241
Kann man denn etwas Anderes als einen Satz verstehen?
Oder aber: Ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht. Also: Kann man etwas || Etwas anders, als als Satz verstehen? |
Man könnte || möchte davon reden, “einen Satz zu erleben”.
Läßt sich dieses Erlebnis niederschreiben? |
242
Da ist es wichtig, daß es in einem gewissen Sinne
keinen halben Satz gibt.
Das heißt, vom halben Satz gilt, was vom Wort gilt, daß es nur im Zusammenhang des Satzes Sinn || Bedeutung hat. |
Das Verstehen fängt aber erst mit dem Satz an. [& darum interessiert es uns nicht]. |
242
Wie es keine Metaphysik gibt, so gibt es keine Metalogik.
Das
Wort “Verstehen”, der Ausdruck “einen Satz verstehen”, ist auch nicht metalogisch,243
sondern ein Ausdruck wie jeder andre der Sprache. |
270
Wir haben es also (in der Logik || in unsern Betrachtungen) mit dem Verstehen des Satzes
nicht zu tun; denn wir selbst müssen ihn verstehen, daß || damit er für uns ein Satz ist.271
¤ |
Es2 wäre ja auch seltsam, daß die Wissenschaft und
die Mathematik die Sätze gebraucht, aber von ihrem Verstehen nicht spricht. |
Man3 sieht in dem Verstehen das Eigentliche, im Zeichen das Nebensächliche. –
Übrigens, wozu dann das Zeichen überhaupt? –
Nur um sich Andern
verständlich zu machen?
Aber wie ist das überhaupt möglich. –
Hier wird das
Zeichen als eine Art Medizin behandelt || betrachtet || angesehen, daß im Andern die
gleichen Magenschmerzen hervorrufen soll, wie ich sie habe. |
61
Auf die Frage “was meinst du”, muß zur Antwort kommen:
p;
und nicht “ich meine das, was ich mit ‘p’ meine”. |
149
Die gesamte Sprache kann nicht mißverstanden werden.
Denn
sonst gäbe es zu diesem Mißverständnis wesentlich keine Erklärung || Aufklärung.
Das heißt eben, die ganze Sprache muß für sich selbst sprechen. |
74
Man kann es auch so sagen: wenn man sich immer in einem Sprachsystem ausdrückt und also, was ein Satz meint, nur durch Sätze dieses
Systems erklärt, so fällt am Schluß die Meinung ganz aus der Sprache,
also aus der Betrachtung, heraus und es bleibt die Sprache das Einzige,
was wir betrachten können. |
74
Die Sprache || Gesprochenes kann man nur durch die Sprache erklären, darum kann man die Sprache
in diesem Sinne nicht erklären. |
303
Ich6 will doch sagen: Die ganze Sprache kann man nicht interpretieren.Eine Interpretation ist immer nur eine im Gegensatz zu einer andern. Sie hängt sich an das Zeichen und reiht es in ein weiteres System ein. |
Irreführend – || , denn es klingt als hieße es: ich habe versucht mir den Satz … |
88
Wenn Frege gegen die formale Auffassung der Arithmetik spricht,
so sagt er gleichsam immer: diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole
betreffend, sind müßig, wenn wir die || diese verstehen.
Und das Verstehen besteht quasi im || ist quasi das Sehen eines Bildes, aus dem dann alle Regeln folgen (wodurch sie verständlich werden).
Frege sieht aber nicht, daß dieses Bild
nur wieder ein Zeichen ist, oder ein Kalkül, der uns den
geschriebenen Kalkül erklärt.
Aber das Verständnis gleicht überhaupt (immer || sehr) dem, 89
welches wir für einen Kalkül kriegen, wenn wir seine Entstehung, oder
praktische Anwendung, kennen lernen.
Und natürlich lernen wir auch da wieder nur einen uns übersichtlichern Symbolismus statt des uns fremden
kennen.
(Verstehen heißt hier übersehen.) |
168
Nun könnte man nämlich sagen: Wenn so komplizierte Vorgänge beim
Verstehen des Wortes “und” eine Rolle spielen und das Verstehen etwas für uns
Wesentliches ist, wie kommt es, daß diese Vorgänge in der symbolischen Logik
nie erwähnt werden?
Wie kommt es, daß von ihnen in der Logik nie die Rede
ist, noch sein braucht? |
392
Im gewöhnlichen Leben, wenn ich jemandem einen Befehl
gebe, so ist es mir ganz genug, ihm Zeichen zu geben.
Und ich
würde nie sagen: das sind ja nur Worte, und ich muß hinter die Worte
dringen.
Ebenso, wenn ich jemand etwas gefragt hätte und er gibt mir
393
eine Antwort (also Zeichen), bin ich zufrieden – das war gerade, was ich
erwartete – und wende nicht ein: das ist ja eine bloße Antwort.
Es ist
klar, daß nichts anderes erwartet werden konnte und daß die Antwort
den Gebrauch der Sprache voraussetze.
Wie alles, was zu sagen ist. |
74
Wenn man aber sagt “wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe
ja nur seine Zeichen”, so sage ich: “wie soll er || er wissen, was er
meint, er hat ja auch nur seine Zeichen”. |
Die Verteilung der Primzahlen verstehen: |
520
“Etwas habe ich aber doch gemeint, als ich das sagte!”
Gut, – aber wie können wir, was es ist, herausbringen?
Doch wohl nur
dadurch, daß er es uns sagt.
Wenn wir nicht sein übriges Verhalten zum
Kriterium nehmen sollen, dann also das, was er uns erklärt.Du meinst, was Du sagst. |
“Verstehen”
amorph gebraucht.
“Verstehen” mehrdeutig. |
307
“Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht; hast Du etwas damit gemeint? –
Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir kommen”.
Die Frage ist ob man fragen darf “was hast Du gemeint”. Auf diese Frage (aber) kommt ein Satz zur Antwort. Während, wenn man so nicht fragen darf, das Meinen – sozusagen – amorph ist. Und “ich meine etwas mit dem Satz” ist dann von derselben Form, wie “der || dieser Satz ist nützlich”, oder “dieser Satz greift in mein Leben ein”. |
188
Wir unterscheiden doch aber Sprache, von dem was nicht Sprache
ist.
Wir sehen Striche und sagen, wir verstehen sie, und andere, und sagen,
sie bedeuten nichts (oder, uns nichts).
Damit ist doch eine allgemeine Erfahrung charakterisiert, die wir nennen könnten: “etwas als Sprache verstehen” –
ganz abgesehen davon, was wir aus dem gegebenen Gebilde herauslesen. |
182
Ich sehe eine deutsche Aufschrift und eine chinesische. –
Ist
die chinesische etwa ungeeignet etwas mitzuteilen? –
Ich sage, ich habe
Chinesisch nicht gelernt.
Aber das Lernen der Sprache fällt als bloße Ursache, Geschichte, aus der Gegenwart heraus.
Nur auf seine
Wirkungen kommt es an und die sind Phänomene, die eben nicht eintreten,
wenn ich das Chinesische sehe. || anschaue.
(Warum sie nicht eintreten, ist
ganz gleichgültig.) |
184
“Ist es denn willkürlich, welche Interpretation wir den Worten geben, die uns gesagt werden || Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden, willkürliche Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis der Interpretation || des Verstehens
185
mit dem Erlebnis des Hörens der Zeichen, wenn wir ‘die Sprache der Andern
verstehen’?” |
187
Wenn mir jemand etwas sagt und ich verstehe es, so geschieht mir dies ebenso, wie, daß ich höre, was er sagt. || wie, daß ich, was er sagt, höre.
Und hier ist Verstehen das Phänomen welches sich einstellt wenn ich einen deutschen Satz höre & welches dieses Hören vom Hören eines Satzes einer mir nicht geläufigen Sprache unterscheidet. |
90
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei uns in der Chiffre gegeben und auch der Schlüssel, dann ist uns natürlich, in gewisser Beziehung,
alles zum Verständnis der Chiffre gegeben.
Und doch würde ich, gefragt
“verstehst Du diesen Satz in der Chiffre”, etwa antworten: Nein, ich muß
ihn erst entziffern; und erst, wenn ich ihn z.B. ins Deutsche übertragen
hätte, würde ich sagen “jetzt verstehe ich ihn”. |
90
Wenn man hier die Frage stellte: “In welchem Augenblick der
Übertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz”, würde
man einen Einblick in das Wesen des Verstehens erhalten. || dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. |
249
Ich sage einen Satz “ich sehe einen schwarzen Kreis”; aber auf
die Worte || Wörter kommt es doch nicht an; sagen || setzen wir also
statt dessen “a b c d e”.
Aber nun kann ich nicht ohne weiteres mit diesem
Zeichen den oberen Sinn verbinden (es sei denn, daß ich “a b c d e” als
ein Wort auffasse und dies als Abkürzung des oberen Satzes).
Diese
Schwierigkeit ist doch aber sonderbar.
Ich könnte sie so ausdrücken: Ich
bin nicht gewöhnt statt ‘ich’ ‘a’ zu sagen und statt ‘sehe’ ‘b’, und statt
‘einen’ ‘c’, etc..
Aber damit meine ich nicht, daß ich, wenn ich daran gewöhnt wäre, mit dem Worte ‘a’ sofort das Wort ‘ich’ assoziieren würde; sondern daß ich nicht gewöhnt bin ‘a’ an der Stelle von ‘ich’ zu gebrauchen –
in der Bedeutung von ‘ich’. |
193
“Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas damit”. –
Wenn man
sich überlegt was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte meinen (und
nicht nur sagen) so ist es uns, als wäre dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer liefen. –
Als ob sie gleichsam in uns eingriffen.” |
172
Der Satz, wenn ich ihn verstehe, bekommt für mich Tiefe. |
Daß diese Erfahrung aber das Verstehen dessen ist – was ich verstehe – besteht || liegt darin, daß diese Erfahrung ein Teil meiner Sprache ist. |
388
Man kann manchen Satz nur im Zusammenhang mit anderen
verstehen.
Wenn ich z.B. irgendwo lese “nachdem er das gesagt hatte, verließ er sie, wie am vorigen Tag”.
Wenn man mich fragt, ob ich diesen Satz
verstehe, wäre || Fragt man mich, ob ich diesen Satz verstehe, so wäre es nicht leicht darauf zu antworten.
Es ist ein deutscher
Satz und insofern verstehe ich ihn.
Ich wüßte, wie man diesen Satz etwa
gebrauchen könnte, ich könnte selbst einen Zusammenhang für ihn
erfinden.
Und doch verstehe ich ihn nicht so, wie ich ihn verstünde,
wenn ich das Buch bis zu dieser Stelle gelesen hätte. |
161
Was heißt es, ein gemaltes Bild zu verstehen?
Auch da gibt es Verständnis und Nichtverstehen. Und auch hier kann ‘verstehen’ und ‘nicht verstehen’ verschiedenerlei heißen. – Wir können uns ein Bild denken, das eine Anordnung von 162
Gegenständen im dreidimensionalen Raum darstellen soll, aber wir sind für
einen Teil des Bildes unfähig, Körper im Raum darin zu sehen, sondern sehen nur die gemalte Bildfläche.
Wir können dann sagen, wir verstehen diese Teile des Bildes nicht.
Es kann sein, daß die räumlichen Gegenstände,
die dargestellt sind, uns bekannt, d.h. Formen sind, die wir aus der Anschauung von Körpern her kennen, es können aber auch Formen nach dem Bild dargestellt sein, die wir noch nie gesehen haben.
Und da gibt es wieder den
Fall, wo etwas – z.B. – wie ein Vogel aussieht, nur nicht wie einer, dessen
Art ich kenne, oder aber, wo ein räumliches Gebilde dargestellt ist, desgleichen ich noch nie gesehen habe.
Auch in diesem letzten Fall || diesen letzten Fällen kann man
von einem Nichtverstehen des Bildes reden, aber in einem anderen Sinne als
im ersten Fall. |
162
Aber noch etwas: Angenommen, das Bild stellte Menschen dar,
wäre aber klein und die Menschen darauf etwa einen Zoll lang.
Angenommen
nun, es gäbe Menschen die diese Länge hätten, so würden wir sie in dem
Bild erkennen und es würde uns nun einen ganz andern Eindruck machen, obwohl
doch die Illusion der dreidimensionalen Gegenstände ganz dieselbe wäre.
Und
doch ist der || dieser tatsächliche Eindruck, wie er da ist, unabhängig davon, daß
ich tatsächlich einmal Menschen in der gewöhnlichen Größe, und nie Zwerge,
gesehen habe, wenn auch dies die Ursache des Eindrucks ist. |
Dieses Sehen der gemalten Menschen als Menschen (im Gegensatz 163
etwa zu Zwergen) ist ganz analog dem || ebenso, wie das Sehen des Bildes || der Zeichnung als dreidimensionales Gebilde || … ganz analog dem Sehen der Malerei als Gruppierung dreidimensionaler Gebilde.
Wir können
hier nicht sagen, wir sehen immer dasselbe und fassen es nachträglich einmal als das eine und einmal als das andre auf, sondern wir sehen jedes Mal
etwas Anderes. |
Und so auch, wenn wir einen Satz mit Verständnis und ohne Verständnis lesen. (Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit falscher Betonung liest, ihn daher nicht versteht und nun || endlich darauf kommt, wie er zu lesen ist.) |
207
(Beim Lesen einer schleuderhaften Schrift kann man erkennen, was
es heißt, etwas in das gegebene Bild || Gebilde hineinsehen. || … erkennen, wie man etwas in das gegebene Bild || Gebilde hineinsieht.) |
186
Wir könnten uns den Marsbewohner denken, der auf der Erde erst
nach und nach den Gesichtsausdruck der Menschen als solchen verstehen lernte
187
und den drohenden erst nach gewissen Erfahrungen als solchen empfinden
lernt.
Er hätte bis dahin diese Gesichtsform angeschaut || angesehen, wie wir die Form eines Steins betrachten. |
187
Kann ich so nicht sagen: er lernt erst die befehlende
Geste in einer gewissen Satzform verstehen. |
209
Chinesische Gesten verstehen wir so wenig, wie chinesische
Sätze. |
411
﹖– Unter dem Verstehen verstehe ich –﹖ ein || “Verstehen”, damit meine ich ein Korrelat zur Erklärung, nicht (zu﹖) || der Erklärung, nicht einer – etwa medizinischen – Beeinflussung.
Unter || Mit dem Worte “Mißverständnis” meine ich also wesentlich etwas, was sich durch Erklärung beseitigen läßt. Eine andere Nichtübereinstimmung nenne ich nicht “Mißverständnis”. |
170
Wir haben gesagt, || : || : Verständnis entspricht der Erklärung; so weit
es aber der Erklärung nicht entspricht, ist es unartikuliert und geht uns
deswegen nicht an; oder es ist artikuliert und entspricht dem Satz selbst,
dessen Verständnis wir beschreiben wollten. |
Den9 Sinn eines Satzes verstehen || kennen, kann nur heißen:
die Frage “was ist sein Sinn” beantworten können. |
Denn10 ist hier “Sinn haben” intransitiv gebraucht, so daß man also nicht den Sinn eines Satzes von dem eines anderen Satzes unterscheiden
kann, dann ist das Sinnhaben eine, den Gebrauch des Satzes begleitende, Angelegenheit, die uns nicht interessiert. |
168
Es ist eine⋎ Auffassung, daß er || Einer gleichsam nur unvollkommen zeigen
kann, ob er verstanden hat. |
Daß11 er gleichsam nur immer aus der Ferne darauf deuten, auch
sich ihm nähern, es aber nie mit der Hand berühren || ergreifen kann.
Und
das Letzte immer ungesagt bleibt || bleiben muß. |
169
Man will sagen: Er versteht es zwar ganz, kann es || dies aber
nicht ganz zeigen, da er sonst schon tun müßte, was ja erst in Befolgung
des Befehls geschehen darf.
So kann er es﹖ also nicht zeigen, daß er es ganz
versteht.
D.h. also, er weiß immer mehr, als er zeigen kann. |
169
Man möchte sagen: er ist mit seinem Verständnis bei der Tatsache || bei der Ausführung, aber die Erklärung kann nie die Ausführung enthalten.
Aber das Verständnis enthält nicht die Ausführung, sondern ist nur das Symbol, das bei der Ausführung übersetzt wird. |
487
((Die Schwierigkeit ist die Grammatik des Wortes
“meinen” klar zu sehen.
Aber der Weg dazu ist nur der über die Antwort auf
die Frage “welches ist das Kriterium dafür, daß wir etwas so meinen”
und welcher Art ist der Ausdruck, den dieses “so” vertritt.
Die Antwort auf die Frage “wie ist das gemeint” stellt die Verbindung zwischen
zwei sprachlichen Ausdrücken || zwischen zwei Sprachen her.
Also fragt
auch die Frage nach dieser Verbindung.
Der Gebrauch der Hauptwörter “Sinn”,
“Bedeutung”, “Auffassung” und anderer Wörter verleitet uns, zu glauben,
daß dieser Sinn etc. dem Zeichen so gegenübersteht, wie das Wort, der Name, dem Ding, das sein Träger ist.
So daß man sagen könnte: “‘der Pfeil
hat eine ganz bestimmte Bedeutung,’ ist in einer ganz bestimmten Weise gemeint, die ich nur faute de mieux wieder durch ein Zeichen ausdrücken
muß”.
Die Meinung, die Intention wäre quasi seine Seele, die ich am liebsten … |
303
Was die Erklärung des Pfeiles betrifft, so ist es
klar, daß man sagen kann: “Dieser Pfeil bedeutet || sagt nicht, daß Du
dorthin (mit der Hand zeigend) gehen sollst, sondern dahin.” –
Und ich würde
diese Erklärung natürlich verstehen. –
“Das müßte man (aber) dazuschreiben”. |
128
“Das Verständnis eines Satzes kann nur die Bedingung dafür
sein, daß wir ihn anwenden können.
D.h., es kann nichts sein, als diese || die Bedingung und es muß die Bedingung der Anwendung sein.” |
161
Wenn “einen Satz verstehen” heißt, in gewissem Sinn nach ihm
handeln, dann kann das Verstehen nicht die logische Bedingung dafür sein, daß wir
nach ihm handeln. |
Das Verstehen einer Beschreibung kann man, glaube ich, mit dem
Zeichnen eines Bildes nach dieser Beschreibung vergleichen.
(Und hier ist
wieder das Gleichnis ein besonderer Fall dessen, wofür es ein Gleichnis
ist.)
Und es würde || wird auch in vielen Fällen als der Beweis des Verständnisses
aufgefaßt. |
163
Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es in Ton kneten || plastisch wiedergeben. –
Ich verstehe diese Beschreibung genau, ich könnte eine Zeichnung nach ihr
machen. |
164
Man könnte es﹖ aber in gewissen Fällen geradezu als Bedingung || Kriterium des
Verstehens setzen, daß man den Sinn des Satzes muß zeichnen können. || zeichnerisch darstellen können. – |
210
Es ist sehr sonderbar: Das Verstehen einer Geste
möchten wir durch ihre || mit Hilfe ihrer Übersetzung in Worte erklären || Wir sind versucht
das Verstehen einer Geste durch ihre || mit Hilfe ihrer Übersetzung in Worte erklären, und das Verstehen von Worten, durch diesen entsprechende || eine Übersetzung in Gesten. || Es ist sehr sonderbar: Wir sind versucht, das
Verstehen einer Geste
durch, ihr entsprechende, Worte zu erklären, und das Verstehen von Worten durch, diesen entsprechende Gesten. || als Fähigkeit zu ihrer Übersetzung in Worte zu erklären, und das Verstehen von Worten durch, diesen entsprechende Gesten. || als Fähigkeit zu erklären sie in Worte zu übersetzen, und das Verstehen von Worten durch, diesen entsprechende Gesten. |
Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste und eine Geste
durch Worte erklären. |
304
Wenn man mir sagt “bringe eine gelbe Blume” und ich stelle mir
vor, wie ich eine gelbe Blume hole, so habe ich bewiesen || so kann das ein Zeichen dafür sein, daß ich den Befehl verstanden habe.
Aber ebenso, wenn ich ein Bild des Vorgangs malte. –
Warum?
Wohl, weil das, was ich tue, mit Worten des Befehls beschrieben werden muß.
Oder soll ich sagen, ich habe tatsächlich einen (dem ersten) verwandten Befehl ausgeführt. |
243
Nun ist die Frage: muß ich wirklich in so einem Sinne das Zeichen verstehen, um etwa darnach handeln zu können? –
Wenn jemand sagt: “gewiß! sonst wüßte ich ja nicht, was ich zu tun habe”, so würde ich antworten: “Aber es gibt ja keinen Übergang vom Wissen zum Tun.
Und keine prinzipielle Rechtfertigung dessen, daß es das war, was dem Befehl entsprach”.12 |
Man beachte in diesem Satz den
Ausdruck “handeln zu können” und das Wort “was” in “was ich zu
tun habe”. |
Was heißt dann also der Satz: “Ich muß den Befehl verstehen,
ehe ich nach ihm handeln kann”?
Denn dieser Satz || dies zu sagen, hat
natürlich einen Sinn.
Aber gewiß || jedenfalls wieder keinen metalogischen. |
245
Die Idee, die man von dem Verstehen hat, ist etwa, daß man
dabei von dem Zeichen näher an die verifizierende Tatsache kommt, etwa
durch die Vorstellung.
Und wenn man auch nicht wesentlich, d.h. logisch,
näher kommt, so ist doch etwas an der Idee richtig, daß das Verstehen in
dem Vorstellen der Tatsache besteht.
Die Sprache der Vorstellung ist in
dem gleichen Sinne wie die Gebärdensprache primitiv. |
181
(Es kann keine notwendige Zwischenstufe zwischen dem Auffassen
eines Befehls und dem Befolgen geben.) |
244
“Aber ich muß doch einen Befehl verstehen, um nach ihm handeln zu
können”.
Hier ist das ‘muß’ verdächtig.
Wenn das wirklich ein Muß ist –
ich meine – wenn es ein logisches Muß ist, so handelt es sich hier um eine grammatische Anmerkung. |
Auch wäre da die Frage möglich: Wie lange vor dem Befolgen mußt
Du denn den Befehl verstehen? |
137
Wenn das Verstehen eine notwendige Vorbereitung des Folgens
war, so muß es dem Zeichen etwas hinzugefügt haben; aber etwas, was jedenfalls nicht die Ausführung war. |
138
¤ |
Wenn gesagt würde, daß der, der den Befehl erhält, eben außer
den Worten Vorstellungen erhält, die der Ausführung des Befehls ähnlich
sind, (während es die Worte nicht seien || sind) so gehe ich noch weiter und nehme
an, daß der Befehl dadurch gegeben wird, daß wir den Andern die Bewegungen, die er etwa in 5 Minuten ausführen soll, jetzt durch mechanische Beeinflussung (etwa indem wir seine Hand führen) auszuführen veranlassen; und
näher kann ich doch wohl der Ausführung des Befehls im Ausdruck des Befehls
nicht kommen.
Dann haben wir die Ähnlichkeit der Vorstellung durch eine
viel größere (Ähnlichkeit) ersetzt.
Und der Weg vom Symbol zur Wirklichkeit scheint hier || nun sehr verkürzt zu sein.
(Ebenso könnte ich, um zu beschreiben, in welcher Stellung ich mich bei der und der Gelegenheit befunden habe,
diese Stellung einnehmen.)
Es ist damit auch gezeigt, daß das Vorkommen von Phantasiebildern, || sogenannten Vorstellungen für den Gedanken ganz unwesentlich ist. || Es ist damit auch das Unwesentliche der Phantasiebilder für den Gedanken gezeigt. |
140
Ich13 könnte auch sagen: Es scheint uns, als ob, wenn wir
den Befehl –
|
Nun14 müßte man allerdings darauf sagen: Aber was veranlaßt Dich
denn zu gerade dieser || der Deutung?
Ist es der Befehl, dann war er ja schon
eindeutig, da er nur diese Deutung befahl.
Oder, hast Du die Deutung willkürlich hinzugefügt –, dann hast Du ja auch den Befehl nicht verstanden, sondern erst das, was Du aus ihm (auf eigene Faust) gemacht hast. |
288
Eine ‘Interpretation’ ist doch wohl etwas, was in Worten || Zeichen gegeben
wird!
Es ist diese Interpretation im Gegensatz zu einer anderen (die anders lautet). –
Wenn man also sagt “jeder Satz bedarf noch einer Interpretation”, so hieße das: kein Satz kann ohne einen Zusatz verstanden werden. |
244
“Ich kann den Befehl nicht ausführen, weil ich nicht verstehe,
was Du meinst. –
Ja, jetzt verstehe ich Dich”.
Was ging da vor, als ich plötzlich den Andern Verstand? Ich konnte mich natürlich irren, und daß ich den Andern verstand, war eine Hypothese. Aber es fiel mir etwa plötzlich eine Deutung ein, die mir einleuchtete. Aber war diese Deutung etwas anderes, als ein Satz einer Sprache? |
Es15 konnten mir auch vor diesem Verstehen mehrere Deutungen vorschweben, für deren eine ich mich endlich entscheide.
Aber das Vorschweben
der Deutungen war das Vorschweben von Ausdrücken einer Sprache. (﹖) |
181
Was heißt es: verstehen, daß etwas ein Befehl ist, wenn man
auch den Befehl selbst noch nicht versteht?
(“Er meint: ich soll etwas tun,
aber was er wünscht, weiß ich nicht.”) |
Deuten. Deuten wir jedes Zeichen? |
181
Deuten. –
Deuten wir denn etwas, wenn uns jemand einen Befehl
gibt? wir fassen auf, was wir hören oder sehen; oder: wir sehen, was wir sehen.Es gibt Fälle in denen wir einen erhaltenen Befehl deuten & Fälle in denen wir es nicht tun. Eine Deutung ist die || eine Ergänzung des gedeuteten Zeichens durch ein (weiteres) Zeichen. |
182
Wenn mich jemand fragt: ‘wieviel Uhr ist es’, so geht in mir
dann keine Arbeit des Deutens vor.
Sondern ich reagiere unmittelbar auf das,
was ich sehe und höre. |
227
Denken wir uns einen Zerstreuten der auf den Befehl “rechtsum”
sich nach links gedreht hätte und nun, “an die Stirne greifend”, sagte “ach
so – ‘rechtsum’!” und rechtsum machte. |
182
Ich deute die Worte; wohl; aber deute ich auch die Mienen?
Deute ich, etwa, einen Gesichtsausdruck als drohend? oder freundlich? –
Es kann geschehen. |
Wenn ich nun den früheren Einwand hier geltend machte und sagte: Es ist nicht genug, daß ich das drohende Gesicht (als Gebilde || Struktur) wahrnehme, sondern ich muß es erst deuten.
Es zückt jemand das Messer und ich sage: “ich verstehe das als eine Drohung”. |
188
Kann man jemandem befehlen, einen Satz zu verstehen?
Hier muß man verschiedene Fälle unterscheiden. |
Was heißt es, das zu wissen? Dieses Wissen haben wir sozusagen im Vorrat. |
69
Es ist übrigens merkwürdig, daß wir uns bei dem Gedanken, daß
es jetzt 3 Uhr sein dürfte, die Zeigerstellung (meist) gar nicht genau
oder überhaupt nicht vorstellen, sondern das Bild in der Sprache gleichsam in einem Werkzeugkasten der Sprache haben, aus dem wir wissen, das Werkzeug jederzeit herausnehmen || hervorziehen und gebrauchen zu können, wenn wir es brauchen sollten. || brauchen. –
Dieser Werkzeugkasten scheint mir die Grammatik mit ihren
Regeln zu sein.
Denken wir aber, welcher Art dieses Wissen ist. |
69
Es ist so, wie wenn ich mir im Werkzeugkasten der Sprache Werkzeuge zum künftigen Gebrauch herrichtete.
Ein Werkzeug ist ja auch das
Abbild seines Zwecks. |
128'
Was heißt es, zu sagen [ich verstehe das Wort „Rot”] “ich sehe zwar kein Rot, aber wenn Du mir einen Farbenkasten gibst, so kann ich es dir darin zeigen”?
Wie kann man wissen, daß man
es zeigen kann, wenn …; daß man es also erkennen kann, wenn man es sieht? |
176
Ich sage: Hier ist zwar nichts Rotes um mich, aber wenn hier
etwas wäre, so könnte ich es erkennen. – |
381
|
382
Aber natürlich kann das nicht anders sein, als wenn ich
z.B. sage “ich will diesen Fleck rot anstreichen”, eine Vorstellung von
der Farbe habe und nun “weiß”, wie diese Vorstellung in die Wirklichkeit zu übersetzen ist. |
Ja, das ganze Problem ist schon darin enthalten: Was
heißt es, zu wissen, wie der Fleck aussähe, wenn er meiner Vorstellung
entspräche? |
62a
Wenn ich aber die Vorstellung, die bei der Erwartung etc. im
Spiel ist durch ein wirklich gesehenes Bild ersetzen will, so geschieht etwa folgendes || scheint etwa folgendes zu geschehen: Ich sollte einen dicken schwarzen Strich ziehen und
habe als Bild einen dünnen gezogen.
Aber die Vorstellung geht noch
weiter und sagt, sie weiß auch schon, daß der Strich dick sein soll.
So ziehe ich einen dicken, aber etwas blasseren Strich, aber die Vorstellung sagt, sie weiß auch schon daß er nicht grau sondern schwarz sein soll. || sollte.
(Ziehe ich aber den dicken schwarzen Strich, so ist das
kein Bild mehr.) |
17
Etwas wissen, ist von der Art dessen, einen Zettel in der Lade meines Schreibtisches zu haben, auf dem es aufgeschrieben steht || ist.
|
Bedeutung |
10
Augustinus, wenn er vom Lernen der Sprache redet, redet ausschließlich davon, wie wir den Dingen Namen beilegen, oder die Namen
der Dinge verstehen.
Hier scheint also das Benennen Fundament und Um-und Auf, der Sprache zu sein.
11
Diese Auffassung des Fundaments der Sprache ist offenbar äquivalent mit der, die die Erklärungsform “das ist …”
als fundamental auffaßt. –
Von einem Unterschied der Worte redet
Augustinus nicht, meint also mit “Namen” offenbar Wörter, wie “Baum”,
“Tisch”, “Brot”, und gewiß die Eigennamen der Personen, dann aber
wohl auch “essen”, “gehen”, “hier”, “dort”; kurz, alle Wörter.
Gewiß
aber denkt er zunächst an Hauptwörter und an die
übrigen als etwas, was sich finden wird.
(Und Plato sagt, daß der Satz
aus Haupt- und Zeitwörtern besteht.)
Sie beschreiben eben das Spiel einfacher, als es ist. Dieses Spiel kommt aber wohl in der Wirklichkeit vor. Nehmen wir etwa an, ich wolle aus Bausteinen ein Haus bauen, die mir ein Anderer || Andrer zureichen soll, so könnten wir erst ein Übereinkommen dadurch treffen, daß ich auf einen Stein zeigend sagte “das ist eine Säule”, auf einen andern zeigend “das ist ein Würfel”, – “das ist eine Platte” u.s.w. Und nun bestünde die Anwendung im Ausrufen jener Wörter “Säule”, “Platte”, etc. in der Reihenfolge || Ordnung, wie ich sie brauche. Und ganz ähnlich ist ja das Übereinkommen
|
Ich will damit sagen: Augustinus beschreibt wirklich einen
Kalkül; nur ist nicht alles, was wir Sprache nennen, dieser Kalkül. |
(Und das muß man in einer großen Anzahl von Fällen
sagen, wo es sich fragt: ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar.
Die Antwort ist dann: “ja, brauchbar; aber nur dafür, nicht
für das ganze Gebiet, das Du darzustellen vorgabst”.) |
12
Es ist also so, wie wenn jemand erklärte: “spielen
besteht darin, daß man Dinge, gewissen Regeln gemäß, auf einer Fläche
verschiebt …” und wir ihm antworteten: Du denkst da gewiß an die
Brettspiele, und auf sie ist Deine Beschreibung auch anwendbar.
Aber das
sind nicht die einzigen Spiele.
Du kannst also Deine Erklärung
richtigstellen, indem Du sie ausdrücklich auf diese Spiele einschränkst.
(Man könnte also sagen, Augustinus stelle das Lernen der Sprache || stelle die Sache zu einfach dar; aber auch: er stelle eine einfachere Sache dar. |
(Wer das Schachspiel einfacher beschreibt – mit einfacheren Regeln – als es ist, beschreibt damit dennoch ein Spiel, aber ein anderes.) |
Ich wollte eigentlich || ursprünglich sagen: Wie Augustinus das Lernen der
Sprache beschreibt, kann uns zeigen, woher sich diese Auffassung überhaupt schreibt.
(Von welcher primitiven Anschauung. || Von welchem primitiven Bild || Weltbild.) Man könnte den Fall mit dem einer Schrift vergleichen, in der Buchstaben zum Bezeichnen von Lauten benützt würden, aber auch etwa zur Bezeichnung der Stärke und Schwäche der Aussprache und als Interpunktionszeichen. Fassen wir dann diese Schrift als eine Sprache zur Beschreibung des Lautbildes auf, so könnte man sich denken, daß Einer diese Schrift beschriebe, als entspräche einfach jedem Buchstaben ein Laut und als hätten die Buchstaben nicht auch ganz andere Funktionen. – Und so einer – zu einfachen – Beschreibung der Schrift gleicht Augustin's Beschreibung der Sprache völlig. |
Man kann z.B. – für andre verständlich – von Kombinationen von Farben mit Formen sprechen (etwa der
Farben rot und blau mit den Formen Quadrat und Kreis) ebenso wie von 13
Kombinationen verschiedener Formen oder Körper.
Und hier haben wir die
Wurzel des irreleitenden Ausdrucks, die Tatsache sei ein Komplex von Gegenständen.
Es wird also hier, daß ein Mensch krank ist, verglichen mit der Zusammenstellung zweier Dinge, wovon das eine der Mensch
ist, das andere die Krankheit repräsentiert.
Und ich kann nur sagen: Hüten wir uns vor diesem Gleichnis, oder davor, zu vergessen, daß es ein
Gleichnis ist.
Oder man muß sagen, es verhält sich hier mit dem Wort “Kombination”, oder “Komplex”, wie mit dem Wort “Zahl”, das auch in verschiedenen – mehr oder weniger logisch ähnlichen – Weisen (oder, wenn man will, Bedeutungen) gebraucht wird. |
260
“Bedeutung” kommt von “Deuten || deuten”. [gemeint ist „hindeuten”] |
96
Was wir Bedeutung nennen, muß mit der primitiven
Gebärden- (Zeige-) Sprache zusammenhängen. |
261
Nun ist aber dieses Kollationen || Kollationieren, wie, auch der Begriff
der Bedeutung ein Überbleibsel einer primitiven Anschauung. |
Wenn ich etwa die wirkliche Sitzordnung an einer Tafel nach einer
Aufschreibung kollationiere, so hat es einen guten Sinn beim Lesen jedes Namens auf einen bestimmten Menschen zu zeigen.
Sollte ich aber etwa die Beschreibung eines Bildes mit dem Bild vergleichen und außer dem Personenverzeichnis sagte die Beschreibung auch daß N den M küßt, so wüßte ich nicht,
worauf ich als Korrelat des Wortes ‘küssen’ zeigen sollte.
Oder, wenn etwa
stünde “A ist größer als B”, worauf soll ich beim Wort ‘größer’ zeigen? –
Ganz offenbar kann ich ja gar nicht auf etwas diesem Wort entsprechendes in dem
Sinne zeigen, wie ich etwa auf die Person A im Bilde zeige. |
261
Es gibt freilich einen Akt “die Aufmerksamkeit auf die Größe der
Personen richten”, oder auf ihre Tätigkeit, und in diesem Sinne kann man auch
das Küssen und die Größenverhältnisse kollationieren.
Das zeigt, wie der allgemeine Begriff der Bedeutung entstehen konnte.
Es geschieht da etwas Analoges, wie wenn das Pigment an Stelle der Farbe tritt. |
129'
Wie in einem Stellwerk mit Handgriffen die verschiedensten Dinge ausgeführt werden, so mit den Wörtern der Sprache, die Handgriffen entsprechen.
Ein Handgriff ist der
einer Kurbel und diese kann kontinuierlich verstellt werden; einer gehört zu einem
Schalter und kann nur entweder umgelegt oder aufgestellt werden; ein dritter gehört zu
einem Schalter, der 3 oder mehr Stellungen zuläßt; ein vierter ist der Handgriff einer
Pumpe und wirkt nur, wenn er auf- und abbewegt wird etc.: aber alle sind Handgriffe,
werden mit der Hand angefaßt.
|
◇◇◇ heiße: Wissen … |
357
Vergleich der verschiedenen Arten von Linien || der Linien mit verschiedenen Funktionen auf der Landkarte mit den Wortarten
im Satz.
Der Unbelehrte sieht eine Menge Linien und weiß nicht, daß sie
sehr verschiedene Bedeutungen haben. |
356
Denken wir uns den Plan eines Weges gezeichnet und mit
einem Strich durchstrichen, der anzeigen soll, daß dieser Plan nicht
auszuführen ist.
Auf dem Plan sind viele Striche gezogen, aber der, der
ihn durchstreicht hat eine gänzlich andere Funktion als die anderen. |
67
Der Unterschied der Wortarten ist immer wie der Unterschied der Spielfiguren, oder, wie der noch größere, einer Spielfigur und des Schachbrettes. |
226
Wir können in der alten Ausdrucksweise sagen: das Wesentliche
am Wort ist seine Bedeutung. |
226
Wir sagen: das Wesentliche am Wort ist seine Bedeutung; wir |
227
können das Wort durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung hat.
Damit ist gleichsam ein Platz für das Wort fixiert und man kann ein Wort
für das andere setzen, wenn man es an den gleichen Platz setzt. |
343
Wenn ich mich entschlösse (in meinen Gedanken) statt
“rot” ein neues Wort zu sagen, wie würde es sich zeigen, daß dieses an
dem Platz des “rot” steht?
Wodurch ist die Stelle || der Platz eines Wortes bestimmt?
Angenommen etwa, ich wollte auf einmal alle Wörter meiner Sprache durch
andere ersetzen, wie könnte ich wissen, welches Wort an der Stelle
welches früheren steht.
Sind es die Vorstellungen, die bleiben und |
344
den Platz des Wortes halten?
So daß an einer Vorstellung quasi ein
Haken ist, und hänge ich an den ein Wort, so ist ihm damit || dadurch der
Platz angewiesen?Oder: Wenn ich mir den Platz merke, was merke ich mir da? |
219
Könnte ich einfach so sagen: Die Bedeutung eines Wortes spielt eine Rolle in seiner Anwendung und die grammatischen Regeln beschreiben seine Bedeutung.17
Man könnte z.B. ausmachen, im Deutschen statt, ‘nicht’, immer 220
Bedeutung ◇◇◇ Raum … ‘not’ zu setzen und dafür statt ‘rot’ ‘nicht’.
So daß das Wort ‘nicht’ in
der Sprache bliebe und doch könnte man nun sagen, daß ‘not’ so gebraucht
wird, wie früher ‘nicht’, und daß jetzt ‘nicht’ anders gebraucht wird
als früher. |
178
Der Ort des || eines Wortes in der Sprache || Grammatik ist seine Bedeutung. |
70
Wir verstehen unter “Bedeutung des Namens” nicht den Träger des Namens. |
Man kann sagen, daß die Worte “der Träger des Namens ‘N’”
dieselbe Bedeutung haben wie der Name “N” – also für einander eingesetzt werden können. |
Aber heißt es nicht dasselbe, zu sagen “zwei Namen haben
einen Träger” und “zwei Namen haben ein und dieselbe Bedeutung”?
(Morgenstern, Abendstern, Venus.) |
Wenn mit dem Satz “‘a’ und ‘b’ haben denselben Träger” gemeint ist: “der Träger von ‘a’” bedeutet dasselbe wie “der Träger von
‘b’”, so ist alles in Ordnung, weil das dasselbe heißt wie
a = b.
Ist aber mit dem Träger von ‘a’ etwa der Mensch gemeint, von dem es
sich feststellen läßt, daß er auf den Namen ‘a’ getauft ist; oder
der Mensch, der das Täfelchen mit dem Namen ‘a’ um den Hals trägt; etc.,
so ist es garnicht gesagt, daß ich mit ‘a’ diesen Menschen meine, und
daß die Namen, die den gleichen Träger haben, dasselbe bedeuten. ◇◇◇
|
71
Aber zeigen wir nicht zur Erklärung der Bedeutung auf den Gegenstand, den der Name vertritt?
Ja; aber dieser Gegenstand ist nicht ‘die
Bedeutung’, obwohl sie durch das Zeigen auf diesen Gegenstand bestimmt wird. |
497
“Wenn ich nun auch sage || wir auch sagen, der Träger des Namens ist
nicht seine Bedeutung, so bestimmt doch der Träger die Bedeutung; und wenn
ich, auf ihn zeigend, sage ‘das ist N’, so ist die Bedeutung von ‘N’ bestimmt.”Aber es bestimmt hier schon das richtige Verstehen des Wortes ‘Träger’ in dem besondern Fall (Farbe, Gestalt, Ton, etc.) die Bedeutung bis auf eine letzte Bestimmung. |
497
Wenn ich sage “die Farbe dieses [nicht sperren] Gegenstands
heißt ‘violett’”, so muß ich die Farbe mit den ersten Worten “die Farbe
dieses Gegenstands” schon benannt haben, sie schon zur Taufe gehalten haben,
damit der Akt der Namengebung ﹖– das sein kann, was er ist –﹖.
Denn ich könnte
auch sagen “der Name dieser Farbe (der Farbe dieses Dings) ist von Dir zu
bestimmen”, und der den Namen gibt, müßte nun schon wissen, wem er ihn gibt
(an welchen Platz der Sprache er ihn stellt). |
465
Ich könnte also || so erklären:
die Farbe dieses Flecks heißt “rot”, die Form “Kreis”.
Und hier stehen die Wörter “Farbe” und “Form” für Anwendungsarten (grammatische Regeln) und sind || bezeichnen in Wirklichkeit Wortarten, wie “Eigenschaftswort”, “Hauptwort”. Man könnte sehr wohl in der (gewöhnlichen﹖) Grammatik neben diesen Wörtern die Wörter “Farbwort”, “Formwort”, “Klangwort”, einführen. (Daß aber nicht jemand einwendet: “warum dann nicht auch ‘Baumwort’, ‘Buchwort’”!) |
754
Der Name, den ich einem Körper gebe, einer Fläche,
einem Ort, einer Farbe, hat jedesmal andere Grammatik.
Der Name “a” in
“a ist gelb” hat eine andere Grammatik, wenn a der Name eines Körpers und
wenn es der Name einer Fläche eines Körpers ist; ob nun ein Satz “dieser
Körper ist gelb” sagt, daß die Oberfläche des Körpers gelb ist, oder daß
er durch und durch gelb ist.
“Ich zeige auf a” hat verschiedene Grammatik,
je nachdem a ein Körper, eine Fläche, eine Farbe ist etc..
Und so hat auch
das hinweisende Fürwort “dieser” andere Bedeutung (d.h. Grammatik), wenn
es sich auf Hauptwörter verschiedener Grammatik bezieht. || Hauptwörter
mit verschiedener Grammatik bezieht. |
Die Bedeutung eines Wortes ist das, was die (grammatische) Erklärung der Bedeutung erklärt. |
184
Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück Zucker mehr!” und nimmt es
ihm weg.
So lernt das Kind die Bedeutung des Wortes ‘kein’.
Hätte man ihm mit denselben Worten ein Stück Zucker gereicht, so hätte es gelernt, das Wort anders zu verstehen. |
227
Veranlassen wir es dadurch nicht, Worten einen Sinn beizulegen, ohne daß wir sie durch ein anderes Zeichen ersetzen, also ohne diesen Sinn auf andere Weise auszudrücken?
Veranlassen wir es nicht gleichsam,
für sich etwas zu tun, dem kein äußerer Ausdruck gegeben wird, oder wozu
der äußere Ausdruck nur im Verhältnis einer Hindeutung, eines Signals,
steht?
Die Bedeutung ließe sich nicht aussprechen, sondern nur auf sie von
ferne hinweisen.
Sie ließe sich gleichsam nur verursachen.
Aber welchen Sinn hat es dann überhaupt, wenn wir von dieser Bedeutung reden?
(Schlag & Schmerz) |
231
Gibt mir die Erklärung des Wortes die Bedeutung, oder verhilft
sie mir nur zur Bedeutung?
So daß also diese Bedeutung || das Verständnis in der Erklärung
nicht niedergelegt wäre, sondern durch sie nur äußerlich bewirkt, wie die
Krankheit durch eine Speise. |
228
Das Problem äußert sich auch in der Frage: Wie erweist sich
ein Mißverständnis?
Denn das ist dasselbe wie das Problem: Wie zeigt es
sich, daß ich richtig verstanden habe?
Und das ist: Wie kann ich die Bedeutung erklären?
Es fragt sich nun: Kann sich ein Mißverständnis darin äußern, daß, was der Eine bejaht, der Andere verneint? |
Nein, denn dies ist, wie es steht, eine Meinungsverschiedenheit
und kann als solche aufrecht erhalten werden.
Bis wir annehmen, der
Andere habe Recht …. |
Wenn ich also, um das Wort “lila” zu erklären, auf einen Fleck
zeigend sage “dieser Fleck ist lila”, kann diese Erklärung dann auf zwei
Arten funktionieren?: einerseits als Definition, die den Fleck als Zeichen 229
gebraucht und anderseits als Erläuterung?
Und wie das letztere?
Ich müßte
annehmen, daß der Andere die Wahrheit sagt und dasselbe sieht, was ich sehe.
Der Fall, der wirklich vorkommt, ist der: A erzählt dem B in meiner Gegenwart, daß ein bestimmter Gegenstand lila ist.
Ich höre das, habe den Gegenstand auch gesehen und denke mir: “jetzt weiß ich doch, was ‘lila’
heißt”.
Das heißt, ich habe aus jenen Sätzen || jener Beschreibung eine
Worterklärung gezogen.
Ich könnte sagen: Wenn das, was A dem B erzählt, die Wahrheit ist, so muß das Wort ‘lila’ diese Bedeutung haben. Ich kann diese Bedeutung also auch quasi hypothetisch annehmen und sagen: wenn ich das Wort so verstehe, hat A Recht. |
Man sagt: “ja, wenn das Wort das bedeutet, so ist der Satz
wahr”. |
Nehmen19 wir an, die Erklärung der Bedeutung war nur eine Andeutung: konnte man da nicht sagen: Ja, wenn diese Andeutung so verstanden
wird, dann gibt das Wort in dieser Verbindung einen wahren Satz etc..
Aber
dann muß nun dieses “so” ausgedrückt sein. |
405
Die Erklärung eines Zeichens muß natürlich jede
Meinungsverschiedenheit im Bezug auf seine
Bedeutung beseitigen können.Und ist dann noch eine Frage nach der Bedeutung zu entscheiden? |
145 70
Mißverständnis nenne ich das was durch eine Erklärung zu
beseitigen ist.
Die Erklärung der Bedeutung eines Worts schließt Mißverständnisse
aus. |
Das sind aufklärbare
Mißverständnisse: “Ist
das eine Orange? ich dachte das sei eine”. Kann man sagen: “Ist das rot? ich dachte das sei ein Sessel”? Aber kann man sich nicht einbilden (wenn man etwa nicht deutsch kann || versteht) “rot” heiße laut (d.h. werde so gebraucht, wie in Wirklichkeit || tatsächlich “laut” gebraucht wird). Wie wäre aber die Aufklärung dieses Mißverständnisses? Etwa so: “rot ist eine Farbe, keine Tonstärke”? – Eine solche Erklärung könnte man natürlich geben, aber sie wäre nur dem verständlich, der sich bereits ganz in der Grammatik auskennt. |
Der Satz “ist das rot? ich dachte, das sei ein
Sessel” hat nur
Sinn, wenn das Wort “das”
beide Male im gleichen Sinn gebraucht wird und
dann
muß ich entweder “rot” als
Substantiv, oder “ein Sessel” als Adjektiv
auffassen. |
Die Rechtfertigung || Aufklärung kann nur verstanden werden, wenn sie in
einer Sprache gegeben wird, die unabhängig von dem
Mißverständnis besteht. |
290
Ist es denn nicht denkbar, daß ein grammatisches
System
in der Wirklichkeit zwei (oder mehr) Anwendungen
hat. |
Ja, aber wenn wir das überhaupt sagen können, so müssen wir die
beiden
Anwendungen auch durch eine Beschreibung unterscheiden können.
|
258
Zu sagen, daß das Wort “rot” mit
allen Vorschriften, die von ihm
gelten, das bedeuten könnte, was
tatsächlich das Wort “blau” bedeutet;
daß also durch diese Regeln die Bedeutung nicht
fixiert ist, hat nur einen Sinn, wenn
ich die beiden Möglichkeiten der
Bedeutung ausdrücken kann und dann sagen, welche die von mir
bestimmte ist. |
372
Die Grammatik erklärt die Bedeutung der Wörter, soweit sie zu
erklären ist.
Und zu erklären ist sie soweit, als nach ihr zu fragen ist || gefragt werden kann; und nach ihr fragen kann man soweit, als sie zu erklären ist. |
Die Bedeutung kann nur das sein || ist, was wir in der Erklärung
der Bedeutung eines Wortes erklären. |
6
“Das was ein cm3 Wasser wiegt, hat man
‘1 Gramm’ genannt.”
–
“Ja, was wiegt er denn?”
(“Bedeutung eines
Wortes”). |
“Die Bedeutung eines Zeichens ist durch seine Wirkung (die Assoziationen, die es auslöst etc.) gegeben.” |
392
Wenn ich sage, das Symbol ist das, was diesen Effekt
hervorruft, so
fragt es sich eben, wie ich von diesem Effekt reden kann,
wenn er
(noch﹖) gar nicht da ist.
Und wie ich weiß, daß es
der ist,
den ich gemeint
habe, wenn er eintritt. || kommt.
|
Es21 ist darum keine Erklärung, zu sagen: sehr einfach,
wir
vergleichen die Tatsache mit unserem Erinnerungsbild, – weil
vergleichen eine bestimmte Vergleichsmethode voraussetzt, die nicht
gegeben ist. |
171
Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er das
Wort
‘rot’ hört? –
Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm
beim
Hören des Wortes einfällt. –
Aber wie soll er wissen, was die ‘Farbe’
ist,
‘deren Bild ihm einfällt’?
Braucht es dafür ein weiteres Kriterium?
u.s.f..
Es gibt auch ein Spiel: die Farbe zu wählen die einem beim
Wort “rot” einfällt. |
135'
[Zu: das Kausale interessiert uns nicht, wir sind nicht im
Reich der Erklärungen.]
(Die psychologischen – trivialen – Erörterungen über Erwartung, Assoziation, etc. lassen immer das eigentlich Merkwürdige aus und man merkt ihnen an, daß sie herumreden, ohne den vitalen || springenden Punkt zu berühren.) |
192
Wenn ich Worte wählen kann, daß sie der Tatsache
– in irgendeinem Sinne – passen, dann
muß ich also schon vorher einen Begriff dieses
Passens gehabt haben.
Und nun fängt das Problem von neuem an, denn, wie
weiß
ich, daß dieser
Sachverhalt dem Begriffe vom
‚Passen’ entspricht.
|
Aber warum beschreibe ich dann die Tatsache gerade
so?
Was
machte || ließ Dich
diese Worte sagen? |
Und wenn ich nun sagen würde: “alles was geschieht, ist
eben, daß
ich auf diese Gegenstände sehe und dann
diese Worte gebrauche”, so﹖ wäre die
Antwort: “also besteht das Beschreiben in weiter
nichts? und ist es immer
eine Beschreibung, wenn
Einer …?”
Und darauf müßte ich sagen:
“Nein.
Nur kann ich den Vorgang nicht anders, oder doch nicht mit einer
anderen Multiplizität beschreiben, als, indem ich
sage: ‘ich beschreibe was ich sehe’;
und
darum ist keine Erklärung mehr möglich, weil mein Satz bereits
die
richtige || volle
Multiplizität hat.” |
Ich könnte auch so fragen: Warum verlangst Du
Erklärungen?
Wenn
diese gegeben sein werden || würden, wirst Du ja
doch wieder vor einem Ende stehen.
Sie
können Dich nicht weiterführen, als Du jetzt bist. |
225
In welchem Sinne sagt man, man kennt die Bedeutung des Wortes
A
noch ehe man den Befehl, in dem es vorkommt, befolgt hat?
Und in wiefern
kann man sagen, man hat die Bedeutung durch die
Befolgung des Befehls kennen gelernt?
Können die beiden Bedeutungen mit einander in Widerspruch
stehen? |
225
Ich wünsche, einen Apfel zu bekommen.
In welchem Sinne kann ich
226
sagen,
daß ich noch vor der Erfüllung des Wunsches die
Bedeutung des Wortes “Apfel” kenne?
Wie äußert sich denn die Kenntnis der
Bedeutung? d.h.,
was versteht man denn unter
ihr.
Offenbar wird das Verständnis des Wortes durch eine Worterklärung gegeben; welche nicht die Erfüllung des Wunsches ist. |
66
Die Bedeutung ist eine Festsetzung, nicht Erfahrung.
Und damit nicht Kausalität. |
67
Was das Zeichen suggeriert, findet man durch Erfahrung.
Es
ist die Erfahrung, die uns lehrt, welche Zeichen am seltensten
mißverstanden werden. |
Es interessiert uns nur als Zug hier ist das Satzzeichen gemeint in einem Spiel: Glied in einem System, das selbständig ist. || ; das seine Bedeutung in sich selbst hat. || … , das selbstbedeutend ist. |
9
Unsere Weise von den Wörtern zu reden, können wir durch das
beleuchten,
was Sokrates im
“Kratylos” sagt.
Kratylos: “Bei weitem und
ohne
Frage ist es vorzüglicher, Sokrates, durch ein
Ähnliches darzustellen, was jemand darstellen will, als
durch das erste beste.” – Sokrates:
“Wohlgesprochen, …”. |
354
Es wäre charakteristisch für eine bestimmte irrige
Auffassung, wenn ein
Philosoph glaubte, einen Satz mit roter Farbe drucken
lassen zu müssen, da er erst so ganz das
ausdrücke, was der Autor
sagen will.
(Hier hätten wir die magische Auffassung der Zeichen statt
der logischen.)
(Das magische Zeichen würde wirken wie eine Droge, und für sie wäre die Kausalitätstheorie richtig || völlig zureichend.) |
227
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung
228
ist, ist auch eine grammatische
Untersuchung. |
63
Ich glaube, auf die kausale Theorie der Bedeutung kann man einfach
antworten, daß wir, wenn einer einen
Stoß erhält und umfällt,
das Umfallen nicht die
‘Bedeutung’ des Stoßes
“nennen || nennen. |
351
Die Verwendung des Plans ist eine Übersetzung in
unsere Handlungen.
