| | | | |
Die Schmerzäußerung ist nicht
gleichermaßen mit dem Schmerz & mit der Verstellung verbunden.
| | |
| | | | |
Sich [v|V]erstellen
ist nicht ein so einfacher Begriff wie Schmerzen haben.
| | |
| | | | |
Nicht darauf haftet unser Blick,
daß die Evidenz das Erlebnis des Andern ‘nur wahrscheinlich
macht’, sondern darauf Nicht das scheint
uns bemerkenswert, daß dies schwer beschreibbare uns als
eine wichtige Evidenz ist. Daß die
Evidenz das Erlebnis des Andern nur wahrscheinl. macht,
ist uns nicht das Wichtige sondern
aber daß dies diese schwer beschreibbare
Verknüpfung von Umständen
// Nicht das scheint mir uns
bemerkenswert, // daß …, sondern daß dieses wir das als Evidenz bertachten von
etwas, ja von etwas Wichtigem, betrachten.
| | |
| | | | |
Bedenke, daß Du das Kind den Begriff
lehren mußt.
Also mußt Du es ihm
das Spiel der Evidenz lehren. beibringen.
| | |
| | | | |
Wenn Faust sagt
“Wer darf ihn nennen, wer ihn bekennen, etc”, so könnte
man ihn fragen: Gebrauchst Du hier nur ein poetisches Gleichnis, oder
drängt sich Dir dieser Begriff auf, & lebst Du mit ihm?
| | |
| | | | |
Ein Gottesbeweis sollte eigentlich etwas sein, wodurch man sich
von der Existenz Gottes überzeugen kann.
Aber ich denke mir, daß die Gläubigen die solche Beweise lieferten, ihren
‘Glauben’ mit ihrem Verstand
analysierten & begründen wollten,
obgleich sie selbst durch solche Beweise nie zum Glauben
gekommen wären.
Einen von der ‘Existenz Gottes
überzeugen’ könnte man vielleicht durch eine Art Erziehung,
dadurch daß man sein Leben so & so gestaltet
Das Leben kann zum ‘Glauben an
Gott’ erziehen.
Und es sind auch 2
Erfahrungen, die dies tun; aber nicht Visionen, oder sonstige
Sinneserfahrungen, die uns die
‘Existenz dieses Wesens’ zeigen, sondern
z.B. Leiden verschiedener Art.
Und sie zeigen uns Gott nicht wie ein Sinneseindruck einen Gegenstand, noch
lassen sie ihn vermuten.
Erfahrungen, Gedanken, – das Leben kann uns diesen
Begriff aufzwingen.
| | |
| | | | |
Er ist dann etwa ähnlich dem Begriff
“Gegenstand”
| | |
| | / | | | 24.4.50
Daß Evidenz das Erlebnis des Andern nur wahrscheinlich
macht, ˇdas führt uns nicht weit; wohl aber, daß dies
schwer beschreibbare Muster Erfahrung
ˇvon Erfahrungen
ˇfür uns eine wichtige Evidenz ist.
| | |
| | | | |
Daß dies Schwankende ein wich-tiger Teil unsres Lebens
ist.
Wie aber kann man dann überhaupt sagen, es
sei etwas Schwankendes?
Woran
messe ich sein Schwanken?
Nun, es gibt unzählige Gestalten des Lächelns,
z.B..
Und Lächeln, welches ein Lächeln ist, &
Lächeln, welches keins ist.
| | |
| | ? / | | |
Wovon nehmen wir im Leben Notiz? –
“…“ lächelte
er.” – das kann unendlich wichtig sein.
Aber muß denn eine kleine Verziehung des Gesichts
wichtig sein?
Und muß sie's uns durch die wahrscheinlichen praktischen Folgen
sein?
| | |
| | | | |
“Was in mir vorgeht, kann er nicht wissen.”
Er kann's aber doch vermuten[; a|. ⌊–⌋ A]lso
kann er's nur nicht wissen.
Also machen wir nur eine Unterscheidung im Gebrauch des Wortes
“wissen”.
3
| | |
| | | | |
Sagt aber der A[n|s]tronom, der eine Mondesfinsternis berechnet:
ˇman könne die Zukunft
könne man natürlich nicht
wissen?
Wir
sagen⌊'⌋es
drücken uns so aus, wenn wir uns Zukunft unsicher
fühlen.
Der Landmann sagt es übers Wetter in betreff des
Wetters | ; aber der Tischler ⌊(⌋sagt⌊)⌋ nicht, man könne nicht wissen, ob
der ein
⌊seine⌋ Sessel, den er macht,
nicht zusammenbrechen w[i|e]rd[.|e]n.
| | |
| | ∫ | | |
“Ich weiß, daß er sich gefreut
hat, mich zu sehen”.
Was weiß ich?
Welche Konsequenzen hat die Tatsache?
Ich fühle mich sicher in meinem ihm.
Aber ist das ein Wissen?
Was ist aber der Unterschied zwischen
dem Vermuten & dem Wissen, daß er sich
gefreut hat?
Wenn ich's weiß, so werde ich's ohne Zeichen des
Zweifels ; & Andre werden diese
Aussage verstehen.
Nun ja, sie hat ja gewisse praktische
Folgen, es läßt sich zur Not etwas aus ihr folgern, aber das scheint nur ihr
Schatten zu sein.
Was ist das Interesse seines inneren Zustandes
der Freude?
| | |
| | | | |
Wenn ich glaube, er habe sich gefreut, & lerne später,
daß es nicht so war, welche Folgen hat das?
| | |
| | | | |
Welchen Unterschied macht es, wenn ich erst glaube, er habe sich
gefreut & dann einsehe, daß es nicht wahr war?
| | |
| | | | |
Wir möchten allesc in sein Inneres
projizieren.
Dies sei,
um was es sich
handle.
Denn so entgehen wir der Schwierigkeit das Feld
zu
beschreiben.
// vom Feld der Aussage Rechenschaft zu
geben. //
| | |
| | | | |
Es ⌊ist⌋ genau so, wie wenn man sagt: “Das Benzol hat
die Struktur  ”
heiße: die Atome seien so angeordnet.
4
| | |
| | | | |
Warum sage ich aber, ich
‘projiziere’ alles in's
Innere?
Liegt es nicht im Innern?
Nein,
⌊.⌋
Es liegt nicht im Innern, es ist
das Innere.
Und das ist nur eine oberflächliche
logische Einordnung & nicht die Beschreibung, die wir bedürfen.
| | |
| | | | |
Wir ‘projizieren’ nichts in sein
Inneres; wir geben nur eine Erklärung, die uns nicht weiterführt.
| | |
| | | | |
Denk Dir, die Seele ward ein Gesicht, &
wenn Einer sich freut, so lächelt dieses verborgene Gesicht.
Laß es so sein, – aber nun wollen wir doch wissen, welche
Wichtigkeit dies Lächeln
(oder welcher Gesichtsausdruck ˇimmer
es sonst ist)
immer) hat (oder ein andrer
Gesichtsausdruck) hat.
| | |
| | | | |
Ja, dies könnte sogar der
unser gewohliche⌊r⌋
Ausdruck sein: “Sein inneres Gesicht hat gelächelt, wie er mich gesehen hat”
etc.
| | |
| | | | |
Erste Frage: Wie weiß man, wie beurteilt man, ob sein inneres Gesicht
lächelt?
Zweite Frage: Welche Wichtigkeit hat es?
– Aber die beiden hängen zusammen.
Und man könnte eine
andere, wenngleich verwandte, Frage so stellen: ‘
Welche Wichtigkeit hat sein ⌊–⌋
(äußeres)
⌊–⌋ Lächeln.?
Denn, ist das innere von Wichtigkeit, so muß es – in einer
(etwas) andern Art,
⌊–⌋ auch das äußere
sein.
| | |
| | | | |
(Einzusehen, daß meine Manipulationen gerechtfertigt sind,
ist nicht leicht.)
| | |
| | | | |
Wenn aber nun “Ich weiß, daß er sich gefreut hat”
gewiß nicht heißt,
:
Ich weiß, daß er gelächelt hat, so ist es etwas anderes,
was ich weiß & worauf es hier ankommt.
5
| | |
| | | | |
∣ Ich kann Shakespeare darum nicht verstehen, weil ich in der
gänzlichen Assymetrie die Symetrie finden will. ∣
| | |
| | | | |
∣ Mir kommt vor, seine Stücke seien, gleichsam, enorme Skizzen, nicht Gemälde; sie seien hingeworfen,
von einem, der sich sozusagen alles erlauben kann.
Und ich verstehe, wie man das bewundern & für
es die höchste Kunst halten
nennen kann, aber ich mag es nicht.
– Wer daher vor diesen Stücken sprachlos steht, den kann ich
verstehen; wer sie aber bewundert, so wie man Beethoven etwa bewundert, der scheint mir Shakespeare miszuverstehen. ∣
| | |
| | | | |
Denn das innere Lächeln könnte man ˇsogar zur
Not
// unter Umständen // durch
ein äußeres ersetzen, & es bliebe (noch immer) die Frage nach der
Bedeutung
.
// könnte man ˇunter besonderen
Umständen sogar auch durch ein ä[ü|u]ßeres … //
| | |
| | | | |
“Ich bin sicher, daß er sich
gefreut hat mich zu sehen”, das könnte in einem Gerichtssaal
ausgesagt werden.
