
konstruiert habe. |
| “Sieh da! Wenn ich dem Befehl folge, tue ich dies!” Da soll natürlich nicht heißen: wenn ich dem Befehl folge, folge ich dem Befehl. Ich muß also für dieses “dies” eine andere Identifizierung haben. |
| “Also so sieht die Befolgung dieses Befehls aus!” |
| Kann ich sagen: “Erfah- 86 rung lehrt mich
Man kann es nicht sagen wenn ich das So-Auffassen & So-Fortsetzen als Eins betrachte // in Eins zusammenziehe // . |
| Einer Transformationsregel folgen ist nicht problematischer als der Regel folgen: “schreibe immer wieder das Gleiche”. Denn die Transformation ist eine Art der
|
| Man könnte doch fragen: Wenn alle Menschen, die 87 so erzogen sind
ohnehin so rechnen, oder sich doch
|
| “25² = 625” kann darum nicht der Erfahrungssatz sein, daß die Menschen so rechnen, weil 25² ≠ 625 dann nicht der Satz wäre daß die Menschen nicht dieses, sondern ein anderes Resultat erhalten; sondern & auch wahr sein könnte wenn die Menschen überhaupt nicht rechneten. 88 |
| Die Übereinstimmung der Menschen im Rechnen ist keine Übereinstimmung der Meinungen oder Überzeugungen. |
| Könnte man sagen: “[b|B]eim Rechnen kommen Dir die Regeln unerbittlich vor; Du fühlst, Du kannst nur das tun & nichts andres, wenn Du der Regel folgen willst”? |
| “Wie ich die Regel sehe, verlangt sie das” // “Wie ich die Regel sehe, ist das, was sie verlangt. // Es hängt nicht davon ab, ob ich so, oder so gestimmt 89 bin. |
| Ich fühle daß ich der Regel eine Interpretation gegeben habe, ehe ich ihr gefolgt bin; & daß diese Interpretation genug ist zu bestimmen was ich zu im bestimmten Fall zu tun habe um ihr zu folgen. Wenn ich die Regel so auffasse, wie ich sie aufgefaßt habe, so entspricht ihr nun diese Handlung. |
| “Hast Du die Regeln verstanden?” – Ja, ich hab sie verstanden.“ – “Dann wende sie jetzt auf die 90 Zahlen …
an! – Wenn ich ihr folgen will, habe ich nun noch
eine Wahl? |
| Angenommen [E|e]r befiehlt mir der Regel zu folgen & ich fürchte mich ihm nicht zu gehorchen: bin ich nun nicht gezwungen? Aber das ist doch auch so, wenn er nur befiehlt: “bring mir diesen Stein”. Bin ich durch diese Worte weniger gezwungen? |
| Wie weit kann man die Funktion der Sprache beschreiben? Wer eine Sprache nicht beherrscht, den kann ich zu ihrer Beherrschung abrichten. 91 Wer sie beherrscht, dem
kann ich die Art & Weise der Abrichtung in die
Erinnerung rufen, oder
erklären beschreiben;
zu ˇeinem
besonderen Zweck; indem ich also schon
Wie weit kann man die Funktion der Regel beschreiben? Wer noch keine beherrscht den kann ich nur abrichten. Aber wie kann ich mir selbst das Wie der Regel erklären? Das Schwere ist hier nicht bis auf den Grund zu graben, sondern 92 den Grund, der vor uns
liegt, als Grund zu erkennen. |
| Denn der Grund spiegelt uns immer wieder eine größere Tiefe vor, & wenn wir diese zu erreichen suchen, finden wir uns immer wieder auf dem alten Niveau. |
| Unsere Krankheit ist die, erklären zu wollen. |
| “Wenn Du die Regel
93 |
| Welche Öffentlichkeit gehört zu wesentlich dazu, daß ein Spiel existiere, daß ein Spiel erfunden werden kann? |
| Welche Umgebung bedarf es, daß Einer das Schachspiel (z.B.) erfinden kann. Freilich ich könnte heute ein Brettspiel erfinden das nie wirklich gespielt würde. Ich würde es einfach beschreiben. Aber das ist nur möglich weil es schon ähnliche Spiele gibt, d.h. weil solche Spiele gespielt werden. 94 |
| Man könnte auch fragen: “Ist Regelmäßigkeit möglich ohne Wiederholung?” |
| Ich kann wohl heute eine neue Regel geben, die nie angewendet
|
| Und wenn man nun sagt, “Genügt nicht die Anwendung in der Phantasie?” – so ist die Antwort Nein. – (Möglichkeit einer privaten Sprache.) 95 |
| Ein Spiel, eine Sprache, eine Regel, sind ist eine Institution. |
| “Wie oft ˇaber muß eine Regel wirklich angewandt worden sein daß man das Recht habe von einer Regel zu sprechen? – Wie oft muß ein Mensch addiert, multipliziert, dividiert haben, daß man sagen könne er beherrsche die Technik dieser Rechnungsarten? Und damit meine ich nicht wie oft muß er richtig gerechnet haben um Anderen zu beweisen 96 er könne rechnen;
sondern: um es sich selbst zu beweisen. |
| Aber könnten wir uns nicht denken, daß jemand ohne jede Abrichtung sich beim Anblick einer Rechenaufgabe in dem Seelenzustand befindet, der normalerweise nur das Resultat von Abrichtung & Übung ist? So daß er also wüßte, er könne rechnen, obwohl er nie gerechnet hat. (Man könnte also scheint es sagen: die Abrichtung wäre nur [g|G]eschichte, & es sei nur [E|e]rfahrungs- 97 tatsache daß der
Zustand der Gewißheit gemäß zur Hervorbringung
es Wissens notwendig – Aber wenn er nun im
Zustand jener Gewißheit ist und dann falsch multipliziert.
