| Ein Sprachspiel: Darüber berichten ob ein bestimmter Körper heller, oder dunkler als ein andrer sei. – Aber nun gibt es ein verwandtes: Über das Verhältnis der Helligkeiten bestimmter Farbtöne aussagen. (Damit ist zu vergleichen: Das Verhältnis der Längen zweier Stäbe bestimmen – & das Verhältnis zweier Zahlen bestimmen.) – Die Form der Sätze in beiden Sprachspielen ist die gleiche: “x ˇist heller als y”. Aber im ersten ist es eine externe Relation & der Satz zeitlich, im zweiten ist es eine interne Relation & der Satz zeitlos. |
|
In einem Bild, in welchem ein
Stück weißes Papier seine Helligkeit vom blauen Himmel
kriegt, ist dieser heller als das weiße |
|
Lichtenberg sagt, nur wenige Menschen
hätten je reines Weiß gesehen. So verwenden also
die Meisten das Wort falsch? Und wie hat er den
richtigen Gebrauch gelernt? – Er hat
|
| Und freilich kann ein so konstruierter uns
wieder über den 2 tatsächlichen
Gebrauch belehren. |
| Wenn
ich von einem Papier sage, es sei rein weiß, & es
würde Schnee neben das Papier gehalten & dieses sähe
nun grau aus, so
|
| Was läßt sich dafür sagen, daß
Grün eine primäre Farbe ist, keine Mischfarbe von Blau
& Gelb? Wäre es richtig zu sagen:
“Man kann das nur unmittelbar
erkennen, indem |
|
3 bläulich ist. Ich sage
“oder zu mischen”, weil ein Grün dadurch nicht zugleich grünlich
& gelblich wird, daß es durch ˇeine Art der Mischung
von Gelb & Blau zustandekommt. |
| Menschen könnten den Begriff der
Zwischenfarbe oder Mischfarbe haben auch wenn sie nie Farben
durch Mischung (in welchem Sinne immer) erzeugten. Es
könnte sich in ihren Sprachspielen immer nur darum handeln schon
vorhandene Zwischen- oder Mischfarben zu
suchen, zu wählen. |
|
Wenn nun auch nicht Grün eine Zwischenfarbe von Gelb &
Blau ist, könnte es nicht Leute geben, für die es ein
bläuliches Gelb, |
| Wer den Begriff der Zwischenfarbe hat,
also gelernt hat zu einem gegebenen Farbton einen gelblicheren,
w[i|e]ißlicheren, rötlicheren zu finden oder zu
mischen, u.s.f., wer also den Begriff der
Zwischenfarbe kennt, den fordre man
⌊(⌋nun⌊)⌋ auf, ˇuns ein
rötliches Grün zu
4 nach
|
| Wem
ein Rötlichgrün bekannt wäre, der sollte im Stande
sein, eine Farbenreihe herzustellen, die mit Rot anfinge, mit
Grün endet, &, auch für uns vielleicht,
einen kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen bildet.
Es würde sich dann zeigen, daß dort, wo wir jedesmal den
gleichen Ton, von Braun z.B., sehen, er einmal
Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er
z.B. zwei chemische Verbindungen, die für
uns die gleiche Farbe haben, |
| Stell Dir vor alle Menschen mit seltenen
Ausnahmen wären rot-grün-blind. Oder auch
den andern Fall: alle Menschen wären entweder
rot-grün-, oder
blau-gelb-blind. |
|
Denken wir uns ein Volk von Farbenblinden, ˇ&
das könnte es leicht geben[, s|.
S]ie
würden ◇ nicht die gleichen Farbbegriffe haben
wie wir. Denn auch angenommen sie redeten,
z.B., Deutsch, hätten also alle deutschen
Farbwörter, so würden sie sie doch anders
gebrauchen als wir, & anders zu ge- 5 brauchen lernen.
Oder haben sie eine fremde Sprache, so würde es uns schwer, ihre Farbwörter in die unsern zu übersetzen. |
| Wenn es
aber auch Menschen gäbe, denen es natürlich
wäre,
|
| In jedem ernsteren philosophischen
Problem reicht die Unsicherheit bis an die Wurzeln
hinab. Man muß immer darauf gefaßt sein, etwas ganz neues zu lernen. |
| Die Beschreibung der
Phänomene der Farbenblindheit gehört in die
Psychologie: also auch die der Phänomene des normalen
Sehens? Die Psychologie beschreibt nur die
Abweichungen der Farbenblindheit vom normalen
Sehen. |
|
Runge (in dem Brief, den
Göthe in
der Farbenlehre abdruckt) sagt, es gebe durchsichtige &
undurchsichtige Farben. Weiß sei eine
un- 6 durchsichtige Farbe.
B Dies zeigt die Unbestimmtheit im Begriff der Farbe, oder auch der Farbengleichheit. |
|
|
| Wie
kommt es, daß etwas Durch- Durchsichtigkeit & Spiegeln gibt es nur in der Tiefendimension
Der Eindruck des durchsichtigen Mediums ist der, daß etwas hinter dem Medium liegt. Vollkommene Einfärbigkeit des Gesichtsbilds kann nicht durchsichtig sein. |
| Etwas Weißes
hinter einem gefärbten durchsichtigen Medium erscheint in der
Farbe des Mediums, etwas Schwarzes schwarz. Nach dieser
Regel muß Schwarz auf weißem Grund durch ein ‘weißes
durchsichtiges’ Medium
gesehen wie durch ein farbloses gesehen 7 werden erscheinen. |
|
Runge: “Wenn man
sich ein bläuliches Orange, ein rötliches Grün, oder
ein gelbliches Violett denken will, wird einem zu Muthe wie bei einem südwestlichen
Nordwinde” … Weiß sowohl als Schwarz
sind beide undurchsichtig oder körperlich …
Weißes Wasser wird man sich nicht denken können, was rein
ist, so wenig wie klare Milch.”
|
| Wir wollen keine Theorie
der Farben finden (weder eine physiologische, noch eine
psychologische), sondern die Logik der Farbbegriffe.
Und diese leistet, was man sich oft mit Unrecht von einer
|
| “Weißes Wasser wird man sich nicht denken
können etc.” Das heißt man kann nicht beschreiben
(z.B. malen), wie etwas weißes Klares
aussähe, & das heißt
|
| Es
ist nicht ohne weiters klar, von welchem durchsichtigen
Glas man sagen soll, es habe die gleiche Farbe, wie ein
undurchsichtiges Farbmuster. Wenn ich sage “Ich suche ein Glas von dieser
Farbe” (wobei ich auf ein
färbiges Papier deute), so wird das
etwa heißen, daß etwas Weißes, 8 durch das Glas gesehen, ausschauen soll wie mein
Muster. Ist das Muster rosa; himmelblau, lila, so wird man sich das Glas wahrscheinlich trübe denken, aber man vielleicht auch ˇklar & nur schwach rötlich, bläulich oder violett gefärbt. |
| Im
Kino kann man manchmal die Vorgänge im Film so sehen, als
lägen sie hinter der Leinwandfläche, diese aber sei
durchsichtig, etwa eine Glastafel. Das Glas
nähme den Dingen ihre Farbe & ließe nur Weiß, Grau
& Schwarz durch. (Wir reden treiben hier nicht physikalisch Physik, sondern betrachten Weiß & Schwarz als Farben ganz wie |
| Von einer grünen Tafel
würden wir etwa sagen: sie gäbe den Dingen hinter ihr
|
|
“Man kann sich das nicht
vorstellen”, wenn es sich um die
Logik handelt, heißt: man weiß nicht, was man sich hier
vorstellen soll. 9 |
| Würde man von
|
| Konstruiere aus der Regel für den
Augenschein des durchsichtigen
|
| Jedes gefärbte Medium
verdunkelt, was dadurch gesehen wird, es schluckt
Licht: Soll nun mein weißes Glas auch
verdunkeln? & je dicker es ist, desto mehr?
So wäre ˇes also ˇeigentlich das
‘weiße’ Glas ein dunkles Glas! // So
wäre es ja ein dunkles Glas! // |
| Warum kann man sich
|
|
Sätze werden oft an der Grenze von Logik &
Empirie gebraucht, ⌊(⌋so⌊)⌋ daß ihr Sinn
über die Grenzen hin & her wechselt, & sie bald als
Ausdruck einer Norm, bald als Ausdruck einer Erfahrung gelten.
(Denn es ist ja nicht eine psychische Begleiterscheinung – so stellt man sich den ‘Gedanken’ vor –, sondern die Verwendung, die den logischen vom Erfahrungssatz unterscheidet) 10 |
|
Man redet von der ‘Farbe des
Goldes’ & meint nicht
Gelb. “Goldfarben” ist
die Eigenschaft einer
|
|
Es gibt Rotglut & Weißglut: Wie aber
sähe Braunglut & Grauglut aus? Warum kann
man sich diese nicht als einen schwächeren Grad der Weißglut
denken? |
|
“Das Licht ist
farblos.”
ˇWenn, dann [I|i]n dem Sinne⌊,⌋
ˇwie etwa, in welchem
die Zahlen farblos sind. |
| Was leuchtend aussieht, sieht
nicht grau aus. Alles Graue sieht beleuchtet
aus. |
| Was man als leuchtend sieht, sieht man
nicht als grau. Wohl aber kann man es als weiß
sehen. |
| Man könnte also etwas jetzt als
schwach leuchtend, jetzt als grau sehen. |
| Ich sage nicht ⌊(⌋wie die
Gestaltspsychologen⌊)⌋, daß der
Eindruck des Weißen so & so zustande
komme Sondern die Frage ist gerade: was
der Eindruck des Weißen sei. Was die Bedeutung dieses
Ausdrucks, die Logik des Begriffes ist |
| Denn, daß man sich etwas ‘grauglühendes’ nicht denken kann, gehört nicht in die Physik, oder
Psychologie der Farbe. 11 |
| Denke, [m|M]an
sagte uns mir, eine ⌊gewisse⌋ Substanz
brenne mit grauer Flamme. Wir
Ich kennen doch nicht die Farben der Flammen sämtlicher
Substanzen; warum sollte das also nicht möglich sein?
|
| Man redet von einem
‘dunkelroten
Schein’, aber nicht von einem ‘schwarz-roten’. |
|
Eine glatte weiße Fläche kann spiegeln: Wie
nun, wenn man sich irrte, & was in ihr gespiegelt erscheint,
wirklich hinter ihr wäre & durch sie gesehen
würde? Wäre sie dann weiß &
durchsichtig? |
|
Man spricht von einem ‘schwarzen’
Spiegel. Aber
|
| Die
Undurchsichtigkeit ist nicht eine Eigenschaft der weißen
Farbe. Sowenig wie Durchsichtigkeit eine Eigenschaft der
grünen. |
| Und
es genügt auch nicht zu sagen, das Wort “weiß” werde
eben nur für die Erscheinung von Oberflächen
angewandt. Es könnte sein daß wir zwei
Wörter für “grün”
hätten, ⌊:⌋ eines nur für
grüne Oberflächen, das andre für
grün⌊(⌋e⌊)⌋ durchsichtige Gegenstände. Es
bliebe also die Frage, warum es kein dem Wort “weiß”
entsprechendes Farbwort für etwas 12 durchsichtiges
gibt. |
| Ein
Medium, wodurch ein schwarz & weißes Muster
(Schachbrett⌊)⌋
z.B.) unverändert
erscheint, wird man nicht ˇein weißes nennen, auch wenn
dadurch
|
| Man könnte
|
|
In einem Zusammenhang ist diese Farbe für mich Weiß in schlechter Beleuchtung, in einem andern Grau in guter Beleuchtung. Dies sind Sätze über die Begriffe ‘weiß’ & ‘grau’. |
| Der
Eimer, der hier vor mir steht, ist glänzend Weiß lackiert, es
wäre absurd, ihn “grau” zu nennen,
oder zu sagen “Ich sehe
eigentlich ein helles Grau”.