Hier sind die möglichen ‘praktischen’ Folgen klar.
Und ebenso auch, wenn die Auss[ä|a]ge wäre “Ich bin
sicher, er hat sich nicht gefreut, sich aber
verstellt.”
Anderes ist von dem zu erwarten, der sich freut & von dem, der ˇdie Freude heuchelt.
| | |
| | | | |
∣ Eine Zeit mißversteht die andere;
& eine kleine Zeit mißversteht alle andern in einer
ihrer eigenen häßlichen
[w|W]eise. ∣
| | |
| | | | |
Liegt mir aber daran, daß der And[er|r]e sich ˇwirklich freut mich
zu sehen, weil es Folgen hat?
Ich fühle mich wohl, wein
dieser Mensch (mit dieser Vergangenheit 6
etc.) sich so benimmt.
Und das ‘so’ ist freilich ein sehr kompliziertes Muster.
| | |
| | | | |
Wenn man philosophische Probleme nicht lösen will, – warum gibt man es nicht auf, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Denn sie lösen heißt seinen Standpunkt⌊,⌋
ˇdie alte Denkweise
zu ändern.
Und willst Du das nicht, so solltest Du die Probleme
sondern unlösbare
nennenc⌊.⌋
, nicht schwer nennen // Probleme
für unlösbar halten. //
| | |
| | | | |
Es wird immer vorausgesetzt, daß der Lächelnde ein Mensch
ist, nicht nur daß, was lächelt, ein menschlicher
Körper ist.
Es werden auch bestimmte Umstände vorausgesetzt & Zusammenhänge des Lächelns mit andern Formen des
Benehmens.
Aber wenn alles das vorausgesetzt ist, ist mir das Lächeln des Andern
angenehm.
Wenn ich jemand auf der Straße nach dem Weg frage, so ist mir
eine freundliche Antwort lieber als eine
Unfreundliche.
Ich reagiere unmittelbar auf das Benehmen des Andern.
Das
Innere setze ich voraus, insofern ich einen
Mensch⌊en⌋ voraussetze.
| | |
| | | | |
Das ‘Innere’ ist eine
Täuschung.
D.h.: der ganze Begriffskomplex, der durch dieses Wort angedeutet ist Ideenkomplex auf den damit angespielt ist, ist wie ein gemalter Vorhang vor
die wirkliche Anwendung der Worte vorgezogen.
// D.h.: Der
ganze Ideenkomplex, auf den mit diesem Wort damit angespielt wird, ist
wie ein gemalter Vorhang vor die Szene der eigentlichen Wortverwendung
gezogen. //
| | |
| | | | |
Mir scheint,
⌊:⌋ wenn man nicht eigentlich wissen kann, ob sich jemand ärgert (z.B.), dann kann man es auch nicht eigentlich glauben, oder vermu-7 ten.
| | |
| | | | |
Ist es nicht wahr, daß, wessen ich
‘sicher sein’ kann, das kann ich auch
‘wissen’?
| | |
| | | | |
Wäre es nicht lächerlich, wenn ein
im Gerichtssaal sagte, der Junge könne nicht
wissen, der & der sei zornig
gewesen, , daß Einer zornig gewesen [sei|ist], weil Zorn etwas Inneres
sei?
– Dann kann man auch nicht wissen, ob Hängen eine Strafe, oder eine Belohnung
| | |
| | | | |
Wer sagt “das kann man nicht wissen”, macht einen Unterschied eine Unterscheidung | zwischen
Sprachspielen.
E[s|r] sagt:
In solchen Sprachspielen können wir von einem
‘Wissen’ reden, in solchen nicht. // : In solchen Sprachspielen gibt es ein Wissen, in
solchen nicht. //
Und damit
das ist eine Einschränk[u|t]ng
⌊er⌋ de[s|n]
Begriffs
des
‘Wissen⌊s⌋’. ein.
| | |
| | | | |
Diese Einschränkung könnte nützlich sein, wenn sie
einen wichtigen Unterschied betont, den unser gewöhnlicher
Sprachgebrauch übergeht.
Aber ich glaube, so ist es nicht.
| | |
| | | | |
Wie Gott den Menschen beurteilt, das kann man sich gar nicht
vorstellen: Wenn er dabei wirklich alle die
Stärke der Versuchung & die [s|S]chwäche der Natur in Anschlag bringt, we[m|n] kann er dann
verurteilen?
Wenn aber nicht, so ergibt eben die Resultierende dieser beiden Kräfte
das Ziel, zu dem er prädestiniert wurde.
Er wurde also geschaffen, um entweder durch das
Zusammenspiel der Kräfte zu siegen, oder unterzugehen.
Und das ist überhaupt kein religiöser Gedanke, sondern eher eine
wissenschaftliche Hypothese.
Wenn Du also im Religiösen blei-8 ben willst, mußt Du kämpfen.
| | |
| | | | |
Aber ist denn die mathematische
Sicherheit
// Gewißheit // nicht
größer als jede physikalische & schon erst recht als
jede
die Sicherheit darüber, was der Andre
fühlt?
| | |
| | | | |
∣ Sieh Dir die Menschen an: Der eine ist
Gift für den andern.
Die Mutter für den Sohn, und umgekeht, etc.
etc.
Aber die Mutter ist blind & sieht nicht was der
Sohn ist es auch.
Vielleicht haben sie schlechtes Gewissen, aber was hilft ˇihnen das?
Das Kind ist böse, aber niemand lehrt es anders sein,
& die Eltern verderben es nur durch ihre dumme Zuneigung; &
wie sollen sie es verstehen, & wie soll das Kind es verstehen?
Sie sind sozusagen alle böse & alle unschuldig. ∣
| | |
| | | | |
Und kann man nicht die größere
Gewißheit der Mathematik eben ausdrücken: In der Mathematik gäbe es ein
Wissen?
| | |
| | | | |
In der Math. läßt eine
bestimmte klar angebbare Evidenz keinen Zweifel offen.
So ist es nicht, wenns wir wissen, jemand habe sich
gefreut.
Ob eine Rechnung das, oder jenes ergiebt,
darüber kann es im Gerichtssaal nicht lange zum Streite kommen; wohl aber
darüber, ob Einer ärgerlich war, oder nicht.
Aber folgt daraus, daß man das eine wissen, das andre
nicht wissen kann?
Eher noch, daß man im einen Fall die Entscheidung so gut wie immer
weiß, im andern sie
oft nicht weiß.
| | |
| | | | |
Wenn man sagt, man weiß es
9 nie, ob der Andre wirklich so
& so gefühlt hat, dann nicht, weil er vielleicht ˇin
Wirklichkeit doch anders gefühlt hat, sondern weil sozusagen auch Gott nicht
wissen kann ob
daß
gefühlt hat.
| | |
| | | | |
Ich bin z.B. überzeugt,
daß mein Freund sich gefreut hat mich zu sehen.
Nun aber sage ich mir, indem ich philosophiere, es hätte
könnte ja doch anders sein ; vielleicht
stellte er sich nur so.
Aber sogleich sage ich mir, daß, auch, wenn er dies ˇselbst zugäbe, ich durchaus nicht sicher
wäre, daß er sich nicht irrt, daß er sich selbst
kennt.
Es ist also im ganzen Spiel eine unbestimmtheit.
Man könnte sagen: In einem Spiel, in
die Regeln unbestimmt
sind, kann man nicht wissen, wer gewonnen & wer verloren hat.
| | |
| | | | |
Es gibt ein
‘warum’, worauf die Antwort keine
Vorhersagen zuläßt.
So ist es z.B. mit animistischen Erklärungen.
Viele von Freuds
Erklärungen, oder Göthes in der Farbenlehre sind von dieser Art.
Die Erklärung präsentiert uns mit einer gibt
uns eine |
Analogie.
Und nun ist die
Tatsache
Erscheinung nicht mehr isoliert, sondern mit andern verknüpft verbunden. // Und nun ist
die Tatsache
Erscheinung
ˇnicht mehr allein, sondern
sie ist mit andern verbunden, & wir fühlen uns wohler
beruhigt. //
| | |
| | | | |
Wenn Einer ‘Freundschaft
heuchelt & endlich seine wahren Gefühle zeigt, oder
gesteht’, zweifeln denken wir für
gewöh⌊n⌋lich gar nicht daran nun
d[a|i]⌊e⌋s Geständnis
diese Evidenz in Zweifel zu ziehen
& auch hier zu sagen, man
wir könnte⌊n⌋
natürlich nicht wissen, was wirklich in ihm
vorgeht.
Vielmehr scheint jetzt 10
Sicherheit erreicht.
| | |
| | | | |
Wichtig ist dies: Ich mag aus
gewissen Anzeichen & der Kenntnis einer Person, wissen, daß sich freut, etc..
Aber einem Dritten kann ich nicht meine Beobachtungen beschreiben & ihn, wenn er traut, ihn ˇdadurch
von der Echtheit
[der| ] Freude ˇetc
überzeugen.
| | |
| | | | |
Man sagt von einer Gefühlsäußerung
“Sie sieht echt aus”.
Und welchen Sinn hätte das, wenn es nicht
überzeugende Kriterien der Echtheit gäbe?