Was soll er selbst nun sagen? Und nehmen wir an
er multiplizierte dann einmal richtig, einmal wieder ganz
falsch. – Die Abrichtung kann freilich als
bloße Geschichte vernachläßigt werden
wenn er
98 sowie auch für ihn
ˇselbst: richtig rechnen.
// Aber rechnen können // Aber, daß er rechnen kann zeigt er
nicht nur den Andern, sondern auch sich selbst dadurch daß er
richtig rechnet. // |
∕∕ \ | Was wir, in einer komplizierten Umgebung “einer Regel folgen” nennen, würden wir, wenn es isoliert dastünde, gewiß nicht so nennen. |
/ | Die Sprache, möchte ich sagen, bezieht sich auf eine Lebensweise. |
| Um das Phänomen der 99 Sprache zu beschreiben,
muß man eine Praxis beschreiben, nicht eine
einen
einmaligeˇn
Handlung Vorgang; welcher Art immer sie
er sei. |
| Das ist eine sehr schwierige Erkenntnis. |
| Denken wir: ein Gott erschaffe
100 wieder // Denken wir uns ˇein Gott erschaffe in
einem Augenblick in der Mitte der Wüste ein Land ˇdas
zwei Minuten lang existiert & das ganz so wie
England in diesem gegenwärtigen Augenblick
aussähe. genaue Abbild [von|ein]es
Teiles von
England ist, mit alldem was in zwei Minuten da vorgeht.
Die Menschen ganz wie die in England gehen ihren verschiedenen
Beschäftigungen nach. Kinder sitzen in der Schule.
Einige Leute treiben Mathematik. Fünf Minuten
nachdem er sie erschaffen hat zerstört Gott diese
ˇkleine Welt. Sehen wir nun
die Tätigkeit irgend
eines Menschen
während dieser fünf
zwei Min.
an. Einer dieser Leute tut genau das was ein Mathematiker
in
101 England tut, er
rech der gerade eine Berechnung macht. – Sollen wir sagen, dieser zwei Minuten Mensch
rechne? Könnten wir uns nicht
ˇz.B. eine Vergangenheit & eine
|
| Angenommen diese Wesen sprächen nicht Englisch sondern verständigten sich anscheinend in einer Sprache die
102 Und doch,
könnte man nicht, was sie tun, auch so
auffassen? |
| Und angenommen, sie täten etwas, was wir geneigt wären “[r|R]echnen” zu nennen; etwa weil es äußerlich ähnlich ausschaut. – Aber ist es rechnen; & wissen es (etwa) die Leute, die es tun, & nur wir nicht? |
| Wie weiß ich daß die Farbe die ich jetzt sehe “grün” heißt? Nun, zur Bestätigung könnte ich andere Leute fragen; aber wenn sie mit mir nicht 103 übereinstimmten
würde ich gänzlich verwirrt sein &
glaube vielleicht sie oder mich für
verrückt halten. D.h. entweder
mich nicht mehr zu urteilen trauen, oder auf das was sie sagen nicht
mehr wie auf ein Urteil reagieren.
Wenn ich ertrinke & “Hilfe!” rufe, wie weiß ich was das Wort Hilfe bedeutet? Nun, so reagiere ich in dieser Situation. – Nun so weiß ich auch was “grün” heißt & auch wie ich die Regel in dem besondern Fall zu befolgen habe. 104 |
| Ist es vorstellbar das das Kräftepolygon von nicht so sondern anders aussieht? Nun ist es vorstellbar daß die Parallele zu a nicht wie a’ sondern anders gerichtet aussieht? D.h.: ist es
105 ich nicht a’ sondern einen andern
gerichteten Pfeil als Parallele mit a anschaue? Nun, ich
könnte mir z.B. denken daß ich den
parallelen Pfeil irgendwie
perspectivisch sehe & daher
↗ ↑ parallele
Pfeile nenne; & daß es mir nicht auffällt, daß ich
eine andere Anschauungsart gebraucht habe. So also
ist es vorstellbar daß ich ein anderes
Kräftepolygon den Pfeilen entsprechend
zeichne 106 |
∕∕ | Was ist das für ein Satz: “das Wort ‘OBEN’ hat vier
Ist es ein Erfahrungssatz? |
| Ehe wir die Buchstaben gezählt haben wissen wir es nicht. |
| Wer die Buchstaben des Worts ‘OBEN’ zählt, um zu erfahren wieviele
107 hat. Der Erstere
macht tut also
etwas was auch ein Experiment
sein könnte. Und das könnte der Grund sein, den
Satz ‘OBEN’ habe 4 Buchstaben, synthetisch a priori zu
nennen. |
∕∕ | Das Wort “Plato” hat so viele Laute wie der Drudenfuß Ecken. Ist das ein Satz der Logik? – Ist es ein Erfahrungssatz? |
∕∕ | Ist Zählen ein Experiment? Es kann eins sein. |
∕∕ | Denke Dir ein Ex Sprach- 108 spiel in dem einer die Laute
von Wörtern zu zählen hat. Es könnte nun
sein, daß ein Wort scheinbar immer den gleichen Klang hätte
aber wenn wir seine Laute zählen so kommen wir
109 Laute eines Wortes bei
verschiedenen Anlässen immer wieder zählen & dies
wird ˇetwa eine Art Experiment sein.
