Kann man denn etwas Anderes als
◇◇◇
einen Satz
verstehen?
Oder aber: Ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht. Also: Kann man Etwas anders, als als Satz verstehen? |
⍈
S. 7
Man könnte || möchte davon reden, “einen Satz zu erleben”. Läßt sich dieses Erlebnis niederschreiben? |
[Zu: “das Wort hat nur im Satz
Sinn”]
Da ist es wichtig, daß es in einem gewissen Sinne keinen halben Satz gibt. Das heißt, vom halben Satz gilt, was vom Wort gilt, daß es || er nur im Zusammenhang des Satzes Sinn || Bedeutung hat. |
Prüfen: || Überlegen:
“Das Verstehen fängt aber erst mit dem Satz an(und darum interessiert es uns nicht). || . (Und darum interessiert es uns nicht.)” || Das Verstehen fängt aber erst mit dem Satz an. |
Wie es keine Metaphysik gibt, so gibt es keine Metalogik.
Das Wort “Verstehen”, der Ausdruck “einen
Satz verstehen”, ist auch nicht metalogisch, sondern ein Ausdruck wie
jeder andre der Sprache. |
Man könnte sagen: Wir haben es
also in unsern Betrachtungen mit dem Verstehen des Satzes
nicht zu tun; denn wir selbst müssen ihn verstehen,
damit er für uns ein Satz ist. || Was
soll uns das Verstehen bekümmern? Wir müssen ja den Satz
verstehen, daß er für uns ein Satz ist! 2 |
Es wäre ja auch seltsam, daß die Wissenschaft und
die Mathematik die Sätze gebraucht, aber von ihrem Verstehen
nicht spricht.
|
Man sieht in dem Verstehen das Eigentliche, im Zeichen das
Nebensächliche. –
Übrigens, wozu dann das Zeichen
überhaupt? –
Nur um sich Andern verständlich zu machen?
Aber wie ist das || dies
möglich. || ? || Aber wie
geschieht dies? –
Hier wird das Zeichen als eine Medizin
betrachtet || angesehen || Wir sehen hier || Man sieht hier || da das Zeichen als eine Medizin
an, die im Andern die gleichen
Magenschmerzen || Schmerzen || Zustände hervorrufen soll, wie ich
sie habe. |
Auf die Frage “was meinst du”,
muß zur Antwort kommen: p; und
nicht || kommt zur Antwort: “ich meine
p”, & nicht “ich meine das, was
ich mit ‘p’ meine”. |
Man kann es auch so sagen: wenn man sich immer in einem Sprachsystem
ausdrückt und also, was ein Satz meint, nur durch Sätze dieses
Systems erklärt, so fällt am Schluß die
Meinung ganz aus der Sprache, also aus der Betrachtung, heraus und es
bleibt die Sprache, das Einzige, was wir betrachten
können.
Was ein Satz meint, sagt eine
Erklärung. |
Gesprochenes kann man nur durch die Sprache erklären, || Gesprochenes erklärt man durch die Sprache; darum kann man
die Sprache (in diesem Sinne)
nicht erklären. |
Ich will doch sagen: Die ganze Sprache kann man nicht
interpretieren.
Eine Interpretation ist immer nur eine im Gegensatz zu einer andern. Sie hängt sich an das Zeichen und reiht es in ein weiteres System ein. 3 |
⍈
Zu
S. 2/3 etwa zu
S. 94
Alles was ich in der Sprache tun kann, ist etwas sagen: das eine sagen. (Das eine sagen im Raume der Möglichkeiten dessen, was ich hätte sagen können.) (Keine Metalogik.) |
Wenn Frege gegen die formale
Auffassung der Arithmetik spricht, so sagt er gleichsam:
diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole betreffend, sind
müßig, wenn wir diese verstehen.
Und das Verstehen besteht quasi im Sehen || ist
quasi das Sehen eines
Bildes, aus dem dann alle Regeln folgen
(wodurch sie verständlich werden).
Frege sieht aber nicht,
daß dieses Bild nur wieder ein Zeichen ist, oder
ein Kalkül, der uns den geschriebenen Kalkül
erklärt.
Aber das Verständnis gleicht überhaupt immer dem, welches || Und, was wir Verstehen einer Sprache nennen, gleicht überhaupt dem Verständnis, welches wir für einen Kalkül kriegen, wenn wir z.B. seine Entstehung || Genesis || die Gründe seiner Entstehung, oder seine praktische Anwendung, kennen lernen. Und natürlich lernen wir auch da wieder nur || auch da lernen wir nur einen uns übersichtlicheren Symbolismus statt des fremden kennen. (Verstehen heißt hier etwa übersehen.) |
⍈
Zu
S. 108 oder zum
⇒Kapitel: “Begleitet eine
Kenntnis der
grammatischen Regeln den
Ausdruck
des Satzes
wenn
etc.”
Wenn komplizierte seelische || psychische Vorgänge hinter der Front der Symbole beim Verstehen des Wortes “und” eine Rolle spielen und das Verstehen etwas für uns wesentliches ist, wie kommt es, daß diese Vorgänge in der symbolischen Logik nie erwähnt werden? Wie kommt es, daß von ihnen in der Logik nie die Rede ist, noch sein braucht? |
Im
gewöhnlichen Leben, wenn || Wenn ich jemandem einen Befehl
gebe, so ist es mir ganz genug,
ihm Zeichen zu geben.
Und ich würde nie sagen: das sind ja nur Worte, und ich
muß hinter die Worte dringen.
Ebenso, wenn ich jemand etwas gefragt hätte und er gibt
mir eine Antwort (also ein Zeichen), bin ich zufrieden –
das war gerade, was ich erwartete – und wende nicht ein: das
ist ja eine bloße Antwort.
Es ist klar, daß nichts anderes erwartet
werden konnte, und daß die Antwort den
Gebrauch der Sprache || des bestimmten
Sprachspiels || einer Sprache
voraussetzte. Wie || ; wie alles, was zu
sagen ist. || wir sagen können. 4 |
Wenn man aber sagt “wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe
ja nur seine Zeichen”, so sage ich:
“wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch
nur seine Zeichen”. |
“Etwas habe ich aber doch gemeint, als ich das
sagte!” –
Gut, aber wie können wir, was es ist, herausbringen?
Doch wohl nur dadurch,
daß er es uns sagt.
Wenn wir nicht sein übriges Verhalten zum || als
Kriterium nehmen sollen, dann also das, was er uns erklärt.
Du meinst, was Du sagst. 5 |
“Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht; hast Du etwas
damit gemeint? –
Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir kommen”.
Wie meinte er etwas?
Hat er also etwas Anderes gemeint, als, was er
ausdrückte || zeigte?
Oder ist die Frage nur: hat er gemeint was er
zeigte? Also er konnte etwas meinen, oder auch nichts meinen. Und wenn er etwas meinte, war es eben was er zeigte oder etwas Anderes? Die Frage ist, ob man fragen darf “was hast Du gemeint”. || Darf man hier fragen: “was hast Du gemeint”? – Auf diese Frage (aber) kommt ein Satz zur Antwort. Während, wenn man so nicht fragen darf, das Meinen – sozusagen – amorph ist || Darf man so nicht fragen, so ist das Meinen – sozusagen – amorph. Und “ich meine etwas mit dem Satz” ist dann von derselben Form, || ähnlicher Form wie: “dieser Satz ist nützlich”, oder “dieser Satz greift in mein Leben ein”. |
(Könnte man aber || auch antworten: “ich habe etwas mit dieser
Bewegung gemeint, was ich nur durch diese Bewegung ausdrücken
kann”?) |
Wir unterscheiden doch Sprache, von dem, was nicht Sprache ist
Schrift von dem, was keine Schrift ist.
Wir sehen Striche etwa Folgen von Strichen auf einer
Mauer, und und sagen, wir verstehen sie;
und wir sehen andere, und wir sagen,
sie bedeuten nichts (oder, uns nichts).
Damit ist doch eine sehr allgemeine Erfahrung
charakterisiert, die wir nennen könnten: “etwas als Sprache
verstehen” – ganz abgesehen davon || von
dem, was wir aus dem gegebenen
Gebilde || den Strichen (etc.)
herauslesen.
(Die || Vergleiche:
die Handlungen zweier Personen als Züge (Handlungen) eines
Spiels verstehen.) |
Ich sehe eine deutsche Aufschrift und eine
chinesische. || : Ist die
chinesische etwa ungeeignet etwas mitzuteilen?
[Neue Zeile]
– Ich sage, ich habe Chinesisch nicht
gelernt.
Aber das Lernen der Sprache
fällt || dies
fällt als bloße Ursache,
Geschichte, aus der Gegenwart || gegenwärtigen Situation heraus.
Nur auf seine Wirkungen kommt es an, und die sind Phänomene, die eben
nicht eintreten, wenn ich das Chinesische
6a sehe || anschaue.
(Warum sie nicht eintreten, ist ganz
gleichgültig.) |
“Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden,
willkürliche Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis des Verstehens mit dem Erlebnis des
Hörens der Zeichen, wenn wir ‘die
Sprache der Andern
verstehen’?” |
Wenn mir jemand etwas sagt und ich verstehe es, so geschieht mir dies
ebenso, wie, daß ich höre was er
sagt. || wie,
daß ich, was er sagt,
höre.
Und hier ist Verstehen das Phänomen, welches sich einstellt, || die Phänomene welche sich einstellen, wenn ich einen deutschen Satz höre, und welches dieses Hören vom Hören eines Satzes einer mir nicht geläufigen || bekannten || fremden Sprache unterscheidet. |
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei
uns || mir in der Chiffre gegeben und auch der
Schlüssel, dann ist uns || mir natürlich, in
gewisser Beziehung || gewissem
Sinne || einer Beziehung,
alles zum Verständnis der Chiffre
gegeben.
Und doch würde ich, gefragt “verstehst Du diesen Satz in der
Chiffre”, etwa || vielleicht
antworten: Nein, ich muß ihn erst
entziffern; und erst, wenn ich ihn
z.B. ins Deutsche
übertragen hätte, würde ich sagen “jetzt verstehe ich
ihn”.
Wenn man hier die Frage stellte: “In welchem Augenblick der Übertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz”, so würde man einen Einblick in das Wesen dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. || in das Wesen des Verstehens erhalten. |
Ich sage einen Satz “ich sehe einen schwarzen Kreis”;
aber auf die Worte || Wörter
kommt es doch nicht an; sagen || setzen
wir also statt dieses Satzes “a b c d
e”.
Aber nun kann ich nicht ohne weiteres mit diesem Zeichen den oberen
Sinn verbinden (es sei denn, daß ich es als
ein Wort auffasse und dies als Abkürzung des oberen
Satzes).
Diese Schwierigkeit
6b sehe ||
anschaue.
(Warum sie nicht eintreten, ist ganz
gleichgültig.) |
“Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden,
willkürliche Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis des Verstehens mit dem Erlebnis des
Hörens der Zeichen, wenn wir ‘die Sprache der
Andern verstehen’?” |
Wenn mir jemand etwas sagt und ich verstehe es, so geschieht mir dies
ebenso, wie, daß ich höre was er
sagt. || wie,
daß ich, was er sagt,
höre. Und hier ist Verstehen das Phänomen, welches sich einstellt, wenn ich einen deutschen Satz höre, und welches dieses Hören vom Hören eines Satzes einer mir nicht geläufigen || bekannten Sprache unterscheidet. |
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei uns in der Chiffre
gegeben und auch der Schlüssel, dann ist uns natürlich, in gewisser
Beziehung, Alles zum Verständnis der Chiffre
gegeben.
Und doch würde ich, gefragt “verstehst Du diesen Satz in der
Chiffre”, etwa antworten: Nein, ich
muß ihn erst entziffern; und erst, wenn ich ihn
z.B. ins Deutsche übertragen hätte, würde ich
sagen “jetzt verstehe ich ihn”.
Wenn man hier die Frage stellte: “In welchem Augenblick der Übertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz”, so würde man einen Einblick in das Wesen dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. || in das Wesen des Verstehens erhalten. |
Ich sage einen Satz “ich sehe einen schwarzen Kreis”;
aber auf die Worte || Wörter
kommt es doch nicht an; sagen || setzen
wir also statt dieses Satzes “a b c d
e”.
Aber nun kann ich nicht ohne weiteres mit diesem Zeichen den oberen
Sinn verbinden (es sei denn, daß ich es als
ein Wort auffasse und dies als Abkürzung des oberen
Satzes).
Diese Schwierigkeit
7 ist doch aber sonderbar.
Ich könnte sie so ausdrücken: Ich bin nicht gewöhnt statt
‘ich’ ‘a’ zu sagen und statt
‘sehe’ ‘b’, und statt
‘einen’ ‘c’,
etc..
Aber damit meine ich nicht, daß ich, wenn ich daran
gewöhnt wäre, mit dem Worte ‘a’ sofort das
Wort ‘ich’ assoziieren würde; sondern,
daß ich nicht gewöhnt bin
‘a’ an der Stelle von ‘ich’ zu
gebrauchen – in der Bedeutung von ‘ich’.
|
“Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas
damit”. –
Wenn man sich überlegt, was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte
meinen (und nicht nur sagen), so ist es uns, als wäre
dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer
liefen. –
Als ob sie gleichsam in uns eingriffen. ¥
S. 1/2 ⋎ |
Ich verstehe einen Befehl als Befehl,
d.h., ich sehe
in ihm nicht nur diese Struktur von Lauten oder Strichen, sondern
sie hat – sozusagen – einen Einfluß
auf mich.
Ich reagiere auf einen Befehl (auch ehe ich ihn befolge)
anders, als etwa auf eine Mitteilung oder Frage.
(Ich lese ihn in anderem Tonfall mit anderer
Geste.) ¥
S. 19/2 ⋎ |
Ich sage: Das Verstehen bestehe darin,
daß ich eine bestimmte Erfahrung
habe. ‒ ‒
Daß diese Erfahrung aber das Verstehen dessen ist – was ich verstehe – || ein verstehen ist besteht darin, daß diese Erfahrung ein Teil meiner Sprache ist. |
Bedenke auch: Man kann manchen Satz nur im
Zusammenhang mit anderen verstehen.
Wenn ich
z.B. irgendwo
lese: || In einer Erzählung steht:
“nachdem || Nachdem er das gesagt hatte, verließ er
sie, wie am vorigen
Tag”.
Fragt || ,”¤ – fragt man mich, ob
ich diesen Satz verstehe, so wäre || ist
(es)
nicht ganz leicht,
darauf || drauf zu
antworten.
Es ist ein deutscher Satz und insofern
8
verstehe ich ihn.
Ich wüßte, wie man diesen Satz etwa gebrauchen
könnte, ich könnte selbst einen Zusammenhang für
ihn erfinden.
Und doch verstehe ich ihn nicht so, wie ich ihn
verstünde, wenn ich das Buch || die
Erzählung bis zu dieser Stelle gelesen hätte.
(Vergleiche Sprachspiele.) |
Was heißt es, ein gemaltes Bild zu
verstehen?
Auch da gibt es
Verständnis || Verstehen und Nichtverstehen. Und || ; und auch
hier || da kann
“Verstehen || verstehen” und “nicht verstehen”
verschiedenerlei heißen.
Wir können uns ein Bild denken, das eine
Anordnung von Gegenständen im dreidimensionalen Raum darstellen soll || Das Bild soll eine Anordnung von Gegenständen im
dreidimensionalen Raum darstellen || Das Bild stellt eine Anordnung
von Gegenständen im Raum dar, aber wir sind für einen Teil des Bildes
unfähig, Körper im Raum darin zu sehen; sondern sehen || ich bin
für einen Teil des Bildes || einen Teil des Bildes bin ich unfähig,
körperlich zu sehen; sondern sehe dort nur
die gemalte || Farbflecke auf
der Bildfläche.
Wir können dann sagen, wir verstehen || ich verstehe
diese Teile des Bildes nicht.
Es kann sein, daß die
räumlichen || die Gegenstände, die dargestellt sind, uns bekannt,
d.h. Formen sind, die wir aus der Anschauung
von Körpern || Anschauung her kennen, es || Es
können aber auch Formen || Gegenstände auf dem Bild dargestellt
sein, die wir noch nie gesehen haben.
Und da gibt es wieder den Fall, wo etwas
–
z.B. – || (z.B.) wie ein Vogel
aussieht || ausschaut, nur nicht wie einer, dessen Art ich kenne; oder
aber, wo ein räumliches Gebilde dargestellt
ist || ein räumliches Gebilde ist dargestellt, dergleichen ich
noch nie gesehen habe.
Auch in diesen Fällen kann man von einem Nichtverstehen des
Bildes reden, aber in einem anderen Sinne als im ersten
Fall. || Vielleicht aber kenne ich alle
Gegenstände, verstehe aber – in anderem Sinne – ihre Anordnung
nicht. |
Aber noch etwas: Angenommen, das Bild
stellte Menschen dar, wäre aber
klein, und die Menschen darauf etwa einen Zoll || ein Meter || ,
und die Menschen darauf wären etwa ein Zoll lang.
Angenommen nun, es gäbe Menschen, die diese Länge hätten, so
würden || könnten wir sie || diese in dem Bild erkennen und es würde uns nun einen ganz
andern Eindruck machen, obwohl doch die Illusion der
dreidimensionalen Gegenstände ganz dieselbe wäre. || als den
gewöhnlichen. ¤
Und doch ist || besteht der
tatsächliche || dieser
tatsächliche Eindruck,
wie er da ist, unabhängig davon, daß ich einmal
Menschen in der gewöhnlichen Größe, und nie
Zwerge, gesehen habe || Und doch spielt in den Eindruck
den ich beim Anblick des Bildes habe nicht ||
d.h. es spielt in diesen Eindruck
nicht die Erinnerung hinein, wenn auch dies
die Ursache
9
des Eindrucks ist. |
Dieses Sehen der gemalten Menschen als Menschen (im Gegensatz etwa
zu Zwergen) ist ganz analog dem Sehen des Bildes || der Zeichnung als dreidimensionales
Gebilde.
Wir können hier nicht sagen, wir sehen immer dasselbe und fassen es
nachträglich, einmal als das Eineund || , einmal als das Andre auf,
sondern wir sehen jedes Mal etwas Anderes. |
Und so auch, wenn wir einen Satz mit Verständnis und ohne Verständnis
lesen.
(Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit falscher
Betonung liest, ihn daher nicht versteht, und nun auf einmal
daraufkommt, wie er zu lesen ist.) |
(Beim Lesen einer
schleuderhaften Schrift kann man erkennen, was es heißt, etwas in das
gegebene Bild hineinsehen.) || (Lesen einer schleuderhaften
Schrift.) |
Wenn man eine Uhr abliest, so sieht man einen
Komplex von Strichen, Flecken
etc., aber auf ganz bestimmte Weise, wenn man
ihn als Uhr und Zeiger auffassen will. || auffaßt. |
⇒
Zu “Lernen der Sprache”
Wir könnten uns den Marsbewohner denken, der auf der Erde erst nach und nach den Gesichtsausdruck der Menschen als solchen verstehen lernte und den drohenden erst nach gewissen Erfahrungen als solchen empfinden lernt. Er hätte bis dahin diese Gesichtsform angeschaut || angesehen, wie wir die Form eines Steins betrachten. |
⇒
Zu “Lernen der Sprache”
Kann ich so nicht sagen: er lernt erst die befehlende Geste in einer gewissen Satzform verstehen? 10 |
⇒
Zu: “Lernen der Sprache”
Chinesische Gesten verstehen wir so wenig, wie chinesische Sätze. [D.h. es gibt nicht nur Unverständnis für Sätze. Wie aber lernen wir die Sprache fremder Gesten? Sie können uns durch Worte erklärt werden. Man kann uns sagen “das ist bei diesem Volk eine höhnische Gebärde”, etc.. Oder aber wir lernen die Gebärden verstehen wie wir als Kind die Gebärden & Mienen der Erwachsenen – ohne Erklärung – verstehen lernen. Und verstehen lernen heißt eben in diesem Sinne nicht erklären lernen & wir verstehen dann die Miene, können sie aber nicht durch einen andern Ausdruck erklären.] 11 |
“Verstehen”, damit meine ich || Ich meine mit dem Wort
“Verstehen” ein Korrelat der Erklärung
des Sinnes, nicht einer – etwa
medizinischen – Beeinflussung.
Mit dem Worte “Mißverständnis” meine ich also wesentlich etwas, was sich durch Erklärung beseitigen läßt. Eine andere Nichtübereinstimmung nenne ich nicht “Mißverständnis”. ¥
S. 2/3 ⋎﹖
|
Verständnis entspricht der Erklärung; soweit es aber
der Erklärung nicht entspricht, ist es unartikuliert und geht uns
deswegen nichts an || interessiert uns darum nicht; oder
es ist artikuliert und entspricht dem Satz selbst, dessen
Verständnis wir beschreiben wollten. || dessen
Sinn wir wiedergeben wollen. |
Wissen, was der Satz besagt, kann nur heißen:
die Frage beantworten können “was sagt
er?”. |
Den Sinn eines Satzes verstehen || kennen, kann nur
heißen || soll
heißen: die Frage “was ist sein
Sinn” beantworten können. |
Denn ist hier “Sinn haben”, quasi,
intransitiv gebraucht, so daß man also nicht
den Sinn eines Satzes von dem eines anderen Satzes
unterscheiden kann, dann ist das Sinnhaben eine, den Gebrauch des
Satzes begleitende, Angelegenheit, die || ein
den Gebrauch des Satzes begleitender Vorgang,
der uns nicht interessiert. |
Das Triviale, was ich zu sagen habe, ist, daß auf
den Satz “ich sage das nicht nur, ich meine
etwas damit” und die Frage “was?”, ein
weiterer Satz, in irgend welchen Zeichen, zur Antwort kommt.
12 |
Aber man kann fragen: Ist denn das Verständnis nicht etwas
anderes als der Ausdruck des Verständnisses?
Ist es nicht so, daß der Ausdruck des
Verständnisses eben ein unvollkommener Ausdruck ist?
Das heißt doch wohl, ein Ausdruck, der etwas
ausläßt, was wesentlich
ausdrückbar || unausdrückbar ist.
Denn sonst könnte ich ja eben einen bessern finden.
Also wäre der Ausdruck ein vollkommener
Ausdruck. ‒ ‒ ‒ |
Es ist eine häufige || geläufige Auffassung, || eine sehr häufige
Auffassung: daß Einer
gleichsam nur unvollkommen zeigen kann, ob
er || er einen Satz || ein Zeichen (einen
Befehl) verstanden hat. || sein Verständnis nur
unvollkommen zeigen kann.
Daß er gleichsam nur immer aus der Ferne darauf deuten, auch sich ihm nähern, es aber nie mit der Hand berühren || ergreifen kann. Und das Letzte immer ungesagt bleiben muß. |
Man will etwa sagen: Er versteht
es || den Befehl || , was Du ihm
befohlen hast zwar ganz, kann dies aber nicht ganz
zeigen, da er sonst schon tun müßte, was ja
erst in Befolgung des Befehls geschehen
darf || soll.
So kann er also nicht zeigen, daß er es ganz
versteht.
D.h. also, er weiß immer mehr,
als er zeigen kann. |
Man möchte sagen: er ist mit seinem Verständnis
bei der Tatsache ||
bei || bei der
Ausführung, aber die Erklärung kann nie die
Ausführung enthalten.
Aber das Verständnis enthält nicht die Ausführung, sondern ist nur das Symbol, das bei der Ausführung übersetzt wird. |
Die Schwierigkeit ist, die Grammatik
des Wortes “meinen” klar zu sehen. Aber der Weg
dazu ist nur der, || der über die Antwort auf die Frage
“welches || Der Weg dazu, die Grammatik des Wortes
“meinen” klar zu sehen, führt über die Frage
“welches ist das Kriterium dafür,
daß wir etwas so meinen” und
welcher Art ist der Ausdruck, den dieses “so”
vertritt.
Die Antwort auf die Frage
“wie ist das gemeint” hält || stellt die Verbindung zwischen zwei sprachlichen
Ausdrücken || zwischen
13 zwei Sprachen
her.
Also fragt auch die Frage nach dieser Verbindung.
Der Gebrauch der Hauptwörter “Sinn”,
“Bedeutung”, “Auffassung” und
anderer
Wörter verleitet uns zu glauben, daß dieser Sinn
etc. dem Zeichen so gegenübersteht, wie das
Wort, der Name, || – der Name
– dem Ding, das sein Träger ist.
So daß man sagen könnte: “‘der || Der Pfeil || Das Zeichen hat
eine ganz bestimmte Bedeutung,’ ist in einer ganz
bestimmten Weise gemeint, die ich nur faute de mieux wieder
durch ein Zeichen ausdrücken muß”.
Die Meinung, die Intention wäre quasi seine
Seele, die ich am liebsten direkt zeigen möchte, aber auf die ich leider
nur indirekt durch ihren Körper hinweisen kann. – Wenn ich um den Sinn eines Pfeils zu erklären sage: “ich meine diesen Pfeil so, daß man ihm durch eine Bewegung in der Richtung vom Schwanz zur Spitze folgt”, so gebe ich eine Definition (ich setze ein Zeichen für ein andres), während es scheint, als hätte ich sozusagen die Aussage || Angabe des Pfeils || die der Pfeil meint ergänzt. Ich habe den Pfeil durch ein neues Zeichen ersetzt, das wir statt des Pfeiles gebrauchen können. – Gebrauchen können –. Während es scheint, als wäre der Pfeil selbst wesentlich unvollständig || unvollkommen, ergänzungsbedürftig, und als hätte ich ihm nun die nötige Ergänzung gegeben. Wie man eine Beschreibung eines Gegenstandes als unvollkommen erkennt und vervollständigt || vervollständigen kann. Als hätte der Pfeil die Beschreibung angefangen und wir sie durch den Satz vollendet. – Auch so: Wenn ich, wie oben, sage “ich meine diesen Pfeil so, daß …”, so macht es den Eindruck, als hätte ich jetzt erst das Eigentliche beschrieben, die Meinung; als wäre der Pfeil gleichsam nur das Musikinstrument, die Meinung aber die Musik, oder besser: der Pfeil, das Zeichen – das heißt in diesem Falle – die Ursache des inneren, seelischen, Vorgangs, und die Worte der Erklärung erst die Beschreibung dieses Vorgangs. Hier spukt die Auffassung des Satzes als eines Zeichens des Gedankens; und des Gedankens als eines Vorgangs in der Seele, oder im Kopf. 14 |
Was die Erklärung des Pfeiles betrifft, so ist es klar,
daß man sagen kann: “Dieser
Pfeil bedeutet || sagt nicht,
daß du dorthin (mit der
Hand zeigend) gehen sollst, sondern dahin.” – Und ich würde diese
Erklärung natürlich verstehen. – || ” und daß diese
Erklärung verstanden werden könnte. |
“ || “Das
Verständnis eines Satzes kann nur die Bedingung dafür sein,
daß wir ihn anwenden können.
D.h., es kann nichts sein, als diese
Bedingung || die Bedingung und es
muß die Bedingung der Anwendung
sein.” || ”
|
Wenn “einen Satz verstehen” heißt,
in gewissem Sinn || bestimmter Weise
nach ihm handeln, dann kann das Verstehen nicht die logische Bedingung
dafür sein, daß wir nach ihm handeln.
|
Was wir ‘verstehen lernen’ nennen || Das
Kriterium des Verstehens ist manchmal ein Vorgang des
Übertragens, Übersetzens, || Übersetzens des Zeichens in
eine andere || eine Handlung; wir übertragen den Satz in
eine andere Sprache || in andere Zeichen, wir zeichnen nach der
Beschreibung ein Bild oder stellen uns eins vor;
etc.
|
Wir reden von dem Verständnis eines Satzes vielfach als der Bedingung
dafür, daß wir ihn anwenden können.
Wir sagen “Wir können einen Befehl nicht befolgen wenn wir
ihn nicht verstehen” oder “ehe wir ihn
verstehen”. ⇒
[das Wort “können”,
“muß” verdächtig] |
Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es in Ton kneten || plastisch wiedergeben. –
Ich verstehe diese Beschreibung genau, ich könnte eine Zeichnung nach
ihr machen. ¥
17/1, 2 ⋎ |
Wenn hier das Verstehen ein psychischer Vorgang ist || unter dem
‘Verstehen’ ein psychischer Vorgang gemeint ist
& gesagt werden soll, daß dieser Vorgang
erfahrungsgemäß eintreten muß || eintritt ehe ein
Mensch einen Befehl befolgen kann, so interessiert uns diese Aussage
nicht. –
Sollte definiert werden; || , den Befehl befolgen heiße man es
nur, wenn jener psychische Vorgang eingetreten sei, so wäre diese Definition
müßig.
Soll aber ‘verstehen’ hier heißen: erklären können, – warum sollte das notwendig sein um den Befehl zu befolgen. Natürlich handelt es sich hier nicht um logische Notwendigkeit. |
Man könnte es in gewissen Fällen geradezu als Kriterium des
Verständnisses || Verstehens
setzen || festsetzen, daß man den Sinn des Satzes
muß zeichnerisch darstellen können. 16 |
⍈
Zu
S. 42
Es ist sehr sonderbar: Das Verstehen einer Geste möchten || werden wir durch ihre || mit Hilfe ihrer Übersetzung in Worte erklären und das Verstehen von Worten durch eine Übersetzung in Gesten. || Es ist sehr sonderbar: Wir sind versucht, das Verstehen einer Geste durch ihr entsprechende Worte zu erklären, und das Verstehen von Worten durch diesen entsprechende Gesten. || das Verstehen einer Geste als Fähigkeit zu erklären, sie in Worte zu übersetzen, und das Verstehen von Worten durch diesen entsprechende Gesten. || Es ist sonderbar: eine Geste möchten wir durch Worte erklären, und das Verstehen von Worten durch diesen entsprechende Gesten. |
Wenn man mir sagt “bringe eine gelbe Blume” und ich
stelle mir vor, wie ich eine gelbe Blume hole, so kann das zeigen,
daß ich den Befehl verstanden habe.