Aber er hat ein weißes Glanzlicht, das weit heller ist
als eine übrige Fläche, & diese ist teils
|
| Es ist nicht dasselbe, zu
sagen: der Eindruck des Weißen oder Grauen 13 kommt unter
|
| Weiß als
Stoffarbe ([I|i]n dem Sinne, in welchem
man sagt, Schnee ist weiß) ist heller als jede andre Stoffarbe;
Schwarz dunkler. Hier ist die Farbe eine
Verdunklung, & ist dem Stoff jede solche entzogen,
so bleibt Weiß, & darum kann man es “farblos”
nennen. |
| Es gibt
zwar nicht Phänomenologie, wohl aber phänomenologische
Probleme. |
| Daß
nicht alle Farbbegriffe logisch gleichartig sind, sieht man
leicht. |
| Eine Farbe
‘leuchtet’ in einer Umgebung. (Wie Augen
nur in einem Gesicht lächeln). Eine ‘schwärzliche’ Farbe – z.B. Grau –
‘leuchtet’ nicht. |
|
Die Schwierigkeiten, die wir beim Nachdenken über das Wesen
der Farben empfinden (mit denen Göthe sich in der
Farbenlehre ˇsich auseinandersetzen
wollte) liegen schon in der Unbestimmtheit
|
|
∣ “Ich
14 “Ich
beobachte x”
x steht im ersten & zweiten Satz nicht für den gleichen Begriff, wenn auch vielleicht für den gleichen Wortausdruck, z.B. für “einen Schmerz”. Denn auf die Frage fragt man “Was für einen Schmerz?” ⌊so⌋ könnte ich ˇim ersten Fall als zur [A|a]ntwort⌊en⌋ ˇ“Diesen” & den Fragenden etwa mit einer Nadel stechen. Im zweiten Falle muß ich auf dieselbe Frage anders antworten; z.B. “Den Schmerz in meinem Fuß”. Auch könnte das x im zweiten Satz für “meinen Schmerz” stehen, aber nicht im ersten. ∣ |
| Denk, jemand zeigte auf eine Stelle der
Iris in einem Rembrandtschen Auge & sagt: “Die Wande in
meinem Zimmer sollen in dieser Farbe gemalt |
| Ich male die Aussicht von meinem
Fenster; eine bestimmte Stelle, bestimmt durch ihre Lage in der
Architektur eines Hauses, male ich mit Ocker. Ich sage, ich
sehe diese Stelle in dieser Farbe. Das bedeutet nicht, daß ich hier ˇdie Farbe Ocker sehe, denn dieser Farbstoff mag, so umgeben, mir heller, ˇoder dunkler, oder rötlicher, (etc.) aussehen als Ocker. “Ich sehe diese Stelle, so wie ich sie hier mit Ocker gemalt habe, nämlich als ein stark rötliches Gelb.” Wie aber, wenn man von mir verlangte, den genauen Farbton anzugeben, den ich dort sehe? – Wie soll er angegeben werden, & wie bestimmt werden? Man könnte verlangen, daß ich ein Farbmuster (ein ˇrechteckiges Stück Papier von dieser 15 Farbe) herstelle. Ich sage nicht, daß ein
solcher Vergleich ohne jedes Interesse wäre, aber er zeigt
uns, daß nicht von vornherein klar ist, wie Farbtöne zu
vergleichen sind & was “[g|G]leichheit der
Farbe” bedeutet. |
| Denken wir uns ein Gemälde in
kleine⌊,⌋ Stuc
annähernd einfärbige Stücke
zerschnitten, & diese dann als Steine eines
Zusammenlegspiels verwendet. Auch wo ein solcher Stein
nicht einfärbig ist, soll er keine räumliche Form andeuten,
sondern einfach als flacher Farbfleck erscheinen. Erst im
Zusammenhang mit den andern, sieht man ihn als ein
Stück blauen Himmel, als einen Schatten, einen Glanz, ˇals
durchsichtig oder undurchsichtig, etc. // …mit den andern wird er ein Stück blauen
Himmels, ein Schatten, ein Glanz, |
| Man
|
| Daß ich sagen kann, diese Stelle in
meinem Gesichtsfeld sei graugrün, bedeutet nicht, daß ich
weiß, was eine genaue Kopie des Farbtons zu nennen
wäre. 16 |
| Ich sehe auf einer (nicht
färbigen) Photographie einen Mann mit dunklem Haar &
einen Buben mit glatt zurückgekämmtem
[B|b]londem Haar vor einer Art Drehbank stehen, die zum
Teil aus schwarz gestrichenen Gußteilen, teils aus glatten Wellen,
Zahnrädern, u.a., besteht, daneben
steht ein Gitter aus hellem verzinkten Draht. Die
bearbeiteten Eisenflächen sehe ich eisenfärbig, das
Haar des Jungen blond, das Gitter zinkfarbig,
|
| Aber sehec
ich wirklich die Haare auf der Photographie blond,
etc.? Und was spricht
dafür? Welche Reaktion des Betrachtens
|
| Wenn
selbst das Wort “blond” blond
klingen kann, wieviel eher können die photographierten Haare
blond aussehen! |
|
“Kann man sich nicht denken,
daß (gewisse) Menschen eine andere Farbengeometrie als die
unsere hätten?” Das
heißt doch: [k|K]ann man sich nicht Menschen
mit andern Farbbegriffen als den unsern denken? & das
heißt wieder: Kann man 17 sich nicht vorstellen, daß Menschen unsre Farbbegriffe
nicht haben, & daß sie Begriffe haben, die mit
unsern Farbbegriffen
|
| Sieh Dein Zimmer am späten Abend
an, wenn Farben kaum mehr zu unterscheiden sind – & nun
mach Licht & male, was Du früher im Halbdunkel gesehen
hast. – Wie vergleicht man die Farben auf so einem
Bild mit denen des halbdunkeln Raums? |
| Auf die Frage “Was bedeuten die Wörter ‘rot’, ‘blau’, ‘schwarz’,
‘weiß’, können wir
|
| Ich
|
| Die
Göthesche
Lehre von der Entstehung der Spektralfarben ist nicht eine
Theorie, die sich als ungenügend erwiesen hat, sondern eigentlich
gar keine Theorie. Es läßt sich mit ihr nichts
vorhersagen. Sie ist eher ein vages Denkschema nach Art
derer, die man in James'
Psychologie findet. Es gibt auch kein
Experimentum crucis, 18 das für, oder gegen
dieses Lehre entscheiden könnte. |
| Wer mit
Göthe
übereinstimmt, findet, Göthe habe die Natur der Farbe richtig
erkannt: Und Natur ist hier nicht, was aus
Experimenten hervorgeht, sondern sie liegt im Begriff der
Farbe. |
| Eins war
für Göthe unumstößlich klar: Aus Dunkelheiten
kann sich kein Helles zusammensetzen – wie aus mehr &
mehr Schatten kein Licht entsteht. – Und dies
ließe sich so ausdrücken: Wenn man Lila ein
rötlich-
weißlich-rötlich-Blau nennt, oder Braun ein
schwärzlich-rötlich-Gelb, – so kann man nun
Weiß kein
gelblich-rotlich-grünlich-Blau,
|
| Ich
kann mir nicht denken, daß Göthes Bemerkungen über die Charaktere der
Farben & Farbenzusammenstellungen für den Maler
nützlich sein können; kaum für den Dekorateur.
Die Farbe eines Blutunterlaufenen Auges
könnte 19 als Farbe eines Wandbehangs prächtig
wirken. Wer vom Charakter einer Farbe redet, denkt dabei
immer nur an eine bestimmte Art ihrer Verwendung.
|
| Gäbe es eine
Harmonielehre der Farben, so würde sie etwa mit einer Einteilung
der Farben in Gruppen anfangen & gewisse Mischungen, oder
Nachbarschaften verbieten, andre erlauben. Und sie
würde, wie die Harmonielehre, ihre Regeln nicht
begründen. |
| Es mag
Geistesschwache geben, denen man den Begriff ‘morgen’ nicht
beibringen kann, oder den Begriff ‘ich’, oder das
Ablesen der Uhrzeit. Sie würden den Gebrauch des
Wortes ‘morgen’ nicht Wem kann ich nun beschreiben, was diese nicht erlernen können. Nicht nur dem, der es erlernt hat? Kann ich dem A nicht mitteilen, B könne höhere Mathematik nicht erlernen, auch wenn A sie nicht beherrscht? Versteht nicht der das Wort “Schach” anders, der das Spiel gelernt hat, als der es nicht gelernt hat? Es bestehen Unterschiede zwischen der Verwendung, die jener von dem Wort machen kann, & der Verwendung, die dieser gelernt hat. |
| Heißt
ein Spiel beschreiben immer: eine Beschreibung geben, durch die
man es lernen kann? |
|
Hat der Normalsehende & der 20 Farbenblinde den gleichen Begriff von der
Farbenblindheit? Ein Farbenblinder kann nicht nur
unsre Farbwörter, sondern auch das Wort “Farbenblind” nicht so verwenden lernen wie ein Normaler. Er
kann z.B. die Farbenblindheit nicht auf
die gleiche Weise feststellen wie dieser. |
| Es könnte Menschen geben, die
unsre Aus nicht unsre
Ausdrucksweise, Orange sei ein rötliches Gelb, nicht
|
| Die Psychologie
beschreibt die Phänomene des Sehens. – Wem macht
sie die Beschreibung? Welche Unwissenheit kann
diese Beschreibung beheben? |
| Die Psychologie beschreibt, was
beobachtet wurde. |
|
Kann man dem Blinden beschreiben, wie das ist, wenn Einer
sieht? – Doch. Ein Blinder
lernt manches über den Unterschied des Blinden vom
Sehenden. Aber die Frage
21 |
|
Ich kann doch Farbenblindheit beobachten; warum also Sehen
nicht? – Ich kann beobachten, welche Farburteile ein
Farbenblinder – oder auch ein Normalsichtiger – unter
gewissen Umständen fällt. |
| Man sagt manchmal (wenn auch
mißverständlich) “Nur ich kann wissen, was ich
sehe”. Aber nicht:
“Nur ich kann wissen, ob ich
Farbenblind bin.” (Noch auch: “Nur ich kann wissen, ob ich sehe, oder
blind bin.”) |
| Die Aussage “Ich sehe einen roten
Kreis” & die “Ich sehe (bin nicht
blind)” sind logisch
verschieden // nicht
gleichartig // . Wie prüft man
die Wahrheit der ersten, wie die Wahrheit der zweiten?
