233/1,2
232/1,2,3
231
229
215/1
188/3
177/3
159/1
90/1,2
22/3
18/2
11/2
7/1
5/3
1/1
2/2
Sprache eine Institution 1 279/4 269/2 268/1 267/1,2,3 238/1 237/1,4 236/3 235/2 1 Fuß = 12 Zoll. Erfahrungssatz? Regel & Erfahrungssatz. Z 7/3 8/1,2 9/1,2,3 10/1,2 11/1,2 13/1,2 Wer einen math. Satz weiß soll noch nichts wissen. Z. 11/3 Wie kann die bloße Umformung des Ausdrucks von praktischer Bedeutung sein. Z. 12/1,2 14/1,2,3,4 15/1,2,3 16/1,2 Rechensatz & Vorhersage Z. 17/1 18/1,3 24/1 25/2 26/– 27/– 28/1,2 29/1,3,4 Anmerkungen über Regeln Z. 23/1 Bemerkungen über die Philosophie: Z. 28/3,4 30/2 Kann einer Regel folgen ein einmaliger Vorgang sein. Z. 44/1 |
Ich,
wie alle Menschen welche ich kenne, finde es so viel leichter
nicht zu denken, als zu denken.
¤
2 |
Es ist oft schwer zu unterscheiden, was Grenzen sind, die die Erfahrung zieht, & welche Grenzen die Betrachtungsweise zieht. |
Ich könnte ähnlich || auch im Verlauf einer Beschäftigung so handeln, daß man etwa von mir sagen wird || könnte ich habe ohne Worte gedacht “sind zwei Größen einer dritten gleich so sind sie untereinander gleich.” Aber was dabei vor sich geht ist nicht etwas was jene || diese 3. Worte begleitet
wenn sie
nicht papageienhaft ausgesprochen werden.
|
Aber wie
“kein körperlicher
Vorgang”? So gibt
es unkörperliche
Vorgänge
& das
Denken ist
nicht einer von
ihnen? Nein;
das Wort ‘unkörperlicher
Vorgang’ nahm ich nur
zu Hilfe, in meiner Verlegenheit, da ich dem
Wort “denken” seine
Bedeutung auf primitive Weise beilegen, geben
wollte.
Freilich könnte man
sagen das Denken, ist || sei ein
unkörperlicher Vorgang wenn man die Grammatik des Wortes
“denken” z.B.
4. |
von dem des Wortes “essen”
unterscheiden will. Aber der
Fehler ist hier, daß
der Unterschied der Bedeutungen dadurch dann viel zu gering
erscheint.
Ähnlich ist
es || wie wenn
man sagt: die Zahlzeichen
seien wirkliche, die Zahlen nicht wirkliche
Gegenstände. Eine schlechte
Ausdrucksweise ist
das beste || sicherste Mittel in einer
Konfusion
stecken zu
bleiben || festzulaufen.
Sie verriegelt gleichsam den Ausweg aus ihr. 5.
Aber ist es nicht das || unser Meinen, das dem Satz Sinn gibt? (Und dazu gehört natürlich: sinnlose Wortreihen kann man nicht meinen.) Und das Meinen ist etwas im Reich der Seele. || im seelischen Bereich. Aber es ist auch etwas Privates! Es ist das ungreifbare Etwas; vergleichbar nur dem Bewußtsein selbst. Wie könnte man das lächerlich machen; es ist ja gleichsam ein Traum unserer Sprache. Der ungreifbare Gegenstand. || Das Ungreifbare als Gegenstand. || Das Unerfaßbare als Gegenstand. || Man könnte es einen Traum unserer Sprache nennen: das Unfaßbare als Gegenstand. || Wie könnte man das lächerlich machen; es ist ja gleichsam ein Traum unserer Sprache; sie habe das 6.
Unerfaßbare zum Gegenstand.
|
Ich könnte
mir denken,
daß Einer
sagte || spräche:
Eigentlich redet
Jeder nur zu || für
sich selber. Denn
auch
nur er weiß
was er
meint. – Aber dann hätte er eigentlich sagen
sollen || Hätte er eigentlich sagen sollen || Aber
dann hätte es doch heißen müssen:
“Eigentlich redet Jeder nur zu
mir” || für
mich. Denn nur ich weiß, was Worte
bedeuten || wie ich Worte verstehe.”
Aber warum
sollte mich so eine Erscheinung interessieren?
7. |
Denk Dir, statt in einen Stein würdest Du in ein
Grammophon
verwandelt. |
Aber wenn dem Satz mein
Meinen seinen || den Sinn gibt, – so muß
es ihm
natürlich diesen || besonderen
Sinn geben,
einen von mehreren möglichen. |
Der Sinn ist || ist
hier das Leben
des Satzes; ohne ihn wäre er tot.
Ein bloßer Leichnam. |
Aber hier mache ich
einen seltsamen
Fehler. Ich rede vom Toten als von dem, dem
etwas 8.
fehlt. Ich sehe das Leben unbedingt als etwas dem Toten addiertes an. || Ich sehe das Leben unbedingt als Zugabe an. |
Wenn ich den Satz
meine, so muß ich ihm doch einen bestimmten Sinn geben,
nicht einfach Sinn. Und der bestimmte Sinn des Satzes
muß doch mit seiner Verwendung zusammenhängen.
D.h. Wenn ich
9. den Satz meine, so
blase ich ihm nicht einfach Seele ein, erwecke ihn nicht bloß zum
Leben, sondern gebe ihm ein ganz bestimmtes Leben. |
Hat
der Satz nicht Sinn weil ich
Bewußtsein habe & ihn
meine? (Und eine sinnlose
Wortzusammenstellung kann ich natürlich nicht
meinen.) Und dieses Meinen ist natürlich etwas
Seelisches. Und es ist etwas
Privates. Es ist der ungreifbare Gegenstand.
10. |
Was geschieht, wenn ich einen Satz
meine. Ich sage z.B.
“Ich fühle mich nicht sehr wohl”
& meine es. Dieses Meinen sollte eigentlich
die Verbindung herstellen zwischen den bloßen Worten
& der Tatsache. Aber so kann es doch nicht
sein; denn könnte ich den Satz nicht meinen auch wenn er eine
Lüge wäre? Ich werde
z.B.
wenn ich ihn meine ein dem Sinn entsprechendes Gesicht
machen. Aber wir können ja
annehmen, er sei wahr, & dann erscheint das
11. Meinen wie ein
Pfeil oder wie Pfeile, die vom Satz
auf etwas weisen. Was ist das für
ein seltsames Phänomen (beinahe wie ein
Fieber || wie eine
Fieberphantasie)?
Nun, es ist nicht unverständlich: Das Zeigen spielt ja bei der Erklärung jedes Ausdrucks eine große || bedeutende Rolle. Wir sagen, wir meinen einen Satz im Gegensatz zu dem Fall, wenn wir ihn etwa || z.B. als bloße Sprachübung hersagen. Ich sage also z.B. “Ich fühle mich nicht wohl” als Übersetzung 12. |
eines
französischen Satzes ins Deutsche; & ein andermal als
wahre oder erlogene Mitteilung über mein
Befinden. Was geht nun in den beiden letzten Fällen
vor was sie vom ersten unterscheidet? – Die
Umgebung des Satzes ist verschieden. Aber das allein ist es
nicht. Ich könnte nämlich in mitten einer
Sprachübung sagen ich fühle mich noch nicht wohl
& zwar unter solchen Umständen, daß der
13. Andre nicht
weiß, ob ich übersetze oder ihm eine Mitteilung machen
will. Während ich
definitiv eine Mitteilung
intendiere || beabsichtige.
Nun, geht, wenn der || dieser Satz als Mitteilung gemeint ist immer dasselbe vor? Und wie begleitet es den Satz? Hüllt es ihn ein, wie eine Wolke, oder mein ich jedes Wort besonders. Ich bin zur ersteren Ansicht geneigt & daß da ein bestimmtes Gefühl ist das den Satz gleichsam gehaltvoll macht. Mach den Versuch 14.
mit dem Satz “Es ist fünf
Uhr”. Es ist gewiß ein Unterschied nicht nur der Umgebung in welcher der Satz ausgesprochen wird, sondern auch in verschiedenen Begleitumständen. Aber es ist nicht ein seelischer Vorgang den wir “den Satz so meinen” nennen vergleichbar etwa dem des Schmerzes. So wird das Wort “meinen” nicht gebraucht. 15. |
Ich erwarte jeden Augenblick eine
Explosion. Ich bin nicht im Stande irgend einer
andern Sache meine Aufmerksamkeit zuzuwenden; schaue in meine
Zeitung aber ohne zu lesen. Fragt mich Einer, warum ich so
gespannt & nervös scheine so sage ich, ich
erwarte jeden Augenblick die Explosion.
Wie war es nun: beschrieb || beschreibt dieser Satz eben jenes Verhalten? Aber wie unterscheidet sich dann die Erwartung 16.
der Explosion von der eines ganz andern
Ereignisses.
Z.B. von der Erwartung
eines bestimmten Signals (3 Trompetenstöße)?
Oder war die Handlungsweise nicht das Erwarten || die
Erwartung sondern nur die Nebenerscheinungen der Erwartung;
während diese selbst ein geistiger Vorgang war? Aber
wie weiß dann der in welchem er vorgeht die Erwartung welches
Ereignisses er ist? Er scheint
nämlich 17. nicht
darüber im Ungewissen. Es ist nicht als
konstatierte er einen
Seelenzustand || seelischen oder andern
Zustand & spräche
eine Vermutung über die Ursache
seines || dieses Zustands aus.
Er mag wohl sagen: “Ich weiß nicht ist es nur diese Erwartung die mich heute so nervös macht”, aber er wird nicht sagen “Ich weiß nicht, ist dieser || mein Seelenzustand eine Erwartung einer Explosion oder von etwas anderm”. Die Aussage “Ich erwarte jeden Moment einen Knall” ist 18. eine
Äußerung der Erwartung. Diese
Wortreaktion ist der Ausschlag des Zeigers der die Art der
Erwartung anzeigt. |
Und
ähnlich ist es mit der Äußerung des
Wunsches.
Zu sagen “ich habe Lust auf einen Apfel”
sagt || heißt nicht:
“Ich glaube ein Apfel wird mein Gefühl der
Unbefriedigung stillen.” Auch
diesen Satz können wir benützen aber er ist keine
Äußerung des Wunsches¤ sondern einer
Unbefriedigung. |
Wir sind durch eine
19. bestimmte
Abrichtung, Erziehung, so
konditioniert || eingestellt,
daß wir unter bestimmten Umständen
Wunschäußerungen von uns geben. (Ein solcher ‘Umstand’
ist natürlich nicht der Wunsch.) Eine
Frage ob ich weiß was ich wünsche ehe mein Wunsch erfüllt
ist kann in diesem Spiele gar nicht auftreten.
Und daß ein Ereignis meinen Wunsch zum
Schweigen bringt ist || bedeutet in
diesem Sinne nicht daß es den Wunsch erfüllt
hat. Ich kann z.B. sagen:
Ich bin jetzt befriedigt, aber wäre
20. mein Wunsch
befriedigt worden, ich || so wäre
ich nicht befriedigt.
Anderseits wird auch das Wort “Wünschen” so gebraucht: Man sagt “Ich weiß selbst nicht, was ich mir wünsche”. (Goethe sagt || Bei Goethe heißt es || Goethe sagt einmal: (“Denn die Wünsche verhüllen uns selbst das Gewünschte”. Hermann & Dorothea) || Hermann & Dorothea: “Denn die Wünsche verhüllen uns selbst das Gewünschte”.) |
Wie ein Wort funktioniert kann man nicht
erraten. Man muß
es || dies
ansehen || beobachten
& daraus
lernen. Die große Schwierigkeit aber
ist, das Vorurteil zu beseitigen, 21. das
diesem Lernen entgegensteht. || das sich
diesem Lernen entgegenstellt.
(Und dies ist kein dummes Vorurteil.) |
Dadurch, daß ich den Satz meine,
erhält er Leben. Aber ich muß ihm ja ein ganz bestimmtes Leben geben, – nicht nur Leben. Einen Sinn & nicht einen anderen. Wenn ich ihn meine, so muß ich ihn so meinen. Die Worte müssen auf ihre Bedeutungen blicken. || Aber den lebendigen Blick des Wortes auf seine || der Worte auf ihre Bedeutung beruht auf (den) steten Bewegungen 22. im
Felde der Anwendung. |
Wie denke ich an Jemanden? Wie
ziele ich auf ihn mit einem Gewehr? Ist hier
eine Ähnlichkeit? Was ist die Beziehung dieses
Denkens || Denkvorgangs, dieser Worte zu ihm?
Ich gebrauche seinen Namen. Aber dies kann der Name
andrer Menschen sein & doch denke ich nur an
einen. Gefragt welchen meinst Du, gebe
ich eine Antwort. Die Antwort bestimmt dem Namen eine
Anwendung. Sie wird auch vielleicht
die || diese Gedanken begreiflich machen &
Handlungen zu denen sie führen. Das Bild drängt
23. sich uns auf,
daß der Name auf diesen Menschen (der in Raum & Zeit von
mir getrennt ist)
zeigt || hinzeigt.
Und vielleicht wird man sagen das
geschieht || geschehe indem der Name das Bild des
Menschen vor meine Seele führt. Aber ist dies Bild
wirklich so gut getroffen? Erkenne ich das
Vorstellungsbild als sein Bildnis? Und was soll
das heißen??
Worin besteht es daß ich an ihn denke? Frage Dich: “Worin besteht es daß ich an ihn schreibe?” (Und ich könnte natürlich an ihn schreiben ohne daß 24. der
Brief je abgeschickt würde.) |
Ich erwarte zwei Leute A &
B. Ich sage: “Wenn er doch nur
käme!” Jemand fragt mich. “Wen
meinst Du?” Ich sage, “Ich habe
an den A gedacht”. Und diese Worte selber haben eine
Brücke hergestellt. Oder er fragt
“Wen meinst Du” & ich antworte:
“Ich habe an … gedacht”, ein
Gedicht in dem dieser Satz vorkommt. Die
Anknüpfungen || Verbindungen dessen was ich
sage mache ich im Laufe
meiner Gedanken &
25.
Handlungen.
(Diese Betrachtung hängt mit dem
zusammen
was W. James
“the stream of thought” nennt¤.