Eine Übertragung in unsere Handlungen.
(Es ist klar, daß da kausale Zusammenhänge gesehen werden, aber es wäre komisch, die als das Wesen eines Planes auszugeben.) |
573
Der Sinn der Sprache ist nicht durch ihren Zweck
bestimmt.
Oder: Was man den Sinn, die Bedeutung, in der Sprache nennt,
ist
nicht ihr Zweck. |
226
Es ist wirklich “the meaning of meaning” was
wir untersuchen:
Nämlich || Oder die
Grammatik des Wortes “Bedeutung”. |
206
Jeder, der einen Satz liest und versteht, sieht die
Worte || die
verschiedenen Wortarten
207
Bedeutung
﹖– in verschiedener Weise, obwohl
sich ihr Bild und Klang der Art nach nicht
unterscheidet. –﹖
Wir vergessen ganz, daß
‘nicht’ und ‘Tisch’ und
‘grün’ als Laute oder Schriftbilder betrachtet sich
nicht wesentlich voneinander unterscheiden und sehen es nur klar in
einer uns fremden Sprache.
(James) |
Nein, es ist eine abwehrende Geste. 208
Oder: „Das Verstehen der Verneinung ist dasselbe, wie das Verstehen einer abwehrenden Geste.” |
373
Zur Grammatik gehört nur das nicht, was die Wahrheit
und Falschheit
eines Satzes ausmacht.
Nur darum kümmert sich die Grammatik
nicht.
Zu ihr gehören alle Bedingungen des Vergleichs des Satzes mit
der
Wirklichkeit || den
Tatsachen.
Das heißt, alle Bedingungen des
Verständnisses.
(Alle Bedingungen des Sinnes.) |
259
Die Anwendung der Sprache geht über diese hinaus, aber nicht die
Deutung der Schrift- oder
Lautzeichen.
Die Deutung vollzieht sich noch im Allgemeinen, als Vorbereitung auf
jede Anwendung.
Sie geht in der Sprachlehre vor sich und nicht im
Gebrauch der Sprache. |
260
Soweit die Bedeutung der Wörter in der Tatsache (Handlung) zum
Vorschein kommt, kommt sie (schon)
in der Beschreibung der Tatsache zum Vorschein.
(Sie wird also ganz in der Sprache || Sprachlehre bestimmt.)
(In dem, was sich hat voraussehen lassen; worüber man schon vor dem Eintreffen der Tatsache reden konnte.) |
290
Ist nicht der Grund, warum wir glauben, mit der hinweisenden
Erklärung das Gebiet der Sprache, des Zeichensystems, zu verlassen,
daß wir
dieses Heraustreten aus den
Schriftzeichen mit einer Anwendung der
Sprache, etwa einer
Beschreibung dessen, was ich sehe, || wir sehen,
verwechseln. |
290
Man könnte fragen wollen: Ist es denn aber ein Zufall,
daß ich
zur Erklärung von Zeichen, also zur
Vervollständigung des Zeichensystems, aus
291
den Schrift- oder
Lautzeichen heraustreten muß?
Trete ich damit nicht eben in
das Gebiet, in dem ||
worin sich dann das zu Beschreibende || das Beschriebene abspielt?
Aber dann ist || erscheint es
seltsam, daß ich überhaupt
mit dem Schriftzeichen
etwas anfangen kann. –
Man faßt es dann (etwa) so auf,
daß die Schriftzeichen bloß die
Vertreter jener Dinge sind, auf die man
zeigt. –
Aber wie seltsam, daß so eine Vertretung
möglich ist.
Und es wäre nun das Wichtigste zu verstehen, wie denn
Schriftzeichen die andern Dinge vertreten
können.
Welche Eigenschaft müssen sie haben, die sie zu dieser Vertretung befähigt. Denn ich kann nicht sagen: statt Milch trinke ich Wasser und esse statt Brot Holz, indem ich das Wasser die Milch und Holz das Brot vertreten lasse. [Erinnert an Frege.] |
Ich kann nun freilich doch sagen, daß das
Definiendum das Definiens
vertritt; und hier steht dieses hinter jenem, wie die Wählerschaft
hinter ihrem Vertreter.
Und in diesem Sinne kann man auch sagen, daß das in
der
hinweisenden Definition erklärte Zeichen den Hinweis vertreten kann,
da man ja
diesen wirklich in einer Gebärdensprache für jenes setzen
könnte.
Aber doch
handelt es sich hier um eine Vertretung im Sinne einer
Definition, denn die
Gebärdensprache ist || bleibt
eine Sprache wie jede andere. Und
das ist
vielleicht der Succus dieser
Betrachtung. || .
Ich möchte sagen: Von einem Befehl in der Gebärdensprache zu seiner Befolgung ist es ebensoweit, wie von diesem Befehl in der Wortsprache. |
D.h.,23 auch sie gehören zu dem Grundstock von
Erklärungen, die den
Kalkül vorbereiten und nicht zu seiner Anwendung
ad hoc. |
Wort & Muster
Hinweisende Definition |
466
Der falsche Ton in der Frage, ob es nicht primäre
Zeichen
(hinweisende Gesten) geben müsse, während unsre Sprache auch
ohne
die andern (Worte) || die andern, die Worte,
auskommen könnte, liegt darin, daß man eine
Erklärung der bestehenden Sprache zu erhalten erwartet,
statt der bloßen
Beschreibung. |
466
Nicht die Farbe Rot tritt || Bedeutung
dieses Wortes tritt an Stelle des Wortes
“rot”,
sondern die Gebärde, die auf einen roten
Gegenstand hinweist, oder das rote
Täfelchen. |
Nun sage ich aber: “Es gilt mit Recht als
ein Kriterium des Verstehens || Verständnisses
des Wortes “rot”,
daß Einer einen
roten Gegenstand auf Befehl aus
anders || anderen gefärbten herausgreifen kann;
dagegen
ist das richtige Übersetzen des Wortes
“rot” ins Englische oder Französische
467
kein Beweis des
Verstehens.
Also || Darum
ist das rote Täfelchen ein primäres Zeichen für
“rot”, dagegen jedes Wort
als || ein sekundäres ||
abgeleitetes Zeichen.”
((Aber das zeigt nur, was ich unter || mit dem “Verstehen des Wortes
‘rot’”
verstehe || meine.
Und was heißt “es gilt mit
Recht …”?
Heißt es: Wenn ein Mensch einen roten
Gegenstand auf Befehl etc. etc., dann
hat
er erfahrungsgemäß auch das Wort
‘rot’ verstanden.
Wie man sagen kann,
gewisse Schmerzen gelten mit Recht als
Symptom dieser und dieser Krankheit?
So ist es natürlich nicht gemeint.
Also soll es wohl heißen, daß
die Fähigkeit rote Gegenstände herauszugreifen der spezifische Test
dessen ist,
was wir Verständnis des Wortes ‘rot’
nennen.
Dann bestimmt diese Angabe, also, was wir
unter diesem Verständnis meinen.
Aber dann fragt es sich noch:
wenn wir das
Übersetzen ins Englische etc. als
Kriterium ansähen, wäre es
nicht auch das Kriterium von dem, was wir ein
Verständnis des Wortes nennen?
Es gibt nun den Fall, in welchem wir sagen: ich
weiß nicht, was das
Wort
‘rot’ || ‘rouge’ bedeutet,
ich weiß nur, daß es das Gleiche
bedeutet, wie das englische
‘red’.
So ist es, wenn ich die beiden Wörter in einem Wörterbuch auf der
gleichen Zeile gesehen habe, und dies ist die Verifikation des Satzes
und sein Sinn.
Wenn ich dann sage “ich weiß nicht, was
das Wort ‘rot’ || ‘rouge’
bedeutet”, so bezieht sich dieser Satz auf eine
Möglichkeit der
Erklärung dieser Bedeutung und ich könnte, wenn gefragt
“wie
stellst Du Dir denn vor, daß Du erfahren könntest, was
das Wort bedeutet”, Beispiele solcher Erklärungen geben
(die die Bedeutung des Wortes
“Bedeutung” beleuchten
würden).
Diese Beispiele wären dann entweder der Art,
daß
statt des unverstandenen Worts ein verstandenes – etwa das
deutsche –
gesetzt würde, oder daß
die Erklärung von der Art wäre “diese (Pfeil)
Farbe heiß
‘violett’”.
Im ersten Falle wäre es für mich ein Kriterium dafür,
daß er das Wort ‘rouge’
versteht, daß er sagt, es entspreche dem
deutschen
‘rot’.
“Ja”, wird man sagen, “aber nur, weil Du schon
weißt, was
das deutsche ‘rot’
bedeutet”. –
Aber das bezieht sich ja ebenso auf die
hinweisende
468
Definition.
Das Hinweisen auf das rote Täfelchen ist auch nur darum || dann ein Zeichen des
Verständnisses, weil || wenn
vorausgesetzt wird, daß er die Bedeutung
dieses Zeichens versteht ||
kennt,
was etwa soviel heißt, als
daß er das Zeichen auf bestimmte Weise
verwendet. –
Es gibt also wohl || allerdings den
Fall wo Einer sagt “ich weiß,
daß
dieses Wort dasselbe bedeutet wie jenes,
weiß aber nicht, was es bedeutet
(sie
bedeuten)”.
Willst Du den ersten Teil dieses Satzes verstehen, so frage
Dich: “wie konnte er es wissen?”,
– willst Du den zweiten Teil verstehen,
so frage:
“wie kann er erfahren, was das Wort bedeutet?”
–
|
468
Welches ist denn das Kriterium unseres Verständnisses:
das
Aufzeigen des roten Täfelchens, wenn gefragt wurde “welches von
diesen
Täfelchen ist rot”, – oder, das Wiederholen der
hinweisenden Definition﹖
“das (Pfeil)
ist ‘rot’”?
[Zeile] |
469
Die Lösung beider Aufgaben betrachten wir als
Zeichen des
Verständnisses.
Hören wir jemand das Wort ‘rot’ gebrauchen und
zweifeln daran, daß er es versteht, so können wir ihn
zur Prüfung fragen
470
“welche Farbe
nennen wir ‘rot’”.
Anderseits: wenn wir jemandem die hinweisende
Erklärung gegeben hätten “diese (Pfeil) Farbe
heißt ‘rot’” und
nun
sehen wollten, ob er diese Erklärung richtig verstanden hat, so
würden wir nicht von ihm verlangen, daß er sie wiederholt, sondern wir
gäben
ihm etwa die Aufgabe, aus einer Anzahl von Dingen die
roten herauszusuchen.
In jedem Fall ist das, was wir ‘Verständnis’ nennen,
eben dadurch || durch
das bestimmt,
was wir als Probe des Verständnisses ansehen (durch die
Aufgaben
bestimmt, die wir zur Prüfung des Verständnisses stellen).)) |
472
Wie ist es, wenn ich für mich selbst eine
Bezeichnungsweise festsetze; wenn ich z.B. für
den eigenen Gebrauch gewissen
Farbtönen Namen geben
will.
Ich werde das etwa mittels einer Tabelle tun
(es kommt immer auf
derlei hinaus).
Und nun werde ich doch nicht den Namen
zur falschen Farbe schreiben
(zu der Farbe der ich ihn nicht geben will).
Aber warum nicht?
Warum soll nicht ‘rot’ gegenüber dem grünen Täfelchen
stehen und ‘grün’ gegenüber dem roten,
etc.? –
Ja, aber dann müssen wir
doch wenigstens wissen,
daß ‘rot’ nicht das
gegenüberliegende Täfelchen
meint. –
Aber was heißt es “das wissen”,
außer, daß wir uns etwa neben
der geschriebenen Tabelle noch eine andere vorstellen, in der die Ordnung
richtiggestellt ist. –
“Ja aber dieses Täfelchen ist doch rot, und
nicht dieses!” –
Gewiß; und das ändert sich ja auch nicht, wie
immer ich die Täfelchen und Wörter setze; und es wäre natürlich
falsch, auf
das grüne Täfelchen zu zeigen und zu sagen “dieses
ist rot”.
Aber das ist
auch keine Definition, sondern eine Aussage. –
Gut, dann nimmt aber doch
unter allen möglichen Anordnungen die
gewöhnliche (in der das rote Täfelchen dem Wort
‘rot’ gegenübersteht) einen ganz besonderen Platz
ein. – |
473
((Da gibt es jedenfalls zwei verschiedene Fälle: Es kann
die Tabelle mit
grün gegenüber ‘rot’
etc. so gebraucht werden, wie wir die Tabelle in der
gewöhnlichen Anordnung gewöhnlich gebrauchen.
Wir würden also etwa den,
der sie gebraucht, von
dem Wort ‘rot’ nicht auf das gegenüberliegende
Täfelchen blicken sehen, sondern auf das rote, das schräg darunter
steht
(aber wir müßten auch
diesen Blick nicht sehen) und finden, daß er
dann
statt des Wortes ‘rot’ in einem Ausdruck das rote
Täfelchen einsetzt.
Wir
würden dann sagen, die Tabelle sei nur anders angeordnet (nach
einem andern räumlichen Schema), aber sie verbinde die Zeichen,
wie die gewohnte. –
Es könnte aber auch sein, daß der, welcher die
Tabelle benützt, von der
einen Seite horizontal zur andern blickt und nun
in irgend welchen Sätzen
das Wort ‘rot’ durch ein
grünes Täfelchen ersetzt; aber nicht etwa auf den
Befehl “gib
mir das rote Buch” ein grünes bringt, sondern ganz richtig das
rote (d.h. das, welches auch wir
‘rot’ nennen).
Dieser hat nun die Tabelle
anders benützt, als der Erste, aber doch so,
daß ‘rot’ die gleiche
Bedeutung für ihn hatte, wie für uns.
(Zu einer Tabelle gehört übrigens wesentlich die
Tätigkeit des Nachschauens || Aufsuchens in der Tabelle.)
Es ist nun offenbar
der zweite Fall welcher uns interessiert
und die Frage ist: kann ein grünes Täfelchen als
Muster der roten Farbe dienen?
Und da ist es klar,
daß dies (in
einem Sinn) nicht möglich ist.
Ich kann mir eine Abmachung denken, wonach Einer dem ich eine
grüne Tafel zeige und sage, male mir diese Farbe, mir ein Rot malt; wenn ich
dasselbe sage und zeige ihm
blau, so hat er gelb zu malen
u.s.w. immer die
komplementäre Farbe; und daher kann ich mir auch
denken,
daß Einer meinen Befehl auch ohne eine
vorhergehende Abmachung so deutet.
Ich kann mir ferner denken, daß die Abmachung
gelautet hätte “auf den Befehl ‘male mir diese
Farbe’, male immer eine gelblichere, als ich Dir
zeige”; und wieder kann ich mir die Deutung auch ohne
Verabredung denken.
Aber kann man sagen, daß Einer ein rotes Täfelchen
genau kopiert, indem
er einen bestimmten Ton von grün (oder ein anders
Rot als das des
Täfelchens)
474
malt und zwar so, wie er eine
gezeichnete Figur, nach verschiedenen
Projektionsmethoden, verschieden
und genau kopieren kann? –
Ist also hier
der Vergleich zwischen Farben und Gestalten richtig, und
kann ein grünes
Täfelchen einerseits als der Name einer bestimmten
Schattierung von rot stehen und anderseits als ein Muster dieses
Tones? wie ein Kreis als der Name
einer bestimmten
Ellipse verwendet werden kann, aber auch als ihr Muster. –
Kann man also dort wie hier von verschiedenen
Projektionsmethoden sprechen,
oder gibt es für das Kopieren einer Farbe
nur eine solche: das Malen
der gleichen Farbe?
Wir meinen diese Frage so, daß sie nicht dadurch
verneint wird, daß uns die Möglichkeit gezeigt
wird, mittels eines bestimmten
Farbenkreises und der Festsetzung eines
Winkels von einem Farbton auf irgend einen andern überzugehn.
Das, glaube ich, zeigt nun, in wiefern das
rote Täfelchen gegenüber dem
Wort ‘rot’ in einem andern Fall ist, als das
grüne.
Übrigens bezieht sich, was wir hier für die
Farben gesagt haben,
auch auf die Formen von Figuren, wenn das Kopieren
ein Kopieren nach dem
Augenmaß und nicht
eines mittels Meßinstrumenten ist. –
Denken wir uns nun aber
doch einen Menschen, der vorgäbe “er
könne die Schattierungen von Rot in
Grün kopieren” und auch
wirklich beim Anblick des roten Täfelchens mit allen
(äußeren) Zeichen des
genauen Kopierens einen grünen Ton mischte und so
fort bei allen ihm
gezeigten roten Tönen.
Der wäre für uns auf derselben
Stufe, wie Einer, der auf die
gleiche Weise (durch genaues Hinhorchen) Farben nach
Violintönen mischte.
Wir würden in dem || dem Fall
sagen: “Ich
weiß nicht,
wie er es macht”; aber nicht in dem Sinne, als
verstünden
wir nicht die verborgenen Vorgänge in seinem Gehirn oder
seinen Muskeln, sondern, wir verstehen nicht, was es
heißt “dieser Farbton
sei || ist eine Kopie
dieses Violintones”.
Es sei denn, daß damit nur gemeint ist,
daß ein bestimmter Mensch
erfahrungsgemäß einen bestimmten Farbton mit einem
bestimmten
Klang assoziiert (ihn zu sehen behauptet, malt,
etc.).
Der Unterschied zwischen dieser Assoziation und dem Kopieren, auch
wenn ich selbst beide Verfahren kenne, besteht darin || zeigt sich darin, daß
es für die
assoziierte
475
Gestalt keinen Sinn hat, von
Projektionsmethoden zu reden, und daß ich
von dem
assoziierten Farbton sagen kann “jetzt fällt mir bei dieser
Farbe
(oder diesem Klang) diese Farbe ein, vor 5 Minuten war es
eine andere”.
etc..
Wir könnten auch niemandem sagen “Du hast nicht richtig
assoziiert”,
wohl aber “Du hast nicht richtig
kopiert”.
Und die Kopie einer Farbe – wie
ich das Wort gebrauche – ist
nur Eine; und es hat keinen Sinn,
(hier﹖) von
verschiedenen
Projektionsmethoden zu reden.)) |
478
Die ursprüngliche Frage war: Könnten wir nicht zur
hinweisenden Erklärung von ‘rot’ ebensowohl
auf ein grünes, wie auf ein rotes Täfelchen zeigen?
denn,
wenn diese Definition nur ein Zeichen statt des andern setzt, so
sollte dies doch aufs gleiche hinauslaufen ||
keinen Unterschied machen. –
Wenn die Erklärung nur ein Wort für ein andres setzt, ist es auch
gleichgültig || so macht es auch
keinen.
Bringt aber die Erklärung das Wort mit
einem Muster in Zusammenhang, so
ist es nun nicht unwesentlich, mit welchem
Täfelchen das Zeichen
verbunden wird (denke auch wieder daran, daß
eine
Farbe der andern nicht im gleichen Sinn zum Muster dienen
kann, wie ihr
selbst).
“Aber dann gibt es also willkürliche Zeichen und solche, die
nicht
willkürlich sind!” –
Aber denken wir nur an die Verständigung durch Landkarten,
Zeichnungen, und Sätze anderseits: die Sätze sind so wenig
willkürlich,
wie die Zeichnungen.
Aber die Worte sind willkürlich.
(Vergleiche die Abbildung
| = o , – = x .)
Wird denn aber ein Wort eigentlich als Wort gebraucht, wenn ich es
nur in Verbindung mit einer Tabelle gebrauche, die
den
Übergang zu Mustern macht?
Ist es also nicht falsch, zu sagen, ein Satz
sei ein Bild, wenn ich
doch nur ein Bild nach ihm und der Tabelle zusammenstelle?
Aber so ist also doch der Satz und die Tabelle zusammen ein Bild.
Also zwar nicht adbcb allein, aber dieses Zeichen zusammen mit
Aber es ist offenbar, daß auch adbcb ein Bild von ↑←↓→↓ genannt werden kann. Ja aber, ist nicht doch das Zeichen adbcb ein willkürliches || willkürlicheres Bild von 479
(die Projektionsmethode) und wie
sollte ich bestimmen, was willkürlicher
ist.
Ich vergleiche also die Festsetzung der Wortbedeutung durch die hinweisende Definition, der Festsetzung einer Projektionsmethode zur Abbildung räumlicher Gebilde. Dies ist freilich nicht mehr als || wie ein Vergleich. Ein ganz guter Vergleich, aber er enthebt uns nicht der Untersuchung des Funktionierens der Worte, ﹖– getrennt von dem Fall der räumlichen Projektion –﹖. Wir können allerdings sagen – d.h. es entspricht ganz dem Sprachgebrauch –, daß wir uns durch Zeichen verständigen, ob wir Wörter oder Muster gebrauchen; aber das Muster ist kein Wort, und das Spiel, sich nach Worten zu richten, ein anderes als das, sich nach Mustern (zu﹖) richten. (Wörter sind der Sprache nicht wesentlich.) Kann man aber vielleicht sagen, daß Muster ihr wesentlich wären? (Muster sind der Benützung || dem Gebrauch von Mustern wesentlich, Worte, der Benützung || dem Gebrauch von Worten.) |
489
﹖– Vergiß hier auch nicht,
daß die Wortsprache nur
eine unter
vielen möglichen Sprachen ist –﹖ und es
Übergänge von ihr in
die andern gibt.
Untersuche die Landkarte darauf || auf das hin, was in ihr
dem Ausdruck der Wortsprache entspricht. |
512
‘Primär’ müßte eigentlich
heißen:
unmißverständlich. |
510
Es klingt wie eine lächerliche Selbstverständlichkeit, wenn ich
sage, daß der, welcher glaubt die Gebärden || Gesten
seien die primären Zeichen, die
allen andern zu Grunde liegen, außer Stande
wäre, den gewöhnlichsten Satz durch Gebärden zu ersetzen. |
588
Regeln der Grammatik, die eine “Verbindung zwischen
Sprache und Wirklichkeit” herstellen, und solche, die es nicht
tun.
Von der
ersten Art etwa: “diese Farbe nenne ich
‘rot’”, – von der zweiten:
¤
“non-non-p =
p”.
Aber über diesen Unterschied besteht ein Irrtum: der
Unterschied scheint prinzipieller Art zu sein; und die Sprache
wesentlich etwas,
dem eine Struktur gegeben, und was dann der
Wirklichkeit aufgepaßt wird. |
497
“Ich will nicht verlangen, daß in der
erklärenden
498
Tabelle das rote
Täfelchen, horizontal gegenüber dem Wort ‘rot’ stehen
soll,
aber irgend ein Gesetz des Lesens der Tabelle
muß es doch geben.
Denn sonst
verliert ja die Tabelle ihren Sinn”.
Ist es aber gesetzlos, wenn die Tabelle so
aufgefaßt wird, wie die Pfeile andeuten?
|
““Wird aber dann nicht wenigstens eine gewisse
Regelmäßigkeit im Gebrauch
gefordert?!
Würde es angehen, wenn wir einmal eine Tabelle nach diesem, einmal
nach jenem Schema zu gebrauchen hätten?
Wie
soll man denn wissen, wie man diese Tabelle zu
gebrauchen
hat?”” –
Ja, wie weiß man es denn
heute?
Die Zeichenerklärungen haben doch irgend einmal || irgendwo ein Ende. |
487
Nun gebe ich aber natürlich zu, daß ich, ohne
vorhergehende Abmachung einer Chiffre, ein
Mißverständnis hervorrufen würde,
wenn ich, auf den
Punkt A zeigend, sagte, dieser Punkt heißt
‘B’.
Wie
ich ja auch, wenn ich jemandem den Weg weisen will, mit dem Finger
in der
Richtung weiß, in der er gehen soll, und
nicht in der entgegengesetzten.
Aber auch ﹖– diese Art des
Zeigens –﹖ könnte richtig verstanden werden, und
zwar
ohne daß dieses Verständnis das gegebene
Zeichen durch ein weiteres ergänzte.
Es liegt in der menschlichen Natur, das Zeigen mit dem Finger
so
zu verstehen.
Und so ist die menschliche Gebärdensprache primär in einem
psychologischen Sinne. |
499
Ist das Zeigen mit dem Finger unserer Sprache wesentlich?
Es ist gewiß ein merkwürdiger Zug unserer Sprache,
daß wir Wörter
hinweisend erklären: das ist
ein Baum, das ist ein Pferd, das ist grün, etc.. |
500
((Überall auf der Erde || bei den Menschen finden sich Brettspiele,
die
mit kleinen Klötzchen auf Feldern gespielt werden.
Überall auf der Erde
findet sich eine
Schrift || eine Zeichensprache, die aus
geschriebenen
Zeichen auf einer Fläche besteht.)) |
507
Ich bestimme allerdings die Bedeutung eines Worts, indem
ich es als Name eines Gegenstandes erkläre, und
auch, indem ich es als
gleichbedeutend mit einem andern Wort erkläre.
Aber
habe ich denn nicht gesagt, man könne ein Zeichen nur durch ein
anderes
Zeichen erklären?
Und das ist gewiß so, sofern ja die hinweisende
Erklärung “das (Pfeil) ist N” ein
Zeichen ist.
Aber ferner bildet hier auch der
Träger von
“N”, auf den gezeigt wird, einen Teil des
Zeichens.
Denn:[Dieser (Pfeil) hat es getan] = [N hat es getan]. Dann heißt aber ‘N’ der Name von diesem Menschen, nicht vom Zeichen “dieser (Pfeil)”, von dem ein Teil auch dieser Mensch ist. Und zwar spielt der Träger in dem Zeichen eine ganz besondere Rolle, verschieden von der eines andern Teiles eines Zeichens. (Eine Rolle, nicht ganz ungleich der des Musters.) |
508
Ich will sagen: Die hinweisende Erklärung eines
Namens ist nicht nur äußerlich verschieden von
einer Definition wie
“1 + 1 =
2”,
indem etwa das eine Zeichen
aus || in einer Geste meiner Hand,
statt in einem Laut-
oder Schriftzeichen
besteht, sondern sie unterscheidet sich von dieser logisch;
wie die Definition, die das Wort dem Muster beigesellt, von
der, eines Wortes durch ein Wort.
Es wird von ihr in andrer Weise Gebrauch
gemacht. |
508
Wenn ich also einen Namen hinweisend definiere und einen zweiten
durch
ihn || den ersten, so steht dieser
zu jenem in anderem Verhältnis || ist dieser zu jenem in
anderer Beziehung, als zum Zeichen, das in
der
hinweisenden Definition gegeben wurde.
D.h., dieses letztere ist seinem Gebrauch
nach wesentlich von dem Namen verschieden und daher die
Verbaldefinition
509
und die hinweisende
Definition, ‘Definitionen’ in verschiedenem Sinne
des Worts. |
515
Und
ich || Ich kann von primären und sekundären Zeichen
sprechen – in
einem bestimmten Spiel, einer bestimmten
Sprache. –
Im Musterkatalog
kann ich die Muster die primären Zeichen
und die Nummern die sekundären nennen.
Was soll man aber in einem Fall, wie dem, der gesprochenen
und
geschriebenen Buchstaben sagen?
Welches sind hier die primären, welches die
sekundären
Zeichen?
Die Idee ist doch die: Sekundär ist ein Zeichen dann, wenn, um mich danach zu richten, ich eine Tabelle brauche, die es mit einem andern (primären) Zeichen verbindet, über welches ich mich erst nach dem sekundären richten kann. Die Tabelle garantiert mir die Gleichheit aller Übergänge nicht, denn sie zwingt mich ja nicht, sie immer gleich zu gebrauchen. Sie ist da wie ein Feld, durch das Wege führen, aber ich kann ja auch querfeldein gehen. Ich mache den Übergang in der Tabelle bei jeder Anwendung von Neuem. Er ist nicht, quasi, ein für allemal in der Tabelle gemacht. (Die Tabelle verleitet mich höchstens, ihn so zu machen.) Und also richte ich mich doch unmittelbar﹖ nach dem sekundären Zeichen, wenn ich in der Tabelle von diesem sekundären Zeichen gerade dorthin gehe. |
Welcher24 Art ist denn meine Aussage über die Tabelle:
daß sie mich nicht zwingt, sie so und so zu
gebrauchen?
Und: daß die Anwendung durch die Regel
(oder die Tabelle) nicht antizipiert
wird? |
367
Die Grammatik, das sind die Geschäftsbücher der Sprache; aus
denen alles zu ersehen sein muß, was nicht Gefühle
betrifft,
sondern Fakten. || Die Grammatik ist
das Geschäftsbuch der Sprache; woraus alles zu ersehen sein
muß, was nicht Gefühle betrifft, sondern
harte Tatsachen. |
Ich will also eigentlich sagen: Es gibt nicht Grammatik
und
Interpretation der Zeichen.
Sondern, soweit von einer Interpretation,
also von einer Erklärung der
Zeichen, die Rede sein kann, so weit muß
sie﹖
die Grammatik selbst besorgen.
Denn ich brauchte nur zu fragen: Soll die Interpretation durch Sätze erfolgen? Und in welchem Verhältnis sollen diese Sätze zu der Sprache stehen, die sie schaffen? |
370
Wenn ich sage, daß ein Satz, der Mengenlehre
etwa,
in Ordnung ist, aber eine neue Interpretation erhalten
muß, so heißt
das nur, dieser
Teil der Mengenlehre bleibt in sich unangetastet,
muß
aber in eine andere grammatische Umgebung
gerückt werden.
|
Sinn des Satzes |
115
Wovon unterscheide ich denn einen Satz?
Oder, wovon
will ich ihn denn unterscheiden?
Von Satzteilen in seinem grammatischen System (wie die Gleichung
von Gleichheitszeichen), oder (von﹖)
allem, was
wir nicht Satz nennen, also diesem Sessel,
meiner Uhr, etc. etc.?
Denn, daß
es Schrift- oder
Lautbilder gibt, die Sätzen besonders ähnlich sind, braucht
uns
eigentlich nicht zu kümmern. |
Oder wir müssen sagen:
Vom Satzbegriff || Satz kann nur in einem grammatischen System || innerhalb eines
grammatischen Systems gesprochen werden. || … kann nur in der Erklärung eines
grammatischen Systems die Rede sein. |
Es geht mit dem Wort “Satz” wie mit dem Wort
“Gegenstand” und andern: Nur auf eine
beschränkte Sphäre angewandt sind sie zulässig und dort
sind sie
natürlich.
Soll die Sphäre ausgedehnt werden, damit der Begriff ein
philosophischer wird, so verflüchtigt sich die Bedeutung der Worte und es
sind leere Schatten.
Wir müssen sie dort aufgeben und wieder in den engen
Grenzen
benützen. |
Nun möchte man aber sagen: “Satz ist
alles, womit ich etwas meine”.
Und gefragt “was heißt das,
‘etwas’ meinen”,
müßte || würde ich Beispiele
anführen.
Nun haben diese Beispiele zwar ihren Bereich, auf den sie
ausgedehnt
werden können, aber weiter führen sie mich
doch nicht.
Wie ich ja in
der Logik nicht ins Blaue verallgemeinern kann.
Hier handelt es sich aber
nicht um Typen, sondern, darum,
daß die Verallgemeinerung selbst etwas
bestimmtes ist; nämlich ein Zeichen mit vorausbestimmten
grammatischen Regeln.
D.h., daß die Unbestimmtheit
der Allgemeinheit keine logische Unbestimmtheit ist.
So als hätten wir nun nicht nur Freiheit im logischen Raum, sondern
auch Freiheit, diesen Raum zu erweitern, oder zu verändern. |
Über sich selbst führt uns
kein Zeichen
hinaus; und auch kein
Argument. |
Wenn wir sagen, Satz ist jedes Zeichen, womit wir etwas meinen,
so
könnte man fragen: was meinen wir und wann meinen wir
es?
Während
wir das Zeichen geben?
u.s.w.,
u.s.w.. |
116
Wenn ich frage “was ist die allgemeine Form des Satzes”,
so kann
die Gegenfrage lauten: “haben wir
denn einen allgemeinen Begriff vom
Satz, den wir nun || nur
exakt fassen wollen?” –
So wie: Haben wir einen allgemeinen Begriff von der
Wirklichkeit? |
Die Frage kann auch lauten: Was geschieht, wenn ein neuer
Satz
in die Sprache aufgenommen wird: Was ist das Kriterium
dafür, daß er ein
Satz ist? oder, wenn das
Aufnehmen in die Sprache ihn zum Satz stempelt,
worin besteht diese
Aufnahme?
Oder: was ist Sprache? |
Da scheint es nun offenbar, daß man das Zeichengeben
von
anderen Tätigkeiten unterscheidet.
Ein Mensch schläft,
ißt, trinkt, gibt
Zeichen (bedient sich einer Sprache). |
106
Was ist ein Satz? wodurch ist dieser Begriff bestimmt? –
Wie
wird dieses Wort (“Satz”) in der
nicht-philosophischen Sprache gebraucht?
Satz, im Gegensatz wozu? |
Ich27 kenne einen Satz, wenn ich ihn sehe. |
Diese28 Frage ist fundamental: Wie, wenn wir eine neue
Erfahrung machen, etwa einen neuen Geschmack oder einen neuen
Hautreiz kennen
lernen: woher weiß ich,
daß, was diese Erfahrung beschreibt, ein Satz
ist?
Oder, warum soll ich das einen Satz nennen?
Wohl || Nun, mit demselben Recht,
womit || mit welchem ich von einer neuen Erfahrung
gesprochen habe.
Denn Erfahrung und Satz sind äquivalent.
Aber warum habe ich das Wort
Erfahrung gebraucht, im Gegensatz
wozu? |
Habe29 ich denn, was geschehen ist, schon bis zu einem Grade damit
charakterisiert, daß ich sagte, es sei eine
Erfahrung?
Doch offenbar
107
garnicht.
Aber es scheint doch, als hätte ich es schon getan, als
hätte
ich davon schon etwas ausgesagt:
“daß es eine Erfahrung sei”.
In
diesem falschen Schein liegt unser ganzes Problem.
Denn, was vom Prädikat
“Erfahrung” gilt, gilt vom
Prädikat “Satz”. |
Das Wort “Satz” und das Wort
“Erfahrung” haben schon eine bestimmte
Grammatik. |
Das heißt, ihre Grammatik muß
im Vorhinein bestimmt sein und
hängt nicht von
irgend einem künftigen Ereignis ab. |
Hier ist auch der Unsinn in der “experimentellen Theorie der
Bedeutung” ausgesprochen.
Denn die Bedeutung ist in der Grammatik festgelegt. |
Wie verhält sich die Grammatik des Wortes “Satz” zur
Grammatik
der Sätze? |
“Satz” ist offenbar die
Überschrift der Grammatik der Sätze.
In einem Sinne aber auch die Überschrift der
Grammatik überhaupt, also
äquivalent den Worten
“Grammatik” und “Sprache”.
|
Das ist es auch, was damit gemeint ist, daß es in
der Welt
zwar Überraschungen gibt, aber nicht in
der Grammatik. |
108
Es scheint unsere Frage noch zu erschweren, daß
auch
die Worte “Welt” und
“Wirklichkeit” Äquivalente des
Wortes “Satz” sind. |
Aber30 es ist doch lächerlich, die Welt, oder die Wirklichkeit,
abgrenzen zu wollen.
Wem soll man sie denn entgegenstellen.
Und so ist es
mit der Bedeutung des Wortes
“Tatsache”.
Aber man gebraucht ja diese Wörter auch nicht als Begriffswörter. |
108
Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache. |
Wenn ich nun sage: aber die Sprache kann sich doch ausdehnen,
so
ist die Antwort: Gewiß, aber wenn dieses
Wort “ausdehnen” hier einen
Sinn hat, so
muß ich jetzt schon wissen, was ich
damit meine, muß
angeben können, wie ich mir so
eine Ausdehnung vorstelle.
Und was ich
jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht
ausdrücken, und
auch nicht andeuten. |
Und das Wort “jetzt” bedeutet hier:
“in
diesem
Kalkül” || dieser
Grammatik”, oder: “wenn die Worte
mit﹖ diesen grammatischen Regeln
gebraucht
werden”. |
Hier haben wir dieses bohrende Problem: wie es
möglich ist,
an die Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn wir
immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen. || : wie es denn möglich ist, auch nur auf
den
Gedanken zu kommen? |
109
Hierher gehört die alte Frage: “wie bin ich dann aber
überhaupt
zu diesem Begriff gekommen?”
(etwa zu dem der außer mir
liegenden Gegenstände).
(Es ist ein Glück, eine solche Frage aus der Entfernung als alte
Gedankenbewegung betrachten zu können; ohne in ihr verstrickt zu
sein.)
Zu
dieser Frage ist ganz richtig der Nachsatz zu denken:
“ich konnte doch
nicht mein eigenes Denken
transzendieren”, “ich konnte doch nicht
sinnvoll
das transzendieren, was für mich Sinn
hat”.
Es ist das Gefühl, daß ich nicht
auf
Schleichwegen (hinterrücks)
dahinkommen || dahin kommen
kann, etwas zu denken, was
zu
denken mir eigentlich verwehrt ist.
Daß es hier keine Schleichwege gibt,
auf denen
ich weiter kommen könnte, als auf dem direkten Weg. |
Wir haben es natürlich wieder mit einer falschen Analogie zu
tun: Es hat guten Sinn zu sagen “ich
weiß, daß er in diesem Zimmer
ist,
weil ich ihn höre, wenn ich auch nicht
hinein gehen und ihn
sehen kann”. |
30
“Satz” ist so allgemein wie
z.B. auch “Ereignis”.
Wie kann man
“ein
Ereignis” von dem abgrenzen, was kein Ereignis ist?
Ebenso allgemein ist aber auch “Experiment”, das vielleicht auf den ersten Blick spezieller zu sein scheint. |
31
“Da geschah ein Ereignis …”:
d.h. || das
heißt nicht “ein Ereignis”
im
Gegensatz zu etwas Anderem. |
173
Rechtmäßiger Gebrauch des Wortes
‘Sprache’: Es bedeutet entweder die
Erfahrungstatsache, daß Menschen reden (auf
gleicher Stufe mit
der, daß Hunde
bellen), oder es bedeutet: festgesetztes System
der Verständigung || festgesetztes System von
Wörtern und grammatischen Regeln in
den Ausdrücken
“die englische Sprache”, “deutsche
Sprache”, “Sprache der
Neger”
etc..
‘Sprache’ als logischer Begriff könnte nur mit
‘Satz’ äquivalent, und dann eine || die Überschrift eines Teiles der Grammatik
sein. |
171
Könnten wir etwas ‘Sprache’ nennen, was nicht wirklich
angewandt
würde?
Könnte man von Sprache reden, wenn nie eine gesprochen worden
wäre?
(Ist denn Sprache ein Begriff, wie
‘Kentaur’, || ,
vergleichbar mit dem Begriff
‘Kentaur’, der besteht, auch
wenn es nie
ein solches Wesen gegeben hat?)
(Vergleiche damit ein Spiel, das nie gespielt wurde, eine Regel,
nach der nie gehandelt wurde.) |
246
Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert (erfindet)?
nach
welchem Prinzip geht er vor?
Denn dieses Prinzip ist der Begriff
‘Sprache’. |
247
Eine Sprache erfinden, heißt eine Sprache
konstruieren.
Ihre
Regeln aufstellen.
Ihre Grammatik verfassen. |
Erweitert jede erfundene Sprache den Begriff der Sprache? |
Was für das Wort “Sprache” gilt,
muß auch für den Ausdruck “System von
Regeln” gelten.
Also auch für das Wort “Kalkül”. |
247
Wie bin ich denn zum Begriff ‘Sprache’
gekommen?
Doch nur durch
die Sprachen, die ich gelernt habe.
Aber die haben mich in gewissem Sinne über sich hinausgeführt, denn ich wäre jetzt im Stande, eine neue Sprache zu konstruieren, z.B. Wörter zu erfinden. Also gehört diese Methode der Konstruktion noch zum Begriff der Sprache. Aber nur, wenn ich ihn so festlege. |
Der Begriff: sich einander etwas mitteilen.
Wenn ich z.B. sage:
‘Sprache’ werde ich jedes System von Zeichen nennen, das
Menschen untereinander vereinbaren, um sich miteinander zu
verständigen, so könnte man hier
schon fragen: Und was
schließt Du unter dem Begriff
‘Zeichen’ ein? |
Immer wieder hat mein “u.s.w.” eine Grenze. |
248
siehe S.
247Was nenne ich “Handlung”, was “Sinneswahrnehmung”? |
Die Worte “Welt”, “Erfahrung”,
“Sprache”, “Satz”,
“Kalkül”, “Mathematik” können
alle nur für triviale Abgrenzungen stehen, wie “essen”,
“ruhen”, etc.. |
Denn,31 wenn auch ein solches Wort der Titel unserer Grammatik wäre
– etwa das Wort “Grammatik” – so hätte doch
dieser Titel nur dieses Buch
von andern Büchern zu unterscheiden.
|
125
Aber warum zerbreche ich mir über den Begriff
‘Sprache’ den
Kopf, statt Sprache
zu gebrauchen?!
Ziel |
17
Ich finde bei Platon auf eine
Frage wie “was ist Erkenntnis” nicht
die vorläufige
Antwort: Sehen wir einmal nach, wie
dieses Wort gebraucht
wird.
Sokrates
weist es immer zurück von Erkenntnissen statt von der Erkenntnis zu
reden. |
126
Dieses Kopfzerbrechen ist nur dann berechtigt, wenn wir
einen
allgemeinen Begriff haben. |
251
Aber wenn so der allgemeine Begriff der Sprache sozusagen
zerfließt, zerfließt da
nicht auch die Philosophie?
Nein, denn ihre Aufgabe
ist es nicht, eine neue Sprache zu schaffen,
sondern die zu reinigen, die
vorhanden ist. |
45
Der, welcher darauf aufmerksam macht,
daß ein Wort in zwei verschiedenen Bedeutungen
gebraucht wurde, oder daß bei dem Gebrauch
dieses || eines
Ausdrucks uns dieses
Bild vorschwebt, und der überhaupt die Regeln feststellt
(tabuliert), nach welchen Worte gebraucht werden, hat gar
keine
Pflicht eine Erklärung (Definition) des
Wortes “Regel” (oder “Wort”,
“Sprache”, “Satz”,
etc.) zu geben. || … , hat
garnicht die Pflicht
übernommen, eine Erklärung
(Definition) des Wortes “Regel” (oder
“Wort”, “Sprache”,
“Satz”, etc.) zu
geben. |
66
∣ Die Philosophie hat es in demselben Sinn mit Kalkülen
zu
tun, wie sie es mit Gedanken zu tun hat (oder mit
Sätzen und Sprachen).
Hätte sie's aber wesentlich mit dem Begriff des
Kalküls zu tun, also
mit dem Begriff des Kalküls vor allen
Kalkülen, so gäbe es eine Metaphilosophie.
Und die gibt es nicht.
(Man könnte alles, was wir zu sagen
haben, so darstellen,
daß das als ein leitender Gedanke
erschiene.) ∣ |
46
So ist es mir erlaubt, das Wort ‘Regel’ zu verwenden,
ohne
notwendig erst die Regeln über dieses Wort zu tabulieren.
Und diese Regeln sind nicht
Über-Regeln. |
Das Wort “Regel” muß in der
Erklärung eines Spiels nicht gebraucht werden (natürlich auch kein äquivalentes). |
Wie gebrauchen wir denn auch das Wort ‘Regel’ (wenn
wir etwa
von Spielen reden)?
Im Gegensatz wozu?
Wir sagen z.B. “das folgt aus
dieser Regel”, aber dann könnten wir ja
die Regel des Spiels zitieren,
und so das Wort “Regel”
ersetzen.
Oder wir sprechen von “allen Regeln des
Spiels” und
müssen sie dann entweder aufgezählt haben (und dann
liegt
(wieder﹖) der erste Fall
vor), oder wir sprechen von den Regeln, als einer
Gruppe, die auf
bestimmte Art aus gegebenen || bestimmten
Grundpositionen erzeugt werden
und dann
steht das Wort
“Regel” für den Ausdruck dieser
Grundpositionen und Operationen.
Oder wir sagen “Das ist eine Regel,
das || das nicht”, wenn etwa das
Zweite nur ein einzelnes Wort ist, oder
eine Konfiguration der
Spielsteine.
(Oder: “nein, das ist nach der neuen
Abmachung auch
eine Regel”.)
Wenn wir etwa das Regelverzeichnis des Spiels
aufzuschreiben hätten, so
könnte so etwas gesagt werden und dann hieße
es:
Das gehört hinein, das
nicht.
Aber nicht vermöge einer bestimmten
Eigenschaft (nämlich der, eine
Regel zu sein), wie wenn man etwa lauter
Äpfel
in eine Kiste packen möchte und sagt “nein, das gehört nicht
hinein,
das ist eine Birne”.
Ja aber wir nennen doch manches “Spiel”, manches
nicht,
und manches “Regel”, und manches
nicht!
Aber auf die Abgrenzung alles
dessen, was wir
Spiel nennen, gegen alles andere, kommt es ja
nie an.
Die
Spiele sind für uns die Spiele, von denen wir gehört
haben, die wir aufzählen können, und etwa noch einige nach Analogie
anderer neu gebildete;
und
wenn jemand etwa ein Buch über die Spiele schriebe, so brauchte er
eigentlich
47
das Wort “Spiel” auch
im Titel nicht, sondern als Titel könnte
eine Aufzählung der Namen der
einzelnen Spiele stehen.
Und gefragt: Was
ist denn aber das Gemeinsame
aller dieser Dinge, weshalb Du sie
zusammenfaßt? könnte er sagen: ich
weiß es nicht in einem Satz anzugeben,
aber Du
siehst ja viele Analogien.
Im übrigen ist diese || scheint mir
diese
Frage müßig, da ich auch wieder nach
Analogien fortfahrend,
durch unmerkbare Stufen, zu Gebilden kommen kann,
die niemand mehr im
gewöhnlichen Leben “Spiel” nennen
würde, so daß es doch wieder willkürlich wäre,
was man “Spiel” nennen wollte.
Ich nenne daher “Spiel” das,
was auf
dieser Liste steht, wie auch, was diesen Spielen bis zu
einem
gewissen (von mir nicht näher bestimmten) Grade ähnlich
ist.
Im übrigen
behalte ich mir vor, in jedem neuen Fall zu entscheiden, ob
ich etwas zu
den Spielen rechnen will oder nicht. |
Ebenso verhält es sich nun auch mit dem Begriff der
Regel.
Nur
in ganz besonderen || speziellen
Fällen handelt es sich uns darum, die
Regeln von etwas abzugrenzen, was nicht Regel ist, und in
allen diesen
Fällen ist es leicht, ein unterscheidendes Kriterium zu
geben.
Das heißt,
wir brauchen das Wort
“Regel” im Gegensatz zu “Wort”,
“Konfiguration der
Steine” und einigem Andern, und
diese Grenzen sind klar gezogen.
Dagegen
ist es müßig, Grenzen dort zu ziehen, wo
wir sie nicht brauchen.
Verhält es sich hier nicht ebenso, wie mit dem Begriff
‘Pflanze’?
Wir gebrauchen dieses Wort in bestimmtem Sinne, aber, im Falle
einzelliger Lebewesen war die Frage eine
Zeit lang schwebend, ob
man sie Tiere oder Pflanzen nennen solle, und es
ließen sich auch beliebig viel andere Grenzfälle
konstruieren, für die die Entscheidung, ob etwas noch unter den Begriff
Pflanze falle, erst zu treffen wäre.
Ist aber darum die Bedeutung des Wortes
“Pflanze” in
allen anderen Fällen verschwommen, sodaß man sagen
könnte,
wir gebrauchen das Wort, ohne es zu verstehen?
Ja, würde uns eine Definition, die den Begriff nach
verschiedenen Seiten begrenzte, die Bedeutung
48
des Wortes in
allen Sätzen klarer machen, sodaß wir auch alle Sätze,
in
denen es vorkommt, besser verstehen würden?
Offenbar nein. |
42
siehe den vorigen Satz(Sokrates stellt die Frage, was Erkenntnis sei und ist nicht mit der Aufzählung von Erkenntnissen zufrieden. Wir aber kümmern uns nicht viel um diesen allgemeinen Begriff und sind froh, wenn wir Schuhmacherei, Geometrie etc. verstehen.) |
42
Wir glauben nicht, daß nur der ein Spiel versteht,
der eine Definition des Begriffs ‘Spiel’ geben
kann. |
(Ich33 mache es mir in der Philosophie immer leichter und
leichter.
Aber die Schwierigkeit ist, es sich leichter zu machen und doch exakt
zu
bleiben.) |
131'
Ich glaube nicht, daß die Logik in einem andern
Sinne von Sätzen reden kann, als wir für gewöhnlich tun, wenn wir sagen
“hier steht ein Satz aufgeschrieben” oder
“nein, das sieht nur aus wie ein Satz, ist aber keiner”,
etc. etc. |
Die Frage “was ist ein Wort” ist ganz analog der
“was ist eine Schachfigur”. |
259
Wir reden von dem räumlichen und zeitlichen
Phänomen der Sprache.
Nicht von einem unräumlichen und unzeitlichen Unding.
Aber wir reden von ihr so, wie von den Figuren des Schachspiels, indem
wir Regeln für sie tabulieren, nicht ihre physikalischen Eigenschaften
beschreiben. |
﹖
Wir34 können in der Philosophie auch keine größere
Allgemeinheit erreichen, als in dem, was wir in Leben
und Wissenschaft sagen ||
aussprechen.
260
(D.h., auch hier lassen wir alles, wie es
ist.) |
265
So ist eine aufsehenerregende Definition der Zahl keine || nicht die Sache der Philosophie. |
Die Philosophie hat es mit den bestehenden Sprachen zu tun und nicht
vorzugeben, daß sie von einer abstrakten Sprache
handeln müsse. |
265
Wenn ich nämlich über die Sprache – Wort, Satz, etc.
– rede, muß ich die Sprache des Alltags
reden. –
Aber gibt es denn eine andere? |
Ist diese Sprache etwa zu grob, materiell, für das, was wir sagen
wollen?
Und kann es eine andere geben?
Und wie merkwürdig, daß wir dann mit der
unseren dennoch ||
überhaupt etwas anfangen können. |
265
Daß ich beim Erklären der Sprache (in unserem
Sinne) schon die volle Sprache (nicht etwa eine
vorbereitende, vorläufige) anwenden
muß, zeigt schon, daß ich nur
Äußerliches über die Sprache
sagen || vorbringen kann.
|
266
Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? –
Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache
abgefaßt; mußten in
dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen war!
|
Und Deine Skrupel sind Mißverständnisse.
|
Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muß
ich von Wörtern reden. |
Man sagt: Es kommt doch nicht auf das ||
auf's Wort an, sondern auf seine
Bedeutung, und denkt dabei immer an die Bedeutung, als ob
sie nun eine Sache von der Art des Worts wäre, allerdings vom Wort
verschieden.
Hier ist das Wort, hier die Bedeutung.
(Das Geld, und die Kuh die man dafür kaufen kann.
Anderseits aber: das Geld, und sein
Nutzen.) |
263
Über die Sprache sind nicht mehr Skrupeln
berechtigt, als ein Schachspieler über das Schachspiel hat, nämlich
keine.[Hier ist nicht gemeint “Über den Begriff der Sprache”. Sondern es heißt eher: “sprich ruhig darauf los, wie ein Schachspieler spielt, es kann Dir nichts passieren, Deine Skrupel sind ja nur Mißverständnisse ‘philosophischer’ Sätze.”] |
114
Bei der Frage nach der allgemeinen Satzform bedenken wir,
daß die gewöhnliche Sprache zwar einen bestimmten
Satzrhythmus hat, aber nicht alles, was diesen
Rhythmus hat, ein Satz ist.
D.h. wie ein Satz klingt und keiner ist. – Daher die Idee vom sinnvollen und unsinnigen ‘Satz’. |
Anderseits35 ist dieser Rhythmus aber natürlich nicht
wesentlich.
Der Ausdruck “Zucker Tisch” klingt
nicht wie ein Satz, kann aber doch sehr wohl den Satz “auf dem
Tisch liegt Zucker” ersetzen.
Und zwar nicht etwa so, daß
wir uns etwas Fehlendes hinzudenken müßten, sondern,
es kommt wieder nur auf das System an, dem der Ausdruck
“Zucker Tisch” angehört. |
Es fragt sich also, ob wir außer diesem
irreführenden Satzklang noch einen allgemeinen Begriff vom Satz
haben.
(Ich rede jetzt von dem, was durch
‘ & ’,
‘ ⌵ ’,
‘ ⊃ ’,
zusammengehalten
wird.) |
444
∣ Denken wir uns, wir läsen die Sätze eines
Buches verkehrt, die Worte in umgekehrter Reihenfolge; könnten wir nicht
dennoch den Satz verstehen?
Und klänge er jetzt nicht ganz
unsatzmäßig? ∣ |
645
Hat es einen Sinn, zu sagen: “Ich habe so viele
Schuhe, als eine Wurzel der Gleichung
x³ + 2x ‒ 3 =
0 Einheiten hat”?
Hier könnte es scheinen, als hätten wir eine Notation, der wir es
eventuell nicht ansehen können, ob sie Sinn hat oder nicht.
Wenn der Ausdruck “die Wurzel der Gleichung F(x) = 0” eine Beschreibung im Russell'schen Sinne wäre, so hätte der Satz “ich habe n Äpfel und n + 2 = 6” einen andern Sinn, als der: “ich habe 4 Äpfel”. Wir haben in dem ersten Satz ein außerordentlich lehrreiches Beispiel dafür, wie eine Notation auf den ersten Blick einwandfrei erscheinen kann, nämlich so, als verstünden wir sie; und daß wir in Wirklichkeit einen unsinnigen Satz nach Analogie eines sinnvollen gebildet haben und nur glauben, die Regeln des ersteren zu übersehen. So ist “ich habe n Schuhe und n² = 4” ein sinnvoller Satz; aber nicht “ich habe n Schuhe und n² = 2”. |
378
Die Erklärung, die man erhält, wenn man nach dem Wesen des Satzes
fragt: Satz, sei alles, was wahr oder falsch sein könne –
ist nicht so ganz unrichtig.
Es ist die Form der Wahrheitsfunktion (in welcher Form der
Zeichengebung immer ausgedrückt), die das logische Wesen des
Satzes ausmacht. |
354
‘p’
ist wahr = p.