Anderseits kann es aber sein daß wir die Laute von Wörtern ein für allemal zählen eine Rechnung machen & das Resultat dieser Zählung verwenden. Der Resultierende Satz wird im ersten Fall zeitlich, im zweiten unzeitlich sein. |
∕∕ | Wenn ich die Laute des Wortes ‘Dädalus’ zähle so kann ich
110 Ergebnis
betrachten:1) [d|D]as Wort, welches dort steht ˇoder so aussieht oder jetzt ausgesprochen w[ü|u]rde oder etc hat 7 Laute 2) Das Lautbild “Dädalus” hat 7 Laute. Der zweite Satz ist zeitlos. Die Verwendung der beiden Sätze muß verschieden sein. |
∕∕ | Das Zählen ist in beiden Fällen gleich ⌊ // das Gleiche // ⌋. Nur, was wir damit
|
| Die Zeitlosigkeit des zweiten Satzes ist nicht etwa ein Ergebnis des 111 Zählens, sondern der
Entscheidung das [e|E]rgebnis des Zählens in
bestimmter Weise zu verwenden. |
∕∕ | Im Deutschen hat das Wort “Dädalus” (heute) 7 Laute. Das ist doch ein Erfahrungssatz. |
∕∕ | Denke es zählte jemand die Laute der von Wörter⌊n⌋ um ein Sprachgesetz, etwa ein Gesetz der Entwicklung der Sprache zu finden oder zu prüfen. Er sagt: “‘Dädalus’ hat 7 Laute”. Dies ist ein Erfahrungs- 112 satz. Er
hätte hinzusetzen können: “wie er heute
ausgesprochen wird”. Betrachte
ˇhier die Identität des Wortes.
Das gleiche Wort kann hier einmal die, einmal jene Lautzahl
haben. |
| Nun sage ich [e|E]inem: “Zähl die Laute in diesen Wörtern & schreib die Zahl zu jedem Wort!” |
∕∕ | “Ich möchte sagen: Durch Abzählen der Laute des Worts kann man einen Erfahrungssatz bekommen – aber auch eine Regel.” 113 |
∕∕ | Zu sagen[,|:] “[d|D]as Wort … hat … Laute
|
∕∕ | Statt “Das Wort … hat … Laute – im zeitlosen Sinne” könnte man auch sagen: “Das Wort … hat wesentlich …
|
| p❘p ∙ ❘ ∙ q❘q = p ∙ q p ∣ q ∙ ❘ ∙ p ∣ q = p ⌵ q x❘y ∙ ❘ ∙ z❘u = ≝ ❘ ❘ (x,y,z,u) 114 |
| Die Definitionen brauch[t|en] gar nicht [v|V]erkürzungen zu sein, sondern sie könnten auf andere Weise ⌊n⌋e[in|u]e Zusammengehörigkeiten machen. Etwa durch Klammern oder den Gebrauch verschiedener Farben fu der Zeichen. |
| Ich kann z.B. einen Satz beweisen indem ich durch Farben andeute, daß er die Form eines meiner Axiome hat, aber mit durch eine gewisse Substitution verlängert. |
| “Ich weiß, wie ich zu gehen habe” heißt: ich 115 zweifle nicht, wie ich zu
gehen habe. |
| “Wie kann man einer Regel folgen?” So möchte ich fragen. |
| Wie kommt es aber, daß ich so fragen will, wo ich doch keinerlei Schwierigkeiten darin finde einer Regel zu folgen. |
| Durch ein Mißverständnis muß es erscheinen Wir mißverstehen hier offenbar die Tatsachen die uns vor Augen liegen. |
\ / | Wie kann mir das Wort 116 “Platte”
anzeigen, was ich zu tun habe, da ich doch jede Handlung mit jeder
Deutung in Einklang bringen kann? |
\ / | Wie kann ich einer Regel folgen, da doch, was immer ich tue, als ein Folgen
|
| Was muß ich wissen, um dem Befehl folgen zu können? Gibt es ein Wissen, das die Regel nur so befolgbar macht. Ich muß manchmal etwas wissen; ich muß manchmal die Regel deuten ehe ich sie anwende. 117 |
| Wie konnte denn der Regel im Unterricht eine Deutung gegeben werden die zur so & so vielten // zu einer beliebigen // Stufe hinaufreicht? Und wenn diese Stufe in der Erklärung nicht genannt wurde, wie können wir denn übereinstimmen ˇdarüber was auf dieser Stufe zu geschehen hat, da doch, was immer geschieht mit der Regel & den Beispielen in Einklang gebracht werden kann. Es ist also, sagst Du, über diese Stufen nichts 118
|
| Das Deuten hat ein Ende. |
| Es ist wahr jede alles ließe sich irgendwie rechtfertigen. Aber das Phänomen der Sprache b⌊e⌋ruht auf der Übereinstimmung im Handeln // auf der Regelmäßigkeit, auf der Übereinstimmung im Handeln // .