Aber ebenso, wenn ich ein Bild des Vorgangs male. –
Warum?
Wohl, weil das, was ich tue, mit Worten des Befehls beschrieben werden
muß.
Oder soll ich sagen, ich habe tatsächlich einen (dem
ersten) verwandten Befehl ausgeführt. |
[umgearbeitet] Nun ist die Frage: Muß ich wirklich in
so einem Sinne das Zeichen verstehen, um etwa darnach handeln zu
können? –
Wenn jemand sagt: “gewiß!
sonst wüßte ich ja nicht, was ich zu tun
habe”, so würde ich antworten: “Aber
es gibt ja keinen Übergang vom Wissen zum
Tun”. || Aber vom Wissen zum Tun ist ja
doch wieder ein Sprung”.
Und keine prinzipielle Rechtfertigung dessen,
daß es das war, was dem Befehl
entsprach”. |
Was heißt dann also der Satz:
“Ich muß den Befehl verstehen, ehe
ich nach ihm handeln kann”?
Denn dieser Satz || dies zu sagen,
hat natürlich einen Sinn.
Aber gewiß || jedenfalls
wieder keinen metalogischen. |
[überarbeite] Die Idee, die man von dem Verstehen hat, ist etwa,
daß man dabei von
17 dem Zeichen näher an die verifizierende
Tatsache kommt, von den Worten des Befehls näher zur
Ausführung, etwa durch die Vorstellung.
Und wenn man auch nicht wesentlich,
d.h. logisch,
näher kommt, so ist doch etwas an der Idee richtig,
daß das Verstehen in dem Vorstellen der Tatsache
besteht.
Die Sprache der Vorstellung ist in dem gleichen Sinne wie die
Gebärdensprache primitiv. |
⍈
“Aber ich muß doch einen Befehl verstehen,
um nach ihm handeln zu können”.
Hier ist das ‘muß’
verdächtig.
Wenn das wirklich ein Muß ist –
ich meine – wenn es ein logisches
Muß ist, so handelt es sich hier um eine
grammatische Anmerkung. |
(Es kann keine notwendige Zwischenstufe zwischen
dem Auffassen eines Befehls und dem Befolgen geben.)
|
Wenn das Verstehen eine notwendige﹖ Vorbereitung
des Folgens war, so muß es dem Zeichen etwas
hinzugefügt haben; aber || , so hat es wohl dem Zeichen des
Befehls etwas hinzugefügt. – Aber
etwas, was || Wenn das Verstehen eine Vorbereitung des
Befolgens war, so kann man es || das Verstehen so auffassen, daß es
dem Zeichen (des Befehls) etwas hinzufügt; aber etwas was daß es dem Zeichen (des Befehls) etwas hinzufügt; aber
etwas was jedenfalls nicht die Ausführung war. || Das
Verstehen, wenn es eine Vorbereitung des Befolgens war, kann man so
auffassen, daß es dem Zeichen (des Befehls) etwas hinzufügt; aber
etwas was jedenfalls nicht die Ausführung war.
|
⍈
[Zu: Die Kluft zwischen Befehl & Ausführung nicht
durch Ähnlichkeit überbrücken]
Wenn gesagt würde, daß der, der den Befehl erhält, wenn er ihn versteht eben außer den Worten Vorstellungen erhält, die der Ausführung des Befehls ähnlich sind, (während es die Worte nicht sind), so gehe ich noch weiter und nehme an, || will ich noch weiter gehen & annehmen, daß der Befehl dadurch gegeben wird, daß wir den Andern die Bewegungen, die er etwa in || in 5 Minuten ausführen soll, jetzt durch mechanische Beeinflussung (etwa indem wir seine Hand führen) auszuführen || auszuführen veranlassen || veranlassen die Bewegungen, die er in 5 Minuten ausführen soll, jetzt durch mechanische Beeinflussung auszuführen; und näher kann ich doch wohl der Ausführung des Befehls im || in seinem Ausdruck des Befehls nicht kommen. Dann haben wir die Ähnlichkeit der Vorstellung durch eine viel 18 größere
Ähnlichkeit ersetzt.
Und der Weg vom Symbol || Zeichen zur
Wirklichkeit || wirklichen Ausführung
scheint hier || nun sehr verkürzt zu
sein.
(Ebenso könnte ich, um zu beschreiben, in welcher Stellung ich
mich bei der und der Gelegenheit befunden habe, diese Stellung
einnehmen.) ⇒
(Siehe: Erwarten, Wünschen,
etc.)
Es ist damit auch gezeigt, daß || , daß || wie das Vorkommen von Phantasiebildern, Vorstellungen, für den Gedanken ganz unwesentlich ist || Phantasiebilder & Vorstellungen || Phantasiebilder, Vorstellungen, für den Gedanken unwesentlich sind. || Es ist damit auch das Unwesentliche der Phantasiebilder für den Gedanken gezeigt. |
⍈
Ich könnte auch sagen: Es scheint uns, als ob, wenn wir den Befehl – z.B.
|
⇒
Zu: “Deuten”
Nun müßte man allerdings darauf sagen: Aber was veranlaßt Dich denn zu gerade dieser || Dich gerade zu dieser Deutung? Ist es der Befehl, dann war er ja schon eindeutig, da er nur diese Deutung befahl. Oder, hast Du die Deutung willkürlich hinzugefügt –, dann hast Du ja auch den Befehl nicht verstanden, sondern erst das, was Du aus ihm (auf eigene Faust) gemacht hast. |
⇒
Zu: “Deuten”
Eine ‘Interpretation’ ist doch wohl etwas, was in Worten || Zeichen gegeben wird. Es ist diese Interpretation im Gegensatz zu einer anderen (die anders lautet). – Wenn man also sagt || sagen wollte “jeder Satz bedarf noch einer Interpretation”, so hieße das: kein Satz kann ohne einen Zusatz verstanden werden. |
(Dieser Satz bleibt im
§) “Ich kann den Befehl nicht
ausführen, weil ich nicht verstehe, was Du meinst. –
Ja, jetzt verstehe ich Dich”.
Was ging da vor, als ich plötzlich den Andern verstand? ⋎ Da gab es viele Möglichkeiten: Der Befehl konnte z.B. mit falscher Betonung gegeben worden sein, & es fiel mir plötzlich die richtige Betonung ein. Einem Dritten würde ich dann sagen: “jetzt verstehe ich ihn, er meint: …” & nun würde ich den Befehl in richtiger Betonung wiederholen. Und in der richtigen Betonung verstünde ich nun den Befehl, das heißt: || ihn nun; d.h., ich müßte nun nicht noch einen abstrakten Sinn erfassen sondern es genügt mir vollkommen den wohlbekannten deutschen Wortlaut zu haben || der wohlbekannte deutsche Wortlaut. – Oder aber der Befehl wäre || ist mir in verständlichem Deutsch gegeben worden schiene mir aber ungereimt, da ich ihn auf irgend eine Weise mißverstehe || in irgend einer Weise mißverstand; dann fiel mir eine Erklärung ein “ach, er meint …” & nun kann ich den Befehl ausführen. Oder es schwebten mir. … ¥ S. 20/4 ⋎ || Ich konnte mich natürlich irren, und daß ich den Andern verstand, war eine Hypothese. Aber 19 es fiel mir etwa
plötzlich eine Deutung ein, die mir einleuchtete.
Aber war diese Deutung etwas anderes als ein Satz der
Sprache? || sprachlicher Ausdruck? || als eine Erklärung?
|
Es || Oder
es konnten mir auch vor diesem Verstehen mehrere Deutungen
vorschweben || ‘mehrere Deutungen vorschweben’ || Oder es schwebten mir auch vor diesem Verstehen mehrere
Deutungen vor, für deren eine ich mich endlich
entscheide.
Aber das Vorschweben von || der
Bedeutungen || Deutungen war das Vorschweben von Ausdrücken einer
Sprache. |
Wer zwischen zwei Arten schwankt einen Befehl zu verstehen,
schwankt || einen Befehl zu verstehen schwankt, der schwankt
zwischen zwei Deutungen, zwischen zwei Erklärungen. |
⍈
→
S. 7/2
Was heißt es: verstehen, daß etwas ein Befehl ist, wenn man auch den Befehl selbst noch nicht versteht? (“Er meint: ich soll etwas tun, aber was er wünscht, weiß ich nicht.”) 20 |
Deuten wir denn etwas, wenn uns jemand einen Befehl gibt?
Wir fassen auf, was wir hören oder sehen; oder; wir sehen, was wir
sehen. |
Ein Zeichen deuten, ihm eine Deutung hinzufügen, ist ein Vorgang der wohl
in gewissen || manchen Fällen geschieht aber durchaus nicht immer
wenn ich ein Zeichen verstehe. |
Es gibt Fälle, in denen wir einen erhaltenen Befehl deuten und
Fälle, in denen wir es nicht tun.
Eine Deutung ist eine Ergänzung des gedeuteten Zeichens durch ein Zeichen. |
Wenn mich jemand fragt: “wieviel Uhr ist es”, so
geht in mir dann keine Arbeit des Deutens vor.
Sondern
ich || Ich reagiere unmittelbar auf das, was ich sehe
und höre. |
⍈
Zu
S. 18
Denken wir uns einen Zerstreuten, der || Der Zerstreute der auf den Befehl “rechtsum” sich nach links gedreht hätte und nun, an die Stirne greifend, sagte “ach so – ‘rechtsum’!” und rechtsum machte. ⇒ [gehört eigentlich zu einer Bemerkung: “das Wort, wenn wir es verstehen gewinnt Tiefe”] Ist ihm eine Deutung eingefallen? |
Ich deute die Worte; wohl; aber deute ich auch die Mienen?
Deute ich, etwa, einen Gesichtsausdruck als
drohend? || , oder
freundlich? –
Es kann
geschehen. || Auch das kann übrigens
geschehen. |
Wenn ich nun sagte: Es ist nicht genug,
daß ich das drohende Gesicht wahrnehme, sondern ich
muß es erst deuten. –
Es zückt jemand das Messer
21
und
ich sage: “ich verstehe das als eine
Drohung”. |
⍈
⍈
(Denken wir an verschiedene Befehle, die wir nicht ausführen
können: ein Gewicht zu heben das uns zu schwer ist, einen Arm zu heben der gelähmt ist, ein Haar aufzustellen, sich eines Namens zu erinnern der uns entfallen ist, einen Satz zu verstehen). Kann man sagen, daß man den Befehl, den gelähmten Arm zu heben in gewissem Sinne nicht versteht? [Bewegen der Finger bei verschränkten Händen.] Den Befehl verstehen, heißt etwa darstellen können wie es wäre wenn er ausgeführt würde. Und nun kann ich mir wohl vorstellen oder zeichnen etc. wie es wäre wenn sich die Bewegung des Arms vollzöge; aber, wenn er sich auf den Befehl hin höbe, so würden wir doch nicht sagen, wir haben ihn gehoben. Wir hätten also den Befehl nicht ausgeführt. Denken wir an die Befehle: “habe Schmerzen!” & “rufe Dir Schmerzen hervor!” Ferner: “stelle || Stelle Dir einen roten Kreis vor!” 22 |
Wissen wie ein Wort gebraucht wird = Es anwenden
können. |
Vergleiche: “Ich sehne mich nach ihm” “Ich erwarte ihn” “Ich weiß daß er kommen wird” oder auch: 1 “ich habe mich den ganzen Tag || von Morgen an nach ihm gesehnt” 2 “ich habe ihn den ganzen Tag || von Morgen an erwartet” 3 “ich wußte vom Morgen an daß er kommen werde” 4 “ich hatte vom Morgen an Zahnschmerzen“ Kann man sagen “ich wußte vom Morgen an ununterbrochen daß er kommen werde”? Vergleiche № 4 mit jedem der anderen Sätze. 5 “Ich konnte von meinem 10ten Jahr an Schachspielen”. 6 “Ich konnte seit damals nicht mehr hoch springen” |
⍈
⇒
[Zu: “das augenblickliche Verstehen
etc.”]
Es ist merkwürdig, daß wir uns bei dem Gedanken, daß es jetzt 3 Uhr sein dürfte, die Zeigerstellung meist gar nicht genau oder überhaupt nicht vorstellen, sondern das Bild gleichsam || , gleichsam, || wie in einem Werkzeugkasten der Sprache haben, aus dem wir wissen, das Werkzeug jederzeit hervorziehen || herausnehmen zu können, wenn wir es brauchen. – Dieser Werkzeugkastenscheint mir die Grammatik mit ihren Regeln zu sein. || , ist er aber nicht die Grammatik mit ihren Regeln? (Denken wir aber, welcher Art dieses Wissen ist.) |
⍈
⇒
[Zu: “das
augenblickliche Verstehen
etc.”] ⇒
Zu
Ms.
p. 21/1 ﹖
Es ist so, wie wenn ich mir im Werkzeugkasten der Sprache Werkzeuge zum künftigen Gebrauch herrichtete. Oder in Malkasten Farben. (Ein Werkzeug ist ja auch das Abbild seines Zwecks.) ⇒ [Dazu: Hypothese “ich sehe eine Kugel”.] Verwendung der Vorstellung des Bildes einer Kugel. |
Was heißt es, zu sagen “ich sehe zwar kein
Rot, aber wenn Du mir einen Farbkasten gibst, so kann ich es Dir darin
zeigen”?
Wie kann man wissen, daß man es
zeigen kann, wenn …; daß man es also
erkennen kann, wenn man es sieht? |
Ich sage: Hier ist zwar nichts Rotes um mich, aber wenn
hier etwas wäre, so || Betrachte nun den
Satz: Weißt Du, welche Farbe ‘rot’
bedeutet? Ja, wenn hier etwas rotes wäre so
könnte ich es erkennen. |
“Ich könnte Dir die genaue Farbe der Tapete zeigen, wenn hier
etwas wäre was diese Farbe hat”. –
“Wie weißt Du, daß Du sie erkennen würdest?”
–
“Weil ich sie mir jetzt vorstellen kann || vorstelle || Weil ich sie jetzt vor mir sehe.”
Anderseits aber || Anderseits: “Ich kann mir jederzeit einen roten Kreis vorstellen, wenn ich will”. || wenn ich will einen roten Kreis vorstellen”. – “Wie weißt Du, daß Du das || es kannst?” |
23 verstehe und kann sagen,
daß ich auf gleiche Weise den Satz cdab
übersetzen kann, wenn ich will. –
Wenn also der Satz cdab ein Befehl ist, den entsprechenden Satz
in der zweiten Sprache hinzuschreiben, so verstehe ich diesen Befehl, wie
ich etwa den Befehl verstehe, ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Schritte zu gehen, wenn mir gezeigt wurde, wie die entsprechenden Befehle
mit den Zahlen ❘, ❘ ❘,
❘ ❘ ❘, ausgeführt
werden. |
Aber natürlich kann das nicht anders sein, als wenn ich
z.B. sage “ich will diesen Fleck rot
anstreichen”, eine Vorstellung von der Farbe habe und nun
“weiß“, wie diese
Vorstellung in die Wirklichkeit zu übersetzen ist. |
⍈
⇒
[Zu: Die Erwartung erwartet das was sie
erfüllen wird] § 77
Wenn ich die Vorstellung, die bei der Erwartung etc. im Spiel ist, durch ein wirklich gesehenes Bild ersetzen will, so scheint etwa folgendes zu geschehen: Ich sollte einen dicken schwarzen Strich ziehen und habe als Bild einen dünnen gezogen. Aber die Vorstellung geht noch weiter und sagt, sie weiß auch schon, daß der Strich dick sein soll. So ziehe ich einen dicken, aber etwas blasseren Strich; aber die Vorstellung sagt, sie weiß auch schon, daß er nicht grau sondern schwarz sein sollte. (Ziehe ich aber den dicken schwarzen Strich, so ist das kein Bild mehr.) |
Etwas wissen, ist von der Art dessen, || : || ist damit zu vergleichen: einen Zettel
in der Lade meines Schreibtisches || meiner
Tasche zu haben, auf dem es aufgeschrieben steht || ist. |
⍈
[Zu
S. 182]
Wie ist es, wenn ich jemandem den Befehl gebe “stelle Dir einen
roten Fleck vor” & nun sage: den Befehl verstehen
heiße, wissen wie es ist, wenn er ausgeführt ist; oder gar sich vorstellen
können, wie es ist, wenn …”
24 |
Augustinus, wenn er
vom Lernen der Sprache redet, redet
ausschließlich davon, wie wir den Dingen Namen
beilegen, oder die Namen der Dinge verstehen.
Hier scheint also das Benennen Fundament und Um und Auf der
Sprache zu sein.
Diese Auffassung des Fundaments der Sprache || Diese Betrachtungsweise der Sprache ist offenbar äquivalent mit der, die || ist wohl die, welche die Erklärungsform “das ist …” als fundamental auffaßt. – Von einem Unterschied der Worte redet Augustinus nicht, meint also mit “Namen﹖” offenbar Wörter, wie “Baum”, “Tisch”, “Brot”, und gewiß die Eigennamen der Personen; dann aber wohl auch “essen”, “gehen”, “hier”, “dort”; kurz, alle Wörter. Gewiß aber denkt er zunächst an Hauptwörter und an die übrigen als etwas, was sich finden wird. (Und Plato sagt, daß der Satz aus Haupt- und Zeitwörtern besteht.) Sie beschreiben eben das Spiel einfacher, als es ist. Dieses Spiel kommt aber wohl in der Wirklichkeit vor. – Nehmen wir etwa an, ich wollte aus Bausteinenein Haus aufführen, || , die mir ein Andrer zureichen soll, ein Haus aufführen, so könnten wir erst ein Übereinkommen dadurch treffen, daß ich auf einen Stein zeigend sagte “das ist eine Säule”, auf einen andern zeigend “das heißt Würfel”, – “das heißt Platte” u.s.w.. Und nun bestünde die Anwendung im Ausrufen jener Wörter “Säule”, “Platte”, etc. in der Ordnung, wie ich die Bausteine brauche. Und ganz 26 ähnlich ist ja das
Übereinkommen
|
Augustinus beschreibt
wirklich einen Kalkül; nur ist nicht alles, was wir Sprache nennen,
dieser Kalkül.
(Und das muß man in einer großen Anzahl von Fällen sagen, wo es sich fragt: ist diese Darstellung brauchbar oder unbrauchbar. Die Antwort ist dann: “ja, brauchbar; aber nur dafür, nicht für das ganze Gebiet, das Du darzustellen vorgabst”.) |
Es ist also so, wie wenn jemand erklärte || als
erklärte jemand: “spielen besteht darin,
daß man Dinge, gewissen Regeln
gemäß, auf einer Fläche verschiebt
…” und wir ihm
antworteten: Du denkst da gewiß an die
Brettspiele, und auf sie ist Deine Beschreibung auch anwendbar.
Aber das sind nicht die einzigen Spiele.
Du kannst also Deine Erklärung richtigstellen, indem Du sie
ausdrücklich auf diese Spiele einschränkst. Man könnte also sagen, Augustinus stelle das Lernen der Sprache zu einfach dar || stelle die Sache zu einfach dar; aber auch: er stelle eine einfachere Sache dar. (Wer das Schachspiel einfacher beschreibt – mit einfacheren Regeln – als es ist, beschreibt damit dennoch ein Spiel, aber ein anderes.) |
Ich will || wollte ursprünglich sagen: Wie
Augustinus das Lernen der
Sprache beschreibt, das kann uns zeigen, woher || , von welcher primitiven
Anschauung || welchem primitiven Bild sich diese Auffassung der
Bedeutung überhaupt || eigentlich schreibt.
Man könnte den Fall mit dem einer Schrift vergleichen, in der Buchstaben zum Bezeichnen von Lauten benützt würden, aber auch zur Bezeichnung der Stärke || Betonung und als Interpunktionszeichen. Fassen wir dann diese Schrift als eine Sprache zur Beschreibung des Lautbildes auf, so 27 könnte man sich denken,
daß Einer diese Schrift so
auffaßte, als entspräche einfach jedem
Buchstaben ein Laut und als hätten die Buchstaben nicht auch ganz andere
Funktionen. –
Und so einer – zu einfachen – Beschreibung der Schrift
gleicht Augustinus'
Beschreibung der Sprache völlig. |
⍈
⍈
⍈
[Vielleicht auch zu “Komplex &
Tatsache”]
⇒
[
Ms.
groß
S. 113]
Man kann z.B. – für andere || Andere verständlich – || Hierher gehört auch: Man kann – für Andere verständlich – von Kombinationen von Farben mit Formen sprechen (etwa der Farben rot und blau mit den Formen Quadrat und Kreis) zusammengeschlossen, ﹖[] ebenso wie von Kombinationen verschiedener Formen oder Körper. Und hier haben wir die Wurzel des || meines irreleitenden Ausdrucks, die Tatsache sei ein Komplex von Gegenständen. Es wird also, daß ein Mensch krank ist, verglichen mit der Zusammenstellung zweier Dinge, wovon das eine der Mensch, das andere die Krankheit wäre. Hüten wir uns davor, || Hüten wir uns davor, zu vergessen, daß das nur || Vergessen wir nicht, daß das nur ein Gleichnis ist. Oder man muß sagen, es verhält sich hier mit dem Wort “Kombination”, oder “Komplex”, wie mit dem Wort “Zahl”, das auch in verschiedenen – mehr oder weniger logisch ähnlichen – Weisen (Bedeutungen) gebraucht wird. |
“Bedeutung” kommt von
“deuten”. |
Was wir Bedeutung nennen, muß mit der primitiven
Gebärdensprache (Zeigesprache) zusammenhängen. |
Wenn ich etwa die wirkliche Sitzordnung an einer Tafel nach einer
Aufschreibung kollationiere, so hat es einen guten Sinn, beim Lesen
jedes Namens auf einen bestimmten Menschen zu zeigen.
Sollte ich aber etwa die Beschreibung eines Bildes mit dem Bild
vergleichen und außer dem
Personenverzeichnis
28 sagte die
Beschreibung auch, daß eine gewisse Person eine
andere küßt, so wüßte ich nicht,
worauf ich als Korrelat des Wortes “küssen” zeigen
sollte.
Oder, wenn etwas || etwa
stünde “A ist größer als
B”, worauf soll ich beim Wort
“größer” zeigen? –
Ganz offenbar kann ich ja gar nicht auf etwas diesem Wort
entsprechendes in dem Sinne zeigen, wie ich etwa auf die Person A
im Bilde zeige.
Es gibt freilich einen Akt “die Aufmerksamkeit auf die Größe der Personen richten”, oder auf ihre Tätigkeit, und in diesem Sinne kann man auch das Küssen und die Größenverhältnisse kollationieren. Das zeigt, wie der allgemeine Begriff der Bedeutung entstehen konnte. Es geschieht da etwas Analoges, wie wenn das Pigment an Stelle der Farbe tritt. Und der Gebrauch des Wortes “kollationieren” ist hier so schwankend, wie der Gebrauch des Wortes “Bedeutung”. |
Die Wörter haben offenbar ganz verschiedene Funktionen im Satz und
diese Funktionen erscheinen uns ausgedrückt in den Regeln,
die von den Wörtern gelten. |
Die
Bedeutung des Wortes – &
auf die
Bedeutung zeigen
|
Wie in einem Stellwerk mit Handgriffen die verschiedensten Dinge
ausgeführt werden, so mit den Wörtern der Sprache, die Handgriffen
entsprechen.
Ein Handgriff ist der einer Kurbel und diese kann kontinuierlich
verstellt werden; einer gehört zu einem Schalter und kann nur entweder
umgelegt oder aufgestellt werden; ein dritter gehört zu einem Schalter,
der drei oder mehr Stellungen zuläßt; ein vierter
ist der Handgriff einer Pumpe und wirkt nur, wenn || solange er auf- und abbewegt wird;
etc.: aber alle sind Handgriffe, werden mit der
Hand angefaßt. ¥
⋎
S. 42/1
|
Vergleich der verschiedenen Arten von Linien || der Linien mit verschiedenen Funktionen auf der
Landkarte mit den Wortarten im Satz.
Der Unbelehrte
29 sieht eine Menge Linien und
weiß nicht, daß sie sehr
verschiedene Bedeutungen haben.
Grenzen, Meridiane, Straßen, Schichtenlinien, Buchstaben.
Denken wir uns den Plan eines Weges gezeichnet und mit einem Strich durchstrichen, der anzeigen soll, daß dieser Plan nicht auszuführen ist || daß dieser Weg nicht zu gehen ist. || Ein solches Zeichen sei durch einen Strich durchstrichen um zu zeigen daß es falsch ist. Auf dem Plan sind viele Striche gezogen, aber der, der ihn durchstreicht, hat eine gänzlich andere Funktion als die anderen. |
Der Unterschied der Wortarten ist wie der Unterschied der Spielfiguren,
oder, wie der noch größere, einer Spielfigur und des
Schachbrettes. ¥
S. 42/1 ⋎ 30 |
Wir können in der alten
Ausdrucksweise sagen: das Wesentliche am Wort ist
seine Bedeutung. |
Wir können in der alten Ausdrucksweise sagen: das Wesentliche am
Wort ist seine Bedeutung. Wir sagen: das Wesentliche am Wort ist seine Bedeutung; wir können das Wort durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung hat || Wir können in der alten Ausdrucksweise sagen: das || Das Wesentliche ist die Bedeutung des Wortes, nicht das Wort. Wir können also das Wort durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung hat. Damit ist gleichsam ein Platz für das Wort fixiert und man kann ein Wort für das andere setzen, wenn man es an den gleichen Platz setzt. |
Kann man aber in diesem Sinne in einem Gedicht Worte durch andere
ersetzen?
Welche Art Unterschied macht es, wenn ich in einer Betrachtung der Gesetze
des freien Falls “Schnelligkeit” statt
“Geschwindigkeit” sage oder statt des Buchstaben v
etwa einen Hebräischen gebrauche; anderseits aber,
wenn ich ein Wort eines Gedichts durch das Zeichen A ersetze, wobei
ich erkläre A solle die
gleiche Bedeutung haben, wie das
Wort || Bedeutung des Wortes haben.
Das wäre als wollte ich ein finsteres Gesicht machen & dazusagen
daß es das gleiche bedeuten solle wie ein freundliches Lächeln.
|
¥
⋎
S. 31/1
Wenn ich mich entschlösse (in meinen Gedanken) statt “rot” ein neues Wort zu sagen, wie würde es sich zeigen, daß dieses an dem Platze des Wortes “rot” steht? Wodurch ist die Stelle || der Platz eines Wortes bestimmt? Angenommen etwa, ich wollte auf einmal alle Wörter meiner Sprache durch andere ersetzen, wie könnte ich wissen, welches Wort an der Stelle eines früheren steht. || ? || , an welcher Stelle eines der neuen Worte steht? Sind es etwa immer die Vorstellungen, die bleiben und den Platz des Wortes halten? So daß an einer Vorstellung quasi ein Haken ist, – und hänge ich an den ein Wort, so ist ihm damit || dadurch der Platz angewiesen? Oder: Wenn ich mir den Platz merke, was merke ich mir da? |
Man könnte
z.B. ausmachen, im Deutschen statt
“nicht” immer
“not || non” zu setzen und dafür statt
“rot” “nicht”.
So daß das Wort “nicht” in der
31 Sprache bliebe und doch könnte man nun
sagen, daß
“not || non” so gebraucht wird,
wie früher “nicht”, und daß jetzt
“nicht” anders gebraucht wird als
früher. |
⍈
Der Ort eines Wortes in der Sprache || Grammatik ist seine
Bedeutung. || Die Bedeutung könnte ich den Ort eines
Wortes in der Grammatik nennen. |
Wäre es nicht ähnlich, wenn ich mich entschlösse, die Formen der
Schachfiguren zu ändern, oder etwa eine Figur, die wir jetzt
“Rössel” nennen würden, als Königsfigur
zu nehmen? || oder etwa die Figur eines
Pferdchens als König zu nehmen?
Wie würde es sich nun zeigen, daß das
hölzerne Pferdchen Schachkönig ist?
Kann ich hier nicht sehr gut von einem Wechsel der Bedeutung
reden? |
Wir verstehen unter “Bedeutung des Namens” nicht
den Träger des Namens. || Unter “Bedeutung
des || eines Namens” wird nicht
der Träger des Namens
verstanden. || Unter der Bedeutung eines Namens wird
nicht sein Träger verstanden. |
Man kann sagen, daß die Worte “der Träger
des Namens ‘N’” dieselbe
Bedeutung haben wie der Name
‘
N’ – also für
einander eingesetzt werden können. |
Aber heißt es nicht dasselbe, zu sagen
“zwei Namen haben einen Träger” und
“zwei Namen haben ein- und dieselbe
Bedeutung”?
(Morgenstern, Abendstern,
Venus.) |
Wenn mit dem Satz “‘A’ und
‘B’ haben denselben Träger” gemeint
ist: “der Träger von || des
Namens ‘A’” bedeutet dasselbe
wie “der Träger von || des
Namens ‘B’”, so ist alles
in Ordnung, weil das dasselbe heißt wie
A =
B.
Ist aber mit dem Träger von ‘A’ etwa der Mensch
gemeint, von dem es sich feststellen läßt,
32 daß er auf den Namen
‘A’ getauft ist; oder der Mensch, der das
Täfelchen mit dem Namen ‘A’ um den Hals trägt;
etc., so ist es gar nicht gesagt,
daß ich mit ‘A’ diesen
Menschen meine, und daß die Namen, die den gleichen
Träger haben, dasselbe bedeuten. |
Aber zeigen wir nicht zur Erklärung der Bedeutung auf den Gegenstand,
den der Name vertritt?