Man gebraucht das Wort “wahr” in Zusammenhängen wie
“was er sagt ist wahr”, das aber sagt dasselbe wie
“er sagt
‘p’,
und p ist der
Fall”. |
366
“Wahr” und “falsch” sind tatsächlich
nur Wörter einer bestimmten Notation der Wahrheitsfunktion.
|
369
Wenn man sagt, Satz sei alles was wahr oder falsch sein370
könne, so
heißt das dasselbe wie: Satz ist
alles, was sich verneinen läßt. |
Wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher
wesentlich ist, so meinen wir die
Wahrheitsfunktionen. || Wahrheitsfunktion. |
31
Man kann natürlich auch nicht sagen, ‘Satz’
sei dasjenige, wovon man ‘wahr’ und
‘falsch’ aussagen könne, denn || in dem Sinn, als
könnte man versuchen, zu welchen Symbolen die Wörter
‘wahr’ und ‘falsch’ paßten &
danach entscheiden, ob etwas ein Satz ist. Denn
das
würde nur dann etwas bestimmen, wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind d.h. bereits
eine bestimmte Grammatik haben, das aber können
sie nur im Zusammenhang sein || wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind, d.h.
bereits eine bestimmte Grammatik
haben.
Und eben im Zusammenhang mit einem Satz.
Alles, was man machen kann, ist, hier, wie in allen diesen
Fällen, das grammatische Spiel bestimmen¤, seine Regeln
angeben und es dabei bewenden lassen.
Hier handelt es sich um die Regeln für “ ⌵ ”, “non”, etc. |
261
Was ein Satz ist, wird durch die Grammatik bestimmt.
D.h., innerhalb der Grammatik.
(Dahin zielte auch meine “allgemeine Satzform”.) |
242
Man kann nicht sagen “dieser Struktur fehlt noch etwas, um ein
Satz zu sein”.
Sondern es fehlt ihr etwas, um
dieser Satz zu sein. || um in
dieser Sprache ein Satz zu sein. Wie man sagen kann: || Man kann sagen:
dem Zeichenausdruck „2 + 2 4” fehlt etwas um eine
Gleichung zu sein. |
Den Russen, welche statt “er ist gut” sagen “er
gut” geht nichts verloren, und sie denken sich auch kein Verbum
dazu. |
Den kompletten Satz zu charakterisieren ist so unmöglich, wie die
komplette Tatsache. |
643
Kann man den Begriff des “Satzes” festlegen? oder
die allgemeine Form des Gesetzes? –
Warum nicht!
Wie man ja auch den Begriff ‘Zahl’ festlegen könnte,
etwa durch das Zeichen
“[0,
x,
x + 1]”.
Es steht mir ja frei, nur das Zahl zu nennen; und so steht es mir auch
frei, eine analoge Vorschrift zur Bildung von Sätzen oder
Gesetzen zu geben und das Wort “Satz” oder
“Gesetz” als ein Äquivalent dieser
Vorschrift zu gebrauchen.
Wehrt man sich dagegen und sagt, es sei doch klar,
daß damit nur gewisse Gesetze von
andern abgegrenzt
worden seien, so antworte ich: Ja, Du kannst freilich nicht
eine Grenze ziehen, wenn Du von vornherein entschlossen bist, keine
anzuerkennen!
644
–
Sollen die “Sätze” den unendlichen logischen Raum
erfüllen, so kann von keiner allgemeinen Satzform die Rede sein.
Es fragt sich dann natürlich: Wie gebrauchst Du nun das
Wort “Satz”? im Gegensatz wozu?
– Etwa im Gegensatz zu “Wort”,
“Satzteil”, “Buchtitel”,
“Erzählung”, etc.. |
760
(Ein Satz der von allen Sätzen oder allen Funktionen
handelt.
Was stellt man sich darunter vor? || Was
meint man damit?
Es wäre wohl ein Satz der Logik.
Denken wir nun daran, wie der Satz
non2np = p
bewiesen wird.) |
109
Wenn ich “es verhält sich so und so” als allgemeine
Satzform gelten lasse, dann muß ich 2 + 2 = 4
unter die Sätze rechnen, denn es ist grammatisch richtig, zu sagen:
“es verhält sich so, daß
2 + 2 gleich 4
ist”.
Es braucht weitere Regeln, um die Sätze der Arithmetik
auszuschließen. |
89
∣ Falsche Ideen über das Funktionieren der Sprache:
Dr Broad, der
sagte, etwas werde eintreffen,
sei kein Satz.
Was spricht man dieser Aussage damit ab?
Etwas anderes, als, daß sie Gegenwärtiges oder
Vergangenes beschreibt? –
Die Magie mit Wörtern.
Ein solcher Satz, wie der Broads, kommt mir so vor, wie ein Versuch, eine chemische
Änderung magisch zu bewirken; indem man den
Substanzen, quasi, zu verstehen gibt, was sie tun sollen
(wenn man etwa Eisen in Gold überführen wollte, indem man ein
Stück Eisen mit der rechten und zugleich ein Stück Gold
mit der linken Hand
faßte). ∣ |
342
Man könnte fragen || sagen:
“Wie mach ich's denn, um ein Wort
immer richtig anzuwenden, schau ich immer in der Grammatik nach?
Nein, daß ich etwas meine – was ich
meine – || , hindert mich Unsinn zu
sagen: –
aber || .” – Aber was meine ich
denn?
Ich sage: ich rede vom Teilen eines Apfels, aber nicht vom Teilen
der Farbe Rot, weil ich beim „Teilen eines
Apfels”343
mir etwas denken kann, etwas vorstellen,
etwas wollen kann; beim Ausdruck “Teilen einer
Farbe” nicht.
Und ist es etwa so, daß man bei
diesem Wort nur noch keine Wirkung auf andere Menschen
beobachtet hat?! |
“Woher36 weiß ich, daß
ich Rot nicht teilen kann?” –
Die Frage selbst heißt nichts.
Ich möchte sagen:
Ich || Man
muß mit der Unterscheidung von Sinn und Unsinn
anfangen.
Vor ihr ist nichts möglich. Ich kann sie nicht begründen. |
577
Welcher Art nun sind die Regeln, welche sagen,
daß die und die Zusammenstellungen von Wörtern keinen
Sinn haben?
Sind sie von der Art derjenigen Vorschriften, welche etwa
sagen, daß es keine Spielstellung im Schach
ist, wenn zwei Figuren auf dem gleichen Feld stehen, oder wenn eine Figur
auf der Grenze zwischen zwei Feldern steht, etc.?
Diese Sätze sind wieder wie gewisse Handlungen,
﹖– wie wenn man etwa ein
Schachbrett –﹖ aus einem
größeren Stück karierten Papiers
herausschneidet.
Sie ziehen eine Grenze. –
Was heißt es denn, zu sagen: “diese
Wortzusammenstellung heißt
nichts”.
Von einem Namen kann man sagen “diesen Namen habe ich
niemandem gegeben” und das Namengeben ist eine bestimmte
Handlung (Umhängen || umhängen
eines Täfelchens).
Denken wir an die Darstellung einer Reise auf der Erde durch eine Linie in der Projektion der zwei Halbkugeln und daß wir sagen: ein Linienstück, 578
das auf der
Zeichenebene die Grenzkreise der Projektionen
verläßt, ist in dieser Darstellung sinnlos.
Man könnte auch sagen: nichts ist darüber ausgemacht
worden. |
151'
Gesichtsraum und Retina.
Es ist, wie wenn man eine Kugel orthogonal auf eine Ebene projiziert,
etwa in der Art, wie die beiden Halbkugeln der Erde in einem Atlas
dargestellt werden, und nun könnte einer glauben, daß,
was auf der Ebene außerhalb der beiden
Kugelprojektionen vor sich geht, immerhin noch einer möglichen Ausdehnung
dessen entspricht, was sich auf der Kugel befindet.
Hier wird eben ein kompletter Raum auf
einen Teil eines andern Raumes projiziert; und analog ist
es mit den Grenzen der Sprache im Wörterbuch. || in der Grammatik. |
Der Sinn des Satzes keine Seele |
Die Methode des Messens, z.B. des räumlichen
Messens, verhält sich zu einer bestimmten Messung genau so, wie der
Sinn eines Satzes zu seiner Wahr- oder
Falschheit. |
589
Der Sinn eines || des Satzes ist nicht pneumatisch,
sondern ist das, was auf die Frage nach der Erklärung des Sinnes zur
Antwort kommt.
Und – oder – der eine Sinn unterscheidet sich vom andern, wie
die Erklärung des einen von der Erklärung des andern. |
Welche Rolle der Satz im Kalkül spielt, das ist sein Sinn.
|
590
Der Sinn steht (also)
nicht hinter ihm (wie der psychische Vorgang der
Vorstellungen etc.). |
306
Was heißt es denn: “entdecken,
daß ein Satz keinen Sinn hat”?
Und was heißt das: “wenn ich etwas damit meine, muß es doch Sinn haben”? “Wenn ich etwas damit meine …” – wenn ich was damit meine?! |
Was heißt es: “Wenn ich mir
etwas dabei vorstellen kann, muß es doch Sinn
haben”?
Wenn ich mir was dabei vorstellen kann? Das, was ich sage? || sagte? – Das heißt nichts. || Dann heißt dieser Satz nichts. – Und ‘Etwas’? Das würde heißen: Wenn ich die Worte auf diese Weise benützen kann, dann haben sie Sinn. Oder eigentlich: wenn ich sie zum Kalkulieren benütze, dann haben sie Sinn. |
221
Man könnte auch so fragen: Ist der ganze Satz nur ein
unartikuliertes Zeichen, in dem ich erst nachträglich
Ähnlichkeiten mit anderen Sätzen
erkenne?
Das wäre etwa so, wenn jeder Satz eine Droge || Medizin mit bestimmter Wirkung wäre & man käme erst nachträglich durch Analyse darauf daß zwei Medizinen gewisse Ingredienzen mit einander gemein hätten. |
Ja, man könnte unsere Frage in einer sehr elementaren Form
stellen: Warum eine Sprache nicht mit
bloß einem Wort möglich ist ||
auskommen könnte, da es ja doch vorkommt,
daß ein Wort (in einer
Sprache) mehrere Bedeutungen hat.
(Warum also nicht alle?) [Satz zusammengesetzt]! Ist der Sinn die Wirkung des Satzes? [Zu der Sinn des Satzes keine Seele hinter den Worten] |
232
In welchem Sinne kann ich sagen, der Satz sei ein Bild?
Wenn ich darüber denke, möchte ich sagen: er
muß ein Bild sein, damit er mir zeigen kann, was
ich tun soll, damit ich mich nach ihm richten kann.
Aber, ist die Antwort, dann willst Du
eben || also
bloß sagen,
daß Du Dich nach dem Satz richtest in
demselben Sinne, in dem Du Dich nach einem Bild richtest.
|
233
Ist jedes Bild ein Satz?
Und was heißt es, etwa zu sagen,
daß jedes als ein Satz gebraucht werden
kann? |
Ich kann die Beschreibung des Gartens in ein gemaltes Bild, das Bild in
eine Beschreibung übersetzen. |
231
Zu sagen, daß der Satz ein Bild sei, hebt gewisse
Züge in der Grammatik des Wortes “Satz” hervor.
|
120
Das Denken ist ganz dem Zeichnen von Bildern zu vergleichen.
Man kann aber auch sagen: Das Denken ist (wesentlich) mit keinem Vorgang zu vergleichen und was wie ein Vergleichsobjekt scheint, ist in Wirklichkeit ein Beispiel. –––––––– · ––––––––
|
103
Wenn ich den Satz mit einem Maßstab verglichen habe,
so habe ich, strenggenommen, nur einen Satz, der mit Hilfe eines
Maßstabes die Länge eines Gegenstands || eine Länge beschreibt || aussagt, als Beispiel für alle Sätze
herangezogen. || als Beispiel eines Satzes
herangezogen. |
127'
Wenn man die Sätze als Vorschriften auffaßt, um
Modelle zu bilden, wird ihre
128'
Bildhaftigkeit noch
deutlicher.
|
129'
Wenn man sagt: Nur im Satzzusammenhang hat ein Wort Bedeutung,
so heißt das, daß ein Wort
seine Funktion als Wort nur im Satz hat, und das läßt
sich ebensowenig sagen, wie, daß ein Sessel seine
Aufgabe nur im Raum erfüllt.
Oder vielleicht besser: Wie (daß) ein Zahnrad nur im Eingriff in andere Zähne
seine Funktion ausübt. |
Die Sprache muß von der Mannigfaltigkeit eines
Stellwerks sein, das die Handlungen
veranläßt, die ihren Sätzen
entsprechen. |
131'
Die Übereinstimmung von Satz und Wirklichkeit ist
der Übereinstimmung zwischen Bild und Abgebildetem
nur so weit ähnlich, wie der Übereinstimmung zwischen
einem Erinnerungsbild und dem gegenwärtigen Gegenstand.
|
304
Der Satz ist der Tatsache so ähnlich wie das Zeichen ‘5’
dem
305
Zeichen
‘3 + 2’.
Und das gemalte Bild der Tatsache, wie
‘❘ ❘ ❘ ❘ ❘’ dem
Zeichen
‘❘ ❘ + ❘ ❘ ❘’.
|
406
Z.B. a, b, c, d bedeuten Bewegungen und zwar
a = ↑,
b = →,
c = ↓,
d = ←.
Also heißt z.B. bccbad
der Linienzug
→
|
verglichen. |
(Verwandt damit: Verstehen eines Bildes) |
336
Wie ist es mit den Sätzen, die in Dichtungen vorkommen.
Hier kann doch gewiß von einer Verifikation nicht
geredet werden und doch haben diese Sätze Sinn.
Sie verhalten sich zu den Sätzen, für die es Verifikation gibt, wie ein
Genrebild zu einem Portrait.
Und dieses Gleichnis dürfte wirklich die Sache vollständig
darstellen. |
336
Wenn ich ein Bild anschaue, so sagt es mir etwas, auch wenn ich keinen
Augenblick glaube (mir einbilde), die Menschen seien wirklich oder
es habe wirkliche Menschen gegeben, von denen dies ein verkleinertes Bild
sei.
“Es sagt mir etwas” kann aber hier nur
heißen,
es bringt eine bestimmte Einstellung in mir
hervor.”
337
¤neue Zeile Denn wie, wenn ich fragte: “was sagt es mir denn”? |
Meine Stellung gegen das Bild ist auch keine hypothetische, so
daß ich mir etwa sagte “wenn es solche
Menschen gäbe, dann …” |
401
Wenn ich
nun etwa ein holländisches Genrebild ansehe, so
halte ich die gemalten Menschen darin nicht für wirkliche Menschen,
andererseits ist ihre Ähnlichkeit mit Menschen für das
Verständnis des Bildes wesentlich. |
320
Wenn man es für selbstverständlich hält, daß sich
der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man,
daß diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild
oder ein plastisches Modell ist, sondern ein kompliziertes
Gebilde aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern und
Bildern.
Man wird dann das Operieren mit Schrift- und
Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit
“Vorstellungsbildern” der Ereignisse. |
337
Die Illustration in einem Buch ist dem Buch nichts fremdes, sondern
gesellt sich hinzu wie ein verwandter Behelf einem anderen, – wie
etwa ein Reibahle dem Bohrer.
(Wenn einen die Häßlichkeit eines Menschen abstößt, so kann sie im Bild, im gemalten, gleichfalls abstoßen, aber auch in der Beschreibung, in den Worten.) |
383
“Meine Erwartung ist so gemacht, daß, was
immer kommt, mit ihr übereinstimmen muß, oder
nicht.” |
352
Der Satz ist als Richter hingestellt und wir fühlen uns vor ihm
verantwortlich. |
179
Ich sage, die Hand über dem || den
Tisch haltend, “ich wollte, dieser Tisch wäre so
hoch”.
Nun ist das Merkwürdige: die Hand über dem Tisch an und für sich
drückt gar nichts aus.
D.h., sie ist eine Hand, über einem
Tisch, aber kein Symbol (wie der Pfeil, der etwa die Gehrichtung
anzeigen soll, an sich nichts ausdrückt). |
183
“Die Hand zeigt dahin”.
Geste.
Aber in wiefern zeigt sie dahin? einfach, weil sie sich in einer
Richtung verjüngt?
(Zeigt ein Nagel in die Wand?)
D.h., ist es dasselbe zu sagen “sie
zeigt etc.” oder || und
“sie verjüngt sich in dieser Richtung”?
|
69
Man kann eine Lehne auf das Maß eines Körpers
einstellen, vorbereiten.
Dann liegt in dieser Einstellung zwar das eingestellte
Maß, aber in keiner Weise,
daß ein bestimmter Körper es hat.
Ja vor allem liegt darin keine Annahme darüber, ob der Körper dieses
Maß hat, oder nicht hat. |
136
Ich sagte, der Satz wäre wie ein Maßstab an die
Wirklichkeit angelegt: Aber der
Maßstab ist, wie alle richtigen Gleichnisse des
Satzes, ein besonderer Fall eines Satzes.
Und auch er bestimmt nichts, solange man nicht mit ihm
mißt.
Aber Messen ist Vergleichen (und muß
heißen,
Übersetzen). |
Man möchte sagen: Lege den Maßstab an
einen Körper an; er sagt nicht, daß der Körper so
lang ist.
Vielmehr ist er an sich gleichsam tot und leistet nichts von dem, was
der Gedanke leistet.
Es ist, als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am lebenden
Menschen sei die äußere
137
Gestalt, und hätten nun
einen Holzblock von dieser Gestalt hergestellt und sähen mit Enttäuschung
den toten Klotz, der auch keine Ähnlichkeit mit dem
Leben hat. |
52
7
Man könnte sagen, „die Erwartung ist kein Bild, sie
bedient sich nur eines Bildes”.
Ich erwarte etwa, daß meine Uhr jetzt auf 7
zeigen wird und drücke dies durch ein Bild der Zeigerstellung
aus.
Dieses Bild kann ich nun mit der wirklichen Stellung vergleichen; die
Erwartung aber nicht. |
70
Mein ganzer Gedanke ist immer,
daß, || : wenn einer
die Erwartung sehen könnte, daß er
ersehen || sehen || erkennen
müßte, was erwartet wurde.
[Dieser Gedanke ist noch vor der Lösung das
Problem.] |
68
Gut, ich sage: wenn ich meine Uhr herausziehe, wird sie mir jetzt
entweder dieses Bild der Zeigerstellung bieten, oder
nicht.
Aber wie kann ich es ausdrücken, daß ich mich für
eine dieser Annahmen entscheide?Jeder Gedanke ist der Ausdruck eines Gedankens. |
7
Ich könnte mein Problem so darstellen: Wenn ich
untersuchen wollte, ob die Krönung Napoleons so und so stattgefunden hat, so
könnte ich mich dabei, als einer Urkunde, des Bildes bedienen, statt
einer Beschreibung.
Und es frägt sich nun, ist die ganze Vergleichung der Urkunde mit der
Wirklichkeit von der Art, wie der Vergleich der
Wirklichkeit mit dem Bild, oder gibt es dabei noch etwas Andres, von
andrer Art? |
Aber womit soll man die Wirklichkeit vergleichen, || ? || , || (:) als mit dem Satz?
Und was soll man andres tun, || (:) als sie
mit ihm zu vergleichen? |
55
Wenn man das Beispiel von dem, durch Gebärden mitgeteilten Befehl
betrachtet, möchte man einerseits immer
sagen, || : “Ja,
dieses Beispiel ist eben unvollkommen, die Gebärdensprache zu roh, darum
kann sie den beabsichtigten Sinn nicht vollständig ausdrücken”
– aber tatsächlich ist sie so gut wie jede denkbare andere, und
erfüllt ihren Zweck so vollständig, wie es überhaupt denkbar ist.
(Es ist eine der wichtigsten Einsichten, daß es keine Verbesserung der Logik gibt.) |
139
Der37 Befehl
|
Angedeutet38 aber ist etwas nur insofern, als ein System nicht
ausdrücklich, oder unvollkommen festgelegt ist.
Wir möchten sagen, es sei uns unvollkommen angedeutet oder,
das Zeichen suggeriere nur undeutlich, was wir zu tun
hätten.
Es sei etwa in dem Sinn undeutlich, wie eine Tafel mit der
Aufschrift “Links Gehen” deutlicher wird, wenn
zugleich ein Pfeil die Richtung zeigt. ||
Es sei etwa undeutlich in dem Sinn, in welchem wir der
Deutlichkeit halber Zeichen ausführlicher
geben. |
Eindeutig aber kann er nur werden, dadurch, daß in
dem System von Befehlen eine Unterscheidung gemacht wird,
die, wenn sie fehlt, eben die Zweideutigkeit hervorruft.
(Wenn also das System die richtige Mannigfaltigkeit
erhält.) |
149
Was, in der Logik, nicht nötig ist, hilft auch
nicht. || ist auch nicht von
Nutzen.
Was nicht nötig ist, ist überflüssig. |
68
Die Unbeholfenheit mit der das Zeichen wie ein Stummer durch allerlei
suggestive Gebärden sich verständlich zu machen
sucht, verschwindet, wenn wir erkennen, daß das
Wesentliche am Zeichen das System ist, dem es zugehört und sein übriger
Inhalt wegfällt. |
96
Jedes Symbol scheint als solches etwas offen zu lassen. |
353
Der Plan ist als Plan etwas Unbefriedigtes.
(Wie der Wunsch, die Erwartung, die Vermutung
u.s.f..)
Ich möchte manchmal mein Gefühl dem Plan gegenüber als eine Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, ergänzungsbedürftig. |
173
Die Hohlform ist nur unbefriedigt in dem System, in dem auch die
entsprechende Vollform vorkommt. || in dem auch
die Vollform vorkommt. |
173
Das heißt || Ich
meine, man kann das Wort “unbefriedigt” nicht
schlechtweg von einer Tatsache gebrauchen.
Es kann aber in einem System eine Tatsache beschreiben
helfen.
Ich könnte z.B. ausmachen || festsetzen, daß
ich den Hohlzylinder ‘den unbefriedigten Zylinder’
nennen werde, den entsprechenden Vollzylinder,
seine Befriedigung; und daß so eine
Notation möglich ist, ist natürlich für das System
charakteristisch. Daß man also sagen
kann: “Er sagte ‘p ist der
Fall’ und so war es”. |
Aber man kann nicht sagen, daß der Wunsch
‘p möge der Fall sein’ durch die Tatsache p
befriedigt wird¤ es sei denn als Zeichenregel:
/ der Wunsch
p möge der Fall sein / = / der
Wunsch der durch die
Tatsache p befriedigt
wird /. |
128
Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache
verstehen. |
386
Jeder Satz einer Sprache hat nur Sinn im Gegensatz zu anderen
Wortzusammenstellungen derselben Sprache. |
D.h.: Wenn ein Satz nicht das Ergebnis einer Entscheidung wäre, hätte er nichts zu sagen. |
68
Denken ist Pläne machen.
Wenn Du Pläne machst, so machst Du einen Plan zum Unterschied von || im Gegensatz zu andern Plänen. |
179
↑ im Gegensatz zu ↑
ist ein anderes Zeichen als
↑ im Gegensatz zu
↗ . |
179
“Geh so
↗ nicht so
↙” hat
nur Sinn, wenn es die Richtung ist, die dem Pfeil hier wesentlich ist,
und nicht, etwa nur die Länge. |
217
Man muß wissen, worauf im Zeichen man zu sehen
hat.
Etwa: auf welcher Ziffer der Zeiger steht, nicht darauf, wie lang er
ist. |
“Geh' in der Richtung, in der der Zeiger
zeigt”.
“Geh' so viele Meter in der Sekunde, als der Pfeil cm lang ist”. “Mach' so viele Schritte, als ich Pfeile zeichne”. “Zeichne diesen Pfeil nach”. Für jeden dieser Befehle kann der gleiche Pfeil stehen. ‒ ‒ ‒ |
217
“Ich muß auf die Länge achten”,
“ich muß auf die Richtung
achten”, d.h. || das
heißt schon: auf die Länge im Gegensatz
zu anderen, etc.. |
217
Es zeigt mir jemand zum ersten Mal eine Uhr und will,
daß ich mich nach ihr richte.
Ich frage nun: worauf soll ich bei diesem Ding achten.
Und er sagt: auf die Stellung der Zeiger. |
397
Natürlich, das Zeichen eines Systems bezeichnet es nur im Gegensatz zu
anderen Systemen und setzt selbst ein System voraus.
(Interne Relation, die nur besteht, wenn ihre Glieder da
sind.) |
150
Was heißt es, wenn man sagt: “ich
kann mir das Gegenteil davon nicht vorstellen” oder
“wie wäre es denn, wenn's anders wäre”;
z.B. wenn jemand gesagt hat,
daß meine Vorstellungen privat seien, oder
daß nur ich selbst wissen kann, ob ich Schmerz
empfinde, und dergleichen. |
Wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es anders wäre, so kann ich mir
auch nicht vorstellen, wie es so sein kann.
“Ich kann mir nicht vorstellen,” heißt nämlich hier nicht, was es im Satz “ich kann mir keinen Totenkopf vorstellen” heißt. Ich will damit nicht auf eine mangelnde Vorstellungskraft deuten. |
142'
Überlege: “Ich habe
tatsächlich nie gesehen, daß ein schwarzer Fleck nach
und nach immer heller wird, bis er weiß ist und
dann immer rötlicher, bis er rot ist; aber ich
weiß, daß es möglich ist,
weil ich es mir vorstellen kann.
D.h. ich operiere mit
meinen Vorstellungen im Raume der Farben und tue mit ihnen, was mit den
Farben möglich wäre.” |
343
Es scheint, als könnte man sagen || so etwas sagen
wie: Die Wortsprache läßt
unsinnige Ausdrücke zu, die Sprache der
Vorstellungen || Vorstellung aber nicht unsinnige Vorstellungen.
(Natürlich kann das, so wie es da steht, nichts
heißen.) |
305
Über das Vorstellen als Beweis des
Sinnes: Wenn es Sinn hat, zu sagen “ich kann
mir vorstellen, daß p der Fall ist”, so
hat es (auch) Sinn
zu sagen “p ist der Fall”. |
Was heißt es denn “entdecken,
daß ein Satz keinen Sinn
hat”?
Oder fragen wir so: Wie kann man denn die Unsinnigkeit
eines Satzes (etwa: “dieser Körper ist
ausgedehnt”) dadurch bekräftigen, daß man
sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen, wie
es﹖ anders wäre”?
Denn, kann ich etwa versuchen, es mir vorzustellen? Heißt es nicht: Zu sagen, daß ich es mir vorstelle, ist sinnlos? Wie hilft mir dann also diese Umformung von einem Unsinn in einen andern? – Und warum sagt man gerade: “ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre”? und nicht – was doch auf dasselbe hinauskommt – “ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre”? Man anerkennt scheinbar in dem unsinnigen Satz etwas wie eine Tautologie, zum Unterschied von einer Kontradiktion. Aber das ist ja auch falsch. – Man sagt gleichsam: “Ja, es || er ist ausgedehnt, aber wie könnte es denn 306
anders sein?
also, wozu es sagen?”.
Es ist dieselbe Tendenz, die uns auf den Satz “dieser Stab hat eine bestimmte Länge” nicht antworten läßt “Unsinn!”, sondern “Freilich!”. Was ist aber der Grund (zu﹖) diese Tendenz? Sie könnte auch so beschrieben werden: wenn wir die beiden Sätze “dieser Stab hat eine Länge” und seine Verneinung “dieser Stab hat keine Länge” hören, so sind wir parteiisch und neigen dem ersten Satz zu (statt beide für Unsinn zu erklären). Der Grund hiervon ist aber eine Verwechslung: Wir sehen den ersten Satz verifiziert (und den zweiten falsifiziert) dadurch, “daß der Stab 4m hat”. Und man wird sagen: “und 4m ist doch eine Länge” und vergißt, daß man hier einen Satz der Grammatik hat. |
304
Warum sieht man es als Beweis dafür an, daß ein Satz
Sinn hat, daß ich mir, was er sagt, vorstellen
kann?
Ich könnte sagen: Weil ich diese Vorstellung
mit einem dem ersten verwandten Satz beschreiben
müßte. |
311
Könnte ich malen,
daß || wie es ist
wenn || Könnte ich durch eine Zeichnung
darstellen, wie es ist, wenn es sich so verhält, wenn es keinen
Sinn
312
hätte, zu sagen
“es verhält sich so”?
Zu sagen, „ich kann malen || aufzeichnen wie es ist, wenn es sich so verhält”, ist hier eine grammatische Bestimmung über den betrachteten Satz (Denn ich will ja nicht sagen ich könne es zeichnen, etwa weil ich zeichnen gelernt habe u.s.w.). Wie, wenn ich sagte? „ist das kein Spiel, da ich doch darin gewinnen & verlieren kann?” – Nun, wenn das Dein Kriterium eines Spieles ist, dann ist es ein Spiel. |
„Ich kann mir vorstellen wie es wäre” oder – was wieder ebenso gut ist –: „ich kann es aufzeichnen, wie es wäre, wenn .... || p der Fall ist” gibt eine Anwendung des Satzes (p). Es sagt etwas über den Kalkül in |
Ähnlich: „Das ausgeschlossene Dritte”. |
139'
Wenn man sagt, die Substanz ist unzerstörbar, so meint man,
es ist sinnlos, in irgend einem Zusammenhang – bejahend oder
verneinend – von dem “Zerstören einer Substanz” zu
reden. [als Beispiel zu einem Fall der logischen
Möglichkeit oder Unmöglichkeit] |
10
Ich versuche etwas, kann es aber nicht. –
Was heißt es aber: “etwas nicht
versuchen können”? |
“Wir können auch nicht einmal versuchen,
uns ein rundes Viereck vorzustellen”.
|
Kann man fragen: „wie müssen die grammatischen Regeln für die Wörter beschaffen sein damit sie einem Satz Sinn geben?”? |
Der Gebrauch des Satzes, das ist sein Sinn. |
Ich sage z.B. „auf diesem Tisch steht jetzt
keine Vase, aber es könnte eine da stehn; dagegen ist es
sinnlos || unsinnig zu sagen der Raum könnte vier
Dimensionen haben.”
Aber wenn dieser || der Satz dadurch sinnvoll
wird, daß er mit den grammatischen Regeln im Einklang ist, nun so machen wir
eben die Regel, die den Satz, unser Raum habe vier
Dimensionen, erlaubt.
Wohl, aber damit ist nun die Grammatik dieses Ausdrucks
|
Wenn man auch den Satz als Bild des beschriebenen Sachverhalts
auffaßt & sagt der Satz zeige eben wie es ist,
wenn er wahr wäre, er zeige also die Möglichkeit des
behaupteten Sachverhalts, so kann der Satz doch bestenfalls tun was ein
gemaltes oder modelliertes Bild tun kann || tut & er
kann also jedenfalls nicht das hinstellen || erzeugen was nun eben nicht der Fall ist.
Also hängt es ganz von der || unserer Grammatik ab was möglich genannt wird & was
nicht, nämlich eben was sie
|
8
Kann ein logisches Produkt in einem Satz verborgen sein?
Und wenn, wie erfährt man das, und was für Methoden haben wir, das im
Satz Verborgene ans Tageslicht zu
ziehen?
Haben wir noch keine sicheren Methoden,
(es zu finden,) dann können wir auch nicht
davon reden, daß etwas verborgen ist, oder
verborgen sein könnte.
Und haben wir eine Methode des Suchens, so kann – das
logische Produkt etwa, im Satz nur so verborgen sein, wie es etwa die
Teilbarkeit durch 3 in der Zahl 753 ist, solange ich das Kriterium
noch nicht angewandt habe, || ;
9
¤ oder
aber auch die
√7
solange ich sie noch nicht ausgerechnet habe.
Denn, das verborgene logische Produkt finden,
ist eine mathematische Aufgabe. |
9
Also ist Elementarsatz ein solcher, der sich in dem
Kalkül, wie ich es jetzt || heute benütze, nicht als
Wahrheitsfunktion anderer Sätze darstellt. |
539
Die Idee, Elementarsätze zu konstruieren (wie dies
z.B. Carnap
versucht hat), beruht auf einer falschen Auffassung der logischen
Analyse.
Sie betrachtet das Problem dieser Analyse als das,
540
eine
Theorie der Elementarsätze zu finden.
Sie lehnt sich an das an, was, in der Mechanik
z.B., geschieht, wenn eine Anzahl von
Grundgesetzen gefunden wird, aus denen das ganze System von Sätzen
hervorgeht. |
Meine eigene Auffassung war falsch:
Teils || teils, weil
ich mir über den Sinn der Worte “in einem Satz ist ein logisches
Produkt versteckt” (und ähnlicher) nicht
klar war, zweitens, weil auch ich dachte, die logische Analyse müsse
verborgene Dinge an den Tag bringen (wie es die chemische und
physikalische tut). |
540
Man kann den Satz “dieser Ort ist jetzt rot” (oder
“dieser Kreis ist jetzt rot”, etc.)
einen Elementarsatz nennen, wenn man damit sagen will,
daß er weder eine Wahrheitsfunktion anderer Sätze
ist, noch als solche definiert
(ist﹖).
(Ich sehe hier von Verbindungen der Art
p &
(q . ⌵ . non-q)
und analogen ab.)
Aus “a ist jetzt rot” folgt aber “a ist jetzt nicht grün” und die Elementarsätze in diesem Sinn sind also nicht von einander unabhängig, wie 541
die Elementarsätze in
meinem seinerzeit beschriebenen Kalkül, von dem ich annahm, der ganze
Gebrauch der Sätze müsse sich auf ihn zurückführen lassen; –
verleitet durch einen falschen Begriff von diesem
“zurückführen” || von dieser
Zurückführung. |
“Wie enthält z.B. der schmerzlose Zustand die Möglichkeit der Schmerzen?” |
122'
⋎Fähigkeit voraus Schmerzen zu fühlen und das kann keine “physiologische Fähigkeit” sein – denn wie wüßte man sonst, wozu es die Fähigkeit ist – sondern eine logische Möglichkeit. – Ich beschreibe meinen gegenwärtigen Zustand durch die Anspielung auf Etwas, was nicht der Fall ist. Wenn diese Hinweisung zu der Beschreibung nötig ist (und nicht bloß eine Verzierung), so muß in meinem gegenwärtigen Zustand etwas liegen, was diese Erwähnung (Hinweisung) nötig || möglich macht. Ich vergleiche diesen Zustand mit einem anderen, also muß er mit ihm vergleichbar sein. Er muß auch im Schmerzraum liegen, wenn auch an einer andern Stelle. – Sonst würde mein Satz etwa heißen, mein gegenwärtiger Zustand hat mit einem schmerzhaften nichts zu tun; etwa, wie ich sagen würde, die Farbe dieser Rose hat mit der Eroberung Galliens durch Cäsar nichts zu tun. D.h. es ist kein Zusammenhang vorhanden. Aber ich meine gerade, daß zwischen meinem jetzigen Zustand und einem schmerzhaften ein Zusammenhang besteht.)) Ich meine nur was ich sage. In wiefern ist aber Schmerzlosigkeit ein Zustand. Was nenne ich einen “Zustand”? |
127'
Wenn ich sage, ich habe heute Nacht nicht geträumt, so
muß ich doch wissen, wo nach dem Traum zu suchen
wäre (d.h., der Satz “ich habe
geträumt” darf, auf die Situation angewendet, nur falsch, aber
nicht unsinnig sein.
Ich drücke die gegenwärtige Situation durch eine Stellung – die negative – der Signalscheibe “Träume – keine Träume” aus. Ich muß sie aber trotz ihrer negativen Stellung von andern Signalscheiben unterscheiden können. Ich muß wissen, daß ich diese Signalscheibe in der Hand habe. Man könnte nun fragen: Heißt das, daß Du doch etwas gespürt hast, sozusagen die Andeutung eines Traumes, die dir die Stelle zum Bewußtsein bringt, an der ein Traum gestanden wäre? Oder, wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Gefühl habe, welches die Stelle andeutet, in die der Schmerz eintreten würde? Doch offenbar, nein. Inwiefern enthält der gegenwärtige, schmerzlose, Zustand die Möglichkeit der Schmerzen? Wenn einer sagt: “Damit das Wort Schmerzen Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: “Es ist nicht notwendiger, als daß man das Fehlen von Schmerzen erkennt”. “Schmerzen” heißt sozusagen der ganze Maßstab und nicht einer seiner Teilstriche. Daß er auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist nur durch einen Satz auszudrücken. |
“Was wäre das für eine Frage:
“Könnte denn Alles nicht der Fall sein, und
nichts der-Fall-sein”?
Könnte man sich einen Zustand einer Welt denken, in dem mit
Wahrheit nur negative Sätze zu sagen wären?
Ist das nicht offenbar alles Unsinn?
Gibt es denn wesentlich negative und positive
Zustände?” Nun, es kommt darauf an, was man ‚Zustände’
nennt. |
137'
Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer Taubheit, ich meine der
Unbekanntheit mit dem Begriff des Tones?
Wenn das der Fall wäre, so könnte man den Mangel des Gehörsinnes
nicht von dem Mangel eines andern Sinnes unterscheiden.
Ist das aber nicht genau dieselbe Frage wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist rot zu sehen? Man kann natürlich sagen: Der Eine kann sich rot doch vorstellen, aber das vorgestellte Rot ist ja nicht dasselbe, wie das gesehene. Nun, worin äußert sich denn die Fähigkeit rot zu sehen & worin die Bekanntschaft mit dem Begriff des Tons? |
139'
Wenn ich nur etwas Schwarzes sehe und sage, es ist nicht rot, wie
weiß ich, daß ich nicht
Unsinn rede, d.h. daß es rot
sein kann, daß es Rot
gibt?
Wenn nicht rot eben ein anderer Teilstrich auf dem Maßstab ist, auf dem
auch schwarz einer ist.
Was ist der Unterschied zwischen “das ist nicht rot”
und “das ist nicht abrakadabra”?
Ich muß offenbar wissen,
daß “schwarz”, welches den
tatsächlichen Zustand beschreibt (oder beschreiben
hilft) das ist, an dessen Stelle in der Beschreibung
“rot” steht. |
140'
Das Gefühl ist, als müßte
non-p
um p zu verneinen es erst in gewissem Sinne wahr
machen.
Man fragt “was ist nicht der
Fall”.
Dieses muß dargestellt werden, kann aber doch
nicht so dargestellt werden, daß p wirklich wahr
gemacht wird. |
Man könnte also vielleicht auch sagen: Der Maßstab muß schon angelegt sein, ich kann ihn nicht – willkürlich – anlegen, ich kann nur einen Teilstrich darauf hervorheben. Das kommt auf Folgendes hinaus: Wenn es um mich her vollkommen still ist, so kann ich an diese Stille den Gehörsraum nicht willkürlich anbringen (aufbauen) oder nicht anbringen. D.h. es ist für mich entweder still im Gegensatz zu einem Laut, oder das Wort ‘still’ hat keine Bedeutung für mich. D.h. ich kann nicht wählen zwischen innerem Gehör und innerer Taubheit. Und ebenso kann ich, wenn ich grau sehe, nicht zwischen normalem innerem Sehen, partieller oder vollkommener Farbenblindheit wählen.” [Falsch Falsch] |
166'
“Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels
denken, oder in meinen Haaren?
Sind diese Schmerzen nicht ebenso, und ebenso wenig vorstellbar, wie die
an irgend einer Stelle des Körpers, wo ich gerade keine Schmerzen habe
und mich an keine erinnere?” |
40
Auch
die || Die Verneinung enthält eine Art
Allgemeinheit durch das Gebiet von Möglichkeiten die sie offen
läßt.
Aber freilich muß auch die Bejahung sie enthalten und nur einen andern Gebrauch von ihr machen. |
41
non-p
schließt p aus; was es dann
zuläßt hängt von der
Natur d.h. der Grammatik des
p ab. |
29
“non-p”
schließt einfach p aus.
Was dann statt p der Fall
ist || sein kann, folgt aus dem
Wesen des Ausgeschlossenen. |
Das Wort “nicht” erscheint uns wie ein Anstoß zu einer komplizierten Tätigkeit des Verneinens. |
218
“Wie kann das Wort ‘nicht’
verneinen?”
Ja, haben wir denn abgesehen von der Verneinung || außer der Verneinung
durch ein Zeichen, noch einen Begriff von der Verneinung?
Doch es fällt uns dabei etwas ein, wie: Hindernis, abwehrende Geste, Ausschluß. Aber das alles (ist) doch immer in einem Zeichen verkörpert. |
66
Was ist der Unterschied zwischen: Wünschen,
daß etwas geschieht und Wünschen,
daß dasselbe nicht geschieht?
Wollte man es bildlich darstellen, man würde mit dem Bild der Handlung etwas vornehmen, || : es durchstreichen, in bestimmter Weise einrahmen, und dergleichen. Aber das erscheint uns als eine rohe Methode des Ausdrucks; aber – ich glaube, – daß jede wesentlich ebenso sein muß; in der Wortsprache setze ich das Zeichen “nicht” 67
in den Satz.
Wie gesagt, das scheint ein ungeschickter Behelf und man meint etwa, im
Denken geschieht es schon anders.
Ich glaube aber, im Denken, Erwarten, Wünschen,
geschieht es ganz ebenso.
Sonst würde ja auch die Diskrepanz zwischen dem Denken und dem Sprechen
– in dem wir ja doch denken – unerträglich sein. |
Noch einmal, der Ausdruck der Verneinung, den wir gebrauchen, wenn wir
uns irgendeiner Sprache || Schrift bedienen,
erscheint uns primitiv; als gäbe es einen richtigeren,
der mir nur in den rohen Verhältnissen dieser Sprache nicht zur
Verfügung steht. |
Dieses Primitive der Ausdrucksform, das uns bei der
Verneinung aufgefallen ist, haben wir schon früher begegnet; wenn man
nämlich etwa einem Menschen begreiflich machen will,
daß er einen gewissen Weg gehen soll, so kann man
ihm den Weg aufzeichnen, und hierin mit beliebig weitgehender Genauigkeit
verfahren.
Die Andeutung jedoch, die ihm verständlich machen soll,
daß er den Weg gehen soll, ist wieder
von der primitiven Art, die man gerne verbessern möchte. |
355
“Was hilft es, daß als Negationszeichen nur
ein Haken vor dem Satz p steht, ich muß ja
doch die ganze Negation denken”. |
356
“Das Zeichen
“non”
deutet an, Du sollst das, was folgt, negativ
auffassen.”
Es deutet an, heißt, aber daß das nicht der letzte sprachliche Ausdruck ist. Daß das nicht das Bild des Gedankens ist. Daß mehr in der Negation ist als war. || das. |
357
Ich sage, || möchte
sagen, die Verneinung ist nur eine Veranlassung um etwas viel
Komplexeres zu tun; aber was?
Läßt sich die Frage nicht beantworten (und
das eine Symbol der Negation durch ein anderes zu ersetzen, ist keine
Antwort) so ist sie unsinnig, und dann ist es auch jener erste
Satz.
Es ist, als veranlaßte uns das Zeichen der Negation zu etwas; aber was, das wird scheinbar nicht gesagt. Es ist, als brauchte es nur angedeutet werden, als wüßten wir es schon. ﹖– Als wäre eine Erklärung jetzt unnötig, da wir die Sache ohnehin schon kennen. –﹖ Nun könnte man sagen, die Erklärung liegt in extenso in allen Anwendungen, in den grammatischen Regeln. |
Gäbe es eine explizitere Ausdrucksweise der Negation, so
müßte sie sich doch in die andere abbilden lassen und
könnte darum nicht von anderer Multiplizität sein. Es wäre denn in dem Falle, daß es ein
Gebiet, einen Komplex gäbe, der immer nur im ganzen
betrachtet würde, sodaß wir nie über die
bloße Andeutung hinausgingen.
Aber das widerspricht der Annahme einer möglichen Auseinanderlegung
(Erklärung), die ja eben in das Innere dieses Komplexes dringen
müßte. |
358
Nun wäre aber die Frage: wie zeigt sich das uns
bekannte Spezifische der Negation in den
Regeln, die vom Negationszeichen gelten ||
handeln.
Daß z.B. ein gezeichneter Plan
eines Weges ein Bild des Weges ist, verstehen wir ohne weiteres; wo sich
der gezeichnete Strich nach links biegt, biegt sich auch der Weg nach
links, etc. etc..
Daß aber das Zeichen “nicht”
den Plan ausschließt, sehen wir nicht.
Eher noch, wenn wir etwas ausgeschlossenes mit einem Strich umfahren,
gleichsam abzäunen.
Aber so könnte man ja das
“non”
als eine Tafel auffassen
“Verbotener
Weg”. Aber damit verstehen wir es natürlich noch immer nicht als
Bild.
Denken wir aber daran, wie jemandem wirklich die Bedeutung so einer Tafel gelehrt würde. Man würde ihn etwa zurückhalten, den Weg zu gehen. |
205
“Ich sage doch diese Worte nicht bloß,
sondern ich meine auch etwas mit ihnen”.
Wenn ich z.B. sage “Du darfst nicht
hereinkommen”, so ist es der natürliche Akt, zur Begleitung
dieser Worte, mich vor die Tür zu
206
stellen und sie zuzuhalten. Aber es wäre nicht so offenbar naturgemäß,
wenn ich sie ihm bei diesen Worten öffnen würde.
Diese Worte haben, wie sie hier verstanden werden, offenbar etwas mit
jenem Akt zu tun.
Der Akt ist sozusagen eine Illustration zu ihnen – müßte als Sprache aufgefaßt werden können. Andrerseits ist er aber auch der Akt, den ich abgesehen von jedem Symbolismus aus meiner Natur tun will || tue. |
358
Wie ist es aber mit diesem Gedanken: Wenn
“non-p”
ein
359
Bild sein soll, wäre, was
es bedeutet, nicht am besten dadurch darzustellen,
daß das im Zeichen nicht der
Fall ist, was darstellen würde, daß p der
Fall ist.
Es ist aber klar, daß so ein Symbolismus nicht
funktioniert.
Es ist dafür keine Erklärung, zu sagen (was ich einmal sagte) ein solcher negativer Symbolismus ginge schon, er sei nur darum nicht zu gebrauchen, weil man aus ihm nicht erfahren könne, was verneint sei. Dann ist er eben kein Symbolismus der Negation, wenn er uns nicht das Nötige mitteilt. Und dann fehlt es ihm an etwas Wesentlichem || am Wesentlichen. Es hat ja seinen Grund, warum in gewissen Fällen der negative Symbolismus funktioniert und z.B. keine Antwort auch eine Antwort ist. In diesen Fällen ist eben der Sinn des Schweigens eindeutig bestimmt. |
Es wird eine andere Art Portrait entworfen, durch ein Bild, was zeigen
soll, wie es sich nicht verhält, als durch eines, was zeigt wie es sich
verhält. |
359
Die Farbangabe, daß etwas nicht rot ist, ist von
anderer Art als die, daß etwas rot (oder
blau) ist.
D.h. sie ist nicht in dem gleichen Sinn eine
Farbangabe. |
Dagegen kann die Negation eines Satzes eine
Angabe gleicher Art sein, wie der negierte Satz. |
360
“Ich brauche im negativen Satz das intakte Bild des
positiven Satzes.” |
360
“Ich kann ein Bild davon zeichnen, wie Zwei
miteinander fechten; aber doch nicht davon wie Zwei
miteinander nicht fechten (d.h. nicht ein Bild,
das bloß dies darstellt).
“Sie fechten nicht miteinander” heißt nicht, daß davon nicht die Rede ist, sondern, es ist eben davon die Rede und wird (nur﹖) ausgeschlossen.” |
Den Begriff der Negation || Verneinung besitzen wir nur in einem Symbolismus. Und darum kann man nicht sagen: „auf die & die Art kann man die Negation nicht darstellen, weil diese Art nicht eindeutig wäre” – als handelte es sich um eine || die Beschreibung eines Gegenstandes, die nicht eindeutig gegeben worden wäre. Wenn der Symbolismus nicht erkennen läßt, was verneint wurde, so verneint er nicht; wie ein Schachbrett ohne Felder kein schlechtes d.h. unpraktisches Schachbrett ist, sondern Ein Symbolismus, der die Negation “nicht darstellen kann”, ist kein Symbolismus der Negation. |
739
Wenn gefragt würde: ist die Negation ||
Verneinung in der Mathematik, etwa in
non(2 + 2 =
5), die gleiche, wie die nicht-mathematischer
Sätze? so müßte erst bestimmt werden, was als
Charakteristikum der || dieser
Verneinung als solcher aufzufassen ist.
Die Bedeutung eines Zeichens liegt ja in den Regeln, nach
denen es verwendet wird || in den Regeln, die seinen
Gebrauch vorschreiben.
Welche dieser Regeln machen das Zeichen
“non”
zur Verneinung?
Denn es ist klar, daß gewisse Regeln, die sich
auf
“non”
beziehen, für beide Fälle die gleichen sind; z.B.
non-non-p
=
p.
Man könnte ja auch fragen: ist die Verneinung eines Satzes
“ich sehe einen roten Fleck” die gleiche, wie die von
“die Erde bewegt sich in einer Ellipse um die
Sonne”; und die Antwort müßte auch
sein: Wie hast Du “Verneinung”
definiert, durch welche Klasse von Regeln? – daraus wird sich
ergeben, ob wir in beiden Fällen “die gleiche
Verneinung” haben.
Wenn die Logik allgemein von der Verneinung redet, oder einen
Kalkül mit ihr treibt, so ist die Bedeutung des Verneinungszeichens nicht
weiter festgelegt, als die Regeln seines Kalküls.
Wir dürfen hier nicht vergessen, daß ein Wort
seine Bedeutung nicht als etwas, ihm ein für allemal verliehenes, mit
sich herumträgt, sodaß wir sicher sind, wenn wir
nach dieser Flasche greifen, auch die bestimmte Flüssigkeit, etwa
Spiritus, zu erwischen. || … auch die bestimmte
Flüssigkeit, z.B. Spiritus, in der Hand zu
halten. |
Vergleich von: Zeit & Wahrheitsfunktionen. |
364
Die Grammatik, wenn sie in der Form eines Buches uns vorläge, bestünde
nicht aus einer Reihe bloß nebengeordneter Artikel,
sondern würde eine andere Struktur zeigen.
Und in dieser müßte man – wenn ich Recht
habe – auch den Unterschied zwischen Phänomenologischem und
Nicht-Phänomenologischem sehen.
Es wäre da etwa ein Kapitel von den Farben, worin der Gebrauch der
Farbwörter geregelt wäre; aber dem vergleichbar wäre nicht, was über
die Wörter “nicht”, “oder”,
etc. (die “logischen
365
Konstanten”)
in der Grammatik gesagt würde.
Es würde z.B. aus den Regeln hervorgehen, daß diese letzteren Wörter in﹖ jedem Satz anzuwenden seien (nicht aber die Farbwörter). Und dieses “jedem” hätte nicht den Charakter einer erfahrungsmäßigen Allgemeinheit; sondern der inappellablen Allgemeinheit einer obersten Spielregel. Es scheint mir ähnlich, wie das Schachspiel wohl ohne gewisse Figuren zu spielen (oder doch fortzusetzen) ist, aber nie ohne das Schachbrett. |
369
Wie offenbart sich die Zeitlichkeit der Tatsachen, wie drückt sie sich
aus, als dadurch, daß gewisse
Ausdrücke || Wendungen in unsern
Sätzen vorkommen müssen.
D.h.: Wie drückt sich die Zeitlichkeit
der Tatsachen aus, als grammatisch? |
366
Negation und Disjunktion, möchten wir sagen, hat mit dem Wesen
des Satzes zu tun, die Zeit aber nicht, sondern mit seinem Inhalt.
Wie aber kann es sich in der Grammatik zeigen, daß Etwas mit dem Wesen des Satzes zusammenhängt und etwas anderes nicht, wenn sie beide gleich allgemein sind? Oder sollte ich sagen, die geringere Allgemeinheit wäre auf seiten der Zeit, da die mathematischen Sätze negiert und disjungiert werden können, aber nicht zeitlich sind? Ein Zusammenhang ist wohl da, wenn auch diese Form, die Sache darzustellen, irreführend ist. |
366
Wie unterscheidet die Grammatik zwischen Satzform und Inhalt?
Denn dies soll ja ein grammatikalischer Unterschied
sein.
Wie sollte man ihn beschreiben können, wenn ihn die Grammatik nicht
zeigt? 367
Was hat es mit dem Schema “Es verhält sich so und so” für eine Bewandtnis? Man könnte sagen, das “Es verhält sich” ist die Handhabe für den Angriff der Wahrheitsfunktionen. “Es verhält sich” ist also nur ein Ausdruck aus einer Notation der Wahrheitsfunktionen. Ein Ausdruck, der uns zeigt, welcher Teil der Grammatik hier in Funktion tritt. |
367
﹖– Jene zweifache Art der Allgemeinheit wäre so
seltsam –﹖, wie wenn von zwei Regeln eines
Spiels, die beide gleich ausnahmslos gelten, die eine als die
fundamentalere angesprochen würde.
Als könnte man also fragen ||
darüber reden, ob der König oder das Schachbrett
für das Schachspiel essentieller wäre.
Welches von beiden das Wesentlichere, welches das
Zufälligere wäre. |
369
Zum mindesten scheint eine Frage berechtigt: Wenn ich die
Grammatik aufgeschrieben hätte und die verschiedenen Kapitel, über die
Farbwörter, etc. etc. der Reihe nach da
stünden, wie Regeln über alle die Figuren des Schachspiels, wie
wüßte ich dann, daß dies nun
alle Kapitel sind?
Und wenn sich nun in allen vorhandenen Kapiteln eine gemeinsame
Eigentümlichkeit findet, so haben wir es hier scheinbar mit
einer logischen Allgemeinheit, aber keiner wesentlichen,
d.h. voraussehbaren Allgemeinheit, zu
tun.
Man kann aber doch nicht sagen, daß die Tatsache,
daß das Schachspiel mit 16 Figuren gespielt wird, ihm
weniger wesentlich ist, als, daß es auf dem
Schachbrett gespielt wird. |
369
Da Zeit und Wahrheitsfunktionen so verschieden schmecken und da sie ihr
Wesen allein und ganz in der Grammatik offenbaren, so
muß die Grammatik den verschiedenen Geschmack
erklären.
Das eine schmeckt nach Inhalt, das andere nach Darstellungsform. Sie schmecken so verschieden, wie der Plan und der Strich durch den Plan. |
366
Es kommt mir so vor, als wäre die Gegenwart, wie sie in dem Satz
“der Himmel ist blau” steht (wenn dieser Satz
nicht-hypothetisch gemeint ist) keine Form der
Gegenwart || Zeit.
Als ob also die Gegenwart in diesem Sinne unzeitlich
wäre. [schlicht ausgedrückt]
|
368
Nun ist es aber || Es ist
aber || Es ist merkwürdig,
daß die Zeit, von der ich hier rede, nicht die im
physikalischen Sinne ist.