Der Fehler in James's || seiner
Darstellung ist daß
a priori & a posteriori
Grammatisches &
Erfahrungsgemäßes
durcheinander gemischt
sind || werden || nicht
unterschieden werden. So redet er von der
Kontinuität des Gedankenstroms & vergleicht sie mit der
des Raums, nicht mit der eines Wasserstrahles
etwa.) |
‒ ‒ ‒ Und
wie weiß ich also, wenn ich die Mitteilung meine, daß ich sie
meine? Gefragt ob || wie ich
sie || den
Satz meinte werde ich's
sagen. Und natürlich
26. nicht auf die
Beobachtung eines bestimmten Gefühls hin. |
Denke
das Gefühl wäre das, daß ich
mich bei der Mitteilung an den Andern richte, was ich bei
der Sprachübung nicht tue. Und nehmen wir nun an ich hätte ein solches Gefühl; wie es natürlich existiert, denn wenn ich mich an ihn richte handle ich ja anders: drehe mich zu ihm, schaue ihn an, spreche in anderm Tonfall etc. Aber kann mich dieses Gefühl nicht auch täuschen, wenn meine Äußerungen ihn täuschen 27.
können? Erkenne ich wirklich, daß ich
mich an ihn richten wollte? Ist es nicht daß ich in
einer gewissen Richtung weitergehe, wenn ich nun
sage, ich habe mich
an ihn richten wollen? |
Ich(Ƒ) kann mich
z.B. einer kleinen Kopfbewegung erinnern; aber
dies an sich beweist natürlich nicht daß ich mich an den
Andern habe wenden wollen. Aber ich
deute || fasse
diese Kopfbewegung jetzt so auf;
für mich ist sie ein Ausdruck dieser Tendenz.
Wir sagen z.B. “Ich erinnere 28. mich genau,
daß ich im Begriff war zu ihm zu reden, ich erinnere mich meinen
Kopf zu ihm hin gedreht zu haben.” Aber
dies wäre ja nicht beweisend. Ich sehe es
aber jetzt als den Anfang einer bestimmten
Handlung. |
‘Aber wie weiß ich, daß meinen
nicht eine Empfindung ist, die den
Satz begleitet?’ |
Ich will
sagen: Durch meine Antwort
setze ich die angefangene Bewegung fort &
beweise || mache sie
also zum Anfang einer
Bewegung von bestimmtem 29.
Charakter. 30. |
Plan Wie kann die Regel bestimmen was ich zu tun habe? |
Einer
Regel folgen setzt Übereinstimmung voraus. |
Es ist dem Phänomen der Sprache
wesentlich daß wir über gewisse Dinge nicht streiten.
|
Wie kann Übereinstimmung
Bedingung der Sprache sein? Wo wir uns
Übereinstimmung
denken können können wir uns doch
Nicht-Übereinstimmung
denken. 31. |
Denke also es bräche
Nichtübereinstimmung
über die Farben der meisten Dinge aus. |
Wie wüßten wir dann was wir
mit den
Farbwörtern meinten? |
Aber weiß
es nicht jeder
für sich? Nein. |
Ebenso im Fall des Handelns nach der
Regel. Fehlte die
Übereinstimmung
d.h. könnten wir unsere 32. Ausdrücke
nicht zur Übereinstimmung
bringen, so hörte damit das Phänomen
der Verständigung & der
Sprache auf. |
Worin
besteht die Unerbittlichkeit der Mathematik. |
Weg, von dem was
nicht unerbittlich ist zur Unerbittlichkeit.
OBEN hat 4 Laute. |
Ist ein
math. Beweis
ein Experiment. 33. |
Was ich an einer
Regel verstehe ist wie ein Zeichen. Wie kann denn ein
Zeichen uns zeigen was ich zu tun habe? Was immer, als
Deutung, ich dem Zeichen hinzusetzte
verschmilzt mit dem Zeichen. Also hilft eine
Deutung prinzipiell nicht. Die Deutungen &
Erklärungen dienen am Schluß nur der Praxis.
34. |
Warum?
Warum? – Ich
tue es! |
Siehst Du die
Regelmäßigkeit in diesen Reihen? Siehst Du
die, die ich so
ausdrücke? Dann fahre so
fort! (Das könnte ein Tapetenmaler seinem
Gehilfen sagen.) |
Der Gehilfe zeigt
einem Andern wie er hier der Regel folgt, warum er es gerade
so macht. |
Könnte kein
Streit zwischen ihm & dem 35. Meister
ausbrechen?
Freilich. So ein Streit kann verschieden
ausschauen. Sie können sich nicht
verständigen. Ich könnte, was sie sagen Wort
für Wort beschreiben. |
Spricht die Drossel eine Sprache? Soll ich
sagen: “Vielleicht”? |
Die
ungeheure Schwierigkeit ist
hier zu sehen, wo sich der Ring geschlossen hat.
Wo ich aufhören muß Erklärungen
36. zu geben.
|
Ich kann
die Sprache nicht anders beschreiben als das Nähen, Kochen,
Exerzieren. Ich kann auch ‘einer Regel
folgen’ nicht anders beschreiben. |
“Wie
führt mich eine Regel?” – Was soll ich
da beschreiben? Eines ist: ich könnte ein Beispiel geben. Es wäre auch denkbar daß ich genau beschriebe wie ein Kind 37. zuerst Regeln
folgen lernt, genau beschriebe, was
Lehrer & Schüler dabei
sagen & tun. ⋎ Genau beschreiben, was ich beim Handeln nach einer bestimmten Regel überlege, sage, tue. Nun, so eine Beschreibung könnte ja ihren Zweck haben. |
|| Das
eine Beispiel könnte mich daran erinnern wie ich in
einem bestimmten Falle verfahre;
38. das andere
könnte
jemand lehren wie beim Lehren & Lernen vorgegangen
wird & verschiedenes was daraus folgt. Einem der
das deutsche
Wort “Regel” nicht
verstünde könnte das erste Beispiel es erklären, wenn
er die übrigen Worte des Beispiels versteht.
Aber das alles war nicht der Zweck der Frage. Näher diesem Zweck wäre es zu sagen daß ich für meine Handlungen, wenn ich 39. der Regel folge
Gründe angeben kann aber daß die Gründe endlich
auslassen & es dann auf die Frage “wie weißt Du
daß Du so handeln sollst”, oder
“warum handelst Du so” nur die Antwort gibt: ich handle so
ohne Grund. |
Wenn ich aber was ich tue
nicht rechtfertigen kann; wie wenn
40.
jeder von uns etwas anderes täte & sagte er folge der
Regel? |
Wie folge ich einer
Regel? Wie führt mich eine Regel?
Wie weiß ich was ich auf
jeder Stufe zu tun
habe? Ich folge der Regel nicht anders, als der Anweisung “Schlage zwei Eier in eine Pfanne”. Und gehörte dieser Satz nicht einer || keiner Sprache an, oder einer, die ich nicht verstehe, so folgte ich diesen Worten nicht, was immer ich täte. 41. |
Ein Mensch kann sich
nicht nur einmal etwas vornehmen, denn hier
könnte man sagen: Wie weiß er was er
sich vorgenommen hat? 42. |
…2 mehr könnten wir nicht sagen. Aber
“haben” & “etwas” sind
wieder Wörter der
allgemeinen
Sprache. – So gelangt der Philosoph manchmal dahin
am Ende nur einen unartikulierten Laut ausstoßen zu
wollen. Und das sollte || muß
er auch noch bleiben lassen. |
Und welchen Grund haben wir hier E
die Bezeichnung || das
Zeichen
für eine || einer
Empfindung zu
nennen? Vielleicht die Art
& Weise wie es in
diesem Sprachspiel
gebraucht || verwendet wird. –
Und 43. warum
‘eine bestimmte Empfindung’ also
immer || d.h. jedesmal die
Gleiche? Nur den, daß ich jedesmal das gleiche Zeichen
verwende. |
Es hilft uns natürlich nichts … zu sagen “es
bezieht sich auf … ” statt “es bezeichnet”.
Aber es ist der psychologisch
richtigere || treffendere Ausdruck für ein
bestimmtes Erlebnis beim Philosophieren. |
Es
hilft uns natürlich
nichts zum Begreifen der Funktion des Wortes
44.
“rot”, zu sagen, ‘es beziehe sich
auf’,
statt, ‘es bezeichne’, das Private.
Aber es ist der psychologisch
treffendere Ausdruck für ein bestimmtes Erlebnis beim
Philosophieren. Es ist als würfen wir || werfe
ich beim Aussprechen des
Wortes || Worts einen Seitenblick
auf die eigene Empfindung, gleichsam um mir zu sagen, ich wisse schon
was ich damit meine. |
“Es
glaubt der Mensch,
wenn er nur
Wörter hört …” Das
heißt, || : man kann sich an das Naturspiel
nicht gewöhnen, daß ein Satz keine
Verwendung
haben ◇◇◇
solle. || haben
soll. || in das Leben nicht eingreifen
solle. || : man
kann sich nicht an
das Naturspiel eines Satzes gewöhnen, der keine
Verwendung hat. || an das Naturspiel eines Satzes
nicht gewöhnen, der nicht in das Getriebe der Sprache &
des Lebens eingreift.
Und das heißt daß hier etwas in uns ingrained ist. || Und das heißt, daß hier etwas tief in uns eingepflanzt ist. |
Und so scheint auch
46. ein Leichnam
dem Schmerz || der Empfindung
gänzlich
inkommensurabel || unverwandt. |
Man || Ich will
sagen: “Es ist da ein Etwas”.
Aber warum willst Du so bescheiden sein & nicht gleich
sagen es sei ein Schmerz. Es ist nicht leichter dies Etwas
als Etwas zu erkennen als als Schmerz.
Das ist wirklich falsche Bescheidenheit. Warum nicht gleich sagen es sei ein Schmerz? Er ist nicht schwerer wiederzuerkennen || zu erkennen als das Etwas. 47. |
Kopfrechnen 247/3, 248/1, 249/1 250/1 251/1 252/1, 2 272/3 |
‒ ‒ ‒ daß die Andern es
hören, sich danach richten etc. sei nicht mehr
die wahre Mitteilung. – Aber dann hätte er
eigentlich sagen müssen: “Eigentlich redet
Jeder nur für mich, denn ich allein kann
verstehen.” 48. |
Kluft zwischen
körperlichen &
geistigen 264/1 266/1 275/1, 2 276/1 277/1, 2, 3, 285/2 49. |
Hülfe es statt
“Ich habe diese Rechnung im Kopf gemacht” zu
sagen “Ich glaube ich habe diese Rechnung im
Kopf gemacht”? Unsinn!
Und doch, was kann man dagegen sagen?! Wenn
Einer vorsichtig sein wollte, so könnte er es
sagen. Aber
inwiefern wäre er
vorsichtig? Nun, er würde betonen,
daß er nur in der Vorstellung gerechnet habe.
|
Man macht hier leicht einen Fehler: Erst
wählt man || wählen wir Gegenstände
nach
einer gewissen Eigenschaft || einem bestimmten Prinzip
50. aus; dann
findet man's || finden wir's
merkwürdig, daß alle die
ausgewählten || so umschriebenen
Gegenstände diese Eigenschaft haben. |
Man sagt nur dann
Einer rechne im Kopf wenn er herausbringt was beim schriftlichen
Rechnen herauskommt. |
Nein,
es nützt nichts, zu sagen:
“Es kommt ihm vor … ”,
das kann hier nur dasselbe heißen
wie er rechne in der Vorstellung. Es
ist als sagte man immer statt ich träumte “es kommt mir
vor, ich sah …” 51. |
Wenn ich Dich die Reihe …
lehre, meine ich doch Du sollest an der … Stelle
… schreiben. Ganz richtig, Du meinst
es. Und offenbar
ohne notwendiger Weise auch nur daran zu
denken. Das zeigt Dir wie verschieden die Grammatik
des Wortes || Verbums
“meinen” von der des Wortes
“denken” ist. Und nichts
Verfehlteres könnte es geben als “meinen”
eine geistige Tätigkeit zu nennen. Ich meine wenn man
52. nicht darauf
ausgeht Konfusion zu erzeugen. (Man könnte natürlich auch das teurer werden des Käses eine Tätigkeit des Käses nennen & diese Dummheit wäre harmlos solange durch sie keine Probleme erzeugt würden.) |
Wenn es
einmal klar geworden ist daß die verschiedenen
Verben, auch
die solche || die psychologischen wie
“meinen”, “denken”, “fürchten”, “erschrecken”, “erwarten”
etc. kategorisch
verschiedene || ganz
unvergleichbare Verwendungen haben (Werkzeugkasten)
53. so wird uns
ein besonderer || die Untersuchung eines
besondern Falles nicht mehr furchtbare
Schwierigkeit bereiten. |
‒ ‒ ‒ Ich
schaue Einen an
& sage mir “Das muß schwer sein zu
lachen, wenn man solche Schmerzen hat”, oder ich nicke mit
dem Kopf vor mich hin als wollte ich sagen:
“Ich weiß schon, wie's Euch zu
mute ist” &
dergl. mehr.
Mit einen
Wort || D.h.: ich
spiele eine Rolle, benehme mich
hier || ‘tue’, als
hätten die Andern Schmerzen.
54. |
Und wollte || will man
jemanden unterweisen wie er eine Rolle auf dem Theater zu
spielen hat, würde man ihm wirklich sagen || so sagt man
ihm: “Du mußt Dir vorstellen, daß
er …”. |
Diese Anmerkung ist
lehrreich, denn sie beschreibt ein bestimmtes Sprachspiel
mit dem Worte “vorstellen”. |
‒ ‒ ‒ Was geht also da vor ‒ ‒ ‒ |
Unter
was für Umständen würden
wir fragen: Was ist in Dir vorgegangen als
55. Du Dir dies
vorgestellt hast. Was für eine Antwort erwartet man
sich da? |
Der erste Irrtum auf den
wir in der philosophischen
Untersuchung stoßen ist hier, wie immer, die
Frage, selbst. |
Hier ist, wie immer, der
erste Irrtum auf den wir bei einer
philosophischen Untersuchung stoßen, die Frage selbst. |
… Der erste Fehler, den wir
in einer philosophischen Untersuchung machen, ist hier,
wie immer, die Frage
selbst. || ist hier, so wie immer
…. 56. |
… Hier ist, wie immer, der erste Fehler, den wir in
einer || der
philosophischen Untersuchung machen, die Frage
selbst. || selber. |
Aber hat nicht Spinoza gesagt, wenn ein Stein Bewußtsein hätte
wäre er der
Meinung || würde er glauben
er fiele zur Erde weil er fallen
will || wolle? Das ist die Art
Fiktion in der Philosophie die zu gar nichts
führt. || , die in der
Philosophie zu gar nichts
führt. Erstens: wie wäre das, wenn
der Stein Bewußtsein hätte? Zweitens:
welchen Grund haben wir zu der Hypothese er würde
dieser Meinung sein. Drittens:
57. Wenn wir
die doch Bewußtsein haben von einer Höhe
herunterfallen || stürzen,
sind wir der Meinung wir fallen, weil wir fallen wollen? || Das ist die Art Fiktion die in der Philosophie
zu gar nichts
führt || Das ist die
Art von Fiktion die in einer Fabel am Platz sein
kann || könnte, aber in der Philosophie
gar nichts leistet || gänzlich wertlos
ist. Erstens: Wie haben
wir uns das vorzustellen daß ein Stein Bewußtsein
hat? Zweitens: Welchen Grund haben wir zur
Annahme ein Stein, wenn er etwas glauben könnte
würde eher
dies als das andere glauben?