Ja; aber dieser Gegenstand ist nicht ‘die Bedeutung’,
obwohl sie durch das Zeigen auf diesen Gegenstand bestimmt wird.
|
Aber es bestimmt hier schon das richtige Verstehen des Wortes
‘Träger’ in dem besondern Fall (Farbe, Gestalt, Ton,
etc.) die Bedeutung sozusagen bis auf
eine letzte Bestimmung.
D.h. der
erklärende Hinweis auf den Träger entscheidet nur noch eine Frage nach der
Bedeutung von der Art: “Welcher dieser Leute ist Herr
N?”, “Welche Farbe
heißt ‘lila’?”, “Welcher
Ton ist das hohe C?”. |
Man kann sagen: Die Bedeutung des || eines Wortes
lehren, heißt seinen Gebrauch lehren & das kann man durch Hinweisen
auf den Träger eines Namens tun, wenn dieser Gebrauch, sozusagen, schon bis
auf eine letzte Bestimmung bekannt ist.
Erinnere Dich daran, daß durch die selbe hinweisende Geste auf denselben Körper Worte verschiedener Art erklärt werden können || die Bedeutung von Worten verschiedener Art erklärt werden kann. Z.B.: “das heißt ‘Holz’”, “das heißt ‘braun’”, “das heißt ein ‘Stab’”, “das heißt ein ‘Federstiel’”. |
Denken wir aber wieder || dagegen an das Zeigen & Benennen
von Gegenständen, durch das || wie man Kindern die Anfänge der
Sprache lehrt.
Hier kann man natürlich nicht sagen, diese Erklärung (wenn man das eine
Erklärung nennen will) gebe noch eine letzte Bestimmung über den Gebrauch
des Wortes, & das Kind kann auch noch nicht fragen “wie
heißt das?”.
(Diese || D.h., diese
‘Erklärung’ ist nicht die Antwort auf die Frage
“wie heißt dieser
Gegenstand?”.) |
Wenn ich sage “die Farbe dieses Gegenstands
heißt ‘violett’”, so
muß ich die Farbe mit den ersten Worten
“die Farbe dieses Gegenstands” schon benannt haben,
sie schon zur Taufe gehalten haben, damit der Akt der
Namengebung das sein kann, was er ist. || die
Namengebung geschehen kann.
Denn ich könnte auch sagen “der Name dieser Farbe (der
Farbe dieses Dings) ist von Dir zu
bestimmen”¤, und der den Namen
gibt, müßte nun schon wissen, wem er ihn gibt (an
welchen Platz der Sprache er ihn
stellt). |
Ich könnte also || so erklären, die Farbe dieses Flecks
heißt “rot”, die Form
“Kreis”.3
Und hier stehen die Wörter “Farbe” und “Form” für Anwendungsarten (grammatische Regeln) und sind || bezeichnen in Wirklichkeit Wortarten, wie “Eigenschaftswort”, “Hauptwort”. Man könnte sehr wohl in der (gewöhnlichen || deutschen) Grammatik neben diesen Wörtern die Wörter || die Bezeichnungen “Farbwort”, “Formwort”, “Klangwort” einführen. (Aber mit demselben Recht auch “Baumwort”, “Buchwort”?) 33 |
Der Name, den ich einem Körper gebe, einer Fläche, einem Ort, einer
Farbe, hat jedes Mal || in jedem dieser
Fälle eine andere Grammatik.
Der Name “A” in “A ist
gelb” hat eine andere Grammatik, wenn
A || es der Name eines Körpers
und || als wenn es der Name der
Fläche eines Körpers ist; || , ob nun
ein || der Satz “dieser
Körper ist gelb” sagt, daß die Oberfläche
des Körpers gelb ist, oder daß er durch und durch
gelb ist.
“Ich zeige auf A” hat verschiedene
Grammatik, je nachdem A ein Körper, eine Fläche, eine Farbe ist
etc.. || Und man zeigt in anderem
Sinne auf den Körper A, auf die Länge A eines Körpers, &
auf die Farbe A. || Und man zeigt in anderem Sinne auf
einen Körper, auf seine Länge, & auf seine
Farbe.
D.h. es ist z.B. || etwa eine Definition möglich: auf eine Farbe zeigen heißt auf den
Körper zeigen der sie hat.
Und so hat auch das hinweisende Fürwort “dieser”
andere Bedeutung (d.h. Grammatik), wenn es sich
auf Hauptwörter verschiedener Grammatik
bezieht. ||
Hauptwörter mit verschiedener Grammatik
bezieht.
[Worin soll der Unterschied dieser Grammatiken liegen?]
|
Man kann sagen “dieser Körper ist durch & durch
gelb” aber nicht, “seine Oberfläche ist durch &
durch gelb”. |
Auf eine Zahl deuten. |
Und wer (mit der Hand) auf
einen Körper zeigt, zeigt dadurch, aber eben
darum in anderem Sinne, auf seine Farbe, seine Gestalt, den Ort an dem
er sich befindet.
Wie der, welcher jemand Klavier spielen hört, dadurch in anderem Sinne das
Musikstück hört, welches gespielt wird & in noch anderem
Sinne die Schönheit des Stückes. –
Aber was heißt es “er hört in anderem Sinne”,
“er zeigt in anderem
Sinne”?
Was ich meine wäre jedenfalls in einer Definition ausgedrückt die etwa
sagte: auf eine Farbe zeigen heißt: auf einen Körper zeigen der
die Farbe hat.
Also etwa F(φ) =
(∃x).φx.Fx.
Daß F von φ in anderm Sinne ausgesagt wird als von x
heißt, daß ich statt Fx nicht wieder einen Ausdruck wie die
rechte Seite setzen kann. 34 |
“Bedeutung, das was die Erklärung der
Bedeutung erklärt”
d.h.: Fragen wir nicht was
die Bedeutung sei, sondern sehen wir uns an || nach was man die “Erklärung der
Bedeutung”
nennt. |
Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück Zucker
mehr!” und nimmt es ihm weg.
So lernt das Kind die Bedeutung des Wortes
‘kein’.
Hätte man ihm mit denselben Worten ein Stück Zucker gereicht, so hätte es gelernt, das Wort anders zu verstehen. Es hat damit gelernt, das Wort gebrauchen, aber auch ein bestimmtes Gefühl mit ihm zu verbinden, es in bestimmter Weise zu erleben. |
Veranlassen wir es dadurch nicht, Worten einen Sinn beizulegen, ohne
daß wir sie durch ein anderes Zeichen ersetzen,
also ohne diesen Sinn auf andere Weise
auszudrücken?
Veranlassen wir es nicht gleichsam, für sich etwas zu tun, dem kein
äußerer Ausdruck gegeben wird, oder wozu der
äußere Ausdruck nur im Verhältnis einer
Hindeutung steht?
Die Bedeutung ließe sich nicht aussprechen,
sondern nur auf sie von ferne hinweisen.
Sie ließe sich gleichsam nur verursachen.
Aber welchen Sinn hat es dann überhaupt, wenn wir von dieser Bedeutung
reden?
(Schlag und Schmerz) |
Was wollen wir unter ‘Bedeutung’ eines Worts
verstehen?
Ein charakteristisches Gefühl, das das Aussprechen (Hören) des
Wortes begleitet?
(Das Und-Gefühl,
Wenn-Gefühl James')
Oder wollen wir das Wort ‘Bedeutung’ ganz anders
gebrauchen; &,
z.B., sagen zwei
Worte haben die gleiche Bedeutung wenn dieselben
grammatischen Regeln von beiden
gelten?
Wir können es halten, wie wir wollen, aber wir müssen
aber wissen daß dies zwei gänzlich verschiedene
Gebrauchsweisen (Bedeutungen) des Wortes ‘Bedeutung’
sind.
(Man kann vielleicht auch von einem spezifischen Gefühl reden welches
der Schachspieler bei Zügen mit dem König empfindet.) |
Gibt mir die Erklärung des Wortes die Bedeutung, oder verhilft sie mir
nur zur Bedeutung? So daß also das Verständnis in der Erklärung nicht
niedergelegt wäre, || Ist die Bedeutung das Gefühl, dann
ist die Bedeutung in der Erklärung nicht
niedergelegt sondern durch sie nur
äußerlich bewirkt, wie || aber durch sie etwa
bewirkt wie die Krankheit durch eine Speise. |
In einem Sinn
ist die Erklärung
der Bedeutung die Aufklärung || Ausschließung von
Mißverständnissen || kann man die Erklärung
der Bedeutung die Aufklärung || Ausschließung von
Mißverständnissen nennen
Sie sagt, das Wort hat diese Bedeutung, nicht jene. |
Und “Erklärung der Bedeutung” nennen wir
vielerlei. |
Das Problem äußert sich auch in der Frage:
Wie erweist sich ein
Mißverständnis?
Denn das ist dasselbe wie das Problem: Wie zeigt es
sich, daß
35 ich richtig verstanden habe?
Und das ist: Wie kann ich die Bedeutung
erklären?
Es fragt sich nun: Kann sich ein Mißverständnis darin äußern, daß, was der Eine bejaht, der Andere verneint? |
Nein, denn dies ist eine Meinungsverschiedenheit und kann als solche
aufrecht erhalten werden.
Bis wir annehmen, der Andere habe Recht ….
|
⍈
[Zu
S. 48]
Wenn ich also, um das Wort “lila” zu erklären, auf einen Fleck zeigend sage “dieser Fleck ist lila”, kann diese Erklärung dann auf zwei Arten funktionieren? einerseits als Definition, die den Fleck als Zeichen gebraucht, anderseits als Erläuterung? Und wie das letztere? Ich müßte annehmen, daß der Andere die Wahrheit sagt und dasselbe sieht, was ich sehe. Der Fall, der wirklich vorkommt, ist etwa folgender: A erzählt dem B in meiner Gegenwart, daß ein bestimmter Gegenstand lila ist. Ich höre das, habe den Gegenstand auch gesehen und denke mir: “jetzt weiß ich doch, was ‘lila’ heißt”. Das heißt, ich habe aus jenen Sätzen || jener Beschreibung eine Worterklärung gezogen. Ich könnte sagen: Wenn das, was A dem B erzählt, die Wahrheit ist, so muß das Wort “Lila || lila” diese Bedeutung haben. Ich kann diese Bedeutung also auch quasi hypothetisch annehmen und sagen: wenn ich das Wort so verstehe, hat A Recht. Aber dem “so” entspricht eine Hinweisende Definition. |
Nehmen wir an, die Erklärung der Bedeutung war nur eine
Andeutung: konnte man nicht sagen: Ja,
wenn diese Andeutung so verstanden wird, dann gibt das Wort
in dieser Verbindung einen wahren Satz
etc..
Aber dann muß nun
dieses “so” ausgedrückt sein.
Die Erklärung immer nur eine Andeutung. 36 |
Die Erklärung eines Zeichens
muß jede
Meinungsverschiedenheit in Bezug auf seine Bedeutung beseitigen
können. || kann jede Meinungsverschiedenheit in
Bezug auf seine Bedeutung beseitigen.
Und ist dann noch eine Frage nach der Bedeutung zu entscheiden? |
Mißverständnis nenne ich das, was durch eine
Erklärung zu beseitigen ist.
Die Erklärung der Bedeutung eines Wortes schließt
Mißverständnisse aus. |
Wie kann Einer nach der Erklärung einer Wortbedeutung fragen? –
Z.B. so: “Welche Farbe heißt
‘violett’?”; aber auch || , oder:
“welches ist || heißt das 3 gestrichene
C?”; aber auch so: “was heißt das Wort
‘ne pas’?”. |
Auf die erste & zweite Frage wird man durch ein Zeigen
antworten & die Frage
hatte das auch vorausgesehen.
Die dritte Frage könnte man durch
eine Übersetzung ins Deutsche
beantworten (oder auch durch Beispiele der Anwendung). –
Wie aber, wenn ein mathematisch nicht vorgebildeter fragte
“Was bedeutet das Wort
‘Integral’?”.
Da
müßte man wohl antworten: das kann ich Dir erst dann
erklären || : das ist ein mathematischer Ausdruck, den ich Dir erst dann erklären kann, wenn Du mehr Mathematik verstehen
wirst. |
Ich habe einmal als Kind nach der Bedeutung des Wortes
“etwas” gefragt. [oder war es
“vielleicht”?]
Man antwortete mir: “das verstehst Du noch
nicht”.
Wie aber hätte man es erklären sollen? || !
Durch eine Definition? oder hätte man mir sagen || sagen sollen, || oder sollte man sagen, das Wort sei
undefinierbar?
Wie ich es später verstehen gelernt habe, weiß ich nicht; aber ich habe
wohl Phrasen worin das Wort vorkommt anwenden gelernt.
Und dieses Lernen hatte wohl am meisten Ähnlichkeit mit einem Abrichten
[abgerichtet werden || Werden]. |
Ich will || wollte hier [auf dieser Seite]4
das Wesen des Mißverständnisses im Gegensatz zum Unverständnis der Sprache
darstellen. |
Das sind Mißverständnisse || Ein
Mißverständnis ist:
“Ist das eine Orange? ich dachte
das sei eine”.
Kann man sagen: || Wie ist es mit diesem: “Ist das rot? ich dachte, das sei ein Sessel”? Aber kann || Kann man sich nicht einbilden (wenn man etwa nicht deutsch versteht) “rot” heiße laut (d.h. werde so gebraucht, wie tatsächlich das Wort “laut” gebraucht wird). || ? Wie wäre aber die Aufklärung dieses Mißverständnisses? Etwa so: “rot ist eine || diese Farbe, – keine Tonstärke”? – Eine solche Erklärung könnte man natürlich geben, aber sie wäre nur dem verständlich, der sich bereits ganz in der Grammatik auskennt. |
Der Satz “ist das rot? ich dachte, das sei ein
Sessel” hat nur Sinn, wenn das Wort “das”
beide Male im gleichen Sinn gebraucht wird und dann
muß ich entweder “rot” als
Substantiv, oder “ein Sessel” als Adjektiv
auffassen. |
“Heißt ‘weak’
schwach? ich dachte, es heiße
Woche.” |
Die Aufklärung kann nur verstanden werden, wenn sie in einer
Sprache gegeben wird, die || wird in einer
Sprache gegeben, die unabhängig von dem
Mißverständnis besteht. |
Was für Konsequenzen will ich daraus ziehen?!
Hängt damit zusammen daß die Erklärung an Stelle des Zeichens gebraucht
werden kann.
Der Satz sollte sagen daß die Erklärung nur innerhalb der schon ihrem
Wesen nach verstandenen Sprache geschieht.
Die Erklärung entscheidet nur zwischen Möglichkeiten die der Fragende
selbst voraussehen konnte.
Nicht die Sprache als solche wird für ihn aufgebaut, sondern nur diese
Ausdrucksweise.
Da die Aufklärung ja verstanden wird so konnte sie auch als Möglichkeit
schon früher ins Auge gefaßt werden; es konnte auch nach ihr unmittelbar
gefragt werden, so daß der Erklärende nur mehr “ja” oder
“nein” zu antworten hatte.
Und mit “ja” & “nein” konnte
er nicht das Wesen der Sprache erklären. |
⍈
Zu
S. 43
Ist es denn nicht denkbar, daß ein grammatisches System in der Wirklichkeit zwei (oder mehr) Anwendungen hat? Ja, aber wenn wir das überhaupt sagen können, so müssen wir die beiden 37 Anwendungen auch durch eine Beschreibung
unterscheiden können. |
⍈
[Vagheit des Wortes
“Wortart”.]
Zu
S. 43
Zu sagen, daß das Wort “rot” mit allen Vorschriften, die von ihm gelten, das bedeuten könnte, was tatsächlich das Wort “blau” bedeutet; daß also durch diese Regeln die Bedeutung nicht fixiert ist, hat nur einen Sinn, wenn ich die beiden Möglichkeiten der Bedeutung ausdrücken kann und dann sagen, welche die von mir bestimmte ist. (Diese letztere Aussage ist aber eben die Regel, die vorher zur Eindeutigkeit gefehlt hat.) |
Die Grammatik erklärt die Bedeutung der Wörter, soweit sie zu erklären
ist.
Und zu erklären ist sie soweit, als nach ihr gefragt werden kann; und
nach ihr fragen kann man soweit, als sie zu erklären ist.
Die Bedeutung ist das, was wir in der Erklärung der Bedeutung eines
Wortes erklären. |
Mißverständnis Unverständnis.
Die Erklärung der Bedeutung immer nur eine Andeutung. 38 |
Man möchte mit dem Gedächtnis & der Assoziation den
Mechanismus des Bedeutens erklären. |
Aber wir fühlen, daß es uns nicht auf die || eine Erklärung eines
Mechanismus ankommen kann.
Denn diese Erklärung ist wieder eine Beschreibung von Phänomenen
durch die || in der Sprache.
Sie sagt, etwa, || : wenn das Wort
‘rot’ gehört wird, springt die Vorstellung rot
hervor.
(Eine Tafel durch den Druck eines Knopfes.)
Nun, wenn das eintritt, – was weiter?
Wir wollen ja || eben die Erklärung eines Kalküls,
nicht eines Mechanismus hören.
Und die Erklärung des Mechanismen stellt sich außerhalb des
Kalküls auf.
Sie hat mit dem, was uns interessiert, nichts zu tun.
Sie ist selbst eine Beschreibung in der Sprache & eine die in den
Kalkül, der uns etwa erklärt werden soll, nicht
eingreift.
Während wir eine Erklärung brauchen, die ein Teil dieses Kalküls
ist. |
Wenn ich sage, das Symbol ist das, was diesen Effekt hervorruft, so
fragt es sich eben, wie ich von diesem Effekt reden kann, wenn er gar
nicht da ist.
Und wie ich weiß, daß es
der ist, den ich gemeint habe, wenn er eintritt || kommt. |
“Das was diesen Effekt hervorruft” ist || Die Worte
“das was diesen Effekt hervorruft” sind || Der
Ausdruck “das was diesen Effekt hervorruft” ist ja wieder
ein Symbol. Und dieser Satz erklärt daher das Wesen des Symbols
nicht. |
Es ist darum keine Erklärung, zu sagen: sehr einfach, wir
vergleichen die Tatsache mit unserem Erinnerungsbild, –
weil vergleichen eine bestimmte Vergleichsmethode voraussetzt,
die nicht gegeben ist. || die nur wieder || wieder nur beschrieben
ist. |
Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er das Wort
“rot” hört? –
Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm beim Hören
des Wortes einfällt. –
Aber wie soll er wissen, was die “Farbe” ist,
“deren Bild || was das ist: “die Farbe,
die ihm einfällt”?
Braucht es dafür ein weiteres Kriterium?
u.s.f..
(Es gibt übrigens auch ein Spiel: die Farbe wählen, die einem beim Wort “rot” einfällt.) |
Man kann aber auch sagen, daß dieser Satz (die Bedeutung des Zeichens
‘rot’ sei die Farbe, die ich mit dem Wort assoziiere)
eine || die Erklärung einer bestimmten Bedeutung,
d.h. eine Definition, ist; aber nicht die Erklärung
des Begriffs der Bedeutung “‘rot’ bedeutet die
Farbe, die mir beim Hören des Wortes ‘rot’
einfällt” ist eine Definition. |
Bezieht sich auf das, was Frege,
& gelegentlich Ramsey, vom Wiedererkennen als einer Bedingung des Symbolisierens
sagte. Wie ist denn das Kriterium dessen, daß ich die Farbe rot richtig wiedererkannt habe? Etwa so etwas wie das Erlebnis der Freude beim Wiedererkennen? |
(Die psychologischen – trivialen – Erörterungen über
Erwartung, Assoziation,
etc. lassen immer das
eigentlich Merkwürdige aus und man merkt ihnen an,
daß sie herumreden, ohne den springenden Punkt zu
berühren.)
Und umsomehr, als es nie notwendig ist die
Wirkungsweise eines Wortes durch Assoziation & Gedächtnis zu
erklären & weil man statt der Vorstellungsbilder immer wirkliche
(gemalte) Bilder verwenden könnte. |
Wenn ich Worte wählen kann, daß sie der Tatsache
– in irgend einem Sinne
39 – passen, dann muß ich also schon
vorher einen Begriff dieses Passens gehabt haben.
Und nun fängt das Problem von Neuem an, denn, wie
weiß ich, daß dieser
Sachverhalt dem Begriff vom ‘Passen’ entspricht.
|
Aber warum beschreibe ich dann die Tatsache gerade
so?
Was ließ Dich diese Worte
sagen? |
Und wenn ich nun sagen würde: “alles was geschieht, ist
eben, daß ich auf diese Gegenstände sehe und dann
diese Worte gebrauche,” so wäre die Antwort:
“also besteht das Beschreiben in weiter nichts? und ist es
immer eine Beschreibung, wenn Einer …?”
Und darauf müßte ich sagen:
“Nein.
Nur kann ich den Vorgang nicht anders, oder doch nicht mit einer andern
Multiplizität beschreiben, als, indem ich sage: ‘ich
beschreibe, was ich sehe’; und darum ist keine
Erklärung mehr möglich, weil mein Satz bereits die richtige Multiplizität
hat.” |
Ich könnte auch so fragen: Warum verlangst Du
Erklärungen?
Wenn diese gegeben sein werden || würden, wirst Du ja doch wieder vor einem Ende stehen.
Sie können Dich nicht weiter führen, als Du jetzt bist.
(‘Nähmaschine’) |
In welchem Sinne sagt man, man kennt die Bedeutung des Wortes A,
noch ehe man den Befehl, in dem es vorkommt, befolgt hat?
Und inwiefern kann man sagen, man hat die Bedeutung durch die Befolgung
des Befehls kennengelernt?
Können die beiden Bedeutungen miteinander in Widerspruch stehen?
|
Ich wünsche mir, einen Apfel zu
bekommen.
In welchem Sinne kann ich sagen, daß ich noch vor
der Erfüllung des Wunsches die Bedeutung des Wortes
“Apfel” kenne?
Wie äußert sich denn die
Kenntnis der Bedeutung?
d.h., was versteht
man denn unter ihr.
Offenbar wird das Verständnis des Wortes durch eine Worterklärung gegeben, 40 welche nicht die Erfüllung des
Wunsches ist. |
Es ist eine Funktion des Wortes “rot” uns
die Farbe in Erinnerung zu rufen & es könnte
z.B. gefunden werden, daß sich dazu das Wort
“rot” besser eignet als ein anderes (daß seine
Bedeutung etwa schwerer vergessen oder verwechselt wird).
Aber wir hätten uns, wie gesagt, statt des Mechanismus der Assoziation
einer Tabelle (oder
dergl.) bedienen können; &
nun müßte unser Kalkül eben mit dem assoziierten oder gemalten Bild || [Muster] weiterschreiten.
Die Zweckmäßigkeit eines Zeichens in jenem Sinne interessiert uns
nicht.
(Im Gegensatz dazu: Kratylos: “Bei weitem … erste
beste”. |
Die Bedeutung ist eine Festsetzung, nicht Erfahrung.
Und damit nicht Kausalität.⋎
Was das Zeichen suggeriert, findet man durch Erfahrung.
Es ist die Erfahrung, die uns lehrt, welche Zeichen am seltensten
mißverstanden werden.⋎
Das Zeichen, soweit es suggeriert, also soweit es wirkt,
interessiert uns nicht.⋎
Es interessiert uns nur als Zug in einem Spiel: Glied
in einem System, das selbständig ist. ||
Glied in einem System; das seine Bedeutung in sich selbst
hat. || Glied in einem System, das
selbstbedeutend ist; das seine Bedeutung in sich selbst
hat. |
Unsere Weise von den Wörtern zu reden, können wir durch das beleuchten,
was Sokrates im
“Kratylos”
sagt.
Kratylos: “Bei weitem und ohne Frage
ist es vorzüglicher, Sokrates, durch ein Ähnliches
darzustellen, was jemand darstellen will, als durch das erste
beste.” – Sokrates: “Wohl
gesprochen, …”. |
⍈
[Zu § 14
S. 58 oder § 89
S. 414]
Es wäre charakteristisch für eine bestimmte irrige Auffassung, wenn ein Philosoph glaubte, || Ein Philosoph könnte glauben einen Satz || Ich könnte mir denken, daß ein Philosoph glaubte, einen Satz mit || in roter Farbe drucken lassen zu müssen, da er erst so ganz das ausdrücke, was der Autor sagen will. (Hier hätten wir die magische Auffassung der Zeichen statt der logischen.) Aber wäre das wirklich so unsinnig, verwenden wir denn nicht wirklich Sperrdruck? – Ich wollte sagen: die Wirkung eines Satzes auf das Gemüt ist nicht sein Sinn. (Das magische Zeichen würde wirken wie eine Droge, und für sie wäre die kausale Theorie richtig.) |
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung ist,
ist eine grammatische Untersuchung. |
Ich glaube, auf die kausale Theorie der Bedeutung kann man einfach
antworten, daß wir, wenn Einer einen
Stoß erhält und umfällt, das Umfallen
41 nicht die Bedeutung des
Stoßes nennen || nennen. |
Die Verwendung eines Plans,
daß wir uns in irgend einer Weise nach ihm || einer Landkarte, daß wir uns
in irgend einer Weise nach ihr richten, ist eine
Übersetzung in unsere Handlungen.
Eine Übertragung in unsere
Handlungen. || Daß wir ihr Bild in unsere Handlungen
übertragen.
Es ist klar, daß da kausale
Zusammenhänge gesehen werden, aber
es wäre komisch, die als das
Wesen eines Planes auszugeben. || aber würde
man sagen, sie sind es die den Plan zum Plan machen?
|| Es ist klar daß
hier kausale Zusammenhänge stattfinden; aber würden wir
sagen, sie sind es die den Plan zum Plan
machen? |
Der Sinn der Sprache ist nicht durch ihren Zweck || ihre Wirkung bestimmt.
Oder: Was man den Sinn, die Bedeutung, in der Sprache
nennt, ist nicht ihr Zweck || ihre Wirkung.
Damit meinte ich, ursprünglich daß, was wir Sinn
eines Satzes nennen & durch eine sprachliche Erklärung erklärt wird,
nichts mit dem zu tun hat, was diese Wirkung || die beabsichtigte
Wirkung der Sprache hervorrufen hilft. |
Es ist wirklich “the meaning of meaning” was
wir untersuchen: Nämlich ||
oder || Oder
die Grammatik des Wortes
“Bedeutung”. 42 |
⍈
als Zitat
Zu:
S. 29
Jeder, der einen Satz liest und versteht, sieht die Worte || die verschiedenen Wortarten in verschiedener Weise, obwohl sich ihr Bild und Klang || Jeder, der einen Satz einer ihm geläufigen Sprache liest, nimmt die Worte der verschiedenen Wortarten in anderer Weise auf obwohl sich ihr Bild & Klang der Art nach nicht unterscheidet. Wir vergessen ganz, daß ‘nicht’ und ‘Tisch’ und ‘grün’ als Laute oder Schriftbilder betrachtet sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden und sehen es nur klar in einer uns fremden Sprache. (James.) (Bedeutungskörper.) |
Anderseits sagt man: ich verstehe diese Geste, wie: ich
verstehe dieses Thema, es sagt mir etwas & das heißt hier: ich
erlebe es es greift in mich ein.
Ich folge ihm mit bestimmtem Erlebnis. |
Das “Nicht” macht eine abwehrende || verneinende Geste.
Nein, es ist eine abwehrende Geste. “Das Verstehen der Verneinung ist dasselbe, wie das Verstehen einer abwehrenden Geste.” |
Den Kopf schütteln. Verstehen des Wortes “nicht” im Sinne von “wissen wie es gebraucht wird” & dagegen das Verstehen einer Geste, der Eindruck den mir die Geste macht. |
Wie lernt man eine Geste verstehen, die uns nicht durch Worte erklärt
(definiert) wird?
Gefragt, was ich mit “und” im Satze “gib mir das Brot und die Butter” meine, würde ich mit einer Gebärde antworten, und diese Gebärde würde die Bedeutung || würde, was ich meine illustrieren. Wie das grüne Täfelchen “grün” illustriert und wie die W-F-Notation “und”, “nicht”, etc. illustriert. |
[Wo anders besser]
Die Geste des Wortes “vielleicht” des Wortes “bitte” & “danke” als Erklärung der Bedeutung dieser Wörter. 43 |
12
Man tritt mit der hinweisenden Erklärung der Zeichen nicht aus der
Sprachlehre heraus. ¥
⋎
S. 36/6,
S. 37/1
|
Zur Grammatik gehört nur das nicht, was die Wahrheit und Falschheit
eines Satzes ausmacht.
Nur darum kümmert sich die Grammatik nicht.
Zu ihr gehören alle Bedingungen des Vergleichs des Satzes mit der
Wirklichkeit || mit den Tatsachen.
Das heißt, alle Bedingungen des
Verständnisses.
(Alle Bedingungen des Sinnes.) |
Die Anwendung der Sprache geht über diese hinaus,
aber nicht die Deutung der Schrift-
und || oder Lautzeichen. Die Deutung
vollzieht sich noch im Allgemeinen, als Vorbereitung auf jede
Anwendung. || Die Deutung der Schrift &
Lautzeichen durch hinweisende Erklärungen
gehört nicht in die Anwendung
der Sprache sondern
zu ihrer Grammatik || ist ein Teil der
Sprachlehre || ist nicht Anwendung der Sprache sondern ein Teil der
Sprachlehre.
Die Deutung vollzieht sich
noch im Allgemeinen, als Vorbereitung auf jede
Anwendung.