Es handelt sich hier nicht um eine Zeitmessung.
Und es ist verdächtig, daß etwas, was mit
einer solchen Messung nichts zu tun hat, in den Sätzen eine
ähnliche Rolle spielen soll, wie die physikalische Zeit in den
Hypothesen der Physik. |
368
Der Unterschied
zwischen der Logik des Inhalts und der Logik der Satzform
überhaupt.
Das eine erscheint gleichsam bunt, das andere matt.
Das eine handelt von dem, was das Bild darstellt, das andere
ist, wie der Rahmen des Bildes ein Charakteristikum der
Bildform || scheint von dem zu handeln, was das Bild darstellt, das
andere, wie der Rahmen des Bildes ein Charakteristikum der Bildform zu
sein. |
127'
Zeile Daß alle
Sätze die Zeit in irgend einer Weise enthalten, scheint uns zufällig, im
Vergleich dazu || damit, daß auf alle Sätze die
Wahrheitsfunktionen anwendbar sind.
Das scheint mit ihrem Wesen als Sätzen zusammenzuhängen, das andere mit dem Wesen der vorgefundenen Realität. |
133'
Eine Hypothese könnte man offenbar durch Bilder erklären.
Ich meine, man könnte z.B. die Hypothese
“hier liegt ein Buch” durch Bilder erklären, die
das Buch im Grundriß,
Aufriß und verschiedenen Schnitten zeigen.
|
Eine solche Darstellung gibt ein Gesetz.
Wie die Gleichung einer Kurve ein Gesetz gibt, nach der die
Ordinatenabschnitte aufzufinden sind, wenn man in verschiedenen Abszissen
schneidet.
Die fallweisen Verifikationen entsprechen dann solchen wirklich ausgeführten Schnitten. Wenn unsere Erfahrungen die Punkte auf einer Geraden ergeben, so ist der Satz, daß diese Erfahrungen die verschiedenen Ansichten einer Geraden sind, eine Hypothese. Die Hypothese ist eine Art der Darstellung dieser Realität, denn eine neue Erfahrung kann mit ihr übereinstimmen oder nicht-übereinstimmen, bezw. eine Änderung der Hypothese nötig machen. |
139'
Drücken wir z.B. den Satz, daß
eine Kugel sich in einer bestimmten Entfernung von unseren Augen befindet
mit Hilfe eines Koordinatensystems und er Kugelgleichung aus, so hat
diese Beschreibung eine größere
Mannigfaltigkeit, als die einer Verifikation durch das
Auge.
Jene Mannigfaltigkeit entspricht nicht einer Verifikation,
sondern einem Gesetz, welchem Verifikationen
gehorchen. |
142'
Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Sätzen.
Man könnte auch sagen: Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Erwartungen. Ein Satz, ist sozusagen ein Schnitt durch eine Hypothese in einem bestimmten Ort. |
143'
Nach meinem Prinzip müssen die beiden Annahmen ihrem Sinne nach identisch
sein, wenn alle mögliche Erfahrung, die die eine bestätigt,
auch die andere bestätigt.
Wenn also keine Entscheidung zwischen durch die Erfahrung denkbar
ist. |
757
Darstellung einer Linie als Gerade mit Abweichungen.
Die Gleichung der Linie enthält einen Parameter, dessen Verlauf die
Abweichungen von der Geraden ausdrückt.
Es ist nicht wesentlich, daß
diese
758 Abweichungen
“gering” seien.
Sie können so groß sein, daß
die Linie einer Geraden nicht ähnlich sieht.
Die “Gerade mit Abweichungen” ist nur eine Form der
Beschreibung.
Sie erleichtert es mir, einen bestimmten Teil der Beschreibung
auszuschalten, zu vernachlässigen, wenn ich will.
(Die Form “Regel mit Ausnahmen”.)
|
153
Was heißt es, sicher zu sein,
daß man Zahnschmerzen haben wird.
(Kann man nicht sicher sein, dann erlaubt es die
Grammatik nicht, das Wort “sicher” in dieser Verbindung
zu gebrauchen.)
Zeile
Grammatik des Wortes „sicher sein” … |
153
Man sagt: “Wenn ich sage, daß
ich einen Sessel dort sehe, so sage ich mehr, als ich sicher
weiß”.
Und nun heißt es meistens:
“Aber
154 eines
weiß ich doch sicher”.
Wenn man aber nun sagen will, was das ist, so kommt man in eine gewisse
Verlegenheit.
“Ich sehe etwas Braunes, – das ist sicher”; damit will man eigentlich sagen, daß die braune Farbe gesehen, und nicht vielleicht auch nur || bloß vermutet ist (wie etwa in dem Fall, wo ich es || sie aus gewissen anderen Anzeichen vermute). || … und nicht vielleicht auch bloß aus anderen Anzeichen vermutet ist. Und man sagt ja auch einfach: “Etwas Braunes sehe ich”. |
Wenn mir gesagt wird: “Sieh in dieses Fernrohr und
zeichne mir auf, was Du siehst”, so ist, was ich zeichne, der
Ausdruck eines Satzes [schlechter
Ausdruck!], nicht einer Hypothese.
|
Ist es nicht klar, daß es nur am Mangel von
entsprechenden Übereinkommen liegt, wenn ich das,
was ich – z.B. – zeichnerisch
darstelle, durch Worte || mit Worten
wiedergeben kann? |
Wenn ich sage “hier steht ein Sessel”, so ist damit – wie man sagt – “mehr” gemeint, als die Beschreibung dessen was ich wahrnehme. Und das kann nur heißen, daß dieser Satz nicht wahr sein muß, auch wenn die Beschreibung des Gesehenen stimmt. Unter welchen Umständen werde ich nun sagen, daß jener Satz nicht wahr war? Offenbar: wenn gewisse andere Sätze nicht wahr sind, die in dem ersten mit beinhaltet waren. Aber es ist nicht so, als ob nun der erste ein logisches Produkt gewesen wäre. |
365
Das beste Gleichnis für jede Hypothese, und selbst ein Beispiel, ist
ein Körper mit seinen nach einer bestimmten Regel konstruierten
Ansichten aus den verschiedenen Punkten des Raumes. |
611
[Zu
„⇒Hypothese”]
Der Vorgang einer Erkenntnis in einer wissenschaftlichen
Untersuchung (in der Experimentalphysik etwa) ist freilich nicht
der einer Erkenntnis im Leben außerhalb ¤ des
Laboratoriums; aber er ist ein ähnlicher und kann,
neben den andern gestellt || gehalten,
diesen beleuchten. |
40
Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Sätzen wie “das
ist ein Löwe”, “die Sonne ist größer
als die Erde”, die alle ein “dieses”,
“jetzt”, “hier” enthalten und also an
die Realität unmittelbar anknüpfen, und Sätzen wie “Menschen
haben zwei Hände” etc.
Denn, wenn zufällig keine Menschen in meiner Umgebung wären, wie wollte
ich diesen Satz kontrollieren?
|
333
Es werden immer Facetten der Hypothese
verifiziert. |
Ist es nun nicht etwa so, daß das, was
die Hypothese erklärt, selbst nur wieder durch eine Hypothese
ausdrückbar ist.
Das heißt natürlich: gibt es
überhaupt primäre Sätze; die also endgültig verifizierbar sind,
und nicht die Facetten einer Hypothese sind?
(Das ist etwa, als würde man fragen “gibt es Flächen, die
nicht Oberflächen von Körpern sind?”) |
Es kann jedenfalls kein Unterschied sein zwischen einer Hypothese, als
Ausdruck einer unmittelbaren Erfahrung gebraucht, und einem Satz im
engeren Sinne. |
334
Es ist ein Unterschied zwischen einem Satz wie “hier liegt
eine Kugel vor mir” und “es schaut so aus, als läge eine
Kugel vor mir”. –
Das zeigt sich auch so: man kann sagen “es scheint eine
Kugel vor mir zu liegen”, aber es ist sinnlos zu sagen:
“es schaut so aus, als schiene eine Kugel hier zu
liegen”.
Wie man auch sagen kann “hier liegt wahrscheinlich eine
Kugel”, aber nicht “wahrscheinlich scheint hier eine
Kugel zu liegen”.
Man würde in so einem Falle sagen: “ob es
scheint, mußt Du doch
wissen”. |
335
In dem, was den Satz mit der gegebenen Tatsache verbindet, ist
nichts Hypothetisches. |
Es ist doch klar, daß eine Hypothese von der
Wirklichkeit – ich meine von der unmittelbaren Erfahrung –
einmal mit ja, einmal mit nein beantwortet wird; (wobei freilich das
“ja” und “nein” hier nur Bestätigung
und Fehlen der Bestätigung ausdrückt) und
daß man dieser
336 Bejahung und Verneinung
Ausdruck verleihen kann. |
336
Die Hypothese wird, mit der Facette an
die Realität angelegt, zum Satz. |
337
Ob der Körper, den ich sehe, eine Kugel ist, kann zweifelhaft sein,
aber, daß er von hier etwa eine Kugel zu sein
scheint, kann nicht zweifelhaft sein. –
Der Mechanismus der Hypothese würde nicht funktionieren, wenn
der Schein auch noch zweifelhaft wäre;
338 wenn also auch nicht eine
Facette der Hypothese unzweifelhaft verifiziert
würde.
Wenn es hier Zweifel gäbe, was könnte den Zweifel heben?
Wenn auch diese Verbindung locker wäre, so gäbe es auch nicht
Bestätigung einer Hypothese, die Hypothese hinge dann gänzlich
in der Luft und wäre zwecklos (und damit
sinnlos). |
517
Wenn ich sagte “ich sah einen Sessel”; so
widerspricht dem (in einem Sinne) nicht der Satz
“es war keiner da”.
Denn den ersten Satz würde ich auch in der Beschreibung eines Traums
verwenden und niemand würde mir dann mit den Worten des zweiten
widersprechen.
Aber die Beschreibung des Traums mit jenen Worten wirft ein Licht auf
den Sinn der Worte “ich sah”.
In dem Satz “es war ja keiner da” kann das “da” übrigens verschiedene Bedeutung haben. |
757
Ich stimme mit den Anschauungen neuerer Physiker überein, wenn sie
sagen, daß die Zeichen in ihren Gleichungen keine
“Bedeutungen” mehr haben, und
daß die Physik zu keinen solchen Bedeutungen
gelangen könne, sondern bei den Zeichen stehen bleiben
müsse: sie sehen nämlich nicht, daß
diese Zeichen insofern Bedeutung haben – und nur insofern –
als ihnen, auf welchen Umwegen immer, das beobachtete Phänomen
entspricht, oder nicht entspricht. |
214
Denken wir uns, daß das Schachspiel nicht als
Brettspiel erfunden worden wäre, sondern als Spiel, das mit Ziffern und
Buchstaben auf Papier zu spielen ist und so,
daß sich niemand dabei ein Quadrat mit 64 Feldern
etc. vorgestellt hätte.
Nun aber hätte jemand die Entdeckung gemacht, daß
dieses Spiel ganz einem entspricht, das man auf einem Brett in der und
der Weise spielen könnte.
Diese Erfindung wäre eine große Erleichterung des
Spiels gewesen (Leute, denen es früher zu schwer gewesen wäre,
könnten es nun spielen).
Aber es ist klar, daß diese neue Illustration der
Spielregeln nur ein neuer, leichter übersehbarer, Symbolismus wäre, der
übrigens mit dem Geschriebenen auf gleicher Stufe
stünde.
Vergleiche nun damit das Gerede darüber, daß die
Physik heute nicht mehr mit mechanischen Modellen, sondern “nur mit
Symbolen” arbeitet. |
Wahrscheinlichkeit |
142'
Die Wahrscheinlichkeit einer Hypothese hat ihr Maß darin, wieviel Evidenz
nötig ist, um es vorteilhaft zu machen, sie
umzustoßen.
Nur in diesem Sinne kann man sagen, daß wiederholte gleichförmige Erfahrung in der Vergangenheit das Andauern dieser Gleichförmigkeit in der Zukunft wahrscheinlich macht. Wenn ich nun in diesem Sinne sage: Ich nehme an, daß morgen die Sonne wieder aufgehen wird, weil das Gegenteil zu unwahrscheinlich ist, so meine ich hier mit “wahrscheinlich” oder “unwahrscheinlich” etwas ganz Anderes, als mit diesen Worten im Satz 143'
“es ist
gleich wahrscheinlich, daß ich Kopf oder Adler
werfe” gemeint ist.
Die beiden Bedeutungen des Wortes “wahrscheinlich”
stehen zwar in einem gewissen Zusammenhang, aber sie sind nicht
identisch. |
133'
Man gibt die Hypothese nur um einen immer höheren Preis auf.
|
Die Induktion ist ein Vorgang nach einem ökonomischen Prinzip.
|
Die Hypothese steht mit der Realität gleichsam in einem loseren
Zusammenhang, als dem der Verifikation. |
Die Frage der Einfachheit der Darstellung durch eine bestimmte angenommene Hypothese hängt, glaube ich, unmittelbar mit der Frage der Wahrscheinlichkeit zusammen. |
159'
Man kann einen Teil einer Hypothese vergleichen mit der Bewegung eines Teils
eines Getriebes, einer Bewegung, die man festlegen kann, ohne dadurch die
bezweckte Bewegung zu präjudizieren.
Wohl aber hat man dann das übrige Getriebe auf eine bestimmte Art
einzurichten, daß es die gewünschte Bewegung
hervorbringt.
Ich denke an ein Differentialgetriebe. –
Habe ich die Entscheidung getroffen, daß
von einem gewissen Teil meiner Hypothese nicht abgewichen werden soll,
was immer die zu beschreibende Erfahrung sei, so habe ich eine
Darstellungsweise festgelegt und jener Teil der Hypothese ist nun ein
Postulat.
Ein Postulat muß von solcher Art sein,
daß keine denkbare Erfahrung es widerlegen kann,
wenn es auch äußerst unbequem sein mag, an dem
Postulat festzuhalten.
In dem Maße, wie man hier von einer größeren oder
geringeren Bequemlichkeit reden kann, gibt es eine
größere oder geringere Wahrscheinlichkeit des
Postulats. |
160'
Von einem Maß dieser Wahrscheinlichkeit zu reden, ist nun vor der Hand
sinnlos.
Es verhält sich hier ähnlich, wie im Falle, etwa, zweier Zahlenarten, wo
wir mit einem gewissen Recht sagen können, die eine sei der andern
ähnlicher (stehe ihr näher) als einer dritten, ein
zahlenmäßiges Maß der
Ähnlichkeit aber nicht existiert.
Man könnte sich natürlich auch in solchen Fällen ein Maß
konstruiert denken, indem man etwa die Postulate oder Axiome zählt, die
beide Systeme gemein haben,
etc. etc.. |
Ich gebe jemandem die Information und nur diese: Du wirst
um die und die Zeit auf der Strecke A B einen Lichtpunkt erscheinen
sehen.
Hat nun die Frage einen Sinn
Könnte ich nicht auch im Fall des Würfels etwa 5 Flächen zusammennehmen als eine Möglichkeit und sie der sechsten als der zweiten Möglichkeit gegenüberstellen? Und was, außer der Erfahrung, kann mich hindern, diese beiden Möglichkeiten als gleich wahrscheinlich zu betrachten? Denken wir uns etwa einen roten Ball geworfen, der nur eine ganz kleine grüne Kalotte hat. Ist es in diesem Fall nicht viel wahrscheinlicher, daß er auf dem roten Teil auffällt, als auf dem grünen? – Wie würde man aber diesen Satz begründen? Wohl dadurch, daß der Ball, wenn man ihn wirft, viel öfter auf die rote, als auf die grüne Fläche auffällt. Aber das hat nichts mit der Logik zu tun. – Man könnte die rote und grüne Flächen und die Ereignisse, die auf ihnen stattfinden immer auf solche Art auf eine Fläche projizieren, daß die Projektion der grünen Fläche gleich oder größer wäre, als die der roten; so, daß die Ereignisse, in dieser Projektion betrachtet, ein ganz anderes Wahrscheinlichkeitsverhältnis zu haben scheinen, als auf der ursprünglichen Fläche. Wenn ich z.B. die Ereignisse in einem geeigneten gekrümmten Spiegel sich abbilden lasse und mir nun denke, was ich für das wahrscheinlichere Ereignis gehalten hätte, wenn ich nur das Bild im Spiegel sehe. Dasjenige, was der Spiegel nicht verändern kann, ist die Anzahl bestimmt umrissener Möglichkeiten. Wenn ich also auf meinem Ball n Farbflecke habe, so zeigt der Spiegel auch n, und habe ich bestimmt, daß diese als gleich wahrscheinlich gelten sollen, so kann ich diese Bestimmung auch für das Spiegelbild aufrecht erhalten. Um mich noch deutlicher zu machen: Wenn ich das Experiment im Hohlspiegel ausführe, d.h. die Beobachtungen im Hohlspiegel mache, so wird es vielleicht scheinen, als fiele der Ball öfter auf die kleine Fläche, als auf die viel größere und es ist klar, daß keinem der Experimente – im Hohlspiegel und außerhalb – ein Vorzug gebührt. |
125'
Wir können unser altes Prinzip auf die Sätze, die eine Wahrscheinlichkeit
ausdrücken, anwenden und sagen, daß wir ihren
Sinn erkennen werden, wenn wir bedenken, was sie verifiziert.
Wenn ich sage “das wird wahrscheinlich eintreffen”, wird dieser Satz durch das Eintreffen verifiziert, oder durch das Nichteintreffen falsifiziert? Ich glaube, offenbar nein. Dann sagt er auch nichts darüber aus. Denn, wenn ein Streit darüber entstünde, ob es wahrscheinlich ist oder nicht, so würden immer nur Argumente aus der Vergangenheit herangezogen werden. Und auch dann nur, wenn es bereits bekannt wäre, was eingetroffen ist. |
145'
Die Kausalität beruht auf einer beobachteten Gleichförmigkeit.
Nun ist zwar nicht gesagt, daß eine bisher
beobachtete Gleichförmigkeit immer so weiter gehen wird, aber,
daß die Ereignisse bisher gleichförmig waren,
muß feststehen; das kann nicht
wieder das unsichere Resultat einer empirischen Reihe sein,
die selbst auch wieder nicht gegeben ist, sondern von einer ebenso
unsicheren abhängt, u.s.f. ad
inf. |
544
Wenn Leute sagen, der Satz “es ist wahrscheinlich,
daß p eintreffen wird” sage etwas über
das Ereignis p, so vergessen sie, daß es auch
wahrscheinlich bleibt, wenn das Ereignis p nicht
eintrifft. |
Wir sagen mit dem Satz “p wird wahrscheinlich
eintreffen” zwar etwas über die Zukunft, aber nicht etwas
“über das Ereignis p”, wie die
grammatische Form der Aussage uns glauben macht. |
Wenn ich nach dem Grund einer Behauptung frage, so ist die Antwort auf
diese Frage nicht für den Gefragten und eben diese Handlung
(die Behauptung), sondern allgemein gültig. |
Wenn ich sage: “das Wetter deutet auf Regen”,
sage ich etwas über das zukünftige Wetter?
Nein, sondern über das gegenwärtige,
545 mit Hilfe eines Gesetzes,
welches das Wetter zu einer Zeit mit dem Wetter zu einer
späteren || in einer früheren
Zeit in Verbindung bringt.
Dieses Gesetz muß bereits vorhanden sein, und
mit seiner Hilfe fassen wir gewisse Aussagen über unsere Erfahrung
zusammen. –
Aber dasselbe könnte man dann auch für historische Aussagen behaupten. Aber es war ja auch vorschnell, zu sagen, der Satz “das Wetter deutet auf Regen” sage nichts über das zukünftige Wetter. Das kommt darauf an, was man darunter versteht “etwas über etwas sagen || auszusagen”. Der Satz sagt eben seinen Wortlaut! Der Satz “p wird wahrscheinlich eintreten” sagt || Er sagt nur etwas über die Zukunft in einem Sinn, in welchem seine Wahr- und Falschheit gänzlich unabhängig ist von dem, was in der Zukunft geschehen wird. |
747
Die Galton'sche Photographie, das Bild einer Wahrscheinlichkeit.
Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, das Naturgesetz, was man sieht, wenn
man blinzelt. |
750
Was heißt es: “die Punkte, die das
Experiment liefert, liegen durchschnittlich auf einer
Geraden”? oder: “wenn ich mit einem
guten Würfel würfle, so werfe ich durchschnittlich alle 6 Würfe
eine 1”?
Ist dieser Satz mit jeder Erfahrung, die ich etwa mache,
vereinbar?
Wenn er das ist, so sagt er nichts.
Habe ich (vorher) angegeben, mit welcher
Erfahrung er nicht mehr vereinbar ist, welches die Grenze ist, bis zu der
die Ausnahmen von der Regel gehen dürfen, ohne die Regel
umzustoßen?
Nein.
Hätte ich aber nicht eine solche Grenze aufstellen können?
Gewiß. –
Denken wir uns, die Grenze wäre so gezogen: wenn unter 6
aufeinander folgenden Würfen 4 gleiche auftreten, ist der Würfel
schlecht.
Nun fragt man aber: “Wenn das aber nur selten
genug geschieht, ist er dann nicht doch
gut!?” –
Darauf lautet die Antwort: Wenn ich das Auftreten von 4
gleichen Würfen unter 6 aufeinander folgenden für eine bestimmte Zahl von
Würfen erlaube, so ziehe ich damit eine andere Grenze,
als die erste war.
Wenn ich aber sage “jede Anzahl gleicher aufeinander folgender
Würfe ist erlaubt, wenn sie nur selten genug auftritt, dann habe ich
damit die Güte des Würfels im strengen Sinne als unabhängig von
den Wurfresultaten erklärt.
Es sei denn, daß ich unter der Güte des Würfels
nicht eine Eigenschaft des Würfels, sondern eine Eigenschaft einer
bestimmten Partie im Würfelspiel verstehe.
Denn dann kann ich allerdings sagen: Ich nenne den Würfel in
einer Partie gut, wenn unter den N Würfen der Partie nicht mehr
als log N gleiche
aufeinander folgende vorkommen.
Hiermit wäre aber eben kein Test zur Überprüfung
von Würfeln gegeben, sondern ein Kriterium zur Beurteilung einer
Partie des Spiels. |
Man sagt, wenn der Würfel ganz gleichmäßig und
751 sich selbst überlassen
ist, dann muß die Verteilung der Ziffern 1, 2, 3,
4, 5, 6, unter den Wurfresultaten gleichförmig sein, weil
kein Grund vorhanden ist, weshalb die eine Ziffer öfter
vorkommen sollte als die andere.
Aber wie ist es mit den Werten der Funktion
(x ‒ 3)²?
Stellen wir nun aber die Wurfresultate statt durch die Ziffern 1 – || bis 6 durch die Werte der Funktion (x ‒ 3)² für die Argumente 1 bis 6 dar, also durch die Ziffern 0, 1, 4, 9. Ist ein Grund vorhanden, warum eine dieser Ziffern öfter in den neuen Wurfresultaten fungieren soll, als eine andere? Dies lehrt uns, daß das Gesetz a priori der Wahrscheinlichkeit eine Form von Gesetzen ist, wie die der Minimumgesetze der Mechanik etc.. Hätte man durch Versuche herausgefunden, daß die Verteilung der Würfe 1 bis 6 mit einem regelmäßigen Würfel so ausfällt, daß die Verteilung der Werte (x ‒ 3)² eine gleichmäßige wird, so hätte man nun diese Gleichmäßigkeit als die Gleichmäßigkeit a priori erklärt. So machen wir es auch in der kinetischen Gastheorie: wir stellen die Verteilung der Molekülbewegungen in der Form irgend einer gleichförmigen Verteilung dar; was aber gleichförmig verteilt ist – so wie an andrer Stelle was zu einem Minimum wird – wählen wir so, daß unsere Theorie mit der Erfahrung übereinstimmt. |
“Die Moleküle bewegen sich bloß nach den
Gesetzen der Wahrscheinlichkeit”, das soll
heißen: die Physik tritt ab, und die
Moleküle bewegen sich jetzt quasi bloß nach
Gesetzen der Logik.
Diese Meinung ist verwandt der, daß das
Trägheitsgesetz ein Satz a priori ist; und auch hier redet man
davon, was ein Körper tut, wenn er sich selbst überlassen
ist.
Was ist das Kriterium dafür, daß er sich selbst
überlassen ist?
Ist es am Ende das, daß er sich gleichförmig in
einer Geraden bewegt?
Oder ist es ein anderes.
Wenn das letztere, dann ist es eine Sache der Erfahrung,
752 ob das Trägheitsgesetz
stimmt; im ersten Fall aber war es gar kein Gesetz, sondern eine
Definition.
Und Analoges gilt von einem Satz: “wenn die Teilchen
sich selbst überlassen sind, dann ist die Verteilung ihrer Bewegungen die
und die”.
Welches ist das Kriterium dafür, daß sie sich
selbst überlassen sind? etc.. |
∣ Wenn die Messung ergibt, daß der Würfel
genau und homogen ist, – ich nehme an, daß die
Ziffern auf seinen Flächen die Wurfresultate nicht beeinflussen –
und die werfende Hand bewegt sich regellos – folgt daraus die
durchschnittlich gleichmäßige Verteilung der Würfe
1 bis 6?
Woraus sollte man die schließen?
Über die Bewegung beim Werfen hat man keine
Annahme gemacht und die Prämisse der || Annahme der
Genauigkeit des Würfels ist doch von ganz anderer
Art || Multiplizität, als
eine durchschnittlich gleichförmige Verteilung von Resultaten.
Die Prämisse ist gleichsam einfärbig, die Konklusion
gesprenkelt.
Warum hat man gesagt, der Esel werde zwischen den beiden gleichen
Heubündeln verhungern, und nicht, er werde durchschnittlich so
oft von dem einen, wie von dem andern fressen || er werde
von beiden durchschnittlich gleich oft
fressen? ∣ |
755
Zu sagen, die Punkte, die dieses Experiment liefert, liegen
durchschnittlich auf dieser Linie, z.B. einer Geraden,
sagt etwas Ähnliches wie:
“aus dieser Entfernung gesehen, scheinen sie in einer
Geraden zu liegen”.
Ich kann von einer Linie || Strecke sagen, der allgemeine Eindruck ist der einer Geraden; aber nicht: “die Linie || Strecke schaut gerade aus, denn sie kann das Stück einer Linie sein, die mir als Ganzes || Ganze den Eindruck der Geraden macht”. (Berge auf der Erde und auf dem Mond. Erde eine Kugel.) |
756
Das Experiment des Würfelns dauert eine gewisse Zeit, und unsere
Erwartungen über die zukünftigen Ergebnisse des Würfelns können sich nur
auf Tendenzen gründen, die wir in den Ergebnissen des Experiments
wahrnehmen.
D.h., das Experiment kann nur die Erwartung
begründen, daß es so weitergehen
wird, wie (es﹖) das Experiment gezeigt hat.
Aber wir können nicht erwarten, daß das Experiment,
wenn fortgesetzt, nun Ergebnisse liefern wird, die mehr als die des
wirklich ausgeführten Experiments mit einer
vorgefaßten Meinung über seinen Verlauf
übereinstimmen.
Wenn ich also z.B. Kopf und Adler werfe und in den
Ergebnissen des Experiments keine Tendenz der Kopf-
und Adler-Zahlen finde, sich weiter einander zu nähern, so
gibt das Experiment mir keinen Grund zur Annahme, daß
seine Fortsetzung eine solche Annäherung zeigen wird.
Ja, die Erwartung dieser Annäherung muß
sich selbst auf einen bestimmten Zeitpunkt beziehen, denn man kann nicht
sagen, man erwarte, daß ein Ereignis
einmal – in der unendlichen Zukunft – eintreten
werde. |
758
Alle “begründete Erwartung” ist Erwartung,
daß eine bis jetzt beobachtete Regel
weiterhin || weiter gelten
wird.
(Die Regel aber muß beobachtet worden sein und kann nicht selbst wieder bloß erwartet werden.) |
Die Logik der Wahrscheinlichkeit hat es mit dem Zustand der
Erwartung nur soweit zu tun, wie die Logik überhaupt, mit dem
Denken. |
759
Wahrscheinlichkeit
– wie wird diese Annahme verifiziert.
Wir denken || meinen doch, durch einen
Häufigkeitsversuch.
Angenommen nun, dieser bestätigt die Auffassung, daß
die Wahrscheinlichkeiten für das Stück AM und BM gleich sind
(also für Am und Cm verschieden), so ist sie damit als
die richtige erkannt und erweist sich also als eine physikalische
Hypothese.
Die geometrische Konstruktion zeigt nur, daß die
Gleichheit der Strecken AM und BM kein Grund zur
Annahme gleicher Wahrscheinlichkeit war. |
760
Wenn ich annehme, die Messung ergebe, daß der
Würfel genau und homogen ist, und die Ziffern auf seinen Flächen die
Wurfresultate nicht beeinflussen, und die Hand, die ihn wirft, bewegt
sich ohne bestimmte Regel; folgt daraus die || eine
durchschnittlich gleichförmige Verteilung der Würfe
1 bis 6 unter den Wurfergebnissen? –
Woraus sollte sie hervorgehen?
Daß der Würfel genau und homogen ist, kann
doch keine durchschnittlich gleichförmige Verteilung von
Resultaten begründen.
(Die Voraussetzung ist sozusagen homogen, die Folgerung wäre
gesprenkelt.)
Und über die Bewegung beim Werfen haben wir ja keine Annahme
gemacht.
(Mit der Gleichheit der beiden Heubündel hat man zwar
begründet, daß der Esel in ihrer Mitte verhungern
(werde); aber
nicht, daß er ungefähr
gleich oft von jedem fressen
werde.) –
Mit unseren Annahmen ist es auch vollkommen vereinbar,
daß mit dem Würfel 100 Einser nacheinander geworfen
werden, wenn Reibung, Handbewegung, Luftwiderstand so
zusammentreffen.
Die Erfahrung, daß das nie
geschieht, ist eine, die diese Faktoren betrifft ||
ist eine diese Faktoren betreffende.
Und die Vermutung der gleichmäßigen
Verteilung der Wurfergebnisse ist eine Vermutung über das Arbeiten dieser
Faktoren ||
Einflüsse.
Wenn man sagt, ein gleicharmiger Hebel, auf den symmetrische Kräfte wirken, müsse in Ruhe bleiben, weil keine Ursache vorhanden ist, weshalb er sich eher auf die eine als auf die andre Seite neigen sollte, so heißt das nur, daß, wenn wir gleiche Hebelarme und symmetrische Kräfte 761 konstatiert haben und nun
der Hebel sich nach der einen Seite neigt, wir dies aus den uns bekannten
– oder von uns angenommenen – Voraussetzungen nicht erklären
können.
(Die Form, die wir “Erklärung” nennen,
muß auch asymmetrisch sein; wie die Operation,
﹖– die aus
“a + b”
“2a + 3b”
macht –﹖.)
Wohl aber können wir die andauernde Ruhe des Hebels aus unsern
Voraussetzungen erklären. –
Aber auch eine schwingende Bewegung, die durchschnittlich gleich oft
von der Mitte || Mittellage nach
rechts und nach links gerichtet ist?
Die schwingende Bewegung nicht, denn in der ist ja wieder
Asymmetrie.
Nur die Symmetrie in dieser Asymmetrie.
Hätte sich der Hebel gleichförmig nach rechts gedreht, so könnte man
analog sagen: Mit der Symmetrie der Bedingungen kann ich die
Gleichförmigkeit der Bewegung, aber nicht ihre Richtung
erklären.
Eine Ungleichförmigkeit der Verteilung der Wurfresultate ist mit der Symmetrie des Würfels nicht zu erklären. Und nur insofern erklärt diese Symmetrie die Gleichförmigkeit der Verteilung. – Denn man kann natürlich sagen: Wenn die Ziffern auf den Würfelflächen keine Wirkung haben, dann kann ihre Verschiedenheit nicht eine Ungleichförmigkeit der Verteilung erklären; und gleiche Umstände können selbstverständlich nicht Verschiedenheiten erklären; soweit also könnte man auf eine Gleichförmigkeit schließen. Aber woher dann überhaupt verschiedene Wurfresultate? Gewiß, was diese || Was diese erklärt, muß nun auch ihre durchschnittliche Gleichförmigkeit erklären. Die Regelmäßigkeit des Würfels stört nur eben diese Gleichförmigkeit nicht. |
Angenommen, Einer der täglich im Spiel würfelt, würde etwa
eine Woche lang nichts als Einser werfen, und zwar mit Würfeln, die nach
allen anderen Arten || Methoden der
Untersuchung || Prüfung sich als
gut erweisen, und wenn ein Andrer sie wirft, auch die gewöhnlichen
Resultate geben || liefern.
Hat er nun Grund, hier ein Naturgesetz
anzunehmen,
762 dem
gemäß er immer Einser wirft ||
werfen muß; hat er
Grund zu glauben, daß das nun so
weiter gehen wird; || , – oder
(vielmehr) Grund
anzunehmen, daß diese
Regelmäßigkeit nicht lange mehr andauern
kann || wird?
Hat er also Grund das Spiel aufzugeben, da es sich gezeigt hat,
daß er nur Einser werfen kann; oder
weiterzuspielen, da es jetzt nur um so wahrscheinlicher ist,
daß er beim nächsten Wurf eine höhere Zahl werfen
wird? –
In Wirklichkeit wird er sich weigern, die
Regelmäßigkeit als ein Naturgesetz anzuerkennen;
zum mindesten wird sie lang andauern müssen, ehe er diese
Auffassung in Betracht zieht.
Aber warum? –
“Ich glaube, weil so viel frühere Erfahrung seines Lebens
gegen ein solches Gesetz spricht, die alle sozusagen – erst
überwunden werden muß, ehe wir eine ganz neue
Betrachtungsweise annehmen. |
Wenn wir aus der relativen Häufigkeit eines Ereignisses auf seine
relative Häufigkeit in der Zukunft Schlüsse ziehen, so können
wir das natürlich nur nach der bisher tatsächlich beobachteten
Häufigkeit tun.
Und nicht nach einer, die wir aus der beobachteten durch irgend einen
Prozeß der Wahrscheinlichkeitsrechnung erhalten
haben.
Denn die berechnete Wahrscheinlichkeit stimmt mit jeder
beliebigen tatsächlich beobachteten Häufigkeit überein, da sie die
Zeit offen läßt. |
Wenn sich der Spieler, oder die Versicherungsgesellschaft, nach der
Wahrscheinlichkeit richten, so richten sie sich nicht nach der
Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn nach dieser allein kann man sich nicht
richten, da, was immer geschieht, mit ihr in
Übereinstimmung zu bringen ist; sondern die
Versicherungsgesellschaft richtet sich nach einer tatsächlich
beobachteten Häufigkeit.
Und zwar ist das natürlich eine absolute Häufigkeit.
|
Problem des ‘Sandhaufens’ |
14
“Er kam ungefähr von dort
(Pfeil)”.
“Ungefähr da ist der hellste Punkt des Horizontes”. “Mach' das Brett ungefähr 2 m lang”. Muß ich, um das sagen zu können, Grenzen wissen, die den Spielraum dieser Länge bestimmen? Offenbar nicht. Genügt es nicht z.B. zu sagen: “der Spielraum ± 1 cm ist ohne weiteres erlaubt; ± 2 cm wäre schon zu viel”? – Es ist doch dem Sinn meines Satzes auch wesentlich, daß ich nicht imstande bin, den Spielraum “genaue” Grenzen zu geben. Kommt das nicht offenbar daher, daß der Raum, in dem ich hier arbeite, eine andere Metrik hat, als der Euklidische? Wenn man nämlich den Spielraum genau durch Versuch feststellen wollte, indem man die Länge ändert || und sich den Grenzen des Spielraums nähert und immer fragt, ob diese Länge noch angehe oder schon nicht mehr, so käme man nach einigen Einschränkungen zu Widersprüchen, indem einmal ein Punkt noch als innerhalb der Grenzen liegend bezeichnet würde, ein andermal ein weiter innerhalb gelegener als schon unzulässig erklärt würde; beides etwa mit der Bemerkung, die Angaben || Antworten seien nicht mehr (ganz) sicher. |
16
Aber auch das trifft nicht genau, wie es sich wirklich
verhält.
Vielmehr scheint die Unsicherheit || Die Unsicherheit ist meistens von der Art, wie
die, der Angabe des höchsten Punktes einer Kurve.
Wir sind eben nicht im euklidischen
Raum und es gibt hier nicht hier
im euklidischen Sinne einen höchsten
Punkt.
Die Antwort wird heißen: “der
höchste Punkt ist ungefähr da”, und die
Grammatik des Wortes “ungefähr” – in diesem
Zusammenhang – gehört dann﹖ zur Geometrie
unseres Raumes. |
15
Ist es denn nicht so, wie man etwa beim Fleischhauer nur auf Deka genau
abwiegt, obwohl das anderseits willkürlich ist, und nur bestimmt durch
die herkömmlichen Messinggewichte.
Es genügt hier zu wissen: mehr als P1 wiegt es
nicht und weniger als P2 auch nicht.
Man könnte sagen: die Gewichtsangabe besteht hier prinzipiell
nicht aus einer Zahlangabe, sondern aus der Angabe
eines Intervalls, und die Intervalle bilden eine
diskontinuierliche Reihe. |
Man könnte doch sagen: “halte Dich jedenfalls
innerhalb ± 1 cm”, damit eine
willkürliche Grenze setzend. –
Würde nun gesagt: “gut, aber dies ist doch
nicht die wirkliche Grenze des zulässigen Spielraums; welche ist es
also?” so wäre etwa die Antwort “ich
weiß keine, ich weiß nur,
daß ± 2 cm schon zu viel
wäre”. |
Träte nun auch bei dem Experiment zur Bestimmung der Grenzen kein
Schwanken ein, so lange wir tatsächlich das Experiment weiterführen, so
müssen wir doch damit einmal aufhören und das Ergebnis wird immer nur
sein, daß eine gewisse Länge noch
erlaubt, eine andere schon unerlaubt ist.
Hier führt uns wieder die || eine falsche Vorstellung vom
Unendlichen irre, wenn wir den Prozeß || wenn wir die endlose Möglichkeit dieses Prozesses
dieser Untersuchung uns abgeschlossen denken und
nun von einem Grenzpunkt reden, als gäbe es hier ein Gesetz, eine
geometrische Konstruktion, der der Grenzpunkt entspräche. |
743
744 die Reihe der
Dualbrüche, die wir durch Werfen von Kopf und Adler erzeugen.)
Das Charakteristische zweier Intervalle, die so nicht durch
Punkte sondern unscharf begrenzt sind, ist,
daß auf die Frage, ob sie einander übergreifen oder
getrennt voneinander liegen, in gewissen Fällen die Antwort lautet:
“unentschieden”.
Und daß die Frage, ob sie einander berühren,
einen Endpunkt miteinander gemein haben, immer sinnlos ist, da sie ja
keine Endpunkte haben.
Man könnte aber sagen: sie haben vorläufige
Endpunkte.
In dem Sinne, in welchem die Entwicklung von π ein
vorläufiges Ende hat.
An dieser Eigenschaft des ‘unscharfen’ Intervalls ist
natürlich nichts geheimnisvolles, sondern das etwas Paradoxe
klärt sich durch die doppelte Verwendung des Wortes
“Intervall” auf.
Es ist dies der gleiche Fall, wie der der doppelten Verwendung des Wortes “Schach”, wenn es einmal die Gesamtheit der jetzt geltenden Schachregeln bedeutet, ein andermal: das Spiel, welches N.N. in Persien erfunden hat und welches sich so und so entwickelt hat. In einem Fall ist es unsinnig, von einer Änderung || Entwicklung der Schachregeln zu reden, im andern Fall nicht. Wir können “Länge einer gemessenen Strecke” entweder das nennen, was bei einer bestimmten Messung, die ich heute um 5 Uhr durchführe, herauskommt, – dann gibt es für diese Längenangabe kein “ ± etc.” –, oder etwas, dem sich Messungen nähern etc.; in den zwei Fällen wird das Wort “Länge” mit ganz verschiedener Grammatik gebraucht. Und ebenso das Wort “Intervall”, wenn ich einmal etwas Fertiges, einmal etwas sich Entwickelndes ein Intervall nenne. I) die Intervalle liegen getrennt II) sie liegen getrennt und berühren sich vorläufig III) unentschieden IV) unentschieden V) unentschieden VI) sie übergreifen VII) sie übergreifen 745
Wir können uns aber nicht wundern, daß nun ein
Intervall so seltsame Eigenschaften haben soll; da wir eben das
Wort “Intervall” jetzt in einem nicht gewöhnlichen Sinn
gebrauchen.
Und wir können nicht sagen, wir haben neue Eigenschaften gewisser
Intervalle entdeckt.
Sowenig wie wir neue Eigenschaften des Schachkönigs entdecken
würden, wenn wir die Regeln des Spiels änderten, aber die Bezeichnung
“Schach” und “König”
beibehielten.
(Vergl. dagegen Brouwer, über das Gesetz des ausgeschlossenen Dritten.)
Jener Versuch ergibt also wesentlich, was wir ein “unscharfes” Intervall genannt haben; dagegen wären natürlich andere Experimente möglich || denkbar, die statt dessen ein scharfes Intervall ergeben. Denken wir etwa, wir bewegten ein Lineal von der Anfangsstellung b, und parallel zu dieser, gegen a hin, bis in unserm Subjekt irgend eine bestimmte Reaktion einträte: dann könnten wir den Punkt, an dem die Reaktion beginnt, die Grenze unseres Streifens nennen. – So könnten wir natürlich auch ein Wägungsresultat “das Gewicht eines Körpers” nennen und es gäbe dann in diesem Sinn eine absolut genaue Wägung, d.i. eine, deren Resultat nicht die Form “G ± g” hat. Wir haben damit unsere Ausdrucksweise geändert, und müssen nun sagen, daß das Gewicht des Körpers schwankt und zwar nach einem uns unbekannten Gesetz. (Die Unterscheidung zwischen “absolut genauer” Wägung und “wesentlich ungenauer” Wägung ist eine grammatische || Der Unterschied zwischen “absolut genauer” Wägung und “wesentlich ungenauer” Wägung ist ein grammatischer und bezieht sich auf zwei verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks “Ergebnis der Wägung”.) |
745
Die Unbestimmtheit des Wortes “Haufen”.
Ich könnte definieren: ein Körper von gewisser Form und
Konsistenz etc. sei ein Haufe, wenn sein Volumen K
m³ beträgt, oder mehr; was darunter liegt, will
ich ein Häufchen nennen.
Dann gibt es kein größtes Häufchen; das
heißt: dann ist es sinnlos, von dem
“größten Häufchen” zu reden.
Umgekehrt könnte ich bestimmen: Haufe solle alles das sein,
was größer als K m³
ist, und dann
746 hätte der Ausdruck
“der kleinste Haufe” keine Bedeutung.
Ist aber diese Unterscheidung nicht
müßig?
Gewiß, – wenn wir unter dem Volumen ein
Messungsresultat im gewöhnlichen Sinne verstehen; denn dieses
Resultat hat die Form
“V ±
v”. ||
Gewiß, – wenn wir unter dem Resultat der
Messung des Volumens einen Ausdruck von der Form
“V ±
v” verstehen.
Sonst aber könnte die || wäre diese
Unterscheidung so unbrauchbar sein,
wie || Unterscheidung nicht
müßiger sein als die, zwischen einem
Schock Äpfel und 61
Äpfeln. |
417
Zu dem Problem vom “Sandhaufen”: Man könnte
sich hier, wie in ähnlichen Fällen, einen offiziellen || offiziell festgesetzten
Begriff denken, || … denken,
daß es einen offiziellen Begriff, wie den einer
Schrittlänge gäbe, etwa: Haufe ist alles, was über
einen halben m³ groß
ist.
Dieser wäre aber dennoch nicht unser gewöhnlich gebrauchter
Begriff.
Für diesen liegt keine Abgrenzung vor (und bestimmen wir eine,
so ändern wir den Begriff); sondern es liegen nur Fälle vor, welche
wir zu dem Umfang des Begriffs || zu den Haufen
rechnen und solche, die wir nicht mehr zu dem Umfang
des Begriffs rechnen. |
15
“Mach' mir hier einen Haufen Sand”. –
“Gut, das nennt er gewiß noch einen
Haufen”.
Ich konnte dem Befehl Folge leisten, also war er in
Ordnung.
Wie aber ist es mit diesem Befehl: “Mach'
mir den kleinsten Haufen, den Du noch so nennst”?
Ich würde sagen: das ist Unsinn; ich
kann nur eine vorläufige obere
und untere Grenze bestimmen.
|
Eine Sprache verstehen: Einen Kalkül beherrschen. |
114
Kann40 ich sagen, mich || uns interessiert nur der
Inhalt des Satzes?
Und der Inhalt des Satzes ist in ihm. |
Seinen Inhalt hat der Satz als Glied des Kalküls. |
Ist also “einen Satz verstehen” von der gleichen Art,
wie “einen Kalkül beherrschen”?
Also wie: multiplizieren können?
Das glaube ich. |
262
¤
“Ich kann das Wort ‘gelb’ anwenden” – ist das auf einer anderen Stufe als “ich kann Schach spielen”, oder “ich kann den König im Schachspiel verwenden”? |
340
Die Frage, die unmittelbar mit unserer in Beziehung steht,
ist: die nach dem Sinn der Aussage “ich
kann Schach spielen”?
“Ich weiß, wie ein Bauer ziehen darf”. “Ich41 weiß, wie das Wort ‘Kugel” gebraucht werden darf”. |
Wenn ich sage “ich kann dieses Gewicht heben”, so
kann man antworten: “das wird sich zeigen, wenn Du es
versuchst”; und geht es dann nicht, so kann man sagen
“siehst Du, Du konntest es nicht”; und ich kann darauf
nicht antworten “doch, ich konnte es, als ich es sagte, nur als
es zum Aufheben kam, konnte ich es nicht”.
D.h.: dieses können ist nicht ein
Erlebnis.
Ob man es kann, wird die Erfahrung zeigen.
Anders ist es, wenn ich sage “ich verstehe diesen
Befehl”; dies ist, oder scheint ein Erlebnis zu sein.
“Ich muß wissen, ob ich ihn
(jetzt) verstehe” – aber
nicht: Ich muß wissen, ob ich das Gewicht
jetzt heben kann. –
Wie ist es nun in dieser Hinsicht mit dem Satz “ich
kann Schach spielen”?
Ist das etwas, was sich zeigen wird, oder kann man sagen “als
ich es behauptete, konnte ich Schach spielen, nur jetzt kann ich es
nicht”. |
341
Ist nicht das, was mich rechtfertigt, nur,
daß ich mich erinnere, früher Schach gespielt zu
haben?
Und etwa, daß ich, aufgefordert zur Probe die Regeln
im Geiste durchfliegen kann? |
Ist43 es nicht auch so beim Gebrauch des Wortes
“Kugel”?
Ich gebrauche das Wort instinktiv.
Aufgefordert aber, Rechenschaft darüber zu geben, ob ich es
verstehe, rufe ich mir, gleichsam zur Probe, gewisse Vorstellungen
hervor.
(Es kann nicht darauf ankommen, ob die Sprache instinktiv oder halbinstinktiv gebraucht wird. Wir sind hier im Sumpf der graduellen Unterschiede, nicht auf dem festen Grund der Logik.) |
Wenn ich sage “sieh', dort ist eine Kugel”,
oder “dort ist ein Kegel”, so kann die Ansicht (ein
Kreis) auf beides passen, und wenn ich sage “ja, ich sehe
es﹖”, so unterscheide ich doch zwischen den
beiden Hypothesen.
Wie ich im Schachspiel zwischen einem Bauer und dem König
unterscheide, auch wenn der gegenwärtige Zug einer ist, den beide machen
könnten, und wenn selbst eine Königsfigur als Bauer fungierte.
Das Wort “Kugel” ist mir bekannt und steht in mir für etwas; d.h., es bringt mich in eine gewisse Stellung zu sich (wie ein Magnet eine Nadel in seine Richtung bringt). |
158'
Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr eine Mythologie des
Symbolismus zu geben, oder der
Psychologie.
Statt einfach zu sagen, was jeder weiß und
zugeben muß. |
389
Wenn ich gefragt würde “kannst Du das Alphabet
hersagen”, so würde ich antworten: ja. –
“Bist Du sicher” –
“Ja”.
Wenn ich nun aber im Hersagen steckenbliebe und nicht weiter
wüßte, so könnte ich nicht sagen:
“als ich sagte, ich kann es hersagen, da konnte ich es,
nur jetzt geht es nicht.” –
Nun gibt es aber doch einen Fall,
in welchem ich sagen würde “ja, als ich sagte, ich könne es
hersagen, da konnte ich es”, und zwar dann, wenn ich es mir
damals “im Geiste” hergesagt hätte.
Ich würde dies auch als Beweis angeben.
Das heißt aber, daß das
Hersagen im Geiste die Fähigkeit zum wirklichen Hersagen – so wie
wir hier das Wort Fähigkeit verstehen – enthält.
|
389
Etwas tun können hat ja eben jenen schattenhaften
Charakter, das heißt, es erscheint wie || als ein Schatten des wirklichen || tatsächlichen
Tuns, gerade wie der Sinn des Satzes als Schatten seiner
Verifikation || als Schatten einer Tatsache
erscheint; oder das Verständnis des Befehles als
Schatten seiner Ausführung.
Der Befehl “wirft, gleichsam, seinen Schatten schon
voraus”, oder, im Befehl “wirft die Tat ihren
Schatten voraus”. –
Dieser
390 Schatten aber,
was immer er sein mag, ist, was er ist, und nicht das
Ereignis.
Er ist in sich selbst abgeschlossen und weist nicht weiter als er
selbst reicht. |
269
Kannst Du das Alphabet?
Bist Du sicher? –
Ja! –
Ist das damit vereinbar, daß Du versuchen
wirst es herzusagen und stecken bleiben wirst? –
Ja!
Was siehst Du als Zeichen dafür, daß Du es kannst?
Warum sagst Du, Du kannst es?
Weil ich es mir bisher gesagt habe. |
Das ist doch der gleiche Fall, wie: “Kannst Du Deinen Arm heben?” In welchem Falle würde ich dies verneinen müssen, oder bezweifeln? Solche Fälle sind leicht zu denken. Als Bestätigung dessen, daß wir den Arm heben können, sehen wir etwa ein Zucken mit den Muskeln an, oder eine kleine Bewegung des Arms. Oder die geforderte || Die Bestätigung dessen, daß wir den Arm heben können, sehen wir etwa in einem Zucken mit den Muskeln, oder einer kleinen Bewegung des Arms. Oder in der geforderten Bewegung selbst, jetzt ausgeführt, als Kriterium dafür, daß ich sie gleich darauf ausführen kann. |
112
Das schwierigste Problem scheint der Gegensatz, das
Verhältnis, zu sein zwischen dem Operieren mit der Sprache in der
Zeit || im Lauf der Zeit und dem
momentanen Erfassen des Satzes. |
Aber wann erfassen oder verstehen wir den
Satz?!
Nachdem wir ihn ausgesprochen haben? –
Und wenn, während wir ihn aussprechen; ist das Verstehen ein
artikulierter Vorgang, wie das Bilden des Satzes, oder ein
unartikulierter?
Und wenn ein artikulierter: muß er nicht
projektiv mit dem andern verbunden sein?
Denn sonst wäre seine Artikulation von der ersten unabhängig.
|
734
“Er sagt das, und meint es”:
Vergleiche das einerseits mit: “er sagt das, und
schreibt es nieder”; anderseits mit:
735 “er
sagt || schreibt das und
unterschreibt es”. |
113
Ist das Verstehen nicht das Erfassen des Satzes, so kann es
auch nach diesem (und warum nicht auch vorher) vor sich
gehen. |
385
Ist das Verstehen eines Satzes dem Verstehen eines
Schachzuges, als solchen, nicht analog?
Wer das Schachspiel gar nicht kennt und sieht jemand einen Zug machen,
der wird ihn nicht verstehen, d.h. nicht als Zug
eines Spieles verstehen.
Und es ist etwas anderes, dem Spiel mit Verständnis zu folgen, als es || Zug mit Verständnis zu folgen, als ihn bloß zu
sehen. |
Was ist es aber dann, was || das
uns immer das Gefühl gibt, daß das
Verstehen eines Satzes das Verstehen von etwas
außerhalb ihm Liegendem ist und zwar
nicht von der Welt außerhalb des
Zeichens, wie sie eben ist, sondern
von der Welt, wie sie das Zeichen || das Zeichen sie
– gleichsam – wünscht. |
470
Das Verstehen eines Satzes der Wortsprache ist dem Verstehen eines
musikalischen Themas (oder Musikstückes) viel verwandter, als man
glaubt.
Und zwar so, daß das Verstehen des sprachlichen
Satzes näher als man denkt dem liegt, was man gewöhnlich
das Verständnis des musikalischen Ausdrucks nennt. –
Warum pfeife ich das gerade so? warum bringe ich
den Rhythmus || Wechsel der Stärke und des
Zeitmaßes gerade auf dieses ganz bestimmte Ideal?
Ich möchte sagen: “weil ich weiß, was
das alles heißt” – aber was
heißt es denn? –
Ich wüßte es nicht zu sagen,
außer durch eine Übersetzung
in einen Vorgang vom gleichen Rhythmus. |
269
Wie, wenn man fragte: Wann kannst Du Schach
spielen?
Immer? oder während Du es sagst? aber während des ganzen
Satzes? –
Und wie seltsam, daß Schachspielen-Können so
kurze Zeit braucht || dauert und
eine Schachpartie so viel länger! |
Wenn nun “das Wort ‘gelb’
verstehen” heißt, es anwenden können, so
besteht || ist die gleiche Frage:
Wann kannst Du es anwenden.
Redest Du von einer Disposition?
Ist es eine Vermutung? |
Enthüllt sich die Bedeutung des Worts erst nach & nach wie seine Anwendung fortschreitet? |
338
Es ist eine ungemein wichtige
Sache || sehr merkwürdige Tatsache,
daß ich mich bei dem Gebrauch der Sprache nicht
erinnere, wie ich sie gelernt habe.
Ich sage “hier sehe ich eine schwarze Kugel”.
Ich weiß nicht wie ich
“schwarz” und “Kugel” gelernt
habe.
Meine Anwendung der Wörter ist unabhängig von diesem
Erlernen.
Es ist so, als hätte ich die Wörter selbst geprägt.
Und nun kommt wieder die alte
Frage: || Und hier werden wir wieder zu der Frage
geführt: Wenn die Grammatik, die von den Wörtern
handelt, für ihre Bedeutung wesentlich ist,
muß ich die grammatischen Regeln, die von einem
Wort handeln alle im Kopf haben, wenn es für mich
etwas bedeuten soll?
