Die Schmerzäußerung ist nicht gleichermaßen mit dem Schmerz & mit der Verstellung verbunden. |
Sich verstellen
ist nicht ein so einfacher Begriff wie Schmerzen haben.
|
Nicht darauf haftet unser Blick, daß die Evidenz das Erlebnis des Andern
‘nur wahrscheinlich macht’, sondern
darauf || Nicht das scheint uns bemerkenswert, daß die Evidenz das
Erlebnis des Andern ‘nur wahrscheinlich macht’,
sondern¤, daß dies schwer beschreibbare uns eine wichtige Evidenz ist. || Daß die Evidenz das Erlebnis des Andern nur wahrscheinlich macht, ist uns nicht das
Wichtige sondern || aber daß dies
diese schwer beschreibbare Verknüpfung von Umständen uns eine
wichtige Evidenz ist. || Nicht das scheint mir || uns bemerkenswert, daß …, sondern daß dieses wir das als Evidenz von etwas, ja von etwas Wichtigem, betrachten. |
Bedenke, daß Du das Kind den Begriff
lehren mußt.
Also mußt Du es das Spiel der Evidenz lehren. || ihm das Spiel der Evidenz beibringen.
|
Wenn Faust sagt
“Wer darf ihn nennen, wer ihn bekennen, etc.”, so könnte
man ihn fragen: Gebrauchst Du hier nur ein poetisches Gleichnis, oder
drängt sich Dir dieser Begriff auf, & lebst Du mit ihm? |
Ein Gottesbeweis sollte eigentlich etwas sein, wodurch man sich
von der Existenz Gottes überzeugen kann.
Aber ich denke mir, daß die Gläubigen die solche Beweise lieferten, ihren
‘Glauben’ mit ihrem Verstand
analysierten || analysieren & begründen wollten,
obgleich sie selbst durch solche Beweise nie zum Glauben
gekommen wären.
Einen von der ‘Existenz Gottes
überzeugen’ könnte man vielleicht durch eine Art Erziehung,
dadurch daß man sein Leben so & so gestaltet.
Das Leben kann zum ‘Glauben an Gott’ erziehen. Und es sind auch 2
Erfahrungen, die dies tun; aber nicht Visionen, oder sonstige
Sinneserfahrungen, die uns die
‘Existenz dieses Wesens’ zeigen, sondern
z.B. Leiden verschiedener Art.
Und sie zeigen uns Gott nicht wie ein Sinneseindruck einen Gegenstand, noch
lassen sie ihn vermuten.
Erfahrungen, Gedanken, – das Leben kann uns diesen
Begriff aufzwingen.
|
Er ist dann etwa ähnlich dem Begriff
“Gegenstand”.
|
24.4.50
Daß die || unsre Evidenz das Erlebnis des Andern nur wahrscheinlich
macht, das führt uns nicht weit; wohl aber, daß dies
schwer beschreibbare Muster der || unserer Erfahrung || von Erfahrungen
für uns eine wichtige Evidenz ist.
|
Daß dies Schwankende ein wichtiger Wie aber kann man dann überhaupt sagen, es sei etwas Schwankendes? Woran messe ich sein Schwanken? Nun, es gibt unzählige Gestalten des Lächelns, z.B.. Und Lächeln, welches ein Lächeln ist, & Lächeln, welches keins ist. |
Wovon nehmen wir im Leben Notiz? –
“…“Da || da lächelte
er.” – das kann unendlich wichtig sein.
Aber muß denn eine kleine Verziehung des Gesichts
wichtig sein?
Und muß sie's uns durch die wahrscheinlichen praktischen Folgen
sein?
|
“Was in mir vorgeht, kann er nicht wissen.”
Er kann's aber doch vermuten; also || . – Also
kann er's nur nicht wissen.
Also machen wir nur eine Unterscheidung im Gebrauch des Wortes
“wissen”.
3
|
Sagt aber der Astronom, der eine Mondesfinsternis berechnet:
die Zukunft könne man || man könne die Zukunft natürlich nicht
wissen?
Wir
sagen es || sagen's || drücken uns so aus, wenn wir uns über die || der Zukunft unsicher
fühlen.
Der Landmann sagt es in betreff des
Wetters || übers Wetter; aber der Tischler (sagt) nicht, man könne nicht wissen, ob
der || ein Sessel, den er macht, zusammenbrechen wird. || seine Sessel nicht zusammenbrechen
werden.
|
“Ich weiß, daß er sich gefreut
hat, mich zu sehen”.
Was weiß ich?
Welche Konsequenzen hat die Tatsache?
Ich fühle mich sicher in meinem Verhältnis zu || Umgang mit ihm.
Aber ist das ein Wissen?
Was ist aber der Unterschied zwischen dem Vermuten & dem Wissen, daß er sich gefreut hat? Wenn ich's weiß, so werde ich's ohne Zeichen des Zweifels behaupten || aussagen; & Andre werden diese Aussage verstehen. Nun ja, sie hat Was ist das Interesse seines inneren Zustandes der Freude? |
Wenn ich glaube, er habe sich gefreut, & lerne später,
daß es nicht so war, welche Folgen hat das?
|
Welchen Unterschied macht es, wenn ich erst glaube, er habe sich
gefreut & dann einsehe, daß es nicht wahr war?
|
Wir möchten alles in sein Inneres
projizieren.
Dies sei,
um was es sich
handle.
Denn so entgehen wir der Schwierigkeit das Feld des Satzes || unsrer Aussage zu beschreiben. || vom Feld der Aussage Rechenschaft zu geben. |
Warum sage ich aber, ich
‘projiziere’ alles in's
Innere?
Liegt es nicht im Innern?
Nein, || .
Es liegt nicht im Innern, es ist
das Innere.
Und das ist nur eine oberflächliche
logische Einordnung & nicht die Beschreibung, deren wir bedürfen.
|
Wir ‘projizieren’ nichts in sein
Inneres; wir geben nur eine Erklärung, die uns nicht weiterführt.
|
Denk Dir, die Seele ward ein Gesicht, &
wenn Einer sich freut, so lächelt dieses verborgene Gesicht.
Laß es so sein, – aber nun wollen wir doch wissen, welche
Wichtigkeit dies Lächeln
(oder welcher Gesichtsausdruck
es sonst ist) || immer) hat || (oder ein andrer Gesichtsausdruck)
hat.
|
Ja, dies könnte sogar der gewöhnliche || unser gewöhnlicher
Ausdruck sein: “Sein inneres Gesicht hat |
Erste Frage: Wie weiß man, wie beurteilt man, ob sein inneres Gesicht
lächelt?
Zweite Frage: Welche Wichtigkeit hat es?
– Aber die beiden hängen zusammen.
Und man könnte eine
andere, wenngleich verwandte, Frage so stellen:
Welche Wichtigkeit hat sein –
(äußeres)
– Lächeln.?
Denn, ist das innere von Wichtigkeit, so muß es – in einer
(etwas) andern Art, || – auch das äußere
sein.
|
(Einzusehen, daß meine Manipulationen gerechtfertigt sind,
ist nicht leicht.)
|
Wenn aber nun “Ich weiß, daß er sich gefreut hat”
gewiß nicht heißt, || :
Ich weiß, daß er gelächelt hat, so ist es etwas anderes,
was ich weiß & worauf es hier ankommt.
5
|
∣ Ich kann Shakespeare darum nicht verstehen, weil ich in der
gänzlichen Asymmetrie die Symmetrie finden will. ∣
|
∣ Mir kommt vor, seine Stücke seien, gleichsam, enorme Skizzen, nicht Gemälde; sie seien hingeworfen,
von einem, der sich sozusagen alles erlauben kann.
Und ich verstehe, wie man das bewundern & für die höchste Kunst
halten || es die höchste Kunst
nennen kann, aber ich mag es nicht.