Sie geht in der Sprachlehre vor sich und nicht im
Gebrauch der Sprache. |
Soweit die
Bedeutung der Wörter in der Tatsache || Erwartung (Handlung)
zum Vorschein kommt, || sich die Bedeutung der Wörter in der Erwartung, in
der Befolgung des Befehls zeigt, kommt sie
(schon) in der
Beschreibung der Tatsache zum Vorschein.
(Sie wird also ganz in der Sprachlehre bestimmt.)
(In dem, was sich hat voraussehen lassen; worüber man schon vor dem Eintreffen der Tatsache reden konnte.) |
“Das nennt man einen Krautkopf” ist eine hinweisende Definition, & gehört zur Sprachlehre.
“Gib mir diesen Krautkopf” ist ein Satz der Sprache, der
die Wortsprache verläßt da er eine Gebärde & ein Objekt
worauf gezeigt wird verlangt. || verlangt worauf gezeigt
wird. |
⇒
[Zu § 13]
Man könnte fragen wollen: Ist es denn aber ein Zufall, daß ich zur Erklärung vom Zeichen, also zur Vervollständigung des Zeichensystems aus dem || von Zeichen, also zur Vervollständigung des Zeichensystems aus den Schrift- oder Lautzeichen heraustreten muß? Trete ich damit nicht eben in das Gebiet, in dem || worin sich dann das zu Beschreibende || das Beschriebene abspielt? Aber dann ist || erscheint es seltsam, daß ich dann überhaupt mit dem Schriftzeichen etwas anfangen kann. || Aber ist es nicht seltsam, daß ich dann überhaupt mit dem Schriftzeichen etwas anfangen kann? – Man faßt es etwa so auf, daß || sagt etwa, daß die Schriftzeichen bloß die Vertreter jener Dinge sind, auf die man zeigt. – Aber wie seltsam, daß so eine Vertretung möglich ist. Und es wäre nun das Wichtigste, zu verstehen, wie denn Schriftzeichen die andern Dinge vertreten können. Welche Eigenschaft müssen sie haben, die sie zu dieser Vertretung befähigt. Denn ich kann nicht sagen: statt Milch trinke ich Wasser und esse statt Brot Holz, indem ich das Wasser die Milch und Holz das Brot vertreten lasse. (Erinnert an Frege.) |
Ich kann nun freilich doch sagen, daß das
Definiendum das Definiens vertritt; und hier
steht dieses hinter jenem, wie die Wählerschaft hinter ihrem
Vertreter.
Und in diesem Sinne kann man
auch sagen, daß das in der hinweisenden Definition
erklärte Zeichen den Hinweis vertreten kann, da man ja diesen wirklich in
einer Gebärdensprache für jenes setzen könnte.
Aber doch handelt es sich hier um eine Vertretung im Sinne einer
Definition, denn die Gebärdensprache ist || bleibt eine Sprache.
Ich möchte sagen: Von einem Befehl in der Gebärdensprache zu seiner Befolgung ist es ebenso weit, wie von diesem Befehl in der Wortsprache. Denn auch die hinweisenden Erklärungen müssen ein für allemal gegeben ¤ 45 werden.
D.h., auch sie gehören zu dem Grundstock von Erklärungen, die den Kalkül vorbereiten, und nicht zu seiner Anwendung ad hoc. 46 |
Der falsche Ton in der Frage, ob es nicht primäre Zeichen
(hinweisende Gesten) geben müsse, während
unsre || unsere Sprache auch
ohne die andern, die Worte, auskommen könnte, liegt darin,
daß man eine Erklärung der
bestehenden Sprache zu erhalten erwartet, statt der
bloßen || einfachen
Beschreibung. |
Nicht die Farbe Rot tritt an Stelle des Wortes “rot”,
sondern die Gebärde, die auf einen roten Gegenstand
hinweist, oder das rote Täfelchen. |
Man kann nun sagen: ein rotes Täfelchen ist
das primäre || ein primäres
Zeichen für rot,
das Wort “rot” || ein
Wort ein sekundäres, weil es die Bedeutung des Wortes
“rouge” || “rot”
erklärt wenn ich auf ein rotes Täfelchen zeige
etc. dagegen
nicht, wenn ich sage “rot” heiße soviel wie
“rouge”.
Aber ist dies unter allen Umständen so?
Muß immer ein roter Gegenstand oder ein rotes Vorstellungsbild gegenwärtig
sein, wenn ich das Wort rot verstehen soll?
Denke an den Befehl “stelle Dir einen roten Fleck auf blauem
Grund vor”.
Und wie ist es mit anderen Wortarten || Bindewörtern Propositionen etc.? |
Nur als Probe des Puzzlements
Ist es nicht (für mich) ein Kriterium des || meines Verständnisses des Wortes “perhaps” daß ich es ins Wort “vielleicht” übersetzen kann? Und wenn ein Befehl lautet “stell' Dir einen roten Kreis vor”, muß ich da wirklich das Wort rot zuerst in ein Farbmuster übersetzen ehe ich den Befehl verstehe || befolgen kann? Nun sage ich aber: “Es gilt mit Recht als ein Kriterium des Verstehens || Verständnisses des Wortes “rot”, daß Einer einen roten Gegenstand auf Befehl aus anders gefärbten herausgreifen kann; dagegen ist das richtige Übersetzen des Wortes “rot” ins Englische oder Französische kein Beweis des Verstehens. Darum ist das rote Täfelchen ein primäres Zeichen für “rot”, dagegen jedes Wort ein sekundäres || abgeleitetes Zeichen.” ((Aber das zeigt nur, was ich mit dem “Verstehen des Wortes rot” meine. || Wenn einer || Einer sagte: “es gilt mit Recht als ein Zeichen des Verständnisses des Wortes “rot”, daß Einer einen roten Gegenstand auf Befehl aus anders gefärbten herausgreifen kann; dagegen ist das richtige Übersetzen des Wortes “rot” ins Englische oder Französische kein Beweis des Verstehens. Darum ist das rote Täfelchen ein primäres Zeichen für “rot”, dagegen jedes Wort ein sekundäres || abgeleitetes Zeichen¤”, – so würde || könnte ich antworten: das zeigt nur was Du hier mit || mit “verstehen” meinst. Und was heißt “es gilt mit Recht …”? Heißt es: Wenn ein Mensch einen roten Gegenstand auf Befehl etc. etc., dann hat er erfahrungsgemäß 47 auch das Wort ‘rot’
verstanden.
Wie man sagen kann, gewisse Schmerzen gelten mit Recht als Symptom
dieser und dieser Krankheit?
So ist es natürlich nicht gemeint.
Also soll es wohl heißen, daß
die Fähigkeit, rote Gegenstände herauszugreifen, der spezifische Test || die spezifische Probe dessen ist, was wir
Verständnis des Wortes ‘rot’ nennen.
Dann bestimmt diese Angabe also, was wir
unter || mit diesem Verständnis
meinen.
Aber dann fragt es sich noch: wenn wir das
Übersetzen ins Englische
etc. als
Kriterium ansähen, wäre es nicht auch das Kriterium von dem, was wir ein
Verständnis des Wortes nennen?
Es gibt nun den Fall, in welchem wir sagen: ich
weiß nicht, was das Wort
‘rot’ || ‘rouge’ bedeutet,
ich weiß nur, daß es das Gleiche
bedeutet, wie das Englische ‘red’.
So ist es, wenn ich die beiden Wörter in einem Wörterbuch auf der
gleichen Zeile gesehen habe, und dies ist die Verifikation des Satzes und
sein Sinn.
Wenn ich denn sage “ich weiß nicht, was das
Wort ‘rot’ || ‘rouge’
bedeutet”, so bezieht sich dieser Satz auf eine Möglichkeit
der Erklärung dieser Bedeutung und ich könnte, wenn
gefragt “wie stellst Du Dir denn vor, daß
Du erfahren könntest, was das Wort bedeutet”, Beispiele solcher
Erklärungen geben (die die Bedeutung des Wortes
“Bedeutung” beleuchten würden).
Diese Beispiele wären dann entweder der Art, daß
statt des unverstandenen Worts ein verstandenes – etwa das deutsche
– gesetzt würde, oder,
daß die Erklärung von der Art wäre
“diese (hinweisend) Farbe
heißt ‘violett’”.
Im ersten Falle wäre es für mich ein Kriterium dafür,
daß er das Wort ‘rouge’
versteht, || : daß er
sagt, es entspreche dem deutschen ‘rot’.
“Ja”, wird man sagen, “aber nur, weil Du
schon weißt, was das deutsche ‘rot’
bedeutet”. –
Aber das bezieht sich ja ebenso auf die hinweisende Definition.
Das Hinweisen auf das rote Täfelchen
ist auch nur darum || dann ein Zeichen des
Verständnisses, weil || wenn
vorausgesetzt wird, daß er die Bedeutung
dieses Zeichens versteht ||
kennt, was etwa soviel heißt, als
daß er das Zeichen auf bestimmte Weise
verwendet. –
Es gibt also wohl || allerdings
den
48 Fall, wo Einer sagt “ich
weiß, daß dieses Wort dasselbe
bedeutet, wie jenes, weiß aber nicht, was es
bedeutet (sie bedeuten)”.
Willst Du den ersten Teil dieses Satzes verstehen, so frage
Dich: “wie konnte er es wissen?”
– willst Du den zweiten Teil verstehen, so frage: “wie
kann er erfahren, was das Wort bedeutet?” –
|
Ist denn das ‘primäre Zeichen’ unmißverständlich ||
unmißdeutbar? |
Kann man sagen es müsse eigentlich nicht mehr verstanden
werden? |
Denken wir auch an den Fall, wenn wir sagen: “Ja,
wenn das Wort das bedeutet, (bedeuten soll), ist
der Satz wahr.” |
Welches ist denn das Kriterium unseres Verständnisses: das
Aufzeigen des roten Täfelchens, wenn gefragt wurde “welches von
diesen Täfelchen ist rot”, – oder, das Wiederholen der
hinweisenden Definition “das ist
‘rot’”? ||
Welches ist das Kriterium unseres Verständnisses: das richtige
Gebrauchen des Wortes oder das Definieren? Das
Auswählen eines roten Gegenstands aus anderen wenn es verlangt wird, oder
das hinweisende Erklären des Wortes “rot”. || : das Wort richtig gebrauchen, oder, seine Definition geben? Einen roten Gegenstand aus anderen auswählen , || Das Auswählen eines roten Gegenstands aus anderen auswählen, wenn es verlangt wird, oder, die hinweisende Erklärung des Wortes ‘rot’ geben? Die Lösung beider Aufgaben betrachten wir als Zeichen des Verständnisses. Hören wir jemand das Wort ‘rot’ gebrauchen und zweifeln daran, daß er es versteht, so können wir ihn zur Prüfung fragen “welche Farbe nennen wir || nennst Du ‘rot’”. Anderseits: “wenn wir jemandem die hinweisende Erklärung gegeben hätten “diese Farbe heißt ‘rot’” und nun sehen wollten, ob er diese Erklärung || sie richtig verstanden hat, so würden wir nicht von ihm verlangen, daß er sie wiederholt, sondern wir gäben ihm etwa die Aufgabe, aus einer Anzahl von Dingen die roten herauszusuchen. In jedem Fall ist das, was wir “Verständnis” nennen, eben dadurch || durch das bestimmt, was wir als Probe des Verständnisses ansehen (durch die Aufgaben bestimmt, die wir zur Prüfung des Verständnisses stellen).)) |
¥
⋎
S. 35/2, 3
Falsch, aber kein uninteressantes Denken. Wie ist es, wenn ich eine Bezeichnungsweise festsetze; wenn ich z.B. für den eigenen Gebrauch gewissen Farbtönen Namen geben will? Ich werde das etwa mittels einer Tabelle tun (es kommt immer auf derlei hinaus). Und nun werde ich doch nicht den Namen zur falschen Farbe schreiben (zu der Farbe der ich ihn nicht geben will). Aber warum nicht? Warum soll nicht ‘rot’ gegenüber dem grünen Täfelchen stehen und ‘grün’ gegenüber dem roten, etc.? – Ja, aber dann müssen wir doch wenigstens wissen, daß ‘rot’ nicht das gegenüberliegende 49 Täfelchen meint. –
Aber was heißt es “das wissen”,
außer, daß wir uns etwa
neben der geschriebenen Tabelle noch eine andere vorstellen, in der die
Ordnung richtiggestellt ist. –
“Ja aber dieses Täfelchen ist doch
rot, und nicht dieses!”
–
Gewiß; und das ändert sich ja auch nicht, wie
immer ich die Täfelchen und Wörter setze; und es wäre natürlich falsch,
auf das grüne Täfelchen zu zeigen und zu sagen “dieses ist
rot”.
Aber das ist auch keine Definition, sondern eine Aussage. –
Gut, dann nimmt aber doch unter allen möglichen Anordnungen die
gewöhnliche (in der das rote Täfelchen dem Wort
‘rot’ gegenübersteht) einen ganz besonderen Platz
ein. –
((Da gibt es jedenfalls zwei verschiedene
Fälle: Es kann die Tabelle mit grün
gegenüber ‘rot’
etc. so gebraucht werden,
wie wir die Tabelle in der gewöhnlichen Anordnung gewöhnlich
gebrauchen.
Wir würden also etwa dem, || den, der sie
gebraucht, von dem Wort ‘rot’ nicht auf das
gegenüberliegende Täfelchen blicken sehen, sondern auf das rote, das
schräg darunter steht (aber wir müßten auch diesen
Blick nicht sehen) und finden, daß er dann statt
des Wortes ‘rot’ in einen Ausdruck das rote
Täfelchen einsetzt.
Wir würden dann sagen, die Tabelle sei nur anders angeordnet
(nach einem andern räumlichen Schema), aber sie verbinde die
Zeichen, wie die gewohnte. –
Es könnte aber auch sein, daß der, welcher die
Tabelle benützt, von der einen Seite horizontal zur andern blickt und nun
in irgend welchen Sätzen das Wort ‘rot’ durch ein grünes
Täfelchen ersetzt; aber nicht etwa auf den Befehl “gib mir das
rote Buch” ein grünes bringt, sondern ganz richtig das rote
(d.h. das, welches auch wir ‘rot’
nennen).
Dieser hat nun die Tabelle anders benützt, als der Erste, aber
doch so, daß das
Wort ‘rot’ die gleiche Bedeutung für ihn hatte, wie
für uns.
(Zu einer Tabelle gehört übrigens wesentlich die
Tätigkeit des Nachschauens || Aufsuchens in der Tabelle.)
Es ist nun offenbar der zweite Fall, welcher || der uns interessiert und die Frage ist: kann ein
grünes Täfelchen als Muster der roten Farbe
dienen?
Und da ist es klar, daß dies (in
einem Sinn) nicht möglich
50 ist.
Ich kann mir eine Abmachung denken, wonach Einer, dem ich eine grüne
Tafel zeige und sage, male mir diese Farbe, mir ein Rot malt; wenn ich
dasselbe sage und zeige ihm blau, so hat er gelb zu malen
u.s.w., immer die komplementäre Farbe; und
daher kann ich mir auch denken, daß Einer meinen
Befehl auch ohne eine vorhergehende Abmachung so deutet.
Ich kann mir ferner denken, daß die Abmachung
gelautet hätte “auf den Befehl ‘male mir diese
Farbe’, male immer eine gelblichere, als ich Dir zeige”;
und wieder kann ich mir die Deutung auch ohne Verabredung denken.
Aber kann man sagen, daß einer ein rotes
Täfelchen genau kopiert, indem er einen bestimmten Ton von grün (oder
ein anderes Rot als das des Täfelchens) malt und zwar so, wie
er eine gezeichnete Figur, nach verschiedenen Projektionsmethoden,
verschieden und genau kopieren kann? –
Ist also hier der Vergleich zwischen Farben und Gestalten richtig, und
kann ein grünes Täfelchen einerseits als der Name einer bestimmten
Schattierung von rot stehen und anderseits als ein Muster dieses
Tones? wie ein Kreis als der Name einer bestimmten
Ellipse verwendet werden kann, aber auch als ihr Muster. –
Kann man also dort wie hier von verschiedenen Projektionsmethoden
sprechen, oder gibt es für das Kopieren einer Farbe nur eine
solche: das Malen der gleichen Farbe?
Wir meinen diese Frage so, daß sie nicht dadurch
verneint wird, daß uns die Möglichkeit gezeigt
wird, mittels eines bestimmten Farbenkreises und der
Festsetzung eines Winkels von einem Farbton auf irgend einen andern
überzugehn.
Das, glaube ich, zeigt nun, in wiefern das rote Täfelchen gegenüber dem
Wort ‘rot’ in einem andern Fall ist, als das
grüne.
Übrigens bezieht sich, was wir hier für die
Farben gesagt haben, auch auf die Formen von Figuren, wenn das
Kopieren ein Kopieren nach dem Augenmaß und nicht
eines mittels Meßinstrumenten ist. –
Denken wir uns nun aber doch einen Menschen, der vorgäbe “er
könne die Schattierungen von Rot in Grün kopieren” und auch
wirklich beim Anblick des roten Täfelchens mit allen
(äußeren) Zeichen des genauen
Kopierens einen grünen Ton mischte und so fort bei allen ihm
gezeigten51 roten Tönen.
Der wäre für uns auf derselben Stufe, wie Einer,
der || Diesem || Dem gegenüber wären wir
in der gleichen Lage, wie einer, ¤
der auf die gleiche Weise (auch durch
genaues Hinhorchen) Farben nach Violintönen mischte.
Wir würden in dem Fall sagen:
“Ich weiß nicht, wie er
es macht”; aber nicht in dem Sinne, als verstünden wir nicht die
verborgenen Vorgänge in seinem Gehirn oder seinen Muskeln, sondern, wir
verstehen nicht, was es heißt “dieser
Farbton sei eine Kopie dieses Violintones”.
Es sei denn, daß damit nur gemeint ist,
daß ein bestimmter Mensch
erfahrungsgemäß einen bestimmten Farbton mit
einem bestimmten Klang assoziiert
(ihn zu sehen behauptet, malt,
etc.).
Anderseits wäre ich vielleicht befriedigt, wenn man mir sagte, der Mann
kopiere insofern, als er einen dunkleren Ton || tiefern
Violinton dunkler male & die sieben Töne der Oktav in den
“sieben Farben des Regenbogens”.
Der Unterschied zwischen dieser Assoziation und dem Kopieren, auch
wenn ich selbst beide Verfahren kenne, besteht darin || zeigt sich darin, daß
es für die assoziierte Gestalt keinen Sinn hat, von
Projektionsmethoden zu reden, und daß ich von dem
assoziierten Farbton sagen kann “jetzt fällt mir bei dieser
Farbe (oder diesem Klang) diese Farbe ein, vor 5 Minuten war es
eine andere”.
etc..
Wir könnten auch niemandem sagen “Du hast nicht richtig
assoziiert”, wohl aber “Du hast nicht richtig
kopiert”.
Und die Kopie einer Farbe – wie ich das Wort gebrauche –
ist nur eine; und es hat keinen Sinn, (hier) von
verschiedenen Projektionsmethoden zu reden.)) |
⍈
Besser auslassen!
[Zu: Begriff der Mischfarbe
S.
473 § 100]
Es ist die Frage: Wenn sich die Regel, das Muster stehe für die Komplementärfarbe, ihrem Wesen nach nur auf die Farben (oder Wörter) blau, rot, grün, gelb bezieht, ist sie dann nicht identisch mit der, welche das grüne Zeichen als Wort für “rot”, und umgekehrt, etc. festsetzt? Denn eine Regel || Allgemeinheit, die ihrem logischen Wesen nach einem logischen Produkt äquivalent ist, ist nichts anderes, als dieses logische Produkt. (Denn man kann nicht sagen: hier ist das grüne Zeichen; nun hole mir ein Ding von der komplementären Farbe, welche immer das sein mag. D.h., “die komplementäre Farbe von rot” ist keine Beschreibung von grün; wie “das Produkt von 2 und 2” keine Beschreibung von 4.) Die Bestimmung, die Komplementärfarbe 52 zu nehmen, || als
Bedeutung des Täfelchens zu nehmen, ist dann wie ein Querstrich in
einer Tabelle; ein Querstrich in der Grammatik der Farben
gezogen.
Es ist klar, daß ich mit Hilfe einer solchen
Regel eine Tabelle herstellen ||
konstruieren kann, ohne noch aus der Grammatik
herauszutreten, also von || vor jeder
Anwendung der Sprache.
Anders wäre es, wenn die Regel (R)
hieße: das Täfelchen bedeutet immer einen
etwas dunkleren Farbton, als sein eigener || der
seine ist.
Man muß nur wieder auf den verschiedenen Sinn der
Farb- und der Gestaltprojektion achten (und
bei der letzteren wieder auf den Unterschied der Abbildung nach
visuellen Kriterien von || und der
Übertragung mit
Meßinstrumenten).
Das kopieren nach der Regel R ist ‘kopieren’ in
einem andern Sinne als dem, in welchem das Hervorbringen des gleichen
Farbtons so genannt wird.
Es handelt sich also nicht um zwei Projektionsmethoden, vergleichbar
etwa der Parallel- und der Zentralprojektion,
durch die ich eine geometrische Figur mit Zirkel und Lineal in eine
andere projizieren kann.
(Die Metrik der Farbtöne.)
Wenn ich das berücksichtige, so kann ich also in dem veränderten Sinn des Wortes “Muster” (der dem veränderten Sinn des Worts “kopieren” entspricht), das hellere Täfelchen zum Muster des dunkleren Gegenstandes nehmen. |
Als Erwägung nicht uninteressant.
“Könnten wir nicht zur hinweisenden Erklärung von ‘rot’ ebensowohl auf ein grünes, wie auf ein rotes Täfelchen zeigen? denn, wenn diese Definition nur ein Zeichen statt des andern setzt, so sollte dies doch aufs gleiche hinauslaufen || keinen Unterschied machen.” – Wenn die Erklärung nur ein Wort für ein andres setzt, ist es auch gleichgültig || so macht es auch keinen. Bringt aber die Erklärung das Wort mit einem Muster in Zusammenhang, so ist es nun nicht unwesentlich, mit welchem Täfelchen das Zeichen verbunden wird (denke auch wieder daran, daß eine Farbe der andern nicht 53 im gleichen Sinn zum Muster dienen kann, wie
ihr selbst).
“Aber dann gibt es also willkürliche Zeichen und solche, die
nicht willkürlich sind!” –
Aber denken wir nur an die Verständigung durch Landkarten, Zeichnungen,
und Sätze anderseits: die Sätze sind so wenig willkürlich, wie die
Zeichnungen.
Aber die Worte sind willkürlich.
(Vergleiche die Abbildung | = o, – =
x.)
Wird denn aber ein Wort eigentlich als Wort gebraucht, wenn ich es nur
in Verbindung mit einer Tabelle gebrauche, die den
Übergang zu Mustern macht?
Ist es also nicht falsch, zu sagen, ein Satz sei ein Bild, wenn ich doch
nur ein Bild nach ihm und der Tabelle zusammenstelle?
Aber so ist also doch der Satz und die Tabelle zusammen ein
Bild.
Also zwar nicht adbcb allein, aber dieses Zeichen zusammen mit
Aber es ist offenbar, daß auch adbcb ein Bild von → ← ↑ ↓ ↑ genannt werden kann. Ja aber, ist nicht doch das Zeichen adbcb ein willkürlicheres Bild von → ← ↑ ↓ ↑ als dieses Zeichen von der Ausführung der Bewegung? Etwas ist auch an dieser Übertragung willkürlich (die Projektionsmethode) und wie sollte ich bestimmen, was willkürlicher ist. Ich vergleiche also die Festsetzung der Wortbedeutung durch die hinweisende Definition, der Festsetzung einer Projektionsmethode zur Abbildung räumlicher Gebilde. Dies ist aber freilich || allerdings nicht mehr, als || wie ein Vergleich. Ein ganz guter Vergleich, aber er enthebt uns nicht der Untersuchung des Funktionierens der Worte, ﹖– getrennt von dem Fall der räumlichen Projektion –﹖. Wir können allerdings sagen – d.h. es entspricht ganz dem Sprachgebrauch –, daß wir uns durch Zeichen verständigen, ob wir Wörter oder Muster gebrauchen; aber das Muster ist kein Wort, und das Spiel, sich nach Worten zu richten, ein anderes als das, sich nach Mustern (zu﹖) richten. (Wörter sind der Sprache nicht wesentlich.) Kann man aber vielleicht sagen, daß Muster ihr wesentlich wären? 54
(Muster sind der Benützung || dem
Gebrauch von Mustern wesentlich, Worte, der
Benützung || dem Gebrauch von
Worten.) |
﹖– Vergiß hier auch
nicht, daß die Wortsprache nur eine
unter vielen möglichen Sprachen ist –﹖ und es
Übergänge von ihr in die andern gibt.
Untersuche die Landkarte darauf || auf das hin, was
in ihr dem Ausdruck der Wortsprache entspricht.
|
‘Primär’ müßte eigentlich
heißen:
unmißverständlich. |
Es klingt wie eine lächerliche Selbstverständlichkeit, wenn ich sage,
daß der, welcher glaubt die Gebärden || Gesten seien die primären Zeichen, die allen
andern zu Grunde liegen, außer Stande wäre, den
gewöhnlichsten Satz durch Gebärden zu ersetzen. |
Regeln der Grammatik, die eine “Verbindung zwischen Sprache
und Wirklichkeit” herstellen, und solche, die es nicht
tun.
Von der ersten Art etwa: “diese Farbe nenne ich
‘rot’”, – von der zweiten:
“non-non-p = p”.
Aber über diesen Unterschied besteht ein Irrtum: der Unterschied
scheint prinzipieller Art zu sein; und die Sprache
wesentlich etwas, dem eine Struktur gegeben, und
was || das dann der Wirklichkeit
aufgepaßt wird. |
““Wird aber dann nicht
wenigstens eine gewisse Regelmäßigkeit im
Gebrauch gefordert?!
Würde es angehen, wenn wir einmal eine Tabelle nach diesem, einmal
nach jenem Schema zu gebrauchen hätten?
Wie soll man denn wissen, wie man diese Tabelle zu
gebrauchen hat?”” –
Ja, wie weiß man es denn
heute?
Die Zeichenerklärungen haben doch irgend einmal ||
irgendwo ein Ende. |
Nun gebe ich aber natürlich zu, daß ich, ohne
vorhergehende Abmachung einer Chiffre, ein
Mißverständnis hervorrufen würde, wenn ich, auf den
Punkt A zeigend, sagte, dieser Punkt heißt
‘B’.
Wie ich ja auch, wenn ich jemandem den Weg weisen will, mit dem Finger
in der Richtung weise, in der er gehen soll, und nicht in der
entgegengesetzten.
Aber auch ﹖– diese Art des
Zeigens –﹖ könnte richtig verstanden
werden, und zwar ohne daß dieses
Verständnis das gegebene Zeichen durch ein weiteres
ergänzte.
Es liegt in der menschlichen Natur, das Zeigen mit dem Finger
so zu verstehen.
Und so ist die menschliche Gebärdensprache primär in einem
psychologischen Sinne. |
Ist das Zeigen mit dem Finger unserer Sprache wesentlich?
Es ist gewiß ein merkwürdiger Zug unserer
Sprache, daß wir Wörter hinweisend erklären:
das ist ein Baum, das ist ein Pferd, das ist grün,
etc..
(Überall auf der Erde || bei den Menschen finden sich Brettspiele,
die mit kleinen Klötzchen auf Feldern gespielt werden.
Überall auf der Erde findet sich eine
Schrift || eine Zeichensprache, die aus
geschriebenen Zeichen auf einer Fläche besteht.) |
Ich bestimme die Bedeutung eines Worts, indem ich es als Name eines
Gegenstandes erkläre, und auch, indem ich es als gleichbedeutend mit
einem andern Wort erkläre.
Aber habe ich denn nicht gesagt, man könne ein Zeichen nur durch ein
anderes Zeichen erklären?
Und das ist gewiß so, sofern ja die
56 hinweisende Erklärung
“das↑ ist
N” ein Zeichen
ist.
Aber ferner bildet hier auch der Träger von
“N”, auf den gezeigt wird, einen Teil des
Zeichens.
Denn: [dieser(Pfeil) hat es getan]
= [N hat es getan].
Dann heißt aber ‘N’ der
Name von diesem Menschen, nicht vom Zeichen “dieser↑”, von dem ein Teil auch dieser Mensch ist.
Und zwar spielt der Träger in dem Zeichen eine ganz besondere Rolle,
verschieden von der eines andern Teiles eines Zeichens.
(Eine Rolle, nicht ganz ungleich der des Musters.)
|
Die hinweisende Erklärung eines Namens ist nicht nur
äußerlich verschieden von einer Definition wie
“1 + 1 =
2”, indem etwa das eine Zeichen aus || in einer Geste meiner Hand, statt in einem
Laut- oder Schriftzeichen besteht, sondern sie
unterscheidet sich von dieser logisch; wie die Definition,
die das Wort dem Muster beigesellt, von der eines Wortes durch ein
Wort.
Es wird von ihr in andrer Weise Gebrauch gemacht.
Wenn ich also einen Namen hinweisend definiere und einen zweiten durch ihn || den ersten, so steht dieser zu jenem in anderem Verhältnis || ist dieser zu jenem in anderer Beziehung, als zum Zeichen, das in der hinweisenden Definition gegeben würde. D.h., dieses letztere ist seinem Gebrauch nach wesentlich von dem Namen verschieden und daher die Verbaldefinition und die hinweisende Definition, ‘Definitionen’ im verschiedenen Sinne des Worts. |
Ich kann von primären und sekundären Zeichen sprechen – in
einem bestimmten Spiel, einer bestimmten Sprache. –
Im Musterkatalog kann ich die Muster die primären Zeichen
und die Nummern die sekundären nennen.