Oder ist es hier, wie im Mechanismus: Das Rad, das
still steht, oder auch sich dreht, das Rad in
einer Lage, weiß, gleichsam, nicht, welche Bewegung
ihm noch erlaubt ist, der Kolben weiß nicht,
welches Gesetz seiner Bewegung vorgeschrieben ist; und doch wirkt das
Rad und der Kolben nur durch jene Gebundenheit ||
jenes Gebundensein¤.
Soll ich also sagen: Die grammatischen Regeln wirken in der Zeit? (Wie jene Führung.) Also: Das Wort “Kugel” wirkt nur in der Art || durch die Art seiner Anwendung. Und es wäre die seltsame Frage denkbar: “wie kann ich denn dann gleich wissen, was ich mit ‘Kugel’ meine, ich kann doch nicht die ganze Art der Anwendung auf einmal im Kopfe haben?” |
339
Und ist nicht ähnlich mit dem Schachspiel: in irgend einem
Sinne kann man sagen, ich wisse die Regeln des Schachspiels (habe sie
im Kopf) die ganze Zeit, während ich spiele.
Aber ist dieses “sie im Kopf haben” nicht wirklich
nur eine Hypothese.
Habe ich sie nicht nur insofern im Kopf, als ich sie in jedem besondern
Falle anwende? –
Gewiß, dies wissen ist nur das hypothetische
Reservoir, woraus das wirklich gesehene Wasser
fließt. |
386
Das44 Verständnis der Sprache – quasi des Spiels – scheint wie
ein Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung
gewinnt. |
Die allgemeine Regel erst enthüllt den Freiheitsgrad, die Beweglichkeit
des Mechanismus.
Das Bild des Mechanismus in einer seiner Stellungen enthält
hievon nichts. |
Soll ich nun sagen, der Freiheitsgrad des Mechanismus kann sich nur mit
der Zeit enthüllen?
Aber wie kann ich dann je wissen,
387 daß
er gewisse Bewegungen nicht machen kann, (und
daß er gewisse Bewegungen machen kann, die er
gerade noch nicht gemacht hat). |
387
Das Verständnis als eine Disposition der Seele, oder des
Gehirns, geht uns nichts an. |
Wäre46 das nicht, als würde man sagen: Ich meine die Gerade,
deren zwei sich in einem Punkt schneiden. |
Das heißt: Wenn Du von Rot gesprochen
hast, hast Du dann das gemeint, wovon man sagen kann, es sei hell, aber
nicht grün, auch wenn Du an diese Regel nicht gedacht, oder von ihr
Gebrauch gemacht hast? –
Hast Du das
‘non’
verwendet, wofür
non-non-non-p
= non-p ist? auch wenn
Du diese Regel nicht verwendet hast?
Ist es etwa eine Hypothese, daß es das
non
war?
Kann es zweifelhaft sein, ob es dasselbe war, und durch die Erfahrung
bestätigt werden. |
183
Was heißt die Frage: Ist das dasselbe
‘non’,
für welches die Regel
non-non-non-p
= non-p gilt? |
184
“Meinst Du das
‘non’
so, daß ich aus
non-p
non-non-non-p
schließen kann?” |
167
Das Schachspiel ist gewiß einzig und
allein durch seine Regeln (sein Regelverzeichnis)
charakterisiert.
Ebenso ist es klar || Und wir
sagen, daß Einer, der eine Partie Schach spielt und
jetzt einen Zug macht, etwas anderes tut, als der, der nicht Schach
spielen kann (d.h. das Spiel nicht kennt) und
nun eine Figur in die Hand nimmt und sie zufällig der Regel
gemäß bewegt.
Anderseits ist es aber ebenso klar,
daß der Unterschied nicht darin besteht,
daß der Erste in irgendeiner Form die Regeln des
Schachspiels vor sich hersagt und || oder
überdenkt. –
Wenn ich nun sage:
“daß er Schach
spielen kann (wirklich Schach spielt, die Absicht hat Schach zu
spielen), besteht darin, daß er die
Regeln kennt”, ist diese Kenntnis der Regeln in
jedem Zuge in irgendeiner Form enthalten?
Was heißt das: „er tut etwas anderes”? Hierin liegt schon die Verwendung eines falschen Bildes. Worin besteht der Unterschied? Man denkt da wieder an Gehirnvorgänge. |
264
Wenn das Schachspiel durch seine Regeln definiert ist, so gehören diese
Regeln zur Grammatik des Wortes „Schach”.
Kann man eine Intention haben, ohne sie auszudrücken? Kann man die Absicht haben, Schach zu spielen (in dem Sinne, in welchem man apodiktisch sagt, “ich hatte die Absicht Schach zu spielen; ich muß es doch wissen”), ohne einen Ausdruck dieser Absicht? – Könnte man da nicht fragen: Woher weißt Du, daß das, was Du hattest, diese Absicht war? Ist die Absicht, Schach zu spielen etwa wie die Vorliebe für das Spiel, oder für eine Person. Wo﹖ man auch fragen könnte: Hast Du diese Vorliebe die ganze Zeit oder etc., und die Antwort ist, daß “eine Vorliebe haben” gewisse Handlungen, Gedanken und Gefühle einschließt und andere ausschließt. |
Muß ich nicht sagen:
“Ich weiß, daß
ich die Absicht hatte, denn ich habe mir gedacht
‘jetzt komme ich endlich zum Schachspielen’”
oder etc. etc.. |
Es würde sich mit der Absicht in diesem Sinne auch vollkommen
vertragen, daß || wenn ich beim ersten Zug darauf käme,
daß ich alle Schachregeln vergessen habe, und zwar
so, daß ich nicht etwa sagen könnte “ja,
als ich den Vorsatz hatte ||
faßte, da hatte || habe ich sie noch
gewußt”. |
264
Es wäre wichtig, den Fehler allgemein auszudrücken, den ich in allen
diesen Betrachtungen zu machen neige || geneigt
bin.
Die falsche Analogie, aus der er entspringt. |
265
Ich glaube, jener Fehler liegt in der Idee, daß die
Bedeutung eines Wortes eine Vorstellung ist, die das Wort
begleitet.
Und diese Konzeption hat wieder mit der des Bewußt-Seins zu tun. || Und diese Konzeption steht wieder mit der des Bewußt-Seins in Verbindung. Dessen, was ich immer “das Primäre” nannte. |
4
Es stört uns quasi, daß der Gedanke
eines Satzes in keinem Moment ganz vorhanden ist.
Hier sehen wir, daß wir den Gedanken mit einem
Ding vergleichen, welches wir erzeugen, und das wir nie als Ganzes
besitzen; sondern, kaum entsteht ein Teil, so verschwindet ein
5 andrer.
Das hat gewissermaßen etwas
unbefriedigendes, weil wir – wieder durch eine Erklärung || ein Gleichnis verführt – uns etwas
Anderes erwarten. |
267
Der Spieler, der die Intention hatte, Schach zu spielen, hatte sie
schon dadurch, daß er zu sich etwa die Worte sagte
“jetzt wollen wir Schach spielen”.
Ich will sagen, daß das Wort “Schach” eben auch (nur) ein Stein in einem Kalkül ist. Wird der Kalkül beschrieben, so müssen wir die Regeln tabulieren || tabuliert vor uns haben, wird er aber angewandt, so wird jetzt gemäß der einen, dann gemäß der andern Regel vorgegangen, dabei kann uns ihr Ausdruck vorschweben, oder auch nicht. |
Muß denn dem, der das Wort
“Schach” gebraucht eine Definition des Wortes
vorschweben?
Gewiß nicht. –
Gefragt, was er unter “Schach” versteht, wird er
erst eine geben.
Diese Definition ist selber ein bestimmter Schritt in
seinem Kalkül. |
Wenn ich ihn aber nun fragte: Wie Du das Wort ausgesprochen
hast, was hast Du da damit gemeint?
Wenn er mir darauf antwortet: “ich habe das Spiel
gemeint, das wir so oft gespielt haben etc.,
etc.”, so weiß ich,
daß ihm diese Erklärung in keiner Weise beim
Gebrauch des Wortes vorgeschwebt hatte, und daß
seine Antwort meine Frage nicht in dem Sinn beantwortet,
daß sie mir sagt, was, quasi, “in ihm
vorging || vorgegangen ist”,
als er dieses Wort sagte. |
Denn die Frage ist eben, ob unter der “Bedeutung, in der man
ein Wort gebraucht” ein Vorgang verstanden werden soll, den wir
beim Sprechen oder Hören des Wortes erleben. |
Die Quelle des Fehlers scheint die Idee vom Gedanken zu
sein, der den Satz begleitet.
Oder der seinem Ausdruck vorangeht.
Dem Wortausdruck kann natürlich ein andrer Ausdruck vorangehen, aber
für uns kommt der Unterschied || Artunterschied
dieser beiden
Ausdrücke
268 – oder Gedanken – nicht
in Betracht.
Und es kann der Gedanke unmittelbar in seiner Wortform gedacht
werden. |
⋎
“Er hat diese Worte gesagt, sich aber dabei gar
nichts gedacht.” –
“Doch, ich habe mir etwas dabei gedacht”. –
“Und zwar was denn?” –
“Nun, das, was ich gesagt habe”. |
74
Man könnte sagen: auf die Aussage “dieser Satz
hat Sinn” kann man nicht wesentlich fragen
“welchen?”
So wie man ja auch auf den Satz “diese Worte sind ein
Satz” nicht fragen kann “welcher?” |
268
“Dieses Wort hat doch eine ganz bestimmte
Bedeutung”.
Wie ist sie denn (ganz)
bestimmt?
[Zu: Die Bedeutung eines
Wortes nicht ein ihm beigeordneter Gegenstand.] |
230
”Ich habe etwas bestimmtes damit gemeint, als ich sagte
…”. –
“Wann hast Du es gemeint und wie lange hat es gebraucht.
Und hast Du bei jedem Wort etwas anderes
gemeint oder während des ganzen Satzes dasselbe?”
Man sieht klar: hier ist eine Unklarheit in dem Gebrauch des Wortes “meinen”. |
Übrigens komisch, daß,
wenn man bei jedem – sagen wir, deutschen – Wort etwas
meint, eine Zusammenstellung solcher Wörter Unsinn sein kann!
|
142
“Ich47 meine aber doch mit diesen Worten etwas”.
Gewiß: im Gegensatz
z.B. etwa zu dem Falle wo
ich nichts meine, wo ich etwa Silben ihres komischen Klangs wegen
aneinander reihe.
Ich will eigentlich sagen, daß ‘ich meine etwas mit den Worten’ nur heißt: ich unterscheide doch diesen Fall von dem des sinnlosen Plapperns etc.. Und das ist zugegeben. Aber es ist damit noch keine besondere Theorie des Meinens gegeben. |
Und so geht es in allen solchen Fällen.
Wenn etwa jemand sagt: “aber ich meine doch wirklich,
daß der Andere Zahnschmerzen hat; nicht,
daß er sich bloß so
benimmt”.
Immer muß man antworten:
“Gewiß” und zugeben,
daß auch wir diese Unterscheidung machen
müssen. || daß diese
Unterscheidung besteht. |
309
“Jetzt sehe ich's erst, er zeigt immer auf die Leute,
die dort vorübergehen”.
Er hat ein System verstanden: wie Einer, dem ich die Ziffern 1,
4, 9, 16 zeige und der sagt “ich versteh' jetzt das
System, ich kann jetzt selbst weiterschreiben”.
Aber was ist diesem Menschen geschehen, als er das System plötzlich
verstand? |
309
Es handelt sich beim Verstehen nicht um einen Akt des momentanen,
sozusagen nicht diskursiven, Erfassens der Grammatik.
Als könnte man sie gleichsam auf einmal herunterschlucken.
|
Das also, was der macht, der auf einmal die Bewegung des Andern deutet
(ich sage nicht “richtig deutet”), ist ein Schritt
in einem Kalkül.
Er tut ungefähr, was er sagt, wenn er
seinem Verständnis Ausdruck gibt. –
Und das ist ja immer unser
Erkenntnisprinzip || Prinzip
–.
Und wenn ich sage “was er macht, ist der Schritt eines
Kalküls”, so heißt das,
daß ich
diesen
310 Kalkül schon kenne; in dem Sinne, in
dem ich die deutsche Sprache kenne, oder das Einmaleins.
Welche ich ja auch nicht so in mir habe, als wäre || wären die ganze deutsche Grammatik und die Einmaleins-Sätze zusammengeschoben auf Etwas, was man auf einmal, als Ganzes, erfassen kann. || was ich nun auf einmal, als Ganzes, besitze. |
310
Gewiß, der Vorgang des “jetzt
versteh' ich …!” ist ein ganz
spezifischer, aber es ist eben auch ein ganz
spezifischer Vorgang, wenn wir auf einen bekannten Kalkül
stoßen, wenn wir “weiter
wissen”.
Aber dieses Weiter-Wissen ist eben auch diskursiv (nicht intuitiv). |
4
Intuitives Denken, das wäre so, wie eine Schachpartie auf die Form
eines dauernden, gleichbleibenden Zustandes gebracht (ebenso
undenkbar). |
Die grammatischen Regeln – & die Bedeutung eines Wortes. Ist die Bedeutung, wenn wir sie verstehen, ‘auf einmal’ erfaßt; & in den grammatischen Regeln gleichsam ausgebreitet? |
250
Und doch ist noch etwas unklar || nicht klar, was sich z.B. in der dreifachen
Verwendung des Wortes ‘ist’ zeigt.
Denn, was heißt es, wenn ich sage,
daß im Satz ‘die Rose ist rot’ das
‘ist’ eine andere Bedeutung hat, als in
‘zweimal zwei ist vier’?
Wenn man sagt, es heiße,
daß verschiedene Regeln von diesen beiden Wörtern
gelten, so muß man zunächst sagen,
daß wir hier nur ein Wort haben.
Zu sagen aber: von diesem gelten in einem Fall die
Regeln im anderen jene, ist Unsinn.
Und das hängt wieder mit der Frage zusammen, wie wir uns denn aller Regeln bewußt sind, wenn wir ein Wort in einer bestimmten Bedeutung gebrauchen, und doch die Regeln die Bedeutung ausmachen? |
195
Wenn ich nun aber das Wort “ist”
betrachte: Wie kann ich hier zwei verschiedene
Anwendungsarten unterscheiden, wenn ich nur auf die grammatischen Regeln
sehe || achte?
Denn diese erlauben ja eben die Verwendung des Wortes im
Zusammenhang “die Rose ist rot” und “zweimal zwei
ist vier”.
An diesen Regeln sehe ich nicht, daß
es sich hier um zwei verschiedene Wörter handelt || daß wir hier zwei verschiedene Wörter
haben. –
Ich ersehe es aber z.B. wenn ich versuche in
beiden Sätzen statt “ist” “ist
gleich” zu setzen || einzusetzen
(oder auch den Ausdruck “hat die
Eigenschaft”).
Aber nur wieder, weil ich für den Ausdruck “ist gleich”
die Regel kenne, daß er in “die
Rose … rot” nicht eingesetzt werden darf || nicht stehen darf. |
196
Wenn ich mich weigere ein Wort, z.B. das Wort
‘ist gleich’ in zwei Zusammenhängen zu gebrauchen, so
ist der Grund das, was wir mit den Worten beschreiben “das
Wort habe in den beiden Fällen verschiedene Bedeutung”. || das Wort werde in diesen Fällen in verschiedenem
Sinn gebraucht”. |
Kann ich nun aber das, was die grammatischen Regeln von einem Worte
sagen, auch anders beschreiben, nämlich durch die Beschreibung des
Vorgangs, der beim Verstehen des Wortes stattfindet? |
Wenn also die Grammatik – z.B. – die
Geometrie der Verneinung ist, kann ich sie durch eine Beschreibung dessen
ersetzen, was bei der Verwendung sozusagen hinter dem Wort
‘nicht’ steht? |
Aber so eine Beschreibung wäre doch – wie gesagt – ein Ersatz
des Wortes || für das Wort
‘nicht’, etwa wie
|
In meiner Darstellung schienen doch die grammatischen Regeln die
Auseinanderlegung dessen, was ich im Gebrauch des Wortes auf einmal
erlebe.
Sozusagen (nur﹖) Folgen,
Äußerungen, der Eigenschaften,
die ich beim Verstehen auf einmal erlebe.
Das muß natürlich ein Unsinn sein. |
Man würde ja geradezu sagen: die || eine Verneinung
hat die Eigenschaft, daß sie verdoppelt eine
Bejahung ergibt.
(Etwa wie: Eisen hat die Eigenschaft, mit
Schwefelsäure Eisensulfat zu geben.)
Während die Regel die Verneinung nicht näher beschreibt,
sondern konstituiert. |
Daß wir dieses Wort dieser Regel
gemäß gebrauchen, das dafür einsetzen
etc., damit dokumentieren wir, wie wir es
meinen. |
355
“Wie ich einen Körper durch seine verschiedenen Ansichten
geben kann und er mit diesen äquivalent ist, so offenbart sich die Natur
der Negation in den verschiedenen, grammatisch erlaubten Anwendungen
des Negationszeichens.” |
224
”Die48 doppelte Negation gibt eine Bejahung”, das klingt
so wie: Kohle und Sauerstoff gibt Kohlensäure.
Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte Negation nichts,
sondern ist etwas. |
Es täuscht uns da etwas eine physikalische Tatsache
vor.
So, als sähen wir ein Ergebnis des logischen Prozesses. Während das Ergebnis nur das des physischen || physikalischen Prozesses ist. 197 |
Das Wort ‘nicht’ in der grammatischen Regel hat keine
Bedeutung, sonst könnte das nicht von ihm ausgesagt werden. |
Die Negation hat keine andere Eigenschaft, als etwa die, in
gewissen Sätzen, die Wahrheit zu ergeben.
Und ebenso hat ein Kreis die Eigenschaft, da oder dort zu stehen, diese Farbe zu haben, von einer Geraden tatsächlich geschnitten zu werden; aber nicht, was ihm die Geometrie zuzuschreiben scheint. (Nämlich diese Eigenschaften haben zu können.) |
Was heißt es: “Dieses Papier
ist nicht schwarz und ‘nicht’ ist hier in dem
Sinne || ist hier so gebraucht,
daß eine dreifache Verneinung eine Verneinung
ergibt”?
Wie hat sich denn das im Gebrauch
geäußert?
Oder: “Dieses Papier ist nicht schwarz und zwei von diesen Verneinungen geben eine Bejahung”. Kann ich das sagen? Oder: “Dieses Buch ist rot und die Rose ist rot und die beiden Wörter ‘rot’ haben die gleiche Bedeutung”. (Dieser Satz ist von gleicher Art wie die beiden oberen.) Was ist denn das für ein Satz? ein grammatischer? Sagt er etwas über das Buch und die Rose? Ist der Zusatz zum Verständnis des ersten Satzes nicht nötig, so ist er Unsinn, und wenn nötig, dann war das erste noch kein Satz; und dasselbe gilt in den oberen Fällen. |
“Daß 3 Verneinungen wieder eine Verneinung
ergeben, muß doch schon in der einen Verneinung,
die ich jetzt gebrauche, liegen”.
Aber deute ich hier nicht schon wieder?
(D.h. bin ich nicht im Begriffe eine
Mythologie zu erfinden?) |
198
Heißt es etwas, zu sagen, daß
drei solche Verneinungen eine Verneinung ergeben.
(Das erinnert immer an “drei solche Pferde können
diesen Wagen fortbewegen”.)
Aber, wie gesagt, in jenem logischen Satz ist gar nicht von der
Verneinung die Rede (von der Verneinung handeln nur Sätze wie:
Es || es regnet nicht) sondern nur vom
Wort ‘nicht’, und es ist eine Regel über die Ersetzung
eines Zeichens durch ein anderes. |
Aber können wir die Berechtigung dieser Regel nicht einsehen, wenn wir
die Verneinung verstehen?
Ist sie nicht eine Folge aus dem Wesen der Verneinung?
Sie ist nicht eine Folge, aber ein Ausdruck dieses Wesens. |
198
Was wir sehen, wenn wir einsehen, daß eine doppelte
Verneinung etc. … , muß von der
Art dessen sein, was wir im Zeichen
|
199
Die Geometrie spricht aber so wenig von Würfeln, wie die Logik von der
Verneinung.
(Man möchte hier vielleicht einwenden, daß die Geometrie vom Begriff des Würfels und die Logik vom Begriff der Negation handelt. Aber diese Begriffe gibt es nicht.) |
Man kann einen Würfel – ich meine das Wesentliche des Würfels
– nicht beschreiben.
Aber kann ich denn nicht beschreiben, wie man z.B.
eine Kiste macht? und ist damit nicht eine Beschreibung
des || eines Würfels gegeben?
Das Wesentliche am Würfel ist damit nicht beschrieben, das steckt
vielmehr in der Möglichkeit dieser Beschreibung,
d.h. darin, daß sie eine
Beschreibung ist; nicht darin, daß sie
zutrifft. |
Nun kann ich doch aber sagen: “Ich sehe die Figur
dreidimensional”.
Aber dieser Satz entspricht der Beschreibung einer Kiste.
Er beschreibt einen bestimmten Würfel, nicht die Würfelform.
Freilich kann ich das Wort “Würfelform”
definieren.
D.h. Zeichen geben, durch die es ersetzt werden
kann || darf. |
Man kann eine geometrische Figur nicht beschreiben.
Auch die Gleichung beschreibt sie nicht,
﹖– sondern vertritt sie durch die Regeln,
die von ihr gelten –﹖.
|
Und haben wir hier nicht das Wort “Figur” so
angewendet || angewandt, wie in
unseren Betrachtungen so oft das Wort “Gedanke” oder
“Symbol”?
Die Art der Anwendung dieses Wortes, von welcher ich sagte, es
bedeute dann kein Phänomen, sondern sei quasi ein unvollständiges
Zeichen || Symbol und
entspreche eben || eher einer
Funktion. |
Man kann auch nicht sagen, die Würfelform habe die Eigenschaft,
200 lauter gleiche Seiten zu
besitzen.
Wohl aber hat ein Holzklotz diese Eigenschaft.
(Noch hat “die Eins die Eigenschaft, zu sich selbst addiert,
zwei zu ergeben”.) |
Ich sagte doch: Es schien, als wären die grammatischen Regeln
die ‘Folgen in der Zeit’ dessen, was wir in einem
Augenblick wahrnehmen, wenn wir eine Verneinung verstehen.
Und als gebe es also zwei Darstellungen des Wesens der Verneinung: Den Akt (etwa den seelischen Akt) der Verneinung selbst, und seine Spiegelung in dem System der Grammatik. |
In
“non-p
& (non-non-p =
p)” kann der zweite Teil nur eine
Spielregel sein. |
Es hat den Anschein, als könnte man aus der Bedeutung der Negation
schließen, daß
non-non-p,
p heißt. |
Als würden aus der Natur der Negation die Regeln über das
Negationszeichen folgen.
So daß, in gewissem Sinne, die Negation zuerst vorhanden wäre || ist und dann die Regeln der Grammatik. |
Es ist also, als hätte das Wesen der Negation einen zweifachen Ausdruck
in der Sprache: Dasjenige, was ich sehe, wenn ich die Negation
verstehe, und die Folgen dieses Wesens in der Grammatik.
|
202
Zu sagen, daß eine Vierteldrehung ein Quadrat mit
sich selbst zur Deckung bringt, heißt doch offenbar
nichts andres als: Das Quadrat ist um﹖ zwei
zueinander senkrechte Achsen symmetrisch, und das wieder,
daß es Sinn hat, von zwei senkrechten Achsen zu reden,
ob sie vorhanden sind oder nicht.
Dies ist ein Satz der Grammatik. |
Die50 Schwierigkeit ist wieder, daß es scheint, als
wäre in einem Satz, der etwa das Wort ‘Quadrat’
enthält, schon der Schatten eines andern Satzes mit diesem Worte
enthalten. –
Nämlich eben die Möglichkeit jenen anderen Satz zu
bilden, die ja, wie ich sagte, im Sinn des Wortes
‘Quadrat’ liegt. |
Zeile
Und doch kann man eben nur sagen, der andere Satz ist nicht mit diesem
ausgesprochen, auch nicht schattenhaft.
(Und wird vielleicht nie ausgesprochen werden.) |
201
Statt der Betrachtung der Negation, könnte ich auch die eines Pfeiles
setzen und z.B. sagen: wenn ich ihn zweimal um
180˚ drehe, zeigt er wieder,
wohin er jetzt zeigt; welcher Satz dem
non-non-p
= p entspricht.
Wie ist es nun hier mit der Darstellung des Wesens dieses Pfeils durch
die Sprache?
Jener Satz muß doch unmittelbar von diesem Wesen
abgeleitet || abgelesen sein
und es also darstellen.
Oder nehmen wir den Fall eines Quadrats und eines Rechtecks und die Sätze, daß das Quadrat durch eine Vierteldrehung mit sich selbst zur Deckung gebracht werden kann; das Rechteck aber erst durch eine halbe Drehung. |
203
Es frägt sich einfach: Was ist das für ein Satz
“das Wort ‘ist’ in ‘die Rose ist
rot’ ist dasselbe, wie in ‘das Buch ist rot’,
aber nicht dasselbe, wie in ‘zweimal zwei ist
vier’”?
Man kann nicht antworten, es heiße,
verschiedene Regeln gelten von den beiden Wörtern, denn damit geht man im
Zirkel.
Wohl aber heißt es, das Wort ist in seinen
verschiedenen Verbindungen durch zwei Zeichen ersetzbar,
die nicht für einander einzusetzen sind.
Ersetze ich dagegen das Wort in den beiden ersten Sätzen durch zwei
verschiedene Wörter, so kann || darf ich sie für einander einsetzen. |
204
Nun könnte ich wieder fragen: sind diese Regeln || ist diese Regel nur eine
Folge des Ersten:
daß im einen Fall die beiden Wörter
‘ist’ die gleiche Bedeutung haben, im andern Fall
nicht?
Oder ist es so, daß diese Regel eben der sprachliche
Ausdruck dafür ist, daß die Wörter das Gleiche
bedeuten? |
Ich will es damit vergleichen, daß das Wort
‘ist’ einen andern Wortkörper hinter sich hat.
Daß es beide Male die gleiche Fläche ist,
die einem andern Körper angehört, wie wenn ich ein Dreieck im
Vordergrund sehe, das das eine Mal die Endfläche eines Prismas, das andre
Mal eines Tetraeders ist. |
Oder denken wir uns diesen Fall: Wir hätten Glaswürfel deren
eine Seite || Seitenfläche rot
gefärbt wäre.
Wenn wir sie aneinander reihen, so wird im Raum nur eine ganz
bestimmte Anordnung roter Quadrate entstehen können, bedingt durch die
Würfelform der Körper.
Ich könnte nun die Regel, nach der hier rote Quadrate angeordnet sein
können, auch ohne Erwähnung der Würfel angeben, aber in ihr
wäre doch bereits das Wesen der Würfelform präjudiziert.
Freilich nicht, daß wir gläserne Würfel haben, wohl
aber die Geometrie des Würfels. |
Wenn wir nun aber einen solchen Würfel sehen, sind
damit wirklich schon alle Gesetze der möglichen
Zusammenstellung gegeben?!
Also die ganze Geometrie.
Kann ich die Geometrie des Würfels von einem Würfel ablesen? |
Der Würfel ist dann eine Notation der Regel.
Und hätten wir eine solche Regel gefunden, so könnten wir sie wirklich nicht besser notieren als durch die Zeichnung eines Würfels (und daß es hier eine Zeichnung tut, ist wieder ungemein wichtig || bedeutsam). |
205
Und nun ist die Frage: in wiefern kann der Würfel oder die
Zeichnung (denn die beiden kommen hier auf dasselbe hinaus || auf eins hinaus) als Notation der
geometrischen Regeln dienen? |
Doch auch nur, sofern er einem System angehört: nämlich der
Würfel mit der einen roten Endfläche wird etwas anderes notieren, als
eine Pyramide mit quadratischer roter Basis,
etc..
D.h., es wird dasjenige Merkmal der Regeln
notieren, worin sich z.B. der Würfel von der Pyramide
unterscheidet. |
206
Schreiben
Jedes Zeichen der Negation ist gleichwertig jedem andern, denn “
|
Ich möchte sagen: Nur dynamisch wirkt das Zeichen, nicht statisch. Der Gedanke ist dynamisch. |
377
Daß die Tautologie und Kontradiktion nichts sagen,
geht nicht etwa aus dem W-F-Schema hervor, sondern
muß festgesetzt werden.
Und die Schemata machen nur die Form der allgemeinen Festsetzung
einfach. ||
378
Wahrheitsfunktionen﹖
… machen nur die Festsetzung der Form
leicht. || einfach. |
510
Du sagst, das Hinweisen auf einen roten Gegenstand ist das
primäre Zeichen für ‘rot’.
Aber das Hinweisen auf einen roten Gegenstand ist nicht mehr, als
die bestimmte Handbewegung gegen einen roten Gegenstand, und ist
vorläufig gar kein Zeichen.
Wenn Du sagst, Du meinst: das Hinweisen auf den roten Gegenstand
als Zeichen verstanden – so sage ich: das
Verständnis, auf das es uns ankommt, ist kein Vorgang, der das Hindeuten
begleitet (etwa ein Vorgang im Gehirn) und wenn Du doch so einen
Vorgang meinst, so ist dieser an sich wieder kein Zeichen.
((Die Idee ist hier immer wieder, daß die
Meinung, die Interpretation, ein Vorgang sei, der das Hinweisen begleitet
und ihm sozusagen die Seele gibt (ohne welche es tot wäre).
|Das scheint besonders dort so, wo ein Zeichen die
ganze Grammatik zusammenzufassen scheint, daß wir sie
aus ihm ableiten können, und es scheint,
daß sie in ihm enthalten wäre, wie
eine || die Perlenschnur in
einer Schachtel und wir sie nur herausziehen
müßten.
(Aber
511 dieses Bild
ist es eben, was || welches uns
irreführt.)
Als wäre also das Verständnis ein momentanes Erfassen von
etwas, wovon später nur die Konsequenzen gezogen werden; und zwar so,
daß diese Konsequenzen bereits in einem ideellen
Sinn existieren, ehe sie gezogen wurden.
Als ob also der Würfel – z.B.
– schon die ganze Geometrie des Würfels enthielte und ich sie
nun nur noch auszubreiten habe || hätte.
Aber welcher Würfel?
Der Gesichtswürfel, oder ein Eisenwürfel?
Oder gibt es einen ideellen Würfel? –
Offenbar schwebt uns der Vorgang vor, aus einer Zeichnung,
Vorstellung (oder einem Modell) Sätze der Geometrie abzuleiten || wenn wir aus einer Zeichnung, Vorstellung (oder einem Modell) Sätze
der Geometrie ableiten.
Aber welche Rolle spielt dabei || hier das
Modell?
Doch wohl die des Zeichens! || .
Des Zeichens, welches eine bestimmte
Verwendungsart hat und nur durch dieses bezeichnet. || mit welchem ein bestimmtes Spiel gespielt wird.
Es ist allerdings interessant und merkwürdig, wie dieses Zeichen
verwendet wird, wie wir, etwa, die Zeichnung des
Würfels wieder und wieder bringen || verwenden mit immer
andern || anderen
Zutaten.
Einmal sind die Diagonalen gezogen, einmal Würfel aneinander gereiht,
etc. etc..
Und es ist dieses Zeichen (mit der Identität eines || des Zeichens), welches wir für jenen Würfel nehmen, in
dem die geometrischen Gesetze bereits liegen.
(Sie liegen in ihm so wenig, wie im Schachkönig eine || die Dispositionen, in gewisser Weise benützt zu
werden.)
Die geometrischen Gesetze konstituieren den Begriff des
Würfels (sie geben eine Konstitution, eine Verfassung).
Was ich seinerzeit über den “Wortkörper”
geschrieben habe, ist der klare Ausdruck des besprochenen
Irrtums.))
|
Wesen der Sprache
|
Kann man die Sprache durch eine Erklärung gleichsam aufbauen, zum Funktionieren bringen? |
323
Denn,
wenn || Wenn ich erkläre “‘non-p’ ist wahr, wenn
‘p’ nicht wahr ist”, so setzt das
voraus, daß ich verstehe, was es
heißt, ‘p’ sei nicht
wahr.
Dann habe ich aber nichts getan als zu definieren:
non-p = ‘p’ ist falsch.
Es kommt nämlich wesentlich darauf an, daß es nicht möglich ist, das Zeichen “p” auf der rechten Seite der Definition auszulassen, bezw. durch ein anderes zu ersetzen (es sei denn wieder durch eine || mit Hilfe einer Definition). Solange das nicht möglich ist, kann und muß man auch die rechte Seite als Funktion auffassen von p, nämlich: ‘( )’ ist falsch, oder, wie Russell schreiben würde: ‘x̂’ ist falsch. Das hängt auch damit zusammen, daß ja der Tintenstrich nicht falsch ist. (Wie auch das Bild nicht, es sei denn, daß es als Portrait aufgefaßt wird.) || Wie er schwarz oder krumm ist. |
324
Wenn ich also auch dem Schriftzug “p” den Namen
A gebe und daher schreibe:
„non-p = A ist
falsch”, so hat das nur einen Sinn,
d.h. die rechte Seite kann nur verstanden
werden, wenn A für uns als Satzzeichen steht.
Dann aber ist nichts gewonnen: zum mindesten keine
Erklärung des Mechanismus der Negation.
|
Und dasselbe muß der Fall sein, wenn man erklärt,
“(x).fx” sei wahr, wenn
f( ) für alle Substitutionen
wahr ist.
Man muß auch dazu schon den logischen
Mechanismus der Verallgemeinerung verstehen.
Es ist auch nicht so, daß man erst ahnungslos ist,
und die Verallgemeinerung nun durch die Erklärung erst zum
Funktionieren gebracht wird.
Wie wenn man in eine Maschine ein Rad einsetzt und sie dann || nun erst funktioniert (oder, die Maschine erst in zwei
getrennten Teilen da ist und sie nun erst durch das Zusammensetzen als
diese Maschine funktionieren). |
374
Wie schaut die Erklärung eines Zeichens aus?
Das müßte doch eine für die Sprache
außerordentlich wichtige Form sein, sei dieser
Behelf nun ein Satz oder nicht. Die Erklärung einer Sprache (der Zeichen einer Sprache) führt uns nur von einer Sprache in eine andere. |
374
Denken wir uns aber eine Sprache, in der ich “A
ist größer als B” nicht nur so
ausdrücke: “↖ ist
größer als ↗”, sondern in der ich auch statt des
Wortes “größer” eine Geste mache,
die die Bedeutung des Wortes zeigt. –
Wie könnte ich nun so eine Sprache erklären?
(Wie könnte ich die Zeichen so einer Sprache erklären?)
Und würde ich nun noch das frühere Bedürfnis nach einer Erklärung
fühlen?
Eine Erklärung für die Bedeutung eines Zeichens tritt an Stelle des
erklärten Zeichens. |
224
Auch das Kind lernt in diesem Sinne
durch Erklärungen nur eine Sprache vermittels einer
anderen.
Die Wortsprache durch die Gebärdensprache. |
209
Die Gebärdensprache ist eine Sprache und wir haben sie
nicht – im gewöhnlichen Sinne – gelernt.
Das heißt: Sie wurde uns nicht
¤absichtlich,¤
geflissentlich gelehrt.
Und doch haben wir sie gelernt. –
Und jedenfalls nicht durch Zeichenerklärungen. |
209
Man könnte || kann sich das Lernen einer
Sprache in anderm Sinne aber analog dem Fingerhutsuchen
vorstellen, wo die gewünschte Bewegung durch
“heiß, heiß”,
“kalt, kalt”, herbeigeführt wird.
Man könnte sich denken, daß der Lehrende statt
dieser Worte auf irgendeine Weise (etwa durch Mienen) angenehme und
unangenehme Empfindungen hervorruft, und der Lernende nun dazu gebracht
wird, die Bewegung auf den Befehl hin auszuführen, die
regelmäßig von der angenehmen Empfindung begleitet
wird (oder zu ihr führt). |
9
Verbindung von Wort und Sache durch die Erklärung || das Lehren der Sprache
hergestellt.
Was ist das für eine Verbindung, welche Art?
Was für Arten von Verbindungen gibt es?
Eine (elektrische, mechanische), psychische Verbindung kann funktionieren oder nicht funktionieren: Anwendung auf die Verbindung, die die Worterklärung herstellt. |
73
Die Zuordnung von Gegenstand und Name ist keine andere, als die durch
die Worte “das ist …”, oder eine Tabelle
erzeugte etc..
Sie ist ein Teil des Symbolismus.
Es ist daher Unsinn || unrichtig zu sagen, die Beziehung von || zwischen
Name und Gegenstand sei eine psychologische. |
222
Das Wort ‘Teekanne’ hat doch
Bedeutung; gewiß, im Gegensatz zum Worte
‘Abrakadabra’, nämlich in der
deutschen Sprache.
Aber wir könnten ihm natürlich auch eine Bedeutung geben; das wäre
ein Akt ganz analog dem, wenn ich ein Täfelchen mit der Aufschrift
‘Teekanne’ an eine Teekanne hänge.
Aber was habe ich hier anders als eine Teekanne mit einer Tafel, auf
der Striche zu sehen sind?
Also wieder nichts logisch Interessantes.
Die Festsetzung der Bedeutung eines Wortes kann nie
(wesentlich) anderer Art sein. |
Auf die Frage “was hast Du gemeint?” kommt ein Satz ein weiteres Zeichen zur Antwort; und wäre dieser Satz gleich ursprünglich || anfänglich statt des ersten nach dessen Sinn gefragt wurde gesagt || ausgesprochen worden, so hätte doch gefragt werden können: “hast Du etwas mit diesen Worten gemeint” oder “hast Du diese Worte gemeint” (& nicht nur gesagt). |
Geh' ins Nebenzimmer & bring das Buch das auf dem Tisch
liegt …
Hast Du mich verstanden?” || Wir können in diesem Sinne die Frage hast Du mich verstanden (etwa nach
dem Befehl “geh' ins Nebenzimmer &
bringe || hole einen
Stuhl” apodiktisch bejahen oder
verneinen. |
405
Vielleicht51 ist die eigentliche Schwierigkeit die:
daß ich das Wort “rot” erkläre,
indem ich auf etwas Rotes zeige und sage “das ist rot”,
während doch dieses Rote später meinem Blick entschwindet.
Und nun scheinbar etwas Anderes an seine Stelle
tritt (die Erinnerung oder wie man es heißen
mag). |
“Also so wird dieses Wort
gebraucht!”
Aber wie bewahre ich denn dieses So in der
Erinnerung? |
183
Das Lernen der Sprache ist in ihrer Benützung nicht enthalten.
(Wie die Ursache eben nicht in ihrer Wirkung.) |
183
Ich kann die Regel selbst festsetzen und
mich eine || die Sprache lehren.
Ich gehe spazieren und sage mir: Wo immer ich einen Baum
treffe, soll mir das das Zeichen sein, bei der nächsten Kreuzung links zu
gehen, und nun richte ich mich nach den Bäumen in dieser Weise (fasse
ihre Stellung als einen Befehl auf). |
385
Wie kann ich mir vornehmen, einer allgemeinen Regel zu
folgen?
Nicht nur soweit, als ich die Regel ausdrücken kann? |
104
Welche Wirkung hatte nun die hinweisende Erklärung?
Hatte sie sozusagen nur eine automatische Wirkung?
Das heißt aber, wird sie nun immer wieder
benötigt, oder hatte sie eine ursächliche Wirkung, wie etwa eine
Impfung, die uns ein für alle Mal, oder doch bis auf weiteres,
geändert hat. |
163
Ich sage “wähle alle blauen Kugeln aus”; er aber
weiß nicht, was “blau”
heißt.
Nun zeige ich und sage “das ist blau”.
Nun versteht er mich und kann meinem Befehl folgen. |
164
Ich setze ihn in Stand, dem Befehl zu folgen.
Was geschieht nun aber, wenn er in Zukunft diesen Befehl
hört?
Ist es nötig, daß er sich jener
Erklärung, d.h. des einmaligen
Ereignisses jener Erklärung erinnert?
Ist es nötig, daß das Vorstellungsbild des blauen
Gegenstands oder eines blauen
Gegenstandes || Gegenstands vor
seine Seele tritt?
Alles das scheint nicht nötig zu sein, obwohl es
möglicherweise geschieht.
Und doch hat das
Wort “blau” jetzt scheinbar einen anderen
Aspekt für ihn || scheint das Wort
“blau” jetzt einen anderen Aspekt für
ihn zu haben, als da es ihm noch nicht erklärt
war.
Es gewinnt gleichsam Tiefe.
Er sieht jetzt etwas anderes darin. (?)
|
(Sie ‘hilft’ gar nicht, sondern
ist eben eine der symbolischen Regeln für den Gebrauch des
Wortes ‘rot’.) |
165
Eine Erklärung kann nicht in die Ferne wirken.
Ich meine: sie wirkt nur, wo sie angewandt wird.
Wenn sie außerdem noch eine
“Wirkung” hat, dann nicht als
Erklärung. |
475
((Soll das so viel heißen, als || Ist es so, daß eine
Erklärung, eine Tabelle, zuerst so gebraucht werden kann,
daß man sie “nachschlägt”;
daß man sie dann gleichsam im Kopf nachschlägt,
d.h., sie sich vor das innere Auge ruft (oder
dergleichen); und daß man endlich ohne diese
Tabelle arbeitet, also so, als wäre sie nie da gewesen.
In diesem letzten Fall spielt man also ein anderes
Spiel.
Denn es ist nun nicht so, daß jene Tabelle ja doch
im Hintergrund steht und man immer auf sie zurückgreifen kann; sie ist aus
unserm Spiel ausgeschieden und wenn ich auf sie
‘zurückgreife’, so tue ich, was der Erblindete tut, der
etwa auf den Tastsinn
zurückgreift.
476
Eine Erklärung ist das Anlegen || die
Konstruktion || Anfertigung einer Tabelle
und sie wird Geschichte, wenn ich die Tabelle nicht mehr benütze. || Eine Tabelle || Erklärung
legt || fertigt eine Tabelle an und sie
wird zur Geschichte, wenn ich die Tabelle nicht mehr
benütze. Absatz
Ich muß unterscheiden zwischen den Fällen:
wenn ich mich einmal nach einer Tabelle richte, und ein andermal in
Übereinstimmung mit der Tabelle (der Regel, welche
die Tabelle ausdrückt) handle, ohne die Tabelle zu benützen. –
Die Regel, deren Erlernung uns veranlaßte jetzt so
und so zu handeln, ist als Ursache unserer Handlungsweise Geschichte und für
uns ohne Interesse.
Sofern sie aber eine allgemeine Beschreibung unserer Handlungsweise
ist, ist sie eine Hypothese.
Es ist die Hypothese, daß diese zwei Leute, die
am || über dem Schachbrett sitzen,, so und so
handeln werden (wobei auch ein Verstoß gegen
die Spielregeln unter die Hypothese fällt, denn diese sagt dann etwas
darüber aus, wie sich die Beiden benehmen werden, wenn sie auf diesen
Verstoß aufmerksam werden).
Die Spieler können aber die Regel auch benützen, indem sie in jedem
besonderen Fall nachschlagen, was zu tun ist; hier tritt die Regel in
die Spielhandlung selbst ein und verhält sich zu ihr nicht, wie eine
Hypothese zu ihrer Bestätigung.
“Hier gibt es aber eine Schwierigkeit.
Denn der Spieler, welcher ohne Benützung des Regelverzeichnisses
spielt, ja, der nie eins gesehen hätte, könnte dennoch, wenn es
verlangt würde, ein Regelverzeichnis anlegen und zwar nicht –
behaviouristisch – indem er durch wiederholte Beobachtung
feststellte, wie er in diesem und in jenem Fall gehandelt hat || handelt, sondern, indem er vor einem Zug
stehend sagt: ‘in diesem Fall zieht man
so’”. –
Aber wenn das so ist, so zeigt es doch nur, daß er
unter gewissen Umständen eine Regel aussprechen wird, nicht,
daß er von ihr beim Zug
expliziten Gebrauch gemacht hat.
Daß er ein Regelverzeichnis anlegen würde, wenn man es verlangte || wird, wenn man es
verlangt, ist eine Hypothese und wenn man eine Disposition,
ein Vermögen, ein Regelverzeichnis anzulegen annimmt, so ist es eine
psychische Disposition auf gleicher Stufe mit einer
physiologischen.
Wenn gesagt wird, diese
Disposition
477 charakterisiert den Vorgang des Spiels,
so charakterisiert sie ihn als einen psychischen oder
physiologischen, was er tatsächlich ist.
(Im Studium des Symbolismus gibt es keinen Vordergrund und
Hintergrund, nicht ein sichtbares ||
greifbares Zeichen und ein es begleitendes
unsichtbares || ungreifbares Vermögen,
oder Verständnis.) |
509
Wie wirkt nun die hinweisende Erklärung?
Sie lehrt den Gebrauch eines Zeichens; und das Merkwürdige ist nur,
daß sie ihn auch für die Fälle zu lehren scheint, in
denen ein Zurückgehen auf das hinweisende Zeichen nicht möglich ist.
Aber geschieht das nicht, indem wir, quasi, die in der hinweisenden
Definition gelernten Regeln in bestimmter Weise transformieren?
(Wenn z.B. der Mann, der mir vorgestellt wurde,
abwesend ist und ich nun trotzdem seinen Namen gebrauche, dessen Gebrauch
mir durch die Vorstellung – hinweisende Erklärung – erklärt
wurde.)
Wenn ich ihn nun brauche, z.B. der Mann, der mir
vorgestellt wurde, abwesend ist und ich nun trotzdem seinen Namen gebrauche,
dessen Gebrauch mir durch die Vorstellung – hinweisende Erklärung
– erklärt wurde.)
Wenn ich ihn nun brauche, in wiefern mache ich da von der
hinweisenden Erklärung, der
Vorstellung, Gebrauch?
Offenbar nicht in der Weise, in welcher ich in der Anwesenheit des
Menschen von ihr Gebrauch machen konnte.
Es gibt ein Spiel, worin ich immer statt des Namens das hinweisende
Zeichen geben kann, und eins, in welchem das nicht mehr möglich ist.
Und wir müssen nur daran festhalten, daß die
Erklärung, als fortwirkende Ursache unseres Gebrauchs von
Zeichen, uns nicht interessiert, sondern nur, sofern wir von ihr in unserm
Kalkül Gebrauch machen können.
Eine Schwierigkeit in der Erklärung des Gebrauchs der
hinweisenden Definition macht es daß wir || Es macht eine
Schwierigkeit in der Erklärung des Gebrauchs der hinweisenden Definition,
daß wir verschiedene Kriterien der Identität anwenden
(also das Wort ‘Identität’ in verschiedener Weise
gebrauchen), je nachdem ob ein Ding sich vor unsern Augen bewegt, oder
unserm Blick entschwindet und vielleicht wieder erscheint.
Das ist wichtig, denn für den zweiten Fall gibt uns die hinweisende
Definition eigentlich nur ein Muster und tut nur, was auch der
Hinweis auf ein Bild tut.
Das drückt sich darin aus, daß die gegebene
hinweisende Erklärung nichts nützt, wenn wir vergessen haben, wie der
Mensch, auf den gezeigt wurde, aussah.)) |
Da gibt es verschiedene Fälle: Er zeigt etwa auf verschieden gefärbte Täfelchen & sagt: “ich weiß nicht mehr, welche von diesen man ‘blau’ nennt”. Oder aber er weiß überhaupt nicht mehr was es || das Wort bedeutet, und nur, daß es ein deutsches Wort ist [ein Wort der deutschen Sprache ist]. Wenn wir ihn nun fragen: “weißt Du was das Wort, ‘blau’ bedeutet”, und er sagt “ja”; da konnte er verschiedene Kriterien anwenden um sich “zu überzeugen”, daß er die Bedeutung wisse. (Denken wir wieder an die entsprechenden Kriterien dafür daß er das Alphabet hersagen kann.) Vielleicht rief er sich ein blaues Vorstellungsbild vor die Seele, vielleicht sah er nach einem blauen Gegenstand im Zimmer, vielleicht fiel ihm das englische Wort “blue” ein oder er dachte an einen “blauen ◇◇◇ Fleck” den er sich geholt hatte, etc., etc.. Wenn nun gefragt würde: wie kann er sich denn zur Probe seines Verständnisses ein blaues Vorstellungsbild vor die |
Verschiedene Suchspiele. |
171
Man könnte eine wesentliche Frage auch so stellen: Wenn ich
jemandem sage “male diesen Kreis rot”, wie entnimmt er aus
dem Wort ‘rot’, welche Farbe er zu nehmen hat?
|
271
Oder heißt || Heißt es etwas, zu sagen,
daß das Wort ‘rot’, um ein
brauchbares Zeichen zu sein, ein Supplement – etwa im Gedächtnis –
braucht?
D.h., in wiefern ist es allein nicht Zeichen? |
273
Wenn ich eine Erfahrung mit den Worten beschreibe “vor mir steht
ein blauer Kessel”, ist die Rechtfertigung dieser Worte,
außer der Erfahrung, die in den Worten beschrieben
wird, noch eine andere, etwa die Erinnerung,
daß ich das Wort ‘blau’ immer für
diese Farbe verwendet habe, etc.?
|
273
Wenn ich jemandem sage “wenn ich läute, komm' zu
mir”, so wird er zuerst, wenn er läuten hört, sich diesen
Befehl (das Läuten) in Worte übersetzen und erst den übersetzten
befolgen.
Nach einiger Zeit aber wird er das Läuten ohne Intervention anderer
Zeichen in die Handlung übersetzen.
Und so, wenn ich sage “zeige auf einen roten Fleck”, befolgt er diesen Befehl, ohne daß ihm dabei zuerst das Phantasiebild eines roten Flecks als Zeichen für ‘rot’ erscheint. |
Wenn er läutet, so komme ich zu ihm, ohne mir erst ein Bild meiner
Bewegungen vorzustellen, wonach ich (dann)
handle. |
… weißt53 Du? Was ◇◇◇ |
284
⋎
Ich kann gewiß sagen: “Tu
jetzt, was Du Deiner Erinnerung nach, gestern um diese Zeit getan
hast”.
Und wenn er sich daran erinnert, kann er seiner Erinnerung folgen.
Erinnert er sich aber nicht, so hat der Befehl keinen Sinn für
ihn. |
Wäre dieser Befehl also wie der: “Tu, was auf dem
Zettel in dieser Lade aufgeschrieben
steht”.
Wenn in der Lade kein Zettel ist so ist das kein Befehl.
Oder denken wir uns daß auf dem Zettel eine
unsinnige || sinnlose Wortverbindung steht.
|
286
Wenn ich jemandem sage “male das Grün Deiner Zimmertür nach dem
Gedächtnis, so bestimmt das, was er zu tun hat, nicht eindeutiger, als der
Befehl “male das Grün, was Du auf dieser Tafel
siehst”. |
286
Wenn es bei der Bedeutung des Wortes “rot” auf das Bild
ankommt,
287 das mein Gedächtnis beim Klang dieses
Wortes automatisch reproduziert, so muß ich mich auf
diese Reproduktion gerade so verlassen, als wäre ich
determiniert || entschlossen, die
Bedeutung durch nachschlagen in einem Buche zu bestimmen, wobei ich mich
diesem Buche, dem Täfelchen das ich darin fände, quasi auf Gnade
und Ungnade ergeben würde. |
287
Ich bin dem Gedächtnis ausgeliefert. |
297
Freilich kann man sagen: das rote Täfelchen ist in Wirklichkeit auch nicht
maßgebend, weil das Gedächtnis immer als Kontrolle des Täfelchens verwendet
wird. |
299
Die Frage aber ist: Ist im Falle einer relativen Veränderung
der Farbe des Täfelchens zu meinem Gedächtnis (ein gewagter Ausdruck)
in irgend einem Sinne unbedingt der Deutung der Vorzug zu geben, das
Täfelchen habe sich geändert und ich müsse mich also nach dem Gedächtnis
richten?
Offenbar nein.
Übrigens besagt die
‘Deutung’, das Täfelchen und nicht das Gedächtnis habe
sich verändert, nichts als eine Worterklärung der Wörter
“verändern” “gleichbleiben”.
|
298
Könnte ich behaupten, daß mein Gedächtnis immer
etwas nachdunkle?
Jedenfalls könnte ich sagen: “wähle die Farbe, die Du im Gedächtnis 299 hast” und auch
“wähle eine etwas dunklere Farbe, als die Du im Gedächtnis
hast.”
Von einem Nachdunkeln kann man natürlich nur im
Vergleich zu Etwas || etwas andrem
sprechen und es genügt nicht, zu sagen “nun, mit der Farbe, wie sie
wirklich war”, weil hier die besondere Art der Verifikation,
d.h., die (besondere)
Grammatik der Worte “wie sie war” noch nicht
festgelegt ist, diese Worte (also) noch
mehrdeutig sind. |
292
Mit einem Draht nach einem Kurzschluß suchen;
er ist gefunden, wenn es läutet.
Aber suche ich dabei auch nach etwas, was der Idee des Klingelns gleich
ist? u.s.w.,
u.s.w.. |
237
Der Befehl sei: “Stelle Dir einen roten Kreis
vor”.
Und ich tue es.
Wie konnte ich den Worten auf diese Weise folgen?
Das ist doch ein Zeichen || Beweis dafür, daß wir den Worten auch ohne Vorstellungen gehorchen können. |
237
Wie kann ich es rechtfertigen, daß ich
mir auf diese Worte hin diese Vorstellung mache? |
392
Hat mir jemand die Vorstellung der blauen Farbe gezeigt und gesagt,
daß sie das ist? |
303
Es ist also richtig: “Ich erinnere mich
daran”, an das, was ich hier vor mir
sehe.¤
Das Bild ist dann in einem gewissen Sinne gegenwärtig und
vergangen. |
304
Der Vorgang des Vergleiches eines Bildes mit der Wirklichkeit ist also der
Erinnerung nicht wesentlich. |
296
Es ist vielleicht am instruktivsten || instruktiv zu denken,
daß, wenn wir mit einem gelben Täfelchen die Blume
suchen, uns jedenfalls nicht die Relation der Farbengleichheit in einem
weiteren Bild gegenwärtig ist.
Sondern wir sind mit dem einen ganz zufrieden. |
(So wie wir nicht für einen Augenblick daran dächten, ein Kind die
Gebärdensprache zu lehren.) |
Aber konnte denn auch die erste Erklärung wegbleiben?