Aber kann ich glauben zu sehen, & blind sein, oder glauben blind zu sein, & sehen? |
| Könnte in
einem Lehrbuch der Psychologie der Satz stehen “Es gibt Menschen, welche
sehen”? Wäre das
falsch? Aber wem wird hier etwas mitgeteilt?
|
| Wie kann es unsinnig sein zu
sagen “Es gibt Menschen, welche
sehen”, wenn es nicht unsinnig ist zu
sagen “Es gibt Menschen, welche
blind sind”?
Aber angenommen, ich hätte nie von der Existenz blinder Menschen gehört & eines Tages teilt man mir mit “Es gibt Menschen, welche nicht sehen”, müßte ich 22 diesen Satz so ohne weiteres
verstehen? Muß ich mir, wenn ich ˇselber
nicht blind bin, bewußt sein, daß ich die Fähigkeit des
Sehens habe, & daß es also Leute geben kann, dies
sie nicht haben? |
| Wenn
der Psychologe uns lehrt “Es
gibt Menschen, welche sehen”, so
können wir ihn fragen: “Und was nennst Du ‘Menschen, welche sehen’?” Darauf
müßte
|
| 21.3.51.
Wie aber ist es Einem zu zeigen, daß wir nicht nur
Wahrheiten über Sinnesdaten sondern auch solche über
Dinge wissen? Denn es ist doch Wovon muß man denn ausgehen um das zu zeigen? |
| 22.3.51.
Man muß zeigen daß, auch wenn er nie die Worte gebraucht
“Ich weiß
…”, sein Gebaren ˇdas
zeigt, worauf es uns ankommt. |
| Denn wie, wenn ein normal handelnder
Mensch uns versicherte, ⌊:⌋ er
glaube nur, er heiße so & so, er
glaube nur seine ständigen
Hausgenossen zu erkennen, er glaube nur Hände
& Füße zu haben, wenn er sie nicht gerade sieht,
u.s.w. Können wir ihm aus
seinen Handlungen ⌊(⌋& Reden⌊)⌋
zeigen, daß es 23 nicht so ist? |
| 23.3.51.
Welchen Grund habe ich jetzt, da ich meine Zehen nicht sehe,
anzunehmen, daß ich fünf Zehen an jedem Fuß habe?
Ist es richtig zu sagen, daß der Grund der ist sei der, daß mir frühere Erfahrung ˇmich immer das gezeigt gelehrt hat? Bin ich früherer Erfahrung sicherer, als dessen, daß ich zehn Zehen habe? Jene frühere Erfahrung mag wohl die Ursache meiner gegenwärtigen Sicherheit sein; aber ist sie ihr Grund? |
| Ich treffe einen Marsbewohner &
er fragt mich “Wieviel
Zehen haben die Menschen?” – Ich sage: “Zehn. Ich |
| 26.3.51
“Ich weiß, daß
24 Was entnimmt nun der Andre aus diesen ˇmeinen Handlungen & Reden? Nicht nur, daß ich meiner Sache sicher bin? – Daraus, daß ich hier seit vielen Wochen gewohnt habe ˇ& täglich treppauf & ab gegangen bin, wird er entnehmen, daß ich weiß wo mein Zimmer gelegen ist. – Die Versicherung “Ich weiß …” werde ich gebrauchen, wenn er ˇdas noch nicht weiß, daß ich woraus er mein Wissen unbedingt schließen würde // müßte // . |
| Die Äußerung “Ich weiß …” kann nur in Verbindung mit der übrigen Evidenz des
‘Wissens’ ihre Bedeutung haben. |
| Wenn ich also jemandem sage “Ich weiß, daß das ein Baum
ist”,
|
| Lehrt uns
nun Erfahrung, daß Menschen unter den & den
Umständen, das & das
[W|w]issen? Erfahrung zeigt uns gewiß, daß für gewöhnlich ein [m|M]ensch nach so & soviel Tagen sich in einem Haus, das er bewohnt, auskennt. 25 Oder auch: Erfahrung lehrt uns, daß eine[m|s] Menschen ˇUrteil nach der & der Lehrdauer zu trauen ist. Aber ‒ ‒ ‒ Er muß, erfahrungsgemäß, so & solang gelernlernt haben, um eine richtige Vorhersage machen zu können. Aber ‒ ‒ ‒. |
| 27.3.
Man wird oft von einem Wort behext.
Z.B. vom Wort “wissen”.
|
| Ist
Gott durch unser Wissen
gebunden? Können manche unsrer Aussagen
nicht falsch sein? Denn das ist es, was wir sagen
wollen. |
| Ich bin
geneigt zu sagen: “Das
kann nicht falsch sein”. Das |
| Es wäre nicht genug, zu
versichern, ich wisse, was dort & dort vorgeht, –
ohne überzeugende Gründe dafür
anzugeben, die zeigen ⌊(⌋den Andern⌊)⌋
davon überzeugen, ich sei in der Lage es zu wissen. |
| Auch die Aussage “Ich weiß, daß hinter dieser Tür
ein Gang & die Stiege in's Erdgeschoß
ist” klingt nur so
überzeugend, weil [j|J]eder
|
| Es ist hier etwas Allgemeines; nicht
nur etwas Persönliches. 26 |
| Im
Gerichtssaal würde die bloße Versicherung ˇdes Zeugen
“Ich
weiß …” niemand
überzeugen. Es muß gezeigt werden daß der Zeuge
in der Lage war zu wissen. Auch die Versicherung “Ich weiß, daß das eine Hand ist”, wobei man die eigene Hand ansieht, wäre nicht glaubhaft, wenn wir nicht wüßten, daß er seine eigene Hand ansieht. // , wenn wir die Umstände der Aussage nicht kennten. // Und kennen wir sie, so scheint sie zu versichern, daß der Sprechende in dieser Beziehung normal ist. |
|
Könnte es denn nicht sein, daß ich mir
einbildete, etwas zu |
| Denke, es gäbe in einer
Sprache kein [w|W]ort, das unserm “wissen”
entspricht. – Sie sprechen
einfach die Behauptung aus. “Das ist ein Baum”
etc. Es kann natürlich vorkommen, daß
sie sich irren. Und da fügen sie nun dem Satz ein
Zeichen hinzu, das anzeigt für wie
27 bei ihnen & meine Ohren sind
gut.” oder “A war gestern dort & dort.
Ich habe ihn von weitem gesehen. Meine Augen sind nicht
sehr gut.” oder “Dort steht ein Baum. Ich sehe
ihn deutlich & habe ihn unzählige
male gesehen.” |
| “Der Zug geht um 2 Uhr. Prüf
der zur Sicherheit nocheinmal
nach.” oder “Der Zug geht um 2 Uhr. Ich habe
gerade in einem neuen Fahrplane nachgeschaut.” Man kann auch hinzufügen “Ich bin in solchen Sachen
verläßlich.” Die
Nützlichkeit solcher Zusätze ist offenbar.
|
| Wenn ich aber sage “Ich habe zwei
Hände” – was kann ich
hin- |
| Warum bin
ich denn so sicher, daß das meine Hand ist?
Beruht nicht auf dieser Art Sicherheit das ganze
Sprachspiel? Oder: Ist in dem Sprachspiel diese ‘Sicherheit’ nicht ⌊(⌋schon⌊)⌋ vorausgesetzt? Dadurch nämlich, daß der es nicht spielt, oder falsch spielt, der Gegenstände nicht erkennt. // nicht mit Sicherheit erkennt. // |
| 28.3.
Vergleiche damit 12 × 12 = 144. Auch hier
sagen wir nicht “vielleicht”. Denn sofern dieser Satz darauf beruht, daß
wir uns nicht ver-28 zählen oder verrechnen, daß uns unsre Sinne
beim Rechnen nicht trügen, sind die beiden, der
[A|a]rithmetische & der physische
Satz, auf der gleichen Stufe. Ich will sagen: Das arithmetische Spiel ist eben so wenig unsicher wie das physische. Das physische Spiel ist ebenso sicher wie das arithmetische. // Aber das kann mißverstanden werden. Meine Bemerkung ist eine logische, nicht eine Psychologische. |
| Ich will sagen: Wenn man
siche nicht darüber wundert, daß die
arithmetischen Sätze (z.B. das
Einmaleins) ‘absolut
gewiß’
|
| Es muß
uns etwas als Grundlage gelehrt werden. |
| Ich will sagen: Unser
Lernen hat die Form “Das ist
ein Veilchen”, “Das ist ein Tisch”. Das Kind könnte allerdings das Wort
“Veilchen” zum erstenmal in dem Satz
hören “Das ist vielleicht
ein Veilchen”; dann aber
könnte es fragen “Was ist
ein Veilchen”. Nun
könnte dies freilich dadurch beantwortet werden, daß man
ˇihm ein Bild zeigt. Aber wie wäre es, wenn man nur beim Vorzeigen eines Bilds 29 sagte “Das ist ein …”, sonst aber immer nur: “Das ist vielleicht
ein” …”? – Welche praktischen Folgen soll es
haben? Ein Zweifel, der an allem zweifelte, wäre kein Zweifel. |
|
Mein Einwurf gegen Moore, daß der Sinn des ˇisolierten Satzes
“Das ist ein
Baum” unbestimmt sei, da nicht bestimmt
ist, was das ‘Das’ ist, wovon
|
| Es wäre nicht vernünftig,
daran zu Daß es mir ⌊(⌋als⌊)⌋ zweifellos erscheint, darauf kommts nicht an. Wenn es unvernünftig wäre, hier zu zweifeln, so kann das nicht aus meinen Dafürhalten ersehen werden. Es müßte also eine Regel geben, die den Zweifel hier für unvernünftig erklärt. Die aber gibt es auch nicht. |
| Ich sage allerdings:
“Hier
|
| Es gibt Fälle, in denen der
Zwei- 30 fel unvernünftig ist, andre aber, in denen er logisch
unmöglich scheint. Und zwischen ihnen scheint es
keine klare Grenze zu geben. |
| 29.3.