Was soll man aber in einem Fall, wie dem der gesprochenen und
geschriebenen Buchstaben sagen?
Welches sind hier die primären, welches die sekundären
Zeichen? 57 |
Der Begriff vom sekundären Zeichen ist doch dieser: Sekundär
ist ein Zeichen dann, wenn, um mich nach ihm zu richten, ich eine Tabelle
brauche, die es mit einem andern (primären) Zeichen verbindet,
über welches ich mich erst nach dem sekundären richten
kann.
“Primär, das Zeichen, welches allein genügt hätte wenn es nicht zu unbequem wäre es immer mitzuführen”. Die Tabelle garantiert mir die Gleichheit aller Übergänge nicht, denn sie zwingt mich ja nicht, sie immer gleich zu gebrauchen. Sie ist da wie ein Feld, durch das Wege führen, aber ich kann ja auch querfeldein gehen. Ich mache den Übergang in der Tabelle bei jeder Anwendung von Neuem. Er ist nicht, quasi, ein für allemal in der Tabelle gemacht. (Die Tabelle verleitet mich höchstens, ihn zu machen.) Wie ist es aber, wo keine Tabelle gebraucht wird wie z.B. im Fall der gesprochenen & geschriebenen Buchstaben? Das laute || Lautes Lesen & anderseits Abschreiben eines geschriebenen Satzes. |
Welcher Art ist denn meine Aussage über die Tabelle:
“daß sie mich nicht zwingt,
sie so und so zu gebrauchen”?
Und: “daß die Anwendung
durch die Regel (oder die Tabelle) nicht
antizipiert
wird”. || ?
Wohl von derselben Art wie die Bemerkung, daß die Zeichenerklärungen
doch einmal ein Ende haben.
Und das ist ähnlich, wie wenn man sagt: “Was nützt
Dir die Annahme eines Schöpfers, sie schiebt doch das Problem nur
hinaus.”
Diese Bemerkung hebt einen Aspekt meiner Erklärung hervor, den ich
vielleicht früher nicht gesehen hatte.
Man könnte auch sagen: “Sieh Deine Erklärung || Theorie doch so an! – bist Du jetzt
noch immer von ihr befriedigt?” 58 |
14
Das, was uns am Zeichen
interessiert; || , die Bedeutung, die für uns || die Philosophie am Zeichen interessiert, die Bedeutung, die für
sie maßgebend ist, ist das, was in der
Grammatik des Zeichens niedergelegt ist. ¥
⋎
S. 40/3 |
Wir fragen: Wie gebrauchst Du das Wort, was machst Du damit, – das wird mich lehren, wie Du es verstehst. |
Die Grammatik,
– möchte ich || könnte man sagen – das sind die
Geschäftsbücher der Sprache; aus denen alles zu ersehen sein muß || aus denen alles über die || unsere Transaktionen zu
ersehen sein muß, was nicht vage Gefühle betrifft,
sondern wesentliche Fakten. || Die Grammatik ist das
Geschäftsbuch || Die Grammatik, – möchte ich || könnte
man sagen – das sind die Geschäftsbücher der Sprache; woraus
alles zu ersehen sein muß, was nicht Gefühle betrifft, sondern
Tatsachen. |
Man könnte in gewissem Sinne sagen, daß es uns auf Nuancen nicht
ankommt. |
Ich will also eigentlich sagen: es gibt nicht Grammatik und
Interpretation der Zeichen.
Sondern, soweit von einer Interpretation, also von einer
Erklärung || Deutung der Zeichen, die Rede sein
kann, soweit muß sie die Grammatik selbst
besorgen.
Denn ich brauchte nur zu fragen: Soll die Interpretation durch Sätze erfolgen? Und in welchem Verhältnis sollen diese Sätze zu der Sprache stehen, die sie schaffen? Ist besonders wichtig || Gilt besonders für die || sogenannte ‘Deutungen’ mathematischer Theoreme. |
⇒
[Zu den Bemerkungen über die Mengenlehre]
Wenn ich sage, daß ein Satz, der Mengenlehre etwa, in Ordnung ist, aber eine neue Interpretation erhalten muß, so heißt das nur, dieser Teil der Mengenlehre bleibt in sich unangetastet, muß aber in eine andere grammatische Umgebung gerückt werden. 59 |
Was ist ein Satz?
Wovon unterscheide ich denn einen Satz?
Oder, wovon will ich ihn denn unterscheiden?
Von Satzteilen in seinem grammatischen System (wie die Gleichung
vom Gleichheitszeichen), oder von
allen || allem, was wir nicht Satz nennen, also diesem Sessel,
meiner Uhr,
etc.
etc.?
Denn, daß es Schrift- oder
Lautbilder gibt, die Sätzen besonders ähnlich sind, braucht uns
eigentlich nicht zu kümmern. |
Oder wir müssen sagen: Vom Satzbegriff || Satz kann nur in einem grammatischen System || innerhalb eines
grammatischen Systems gesprochen werden. || kann nur in der Erklärung eines grammatischen
Systems die Rede sein. |
Es geht mit dem Wort “Satz” wie mit dem Wort
“Gegenstand” und andern: Nur auf eine
beschränkte Sphäre angewandt sind sie zulässig und dort sind sie
natürlich.
Soll die Sphäre ausgedehnt werden, damit der Begriff ein
philosophischer wird, so verflüchtigt sich die Bedeutung der Worte und es
sind leere Schatten.
Wir müssen sie dort aufgeben und wieder in den Grenzen
benützen. |
Nun möchte man aber sagen: “Satz ist alles, womit ich etwas
meine”.
Und
61 gefragt “was
heißt das, ‘etwas’ meinen”,
müßte || würde ich Beispiele
anführen.
Nun haben diese Beispiele zwar ihren Bereich, auf den sie
ausgedehnt werden können, aber weiter führen sie
mich doch nicht.
Wie ich ja in der Logik nicht ins Blaue verallgemeinern kann.
Hier handelt es sich aber nicht um Typen, sondern darum,
daß die Verallgemeinerung selbst etwas
bestimmtes ist; nämlich ein Zeichen mit vorausbestimmten
grammatischen Regeln.
D.h., daß die Unbestimmtheit
der Allgemeinheit keine logische Unbestimmtheit ist.
So als hätten wir nun nicht nur Freiheit im logischen Raum, sondern
auch Freiheit, diesen Raum zu erweitern, oder zu verändern.
Also nicht nur Bewegungsfreiheit, sondern eine Unbestimmtheit der Geometrie. |
Über sich selbst führt uns kein Zeichen
hinaus; und auch kein Argument. |
(Wenn wir sagen, Satz ist jedes Zeichen, womit wir etwas
meinen, so könnte man fragen: was meinen wir und
wann meinen wir es?
Während wir das Zeichen geben?
u.s.w.,
u.s.w..) |
Wenn ich frage “was ist die allgemeine Form des Satzes”,
so kann die Gegenfrage lauten: “haben wir
denn einen allgemeinen Begriff vom Satz, den wir nun || nur
exakt fassen wollen?” –
So wie: Haben wir einen allgemeinen Begriff von der
Wirklichkeit? |
Die Frage kann auch lauten: Was geschieht, wenn ein neuer Satz
in die Sprache aufgenommen wird: Was ist das Kriterium dafür,
daß er ein Satz ist? oder, wenn das
Aufnehmen in die Sprache ihn zum Satz stempelt, worin besteht diese
Aufnahme?
Oder: was ist Sprache? |
Da scheint es nun offenbar, daß man das Zeichengeben
von anderen Tätigkeiten unterscheidet.
Ein Mensch schläft, ißt,
62 trinkt, gibt Zeichen (bedient sich einer
Sprache). |
Was ist ein Satz?
Wodurch ist dieser Begriff bestimmt? –
Wie wird dieses Wort (“Satz”) in der
nicht-philosophischen Sprache gebraucht?
Satz, im Gegensatz wozu? |
Ich kenne einen Satz, wenn ich ihn sehe. |
Diese Frage ist fundamental: Wie, wenn wir eine neue Erfahrung
machen, etwa einen neuen Geschmack oder einen neuen Hautreiz kennen
lernen: woher weiß ich,
daß, was diese Erfahrung beschreibt, ein Satz ist || beschreiben wird, ein Satz
sein wird?
Oder, warum soll ich das einen Satz nennen?
Wohl || Nun, mit demselben Recht, womit || mit welchem || dem
ich von || vom Beschreiben oder
von einer neuen
‘Erfahrung’ gesprochen
habe.
Denn Erfahrung und Satz sind äquivalent.
Aber warum habe ich das Wort Erfahrung gebraucht, im Gegensatz
wozu?
Wie kann ich überhaupt von einem neuen “Geschmack” reden? Ich kann ihn || einer möglichen neuen Sinneserfahrung reden? Ich kann sie mir ja nicht vorstellen! – Antwort: Wie wird so ein Ausdruck gebraucht? |
Habe ich denn, was geschehen ist, schon bis zu einem Grade damit
charakterisiert, daß ich sagte, es sei eine
Erfahrung?
Doch offenbar gar nicht.
Aber es scheint doch, als hätte ich es schon getan, als hätte
ich davon schon etwas ausgesagt:
“daß es eine Erfahrung ist”.
In diesem falschen Schein liegt unser ganzes Problem.
Denn, was vom Prädikat “Erfahrung” gilt, gilt vom
Prädikat “Satz”. |
Das Wort “Satz” und das Wort
“Erfahrung” haben schon eine bestimmte
Grammatik. |
Das heißt, ihre Grammatik muß
im Vorhinein bestimmt sein und hängt nicht von
irgend einem künftigen Ereignis ab. |
Hier ist auch der Unsinn in der “experimentellen Theorie der
Bedeutung” 63 ausgesprochen.
Denn die Bedeutung ist in der Grammatik festgelegt. |
Wie verhält sich die Grammatik des Wortes “Satz” zur
Grammatik der Sätze? |
“Satz” ist offenbar die
Überschrift der Grammatik der Sätze.
In einem Sinne aber auch die Überschrift der
Grammatik überhaupt, also äquivalent den Worten
“Grammatik” und “Sprache”.
|
Das ist auch, was damit gemeint ist, daß es in der
Welt zwar Überraschungen gibt, aber nicht in
der Grammatik.
¥ |
Es scheint unsere Frage noch zu erschweren, daß auch
die Worte “Welt” und “Wirklichkeit”
Äquivalente des Wortes “Satz”
sind. |
Aber es ist doch lächerlich, die Welt, oder die Wirklichkeit, abgrenzen zu wollen.
Wem soll man sie denn entgegenstellen.
Und so ist es mit der Bedeutung des Wortes
“Tatsache”.
Aber man gebraucht ja diese Wörter auch nicht als Begriffswörter. |
F.u.i.
⍈
‘Wenn ich nun sage: aber die Sprache kann sich doch ausdehnen, so ist die Antwort: Gewiß, aber wenn dieses Wort “ausdehnen” hier einen Sinn hat, so muß ich jetzt schon wissen, was ich damit meine, muß angeben können, wie ich mir so eine Ausdehnung vorstelle. Und was ich jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht ausdrücken, und auch nicht andeuten.’ Bezieht sich auf die Kontroverse über die Möglichkeit einer neuen Sinneswahrnehmung & über ungelöste Probleme in der Mathematik. |
Und das Wort “jetzt” bedeutet hier: “in
diesem Kalkül” || dieser
Grammatik”, oder: “wenn die Worte
mit﹖ diesen grammatischen Regeln gebraucht
werden”. 64 |
⍈
[Zu
S. 79]
Hier haben wir dieses bohrende Problem: wie es möglich ist, an die Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn wir immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen. || : wie es denn möglich ist, auch nur auf den Gedanken zu kommen! “Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen” heißt hier: “was bedeutet denn der Gedanke, inwiefern ist er denn ein Gedanke da ihm doch nichts entspricht?” Als wäre der Gedanke ein Zauber. Was meinen wir denn mit der Existenz von Dingen, d.h. welche Anwendung hat denn dieser Begriff. Ein Gedanke ist ja bloß ein Ausdruck & hinter dem kann kein Zauber stecken || sein. Was dieser Ausdruck leistet muß sich an seiner Anwendung zeigen. |
⍈
[Zu
S. 79]
Hierher gehört die alte Frage: “wie bin ich dann aber überhaupt zu diesem Begriff gekommen” (etwa zu dem der außer mir liegenden Gegenstände). (Es ist ein Glück, eine solche Frage aus der Entfernung als alte Gedankenbewegung betrachten zu können; ohne in ihr verstrickt zu sein.) Zu dieser Frage ist ganz richtig der Nachsatz zu denken: “ich konnte doch nicht mein eigenes Denken transzendieren”, “ich konnte doch nicht sinnvoll das transzendieren, was für mich Sinn hat”. Es ist das Gefühl, daß ich nicht auf Schleichwegen (hinterrücks) dahin kommen kann, etwas zu denken, was zu denken mir eigentlich verwehrt ist. Daß es hier keine Schleichwege gibt, auf denen ich weiter kommen könnte, als auf dem direkten Weg. Es gibt in der Grammatik nicht direktes & indirektes Wissen.5 |
⍈
Wir haben es natürlich wieder mit einer falschen Analogie zu
tun: Es hat guten Sinn zu sagen “ich
weiß, daß er in diesem Zimmer
ist, weil ich ihn höre, wenn ich auch nicht hineingehen und ihn sehen
kann”. |
“Satz” ist so allgemein wie
z.B. auch “Ereignis”.
Wie kann man “ein Ereignis” von dem abgrenzen,
was kein Ereignis ist?
Ebenso allgemein ist aber auch “Experiment”, das vielleicht auf den ersten Blick spezieller zu sein scheint. |
“Da geschah ein Ereignis …”: das
heißt nicht “ein Ereignis”
im Gegensatz zu etwas Anderem. |
Rechtmäßiger Gebrauch des Wortes
‘Sprache’: Es bedeutet entweder die
Erfahrungstatsache, daß Menschen reden (auf
gleicher Stufe mit der, daß
65 Hunde bellen), oder es
bedeutet: festgesetztes System der Verständigung || festgesetztes System von Wörtern und grammatischen
Regeln in den Ausdrücken “die englische
Sprache”, “deutsche Sprache”, “Sprache
der Neger”
etc..
‘Sprache’ als logischer Begriff könnte nur mit
‘Satz’ äquivalent, und dann eine || die Überschrift eines Teiles der Grammatik
sein. |
Könnten wir etwas ‘Sprache’ nennen, was nicht wirklich
angewandt würde?
Könnte man von Sprache reden, wenn nie eine gesprochen worden
wäre?
(Ist denn Sprache ein Begriff, wie
‘Kentaur’ ||
vergleichbar mit dem Begriff
‘Kentaur’, der
besteht, auch wenn es nie ein solches Wesen gegeben
hat?)
(Vergleiche damit ein Spiel, das nie gespielt wurde, eine Regel, nach der nie gehandelt wurde.) |
Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert (erfindet)?
nach welchem Prinzip geht er vor?
Denn dieses Prinzip ist der Begriff ‘Sprache’.
|
Eine Sprache erfinden, heißt, eine Sprache
konstruieren.
Ihre Regeln aufstellen.
Ihre Grammatik verfassen. |
Erweitert || Verändert jede erfundene
Sprache den Begriff der Sprache? |
Überlege, welches Verhältnis sie zum früheren Begriff hat.
Denke einerseits an || an das Verhältnis der komplexen Zahlen
zum älteren Zahlbegriff; anderseits an das Verhältnis einer neu
aufgeschriebenen Multiplikation von Kardinalzahlen die zum ersten Mal
hingeschrieben wird zum allgemeinen Begriff dieser || der
Multiplikation von Kardinalzahlen. || anderseits an den Fall, wenn zum
ersten Mal gewisse (etwa sehr große) Kardinalzahlen angeschrieben
& miteinander multipliziert werden & an das Verhältnis
dieser neuen Multiplikation zu dem allgemeinen Begriff
der Multiplikation von Kardinalzahlen.
|
Was für das Wort “Sprache” gilt,
muß auch für den Ausdruck “System von
Regeln” gelten.
Also auch für das Wort “Kalkül”. |
Wie bin ich denn zum Begriff ‘Sprache’
gekommen?
Doch nur durch die Sprachen, die ich gelernt habe.
Aber die haben mich in gewissem Sinne über sich hinausgeführt, denn ich wäre jetzt im Stande, eine neue Sprache zu konstruieren, z.B. Wörter zu 66 erfinden.
Also gehört diese Methode der Konstruktion noch zum Begriff der
Sprache.
Aber nur, wenn ich ihn so festlege.
Immer wieder hat mein
“u.s.w.” eine
Grenze. |
Der Begriff: sich einander etwas mitteilen.
Wenn ich
z.B. sage:
‘Sprache’ werde ich jedes System von Zeichen
nennen, das Menschen untereinander vereinbaren, um sich miteinander
zu verständigen, so könnte man hier schon fragen: Und was
schließt Du unter dem Begriff
‘Zeichen’ ein? |
Was nenne ich “Handlung”, was
“Sinneswahrnehmung”? |
Die Worte “Welt”, “Erfahrung”,
“Sprache”, “Satz”,
“Kalkül”, “Mathematik” können
alle nur für triviale Abgrenzungen stehen, wie “essen”,
“ruhen”,
etc.. |
Denn, wenn auch ein solches Wort der Titel unserer Grammatik wäre –
etwa das Wort “Grammatik” – so hätte doch
dieser Titel nur dieses Buch von andern Büchern zu unterscheiden.
|
Allgemeine Ausführungen über die Welt und die Sprache gibt es
nicht. |
Aber warum zerbreche ich mir über den Begriff ‘Sprache’
den Kopf, statt Sprache zu gebrauchen?!
Dieses Kopfzerbrechen ist nur dann berechtigt, wenn wir einen allgemeinen Begriff haben. |
Ich finde bei Platon auf eine
Frage wie “was ist Erkenntnis” nicht die vorläufige
Antwort: Sehen wir einmal nach, wie dieses Wort gebraucht
wird.
Sokrates weist es immer zurück,
von Erkenntnissen statt von der Erkenntnis zu reden. 67 |
Aber wenn so der allgemeine Begriff der Sprache sozusagen
zerfließt, zerfließt da
nicht auch die Philosophie?
Nein, denn ihre Aufgabe ist es nicht, eine
neue || ideale Sprache zu schaffen,
sondern die zu reinigen, die vorhanden ist. || denn ihre Aufgabe ist es nicht etwas Neues an Stelle
der || unserer Sprache zu setzen sondern einzelne || bestimmte Mißverständnisse in unserer Sprache aufzuklären || zu beseitigen. |
Der, welcher darauf aufmerksam macht, daß ein Wort
in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wurde, oder
daß bei dem Gebrauch dieses || eines Ausdrucks uns dieses Bild vorschwebt, und
der überhaupt die Regeln feststellt (tabuliert), nach welchen Worte
gebraucht werden, hat gar keine Pflicht, eine Erklärung
(Definition) des Wortes “Regel” (oder
“Wort”, “Sprache”,
“Satz”,
etc.) zu geben. || , hat garnicht die Pflicht
übernommen, eine Erklärung (Definition) des
Wortes “Regel” (oder “Wort”,
“Sprache”, “Satz”,
etc.) zu geben. ¥ |
Die Philosophie hat es auch in demselben Sinn mit
Kalkülen zu tun, wie sie es mit Gedanken zu tun hat (oder mit Sätzen
und Sprachen).
Hätte sie's aber wesentlich mit dem Begriff des Kalküls zu
tun, also mit dem Begriff des Kalküls vor allen Kalkülen, so gäbe es eine
Metaphilosophie.
Und die gibt es nicht.
(Man könnte alles, was wir zu sagen haben, so darstellen,
daß das als ein leitender Gedanke
erschiene.) |
⍈
So ist es mir erlaubt, das Wort ‘Regel’ zu verwenden,
ohne notwendig erst die Regeln über dieses Wort zu tabulieren.
Und diese Regeln sind nicht
Über-Regeln. |
Das Wort “Regel” muß in der
Erklärung eines Spiels nicht gebraucht werden (natürlich auch kein
äquivalentes). |
Wie gebrauchen wir denn auch das Wort
‘Regel’(wenn wir etwa von Spielen
reden) || , wenn wir etwa von Spielen reden?
Im Gegensatz wozu?
Wir sagen
z.B. “das folgt aus dieser
Regel”, aber dann könnten wir ja die Regel des Spiels zitieren, und so das Wort
68 [Wohl
auszulassen! schon anders und vielleicht besser
gesagt.]
“Regel” ersetzen.
Oder wir sprechen von “allen Regeln des Spiels” und
müssen sie dann entweder aufgezählt haben (und dann liegt
(wieder﹖) der
erste Fall vor), oder wir sprechen von den Regeln, als einer
Gruppe, die auf bestimmte Art aus gegebenen || bestimmten
Grundpositionen || Grundregeln erzeugt
werden und dann steht das Wort “Regel” für den Ausdruck
dieser Grundpositionen || Grundregeln und Operationen.
Oder wir sagen “Das ist eine Regel,
das nicht”, wenn etwa das Zweite nur ein einzelnes
Wort ist, oder eine Konfiguration der Spielsteine.
(Oder: “nein, das ist nach der neuen Abmachung auch
eine Regel”.)
Wenn wir etwa das Regelverzeichnis des Spiels aufzuschreiben hätten, so
könnte so etwas gesagt werden und dann hieße es:
Das gehört hinein, das
nicht.
Aber nicht vermöge einer bestimmten Eigenschaft (nämlich der,
eine Regel zu sein), wie wenn man etwa lauter
Äpfel in eine
Kiste packen möchte und sagt “nein, das gehört nicht
hinein, das ist eine Birne”.
[Zeile] Ja aber wir
nennen doch manches “Spiel”, manches nicht, und manches
“Regel”, und manches nicht!
Aber auf die Abgrenzung alles dessen, was wir Spiel nennen, gegen
alles andere, kommt es ja nie an.
Die Spiele sind für uns die Spiele, von denen wir gehört
haben, die wir aufzählen können, und etwa noch einige nach Analogie
anderer neu gebildete; und wenn jemand etwa ein Buch über die Spiele
schriebe, so brauchte er eigentlich das Wort “Spiel”
auch im Titel nicht, sondern als Titel könnte eine Aufzählung der Namen
der einzelnen Spiele stehen.
Und gefragt: Was ist denn aber das Gemeinsame aller dieser
Dinge, weshalb || dessentwegen Du sie
zusammenfaßt? könnte er sagen: ich
weiß es nicht in einem Satz anzugeben,
– aber Du siehst ja viele Analogien.
Im übrigen ist diese || scheint mir
diese Frage müßig, da ich auch
wieder, nach Analogien fortfahrend, durch unmerkbare Stufen,
zu Gebilden kommen kann, die niemand mehr im gewöhnlichen Leben
“Spiel” nennen wollte.
Ich nenne daher “Spiel” das, was auf dieser Liste
steht, wie auch, was diesen Spielen bis zu einem gewissen (von mir
nicht näher bestimmten) Grade ähnlich ist.
69
Im übrigen behalte ich mir vor, in jedem neuen Fall zu entscheiden, ob
ich etwas zu den Spielen rechnen will oder nicht. |
Es ist, wie wenn man für gewisse Spiele einen Strich mitten durchs
Spielfeld zieht um die Parteien zu scheiden, das Feld aber weiter || im übrigen nicht begrenzt, da es nicht nötig ist.
|
Wenn Frege sagt, mit unscharfen
Begriffen wisse die Logik nichts anzufangen so ist das insofern
eine || die Wahrheit || wahr, als gerade die Schärfe
der Begriffe zur Methode der Logik gehört.
Das ist es was der Ausdruck,
die Logik sei normativ, bezeichnen
kann. |
Ebenso verhält es sich nun auch mit dem Begriff der
Regel. || Und so verhält es sich mit dem Begriff
‘Regel’.
Nur in ganz besonderen || speziellen Fällen,
d.h.:
nicht immer, wenn wir das Wort ‘Regel’
gebrauchen, handelt es sich uns darum, die Regeln von
etwas abzugrenzen, was nicht Regel ist, und in allen diesen Fällen ist es
leicht, ein unterscheidendes Kriterium zu geben.
Das heißt, wir brauchen das Wort
“Regel” im Gegensatz zu “Wort”
“Konfiguration der Steine” und einigem Andern, und
diese Grenzen sind klar gezogen. || können leicht klar
gezogen werden.
Dagegen ist es müßig, Grenzen dort zu
ziehen, wo || ziehen wir dort nicht Grenzen, wo
wir sie nicht brauchen.
Verhält es sich hier nicht ebenso, wie mit dem Begriff
‘Pflanze’?
Wir gebrauchen dieses Wort || das Wort
“Pflanze” in bestimmtem Sinne,
aber, im Falle einzelliger Lebewesen war die Frage eine
Zeit lang schwebend, ob man sie Tiere oder Pflanzen nennen solle, und
es ließen sich auch beliebig viel andere Grenzfälle
konstruieren, für die die Entscheidung, ob etwas noch unter den Begriff
Pflanze falle, erst zu treffen wäre.
Ist aber darum die Bedeutung des Wortes
“Pflanze” in allen anderen Fällen verschwommen,
sodaß man sagen könnte, wir gebrauchen das
Wort, ohne es zu verstehen?
Ja, würde uns eine Definition, die den Begriff nach
verschiedenen Seiten begrenzte, die Bedeutung des Wortes in
allen Sätzen klarer machen, sodaß wir auch
alle Sätze, in denen es vorkommt, besser verstehen würden?
Offenbar nein. |
Wenn wir sagen “der Boden war ganz mit Pflanzen bedeckt”
so meinen wir gewöhnlich nicht Bakterien (D.h. wir würden diese Deutung wenn sie
vorgeschlagen würde, ablehnen). Wir würden, müßten wir bestimmte Grenzen ziehen, in den verschiedenen Fällen wenn wir das Wort im gewöhnlichen Leben gebrauchen verschiedene Grenzen ziehen. Und manchmal mußten wir auch Grenzen andeuten. |
“Ein großes Stück Kuchen”, “ein großer
Kirchturm”, “ein großer Hund”.
|
Die Logik zieht ihrem Wesen nach Grenzen aber in der Sprache die wir
sprechen sind solche Grenzen nicht gezogen.
Das heißt aber nicht daß nun die Logik die Sprache falsch darstellt, oder eine
ideale Sprache.
Sie portraitiert die farbige verschwommene Wirklichkeit als Federzeichnung
das ist ihre Aufgabe. |
(Sokrates stellt die Frage,
was Erkenntnis sei und ist nicht mit der Aufzählung von Erkenntnissen
zufrieden.
Wir aber kümmern uns nicht viel um diesen allgemeinen Begriff und sind
froh, wenn wir Schuhmacherei, Geometrie
etc.
verstehen.) |
Wir glauben nicht, daß nur der ein Spiel
wirklich versteht, der eine Definition des Begriffs
‘Spiel’ geben kann. 70 |
(Ich mache es mir in der Philosophie immer leichter und
leichter.
Aber die Schwierigkeit ist, es sich leichter zu machen und doch exakt
zu bleiben.) |
Der Gebrauch des Worts “Spiel”
“Satz” “Sprache”
etc.
hat die Verschwommenheit des normalen Gebrauchs aller Begriffswörter
unserer Sprache.
Zu glauben sie wären darum unbrauchbar oder doch nicht ideal ihrem Zweck
entsprechend wäre, als wollte man sagen “… ist
unbrauchbar, weil man nicht weiß, wo es anfängt & wo es || der
Lichtschein meiner Lampe ist unbrauchbar, weil man nicht weiß, wo er anfängt
& wo er aufhört”. Will ich zur Aufklärung & zur Vermeidung von Mißverständnissen im Gebiet eines (solchen) verschwommenen Begriffs || Sprachgebrauchs klare || scharfe Grenzen ziehen, so werden sich die scharf umgrenzten Bezirke zu dem wirklichen Sprachgebrauch verhalten wie die scharfen Konturen in einer Federzeichnung zu den allmählichen Farbübergängen im Gesicht || in der Wirklichkeit die sie darstellt. || zu allmählichen Übergängen von Farbflecken in der Wirklichkeit die die Zeichnung darstellt. || die dargestellt ist. 71 |
Ich glaube nicht, daß die Logik in einem andern
Sinne von Sätzen reden kann, als wir für gewöhnlich tun, wenn wir
sagen “hier steht ein Satz aufgeschrieben” oder
“nein, das sieht nur aus wie ein Satz, ist aber
keiner”,
etc.
etc. |
Die Frage “was ist ein Wort” ist ganz analog der
“was ist eine Schachfigur”. |
Wir reden natürlich von dem räumlichen und zeitlichen
Phänomen der Sprache.
Nicht von einem unräumlichen und unzeitlichen Unding.
Aber wir reden von ihr so, wie von den Figuren des Schachspiels,
indem wir Regeln für sie tabulieren, nicht ihre physikalischen
Eigenschaften beschreiben || von ihrem Gebrauch im Spiel, nicht von
ihren physikalischen
Eigenschaften.
Gehört eigentlich zu: ‘Verstehen kein Akt während des
Redens ’
etc. |
Wir können in der Philosophie auch keine größere
Allgemeinheit erreichen, als in dem, was wir in Leben
und Wissenschaft sagen ||
aussprechen.
(D.h., auch hier lassen wir alles, wie es
ist.) |
So ist eine aufsehenerregende Definition der Zahl keine || nicht die Sache der Philosophie.