Gewiß, wenn die Zeichen
![]() |
500
Denken wir an das laute Lesen nach der Schrift (oder
501 das Schreiben nach
dem Gehör).
Wir könnten uns natürlich eine Art Tabelle denken, nach der wir uns dabei
richten könnten.
Aber wir richten uns nach keiner.
Kein Akt des Gedächtnisses, nichts, vermittelt zwischen dem geschriebenen
Zeichen und dem Laut. |
271
(Das Wort ‘rot’ ist ein Stein in einem Kalkül und das
rote Täfelchen ist auch einer.) |
513
Und das heißt:
es || Es ist ein anderes Spiel, mit einem Täfelchen
herumgehen, es an die Gegenstände anzulegen und so die
Farbengleichheit zu prüfen; und anderseits: ohne ein solches Muster
nach Wörtern in einer Wortsprache handeln.
Man denkt nun: Ja, das erste Spiel verstehe ich; das ist ja ganz einfach: Der erste Schritt ist der, von einem geschriebenen Wort auf das gleiche geschriebene Wort des Musters; der zweite ist der Übergang von dem Wort auf dem Mustertäfelchen zu der Farbe auf dem gleichen Täfelchen; und der dritte, das Vergleichen von Farben. Jeden Schritt dieses Kalküls gehen wir also auf einer Brücke. (Wir sind geführt, der Schritt ist vorgezeichnet.) Aber wir sind doch hier nur insofern geführt, als wir uns führen lassen. Auf diese Weise kann ich alles, und muß ich nichts eine Führung nennen. – Und am Schluß tu ich, was ich tue und das ist Alles. Aber ein Unterschied bleibt doch: Wenn ich gefragt werde “warum nennst Du gerade diese Farbe ‘rot’”, so würde ich tatsächlich antworten: weil sie auf dem gleichen Täfelchen mit dem Wort ‘rot’ steht. Würde ich aber in dem zweiten Spiel gefragt “warum nennst Du diese Farbe ‘rot’”, so gäbe es darauf keine Antwort und die Frage hätte keinen Sinn. – Aber im ersten Spiel hat die Frage keinen Sinn: “warum nennst Du die Farbe ‘rot’, die auf dem gleichen Täfelchen mit dem Wort ‘rot’ steht”. So handle ich eben (und man kann dafür wohl eine Ursache angeben, aber keinen Grund). Das Gedächtnis ist jedenfalls nicht immer die letzte Instanz. Bedenke vor allem: Wie weiß man, daß das Täfelchen rot bleibt? Braucht man dazu wieder ein Bild? Und wie ist es mit dem? etc.. Woran erkennt er das Vorbild als Vorbild? |
(Ein Grund läßt sich nur innerhalb
eines Spiels angeben.) |
514
Die Kette der Gründe kommt zu einem Ende und zwar dem Ende in
diesem Spiel || und zwar dem Ende des Spiels
|| und zwar
(an﹖) der Grenze des
Spiels✢ .
|
Man kann sagen: Die Regeln des Spiels sind die, die gelehrt
werden, wenn das Spiel gelehrt wird. –
Nun wird z.B. dem Menschen, der lesen lernt,
tatsächlich gelehrt: das ist ein a, das ist ein e,
etc.; also, könnte man sagen, gehören diese Regeln, gehört
diese Tabelle mit zum Spiel. –
Aber erstens: lehrt man denn auch den Gebrauch dieser
Tabelle? und könnte man ihn, anderseits, nicht
lehren?
Und zweitens kann doch das Spiel wirklich auf zwei
verschiedene Arten gespielt werden.
Man kann nun fragen: ist es denn aber auch noch ein Spiel, wenn Einer die Buchstaben abbc sieht und irgend etwas macht? Und wo hört das Spiel auf, und wo fängt es an? Die Antwort ist natürlich: Spiel ist es, wenn es nach einer Regel vor sich geht. Aber was ist noch eine Regel und was keine mehr? Eine Regel kann ich nicht anders geben, als durch ihren Ausdruck; denn auch Beispiele, wenn sie Beispiele sein sollen, sind ein Ausdruck für die Regel, wie jeder andre. Wenn ich also sage: Spiel nenne ich es nur, wenn es einer Regel gemäß geschieht und die Regel ist eine Tabelle, so kann ich nicht die Verwendungsart || die Art des Gebrauches dieser Tabelle garantieren, denn ich kann sie nur durch eine weitere Tabelle festlegen, oder durch Beispiele. Diese Beispiele tragen nicht weiter, als sie selbst gehen || reichen und die zweite Tabelle ist im gleichen Fall wie die erste. Ich könnte auch sagen: was ist das Schachspiel andres (oder was ist vom Schachspiel andres vorhanden), als Regelverzeichnisse (gesprochen, geschrieben, etc.) und die Beschreibung einer Anzahl von Schachpartien? Es steht mir (danach) natürlich frei, ‘Spielregel’ nur ein Ding von bestimmt festgelegter Form zu nennen. |
337
Übereinstimmung von Gedanke und
Wirklichkeit.
Wie alles Metaphysische ist die (prästabilierte) Harmonie zwischen
Gedanken und Wirklichkeit in der Grammatik der Sprache
aufzufinden. |
334
Es ist wohl auch Unsinn zu sagen, die
Übereinstimmung (oder || und Nichtübereinstimmung) zwischen Satz und
Welt || Realität sei willkürlich durch
eine Zuordnung geschaffen.
Denn, wie ist diese Zuordnung auszudrücken?
Sie besteht darin, daß der Satz
“p” sagt, es sei gerade das der
Fall.
Aber wie ist dieses “gerade das” ausgedrückt || gegeben?
Wenn durch einen andern Satz so gewinnen wir nichts dabei; wenn aber
durch die Realität, dann muß diese schon in
bestimmter Weise – artikuliert –
aufgefaßt sein.
Das heißt: man kann nicht auf einen Satz und
auf eine Realität deuten und sagen: “das
entspricht dem”.
Sondern, dem Satz entspricht nur wieder das schon
Artikulierte.
D.h., es gibt keine hinweisende Erklärung für
Sätze. |
350
Um in einer Sprache || im Chinesischen einen Satz bilden zu
können, dazu genügt es nicht, die Lautreihe zu lernen und zu wissen,
daß sie, etwa in der Fibel neben einem bestimmten Bild
steht.
Denn das befähigt mich nicht, die Tatsache in jener Sprache || auf
Chinesisch zu porträtieren.
Ja, wenn es mir im Deutschen so geschähe, daß ich die ganze Sprache vergäße, mir aber bei einer bestimmten Gelegenheit doch die Lautverbindung des Satzes einfiele, die man in diesem Falle gebraucht, so würde ich diese Lautverbindung in diesem Falle nicht verstehen. |
Wenn man jemanden fragt “wie weißt Du,
daß diese Beschreibung wiedergibt, was Du
siehst”, so könnte er etwa antworten “ich meine das mit
diesen Worten”.
Aber was ist dieses “das”, wenn es nicht
(selbst) wieder artikuliert, also schon
Sprache ist?
Also ist “ich meine das” gar keine Antwort.
Die Antwort ist eine Erklärung der Bedeutung der Worte. |
Wenn ich die Beschreibung nach Regeln bilde, was auch möglich ist, dann
übersetze ich sie als eine Sprache aus einer anderen.
Und das kann ich natürlich mit Grammatik und Wörterbuch tun und so
rechtfertigen. –
Aber dann ist die Übertragung vom Artikuliertem in
Artikuliertes.
Und wenn ich sie durch Berufung auf die Grammatik und das Wörterbuch
rechtfertige, so tue ich nichts, als eine Beziehung zwischen Wirklichkeit
und Beschreibung (eine projektive Beziehung) festzustellen, von der
Intention aber, meiner Beschreibung ist hiebei keine Rede.
(D.h., ich kann eben nur die
Ähnlichkeit des Bildes prüfen, nichts
weiter.) |
Die Grammatik kein Mechanismus, der durch seinen Zweck gerechtfertigt ist. |
195
D.h.
könnte || Könnte ich nicht die Sprache als soziale
Einrichtung betrachten, die gewissen Regeln unterliegt, weil sie sonst nicht
wirksam wäre || wirken würde.
Aber hier liegt es: dieses Letztere || Letzte
kann ich nicht sagen; eine Rechtfertigung der Regeln kann
ich, auch so, nicht geben.
Ich könnte sie nur als ein Spiel, das die Menschen spielen,
beschreiben. |
124
Aber wie ist es: Ich gehe diesen Weg, um dorthin zu kommen;
ich drehe den Hahn auf, um Wasser zu erhalten, ich winke, damit jemand zu
mir kommt und endlich teile ich ihm meinen Wunsch mit, damit er ihn
erfüllt!
((D.h.: War also die Mitteilung
meines Wunsches nicht nur das Ziehen eines Hebels und der Sinn meiner
Mitteilung ihr Zweck?)) |
Aber was geht vor sich, wenn ich den Hahn aufdrehe, damit
Wasser herausfließt?
Was geschieht ist, daß ich den Hahn aufdrehe, und
daß dann Wasser herauskommt, oder nicht.
Was geschieht, ist also, daß ich den Hahn
aufdrehe. –
125
Was auf das Wort “damit” folgt, die Absicht, ist darin
nicht enthalten.
Ist sie vorhanden, so muß sie ausgedrückt sein und
sie kann nur dann bereits durch das Aufdrehen des Hahnes ausgedrückt
sein, wenn es || das Teil einer Sprache
ist. |
117
Wenn man sagte: Sprache ist alles, womit man sich verständigen kann,
so muß ||
müßte man fragen: Aber
worin besteht es, ‘sich verständigen’?
Ich könnte als Antwort darauf einen realen oder fiktiven Fall einer Verständigung von Menschen oder andern Lebewesen beschreiben. In dieser Beschreibung werden dann fingierte kausale Verbindungen eine Rolle spielen. Aber wenn der Begriff Sprache durch solche bestimmt ist, so interessiert er uns nicht. Aber || Und abgesehen von jenen empirischen Regelmäßigkeiten der Ereignisse, haben wir dann nur noch einen willkürlichen || beliebigen Kalkül. – Aber worin besteht denn das Wesentliche eines Kalküls? |
‘Sprache’ und
‘Lebewesen’.
Der Begriff des Lebewesens hat die gleiche Unbestimmtheit wie der der
Sprache || … ist so unbestimmt wie
der der Sprache. |
135 ?
“Ein Zeichen ist doch immer für ein lebendes Wesen da, also
muß das etwas dem Zeichen Wesentliches
sein”.
Gewiß: auch ein Sessel ist immer nur für einen
Menschen da, aber er läßt sich beschreiben, ohne
daß wir von seinem Zweck reden || redeten.
Das Zeichen hat nur einen Zweck in der menschlichen Gesellschaft,
aber dieser Zweck kümmert uns gar nicht.
Ja am Schluß sagen wir überhaupt keine Eigenschaften von den Zeichen aus – denn diese interessieren uns nicht – sondern nur die (allgemeinen) Regeln ihres Gebrauchs. Wer das Schachspiel beschreibt, gibt weder Eigenschaften der Schachfiguren an, noch redet er vom Nutzen und Gebrauch des Schachspiels. |
226
Denken wir uns den Standpunkt eines Forschers: er findet,
daß in der Sprache der Erde ein Zeichen benützt wird,
das nach diesen und diesen Regeln (etwa nach denen der
Negation) gebraucht wird, und fragt sich: Wozu können sie das
brauchen?
Die Antwort wäre aber: Wenn immer ein Zeichen mit
diesen Regeln zu gebrauchen ist. |
246
Eine Sprache erfinden, heißt nicht auf Grund von
Naturgesetzen (oder im Einklang mit ihnen || in Übereinstimmung mit ihnen) eine Vorrichtung zu einem bestimmten Zweck
erfinden.
Wie es etwa die Erfindung des Benzinmotors oder der Nähmaschine
ist.
Auch die Erfindung eines Spiels ist nicht in diesem Sinne
eine Erfindung, aber vergleichbar der Erfindung einer
Sprache. |
Ich brauche nicht zu sagen, daß ich nur die
Grammatik des Wortes “Sprache” weiter beschreibe, indem
ich sie mit der Grammatik des Wortes
“Verbindung” || “Erfindung” in Verbindung bringe. |
220
Ist alles, was ich sagen darf || kann
damit gesagt: Man kann nicht von den grammatischen Regeln sagen,
sie seien eine Einrichtung dazu, daß die Sprache ihren
Zweck erfüllen könne.
Wie man etwa sagt: wenn die Dampfmaschine keine Steuerung
hätte, so könnte der Kolben nicht hin und her gehen, wie er soll.
Als könne man sich eine Sprache auch ohne Grammatik denken. |
Die grammatischen Regeln sind, wie sie nun einmal da sind, Regeln des
Gebrauchs der Wörter.
Übertreten wir sie, so können wir deswegen die
Wörter dennoch mit Sinn gebrauchen.
Wozu wären dann die grammatischen Regeln da?
Um den Gebrauch der Sprache im Ganzen gleichförmig zu machen?
(etwa aus ästhetischen Gründen?)
Um den Gebrauch der Sprache als gesellschaftliche
221 Einrichtung zu
ermöglichen? also wie eine Verkehrsordnung, damit keine
Kollision geschieht || entsteht?
(Aber was macht es uns || geht es uns an, wenn eine entsteht?)
Die Kollision, die nicht geschehen || entstehen
darf, darf nicht entstehen können!
D.h., ohne Grammatik ist es nicht eine schlechte
Sprache, sondern keine Sprache. |
221
Anderseits muß man doch sagen, die
Grammatik einer Sprache als allgemein anerkannte Institution
ist eine Verkehrsordnung.
Denn, daß man das Wort “Tisch”
immer in dieser Weise gebraucht, ist nicht der Sprache
als solcher wesentlich, sondern quasi nur eine
praktische Einrichtung. |
231
Wie unterscheiden sich dann die Sprachregeln von denen des
Benehmens? [Anstandes?] || Anstandes?
Wenn man kein wichtiges Ziel angeben kann, das nicht erreicht würde, wenn diese Regeln anders wären. |
239
Der Zweck der Grammatik ist nur der Zweck der Sprache.
Der Zweck der Grammatik ist der Zweck der Sprache. |
231
Woher die Bedeutung der Sprache?
Kann man denn sagen: Ohne Sprache könnten wir uns nicht
miteinander verständigen.
Nein, das ist ja nicht so, wie: ohne Telephon könnten wir nicht von
Amerika nach Europa reden.
(Es sei denn, daß wir unter
“Telephon” jede Vorrichtung verstehen, welche
etc. etc..) |
Wir können aber sagen: Ohne Sprache könnten wir die Menschen
nicht beeinflussen.
232
Oder, nicht trösten.
Oder: nicht ohne eine Sprache Häuser und Maschinen bauen.
|
Es ist auch richtig || sinnvoll
zu sagen, ohne den Gebrauch des Mundes oder der Hände
können sich Menschen nicht verständigen. |
239
Die Worte, die einer bei gewisser Gelegenheit sagt, sind insofern
nicht willkürlich, als gerade diese in der Sprache, die
er sprechen will (oder muß) das meinen, was er
sagen will; d.h., als gerade für sie diese
grammatischen Regeln gelten.
Was er aber meint, d.h. die
grammatischen Regeln sind in sofern nicht willkürlich || das
grammatische Spiel, das er spielt ist insofern nicht willkürlich,
… als er etwa einen
bestimmten || seinen Zweck nur so glaubt
erreichen zu können. |
258
Wie, wenn eine Sprache aus lauter einfachen und unabhängigen Signalen
bestünde?!
Denken wir uns diesen Fall: Es handle sich etwa um die
Beschreibung
259 einer Fläche, auf
der in schwarz und weiß sich allerlei Figuren
zeigen können.
Wäre es nun möglich, alle möglichen Figuren durch unabhängige
Symbole zu bezeichnen || kennzeichnen?
(Ich nehme dabei an, daß ich nur über, sagen wir,
10000 Figuren reden will.)
Wenn ich Recht habe, so muß die ganze
Geometrie in den Regeln über die Verwendung dieser 10000 Signale
wiederkehren.
(Und zwar ebenso, wie die Arithmetik, wenn wir statt 10 unabhängiger
Zahlzeichen eine Billion verwendeten.) |
Um eine Abhängigkeit auszudrücken, bedarf es einer Abhängigkeit.
253 ¤ |
Denken wir uns ein Tagebuch mit Signalen geführt.
Etwa die Seite in Abschnitte für jede Stunde eingeteilt und nun
heißt ‘A’ ich schlafe,
‘B’ ich stehe auf, ‘C’ ich
schreibe, etc.. |
Muß denn nicht die Regel der Sprache –
daß also dieses Zeichen das bedeutet
– irgendwo niedergelegt sein? Muß dann nicht schon, daß sie niedergelegt werden kann, alles besagen? Freilich auch: Mehr als die Regel niederlegen, kann ich nicht. Zeile ˃ Ist die Regel niedergelegt, so ist es eben eine andere Sprache, als wenn sie nicht niedergelegt ist. |
Und warum soll ich, daß ‘A’
in dieser Zeile steht, nicht ein Bild dessen nennen,
daß ich dann schlafen gehe?
Freilich, daß es die Multiplizität dessen
wiedergeben soll die in jenen Worten liegt, kann ich nicht
verlangen.
Der Akt des Schlafengehens war ja auch nicht dadurch bestimmt. (Zeile) Denken wir ich zeichne einen Sitzplan |
Wie kann ich denn kontrollieren, daß es immer dasselbe ist was ich ‘A’ nenne. Es sei denn, daß ich etwa ein Erinnerungsbild zuziehe. Das aber dann zum Zeichen gehört. |
Und wenn ich es nur in der Signalsprache beschreibe, so
weiß ich auch nur, daß A
von B verschieden ist und sonst nichts. |
Wenn z.B. Einer fragte: wie
weißt Du, daß Du jetzt dasselbe
tust, wie vor einer Stunde, und ich antwortete: ich habe
mir's ja aufgeschrieben, hier steht ja ein
‘A’! |
254
Wenn ich mich in dieser Sprache ausdrücke, so werde
ich also mit ‘B’ immer dasselbe meinen.
Es muß || kann einen || keinen
Sinn haben, zu sagen,
daß ich beide Male dasselbe tue, wenn ich den Befehl
‘B’ befolge (oder dasselbe getan habe, als ich
tat, was ich durch ‘B’
bezeichnete). |
143
D.h. die Sprache funktioniert als Sprache nur durch
die Regeln, nach denen wir uns in ihrem Gebrauch richten.
(Wie das Spiel nur durch Regeln als Spiel funktioniert.)
|
Und zwar, ob ich zu mir oder Andern rede.
Denn auch mir teile ich nichts mit, wenn ich Lautgruppen ad hoc
mit irgend welchen Fakten assoziiere. |
Ich muß, wenn ich zu mir rede,
schon auf einem bestehenden || gegebenen
Sprachklavier spielen. |
143
‘Ich verstehe diese Worte’ (die ich etwa zu mir
selbst sage), ‘ich meine etwas damit’, ‘sie
haben einen Sinn’ muß immer dasselbe
heißen,
144
wie: ‘sie sind nicht ad hoc
erfundene Laute, sondern Zeichen aus einem System’.
Ich spiele ein Spiel mit ihnen. |
Etwa﹖, wie die Teilstriche auf einem
Maßstab nur solche sind, wenn sie ein System
bilden. |
144
Denn, wenn wir einen Befehl befolgen, so deuten wir die Worte nicht
willkürlich.
D.h. wieder, wir müssen die Unterscheidung anerkennen zwischen dem ‘Befolgen eines Befehls’ und einem ‘willkürlichen Zuordnen einer Handlung’. |
146
Das Aussprechen eines Satzes wäre kein Porträtieren, wenn ich meine
Worte nicht aus einem System wählte, so daß man
sagen kann, ich wähle sie im Gegensatz zu anderen.
(Wie Farben & Striche)
Aber die Worte, wenn sie nicht in einem grammatischen System stehen, sind ja alle gleichwertig und also wäre es dann ganz gleichgültig, welche ich wählte, ja – man könnte sagen – als Worte würden sie sich (dann) voneinander gar nicht unterscheiden. Man muß die Worte wählen, wie || in demselben Sinne wie man die Striche & Farben wählt, mit denen man einen Körper abbildet. |
149
⇒Zu [wählen der Worte um zu porträtieren]
Warum wir ein Wort – und nicht ein anderes – an dieser Stelle gebrauchen, erfahren wir, wenn wir jemand fragen: warum gebrauchst Du hier das Wort A. Die Antwort wird ◇◇◇ sein: das und das heißt A. Und das ist eine Regel der Grammatik, die die Position des Wortes in der Sprache bestimmt. Und (zum Zeichen, daß es sich hier wirklich um Grammatik handelt) wenn A das Wort “und” gewesen wäre, so könnte man weiter nichts tun, als die Regeln für “und” angeben. |
495
Sage ich jemandem “bringe eine rote Blume” und er bringt
eine, und nun frage ich “warum hast Du mir eine von dieser Farbe
gebracht?” – und er: “das
ist doch rot“ || “diese
Farbe nenne ich || heißt doch
‘rot’”: so ist
dies Letzte ein Satz der Grammatik.
Er rechtfertigt eine Anwendung des Worts. |
Fehlt dieser Satz || diese Regel so
ist die Grammatik des Worts (seine Bedeutung) eine andere.
|
399
Wenn man einen Satz braucht, so muß er schon
irgendwie funktionieren.
Das heißt, man gebraucht ihn nicht, um einer
Tatsache einen Lärm beizuordnen. |
400
Es wäre doch nicht, einen Tatbestand porträtieren, wenn ich etwa
beliebige Striche auf das Papier kritzelte und sagte “es
gibt gewiß eine Projektionsmethode, die diesen
Tatbestand in diese Zeichnung projiziert”. |
Ja auch hier (beim Porträtieren ||
Abbilden) fühle ich mich schon beim ersten Strich
verpflichtet – d.h. er ist nicht
willkürlich.
Jedenfalls aber fängt das Bild erst dort an, wo die
Verpflichtung anfängt. |
249
Ich halte meine Wange, und jemand fragt, warum ich es tue und ich
antworte: “Zahnschmerzen”.
Das heißt offenbar dasselbe, wie “ich habe
Zahnschmerzen”, aber weder stelle ich mir die fehlenden
Worte im Geiste vor, noch gehen sie mir im Sinn irgendwie ab.
Daher ist es auch möglich, daß ich die
Worte “ich habe Zahnschmerzen” in dem
Sinne ausspreche, als sagte ich nur das letzte Wort oder, als wären
die drei nur ein Wort. (Elliptischer Satz. Was tut die Grammatik, wenn sie sagt: “‚Hut und Stock!’ heißt eigentlich ‚gib mir meinen Hut und meinen Stock!’)” |
594
Ein einfaches Sprachspiel ist z.B. dieses:
Man spricht zu einem Kind (es kann aber auch ein Erwachsener
sein) indem man das elektrische Licht in einem Raum andreht:
“Licht”, dann, indem man es abdreht:
“Finster”; und tut das etwa mehrere Male mit
Betonung und variierenden Zeitlängen.
Dann geht man etwa in das Nebenzimmer, dreht von dort aus das Licht im
ersten an und ab und bringt das Kind dazu, daß es
mitteilt, ob es licht oder finster ist. ||
daß es mitteilt:
“Licht”, oder
“Finster”.
Soll ich da nun “Licht” und “Finster” ‘Sätze’ nennen? Nun, wie ich will. – Und wie ist es mit der ‘Übereinstimmung mit der Wirklichkeit’? |
Wenn ich bestimmte einfache Spiele beschreibe, so geschieht es nicht, um
mit ihnen nach und nach die wirklichen Vorgänge der Sprache
– oder des Denkens – aufzubauen, was nur zu Ungerechtigkeiten
führt, – sondern ich stelle die Spiele als solche hin, und lasse sie
ihre aufklärende Wirkung auf die besondern Probleme ausstrahlen. |
595
Man könnte eben sagen: “die Worte
‘Licht’, ‘Finster’ sind hier
als Sätze gemeint und sind nicht einfach Wörter”.
Das heißt, sie sind hier nicht so gebraucht, wie wir
sie in der gewöhnlichen Sprache gebrauchen (obwohl wir tatsächlich auch
oft so sprechen).
Aber wenn ich plötzlich ohne sichtbaren Anlaß das
Wort “Licht” isoliert ausspreche, so wird man
allerdings sagen: “was
heißt das? das ist doch kein Satz” oder:
“Du sagst ‘Licht’, nun was soll's
damit?”
Das Aussprechen des Wortes “Licht” ist in diesem
Fall sozusagen noch ﹖– kein
(kompletter) Zug des Spiels,
which we expect the other to play –﹖. || das, wie wir annehmen, der Andre spielt. |
Wie unterscheidet sich nun “Licht”, wenn es den
Wunsch nach Licht ausdrückt, von “Licht”, wenn es
konstatiert, daß es im Zimmer licht ist?
Daß wir es in jedem Fall anders
meinen?
Und worin besteht das?
In bestimmten Vorgängen, die das Aussprechen begleiten, oder in einem
bestimmten Benehmen, das ihm vorangeht, eventuell es begleitet, und
ihm folgt? |
Wenn ein Mann im Ertrinken “Hilfe!” schreit,
– konstatiert er die Tatsache, daß er
Hilfe bedarf? daß er ohne Hilfe ertrinken
wird? –
Dagegen gibt es den Fall, in dem man, quasi, sich beobachtend sagt
“ich hätte (oder: habe) jetzt den
Wunsch nach …”. |
Ich sage das Wort “Licht!”, – der Andere
fragt mich:
596 “was meinst
Du?” – und ich sage || antworte: “Ich meinte, Du sollst Licht
machen”. –
Wie war das, als ich es meinte?
Sprach ich den “kompletten Satz” in der Vorstellung
unhörbar aus, oder den entsprechenden in einer andern Sprache?
(Ja, das kann vorkommen oder auch nicht.)
Die Fälle, die man alle mit dem Ausdruck “ich meinte”
zusammenfaßt, sind sehr
mannigfach. |
Nun kann man ruhig annehmen: ‘ich meinte, Du solltest Licht
machen’ heißt, daß mir
dabei ein Phantasiebild von Dir in dieser Tätigkeit vorgeschwebt hat,
und ebensogut: der Satz heißt,
daß mir dabei die Worte des vollständigen Satzes in
der Phantasie gegenwärtig waren, oder, daß eins von
diesen beiden der Fall war; – nur muß ich wissen,
daß ich damit eine Festsetzung über die Worte
“ich meinte” getroffen habe und eine engere, als
die ist, welche dem tatsächlichen allgemeinen Gebrauch des Ausdrucks
entspricht. |
Wenn das Meinen für uns irgend eine Bedeutung, Wichtigkeit, haben
soll, so muß dem System der Sätze ein System der
Meinungen zugeordnet sein, was immer für Vorgänge die
Meinungen sein sollen. |
Inwiefern stimmt nun das Wort “Licht” im
obigen Symbolismus oder Zeichenspiel mit einer Wirklichkeit
überein, – oder nicht überein?
Wie gebrauchen wir überhaupt das Wort “übereinstimmen”? – Wir sagen “die beiden Uhren stimmen überein”, wenn sie die gleiche Zeit zeigen, “die beiden Maßstäbe stimmen überein”, wenn gewisse Teilstriche zusammenfallen, 597 “die beiden
Farben stimmen überein”, wenn etwa ihre Zusammenstellung uns
angenehm ist.
Wir sagen “die beiden Längen stimmen überein”, wenn sie
gleich sind, aber auch, wenn sie in einem von uns gewünschten Verhältnis
stehen.
Und, daß sie “übereinstimmen”
heißt dann, nichts andres, als
daß sie in diesem Verhältnis – etwa
1:2 –
stehen.
So muß also in jedem Fall erst festgesetzt werden,
was unter “Übereinstimmung” zu
verstehen ist. –
So ist es nun auch mit der Übereinstimmung einer
Längenangabe mit einer Länge.
Wenn ich sage: “dieser Stab ist 2 m
lang”, so kann ich z.B. erklären || eine Erklärung geben, wie man nach diesem
Satz mit einem Maßstab die Länge des Stabes
kontrolliert, wie man etwa nach diesem Satz einen
Meßstreifen für den Stab erzeugt.
Und ich sage nun, der Satz stimmt mit der Wirklichkeit überein, wenn der
auf diese Weise konstruierte, Meßstreifen, mit
dem Stab übereinstimmt.
Diese Konstruktion eines Meßstreifens illustriert
übrigens, was ich in der “Abhandlung” damit meinte,
daß der Satz bis an die Wirklichkeit herankommt. –
Man könnte das auch so klar machen: Wenn ich die
Wirklichkeit daraufhin prüfen will, ob sie mit einem Satz übereinstimmt, so
kann ich das auch so machen, daß ich sie nun
beschreibe und sehe, ob der gleiche Satz herauskommt.
Oder: ich kann die Wirklichkeit nach grammatischen Regeln in die
Sprache des Satzes übersetzen und nun im Land der Sprache
﹖– den Vergleich
durchführen –﹖.
Als ich nun dem Andern erklärte: “Licht” (indem ich Licht machte), “Finster” (indem ich auslöschte), hätte ich auch sagen können und mit genau derselben Bedeutung: “das ist || heißt ‘Licht’” (wobei ich Licht mache) und “das ist || heißt ‘Finster’” etc., und auch ebensogut: “das stimmt mit ‘Licht’ überein”, “das stimmt mit ‘Finster’ überein”. |
Es kommt eben wieder auf die Grammatik des Wortes
“Übereinstimmung” an, auf seinen
Gebrauch.
Und hier liegt die Verwechslung mit
‘Ähnlichkeit’ nahe, in dem
Sinn, in dem zwei Personen einander ähnlich
598 sind, wenn ich sie
leicht miteinander verwechseln kann.
Ich kann auch wirklich nach der Aussage über die Gestalt eines Körpers eine Hohlform konstruieren, in die nun der Körper paßt, oder nicht paßt, je nachdem die Beschreibung richtig oder falsch war, und die konstruierte Hohlform gehört dann in dieser Auffassung noch zur Sprache (die bis an die Wirklichkeit herankommt). |
Aber auch die Hohlform macht kein finsteres Gesicht, wenn der Körper nicht
in sie paßt. |
600
Wenn das Wort “Übereinstimmung mit der
Wirklichkeit” gebraucht wird || werden
darf, dann nicht als metalogischer Ausdruck, sondern als
Teil eines Kalküls, als Teil der gewöhnlichen Sprache.
Man kann etwa sagen: Im Sprachspiel
“Licht! – Finster!” kommt
der Ausdruck “Übereinstimmung mit der
Wirklichkeit” nicht vor. |
600
In dem Sprachspiel “Licht – Finster”
kommt keine Frage vor. –
Aber wir könnten es auch mit Fragen spielen. |
Behauptung, Frage,
Annahme, etc. |
392
Das Frege'sche
Behauptungszeichen ist am Platze, wenn es nichts weiter bezeichnen soll, als
den Anfang des Satzes.
Man könnte sagen “den Anfang der Behauptung”, im
Gegensatz zu den Sätzen, die in der Behauptung vorkommen können.
Das Behauptungszeichen dient dann demselben Zweck, wie der
Schlußpunkt des vorhergehenden Satzes.
“Ich denke p” hat dann mit “❘-p” eben nur das Zeichen “p” gemein || gemeinsam. |
352
Was zum Wesen des Satzes gehört, kann die Sprache schon darum nicht
ausdrücken, weil es für jeden Satz das Gleiche wäre; und ein Zeichen, das in
jedem Satz vorkommen muß, logisch eine
bloße Spielerei wäre.
Die Zeichen des Satzes sind ja nicht Talismane oder magische
Zeichen, die auf den Betrachter einen bestimmten Eindruck
hervorrufen sollen.
Gäbe es philosophische Zeichen im Satz, so müßte ihre Wirkung || Funktion eine solche unmittelbare sein. |
601
Man hat natürlich das Recht, ein Behauptungszeichen zu verwenden, wenn man
es im Gegensatz etwa zu einem Fragezeichen gebraucht.
Irreleitend ist es nur, wenn man meint, daß die
Behauptung nun aus zwei Akten bestehe, dem Erwägen und dem Behaupten
(Beilegen des Wahrheitswertes, oder dergl.) und
daß wir diese Akte nach dem geschriebenen Satz
ausführen, ungefähr wie wir nach Noten Klavier spielen.
Mit dem Klavierspielen nach Noten ist nun allerdings das laute, oder auch leise, Lesen nach dem geschriebenen oder gedruckten Satz zu vergleichen und ganz analog; aber nichts, was wir ‘denken’ nennen. Ist also z.B. ein Behauptungszeichen im geschriebenen Satz, so wird wieder ein Behauptungszeichen im gelesenen sein (etwa die Betonung, oder der Stimmfall). Aber nicht, als ob im geschriebenen Satz das Zeichen, im gedachten aber die Bedeutung anwesend wäre. – |
Eine Sprache (ich meine eine Sprechart) ist denkbar, in
der es keine Behauptungssätze gibt, sondern nur Fragen und die Bejahung und
Verneinung. |
598
Behauptung, Annahme, Frage.
Man kann auf dem Schachbrett einen Zug in einer Schachpartie machen,
– aber auch während eines Gesprächs über ein Schachproblem zur
Illustration, oder wenn man jemand das Spiel lehrt, –
etc..
Man sagt dann auch etwa: “angenommen, ich zöge
so, …”.
So ein Zug hat Ähnlichkeit mit dem, was man in der
Sprache ‘Annahme’ nennt.
Ich sage nun etwa “im Nebenzimmer ist ein
Dieb”, – der Andre fragt mich “woher
weißt Du das?” und ich antworte:
“oh ich wollte nicht sagen,
daß wirklich ein Dieb im Nebenzimmer ist, ich habe es
nur in Erwägung gezogen”. –
Möchte man da nicht fragen: Was hast Du
erwogen? wie Du Dich benehmen würdest, wenn ein Dieb da wäre, oder,
was für ein Geräusch es machen würde, oder, was er Dir wohl stehlen
würde?
Freges Anschauung könnte man so wiedergeben: daß die Annahme (so wie er das Wort gebraucht) das ist, was die Behauptung, daß p der Fall ist mit der Frage, ob p der Fall ist, gemeinsam hat. Oder auch, daß die Annahme dasselbe ist wie die Frage. Man könnte auch eine Behauptung immer als eine Frage mit einer Bejahung darstellen. Statt “Es regnet”: “Regnet es? Ja!” |
600
Wenn es so etwas gäbe, wie eine Annahme im Sinne Freges, müßte dann nicht die Annahme,
daß p der Fall ist gleich der sein,
daß non-p der Fall ist? |
In dem Sinn, in welchem die Frage “ist
p der
Fall?” die gleiche ist wie “ist
p nicht der
Fall?”. |
599
Es gibt wirkliche Annahmen, die wir eben durch Sätze von der Form
“angenommen p wäre (oder: ist) der
Fall” ausdrücken.
Aber solche Sätze nennen wir nicht vollständig und sie scheinen
sehr ähnlich den Sätzen der Form ||
erinnern uns an Sätze der Form “wenn
p der Fall
ist, …”. |
599
Ist nun aber eine solche Annahme ein Teil
einer Behauptung?
Ist das nicht, als sagte man, die Frage, ob
p der
Fall ist, sei ein Teil der Behauptung,
daß p der Fall ist? |
599
Ist es aber nicht auffällig, daß
wir es in unsern gewöhnlich philosophisch-grammatischen Problemen nie
damit zu tun haben, ob sie sich auf Behauptungen oder Fragen
beziehen?
(Etwa in dem Problem von Idealismus und
Realismus.) |
599
Und welcher Art ist ein Satz, wenn sich Einer eine mögliche Situation,
etwa ihrer Seltsamkeit wegen, notiert?
Oder: die Erzählung eines Witzes? |
Wir könnten || können uns
auch eine Sprache denken, die nur aus Befehlen besteht.
So eine Sprache verhält sich zu der unseren, wie eine primitive Arithmetik
zu unserer.
Und wie jene Arithmetik nicht wesentlich unvollständig ist, so ist es auch
die primitivere Form der Sprache nicht.
|
Gedanke
Denken
|
395
“Wie arbeitet der Gedanke, wie bedient er sich seines
Ausdrucks?” – das ist || klingt analog der Frage:
“wie arbeitet der Webstuhl || Musterwebstuhl, wie bedient er sich der
Karten?” |
Das Gefühl ist, daß mit dem Satz “ich
glaube, daß p der Fall ist” der Vorgang des
Glaubens nicht beschrieben sei (daß vom Webstuhl
nur die Karten gegeben seien und alles übrige bloß
angedeutet ist).
Daß man die Beschreibung “ich glaube
p”
durch die Beschreibung eines Mechanismus ersetzen könnte, worin dann
p,
d.h. jetzt die Wortfolge
“p”, wie die Karten im Webstuhl nur
als ein Bestandteil vorkommen würde.
Aber hier ist der Irrtum: Was immer diese Beschreibung
enthielte, wäre für uns wertlos, außer eben der Satz
p mit
seiner Grammatik.
Sie ist quasi der eigentliche Mechanismus, in
welchem || dem er eingebettet liegt. || |
154
Wenn man fragt “wie macht der Gedanke ||
Satz das, daß er
darstellt?”
So könnte die Antwort sein:
“Weißt Du es denn
(wirklich) nicht?
Du siehst es doch wenn Du denkst || wenn Du ihn
benützt”.
Es ist ja nichts verborgen.
Wie macht der Satz das? – Weißt Du es denn nicht? Es ist ja 155 nichts versteckt. |
zu der vorigen Seite
Daß ‘alles fließt’ scheint uns am Ausdruck der Wahrheit zu hindern, denn es ist, als ob wir sie nicht auffassen könnten, da sie uns entgleitet. |
Aber es hindert uns eben nicht am Ausdruck. –
Was es heißt, etwas Entfliehendes in der
Beschreibung festhalten zu wollen, wissen wir.
Das geschieht etwa, wenn wir das Eine vergessen, während wir das Andere
beschreiben wollen.
Aber darum handelt es sich doch hier nicht.
Und so ist der Ausdruck || das Wort
“entfliehen” anzuwenden. |
155
Aber auf die Antwort “Du weißt ja, wie es
der Satz macht, es ist ja nichts verborgen”,
möchte man sagen: “ja, aber es fließt
alles so rasch vorüber und ich möchte es gleichsam breiter auseinander
gelegt sehen”. |
Aber auch hier irren wir uns.
Denn es geschieht dabei auch nichts, was uns durch die
Geschwindigkeit entgeht. |
156
Warum können wir uns keine Maschine mit einem Gedächtnis denken?
Es wurde oft gesagt, daß das Gedächtnis darin
besteht, daß Ereignisse Spuren hinterlassen, in denen
nun gewisse Vorgänge vor sich gehen müßten.
Wie wenn Wasser sich ein Bett macht und das folgende Wasser in diesem Bett
fließen muß; der eine
Vorgang fährt für den nächsten das Gleise aus. || der
eine Vorgang fährt das Gleise aus, das den andern führt.
Geschieht dies nun aber in einer Maschine, wie es wirklich geschieht, so
sagt niemand, die Maschine habe Gedächtnis, oder habe sich den einen Vorgang
gemerkt. |
Nun ist das aber ganz so, wie wenn man sagt, eine Maschine kann nicht
denken, oder kann keine Schmerzen haben.
Und hier kommt es darauf an, was man darunter versteht “Schmerzen
zu haben”.
Es ist klar, daß ich mir eine Maschine denken kann,
die sich genau so benimmt (in allen Details), wie ein Mensch der
Schmerzen hat.
Oder vielmehr: ich kann den Andern eine Maschine nennen, die
Schmerzen hat, d.h.: den andern
Körper.
Und ebenso, natürlich, meinen Körper.
Dagegen hat das Phänomen der Schmerzen, wie es auftritt, wenn
‘ich Schmerzen habe’, mit meinem Körper,
d.h. mit ¤ den
Erfahrungen die ich als Existenz meines Körpers zusammenfasse, gar nichts
zu tun.
(Ich kann Zahnschmerzen haben ohne Zähne.)
Und hier hat nun die Maschine gar keinen Platz. –
Es ist klar, die Maschine kann nur einen physikalischen Körper
ersetzen.
Und in dem Sinne, wie man von einem solchen sagen
kann, er “habe” Schmerzen, kann man es auch von einer
Maschine sagen.
Oder wieder, die Körper, von denen wir sagen, sie hätten
Schmerzen, können wir mit Maschinen vergleichen, und auch Maschinen
nennen. |
Und ganz ebenso verhält es sich mit dem Denken und dem Gedächtnis.
|
Es ist uns – wie gesagt – als ginge es uns mit dem
Gedanken
157 so,
wie mit einer Landschaft, die wir gesehen haben und beschreiben sollen, aber
wir erinnern uns ihrer nicht genau genug, um sie in﹖ allen
ihren Zusammenhängen beschreiben zu können.
So, glauben wir, können wir das Denken nachträglich nicht beschreiben,
weil uns alle die vielen feineren Vorgänge dann verloren
gegangen sind.
Diese feinen Verhäkelungen möchten wir sozusagen unter der Lupe sehen. |
Hier will man sein Wesen aus seinem Zweck, seiner Funktion erklären. |
394
Wir fragen: Was ist ein Gedanke, welcher Art
muß etwas sein, um die Funktion des Gedankens
verrichten zu können?
Und diese Frage ist ganz analog der: Was ist, oder wie
funktioniert, eine Nähmaschine.
“Wie macht sie das?”
Aber die Antwort könnte sein: Schau den Stich an; alles, was
der Nähmaschine wesentlich ist,
ist in ihm zu sehen; alles andre kann so, oder anders sein. |
Wir fragen, wie muß der Gedanke
beschaffen sein, um seine Bestimmung || Funktion zu erfüllen; aber was ist denn seine
Bestimmung || Funktion?
Wenn sie nicht in ihm selbst liegt
(d.h. wenn sie nicht ist,
(das﹖) zu sein, was er
ist), liegt sie in seiner Wirkung; aber die
interessiert uns nicht. |
68
Wir sind nicht im Bereiche der Erklärungen und jede Erklärung klingt
◇◇◇ ﹖ uns trivial. |
Aber dieser Verzicht auf die Erklärung macht es so schwer zu
fassen || sagen, was der Gedanke
eigentlich leistet || uns eigentlich
bedeutet. |
Man kann etwa sagen: Er rechnet auf Grund von
Gegebenem und endet in einer Handlung. |
68
Die Berechnung der Wandstärke eines Kessels und, der
69 entsprechenden, Verfertigung ist ein
sicheres Beispiel des Denkens. ||
muß ein Beispiel des Denkens sein.
|| Die
Berechnung der Wandstärke eines Kessels und die dieser entsprechenden
Verfertigung ist ein sicheres Beispiel des
Denkens || Zweck des Denkens. || muß ein
Beispiel des Denkens sein. |
Der Schritt, der von der Berechnung auf dem Papier zur Handlung führt, ist
noch ein Schritt der Rechnung. |
118
Wir sagen: für uns gibt es nicht wesentlich
äußere und innere Vorgänge.
(Jeder Vorgang ist in gewissem Sinne ein äußerer
Vorgang.) Wir || Wir sagen, wir werden das Denken untersuchen von dem Standpunkt aus, daß es auch von einer Maschine ausgeführt werden könnte. Aber hier befinden wir uns in einer gänzlich falschen Betrachtungsweise. Wir sehen das Denken für || als einen Vorgang wie das Schreiben an, oder das Weben, als wäre es das Erzeugen eines Produkts, des Gedankens, wie das Weben, das Erzeugen eines Stoffes, etc.. Und dann läßt sich natürlich sagen, daß dieser Vorgang der Erzeugung sich im Wesentlichen auch maschinell muß denken lassen. |
9
Sokrates zu
Theaitetos: “Und
wer vorstellt, sollte nicht etwas vorstellen?”
Theaitetos: “Notwendig”.
Sokrates: “Und wer etwas vorstellt,
nichts
16
Wirkliches?”
Theaitetos: “So scheint es”. |
311
“Ist die Vorstellung nur die Vorstellung, oder ist sie
Vorstellung von Etwas in der Wirklichkeit?”
Und von dieser Frage aus könnte man || Und von dieser Frage aus könnte man … auch die Beziehung der Vorstellung zum gemalten Bild erfassen. |
Die Frage könnte aber nicht heißen:
“Ist die Vorstellung immer Vorstellung von etwas, was in der Wirklichkeit existiert”
– denn das ist sie offenbar nicht immer –; sondern, es
müßte heißen: bezieht sich
die Vorstellung immer, wahr oder falsch, auf Wirklichkeit. –
Denn das kann man von einem gemalten Bild nicht sagen. –
Aber worin besteht dieses ‘sich auf die Wirklichkeit
beziehen?’
Es ist doch wohl die Beziehung des Porträts zu seinem Gegenstand.
|
Aber warum sollte man dann nicht sagen, daß eine
Vorstellung Vorstellung eines Traumes sei? |
50
Wenn mir heute geträumt hat, daß N mich
besuche, und N besucht mich nun wirklich, so
war darum jene Traumphantasie﹖ keine
Erwartung, und die Tatsache, daß N mich
besuchte, keine Erfüllung der || einer Erwartung.
|
137'
Denn diese || Diese
Situation ist ◇◇◇ nicht denkbar: Ich habe
irgend ein Vorstellungsbild vor mir und sage: “jetzt
weiß ich nicht, ist das eine Erwartung oder eine
Erinnerung, oder nur ein Bild ohne jede Beziehung zur
Wirklichkeit”.
Und das zeigt eigentlich, daß die Erwartung mit der Wirklichkeit unmittelbar zusammenhängt. Denn man könnte natürlich nicht sagen, daß auch die Zukunft, von der die Erwartung spricht – ich meine der Begriff der Zukunft – nur die wirkliche Zukunft vertritt! Denn ich erwarte ebenso wirklich, wie ich warte. |
50
Eine Gedankenprothese ist darum nicht möglich, weil der Gedanke für uns
nichts spezifisch Menschliches ist.
Wir könnten die Rechenmaschine als eine Prothese statt der 10 Finger ansehen, aber die Rechnung ist nichts spezifisch Menschliches und für sie gibt es keinen Ersatz || keine Prothese. |
Ort des Denkens |
125
Eine der gefährlichsten Ideen ist, merkwürdigerweise,
daß wir mit dem Kopf, oder im Kopf, denken.
|
Die Idee von einem Vorgang im Kopf, in dem gänzlich abgeschlossenen Raum,
gibt dem Denken etwas Okkultes. |
161
“Das Denken geht im Kopf vor sich”
heißt eigentlich nichts anderes, als, unser Kopf hat
etwas mit dem Denken zu tun.
Man sagt freilich auch: “ich denke mit der Feder auf dem
Papier” und diese Ortsangabe ist mindestens so gut, wie die
erste. |
Wenn wir fragen “wo geht das Denken vor sich”, so ist
dahinter immer die Vorstellung eines maschinellen Prozesses, der in einem
abgeschlossenen Raum vor sich geht, sehr ähnlich, wie der Vorgang in der
Rechenmaschine. |
119 Schon die Bezeichnung ‘Tätigkeit’ für's Denken ist in einer Weise irreführend. Wir sagen: das Reden ist eine Tätigkeit unseres Mundes. Denn wir sehen dabei unseren Mund sich bewegen und fühlen es, etc. In demselben || diesem Sinne kann man nicht sagen, das Denken sei eine Tätigkeit unseres Gehirns. Und kann man sagen, das Denken sei eine Tätigkeit des Mundes oder des Kehlkopfs oder der Hände (etwa, wenn wir schreibend denken)? Zu sagen, Denken sei eben eine Tätigkeit des Geistes, wie Sprechen des Mundes, ist eine Travestie (der Wahrheit). Wir gebrauchen eben ein Bild, wenn wir von der Tätigkeit des Geistes reden. |
Das Denken ist nicht mit der Tätigkeit eines Mechanismus zu vergleichen,
die wir von außen sehen ||
der wir von außen
zuschauen, deren Inneres wir aber || aber wir sehen
müßten || müssen
um sie zu verstehen. || Das Denken ist nicht die Tätigkeit eines Mechanismus, der wir von außen zusehen, deren Inneres aber erforscht werden muß. || Das Denken ist nicht mit der Tätigkeit eines Mechanismus zu vergleichen, den wir von außen sehen, in dessen Inneres wir aber erst dringen müssen. |
161
Die Wendung “daß etwas in unserem Geist vor
sich geht”, soll, glaube ich, andeuten, daß
es im physikalischen Raum nicht lokalisierbar ist.
Von Magenschmerzen sagt man nicht, daß sie in
unserem Geist vor sich gehen, obwohl der physikalische Magen ja nicht der
unmittelbare Ort der Schmerzen ist in dem Sinn, in
welchem er der Ort der Verdauung ist. |
Gedanke & Ausdruck des
Gedankens. |
37
Meine Ansicht
ist, daß der Gedanke wesentlich das ist || Der Gedanke ist
wesentlich das, was durch den Satz ausgedrückt ist, wobei
‘ausgedrückt’ nicht heißt
‘hervorgerufen’.
Ein Schnupfen wird durch ein kaltes Bad hervorgerufen, aber nicht
durch ein kaltes Bad ausgedrückt. |
41
Man hat nicht den Gedanken, und daneben die Sprache. –
Es ist also nicht so, daß man für den
Anderen || Andern die Zeichen,
für sich selbst aber einen stummen Gedanken hat.
Gleichsam einen gasförmigen oder ätherischen Gedanken, im
Gegensatz zu sichtbaren, hörbaren Symbolen. |
41
Man könnte so sagen, am Gedanken ist nichts
wesentlich privat. –
Es kann jeder in ihn Einsicht nehmen. |
Man hat nicht den Zeichenausdruck und daneben, für sich selbst, den
(gleichsam dunkeln) Gedanken.
Dann wäre es doch auch zu merkwürdig, daß man den
Gedanken durch die Worte sollte wiedergeben können. |
D.h.: wenn der Gedanke nicht schon artikuliert
wäre, wie könnte der Ausdruck durch die Sprache ihn artikulieren.
Der artikulierte Gedanke aber ist in allem Wesentlichen ein Satz.
|
17
Wie sich der Gedanke zur Rede verhält, kann man am besten verstehen, wenn
man bedenkt, ob etwa das ‘Verständnis’ (der Gedanke)
einer Rechnung (etwa || z.B. einer Multiplikation) als
gesonderter Prozeß neben dem Rechnungsvorgang
einherläuft. |
Wenn man das Verstehen, Wissen, etc., als
Zustand auffaßt, dann nur hypothetisch
im Sinne einer psychischen Disposition, welche auf derselben Stufe steht,
wie eine physiologische Disposition. |
“Dachtest Du denn, als Du den Satz sagtest, daran,
daß Napoleon …” – “ich dachte nur, was ich
sagte”. |
10
Plato nennt die Hoffnung eine
Rede.
(Philebos.) |
258
Der Gedanke ist kein geheimer – und verschwommener –
Prozeß von dem wir nur Andeutungen in der Sprache
sehen, als wäre die Negation ein Stoß und der Gedanke
darauf wie﹖ ein unbestimmter Schmerz, von diesem
Stoß hervorgerufen, aber gänzlich von ihm
verschieden. |
384
Gedankenlesen kann nur darin bestehen, daß wir
Zeichen interpretieren, also einfach lesen (nur vielleicht
andere Zeichen).
Oder aber es besteht darin, daß Einem, wenn man des
Anderen Hand hält (oder in andrer Art mit ihm in Kontakt steht)
Gedanken kommen, die durch nachträgliche Fragen als die Gedanken auch des
Anderen erkannt werden.
Aber da handelt es sich überhaupt um kein Lesen, sondern es wäre nur die
Hypothese erlaubt, daß zwei Leute unter
gewissen Umständen das Gleiche dächten. |
Ist das Denken ein augenblicklicher Vorgang oder etwa ein andauernder
Zustand, wovon die Worte, der Satz, nur eine ungeschickte Wiedergabe sind
(sodaß man etwa sagen könnte, wie von dem Eindruck
einer Landschaft: Worte können das gar nicht
wiedergeben)?
Der Gedanke braucht solange wie sein Ausdruck.
Weil der Ausdruck der Gedanke ist. |
Ich habe einmal gelesen, daß ein französischer
Politiker gesagt hat, die französische Sprache sei dadurch ausgezeichnet,
daß in ihr die Wörter in der Ordnung folgen,
wie man wirklich denkt. |
385
Niemand würde fragen, ob die Multiplikation zweier Zahlen (etwa nach
der gewöhnlichen Art durchgeführt) gleichläuft mit dem Gedanken.
Weil jeder die Multiplikation als ein ein Instrument ansieht.
Während man den Gedanken nicht als ein Instrument ansieht. |
390
Die Idee, daß eine Sprache eine Wortfolge haben
kann, die der Reihenfolge des Denkens entspricht, im Gegensatz zu einer
anderen Sprache, rührt von der Auffassung her, daß das
Denken vom Ausdruck der Gedanken getrennt vorgeht.
Also ein wesentlich anderer Vorgang ist.
Nach dieser Auffassung könnte man nun freilich sagen: Die
wesentlichen Eigenschaften des Negationszeichens offenbaren sich freilich
erst nach und nach im Gebrauch, aber ich denke die
Negation auf einmal.
Das Zeichen “nicht” ist ja nur ein Hinweis auf den
Gedanken “nicht”.
Es stößt mich nur, daß ich das
Rechte denke.
(Es ist nur Signal.) |
139'
Willkürlichkeit des sprachlichen Ausdrucks: Könnte man
sagen: das Kind muß das Sprechen
einer bestimmten Sprache zwar lernen, aber nicht das Denken,
d.h. es würde von selber denken, auch ohne irgend eine
Sprache zu lernen?
(([D.h. Willkürlichkeit, wie sie
gewöhnlich aufgefaßt wird.]
Sozusagen: “auf den Gedanken kommt es an, nicht
auf die Worte”.)) Ich meine aber, wenn es denkt, so macht es sich eben Bilder und diese sind in einem gewissen Sinne willkürlich, insofern nämlich, als andere Bilder denselben Dienst geleistet hätten. Und andererseits ist ja die Sprache auch natürlich entstanden, d.h., es muß wohl einen ersten Menschen gegeben haben, der einen bestimmten Gedanken zum ersten Mal in gesprochenen Worten ausgedrückt hat. Und übrigens ist das Ganze gleichgültig, weil jedes Kind, das die Sprache lernt, sie nur in dieser Weise lernt, daß es anfängt in ihr zu denken. Plötzlich anfängt; ich meine: Es gibt kein Vorstadium, in welchem das Kind die Sprache zwar schon gebraucht, sozusagen zur Verständigung gebraucht, aber noch nicht in ihr denkt. |
109
[zu „der Sinn keine Seele“]
?