119 ganz sicher sein, daß
die Farbe dieses Gegenstandes von der überwiegenden
Mehrzahl den aller
meisten Menschen die ihn sehen
‘grün’ genannt wird. |
|
120 etc.
Ja wir könnten uns auch denken, daß die gleichen
Sätze, nur mit gänzlich anderem Sinn in
allen von den Stämmen gebraucht würden.
Nun, ich würde in diesem Fall nicht sagen, daß sie die gleiche Sprache
|
| Wir sagen, die Menschen um sich miteinander zu verständigen müßten über die Bedeutungen der Wörter miteinander übereinstimmen. Aber das Kriterium für diese Übereinstimmung ist nicht nur eine Übereinstim- 121 mung in Bezug auf
Definitionen (z.B. hinweisende
Definitionen, sondern auch eine Übereinstimmung in
Urteilen. Es ist für die Möglichkeit
der Verständigung wesentlich daß wir in einer
großen Anzahl von Urteilen übereinstimmen.
|
| Das Sprachspiel (2), wie kann ich es jemandem oder mir selbst erklären? Wenn immer A. “Platte” ruft bringt B. diese Art Gegenstand. – Ich könnte auch fragen wie kann ich es verstehen? Nun, nur 122 sofern ich es
erklären kann. |
∫ | Aber es gibt hier eine eigentümliche Versuchung die sich darin ausdrückt, daß ich sagen möchte: Ich kann es nicht verstehen, weil die Deutung der Erklärung im Vagen bleibt. |
∫ | D.h. ich kann Dir & mir selbst nur Beispiele der Anwendung geben. |
| Das Wort “Übereinstimmung” & das Wort “Regel” sind mit einander [V|v]erwandt, sie sind Vettern. Das Phänomen 123 des Übereinstimmens
& des Handelns nach einer Regel hängen
zusammen. |
| Es könnte doch einen Höhlenmensch geben der für sich selbst regelmäßige Zeichenfolgen hervorbrächte. Er unterhielte sich z.B. damit an die Wand der Höhle zu zeichnen – · – – · – – · – – oder – · – · · – · · · – · · · · – Aber er folgt nicht dem allgemeinen Ausdruck einer Regel. Und wir sagen nicht er handle 124 regelmäßig weil wir
so einen Ausdruck
bilden können. |
| Aber wenn er nun gar Π entwickelte! ([D|I]ch meine ohne ˇeinen allgemeinen Regelausdruck) |
| Nur in einer Praxis // Nur in der Praxis einer Sprache // kann ein Wort Bedeutung haben. |
| Gewiß, ich kann mir selbst eine Regel geben & ihr dann folgen. Aber nun wäre es ˇist es nicht nur darum eine Regel
125 Menschen
‘Regel’ heißt? |
/ ∫ | Wenn eine Drossel ˇin ihrem Gesang die gleiche Phrase stets einige Male wiederholt, sagen wir sie gäbe sich vielleicht jedes mal eine Regel der sie dann folgt? |
| – · · Betrachten wir sehr einfache Regeln. Der Regelausdruck sei eine Figur, etwa die: ❘– –❘
& man folgt der Regel indem man diese Figur eine ˇgerade Reihe von solcher Figuren
dieser Art hinzeichnet 126 (etwa als ein
Ornament).❘– –❘ ❘– –❘ ❘– –❘ ❘– –❘ ❘– –❘ |
| Unter was für Umständen würden wir sagen: ˇdurch das Hinschreiben einer solchen Figur gebe jemand eine Regel? Und unter was für Umständen: Einer folge dieser Regel durch indem er jene Reihe zeichnet? Es Das ist schwer ˇdas zu beschreiben. |
| Wenn von zwei Schimpansen der eine einmal die Figur ❘– –❘ in den Lehmboden ritzte & ein anderer darauf die Reihe ❘– –❘ ❘– –❘ etc so hätte der erste nicht eine Regel gegeben & der 127 zweite ihr
gefolgt, was immer auch dabei
Beobachtete man aber ˇz.B. das Phänomen einer Art von Unterrichten; eines Vormachens & Nachahmensmachens; geglückter & nicht ge⌊miß⌋glückter [v|V]ersuche; von Belohnung & Strafe u. dergl; &
128
|
/ | Wie aber, wenn sich schon beim ersten Male der eine ˇSchimpanse vorgenommen hätte diesen Vorgang zu wiederholen ˇden andern zu unterrichten etc? Nur in einer bestehenden Technik des Handelns, Sprechens, Denkens, kann ˇEiner sich etwas vornehmen. (Dies ist ein grammatischer Satz.) // (Dieses ‘kann’ ist das grammatische.) // |
| Es ist möglich daß ich heute ein ˇKartenSpiel erfinde, das
129
geschichte der Menschheit sei nur einmal
ein Spiel gespielt erfunden
worden & das hatteb niema⌊n⌋d
gespielt. Das
heißt nichts [N|n]icht aber als
widerspräche das weil es dies
psychologischen
Gesetzen widerspricht[.|,] [D|d]ie Worte
“ein Spiel erfinden”, “ein Spiel
spielen” haben
nur in einer ganz bestimmten Umgebung
Sinn |
| So kann man auch nicht sagen, ein einziges Mal in der Geschichte der Menschheit habe sei
130 einem Brett
gegangen. // etc.