|
| Wenn ich also zweifle, oder
unsicher bin darüber, daß das meine Hand ist (in
welchem Sinne immer), warum dann nicht auch
|
| Will ich also sagen, daß die
|
| Man zweifelt
aus bestimmten Gründen. Es handelt sich darum:
Wie wird der Zweifel in's Sprachspiel
eingeführt? |
|
Wenn der Kaufmann jeden seiner Apfel ohne
Grund untersuchen wollte, um ja recht sicher zu gehen, warum
muß er ⌊(⌋dann⌊)⌋ nicht die Untersuchung
untersuchen? Und kann man nun hier von Glauben reden
(ich meine, im Sinne von religiösem Glauben, nicht von
Vermutung)? Alle psychologischen
31 |
| Ich gehe zum Arzt, zeige ihm meine Hand
& sage “Das ist eine
Hand, nicht …; ich habe sie mir verletzt
etc etc.” Teile Mache ich da nur eine
überflüssige Mitteilung? Könnte man
z.B nicht sagen:
Wenn Angenommen die Worte “Das ist meine Hand’ seien eine Mitteilung – wie konntest Du dann darauf
rechnen, daß er die Mitteilung versteht? Ja, wenn es
einem Zweifel unterliegt, ‘daß das eine Hand ist’, warum unterliegt da nicht auch einem Zweifel, daß ich
ein Mensch bin, der dem Arzt dies mitteilt? –
Anderseits kann man sich aber – wenn auch sehr seltsame –
Fälle vor
|
| Angenommen,
ich wäre der Arzt & ein Patient kommt zu mir, ˇzeigt
mir seine Hand & sagt: “Was hier wie eine Hand ausschaut, ist
nicht eine ausgezeichnete Immitation, sondern wirklich
eine Hand.” (Worauf er
mir
32 sicher sein? Es fehlt der Mitteilung der
Hintergrund. |
| 30.3.
Warum gibt Moore
unter den Dingen, die er weiß, nicht z.B. an,
es gebe in dem & dem Teil von England ein Dorf,
das so & so heiße? Mit andern Worten:
Warum erwähnt er nicht eine Tatsache, die ihm, &
nicht jedem von uns bekannt ist? |
| 31.3.
Gewiß ist doch, daß die Mitteilung “Das ist ein Baum”, wenn niemand daran zweifeln könnte, eine Art Witz
sein könnte & als solcher Sinn hätte. Ein
Witz dieser Art ist wirklich einmal von Renan gemacht worden. |
| 3.4.51.
Meine Schwierigkeit läßt sich auch so
demonstrieren: Ich sitze mit einem Freund im
Gespräch. Plötzlich sage ich: “Ich habe schon die ganze Zeit gewußt,
daß Du der N.N. bist.” Ist dies wirklich nur eine überflüssige,
ˇwenn auch wahre, Bemerkung? Es kommt mir vor, als wäre⌊n⌋ so eine Bem Äußerung diese Worte ähnlich den Worten einem “Grüßgott”, wenn man sie ⌊es⌋ mitte[m|n] im Gespräch dem Andern sagte. |
| Wie wäre es mit den Worten “Man weiß heute, daß es
über … Arten von Insekten gibt”, statt der Worte “Ich weiß, daß da[ß|s]
ein Baum ist”? Wenn
[e|E]iner jenen Satz plötzlich außer allem
Zusammenhang 33 ausspräche, so könnte man meinen, er habe
inzwischen an etwas anderes gedacht & spreche nun einen Satz
seines Gedankenganges laut aus. Oder auch: er
sei in einem trance,
& rede ohne d seine Worte
zu verstehen. |
|
Es scheint mir also, ich habe etwas schon die ganze Zeit gewußt,
& doch habe es keinen Sinn dies zu sagen, diese
Wahrheit auszusprechen! |
| Ich sitze mit einem Philosophen im
Garten; er sagt zu wiederholten Malen “Ich weiß, daß das ein Baum
ist”, wobei er auf einen Baum in unsrer
Nähe zeigt. Ein Dritter kommt daher &
hört das,
|
| 4.4.
Jemand sagt irrelevant “Das
ist ein Baum”.
Ich Er könnte den Satz sagen, weil er sich
erinnert, ihn in einer ähnlichen Situation gehört zu haben;
oder er wurde plötzlich von der [s|S]chönheit
diesses Baumes getroffen & der Satz war ein
Ausruf; oder er sagte sich den Satz als grammatisches Beispiel
vor. (Etc.) Ich frage ihn
nun: “Wie hast Du das
gemeint?” & er
34 wollen? |
| Jemand sagt im Gespräch
zu mir zusammenhangslos “Ich
wünsch Dir alles Gute”.
Ich bin erstaunt; aber später sehe ich ein, daß diese Worte
in einem Zusammenhang mit seinen Gedanken über mich
haben. Und nun erscheinen sie mir
nicht mehr sinnlos. |
| Warum ist kein Zweifel, daß ich
L.W.
heiße? Es scheint durchaus nichts,
da[ß|s] man ohne weiteres zweifelsfrei feststellen
könnte. Man sollte nicht meinen, daß das eine der
unzweifelhaften Wahrheiten ist. |
| 5.4.
[Hier ist noch eine große Lücke in |
| Es ist so schwer den Anfang
zu finden. Oder besser: Es ist schwer
|
| Wenn das Kind die Sprache
lernt, lernt es zugleich, was zu untersuchen, & was nicht zu
untersuchen ist. Wenn es lernt, daß im Zimmer ein
Schrank ist, so lehrt man es nicht zweifeln, ob, was es
später sieht, noch immer ein Schrank, oder nur eine Art Kulisse
ist. |
| Wie man beim
Schreiben eine be- 35 stimmte Grundform lernt & diese später dann
variiert, so lernt man zuerst die Beständigkeit der Dinge als
Norm, die dann Änderungen unterliegt. |
| Dieses Spiel bewährt sich. Das
mag die Ursache sein, wesh⌊a⌋lb es gespielt wird, aber es ist
nicht der Grund. |
| Ich
will den Menschen hier wie als ein Tier
betrachten Als
|
| 6.4.
Das Kind lernt nicht, daß es Bücher gibt, daß es Sessel
gibt, etc. etc., sondern es lernt
Bücher holen, sich auf Sessel ⌊(⌋zu⌊)⌋ setzen,
etc. Es kommen freilich später auch Fragen nach der Existenz auf: “Gibt es ein Einhorn?” u.s.w. Aber
|
| “So
muß man also wissen, daß die Gegenstände existieren, deren
Namen man durch eine hinweisende Erklärung einem 36 Kind
beibringt.” – Warum
muß man's wissen? Ist es nicht genug, daß
Erfahrung später nicht das Gegenteil e⌊r⌋weise?
Warum soll denn das Sprachspiel auf einem Wissen ruhen // beruhen // ? |
| 7.4.
Glaubt das Kind, daß es Milch gibt? Oder weiß
es, daß es Milch gibt? Weiß die Katze, daß es eine Maus gibt? |
| Sollen wir sagen, daß die
die Erkenntnis, es gebe physikalische Gegenstände, eine
sehr frühe, oder eine sehr späte
|
| 8.4.
Das Kind, das das Wort “Baum” gebrauchen
lernt. Man
|
| Wenn man
M. sagen hört “Ich weiß, daß das ein Baum
ist”, so versteht man plötzlich
die, welche finden, das sei gar nicht ausgemacht. Die Sache kommt einem auf einmal unklar & verschwommen vor. Es ist als hätte M. das falsche 37 Licht drauf fallen
lassen. Es ist, als sähe ich ein Gemälde (vielleicht eine Bühnenmalerei) & erkenne von Weitem sofort & ohne den geringsten Zweifel, was es darstellt. Nun trete ich aber näher
|
| Es ist als ob das “Ich weiß” keine metaphysische Betonung vertrüge. |
| Richtige Verwendung des Wortes
“Ich weiß”. Ein Schwachsichtiger fragt mich:
“Glaubst Du, daß das, was
wir dort sehen, ein Baum ist” –
Ich antworte “Ich
A: “Weißt Du, oder glaubst Du nur, daß dieser Teil des Hauses neu dazugebaut ist?” – Ich: “Ich weiß es; ich habe mich bei⌊m⌋ … erkundigt.” |
| Hier sagt man also “Ich weiß” & gibt den Grund das
Wie des Wissens an, oder man kann ihn es doch
angeben. |
|
Man kann sich auch einen Fall denken, in welchem Einer eine Liste
von Sätzen durchgeht & sich dabei immer wieder
fragt “Weiß ich das, oder
glaube ich es nur”. 38 Er will die
[s|S]icherheit jedes einzelnen Satzes
überprüfen. Es könnte sich um eine
Zeugenaussage
|
| 9.4.
“Weißt Du, oder glaubst Du nur,
daß Du L.W.
heißt?” Ist das eine
sinnvolle Frage? Weißt Du, oder glaubst Du nur, daß, was Du hier hinschreibst, deutsche Worte sind? Glaubst Du nur, daß “glauben” diese Bedeutung hat? Welche Bedeutung? |
| Was
ist der Beweis dafür, daß ich etwas
weiß. Doch gewiß nicht, daß ich sage,
ich wisse es. |
| Wenn also
Autoren aufzählen Daß man also etwas über physikalische Dinge wissen kann, kann nicht durch die Beteuerungen derer erwiesen werden, die es zu wissen glauben. |
| Denn was antwortet man dem, der sagt:
“Ich glaube, es kommt Dir nur
so vor, als wüßtests Du's.” |
| Wenn ich nun
frage “Weiß ich,
oder glaube ich nur, daß ich …
heiße?” so nützt es
nichts, daß ich in mich hinein sehen.
Ich Ich könnte aber sagen: Nicht nur zweifle ich nie im mindesten, daß ich so heiße, 39 sondern ich könnte keines Urteils sicher
sein, wenn sich darüber ein Zweifel erhöbe. |
| 10.4.
“Weiß ich, oder glaub ich nur,
daß ich L.W.
heiße?” –
|
| “Weiß ich, oder glaube ich
nur, …?” könnte man
auch so ausdrücken: Wie, wenn es sich herauszustellen
schiene, daß, was mir bisher dem Zweifel nicht
zugänglich schien,
Würde ich einfach sagen “Das hätte ich nie gedacht!” – oder aber mich weigern ⌊(⌋mü[ß|ss]en⌊)⌋ mein Urteil zu revidieren, weil nämlich eine solche ‘revision’ ˇeiner Vernichtung aller Maßstäbe gleichkäme? |
| Ist es also so, daß ich gewisse
Autoritäten anerkennen muß, um überhaupt urteilen zu
können. |
/ | “
40 |
|
Aber was für ein Satz ist
das? (Er erinnert an das, was Frege über das Gesetz der Identität gesagt hat.) Er ist sicher kein Erfahrungssatz. Er gehört nicht in die Psychologie. Er hat eher den Charakter einer Regel. |
| Man könnte Einem,
der gegen die
|
| Es ist hier ein
ähnlicher Fall wie
|
| Wenn Einer Zweifel in mir
|
| 11.4.