Ist es quasi eine Verunreinigung des Sinnes, daß wir
ihn in einer bestimmten Sprache, mit ihren Zufälligkeiten, ausdrücken und
nicht gleichsam körperlos und rein﹖? ∫
Nein, denn es ist wesentlich, daß ich die
Idee der Übersetzung von einer Sprache in die andere
verstehe. |
110
Spiele ich eigentlich doch nicht das Schachspiel selbst, da die Figuren
ja﹖ auch anders sein könnten?! |
Da der Sinn eines Satzes ganz in der Sprache fixiert ist, und es auf den
Sinn ankommt, so ist jede Sprache gleich gut.
Der Sinn aber ist, was Sätze, die in einander
übersetzbar sind, gemein haben. |
“Der Gedanke, dieses seltsame Wesen.” |
50
[zu „wie denkt man den Satz
‘p’”]?
Der Gedanke, soweit man überhaupt von ihm reden kann, muß etwas ganz hausbackenes sein. (Man pflegt sich ihn als etwas Ätherisches, noch Unerforschtes, zu denken; als handle es sich um Etwas, dessen Außenseite bloß wir kennen, dessen Wesen aber noch unerforscht ist, etwa wie das unseres Gehirns || unser Gehirn.) |
Der Gedanke hat aber nur eine Außenseite und kein
Innen.
Und ihn analysieren heißt nicht in ihn
dringen. |
Zweck des Denkens.
Grund des Denkens.
|
84
Wozu denkt der Mensch? wozu ist es nütze?
Wozu berechnet er Dampfkessel und
überläßt nicht dem Zufall, wie stark er ihre
Wand || Wände macht || wie stark die Wand des
Kessels wird?
Es ist doch nur Erfahrungstatsache, daß Kessel, die
so berechnet wurden, nicht so oft explodieren || explodierten.
Aber so, wie er alles eher täte, als die Hand ins Feuer stecken, das ihn
früher gebrannt hat, so wird er alles eher tun, als den Kessel nicht
berechnen.
Da uns aber Ursachen nicht interessieren, so können wir nur
sagen: die Menschen denken tatsächlich: sie gehen
(z.B.) auf diese Weise vor, wenn sie einen
Dampfkessel bauen. –
Und dieses Vorgehen hat sich bewährt.
Kann nun ein so erzeugter Kessel nicht explodieren?
Oh ja. – |
89
Sich etwas überlegen.
Ich überlege, ob ich jetzt ins Kino gehen soll.
Ich mache mir ein Bild der Zeiteinteilung des Abends.
Ich könnte es auch sehr wohl graphisch darstellen.
Aber wozu tue ich das??
Ich mache ja kein “Gedankenexperiment”! |
90
Wir verstehen alle, was es heißt, in einem
Kalender nachschlagen, an welchem Tag der Woche wir frei sind.
Das Bild, das wir sehen, ist etwa |M|D|M|D|F|S|S54 und wir
sagen nun, wir seien nur Freitag frei, und handeln
demgemäß.
Mit welcher Berechtigung aber handeln wir nach dem
Bild? |
104
Wir erwarten etwas und handeln nach der || dieser
Erwartung. || der Erwartung
gemäß.
Muß
die
105 Erwartung eintreffen?
Nein.
Warum aber handeln wir nach der Erwartung?
Weil wir dazu getrieben werden, wie dazu, einem Automobil auszuweichen,
uns niederzusetzen, wenn wir müde sind und aufzuspringen, wenn wir uns auf
einen Dorn gesetzt haben. |
134'
Die Natur des Glaubens an die Gleichförmigkeit des Geschehens wird
vielleicht am klarsten im Falle, in dem wir Furcht vor dem erwarteten
Ereignis empfinden.
Nichts könnte mich dazu bewegen, meine Hand in die Flamme zu
stecken, obwohl ich mich doch nur in der Vergangenheit
verbrannt habe. |
73
Daß mich das Feuer brennen wird, wenn ich die Hand
hineinstecke: das ist Sicherheit.
D.h., da sehe ich was Sicherheit bedeutet. (Nicht nur was das Wort “Sicherheit” bedeutet, sondern auch, was es mit ihr auf sich hat.) |
735
Der Glaube, daß mich das Feuer brennen wird, ist von
der Natur der Furcht, daß es mich brennen
wird. |
Wenn man mich ins Feuer zöge, so würde ich mich wehren und nicht gutwillig
gehn; und ebenso würde ich schreien: “das Feuer wird mich
brennen!” und ich würde nicht schreien:
“vielleicht wird es ganz angenehm sein!” |
Ich kalkuliere so, weil ich nicht anders kalkulieren
kann.
(Ich glaube das, weil ich nicht anders glauben
kann.) |
268
Es läßt sich
kein || Man kann keinen Grund
angeben, weswegen man denken soll.
Es sei denn ein Grund, von der Art dessen, weswegen man essen soll. |
Man kann einen Gedanken aus anderen begründen, aber nicht das
Denken.
Das, glaube ich, ist es, was unsere Untersuchung rein beschreibend
macht. |
567
Es läßt sich kein rationaler Grund angeben, weshalb
wir denken müssen || sollten,
[müßten]. |
579
Ich nehme an, daß dieses Haus nicht in einer halben
Stunde zusammenstürzen wird.
Wann nehme ich das an?
Die ganze Zeit? und was ist dieses Annehmen für eine
Tätigkeit?
Heißt, das annehmen, nicht (wieder)
zweierlei?
Einmal bezeichnet es eine hypothetische psychologische Disposition; einmal
den Akt des Denkens, Ausdrückens, jenes Satzes || des Satzes “das Haus wird nicht
einstürzen”.
Im ersten Sinne ist das Kriterium dafür,
daß ich jene Annahme mache || das annehme das, was ich sonst sage, fühle
und tue; im andern Sinn, daß ich einen Satz sage, der
wieder ein Glied einer Rechnung ||
Kalkulation ist.
Nun sagt man: Du mußt aber doch einen Grund
haben, das anzunehmen, sonst ist die Annahme ungestützt und wertlos
(erinnere Dich daran, daß wir zwar auf der Erde
stehen, die Erde aber nicht wieder auf irgend etwas; und Kinder glauben, sie
müsse fallen, wenn sie nicht gestützt ist).
Nun, ich habe auch Gründe zu meiner Annahme.
Sie lauten etwa: daß das Haus schon jahrelang
gestanden hat, aber nicht so lang, daß es schon
baufällig sein könnte, etc. etc..
Was ein Grund wofür ist (Was als
Grund wofür gilt), kann von vornherein angegeben werden und
beschreibt || bestimmt einen Kalkül, in
welchem || dem eben das eine ein Grund
des andern ist.
Soll aber nun ein Grund für diesen ganzen Kalkül gegeben werden, so sehen
wir, daß er fehlt.
Fragt man aber, ob der Kalkül also eine willkürliche Annahme ist, so ist
die Antwort, daß er so wenig ist, wie die Furcht vor
dem Feuer oder einem wütenden Menschen, der sich uns nähert.
Wenn man nun sagt: gewiß sind doch die Regeln der Grammatik, 580 nach denen wir
vorgehen und operieren, nicht willkürlich; so müßte
man zur Antwort fragen: Gut also, warum denkt denn ein Mensch
wie er denkt? warum geht er denn durch diese Denkhandlungen?
(gefragt ist hier natürlich nach den Gründen, nicht
Ursachen).
Nun, da lassen sich Gründe in dem Kalkül angeben; und ganz zum
Schluß ist man dann versucht zu sagen:
“es ist eben sehr wahrscheinlich, daß
sich das Ding jetzt so verhalten wird, wie es sich immer verhalten
hat” || … daß das Ding
jetzt das gleiche Verhalten zeigen wird, das es immer gezeigt
hat”, – oder dergleichen.
Eine Redensart, die den Anfang des
Raisonnements verhüllt und
hier || an diesem
Anfang eine ähnliche Rolle spielt, wie der Schöpfer am
Beginn || Anfang der Welt, der || welcher zwar in Wirklichkeit nichts erklärt,
aber ein
den Menschen akzeptabler Anfang ist. || einen den Menschen akzeptablen
Anfang macht.
Das, was so schwer einzusehen ist, ist, daß, solange wir ein Wahr-Falsch-Spiel spielen || daß, solange wir im Bereich der Wahr-Falsch-Spiele bleiben, eine Änderung der Grammatik uns nur von einem solchen Spiel zu einem andern führen kann, aber nicht von etwas Wahrem zu etwas Falschem. Und wenn wir anderseits aus dem Bereich dieser Spiele heraustreten, so nennen wir es eben nicht mehr Grammatik, und zu einem Widerspruch mit der Wirklichkeit kommen wir wieder nicht. |
Denken wir uns die Tätigkeit in einem Haus, in einer Werkstätte.
Da wird gehobelt, gesägt, gestrichen,
etc. etc.; und außerdem
gibt es da eine Tätigkeit, die man ‘rechnen || Rechnen’ nennt, und die sich scheinbar
von allen den andern unterscheidet || von allen diesen
unterscheidet, besonders, was den ||
ihren Grund anbelangt.
Wir machen da etwa ein Bild, die Tätigkeit des Rechnens (Zeichnens,
etc.) verbindet Teile der andern Tätigkeit.
Er setzt aus, rechnet etwas, dann mißt er und
arbeitet mit dem Hobel weiter.
Er setzt auch manchmal aus, um das Hobelmesser zu schleifen; aber
ist
581 diese Tätigkeit
analog der andern des Kalkulierens? –
“Aber Du glaubst doch auch, daß mehr
Kessel explodieren würden || mehr Kesselexplosionen wären, wenn die Kessel nicht berechnet würden”.
“Ja, ich glaube es; – aber was will das
sagen?”
Folgt daraus, daß weniger sein
werden?
Und was ist denn die Grundlage dieses Glaubens?
Wenn man nun nach dem Grund einer einzelnen Denkhandlung (Kalkülhandlung) fragt, so erhält man als Antwort die Auseinandersetzung eines Systems dem die Handlung angehört. |
Grammatik
|
Die Grammatik ist keiner Wirklichkeit verantwortlich, Rechenschaft schuldig. Die grammatischen Regeln bestimmen erst die Bedeutung (konstituieren sie) & sind darum keiner Bedeutung verantwortlich & insofern willkürlich. |
256
Angenommen, wir lassen die Übersetzung in die
Gebärdensprache fort; zeigt es sich dann in der Anwendung (ich
meine, in den grammatischen Regeln der Anwendung),
daß diese Übersetzung möglich
ist? |
257
Und kann es sich nur zeigen, daß die
möglich ist, oder auch, daß sie
notwendig ist?
Wenn sie notwendig ist, so heißt das, daß die Sprache vermittels des roten Täfelchens in irgend einem Sinn notwendig ist; und nicht gleichberechtigt der Wortsprache. |
Aber55 wie könnte das sein? denn dann wären ja die hinweisenden
Erklärungen überflüssig: das heißt aber schon,
implizite in den andern enthalten.
Wie kann denn eine Regel eines Spiels überflüssig sein,
wenn es eben das Spiel sein soll, was auch durch
diese Regel charakterisiert wird. |
Der56 || Mein Fehler besteht hier immer wieder darin,
daß ich vergesse daß erst
alle Regeln das Spiel, die Sprache, charakterisieren, und
daß diese Regeln nicht einer Wirklichkeit
verantwortlich sind, so daß sie von ihr kontrolliert
würden, und so daß man von einer Regel bezweifeln
könnte, daß sie notwendig, oder richtig, wäre.
(Vergleiche das Problem der Widerspruchsfreiheit der
Nicht-euklidischen
Geometrie.) |
240
In wiefern kann nun || Kann
nun diese hinweisende Erklärung mit den übrigen Regeln der
Verwendung des Worts kollidieren? |
Denn eigentlich dürfen || können ja Regeln nicht kollidieren,
außer sie widersprechen einander.
Denn im Übrigen bestimmen sie ja eine Bedeutung, und
sind nicht einer verantwortlich, so daß sie ihr
widersprechen könnten.
((Dazu eine Bemerkung, daß die
hinweisende Erklärung eine
der Regeln ist, die von einem Wort gelten.)) |
500
Eine Sprache ist, was sie ist, und eine andere Sprache ist nicht
diese Sprache.
Ich gebrauche also die Nummern des Musterkataloges anders, als die Wörter
“rot”, “blau”,
etc.. |
216
Es kann keine Diskussion darüber geben, ob diese Regeln oder
andere, die richtigen für das Wort ‘nicht’
sind.?
Denn das Wort hat ohne diese || die Regeln noch keine
Bedeutung, und wenn wir die Regeln ändern, so hat es nun eine andere
Bedeutung (oder keine) und wir können dann ebensogut auch das Wort
ändern.
Daher sind diese Regeln willkürlich, weil die Regeln erst das Zeichen
machen. |
205
Das einzige Korrelat, in der Sprache, zu einer Naturnotwendigkeit ist eine
willkürliche Regel.
Sie ist das einzige, was man von dieser Notwendigkeit in Sätze || einen Satz abziehen kann. |
581
Wenn man fragt “warum gibst Du Eier in diesen Teig”, so
ist die Antwort etwa “weil der Kuchen dann besser
schmeckt”.
Also, man hört || erfährt eine
Wirkung und sie wird als Grund gegeben.
Wenn ich dem Holzblock eine bestimmte Form geben will, so ist der Hieb der richtige, der diese Form erzeugt. – Ich nenne aber nicht das Argument das richtige, das die erwünschten Folgen hat. Vielmehr nenne ich die Rechnung falsch, obwohl || auch wenn die Handlungen, die dem Resultat entspringen, zum gewünschten Ende geführt haben. (“Ich mach' den Haupttreffer, und er will mich belehren!”) Das zeigt, daß die Rechtfertigungen in den beiden Fällen verschiedene sind, und also “Rechtfertigung” verschiedenes in beiden bedeutet. In einem Fall kann man sagen: “Wart' nur, Du wirst schon sehen, daß das Richtige (d.h. hier: Gewünschte) herauskommt”; im andern ist dies keine Rechtfertigung. Wenn man nun von der Willkürlichkeit der grammatischen Regeln spricht, so kann das nur bedeuten, daß es die Rechtfertigung, die in der Grammatik als solcher gilt, nicht für die Grammatik gilt. Und wenn 582 man das Rechnen
und || aber nicht das Kochen dem Spiel
vergleicht, ﹖– so ist es eben aus || aus eben
diesem Grunde || Grund –﹖.
Das ist aber auch der Grund, warum man das Kochen keinen Kalkül nennen
würde.
Wie ist es aber mit dem Aufräumen eines Zimmers, oder dem Ordnen eines
Bücherschrankes, – oder dem Stricken eines bestimmten
Musters?
Diese Dinge kommen dem Spiel in irgendeiner Weise näher.
Ich glaube, der Grund, warum man das Kochen kein Spiel zu nennen versucht
ist, ist der: es gibt natürlich auch für das Kochen Regeln, aber
“Kochen” bezeichnet nicht wesentlich eine Tätigkeit nach
diesen Regeln, sondern eine Tätigkeit, die ein bestimmtes Resultat
hat.
Es ist z.B. etwa eine Regel,
daß man Eier 3 Minuten lang kocht, um weiche Eier zu
erhalten; wird aber durch irgend welche Umstände das gleiche Ergebnis durch
5 Minuten langes Kochen erreicht, so sagt man nun nicht “das
heißt dann nicht ‘weiche Eier
kochen’”.
Dagegen heißt “Schachspielen”
nicht die Tätigkeit, die ein bestimmtes Ergebnis hat, sondern dieses Wort
bedeutet eine Tätigkeit, die nach gewissen Regeln ausgeführt wird.
Die Regeln der Kochkunst hängen mit der Grammatik des Wortes
“kochen” anders zusammen, als die Regeln des Schachspiels
mit der Grammatik des Wortes “Schach spielen” und als die
Regeln des Multiplizierens mit der Grammatik des Wortes
“multiplizieren”.
Die Regeln der Grammatik sind so (d.h. in demselben Sinne) willkürlich, & in demselben Sinne nicht willkürlich wie die Wahl einer Maßeinheit. Aber das kann doch nur heißen, daß sie von der Länge des zumessenden || Zumessenden unabhängig ist. Und daß nicht die Wahl der einen Einheit ‘wahr’, der andern ‘falsch’ ist, wie die Angabe der Länge wahr oder falsch ist. Was natürlich nur eine Bemerkung über die Grammatik des Wortes “Längeneinheit” ist. Man ist versucht, die Regeln der Grammatik durch Sätze zu rechtfertigen von der Art: “Aber es gibt doch wirklich 4 primäre Farben”; und gegen die Möglichkeit dieser Rechtfertigung, die nach dem Modell der Rechtfertigung eines Satzes durch (den﹖) Hinweis auf seine Verifikation gebaut ist, richtet sich das Wort, daß die Regeln der Grammatik willkürlich sind. 583
Kann man aber nicht doch in irgend einem Sinne sagen, daß die Grammatik der Farbwörter die Welt, wie sie tatsächlich ist, charakterisiert? Man möchte sagen: kann ich nicht wirklich vergebens nach einer fünften primären Farbe suchen? (Und wenn man suchen kann, dann ist ein Finden denkbar.) Nimmt man nicht die primären Farben zusammen, weil sie eine Ähnlichkeit haben, oder zum mindesten die Farben, im Gegensatz z.B. von || zu den Formen oder Tönen, weil sie eine Ähnlichkeit haben? Oder habe ich, wenn ich diese Einteilung der Welt als die richtige hinstelle, schon eine vorgefaßte Idee als Paradigma im Kopf? Von der ich dann etwa nur sagen kann: “ja, das ist die Weise || Art, wie wir die Dinge betrachten”, oder “wir wollen eben ein solches Bild (von der Wirklichkeit) machen”. Wenn ich nämlich sage: “die primären Farben haben doch eine bestimmte Ähnlichkeit miteinander” – woher nehme ich den Begriff dieser Ähnlichkeit? D.h.: habe ich hier eine Funktion “x ähnlich mit y”, in die ich die Farben als Argumente einsetzen kann? Ist nicht so, wie der Begriff “primäre Farbe” nichts andres ist, als “blau oder rot oder grün oder gelb”, – auch der Begriff jener Ähnlichkeit nur durch die vier Farben gegeben? Ja, sind sie nicht die gleichen! – “Ja, könnte man denn auch rot, grün und kreisförmig zusammenfassen?” – Warum nicht?! Die Wichtigkeit in einem Spiel liegt darin, daß wir dieses Spiel spielen. Daß wir diese Handlungen ausführen. Es verliert seine Wichtigkeit nicht dadurch, daß es selbst nicht wieder eine Handlung in einem andern (übergeordneten) Spiel ist. Warum nenne ich die Regeln des Kochens nicht willkürlich; und warum bin ich versucht, die Regeln der Grammatik willkürlich zu nennen? Weil das ‘Kochen’ durch seinen Zweck definiert ist, dagegen der Gebrauch der Sprache nicht. Darum ist der Gebrauch der Sprache in einem gewissen Sinne autonom, in dem das Kochen und Waschen es nicht ist. Denn, wer sich beim Kochen nach andern als den richtigen Regeln richtet, kocht schlecht; aber wer sich nach andern Regeln als denen des Schach richtet, spielt ein anderes Spiel und wer sich nach andern grammatischen Regeln richtet, als den 584 und den, spricht darum
nichts Falsches, sondern von etwas Anderem. |
156'
Könnte ich den Zweck der grammatischen Konventionen dadurch beschreiben,
daß ich sagte, ich müßte sie
machen, weil etwa die Farben gewisse Eigenschaften haben, so wären damit
diese Konventionen überflüssig, denn dann könnte ich eben das sagen, was die
Konvention gerade ausschließen.
Umgekehrt, wenn die Konventionen nötig waren, also gewisse
Kombinationen der Wörter als unsinnig ausgeschlossen werden
mußten, dann kann ich eben darum nicht eine
Eigenschaft der Farben angeben, die die Konventionen nötig machte, denn dann
wäre es denkbar, daß die Farben diese Eigenschaft
nicht hätten und das könnte nur entgegen den Konventionen ausgedrückt
werden. |
158'
Ich nenne die Regel der Darstellung keine Konvention, die sich durch Sätze
rechtfertigen läßt, Sätze, welche das Dargestellte
beschreiben und zeigen, daß die Darstellung adäquat
ist.
Die Konventionen der Grammatik lassen sich nicht durch eine Beschreibung
des Dargestellten rechtfertigen.
Jede solche Beschreibung setzt schon die Regeln der Grammatik
voraus.
D.h., was in der zu rechtfertigenden
Grammatik als Unsinn gilt, kann in der Grammatik der
rechtfertigenden Sätze auch nicht als Sinn gelten,
u.u. |
578
Wer etwas dagegen hat, daß man sagt, die Regeln der
Grammatik seien Spielregeln, hat in dem Sinne Recht,
daß das, was das Spiel zum Spiel macht die Konkurrenz
von Spielern, der Zweck der Unterhaltung und Erholung, in der Grammatik
abwesend ist, etc..
Aber niemand wird leugnen, daß das Studium des
Wesens der Spielregeln für das Studium der grammatischen Regeln nützlich
sein muß, da irgend eine
Ähnlichkeit zweifellos besteht.
Es ist überhaupt besser, ohne ein gefaßtes Urteil
oder Vorurteil über die Analogie zwischen Grammatik und Spiel, und nur
getrieben von dem sicheren Instinkt, daß hier eine
Verwandtschaft vorliegt, die Spielregeln zu betrachten.
Und hier wieder soll man einfach berichten, was man sieht und nicht
fürchten, daß man damit eine wichtige
Anschauung untergräbt, oder auch, seine Zeit mit etwas
Überflüssigem verliert.
Man sieht dann vor allem, wie der Begriff des Spiels und damit der Spielregel ein an den Rändern verschwimmender ist. Ferner sieht man etwa Folgendes, wenn man die Regeln z.B. des Schachspiels betrachtet: Es gibt hier Sätze, die die Züge der einzelnen Figuren beschreiben; allgemeiner ausgedrückt, Regeln über Spielhandlungen. Dann aber gibt es doch die Sätze, die die Grundstellung beschreiben und solche, die das Schachbrett beschreiben. |
Regel & Erfahrungssatz |
Sagt eine Regel, daß Wörter tatsächlich so & so gebraucht werden? |
569
Regel und Erfahrungssatz. Ist eine Regel ein
Erfahrungssatz – etwa über den Gebrauch der Sprache?
Ist eine Regel des Schachspiels ein Satz darüber, wie die Menschen seit
dem Ereignis der Erfindung des Schachspiels es gespielt haben;
d.h. etwa mit so geformten Figuren gezogen
haben?
Denn, wenn davon die Rede ist, daß die Menschen das
Schachspiel so gespielt haben, so muß das Schachspiel
so definiert sein, daß es Sinn hat, davon auszusagen,
es sei anders gespielt worden.
Sonst nämlich gehören die Regeln zur Definition des Schachspiels.
Daß jemand der Regel …
gemäß spielt, das ist eine Erfahrungstatsache;
oder: “A spielt der Regel …
gemäß”, “die meisten Menschen
spielen der Regel … gemäß”,
“niemand spielt der Regel …
gemäß” sind Erfahrungssätze.
Die Regel ist kein Erfahrungssatz, sondern nur der Teil eines solchen
Satzes.
Die Regel ist die Festsetzung der Maßeinheit || Die Regel setzt die Maßeinheit fest, und der Erfahrungssatz sagt, wie lang ein Gegenstand ist. (Und hier sieht man, wie logische Gleichnisse funktionieren, denn die Festsetzung der Maßeinheit ist wirklich eine grammatische Regel und die Angabe einer Länge in dieser Maßeinheit ein Satz, der von der Regel Gebrauch macht.) |
Wenn man die Regel dem Satz beifügt, so ändert sich der Sinn des Satzes
nicht.
Wenn die Definition des Meters die Länge des Pariser Urmeters
ist, so sagt der Satz “dieses Zimmer ist 4 m
lang” dasselbe wie, “dieses Zimmer ist 4 m lang;
und 1 m = die Länge des Pariser
Urmeters”.
Die Legende zu einer Landkarte ist so eine Anweisung zum Gebrauch – oder zum Verständnis – einer Beschreibung. 570
Diese Legende sagt jedenfalls nichts über die Geographie des Landes
aus.
So wenig, wie der Satz “1 m ist die Länge des Urmeters
in Paris” etwas über die Länge eines
Gegenstandes aussagt || die Länge eines Gegenstandes
beschreibt. |
570
Ferner muß sich die Regel auf die Anwendung in der Beschreibung (der
Wirklichkeit) beziehen.
Denn, was hat es für einen Sinn von einem Stab zu sagen “das ist
das Urmeter”, wenn sich diese Aussage nicht auf Messungen mit dem
Metermaß bezieht.
Insofern könnten wir uns die Regel jedem Satz beigefügt denken.
Die Regel ist eine Art vorgezeichneter Route; ein vorgezeichneter Weg. |
571
Die Regel möchte ich ein Instrument nennen. |
571
Wenn eine Regel ein Satz ist, dann wohl einer, der von den Wörtern der
Sprache handelt.
Aber was sagt so ein Satz von den Wörtern aus?
Daß sie in dem und dem Zusammenhang gebraucht
werden?
Aber von wem und wann?
Oder, daß jemand wünscht, daß
sie so gebraucht werden?
Und wer? –
Vielmehr ist die Regel von allen diesen Aussagen ein Teil. |
572
Die Regel “links gehen!” oder einfach ein
Pfeil.
Wie, wenn ich mir in meinem Zimmer einen Pfeil an die Wand malte –
wäre der auch der Ausdruck eines Gesetzes, wie es der Pfeil auf einem
Bahnhof wohl sein könnte?
Um ihn zu einem Gesetz zu machen, gehört doch || wohl noch der übrige Apparat,
dessen ﹖– einer Teil der Pfeil nur
ist –﹖.
(Sraffa) Ein Ingenieur baut eine Brücke; er schlägt dazu in mehreren Handbüchern nach; in technischen Handbüchern und in juridischen. Aus dem einen erfährt er, daß die Brücke zusammenbrechen würde, wenn er diesen Pfeil || Teil schwächer machen würde als etc. etc.; aus den andern, daß er eingesperrt würde, wenn er sie so und so bauen wollte || würde. – Stehn nun die beiden Bücher nicht auf gleicher Stufe? – Das kommt drauf an, was für eine Rolle sie in seinem Leben spielen. Das juridische Handbuch kann ja für ihn einfach ein Buch über die Naturgeschichte der ihn umgebenden Menschen sein. Vielleicht muß er auch ein Buch über das Leben der Biber nachschlagen, um zu erfahren, wie er die Brücke streichen muß, daß die Biber sie nicht annagen. – Gibt es aber nicht noch eine andere Weise, die Gesetze zu betrachten? Fühlen wir nicht sogar deutlich, daß wir sie nicht so betrachten? – Ist dies nicht die gleiche Frage, wie: – Ist ein Vertrag nur die Feststellung, daß es für die Parteien nützlich ist, so und so zu handeln? Fühlen wir uns nicht in manchen Fällen (wenn auch nicht in allen) auf andre 573 Weise “durch
den Vertrag || die Regel﹖
gebunden”?
Kann man nun sagen: “Wer sich durch einen Vertrag
oder ein Gesetz gebunden fühlt, stellt sich irrtümlicherweise das Gesetz als
einen Menschen – (oder Gott)
vor, der ihn mit physischer Gewalt zwingt”? –
Nein; denn, wenn er handelt, als ob ihn jemand zwänge, so ist doch seine
Handlung jedenfalls Wirklichkeit und auch die Vorstellungsbilder, die er
etwa dabei hat, sind nicht Irrtümer; und er braucht sich in nichts irren und
kann doch handeln wie er handelt und sich auch vorstellen, was er sich etwa
vorstellt.
Die Worte “der Vertrag bindet mich” sind zwar eine
bildliche Darstellung und daher mit der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes
“binden” ein falscher Satz: aber, richtig
aufgefaßt, sind sie wahr (oder können es sein)
und unterscheiden einen Fall von dem, in welchem der Vertrag mir
bloß sagt, was zu tun mir nützlich ist.
Und wenn man etwas gegen die Worte einwendet “der Vertrag
(oder das Gesetz) bindet mich”, so kann man nichts sagen
gegen die Worte: “ich fühle mich durch den
Vertrag gebunden”. |
573
Die Regel – wie ich sie verstehe – ist wie ein Weg in einem
Garten.
Oder wie die vorgezeichneten Felder auf einem || dem
Schachbrett, oder die Linien einer Tabelle.
Von diesen Linien etc. wird man nicht sagen,
daß sie uns etwas mitteilen (obwohl sie ein Teil
einer Mitteilung sein können, ja auch selbst Mitteilungen).
Ich lege in einer Abmachung mit jemandem eine Regel fest.
In dieser Abmachung teile ich ihm etwa die Regel (einer künftigen
Darstellung) mit.
Ich sage ihm etwa: “der Plan, den ich Dir von meinem Haus
zeichne, ist im Maßstab
1:10”.
Das ist eigentlich
ein
574 Teil der Beschreibung des
Hauses.
Und wenn ich schreibe non-p &
(non-non-p = p) so
ist das wirklich ähnlich, wie wenn ich dem Plan den
Maßstab beifüge. Ich könnte auch so sagen: Ich will nur das mitteilen, was der Satz der Sprache mitteilt; und die Regel ist nichts als ein Hilfsmittel dieser Mitteilung (so wie ich sie, die Regel, verstehe). Schon deshalb darf || kann die Regel nicht selbst eine Mitteilung sein; denn sonst würde der Sinn des Satzes irgendwie zugleich den Sinn der Mitteilung über den Sprachgebrauch beinhalten. Wir müssen uns vergegenwärtigen, wie wir in der Philosophie, d.h. beim Klären grammatischer Fragen, wirklich von Regeln reden; – damit wir auf der Erde bleiben und nicht nebelhafte Konstruktionen machen || bauen. Ich gebe z.B. Regeln wie: (∃x). fx: ⌵ :fa: ⌵ :fb = (∃x).fx oder non-non-p = p, oder ich sage, daß es sinnlos ist von einem “rötlichen Grün” zu reden, oder von “schwärzlichen Schwarz”, oder ich sage, daß “a = a” sinnlos ist, oder beschreibe eine Notation wie dieses Gebilde und “(∃x).x = x” vermeidet, oder sage, es habe keinen Sinn zu sagen, etwas “scheine rot zu scheinen”, oder es habe Sinn zu sagen, daß im Gesichtsraum eine krumme Linie aus geraden Stücken zusammengesetzt sei, oder es habe den gleichen Sinn, zu sagen “der Stein falle, weil er von der Erde angezogen werde” und “der Stein müsse fallen, weil er von der Erde etc.”. Ich biete dem Verwirrten eine Regel an und er nimmt sie an. Ich könnte auch sagen: ich biete ihm eine Notation an. Wie schaut nun so eine Notation aus? Nun, in den meisten Fällen werde ich Sätze der alten Notation (etwa der Wortsprache) in die entsprechenden Sätze der neuen Schreibweise übersetzen; etwa indem ich schreibe:
etc..
575 Die Regel entspricht aber in gewissem Sinne dem, was man eine
“Annahme” genannt hat. Sie ist quasi ein Satzradikal (chemisch gesprochen). Und es ist charakteristisch für die Art unserer Untersuchung,
daß wir uns nicht für die Sätze interessieren, die mit
diesem Radikal gebildet werden
(können). Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Regel; nicht,
daß ich sie jemandem anbiete, nicht,
daß jemand sie benützt, etc.. Sie könnte, glaube ich, verglichen werden dem Plan eines Hauses, ich meine
einer Zeichnung, die als Plan eines Hauses gebraucht werden kann, der aber
kein existierendes Haus entspricht und von der auch nicht gesagt wird,
daß ihr einmal eines entsprechen soll,
etc.. |
575
Die Beschreibung einer neuen, etwa übersichtlicheren, Notation (denn
auf die Übersichtlichkeit kommt es uns
an) ist dann von der gleichen Art, wie die Beschreibung einer jener
Sprachen, die die Kinder erfinden, oder von einander lernen, worin
z.B. jeder Vokal der gewöhnlichen Sprache || Wörter verdoppelt und zwischen die Teile der
Verdoppelung ein b gestellt wird.
Hier sind wir ganz nah an's Spiel herangekommen.
So eine Beschreibung oder ein Regelverzeichnis kann man als
Definiens
576 des Namens der Sprache
oder des Spiels auffassen.
Denken wir auch an die Beschreibung des Zeichnens, Konstruierens, irgend
einer Figur, etwa eines Sternes (welches auch in Spielen eine Rolle
spielt).
Sie lautet etwa so: “Man zieht eine Gerade von einem
Punkt A nach einem Punkt B,
etc. etc.”.
Diese Beschreibung könnte ich offenbar auch ||
einfach durch eine Vorlage, d.h.
Zeichnung, ersetzen.
Das, was hier irrezuführen scheint, ist ein Doppelsinn des Wortes “Beschreibung”, wenn man einmal von der Beschreibung eines wirklichen Hauses oder Baumes etc. spricht, ein andermal || einmal von der Beschreibung einer Gestalt, Konstruktion, etc., einer Notation, eines Spiels. Worunter aber eben nicht ein Satz gemeint ist der sagt, daß ein solches Spiel irgendwo wirklich gespielt, oder eine solche Notation wirklich verwendet wird; vielmehr steht die Beschreibung statt der hier gebrauchten Wörter “ein solches Spiel” und “eine solche Notation”. Die Beschreibung einer Notation fängt (man﹖) charakteristischerweise || charakteristisch oft mit den Worten an: “Wir können auch so schreiben: …”. Man könnte fragen: “was ist das für eine Mitteilung, ‘wir können …” etc.. Man schreibt auch etwa: “übersichtlicher wird unsere Darstellung, wenn wir statt … schreiben: … ; und die Regeln geben …”; und hier stehen die Regeln in einem Satz. |
Denken wir uns etwa ein Bild, einen Boxer in bestimmter
Kampfstellung darstellend.
Dieses Bild kann nun dazu gebraucht werden um jemandem mitzuteilen, wie er
stehen, sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten soll; oder, wie ein
bestimmter Mann dort und dort gestanden hat || ist;
etc. etc..
Man könnte dieses Bild ein Satzradikal nennen. |
‘Regel’ ist in demselben Sinne ein Begriff mit
verschwommenen
577 Rändern, wie
‘Blatt’ oder ‘Stiel’ oder
‘Tisch’, etc.. |
Wenn man eine Notation beschreibt, sagt man etwa: “ich
will || werde in diesem Buch statt
‘p oder q’
‘p
⌵ q’ schreiben”, und das ist
natürlich ein kompletter Satz.
Das aber, was ich ‘Regel’ nennen will, und etwa
“p oder q . = . p ⌵
q” geschrieben wird, ist keiner. –
Was ich ‘Regel’ nenne, soll nichts von einer bestimmten
(oder auch unbestimmten) Zeit oder einem Ort der Anwendung enthalten,
sich auf keine bestimmten (oder unbestimmten) Personen beziehen;
sondern nur Instrument der Darstellung sein.
Wir sagen nun: “wir gebrauchen die Wörter ‘rot’ und ‘grün’ in solcher Weise, daß es als sinnlos gilt (kontradiktorisch ist) zu sagen, am selben Ort sei zu gleicher Zeit rot und grün”. Und dies ist natürlich ein Satz. Erfahrungssatz über unsere tatsächliche Sprache. |
584
Die Stellung der Spielregeln zu den Sätzen.
Eine Regel verhält sich zu einem Erfahrungssatz ähnlich, wie die
Zeichnung, die die charakteristischen Merkmale eines Wohnhausplanes hat, zu
der Beschreibung, welche sich einer solchen Zeichnung bedient, und welche
sagt, daß so ein Haus dort und dort existiere || stehe.
Der Respekt, den man vor den Regeln des Schachspiels – etwa hat, entspringt || kommt daher, daß die Spiele, die die diese Regeln charakterisieren, uns in vielerlei Beziehung gemäß sind. Denken wir uns aber, ich erfände || beschriebe ein Spiel, das ich etwa “Abrakadabra” nenne und gebe dafür die Regel: “Man lege einen Feldstein in eine viereckige Kiste, nagle die Kiste zu und werfe mit einem andern Stein nach ihr” – gewiß hat dieses Gebilde auch das Recht, eine Regel genannt zu werden. Man wird nur fragen: “was soll das alles? wozu sollen wir das machen?” Aber auf solche Fragen geben ja auch die Schachregeln keine Antwort. Aber in dem Fall der eben gegeben Regel fällt das Wort “man lege … und werfe” auf, || fällt das Wort auf “man lege … und werfe”, nämlich die imperative Form; man möchte fragen: warum soll ich … legen etc., oder in welchem Fall? Was muß mein Zweck sein, damit ich das tun soll? Das heißt, der Imperativ scheint uns hier unsinnig. Aber er ist es ebensowenig, wie in einer gewöhnlichen Spielregel. Nur sieht man hier || in diesem Fall klar, daß man es nicht mit einem kompletten Satz zu tun hat. Höchstens mit der Definition von “Abrakadabra”; nämlich: “Abrakadabra spielen” heißt, einen Feldstein in eine Kiste legen, etc.. |
Die Logik normativ.
Inwiefern reden wir von idealen Fällen, einer idealen Sprache.
(„Logik des luftleeren Raums”.)
|
48
Was heißt es, zu wissen, was eine Pflanze
ist?
Was heißt es, es zu wissen und es nicht sagen zu können? “Du weißt es und kannst hellenisch reden, also mußt Du es doch sagen können.” Müßigkeit einer Definition, etwa der, des Begriffs ‘Pflanze’. Aber ist die Definition kein Erfordernis der Exaktheit? “Der Boden war ganz mit Pflanzen bedeckt”: damit meinen wir nicht Bazillen. Ja, wir denken dabei vielleicht an grüne Pflanzen einer bestimmten Größenordnung. Wer uns sagen würde, wir wissen nicht, was wir reden, ehe wir keine Definition der Pflanze gegeben haben, würden wir mit Recht für verrückt halten. Ja, wir könnten auch mit einer solchen Definition uns in den gewöhnlichen Fällen nicht besser verständigen. Ja, es scheint sogar, in gewissem Sinne schlechter, weil gerade das Undefinierte in diesem Fall zu unserer Sprache zu gehören scheint. |
Denken wir uns in dem Satz einer Erzählung “der Boden war ganz
mit Gräsern und Kräutern bedeckt” die Wörter
“Gräser” und “Kräuter” durch
Definitionen ersetzt.
Es ist klar, daß diese Definitionen lange und
komplizierte Ausdrücke sein müssen || werden; und nun ist die Frage, ob wir denn wirklich mit dem Satz
das gemeint haben, was jetzt in dem ungleich viel komplizierteren
steht.
Wir würden – glaube ich – sagen, daß wir
an alles das gar nicht gedacht hätten. |
Kann man nun aber auf eine solche Sprache die Idee des Kalküls
anwenden?
Und ist das nicht so, als wollte man in einem Bild, worin alle Farbflecken
ineinander verlaufen, von Farbgrenzen reden?
Oder liegt
die
49 Sache so:
Denken wir uns ein Spiel, etwa das Tennis, in dessen Regeln nichts
über die Höhe gesagt ist, die ein Ball im Flug nicht übersteigen
darf.
Und nun sagte Einer: Das Spiel ist ja gar nicht geregelt,
denn, wenn Einer den Ball so hoch wirft, daß er nicht
wieder auf die Erde zurückfällt, oder so weit, daß er
um die Erde herumfliegt, so wissen wir nicht, ob dieser Ball als
‘out’ oder ‘in’
gelten soll.
Man würde ihm – glaube ich – antworten, wenn ein solcher Fall
einträte, so werde man Regeln für ihn geben, jetzt sei es nicht
nötig. |
49
So können doch grammatische Regeln über den Gebrauch des Wortes
“Pflanze” gegeben werden und wir können also auf
Fragen von der Art “folgt aus diesem Sachverhalt,
daß dort eine Pflanze steht” Bescheid
geben.
Auf andere solche Fragen aber sind wir nicht gerüstet und können
antworten: Ein solcher Fall ist noch nie vorgekommen und es wäre
für uns müßig, für ihn vorzusorgen.
(Wenn es etwa gelänge, ein Lebewesen halb maschinell und halb auf
organischem Weg zu erzeugen, und nun gefragt würde: ist das nun noch
ein Tier (oder eine Pflanze).)
|
Wenn etwa beim Preisschießen für gewisse Grenzfälle
keine Bestimmungen getroffen wären, ob diese
Schüsse || Bestimmung getroffen wäre, ob dieser
Schuß noch als Treffer ins Schwarze gelten
soll (oder nicht).
Nehmen wir nun aber an, ein solcher Schuß komme |
51
Ich mache mich doch anheischig, das Regelverzeichnis unserer Sprache
aufzustellen: Was soll ich nun in einem Fall, wie dem des
Begriffes ‘Pflanze’, tun?
Soll ich sagen, daß für diesen und diesen Fall keine Regel aufgestellt ist? Gewiß, wenn es sich so verhält. Soll ich aber also sagen, es gibt kein Regelverzeichnis unserer Sprache und das ganze Unternehmen, eins aufzustellen, ist Unsinn? – Aber es ist ja klar, daß es nicht unsinnig ist, denn wir stellen ja mit Erfolg Regeln auf, und wir müssen uns nur enthalten, Dogmen aufzustellen. (Was ist das Wesen eines Dogmas? Besteht es nicht darin, naturnotwendige Sätze über alle möglichen Regeln zu behaupten?) || Ist es nicht die Behauptung eines naturnotwendigen Satzes über alle möglichen Regeln? |
“Ich weiß, was eine Pflanze ist, kann es
aber nicht sagen”.
Hat dieses Wissen die Multiplizität eines Satzes, der nur nicht
ausgesprochen wurde?
So daß, wenn der Satz ausgesprochen würde,
ich ihn als den Ausdruck meines Wissens anerkennen würde? –
Ist es nicht vielmehr wahr, daß jede exakte
Definition als Ausdruck unseres Verstehens abgelehnt werden
müßte?
D.h., würden wir nicht von so einer sagen müssen,
sie bestimme zwar einen, dem unseren verwandten, Begriff, aber nicht diesen
selbst?
Und die Verwandtschaft sei etwa die, zweier Bilder, deren eines aus
unscharf
52 begrenzten Farbflecken,
das andere aus ähnlich geformten und verteilten, aber scharf begrenzten,
bestünde.
Die Verwandtschaft wäre dann ebenso unleugbar, wie die
Verschiedenheit. |
Die Frage ist nun: kannst Du bei dem ersten Bild auch von Flecken
reden?
Gewiß, nur in einem anderen, aber verwandten,
Sinn. |
Das heißt: die unscharfen Grenzen
gehören zu meinem Begriff der Pflanze, so wie er jetzt ist,
d.h. so, wie ich dieses Wort jetzt gebrauche, und es
charakterisiert diesen Begriff, daß ich
z.B. sage: ich habe darüber keine Bestimmung
getroffen, ob dieses Ding eine Pflanze heißen soll
oder nicht. |
52
Es verhält sich doch mit dem Begriff ‘Pflanze’ ähnlich,
wie mit dem der Eiförmigkeit, wie wir sie im gewöhnlichen Leben
meinen.
Die Grenzen dieses Begriffs sind nicht scharf bestimmt und wir würden
z.B. ein Osterei von dieser Form
![]() 53 Begrenzung unseres
Begriffs anerkennen.
Sondern wir müßten entweder sagen: nein, das
nenne ich kein Osterei, es ist zu schlank, oder zu dick
etc., oder: ja, das ist auch ein
Osterei, aber der Grenzfall ist es nicht gerade.
Diesen gibt es eben nicht in unserm Kalkül und wer einen Grenzfall
einführt, führt einen andern Kalkül ein. |
489
Wenn man sagt “N. existiert nicht”, so
kann das verschiedenerlei bedeuten.
Es kann heißen, daß ein Mann,
der, als er lebte, diesen Namen trug, nicht, oder nicht zu einer gewissen
Zeit, in einem gewissen Land existiert hat; aber auch,
daß spätere Geschichtsschreiber den Charakter, den wir
so (etwa “Moses”)
nennen, erfunden haben, daß die und die Ereignisse nie
stattgefunden haben und ihr Held also nie gelebt hat.
D.h. also: kein Mensch hat
Moses geheißen und
diese Taten vollbracht; oder: das Ding, das Dir als Herr N
vorgestellt wurde, war eine Puppe; etc.. Denken
wir uns, es sagte uns Einer, er habe Moses
auf der Straße gesehen. Wir würden ihn dann
fragen: “wie meinst Du das: Du hast ihn gesehen?
Wie wußtest Du denn, daß
er es war?” und nun könnte der Andre sagen:
“er hat es mir gesagt”, oder “er sah so aus, wie
ich mir Moses vorstelle”, oder
“er hatte diese und diese Merkmale”,
etc.. Ich will doch wohl das sagen, was
Russell dadurch
ausdrückt, daß der Name Moses durch verschiedene Beschreibungen definiert sein kann
(“der Mann, welcher ‘Moses’ hieß und zu dieser Zeit an
diesem Ort lebte”, oder “der Mann – wie immer er
damals genannt wurde – welcher die Israeliten durch die Wüste
führte”, oder “der Mann, der als kleines Kind von der
Königstochter aus dem Nil gefischt wurde”,
etc. etc.). Und je nachdem wir
die eine oder andere Definition annehmen, bekommt
der
490 Satz
“Moses hat
existiert” einen andern Sinn und ebenso jeder andere Satz, der von
Moses handelt.
Man würde || könnte auch immer, wenn
uns jemand sagte “N existiert nicht”
fragen: “was meinst Du? willst Du sagen,
daß … , oder daß …
etc.?” –
Wenn ich nun sage: “N ist gestorben” so
hat es mit “N” gewöhnlich etwa
folgende Bewandtnis: Ich glaube, daß ein
Mensch N gelebt hat: den ich 1.) dort
und dort gesehen habe, der 2.) so und so ausschaut,
3.) das und das getan hat und 4.) in der
bürgerlichen Welt den Namen “N”
führt.
Gefragt, was ich unter “N” verstehe, würde ich
alle diese Dinge, oder einige von ihnen, und bei verschiedenen Gelegenheiten
verschiedene, aufzählen.
Meine Definition von “N” wäre also: der
Mann, von dem alles das stimmt.
Wenn aber nun einiges davon sich als falsch erwiese, – wäre
der Satz “N ist gestorben” nun als falsch
anzusehen? auch, wenn nur etwas vielleicht ganz
Nebensächliches, was ich von dem Menschen glaubte, nicht stimmen würde;
– und wo fängt das Hauptsächliche an?
Das kommt nun darauf hinaus, daß wir den Namen
“N” in gewissem Sinne ohne feste Bedeutung
gebrauchen, oder: daß wir bereit sind,
die Spielregeln nach Bedarf zu verändern (make the rules as
we go along).
Das erinnert an das, was ich früher einmal über die Benützung der
Begriffswörter, z.B. des Wortes
“Blatt”, oder “Pflanze”,
geschrieben habe. –
Und hier erinnere ich mich daran, daß
Ramsey einmal betont hat,
die Logik sei eine “normative Wissenschaft”.
Wenn man damit meint, sie stelle ein Ideal auf, dem sich die Wirklichkeit
nur nähere, so muß gesagt werden,
daß dann dieses “Ideal” uns nur als
ein Instrument der annähernden Beschreibung der Wirklichkeit
interessiert.
Es ist allerdings möglich, einen Kalkül genau zu beschreiben und zwar zu
dem Zweck, um dadurch eine Gruppe anderer Kalküle beiläufig zu
charakterisieren.
Wollte z.B. jemand wissen, was ein Brettspiel ist,
so könnte ich ihm zur Erklärung das Damespiel genau beschreiben und dann
sagen: siehst Du, so ungefähr funktioniert jedes
Brettspiel. –
War es nun nicht ein Fehler von mir (denn so scheint es mir
jetzt) anzunehmen, daß der, der die Sprache
gebraucht,
491 immer ein bestimmtes
Spiel spiele?
Denn, war das nicht der Sinn meiner Bemerkung, daß
alles an einem Satz – wie beiläufig immer er ausgedrückt sein
mag – ‘in Ordnung ist’?
Aber wollte ich nicht sagen: alles müsse in Ordnung sein, wenn Einer
einen Satz sage und ihn anwende?
Aber daran ist doch weder etwas in Ordnung noch in Unordnung, – in
Ordnung wäre es, wenn man sagen könnte: auch dieser Mann spielt
ein Spiel nach einem bestimmten, festen Regelverzeichnis.
|
491
Denn ich habe zur Feststellung der Regel, nach der er handelt, zwei
Wege angegeben.
Der eine, der hypothetische, bestand in der Beobachtung seiner Handlungen
und die Regel war dann von der Art eines naturwissenschaftlichen
Satzes.
Der andere war, den Andern || ihn zu fragen,
nach welcher Regel er vorgehe.
Wie aber, wenn der erste Weg ﹖– kein klares
Resultat ergibt –﹖ und die Frage keine Regel zu
Tage fördert, wie es im Fall “N” ist
gestorben” geschieht.
Denn, wenn wir den, der das sagte || der das
sagte, fragen “was ist N?” so
wird er zwar ‘N’ durch eine Beschreibung
erklären, wird aber bereit sein, diese Beschreibung zu widerrufen und
abzuändern, wenn wir ihm den einen oder andern Satz
widerlegen ||
entziehen.
Wie soll ich also die Regel bestimmen ||
auffassen, nach der er spielt? er
weiß sie selbst nicht.
Ich könnte eine Regel nur nach dem bestimmen, was er auf die Frage
“wer ist N” in diesem Fall gerade
antwortet. |
492
Steckt uns da nicht die Analogie der Sprache mit dem Spiel ein Licht
auf?
Wir können uns doch sehr wohl denken, daß sich
Menschen auf einer Wiese damit unterhielten, mit einem Ball zu spielen; und
zwar so, daß sie verschiedene bestehende Spiele
der Reihe nach anfingen, nicht zu Ende spielten und etwa
dazwischen sogar planlos den Ball würfen, auffingen, fallen
ließen etc..
Nun sagte Einer: die ganze Zeit hindurch spielen die Leute
ein Ballspiel und richten sich daher bei jedem Wurf nach gewissen || bestimmten Regeln. –
Aber – wird man einwenden – der den Satz “N
ist gestorben” gesagt hat, hat doch nicht planlos Worte
aneinander gereiht (und darin besteht es ja, daß er
‘etwas mit seinen Worten gemeint hat’). –
Aber man kann wohl sagen: er sagt den Satz planlos, was sich eben in
der beschriebenen Unsicherheit zeigt.
Freilich ist der Satz von irgendwo hergenommen und wenn man will,
so spielt er nun auch ein Spiel mit sehr primitiven Regeln; denn es
bleibt ja wahr, daß ich auf die Frage “wer
ist N” eine Antwort bekam, oder eine Reihe
von Antworten, die nicht gänzlich regellos waren. –
Wir können sagen: Untersuchen wir die Sprache auf ihre Regeln
hin.
Hat sie dort und da keine Regeln, so ist das das Resultat
unsrer Untersuchung. |
Wenn aber der Träger dem Namen abhanden kommen, oder nie existiert
haben, kann, so mußte man beim Gebrauch des
Namens von vornherein damit rechnen.
Das mußte in seiner Bedeutung liegen.
((Es sei denn, daß wir diese Bedeutung
geändert haben, oder, daß das Wort keine
bestimmte Bedeutung hatte; denn welches ist die
Bedeutung, wenn er sie nicht angeben kann?
Nun, wir werden sein tatsächliches Verhalten durch ein “Schwanken
zwischen mehreren Bedeutungen” beschreiben können.
Es ist wohl wesentlich, daß ich ihn fragen
kann: was hast Du eigentlich gemeint.
Und als Antwort wird er mir vieles sagen, und sich etwa an mich
wenden, daß ich ihm das Regelverzeichnis einrichte,
das seinem Zweck entspricht.
493
Es wird sich dann in unserem Gespräch oft die Redeweise finden
“Du wolltest also eigentlich sagen …” (und diese
kann wieder ganz mißverstanden werden – sie ist
keine Beschreibung des damaligen Geisteszustands des Sprechenden; als ob das
“was er sagen wollte” irgendwo in seinem Geist
ausgedrückt gewesen wäre).
Aber hier ist eine Gefahr: Es scheint nämlich dann
(leicht) als landeten wir am Schlusse bei
﹖ etwas, was wir mit unserer gewöhnlichen Sprache gar nicht
mehr ausdrücken können.
Das ist aber das sicherste Zeichen,
(dafür), daß wir fehl
gegangen sind; aus unserm Spiel herausgetreten sind. –
Was versteht man unter “allen Regeln des
Tennisspiels”?
Alle Regeln, die in einem bestimmten Buche stehen, oder alle, die
der Spieler im Kopf hat, oder alle, die je ausgesprochen wurden, oder
gar: alle die sich angeben lassen?! –
Daher wollen wir lieber nicht so vague von ‘allen
Regeln’ reden, sondern nur von bestimmten Regeln, oder allen Regeln
eines Verzeichnisses, etc..
Und das gleiche gilt von den Regeln über die Verwendung eines
Wortes.
Wenn Einer mich, z.B., etwas fragt, so will ich,
wenn ich ihm antworte, wissen, ob diese Antwort in seinem Spiel als Antwort
auf seine Frage gilt; ob in seinem Spiel dieser Satz aus jenem folgt || aus dem, was er gesagt hat, folgt.
Für uns ist es genügend, daß es eine Frage gibt: “wie meinst Du das?” und daß als Antwort auf diese Frage das zuerst gegebene Zeichen durch ein neues ersetzt wird. – Der Einwand dagegen ist, daß mir eine Erklärung ja nichts hilft, wenn sie nicht die letzte ist, und daß sie nicht || nie die letzte ist: || . Ich kann zwar erklären: unter ‘Moses’ verstehe ich den Mann, wenn es einen solchen gegeben hat, der die Israeliten aus Ägypten geführt hat, wie immer er damals genannt worden sein mag und was immer er sonst getan oder nicht getan haben mag –, aber ähnliche Fragen ergeben sich nun in Bezug auf die Wörter dieses Satzes || dieser Erklärung (was nennst Du “Ägypten”? wen, “die Israeliten”? etc.). Ja, diese Fragen kommen auch nicht zu einem Ende, wenn wir etwa bei Worten || Wörtern wie ‘rot’, ‘dunkel’, ‘süß’, angelangt wären. Unrichtig war es nur, zu sagen, 494 daß mir deshalb eine dieser
Erklärungen nichts hilft.