– Wer daher vor diesen Stücken sprachlos steht, den kann ich
verstehen; wer sie aber bewundert, so wie man Beethoven etwa bewundert, der scheint mir Shakespeare mißzuverstehen. ∣
|
Denn das innere Lächeln könnte man sogar zur
Not || unter Umständen durch
ein äußeres ersetzen, & es bliebe (noch immer) die Frage nach der
Bedeutung
bestehen || unbeantwortet. || könnte man unter besonderen
Umständen sogar auch durch ein äußeres …
|
“Ich bin sicher, daß er sich
gefreut hat mich zu sehen”, das könnte in einem Gerichtssaal
ausgesagt werden.
Hier sind die möglichen ‘praktischen’ Folgen klar.
Und ebenso auch, wenn die Aussage wäre “Ich bin
sicher, er hat sich nicht gefreut, sich aber
verstellt.”
Anderes ist von dem zu erwarten, der sich freut & von dem, der die Freude heuchelt.
|
∣ Eine Zeit mißversteht die andere;
& eine kleine Zeit mißversteht alle andern in einer || ihrer eigenen häßlichen
Weise. ∣
|
Liegt mir aber darum || deshalb daran, daß der Andre sich wirklich freut mich
zu sehen, weil es andere || besondere Folgen hat?
Ich fühle mich wohl, weil dieser Mensch (mit dieser Vergangenheit 6
etc.) sich so benimmt.
Und das ‘so’ ist freilich ein sehr kompliziertes Muster.
|
Wenn man philosophische Probleme nicht lösen will, – warum gibt man es nicht auf, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Denn sie lösen heißt seinen Standpunkt,
die alte Denkweise
zu ändern.
Und willst Du das nicht, so solltest Du die Probleme unlösbare nennen. || , nicht schwer nennen sondern
unlösbar || Probleme für unlösbar
halten.
|
Es wird immer vorausgesetzt, daß der Lächelnde ein Mensch
ist, nicht nur daß, was lächelt, ein menschlicher
Körper ist.
Es werden auch bestimmte Umstände vorausgesetzt & Zusammenhänge des Lächelns mit andern Formen des
Benehmens.
Aber wenn alles das vorausgesetzt ist, ist mir das Lächeln des Andern
angenehm.
Wenn ich jemand auf der Straße |
Das ‘Innere’ ist eine
Täuschung.
D.h.: der ganze Begriffskomplex, der durch dieses Wort angedeutet ist || Ideenkomplex auf den damit angespielt ist, ist wie ein gemalter
Vorhang vor die wirkliche Anwendung der Worte vorgezogen || gezogen. || D.h.: Der ganze Ideenkomplex, auf den mit diesem
Wort || damit angespielt wird, ist wie ein gemalter Vorhang vor die Szene
der eigentlichen Wortverwendung gezogen.
|
Mir scheint, || : wenn man nicht eigentlich wissen kann, ob sich jemand ärgert (z.B.), dann kann man es auch nicht eigentlich glauben, oder vermuten. 7
|
Ist es nicht wahr, daß, wessen ich
‘sicher sein’ kann, das kann ich auch
‘wissen’?
|
Wäre es nicht lächerlich, wenn ein
Advokat || Anwalt im Gerichtssaal sagte, der Junge könne nicht
wissen, der & der sei zornig gewesen, || , daß Einer zornig gewesen sei || ist, weil Zorn etwas Inneres
sei?
– Dann kann man auch nicht wissen, ob Hängen eine Strafe, oder eine Belohnung
sei. || ist.
|
Wer sagt “das kann man nicht wissen”, macht eine Unterscheidung || einen Unterschied zwischen
Sprachspielen.
Er sagt¤
In solchen Sprachspielen können wir von einem
‘Wissen’ reden, in solchen nicht. || : In solchen Sprachspielen gibt es ein Wissen, in
solchen nicht.
Und das ist eine Einschränkung des
Begriffs ‘Wissen’. || damit schränkt er den Begriff des
‘Wissens’
ein.
|
Diese Einschränkung könnte nützlich sein, wenn sie
einen wichtigen Unterschied betont, den unser gewöhnlicher
Sprachgebrauch übergeht.
Aber ich glaube, so ist es nicht.
|
Wie Gott den Menschen beurteilt, das kann man sich gar nicht
vorstellen: Wenn er dabei wirklich die
Stärke der Versuchung & die Schwäche der Natur in Anschlag bringt, wen kann er dann
verurteilen?
Wenn aber nicht, so ergibt eben die Resultierende dieser beiden Kräfte
das Ziel, zu dem er prädestiniert wurde.
Er wurde also geschaffen, um entweder durch das
Zusammenspiel der Kräfte zu siegen, oder unterzugehen.
Und das ist überhaupt kein religiöser Gedanke, sondern eher eine
wissenschaftliche Hypothese.
Wenn Du also im Religiösen bleiben 8 willst, mußt Du kämpfen.
|
Aber ist denn die mathematische
Sicherheit || Gewißheit nicht
größer als jede physikalische & schon erst recht als
jede || die Sicherheit darüber, was der Andre
fühlt?
|
∣ Sieh Dir die Menschen an: Der eine ist
Gift für den andern.
Die Mutter für den Sohn, und umgekehrt, etc.
etc.
Aber die Mutter ist blind & der
Sohn ist es auch.
Vielleicht haben sie schlechtes Gewissen, aber was hilft ihnen das?
Das Kind ist böse, aber niemand lehrt es anders sein,
& die Eltern verderben es nur durch ihre dumme Zuneigung; &
wie sollen sie es verstehen, & wie soll das Kind es verstehen?
Sie sind sozusagen alle böse & alle unschuldig. ∣
|
Und kann man nicht die größere
Gewißheit der Mathematik eben so || dadurch ausdrücken: In der Mathematik gäbe es ein
Wissen?
|
In der Math. läßt eine
bestimmte klar angebbare Evidenz keinen Zweifel offen.
So ist es nicht, wenn wir wissen, jemand habe sich
gefreut.
Ob eine Rechnung das, oder jenes ergibt, darüber kann es im Gerichtssaal nicht lange zum Streite kommen; wohl aber darüber, ob Einer ärgerlich war, oder nicht. Aber folgt daraus, daß man das eine wissen, das andre nicht wissen kann? Eher noch, daß man im einen Fall die Entscheidung so gut wie immer weiß, im andern sie oft nicht weiß. |
Wenn man sagt, man weiß es
9 nie, ob der Andre wirklich so
& so gefühlt hat, dann nicht, weil er vielleicht in
Wirklichkeit doch anders gefühlt hat, sondern weil sozusagen auch Gott nicht
wissen kann ob || daß
er so || der Mensch so
gefühlt hat.
|
Ich bin z.B. überzeugt,
daß mein Freund sich gefreut hat mich zu sehen.
Nun aber sage ich mir, indem ich philosophiere, es hätte ja doch anders sein können || könnte ja doch anders sein; vielleicht
stellte er sich nur so.
Aber sogleich sage ich mir, daß, auch, wenn er dies selbst zugäbe, ich durchaus nicht sicher
wäre, daß er sich nicht irrt, daß er sich selbst
kennt.
Es ist also im ganzen Spiel eine Unbestimmtheit.
Man könnte sagen: In einem Spiel, in welchem || dem die Regeln unbestimmt sind, kann man nicht wissen, wer gewonnen & wer verloren |
Es gibt ein
‘warum’, worauf die Antwort keine
Vorhersagen zuläßt.
So ist es z.B. mit animistischen Erklärungen.
Viele von Freuds
Erklärungen, oder Göthes in der Farbenlehre sind von dieser Art.
Die Erklärung gibt
uns eine || präsentiert uns mit einer
Analogie.
Und nun ist die Tatsache || Erscheinung nicht mehr isoliert, sondern mit andern verknüpft || verbunden. || Und nun ist die Tatsache || Erscheinung nicht mehr allein, sondern || sie ist mit andern verbunden, & wir fühlen uns
wohler || beruhigt.
|
Wenn Einer ‘Freundschaft
heuchelt & endlich seine wahren Gefühle zeigt, oder
gesteht’, denken wir für
gewöhnlich gar nicht daran nun
das || dies Geständnis || diese Evidenz in Zweifel zu ziehen
& auch hier zu sagen, man könnte || wir könnten
natürlich nicht wissen, was wirklich in ihm
vorgeht.