72 |
Die Philosophie hat es mit den bestehenden Sprachen zu tun und nicht
vorzugeben, daß sie von einer abstrakten Sprache
handeln müsse. |
Wir fühlen beim Nachdenken über das Problem || Studium des
Problems der Sprache & der Bedeutung leicht die
Versuchung anzunehmen, || Wir können leicht dahin kommen zu denken ||
Wir können leicht in der Untersuchung der Sprache & der
Bedeutung dahin kommen zu denken wir dürften eigentlich nicht von
Wörtern & Sätzen im ganz hausbackenen Sinn reden sondern von Wörtern
etc. in einem sublimierten Sinn, abstrakteren Sinn.
So als wäre ein bestimmter Satz nicht eigentlich was irgend ein Mensch
ausspricht sondern ein Idealwesen (die Klasse aller gleichbedeutenden
Sätze oder dergleichen.)
Aber ist auch der Schachkönig von dem die Schachregeln handeln ein solches
Idealding ein abstraktes Wesen. |
Wenn ich nämlich über die Sprache – Wort, Satz,
etc.
– rede, muß ich die Sprache des Alltags reden,
–
Aber gibt es denn eine andere? |
Ist diese Sprache etwa zu grob, materiell, für das, was wir sagen
wollen?
Und kann es eine andere geben?
Und wie merkwürdig, daß wir dann mit der unseren
dennoch || überhaupt etwas anfangen
können. |
Daß ich beim Erklären der Sprache (in unserem
Sinne) schon die volle Sprache (nicht etwa eine vorbereitende,
vorläufige) anwenden muß, zeigt schon,
daß ich nur
Äußerliches über die Sprache
sagen || vorbringen kann.
|
Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? –
Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache
abgefaßt; mußten in
dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen
war! |
Und Deine Skrupel sind Mißverständnisse.
|
Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muß
ich von Wörtern reden. |
Man sagt: Es kommt nicht auf das ||
auf's Wort an, sondern auf seine Bedeutung,
und denkt dabei immer an die Bedeutung, als ob sie nun eine Sache von der
Art des Worts wäre, allerdings vom Wort verschieden.
Hier ist das Wort, hier die Bedeutung.
(Das Geld, und die Kuh, die man dafür kaufen kann.
Anderseits aber: das Geld, und sein Nutzen.) 73. |
Über die Sprache des
Alltags sind nicht mehr Skrupel || Bedenken berechtigt, || Über unsere Sprache
sind nicht mehr Bedenken gerechtfertigt, als ein
Schachspieler über das Schachspiel hat, nämlich keine.
((Hier ist nicht gemeint “über den Begriff der
Sprache”.
Sondern es heißt eher: “sprich ruhig
darauf los, wie ein Schachspieler spielt, es kann Dir nichts
passieren, Deine Skrupel sind ja nur
Mißverständnisse, ‘philosophische’
Sätze.”)) 74 |
Was ist ein Satz? –
Vor allem gibt es in unseren Sprachen einen
Satzklang.
(Daher Unsinngedichte wie die Lewis
Carroll's.) || Daher reden wir von
Unsinngedichten
Und was wir oft Unsinn nennen ist nicht eine
Beliebigkeit. |
Bei der Frage nach der allgemeinen Satzform bedenken wir,
daß die gewöhnliche Sprache zwar einen
bestimmten Satzrhythmus hat, aber nicht alles, was diesen
Rhythmus hat, ein Satz ist.
D.h. wie ein Satz klingt und keiner ist. – Daher die Idee vom sinnvollen und unsinnigen ‘Satz’. |
Anderseits ist dieser Rhythmus aber natürlich nicht
wesentlich.
Der Ausdruck “Zucker Tisch” klingt
nicht wie ein Satz, kann aber doch sehr wohl den Satz “auf dem
Tisch liegt Zucker” ersetzen.
Und zwar nicht etwa so, daß wir uns etwas
Fehlendes hinzudenken müßten, sondern, es kommt
wieder nur auf das System an, dem der Ausdruck “Zucker
Tisch” angehört. |
Es fragt sich also, ob wir außer diesem
irreführenden Satzklang noch einen allgemeinen Begriff vom Satz
haben.
(Ich rede jetzt von dem, was durch
‘ & ’,
‘ ⌵ ’, ‘ ⊃ ’,
zusammengehalten wird.) |
Denken wir uns, wir läsen die Sätze eines Buches verkehrt, die
Worte in umgekehrter Reihenfolge; könnten wir nicht dennoch den Satz
verstehen?
Und klänge er jetzt nicht ganz
unsatzmäßig? 75 |
⍈
Zu § 18
S. 76 § 19
S. 79
Hat es einen Sinn, zu sagen: “Ich habe so viele Schuhe, als eine Wurzel der Gleichung x³ + 2x ‒ 3 = 0 Einheiten hat” || als eine Lösung der Gleichung x³ + 2x ‒ 3 = 0 ergibt”? Hier könnte es scheinen als hätten wir eine Notation, der wir es eventuell nicht ansehen können, ob sie Sinn hat oder nicht. || deren Grammatik allein nicht bestimmt ob ein Satz Sinn hat oder nicht || was ein sinnvoller Satz ist & was nicht. Daß es also von vornherein nicht bestimmt wäre Wenn der Ausdruck “die Wurzel der Gleichung F(x) = 0” eine Beschreibung im Russell'schen Sinne wäre, so hätte der Satz “ich habe n Äpfel und n + 2 = 6” einen andern Sinn, als der: “ich habe 4 Äpfel”. Wir haben in dem ersten Satz ein außerordentlich lehrreiches Beispiel dafür, wie eine Notation auf den ersten Blick einwandfrei erscheinen kann, nämlich so, als verstünden wir sie; und daß wir in Wirklichkeit einen unsinnigen Satz nach Analogie eines sinnvollen gebildet haben und nur glauben, die Regeln des ersteren zu übersehen. So ist “ich habe n Schuhe und n² = 4” ein sinnvoller Satz; aber nicht “ich habe n Schuhe und n² = 2”. |
Dies gibt ein herrliches Beispiel dafür, was es heißt, einen
Satz verstehen (meinen). |
Inwiefern ist das Verstehen – das augenblickliche Verstehen –
des Satzes ein Kriterium dafür, daß der Satz Sinn hat? 76 |
Die Erklärung, || : die man erhält, wenn man
nach dem Wesen des Satzes fragt: Satz sei alles, was wahr oder
falsch sein könne – ist nicht so ganz unrichtig.
Es ist die Form der Wahrheitsfunktion (in welcher Form der
Zeichengebung immer ausgedrückt), die das logische Wesen des Satzes
ausmacht. |
Die Erklärung: Satz sei alles, was wahr oder falsch sein
könne || “Satz ist alles, was wahr oder falsch sein
kann” bestimmt den Begriff des Satzes in einem bestimmten
Sprachsystem als das was in diesem System
als Argument einer
Wahrheitsfunktion auftritt || Argument einer Wahrheitsfunktion
ist. Und wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher wesentlich ist so meinen wir oft || sind es manchmal die Wahrheitsfunktionen. Wenn ich sagte die allgemeine Form des Satzes sei “es verhält sich so & so” so war eben das gemeint. |
‘p’ ist wahr = p.
Man gebraucht das Wort “wahr” in Zusammenhängen wie
“was er sagt ist wahr”, das aber sagt dasselbe wie
“er sagt ‘p’, und p ist der
Fall”. |
“Wahr” und “falsch” sind tatsächlich
nur Wörter einer bestimmten Notation der Wahrheitsfunktion.
|
Wenn man sagt, Satz sei alles, was wahr oder falsch sein könne, so
heißt das dasselbe wie: Satz ist
alles, was sich verneinen läßt. |
Wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher
wesentlich ist, so meinen wir die
Wahrheitsfunktionen || Wahrheitsfunktion. 77 |
Man kann natürlich auch nicht sagen, ‘Satz’ sei dasjenige, wovon man
‘wahr’ und ‘falsch’ aussagen könne, in
dem Sinn, als könnte man versuchen, zu welchen Symbolen die Wörter
‘wahr’ und ‘falsch’
paßten und danach entscheiden, ob etwas ein
Satz ist.
Denn das würde nur dann etwas bestimmen, wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind, das aber können sie nur im
Zusammenhang sein. || wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind,
d.h. bereits eine
bestimmte Grammatik haben.
Und eben im Zusammenhang mit einem Satz.
Alles, was man machen kann, ist hier, wie in allen diesen Fällen, das
grammatische Spiel bestimmen, seine Regeln angeben und es dabei
bewenden lassen. |
Was ein Satz ist, wird durch die Grammatik bestimmt.
D.h., innerhalb der Grammatik.
(Dahin zielte auch meine “allgemeine Satzform”.) |
[Zu: “Was ist ein Erfahrungssatz”]
Man kann nicht sagen “dieser Struktur fehlt noch etwas, um ein Satz zu sein”. Sondern es fehlt ihr etwas, um in dieser Sprache ein Satz zu sein. Wie man sagen kann || Man kann sagen: dem Zeichenausdruck “2 + 2 4” fehlt etwas, um eine Gleichung zu sein. |
Den Russen, welche statt “er ist gut” sagen “er
gut” geht nichts verloren, und sie denken sich auch kein
Verbum dazu. |
[Zu: “Was ist ein Erfahrungssatz”]
Den kompletten Satz zu charakterisieren ist so unmöglich, wie die komplette Tatsache. |
Kann man den Begriff des “Satzes” festlegen? oder
die allgemeine Form des Gesetzes? –
Warum nicht!
Wie man ja auch den Begriff ‘Zahl’ festlegen
könnte, etwa durch das Zeichen
“[0, x,
x + 1]”.
Es steht mir ja frei, nur das Zahl
78 zu nennen; und so steht es mir
auch frei, eine analoge Vorschrift zur
Bildung von Sätzen oder Gesetzen zu geben und das Wort
“Satz” oder “Gesetz”
[Ramsey] als ein
Äquivalent dieser Vorschrift zu gebrauchen.
Wehrt man sich dagegen und sagt, es sei doch klar,
daß damit nur gewisse Gesetze von andern
abgegrenzt worden seien, so antworte ich: Ja, Du kannst
freilich nicht eine Grenze ziehen, wenn Du von vornherein entschlossen
bist, keine anzuerkennen! –
Sollen die “Sätze” den unendlichen logischen Raum
erfüllen, so kann von keiner allgemeinen Satzform die Rede sein.
Es fragt sich dann natürlich: Wie gebrauchst Du nun das
Wort “Satz”? im Gegensatz wozu?
Etwa im Gegensatz zu “Wort”,
“Satzteil”, “Buchteil”,
“Erzählung”,
etc..
|
(Ein Satz, der von allen Sätzen oder allen Funktionen handelt.
Was stellt man sich darunter vor? ||
Was meint man damit?
Es wäre wohl ein
Satz der Logik. || Denkt man an einen Satz der
Logik?
Denken wir nun daran, wie der Satz non2n p
= p bewiesen wird.) 0˙a11 a12 a13 … 0˙a21 a22 a23 … 0˙a31 a32 a33 … ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ |
Wenn ich “es verhält sich so und so” als allgemeine
Satzform gelten lasse, dann muß ich
2 + 2 = 4 unter
die Sätze rechnen, denn es ist grammatisch richtig, zu sagen:
“es verhält sich so, daß
2 + 2 gleich 4
ist”.
Es braucht weitere Regeln, um die Sätze der Arithmetik
auszuschließen. |
[Zu: “Was ist ein Erfahrungssatz”]
Falsche Ideen über das Funktionieren der Sprache: Broad, der sagte, etwas werde eintreffen, sei kein Satz. Was spricht man dieser Aussage damit ab? Etwas anderes, als, daß sie Gegenwärtiges oder Vergangenes beschreibt? – Die Magie mit Wörtern. Ein solcher Satz, wie der Broads, kommt mir so vor, wie ein Versuch, eine chemische Änderung magisch zu bewirken; indem man den Substanzen, quasi, zu verstehen gibt, was sie tun sollen (wenn man etwa Eisen in Gold überführen wollte, indem man ein Stück Eisen mit der rechten und zugleich ein Stück Gold mit der linken Hand faßte). 79 |
Man könnte sagen: “Wie mach ich's denn, um
ein Wort immer richtig || sinnvoll
anzuwenden, schau ich immer in der Grammatik nach?
Nein, daß ich etwas meine – was ich
meine, hindert mich Unsinn zu sagen.”
Aber was meine ich denn?
Ich sage: ich rede vom Teilen eines Apfels, aber nicht vom Teilen
der Farbe Rot, weil ich beim “Teilen eines Apfels” mir
etwas denken kann, etwas vorstellen, etwas wollen kann; beim Ausdruck
“Teilen einer Farbe” nicht.
Und ist es etwa so || Oder ist es so
daß man bei diesem Wort nur noch keine Wirkung auf
andere Menschen beobachtet hat?!
Richtiger wäre es zu sagen daß ich mir bei den Worten “Teilen
eines
Apfels” etwas denke, vorstelle,
will; beim Ausdruck Teilen der Farbe rot nicht. |
Wie mach ich's denn, etwas mit ihm meinen?
Ich stelle mir wohl etwas bei meinen Worten vor, will etwas
damit || mit ihnen, treibe etwas damit || mit
ihnen, kurz verwende sie in einem Sprachspiel.
Ich brauche das Wort zu einem Zweck & darum nicht unsinnig. |
Was machen wir nun wenn wir der Wortgruppe “ich teile
rot” einen Sinn geben?
Ja wir könnten doch ganz verschiedenes aus ihr machen: Einen
Satz der Arithmetik, einen Ausruf, einen Erfahrungssatz,
etc. einen unbewiesenen Satz der
Mathematik.
Ich habe also eine beliebige Auswahl.
Und wie ist die begrenzt?
Das ist schwer zu sagen: durch allerlei Arten von Nützlichkeit
& auch durch die formelle Ähnlichkeit der Gebilde mit gewissen
primitiven Satzformen & alle diese Grenzen sind
verschwimmend. |
“Rot kann man nicht teilen” heißt also:
Erinnere Dich daran daß Du in dem Spiel zu welchem dieser Satz seiner
Form nach zu gehören scheint nichts anfangen kannst || anzufangen
weißt. |
Der Satz “ich teile rot” kann doch einen Sinn
haben || Dem Satz “ich teile rot” kann ich doch einen Sinn geben (z.B. kann er
dasselbe sagen wie ich teile etwas Rotes).
Was, wenn ich fragte; welches Wort, welcher Fehler,
macht den Satz zum Unsinn?
Warum soll es gerade das Wort “Rot” sein?
Da sieht man daß wir bei diesem Satz auch in seiner unsinnigen Gestalt an
ein ganz bestimmtes grammatisches System sinnvoller
Sätze denken.
Daher sagen wir auch “rot kann man nicht teilen” geben
also eine Antwort; während man auf eine Wortzusammenstellung wie
“ist hat gut” nichts antworten würde.
Denkt man nun aber an ein bestimmtes vorhandenes System,
Sprachspiel & seine Anwendung, dann sagt der Satz daß
“ich teile rot” unsinnig ist vor allem, daß er nicht zu
dem bestimmten Spiel gehört zu dem er seiner Erscheinung
nach zu gehören scheint. |
“Woher weiß ich, daß
ich || man Rot nicht teilen
kann?” –
Die Frage selbst heißt nichts.
Ich möchte sagen: Ich || Man
muß mit der Unterscheidung von Sinn und Unsinn
anfangen.
Vor ihr ist nichts möglich.
Ich kann sie nicht begründen. |
Welcher Art nun sind die Regeln, welche sagen,
daß die und die Zusammenstellungen von Wörtern
keinen Sinn haben?
Sind sie von der Art derjenigen Vorschriften welche
etwa sagen, daß es keine Spielstellung im
Schach ist, wenn zwei Figuren auf dem gleichen Feld stehen, oder wenn
eine Figur
80 auf der Grenze zwischen zwei Feldern steht,
etc.?
Diese Sätze sind wieder wie gewisse || ähnlich gewissen
Handlungen, wie wenn man etwa
ein Schachbrett || . Wenn man
z.B.
ein Schachbrett aus einem größeren Stück
eines karierten Papiers
herausschneidet || herausschnitte.
Sie ziehen eine Grenze. –
Was heißt es denn, zu sagen: “diese
Wortzusammenstellung heißt nichts”.
Von einem Namen kann man sagen “diesen Namen habe ich niemandem
gegeben” und das Namengeben ist eine bestimmte Handlung
(wie das Umhängen eines
Täfelchens).
Denken wir an die || eine Darstellung einer Reise auf der Erde durch eine Linie in der Projektion der zwei Halbkugeln und daß wir sagen: || die in den Projektionen der zwei Halbkugeln gezogen ist. Wir können nun sagen: ein Linienstück, das auf der Zeichenebene die Grenzkreise der || dieser Projektionen verläßt, ist in dieser Darstellung sinnlos. Man könnte auch sagen: || D.h.: nichts ist darüber ausgemacht worden. |
[Zu: “und auf gleiche Weise …”]
Gesichtsraum und Retina. Es ist, wie wenn man eine Kugel orthogonal auf eine Ebene projiziert, etwa in der Art, wie die beiden Halbkugeln der Erde in einem Atlas dargestellt werden, und nun könnte einer glauben, daß, was auf der Ebene außerhalb der beiden Kugelprojektionen vor sich geht, immerhin noch einer möglichen Ausdehnung dessen entspricht, was sich auf der Kugel befindet. Hier wird eben ein kompletter Raum auf einen Teil eines andern Raumes projiziert; und analog ist es mit den Grenzen der Sprache im Wörterbuch. || in der Grammatik. Für S. 124 Ms.﹖ |
4 |
Die Methode des Messens,
z.B. des räumlichen
Messens, verhält sich zu einer bestimmten Messung genau so,
wie der Sinn eines Satzes zu seiner Wahr- oder
Falschheit. | 2 |
Der Sinn einer Längenangabe wird durch die Beschreibung der Meßmethode
erklärt; die Wahrheit der Längenangabe. |
Der Sinn eines || des Satzes ist nicht pneumatisch, sondern
ist das, was auf die Frage nach der Erklärung des Sinnes zur Antwort
kommt.
Und – oder – der eine Sinn unterscheidet sich vom andern, wie
die Erklärung des einen von der Erklärung des andern.
Also auch: der Sinn des6 einen Satzes unterscheidet sich vom Sinn des
andern wie der eine Satz vom andern. | 3 |
Welche Rolle der Satz im Kalkül spielt, das ist sein
Sinn. | 1 |
Der Sinn steht (also) nicht hinter
ihm (wie der psychische Vorgang der Vorstellung
etc.). |
Was heißt es denn: “entdecken,
daß ein Satz keinen Sinn hat”?
Und was heißt das: “wenn ich etwas damit meine, muß es doch Sinn haben”? Worin besteht dieses Meinen? “Wenn ich etwas damit meine …” – wenn ich was damit meine?! ¥ [dazu S. 75/1] 82 |
Was heißt es: “Wenn ich mir
etwas dabei vorstellen kann, muß es doch Sinn
haben”?
Wenn ich mir was dabei vorstellen kann? Das, was ich sage? || sagte? – Das heißt nichts. || Dann heißt dieser Satz nichts. – Und ‘Etwas’? Das würde heißen: Wenn ich die Worte auf diese Weise benützen kann, dann haben sie Sinn. Oder eigentlich: wenn ich sie zum Kalkulieren benütze, dann haben sie Sinn. Die Antwort wäre: wenn der Sinn ist daß ich mir etwas vorstelle. Aber es heißt wohl auch: wenn ich mir ein Bild danach machen kann so garantiert das mir andere Anwendungen. |
Man könnte auch so fragen: Ist der ganze Satz nur ein
unartikuliertes Zeichen, in dem ich erst nachträglich
Ähnlichkeiten mit anderen Sätzen
erkenne?
Das wäre etwa so, wenn jeder Satz eine Droge || Medizin mit bestimmter Wirkung wäre und man käme erst nachträglich durch Analyse darauf, daß zwei Medizinen gewisse Ingredienzen mit einander gemein hätten. || Wie Als wäre er eine Flüssigkeit deren chemische Analyse uns erst gemeinsame Bestandteile mit anderen Substanzen || Flüssigkeiten aufzeigt || erkennen läßt. |
Ja, man könnte unsere Frage in einer sehr elementaren Form stellen:
Warum eine Sprache nicht mit bloß einem
Wort möglich ist || auskommen
könnte, da es ja doch vorkommt,
daß ein Wort (in einer
Sprache) mehrere Bedeutungen hat.
(Warum also nicht alle?) 83 |
In welchem Sinne kann ich sagen, der Satz sei ein Bild?
Wenn ich darüber denke, möchte ich sagen: er
muß ein Bild sein, damit er mir zeigen kann, was
ich tun soll, damit ich mich nach ihm richten kann.
Aber, dann willst Du
also || bloß
sagen, daß Du Dich nach dem
Satz richtest in demselben Sinne, in dem Du Dich nach einem Bild
richtest.
Das Bild ist eine Beschreibung. |
Ist jedes Bild ein Satz?
Und was heißt es, etwa zu sagen,
daß jedes als ein Satz gebraucht werden
kann? |
Ich kann die Beschreibung des Gartens in ein gemaltes Bild, das Bild in
eine Beschreibung übersetzen. |
[vielleicht unnütz]
Zu sagen, daß der Satz ein Bild ist, hebt gewisse Züge in der Grammatik des Wortes “Satz” hervor. |
Das Denken ist ganz dem Zeichnen von Bildern zu
vergleichen.
Man kann aber auch sagen: Das Denken ist (wesentlich) mit keinem Vorgang zu vergleichen und was wie ein Vergleichsobjekt scheint, ist in 84 Wirklichkeit ein Beispiel. |
Wenn ich den Satz mit einem Maßstab verglichen habe,
so habe ich, strenggenommen, nur einen Satz, der mit Hilfe
eines Maßstabes die Länge eines Gegenstands || eine Länge aussagt || beschreibt || aussagt, als Beispiel für alle
Sätze herangezogen. || als Beispiel eines Satzes
herangezogen. |
Wenn man die Sätze als Vorschriften auffaßt, um
Modelle zu bilden, wird ihre Bildhaftigkeit noch deutlicher.
|
Die Sprache muß von der Mannigfaltigkeit eines
Stellwerks sein, das die Handlungen veranlaßt, die
ihren Sätzen entsprechen. |
Die Übereinstimmung von Satz und Wirklichkeit ist
der Übereinstimmung zwischen Bild und Abgebildetem
nur so weit ähnlich, wie der Übereinstimmung
zwischen einem Erinnerungsbild und dem gegenwärtigen Gegenstand.
|
Der Satz ist der Tatsache so ähnlich wie das Zeichen ‘5’
dem Zeichen
‘3 + 2’.
Und das gemalte Bild der Tatsache, wie
‘❘ ❘ ❘ ❘ ❘’ dem
Zeichen ‘❘ ❘ + ❘ ❘ ❘’.
|
Z.B. a, b, c, d bedeuten Bewegungen und zwar
a = ↓, b =
↑, c =
→, d =
←.
Also heißt
z.B. bccbda
der Linienzug
85 |
Wie ist es mit den Sätzen, die in Dichtungen vorkommen.
Hier kann doch gewiß von einer Verifikation nicht
geredet werden und doch haben diese Sätze Sinn.
Sie verhalten sich zu den Sätzen, für die es (eine)
Verifikation gibt, wie ein Genrebild zu einem Portrait.
Und dieses Gleichnis dürfte wirklich die Sache
vollständig darstellen. |
Die Beschreibung eines wirklichen Gegenstandes verhält sich zu der
Beschreibung in einer Dichtung wie ein Portrait zu einem
Genrebild. |
Wenn ich ein Bild anschaue, so sagt es mir etwas, auch wenn ich keinen
Augenblick glaube (mir einbilde), die Menschen seien wirklich oder es
habe wirkliche Menschen gegeben, von denen dies ein verkleinertes
Bild sei.
“Es sagt mir etwas” kann aber hier nur
heißen, “es bringt eine
bestimmte Einstellung in mir hervor.”
Denn wie, wenn ich fragte: “was sagt es mir denn?” |
Meine Stellung gegen das Bild ist auch keine hypothetische, so
daß ich mir etwa sagte “wenn es solche
Menschen gäbe, dann …” |
Wenn ich ein Genrebild ansehe, so halte ich die gemalten Menschen darin
nicht für wirkliche Menschen, andererseits ist ihre
Ähnlichkeit mit Menschen für das Verständnis
des Bildes wesentlich. 86 |
Wenn man es für selbstverständlich hält, daß sich
der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man,
daß diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild
oder ein plastisches Modell ist, sondern ein kompliziertes Gebilde
aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern und Bildern.
Man wird dann das Operieren mit Schrift- und
Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit
“Vorstellungsbildern” der Ereignisse.
|
Die Illustration in einem Buch ist dem Buch nichts fremdes, sondern
gesellt sich hinzu wie ein verwandter Behelf einem andern, – wie
etwa eine Reibahle dem Bohrer.
(Wenn einen die Häßlichkeit eines Menschen abstößt, so kann sie im Bild, im gemalten, gleichfalls abstoßen, aber auch in der Beschreibung, in den Worten.) ⇒
⋎
S. 390 87 |
“Meine Erwartung ist so gemacht, daß, was
immer kommt, mit ihr übereinstimmen muß, oder
nicht.” |
“Der Satz ist als Richter hingestellt und wir fühlen
uns vor ihm verantwortlich.” |
Ich sage, die Hand über dem || den Tisch haltend, “ich wollte, dieser Tisch wäre so
hoch”.
Nun ist das Merkwürdige: die Hand über dem Tisch an und für sich
drückt gar nichts aus.
D.h., sie ist eine Hand über einem Tisch, aber
kein Symbol (wie der Pfeil, der etwa die Gehrichtung anzeigen soll, an
sich nichts ausdrückt). |
“Die Hand zeigt dahin”.
Aber in wiefern zeigt sie dahin? einfach, weil sie sich in einer
Richtung verjüngt?
(Zeigt ein Nagel in die Wand?)
D.h., ist es dasselbe zu sagen “sie
zeigt
etc.” oder || und “sie
verjüngt sich in dieser Richtung”? 88 |
Man kann eine Lehne auf das Maß eines Körpers
einstellen, vorbereiten.
Dann liegt in dieser Einstellung zwar das eingestellte
Maß, aber in keiner Weise,
daß ein bestimmter Körper es hat.
Ja vor allem liegt darin keine Annahme darüber, ob der Körper dieses
Maß hat, oder nicht hat. |
Ich sagte, der Satz wäre wie ein Maßstab an die
Wirklichkeit angelegt: Aber || Und der Maßstab ist, wie alle
richtigen Gleichnisse des Satzes, ein besonderer
Fall eines Satzes.
Und auch er bestimmt nichts, solange man nicht mit ihm
mißt.
Aber Messen ist Vergleichen (und muß
heißen,
Übersetzen). |
Man möchte sagen: Lege den Maßstab an
einen Körper an; er sagt nicht, daß der Körper so
lang ist.
Vielmehr ist er an sich gleichsam || ich
möchte sagen tot und leistet nichts von dem, was der Gedanke
leistet.
Es ist, als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am lebenden
Menschen sei die äußere Gestalt, und hätten nun
einen Holzblock von dieser
Gestalt hergestellt und sähen mit Enttäuschung den toten Klotz, der auch
keine Ähnlichkeit mit dem Leben
hat. |
Man könnte sagen, “die Erwartung ist kein Bild, sie bedient sich
nur eines Bildes”.
Ich erwarte etwa, daß meine Uhr jetzt auf 7 zeigen
wird und drücke dies durch ein Bild der Zeigerstellung aus.
Dieses Bild kann ich nun mit der wirklichen Stellung vergleichen; die
Erwartung aber nicht. |
Mein Gedanke ist immer: wenn einer die Erwartung sehen könnte,
daß er sehen ||
erkennen müßte, was erwartet
wurde. Aber so ist es ja auch: wer den Ausdruck der Erwartung sieht, sieht was erwartet wird. Und wie könnte man es auf andere Weise, in anderem Sinne sehen?! |
Gut, ich sage: wenn ich meine Uhr herausziehe, wird sie mir jetzt
entweder dieses Bild der Zeigerstellung bieten, oder
nicht.
Aber wie
89 kann ich es ausdrücken,
daß ich mich für eine dieser Annahmen
entscheide?
Jeder Gedanke ist der Ausdruck eines Gedankens. |
Ich könnte mein Problem so darstellen: Wenn ich untersuchen
wollte, ob die Krönung Napoleons so und so stattgefunden hat, so könnte ich mich
dabei, als einer Urkunde, des Bildes bedienen, statt einer
Beschreibung.
Und es frägt sich nun, ist die ganze Vergleichung der Urkunde mit der
Wirklichkeit von der Art, wie der Vergleich der Wirklichkeit mit dem
Bild, oder gibt es dabei noch etwas Andres, von andrer Art? |
Aber womit soll man die Wirklichkeit vergleichen, || (:) als mit dem Satz?
Und was soll man andres tun, || (:) als sie
mit ihm zu vergleichen? |
Wenn man das Beispiel von dem, durch Gebärden mitgeteilten Befehl
betrachtet, möchte man einerseits immer sagen:
“Ja, dieses Beispiel ist eben unvollkommen, die
Gebärdensprache zu roh, darum kann sie den beabsichtigten Sinn nicht
vollständig ausdrücken” – aber tatsächlich ist sie so gut
wie jede denkbare andere, und erfüllt ihren Zweck so vollständig, wie es
überhaupt denkbar ist.
(Es ist eine der wichtigsten Einsichten, daß es keine Verbesserung der Logik gibt.) |
Der Befehl die Zahlen 1 bis 4 zu quadrieren. |
⍈
S. 92
Der Befehl
|
Angedeutet aber ist etwas nur insofern, als ein System nicht
ausdrücklich, oder unvollkommen festgelegt ist.