Das Seltsame ist, daß,
41 |
| Ich
könnte auch so sagen: Das ‘Gesetz der Induktion’ läßt sich so ebenso wenig
begründen, als gewisse partikuläre
Sätze das Erfahrungsmaterial betreffend. |
| Aber es schiene mir auch Unsinn
zu sein, zu sagen “Ich weiß,
daß das Gesetz der ‘Induktion wahr
ist”. Denk Dir so eine Aussage in einem Gerichtshof gemacht! Richtiger wäre noch “Ich glaube an das Gesetz …”, wo “⌊‘⌋glauben⌊’⌋” nichts mit vermuten zu tun hat. |
| Komme ich nicht
immer mehr & mehr dahin, zu sagen, daß die Logik
der sich am Schluß nicht beschreiben
lasse.? Du mußt |
| Könnte man sagen “Ich weiß mit geschlossenen Augen die
Lage meiner Hände”, wenn meine
Angabe immer oder meißtens dem Zeugnis der
Andern widerspräche? |
| Ich schaue einen Gegenstand an & sage
“Das ist ein
Baum”, oder “Ich weiß, daß
da[ß|s] …”
– Gehe ich nun in die Nähe & es stellt
sich anders heraus, so kann ich sagen “Es war doch kein Baum”; oder ich sage “Es
war ein Baum, ist es aber jetzt nicht
mehr”. Wenn nun aber alle
Andern mit mir in Widerspruch wären & sagten, es
wäre nie ein Baum gewesen, & wenn 42 sich alle andern Zeugnisse
gegen mich sprächen – was nützte mir dann
noch auf meinem “Ich
weiß …” zu beharren?
|
| Ob ich etwas
weiß, hängt davon ab, ob die Evidenz mir recht gibt,
oder mir widerspricht. Denn zu sagen, man wisse, daß man
Schmerzen habe, heißt nichts. |
| Es ist immer von Gnaden der Natur, wenn
man etwas weiß. |
| “ Wenn mich mein
Gedächtnis hier täuscht, so kann es mich
überall täuschen. Wenn ich das nicht weiß, wie weiß ich dann, ob meine Worte das bedeuten, was ich glaube, |
| “Wenn mich dies täuscht, was
|
| Worauf kann ich mich
verlassen? |
| Ich will
eigentlich sagen, daß ein Sprachspiel nur möglich ist, wenn
man sich auf etwas verläßt. (Ich habe
nicht gesagt “auf etwas verlassen
kann”.) |
| Wenn ich sage “Ich weiß, daß das ein
Handtuch ist” //
“Natürlich weiß ich,
daß das ein Handtuch ist” // , so mache ich eine
Äußerung. Ein Ich
Ged[a|e]nke ˇnicht an eine
Verifikation⌊.⌋ kommt mir nicht Es ist für mich
43 eine unmittelbare
Äußerung. Ich denke nicht an Vergangenheit oder Zukunft. (Und so geht es natürlich auch Moore.) Ganz so, wie ich ein unmittelbares Zugreifen; wie ich ohne zu zweifeln nach dem Handtuch greife. |
| Aber dieses unmittelbare
Zugreifen entspricht doch einer Sicherheit, keinem
Wissen. Aber greif ich so nicht auch zum Namen eines Dinges? |
| 12.4.
Die Frage ist doch die: “Wie, wenn Du auch in
[diesem Fu| ] Deine
|
| Wie, wenn etwas wirklich
unerhörtes geschähe? Wenn ich etwa
sähe, wie Häuser sich nach & nach ohne
offenbäre Ursache in Dampf verwandelten;
wenn das Vieh auf der Wiese auf den Köpfen stünde, lachte
& redete verständliche Worte redete; wenn
Bäume sich nach & nach in Menschen, & Menschen in
Bäume verwandelten. Hatte ich nun recht, als ich vor
allen diesen Geschehnissen sagte “Ich weiß, daß das ein Haus
ist”
etc.⌊,⌋ ? oder
einfach “Das ist ein
Haus” etc.?
|
| Diese Aussage erschien
mir 44 als fundamental; wenn das
falsch ist, was ist noch ‘wahr’ &
‘falsch’?! |
| Wenn
mein Name nicht L.W. ist, wie
kann ich mich darauf verlassen, was unter “wahr”
& “falsch” zu verstehen ist? |
| Wenn etwas geschähe (wenn
z.B. jemand mir etwas sagte), was dazu
angetan wäre mir Zweifel daran zu erwecken, so gäbe es
gewiß auch etwas, was die Gründe
|
| Wäre es aber nicht möglich,
daß etwas geschähe, was mich ganz aus dem Geleise
würfe? Evidenz, die mir das Sicherste unannehmbar machte? oder doch bewirkte, daß ich meine fundamentalsten Urteile umstoße? (Ob mit Recht oder mit Unrecht ist hier ganz gleich.) |
| Könnte ich mir denken, daß ich dies in
einem andern Menschen beobachtete? |
| Wenn Du einen Befehl befolgst “Bring mir ein Buch”, so ist es allerdings möglich, daß Du
untersuchen mußt ob, was Du dort siehst, wirklich ein Buch ist,
aber Du weißt dann doch, was man unter 45 “Buch” versteht;
& weißt Du das nicht, so kannst Du etwa nachschlagen,
– aber dann mußt Du doch wissen, was ein anderes Wort
bedeutet. Und, daß ein diesein Wort das & das bedeutet, so & so gebraucht
wird, ist eine Tatsache von eben der Art,
wie, daß, was Du dort siehst, ein Buch ist. // , ist ˇwieder eine Erfahrungstatsache
wie die, daß jener Gegenstand ein Buch ist.
// Um also einen Befehl befolgen zu können, mußt Du über eine Erfahrungstatsache außer Zweifel sein. Ja der Zweifel beruht nur auf dem, was außer Zweifel ist. Da aber ein Sprachspiel etwas |
| 13.4.
Moore hat ein
gutes Recht zu sagen, er wisse, daß vor ihm ein Baum
steht. Natürlich kann er sich darin irren.
(Denn es ist ja hier nicht wie mit der Äußerung
“Ich glaube, dort steht ein
Baum”.) Aber, ob er in
diesem Fall recht hat, oder sich irrt, ist für die
[P|p]hilosophi[e|s]⌊ch⌋
46 kämpft, die sagen, so etwas könne man nicht
ˇeigentlich wissen, so kann er es nichtc
dadurch tun, daß indem er versichert: er wisse das
& das. Denn das brauch[e|t]n
wir man
ihm nicht zu glauben. Hätten seine Gegner
behauptet, man könne das & das nicht
glauben,
|
/ | 14.4.
M.'s Fehler liegt darin, auf die Behauptung,
man könne das nicht wissen, zu
|
| Wir sagen:
|
/ | Ja, hier
vermißt auch niemand den Zweifel; wundert sich niemand, daß wir
die Bedeutung der Worte nicht nur vermuten.
|
/ |
“Kann man wissen, was in dem
Andern vorgeht, wie er selbst es
weiß⌊?⌋” –
Wie weiß er es denn? Er kann sein Gefühl
⌊(⌋z.B.⌊)⌋
ausdrücken. // sein Erlebnis
ausdrücken. // Ein Zweifel
47 Andre aber kann sehr wohl zweifeln,
ob Jener dies Erlebnis habe. Der Zweifel tritt also
in's Spiel ein, aber eben darum ist es auch möglich daß
völlige Sicherheit besteht. |
| Muß ich weniger sicher sein, daß
Einer Schmerzen leide, als daß 12 × 12 = 144
ist? |
| Und doch
sagt man manchmal, das könne man nicht wissen. Nun,
⌊(⌋vor allemc⌊)⌋, man kann
es nicht so beweisen.
D.h., es gibt hier so etwas wie einen
Beweis, nicht der sich auf (allgemein)
anerkannte Prinzipien stützt, nicht. //
D.h., es gibt hier nichts von der Art
eines Beweises, der sich … stützt.
// |
/ | Aber das, was
in ihm ist, wie kann ich es sehen? // wahrnehmen // ?
Es ist zwischen seinem Erlebnis & mir immer
Hier ist das Bild: Er sieht's direkt, ich indirekt. Aber
|
| Wenn
‘etwas in ihm
vorgeht’, so seh ich's freilich
nicht, aber vielleicht wer weiß, ob er selbst es
sieht. ‒ ‒ ‒ |
| Sehe ich
nicht wirklich oft, was 48 in ihm vorgeht? – “Ja, aber nicht so wie erc selbst es
wahrnimmt. Ich sehe, daß er Schmerzen hat,
aber fühle doch dabei keine
Schmerzen.” Und wenn ich welche
fühlte, wären's nicht die
seinen.” Das heißt
nichts. Anderseits wäre es
möglich denkbar, es ließe
sich mit
|
| Und wenn sich diese
Und nun kann man sich doch auch denken, daß es Menschen gibt, die sich
49 Analogon zu unserm Schmerzbegriff
ist. // zu unserm Begriff ‘Schmerz’
ist. // |
|
|
|
(Nennen wir jene[s|n] Analogon analogen
Begriff “Schmerz”, so
können diese Leute zweifeln ob glauben
daß sie Schmerzen haben & ˇauch daran
zweifeln. Sollte aber jemand sagen: “Nun dann besteht eben wesentlich
keine Ähnlichkeit zwischen den
Begriffen” – dann können wir
entgegnen: Es gibt hier ungeheure Unterschiede, aber auch
große Ähnlichkeiten.) |
| Man könnte sich denken daß zur
Feststellung, ob Einer ‘Schmerzen’ habe
eine Art Fieberthermometer verwendet wird. Schreit ein
Mensch oder stöhnt er, so legen sie ihm das Thermometer ein,
& erst wenn dies A den & den Ausschlag
zeigt, fangen sie an den Leidenden zu bedauern & ihn zu
behandeln wie wir den, der ‘offenbar
Schmerzen hat’. |
|
50 |
| Die Frage könnte eigentlich so
gestellt werden: “
|
| Wenn Wo uns das
Messen nicht wichtig ist, dann dort messen wir nicht, auch wenn wir's
können. |
| 15.4.
“Ist die Unmöglichkeit zu
wissen, was im Andern vorgeht eine physische oder eine
logische? Und wenn beides, – wie hängen
Vorerst: es ließen sich [m|M]öglichkeiten der Erforschung des Andern denken, die in Wirklichkeit nicht bestehen. Also gibt es hier eine physische Unmöglichkeiten.