Vielmehr scheint jetzt 10
Sicherheit erreicht.
|
Wichtig ist dies: Ich mag aus
gewissen Anzeichen & der Kenntnis einer Person, wissen, daß er || dieser Mensch sich freut, etc..
Aber einem Dritten kann ich nicht meine Beobachtungen beschreiben &, wenn er ihnen || diesen traut, ihn dadurch
von der Echtheit
der || jener Freude etc.
überzeugen.
|
Man sagt von einer Gefühlsäußerung
“Sie sieht echt aus”.
Und welchen Sinn hätte das, wenn es nicht
überzeugende Kriterien der Echtheit gäbe?
Man kann nicht sagen “Das scheint
echt”, wenn man nicht auch sagen kann “Das ist echt.” || “Das scheint echt” hat nur Sinn, wenn es ein “Das ist echt” gibt. |
∣ Die Philosophie hat keinen Fortschritt gemacht?
– Wenn Einer kratzt |
“Dieses Weinen macht einen
echten Eindruck” – so gibt es also ein echtes Weinen.
So gibt es also ein Kriterium dafür.
“Aber kein sicheres!”
|
Wie unterscheidet sich Einer, der ein sicheres Kriterium
anerkennt, von einem, der's nicht tut?
|
Aber heißt denn, kein sicheres Kriterium
anerkennen, || : nie sicher sein, daß der Andre so &
fühlt?
Kann ich nicht ganz sicher sein, & doch kein sicheres Kriterium anerkennen?
Ich bin (benehme mich) 11 sicher & weiß etwa
nicht warum ich es bin.
|
Wie würde es aussehen, wenn Alle Menschen immer über die
Gefühle des Andern unsicher wären?
Sie würden scheinbar immer etwas zweifelhaft sein, immer etwa eine zweifelhafte Miene & || oder Gebärde machen, während sie den Andern bemitleiden
etc..
– Aber wenn wir nun diese ständige Gebärde
weglassen, weil sie ständig ist, welches Benehmen
bleibt dann?
Etwa ein kühles, oder gleichgültiges nur
oberflächliches interessiertes?
Aber dann brauchen wir ihr Benehmen wieder nicht als Ausdruck des
Zweifelns deuten.
– Also heißt es nichts, daß Alle
immer …
|
Es gibt Unsicherheit & es gibt Sicherheit; aber daraus folgt nicht, daß es sichere Kriterien gibt.
|
Wie, wenn Einer nun sagte:
“Ich weiß, daß er sich gefreut hat” || freut” heiße
nichts anderes als, ich sei seiner Freude sicher, also wieder: ich
reagiere auf ihn so & so, & zwar ohne Unsicherheit.
Es wäre dann ungefähr so, wie “Ich
weiß, daß alles zum Guten ist” – der Ausdruck meiner
eigenen Stellungnahme zu was immer kommt.
Und hier wäre Grund zu sagen, dies sei eigentlich kein Wissen.
Die letztere Aussage würde aber auch im Gerichtssaal niemand
davon überzeugen, daß alles zum Guten ist.
|
Und hier liegt nun etwas Wichtiges: Die Aussage
“Ich weiß, daß er sich
freut” würde doch auch im Gerichtssaal nicht als
mehr gelten, als: “Ich hatte || habe den sichern Eindruck, daß er sich
freut”.
Der Fall wäre nicht 12
der gleiche, wie wenn ein Physiker aussagte, er habe dies
Experiment gemacht, & es habe dies ergeben; oder
wie wenn ein Mathematiker über eine Berechnung aussagte.
– Wenn ich den Andern lange gekannt habe, wird der Gerichtshof wohl auch meine
Aussage gelten lassen, ihr Gewicht beilegen.
Aber meine absolute Sicherheit wird ihm nicht ein Wissen bedeuten.
Denn aus einem Wissen müßte er ganz bestimmte Schlüsse ziehen können.
|
Und man kann nicht entgegnen:
“Ich ziehe bestimmte
Schlüsse aus meinem Wissen, auch wenn's niemand andrer kann”
– denn Schlüsse müssen für Alle gelten.
|
Die Verbindung der Evidenz mit dem, wofür sie Evidenz ist, ist hier nicht zwangsläufig.
Und ich meine nicht: “die
Verbindung |
Man könnte beinahe || sogar sagen: Die
Unsicherheit über das Innere ist eigentlich eine
Unsicherheit über etwas Äußeres.
|
Wenn “Ich
weiß …” heißt: Ich kann den Andern
überzeugen, wenn er mir die Evidenz glaubt, dann kann man sagen: Ich mag
zwar über seine Stimmung so sicher sein, wie über die Wahrheit eines
math. Satzes, aber es ist dennoch falsch zu sagen, ich
wisse seine Stimmung.
(Es ist aber dennoch falsch zu sagen: Wissen sei ein anderer Seelen-Zustand als Sicher-Sein. (Ich ist ein andrer Mensch als L.W.¤)) |
D.h.:
‘wissen’ ist ein psychologischer Begriff andrer
Art als “ || ‘sicher sein“ || ’, 13
‘überzeugt sein’,
‘glauben’, ‘vermuten’, etc..
Die Evidenz für das Wissen ist andrer Art.
|
Russell's
Beispiel:
“Ich weiß, daß der gegenwärtige
Ministerpräsident eine Glatze hat”; der es sagt ist sicher &
zwar weil er fälschlich glaubt, X sei
Ministerpräsident; aber auch der
gegenwärtige hat eine Glatze & so ist seine Behauptung wahr
& doch weiß er nicht, daß sie's ist.
|
“Ich weiß, daß es so ist” ist zwar ein Ausdruck der || meiner vollkommenen Sicherheit, aber es folgt aus ihm noch andres als die || meine Sicherheit. || //, als, daß ich sicher
bin.
|
Erstens heißt natürlich “Seine Gefühle kann ich nicht wissen”
nicht: …im Gegensatz zu meinen.
Zweitens heißt es nicht: ich kann seiner || über seine Gefühle nie ganz sicher
sein.
|
Aussage: “Ich weiß, daß die Flasche dort gestanden ist.”
– “Wie weißt Du
das?” –
“Ich habe sie dort
gesehen.”
– Wenn nun die Aussage ist: “Ich
weiß, daß er sich gefreut hat”, & gefragt wird
“Wie weißt Du
das?”
– Was ist die Antwort?
Sie ist nicht einfach die Beschreibung eines physikalischen Tatbestandes.
Es gehört z.B. dazu, daß ich den
betreffenden kenne.
Wenn im Gerichtssaal ein Film vorgeführt werden könnte,
in dem die ganze Szene wiedergegeben wäre, sein Mienenspiel, seine
Gebärden, seine Stimme, könnte das manchmal ganz überzeugend wirken.
Zum mindesten wenn er kein Schauspieler ist.
Aber es wirkt z.B. nur, wenn die, welche die Szene beurteilen der gleichen
Kultur angehören.
Ich wüßte z.B. nicht, wie bei Chinesen
die echte Freude aussieht.
14
|
Nicht das interessiert
uns, || darauf richten wir unser Interesse || Augenmerk, daß
einer nicht wissen kann, was der andere || ein anderer
fühlt || erlebt, nicht, daß die Erfahrungen das Geheimnis des Erfahrenden sind, || Erlebnisse || ein Erlebnis in irgend einem Sinne das
Geheimnis dessen ist, der es hat, sondern auf die Regeln der Evidenz überhaupt, die
sich auf Erlebnisse beziehen.
|
Wichtig ist z.B. daß man einen
Menschen ‘kennen’
muß, um beurteilen zu können, welche Bedeutung einer Gefühlsäußerung von
ihm beizumessen ist || zukommt, & daß man doch nicht sagen || beschreiben kann, was man an ihm kennt.
Ebenso wichtig aber ist, daß man nicht sagen kann, worin die wesentlichen beobachtbaren Folgen eines innern Zustandes bestehen. Wenn er sich z.B. wirklich gefreut hat, was ist dann von ihm zu erwarten, & was nicht? Es gibt natürlich solche charakteristische Folgen aber sie sind nicht so zu beschreiben, wie die Reaktionen welche einen Zustand eines physikalischen Gegenstands kennzeichnen. |
Man muß auch dies bedenken: Echtheit
& Unechtheit sind nicht die einzigen wesentlichen Merkmale eines
Gefühlsausdrucks.