Drittens:
58. Wenn wir,
die wir doch Bewußtsein haben, von einer Höhe
herabstürzen, sind wir der Meinung wir fallen, weil wir fallen
wollen? |
Man begegnet in der Philosophie öfters
¤ solchen
unverbindlichen Fabeln.
(J.B.S.
Haldane der schrieb einmal
er
könne wenn¤ er selbst zu viel
Kalzium enthält sich vorstellen wie
es einem Kalkgebirge zu Mute ist.) (!) |
Aber sagen wir nicht,
der Mensch & das Tier habe Bewußtsein, Pflanzen &
Steine hätten es nicht? Wie wäre es,
wenn's anders wäre?
59.
Wären alle Menschen & Tiere
bewußtlos? Nun, nicht im gewöhnlichen
Sinne. |
Könnte
man sich vorstellen, daß ein Stein
Bewußtsein hätte? Und
wenn nun Einer sagt, er kann's,
warum || Und wenn's Einer kann –
warum soll das nicht bloß beweisen daß
diese
Vorstellerei || dieses
Vorstellen für uns keinen Wert hat? |
Ist denken nicht eine Art
sprechen? Man möchte sagen, es ist das, was das 60. nicht
gedankenlose || denkende
Sprechen || Reden vom gedankenlosen
unterscheidet. – Und also scheint es hier eine
Begleitung des Redens zu sein. Ein Vorgang, der vielleicht auch
etwas andres begleiten, oder
selbständig ablaufen kann.
Sag also den Satz: “Die Feder ist wohl stumpf. Nun, nun sie geht” erst denkend, dann gedankenlos; endlich denk' nur den Gedanken aber ohne zu reden || die Worte. Wie hast Du's gemacht? Ich habe || Nun, ich konnte etwa eine || die Spitze 61. meiner Feder
wortlos prüfen, ein Gesicht
schneiden wie Einer der sagt sie sei nicht
besonders gut & dann mit einer Gebärde
der Resignation
weiterschreiben. |
⋎ [Anfang des Buches] Denken ist kein unkörperlicher Vorgang, der dem Reden Leben & Sinn leiht & den man vom Reden ablösen könnte wie der Teufel || Böse Peter || den Schatten Schlemihls Schatten vom Boden || aufrollt. Denken ist ein Operieren mit Zeichen & andern Gegenständen 62.
unter bestimmten Umständen. |
Aber eine
Maschine kann
doch nicht denken! – Ist dies ein
Erfahrungssatz? Nein. Wir sagen nur von Menschen & von Menschenähnlichem es denke. Wir sagen es auch von Puppen & wohl auch von Geistern. Sieh' das Wort “Denken” als Instrument an! |
Denkt der welcher
erwartet? So wird das Wort “erwarten”
nicht gebraucht. “Erwarten” bezeichnet
keine 63.
Tätigkeit. Sage ich:
“Ich kann heute meine Aufmerksamkeit nicht
auf meine Arbeit lenken; || Gedanken nicht bei
meiner Arbeit halten; ich denke die ganze Zeit an sein
Kommen” so wird man das eine
Beschreibung meines
Seelenzustands nennen.
Ich kann jemand erwarten ohne
an ihn zu denken, aber in meinem Sessel sitzend &
schlafend. Aber es gibt allerlei Tätigkeiten &
Gedanken die für eine (bestimmte) Erwartung
charakteristisch || charakterisierend
sind. Ebenso wie Gefühle: die Unruhe der
Erwartung die Qual der Erwartung. |
Bezeichnet
“hoffen” ein
Denken? Nein. Die
Hoffnung wie die Erwartung hat ihren
charakteristischen Ausdruck in Worten in
Handlungen. 64.
Ich kann es z.B. zu mir selbst
sagen. Und mir mache ich doch keine Mitteilung.
Es kann ein Seufzer sein; aber muß kein Seufzer sein.
Es kann eine Mitteilung sein.
Ich pfeife ein Lied
& jemand fragt mich warum ich so
lustig || guter Dinge
bin. Ich
antworte: Ich hoffe N.N. wird heute
kommen. – Aber während ich pfiff dachte
ich nicht an ihn. Und doch sag ich:
“Ich hoffte den ganzen Tag er werde
kommen”. |
Wenn
Einer sagt “Ich hoffe er wird kommen”–
ist das ein Bericht über seinen Seelenzustand oder ein
Ausdruck der Hoffnung || des
Gemütszustandes? |
Ähnlich
ist es mit “ich
glaube”. 65. |
Glauben heißt nicht denken:
“Ich sage: Ich glaubte niemand werde mich
stören”. Ich dachte gar nicht daran daß
ich gestört werden könnte.
Daß ich es glaubte lag in der Situation & dem was zu geschehen pflegt.
Dagegen aber reden wir von einem leidenschaftlichen Glauben.
Nun es gibt nur
eines: sich fragen wie das Wort wirklich gebraucht wird.
Ist glauben ein bestimmtes Gefühl? So wenig wie eine 66. bestimmte Miene
& Gebärde. |
Ist “ich
wünsche. –” ein Bericht
oder ein Ausdruck? |
Meinen. |
Heucheln. Schmerzen heucheln. “Das
heißt doch sagen man habe eine Empfindung, wenn man keine
hat.” |
Wir
können einen Hund auch nicht Schmerz heucheln
lehren. Wir können ihm vielleicht
67. beibringen daß
er bei gewissen Gelegenheiten ohne Schmerz zu fühlen schreit wie
im Schmerz. Aber zum rechten || eigentlichen
Heucheln fehlte diesem Benehmen noch immer die richtige
Umgebung. |
Eine
Schwierigkeit wenn man philosophieren will ist die, offen mit sich
selbst zu reden. Sich daran zu gewöhnen,
auch das Dümmste zu || zu sagen, was
man gerne sagen möchte, sei es auch noch so dumm.
Zum Gescheiten kannst Du nur durch die
Tiefen der
Dummheit kommen. 68. |
Wie weiß er was er zu
tun hat? – Er tut etwas. – So ist das
schon der Regel Folgen? Nein! – Er tut
es ohne zu zweifeln ‒ ‒ ‒ ist das der Regel
folgen? Nein. |
Er könnte die Regel
anders verstehen als wir, aber er müßte im
Stande sein sie so wie wir aufzufassen. Wir
müssen uns mit ihm verständigen können.
|
Ist es richtig zu
sagen:
Einer folgt einer Regel nur
69. dann, wenn er
bestimmte Dinge tun kann. (Und diese
Klausel bezieht sich natürlich auf eine
Zeitdauer.) |
Die Umstände unter
welchen wir sagen jemand folge einer Regel, sind schwer zu
beschreiben. |
Wenn eine
‘Sprachverwirrung’ einträte hörte
das Handeln nach einer Regel auf. 70. |
Damit er der Regel folgt
muß die Regel irgend etwas von ihm verlangen.
|
Ich
sage: “Die Regel verlangt
das”. Unter welchen Umständen
werden wir das bloße Einbildung nennen? Wenn wir
nicht verstehen, warum er es sagt. Wenn er es uns nicht
erklären kann. Aber die Erklärung kann von
verschiedener Art sein. – Sie wird zu einer
Übereinstimmung 71. führen
müssen. |
Aber könnten wir uns
nicht Übereinstimmung denken,
wo sie uns absurd
erschiene & wir nicht sagen
würden, die Leute folgen einer Regel. |
Wenn ich
beschreiben will was einer Regel folgen ist, muß ich da nicht
genau das beschreiben was wir so
nennen. Muß z.B. was wir eine
einfache Regel nennen nicht auch der Andere so
nennen? 72. |
Ich sage nur dann von
jemand er folgt einer Regel wenn ich diese Regel verstehe,
d.h. ihr folgen kann. Es sei denn
daß ich es auf Autorität
hinnehme. |
Und ob ich die Regel
verstehe wie er sehe ich daran ob wir bei der Anwendung
übereinstimmen. |
Was nenne ich denn
“übereinstimmen” was wurde mir denn
73. gelehrt, so zu
nennen? |
Ich lehre ihn zählen. Dann setzt er
einmal so fort & ich anders. Wer hat
recht? Wer entscheidet, wer recht hat? |
Wenn es nur zwei Menschen gäbe
& der eine lehrt den andern Zählen; ließe es
sich entscheiden. |
Es kann doch 74. gewiß
ein Mensch einen andern Algebra lehren & sie können auf
einer Insel allein leben. |
Wann machen A
& B ‘das gleiche’? Wie
kann ich das beantworten? Durch Beispiele. |
Versteht denn
der Eine die Regel besser als der Andere?
|
Es kommt Dir wieder viel zu
selbstverständlich 75. vor daß
wir Handlungen mit Worten begleiten? |
Versteht der Lehrer
besser als der Schüler, was die nächste Stufe sein
soll? |
Was ist denn da zu
verstehen? |
Daß die Regel diesen
Schritt verlangt kann eine psychologische
Tatsache sein.
Daß wir 76. nämlich ohne
Bedenken & Zweifel so vorgehen. Es
kann aber auch darin liegen, daß wir uns mit einander
verständigen können & alle
gleich so vorgehen. |
“Ein Mann ist
plötzlich (durch Erleuchtung) zum Verständnis einer
Regel gekommen. Jetzt weiß er immer
weiter.” Müßte man darauf nicht
antworten: Eine Erleuchtung ist nicht genug; er
muß bei jenem Schritt
77. von neuem
erleuchtet werden? |
Dieser
hat nun einen andern der Regel
folgen gelehrt. Aber der andere braucht doch nun
auch Erleuchtungen. |
Wenn sie nun aber
verschiedene Erleuchtungen haben so daß ihre Handlungen nicht
übereinstimmen? Nun offenbar ist das nicht
“einer Regel folgen”.
78. |
Von wem sagen wir, er
nimmt sich etwas vor? |
Was für eine
Technik muß er beherrschen, daß wir das von ihm sagen
können. |
Würden wir von einem sagen er folge einer Regel der nur
dieser Regel folgen kann? |
Die Regel ist nicht die
Extension.
Einer Regel folgen heißt eine
Extension bilden nach einem
‘allgemeinen’ 79. Ausdruck.
|
Wenn
ich nun eine Extension bilde, was heißt es ich bilde sie
nach jenem || diesem allgemeinen
Ausdruck? |
Das ist wie wenn man
fragt: wie gehorcht man einem – oder diesem
–
Befehl?
Wie ist, was ich tue, mit diesen Worten verknüpft || verbunden? (Ich meine aber nicht kausal verbunden). Nun doch nur durch eine allgemeine Praxis. 80. |
Wann
sagen wir:
Dies ist der Befehl & diese Handlung ist
die Befolgung des Befehls? Oder:
“Jetzt handelt er nach diesem
Befehl”? Diese Feststellungen
haben doch nur innerhalb einer gewissen Praxis Sinn.
Nicht aber, als könnte ich nur dann den Befehl als Befehl erkennen. Sondern was wir mit “Befehl” meinen ist … 81. |
Kann ich sagen:
“Nur in einer bestimmten Lebensweise kann
ich sagen, daß das damit gemeint
sei”? |
Es ist mit dem
Begriff des Befehls wohl vereinbar daß Befehle nicht befolgt
werden, aber nicht daß nie oder fast nie ein Befehl befolgt
wurde. |
Einem Befehl nicht
gehorchen hat
wieder mehr oder 82. weniger
charakteristische Begleiterscheinungen. |
Nicht die
Deutung schlägt die Brücke zwischen dem Zeichen
& dem
Bezeichneten || gemeinten.
Nur die Praxis tut das. |
Soll ich nun sagen
daß die Bedeutung des Wortes “rot” auf der
Übereinstimmung der
Menschen beruht? Daß nämlich die Praxis auf der
Übereinstimmung
beruht? |
Wenn Du den nächsten
Schritt nach dieser
83. Regel machst,
mußt Du dorthin kommen. Das heißt natürlich,
daß Jeder der den Schritt nach dieser Regel macht dahin
kommen muß. Das heißt, es wird sozusagen das
persönliche Element ausgeschaltet. Wir
folgen der Regel wie der Eisenbahnzug der Schiene; wenn er nicht entgleist.
|
Man
richtet ein Kind ab, daß es einer Regel folgt: aber
sagt man ihm auch: “wenn
84. Du der Regel
folgst, so mußt Du dahin kommen || Du
das schreiben”? |
“Wenn Du etwas
andres schreibst so hast Du die Regel nicht verstanden oder
mißverstanden.” Ist das ein
Erfahrungssatz? |
Du lehrst einen Mensch
eine Regel, Du richtest ihn ab auf einen bestimmten Befehl so
& so zu handeln. ‒ ‒ ‒ |
Das
“Muß” sagt, was 85. anerkannt
wird. |
Wie kann die Regel
bestimmen, was ich auf der 1000sten Stufe zu tun habe?
Die Antwort darauf sind
Gründe. – |
Ich fühle aber doch,
wenn ich die Regel verstanden, || so &
so aufgefaßt habe, daß sie mir unzweideutig sagt, was ich zu
tun habe. |
Dieses Muster,
so aufgefaßt ist nur so fortzusetzen.