51 sich auch keine Grenze angeben zwischen kleinen &
großen Zahlen. Aber es ist natürlich nicht wahr, daß wir der seelischen Vorgänge im Andern nie sicher sind. Wir sind es in unzähligen Fällen. Und es bleibt nun die Frage, ob wir unser Sprachspiel, das auf ‘unwägbarer Evidenz’ beruht & oft zu Unsicherheit führt, ⌊zu⌋ aufgeben Gunsten eines andern aufgeben würden, wenn wir die Möglichkeit hätten, es mit einem
Die Frage ist also: Würden wir unsre Lebensform ändern, wenn uns das & das zur Verfügung gestellt würde? – Und wie k[a|ö]nn⌊te⌋ ich nicht d⌊i⌋e beantworten? // Würden wir also unsre Lebensform … gestellt würde? – Wie könnte ich diese Frage beantworten? // |
| Ist es
für unsre Sprachspiele, (‘Befehlen & Gehorchen’, z.B.) wesentlich, daß ein
Zweifel an gewissen Stellen nicht eintritt, oder genügt es wenn
das Gefühl der Sicherheit besteht, wenn auch mit einem leichten
Anhauch des Zweifels? 52 Genügt g es also, wenn ich zwar nicht wie jetzt, ohne weiteres, ohne die Dazwischenkunft
Das begleitende Gefühl ist uns natürlich gleichgültig, & ebensowenig brauchen wir uns um die Worte “Ich bin sicher, daß” bekümmern. – Wichtig ist, ob ein Unterschied in der Praxis der Sprache damit zusammengeht. Man könnte fragen, ob er überall dort, wo wir⌊,⌋ ˇz.B.⌊,⌋ mit
53 tut sie der Praxis keinen Eintrag. |
| Wie sieht also der Fall aus,
wo Einer wirklich zu den Farbnamen, z.B.,
eine and[r|e]re Beziehung hat als wir? Wo
nämlich ein leiser Zweifel, oder die
[m|M]öglichkeit eines Zweifels, in ihrem Gebrauch
besteht. // bestehen bleibt.
// |
/ | 16.4.
Wer
Wäre keines von beiden der Fall, so würden wir ihn nicht |
/ | Ein Deutscher,
der diese Farbe “rot” nennt, ist
nicht: ‘si⌊c⌋her sie
◇ heiße im Deutschen “rot”’. Das Kind, welches die Wort Verwendung
|
| Und
dennoch, : wenn jemand m⌊i⌋ch
fragte, wie
54 “Bist Du
sicher”, ⌊:⌋ so werde ich
antworten: “Ich
weiß es; Deutsch ist meine
Muttersprache”. |
| Auch wird z.B.
ein Kind vom andern sagen, oder von sich selbst, es wisse schon, wie
das & das heiß[e|t]. |
| Ich
kann Ei jemandem sagen “Diese Farbe heißt auf Deutsch ‘rot’” (wenn ich ihn
z.B. im Deutschen unterrichte).
Ich würde in diesem Falle nicht sagen “Ich weiß, daß diese
Farbe …” – das würde
ich ˇetwa sagen, wenn ich es etwa soeben
ˇselbst gelernt hätte, oder im Gegensatz zu einer
andern Farbe, deren ˇdeutschen Namen ich auf ich nicht
weiß kenne. |
| Ist es ◇
nun aber nicht richtig, meinen gegenwärtigen Zustand
|
|
Moore also, wenn er,
vor dem Baume sitzend, sagte “Ich weiß, daß das
ein …”,
|
| [Ich philosophiere
jetzt, wie ein⌊e⌋ altes Weib Frau,
d[as|ie] fortwährend etwas verlegt & es wieder
suchen muß; einmal 55 die Brille, einmal den
Schlü[ß|ss]elbund –[)|]]
|
| Nun, wenn es ˇfür
ihn richtig war, daß er außer dem
Zusammenhange seinen Zustand zu beschreiben, dann
wars es
|
| Ist es aber falsch zu sagen:
“Ein “Das Kind, welches ein Sprachspiel
beherrscht, muß gewisses
wissen”?
Wenn man statt dessen sagte “muß gewisses können” so wäre das ein Pläonasmus, & doch ist es gerade das, welches ich auf den ersten Satz erwidern möchte. – ˇAber: “Das Kind erwirbt |
| ∣ Man
kann sich selbst nicht beurteilen, wenn man sich in den
Kategorien ˇnicht auskennt.
(Freges
Schreibart ist manchmal groß;
Freud schreibt ausgezeichnet,
& es ist ein Vergnügen, ihn zu lesen, aber er ist nie
groß in seinem Schreiben) ∣
|
| Das Kind
weiß, wie etwas heißt, wenn es auf die Frage “Wie heißt das” richtig antworten kann. |
| Das Kind, welches anfängt die
Sprache zu lernen, hat natürlich den Begriff des
Heißens 56 noch gar nicht.
(Dazu müßte es ja zwischen den einzelnen
Wortgattungen unterscheiden können.) |
| Kann man von Einem, der diesen
Begriff nicht besitzt, sagen, er wisse, wie das &
das heiße? |
| Das
Kind, möchte ich sagen, lernt so & so reagieren;
& wenn es das nun tut, so weiß es damit noch
nichts. Das Wissen beginnt erst auf einer spätern
Stufe. |
| Ist es
mit dem Wissen wie mit dem Sammeln? |
| Ein Hund könnte lernen
auf den Ruf n “N” zu
N zu laufen & auf den Ruf “M” zu
“M”, – wü[ss|ß]te er aber darum
ihre, wie die Leute heißen?
|
| “Er weiß erst, wie [d|D]ieser
heißt, noch nicht wie [j|J]ener
heißt.” Das kann man
streng genommen nicht von Einem sagen, der den Begriff davon
noch gar nicht hat, daß Menschen Namen haben. |
| “Ich
kann diese Blume nicht beschreiben, wenn ich nicht weiß, daß
diese Farbe ‘rot’ heißt.”
|
| Das Kind kann die
Namen von Personen gebrauchen, lang ehe es ˇin irgend einer
Form sagen kann: “Ich
weiß, 57 wie [d|D]ieser heißt; ich weiß noch
nicht, wie [j|J]ener heißt”. |
|
Ich kann Es ist freilich
wahrˇheitsgemäß für mich zu sagen
“Ich weiß, wie diese Farbe
auf Deutsch heißt”, indem ich
z.B. auf die Farbe des frischen Blutes
deute. Aber ‒ ‒ ‒ |
| 17.4.
‘Das Kind weiß, welche Farbe
das Wort “blau” bedeutet.’ Was es
da weiß, ist gar nicht so einfach. |
| “Ich
weiß, wie diese Farbe heißt” würde ich z.B. sagen, wenn es
sich um Farbtöne handelt, deren Namen nicht Jeder kennt.
|
| Man kann einem Kind,
das grade |
| Das Kind muß die Verwendung von
Farbnamen lernen, ehe es nach dem Namen einer
Farbe fragen kann. |
| Es
wäre falsch zu sagen, ich könne nur dann sagen “Ich weiß, daß dort ein Sessel
steht”, wenn ein Sessel dort
steht. Freilich ist es nur dann wahr, aber ich
habe ein Recht es zu sagen wenn ich sicher bin, es stehe
einer dort, auch wenn ich unrecht habe. 58 |
| 18.4.
∣ Die
Prätensionen sind eine
Hypothek auf die das Denken die
Denkkraft des Philosophen[.|b]elastet. ∣ |
| Wenn Einer etwas glaubt, so muß man nicht
immer die Frage beantworten können, ‘warum er es glaubt’; weiß er aber etwas, so muß die Frage “Wie weiß er es” beantwortet werden können. |
| Und beantwortet man diese Frage, so
muß es nach allgemein anerkannten //
festgelegten // Grundsätzen geschehen.
So weiß man soetwas. // So läßt
sich soetwas wissen.
// |
| Weiß
ich, daß ich jetzt in einem Es wird niemand, unter den gegenwärtigen Umständen, sagen, ich wisse da[ß|s]; aber ebensowenig ˇz.B., ich sei bei Bewußtsein. Man wird das auch gewöhnlich nicht von den Passanten ˇauf der Straße sagen., die man auf der Straße trif⌊f⌋t. Aber wenn man's nun auch nicht sagt, ist es darum nicht so?? |
| Es
ist seltsam: Wenn ich, ohne besondern Anlaß, sage
“Ich weiß”, z.B. “Ich weiß, daß ich jetztc
auf einem Sessel sitze”, so erscheint
mir
59 ich ihrer W[ä|a]hrheit nicht um ein Haar
sicherer bin, als vollkommen gerechtfertigt &
alltäglich. |
| In ihrem Sprachspiel ist sie nicht
anmaßend. Sie steht dort nicht höher als eben das
menschliche Sprachspiel[; d|: D]enn
Wie ich aber den Satz außerhalb seinem Zusammenhang sage, so erscheint er in einem falschen Lichte. Denn dann ist es, als wollte ich versichern, daß es Dinge gibt, die ich weiß. Worüber Gott selber mir nichts erzählen könnte. |
∫ | 19.4.
Wir sagen, ˇwir wissen, daß das
Wasser kocht, wenn es an's Feuer gestellt wird. Wie
wissen wir's? Erfahrung hat es uns
gelehrt. – Ich sage “Ich weiß, daß ich heute früh
gefrühstückt habe”,
Erfahrung hat mich das nicht gelehrt. Man sagt auch
“Ich weiß, daß er
Schmerzen hat”. Jedesmal ist
das Sprachspiel anders, jedesmal sind wir sicher,
& jedesmal wird man mit uns übereinstimmen, daß
wir in der Lage sind zu wissen. Daher
finden sich ja auch die Lehrsätze der Physik in
Lehrbüchern für jedermann.
Wenn jemands sagt, er wisse etwas, so muß es etwas sein, was er, dem allgemeinen Urteil 60 nach, in der Lage ist zu
wissen. |
| Man sagt
nicht: Er ist in der Lage, das zu glauben.