Man kann nicht sagen “Das scheint
echt”, wenn man nicht auch sagen kann “Das ist echt.”
// “Das
scheint echt” hat nur Sinn, wenn es ein “Das ist echt” gibt. //
| | |
| | | | |
∣ Die Philosophie hat keinen Fortschritt gemacht?
– Wenn Einer kratzt wo es ihn juckt, muß er einen Fortschritt
machen
zu sehen sein? ist es sonst
kein echtes Kratzen, oder kein echtes Jucken?
Und kann nicht diese Antwort auf den Reiz Reaktion auf die
Reizung | lange ˇZeit
dauern
so fortfahren so weitergehen | , ehe
ein Mittel gegen das Jucken gefunden wird?
| | |
| | | | |
“Dieses Weinen macht einen
echten Eindruck” – so gibt es also ein echtes Weinen.
So gibt es also ein Kriterium dafür.
“Aber kein sicheres”!”
| | |
| | | | |
Wie unterscheidet sich Einer, der ein sicheres Kriterium
anerkennt, von einem, der's nicht tut?
| | |
| | | | |
Aber heißt denn, kein sicheres Kriterium
anerkennen,
: nie sicher sein, daß der Andre so &
fühlt?
Kann ich nicht ganz sicher sein, & doch kein sicheres Kriterium anerkennen?
Ich bin (benehme mich) 11 sicher & weiß etwa
nicht warum ich es bin.
| | |
| | | | |
Wie würde es aussehen, wenn Alle Menschen immer über die
Gefühle des Andern unsicher wären?
Sie würden scheinbar immer etwas zweifelhaft sein, immer etwa eine zweifelhafte Miene &
oder Gebärde machen, während sie den Andern bemitleiden
etc..
– Aber wenn wir nun diese ständige Gebärde
weglassen, weil sie ständig ist, welches Benehmen
bleibt dann?
Etwa ein kühlesc[?|,] oder gleichgültiges ˇnur
oberflächliches interessiertes?
Aber dann brauchen wir ihr Benehmen wieder nicht als Ausdruck des
Zweifelns deuten.
– Also heißt es nichts, daß Alle
immer …
| | |
| | | | |
Es gibt Unsicherheit & es gibt Sicherheit; aber daraus folgt nicht, daß es sichere Kriterien gibt.
| | |
| | | | |
Wie, wenn Einer nun sagte:
“Ich weiß, daß er sich gefreut hat⌊”⌋ heiße
nichts anderes als, ich sei seiner Freude sicher, also wieder: ich
reagiere auf ihn so & so, & zwar ohne Unsicherheit.
Es wäre dann ungefähr so, wie “Ich
weiß, daß alles zum Guten ist” – der Ausdruck meiner
eigenen Stellungnahme zu was immer kommt.
Und hier wäre Grund zu sagen, dies sei eigentlich kein Wissen.
Die letztere Aussage würde aber auch im Gerichtssaal niemand
davon überzeugen, daß alles zum Guten ist.
| | |
| | | | |
Und hier liegt nun etwas Wichtiges: Die Aussage
“Ich weiß, daß er sich
freut” würde doch auch im Gerichtssaal nicht als
mehr gelten, als: “Ich ha[tt|b]e den sichern Eindruck, daß er sich
freut”.
Der Fall wäre nicht 12
der gleiche, wie wenn ein Physiker aussagte, er habe dies
Experiment gemacht, & es habe dies ergeben; oder
wie wenn ein Mathematiker über eine Berechnung aussagte.
– Wenn ich den [a|A]ndern lange gekannt habe, wird der Gerichtshof wohl auch meine
Aussage gelten lassen, ihr Gewicht beilegen.
Aber meine absolute Sicherheit wird ihm nicht ein Wissen bedeuten.
Denn aus einem Wissen müßte er ganz bestimmte Schlü[ß|s]se ziehen können.
| | |
| | | | |
Und man kann nicht entgegnen:
“Ich ziehe bestimmte
Schlüsse aus meinem Wissen, auch wenn's niemand andrer kann”
– denn Schlüsse müssen für Alle gelten.
| | |
| | | | |
Die Verbindung der Evidenz mit dem, wofür sie Evidenz ist, ist ˇhier nicht zwangsläufig.
Und ich meine nicht: “die
Verbin-dung des [Aü|Äu]ßern mit dem
Innern”.
| | |
| | | | |
Man könnte sagen: Die
Unsicherheit über das Innere ist eig eine
Unsicherheit über etwas Äußeres.
| | |
| | | | |
Wenn “Ich
weiß …” heißt: Ich kann den Andern
überzeugen, wenn er mir die Evidenz glaubt, dann kann man sagen: Ich mag
zwar über seine Stimmung so sicher sein, wie über die Wahrheit eines
math. Satzes, aber es ist dennoch falsch zu sagen, ich
wisse seine Stimmung.
(Es ist aber dennoch falsch zu sagen: Wissen sei ein anderer
Seelen-Zustand als [s|S]icher-sein.
(Ich ist ein andrer Mensch als L.W..))
| | |
| | / | | |
D.h.:
‘wissen’ ist ein psychologischer Begriff andrer
Art als “
⌊‘⌋sicher sein“
⌊’⌋, 13
ˇ‘überzeugt sein’⌊,⌋
‘glauben’, ‘vermuten’, etc..
Die Evidenz für das Wissen ist andrer Art.
| | |
| | | | |
Russell's
[b|B]eispiel:
“Ich weiß, daß der gegenwärtige
Ministerpräsident eine Glatze hat”; der es sagt ist sicher &
zwar weil er fälschlich glaubt, X sei
Ministerpräsident; & das ist falsch, aber auch der
gegenwärtige hat eine Glatze & so ist seine Behauptung wahr
& doch weiß er nicht, daß sie's ist.
| | |
| | | | |
“Ich weiß, daß es so ist” ist zwar ein Ausdruck vollkommenen Sicherheit, aber es folgt aus ihm noch andres als Sicherheit
//, als, daß ich sicher
bin.
| | |
| | | | |
Erstens heißt natürlich “Seine Gefühle kann ich nicht wissen”
nicht: …im Gegensatz zu meinen.
Zweitens heißt es nicht: ich kann Gefühle nie ganz sicher
sein.
| | |
| | ∫ | | |
Aussage: “Ich weiß, daß die Flasche dort gestanden ist.”
– “Wie weißt Du
das?” –
“Ich habe sie ˇdort
gesehen.”
– Wenn nun die Aussage ist: “Ich
weiß, daß er sich gefreut hat”, & gefragt wird
“Wie weißt Du
das?”
– Was ist die Antwort?
Sie ist nicht einfach die Beschreibung eines physikalischen Tat[g|b]estandes.
Es gehört z.B. dazu, daß ich den
betreffenden kenne.
Wenn im Gerichtssaal ein Film vorgeführt werden könnte,
in dem die ganze Szene wiedergegeben wäre, sein Mienenspiel, seine
Gebärden, seine Stimme, könnte das manchma[h|l]l ganz überzeugend wirken.
Zum mindesten wenn er kein Schauspieler ist.
Aber es wirkt z.B nur, wenn die, welche die Szene beurteilen der gleichen
Kultur angehören.
Ich wüßte z.B. nicht, wie bei Chinesen
die echte Freude aussieht.
14
| | |
| | ? ∫ | | |
Nicht das interessiert
uns,
darauf richten wir unser , daß
einer nicht wissen kann, was der
ein andere⌊r⌋
, nicht, daß die Erfahrungen
ˇ⌊ein⌋ Erlebnisse in irgend einem Sinne
das Geheimnis des⌊sen⌋
Erfahrenden Erlebenden sind,
ˇist, der es hat, sondern ˇauf die Regeln der Evidenz ˇüberhaupt, die
sich auf Erlebnisse beziehen.
| | |
| | ? ∫ | | |
Wichtig ist z.B. daß man einen
Menschen ‘kennen’
muß, um beurteilen zu können, welche Bedeutung einer Gefühlsäußerung von
ihm , & daß man doch nicht kann, was man an ihm kennt.
Ebenso wichtig aber ist, daß man nicht sagen
kann, worin die Wesentlichen ˇbeobachtbaren Folgen eines
innern Zustandes bestehen.
Wenn er sich z.B.
ˇwirklich gefreut hat, was ist dann von ihm zu erwarten, & was
nicht?
Es gibt natürlich solche charakteristische Folgen aber sie sind nicht so zu
beschreiben, wie die Reaktionen welche einen Zustand eines physikalischen
Gegenstands kenntzeichnen.
| | |
| | ∫ | | |
Man muß auch dies bedenken: Echtheit
& Unechtheit sind nicht die einzigen wesentlichen Merkmale eines
Gefühlsausdrucks.
Es ist z.B. nicht zu sagen, ob eine Katze, die
schnurrt & gleich darauf kratzt, sich verstellt habe.
Es könnte sein daß ein Mensch die Zeichen der Freude von sich gäbe
& sich dann in ganz unerwarteter Weise benimmt, & daß wir doch nicht sagen
können, der erste Ausdruck sei nicht echt gewesen.
| | |
| | | | |
Es scheint mir so wenig festzustehen, daß es nur einen echten oder einen
falschen
verstellten Gefühlsausdruck geben kann, wie daß es nur
dur
moll Ton[leitern|arten] geben kann.
| | |
| | | | |
Ich mache Behauptungen, die Wirklichkeit betreffend, mit verschiedenen Graden der
Sicherheit.