Es ist z.B. nicht zu sagen, ob eine Katze, die schnurrt & gleich darauf kratzt, sich verstellt habe. Es könnte sein daß ein Mensch die Zeichen der Freude von sich gäbe & sich dann in ganz unerwarteter Weise benimmt, & daß wir doch nicht sagen können, der erste Ausdruck sei nicht echt gewesen. |
Es scheint mir so wenig festzustehen, daß es nur einen echten oder einen
falschen || verstellten Gefühlsausdruck geben kann, wie daß es nur
Dur & || oder
Moll Tonleitern || Tonarten geben kann.
|
Ich mache Behauptungen, die Wirklichkeit betreffend, mit verschiedenen Graden der
Sicherheit.
Wie zeigt sich diese || der Grad der Sicherheit?
Welche Konsequenzen hat er?
15
Es kann sich z.B. um Sicherheit des Gedächtnisses, oder der Wahrnehmung handeln. Ich mag meiner Sache sehr sicher sein, & doch || aber wissen, welche Prüfung mich eines Irrtums überweisen würde || könnte. Ich bin z.B. der Jahreszahl einer Schlacht ganz sicher, sollte ich aber in einem bekannten Geschichtswerk eine andere Jahreszahl finden, so würde ich meine Ansicht ändern & würde dadurch nicht an allem Urteilen irre werden. |
Könnten wir uns einen Menschen vorstellen, der
sich dort immer wieder irrte || irrt, wo wir einen Irrtum für ausgeschlossen
halten & ihm auch nicht begegnen?
Er sagt z.B. mit der selben Sicherheit (& allen ihren Zeichen) wie ich, er wohne dort & dort, sei so & so alt, komme von der & der Stadt, etc., irrt sich aber. Wie aber verhält er sich dann zu |
Die Frage ist: Was soll der
Logiker hier sagen?
|
Ich möchte sagen:
“Wenn ich mich darin irre, so
habe ich keine Gewähr, daß irgend etwas, was ich sage, wahr ist.”
Aber ein Andrer wird das darum nicht von mir sagen, noch ich von einem Andern.
|
Ich habe seit Monaten an der Adresse A gewohnt, den Straßennamen
& die Hausnummer unzählige Male gelesen unzählige Briefe hier erhalten
& unzähligen Leuten die Adresse gegeben.
Irre ich mich darin, so ist dieser Irrtum kaum geringer, als der es wäre, daß || wenn ich (fälschlich) glaubte, ich schriebe Chinesisch & nicht
Deutsch.
|
Wenn mein Freund sich eines 16 Tages einbildete, seit langem
dort & dort || da & da gelebt zu haben, etc.
etc., so würde ich das keinen Irrtum nennen, sondern eine, vielleicht vorübergehende, Geistesstörung.
|
Nicht jeder fälschliche Glaube dieser Art ist ein Irrtum.
|
Was aber ist der Unterschied zwischen Irrtum
& Geistesstörung?
Oder wie unterscheidet es sich, wenn ich etwas als Irrtum, & als
Geistesstörung behandle?
|
Kann man sagen: Ein Irrtum
hat nicht nur eine Ursache, sondern auch einen Grund.
D.h. ungefähr: er läßt sich
in das richtige Wissen des Irrenden einordnen.
|
Wäre dies richtig?
Wenn ich bloß |
Mein Ziel muß es natürlich sein,
anzugeben, welche Aussagen
man hier machen möchte,
aber nicht sinnvoll machen kann.
|
Ich werde eine Multiplikation zur Sicherheit vielleicht zweimal rechnen,
vielleicht sie von einem Andern nachrechnen lassen.
Aber werde ich sie zwanzigmal nachrechnen, oder sie von zwanzig Leuten nachrechnen
lassen?
Und ist das eine gewisse Fahrlässigkeit?
Wäre die Sicherheit bei zwanzigfacher Nachprüfung wirklich größer?!
17
Und kann ich dafür einen Grund angeben, daß sie's nicht ist?
|
Daß ich ein Mann & keine Frau bin, kann verifiziert werden,
aber wenn ich sagte, ich sei eine Frau, & den Irrtum damit
erklären wollte, daß ich
die Aussage nicht geprüft habe, würde man die Erklärung nicht
gelten lassen.
|
Man prüft an der Wahrheit
meiner Aussagen mein Verständnis || Verstehen dieser Aussagen.
|
D.h., || : wenn ich gewisse falsche Aussagen mache, wird es dadurch unsicher, daß || ob ich sie verstehe.
|
Was als ausreichende Prüfung einer Aussage gilt, – gehört
zur Logik.
Es gehört zur Beschreibung des Sprachspiels.
|
Die Wahrheit gewisser Erfahrungssätze gehört zu unserm Bezugssystem.
|
Moore sagt, er wisse, daß die Erde lange vor seiner
Geburt existiert habe.
Und so ausgedrückt scheint es eine Aussage über seine Person zu sein, wenn es
auch außerdem eine Aussage über die physikalische Welt ist.
Es ist nun philosophisch uninteressant, ob M.
dies oder jenes weiß, aber interessant, daß er es
wissen kann, & wie er es wissen kann. || daß, & wie es gewußt werden
kann.
Hätte M. uns mitgeteilt, er wisse die Entfernung gewisser Sterne von einander, so
könnten wir daraus schließen, daß er besondere Untersuchungen angestellt habe,
& wir werden nun erfahren wollen, welche Untersuchungen.
Aber M. wählt gerade einen Fall, in dem wir Alle zu
wissen scheinen, 18 was er weiß, &
ohne sagen zu können, wie.
Ich glaube z.B. ebensoviel von dieser Sache (der
Existenz der Erde) zu wissen, wie M., & wenn er weiß daß es sich so
verhält, wie er sagt, so weiß ich's auch.
Denn es ist auch nicht so als hätte er seinen Satz durch einen Gedankengang erreicht, der || durch ein Raisonnement erreicht, das || auf einem
Gedankenweg erreicht, welcher || der mir zwar zugänglich || möglich, aber von mir nicht || nicht von mir begangen worden ist.
|
Und was gehört nun dazu, daß Einer dies
wisse?
Kenntnis der Geschichte etwa?
Er muß wissen, was es heißt: die Erde habe schon so & so
lange existiert.
Denn das muß nicht jeder Erwachsene & Gescheite wissen.
Wir sehen Menschen Häuser bauen & zerstören, & werden zu der
Frage geleitet “Wie lange steht dieses Haus
schon?”
Aber wie kommt man darauf dies von einem Berg, |
Wie wenn man in Moore's Sätzen “Ich weiß” durch “Ich bin der unerschütterlichen Überzeugung” ersetzte?
|
Kann ein Behauptungssatz, der als Hypothese funktionieren könnte,
nicht auch einen Grundsatz des Forschens & Handelns ausmachen || als ein Grundsatz des Forschens & Handelns gebraucht werden?
D.h., kann er nicht einfach dem 19 Zweifel entzogen sein, wenn auch
nicht einer ausgesprochenen Regel gemäß?
Er wird einfach als eine Selbstverständlichkeit hingenommen || vorausgesetzt, nie in Frage gezogen, ja vielleicht nie
ausgesprochen.
|
Es kann z.B. sein, daß unser ganzes
Forschen so eingestellt ist, daß dadurch gewisse Sätze, wenn sie je ausgesprochen werden, abseits allen Zweifels stehen.
Sie liegen abseits
von der Straße auf der sich das
Forschen bewegt || vom Strom der Forschung.
|
Man möchte sagen:
“Alles spricht dafür & nichts dagegen, daß die
Erde lange vor meiner Geburt …”
Aber könnte ich nicht doch das Gegenteil glauben? Aber die Frage ist: wie würde sich dieser Glaube praktisch betätigen? – Vielleicht sagt Einer: “Darauf kommt's nicht an. Ein Glaube |
“Ich
weiß” hat eine primitive Bedeutung ähnlich & verwandt
der von “Ich sehe”.