Wohl aber: “Es ist: vernünftig in dieser Lage das anzunehmen” (oder “zu glauben”). |
|
E[in|in] Kriegsgericht mag die Aufgabe
haben zu beurteilen ˇhaben, ob es in
|
| Wir sagen, wir wissen, daß das Wasser unter
den & den Umständen kocht & nicht
gefriert. Ist es denkbar, daß wir uns darin Was immer in Zukunft geschehen mag, wie immer sich Wasser in Zukunft verhalten mag, – wir wissen, daß es sich bis jetzt in unzähligen Fällen so verhalten hat. Diese Tatsache ist in die Grundlagen // in das Fundament // unseres Sprachspiels eingeschmolzen. // eingegossen // . |
/ | Du mußt bedenken,
daß das Sprachspiel ˇsozusagen etwas Unvorhersehbares
ist. Ich meine: Es 61 ist nicht begründet;
⌊.⌋ [n|N]icht vernünftig (oder
unvernünft⌊i⌋g). Es steht da – wie unser Leben. |
|
Und der Begriff des Wissens ist mit dem des Sprachspiels
verkuppelt. |
|
“Ich weiß” & “Du kannst
Dich drauf verlassen”. Aber
man kann nicht immer für das erste das zweite setzen.
|
| Immerhin
|
| Man sagt
“Ich weiß, daß
er Schmerzen hat”, obwohl man keinen
Sage ich in der Mathematik “Ich weiß”, so ist die Rechtfertigung dafür ein Beweis. Wenn man in diesen F beiden Fällen statt “Ich weiß” “Du kannst Dich drauf verlassen” sagt, so ist die Begründung jedesmal von andrer Art. 62 Und die Begründung hat ein Ende. |
| Ein Sprachspiel: Bringen
der Bausteine, Melden der Anzahl vorhandener Steine.
Manchmal wird die Anzahl geschätzt, manchmal durch
zählen festgestellt. Es
wird kommt dann etwa gefragt die Frage vor
“Glaubst Du, es sind
soviele Steine” & die Antwort
“Ich weiß es, ich hab sie
gerade gezählt”. Aber
hier könnte das “Ich
weiß” wegbleiben. Wenn es
aber mehrere [a|A]rten der sichern Konstatierung
gibt, wie zählen, w[e|ä]gen, messen des
Stoßes, ˇetc.⌊,⌋ dann kann statt der
Angabe, wie man's weiß, die Aussage “Ich weiß” treten. |
| Aber hier ist von einem ‘Wissen’, daß
dies “Platte”,
dies “Säule”,
etc., heißt, noch gar nicht die Rede. |
| Ja, das Kind das
aus meinem Sprachspiel (№ 2)
ˇlernt,
lernt nicht sagen “Ich weiß,
daß dies ‘Plat⌊t⌋e’ heißt”.
Es gibt nun freilich ein Sprachspiel in welchem das Kind diesen Satz gebraucht. Dies setzt voraus, daß das Kind, sowie ihm der Name gegeben ist, ihn auch schon gebrauchen kann. Wie wenn mir jemand sagte “Diese Farbe heißt ‘ …’” – Wenn also das Kind ein Sprachspiel mit Bausteinen gelernt hat, so kann man ihm nun etwa sagen “Und 63 dieser Stein heißt
‘ …’”, & man hat dadurch
das ursprüngliche Sprachspiel erweitert.
|
| Und ist nun
|
| Wenn einer meiner Namen nur
ganz selten gebraucht würde, so könnte es sein, daß ich
ihn nicht wüßte. Daß ich meinen Namen weiß,
ist nur darum selbstverständlich, weil ich ihn, wie jeder
Andre, unzählige Male verwende. |
| Ein innres Erlebnis kann es mir nicht zeigen, daß
ich etwas weiß. Wenn ich daher trotzdem sage, “Ich weiß, daß ich … heiße” & es doch offenbar nicht ein Erfahrungssatz ist, ‒ ‒ ‒. |
| “Ich
weiß, daß ich so heiße; bei uns weiß es jeder
Erwachsene, wie er heißt.” |
| “Ich heiße …, Du kannst Dich drauf
verlassen. Wenn es sich als falsch erweist, so brauchst Du
mir in Zukunft niemehr zu
glauben.” |
| Ich scheine doch zu wissen daß ich mich, in
meinem eihenen Namen
(z.B.), nicht irren
kann! Das drückt sich
64 dann bin ich
verrückt.” Nun gut,
aber das sind Worte; aber welchen Einfluß hat es auf die
Anwendung der Sprache? |
| Dadurch, daß ich durch nichts vom Gegenteil
zu überzeugen bin? |
|
Die Frage ist: Welche Art Satz ist das:
“Ich weiß, daß ich mich
darin nicht irren kann”, oder
auch: “Ich kann mich
darin nicht irren”?
Das “Ich weiß” scheint hier alle Gründe abzuschneiden: [i|I]ch weiß es eben. Aber wenn hier überhaupt von Irrtum die Rede sein kann, dann muß sich prüfen lassen, ob ich's weiß. |
| Das Wort “Ich weiß” könnte also den Zweck haben anzuzeigen, wo ich
zuverläßig bin, wobei sich
aber die Brauchbarkeit dieses Zeichens aus der Erfahrung
hervorgehen muß. |
|
Man könnte
|
| “Ich weiß meinen Namen mit voller 65 Bestimmtheit.” Ich würde mich weigern, ◇ irgendein Argument in betracht zu ziehen,
Und was heißt: “Ich würde mich weigern”? Ist es der Ausdruck einer Absicht? |
| Aber könnte nicht eine höhere
Autorität mich versichern, daß ich nicht die Wahrheit
weiß? So daß ich sagen müßte “Lehre mich!” ⌊Aber dann müßten mir die Augen aufgetan
werden.⌋ |
| Es gehört zu dem Sprachspiel mit
den Personennamen, daß jeder seinen Namen mit der größten
Sicherheit weiß. |
| 20.4.
|
| Ich könnte mir aber
ˇvielleicht dennoch nicht
helfen, ⌊,⌋ & würde weiter
versichern “Ich weiß
–”. Aber wie hat denn
|
|
“Ich weiß es” kann heißen: Es ist mir schon bekannt
– aber auch: “Es ist gewiß
so”. |
| “Ich weiß,
daß das auf … ‘ … ’
heißt.” – Wie
weißt Du das? – “Ich habe …
gelernt.”
Könnte ich hier statt “Ich 66 weiß, daß
etc”
setzen “Auf … heißt
dies ‘ … ’”? |
| Wäre es möglich,
da[ß|s] Verbum “wissen” nur in
der Frage “Wie weißt Du
das?” zu
benützen, die auf
|
| Aber sagt
nicht “Ich weiß, daß das
ein Baum ist” etwas anderes als
“Das ist ein
Baum”? |
| Statt “Ich weiß, was das
ist” könnte man sagen
“Ich kann sagen, was
das ist.” Und wenn
man |
| Zurück zur Frage, ob “Ich weiß, daß das ein …
ist” etwas andres sagt als “Das ist ein …”. – Im ersten Satz wird eine Person erwähnt, im zweiten nicht. Aber das zeigt nicht, daß sie verschiedenen Sinn haben. Man ersetzt jedenfalls oft die erste Form durch die zweite & gibt dieser dann oft eine besondere Intonation. Denn man spricht anders, wenn man eine ˇunwidersprochene Feststellung macht, & wenn man sie gegen einen Widerspruch aufrecht erhält. 67 |
| Aber stellt man
sag[t|e] ich nicht durch die Worte “Ich weiß, daß
…”, daß man
ich in einem bestimmten Zustand mich befinde, während
daß die bloße Behauptung “Das ist ein …” nicht sagt? Und doch antwortet man auf so eine
Behauptung oft “Wie weißt Du
das?” – “Aber doch nur, weil die Tatsache, daß ich
dies behaupte zu erkennen gibt, ich glaube es zu
wissen.” – Man
könnte das so ausdrücken: In einem Zoologischen
Garten könnte die Aufschrift stehen, “[d|D]as ist ein
Zebra”; aber doch nicht “Ich weiß, daß das ein Zebra
ist”.
“Ich weiß” hat nur Sinn, wenn eine Person es äußert. |
| Wie lernt denn Einer
|
| Von dem
|
|
“Ich weiß, was das für ein
Baum ist. – Ich wei Es
ist eine Kastanie.”
“Ich weiß, was das für ein Baum ist. Ich weiß, daß es eine Kastanie ist. 68 Der
Die erste Satz Aussage klingt
natürlicher als die zweite. ◇Im zweiten
Man wird nur dann
In einem andern Fall aber könnte man mit der Konstatierung “Das ist ein …” beginnen, & dann, auf einen Widerspruch hin, entgegnen: “Ich weiß, was das für ein Baum ist” & damit die Sicherheit betonen. |
| “Ich
kann sagen, was das für ein … , & zwar mit
Sicherheit.” |
| Auch wenn man “Es ist so” “Ich weiß,
daß es so ist” durch “Es ist so”
ersetzen kann, kann man doch nicht die Negation des einen durch die
Negation des andern ersetzen. Mit “Ich weiß nicht, ob …” tritt ein neues Element in's die Sprachspiele ein. |
| 21.4.
“L.
W.” ist mein Name.
Und wenn es jemand bestritte, würde ich sofort unzählige
Verbindungen schlagen, die ihn sichern. |
| “Aber ich kann mir
doch einen Menschen vorstellen, der alle diese Verbindungen
macht, wovon keine mit der Wirklichkeit 69 übereinstimmt. Warum
soll ich mich nicht in einem ähnlichen Falle
befinden?”
Wenn ich mir jenen Menschen vorstelle, so stelle ich mir auch eine Realität vor, eine Welt, die ihn umgibt; & ihn, wie er dieser Welt zuwider denkt ⌊(⌋& spricht⌊)⌋. |
|
Wenn Einer mir mitteilt, sein Name sei N.N.,
so hat es Sinn für mich, ihn zu fragen “Kannst Du Dich darin
irren?” Das ist eine
regelrechte Frage im Sprachspiel. Und es hat darauf die
Antwort Ja & Nein Sinn. – Nun ist
freilich auch diese Antwort nicht unfehlbar,
d.h. sie kann sich einmal als falsch erweisen,
|
|
Die Antwort auf die Frage “Kannst Du Dich darin
irren” gibt der Aussage ein
bestimmtes Gewicht. Die Antwort kann auch
sein⌊:⌋ “Ich
glaube nicht”. |
| Aber könnte man nicht
auf die Frage “Kan⌊n⌋st
Du …” antworten:
“Ich will Dir den Fall
beschreiben & Du kannst dann selbst beurteilen, ob ich mich
irren kann”?
Z.B., wenn es sich um
70 nie gebraucht hat, sich aber entsinnt, ihn auf
dem Geburtsschein einem Dokument gelesen zu
haben, – & anderseits könnte die Antwort
sein: “Ich habe diesen
Namen mein ganzes Leben lang geführt, bin von allen Menschen so
genannt worden”. Wenn
das nicht der Antwort “Ich kann mich darin nicht
irren” gleichkommt, so hat
|
| Man könnte z.B. die
Sicherheit
71 solche Gründe anführen, die wir
für Gründe halten, sagt gar nichts. Kann es denn nicht auch geschehen, daß man heute einen
Irrtum früherer Zeiten zu erkennen glaubt,
& später darauf kommt, daß die erste Ansicht richtig
war. etc.
Ich glaube es liegt hier ein Mißverständnis des Wesens unserer Sprachspiele zu grunde. |
| Was für einen Grund habe ich,
Lehrbüchern der Experimentalphysik zu trauen?