Wie zeigt sich diese
ˇder Grad der Sicherheit?
Welche Konsequenzen hat er?
15
Es kann sich z.B.
um Sicherheit des Gedächtnisses, oder der Wahrnehmung handeln.
Ich mag meiner Sache sehr sicher sein, wissen, welche Prüfung mich eines
Irrtums überweisen würde
könnte.
Ich bin z.B. der Jahreszahl einer Schlacht ganz
sicher, sollte ich aber in einem bekannten Geschichtswerk eine andere Jahreszahl finden, so
würde ich meine Ansicht ändern & würde dadurch nicht an allem Urteilen irre
werden.
| | |
| | | | |
Könnten wir uns einen Menschen vorstellen, der
sich dort immer wieder irrte, wo wir einen Irrtum für ausgeschlossen
halten & ihm auch nicht begegnen?
Er sagt z.B. mit der selben Sicherheit
(& allen ihren Zeichen) wie ich, er wohne dort & dort, sei so & so
alt, komme von der & der Stadt, etc., irrt sich aber.
Wie aber verhält er sich dann zu diesem Irrtum?
Was soll ich annehmen?
| | |
| | | | |
Die Frage ist: Was soll der
Logiker hier sagen?
| | |
| | | | |
Ich möchte sagen:
“Wenn ich mich darin irre, so
habe ich keine Gewähr, (◇) daß irgend etwas, was ich sage, wahr ist.”
Aber ein Andrer wird das darum nicht von mir sagen, noch ich von einem Andern.
| | |
| | | | |
Ich habe seit Monaten an der Adresse A gewohnt, ˇden Straßennamen
& die Hausnummer unzählige Male gelesen unzählige Briefe hier erhalten
& ˇunzähligen Leuten die Adresse gegeben.
Irre ich mich darin, so ist dieser Irrtum kaum geringer, als ich ⌊(⌋fälschlich⌊)⌋ glaubte, ich schriebe Chinesisch & nicht
Deutsch.
| | |
| | | | |
Wenn mein Freund sich eines 16 Tages einbildete, seit langem
gelebt zu haben, etc
etc, so würde ich das keinen Irrtum nennen, sondern eine, vielleicht vorübergehende, Geistesstöhrung.
| | |
| | | | |
Nicht jeder fälschliche Glaube dieser Art ist ein Irrtum.
| | |
| | | | |
Was aber ist der Unterschied zwischen Irrtum
& Geistesstöhrung?
Oder wie unterscheidet es sich, wenn ich etwas als Irrtum, & als
Geistesstöhrung behandle?
| | |
| | | | |
Kann man sagen: Ein Irrtum
hat nicht nur eine Ursache, sondern ⌊auch⌋ einen Grund.
D.h. ungefähr: er läßt sich
in das richtige Wissen des Irrenden einordnen.
| | |
| | | | |
Wäre dies richtig?
Wenn ich bloß fälschlich glaubte,
daß hier vor mir ein Tisch steht, so könnte das noch ein Irrtum sein; wenn ich aber
fälschlich glaube, daß ich diesen ˇoder einen solchen Tisch seit
mehreren Monaten tägl⌊i⌋ch gesehen & ˇständig benützt habe, so ist das kein Irrtum.
| | |
| | | | |
Mein Ziel muß es natürlich sein,
anzuge[g|b]en, welche Aussagen
hi man ˇhier machen möchte,
aber nicht sinnvoll machen kann.
| | |
| | / | | |
Ich werde eine Multiplikation zur Sicherheit vielleicht zweimal rechnen,
vielleicht sie von einem Andern nachrechnen lassen.
Aber werde ich sie zwanzigmal nachrechnen, oder sie von zwanzig Leuten nachrechnen
lassen?
Und ist das eine gewisse Fahrlaßigkeit?
Wäre die Sicherheit bei zwanzigfacher Nachprüfung wirklich größer?!
17
Und kann ich dafür einen Grund angeben, daß sie's nicht ist?
| | |
| | | | |
Daß ich ein Mann & keine Frau bin, kann verifiziert werden,
aber wenn ich sagte, ich sei eine Frau, & den Irrtum damit
erklären wollte, daß ich ◇
die Aussage nicht geprüft habe, würde man die Erklärung nicht
gelten lassen.
| | |
| | / | | |
Man prüft an der Wahrheit
meiner Aussagen mein dieser Aussagen.
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| | | | |
D.h.,
⌊:⌋ wenn ich gewisse falsche Aussagen mache, wird es dadurch unsicher, ich sie verstehe.
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| | | | |
Was als ausreichende Prüfung einer Aussage gilt, – gehört
zur Logik.
Es gehört zur Beschreibung des Sprachspiels.
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| | | | |
Die Wahrheit gewisser Erfahrungssätze gehört zu unserm Bezugssystem.
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| | | | |
Moore sagt, er wisse, daß die Erde lange vor seiner
Geburt existiert habe.
Und so ausgedrückt scheint es eine Aussage über seine Person zu sein, wenn es
auch außerdem eine Aussage über die [P|p]hysikalische Welt ist.
Es ist nun philosophisch uninteressant, ob M.
dies oder jenes weiß, aber interessant, daß, & wie es gewußt werden
kann. daß er es
wissen kann, & wie er es wissen kann. |
Hätte M. uns mitgeteilt, er wisse die Entfernung gewisser Sterne von einander, so
könnten wir daraus schließen, daß er besondere Untersuchungen angestellt habe,
& wir werden nun erfahren wollen, welche Untersuchungen.
Aber M. wählt gerade einen Fall, in dem wir Alle zu
wissen scheinen, 18 was er weiß, &
ohne sagen zu können, wie.
Ich glaube z.B. ebensoviel von dieser Sache (der
Existenz der Erde) zu wissen, wie M., & wenn er weiß daß es sich so
verhält, wie er sagt, so weiß ich's auch.
Denn es ist auch nicht so als hätte er seinen Satz durch
einen
Gedankengang
Raisonnement
auf einem Gedankenweg erreicht, der welcher
[der|das] mir zwar , aber ˇnicht von mir nichtc begangen worden ist.
| | |
| | | | |
Und was gehört nun dazu, daß Einer dies
wisse?
Kenntnis der Geschichte etwa?
Er muß wissen, was es heißt: die Erde habe schon so & so
lange existiert.
Denn das muß nicht jeder Erwachsene & Gescheite wissen.
Wir sehen Menschen Häuser bauen & zerstören, & werden zu der
Frage geleitet “Wie lange steht dieses Haus
schon?”
Aber wie kommt man darauf dies von einem Berg,
z.B., zu fragen?
Und haben denn alle Menschen den Begriff ‘die
Erde’, als einen Körper, der entstehen & vergehen kann?
Warum soll ich mir nicht die Erde als flach, aber in jeder Richtung (auch der
Tiefe) denken?
Aber dann könnte man immerhin sagen “Ich weiß, daß dieser Berg lange vor meiner Geburt existiert
hat.”
– Wie aber, wenn ich einen Menschen träfe, der dies nicht glaubt?
| | |
| | | | |
Wie wenn man in Moore's Sätzen “Ich weiß” durch “Ich bin der unerschütterlichen Überzeugung ersetzte?
| | |
| | | | |
Kann ein Behauptungssatz, der als Hypothese funktionieren könnte,
nicht auch einen Grundsatz als
ein Grundsatz des Forschens & Handelns gebraucht werden
D.h., kann er nicht einfach dem 19 Zweifel entzogen sein, wenn auch
nicht einer ausgesprochenen Regel gemäß?
Er wird einfach als eine Selbstverständlichkeit , nie in Frage gezogen, ja vielleicht nie
ausgesprochen.
| | |
| | / | | |
Es kann ˇz.B. sein, daß unser ganzes
Forschen so eingestellt ist, daß ˇdadurch gewisse Sätze, wenn sie je ausgesprochen werden, abseits allen Zweifels stehen.
Sie liegen abseits der
vom Strom der Forschung von der Straße auf der sich das
Forschen bewegt | .
| | |
| | | | |
Man möchte sagen:
“Alles spricht dafür & nichts g dagegen, daß die
Erde lange vor meiner Geburt …”
Aber könnte ich nicht doch das Gegenteil glauben?
Aber ˇdie Frage ist⌊:⌋ wie würde sich
dieser Glaube praktisch betätigen?
– Vielleicht sagt Einer: “Darauf
kommt's nicht an.
Ein Glaube ist, was er ist, ob er sich praktisch
betätigt, oder nicht.”
Man denkt sich: Er ist ˇallemal die gleiche Einstellung des menschlichen Geistes.
| | |
| | / | | |
“Ich
weiß” hat eine primitive Bedeutung ähnlich & verwandt
der von “Ich sehe”.
(“wissen”, “videre”.)
Und “ich w[eiß|uß]⌊te⌋, daß er
tot
im Zimmer war, aber er war nicht tot
ˇim Zimmer” ist ähnlich wie
“Ich sah ihn im Zimmer, aber er war nicht
da”.
“Ich weiß” soll eine
Beziehung ausdrücken⌊,⌋, nicht zwischen mir & einem Satzsinn, (wie
“Ich glaube”), sondern
zwischen mir & einer Tatsache.