(“wissen”, “videre”.)
Und “ich weiß || wußte, daß er
tot war, aber er war nicht tot || im Zimmer war, aber er war nicht im
Zimmer” ist ähnlich wie
“Ich sah ihn im Zimmer, aber er war nicht
da”.
“Ich weiß” soll eine
Beziehung ausdrücken, nicht zwischen mir & einem Satzsinn, (wie
“Ich glaube”), sondern
zwischen mir & einer Tatsache.
So daß die Tatsache in mein Bewußtsein aufgenommen
wird.
(Hier ist auch der Grund, warum man sagen will, man wisse
eigentlich nicht, was in der Außenwelt, sondern nur was
in der Welt || im Reich der sogenannten Sinnesdaten geschieht.)
Ein Bild des Wissens wäre dann das Wahrnehmen des || eines
20 äußern Vorgangs durch
Sehstrahlen, die ihn, wie er ist, in's Auge & Bewußtsein
projizieren.
Nur ist sofort die Frage, ob man denn dieser Projektion auch sicher sein
könne.
Und dieses Bild zeigt uns zwar die Vorstellung, die wir uns vom Wissen machen, aber nicht eigentlich, was ihr || dieser Vorstellung zu Grunde liegt.
|
Wenn M. sagt, Er || er wisse, daß die Erde existiert habe … || etc., so werden ihm die
meisten von uns darin beistimmen || recht geben, daß sie wirklich solange existiert hat, & ihm auch glauben, daß er davon
überzeugt ist.
Aber nun fragt sich's, ob er auch einen || den richtigen Grund zu seiner
Überzeugung hat || hat er auch den richtigen Grund zu seiner
Überzeugung? (Russell.)
Denn, sonst || wenn nicht, so
weiß er es doch nicht (Russell).
|
Man kann aber fragen:
“Kann Einer einen triftigen Grund haben, zu glauben, die
Erde existiere erst seit kurzem, etwa Und wenn nun M. & dieser König zusammen kämen & diskutierten, könnte M. wirklich seinen Glauben als den richtigen erweisen? Ich sage nicht, daß M. den König nicht zu seiner Anschauung bekehren könnte, aber es wäre eine Bekehrung besonderer Art: der König würde dazu gebracht, die Welt anders zu betrachten. Bedenke, daß man von der Richtigkeit einer Anschauung manchmal durch ihre Einfachheit, oder Symmetrie überzeugt wird, d.h., || : dazu gebracht wird, zu dieser Anschauung überzugehen. Man sagt dann etwa einfach: “So muß es sein”. 21
|
Die Sätze, die darstellen, was M.
‘weiß’, sind alle
derart || solcher Art, daß man sich schwer vorstellen
kann, warum Einer das Gegenteil glauben sollte.
Z.B. der Satz, daß M. sein ganzes Leben in geringer Entfernung von der Erde verbracht hat. – Wieder kann ich hier von mir selber statt von Moore reden. Was könnte mich dazu bringen, das Gegenteil jenes Satzes || davon zu glauben? Entweder eine Erinnerung, oder daß es mir gesagt wurde. – Alles was ich gesehen oder gehört habe bringt mich zu || macht mich der Überzeugung, daß kein Mensch sich je weit von der Erde entfernt hat. Nichts spricht in meinem Weltbild für das Gegenteil. |
Aber mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtigkeit
überzeugt habe; auch nicht weil ich von seiner Richtigkeit überzeugt
|
Die Sätze, die dies Weltbild beschreiben, gehören beinahe zu einer Art Mythologie || könnten zu einer Art Mythologie
gehören. || könnte man mythologisch nennen.
Und ihre Rolle ist eigentlich
die || ähnlich der von Spielregeln, &
das Spiel kann man auch rein praktisch, & ohne solche || ausgesprochene Regeln lernen.
|
Man könnte sich vorstellen, daß gewisse Sätze von der Form der Erfahrungssätze gefroren || erstarrt wären & als Leitung
für die nicht gefrorenen, || erstarrten, flüssigen
Erfahrungssätze funktionierten; & daß sich dies Verhältnis mit der Zeit änderte, indem flüssige Sätze erstarrten & feste || gefrorene
flüssig würden.
|
Die Mythologie kann wieder in Fluß 22 geraten, das Flußbett der
Gedanken sich verschieben.
Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung || dem
Fließen || Strömen
des Wassers im
Flußbett & der Verschiebung des Bettes, || dieses; obwohl keine scharfe Trennung der beiden besteht || es eine scharfe Trennung der beiden nicht
gibt.
|
Wenn aber Einer sagte “Also ist
auch die Logik eine Erfahrungswissenschaft”,
so hätte er unrecht.
Wohl aber ist dies || Aber dies ist richtig, daß
der gleiche Satz einmal als von der Erfahrung zu prüfen, &
einmal als Regel der Prüfung behandelt werden kann.
|
Ja das Ufer jenes Flusses besteht zum Teil aus hartem Gestein,
das keiner, oder einer äußerst
langsamen || unmerkbaren Änderung unterliegt, & teils aus Sand, der bald hier bald dort angeschwemmt & weggeschwemmt || weg- & angeschwemmt wird.
|
Die Sätze, || Wahrheiten, von denen M. sagt, er wisse sie, sind
solche, die,
beiläufig gesprochen, wir Alle wissen, wenn er sie
weiß.
|
So ein Satz könnte z.B.
sein: “Mein Körper ist nie verschwunden
& nach einiger Zeit wieder
aufgetaucht”.
|
Könnte ich nicht glauben, daß ich einmal, ohne es zu wissen,
etwa im bewußtlosen Zustand, weit von der Erde entfernt war, ja,
daß Andre dies wissen, es mir aber nicht sagen?
Aber dies paßte gar nicht zu
meinen andern || übrigen || in meine übrigen Überzeugungen || würde gar nicht zu meinen andern || übrigen || in meine übrigen Überzeugungen
passen.
Nicht, als ob ich das System dieser Überzeugungen beschreiben
könnte.
Aber meine Überzeugungen bilden ein System, ein Gebäude.
|
Und wenn ich nun sage “Es ist
meine unerschütterliche Überzeugung, daß
etc.”, so
heißt 23 das in unserm Falle auch,
daß ich nicht bewußt durch bestimmte Gedankengänge || Evidenz zu der Überzeugung gelangt bin, sondern, daß
sie solchermaßen in allen meinen Fragen & Antworten verankert ist, daß ich nicht an sie rühren
kann.
|
Ich bin z.B. auch
davon überzeugt, daß die Sonne kein Loch im Himmelsgewölbe ist.
|
Alle Prüfung geschieht schon innerhalb eines
Systems. || Alle Prüfung, alle Argumente für &
gegen eine Annahme haben schon das || ein System zur Voraussetzung.
|| Alle Prüfung, alles Bekräften & Entkräften einer Annahme geschieht schon innerhalb eines Systems. Und zwar ist dies System nicht ein mehr oder weniger willkürlicher & zweifelhafter Ausgangspunkt aller unsrer Argumente || arbiträr, sondern er gehört |
Ein Erwachsener hätte einem Kind erzählt,
er wäre auf dem Mond gewesen.
Das Kind sagt || erzählt ihm das & ich || . Ich || &
ich sage ihm, es sei nur ein Scherz gewesen,
er || jener || so & so sei nicht auf dem Mond gewesen;
niemand sei auf dem Mond gewesen; der Mond sei weit, weit von uns entfernt & man könne
nicht zu ihm hinaufsteigen oder hinauffliegen || hinfliegen.
– Wenn nun das Kind darauf beharrte & sagte, || :
vielleicht gebe es || es gebe vielleicht doch eine
Art wie man hinkommen könnte || könne || kann & sie sei mir nur nicht bekannt,
etc. – was könnte ich erwidern?
Was könnte ich Erwachsenen eines Volksstamms erwidern, die glauben Leute
kämen manchmal auf den Mond (vielleicht deuten sie 24
ihre Träume so) & die allerdings zugeben, man könnte nicht mit gewöhnlichen Mitteln hinaufsteigen oder hinfliegen?
etc.