sei Einer mit
einer Latte parallel gegangen. // Und
jene erste Unmöglichkeit ist wieder keine
psychologische. |
| Die Worte, “Sprache”, “Satz”, “Befehl”, “Regel”, Rechnung Experiment “einer Regel folgen” beziehen sich auf eine Technik auf eine Gepflogenheit. |
| Eine Vorstufe zum Handeln nach einer Regel wäre etwa die Lust an einfachen Regelmäßigkeiten, wie das Klopfen einfacher Rhythmen oder Zeichnen oder betrachten 131 einfacher
Ornamente. Man könnte jemand also abrichten dem
Befehl zu folgen: “zeichne etwas
regelmäßiges”, “klopfe
regelmäßig”. Und hier wieder muß man
sich eine ge bestimmte Technik
vorstellen. |
| Du mußt Dich fragen: Unter welchen besondern Umständen
132 net hat wiederholen wollen,
sei aber nicht dazu gekommen”. |
/ | Der Begriff “[R|r]egelmäßiges Klopfen”, “regelmäßige Figur” wird uns so beigebracht wie ˇ“hell”, “schmutzig” oder “bunt”. |
| Aber werden wir nicht von der Regel geführt? Und wie kann sie uns führen da ihr Ausdruck doch
133 gebrauchen also
sind also geneigt diese eine Metapher zu gebrauchen. |
/ | Was ist nun der Unterschied zwischen dem Vorgang ˇnach einer Regel (etwa einem algebraischen Ausdruck) Zahl auf Zahl der Reihe nach abzuleiten & diesem Vorgang: Wenn wir jemandem ein gewisses Zeichen etwa zeigen sch so fällt ihm eine Ziffer ein; schaut er auf die Ziffer & das Zeichen so fällt ihm wieder eine Ziffer ein u.s.f.. Und jedes mal wenn wir die⌊s⌋ Experiment vornehmen 134 fällt ihm die gleiche
Reihe von Ziffern ein. Ist der Unterschied zwischen diesem Vorgang & dem Vorgehen nach der Regel der [P|p]sychologische daß im zweiten Fall ein Einfallen stattfindet? Könnte ich nicht sagen: Wenn er der Regel “❘– –❘” folgte fiel ihm immer wieder “❘– –❘”ein? |
| Nun in unserm Fall haben wir doch Intuition, & man sagt ja daß Intuition am Grunde des Handelns nach einer Regel ist. Nehmen wir also an 135 jenes, sozusagen magische
Zeichen bewirke die Reihe 123 123 123 etc;
ist das Zeichen dann nicht ein der
Ausdruck einer Regel? Nein. Das Handeln nach einer Regel setzt das Erkennen einer Gleichmäßigkeit voraus & das Zeichen “123 123 123 etc.” war der natürliche Ausdruck einer Gleichmäßigkeit. |
| Nun wird man vielleicht sagen ❘22❘ ❘22❘ ❘22❘ sei allerdings eine gleichmäßige Ziffernfolge aber doch nicht ❘2❘ ❘22❘ ❘222❘ ❘2222❘
136 Nun ich könnte das
eine andre Art der Gleichmäßigkeit nennen.
|
| Wie aber wenn es einen Stamm gäbe dessen Leute scheinbar für eine Art von Regelmäßigkeit Verständnis hätten die ich nicht begreife. Es gäbe nämlich bei diesen auch ein Lernen ˇeinen Unterricht ganz analog dem im § . Sieht man ihnen zu, so würde man sagen, sie folgen Regeln, lernen Regeln folgen. Der Unterricht bewirkt z.B. Übereinstimmung im Handeln
137 lei
Regelmäßigkeit. |
| Was sollten wir nun sagen? Wir könnten sagen: “sie scheinen einer Regel zu folgen die uns entgeht.”, aber auch “Hier haben wir ein Phänomen des Benehmens von Menschen das wir nicht verstehen”. |
| Der Unterricht im Handeln nach der Regel läßt sich beschreiben, ohne Verwendung des Wortes ‘u.s.w.’ Wohl aber
138 die der Lehrer beim
Unterricht ˇin bestimmter Weise gebraucht & die
die Schüler nachahmen beschrieben werden. Es
kann auch die Wirkung dieser Ausdrücke beschrieben werden, wieder
ohne [z|Z]u[H|h]ilfenahme der des
Ausdruck ‘u.s.w.’,
also finit. Die Wirkung des
‘u.s.w.’ wird sein,
Übereinstimmung zu erzeugen über die Stufe
hinaus die den Unterricht hinaus.
Es wird also so bewirkt daß wir Alle ˇoder fast
Alle gleich zählen & gleich rechnen. |
/ | Man könnte sich aber 139 auch den Unterricht ohne
das ‘usw’ denken.