So daß die Tatsache in mein Bewußtsein aufgenommen
wird.
(Hier ist auch der Grund, warum man sagen will, man wisse
eigentlich nicht, was in der Außenwelt geschieht, sondern nur was
i[n|m]
der Welt Reich der ˇsogenannten Sinnesdaten geschieht.)
Ein Bild des Wissens wäre dann das Wahrnehmen de
eines
20 äußern Vorgangs durch
Sehstrahlen, die ihn, wie er ist, in's Auge & Bewußtsein
projizieren.
Nur ist sofort die Frage, ob man denn dieser Projektion auch sicher sein
könne.
Und dieses Bild zeigt uns zwar die Vorstellung, die wir uns vom Wissen machen, aber nicht eigentlich, was zu Grunde liegt.
| | |
| | | | |
Wenn M. sagt, Er
er wisse, daß die Erde existiert habe …
etc, so werden ihm die
meisten von uns darin , daß sie ˇwirklich solange existiert hat, & ihm auch glauben, daß er davon
überzeugt ist.
Aber nun fragt sich's, ob
hat er auch einen den richtigen Grund zu seiner Überzeugung hat? (Russell.)
Denn,
weiß er es doch nicht (Russell).
| | |
| | | | |
Man kann aber fragen:
“Kann Einer einen triftigen Grund haben, zu glauben, die
Erde existiere erst seit kurzem, etwa erst seit seiner Geburt?
– Angenommen, es wäre ihm immer so gesagt worden, – hätte er einen
guten Grund es zu bezweifeln?
Menschen haben geglaubt,
sie könnten Regen machen; warum sollte ein König nicht in dem Glauben erzogen werden, aufwachsen, | mit ihm habe die Welt begonnen?
Und wenn nun M. & dieser König zusammen kämen & diskutierten, könnte M. wirklich seinen Glauben als
den richtigen erweisen?
Ich sage nicht, daß M. den König nicht zu
ˇzu seiner Anschauung bekehren könnte, aber es
wäre eine Bekehrung besonderer Art: der König würde dazu gebracht, die Welt
anders zu betrachten
Bedenke, daß man von der Richtigkeit einer
Anschauung manchmal durch ihre Einfachheit, oder Symmetrie überzeugt wird, d.h.,
⌊:⌋ dazu gebracht wird, zu dieser
Anschauung überzugehen.
Man sagt dann etwa einfach: “So muß es sein”.
21
| | |
| | | | |
Die Sätze, die darstellen, was M.
‘weiß’, sind alle
dersolcher[a|A]rt, daß man sich schwer vorstellen
kann, warum Einer das Gegenteil glauben sollte.
Z.B. der Satz, daß M.
sein ganzes Leben in geringer Entfernung von der Erde verbracht hat.
– Wieder kann ich hier von mir selber ˇstatt von M
reden.
Was könnte mich dazu bringen, das Gegenteil zu glauben?
Entweder eine Erinnerung, oder daß es mir gesagt wurde.
– Alles was ich gesehen oder gehört habe bringt
macht mich zu der Überzeugung, daß kein
Mensch sich je weit von der Erde entfernt hat.
Nichts spricht in meinem Weltbild für das Gegenteil.
| | |
| | | | |
Aber mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtigkeit
überzeugt habe; auch nicht weil ich von seiner Richtigkeit überzeugt
bin.
Sondern es ist der überkommene Hintergrund, auf ich zwischen
wahr & falsch unterscheide.
| | |
| | | | |
Die Sätze, die dies Weltbild beschreiben, gehören beinahe
könnten zu einer Art Mythologie gehören. // könnte man mythologisch nennen. //
Und ihre Rolle ist ähnlich der eigentlich
die | von Spielregeln, &
das Spiel kann man auch rein praktisch, & ohne Regeln lernen.
| | |
| | / | | |
Man könnte sich vorstellen, daß gewisse unsrer Erfahrung Sätze von der Form der Erfahrungssätze wären & als Leitung
für die nicht flüssigen
Erfahrungssätze funktionierten; & daß sich dies Verhältnis mit der Zeit änderte, indem Flüssige Sätze erstarrten &
flüssig würden.
| | |
| | | | |
Die Mythologie kann wieder in Fluß 22 geraten, das Flußbett der
Gedanken sich verschieben.
Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung
dem
des Wassers im
Flußbett & der Verschiebung obwohl ˇes
eine
keine scharfe Trennung der beiden ⌊nicht⌋ gibt.
| | |
| | | | |
Wenn aber Einer [S|s]agte “Also ist
auch die Logik eine Sach Erfahrungswissenschaft”,
so hätte er unrecht.
Wohl
[a|A]ber ˇdies ist dies richtig, daß
der gleiche Satz ˇeinmal als Er von der Erfahrung zu prüfen, &
ˇeinmal als Regel der Prüfung behandelt werden kann.
| | |
| | | | |
Ja das Ufer jenes Flu[ß|ss]es besteht zum Teil aus hartem Gestein,
das keiner, oder einer unmerkbaren äußerst
langsamen | Änderung unterliegt, & ˇteils aus Sand, der bald hier bald dort weg-angeschwemmt & wegangeschwemmt wird.
| | |
| | / | | |
Die von denen M. sagt, er wisse sie, sind
solche, die⌊,⌋
ˇbeiläufig gesprochen⌊,⌋ wir Alle wissen, wenn er sie
weiß.
| | |
| | / | | |
So ein Satz könnte z.B.
sein: “Mein Körper ist nie verschwunden
& ˇnach einiger Zeit wieder
aufgetaucht”.
| | |
| | | | |
Könnte ich nicht glauben, daß ich einmal, ohne es zu wissen,
etwa im bewußtlosen Zustand, weit von der Erde entfernt war, ja,
daß Andre dies wissen, es mir aber nicht sagen?
Aber dies paßte
würde gar nicht zu meinen andern
ubrigen
in meine ubrigen Überzeugungen passen.
Nicht, als ob ich das System dieser Überzeugungen beschreiben
könnte.
Aber meine Überzeugungen bilden ein System, ein Gebäude.
| | |
| | | | |
Und wenn ich nun sage “Es ist
meine ˇunerschütterliche Überzeugung, daß
etc”, so
heißt 23 das in unserm Falle auch,
daß ich nicht bewußt durch bestimmte zu der Überzeugung gelangt bin, sondern, daß
sie solchermaßen in allen meinen Fragen & Antworten verankert ist, daß ich nicht an sie rühren
kann.
| | |
| | | | |
Ich bin z.B. auch
davon überzeugt, daß die Sonne kein Loch in
einer im Himmelsgewölbe ist.
| | |
| | | | |
Alle Prüfung geschieht schon innerhalb eines
Systems.
// Alle Prüfung, alle Argumente für &
gegen eine Annahme haben schon System zur Voraussetzung.
//
// Alle Prüfung, alles
Bekräften & Entkräften einer Annahme geschieht schon innerhalb eines Systems.
//
Und zwar ist dies System nicht arbiträr ein mehr oder weniger
willkührlicher & zweifelhafter Ausgangspunkt aller unsrer
Argumente | , sondern
er gehört zum Wesen dessen, was wir ein Argument
nennen.
Das System ist nicht sosehr der Anfangspun
Ausgangspunkt, als die das
wesentliche
ˇLebens[E|e]lement
des
der Argument[s|e]e
| | |
| | | | |
Ein Erwachsener hätte einem Kind erzählt,
er wäre auf dem Mond gewesen.
Das Kind ihm das⌊.⌋
&
&
[[i|I]|i]ch sage ihm, es sei nur ein Scherz gewesen,
⌊jen⌋er so &
so sei nicht auf dem Mond gewesen;
niemand sei auf dem Mond gewesen; der Mond sei weit, weit von uns entfernt & man könne
nicht ˇzu ihm hinaufsteigen oder hinauffliegen.
– Wenn nun das Kind darauf beharrte & sagte,
⌊:⌋
ˇ es gebe vielleicht gebe es doch eine
Art wie man hinkommen könn⌊e⌋te
kann & sie sei mir nur nicht bekannt,
etc. – was könnte ich erwidern?
Was könnte ich Erwachsenen eines Volksstamms erwidern, die glauben Leute
kämen manchmal auf den Mond (vielleicht deuten sie 24
ihre Träume so) & die allerdings zugeben, man könnte nicht mit gewöhnlichen Mitteln ˇhinaufsteigen oder hinfliegen⌊?⌋
etc.
– Ein Kind wird für gewöhnlich nicht an so einem Glauben festhalten & bald von dem überzeugt werden das glauben | , was wir
es lehren. ihm im Ernst sagen. |
| | |
| | | | |
Ist dies nicht ganz so, wie man einem Kind den Glauben an einen Gott,
oder daß es keinen Gott gibt, beibringen kann, & es für
beides jenachdem für das eine, oder andere triftig scheinende Gründe wird vorbringen können?
| | |
| | | | |
“Aber gibt es denn da keine
objektive Wahrheit?
Ist es nicht wahr, oder aber falsch, daß auf dem Mond
war?”
Wenn wir in unserm System denken, so ist es gewiß, daß kein Mensch je auf
dem Mond war.
Nicht nur ist
uns soetwas nie im Ernst von vernünftigen Leuten berichtet worden,
sondern unser ganzes System der Physik verbietet uns zu glauben.