– Ein Kind wird freilich || allerdings || aber für gewöhnlich nicht an so einem Glauben festhalten & bald das glauben || von dem überzeugt werden, was wir
ihm im Ernst sagen. || es lehren.
|
Ist dies nicht ganz so, wie man einem Kind den Glauben an einen Gott,
oder daß es keinen Gott gibt, beibringen kann, & es jenachdem für das eine, oder andere triftig scheinende Gründe wird vorbringen können?
|
“Aber gibt es denn da keine
objektive Wahrheit?
Ist es nicht wahr, oder aber falsch, daß Einer || jemand auf dem Mond
war?”
Wenn wir in unserm System denken, so ist es gewiß, daß kein Mensch je auf
dem Mond war.
Nicht nur ist |
“Ein Erfahrungssatz
läßt sich prüfen” (sagen
wir).
Aber wie? & wodurch? |
Was gilt als seine Prüfung? –
“Und || Aber ist dies eine ausreichende Prüfung?
Und, 25 wenn ja, muß sie nicht
logisch als ausreichend || in der Logik als solche erkannt
werden?”
– Als ob die Begründung nicht einmal zu einem Ende
käme.
Aber das Ende ist nicht die unbegründete Annahme || Voraussetzung, sondern die unbegründete
Handlungsweise.
|
“Ich weiß, daß ich nie auf dem Mond war.”
Das || – das klingt ganz anders unter den
tatsächlichen Umständen, als es klänge, wenn manche Menschen auf
dem Mond gewesen wären & vielleicht mancher, ohne es selbst zu
wissen.
In diesem Fall könnte man Gründe für dies Wissen
angeben.
Ist hier nicht ein ähnliches Verhältnis, wie zwischen der
allgemeinen Regel des Multiplizierens & gewissen ausgeführten
Multiplikationen?
Ich will sagen: Daß ich nicht auf dem Mond gewesen bin, steht für mich ebenso fest wie irgend |
Und ist es nicht das, was M.
sagen will, wenn er sagt er wisse alle jene Wahrheiten || Dinge?
– Aber handelt sich's wirklich darum, daß er's weiß, || ﹖ &
nicht darum, daß gewisse dieser Sätze für uns
feststehen müssen?
|
Wenn Einer uns Mathematik lehren will, wird er nicht damit anfangen, uns zu versichern, || : || , wäre es merkwürdig, wenn er damit anfinge zu
versichern, er wisse, daß a + b = b + a ist.
|
Wer keiner Tatsache gewiß ist, der kann auch des Sinnes seiner
Worte nicht gewiß sein.
|
Wer an allem zweifeln wollte, der würde auch nicht bis zum Zweifel
kommen.
Das Spiel des Zweifelns selbst setzt schon die Gewißheit voraus.
26
|
Hätte M., statt “Ich
weiß …”, nicht sagen können “Es steht für mich fest, daß …”?
Ja auch: “Es steht
für mich & viele Andre fest …”.
|
Warum ist es mir nicht möglich, daran zu
zweifeln, daß ich nicht || nie auf dem Mond war?
Und wie könnte ich versuchen es zu tun?
Vor allem schiene mir die Annahme, vielleicht sei ich doch dort gewesen, müßig. Nichts würde daraus folgen, dadurch erklärt werden. Sie hinge mit nichts in meinem Leben zusammen. Wenn ich sage “Nichts spricht dafür & alles dagegen” so setzt dies schon ein Prinzip des Dafür- & Dagegen- voraus. D.h. ich muß sagen können was dafür spräche. |
Wäre es nun richtig zu sagen: Niemand |
Kann man aber auch sagen: Nichts spricht dagegen
& alles dafür, daß der Tisch dort auch dann vorhanden ist,
wenn niemand ihn sieht?
Was spricht denn dafür?
|
Wenn aber nun Einer es bezweifelte, wie würde sich sein Zweifel praktisch zeigen?
Und könnten wir ihn nicht ruhig zweifeln lassen, da es ja gar keinen Unterschied
macht?
|
Kann man sagen: “Wo kein
Zweifel, da auch kein Wissen”?
|
Braucht man zum Zweifel nicht Gründe?
27
|
Wohin ich schaue, ich finde keinen Grund, daran zu
zweifeln, daß …
|
Ich will sagen: Wir verwenden
Urteile als Prinzip(e) des Urteilens.
|
Wenn mich ein Blinder fragte
“Hast Du zwei
Hände?”, so würde ich mich nicht durch Hinschauen davon
vergewissern.
Ja ich weiß nicht, warum ich meinen Augen trauen sollte, wenn ich überhaupt dran zweifelte.
Ja warum soll ich nicht meine Augen damit prüfen,
daß ich schaue ob ich beide Hände sehe?
Was ist wodurch zu
prüfen?!
(Wer entscheidet darüber was feststeht?)
Und was bedeutet die Aussage, etwas || das & das stehe fest? |
Ich bin der Bedeutung meiner Worte nicht gewisser, als bestimmter
Urteile.
Kann ich zweifeln, daß diese Farbe “blau” heißt? (Meine) Zweifel bilden ein System. |
Denn wie weiß ich, daß Einer zweifelt?
Wie weiß ich, daß er die Worte “Ich zweifle daran”
so || in der Bedeutung gebraucht wie ich?
|
Ich habe von Kind auf so urteilen gelernt.
Das
ist Urteilen.
|
So habe ich urteilen gelernt; das als Urteil kennen gelernt.
|
Aber ist es nicht die Erfahrung, die uns lehrt so zu urteilen, d.h., || , nämlich, daß es richtig ist so zu
urteilen?
Aber wie lehrt's uns die Erfahrung?
Wir mögen es aus ihr entnehmen, aber die Erfahrung zwingt uns dazu nicht. || rät uns nicht, etwas aus ihr zu
entnehmen.
Ist sie der Grund, daß wir so urteilen (& nicht nur || bloß die Ursache) so haben wir
nicht wieder 28 einen Grund dafür, dies als
Grund anzusehen || zu betrachten.
|
Nein, die Erfahrung ist nicht der Grund für unser
Urteilspiel.
Und also auch nicht sein guter || ausgezeichneter Erfolg.
|
Menschen haben geurteilt, ein König könne Regen
machen; wir sagen dies widerspreche aller Erfahrung.
Wir urteilen
heute || Heute urteilen die
Menschen || urteilt man, der Aeroplan, das Radio, etc. seien Mittel
zur Annäherung der Völker & Ausbreitung von Kultur.
|
Unter gewöhnlichen Umständen überzeuge ich mich nicht
durch den Augenschein, ob ich zwei Hände habe.
Warum nicht?
Hat Erfahrung es als unnötig erwiesen?
Oder (auch): Haben wir, auf irgend eine Weise, ein allgemeines Gesetz der Induktion gelernt, & vertrauen ihm nun auch hier?
– Aber warum sollen |
Wenn ich ein Buch in eine Lade lege, so nehme ich nun
an, es sei darin; || – – es sei denn …
“Die Erfahrung gibt mir immer recht.
Es ist noch kein gut beglaubigter Fall vorgekommen, daß ein Buch (einfach)
verschwunden wäre.”
Es sind
viele Fälle || ist oft vorgekommen, daß Einer ein Buch nie mehr gefunden hat, obwohl || & er überzeugt war, || sich ein Buch nie mehr gefunden hat, obwohl || & wir sicher zu wissen
glaubten, wo es war.
– Aber die Erfahrung lehrt doch wirklich, daß ein Buch, z.B., nicht verschwindet.
(Z.B. nicht nach & nach verdampft || verdunstet.)
– Aber ist es diese Erfahrung mit Büchern, etc., die uns annehmen läßt, das Buch sei nicht
verschwunden?
Nun, angenommen, wir fänden, daß unter bestimmten neuen
Umständen Bücher verschwänden – 29 würden wir nicht unsre Annahme ändern?
Kann man die Wirkung der Erfahrung auf unser System von Annahmen leugnen?
|
Aber folgen wir nicht einfach dem Prinzip, daß, was immer geschehen ist, auch wieder geschehen wird (oder einem ähnlichen || etwas ähnlichem)?
– Was heißt es, diesem Prinzip folgen?