86. Ja, das heißt schon etwas. |
Man könnte
manchmal sagen: dieses Muster, so gesehen, muß
diese Fortsetzung haben. || hat diese
Fortsetzung. |
Ich will aber eine
‘Auffassung’ statuieren, (etwa wie die alte
‘Proposition’) die eine Reihe so bestimmt, wie
eine unfehlbare Maschine, durch die ein Band
läuft. |
So also daß nur
diese Fortsetzung zu
87. dieser Auffassung
paßt. In Wirklichkeit aber sind es nicht zwei Dinge die hier zusammenpassen. Man könnte aber sagen: Du bist durch Deine Erziehung so konditioniert || eingestellt, daß Du immer ohne Bedenken etwas bestimmtes als das passende erklärst. Etwas, was mit dem übereinstimmt was Andere für das passende erklären. 88. |
Aber wie kann eine Regel
einen Menschen
lehren, was er auf einer bestimmten Stufe zu tun
hat. |
Aber wie kann
mich eine Regel lehren, was ich auf der
& der Stufe zu tun habe? Was immer ich
tue ist ja, auf irgend eine Weise, mit ihr
verträglich?. – Aber das
hieße doch es gäbe nicht || gar kein
‘einer Regel folgen’. Was immer ich tue ist ja durch irgend eine Deutung mit ihr zu vereinbaren. Nein. Was immer ich 89. tue
& wie immer ich die Regel gedeutet habe.
Nein. So sollte ich nicht reden. Sondern so: Jede Deutung hängt mit dem Gedeuteten, in der Luft, & kann dieses also nicht festhalten. || & kann diesem also nicht einen Platz bestimmen. |
Wie kann ich einer Regel
folgen? Wie kann sie mir zeigen, wie sie mich zu
führen hat? Wenn ich sie so, oder so auffasse –
90. wie kann ich die
Auffassung festhalten, wie kann ich sicher sein, daß sie
sich nicht unversehens verändert. || mir nicht unversehens entschlüpft.
|
Wie kann ich einer Regel
folgen? Das könnte eine Frage nach
den
Ursachen || der Ursache sein,
◇◇◇ daß ich ¤
der Regel so folge (Abrichtung).
Oder nach den Gründen || eine Frage
der Begründung, die ich dafür angeben kann so nach der
Regel zu handeln. |
Habe
ich die Begründung 91.
erschöpft, so bin ich nun auf felsigem Grund
angelangt & mein Spaten biegt sich um. || krümmt sich nach oben.
Ich bin dann geneigt, zu sagen:
“So handle ich eben!”
|
Aber wie, wenn
nun die Handlungen
verschiedener Menschen nach der || einer
Regel
nicht übereinstimmen? Wer ist im Recht, wer im
Unrecht? Es
lassen sich verschiedene Fälle
denken || vorstellen.
Der, z.B.,
¤ daß Einer zum
Andern am Ende sagt: “Ach
92. so hast
Du die Regel aufgefaßt” &
daß sie sich nun verständigen. Wie aber, wenn
sie sich nicht vereinigen können? Nun da
könnte es vorkommen daß der Eine gleichsam wie ein
Farbenblinder behandelt wird; oder wie ein
Schwachsinniger. Wir würden
etwa || vielleicht von ihm
sagen, das mehrfache Vorkommen des gleichen Zahlzeichens in derselben
Formel verwirre ihn. |
Wenn aber der Mangel der
Übereinstimmung nicht
Ausnahme 93. wäre,
sondern Regel? – Wie hätten wir uns das zu
denken? Nun, eine Regel kann mich nur in dem Sinn zu einer Handlung führen, wie etwa irgend eine Anleitung in Worten, etwa ein Befehl. Und wenn Menschen in ihrem Handeln nach Regeln nicht übereinstimmten & sich nicht verständigen könnten, so wäre das so wie wenn sie sich über den Sinn von Befehlen oder Beschreibungen nicht miteinander vereinigen 94.
könnten.
Es || dies
wäre eine ‘Sprachverwirrung’
& wir würden sagen, daß
jeder
seine || seine
Handlungen allerdings
mit dem Ausstoßen von Lauten begleitete,
diese || das
aber noch keine Sprache
ergibt. |
Mit
anderen Worten: es werden keine Sprachspiele mehr
gespielt. Und das bringt mich auf die Frage:
Wie muß denn die Verknüpfung zwischen Handlungen
& Zeichen
sein damit ich es 95. ein Sprachspiel
nenne? Habe ich
mir's etwa in № 2 zu leicht
gemacht indem ich solche Umstände
annahm (das
Errichten
eines Baues,
seine
Bestandteile etc.) die denen unseres Lebens (so) ähnlich
sind? –
Nein. Die Sprache ist
eine Erscheinung im menschlichen
Leben || ein Teil des menschlichen Lebens,
& was diesem
ähnlich ist. Und wenn im Märchen Töpfe
& Pfannen mit einander reden, so gibt das Märchen
ihnen auch noch andre menschliche
Attribute.
96.
So || Ebenso
wie ein Topf auch nicht
lächeln kann, wenn
wir
ihm kein Gesicht geben || er
kein Gesicht
hat. |
Wenn wir uns Wesen
denken, die, wie wir sagen würden, lauter gänzlich
ungereimte Handlungen vollzögen, die
sie || & diese Handlungen mit Lauten
begleiteten, etwa mit Sätzen der deutschen Sprache, so
hätten diese Wesen keine Sprache. |
Man
könnte das auch so
ausdrücken:
Wenn ein Forscher 97. in ein Land kommt
in welchem eine ihm gänzlich unbekannte Sprache gesprochen wird,
so kann er sie nur durch den Zusammenhang mit dem übrigen Leben
der Bewohner verstehen lernen. Was wir
z.B. “Unterrichten” nennen oder
“Befehlen”, “Fragen”
“Antworten” “Beschreiben”
u.s.w. ist alles mit ganz bestimmten
menschlichen Handlungen verbunden; & ein Befehl ist als
Befehl 98. nur kenntlich
durch die Umstände die ihn begleiten ihm vorhergehen oder
folgen¤. |
“Aber machst Du hier
nicht einen
Fehler?!
Diese äußeren Anzeichen sind freilich für den
Andern d nötig um zu erkennen, daß ein
Befehl gegeben wurde; aber doch nicht für den
Befehlenden! Der könnte doch befehlen auch
wenn der Andere es nicht merkte.” 99. |
Nun,
es gibt im
Deutschen
(z.B.) eine
“Befehlsform”. Die Worte
“Geh aus dem Zimmer” kann man einen
Befehl nennen wie & bei welcher Gelegenheit immer sie
ausgesprochen wurden. Die
‘Befehlsform’ aber gibt es nur, weil es eine
bestimmte Handlungsweise (Familie von
Handlungsweisen) das Befehlen gibt. Es geschieht z.B. daß der Befehlende || Befehl ohne || jeden befehlenden Ausdruck gegeben wird, daß er nicht befolgt 100. wird, &
daß die Nichtbefolgung nicht geahndet wird. Und
wenn das einmal geschehen kann, warum nicht immer? Wenn
das immer geschähe, wie immer das aussähe, die Erscheinung
des Befehlens gäbe es nun nicht. |
Du sagst: “Der
Befehlende könnte doch wissen daß er
befiehlt”. Aber was weiß er denn,
wenn er das weiß? Gewiß es kann vorkommen daß
Einer sagt: “Ich hatte das als einen
101. Befehl gemeint,
es wurde aber nicht so aufgefaßt”. Aber wie hat
er denn gelernt was ein Befehl war, was es heißt, etwas als Befehl
meinen? Das sind ja Worte der Sprache, Mittel der
Verständigung; nicht ein Stöhnen, oder Grunzen.
|
Und hier sind wir am Rande
einer Diskussion, über die Sprache in der Einer nur zu sich, nur
für ihn selber verständlich
über seine privaten Erlebnisse
102. spricht.
In diese Diskussion, die in
die || zu den Problemen des Idealismus
& Solipsismus gehört werde ich hier || an
dieser Stelle nicht eintreten. Nur
das || soviel will ich sagen daß
wir nur glauben || hier gar keine Sprache
beschrieben zu haben || wurde obwohl es so
schien als hätten wir's
getan. Es verbürgt uns
nichts daß ein Wort dieser
Sprache zweimal in der gleichen Bedeutung verwendet
wird.
Denn sagst Du, die Gegenstände || sind hier gleich, wenn sie
der || mir gleich
scheinen,
103. so frage
ich: “wenn sie Dir wie
scheinen?”
“Gleich” ist ja ein Wort der
allgemeinen Sprache. |
In einem andern Sinn gibt es freilich eine
private Sprache. Etwa die eines Robinson
Crusoe der zu sich selbst
spricht. Zuerst eine || diese
Bemerkung: zu sich selbst sprechen heißt nicht
sprechen & allein sein. || allein sein &
sprechen.
Man könnte || kann sich also einen Menschen denken der sich selbst durch Worte 104. zur Tat
aufmuntert, sich selbst eine Frage stellt & beantwortet
sich selbst Vorwürfe macht. Nun
wir
würden so ein Phänomen nur dann
Sprache nennen, wenn die
Handlungsweise dieses Menschen der menschlichen überhaupt
ähnlich wäre & wenn wir insbesondere
seine Gebärden– & Mienensprache der Trauer des
Unwillens, der Freude
etc. verstünden.
Man könnte das eine Sprache oder ein sprachähnliches Phänomen nennen. 105. Man kann sich doch einen Menschen vorstellen der allein lebt & Bilder von den Gegenständen um ihn her zeichnet (etwa an die Wände seiner Höhle) & so eine Bildersprache ließe sich leicht verstehen. |
Aber wer
sich selbst aufmuntert der beherrscht darum noch nicht das
Sprachspiel einen Andern aufzumuntern.
Wer zu sich sprechen kann kann damit noch nicht zu
106. Andern
sprechen.
Wenn einer ein Spiel beherrscht das man allein spielen || Patience legen kann so kann er damit noch nicht mit Andern Kartenspielen. |
Sowie es ein sprachähnliches
Phänomen geben kann,: eine Sprache die jeder nur zu
sich selber redet, in der einer sich etwa Handlungsweisen
überlegt. |
Sprache: das sind vor allem die
Sprachen die die Völker der Erde sprechen. Und
107. dann nennen wir
Sprache Phänomene welche
|| || mit jenen
Sprachen Ähnlichkeit haben.
108. |
Befehlen ist eine Technik unsrer Sprache. Wer in ein fremdes Land käme dessen Sprache er nicht versteht wird im allgemeinen unschwer herausfinden, wann ein Befehl gegeben wurde. |
Man kann
sich aber doch auch selbst etwas
befehlen. Wenn wir aber einen
Robinson beobachteten
der sich in einer uns fremden Sprache einen Befehl gäbe, so
wäre dies 109. schon viel
schwerer zu erkennen. |
Ist es aber genug daß Einer etwas sagt & ein andrer
irgend etwas tut, daß ein Befehl befolgt werde? Worin
besteht das Phänomen des Befehlens
& Gehorchens?
Es ist eine Technik des menschlichen Lebens & unserer Sprache. Es ist schwer oder unmöglich eine allgemeine Beschreibung, aber leicht, Beispiele dieser Technik 110. zu
geben. |
Kämen wir
in ein fremdes Land mit fremder Sprache &
fremden Sitten, so wäre es manchmal || in manchen
Fällen leicht eine Sprach- &
Lebensform zu finden || sehen die wir
Befehlen & Befolgen zu nennen
hätten, vielleicht aber besäßen sie keine
Sprach- & Lebensform die ganz
unserm Befehlen etc.
entsprächen. So wie es vielleicht ein Volk gibt,
das nichts || keine unserm
Gruß entsprechende Lebensform
besitzt. || das nichts unserm
Grüßen entsprechendes 111.
besitzt. |
(Häuptling) |
Die gemeinsame
menschliche Handlungsweise ist das
Bezugssystem, mittels welches wir
uns eine fremde Sprache in die unsere
übersetzen. || mittels welchem wir uns eine
fremde Sprache deuten.
|
Denken wir uns die Menschen eines Stammes
gebrauchten zu ihrer
Verständigung 112. eine
Gebärden- & Mienensprache
& diese wäre uns wenigstens in groben
Zügen
verständlich. Sie
begleiteten aber das Gebärden- & Mienenspiel mit
Lauten & Lautreihen die auf den ersten Blick
unserer Lautsprache zu entsprechen schienen. Es
wäre uns aber unmöglich Wörter für diesen oder
jenen Gegenstand oder für Tätigkeiten
etc., zu fixieren. Vielmehr
hätte es den Anschein
als dienten jene 113. Lautreihen als
klangliche Bilder
der Gegenstände. Diese Leute
hätten eine Kultur, bauten sich
Hütten trieben Viehzucht etc., gäben
dabei offenbar Befehle fragten, antworteten
u.s.w. Was läßt uns
hier sagen dieser Mann gäbe jenem jetzt eine Antwort auf seine
Frage? Doch nur die durchgreifende
Ähnlichkeit
ihrer ganzen Lebensweise mit 114. der
unsern. |
Aber weiß
nicht, wer einen Befehl gibt, daß er einen Befehl gibt ob
wir's merken können oder nicht, also auch
wenn sein Leben noch so verschieden von dem unsrigen
ausschaut? Wenn wir ihn fragten, oder fragen
könnten, würde er ja oder nein
sagen || antworten? – In welcher
Sprache? Nun, entweder in der seinen oder in der unsern.
115.
Aber wenn er in seiner Sprache anscheinend ein Wort für eine bestimmte Handlungsweise benützt – mit welchem Recht sollen || können wir es in unser Wort “befehlen” übersetzen. Und wenn er unsre Sprache lernt, mit welcher Berechtigung sagt er auch er ‘befehle’ bei sich zuhause nur schaue es ganz anders aus. |
Würden
wir's Befehlen nennen wenn es nur einmal isoliert
gebraucht würde. 116. |
Sollten wir sagen wir
wissen dann nicht ob es ein Befehlen war weil wir nicht in des
Andern Seele schauen könnten? |
Wie wenn ein Mensch
(ein Höhlenmensch etwa) immer nur zu sich allein
spräche. Denk Dir einen Fall in welchem wir sagen
könnten: “Jetzt überlegt er ob er so
oder so handeln soll. Jetzt faßt er einen
Entschluß. Jetzt
117.
befiehlt er sich selbst eine
Handlung”. Es ist möglich sich
so etwas vorzustellen wenn er sich etwa einfacher Zeichnungen bedient
die wir deuten können. |
Befehle werden
manchmal nicht befolgt. Aber wie würde es aussehen
wenn Befehle nie befolgt würden? |
Ich kann heute
ein Spiel erfinden das weder ich noch 118. ein Anderer je
spielen wird. Wie sehe es aber aus wenn nie Spiele gespielt
sondern nur erfunden worden wären. |
Nun kann ich mir das
nicht vorstellen? Von Zeit zu Zeit nimmt jemand Papier
& Bleistift zur Hand & entwirft den Plan zu dem was
wir ein Spiel nennen würden (etwa zum Tennisspiel)
& schreibt die Regeln des Spiels dazu. Er
119. setzt vielleicht
dazu: es wäre hübsch wenn wir so
handeln würden.