Denn diese verlangt Antworten auf die Fragen: “Wie hat er die Schwerkraft überwunden?”,
“Wie konnte er ohne Atmosphäre
leben?” & tausend andere, die nicht zu beantworten
wären.
Wie aber wenn ˇuns statt allen diesen Antworten entgegnet
würde: Wir wissen nicht, wie man auf den Mond
kommt, aber die dorthin kommen, erkennen sofort, daß sie dort sind; & auch Du kannst
ja nicht alles erklären.
Von [e|E]inem, der
dies sagte, würden wir uns geistig sehr entfernt fühlen.
| | |
| | | | |
“Ein Erfahrungssatz
läßt sich prüfen” (sagen
wir).
Aber wie? & wodurch?
| | |
| | | | |
Was gilt als seine Prüfung? –
“ ist dies eine ausreichende Prüfung?
Und, 25 wenn ja, muß sie nicht
logisch als ausreichend
ˇin der Logik als solche erkannt
werden?”
– Als ob die Begründung nicht einmal zu einem Ende
käme.
Aber das Ende ist nicht die unbegründete , sondern die unbegründete
Handlungsweise.
| | |
| | | | |
“Ich weiß, daß ich nie auf dem Mond war.”
⌊–⌋
[D|d]as klingt ganz anders unter den
tatsächlichen Umständen, als es klänge, wenn manche Menschen auf
dem Mond gewesen wären & vielleicht mancher, ohne es selbst zu
wissen.
In diesem Fall könnte man Gründe für dies Wissen
angeben.
Ist hier nicht ein ähnliches Verhältnis, wie zwischen der
allgemeinen Regel des Multiplizierens & gewissen ausgeführten
Multiplikationen?
Ich will sagen: Daß ich nicht auf dem Mond gewesen bin,
steht für mich ebenso fest wie irgend
welche Gründe dafür feststehen können. eine Begründung dafür feststehen kann.
| | |
| | | | |
Und ist nicht das, was M.
sagen will, wenn er sagt er wisse alle jene ?
– Aber handelt sich's wirklich darum, daß er's weiß &
nicht darum, daß gewisse dieser Sätze für uns
feststehen müssen?
| | |
| | | | |
Wenn Einer uns Mathematik lehren will, wird er nicht damit anfangen, uns zu versichern,:
, wäre es merkwürdig, wenn er damit anfinge zu versichern, er wisse, daß a + b = b + a ist.
| | |
| | | | |
Wer keiner Tatsache gewiß ist, der kann auch des Sinnes seiner
Worte nicht gewiß sein.
| | |
| | | | |
Wer an allem zweifeln wollte, der würde auch nicht bis zum Zweifel
kommen.
Das Spiel des Zweifelns selbst setzt schon die Gewißheit voraus.
26
| | |
| | | | |
Hatte M., statt “Ich
weiß …”, nicht sagen können “Es steht für mich fest, daß …”?
Ja auch: “Es steht
für mich & viele Andre fest …”.
| | |
| | | | |
Warum ist es mir nicht möglich, daran zu
zweifeln, daß ich auf dem Mond war?
Und wie könnte ich versuchen es zu tun?
Vor allem schiene mir die Annahme, vielleicht sei ich
doch dort gewesen, müßig.
Nichts würde daraus folgen, dadurch erklärt werden.
Sie hinge mit nichts in meinem Leben zusammen.
Wenn ich sage “Nichts spricht
dafür & alles dagegen” so setzt dies schon ein Prinzip des
[d|D]afür- &
[d|D]agegen- voraus.
D.h. ich muß sagen können was dafür
spräche.
| | |
| | | | |
Wäre es nun richtig zu sagen: Niemand hat bisher meinen Schädel
geöffnet um zu sehen, ob ein Gehirn drin ist; aber alles spricht dafür & nichts
dagegen, daß man eins drin finden würde?
| | |
| | | | |
Kann man aber auch sagen: Nichts spricht dagegen
& alles dafür, daß der Tisch dort auch dann vorhanden ist,
wenn niemand ihn sieht?
Was spricht denn dafür?
| | |
| | | | |
Wenn aber nun Einer es bezweifelte, wie würde sich sein Zweifel praktisch zeigen?
Und könnten wir ihn nicht ruhig zweifeln lassen, da es ja gar keinen Unterschied
macht?
| | |
| | | | |
Kann man sagen: “Wo kein
Zweifel, da auch kein Wissen”?
| | |
| | | | |
Braucht ma[nn|n] zum Zweifel nicht Gründe?
27
| | |
| | | | |
Wohin ich schaue, ich finde keinen Grund, daran zu
zweifeln, daß …
| | |
| | | | |
Ich will sagen: Wir verwenden
Urteile als Prinzip⌊(⌋e⌊)⌋ des Urteilens.
| | |
| | | | |
Wenn mich ein Blinder fragte
“Hast Du zwei
Hände?”, so würde ich mich nicht durch Hinschauen davon
⌊ver⌋gewissern.
Ja ich weiß nicht, warum ich meinen Augen trauen sollte, wenn ich überha⌊u⌋pt dran zweifelte.
Ja warum soll ich nicht meine Augen damit prüfen,
daß ich schaue ob ich beide Hände sehe?
Was ist wodurch zu
prüfen?!
(Wer entscheidet darüber was feststeht?)
Und was bedeutet die Aussage, stehe fest?
| | |
| | | | |
Ich bin der Bedeutung meiner Worte nicht gewisser, als bestimmter
Urteile.
Kann ich zweifeln, daß diese Farbe
“blau” heißt?
⌊(⌋Meine⌊)⌋
Zweifel bilden ein System.
| | |
| | | | |
Denn wie weiß ich, daß Einer zweifelt?
Wie weiß ich, daß er die Worte “Ich zweifle daran”
gebraucht wie ich?
| | |
| | | | |
Ich habe von Kind auf so urteilen gelernt.
Das
ist Urteilen.
| | |
| | | | |
So habe ich urteilen gelernt; das als Urteil g kennen gelernt.
| | |
| | | | |
Aber ist es nicht die Erfahrung, die uns lehrt so zu urteilen daß es richtig ist so zu
urteilen?
Aber wie lehrt's uns die Erfahrung?
Wir mögen es aus ihr entnehmen, aber die Erfahrung rät uns nicht, etwas aus ihr zu
entnehmen. zwingt uns dazu nicht. |
Ist sie der Grund, daß wir so Urteilen (& nicht [nur| bloß] die Ursache) so haben wir
nicht wieder 28 einen Grund dafür, dies als
Grund .
| | |
| | | | |
Nein, die Erfahrung ist nicht der Grund für unser
Urteilspiel.
Und also auch nicht sein Erfolg.
| | |
| | | | |
Menschen haben geurteilt, ein König könne Regen
machen; wir sagen dies widerspreche aller Erfahrung.
Wir urtei
Heute urteil[e|t]n
man
die Menschen, der Aeroplan, das Radio, etc. seien Mittel
zur Annäherung der Völker & Ausbreitung von Kultur.
| | |
| | | | |
Unter gewöhnlichen Umständen überzeuge ich mich nicht
durch den Augenschein, ob ich zwei Hände habe.
Warum nicht?
Hat Erfahrung es als unnötig erwiesen?
Oder ⌊(⌋auch⌊)⌋: Haben wir, auf irgend eine Weise, ein allgemeines Gesetz der Induktion gelernt, & vertrauen ihm nun auch hier?
– Aber warum sollen wir erst ein
allgemeines Gesetzt gelernt haben & nicht gleich das
spezielle?
| | |
| | | | |
Wenn ich ein Buch in eine Lade lege, so nehme ich nun
an, es sei darin es sei denn …
“Die Erfahrung gibt mir immer recht.
Es ist noch kein gut beglaubigter Fall vorgekommen, daß ein Buch (einfach)
verschwunden wäre.”
Es vorgekommen, daß Einer
sich ein Buch niemehr gefunden hat, obwohle
&
er überzeugt war,
wir
ˇsicher zu wissen glaubten, wo es war.
– Aber die Erfahrung lehrt doch wirklich, daß ein Buch, z.B., nicht verschwindet.
(Z.B. nicht nach & nach .)
– Aber ist es diese Erfahrung mit Büchern, etc., die uns annehmen läßt, das Buch sei nicht
verschwunden?
Nun, angenommen, wir fänden, daß unter bestimmten neuen
Umständen Bücher verschwänden – 29 würden wir nicht unsre Annahme ändern?
Kann man die Wirkung der Erfahrung auf unser System von Annahmen leugnen?
| | |
| | | | |
Aber folgen wir nicht einfach dem Prinzip, daß, was immer geschehen ist, auch wieder geschehen wird (oder ein
etwas ähnlichem)?
– Was heißt es, diesem Prinzip folgen?
Bringen wir es wirklich in unsere Überlegung unser Raisonnement | ?
// Ist es ein Teil unserer
Überlegung? oder ist es nur das Naturgesetz, dem scheinbar unser Schließen folgt?
Das letztere mag es sein[;|.]
aber das interessiert mich nicht.