Wir möchten sagen, es sei uns unvollkommen angedeutet oder, das
Zeichen suggeriere nur undeutlich, was
90 wir zu tun
hätten.
Es sei etwa in dem Sinn undeutlich, wie eine Tafel mit der
Aufschrift “Links Gehen” deutlicher wird, wenn
zugleich ein Pfeil die Richtung zeigt. || Es
sei etwa undeutlich in dem Sinn, in welchem wir der Deutlichkeit halber
Zeichen ausführlicher geben. |
→ ↣ |
Aber für uns ist der Befehl deutlich, der unzweideutig ist; und einen
deutlicheren gibt es nicht. |
Eindeutig aber kann er nur werden, dadurch, daß in
dem System von Befehlen eine Unterscheidung gemacht wird, die, wenn
sie fehlt, eben die Zweideutigkeit hervorruft.
(Wenn also das System die richtige Mannigfaltigkeit
erhält.) |
Was, in der Logik, nicht nötig ist, hilft auch
nicht. || ist auch nicht von
Nutzen.
Was nicht nötig ist, ist überflüssig. |
⍈
Die Unbeholfenheit, mit der das Zeichen wie ein Stummer durch allerlei
suggestive Gebärden sich verständlich zu machen sucht, –
sie verschwindet, wenn wir erkennen, daß das
Wesentliche am Zeichen das System ist, dem es zugehört und sein
übriger Inhalt wegfällt.
Man möchte sagen nur der Gedanke kann es ganz sagen, das Zeichen nicht. 91 |
“Der Satz sagt etwas” darauf ist die
Ergänzung entweder die Frage
“Was?” & ein andrer Satz – oder
es hieß || man könnte dafür setzen “der
Satz sagt” || “sagt etwas”
ist gar keine Variable, heißt nicht: “sagt
dies, oder jenes. |
Der Wunsch scheint schon zu wissen was ihn erfüllen wird oder würde, der
Satz der Gedanke was ihn
wahr macht auch wenn es gar nicht da ist!
Woher dieses Bestimmen, dessen, was noch nicht da
ist? – dieses despotische Verlangen || Verfügen?
Und woher diese seltsame Sinnestäuschung? Wir sagen der Satz sagt etwas, der Wunsch wünscht der Befehl befiehlt etwas. Aber wie verwenden || benützen wir denn diese Aussagen, wann benützen wir sie in welchem weitern Zusammenhang? Was ist es, was ein Satz sagt, was setzen wir statt dem ‘etwas’ ein? Dieser Satz sagt: daß … & nun folgt ein weiterer Satz || Ausdruck. |
Wir sagen auch: Der Befehl befiehlt
dies, & tun es; aber auch, “der Befehl
befiehlt dies: Du sollst || ich soll das & das
tun.
Wir übersetzen ihn
in einen anderen Satz, in eine Demonstration,
oder || einmal in einen anderen Satz, einmal in eine Demonstration,
& einmal in die Tat. Ja er befiehlt ja schon – möchte ich sagen – daß ich das tun soll! Aber was ist denn das das? Ich werde von der Form: “Er befiehlt das” hypnotisiert. |
“Der Befehl befiehlt seine Befolgung”.
Ja also kennt er seine Befolgung schon ehe sie da
ist! –
Aber der Satz ist ja nur ein grammatischer über die Worte
“Befehl” & “Befolgung”.
Er sagt: Wenn ein Befehl lautet “Tue das
& das” dann nennt man “das & das
tun” die Befolgung || das Befolgen
des || dieses Befehls.
Jener Satz ist von der Art grammatikalischer Sätze wie: Der
Hund hat einen ‘Schwanz’ der Fuchs eine
‘Rute’ || ‘Beine’ der Hase
‘Läufe’. |
Jedes Symbol scheint als solches etwas offen zu lassen. |
Der Plan ist als Plan etwas Unbefriedigtes.
(Wie der Wunsch, die Erwartung, die Vermutung
u.s.f..)
Und hier meine ich, || : “die Erwartung ist unbefriedigt weil
sie die Erwartung von etwas ist”; der Glaube, die Meinung unbefriedigt weil
sie die Meinung ist daß etwas der Fall ist, etwas Wirkliches, etwas
außer dem Vorgang || außerhalb des Vorgangs der
Meinung.
Ich möchte manchmal mein Gefühl dem Plan gegenüber als eine Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, ergänzungsbedürftig. |
In wiefern kann man den Wunsch als solchen, die Erwartung
‘unbefriedigt’ nennen?
Was ist das Urbild || Vorbild der
Unbefriedigung?
Ist es der leere Hohlraum (in den etwas
hineinpaßt)?
Und würde man von einem leeren Raum sagen, er sei
unbefriedigt?
Wäre das nicht auch eine Metapher?
Ist es nicht ein gewisses Gefühl, das wir Unbefriedigung nennen?
Etwa der Hunger.
Aber der Hunger enthält nicht das Bild seiner Befriedigung.
|
Die Hohlform ist nur unbefriedigt in dem System, in dem auch die
entsprechende Vollform vorkommt. || in
dem auch die Vollform vorkommt. 92 |
Ich meine man kann das Wort “unbefriedigt” nicht
schlechtweg von einer Tatsache gebrauchen.
Es kann aber in einem System eine Tatsache beschreiben
helfen.
Ich könnte
z.B. festsetzen,
daß ich den Hohlzylinder ‘den
unbefriedigten Zylinder’ nennen werde, den
entsprechenden Vollzylinder, seine
Befriedigung. |
Aber man kann nicht sagen, daß der Wunsch
‘p möge der Fall sein’, durch die Tatsache
p befriedigt wird, es sei denn als Zeichenregel: [der Wunsch p möge der Fall sein] = [der Wunsch, der durch die Tatsache p befriedigt wird]. |
Man könnte auch so sagen: Dieser Befehl befiehlt
dies (& tut es). –
Aber hat er dies nicht schon früher befohlen?
(Er hat doch früher nichts anderes befohlen!)
Also hat er diese Tat befohlen ehe es sie noch gab.
Inwiefern hat er aber früher dies befohlen? –
Ist denn Befehlen eine Tätigkeit, die er auch früher ausübte?
Und wie hat er sie ausgeübt?
Der Befehl befiehlt das & das enthält ja die Zeit gar nicht
sowenig wie 2 + 2 ist
4.
Ich habe auch früher dies gemeint enthält wohl die
Zeit.
Aber was ist denn hier das Kriterium dafür daß ich dies
meine || meinte.
Heißt es ich habe schon früher den Dieb gehangen ehe ich ihn noch
hatte. Wie kann man meinen was noch nicht geschehen ist. Worin bestand aber dies meinen damals. Was nennen wir also jetzt dies was wir jetzt tun gemeint zu haben? Worin besteht die Identität: dasselbe jetzt tun, was ich früher meinte. Worin besteht es: dasselbe jetzt kochen, was || dieselbe Speise jetzt zubereiten, die ich später esse. Ja ich meine ja jetzt schon das was ich später tue || ausführe. Ja manchmal meine ich jetzt dasselbe; – manchmal etwas anderes: || ! In welchem Falle sagen wir das eine, in welchem Falle das andere || andre? In welchem Falle sage ich daß ich etwas anderes getan habe als ich meinte – & in welchem das selbe. Und wenn der Befehl nicht befolgt wird: wo ist dann der Schatten der || seiner Befolgung den Du zu sehen meintest, weil Dir die Form vorschwebte: Er befiehlt das & das. Wie macht man es denn: etwas || das & das zu befehlen? Man sagt: man befiehlt: den Befehl und auch man befiehlt: die Handlung (die Befolgung). Man möchte sagen: ich befehle mehr als die Worte & weniger als die Handlung. Wir identifizieren den Satz “daß …” mit der Handlung. Er hat das getan was ich ihm befohlen habe. – Warum soll man hier nicht sagen es sei eine Identität der Handlung & der Worte?! Wozu soll ich einen Schatten zwischen die beiden stellen? Wir haben ja eine Projektionsmethode. Nur ist es eine andere Identität: Ich habe das getan was er getan hat & ich habe getan das was er befohlen hat. 93 |
Einen Satz verstehen heißt, eine Sprache
verstehen. |
Jeder Satz einer Sprache hat nur Sinn im Gegensatz zu anderen
Wortzusammenstellungen derselben Sprache. |
Wenn ein Satz nicht eine mögliche Verbindung unter anderen
wäre, so hätte er keine Funktion.
D.h.: Wenn ein Satz nicht das Ergebnis einer Entscheidung wäre, hätte er || eine Beschreibung nicht das Ergebnis einer Entscheidung wäre, hätte sie nichts zu sagen. |
Sprache die nur aus einem Signal besteht das immer gegeben wird,
wenn eine bestimmte Handlung vollführt werden soll.
Abrichten. |
Denken ist Pläne machen.
Wenn Du Pläne machst, so machst Du einen Plan zum Unterschied von || im Gegensatz zu andern Plänen. |
↑ im Gegensatz zu
↗ ist ein anderes
Zeichen als ↑ im Gegensatz zu
↑. 94 |
“Geh so nicht so
” hat nur Sinn, wenn es die Richtung ist,
die dem Pfeil hier wesentlich ist, und nicht, etwa nur die Länge.
|
Man muß wissen, worauf im Zeichen man zu sehen
hat.
Etwa: auf welcher Ziffer der Zeiger steht, nicht darauf, wie
lang er ist. |
“Geh' in der Richtung, in der der Zeiger
zeigt”.
“Geh' so viele Meter in der Sekunde, als der Pfeil cm lang ist”. “Mach' so viele Schritte, als ich Pfeile zeichne”. “Zeichne diesen Pfeil nach”. Für jeden dieser Befehle kann der Gleiche Pfeil stehen. ‒ ‒ ‒ |
“Ich muß auf die Länge
achten”. “ich muß auf die
Richtung achten”, das heißt schon:
auf die Länge im Gegensatz zu anderen,
etc.. |
Es zeigt mir jemand zum ersten Mal eine Uhr und will,
daß ich mich nach ihr richte.
Ich frage nun: worauf soll ich bei diesem Ding achten.
Und er sagt: auf die Stellung der Zeiger. |
Natürlich, das Zeichen eines Systems bezeichnet es nur im Gegensatz zu
anderen Systemen und setzt selbst ein System voraus.
(Interne Relation, die nur besteht, wenn ihre Glieder da
sind.) 95 |
Was heißt es, wenn man sagt: “ich
kann mir das Gegenteil davon nicht vorstellen”, oder
“wie wäre es denn, wenn's anders wäre”;
z.B. wenn jemand gesagt hat,
daß meine Vorstellungen privat seien, oder
daß nur ich selbst wissen kann, ob ich Schmerzen
empfinde, und dergleichen. |
Wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es anders wäre, so kann ich mir
auch nicht vorstellen, wie es so sein kann.
“Ich kann mir nicht vorstellen” heißt nämlich hier nicht, was es im Satz “ich kann mir keinen Totenkopf vorstellen” heißt. Ich will damit nicht auf eine mangelnde Vorstellungskraft deuten. |
Überlege: “Ich
habe tatsächlich nie gesehen, daß ein schwarzer Fleck
nach und nach immer heller wird, bis er weiß ist,
und dann immer rötlicher, bis er rot ist; aber ich
weiß, daß es möglich ist, weil
ich es mir vorstellen kann.
D.h., ich operiere mit meinen Vorstellungen im Raume
der Farben und tue mit ihnen, was mit den Farben möglich
wäre.”
⇒((Siehe “Logische
Möglichkeit”.)) 96 |
Es scheint, als könnte man so etwas sagen wie || sagen:
Die Wortsprache läßt unsinnige
Ausdrücke || Wortzusammenstellungen zu,
die Sprache der Vorstellung aber nicht unsinnige
Vorstellungen.
(Natürlich kann das, so wie es da steht, nichts
heißen.) |
Aber so ist es nicht Also die Sprache der Zeichnung auch nicht unsinnige Zeichnungen; –
aber so ist es nicht, denn eine Zeichnung kann in dem selben Sinne unsinnig
sein wie ein Satz. Denken wir uns eine Zeichnung nach der
Körper modelliert werden sollen;
dann hätte
z.B. die Zeichnung eines Würfels Sinn aber nicht die
eines Sechsecks mit seinen Diagonalen.
Und denken wir an das sinnlose Stück in der Zeichnung einer
Reiseroute || Beispiel vom Einzeichnen einer Reiseroute in die beiden
Erdprojektionen. |
Was heißt es denn “entdecken,
daß ein Satz keinen Sinn hat”?
Oder fragen wir so: Wie kann man denn die Unsinnigkeit
eines Satzes (etwa: “dieser
Körper ist ausgedehnt”) dadurch bekräftigen,
daß man sagt: “Ich kann mir
nicht vorstellen, wie es anders wäre”?
Denn, kann ich etwa versuchen, es mir vorzustellen? Heißt es nicht: Zu sagen, daß ich es mir vorstelle, ist sinnlos? Wie hilft mir dann also diese Umformung von einem Unsinn in einen andern? – Und warum sagt man gerade: “ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre”? und nicht – was doch auf dasselbe hinauskommt – “ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre”? Man erkennt scheinbar in dem unsinnigen Satz etwas, wie eine Tautologie, zum Unterschied von einer Kontradiktion. Aber das ist ja auch falsch. – Man sagt gleichsam: “Ja, es || er ist ausgedehnt, aber wie könnte es denn anders sein? also, wozu es sagen?” Es ist dieselbe Tendenz, die uns auf den Satz “dieser Stab hat eine bestimmte Länge” nicht antworten läßt “Unsinn!”, sondern “Freilich!”. Was ist aber der Grund (zu) dieser Tendenz? Sie könnte auch so beschrieben werden: wenn wir die beiden Sätze “dieser Stab hat eine Länge” und seine Verneinung “dieser Stab hat keine Länge” hören, so sind wir parteiisch und neigen dem ersten Satz zu (statt beide für Unsinn zu erklären). Der Grund hievon ist aber eine Verwechslung: Wir sehen den ersten Satz verifiziert (und den zweiten falsifiziert) dadurch, “daß der Stab 4 m hat”. Und man wird sagen: “und 4 m ist doch eine Länge” und vergißt, daß man hier einen Satz der Grammatik hat. |
Warum sieht man es als Beweis dafür an, daß ein Satz
Sinn hat, || : daß
ich
97 mir, was er sagt, vorstellen
kann?
Ich könnte sagen: Weil ich diese Vorstellung mit einem
dem ersten verwandten Satz beschreiben müßte.
|
Könnte ich durch eine Zeichnung darstellen, wie es ist, wenn es sich so
verhält, wenn es keinen Sinn hätte, zu sagen “es verhält sich
so”?
Zu sagen, “ich kann aufzeichnen wie es ist, wenn es sich so verhält” ist hier eine grammatische Bestimmung über den betrachteten Satz (denn ich will ja nicht sagen, ich könne es zeichnen, etwa weil ich zeichnen gelernt habe u.s.w.). Wie wenn ich sagte: “ist das kein Spiel, da ich doch darin gewinnen und verlieren kann?” – Nun, wenn das Dein Kriterium eines Spieles ist, dann ist es ein Spiel. |
“Ich weiß, daß es
möglich ist, weil …”
Diese Ausdrucksform ist von Fällen hergenommen, wie:
“Ich weiß, daß es
möglich ist, die Tür mit diesem Schlüssel aufzusperren, weil ich es
schon einmal getan habe”.
Vermute ich also in dem Sinn, daß
dieser Farbenübergang möglich sein wird, weil ich mir ihn vorstellen
kann?!
Muß es nicht vielmehr
heißen: der Satz “der Farbenübergang
ist möglich” heißt dasselbe wie der:
“ich kann ihn mir vorstellen”, oder: der erste
Satz folgt aus dem zweiten? –
Wie ist es damit: “Das ABC
läßt sich laut hersagen,
weil ich es mir im Geiste vorsagen
kann”?
“Ich kann mir vorstellen, wie es wäre”, oder – was wieder ebenso gut ist – : “ich kann es aufzeichnen, wie es wäre, wenn p der Fall ist” gibt eine Anwendung des Satzes. Es sagt etwas über den Kalkül, in welchem wir p verwenden. 98 |
Wenn man sagt, die Substanz ist unzerstörbar, so meint man,
es ist sinnlos, in irgend einem Zusammenhang – bejahend oder
verneinend – von dem “Zerstören einer Substanz” zu
reden. |
Man kann auch zeigen daß ein Satz metaphysisch gemeint ist indem man
fragt: Ist das nun eine
Erfahrungstatsache?
Kannst Du Dir denken (vorstellen) daß es anders wäre.
Willst Du sagen Substanz sei noch nie zerstört worden oder es sei
undenkbar daß sie zerstört werde?
Undenkbar. |
Seltsam daß man sollte sagen können das & das sei
undenkbar!
Auch wenn wir im Denken wesentlich eine Begleitung des Ausdrucks sehen so
sind also doch die Worte ‘das & das’ in
diesem Satz unbegleitet || müssen also doch die Worte ‘das
& das’ in diesem Satz unbegleitet sein.
Was soll er also für einen Sinn haben?
Es sei denn daß er aussagen soll diese Worte seien sinnlos.
Aber dann ist nicht quasi ihr Sinn sinnlos sondern sie werden aus unserer
Sprache ausgeschaltet wie irgend ein beliebiges Geräusch & der Grund
ihrer ausdrücklichen Ausschließung kann nur darin liegen daß wir aus irgend
einem Grunde versucht sind das Gebilde mit einem Satz unserer Sprache zu
verwechseln. |
Ich versuche etwas, kann es aber nicht. –
Was heißt es aber: “etwas nicht
versuchen können”?
“Wir können auch nicht einmal versuchen, uns ein rundes Viereck vorzustellen”. |
Logische Möglichkeit und Sinn.
Kann man fragen: “wie müssen die grammatischen
Regeln für die Wörter beschaffen sein, damit sie einem Satz Sinn
geben”? |
Der Gebrauch des Satzes, das ist sein Sinn. |
Ich sage
z.B. “auf diesem Tisch steht jetzt
keine Vase, aber es könnte eine da stehn; dagegen ist es sinnlos || unsinnig zu sagen, der Raum könnte vier
Dimensionen haben.”
Aber wenn der Satz dadurch sinnvoll wird, daß er
mit den grammatischen Regeln im Einklang ist, nun, so machen wir
99 eben die Regel, die den Satz, unser Raum
habe vier Dimensionen, erlaubt.
Wohl, aber damit ist nun die Grammatik dieses Ausdrucks noch nicht
festgelegt.
Nun müssen erst noch weitere Bestimmungen darüber gemacht || getroffen
werden, wie ein solcher Satz zu gebrauchen ist, wie er etwa
verifiziert wird. |
Wenn man auch den Satz als Bild des beschriebenen Sachverhalts
auffaßt und sagt, der Satz zeige eben wie es
ist, wenn er wahr wäre, er zeige also die Möglichkeit des behaupteten
Sachverhalts, so kann der Satz doch bestenfalls tun, was ein gemaltes
oder modelliertes Bild tut, und er kann also jedenfalls nicht das
hinstellen || erzeugen, was nun
eben [Frege] nicht der Fall ist.
Also hängt es ganz von unserer Grammatik ab, was möglich genannt
wird und was nicht, nämlich eben, was sie
zuläßt.
Aber das ist doch willkürlich! –
Gewiß, aber nicht mit jedem Gebilde kann ich
etwas anfangen;
d.h.: nicht jedes Spiel
ist nützlich und wenn ich versucht bin, etwas ganz
Nutzloses || Unnützes
als Satz zuzulassen, || einen Satz zu
nennen, so geschieht es, weil ich mich durch eine Analogie dazu
verleiten lasse und nicht sehe, daß mir für meinen
Satz noch die wesentlichen Regeln der Anwendung fehlen. || Gewiß, aber nicht jeder Kalkül der dem, mit gewissen
unserer Erfahrungssätze, analog ist, ist irgendwie von Nutzen.
Nicht
jedes Gebilde das in so einem Kalkül jenen Erfahrungssätzen entspricht
werden wir Satz nennen wollen. || Gewiß aber unsere Erfahrungssätze z.B. die, welche sich durch ein gemaltes Bild ersetzen ließen weil sie eine sichtbare Verteilung von Körpern beschreiben haben eher eine bestimmte Anwendung einen bestimmten Nutzen. Aber nicht jedes Gebilde das in so einem Kalkül jenen Erfahrungssätzen entspricht werden wir Satz nennen wollen.¤ So ist es z.B., wenn man von einer unendlichen Baumreihe redet und sich fragt, wie es denn zu verifizieren sei, daß eine Baumreihe unendlich ist, und was etwa die Beziehung dieser Verifikation zu der des Satzes “die Baumreihe hat 100 Bäume” ist. 100 |
Kann ein logisches Produkt in einem Satz verborgen sein?
Und wenn, wie erfährt man das, und was für Methoden haben wir, das im
Satz Verborgene ans Tageslicht || Licht zu
ziehen?
Haben wir noch keine sicheren Methoden || Methode,
(es zu finden,) dann können wir auch
nicht davon reden, daß etwas verborgen ist,
oder verborgen sein könnte.
Und haben wir eine Methode des Suchens, so kann – das
logische Produkt, etwa, || ,
z.B., im Satz nur so verborgen sein, wie
es etwa die Teilbarkeit durch 3 in der Zahl 753 ist,
solange ich das Kriterium noch nicht angewandt habe, oder
aber auch die √7 solange ich sie noch nicht ausgerechnet
habe || der Quotient
753 : 3 ist
solange die Division noch nicht ausgeführt ist.
Denn, das verborgene logische Produkt finden, ist eine
mathematische Aufgabe. || Die Frage ob ein logisches Produkt in einem Satz versteckt sei ist ein mathematisches Problem. |
Also ist Elementarsatz ein solcher, der sich in dem Kalkül, wie ich
es || ihn
jetzt || heute
benütze, nicht als Wahrheitsfunktion anderer Sätze darstellt. |
Die Idee, Elementarsätze zu konstruieren (wie dies
z.B. Carnap
versucht hat), beruht auf einer falschen Auffassung der logischen
Analyse.
Sie betrachtet das Problem dieser
Analyse als das, || Das Problem dieser Analyse besteht nicht
darin || ist nicht: es sei eine
Theorie der Elementarsätze zu
finden.
Als seien Prinzipien der Mechanik zu finden.
Sie lehnt sich an das an, was, in
der
101 Mechanik
z.B.,
geschieht, wenn eine Anzahl von Grundgesetzen gefunden wird, aus denen
das ganze System von Sätzen hervorgeht. |
Meine eigene Auffassung in der
log. phil. Abhandlg.
war falsch:
Teils, weil ich mir über den Sinn
der Worte “in einem Satz ist ein logisches Produkt
versteckt” (und ähnlicher) nicht klar war,
zweitens, || 1.) weil ich mir über den Sinn der
Worte “in einem Satz ist ein logisches Produkt
versteckt” (und ähnlicher) nicht klar war,
2.) weil auch ich dachte, die logische Analyse
müsse verborgene Dinge an den Tag bringen (wie es die chemische
und physikalische tut). |
Man kann den Satz “dieser Ort ist jetzt rot” (oder
“dieser Kreis ist jetzt rot”,
etc.)
einen Elementarsatz nennen, wenn man damit sagen will,
daß er weder eine Wahrheitsfunktion anderer Sätze ist,
noch als solche definiert
(ist﹖).
(Ich sehe hier von Verbindungen der Art p & (q . ⌵ .
non-q) und analogen
ab.)
Aus “a ist jetzt rot” folgt aber “a ist jetzt nicht grün” und die Elementarsätze in diesem Sinn sind also nicht von einander unabhängig, wie die Elementarsätze in meinem seinerzeit beschriebenen Kalkül, von dem ich annahm, der ganze Gebrauch der Sätze müsse sich auf ihn zurückführen lassen; – verleitet durch einen falschen Begriff von diesem “zurückführen” || von dieser Zurückführung. 102 |
Siehe Sinn & Grammatik |
“Der schmerzlose Zustand || Über den
schmerzlosen Zustand sinnvoll reden setzt die Fähigkeit
voraus, Schmerzen zu fühlen und das kann keine
“ || ‘physiologische
Fähigkeit || Disposition” || ’
sein, – denn wie wüßte man sonst,
wozu es die Fähigkeit ist – sondern eine logische
Möglichkeit. –
Ich beschreibe meinen gegenwärtigen Zustand durch die Anspielung auf
Etwas, was nicht der Fall ist.
Diese Das zu sagen ist
irreführend, denn es ist || klingt, als sei es eine Anspielung auf
einen nicht Existierenden, während es eine Anspielung auf einen
Abwesenden ist. Aber auch das ist irreführend.
Wenn diese Hinweisung zu der Beschreibung nötig ist (und nicht
bloß eine Verzierung), so
muß in meinem gegenwärtigen Zustand
etwas liegen, was diese Erwähnung (Hinweisung) nötig
macht.
Ich vergleiche diesen Zustand mit einem anderen, also
muß er mit ihm vergleichbar sein.
Er muß auch im Schmerzraum liegen, wenn auch an
einer andern Stelle. –
Sonst würde mein Satz etwa heißen, mein
gegenwärtiger Zustand hat mit einem schmerzhaften nichts zu
tun; etwa, wie ich sagen würde, die Farbe dieser Rose hat mit der
Eroberung Galliens durch Cäsar nichts zu tun.
D.h. es ist kein Zusammenhang vorhanden.
Aber ich meine gerade, daß zwischen meinem jetzigen
Zustand und einem schmerzhaften ein Zusammenhang
besteht.”
Ich meine nur, was ich sage.
In wiefern ist aber Schmerzlosigkeit ein Zustand. Was nenne ich einen “Zustand”? Vielleicht lehrreich. Sonst unnütz. 103 |
Wenn ich sage, ich habe heute Nacht nicht geträumt, so
muß ich doch wissen, wo nach dem Traum zu suchen
wäre (d.h., der Satz “ich habe
geträumt” darf, auf die Situation angewendet, nur falsch,
aber nicht unsinnig sein).
Ich drücke die gegenwärtige Situation durch eine Stellung – die negative – der Signalscheibe “Träume – keine Träume” aus. Ich muß sie aber trotz ihrer negativen Stellung von andern Signalscheiben unterscheiden können. Ich muß wissen, daß ich diese Signalscheibe in der Hand habe. Man könnte nun fragen: Heißt das, daß Du doch etwas gespürt hast, sozusagen die Andeutung eines Traums, die Dir die Stelle zum Bewußtsein bringt, an der ein Traum gestanden wäre? Oder, wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Gefühl habe, welches die Stelle andeutet, in die der Schmerz eintreten würde? Aber muß ich nicht wissen wie es wäre wenn ich Schmerzen hätte? Doch offenbar, nein. In wiefern enthält der gegenwärtige, schmerzlose Zustand die Möglichkeit der Schmerzen? Wenn einer sagt: “Damit das Wort Schmerzen Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: “Es ist nicht notwendiger, als daß man das Fehlen von Schmerzen erkennt”. “Schmerzen” heißt sozusagen der ganze Maßstab und nicht einer seiner Teilstriche. Daß er auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist durch einen Satz auszudrücken. Man kommt nicht davon weg, daß die Benützung des Satzes darin besteht daß man sich bei jedem Wort etwas vorstellen muß || vorstellt. |
“Was wäre das für eine Frage:
‘Könnte denn Alles nicht der Fall
sein, und nichts der – Fall – sein’?
Könnte man sich einen Zustand einer Welt denken, in dem mit Wahrheit
nur negative Sätze zu sagen wären?
Ist das nicht offenbar alles Unsinn?
Gibt es denn wesentlich negative und positive
Zustände?”
Nun, es kommt darauf an, was man ‘Zustände’
nennt.
Die
Anwendung des Satzes ist
nicht die, die eine solche Vorstellung fordert.
Immer wieder möchte man sich den Sinn eines Satzes, also seine
Anwendung || Verwendung (seinen Nutzen) in
dem || einem Geisteszustand des redenden
konzentriert denken.
Man denkt nicht, daß man mit ihm rechnet,
operiert, ihn mit der Zeit durch dies oder jenes Bild
ersetzt.
Sondern sein Sinn,
d.i. aber
sein Zweck, soll in einer Art Bild liegen die || soll in
einem Zustand liegen … 104 |
Wie weiß Einer daß er nicht taub ist wenn er kein Geräusch hört &
daß er nicht innerlich taub ist, wenn er sich keins vorstellen
kann. |
Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer Taubheit, ich meine der
Unbekanntheit mit dem Begriff des Tones?
Wenn das der Fall wäre, so könnte man den Mangel des
Gehörsinnes nicht von dem Mangel eines andern Sinnes
unterscheiden.
Ist das aber nicht genau dieselbe Frage wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist, rot zu sehen? Man kann natürlich sagen: Der Eine kann sich rot doch vorstellen, aber das vorgestellte Rot ist ja nicht dasselbe, wie das gesehene. Nun, worin äußert sich denn die Fähigkeit, rot zu sehen und worin die Bekanntschaft mit dem Begriff des Tons? [gut darüber nachzudenken.] Man wird sagen: Er muß wissen was “Ton” heißt. Aber was heißt es das zu wissen? – Ich sage “ich weiß was “rot” heißt” – Jemand fragt: “Bist Du sicher?” – Was würde ich da tun um mich davon zu überzeugen? |
Wenn ich nur etwas Schwarzes sehe und sage, es ist nicht rot, wie
weiß ich, daß ich nicht
Unsinn rede,
d.h. daß es rot
sein kann || kann,
daß es Rot gibt?
Wenn nicht rot eben ein anderer Teilstrich auf dem
Maßstab ist, auf dem auch schwarz einer
ist.