Warum sagte ich also
dieser Zustand ließe
sich nicht vorstellen?
Nun, wenn es ihn gäbe & wir sähen ihn, so ist die
Frage
ob wir ihn mit unserem Begriff des Spiels in Zusammenhang
bringen würden. Besonders, wenn
die Spiele die jenen Plänen entsprächen sehr verschieden
wären von denen die bei uns
gebräuchlich
wären || sind.
120.
“Übergang von der Quantität zur Qualität” |
“Es ist folgendes || etwas
geschehen: – er hat sich vorgestellt daß ‒ ‒ ‒
geschehen ist.” Aber man könnte natürlich sagen: Es ist folgendes in seinem Geist vorgegangen: – |
Wenn Einer
schreibt, könnte man sagen, er spricht auf dem Papier.
Ist es
121. nun ähnlich
wenn wir sagen “er spricht in der
Vorstellung”? Kann man sagen es
geschieht da etwas im Geist was dem Sprechen analog ist & in
Sprache übersetzt werden kann. Erklärt es
irgendetwas das zu sagen. Ist es nicht nur ein
Bild das uns
gar nichts nützt || zu
keinem Verständnis
verhilft uns irreführt.
Denn vergleichen wir in der Vorstellung
122. sprechen mit
einem
Vorgang den wir in Sprache übertragen können, so
könnte dies ein ganz beliebiger Vorgang sein & die
Übertragung brauchte nicht nach einer Regel geschehen.
|
Du
kannst doch
in der Vorstellung sprechen. Ist es also
unmöglich || undenkbar,
daß Du nur in der Vorstellung sprechen
könntest || Einer nur in der Vorstellung sprechen
könnte. Nun freilich niemand andrer
wüßte es aber das macht ja nichts.
123. |
Wenn einer in der Vorstellung spricht so tut er
damit nichts das dem Sprechen in irgendeiner Weise
analog wäre oder sich in Sprache übersetzen
ließe. |
Es ist nicht
leicht philosophische Schlüssel zu finden, aber die
Schlösser zu den Schlüsseln finden ist das
schwerste. |
Es ist nicht leicht
philosophische Schlüssel 124. zu finden,
die viele Schlösser eröffnen. Aber die
Schlösser zu diesen || den
Schlüsseln finden,
das ist das schwerste. |
Wer uns die Sprache
eines Volkes beschreibt beschreibt eine Gleichförmigkeit
ihres Benehmens. Und wer eine Sprache beschreibt die Einer
mit sich allein spricht, der beschreibt eine
Gleichförmigkeit seines Benehmens & nicht etwas was
sich einmal zugetragen hat. Aber “eine Sprache sprechen” werde ich nur ein Verhalten 125. nennen das
unserem wenn wir unsre Sprache sprechen analog ist. |
Ein Schrei
entringt sich ihm. Worte entringen sich
ihm. |
Ist der Schrei wahr,
oder falsch? Wie, wenn ich sagte, er sei echt, oder nicht
echt? |
Nicht, natürlich,
als sei das Wort “echt” richtiger als
“wahr”! Es erinnert nur an einen
grammatischen 126.
Unterschied, der übersehen, oder nicht verstanden wird.
|
Aber kann sich der nichts vorstellen, der keine Sprache
gelernt hat? Das heißt wohl: hat es keinen
Sinn von einem zu sagen er stelle sich etwas vor, der keinen
Ausdruck der Vorstellung besitzt?
Nun hat es Sinn von einer Füllfeder zu sagen sie stelle sich etwas vor? Und 127. wenn nicht,
warum?
Im Märchen aber könnte man dennoch davon
reden wie sich eine Füllfeder sich dies &
jenes vorgestellt hat. |
Wenn ich mir etwas
vorstelle, so geschieht doch wohl etwas!! Nun, es
geschieht etwas ‒ ‒ ‒ & wozu mache ich dann einen
Lärm? Wohl dazu, was geschieht
mitzuteilen. – Aber wie teilt man denn überhaupt
etwas mit? Wann sagt man,
128.
¤ etwas werde mitgeteilt? Was
ist, sozusagen, der Mechanismus einer
Mitteilung? Wie
schaut das Spiel des Mitteilens
aus? || Und was die Technik des
Mitteilens || Technik einer
Mitteilung || Wie wird das
Spiel des Mitteilens gespielt? Ist es
das gleiche, Spiel ob ich nun einen physikalischen
Tatsache || Vorgang
mitteile oder einen seelischen? |
Und das was man erlebt
davon sagt man noch dazu ja, daß es sich nicht
mitteilen lasse. Und wenn Du sagst
129.
“Ich sage es eben mir selbst” so frage ich
wieder, was das heißt, & was der Lärm mit dem zu tun
hat was “geschieht”. Wie
meint man denn mit dem Wort was
geschieht. |
Denke
Dir folgendes: Du gibst jemand ein Signal, wenn
Du Dir etwas vorstellst & Du benutzt verschiedene
Signale für verschiedene Vorstellungen. Wie vereinbart
ihr nun was jedes Signal bedeuten soll? 130. |
Aber wenn ich
z.B. mit mir selbst rede so geht dort doch etwas
vor! Du willst sagen es geht da etwas wie eine
Lautbewegung vor sich. |
Bezieht sich
der Schrei auf den Schmerz? |
Wer laut liest, liest
nicht leise & laut. || sowohl leise als
laut.
Wer laut spricht, spricht nicht laut
& zugleich unhörbar zu sich selbst.
131. |
Wie lehrt
& lernt man, leise für sich selbst lesen?
|
Wenn ich ein Gedicht auswendig lerne, indem ich es wieder
& wieder für mich leise lese & hersage,
verrichte ich doch eine Arbeit & vielleicht
eine anstrengende. |
Was ist das
Kriterium der Gleichheit zweier
Vorstellungen?
D.h.: wie vergleicht man
Vorstellungen || wie werden Vorstellungen
verglichen?
132. |
So war also in
Deinem Geist eine Leere?
Gott bewahre!
Was ich sagte bedeutete ja das Gegenteil davon. || Ich sagte ja davon das Gegenteil. |
Aber ich bin
geneigt, zu sagen, es ist hier etwas ganz bestimmtes geschehen
worauf sich meine Worte beziehen. Ein Vorgang analog einem
äußern Vorgang den meine Worte beschreiben. Nun, es
ist interessant, daß wir geneigt 133. sind das zu
sagen. |
Ich stelle mir vor
daß der Baum umfällt, ich sehe es deutlich vor mir.
Ich habe ein klares Bild vor
meinem geistigen Auge. Warum ein
Bild?! Wenn ein Bild, warum nicht den
Baum? |
[Gegen
Ende dieses Notizbuches] Könnte man es sich
nicht denken daß Leute immer nur unhörbar,
& zu sich
134. selbst,
sprächen (&) nie laut. Sie
könnten das freilich nicht gelernt haben
es aber dennoch
tun. Sie brauchten ja eben nur so ausschließlich reden wie sie sonst zu Zeiten
reden. Warum soll nicht das was manchmal geschieht immer geschehen? |
Nehme ich an daß
diese Leute die vorgestellte Sprache in
135. ein wirkliches
Sprechen übertragen könnten, oder daß sie es nicht
könnten? Und
könnten sie es, wenn sie es nie täten? |
Gedankenlos & gedankenvoll Musik machen.
|
Eine Linie könnte genug sein um eine ganze Symphonie zu
bestimmen || fixieren, wenn die
Vorarbeiten getan sind. Die Linie sehen
könnte uns veranlassen zu sagen wir sähen das
136. ganze Werk vor
uns weil wir gewiß sind es nun schreiben zu
können. Wir könnten auch sagen: “aus dieser Linie muß mir alles folgen.” Und ob ich mit dieser Gewißheit recht hätte würde sich beim Ausarbeiten zeigen. Wir sind manchmal gewiß etwas zu können; & in einer großen Mehrzahl von Fällen können wir es dann auch. |
Ich bin
z.B. gewiß
137.
die & die Melodie auswendig pfeifen zu können wenn
mir nur jemand die Anfangstakte angibt. Was gibt mir die Berechtigung zu dieser Gewißheit? Ist es daß ich die Melodie bisher immer habe pfeifen können & sie mir nie entfallen ist? Das wäre Induktion. Eines ist Tatsache: ich bin gewiß; nichts würde mich mehr verblüffen, als wenn ich in mitten der Melodie 138. stecken bliebe
ohne eine besondere & offenbare Ursache;
& bis
jetzt habe ich eine solche Überraschung selten oder nie
erlebt. |
Ich habe eine
walisische Stimme gehört. Ich finde etwas
seltsames || auffälliges
in Intonation, der Art des Sprechens. Was es ist,
könnte ich aber nicht sagen. Später, wenn ich
diese Sprechweise an Anderen öfter
gehört habe, kann ich sie nachahmen & beschreiben,
& nun weiß ich
139. wie der
gesprochen hat von dem ich sie zuerst gehört habe. –
Wußte ich also damals, als ich ihn || jenen
Menschen sprechen hörte, nicht, wie er sprach, &
jetzt –, in der Erinnerung, – weiß
ich's? Ähnlich könnte es geschehen, daß ich ein Gesicht sehe & erst später, wenn ich es nicht mehr sehen kann, zeichnen lerne, & nun im nachhinein genauer weiß, wie das Gesicht ausgesehen hat, als zu der Zeit, da ich es lebendig vor mir hatte. 140. |
Ich erstarre zu Stein & meine
Schmerzen dauern
weiter. || an. Und
wenn ich mich nun irrte, & es nicht mehr
Schmerzen wären! – Aber ich kann mich
doch hier nicht irren –! es heißt doch nichts, zu
zweifeln, ob ich Schmerzen habe! –
D.h. wenn
Einer sagte
“Ich weiß
nicht, ist
das
Schmerzen || das ein Schmerz, was
ich habe; oder ist es etwas anderes?”
so würden wir uns etwa denken, er wisse
nicht
141. was das Wort
“Schmerz” bedeute, & wir würden's ihm nun
erklären. Wie?
Nun || Vielleicht
durch Gebärden oder
etwa indem wir ihn mit einer Nadel stächen &
sagten “Siehst Du das sind Schmerzen”.
Er könnte diese Worterklärung, wie jede
andere, richtig, falsch, oder gar nicht verstehen; & sein
Verständnis würde sich im Gebrauch des Worts zeigen, wie
auch sonst. – Wenn er nun z.B.
sagte “Oh, ich weiß, was
‘Schmerz’
142. heißt; aber
ob das Schmerzen sind, was ich jetzt hier
fühle || habe, das weiß ich
nicht”– da würden wir
bloß die Köpfe schütteln & müßten
seine Worte für eine seltsame Reaktion ansehen, mit der wir
nichts anzufangen wissen. |
Ein Ausdruck des Zweifels gehört
nicht zu diesem
Sprachspiel || zur
Sprache Aber wenn nun der
Ausdruck des Schmerzes, das Schmerzbenehmen,
ausgeschlossen ist, dann scheint es,
143. ich
dürfe wieder zweifeln. Denn
ich bin aus der Praxis der Sprache
herausgetreten. Der Satz “Wenn ich mich nun, irrte & es gar nicht Schmerzen wären” ist || war Unsinn, weil ein Kriterium der Gleichheit || Identität der Empfindungen || gefordert imaginiert vorgespiegelt wird, das es gar nicht gibt. (Erinnere || Ähnlich wie im Satz: “Ein Andrer kann nicht diese identischen Schmerzen haben, die ich jetzt habe.”) Aber daß ich hier vorgebe || versucht bin zu sagen, man könne die Empfindung verkennen || eine Empfindung verwechseln die Empfindung für was || etwas andres 144. halten, als was
sie ist, || || kommt
daher: Wenn ich das
Sprachspiel mit
diesen Worten || dem Ausdruck
der
Empfindung
abgeschafft denke,
muß brauche
ich nun
ein Kriterium der Identität,
& dann besteht
(auch) die Möglichkeit des Irrtums. |
Es liegt schon
ein Mißverständnis im || in
meinem Begriff des
‘Andauerns’ der Empfindung. Denn
was ist unser Kriterium dafür, daß eine Empfindung sich nicht
ändert, dieselbe bleibt? 145. |
Nimm an, ich kann aus
meinen Empfindungen, auf gewisse Vorgänge in meinen
Nerven &, Gehirn & andern
Organen schließen – wie es ja tatsächlich der Fall
ist; || : so kann ich also in gewissem Sinne
unmittelbar auf körperliche Vorgänge schließen, solche
voraussagen. Das ist der Sinn der Worte meine
Bewußtseinszustände seien nur eine andre Seite der
Gehirnvorgänge, seien diese, ‘von innen
gesehen’. 146. |
Wenn Du Schmerzen hast
& daraus auf hohen Blutdruck schließt, wirst Du doch nicht
sagen wollen, Du habest aus nichts auf hohen Blutdruck
geschlossen.
Und wie ist das Experiment zu beschreiben: Du beobachtest Deinen Blutdruck & siehst zu wie er von Deinem Schmerzzustand abhängt. Dabei aber rufst Du nicht durch äußere Mittel die 147. Schmerzen hervor
sondern vergleichst nur ihren Verlauf mit dem des
Blutdrucks. Denk Dir nun, statt Kreuzchen in einen
Kalender einzutragen wenn er Schmerzen hat mache er dies
Experiment! Ist das kein Experiment?