Das erstec
ˇEin Glied in unsrer
Überlegung ist es nicht.
| | |
| | | | |
Wenn M. sagt, er wisse das & das,
so zählt er wirklich lauter Erfahrungssätze auf,
die wir im allgemeinen nicht ohne besondere Prüfung bejahen, also Sätze, die im System unsrer
Erfahrungssätze eine eigentümliche logische Rolle spielen.
| | |
| | | | |
Auch wenn der Glaubwürdigste mich versichert, er wisse, es sei das & das sei der Fall es verhalte sich so
& so, | kann dies allein
mich nicht davon überzeugen, nicht genug sein, um zu zeigen, | daß er es weiß.
daß er es zu wissen
glaubt.
Darum kann mich
M.s Versicherung, er wisse …,
ˇphilosophischen Untersuchung philosophischer Probleme
ˇuns nicht interessieren.
Die Sätze , welche Moore als Beispiele ˇ◇
gewisser
[w|W]ahr[er|hei]⌊ten⌋
Sätze
ˇsolcher gewisser
aufzählt sind allerdingsc interessant[, n|. N]icht
aber weil jemand ihre Wahrheit weiß, oder ˇsie zu
wissen glaubt, sondern weil sie alle im System unsrer
ˇunsrer empirischen Urteile eine ähnliche Rolle spielen.
| | |
| | | | |
Z.B. gelangen wir zu keinem von ihnen
durch eine Untersuchung.
30
Es gibt z.B.
historische Untersuchungen, & Untersuchungen über die physikalische Natur Gestalt | ,
& auch ⌊(⌋über⌊)⌋ das Alter der
Erde, aber nicht darüber, ob die Erde in den letzten 100 Jahren existiert habe.
Freilich, jeder
viele von uns hör[t|e]⌊n⌋
ˇBerichte
// haben Nachricht // über diesen Zeitraum von
ihren Eltern & Großeltern; aber
können sich die nicht irren?
– “Unsinn”
wird man sagen, “Wie sollen sich denn alle diese Menschen
irren!”.
Aber ist das ein Argument?
Ist es nicht einfach die Zurückweisung einer Idee?
& etwa eine Begriffsbestimmung? denn rede ich hier von einem möglichen Irrtum, so ändert das die Rolle die
“Irrtum” &
“Wahrheit” in unserm Leben
spielen.
| | |
| | | | |
Um eine Praxis festzulegen, genügen nicht Regeln,
sondern man braucht auch Beispiele.
Unsre Regeln lassen Hintertüren offen, & die Praxis muß für
sich selbst sprechen.
| | |
| | | | |
Wir lernen die Praxis des empirischen Urteilens nicht, indem wir bloße Regeln
lernen; es werden uns Urteile beigebracht & ihr Zusammenhang mit
andern Urteilen.
Ein Ganzes
ˇvon Urteilen wird uns plausibel gemacht.
| | |
| | | | |
Wenn wir anfangen, etwas zu
glauben, so nicht einen einzelnen Satz, sondern ein ganzes System zu
Sätzen.
(Das Licht geht nach & nach über das G
auf.)
| | |
| | | | |
Nicht einzelne Axiome leuchten mir ein, sondern ein System, worin sich
Folgen & Prämissen gegenseitig
31
stützen.
| | |
| | | | |
Es wird mir z.B.
erzählt, jemand sei vor vielen Jahren auf diesen Berg gestiegen.
Untersuche ich nun ˇimmer, die Glaubwürdigkeit des
Erzählers & ob dieser Berg vor Jahren existiert habe?
Ein Kind lernt viel später daß es glaubwürdige &
unglaubwürdige Erzähler gibt, als es
lernt Fakten lernt, die ihm erzählt werden.
Es lernt, daß jener Berg schon lange existiert habe, gar
nicht, d.h. die Frage, ob es so sei, kommt gar nicht
auf.
Es schluckt, sozusagen, diese Folgerung mit dem hinunter, was es lernt.
| | |
| | | | |
Das Kind lernt eine Menge Dinge glauben.
D.h. es lernt z.B. nach diesem Glauben handeln.
Es bildet sich nach & nach ein System von Geglaubtem heraus & darin
steht manches unverrückbar fest, manches ist mehr oder weniger
beweglich.
Was feststeht, tut dies nicht, weil es an sich offenbar oder einleuchtend ist, sondern es wird von dem, was darum herum liegt, festgehalten.
| | |
| | | | |
Man will sagen “Alle meine Erfahrungen zeigen, daß es so ist.”
Aber wie tun sie das?
Denn jener Satz, auf den sie zeigen, gehört auch zu ihrer besondern
Interpretation.
“Daß ich diesen Satz als ˇsicher wahr betrachte, kennzeichnet ˇauch meine Interpretation der
Erfahrung.”
| | |
| | | | |
Wir machen uns von der Erde das
Bild einer Kugel, die frei im Raume schwebt & sich in 100 Jahren nicht 32 wesentlich ändert.
Ich sagte “Wir machen uns das Bild
etc” & dies
Bild hilft uns nun zu⌊m⌋
verschiedenen Vorhersagen & andern Urteilen.
Beurteilen verschiedener Sachverhalte.
Ich kann ˇdie Dimensionen einer
Brücke allerdings berechnen, manchmal auch berechnen, daß hier eine Brücke
günstiger ist als eine Fähre, etc.
etc., – aber irgendwo muß ich mit einer Annahme ˇoder Entscheidung anfangen.
| | |
| | | | |
Das Bild der Erde als Kugel ist ein gutes Bild,
es bewährt sich überall, es ist auch ein einfaches Bild, – kurz,
wir arbeiten damit ohne es anzuzweifeln.
| | |
| | | | |
Warum überzeuge ich mich nicht davon durch
daß ich noch zwei Füße habe, wenn ich von dem Sessel
erheben will.
Es gibt
kein Warum.
Ich tue es einfach nicht.
So handle ich.
| | |
| | | | |
Meine Urteile selbst charakterisieren die Art & Weise, wie ich urteile, das Wesen des Urteilens.
| | |
| | | | |
Wie beurteilt Einer, welches seine rechte & welches seine linke
Hand ist?
Wie weiß ich, daß mein Urteil mit dem der Andern übereinstimmen wird?
(Wie weiß ich daß diese Farbe Blau
ist
“[b|B]lau”
heißt?)
Wenn ich hier mir nicht traue, warum soll ich dem Urteil der
Andern trauen?
Gibt es ein Warum?
Muß ich nicht irgendwo anfangen zu trauen?
D.h. ich muß irgendwo mit
dem [n|N]icht-zweifeln anfangen;
& das ist nicht, sozusagen, vorschnell aber verzeihlich; sondern es gehört zum
Urteilen.
33
| | |
| | | | |
Ich möchte sagen,
⌊:⌋
M.
weiß
die Dinge nicht, die er zu wissen vorgibt
behauptet, aber sie stehen für ihn fest, so wie auch für mich; sie
nicht, was er zu wissen behauptet, aber es steht
es
als feststehend zu betrachten zu glauben | gehört zur
Methode unseres Zweifel⌊n⌋s, unsrer
& Untersuch[un|ens]gen.
| | |
| | | | |
Die Sätze, die für mich feststehen, lerne ich nicht
ausdrücklich,⌊.⌋
[i|I]ch kann sie ˇnachträglich
finden wie d[as|ie] Rotationszentrumachse eines
sich drehenden rotierenden | Körpers.
Diese Achse steht nicht fest in dem Sinne, daß sie festgehalten wird, aber die Bewegung um sie herum läßt bestimmt sie
zur Unbeweglichkeit. als unbewegt. |
| | |
| | | | |
Niemand hat mich gelehrt, daß meine
Hände nicht verschwinden, wenn ich ˇauf sie nicht aufpasse.
Noch kann man sagen, ich setze die Wahr- heit dieses Satzes bei meinen
Behauptungen etc voraus
(als ruhten sie auf ihm) während er erst durch uns[re|er]
ander[n|w]⌊weitiges⌋ Behaupt[un|en]gen Sinn erhält.
| | |
| | | | |
Es gibt Fälle, solcher Art,
daß wenn Einer dort ˇdie Zeichen des Zweifels gibt,
wo wir nicht zweifeln, wir seine Zeichen nicht ˇmit Sicherheit als Zeichen des
Zweifels verstehen können.
D.h.: Damit wir seine Zeichen des Zweifels als solche verstehen, darf er sie nur in
bestimmten Fällen geben & nicht in andern.
| | |
| | | | |
Der Mensch kann sich unter gewissen Umständen nicht irren. (“kann” ist ˇhier logisch gebraucht, & der Satz sagt nicht, daß unter diesen
Umständen der Mensch nichts [f|F]alsches sagen 34 kann.)
Wenn M. das
Gegenteil von jenen Sätzen aussagte, die er für gewiss erklärt,
würden wir nicht nur nicht seiner Meinung sein, sondern ihn für geistesgestört
halten.
| | |
| | | | |
Damit der Mensch sich irre, muß er schon mit der
Menschheit konform sein.
urteilen.
| | |
| | | | |
Wie, wenn ein Mensch sagte sich
nicht erinnern könnte, er immer 5 Finger, ˇoder 2
Hände gehabt hat?
Würden wir ihn verstehen?