Bringen wir es wirklich in unser Raisonnement || unsere Überlegung? || Ist es ein Teil unserer
Überlegung? oder ist es nur das Naturgesetz, dem scheinbar unser Schließen folgt?
Das letztere mag es sein.
Das erste || Ein Glied in unsrer
Überlegung ist es nicht.
|
Wenn M. sagt, er wisse das & das,
so zählt er wirklich lauter Erfahrungssätze auf,
die wir ohne besondere Prüfung bejahen, also |
Auch wenn der Glaubwürdigste mich versichert, er wisse, es verhalte sich so
& so, || das & das sei der Fall
so || es sei
so & so, so kann dies allein
nicht genug sein, um zu zeigen, || mich nicht davon überzeugen, daß er es weiß.
Es zeigt mir
nur, || Nur, daß er es zu wissen
glaubt.
Darum kann
Moores Versicherung, er wisse …, bei der || in einer
Untersuchung philosophischer
Probleme || philosophischen Untersuchung
uns nicht interessieren.
Die Sätze aber || jedoch, welche Moore als Beispiele
gewisser wahrer
Sätze || solcher gewisser Wahrheiten
aufzählt sind allerdings interessant, nicht || . Nicht
aber weil jemand ihre Wahrheit weiß, oder sie zu
wissen glaubt, sondern weil sie alle im System unsrer || unsrer empirischen Urteile eine ähnliche Rolle spielen.
|
Z.B. gelangen wir zu keinem von ihnen
durch eine Untersuchung.
30
Es gibt z.B. historische Untersuchungen, & Untersuchungen über die Gestalt || physikalische Natur, & auch (über) das Alter der Erde, aber nicht darüber, ob die Erde in den letzten 100 Jahren existiert habe. Freilich, jeder von uns hört Berichte über diesen Zeitraum von seinen || viele von uns hören Berichte || haben Nachricht über diesen Zeitraum von ihren Eltern & Großeltern; aber können sich die nicht irren? – “Unsinn” wird man sagen, “Wie sollen sich denn alle diese Menschen irren!”. Aber ist das ein Argument? Ist es nicht einfach die Zurückweisung einer Idee? & etwa eine Begriffsbestimmung? denn rede ich hier von einem möglichen Irrtum, so ändert das die Rolle die “Irrtum” & “Wahrheit” in unserm Leben spielen. |
Um eine Praxis festzulegen, genügen nicht Regeln,
sondern man braucht auch Beispiele.
|
Wir lernen die Praxis des empirischen Urteilens nicht, indem wir bloße Regeln
lernen; es werden uns Urteile beigebracht & ihr Zusammenhang mit
andern Urteilen.
Ein Ganzes
von Urteilen wird uns plausibel gemacht.
|
Wenn wir anfangen, etwas zu
glauben, so nicht einen einzelnen Satz, sondern ein ganzes System zu
Sätzen.
(Das Licht geht nach & nach über das
ganze System || Ganze auf.)
|
Nicht einzelne Axiome leuchten mir ein, sondern ein System, worin sich
Folgen & Prämissen gegenseitig
31
stützen.
|
Es wird mir z.B.
erzählt, jemand sei vor vielen Jahren auf diesen Berg gestiegen.
Untersuche ich nun immer, die Glaubwürdigkeit des
Erzählers & ob dieser Berg vor Jahren existiert habe?
Ein Kind lernt viel später daß es glaubwürdige &
unglaubwürdige Erzähler gibt, als es
Fakten lernt, die ihm erzählt werden.
Es lernt, daß jener Berg schon lange existiert habe, gar
nicht, d.h. die Frage, ob es so sei, kommt gar nicht
auf.
Es schluckt, sozusagen, diese Folgerung mit dem hinunter, was es lernt.
|
Das Kind lernt eine Menge Dinge glauben.
D.h. es lernt z.B. nach diesem Glauben handeln.
Es bildet sich nach & nach ein System von |
Man will sagen “Alle meine Erfahrungen zeigen, daß es so ist.”
Aber wie tun sie das?
Denn jener Satz, auf den sie zeigen, gehört auch zu ihrer besondern
Interpretation.
“Daß ich diesen Satz als sicher wahr betrachte, kennzeichnet auch meine Interpretation der Erfahrung.” |
Wir machen uns von der Erde das
Bild einer Kugel, die frei im Raume schwebt & sich in 100 Jahren nicht 32 wesentlich ändert.
Ich sagte “Wir machen uns das Bild
etc.” & dies
Bild hilft uns nun zu verschiedenen Vorhersagen &
andern Urteilen. || zum Beurteilen verschiedener
Sachverhalte.
Ich kann die Dimensionen einer Brücke allerdings berechnen, manchmal auch berechnen, daß hier eine Brücke günstiger ist als eine Fähre, etc. etc., – aber irgendwo muß ich mit einer Annahme oder Entscheidung anfangen. |
Das Bild der Erde als Kugel ist ein gutes Bild,
es bewährt sich überall, es ist auch ein einfaches Bild, – kurz,
wir arbeiten damit ohne es anzuzweifeln.
|
Warum überzeuge ich mich nicht davon
daß ich noch zwei Füße habe, wenn ich mich von dem Sessel
erheben will.
Es gibt |
Meine Urteile selbst charakterisieren die Art & Weise, wie ich urteile, das Wesen des Urteilens.
|
Wie beurteilt Einer, welches seine rechte & welches seine linke
Hand ist?
Wie weiß ich, daß mein Urteil mit dem der Andern übereinstimmen wird?
(Wie weiß ich daß diese Farbe Blau
ist || “Blau”
heißt?)
Wenn ich hier mir nicht traue, warum soll ich dem Urteil der
Andern trauen?
Gibt es ein Warum?
Muß ich nicht irgendwo anfangen zu trauen?
D.h. ich muß irgendwo mit
dem Nicht-Zweifeln anfangen;
& das ist nicht, sozusagen, vorschnell aber verzeihlich; sondern es gehört zum
Urteilen.
33
|
Ich möchte sagen, || :
M.
weiß
die Dinge nicht, die er zu wissen vorgibt || behauptet, aber sie stehen für ihn fest, so wie auch
für mich; sie || nicht, was er zu wissen behauptet, aber es steht für ihn fest, so wie auch
für mich; es
zu glauben || als feststehend zu betrachten gehört zur
Methode unseres Zweifels, unsrer Untersuchungen || Zweifelns, & Untersuchens.
|
Die Sätze, die für mich feststehen, lerne ich nicht
ausdrücklich, ich || . Ich kann sie nachträglich
finden wie das Rotationszentrum || die Rotationsachse eines
rotierenden || sich drehenden Körpers.
Diese Achse steht nicht fest in dem Sinne, daß sie festgehalten wird, aber die Bewegung um sie herum bestimmt sie
als unbewegt. || zur Unbeweglichkeit.
|
Niemand hat mich gelehrt, daß meine
Hände nicht verschwinden, wenn ich auf sie nicht aufpasse.
Noch kann man sagen, ich setze die Wahrheit |
Es gibt Fälle, solcher Art,
daß wenn Einer dort die Zeichen des Zweifels gibt,
wo wir nicht zweifeln, wir seine Zeichen nicht mit Sicherheit als Zeichen des
Zweifels verstehen können.
D.h.: Damit wir seine Zeichen des Zweifels als solche verstehen, darf er sie nur in bestimmten Fällen geben & nicht in andern. |
Der Mensch kann sich unter gewissen Umständen nicht irren. (“kann” ist hier logisch gebraucht, & der Satz sagt nicht, daß unter diesen
Umständen der Mensch nichts Falsches sagen 34 kann.)
Wenn M. das
Gegenteil von jenen Sätzen aussagte, die er für gewiß erklärt,
würden wir nicht nur nicht seiner Meinung sein, sondern ihn für geistesgestört
halten.
|
Damit der Mensch sich irre, muß er schon mit der
Menschheit konform sein. || urteilen.
|
Wie, wenn ein Mensch sich
nicht erinnern könnte, daß || ob er immer 5 Finger, oder 2
Hände gehabt hat?
Würden wir ihn verstehen?