Die Leute aber wenn sie aus der Schule kämen würden
dennoch alle gleich & über die Beispiele im Unterricht
hinaus, rechnen. |
∕∕ | Wie, wenn der Unterricht aber eines Tages nicht mehr Übereinstimmung bewirkte? |
| Könnte es Arithmetik ohne [ü|Ü]bereinstimmung der Rechnenden geben? |
| Könnte ein Mensch allein rechnen? Könnte [e|E]iner allein einer Regel 140 folgen? |
| Sind diese Fragen etwa ähnlich der: “Kann einer allein Handel treiben?” |
| Es hat nur dann Sinn zu sagen “u.s.w.” wenn “u.s.w.” verstanden wird. D.h., wenn der And⌊e⌋re eben so gut fo fortsetzen kann wie ich, d.h., ebenso fortsetzt wie ich. |
| Könnten zwei Menschen miteinander Handel treiben? 141 |
| Wenn ich sage: “wenn Du der Regel folgst muß das herauskommen” so heißt das nicht: es muß, weil es immer herausgekommen ist; sondern: daß es herauskommt ist eine meiner Grundlagen. |
| Was herauskommen muß ist eine Grundlage // Urteilsgrundlage // , die ich nicht antaste. |
| Bei welcher Gelegenheit wird man sagen: “wenn Du der Regel folgst muß das her- 142 auskommen”?
Es kann das eine mathematische Erklärung sein etwa auf einen Beweis hin, daß ein bestimmter Weg keine Abzweigung hat. Es kann auch sein daß man es jemand sagt um ihm das Wesen der Regel einzuprägen, um ihm etwa zu sagen: “Du machst ja hier kein Experiment”. |
| “Ich weiß doch bei jedem Schritt absolut, was ich zu tun habe; was die Regel von mir fordert.” Die Regel, wie ich sie auffasse.“ Ich
143 Regel macht es klar, wie
das Bild der Reihe fortzusetzen ist.
Ich weiß doch bei jedem Schritt, was ich zu tun habe. Ich sehe es ganz klar vor mir. Es mag langweilig sein, aber es ist kein Zweifel, was ich zu tun habe.” Woher diese Sicherheit? Aber warum frage ich dies? Ist es nicht genug, daß diese Sicherheit existiert. Wozu brauche soll ich noch eine Quelle für sie suchen? (Und Ursachen für sie kann ich ja angeben.) 144 |
| Wenn jemand dem nicht zu gehorchen wir uns fürchten uns befiehlt der Regel … , zu folgen die wir verstehen zu folgen, so werden wir ohne jedes Bedenken Zahl auf Zahl hinschreiben. Und dies ist eine typische Art, wie wir auf eine Regel reagieren. |
| ∣ “Ich habe jetzt eingesehen: schlechte Augen sind ebenso gut als gute Augen.” ∣ |
| “Du weißt schon, wie das ist”; “Du weißt schon, wie 145 es weiter
geht.” |
| Ich kann mir jetzt vorsetzen der Regel (– · –) → zu folgen. So: – · – – · – – · – – · – Aber es ist merkwürdig, daß ich die Bedeutung der Regel dabei nicht verliere. Denn wie halte ich sie fest? Aber – wie weiß ich daß ich sie festhalte, daß ich sie nicht verliere?! Es hat gar keinen Sinn zu sagen ich hielte sie fest, wenn es nicht ein äußeres Merkmal dafür gibt. ⌊ (Wenn ich durch den Weltraum fiele könnte ich ⌊⌊etwas halten aber es nicht stille halten.)⌋⌋ ⌋ 146 |
| Die Sprache ist eben ein Phänomen des [M|m]enschlichen Benehmens. // Lebens // |
| Der Eine macht eine gebietende Handbewegung, als wollte er sagen “geh!”. Der Andre ˇmit dem Ausdruck der Furcht schleicht sich fort. Könnte ich diese[s|n] Phänomen Vorgang, auch wenn er nur einmal geschähe, nicht “[b|B]efehlen & [g|G]ehorchen” nennen? |
| Was soll das heißen: “ “[k|K]önnte ich den Vorgang … nennen”? Man könnte natürlich gegen jene Benennung einwenden, 147 es wäre sehr wohl
ˇdenkbar daß bei andern Menschen als bei uns eine ganz
andere Gebärde dem “Geh fort!”
entspricht & daß etwa unsere Gebärde für
diesen Befehl bei ihnen die Bedeutung unseres Darreichens der Hand zum
Freundschaftszeichen hat. Und welche Deutung man
einer Gebärde zu geben hat hänge mit ˇvon
andern Handlungen ab die der Gebärde vorangehen &
folgen. |
| Wie wir das Wort “Befehlen” & “Gehorchen” verwenden sind Ge- 148 bärden so wie
Wörter in einem Netz mannigfaltiger Beziehungen
verschlungen. Konstruiere ich nun einen
vereinfachten Fall, so ist es nun nicht klar ob ich dies
Phänomen noch “befehlen” &
“gehorchen”
nennen soll. |
| Wir kommen zu einem Fremden Volksstamm unter dessen Sprache wir nicht verstehen. Unter welchen Umständen werden wir sagen sie hätten einen Häuptling? Was wird uns veranlassen zu sagen dieser 149 sei der Häuptling auch
wenn er ärmlicher gekleidet ist als andere?