Wird es
nun dadurch zu einem daß er einen Ausdruck des Schmerzes
hat? Kann er nicht eben die Veränderung des
Blutdrucks richtig für
Jeden
sichtbar voraussagen? 148. |
Und hier spielt wieder
das ‘richtige’’
Wiedererkennen’ seiner Empfindung gar keine
Rolle. Denn es
genügt daß
er sie wiederzuerkennen glaubt, da das wichtige Resultat das
richtige Voraussagen der körperlichen Erscheinung
ist. Und daher muß es auch falsch sein wenn ich sage, er
glaube die Empfindung wieder zu erkennen. |
Wie kann ich mir
einbilden so
uralte
149. Probleme
lösen zu können?! Für immer werde
ich sie gewiß nicht lösen können, sonst wären sie
nicht so uralt geworden. Es sei denn, daß jetzt die
Zeit sie
löst & das Ende dieser Probleme
gekommen ist. – Wenn ich sie lösen kann,
dann nur dadurch daß ich sie auf ein andres Geleise
schiebe, sie für unsre
gegenwärtige Denkweise
aus dem Weg
räume. 150. |
Der Unsinn gegen den
ich kämpfe ist der halbe Solipsismus, der immer
sagt die Empfindung kenne ich intim daher, daß
ich sie habe & nun
verallgemeinerte ich auf diese
Kenntnis hin. || meinen
Fall. |
Den Begriff
‘Schmerz’ hast Du mit der Sprache
gelernt. |
Wie nötig die Arbeit
der Philosophie ist zeigt James'
Psychologie. Die Psychologie, sagt
er, sei eine Wissenschaft bespricht aber beinahe
151. keine
wissenschaftlichen Fragen. Seine Bewegungen sind
lauter || so viele
Versuche sich vom
Spinnennetz der Metaphysik,
in dem er gefangen ist, zu befreien. He cannot yet
walk, or fly at all he only wiggles. Nicht, daß
das nicht interessant ist,.
Es ist nur nicht
eine wissenschaftliche Tätigkeit. |
Wie kann ich
denn, von dem Begriff der Empfindung, den ich gelernt
habe, dahin kommen zu wissen, daß eine
152. Empfindung
fortbestehen kann ohne Träger? Das muß
doch auf einem
Mißverständnis || Mißverstehen
dieses Begriffs beruhen. |
To smell a rat
is ever so much easier than to trap it. |
Ich
sitze in einem Sessel habe
die Augen geschlossen. Ich fühle Schmerzen, ich
fühle mich atmen, ich fühle den Druck des Sessels gegen
meinen Körper. Nun, nennen wir das einmal
eine Erfahrung. Und nun sage ich,:
wie weiß
153. ich, daß ich
nicht zu einem Stein geworden || erstarrt
bin?
(Oder auch: daß mein Körper nicht
ganz verschwunden ist? Denn das eine ist doch eigentlich
so gut, wie das andre.) Die Erfahrung ist also da,
auch wenn der || mein Körper
nicht mehr ist
◇ || wäre.
‘Die Erfahrung’– aber welche
Erfahrung? Nun die, die ich jetzt
gerade habe. Aber damit das Sinn hat, brauche ich doch ein
Kriterium des Andauerns der gleichen Empfindung.
Es geht nicht an zu sagen
154. “Nun eben diese!” & auf etwas zu zeigen. – Kann ich hier sagen: “Ich mußte || muß doch im Einklang mit den Andern bleiben & “Empfindung” & “gleiche Empfindung” nur das nennen, was auch sie so nennen”? Nun, das heißt schon etwas (& es ist wahr), aber was es heißt, ist leicht mißzuverstehen. |
Ich kann mir doch
vorstellen, daß mein Bewußtseinszustand andauert & mein
155. Körper
verschwindet. Kann ich mir auch vorstellen, daß
sein Schmerz andauert & sein Körper
verschwindet? – Doch; man hat sich
ja solche Dinge oft vorgestellt. – Aber ist nicht ein
merkwürdiger Unterschied zwischen dem Vorstellen dieser
beiden Fälle?! Im
zweiten scheine ich mir etwas, wie ein Gespenst vorzustellen; im
ersten nicht. Und “eine Empfindung haben” muß,
wie wir
156. es gebrauchen
für mich & alle Andern den gleichen Sinn
haben. |
“Ich
brauche ein Kriterium des Andauerns der gleichen
Empfindung”, sagte ich. – Warum
aber?
Weil der Ausdruck für die
Empfindung, so wie er aus den || seinem
Sprachspiel herausgelöst ist, völlig
in der Luft hängt. |
Könnte man das
auch so sagen: “Wenn
157. die Empfindung
mich zu nichts mehr bringt, so kann ich sie nicht mehr
identifizieren.” |
Das hängt mit dem
Begriff der ‘Geschichte der || einen
Empfindungen’ zusammen. Unsere
‘Bewußtseinszustände’ haben
Geschichte.
Sie sind gleichzeitig mit Geschehnissen in der
Körperwelt. Und das heißt auch unsre
Erinnerungszustände haben diese Geschichte.
Daher zeigt || enthält der
Erinnerungszustand
158.
nicht
unfehlbar was diese Geschichte der bestehenden
Seelenzustände || seine geschichtliche
Vergangenheit nicht, & es muß andere
Zeugnisse für sie geben. |
Es scheint
paradox daß wir in der
Geschichte || einem Bericht
Körper- &
Bewußtseinszustände kunterbunt durcheinander
mischen: “Er litt große Qualen & warf sich
unruhig umher, später || dann wurde er
ruhiger & verbiß seinen
Schmerz. || & schien seinen Schmerz zu
verbeißen.” Das ist ganz gewöhnlich; warum
erscheint es also paradox? Weil wir sagen
159. wollen,
der Satz handle von greifbarem &
ungreifbarem. – Aber findest Du
etwas dabei, wenn ich sage: “Diese 3 Stützen
geben dem Hause Festigkeit”?
(Ist || Sind 3
& Festigkeit greifbar?)
Sieh den Satz als Instrument an & seinen Sinn als
seinen Gebrauch || seine Verwendung!
(“Als ich wieder in den Laden kam, war der Käse
inzwischen teurer geworden.”) |
Kann es aber nicht eine
Geschichte ohne
160. Zeugnisse
geben? Wir wissen dann freilich nicht, ob sie wahr, oder
falsch ist, aber sie ist wahr, oder falsch. |
Ich
identifiziere meine Empfindung freilich nicht, sondern ich
gebrauche das gleiche Wort || die gleichen
Worte || den gleichen
Ausdruck. Aber damit
endet ja das Sprachspiel nicht, damit fängt es
(erst) an.
Aber fängt das Sprachspiel || es nicht mit der Empfindung an – die ich beschreibe? – Das Wort “beschreiben” hat uns 161. vielleicht da
zum besten. Ich sage “Ich beschreibe meinen
Seelenzustand” & “Ich beschreibe
mein Zimmer || einen
Wohnraum”. Hier muß man sich die
Verschiedenheiten der Sprachspiele ins Gedächtnis
rufen. |
Wenn ich nun aber einen
Wohnraum beschreibe, den nur ich gesehen habe &
je sehen werde || den tatsächlich nur ich gesehen
habe, kommt das nicht auf's Gleiche hinaus
als beschriebe ich
162. etwas, was nur
ich sehen kann? |
Könnte der das
Wort “Schmerz” verstehen, der nie Schmerz
gefühlt hat? – Was ist das für eine
Frage? Soll die Erfahrung mich lehren, wie es sich
verhält?
Und wenn Du sagst “Einer kann sich
Schmerzen nicht vorstellen, außer er hat sie einmal
gefühlt” – woher weißt Du das? Wie
läßt es sich entscheiden, ob das wahr ist?
|
“Aber Du wirst doch
163. zugeben, daß
ein Unterschied ist zwischen Schmerzbenehmen mit Schmerzen
& Schmerzbenehmen ohne Schmerzen. –
Zugeben? Welcher Unterschied könnte
größer sein! – Und doch gelangst Du immer
wieder zum Ergebnis der Schmerz selbst sei ein
Nichts. – Nicht doch! Es ist kein
Etwas, aber auch nicht
ein Nichts!
Das ||
Unser || Jenes
Ergebnis war nur, daß ein Nichts die gleichen
Dienste tut || täte, wie ein Etwas,
worüber sich nichts aussagen läßt.
D.h., wir verwarfen die
164. Grammatik, die
sich uns
aufdrängte. || aufzudrängen
schien.
Und das Paradox verschwindet, & verschwindet nur dann, wenn wir radikal mit der Idee brechen || wenn Du ganz mit der Idee brichst, die Sprache funktioniere immer auf gleiche || eine Weise, diene immer dem gleichen Zweck:, Gedanken zu übertragen – seien diese nun Gedanken über Häuser, Schmerzen, Gut & Böse, oder was immer. 165. |
Aber was ist das nun
für ein Satz: “Welcher Unterschied
könnte größer sein!”
Ein ¤ Ausruf. Aber ist er wahr, oder falsch? (Denn der Ausruf “Es regnet schon wieder!” kann wahr, oder falsch sein.) |
Ein Gedanke gehört
zu einer Gruppe von Gedanken, die wenn er da ist auf
den leisesten Wink kommen. || die, wenn ich
ihn denke, auf den leisesten
… Und das ist nicht ein Fall von
Assoziation; 166.
sondern man
könnte sagen: der Satz, den ich
ausspreche ist gar kein kompletter Gedanke, sondern
nur ein Teil. Der Gedanke sei die ganze Geschichte zu
nennen, von der ich jetzt nur einen Satz
benütze. Ich meine: es ist beinahe als zitierte
ich einen Satz aus der Szene eines Romans,
etwa. Wobei ich
z.B. beim Hörer die
‘Kenntnis’ des ganzen Zusammenhangs
voraussetze. Also eine Fähigkeit
von diesem Satz auf
167. andere, die zu
der Geschichte gehören, ohne Nachdenken überzugehen.
In diesem Sinne könnte man den ausgesprochenen Satz eine
Andeutung nennen. |
Das französische
“ne … pas”. Man
kann doch hier sagen, daß jedes Bewußtsein dafür
verloren gegangen ist, daß
“pas” Schritt heißt
die Redeform
also heißt: nicht einmal ein
Schritt (wie: “nicht ein
Härchen”).
Aber
168. man kann auch
sagen, daß nicht nur die Vorstellung eines Schrittes hier nicht
hervorgerufen wird sondern das ‘ne
‘pas’ auch nicht
so empfunden wird wie
“nicht einmal
pas || … ”
also als eine verstärkte
Negation. Wohl; aber was heißt das nun?
Das erinnert ja an das
Jamessche
if-feeling || feeling of
if etc. Soll ich also
sagen es gäbe ein bestimmtes Gefühl, das das Wort
‘pas’ zum
verstärkenden || zu einem die
Negation verstärkenden Substantiv stempelt?
169. |
Nun es handelt sich
wieder um die von dieser Redeweise aus leicht
zugängliche Umgebung. Ich gebrauche das Wort “ein bißchen” ohne im entferntesten an einen Bissen zu denken. Und das heißt z.B., daß ich mich nicht wie sonst in acht nehmen werde keine unpassende Metapher mit der des kleinen Bissens zu vermischen. |
Die Schwierigkeit in die ich mich mit
170. meinen Ideen von
der Schmerzäußerung verwickle könnte man so
darstellen: Wenn “Ich habe
Schmerzen” für den …
|
Betrachte den Satz: “Ich tue nur,
als || Ich stelle mich nur so, als hätte ich
Schmerzen”. In was für Fällen würde
man dies sagen? – Seltsamerweise auch in dem Fall, in
welchem man || Einer sich so stellt, als hätte er
Schmerzen, die er zu verbergen sucht. |
Ich sage jemandem,
171. ich habe
Schmerzen.
Es wird dann bei ihm eine
Attitude || Einstellung gegen
mich des Glaubens, des
Unglaubens, des
Mißtrauens geben. || Seine
Einstellung zu mir wird dann || nun die des
Glaubens sein; des Unglaubens; des
Mißtrauens;
etc.. |
Nehmen wir an er
sagt: “Es wird nicht so schlimm
sein”. Ist das nicht der Beweis dafür, daß
er an etwas glaubt,
das hinter der Äußerung 172.
des Schmerzes || Schmerzäußerung steht?
Seine Einstellung ist nur ein Beweis seiner
Einstellung. Denke Dir nicht nur den Satz “Ich habe Schmerzen” sondern auch den: “Es wird nicht so schlimm sein”, durch Naturlaute & Gebärden ersetzt! |
Welche Rolle spielt die
Wahrheit, oder Falschheit eines Berichts in andern
Sprachspielen? – Ich sehe zum Fenster hinaus
& sage ihm: “Der Wind hat den Baum
umgeworfen”. 173.
Er eilt hinzu, sieht, daß ich ihn zum besten gehabt, –
oder die Wahrheit gesprochen habe.
|
“Welcher Unterschied könnte größer
sein!” – Im Fall der Schmerzen glaube
ich, ich könne mir diesen Unterschied privat
vorführen. Im Fall des umgeworfenen Baumes kann
ich ihn jedem vorführen.
Aber diese
private Vorführung ist eine Illusion & Du
brauchst Dir zu ihr auch gar nicht
174. Schmerzen
hervorrufen, sondern es genügt
z.B., wenn Du Dir sie vorstellst,
z.B. etwas das Gesicht verziehst. Und
wie weißt Du, daß, was Du Dir da vorstellst, Schmerzen sind
& nicht ein Ausdruck des Schmerzes? Diese
Vorführung ist eine Illusion.
Wie weißt Du auch, was Du Dir vorführen sollst, ehe Du Dir's vorführst? (Du mußt Dich an den Gedanken gewöhnen daß Sprach-Reaktionen, wie andere, oft vor sich || geschehen gehen || auftreten, wenn sie keinen 175. Zweck
haben. Und es wäre gar zu merkwürdig, wenn es
nicht so wäre.) |
“Häufe
das Benehmen, wie Du willst, – es gibt immer noch keine
Schmerzen!” |
Aber
ist || sind die Fälle des Baumes
& der der Schmerzen nicht doch ganz
ähnlich? Denn dem Gesichtsbild im einen entspricht
die Schmerzempfindung im andern. Die
Gesichtsempfindung kann ich mir so wenig vorführen,
oder 176. ebenso sehr wie
die Schmerzempfindung. Denk Dir diesen Fall die Oberfläche von Körpern (Steinen, Pflanzen, Knochen etc.) hatte bestimmte Punkte welche unserem Finger bei der Berührung Schmerzen verursachten , ohne uns bekannte Ursache. (Man könnte sich etwa vorstellen daß wir bei der Berührung gewisser Punkte einen elektrischen Schlag empfinden, ohne daß uns von Elektrizität etwas bekannt wäre.) Wir 177.
könnten dann, so wie wir heute von einem rotgefleckten
Stein reden von einem mit Schmerzflecken reden.