Was ist der Unterschied zwischen “das ist nicht rot”
und “das ist nicht
abrakadabra”?
Ich muß offenbar
wissen, daß
“schwarz”, welches den tatsächlichen Zustand beschreibt
(oder beschreiben hilft) das ist, an dessen Stelle in der
Beschreibung “rot” steht.
[vielleicht lehrreich]
|
Das Gefühl ist, als müßte
non-p, um
p zu verneinen, es erst in gewissem Sinne wahr machen.
Man fragt “was ist nicht der
Fall”.
Dieses muß dargestellt werden, kann aber doch
nicht so dargestellt werden, daß p
wirklich wahr gemacht wird. |
“Das Grau muß bereits im Raum von dunkler
und heller vorgestellt sein, wenn ich davon reden will,
daß es dunkler oder heller
werden kann.
D.h.: es kann zum Verständnis
des Satzes gehören, daß man etwas helleres oder || & dunkleres vor sich sieht & etwa
sagt || man sagt dann etwa:
“dieses Grau kann so oder auch so
werden”.
[vielleicht lehrreich]
Man könnte also vielleicht auch sagen: Der Maßstab muß schon angelegt 105 sein, ich
kann ihn nicht – willkürlich – anlegen, ich kann nur einen
Teilstrich darauf hervorheben. Das kommt auf Folgendes hinaus: Wenn es um mich her vollkommen still ist, so kann ich an diese Stille den Gehörsraum nicht willkürlich anbringen (aufbauen), oder nicht anbringen. D.h., es ist für mich entweder still im Gegensatz zu einem Laut, oder das Wort ‘still’ hat keine Bedeutung für mich. D.h. ich kann nicht wählen zwischen innerem Gehör und innerer Taubheit. Und ebenso kann ich, wenn ich Grau sehe, nicht zwischen normalem innerem Sehen, partieller oder vollkommener Farbenblindheit wählen.” |
“Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels denken, oder
in meinen Haaren?
Sind diese Schmerzen nicht
ebenso || ebensowohl, und ebenso wenig vorstellbar, wie die an irgend
einer Stelle des Körpers, wo ich gerade keine Schmerzen habe und mich an
keine erinnere?”
(Siehe: Sinn & Grammatik)
|
[vielleicht lehrreich]
Sehen wir die Sache vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes
an.
Wir sind versucht zu sagen; “ich habe jetzt in der Hand keine
Schmerzen” heißt nur etwas, wenn ich
weiß, wie es ist, wenn man Schmerzen in der Hand
hat.
Was heißt es, das zu wissen?
Was ist unser Kriterium dafür, daß man es
weiß?
Nun, ich würde sagen: “ich habe schon öfters Schmerzen
gehabt”, “ich habe öfters Schmerzen an dieser Stelle
gehabt”, oder “ich habe zwar nicht an
dieser Stelle Schmerzen gehabt, aber an andern Stellen meines
Körpers”.
Es könnte gefragt werden: worin besteht die Erinnerung an Deine
vergangenen Schmerzen? fühlst Du sie in einer Art
schattenhafter Weise wieder?
Aber sei diese Erfahrung (des Sich-Erinnerns) wie immer, sie ist
eine bestimmte Erfahrung und ich nenne sie die Erinnerung
“an Schmerzen, die ich gehabt habe” und dies zeigt
eben, wie ich das Wort “Schmerzen” und den
Ausdruck
106 der Vergangenheit
gebrauche. |
Die Verneinung enthält eine Art Allgemeinheit durch das Gebiet von
Möglichkeiten, die sie offen läßt.
Aber freilich muß auch die Bejahung sie enthalten und nur einen andern Gebrauch von ihr machen. |
Ist die Verneinung identisch einer Disjunktion der ausgeschlossenen
Fälle?
Sie ist es in manchen Fällen & in manchen ist sie es
nicht.
“Die Permutation von ABC die ich
sah war nicht ACB.” 107 |
Verneinen, eine ‘geistige
Tätigkeit’.
Verneine etwas & beobachte was Du tust.
Du schüttelst etwa innerlich den Kopf.
Nun und was hilft || nützt das? || weiter?
Ist das nützlicher als ein “~” vor einem Satz
schreiben? |
“Wie kann das Wort ‘nicht’
verneinen?”
Ja, haben wir denn abgesehen von der Verneinung ||
außer der Verneinung durch ein
Zeichen, noch einen Begriff von der
Verneinung?
Doch es fällt uns dabei etwas ein, wie: Hindernis, abwehrende Geste, Ausschluß. Aber das alles (ist) doch immer in einem Zeichen verkörpert. |
Was ist der Unterschied zwischen: Wünschen,
daß etwas geschieht und Wünschen,
daß dasselbe nicht geschieht?
Wollte man es bildlich darstellen, man würde mit dem Bild der Handlung etwas vornehmen: es durchstreichen, in bestimmter Weise einrahmen || einzäunen, und dergleichen. Aber das erscheint uns als eine rohe Methode des Ausdrucks; aber ich glaube, daß jede wesentlich ebenso sein muß; in der Wortsprache setze ich das Zeichen “nicht” in den Satz. Wie gesagt, das scheint ein || Das scheint uns wie ein ungeschickter Behelf und man meint etwa, im Denken geschieht es schon anders. Ich glaube aber || Aber, im Denken, Erwarten, Wünschen, geschieht es ganz ebenso. Sonst würde ja auch die Diskrepanz zwischen dem Denken und dem Sprechen – in dem wir || der Sprache – in der wir ja doch || doch denken – unerträglich sein. 108 |
Noch einmal, der || Der Ausdruck der Verneinung, den wir
gebrauchen, wenn wir uns irgendeiner
Sprache || Schrift
bedienen, erscheint uns primitiv; als gäbe es einen
richtigeren, der mir nur in den rohen Verhältnissen dieser
Sprache || Ausdrucksform nicht zur
Verfügung steht. |
Diesem Primitiven der Ausdrucksform, das
uns bei der Verneinung aufgefallen ist,
sind wir schon früher || auch
anderwärts begegnet; wenn man nämlich etwa einem Menschen
begreiflich machen will, daß er einen gewissen Weg
gehen soll, so kann man ihm den Weg aufzeichnen, und hierin
mit beliebig weitgehender Genauigkeit verfahren.
Die Andeutung jedoch, die ihm verständlich machen soll,
daß er den Weg gehen soll, ist wieder
von der primitiven Art, die man gerne verbessern möchte. |
“Was hilft es, daß
als Negationszeichen nur ein Haken vor dem Satz p steht, ich
muß ja doch die ganze Negation
denken”. |
“Das Zeichen ‘non || nicht’ deutet an, Du sollst das, was
darauf folgt, negativ
auffassen,.”
“Es deutet an,” heißt aber, daß das || dieses Zeichen der Verneinung nicht der letzte sprachliche Ausdruck ist. Daß || ; daß das nicht das Bild des Gedankens ist. Daß mehr in der Negation ist, als das. |
Ich || Man möchte sagen:
die || das Zeichen der Verneinung
ist nur eine Veranlassung um etwas viel
Komplexeres || Komplizierteres || sehr
Kompliziertes zu tun;
– aber was?
Läßt sich die Frage
nicht beantworten (und das eine Symbol der Negation durch ein
anderes zu ersetzen, ist keine Antwort), so ist sie
unsinnig, und dann ist es auch jener erste Satz.
Es ist, als veranlaßte uns das Zeichen der Negation zu etwas; aber was, || wozu? das wird scheinbar nicht gesagt. Es ist, als brauchte es nur angedeutet werden; als wüßten wir es schon. ﹖– Als wäre eine Erklärung jetzt unnötig, da wir die Sache ohnehin schon kennen. –﹖ 109 |
Gäbe es eine explizitere Ausdrucksweise der Negation, so
müßte sie sich doch
in die andere abbilden lassen und könnte darum nicht von anderer
Multiplizität sein. |
Nun wäre aber die Frage: wie zeigt sich das uns bekannte
Spezifische der Negation in den Regeln, die vom Negationszeichen
gelten || handeln.
Daß
z.B. ein gezeichneter Plan
eines Weges ein Bild des Weges ist, verstehen wir ohne weiteres; wo
sich der gezeichnete Strich nach links biegt, biegt sich auch
der Weg nach links,
etc.
etc..
Daß aber das Zeichen “nicht”
den Plan ausschließt, sehen wir nicht.
Eher noch, wenn wir etwas ausgeschlossenes mit einem Strich
umfahren, gleichsam abzäunen.
Aber so könnte man ja das “non” als
eine Tafel auffassen “Verbotener Weg”.
Denken wir aber daran, wie jemandem wirklich die Bedeutung so einer Tafel gelehrt würde. Man würde ihn etwa zurückhalten, den Weg zu gehen. |
überlegen
“Ich sage doch diese Worte nicht bloß,
sondern ich meine auch etwas mit ihnen”.
Wenn ich
z.B. sage “Du darfst nicht
hereinkommen”, so ist es der natürliche Akt, zur
Begleitung dieser Worte, mich vor die Tür zu stellen und sie
zuzuhalten.
Aber es wäre nicht so offenbar naturgemäß,
wenn ich sie ihm bei diesen Worten öffnen würde.
Diese Worte haben, wie sie hier verstanden werden, offenbar etwas mit
jenem Akt zu tun.
Der Akt ist sozusagen eine Illustration zu ihnen – müßte als Sprache aufgefaßt werden können. Andrerseits ist er aber auch der Akt, den ich abgesehen von jedem Symbolismus aus meiner Natur tun will. || tue. |
Wie ist es aber mit diesem Gedanken: Wenn
“non-p”
ein Bild sein soll, wäre, was es bedeutet, nicht am besten dadurch
darzustellen, daß das im Zeichen
nicht der Fall ist, was, wenn es der Fall wäre,
darstellen würde, daß p der Fall ist.
Es ist aber klar, daß so ein Symbolismus nicht
funktioniert. Es ist dafür keine Erklärung, zu sagen
(was ich einmal sagte), ein solcher
110 negativer Symbolismus ginge schon, || Wäre es da nicht am natürlichsten, wenn es das Gegenteil
von p durch das Gegenteil des Zeichens von “p”
darstellte. Man würde dann, daß zwei Menschen nicht miteinander
kämpfen dadurch darstellen || abbilden daß man sie
abbildete wie sie nicht
miteinander kämpfen || nicht miteinander kämpfend
abbildete. Ich sagte einmal, ein solcher negativer
Symbolismus wäre schon möglich er sei nur darum nicht
zu gebrauchen, weil man aus ihm nicht erfahren könne,
was verneint sei.
Dann ist er eben kein Symbolismus der Negation, wenn er uns nicht das
Nötige mitteilt.
Und dann fehlt es ihm am Wesentlichen.
Es hat ja seinen Grund, warum in gewissen Fällen der negative Symbolismus funktioniert und z.B. keine Antwort auch eine Antwort ist. In diesen Fällen ist eben der Sinn des Schweigens eindeutig bestimmt. |
Würde man es ein Porträt nennen?
Es wird eine andere Art Porträt entworfen, durch ein Bild, was zeigen
soll, wie es sich nicht verhält, als durch eines, was zeigt wie es sich
verhält. |
Die Farbangabe, daß etwas nicht rot ist, ist von
anderer Art als die, daß etwas rot (oder
blau) ist.
D.h. sie ist nicht in dem gleichen Sinn eine
Farbangabe. |
Dagegen || Aber es
kann die Negation eines Satzes eine Angabe gleicher Art
sein, wie der negierte Satz. |
“Ich brauche im negativen Satz das intakte Bild des positiven
Satzes.” |
“Ich kann ein Bild davon zeichnen, wie Zwei miteinander
fechten; aber doch nicht davon, wie Zwei miteinander nicht fechten
(d.h. nicht ein Bild, das
bloß dies darstellt).
‘Sie fechten nicht miteinander’ heißt nicht, daß davon nicht die Rede ist, sondern, es ist eben davon die Rede und wird (nur﹖) ausgeschlossen”. |
Die Idee der Negation ist nur in einer Zeichenerklärung verkörpert und
soweit wir eine solche Idee besitzen, besitzen wir sie nur in der Form so
111 einer
Erklärung.
Denn wenn man fragen kann “was meinst Du
damit || mit diesem
Zeichen”, so ist die Antwort nur eine
Zeichenerklärung (irgendeiner Art). Den Begriff der Negation || Verneinung besitzen wir nur in einem Symbolismus. Und darum kann man nicht sagen: “auf die und die Art kann man die Negation nicht darstellen, weil diese Art nicht eindeutig wäre” – als handelte es sich um die Beschreibung eines Gegenstandes, die nicht eindeutig gegeben worden wäre. Wenn der Symbolismus nicht erkennen läßt, was verneint wurde, so verneint er nicht; wie ein Schachbrett ohne Felder kein schlechtes, d.h. unpraktisches Schachbrett ist, sondern keins. Und wenn ich glaubte, auf || mit einem Brett ohne Felder Schach spielen zu können, so habe ich das Spiel einfach mißverstanden und werde etwa jetzt darauf || auf das Mißverständnis aufmerksam gemacht. Ein Symbolismus, der die Negation “nicht darstellen kann”, ist kein Symbolismus der Negation. |
Ich glaube, ein Teil der Schwierigkeit rührt vom Gebrauch der Wörter
“ja” und “nein” her (auch
“wahr” und “falsch”).
Diese beiden lassen es so erscheinen, als wäre ein Satz und sein
Gegenteil im Verhältnis zweier Pole zueinander oder zweier
entgegengesetzter Richtungen.
Während schon, daß
non-non-p
= p ist, eine doppelte Bejahung aber keine Verneinung ist,
zeigen kann, daß dieses Bild falsch
ist. |
Wenn gefragt würde: ist die Negation || Verneinung in der Mathematik, etwa in
non(2 + 2 =
5), die gleiche, wie die nicht-mathematischer Sätze?
so müßte erst bestimmt werden, was als
Charakteristikum der || dieser
Verneinung als solcher aufzufassen
ist.
Die Bedeutung eines Zeichens liegt ja in den Regeln, nach denen es
verwendet wird || in den Regeln, die seinen Gebrauch
vorschreiben.
Welche dieser Regeln machen das Zeichen
“non”
112 zur Verneinung?
Denn es ist klar, daß gewisse Regeln, die sich auf
“non”
beziehen, für beide Fälle die gleichen sind;
z.B.
non-non-p
= p.
Man könnte ja auch fragen: ist die Verneinung eines Satzes
“ich sehe einen roten Fleck” die gleiche, wie die von
“die Erde bewegt sich in einer Ellipse um die
Sonne”; und die Antwort müßte auch
sein: Wie hast Du “Verneinung”
definiert, durch welche Klasse von Regeln? – daraus wird
sich ergeben, ob wir in beiden Fällen “die gleiche
Verneinung” haben.
Wenn die Logik allgemein von der Verneinung redet, oder einen
Kalkül mit ihr treibt, so ist die Bedeutung des Verneinungszeichens nicht
weiter festgelegt, als die Regeln seines
Kalküls.
Wir dürfen hier nicht vergessen, daß ein
Wort seine Bedeutung nicht als etwas, ihm ein für allemal verliehenes,
mit sich herumträgt, sodaß wir sicher sind, wenn
wir nach dieser Flasche greifen, auch die bestimmte Flüssigkeit,
etwa Spiritus, zu erwischen. || auch die
bestimmte Flüssigkeit,
z.B. Spiritus, in der Hand zu
halten. ⇒
⋎ Siehe
S. 106 letzter Satz 113 |
Tritt die Zeit in ein
Landschaftsbild ein? oder in ein Stilleben?
Literatur die aus Landschaftsschilderungen besteht. |
Die Grammatik, wenn sie in der Form eines Buches uns
vorläge, bestünde nicht aus einer Reihe
bloß nebengeordneter Artikel, sondern würde eine
andere Struktur zeigen.
Und in dieser müßte man – wenn ich Recht
habe – auch den Unterschied zwischen Phänomenologischem und
Nicht-Phänomenologischem sehen.
Es wäre da etwa ein Kapitel von den Farben, worin der Gebrauch der
Farbwörter geregelt wäre; aber dem vergleichbar wäre nicht, was über die
Wörter “nicht”, “oder”,
etc. (die “logischen
Konstanten”) in der Grammatik gesagt würde.
Es würde z.B. aus den Regeln hervorgehen, daß diese letzteren Wörter in﹖ jedem Satz anzuwenden seien (nicht aber die Farbwörter). Und dieses “jedem” hätte nicht den Charakter einer erfahrungsmäßigen Allgemeinheit; sondern der inappellablen Allgemeinheit einer obersten Spielregel. Es scheint mir ähnlich, wie das Schachspiel wohl ohne gewisse Figuren zu spielen (oder doch fortzusetzen) ist, aber nie ohne das Schachbrett. [Das ist nicht wahr, man könnte ganz gut mit einem Teil des Brettes auskommen.] |
Wie offenbart sich die Zeitlichkeit der Tatsachen, wie drückt sie sich
aus, als dadurch, daß gewisse Ausdrücke || Wendungen in unsern Sätzen vorkommen
114 müssen.
D.h.: Wie drückt sich die Zeitlichkeit
der Tatsachen aus, als grammatisch?“Zeitlichkeit” damit ist nicht gemeint daß ich um 5 h komme sondern daß ich irgendwann komme d.h. daß mein Satz die Struktur hat, die er hat. |
“Woher” – möchte ich fragen –
”die ganz allgemeine Zeitlichkeit || die Allgemeinheit der Zeitlichkeit der
Sätze || Erfahrungssätze?” |
Konnte man auch so fragen: “Woher || Wie kommt es daß man alle Erfahrungstatsachen mit dem was eine Uhr
zeigt in Verbindung bringen kann?”? |
[Lehrreich]
Negation und Disjunktion, möchten wir sagen, hat mit dem Wesen des Satzes zu tun, die Zeit aber nicht, sondern mit seinem Inhalt. Wie aber kann es sich in der Grammatik zeigen, daß Etwas mit dem Wesen des Satzes zusammenhängt und etwas anderes nicht, wenn sie beide gleich allgemein sind? Oder sollte ich sagen, die geringere Allgemeinheit wäre auf seiten der Zeit, da die mathematischen Sätze negiert und disjungiert werden können, aber nicht zeitlich sind? Ein Zusammenhang ist wohl da, wenn auch diese Form, die Sache darzustellen, irreführend ist. Das zeigt eben was ich unter “Satz” oder dem “Wesen des Satzes” verstehe. |
Wie unterscheidet die Grammatik zwischen Satzform und Inhalt?
Denn dies soll ja ein grammatikalischer Unterschied sein.
Wie sollte man ihn beschreiben können, wenn ihn die Grammatik nicht
zeigt? |
⍈
[Zu § 18]
Was hat es mit dem Schema “Es verhält sich so und so” für eine Bewandtnis? Man könnte sagen, das “Es verhält sich” ist die Handhabe für den Angriff der Wahrheitsfunktionen. || der Angriff für die Wahrheitsfunktionen. “Es verhält sich” ist also nur ein Ausdruck aus einer Notation der Wahrheitsfunktionen. Ein Ausdruck, der uns zeigt, welcher Teil der Grammatik hier in Funktion tritt. |
﹖– Jene zweifache Art der
Allgemeinheit wäre so seltsam –﹖, wie wenn von
zwei Regeln eines Spiels, die beide gleich ausnahmslos gelten, die eine
als die fundamentalere angesprochen würde.
Als könnte man also fragen ||
darüber reden, ob der König oder das
Schachbrett für das Schachspiel essentieller wäre.
Welches von beiden das Wesentlichere, welches das
Zufälligere wäre. 115 |
Zum mindesten scheint eine Frage berechtigt: Wenn ich die
Grammatik aufgeschrieben hätte und die verschiedenen Kapitel, über die
Farbwörter,
etc.
etc. der Reihe nach da
stünden, wie Regeln über alle die
Figuren des Schachspiels, wie wüßte ich dann,
daß dies nun alle Kapitel
sind?
Und wenn sich nun in allen vorhandenen Kapiteln eine gemeinsame
Eigentümlichkeit findet, so haben wir es hier scheinbar mit
einer logischen Allgemeinheit, aber keiner wesentlichen,
d.h. voraussehbaren Allgemeinheit, zu
tun.
Man kann aber doch nicht sagen, daß die Tatsache,
daß das Schachspiel mit 16 Figuren gespielt
wird, ihm weniger wesentlich ist, als, daß es auf
dem Schachbrett gespielt wird. |
Da Zeit und Wahrheitsfunktionen so verschieden schmecken und da sie ihr
Wesen allein und ganz in der Grammatik offenbaren, so
muß die Grammatik den verschiedenen Geschmack
erklären.
Das eine schmeckt nach Inhalt, das andere nach Darstellungsform. Sie schmecken so verschieden, wie der Plan und der Strich durch den Plan. |
Es kommt mir so vor, als wäre die Gegenwart, wie sie in dem Satz
“der Himmel ist blau” steht (wenn dieser Satz
nicht-hypothetisch gemeint ist), keine Form der Zeit.
Als ob also die Gegenwart in diesem Sinne unzeitlich
wäre. |
Es ist merkwürdig, daß die Zeit, von der ich hier
rede, nicht die im physikalischen Sinne ist.
Es handelt sich hier nicht um eine Zeitmessung.
Und es ist verdächtig, daß etwas, was mit einer
solchen Messung nichts zu tun hat, in den Sätzen eine ähnliche
Rolle spielen soll, wie die physikalische Zeit in den Hypothesen der
Physik. 116 |
überlege
Diskutiere: Der Unterschied zwischen der Logik des Inhalts und der Logik der Satzform überhaupt. Das eine erscheint gleichsam bunt, das andere matt. Das eine scheint von dem zu handeln, was das Bild darstellt, das andere, wie der Rahmen des Bildes ein Charakteristikum der Bildform zu sein. |
überlegen
Daß alle Sätze die Zeit in irgend einer Weise enthalten, scheint uns zufällig, im Vergleich damit, daß auf alle Sätze die Wahrheitsfunktionen anwendbar sind. Das scheint mit ihrem Wesen als Sätzen zusammenzuhängen, das andere mit dem Wesen der vorgefundenen Realität. |
Ein Satz kann in sehr verschiedenem Sinne die Zeit
enthalten. Ich habe Zahnschmerzen! Du tust mir weh! Es ist herrliches Wetter draußen. Der Inn fließt in die Donau. Wasser gefriert bei 0˚. Ich verschreibe mich oft. Vor einiger Zeit … Ich hoffe er wird kommen. Um 5 Uhr … Diese Stahlsorte ist sehr gut. Unsere Erde war einmal ein Gasball. 117 |
Eine Hypothese könnte man offenbar durch Bilder erklären.
Ich meine, man könnte
z.B. die Hypothese
“hier liegt ein Buch” durch Bilder erklären, die das
Buch im Grundriß, Aufriß und
verschiedenen Schnitten zeigen. |
Eine solche Darstellung gibt ein Gesetz.
Wie die Gleichung einer Kurve ein Gesetz gibt, nach der die
Ordinatenabschnitte aufzufinden sind, wenn man in
verschiedenen Abszissen schneidet.
Die fallweisen Verifikationen entsprechen dann solchen wirklich ausgeführten Schnitten. Wenn unsere Erfahrungen die Punkte auf einer Geraden ergeben, so ist der Satz, daß diese Erfahrungen die verschiedenen Ansichten einer Geraden sind, eine Hypothese. Die Hypothese ist eine Art der Darstellung dieser Realität, denn eine neue Erfahrung kann mit ihr übereinstimmen oder nicht-übereinstimmen, bezw. eine Änderung der Hypothese nötig machen. |
Drücken wir
z.B. den Satz, daß
eine Kugel sich in einer bestimmten Entfernung von unseren Augen
befindet, mit Hilfe eines Koordinatensystems
118 und der Kugelgleichung aus, so hat diese
Beschreibung eine größere Mannigfaltigkeit, als
die einer Verifikation durch das Auge.
Jene Mannigfaltigkeit entspricht nicht einer
Verifikation, sondern einem Gesetz, welchem
Verifikationen gehorchen. |
Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Sätzen.
Man könnte auch sagen: Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Erwartungen. Ein Satz ist sozusagen ein Schnitt durch eine Hypothese in einem bestimmten Ort. |
Nach meinem Prinzip müssen die beiden Annahmen ihrem Sinne nach
identisch sein, wenn alle mögliche Erfahrung, die die
eine bestätigt, auch die andere bestätigt.
Wenn also keine Entscheidung zwischen beiden durch die
Erfahrung denkbar ist. |
Darstellung einer Linie als Gerade mit Abweichungen.
Die Gleichung der Linie enthält einen Parameter, dessen Verlauf die
Abweichungen von der Geraden ausdrückt.
Es ist nicht wesentlich,
daß diese Abweichungen “gering”
seien.
Sie können so groß sein, daß
die Linie einer Geraden nicht ähnlich sieht.
Die “Gerade mit Abweichungen” ist nur eine Form der
Beschreibung.
Sie erleichtert es mir, einen bestimmten Teil der Beschreibung
auszuschalten, zu vernachlässigen, wenn ich will.
(Die Form “Regel mit Ausnahmen”.) |
Was heißt es, sicher zu sein,
daß man Zahnschmerzen haben wird.
(Kann man nicht sicher sein, dann erlaubt es die
Grammatik nicht, das Wort “sicher” in dieser Verbindung
zu gebrauchen.)
Grammatik des Wortes “sicher sein”. 119 |
Man sagt: “Wenn ich sage, daß
ich einen Sessel dort sehe, so sage ich mehr, als ich sicher
weiß”.
Und nun heißt es meistens:
“Aber eines weiß ich
doch sicher”.
Wenn man aber nun sagen will, was das ist, so kommt man in eine gewisse
Verlegenheit.
“Ich sehe etwas Braunes, – das ist sicher”; damit will man eigentlich sagen, daß die braune Farbe gesehen, und nicht vielleicht auch nur || bloß vermutet ist (wie etwa in dem Fall, wo ich es || sie aus gewissen anderen Anzeichen vermute). || und nicht vielleicht auch bloß aus anderen Anzeichen vermutet ist. Und man sagt ja auch einfach: “Etwas Braunes sehe ich”. |
Wenn mir gesagt wird: “Sieh in dieses Fernrohr und
zeichne mir auf, was Du siehst”, so ist, was ich zeichne, der
Ausdruck eines Satzes, nicht einer Hypothese. |
Wenn ich sage “hier steht ein Sessel”, so ist damit
– wie man sagt – “mehr” gemeint, als die
Beschreibung dessen, was ich wahrnehme.
Und das kann nur heißen,
daß dieser Satz nicht wahr sein
muß, auch wenn die
Beschreibung des Gesehenen stimmt.
Unter welchen Umständen werde ich nun sagen,
daß jener Satz nicht wahr war?
Offenbar: wenn gewisse andere Sätze nicht wahr sind, die in dem
ersten mit beinhaltet waren.
Aber es ist nicht so, als ob nun der erste ein logisches Produkt
gewesen wäre. |
Das beste Gleichnis für jede Hypothese, und selbst ein Beispiel, ist
ein Körper mit seinen nach einer bestimmten Regel konstruierten Ansichten
aus den verschiedenen Punkten des Raumes. |
Der Vorgang einer Erkenntnis in einer wissenschaftlichen Untersuchung
(in der Experimentalphysik etwa) ist freilich nicht der einer
Erkenntnis im Leben außerhalb ¤ des Laboratoriums; aber er ist ein
ähnlicher
120
und kann, neben den andern gestellt ||
gehalten, diesen beleuchten. |
Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Sätzen wie “das ist
ein Löwe”, “die Sonne ist größer
als die Erde”, die alle ein “dieses”,
“jetzt”, “hier” enthalten und also an
die Realität unmittelbar anknüpfen, und Sätzen wie “Menschen
haben zwei Hände”
etc.
Denn, wenn zufällig keine Menschen in meiner Umgebung
wären, wie wollte ich diesen Satz kontrollieren? |
Es werden immer Facetten der Hypothese
verifiziert. |
Ist es nun nicht etwa so, daß das, was
die Hypothese erklärt, selbst nur wieder durch eine Hypothese ausdrückbar
ist.
Das heißt natürlich: gibt es überhaupt
primäre Sätze; die also endgültig verifizierbar sind, und nicht die
Facetten einer Hypothese sind?
(Das ist etwa, als würde man fragen “gibt es Flächen,
die nicht Oberflächen von Körpern sind?”) |
Es kann jedenfalls kein Unterschied sein zwischen einer Hypothese, als
Ausdruck einer unmittelbaren Erfahrung gebraucht, und einem Satz im
engeren Sinne. |
Es ist ein Unterschied zwischen einem Satz wie “hier liegt eine
Kugel vor mir” und “es schaut so aus, als läge eine
Kugel vor mir”. –
Das zeigt sich auch so: man kann sagen “es scheint eine
Kugel vor mir zu liegen”, aber es ist sinnlos zu
sagen: “es schaut so aus, als schiene eine Kugel hier zu
liegen”.
Wie man auch sagen kann “hier liegt wahrscheinlich eine
Kugel”, aber nicht “wahrscheinlich scheint hier eine Kugel
zu liegen”.
Man würde in so einem Falle sagen: “ob es
scheint, mußt Du doch
wissen”. 121 |
In dem, was den Satz mit der gegebenen Tatsache verbindet, ist nichts
Hypothetisches. |
Es ist doch klar, daß eine Hypothese von der
Wirklichkeit – ich meine von der unmittelbaren Erfahrung –
einmal mit ja, einmal mit nein beantwortet wird; (wobei freilich
das “ja” und “nein” hier nur Bestätigung
und Fehlen der Bestätigung ausdrückt) und
daß man dieser Bejahung und Verneinung Ausdruck
verleihen kann. |