Ist unbedingt der der Häuptling dem die Andern
gehorchen? |
∕∕ | Was ist der Unterschied zwischen falsch schließen & nicht schließen; zwischen falsch rechnen & nicht addieren & nicht addieren. Überlege Dir das. |
| Was Du sagst scheint darauf hinauszukommen, daß die Logik zur Naturgeschichte des Menschen ge- 150 hört. Und das ist
nicht vereinbar mit der Härte des logischen Muß.
|
∕∕ | Aber das logische “muß” ist ein Bestandteil der Sätze der Logik // der logischen Sätze // & diese Sätze sind nicht Sätze der menschlichen Naturgeschichte. Sagte ein Satz der Logik: die ˇHandlungen der Menschen stimmtenen in den & den Lebensäußerungen Weisen ˇmiteinander überein, :das Verhalten aller Menschen stimme die Menschen stimmen in der & der Weise miteinander überein , so sagte (& das wäre die Form 151
des naturwissenschaftlichen
Satzes(, dann sagte sein
Gegenteil, die Menschen stimmten in dieser Weise
nicht miteinander überein es bestehe hier ein
Mangel an Übereinstimmung. –
Nicht, es bestehe eine Übereinstimmung anderer Art.
|
| Die Übereinstimmung der Menschen die der Logik wesentlich ist eine
152 |
| “Wie, ich könnte keine Meinung haben, wenn nicht andere Menschen so & so ha⌊n⌋delten etc? Das ist lächerlich!” – Nun gut; Du hast [e|E]twas – aber ist das eine Meinung? – Aalso das, was wir “Meinung” nennen? – “Du vergißt hier wiederc, daß es zweierlei Kriterien dafür gibt daß Einer eine Meinung hat: nämlich
153
zweite Art gelernt
habe;
von Kriterien kenne gelernt habe?
Und
& wie ich mich wohl
vergewissere, daß
es ˇimmer die richtigen Kriterien
sind, nämlich die, die auch die Andern haben. Denn wie
weiß ich sonst daß sie & ich dasselbe
“Meinung” nennen? Oder kommt es
darauf nicht an. Und nur darauf, daß ich
immer das [g|G]leiche
“Meinung”
nenne?
|
|
Private Sprache
154 |
| Sage, ist eine Meinung haben ein ˇBewußtseins Zustand in dem ich eine gewisse Zeit lang verharre, eben wie ein Zustand der Erregung, einer der Mattigkeit etc. Oder ist es eine Tätigkeit die Anfang & Ende hat vergleichend der, einen Satz auszusprechen? Haben wir die Meinung es sei so, während wir denken es sei so? Oder sollen wir sagen “eine Meinung haben” sei h[ab|ät]⌊t⌋e zweierlei Bedeutungen sozusagen eine akute & eine chronische[?| (]disposition)? Wenn ich in einer Diskussion sage: “ich bin der 155 Meinung, daß dieser
Preis zu hoch ist” beschreibe ich da einen
Geistes Bewußtseinszustand
Du schaust also, wenn Du über das Wesen der Meinung nachdenkst, nach einem Zustand aus
156 nach einer Tätigkeit
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157 auch ganz langsam
denken. Aber wenn man nun blitzschnell denkt wie ist
das? Geschieht da was
Laß von dem Gedanken ab, das “[D|d]enken werde zwar zur Bezeichnung von 158 etwas Geistigem
aber doch von etwas einem
materiellen physikalischen
Zustand oder einer
Tätigkeit analogem gebraucht. Der Gebrauch des Wortes
“denken” ist von diesen
grundverschieden.
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| Fragen wir was geschieht da, als ich blitzschnell dachte. Nun damit kann natürlich nur gemeint sein: was geschah da für das Denken Relevantes? – Vielleicht sah ich ein Bild, – nicht notwendiger Weise in der Phantasie; vielleicht 159 fiel mir ein Wort
ein. – Aber wenn ich nun etwas später den
Gedanken, den ich damals blitzartig hatte in Worten ausspreche,
mußte da nicht schon alles was ich später sagte in
irgend einem Sinn schon in jenem Bild, Wort etc.
gelegen sein? In irgend einem Sinn ja, aber in welchem Sinn? Und immer im gleichen Sinn? Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem blitzartigen Vorgang & dem was 160
ich später
sage
// seine
Darstellung nenne //
aber dieser Zusammenhang kann von der verschiedensten Art sein.
Er kann etwa Denken an:
“jetzt weiß ich weiter”.