Könnten wir sicher sein, daß wir ihn verstehen?
|
Kann ich mich z.B.
darin irren daß die einfachen Worte die diesen Satz bilden, deutsche Wörter sind, deren Bedeutung ich
kenne?
|
Wir lernen als Kinder Fakten, |
Das Kind lernt, indem es dem Erwachsenen
glaubt.
Der Zweifel kommt nach dem Glauben.
|
Ich habe eine Unmenge gelernt & es auf die Autorität von
Menschen angenommen. || , & dann vieles || manches durch eigene Erfahrung bestätigt,
oder entkräftet gefunden.
35
|
Was in Lehrbüchern, der Geographie z.B. steht, halte ich im allgemeinen für wahr.
Warum?
Ich sage: Alle diese Fakten sind hundertmal bestätigt
worden.
Aber wie weiß ich das?
Was ist meine Evidenz dafür?
Ich habe ein Weltbild.
Ist es wahr oder falsch?
Es ist vor allem das Substrat alles meines Forschens &
Behauptens.
Die Sätze die es beschreiben unterliegen nicht alle
gleichermaßen der Prüfung.
|
Prüft jemand je, ob dieser Tisch hier stehenbleibt, wenn niemand auf
ihn achtgibt?
Wir prüfen die Geschichte Napoleons, aber nicht, ob alle Berichte über ihn auf Sinnestrug, Schwindel und dergl. beruhen. Ja, wenn wir überhaupt prüfen, setzen wir damit schon etwas voraus, was nicht geprüft |
Hat das Prüfen nicht ein Ende?
|
Ein Kind könnte zu einem andern sagen:
“Ich weiß, daß die Erde schon viele hundert
Jahre alt ist”, & das hieße: Ich habe
es gelernt.
|
Die Schwierigkeit ist, die Grundlosigkeit unseres Glaubens einzusehen.
|
Daß unsre Erfahrungsaussagen nicht alle einen || gleichen Status haben, ist klar, da man so
einen Satz festlegen kann & ihn dadurch vom
Erfahrungssatz zu einer Regel || Norm der Beschreibung machen kann.
36
Denk an chemische Untersuchungen. Lavoisier macht Experimente mit Stoffen in seinem Laboratorium & schließt nun, daß bei der Verbrennung dies & jenes geschehe. Er sagt nicht, daß es ja ein andermal anders zugehen könne. Er ergreift ein bestimmtes Weltbild, ja er hat es natürlich nicht erfunden, sondern von klein auf || als Kind gelernt. Ich sage Weltbild & nicht Hypothese, weil es die selbstverständliche Grundlage seiner Forschung ist & als solche auch nicht ausgesprochen wird. |
Aber welche Rolle spielt nun die Voraussetzung,
daß ein Stoff A
auf einen Stoff B unter gleichen
Umständen immer gleich reagiert?
Oder
gehört das zur Definition eines Stoffs?
|
Ich glaube, was mir Menschen in einer gewissen Weise
übermitteln.
So glaube ich geographische, chemische, geschichtliche Tatsachen etc.
So lerne ich die Wissenschaften. Ja lernen beruht natürlich auf glauben. Wer gelernt hat, der Mont Blanc sei 4000 m hoch, wer es auf der Karte nachgesehen hat, sagt nun er wisse es. Und kann man nun sagen: Wir schenken unser Vertrauen dort || messen unser Vertrauen so zu, weil es sich so gut bewährt hat? |
37
Ein Hauptgrund für M. anzunehmen, daß er nicht
auf dem Mond war, ist der, daß niemand auf dem Mond war & nicht
hinkommen konnte; & das glauben wir auf Grund dessen, was wir
lernen.
|
Vielleicht sagt man “Es
muß doch ein Prinzip diesem Vertrauen zu Grunde liegen”; aber was kann so ein Prinzip
leisten?
Ist es mehr als ein Naturgesetz des
‘Fürwahrhaltens’?
|
Liegt es denn in meiner Macht, was ich glaube? oder was ich
unerschütterlich glaube?
Ich glaube, daß dort ein Sessel steht. Kann ich mich nicht irren? Aber kann ich glauben, daß ich mich irre? ja kann ich es überhaupt in Betracht ziehen? – Und könnte ich nicht auch an meinem Glauben festhalten, Aber ist nun mein Glaube begründet? |
Ich handle mit voller
Gewißheit.
Aber diese Gewißheit ist meine eigene.
|
“Ich weiß
es” sage ich dem Andern; & hier gibt es eine
Rechtfertigung.
Aber für meinen Glauben gibt es keine.
|
Statt “Ich
weiß es” kann man in manchen Fällen sagen
“Es ist so; verlaß Dich drauf”.
In manchen Fällen aber: “Das habe
ich schon vor Jahren gelernt”; & manchmal:
“Ich bin sicher daß es so
ist.”
|
Was ich weiß, das glaube ich.
|
Der falsche Gebrauch, den M.
vom Satz || von der Äußerung || von dem
Satz
“Ich weiß …” macht,
liegt darin, daß er ihn als eine Äußerung 38 betrachtet, die so wenig
anzuzweifeln ist wie etwa “Ich habe
Schmerzen” || “Ich glaube,
daß …”, || .
Und da aus “Ich weiß, daß es so
ist” folgt
“Es ist so”, so kann also auch
dies nicht angezweifelt werden.
|
Es wäre also richtig zu sagen:
“Ich glaube …” hat
subjektive Wahrheit; aber “Ich
weiß …” nicht.
|
Oder auch: “Ich
glaube …” ist eine Äußerung, “Ich
weiß …” nicht. || nicht aber “Ich
weiß …”.
|
Wie, wenn M. statt “Ich
weiß …” gesagt hätte
“Ich
schwöre …”?
|
Die primitivere Vorstellung ist, daß die Erde nie einen Anfang genommen hat.
Kein Kind hat Grund sich zu fragen wie lange es die Erde schon
gegeben hat, weil aller Wandel auf ihr vor sich geht.
Wenn das was |
“Es ist sicher, daß
Napoleon nach der Schlacht bei
Austerlitz ….
Nun, dann ist es doch auch sicher, daß die Erde damals
existiert hat.”
|
“Es ist sicher, daß
wir nicht vor 100 Jahren von einem andern Planeten auf diesen herab gekommen
sind.”
Nun, so sicher, als eben solche Sachen sind.
|
Es käme mir
lächerlich vor, die Existenz Napoleons bezweifeln zu wollen; aber wenn Einer die Existenz der Erde vor 150
Jahren bezweifelte, wäre ich vielleicht eben bereit aufzuhorchen, denn nun bezweifelt er unser 39
ganzes System der Evidenz.
Es kommt mich || mir nicht vor, als sei dies System sicherer als
eine Wahrheit || Sicherheit in ihm.
|
“Ich könnte annehmen,
daß Napoleon nie existiert
hat & eine Fabel || Erfindung ist, aber nicht, daß die Erde
damals || vor 180 Jahren nicht existiert
hat.”
|
“Weißt Du, daß die Erde damals existiert hat?”
– “Freilich weiß ich's.
Ich habe es von jemandem, der sich auskennt”. || sicheres Zeugnis davon hat”. || sich genau auskennt.”
|
Es kommt mir vor, als müßte der, welcher an
der Existenz der Erde zu jener Zeit zweifelt, das Wesen aller historischen Evidenz
antasten.
Und von dieser kann ich nicht sagen, sie sei bestimmt richtig.
|
Einmal muß man von der Erklärung 40 auf die bloße Beschreibung
kommen.
|
Was wir historische Evidenz nennen, deutet darauf hin,
die Erde habe schon lange vor meiner Geburt existiert; – die
entgegengesetzte Hypothese hat nichts für
sich.
|
Wenn nun alles für eine Hypothese, nichts gegen sie spricht, – ist sie dann gewiß wahr?
Man kann sie so bezeichnen.
– Aber stimmt sie gewiß mit der Wirklichkeit, den Tatsachen, überein?
– Mit dieser Frage bewegst Du Dich schon im Kreise.
|
Es gibt freilich Rechtfertigung; aber die Rechtfertigung hat ein
Ende.
|
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