D.h. die
Schmerzempfindlichkeit könnte zum Erkennen der Außenwelt
auf ähnliche Weise gebraucht werden wie die
Tastempfindung. |
Wir
sagen dieser Stein ist heiß, oder kalt, aber nicht,
er ist schmerzhaft || schmerzend.
|
Man könnte sagen “dieser Stein
brennt”. 178. |
Ich kann Schmerzen
vorführen, wie ich rot vorführe, & wie ich gerade
& krumm, & Baum & Stein
vorführe. – Und
das || Das nennen wir eben
“vorführen”. |
Wie ist es nun mit dem
Worte “blau” z.B. – soll
ich sagen, dies bezeichne etwas der Erkenntnis
aller, oder der meisten, Menschen
gemeinsames & jeder sollte eigentlich außer
diesem Wort noch ein anderes haben zur Bezeichnung seiner
eigenen Empfindung von 179.
Blau? Oder ist es so:
Das Wort “blau”
bezeichnet für den Andern (& vielleicht
manchmal auch für mich) das gemeinsame Blau; für
mich aber bezeichnet es außerdem etwas privates; oder vielleicht
besser: es bezieht sich auf etwas privates?
|
Hier
muß ich sagen, daß das wesentliche am
‘privaten’ nicht das ist, daß es jeder allein
besitzt, sondern eigentlich, daß Keiner
weiß, ob der Andere auch dies hat, oder
180. etwas
anderes. Es wären also solche Annahmen
möglich wie, die, daß alle Menschen
tatsächlich, ohne es zu wissen, die gleiche Empfindung von
blau haben, oder daß jeder eine andere hat, oder daß 50%
der Menschen eine, & 50% eine andere haben.
|
Natürlich, wie & wozu man das
Private bezeichnen soll ist ganz unklar. Sagt man
aber: das Wort bezieht sich auf die eigene
Empfindung, so entspricht
181.
dieser
psychologisch genauere Ausdruck einem bestimmten
Erlebnis beim Philosophieren.
Schau auf das
Blau
des Himmels,
sage zu Dir
selbst:
“Wie blau der Himmel
ist!” – Wenn Du es
spontan
tust, – nicht mit philosophischen
Absichten, – so
denkst Du nicht dran, daß dieser
Farbeneindruck,
den Du eintrinkst || Farbeneindruck in
182. dem Du
gleichsam aufgehst
nur Dir
gehöre.
James ist eine
Fundgrube der Psychologie des Philosophen.
Und Du hast kein Bedenken diesen Ausruf für den || an den einen Freund zu machen || richten, der mit Dir ist. Und wenn Du bei den Worten auf etwas zeigst, so ist es der Himmel; ich meine: Du hast nicht das Gefühl des In-sich-selbst-Zeigens, das oft das ‘Benennen der Empfindung’ begleitet, wenn wir über die ‘private Sprache’ nachdenken. Du denkst 183. auch nicht, Du
dürfest || solltest
eigentlich nicht mit
der Hand, sondern nur mit der Aufmerksamkeit
zeigen. || auf das Blau
zeigen. |
Aber wie ist es
überhaupt möglich, daß wir in (der)
Versuchung sind, zu denken, wir meinten manchmal wenn wir
erklären || mit der Erklärung
“Dies heißt
‘rot’” die Farbe, die Jeder sehen
kann, manchmal aber, dasjenige, was ich den
“visuellen Eindruck” nennen
möchte & was mir
– ja vielleicht
184. mir &
dem Moment – eigen ist? Ich gebe der Farbe jedenfalls
in diesen Fällen verschiedene Aufmerksamkeit. Im
zweiten Falle vertiefe ich mich, sozusagen, in sie, wie ich es tue
wenn ich mich an einer Farbe nicht satt sehen kann.
Daher ist es leichter || Es ist
leichter die Empfindung dieses Falles zu
erhalten || haben, wenn die
Farbe kräftig
& leicht einprägbar
ist. || Aber wie ist es überhaupt möglich, daß man auch nur in Versuchung gerät || ist zu glauben, man 185. meine
einmal die Farbe, die Jeder sehen kann, einmal
den ‘visuellen Eindruck’,
den ich jetzt erhalte. Wie kommt man
auch nur in die || diese
Versuchung,
so etwas
anzunehmen? || Aber wie ist es überhaupt möglich, daß man in Versuchung ist, zu glauben, man meine einmal mit einem Wort die Farbe, die Jeder sehen kann, einmal den ‘visuellen Eindruck’, den ich jetzt erhalte? Wie kann man auch nur in diese Versuchung geraten? – Es ist eine 186. andere
Aufmerksamkeit, die ich in den beiden Fällen der Farbe
zuwende. Im zweiten Fall vertiefe ich mich in den
Farbeindruck, wie ich es mache wenn ich mich an einer Farbe nicht satt
sehen kann. Daher ist es leichter das
entsprechende Gefühl zu erzeugen, wenn man auf eine
leuchtende & leicht einprägbare Farbe
sieht. |
Jemand kommt in ein
Land, das, wie es scheint nicht von Menschen bevölkert
ist. Aber da hört er 187. Stimmen um sich
her & eine Sprache, die er kennt. Es ist leicht zu
hören daß die Stimme || jede
Stimme von einem
andern Ort herkommt, ganz als käme jede aus dem Munde eines
Menschen. (Ƒ) Diese Unsichtbaren reden
nun über allerhand Sinneseindrücke & klagen
auch manchmal über Schmerzen. Ist es unmöglich, daß der, der sie hört glaube, sie hätten Schmerzen. Er kann doch z.B. von Mitleid für sie erfüllt 188. sein &
also glauben, daß sie leiden. Nun wir denken uns einen Fall, der von dem tatsächlichen nicht ganz losgelöst ist. |
Wie bin ich von Mitleid
für diesen Menschen erfüllt?
Wie zeigt es sich, welches Objekt das
Mitleid hat? |
Ja, ich
kann von Leblosem, z.B.
von einem Stück Holz || im
Spiel mit
Puppen, sagen, es habe Schmerzen. Aber wie
wäre es, wenn ich dies nur von Leblosem
189. sagte?
Wenn also das Puppenspiel nicht eine Nachahmung der menschlichen
Tätigkeiten wäre.
Wenn Kinder ‘Eisenbahn’ spielen, so hängt ihr Spiel auf alle mögliche || mannigfache Weise mit ihrer Kenntnis der Eisenbahn zusammen. Man könnte sich nun || aber denken, daß Kinder eines Volksstammes, der keine Eisenbahnen kennt, das Eisenbahnspiel von europäischen || andern Kindern übernommen hätten & daß es sie unterhielte, obwohl sie 190. gar
nichts von einer wirklichen Eisenbahn wüßten.
Man könnte sagen, dieses Spiel habe bei ihnen einen
andern Sinn als bei uns. |
Wenn einmal ein Gedanke am
fernen Horizont erschienen ist, so
nähert || kommt
er oft
mit unerwarteter Schnelligkeit nahe. |
Gefragt,
welche Farbe ich mir vorgestellt habe,
zeige ich auf sie, oder nenne || beschreibe sie
– || : aber wie kommt es, daß ich das ohne
weiteres tun kann;? daß
191. mir die
Abbildung || das Abbilden der Vorstellung in die Wirklichkeit
so wenig Schwierigkeit macht. Sehen
sich denn Vorstellung & Wirklichkeit zum
Verwechseln ähnlich? – Aber so kann ich
doch || ja auch ohne weiteres einen Menschen nach einer
Photographie wiedererkennen.
[Handelt sich's aber hier wirklich um eine Abbildung??] |
Wenn also die Vorstellung eine Abbildung || ein
Abbild der Wirklichkeit ist, kann ich da fragen:
“Wie muß
192. eine
richtige || gute Vorstellung dieser Farbe
aussehen?”? || “Wie
schaut eine richtige Vorstellung dieser Farbe
aus?”, oder:
“wie ist sie beschaffen?”
Kann ich das lernen? |
“Wenn die Menschen
immer nur in ihrem Innern zu sich selbst
sprächen, so täten sie nur || bloß dasjenige ständig, || beständig,
was sie
heute manchmal tun.” Es ist also ganz
leicht sich dies vorzustellen. (Vergleiche: “Eine
unendlich lange Baumreihe ist einfach eine, die nicht
ein Ende hat.”) 193. |
Aber unser Kriterium dafür, daß
Leute, zu sich selbst sprechen || der
Andre zu sich selbst spricht, ist,
daß sie laut
sprechen || er auch laut spricht. Wir sagen
nicht, ein Hund spreche vielleicht
zu sich selbst, in einer
europäischen Sprache.
Und wenn Du sagst, es ist eben im höchsten
Grade unwahrscheinlich, so kann ich nur sagen,
daß || ist das ein Mißbrauch des Worts
“unwahrscheinlich”. Wer nicht sprechen gelernt hat, von dem
sagen wir nicht er spreche zu sich selbst.
194. Aber ich kenne || weiß doch von mir selbst, was es heißt “zu sich sprechen”. Und würde ich der Organe des lauten || hörbaren Sprechens beraubt, so könnte ich dennoch unhörbar Selbstgespräche führen. Ich könnte? Es wäre denkbar? Es hat jedenfalls Sinn, dies zu sagen? |
Weiß ich's
nur von mir selbst, dann weiß ich nur, was ich so nenne,
nicht, was ein Andrer so nennt. 195. |
“Er
sprach in seinem Herzen zu
sich” |
Wenn ich einen Entschluß fasse spreche ich in meinem
Herzen zu mir, aber nicht, z.B., wenn
ich philosophiere. |
Zitat bei
James aus den Schriften eines
Taubstummen Ballard,
der erzählt wie er als Knabe, ehe er noch sprechen konnte,
über Gott & die Welt
philosophierte. Meine Reaktion ist:
“Was das wohl heißen
mag?!”
D.h. ich
nehme seine Erzählung als eine seltsame, &
196. vielleicht
interessante, Wortreaktion, aus der ich keinerlei
Schlüsse auf das Knabenalter dieses Menschen zu ziehen
geneigt bin. – Willst Du also sagen, es täusche
ihn sein Gedächtnis? – Ich weiß
nicht einmal, ob ich das sagen
würde.
“It was during those delightful rides, some 2 or 3 years before my initiation into the rudiments of written language, that I began to ask myself the question: How came the world into being?”– of all questions! Are you sure that this is a correct translation from your wordless thoughts into words? 197. |
“Was manchmal
geschieht, könnte immer geschehen.” –
Was wäre das für ein Satz? Ein
ähnlicher, wie dieser: Wenn “φ(a)” Sinn
hat, hat “(x) ∙
φ(x)” Sinn. – Es
müßte also eigentlich heißen: Wenn es
Sinn hat, zu sagen, das & das geschehe manchmal – also
auch, wenn es nie geschieht – hat es Sinn, zu sagen, es geschehe
immer. “Wenn es vorkommen kann, daß
Einer in einem Spiel
macht || falsch
zieht, so könnte es
sein, daß Alle || die
Menschen in
allen Spielen immer nur falsche Züge
198.
machten.” Das zeigt, daß wir die
Logik dieser Ausdrücke, den Gebrauch
unsrer Worte, nicht recht verstehen. |
“Kann ich mir vorstellen, wie es
wäre, wenn alle Menschen blind
wären?” – Wie, wenn ich sagte:
“Mach die Augen zu, dann siehst
Du's”? |
“Diese Taubstummen haben alle nur eine
Gebärdensprache gelernt, jeder aber spricht zu sich
selbst eine Lautsprache.” – Nun,
verstehst 199. Du das
nicht? – Wie weiß ich nur, ob
ich's verstehe? –Was kann ich mit dieser
Mitteilung (wenn ich's so nennen darf)
anfangen? Die ganze Idee des Verstehens
wird hier zweifelhaft. || wird hier
anrüchig. Ich weiß nicht, ob ich
sagen soll, ich versteh's oder ich versteh's
nicht. Ich möchte antworten
“Es ist ein deutscher Satz; scheinbar ganz in
Ordnung – ehe man nämlich mit ihm arbeiten will; er ist mit
andern Sätzen so verbunden || verwandt, daß es
schwer fällt, zu sagen, man wisse
200. eigentlich
nicht, was er sagt || er uns mitteilt; jeder Mensch der
nicht philosophisch || durch's Philosophieren
anästhesiert ist, merkt, daß hier etwas
nicht stimmt.” |
Ob es eine unerfüllte
Sehnsucht ist, die einen Menschen wahnsinnig
macht? (Ich dachte an
Schumann, aber auch an
mich.) |
Wir sagen nicht ein
Hund spreche vielleicht || möglicherweise zu sich
selber, obwohl wir nichts davon
wissen || wüßten.
Ist das, weil wir seine Seele so genau kennen? Nun,
man könnte so
201.
sagen. – Nur vom Menschen sagen wir, er spreche zu sich
selbst – & nur vom sprechenden Menschen.
Nur von dem, was || der sich so & so
benimmt. – Aber sage ich's auch von mir
nur, weil ich mich so & so benehme? Ich sage es
nicht auf die Beobachtung meines Benehmens hin; aber
wenn ich's sage, hat es nur Sinn, weil ich mich so &
so benehme. – So hat es also nicht darum Sinn, weil ich
es meine?
202. |
Ein Grammophon spricht ja;
& könntest Du nicht annehmen, es habe eine Seele
& meine mit ihr, was es spricht? Ich
verstehe wohl: es ist schwer die || eine
Seele mit
einem Grammophon || einer
Maschine zur Deckung zu bringen,.
Und nun noch gar
das Denken dieser Seele mit dem Sprechen des
Grammophons || der Maschine!
Es ist schwer; aber ist es unmöglich? |
Wie
weiß ich, was es || das
heißt
“zu mir selber (im Innern)
sprechen”? Es ist doch kein
203. ganz
einfacher || eindeutiger
Übergang von der Bedeutung des Wortes
“sprechen”, wenn
es || dies heißt || wenn damit gemeint
ist: Laute hervorzubringen – zu einer
Bedeutung,
in der es das nicht
heißt.
Wenn ich jemand zumute diesen || einen
solchen Übergang zu machen, wie weiß ich da,
wozu er übergehen wird.
Wenn ich Einem sagte: Verwende das
Wort “Zucker” für etwas, was
dem ähnlich || so
ist, wie
Zucker, aber nicht || weder
süß, nicht || , noch
eßbar; so ist
nicht klar, was er nun “Zucker” nennen
204. wird.
|
Revolutionär wird der sein, der sich selbst
revolutionieren kann. |
Der Sessel spricht zu
sich selbst “ …”. Wo
spricht er es? In einem seiner
Teile? Oder außerhalb seiner selbst, in der Luft um
ihn? Oder gar nicht irgendwo? Aber
was ist dann der Unterschied zwischen dem Sprechen dieses
Sessels & dem eines andern Dings? –
Aber wie ist es dann
205. mit dem
Menschen, || : wo spricht er
zu sich
selbst? Wie kommt
es, daß diese Frage irrelevant
erscheint scheint, eine weitere
Ortsbestimmung unnötig, außer der, daß eben
dieser Mensch zu sich selbst spricht, – während die Frage,
wo der Sessel zu sich selbst spreche, eine Antwort zu
verlangen schien || scheint?