Ich habe keinen Grund ihnen nicht zu trauen, ⌊.⌋ Und ich traue ihnen. Ich weiß, wie solche Bücher entstehen – oder vielmehr, ich glaube es zu wissen. Ich habe einige Evidenz, aber sie reicht nicht weit & ist von sehr zerstreuter Art. Ich habe Dinge gehört, gesehn, gelesen. |
∫ | 22.4.
Es ist immer die Gefahr, die Bedeutung durch Betrachtung des
Ausdrucks &, gleichsam, der Stimmung, in welcher man
ist, wenn man ihn ˇihn gebraucht,
erkennen zu wollen, statt immer an
|
| 23.4.
Soll ich sagen “Ich glaube
an die Physik”, oder “Ich weiß, daß die
Phys. wahr ist”? |
| Man lehrt
mich, daß unter 72 solchen Umständen dies
geschieht. Man hat es herausgefunden, indem man den
Versuch ein paarmal gemacht hat. Das alles würde
uns freilich nichts beweisen, wenn man nicht, rund um
diese Erfahrung, andere gesammelt hätte
lägen,, die mit ihr ein System
bilden. So hat man nicht nur Fallversuche gemacht, sondern
auch Versuche über den Luftwiderstand,
u.a.m..
Am Ende aber verlasse ich mich auf dies⌊e⌋ System Erfahrungen, ˇoder auf die Berichte von ihnen, richte meine eigenen Handlungen ohne jede Skrupel danach. – Aber hat sich dieses Vertrauen nicht auch bewährt? Soweit ich es beurteilen kann – ja. |
| In einem Gerichtssaal würde die
Aussage eines Physikers, daß w Wasser bei
ca 100˚ C koche,
unbedingt als Wahrheit angenommen.
Wenn ich dieser Aussage nun mißtraute, was könnte ich tun , um sie zu entkräften?
|
|
Aber wie, wenn die Aussage des Physikers Aberglaube
|
| Daß ein Andrer sich meiner Meinung
nach geirrt hat, ist 73 kein Grund anzunehmen, daß ich mich ˇjetzt
irre. – Aber ist es nicht ein Grund anzunehmen, daß
ich mich irren könne? Es ist
kein Grund zu irgend einer Unsicherheit in meinem
Urteil, oder Handeln. |
|
Der Richter könnte ja sagen “Das ist die Wahrheit
, – soweit ein Mensch sie erkennen
kann.” – Aber
was würde dieser Zusatz leisten? (“beyond all reasonable
doubt”) |
| Ist es falsch, daß ich mich in meinem
Handeln nach dem Satze der Physik richte? Soll ich sagen,
ich habe keinen guten Grund dazu? Ist nicht eben das,
|
| Angenommen,
wir träfen Leute, die das nicht als triftigen
Grund betrachteten. Nun, wie stellen wir uns das
vor? Sie befragen statt
Ist es falsch, daß sie ein Orakel befragen & sich nach ihm richten? – Wenn wir dies “falsch” nennen, gehen wir nicht schon von unserm Sprachspiel aus & bekämpfen das ihre? |
| Und haben wir recht oder unrecht darin, daß
wir's bekämpfen? Man
74 freilich unser Vorgehen mit allerlei
|
| Wo sich wirklich zwei Prinzipe
treffen, die sich nicht mit einander
aussöhnen können, da erklärt jeder den Andern für
einen Narren & Ketzer. |
| Ich sagte, ich würde den Andern
‘bekämpfen’, – aber würde ich ihm denn nicht
Gründe geben? Doch– ⌊;⌋ aber wie weit reichen die?
Am Ende der Gründe steht die
Überredung. (Denke daran, was geschieht,
wenn ein Missionäre die Eingeborenen
bekehren) |
| Wenn ich nun sage “Ich weiß, daß das Wasser im Kessel
auf der Gasflamme nicht gefrieren, sondern kochen
wird”, so scheine ich zu diesem
“Ich weiß” so berechtigt wie zu irgend
einem. ‘Wenn ich
etwasc weiß, so weiß ich
das.’ – Oder
weiß ich, daß der Mensch mir gegenüber mein alter
Freund so & so ist, mit noch größerer
Gewißheit? Und wie vergleicht sich das mit dem
Satz, daß ich aus zwei Augen schaue, & sie sehen
werde, wenn ich in den Spiegel schaue? –
Ich weiß nicht ˇmit Sicherheit, was ich da
antworten soll. – Aber es ist doch ein
75 Unterschied zwischen den
Fällen. Wenn das Wasser auf der Flamme gefriert, werde
ich freilich im höchsten Maße erstaunt sein, aber einen mir
noch unbekannnten Einfluß annehmen & etwa Physikern
die Sache zur Beurteilung überlassen. –
Was aber könnte mich ˇdaran zweifeln machen, daß dieser
Mensch hier N.N. ist, den ich seit Jahren
kenne. Hier schiene ein Zweifel alles nach sich zu ziehen
& ein Chaos zu erzeugen. // &
in ein Chaos zu stürzen. // |
|
D.h., ⌊:⌋
Wenn ˇmir von allen Seiten widersprochen
würde, ⌊:⌋ Jener heiße
nicht, wie ich
|
| Heißt das nun: “Ich kann überhaupt nur urteilen, weil
sich die Dinge so & so (gleichsam gutmütig)
benehmen”? |
| Aber wäre es denn
undenkbar, daß ich im Sattel bliebe, auch wenn die
Tatsachen noch so sehr bockten? |
/ | Ich würde
durch gewisse Ereignisse in eine Lage versetzt, in der ich das
alte Spiel nicht mehr fortsetzen könnte. ⌊In
der⌋ 76 ich aus der Sicherheit des
Spiels herausgerissen würde. Ja, es scheint ist ja es nicht selbstverständlich, daß ein Sprachspiel nur durch gewisse Tatsachen
|
∫ | Es
schiene dann, als müßte das Sprachspiel, die
Tatsachene, die es ermöglichent, ‘zeigen’. (Aber so ist es nicht.)
Kann man denn sagen, daß ˇnur eine gewisse Regelmäßigkeit in den Geschehnissen die Induktion möglich macht? Das ‘möglich’ müßte natürlich ‘logisch möglich’ sein. |
| Soll ich sagen:
Wenn auch
|
| Unter bestimmten
Umständen sagt man “Du kannst
Dich drauf verlassen”; & diese
Versicherung kann ˇin der Altagssprache berechtigt,
oder unberechtigt sein, & sie kann ⌊auch⌋ dann
77 |
| 24.4.
Wenn von Anatomie die Rede wäre, würde ich sagen:
“Ich weiß, daß vom Gehirn
12 Nervenpaare ausgehen.”
Ich habe diese Nerven nie gesehen, & auch
|
| Nun ist es
aber auch richtig “Ich
weiß” in den Verbindungen zu
gebrauchen, die Moore
erwähnt, wenigstens unter bestimmten
Umständen. (Was “I know that I am a human
being” heißt, weiß ich
allerdings nicht. Aber auch dem könnte
man einen Sinn geben.) Ich kann mir ˇzu jedem dieser Sätze Umstände vorstellen, die ihn zum Zug in einem unsrer Sprachspiele machen, wodurch er alles philosophisch Erstaunliche verliert. |
| Das Seltsame ist, daß
|
| “Kannst Du Dich darin irren, daß diese Farbe
auf Deutsch ‘[g|G]rün’ heißt?”
Meine Antwort darauf kann nur “Nein”
sein.
78 möglich”, so hieße
das gar nichts. Ist denn der Nachsatz etwas dem Andern unbekanntes? Und wie ist er mir bekannt? |
| Heißt das
aber, daß es undenkbar
Aber diese Vorsichtsmaßregeln haben nur Sinn, wenn sie einmal zu einem Ende kommen. Ein Zweifel ohne Ende ist nicht einmal ein Zweifel. |
| Es heißt auch nichts, zu
sagen: “Der deutsche Name
dieser Farbe ist gewiß ‘grün’,
– es sei denn, ich w
verspr[ä|e]che mich jetzt, oder bin irgendwie
verwirrt.” |
| Müßte man diese Klausel nicht
in alle Sprachspiele einschieben? (Wodurch
sich ihre Sinnlosigkeit zeigt.) |
| Wenn man sagt: “Gewisse Sätze müssen
z vom Zweifel ausgeschlossen werden”, dann scheint es, als sollte ich diese Sätze,
z.B. daß ich L.
W. heiße, in ein Buch
79 spiels gehört, so gehört es zur Logik.
Aber daß ich L.W. heiße
gehört nicht zu so einer Beschreibung. Das
Sprachspiel, das mit Personennamen operiert, kann wohl bestehen,
wenn ich mich in meinem Namen irre, – aber nicht wenn
es setzt voraus, daß es unsinnig ist zu sagen, die Mehrzahl der
Menschen irre sich in ihren Namen. |
| Anderseits aber ist es richtig, zu
sagen wenn ich ˇvon mir aussage sage: “Ich kann mich in meinem Namen nicht
irren”, &
falsch, wenn ich sage “Vielleicht irre ich
mich”. Aber das bedeutet nicht, daß es für Andre sinnlos ist, anzu- |
| Sich in der Muttersprache über die
Bezeichnung gewisser Dinge nicht irren zu können ist einfach
der gewöhnliche Fall. // … nicht irren
können … // |
| “Ich
kann mich darin nicht irren” ist
einfach eine Art
|
| Sichere & unsichere Erinnerung.
Wäre die sichere Erinnerung nicht im allgemeinen
Zuverläßiger,
d.h., würde sie nicht im allgemeinen
80 von nicht
ˇ
|
|
“Ich kann mich darin nicht
irren” – aber wie, wenn ich mich
dann doch geirrt habe? Ist denn das nicht
möglich? Aber macht es den Ausdruck “Ich kann mich etc.” zum Unsinn? Oder wäre es besser statt dessen zu sagen “Ich kann mich darin schwerlich irren”? Nein; denn dies heißt etwas anderes. |
| “Ich kann mich darin nicht irren; &
schlimmstenfalls mache ich 81 aus meinem Satze eine Norm.” |
| “Ich kann mich darin nicht irren: ich bin
heute bei ihm gewesen.” |
| “Ich kann mich darin nicht irren; sollte aber
doch etwas gegen meinen Satz zu sprechen scheinen, so werde ich,
an ihm gegen den Schein, ˇan ihm
festhalten.” |
| “Ich kann mich
etc.” weist meiner
Behauptung ihren Platz im Spiel an. Aber es bezieht sich
wesentlich auf mich, nicht auf das Spiel im
allgemeinen. Wenn ich mich in meiner Behauptung irre, so nimmt das dem Sprachspiel nicht seinen Nutzen. |
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