Aber war es mir nicht augenblicklich klar daß ich den Gedanken jetzt nur zu entfalten brauchte, daß er bereits ganz da war? Ja, es war mir klar daß ich etwas tun konnte. Aber wenn ich es nun doch nicht tun konnte?! Zu sagen: ich brauche es nur noch entfalten 161 ist eben nur ein
Bild (Mozart) |
| Wenn dieses Buch richtig geschrieben ist so muß es lauter Prüfungsfragen enthalten. |
| Nun wieder zu der Frage: wie lang braucht es einen Gedanken zu denken. So lange wie i⌊h⌋n auszusprechen? So lange wie das Bild zu sehen das ihn bereits ganz enthält Nun, unsre Frage ist irreführend gestellt Wie das Wort denken 162 gebraucht wird sollte
man gar nicht von einer Zeit könnte man beides
sagen oder auch daß man von einer Dauer des Gedankens gar nicht
reden soll. |
| Und nun zurück
“ich glaube in dieser Flasche ist Gift”. Aber 163 diese Lautreihe wird nur
dann ein Satz genannt wenn sie in einem Sprachsystem steht,
in einem System also des [s|S]prechens und
Handelns. Und ebenso wird was immer
ˇcharakteristisches geschieh[t|en] mag wenn ich eine Meinung habe
nur dann eine M das
Charakteristikum einer Meinung sein wenn es
in einem System steht. |
| Das Phänomen der Logik beruht auf der Übereinstimmung des Lebens der Menschen nicht anders als d[ie|as] 164 Phänomen der Sprache
darauf beruht. |
| So gibt es also Sätze der N menschlichen Naturgeschichte, die den
|
| Ein Spiel kann Einer wohl mit sich selbst spielen. Und kann er es nicht auch in der Vorstellung mit sich selbst (oder mit [a|A]ndern) spielen? |
| Wann aber würden wir sagen er habe z.B. Schach mit einem Andern in der Phantasie gespielt 165 Wie weiß er daß es Schach war?
Hatte er Schach in der Vorstellung gelernt? Nun, wir
könnten ihm ja ein wirkliches Schachspiel zeigen &
ihn fragen “war das, was Du Dir vorgestellt
hast?” ⌊Wenn⌋ Er
ha er ja sagt so hatte er also ein Vorstellungsbild einer
Schachpartie. Aber welcher Art war das Bild?
Was für eine Projection des
Schachspiels war es? Darauf gibt es keine
Frag Antwort & es ist auch keine
Frage denn die Vorstellung ist
eben kein Bild.
Verglei-166 che ich sie einem Bild so
wäre es eines von dem niemand, auch ich nicht wüßte wie
es
ausschaut. Denn auf die Frage,
[W|w]as ich mir vorstelle
kann auch ich
nur für mich auf die für Andere
sichtbare Gegenstände zeigen. Die Antwort
für mich besteht z.B. nicht darin, daß
ich mir auch noch einen zeigenden Finger vorstelle.
Denn der wäre ja nur eine unnötige Farce. Aber
das Konzentrieren meiner Aufmerksamkeit ist für mich
kein Zeigen. |
| Immer wieder ist man 167 versucht gegen die
alltägliche Ausdrucksweise zu kämpfen.
Obwohl an ihr doch natürlich nichts Falsches ist
& man sie nur mit andern Ausdrucksweisen zusammenhalten
soll, um ihren Gebrauch klarer zu verstehen. |
| Dagegen ist an der gewöhnlichen (alltäglichen) philosophischen Ausdrucksweise Falsches. Da haben sich falsche Bilder eingeschlichen. Oder auch da sind diese Bilder falsch & kommen an in kleinen ˇunscheinbaren Wendungen 168 zum Ausdruck. |
∕∕ \ | Nicht gedankenloses Reden ist nicht: reden während man denkt. |
∕∕ \ | Das Vorstellungsbild ist das Bild das meiner Vorstellung entspricht. |
| “Ich weiß doch wenn ich Schmerzen habe”. Werde ich also z.B. gefragt ob dies der Fall ist so habe ich keinen Zweifel. Gewiß ich kann zweifeln, ob es der Zahn ist der mich schmerzt, oder der Gaumen etc., aber das ist nicht der Zweifel den ich meine. 169 Wie aber wenn einer der seine Hand über eine Flamme hält & alle Anzeichen der Schmerzen zeigte, sagte ˇoder schrie: “ich weiß nicht, habe ich Schmerzen oder nicht!” Wir würden wohl sagen er kann das Wort Schmerz nicht wie wir verwenden. Könnten wir uns nicht vorstellen, daß ein Mensch unfähig wäre ein Wort⌊e⌋ als Ausdruck des Schmerzes zu lernen? (Farbenblindheit) |
| Und alles das l[ie|ä]ß[e|t] sich vielleicht viel besser erklären 170 wenn man von einer
ande⌊r⌋n Seite kommt, von einer Richtung die ich noch nicht
gesehen habe. |
| Du kannst doch, als Reisender z.B. eine Sprache beschreiben. Und wenn Du eine Sprache beschreiben kannst, kannst Du darin nicht eine Logik beschreiben? |
| “Ein Hund ist einem Menschen viel ähnlicher als eine Photographie.” |
| “Aber Du wirst mir doch nicht sagen, daß Du nicht weißt, was Du tust, wenn 171 Du ˇim Innern zu Dir
selbst sprichst! – auch wenn Du es nicht beschreiben
kannst!” – Wissen ist ein
Können. |
| Dem Wegweiser folgen ist ein Gebrauch. |
| Nicht darum ist die Linie eine Regel, weil sie mir ‘eingibt’ wie ich gehen soll. Ja, sie ist es nur dann wenn ich auf die Frage “warum bist Du so gegangen?” nicht sage die Linie hat's mir eingegeben sondern: “ich bin ihr einfach gefolgt”,. 172 |
| Und damit er ihr folgen kann muß eine Regel im Gebrauch sein. |
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