Könnten wir sicher sein, daß wir ihn verstehen?
| | |
| | | | |
Kann ich mich z.B.
darin irren daß die einfachen Worte die diesen Satz bilden, [D|d]eutsche Wörter sind, deren Bedeutung ich
kenne?
| | |
| | | | |
Wir lernen als Kinder Fakten,
z.B. daß jeder Mensch ein Gehirn hat, & wir nehmen
sie gläubig hin.
Ich glaube, daß es eine Insel, Australien, gibt von der
& der Gestalt, usw.
usw.., ich glaube, daß ich
Urgroßeltern gehabt habe, daß die Menschen, die sich für meine Eltern ausgaben,
wirklich meine Eltern w[ä|a]ren, etc..
Dieser Glaube mag nie g ausgesprochen, ja der Gedanke,
daß es so ist, nie gedacht werden.
| | |
| | | | |
Das Kind lernt, indem es dem Erwachsenen
glaubt.
Der Zweifel kommt nach dem Glauben.
| | |
| | | | |
Ich habe eine Unmenge gelernt & es auf die Autorität von
Menschen angenommen[.| ] dann durch eigene Erfahrung bestätigt,
oder entkräftet gefunden.
35
| | |
| | | | |
Was in Lehrbüchern, der Geographie z.B. steht, halte ich im allgemeinen für w[ä|a]hr.
Warum?
Ich sage: Alle diese Fakten sind hundertmal bestätigt
worden.
Aber wie weiß ich das?
Was ist meine Evidenz dafür?
Ich habe ein Weltbild.
Ist es wahr oder falsch?
Es ist vor allem das Substrat alles meines Forschens &
Behauptens.
Es
Die Sätze die es beschreiben unterliegen nicht alle
gleichermaßen der Prüfung.
| | |
| | | | |
Prüft jemand je, ob dieser Tisch hier stehenbleibt, wenn niemand auf
ihn achtgibt?
Wir prüfen die Geschichte Napoleons, aber nicht, ob alle Berichte über ihn auf
Sinnestrug, Schwindel u.
dergl. beruhen.
Ja, wenn wir überhaupt prüfen, setzen wir damit schon etwas voraus, was nicht
geprüft wird.
Soll ich nun sagen, das Experiment, das ich etwa zur Prüfung eines Satzes mache,
setze die Wahrheit des Satzes voraus, daß hier wirklich der Apparat steht, welchen ich zu
sehen glaube (u.
dergl.)?
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Hat das Prüfen nicht ein Ende?
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Ein Kind könnte zu einem andern sagen:
“Ich weiß, daß die Erde schon viele hundert
Jahre alt ist”, & das hieße: Ich habe
es gelernt.
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Die Schwierigkeit ist, die Grundlosigkeit unseres Glaubens einzusehen.
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Daß unsre Erfahrungsaussagen nicht alle Status haben, ist klar, da man so
einen Satz festlegen kann & ihn dadurch vom
Erfahrungssatz zu einer der Beschreibung machen kann.
36
Denk an chemische Untersuchungen.
Lavoisier macht [e|E]xperimente mit Stoffen in seinem Laboratorium & schließt nun,
daß bei der Verbrennung dies & jenes geschehe.
Er sagt nicht, daß es ja ein andermal anders zugehen könne.
Er ergreift ein bestimmtes Weltbild, ja er hat es natürlich nicht erfunden, sondern gelernt.
Ich sage Weltbild & nicht Hypothese, weil es die selbstverständliche Grundlage seiner Forschung ist & als solche auch nicht ausgesprochen
wird.
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Aber welche Rolle spielt nun die Voraussetzung,
daß ein Stoff A
auf einen Stoff B unter gleichen
Umständen immer gleich reagiert?
Oder ist
gehört das zur Definition eines Stoffs?
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Man könnte meinen es gäbe Sätze welche aussprechen,
daß Chemie möglich ist.
Und das wären Sätze einer Naturwissenschaft.
Denn worauf sollen sie sich stützen, wenn nicht auf Erfahrung?
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Ich glaube, was mir Menschen in einer gewissen Weise
übermitteln.
So glaube ich Geographische, Chemische, Geschichtliche Tatsachen etc.
So lerne ich die Wissenschaften.
Ja lernen beruht natürlich auf
glauben.
Wer gelernt hat, der Mont Blanc sei 4000 m hoch, wer es auf der
Karte nachgesehen hat, sagt nun er wisse es.
Und man kann man nun sagen: Wir messen unser Vertrauen so zu ˇdort | , weil es sich so
gut bewährt hat?
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37
Ein Hauptgrund für M. anzunehmen, daß er nicht
auf dem Mond war, ist der, daß niemand auf dem Mond war & nicht
hinkommen konnte; & das glauben wir auf Grund dessen, was wir
lernen.
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Vielleicht sagt man “Es
muß doch ein Prinzip diesem Vertrauen zu grunde liegen”; aber was kann so ein Prinzip
leisten?
Ist es mehr als ein Naturgesetz des
‘Fürwahrhaltens’?
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Liegt es denn in meiner Macht, was ich glaube? oder was ich
unerschütterlich glaube?
Ich glaube, daß dort ein Sessel steht.
Kann ich mich nicht irren?
Aber kann ich glauben, daß ich mich irre? ja kann ich es überhaupt in
Betracht ziehen?
– Und könnte ich nicht auch an meinem Glauben
festhalten, was immer ich später
erfahre?!
Aber ist nun mein Glaube begründet?
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Ich handle mit voller
Gewissheit.
Aber diese Gewissheit ist meine eigene.
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“Ich weiß
es” sage ich dem Andern; & hier gibt es eine
Rechtfertigung.
Aber für meinen Glauben gibt es keine.
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Statt “Ich
weiß es” kann man in manchen Fällen sagen
“Es ist so; verlaß [d|D]ich drauf”.
In manchen Fällen aber: “Das habe
ich schon vor Jahren gelernt”; & manchmal:
“Ich bin sicher daß es so
ist.”
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Was ich weiß, das glaube ich.
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Der [F|f]alsche Gebrauch, den M.
vo[m|n] de[r|m]
Äußerung
Satz
“Ich weiß …” macht,
liegt darin, daß er ihn als eine Äußerung 38 betrachtet, die so wenig
anzuzweifeln ist wie etwa “Ich habe Schmerzen” Ich glaube, daß
…”,
⌊.⌋
Und da aus “Ich weiß, daß es so
ist” folgt◇
“Es ist so”, so kann also auch
dies nicht angezweifelt werden.
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Es wäre also richtig zu sagen:
“Ich glaube …” hat
subjektive Wahrheit; aber “Ich
weiß …” nicht.
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Oder auch: “Ich
glaube …” ist eine Äußerung, ˇnicht aber
“Ich weiß …”⌊.⌋
nicht.
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Wie, wenn M. statt “Ich
weiß …” gesagt hätte
“Ich
schwöre …”?
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Die Primitivere Vorstellung ist, daß die Erde nie einen Anfang genommen hat.
Kein Kind hat Grund sich zu fragen wie lange es die Erde schon
gegeben hat, weil aller Wandel auf ihr vorsichgeht.
Wenn das was
man die Erde nennt, wirklich einmal ist, was schwer genug vorzustellen ist, so nimmt man den Anfang natürlich in
unvordenklicher an.
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“Es ist sicher, daß
Napoleon nach der Schlacht bei
Austerlitz ….
Nun, dann ist es doch ⌊auch⌋ sicher, daß die Erde damals
existiert hat.”
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“Es ist sicher, daß
wir nicht vor 100 Jahren von einem andern Planeten auf diesen ˇherab gekommen
sind.”
Nun, so sicher, als eben solche Sachen sind.
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Es käme mir
lächerlich vor, die Existenz Napoleons bezweifeln zu wollen; aber wenn Einer die Existenz der Erde vo[n|r] 150
Jahren bezweifelte, wäre ich vielleicht eben bereit aufzuhorchen, denn nun gäbe er bezweifelt er unser 39
ganzes System der Evidenz.
Es kommt mi[c|r]h nicht vor, als sei dies System sicherer als
eine in ihm.
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“Ich könnte annehmen,
daß Napoleon nie existiert
hat & eine ist, aber nicht, daß die Erde
nicht existiert
hat.”
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“Weißt Du, daß die Erde damals existiert hat⌊?⌋”
– “Freilich weiß ich's.
Jeman
Ich habe es von jemandem, der sich⌊eres⌋
auskennt”.
Zeugnis davon hat”.
sich genau auskennt”
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Es kommt mir vor, als müßte der, welcher an
der Existenz der Erde zu jener Zeit zweifelt, das Wesen aller historischen Evidenz
antasten.
Und von dieser kann ich nicht sagen, sie sei n bestimmt richtig.
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Einmal muß man von der Erklä-40 ⌊r⌋ung auf die bloße Beschreibung
kommen.
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Was wir historische Evidenz nennen, deutet darauf hin,
die Erde habe schon lange vor meiner Geburt existiert; – die
entgegengesetzte Hypothese hat nichts für
sich.
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Wenn nun alles für eine Hypothese, nichts gegens sie spricht, – ist sie dann gewiß wahr?
Man kann sie so bezeichnen.
– Aber stimmt sie gewiß mit der Wirklichkeit, den Tatsachen, überein?
– Mit dieser Frage bewegst Du Dich schon im Kreise.
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Es gibt freilich Rechtfertigung; aber die Rechtfertigung hat ein
Ende.
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