Ich glaube, der Grund ist:
wir
wollen wissen, wie
der Sessel einem Menschen entsprechen soll; ob der Kopf am
206.
obern Ende der Lehne zu denken ist,
etc.. || ¤ ob der
Kopf am obern Ende der Lehne ist;
usw.. |
“Kann man
denken, ohne zu reden?” – Und was ist
Denken? Nun, denkst Du nie? Kannst Du Dich
nicht beobachten & sehen, was
vorgeht || sehen, wie's vor sich
geht? Das sollte doch einfach
sein. Du mußt ja darauf nicht wie auf
astronomische Ereignisse
warten & dann in
Eile
Deine Beobachtungen
207. machen.
|
Wenn ich aber denke ohne zu reden & dann in Worten sage, was
ich gedacht habe, wie weiß man daß meine Übertragung in die
Sprache richtig ist? |
Was nennt man noch
“denken”? Wie hat man das Wort
benützen gelernt? – Wenn ich sage, ich
habe || hätte gedacht, muß ich da recht
haben? Und wie ist es zu entscheiden, ob ich recht
habe? Hat man das Wort “denken” so gebrauchen || zu benützen 208. gelernt daß man sich
fragt: “War, was ich getan habe, wirklich ein
Denken?”? |
Was ist das Spiel || Sprachspiel
des ‘Mitteilens’. Was
ist der Mechanismus des Mitteilens? |
Was
ist das Sprachspiel
des Mitteilens? |
Wie ist das,
wenn man zu sich (im Innern)
redet; was geht da vor? |
Erfindungen von Sprachspielen die ich hier
benütze mögen Menschen
209.
phantastisch erscheinen; || – aber was
würden
Menschen,
denen
Philosophie unbekannt ist || die
Philosophie nicht kennten, sagen, wenn
Einer || man ihnen (von dem)
erzählen wollte, was Philosophen geschrieben
haben! Würden sie es für möglich
halten? |
Wir
sagen von einem Papagei nicht, er spreche zu sich selbst; so
wenig wie von einem Grammophon. Aber
könnten wir uns nicht vorstellen, daß
Gott einem Papagei
(plötzlich) Verstand schenkte,
210. & daß
er || dieser nun zu sich selbst redete? –
Aber es ist wichtig, daß ich zu dieser Vorstellung
Gott zu Hilfe nahm. |
Unser Kriterium dafür, daß
Einer zu sich selbst spricht, ist das was er laut sagt,
schreibt,
u.a.. Und wir sagen nur von dem
er spreche zu sich selbst, der, im
gewöhnlichen Sinne, sprechen kann.
Und wir sagen es auch nicht von einem Papagei so wenig wie von
einem Grammophon.
211. |
Ist es
nicht merkwürdig, daß man
nicht sagt: “und dann sprach ich lange Zeit nicht mit
mir,” oder: “und als ich das
zu mir gesagt hatte, schwieg ich eine lange Zeit”?
|
Oder habe ich etwas
übersehen? |
Wie
soll ich's erklären? Nun, nur so wie
Du jemand die Bedeutung des Ausdrucks “zu sich selber
sprechen” erklären || lehren
kannst. Und diese
212. Bedeutung
lernt ja z.B. ein Kind.
Nur, daß niemand sagen wird, wer
einem || Einen || jemand
die Bedeutung dieses Ausdrucks lehrt sage ihm
‘was da vorgeht’ wenn Einer zu sich selbst
spricht. Vielmehr scheint es uns daß || als ob der Lehrer in diesem Fall dem Schüler die Bedeutung gleichsam schonend beibringt, ohne ihm dies zu sagen, daß aber der Schüler durch den Unterricht dazu gebracht wird den Ausdruck zu verstehen, das heiße: sich selbst eine hinweisende Definition zu geben. Und hierin 213. liegt die
Illusion. |
Ich habe
nämlich in der Vorstellung nicht einfach einen Übergang von
einem Ort zu einem andern zu
machen. Wie von Schmerzen in der Hand zu Schmerzen im
Arm. Denn ich soll mir nicht vorstellen, daß ich
an einem Ort seines Körpers Schmerz empfinde (was auch
möglich wäre.). |
“Sieh' 50 + 50 gibt 100” – hier ist die
Technik des Addierens schon bekannt.
Die Frage kann schon 214. gestellt
werden: “Wieviel ist 50 +
50?” –
“Sieh so gibt 50 + 50 100” – dies ist eine Erklärung des Sinnes der Addition überhaupt. Es ist etwa die Antwort auf die Frage: “Was heißt es 50 + 50 addieren; was heißt es, es komme dabei 100 heraus?” Als Antwort lehrt man ihn addieren. |
Der Beweis
macht einen Zusammenhang der Technik. Dieser kann
im Hintergrunde unserer Verwendung des Satzes weiter
bestehen || bestehen.
215. |
Er ist eine
Bahn die nur manchmal begangen
wird. Aber bereitliegt. |
Wann aber
liegt sie bereit? Nicht
nur wenn der Beweis wirklich geliefert worden ist, irgendwo
aufgeschrieben steht, und dergleichen? Wenn er uns, in
einem Sinne, leicht zugänglich
ist?
Und wann, wozu, beschreiben wir die Bahn? Nun, – zu einer Rechtfertigung. Und was wollen wir rechtfertigen? – Die Verwendung dieses Satzes. Dieser Zeichenverbindung, dieser Struktur. 216. Denk Dir die Struktur wäre aus Holz, ein Gerüst. Was könnte die Verwendung eines || dieses Gerüstes rechtfertigen? – Der praktische Erfolg, etwa. Aber auch anderes! (Ich meine nicht, daß dieses Andere nicht im Zusammenhang mit dem || einem praktischen Erfolg steht.) Ich zeige z.B. zu seiner || zur Rechtfertigung, daß es rechtwinklig ist, oder bestimmte Proportionen hat. |
Eine bestimmte Konstruktion
dient dazu, einen rechten Winkel zu liefern.
Euklid beweist, daß
217. sie einen
rechten Winkel gibt. Der praktische Wert dieses Beweises
soll || sollte
also eine Vorhersage sein. |
Nun wohl; es ist eine Vorhersage
mittels eines Beweises.
(Mittels || Vermittels eines
Bildes.) |
Den Beweis
vom bewiesenen Satz getrennt. – Du mußt Dich also überzeugen können, daß dieser Satz der selbe || dieselbe Struktur ist, wie der || die am Ende des Beweises. |
Wenn es
nun nur
218. Dummheit
wäre, was uns den Beweis als Rechtfertigung unsrer
Handlungsweise
erscheinen || annehmen
ließe!
Nun, was weiter? Das ist eben, was
wir Rechtfertigung nennen. So handeln wir
eben! |
Warum soll ich nicht
sagen: “Es ist seltsam, daß wir
rechnen”? Aber wir rechnen eben. |
“Wenn Du der Regel folgen
wirst, so wirst Du das herauskriegen.” – Eine
echte Voraussage. – Wie aber ist das damit zu
vereinbaren, daß man sagen kann: “Wenn
219. Du der Regel
folgst, so mußt Du das erhalten”?
|
Hätte es Sinn zu
sagen: “Wenn Du der Regel folgen wirst, so
wirst Du das erhalten – denn Du mußt es
erhalten.”? Das läßt den Sinn des
Satzes in einem Zwielicht erscheinen. Der Sinn scheint zu
wackeln, wie die Zeichnungen die ich einmal als konkav, einmal als
konvex sehe. |
Ich kann Schmerzen
beschreiben; ich kann die Sprache beschreiben. Aber
wie beschreibe ich nun die Schmerzen, die zu einem
220. Ausdruck der
Sprache gehören? – Da scheint
uns ja ein Zirkel
herauszukommen! || zu
drohen. Weich' dem, was Du da
siehst, nicht aus. |
… könnte
ich etwas für Denken
halten was keins war? |
Kannst Du beobachten, || :
ob Du ‘denkst,
während Du nicht sprichst’? Kannst Du
beobachten ob, was Du tust Denken ist? |
… vorstelle,
sehe
ich || wie mache ich es? Ich schaue die
Leute mitleidsvoll an, sage mir “es muß schwer sein zu
lachen wenn man solche
221. Schmerzen
hat”, & viel der gleichen. |
Warum bist Du so
froh? – Ich freue mich auf sein Kommen. |
“Ich
hoffe daß er
kommen wird” kann ein Bericht sein, oder
auch ein Ausdruck der Hoffnung. |
Der Schrei “Er ist
da!” muß nicht als Mitteilung dienen.
Und nicht als Mitteilung gemeint sein.
Und das heißt: es schaut ganz anders aus, wenn
wir's || ich's
Andern
zurufe & wenn es der
222. Schrei der
Freude ist. |
“Ich hoffe er wird kommen” kann ich vor
mich hin sagen” in der ängstlichen Erwartung er
werde kommen. Und ich kann es einem Andern sagen um ihm zu
erklären, warum ich gewisse Anstalten treffe. Aber es
kann auch beides sein & keins von beiden. Es kommt also hier auf die Absicht an. |
So bestimmt also die
Absicht den Sinn jedes
Satzes? Wie aber, wenn
223. ich sagen
würde:
Sieh die Absicht ja nicht als eine Atmosphäre an, als einen
Schleier, den man erwähnen muß, wenn man
vollständig || ganz
explizit
sein will. |
Man könnte vielleicht sagen: Die Situation
enthält meistens die Absicht. |
Eine Bombe
schlägt in meiner Nähe
ein. Ich renne davon; ich glaube natürlich sie werde
explodieren. Keinerlei Gedanke muß
mir hier
224. durch den Kopf
gegangen sein. |
Man
sagt: “Ich habe natürlich angenommen, sie
werde explodieren”. Etwas natürlich
annehmen heißt meistens || oft nicht
über das & das nachdenken.
Hätte man mich gefragt, so hätte ich gesagt …. Aber das heißt nicht daß ich's mir in irgend einem Sinne sagte. |
“Ich war natürlich der
Meinung er werde kommen.” – Ich habe dabei gar nicht an
ihn gedacht. 225. |
Aber hier hast Du nur einen kausalen
Zusammenhang genannt. || Aber Du hast nur einen kausalen
Zusammenhang festgestellt. || Aber nun hast Du
nur ‒ ‒ ‒
Du hast nur erklärt wie es dazu kam
daß wir uns jetzt nach dem Wegweiser richten nicht worin
dies || dies
Uns-nach-ihm-Richten
besteht. |
Nein ich
habe mehr getan. Ich habe
angedeutet daß sich Menschen nur dann nach Wegweisern richten, wenn
sie sich ständig nach ihnen richten.
|
So hätte sich also,
wer E
in den Kalender || der
das Zeichen E in den Kalender eintrug gar nichts
notiert? 226. Sieh's nicht als
selbstverständlich an, daß Einer sich
etwas notiert der || wenn er ein Zeichen in
einen Kalender einträgt. Eine Notiz hat ja eine
Funktion,, & || . Und
das “E” hat, soweit,
keine.
Frage Dich, was der Sinn und der Zweck , einer Notiz ist. Denke so: “Ist es nicht seltsam || Ich möchte daß der Leser so denkt: merkwürdig daß wir manchmal Zeichen in einen Kalender eintragen || schreiben – wozu tun wir das eigentlich?” |
Denken wir uns
nun
eine Verwendung des E.
Du machst folgende 227.
Erfahrung: Wenn Du eine bestimmte Empfindung hast siehst
Du an einem
Manometer, daß
Dein Blutdruck steigt. Dies setzt
Dich || Dadurch wirst Du
in den in den
Stand gesetzt ein Steigen Deines Blutdrucks ohne
Zuhilfenahme eines || des
Apparats
zu konstatieren || anzusagen. Ein sehr
nützliches Ergebnis. Und nun
scheint || ist
es hier ganz gleichgültig, ob Du Deine Empfindung richtig
wiedererkannt hast oder nicht, oder ob Du den Glauben richtig
als Glauben erkennst.
228. Nehmen wir etwa an, Du irrtest Dich beständig in der Identifizierung, so macht es gar nichts. Und das zeigt schon, daß die Annahme auch nur eine Scheinannahme war. || dieser Irrtum eigentlich keine Annahme war. Wir drehten an einem Knopf der mit dem übrigen Mechanismus gar nicht verbunden war. || Knopf der aussah als könnte man mit ihm etwas an der Maschine einstellen, der aber ein leeres Zierat war || er war aber ein leeres Zierat & mit dem Mechanismus gar nicht verbunden || in Verbindung. |
Wie aber, wenn wir so sagen
wollten: Er ist 229. geneigt immer
wieder dasselbe Zeichen
(“E”) zu
gebrauchen || einzutragen; darum sagen wir er
habe die gleiche Empfindung. (Ähnlich etwa:
Er ist geneigt beim Beten nach oben zu
sehen || schauen, darum sagen wir,
Gott sei in der Höhe.)
|
“Empfindung”
ist aber ein Wort der allgemeinen Sprache.
Welchen Grund haben wir “E” die
Bezeichnung für eine Empfindung zu nennen?
Nun vielleicht eben die Art & Weise wie sie in diesem
Sprachspiel (Steigen
des Blutdrucks)
230. verwendet
wird. |
∣
Aber ferner: Welchen Grund haben wir,
“E” das Zeichen für eine
Empfindung zu nennen.
“Empfindung” ist nämlich ein Wort
unsrer allgemeinen, allen verständlichen
Sprache. Der Gebrauch dieses Worts bedarf also einer
Rechtfertigung, die Alle verstehen. Und es
hülfe Dir auch nichts zu sagen, es müßte keine
Empfindung sein, wenn er “E”
schreibe habe er etwas & …4
|
1) The heading / headword like remarks (and cross-references) on the top of pages 2, 4, 6, 8, 12, 14, 16 seem of earlier date than the surrounding text and are moved here.
2) Continuation from Ms-165,230.
3) The cross-references are to Ms-124 and (deleted) Ms-129.
4) Continuation in Ms-165,42.
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BOXVIEW: http://wittgensteinsource.org/BTE/Ms-165_n