Im Gegenteil, sie ist es gerade, was ich brauche, ja, alles, was ich
brauchen, und auch geben kann.
Und wenn ich auf eine solche Erklärung hin sage “jetzt
weiß ||
versteh' ich, was Du meinst”, so kann
man nicht einwenden, das könne ich ja doch nie verstehen; sondern seine
Erklärung hat mir eben das gegeben, was ich Verständnis nenne; sie hat
die Schwierigkeit beseitigt, die ich
hatte.
Was uns quälte, ist, glaube ich, ganz in dem Pseudoproblem
ausgedrückt: Das Schachspiel ist doch durch die Gesamtheit der
Schachregeln konstituiert, – was macht dann das Rücken einer
Figur im Spiel zu einem Schachzug, da doch dabei in keiner Weise alle Regeln
des Schachspiels beteiligt sind.)) |
44
Was bedeutet “undefinierbar”?
Dieses Wort ist offenbar irreführend, denn es erweckt den
Anschein, als könnten wir hier etwas versuchen, was sich dann als
unausführbar erwiese.
Als wäre also das Undefinierbare etwas, was sich nicht weiter definieren
ließe, wie sich ein zu großes
Gewicht nicht heben läßt.
Wir könnten sagen: “Wie
denn
45
‘undefinierbar’?!
Könnten wir denn versuchen, es zu
definieren?” |
45
Nun könnte man freilich sagen: die Definition ist ja etwas
Willkürliches, d.h., wie ich ein Wort
definiere, so ist es definiert.
Aber darauf kann geantwortet werden: Es kommt darauf an, es so
zu definieren, wie wir das Wort meinen.
Also so, daß wir zur Definition des Wortes
“Tisch”, z.B., sagen: ja, das
ist es, was ich mit dem Wort meine. –
Ja hat Dich nun aber die Definition dahin gebracht, das mit dem
Wort zu meinen oder willst Du sagen, daß Du das
schon immer gemeint hast?
Und wenn das Letztere, so hast Du also immer das gemeint,
was die Definition sagt (im Gegensatz zu etwas Anderem,
was sie auch sagen könnte).
D.h.: die Definition ist auch eine
Beschreibung dessen, was Du schon früher gemeint hast.
Du warst also auch früher schon im Besitz einer
Übersetzung dieser Definition; sie hat
sozusagen nur laut gesagt, was Du schon im Stillen
wußtest.
Sie hat also auch wesentlich nichts zergliedert. |
559
Denken wir uns Jemand, der die ||
alle
Formen
560 in diesem Zimmer
beschreibt, indem er sie mit ebenflächigen geometrischen Formen
vergleicht.
Gibt es in diesem Zimmer nur solche Formen?
Nein. –
Muß der, der die Formen unter dem
Gesichtspunkt der ebenflächigen Körper beschreibt, behaupten, es gäbe nur
solche Formen im Zimmer?
Auch nicht.
Kann man sagen, daß das einseitig ist, weil
er alle Formen durchgängig nach diesem Schema
auffaßt?
Und sollte es ihn in || an dieser Auffassung irremachen,
wenn er bemerkt, daß auch runde Körper vorhanden
sind?
Nein.
Es wäre auch irreführend, den ebenflächigen Körper ein
“Ideal” zu nennen, dem sich die Wirklichkeit nur mehr oder
weniger nähert.
Aber die Geometrie der ebenflächigen Körper könnte man mit Bezug auf diese
Darstellungsweise || Darstellung eine
normative Wissenschaft nennen.
(Eine, die das Darstellungsmittel darstellt; gleichsam eine, die die
Meßgläser eicht.) |
594
Ich habe ein Bild mit verschwommenen Farben und komplizierten
Übergängen.
Ich stelle ein einfaches mit klargeschiedenen Farben, aber mit dem
ersten verwandtes, daneben.
Ich sage nicht, daß das erste eigentlich das
zweite || andere sei; aber ich lade den Andern ein, das
einfache anzusehen, und verspreche mir davon,
daß gewisse Beunruhigungen für ihn
verschwinden werden. |
510
Behandle die deutlichen Fälle in der Philosophie, nicht die
undeutlichen.
Diese werden sich lösen, wenn jene gelöst sind.
Die Tendenz mit der Untersuchung eines Satzes da anzufangen, wo seine Anwendung ganz nebelhaft und unsicher ist (der Satz der Identität ist ein gutes Beispiel), anstatt diese Fälle vorläufig beiseite zu lassen und den Satz dort anzugehen, wo wir mit gesundem Menschenverstand über ihn reden können, diese Tendenz ist für die aussichtslose Methode der meisten Menschen, die philosophieren, bezeichnend. |
40
Ich betrachte die Sprache und Grammatik unter dem Gesichtspunkt des
Kalküls || unter der Form des Kalküls ||
als Kalkül || als Kalkül,
d.h. des Operierens nach festgelegten
Regeln. || d.h. als
Vorgang nach festgesetzten Regeln. |
517
Untersuchen wir die || unsere Sprache
auf ihre Regeln hin. |
222
Gibt es so etwas, wie eine komplette Grammatik,
z.B., des Wortes ‘nicht’?
[Fortsetzung.]
|
71
Es ist von der größten Bedeutung,
daß wir uns zu einem Kalkül der Logik immer ein
Beispiel denken, auf das || welches der Kalkül
wirklich angewandt wird, und nicht Beispiele, von denen wir sagen, sie seien
eigentlich nicht die idealen, diese aber hätten wir noch nicht.
Das ist das Zeichen einer ganz falschen Auffassung.
Kann ich den Kalkül überhaupt verwenden, dann ist das || dies auch die ideale Verwendung und die Verwendung,
um die es sich handelt.
Man geniert sich nämlich einerseits, das Beispiel als das eigentliche
anzuerkennen, weil man in ihm noch eine Komplikation erkennt, auf die der
Kalkül sich nicht bezieht; anderseits ist es doch das Urbild des Kalküls und
er davon hergenommen und auf eine geträumte Anwendung kann man nicht
warten.
Man muß sich also eingestehen, welches das
eigentliche Urbild des Kalküls ist. |
Das ist aber kein Eingeständnis – als habe man damit einen
Fehler
72 gemacht || begangen, den Kalkül von daher genommen zu haben,
sondern der Fehler liegt darin, ihn jetzt in nebelhafter Weise anzuwenden,
oder eine Anwendung zu versprechen. || … oder
eine Anwendung in nebuloser Ferne zu versprechen.
|
72
(So könnte Spengler besser
verstanden werden, wenn er sagte: ich vergleiche
verschiedene Kulturperioden dem Leben von Familien; innerhalb der Familie
gibt es eine Familienähnlichkeit, während es auch zwischen den Mitgliedern
verschiedener Familien eine Ähnlichkeit gibt; die
Familienähnlichkeit unterscheidet sich von der andern
Ähnlichkeit so und so etc..
Ich meine: das Vergleichsobjekt, der Gegenstand, von welchem diese
Betrachtungsweise abgezogen ist, muß uns angegeben
werden, damit nicht in die Diskussion immer Ungerechtigkeiten
einfließen.
Denn da wird dann alles, was für das Urbild der Betrachtung
stimmt, nolens volens auch von dem Objekt,
worauf wir die Betrachtung anwenden, behauptet: und behauptet
“es müsse immer …”
Das kommt nun daher, daß man den Merkmalen des Urbilds einen Halt in der Betrachtung geben will. Da man aber Urbild und Objekt vermischt, dem Objekt dogmatisch beilegen muß, was nur das Urbild charakterisieren muß || soll. Anderseits glaubt man, die Betrachtung ermangle ja der || habe nicht die Allgemeinheit, die man ihr geben will, wenn sie nur für den einen Fall wirklich stimmt. Aber das Urbild soll ja eben als solches hingestellt werden; daß es die ganze Betrachtung charakterisiert, ihre Form bestimmt. Es steht also an der Spitze und ist dadurch, daß alles, was nur von ihm gilt, von allen Objekten der Betrachtung ausgesagt wird.) |
333
Die Aristotelische Logik ist ein
Spiel, das sich auf Sätze anwenden
läßt. |
126'
Wie seltsam, wenn sich die Logik mit einer “idealen”
Sprache befaßte, und nicht mit unserer,
… denn woher sollten wir diese ideale Sprache
nehmen?
Denn || Und was sollte diese ideale Sprache
ausdrücken?
Doch wohl das, was wir jetzt in unserer gewöhnlichen Sprache ausdrücken;
dann muß die Logik also diese untersuchen.
Oder etwas anderes: aber wie soll ich dann überhaupt wissen, was das
ist. –
Die logische Analyse ist die Analyse von etwas, was wir haben,
nicht von etwas, was wir nicht haben.
Sie ist also die Analyse der Sätze wie sie sind.
(Es wäre seltsam, wenn die menschliche Gesellschaft bis jetzt
gesprochen hätte, ohne einen richtigen Satz zusammenzubringen.)
|
64
Nicht das ist wahr, daß, was ich sage || wir sagen, nur für eine “ideale
Sprache” gilt (oder Geltung hätte); wohl aber kann man sagen,
daß wir eine ideale Sprache konstruieren, in die aber
dann alles übersetzbar ist, was in den anderen || in unidealen
Sprachen gesagt werden kann.
|
240
Wenn Einer von einer idealen Sprache redet, so müßte
man
fragen:
241 in welcher Beziehung
‘ideal’?
Logik normativ |
512
(Es gibt keine Logik für den luftleeren Raum.
Insofern es keine Hypothese in der Logik gibt.) |
Wortarten werden nur durch ihre Grammatik
unterschieden |
26
Es gibt nicht zwei Wortarten, die ich grammatisch
(ganz) gleich behandeln kann,
die aber doch zwei Wortarten sind.
Sondern die Regeln, die von ihnen handeln, machen die Wortarten aus:
dieselben Regeln, dieselbe Wortart.
Das hängt damit zusammen, daß, wenn sich ein Zeichen
ganz so benimmt wie ein anderes, die beiden dasselbe Zeichen sind. |
25
die
von diesen Figuren handeln. |
Genau dasselbe gilt in jeder Geometrie von den Ausdrücken
“Punkt” und “Gerade”
etc.
Was ein Punkt ist und was eine Gerade, sieht man nur daran, welche Plätze
das eine und das andere in dem System von Regeln einnimmt.
Denken wir uns etwa ein System von Buchstaben von solcher Art,
daß alle erlaubten Zeichen Gruppen von 3 Buchstaben
sind, und zwar derart, daß ein Buchstabe, der an einer
Außenstelle stehen darf, nicht in der
Mittelstelle stehen darf und umgekehrt.
Diese Regel würde zwischen zwei “Wortarten”
unterscheiden und wir könnten das dadurch zum Ausdruck bringen,
daß wir für die Außenglieder
große, für die Innenglieder kleine Buchstaben
verwenden. –
Andrerseits aber hat die Unterscheidung zweier Wortarten keinerlei
Sinn, wenn sie nicht auf die obige Art syntaktisch
unterschieden sind, d.h. wenn sie nicht auch ohne die
verschiedene Art der Bezeichnung, bloß durch die von
ihnen geltenden Regeln, als verschieden zu erkennen wären.
(Zwei Rössel könnten einander in keiner Hinsicht ähnlich sehen und
wären, wenn man die für sie geltenden Spielregeln kennt, doch als solche
gekennzeichnet.)
Damit hängt es unmittelbar zusammen, daß das
Einführen neuer Gattungsnamen in die Philosophie der Logik uns um kein Haar
weiterbringt, solange nicht die syntaktischen Regeln gegeben sind,
die den Unterschied machen. |
261
Das Wort “ein gewisser” und seine Grammatik.
Ein Beispiel, wie man Worte häuft, um eine Bedeutung zu sichern, statt auf
die Spielregeln zu achten.
(Als wollte man dem Schachkönig ein wirkliches Gesicht anmalen, um ihm
die richtige Wirkung zu sichern.)
|
270
Die Angabe ||
Beschreibung der Verifikation eines Satzes ist
ein Beitrag zu seiner Grammatik. |
158'
Man kann nicht die Möglichkeit der Evidenz mit der Sprache
überschreiten. |
449
∣ Die Frage nach der Verifikation ist nur eine andere Form der Frage
“wie meinst Du das?”. ∣ |
1
Wie sich die Sprache von der Beschreibung der Verifikation
entfernt.
Wie sie abstrakt wird!
Man muß wieder entdecken, daß
man die Zeit mit der Uhr mißt. –
Und erkennt dabei nicht einmal, daß man eine
grammatische Entdeckung gemacht hat. |
731
Wie ein Satz verifiziert wird, das sagt er.
|
466
Welches ist die ‘wirkliche Lage’ des
Körpers, den ich unter Wasser sehe, was, die ‘wirkliche
Farbe’ des Tisches.
Hier macht eben die Frage nach der Verifikation den Sinn der
Worte || dieser Ausdrücke
klar. |
732
Eigentlich hat ja schon Russell durch seine “theory of
descriptions” gezeigt, daß man sich
nicht eine Kenntnis der Dinge von hinten herum erschleichen kann,
und daß es nur scheinen kann, als
wüßten wir von den Dingen mehr, als sie uns auf
geradem Weg geoffenbart haben.
Aber er hat durch die Idee der “indirect
knowledge” wieder alles verschleiert. |
130'
Aus derselben Quelle fließt nur Eines. |
590
Welche Sätze aus ihm folgen und aus welchen Sätzen er folgt, das macht
seinen Sinn aus.
Daher auch die Frage nach seiner Verifikation eine Frage nach seinem Sinn
ist. |
Wende das auf einen Satz an, wie etwa “es wird niemals Menschen
mit 2 Köpfen geben”.
Dieser Satz scheint irgendwie ins Unendliche, Unverifizierbare zu reichen
und sein Sinn von jeder Verifikation unabhängig zu sein.
Aber wenn wir seinen Sinn erforschen wollen, so meldet sich ganz richtig
die Frage: Können wir die Wahrheit eines solchen Satzes je
wissen, und wie können wir sie wissen; und welche Gründe
können wir haben, was der Satz sagt anzunehmen oder abzulehnen?
Nun wird man vielleicht sagen: es ist ja nach dem Sinn gefragt
worden; und nicht danach, ob und wie man ihn wissen kann.
Aber die Antwort auf die Frage “wie kann man diesen Satz
wissen?” ist nicht eine psychologische, sondern sie sagt,
aus welchem andern Satz er folgt, gehört also zur Grammatik des
ersten.
Und die Gründe, die möglich sind den Satz anzunehmen, sind nicht
persönliche Angelegenheiten, sondern Teile des Kalküls, zu dem der Satz
gehört.
Wenn ich frage: wie kann ich den Satz “jemand
ist im Nebenzimmer” verifizieren, oder wie kann ich herausfinden,
daß jemand im Nebenzimmer ist, so ist
etwa eine Antwort: “indem ich ins
Nebenzimmer gehe und ihn sehe”.
Wenn nun gefragt wird “wie kann ich ins Nebenzimmer
kommen, wenn die Türe versperrt ist”, so ist dieses
“kann” ein anderes, als das erste:
Die erste Frage nach der Möglichkeit (der logischen) hatte eine
Erklärung über den Satzkalkül zur Antwort, daß nämlich
dieser Satz aus jenem folgt; die zweite Frage
war
591
eine nach der physikalischen Möglichkeit und hatte einen Erfahrungssatz zur
Antwort: daß man, etwa, die Mauer nicht
durchbrechen könne, weil sie zu stark sei, dagegen die Tür mit einem
Sperrhaken öffnen könne.
Beide Fragen nun sind in gewissem Sinn, aber nicht im gleichen, Fragen
nach der Möglichkeiten Verifikation.
Und, indem man die erste Art mit der zweiten verwechselt, glaubt man, die
Frage nach der Verifikation sei für den Sinn ohne Belang.
Die Gründe für die Annahme eines Satzes sind nicht zu verwechseln mit den
Ursachen der Annahme.
Jene gehören zum Kalkül des Satzes. |
Die Ursachen, warum wir einen Satz glauben, wären bei der || für
die Frage, was es denn ist, was wir glauben, allerdings irrelevant,
aber nicht so die Gründe, die ja mit dem Satz intern || grammatisch verwandt sind und uns sagen, wer er
ist. |
591
Und der Sinn des Satzes ist ja nicht etwas, was wir wie die Struktur der
Materie erforschen und was vielleicht zum Teil unerforschlich ist.
So daß wir später erst noch einmal daraufkommen
könnten, daß dieser Satz von andern Wesen als wir
sind, auf eine andere Art gewußt werden kann.
So daß er dieser Satz mit
diesem Sinn bliebe, dieser Sinn aber Eigenschaften hätte, die
wir jetzt nicht ahnen.
Der Satz, oder sein Sinn, ist nicht das pneumatische Wesen, was sein
Eigenleben hat und nun Abenteuer besteht, von denen wir nichts zu wissen
brauchen.
Wir hätten ihm quasi Geist von unserm Geist eingehaucht – seinen Sinn
– aber nun hat er sein Eigenleben – wie unser Kind – und wir
können ihn (nur) erforschen und mehr oder
weniger verstehen. |
Der Instinkt führt Einen richtig, der zur Frage führt: Wie
kann man so etwas wissen; was für einen Grund können wir
haben,
592 das anzunehmen; aus
welchen Erfahrungen würden wir so einen Satz ableiten;
etc.. |
Der Sinn ist keine Seele des Satzes.
Er muß, soweit wir an ihm interessiert sind, sich
gänzlich ausmessen lassen, sich ganz in Zeichen offenbaren ||
erschließen.
|
Wenn man nun fragt: hat es Sinn zu sagen “es wird
nie das und das geben””?”
–
Nun, welche Evidenz gibt es dafür; und was folgt daraus? –
Denn, wenn es keine Evidenz dafür gibt – nicht,
daß wir noch nicht im Stande waren sie zu kriegen
– sondern, daß ||
wenn keine im Kalkül vorgesehen wurde,
– dann ist damit der Charakter dieses Satzes bestimmt.
Wie das Wesen einer Zahlenart dadurch, daß kein
Vergleich zwischen ihr und gewissen Rationalzahlen möglich ist.
|
592
Übrigens: Eine Zahl, die heute auf
bewußte Weise mittels des
Fermat'schen
Satzes definiert ist, wird dadurch nicht geändert, daß
der Beweis dieses Satzes, oder des Gegenteils, gefunden wird.
Denn der Kalkül dieser Zahl weiß von dieser Lösung
des Problems nichts (und wird auch dann nichts von ihr
wissen). |
592
“Ich werde nie einen Menschen mit 2 Köpfen sehen”; man
glaubt durch diesen Satz irgendwie in die Unendlichkeit zu reichen.
Quasi, zum mindesten eine Eisenbahn dorthin gelegt zu haben, wenn wir auch
noch nicht die ganze Strecke bereist haben.
Es liegt da die Idee zu Grunde, daß z.B. das Wort “nie” die Unendlichkeit 593 bereits || schon mitbringe, da das eben seine Bedeutung
ist.
Es kommt darauf an: Was kann ich mit so einem Satz tun || anfangen; denn, auf die Frage “was bedeutet er?” kommt ja wieder ein Satz zur Antwort, und der führt mich solange nicht weiter, als ich aus der Erklärung nichts über die Züge erfahre, die ich mit den Figuren machen darf. (Als ich, sozusagen, nur immer wieder die gleiche Konfiguration vor mir sehe und keine anderen, die ich aus ihr bilden kann.) So höre ich z.B., daß keine Erfahrung diesen Satz beweisen kann und das beruhigt mich über seine unendliche Bedeutung. |
593
Aus keiner Evidenz folgt, daß dieser Satz wahr
ist.
Ja, aber ich kann doch glauben,
daß er wahr ist ||
daß das der Fall ist, was er sagt!
Aber was heißt das: “glauben,
daß das der Fall ist”?
Reicht etwa dieser Glaube in die Unendlichkeit; fliegt er der Verifikation
voran? –
Was heißt es, das glauben?
Diesen Satz mit bestimmten Gefühlen sagen? ist es ein bestimmtes
Benehmen? denn etwas andres kann es doch nicht sein. –
Und dann interessiert es uns nur insofern, als es ein Kalkulieren mit dem
Satz ist. |
125'
Um den Sinn einer Frage zu verstehen, bedenken wir: Wie sieht
denn die Antwort auf diese Frage aus.
Auf die Frage “ist A mein Ahne” kann ich mir nur die Antwort denken “A findet sich in meiner Ahnengalerie” oder “A findet sich nicht in meiner Ahnengalerie” (wo ich unter Ahnengalerie die Gesamtheit aller Arten von Nachrichten über meine Vorfahren verstehe). Dann konnte aber auch die Frage nur dasselbe heißen wie: “Findet sich A in meiner Ahnengalerie”. (Eine Ahnengalerie hat ein Ende: das ist ein Satz der Syntax.) Wenn mir ein Gott offenbarte, A sei mein Ahne, aber nicht, der wievielte, so könnte auch diese Offenbarung für mich nur den Sinn haben, ich werde A unter meinen Ahnen finden, wenn ich nur lang genug suche; da ich aber die Zahl N von Ahnen durchsuchen werde, so muß die Offenbarung bedeuten, A sei unter jenen N Ahnen. |
Intention
& Abbildung. |
147
Wenn ich, den Regeln folgend, statt
“↑”
“a” schreibe, so ist es, als wäre hier eine
Kausalität im Spiel, die nicht hypothetisch, sondern unmittelbar
erlebt, wäre.
(Natürlich ist nichts dergleichen der Fall.) |
131
Wenn ich mich aber nun ärgere, weil jemand zur Türe
hereinkommt, kann ich mich hier im Nexus irren, oder erlebe ich
ihn wie den Ärger? |
In einem gewissen Sinne kann ich mich irren, denn ich kann mir sagen
“Ich weiß nicht, warum mich sein Kommen
heute so﹖ ärgert”.
Das heißt, über die Ursache meines
Ärgers läßt sich streiten. –
Anderseits nicht darüber, daß der Gedanke an sein
Kommen – wie man sagt – unlustbetont ist.
Wie aber in dem Fall: Ich sehe den Menschen und der Haß gegen ihn steigt bei seinem Anblick in mir gegen ihn auf. – Könnte man fragen: wie weiß ich, daß ich ihn hasse, daß er die Ursache meines Hasses ist. Und wie weiß ich, daß sein Anblick diesen Haß neu erweckt? Auf die erste Frage: – ‘ich hasse ihn’ heißt nicht ‘ich hasse und er ist die Ursache meines Hasses’. Sondern er, beziehungsweise sein Gesichtsbild – etc. – kommt in meinem Haß vor, ist ein Bestandteil meines Hasses. (Auch hier tut's die Vertretung nicht, denn was garantiert mir dafür, daß das Vertretene existiert.) Im zweiten Fall kommt﹖ eben unmittelbar die Erscheinung des Menschen in meinem Haß vor﹖, oder, wenn nicht, dann ist seine Erscheinung wirklich nur die hypothetische Ursache meines Gefühls und ich kann mich darin irren, daß sie es ist, die das Gefühl hervorruft. |
“Ganz ebenso muß es sich auch
mit dem Handeln nach einem Zeichenausdruck verhalten.
Der Zeichenausdruck muß in diesem Vorgang involviert
sein, während er nicht involviert ist, wenn er
bloß die Ursache meines Handelns
ist.” |
132
Wenn der Satz “ich hasse ihn” so
aufgefaßt wird: ich hasse und er ist die
Ursache; dann ist die Frage möglich “bist Du sicher,
daß Du ihn haßt,
ist es nicht vielleicht ein Anderer oder etwas Anderes” und das ist
offenbarer Unsinn. |
402
Denken wir uns den einfachen Fall, daß jemand eine
Strecke absichtlich im Maßstab 1:1
kopiert.
Ist dann in dem Vorgang des Kopierens schon das Verständnis des
Nachzeichnens irgendeiner Strecke im Maßstab 1:1
enthalten?
D.h. ist die Weise, in der mein Bleistift von der
Strecke geführt wird, eben dieses allgemeine Gesetz?
Mein Stift wurde von mir quasi ganz voraussetzungslos gehalten und
nur von der Länge der Vorlage geführt ||
beeinflußt.
Ich würde dann sagen: Wäre die Vorlage länger gewesen, so wäre ich mit meinem Bleistift noch weitergefahren und wenn kürzer, weniger weit. Aber war, gleichsam, der Geist, der sich hierin ausspricht, schon im Nachziehen eines || des einen Strichs enthalten? |
Ich kann mir vornehmen: Ich gehe solange, bis ich ihn finde
(ich will etwa jemand auf einer Straße
treffen).
Und nun gehe ich die Straße entlang und treffe ihn
an einem bestimmten Punkt und bleibe stehen.
War in dem Vorgang des Gehens, oder irgend einem andern gleichzeitigen,
die Befolgung der allgemeinen Regel, die ich mir vorgesetzt hatte,
enthalten?
Oder war der Vorgang nur in
Übereinstimmung mit dieser Regel, aber auch mit
anderen entgegengesetzten Regeln? |
403
|
120
Wer liest, macht das, was er abliest, abhängig von dem, was
da steht.
Aber die Abhängigkeit kann nur durch eine Regel ausgedrückt
werden. |
Was hätte übrigens eine || die allgemeine Regel überhaupt
auszudrücken, wenn das nicht || nicht das? |
404
Die Frage ist nun: wenn ich (nun) auf diese Weise eine Vorlage
nachgezeichnet habe, ist es dann möglich, den Vorgang des
Nachzeichnens, wie er war, auch nach einer anderen allgemeinen Regel richtig
zu beschreiben?
Oder kann ich so eine Beschreibung zurückweisen || ablehnen mit den Worten:
“nein, ich habe mich wirklich nur von dieser
(allgemeinen) Regel leiten lassen
(und nicht von jener anderen, die in diesem Falle || hier allerdings auch dasselbe Resultat ergeben
hätte)”. |
400
Wenn ich absichtlich eine gewisse Form nachzeichne, so hat der Vorgang des
Kopierens – ich meine der ganze seelische Vorgang – mit
der Wirklichkeit an einer bestimmten Stelle diese Form gemein.
Sie ist eine Facette des Vorgangs des
Kopierens.
Eine Facette, die an dem kopierten Gegenstand
anliegt und sich dort mit ihm deckt. |
Man könnte dann sagen: Wenn auch mein Bleistift die
Vorlage nicht trifft, die Absicht trifft sie immer. |
407
Es ist nur die Absicht, die an das Modell heranreicht.
Und das ist dadurch ausgedrückt, daß der Ausdruck
der
Absicht
408 die Beschreibung des Modells und den
Ausdruck der Projektionsregel enthält.
Was ich tatsächlich spiele, ist gleichgültig; die Erfahrung wird es lehren
und die Beschreibung des Gespielten muß nichts mit der
Beschreibung des Notenbildes gemein haben.
Wenn ich dagegen meine Absicht beschreiben will, so
muß es heißen,
daß ich dieses Notenbild auf die Weise in Tönen
abzubilden beabsichtige.
Und nur das kann der Ausdruck dafür sein, daß die
Absicht an die Vorlage heranreicht und eine allgemeine Regel
enthält. |
408
Wenn ich einen Apparat machte, der nach Noten spielen könnte,
der also auf das Notenbild in der Weise reagierte,
daß er die entsprechenden Tasten einer Klaviatur
drückte, und wenn dieser Apparat bis jetzt immer klaglos funktioniert hätte,
so wäre doch weder er, noch sein Funktionieren der Ausdruck einer
allgemeinen Regel.
Ferner, dieses Funktionieren ist, wie immer er funktioniert, an sich weder
richtig noch falsch; d.h. weder der Notenvorlage
entsprechend, noch ihr nichtentsprechend.
Kein Mechanismus, welcher Art immer, kann eine solche Regel
etablieren.
Man kann nur sagen: der Mechanismus arbeitet bis jetzt dieser Regel
gemäß (was natürlich heißt,
daß er auch anderen Regeln
gemäß arbeitet).
Das Funktionieren des Apparates ist im || bis
zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde gewisse Regeln zu || von seiner Beschreibung ausschließen, aber
nie eine Regel eindeutig bestimmen. |
411
Wir können wohl eine Maschine zur Illustration der Koordination zweier
Vorgänge, der Abbildung des einen in dem andern, verwenden, aber nur die
Maschine wie sie funktionieren soll, also die Maschine in ganz
bestimmter Weise als Ausdruck aufgefaßt, also als Teil
der Sprache. |
Nur in diesem Sinne bildet z.B. das Pianola die
Loch-Schrift auf dem Streifen in die Tonfolge ab.
Oder der Musterwebstuhl die Sprache der gelochten Karten in das Muster des
gewebten Stoffes. |
409
Das Wort “psychischer Vorgang”, “mental
process”, ist an vieler Verwirrung schuld.
Wenn wir sagen, der Gedanke, die Intention sind psychische
Vorgänge, so stellen wir uns darunter etwas ähnliches oder analoges vor, wie
unter dem Wort chemischer Vorgang, oder physiologischer Vorgang. –
Und soweit das richtig ist, haben wir mit dem Gedanken und der Intention
nichts zu tun. |
410 übrige Maschine nehmen
wir als gegeben hin.
Wir merken sozusagen nur, was sich ändert, nicht, was
gleichbleibt.
Der Abbildungsweise haben wir durch eine Einstellung
(die gleichbleibt) (ein für allemal)
Rechnung getragen. –
Und was wir spüren, ist nur das Modell.”
|
211
|
Ich kann 5²
mittels x²
rechtfertigen, wenn ich dabei
x² einem
x³ oder einem
anderen || andern Zeichen des
Systems entgegenstelle. |
Die Schwierigkeit ist offenbar, das nicht zu rechtfertigen versuchen, was
keine Rechtfertigung verträgt ||
zuläßt. |
Wenn man fragt: “warum schreibst Du
5²?”
und ich antworte “es steht doch da, ich soll quadrieren”,
so ist das eine Rechtfertigung – und eine volle
–.
﹖– Eine Rechtfertigung verlangen, in dem Sinne, in
dem dies keine ist, ist sinnlos. –﹖ |
Ich hätte jemandem alle möglichen Erklärungen || mögliche
Erklärung dafür gegeben, was der Befehl “quadriere diese
Zahlen” heißt.
(Und diese Erklärungen sind doch sämtlich Zeichen.)
Er quadriere darauf, und nun frage ich ihn “warum tust Du
das auf diese Erklärung hin?”
Dann hätte es keinen Sinn mir zu antworten: “Du hast mir
doch gesagt: (es folgt die Wiederholung der
Erklärungen)”.
Eine andre Art der Antwort ist aber auf diese Frage auch nicht möglich und
die Frage heißt eben nichts.
Sie müßte sinnvoll lauten:
“Warum tust Du das und nicht jenes auf diese
Erklärungen hin (ich habe Dir doch gesagt …)”.
|
Wenn man nun fragen würde: Wie lange vor der Anwendung der
Regel muß die Disposition
“x²” gedauert haben?
Eine Sekunde, oder zwei?
Diese Frage klingt natürlich, und mit Recht, wie eine
Persiflage.
Wir fühlen, daß es darauf gar nicht ankommen
kann.
Aber diese Art der﹖ Frage taucht immer wieder
auf. |
353
Wenn man nach einer Regel einen Tatbestand abbildet, so ist
dieser dabei die Vorlage.
Ich brauche keine weitere Vorlage, die mir zeigt, wie die Abbildung vor
sich zu gehen hat, wie also die erste Vorlage zu benützen ist, denn sonst
brauchte ich auch eine Vorlage, um mir die Anwendung der zweiten zu zeigen,
u.s.f.
354 ad
infinitum.
D.h. eine weitere Vorlage nützt mich nichts, ich
muß ja doch einmal ohne Vorlage handeln.
|
213
Wenn ich mich mit der Bewegung des Punktes P von A nach
B nach dem Pfeil
214 denken; aber dann würde das
Zeichen “ ❘ ❘” auf
keiner andern Stufe stehen wie “ ”! und
ich könnte doch jetzt nur das System beschreiben, dem dieses Zeichen
angehört, wenn ich nicht ad -
infinitum, also
erfolglos, weitere Zeichen zu den obigen setzen will. |
215
|
Wir stoßen hier immer auf die peinliche Frage, ob
denn nicht das Anschreiben des
‘5²’
(z.B.) mehr oder weniger (oder ganz)
automatisch erfolgt sein könne, und fühlen, daß
das der Fall sein mag und daß es uns gar nichts
angeht.
﹖– Daß wir hier auf ganz
irrelevantem Boden sind, wo wir nicht
hingehören. –﹖ |
215
“Ich schreibe
‘5²’,
weil hier
‘x²’
steht”.
Was aber, wenn ich sagte: “Ich schreibe
‘+’, weil hier
‘A’ steht”?
D.h., man würde fragen: Schreibst Du
denn überall ‘+’ wo
‘A’ steht? D.h.,
man würde nach einer allgemeinen Regel fragen.
Und das ‘weil’ im letzten Satz hätte sonst keinen
Sinn. |
Was heißt es aber: Ich geh'
zur Tür, weil der Befehl gelautet hat “geh'
zur Tür”?
Und wie vergleicht sich dieser Satz mit: ich geh' zur Tür, obwohl der Befehl gelautet hat “geh' zur Tür”. Oder: Ich geh' zur Tür, aber nicht weil der Befehl lautete “geh' …”, sondern …. Oder: Ich geh' nicht zur Tür, weil der Befehl gelautet hat “geh' zur Tür”. |
228
Das Phänomen der Rechtfertigung.
|
228
In gewissem Sinn bringt uns das nicht weiter.
Aber es kann uns ja auch nicht weiter,
d.h., zu einem Fundament || zu dem
Metalogischen, bringen. |
128
Kein psychologischer || psychischer Vorgang || keine intentionale Abbildung kann
besser symbolisieren, als Zeichen, die auf dem Papier stehen.
Der psychische Vorgang kann auch nicht mehr leisten, als 129 die Schriftzeichen auf
dem Papier.
Denn immer wieder ist man in der﹖ Versuchung, einen symbolischen Vorgang durch einen besonderen psychischen Vorgang erklären zu wollen, als ob die Psyche in dieser Sache viel mehr tun könnte, als das Zeichen. |
Es mißleitet uns da die falsche Analogie mit einem
Mechanismus, der mit anderen Mitteln arbeitet, und daher besondere
Bewegungen || eine besondere Bewegung erklären kann.
Wie wenn wir sagen: diese Bewegung kann nicht durch den Eingriff von
Zahnrädern allein erklärt werden. |
Hierher gehört irgendwie: daß es nicht
selbstverständlich ist, daß sich das Zeichen durch
seine Erklärung ersetzen läßt.
Sondern eine merkwürdige, wichtige Einsicht in das Wesen
dieser (Art von)
Erklärung. |
Die Beschreibung des Psychischen müßte sich ja doch
wieder als Symbol verwenden lassen. |
310
Das Behaviouristische an meiner Auffassung
besteht nur darin, daß ich keinen Unterschied zwischen
‘außen’ und ‘innen’ mache || an unserer
Behandlung besteht nur darin, daß wir keinen Unterschied zwischen
‘außen’ und ‘innen’
machen.
Weil mich die Psychologie nichts angeht. |
132
Es kann nie essentiell für uns sein, daß ein
symbolisierendes Phänomen in der Seele sich abspielt und nicht auf dem
Papier, für den Andern sichtbar. |
Man kann sagen, daß, ob ich lese, oder nur Laute
hervorbringe,
133
[Absatz] Man kann sagen,
daß, ob ich lese, oder nur Laute
hervorbringe während ein Text vor meinen Augen ist, sich nicht
durch die Beobachtung von außen entscheiden
läßt.
Aber das Lesen kann nicht wesentlich eine innere
Angelegenheit sein.
Das Ableiten der Übersetzung vom Zeichen, wenn es
überhaupt ein Vorgang ist, muß auch ein sichtbarer
Vorgang sein können.
Man muß also z.B. auch den
Vorgang dafür nehmen || ansehen können, der sich auf dem
Papier abspielt, wenn die Glieder der Reihe
1,4,9,16 (als
Übersetzung von
1,2,3,4) durch die
Gleichungen
1 × 1 = 1,
2 × 2 = 4,
3 × 3 = 9,
etc. ausgerechnet erscheinen.
Schriebe er aber nun:
|
Man könnte natürlich ebensogut schreiben
|
Das Gefühl, welches man bei jeder solchen Darstellung hat,
daß sie roh (unbeholfen) ist, leitet irre, denn
wir sind versucht, nach einer “besseren” Darstellung zu
suchen.
Die gibt es aber gar nicht.
Eine ist so gut wie die andere, solange die Multiplizität die richtige
ist; d.h., solange jedem Unterschied im Dargestellten
ein Unterschied in der Darstellung entspricht. |
Und nun kann aber auch der Gedanke als psychischer
Prozeß
nicht
134 mehr tun, als dieses
“rohe” Zeichen. |
Man kann nicht fragen: Welcher Art sind die geistigen
Vorgänge, daß sie wahr und falsch sein können, was die
außergeistigen nicht können.
Denn, wenn es die “geistigen” können, so
müssen's auch die anderen können; und
umgekehrt.
Denn, können es die seelischen || geistigen Vorgänge, so muß es auch ihre Beschreibung können. Denn in ihrer Beschreibung muß es sich zeigen, wie es möglich ist. |
Wenn man sagt, der Gedanke sei eine seelische Tätigkeit, oder eine
Tätigkeit des Geistes, so denkt man an den Geist als an ein trübes,
gasförmiges Wesen, in dem manches geschehen kann,
daß außerhalb
◇◇◇ dieser Sphäre nicht geschehen
kann.
Und von dem man manches erwarten kann || muß, das sonst nicht möglich ist.
Es handelt || Als handle gleichsam die Lehre vom Gedanken vom organischen Teil, im Gegensatz zum anorganischen des Zeichens. Es ist || wäre gleichsam der Gedanke der organische Teil des Symbols, das Zeichen der anorganische. Und jener organische Teil kann Dinge leisten, die der anorganische nicht könnte. Als geschähe hinter dem Ausdruck noch etwas Wesentliches, was sich nicht ausdrücken läßt || nicht durch den Ausdruck ersetzen läßt – auf das || worauf sich etwa nur hinweisen läßt – was in dieser Wolke (dem Geist) geschieht und den Gedanken erst zum Gedanken macht. Wir denken hier an einen Vorgang analog dem Vorgang der Verdauung und die Idee ist, daß im Inneren des Körpers andere chemische Veränderungen vor sich gehen, als wir sie außen produzieren können, daß der organische Teil der Verdauung einen anderen Chemismus hat, als, was wir außen mit den Nahrungsmitteln vornehmen könnten. |
148
Das heißt, das Abbilden kann sich von einem andern
Vorgang auch nur so unterscheiden, wie eben ein Vorgang vom andern und
das heißt, daß dieser
Unterschied nicht logische Bedeutung haben kann ||
kein metalogischer Vorgang ist. |
So wie ich früher einmal gesagt habe: Die Intention kann auch
nur ein Phänomen wie jedes andere sein, wenn ich überhaupt von ihr reden
darf. |
Das Wählen der Striche beim Abbilden einer Vorlage ist also allerdings ein
anderer Vorgang, als etwa das bloße Zeichnen dieser
Striche, wenn ich mich “nicht nach der Vorlage richte”,
aber der Unterschied ist ein äußerer, beschreibbarer,
wie der Unterschied zwischen den Zeichengruppen
|
Und so steht es also auch mit dem Wählen der Worte, wenn
ich
149 etwas mit Worten
beschreibe: dieser Vorgang unterscheidet sich von dem, des
willkürlichen Zuordnens von Worten, aber eben nur
(äußerlich), wie sich
die beiden Zeichen im vorigen Satze unterscheiden. |
146
“Wenn man einen Hund gelehrt hätte, den
Zeichenverbindungen von a,b,c,d zu folgen (wobei
a = ↑, b =
↓, c = →, d =
←), so mag er das mechanisch tun, aber, wenn
ich nun wissen will, welches Zeichen ich ihm geben
muß, um ihn einen bestimmten Linienzug laufen zu
lassen, so muß ich das Zeichen von dem Linienzug nach
der Regel ableiten.” |
Wie hängen unsre Gedanken mit den Gegenständen zusammen über die wir denken? Wie treten diese Gegenstände in unsre Gedanken ein. (Sind sie in ihnen durch etwas Andres – etwa Ähnliches – vertreten?)
Wesen des Portraits; die Intention. |
62
“Das soll er sein” (dieses
Bild stellt ihn vor) darin liegt das ganze Problem der
Darstellung. |
352
Wenn ich sage “der Sinn eines Satzes ist dadurch bestimmt, wie er
zu verifizieren ist”, was muß ich dann von
dem Sinn des Satzes , daß dieser Satz die Übersetzung || , dieses Bild das
Porträt jenes Gegenstandes sein soll sagen? || sagen: daß dieser Satz die Übersetzung || dieses Bild das
Porträt jenes sein soll?
Wie ist das denn zu verifizieren? |
35
Die seltsame Täuschung, der man unterliegt: Was
heißt es: Ich kann mir vorstellen,
daß der Fleck A sich an den Ort B
bewegt?
Die seltsame Täuschung, der man unterliegt, daß im
Satze die Gegenstände das tun, was der Satz sagt, muß
sich aufhellen. |
Es ist, als ob im Befehl bereits ein Schatten der Ausführung läge.
Aber ein Schatten eben dieser Ausführung.
Du gehst im Befehl dort und dort hin. –
Sonst wäre es aber eben ein ⋎ anderer
Befehl. |
89
“Der Satz ist ein Bild”.
Ein Bild wovon?
Kann man sagen: “von der Tatsache, die ihn wahr macht, wenn
er wahr ist und von der Tatsache, die ihn falsch macht, wenn er falsch
ist.
Im ersten Fall ist er ein korrektes Bild, im zweiten ein
unkorrektes”?
((Wenn ich bei einem gemalten Bild frage: “wovon ist
das ein Bild”; was ist die Art der Antwort?))
|
90
Wenn man mit Bild meint: die richtige, oder falsche Darstellung der
Realität, dann muß man wissen, welcher Realität,
oder; welches Teils der Realität; d.h., man muß
ein Mittel haben, den Satz in bestimmter Weise mit der
Wirklichkeit zu vergleichen.
Ich kann dieses Zimmer richtig oder falsch darstellen, aber um
heraus zu finden, ob richtig oder falsch || nicht,
muß ich wissen, daß dieses
Zimmer gemeint ist. |
10
Was heißt es: Sich eine Vorstellung
machen, die der Wirklichkeit nicht entspricht? |
10
Man vergleiche das Vorstellen mit dem Malen eines Bildes.
Er malt also ein Bild des Menschen, wie dieser in Wirklichkeit nicht
ist.
Sehr einfach. Aber warum nennen wir es das Bild dieses Menschen? Denn, wenn es das nicht ist, ist es (ja﹖) nicht falsch. – Wir nennen es so, weil er selbst es drübergeschrieben hat. Also hat er nichts weiter getan, als jenes Bild zu malen, und jenen Namen drüberzuschreiben. Und das tat er wohl auch in der Vorstellung. |
67
Es muß uns klar sein, daß der
Zusammenhang unseres Gedankens mit Napoleon nur durch diesen selbst und durch kein Bild
(Vorstellung, etc.) und sei es noch so ähnlich,
gemacht werden kann.
Anderseits aber ist Napoleon
für uns in seiner Abwesenheit nicht weniger enthalten, als in seiner
Anwesenheit. |
69
“Der Plan besteht darin, daß ich mich das
und das tun sehe”.
Aber wie weiß ich, daß
ich es bin. –
Nun, ich bin es ja nicht, was ich sehe, sondern etwa ein Bild.
Warum aber nenne ich es mein Bild?
Nicht etwa, weil es mir ähnlich sieht.
“Woher weiß ich, daß ich es bin”: Das ist ein gutes Beispiel einer falsch angebrachten Frage. Die Frage hat nämlich Sinn, wenn es etwa heißt: Woher weiß ich, daß ich es bin, den ich da im Spiegel sehe. Und die Antwort gibt dann Merkmale, nach denen ich zu erkennen bin. – |
70
Die Frage “woher weiß ich,
daß ich das bin” oder richtiger
“… daß das mich
vertritt” ist Unsinn, denn, daß es mich
vertritt, ist meine (eigene)
Bestimmung.
Ja, ich könnte ebensogut fragen: “woher
weiß ich, daß das Wort
‘ich’ mich vertritt”, denn meine
Figur
71 im Bild war nur ein anderes Wort
‘ich’.
Fortsetzung des Satzes S.
68/8 |
Wohl aber könnte man fragen “was hat denn der Name
‘a’ mit diesem Menschen zu tun”.
Und die Antwort wäre: Nun, das ist
a || er heißt
a. |
71
“Diese Figur des Bildes bin ich” ist ein
Übereinkommen. |
Ja, aber worin kommen wir überein?
Welche Beziehung zwischen Zeichen und mir stellen wir her?
Nun, nur die, die etwa durch das Zeigen mit der Hand oder
das Umhängen eines Täfelchens besteht.
Denn diese Relation ist nur durch das System bedeutungsvoll, dem sie
angehört. |
305
Wenn man sagt: Ich stelle mir die Sonne vor, wie sie über den
Himmel zieht; so ist doch nicht die Vorstellung damit beschrieben,
daß “die Sonne über den Himmel
zieht”!
Nun könnte ich einerseits fragen: ist nicht, was Du vor Dir siehst,
eine gelbe Scheibe in Bewegung? aber doch nicht gerade die
Sonne. –
Andrerseits, wenn ich sage “ich stelle mir die Sonne in dieser
Bewegung vor”, so ist das nicht dasselbe, wie wenn ich (etwa
kinematographisch) ein solches Bild zu sehen bekäme.
Ja, es hätte Sinn, von diesem Bild zu fragen: “stellt das die Sonne vor?” |
S. 72
Das Porträt ist nur ein dem N ähnliches Bild (oder auch das
nicht), es hat aber nichts in sich (wenn noch so,
ähnlich), was es zum Bildnis dieses
Menschen, d.h. zum beabsichtigten Bildnis machen
würde.
(Ja, das Bild, was dem Einen täuschend ähnlich ist, kann in
Wirklichkeit das schlechte Porträt eines Anderen sein.) |
73
Nun kann man doch fragen: “Wie zeigt sich denn das,
daß er das Bild als Porträt des N
meint?” –
“Nun, indem er's sagt” –
“Aber wie zeigt es sich denn, daß er
das || das mit dem meint, was er
sagt?” –
“Gar nicht!”
((Worauf bezieht sich denn dieses
“das”.
Man kann fragen: Wie zeigt sich, daß er
meint, was er sagt.
Antwort z.B. an seinem
Gesicht.)) |
“Was hat aber Deine Meinung mit Napoleon zu tun?
Welcher Zusammenhang || Welche Verbindung
besteht zwischen Deiner Meinung und
Napoleon?
Es kann, z.B., der sein, daß das Wort “Napoleon” in dem Ausdruck meiner Meinung vorkommt, plus dem Zusammenhang, den dieses Wort mit seinem Träger hat. Also etwa, daß er sich so unterschrieben hat, so angeredet wurde, etc. etc.. |
“Aber mit dem Wort ‘Napoleon’ bezeichnest Du doch, während Du es aussprichst,
eben diesen Menschen”. –
“Wie geht denn, Deiner Meinung nach, dieser Akt des Bezeichnens
vor sich?
Momentan? oder braucht er Zeit?” –
“Ja aber, wenn man Dich fragt ‘hast Du jetzt
(eben) den Mann gemeint, der die Schlacht bei
Austerlitz gewonnen hat?’ wirst Du doch sagen
‘ja’.
Also hast Du diesen Mann gemeint, als Du den Satz, in dem sein Name
vorkommt, aussprachst!” –
Wohl, aber nur etwa in dem Sinne, in welchem ich damals auch
wußte, daß
2 + 2 = 4
ist || sei.
Nämlich nicht so, als ob zu dieser Zeit ein besonderer Vorgang
stattgefunden hätte, den wir dieses ‘Meinen’ nennen
könnten; auch wenn vielleicht gewisse Bilder das Aussprechen begleitet
haben, die für diese
Meinung
17 charakteristisch sind
und bei andrer Bedeutung des Wortes
‘Napoleon’
vielleicht andre gewesen wären.
Vielmehr ist die Antwort “ja, ich habe den Sieger von
Austerlitz gemeint” ein weiterer Schritt im
Kalkül.
Täuschend ist an ihm die vergangene Form, die eine Beschreibung dessen zu
geben scheint, was “in mir” während des Aussprechens des
Satzes vorgegangen war.
In Wirklichkeit knüpft das Präteritum nur an den früher ausgesprochenen
Satz an.
|
497
“Aber ich habe ihn gemeint”.
Sonderbarer Vorgang, dieses Meinen!
Kann man jemanden meinen, auch wenn er in Amerika und man in
Europa ist?
Und || Oder gar, wenn er schon tot ist?
|
68
Meine ganzen Überlegungen gehen immer dahin, zu
zeigen, daß es nichts nützt, sich das
Denken als ein Halluzinieren vorzustellen.
D.h., daß es
überflüssig ist, die Schwierigkeit aber bestehen
bleibt.
Denn auch die Halluzination, kein Bild, kann die
Kluft zwischen dem Bild und der Wirklichkeit überbrücken, und das eine nicht
eher als das andere.
|
Logischer Schluß |
21
p & q = p
heißt “q folgt aus p”. |
36
(∃x).fx ⌵ fa =
(∃x).fx, (∃x).fx & fa =
fa
Wie weiß ich das? (denn das Obere
habe ich sozusagen bewiesen).
Man möchte etwa sagen: “ich verstehe
‘(∃x).fx’
eben”.
(Ein herrliches Beispiel dessen, was ‘verstehen’
heißt.)
Ich könnte aber ebensogut fragen “wie weiß ich, daß (∃x).fx aus fa folgt” und antworten: “weil ich ‘(∃x).fx’ verstehe”. Wie weiß ich aber wirklich, daß es folgt? – Weil ich so kalkuliere. |
37
Wie weiß ich, daß
(∃x).fx aus
fa
folgt?
Sehe ich quasi hinter das Zeichen
“(∃x).fx”, und
sehe den Sinn, der hinter ihm steht und daraus || aus ihm, daß
er aus fa
folgt? ist das das Verstehen?
Nein, jene Gleichung ist ein Teil des Verstehens || Verständnisses || drückt einen Teil des Verstehens || Verständnisses aus (das so ausgebreitet vor mir liegt). (Denke an die … || Vergleiche die Auffassung des Verstehens, das ursprünglich mit einem Schlag erfaßbar || ein Erfassen mit einem Schlag, erst so ausgebreitet werden kann. Wenn ich sage “ich weiß, daß (∃x).fx folgt, weil ich es verstehe”, so hieße das, daß ich, es verstehend, etwas Anderes sehe, als das gegebene Zeichen, gleichsam eine Definition des Zeichens, aus der das Folgen hervorgeht. |
38
Wird nicht vielmehr die Abhängigkeit durch die Gleichung
hergestellt und festgesetzt?
Denn eine verborgene Abhängigkeit gibt es eben nicht. |
38
Aber, meinte ich, muß also nicht (∃x).fx eine Wahrheitsfunktion von fa sein, damit das möglich ist? Damit diese Abhängigkeit möglich ist? |
Ja sagt denn eben (∃x).fx ⌵ fa =
(∃x).fx nicht, daß
fa schon
in (∃x).fx enthalten
ist?
Zeigt es nicht die Abhängigkeit des fa vom (∃x).fx?
Nein, außer, wenn (∃x).fx als logische Summe
definiert ist (mit einem Summanden
fa). –
Ist das der Fall, so ist (∃x).fx
(nichts als) eine Abkürzung. |
Einen verborgenen Zusammenhang gibt es in der Logik nicht.
|
42
Hinter die Regeln kann man nicht dringen, weil es kein Dahinter
gibt. |
fE & fa
= fa
Kann man sagen: das ist nur möglich, wenn
fE aus
fa folgt;
oder muß man sagen: das bestimmt,
daß fE aus fa folgt? || folgen
soll. |
Wenn das erste, so muß es vermöge der Struktur
folgen, etwa indem fE durch eine Definition so bestimmt ist,
daß es die entsprechende Struktur
hat.
Aber kann denn wirklich das folgen, gleichsam aus der sichtbaren Struktur
der Zeichen hervorgehen, wie ein physikalisches Verhalten aus einer
physikalischen Eigenschaft, und braucht etwa nicht vielmehr immer solche
Bestimmungen, wie die Gleichung
fE & fa
= fa?
Ist es etwa den p ⌵ q anzusehen,
daß es aus p folgt, oder auch nur den Regeln, welche
Russell für die
Wahrheitsfunktionen gibt? |
42
Und warum sollte auch die Regel fE & fa = fa aus einer andern
Regel hervorgehen und nicht die primäre Regel sein? |
Denn was soll es heißen
“fE muß doch
fa in
irgendeiner Weise enthalten”?
Es enthält es eben nicht, insofern wir mit
fE
arbeiten können, ohne fa zu erwähnen.
Wohl, aber, insofern eben die Regel fE & fa = fa gilt.
|
Die Meinung || Idee ist nämlich,
daß fE & fa = fa nur vermöge einer
Definition von fE gelten kann. |
¤
Und zwar – glaube ich – darum, weil es sonst den
falschen Anschein hat, als würde nachträglich noch eine Bestimmung
über fE
getroffen, nachdem es schon in die Sprache eingeführt
sei﹖.
Es wird aber tatsächlich keine Bestimmung einer künftigen
Erfahrung überlassen. |
Und die Definition des fE aus ‘allen
Einzelfällen’ ist ja ebenso unmöglich, wie
die Aufzählung aller Regeln von der Form
fE & fx
= fx. |
Ja, die Einzelgleichungen fE & fx = fx sind eben gerade
ein Ausdruck dieser Unmöglichkeit. |
43
Wenn man gefragt wird: ist es aber nun auch sicher,
daß ein anderer Kalkül als dieser nicht gebraucht
wird, so muß man sagen: Wenn das
heißt “gebrauchen wir nicht in unserer
tatsächlichen || wirklichen
Sprache noch andere Kalküle”, so kann ich nur antworten
“ich weiß
(jetzt﹖) keine anderen (so, wie wenn jemand
fragte “sind das alle Kalküle der
(gegenwärtigen﹖) Mathematik”, ich
sagen könnte “ich erinnere mich keiner anderen, aber ich kann etwa
noch genauer nachlesen).
Die Frage kann aber nicht heißen “kann kein
anderer Kalkül gebraucht werden?”
Denn wie sollte ich diese Frage beantworten? || Denn wie sollte die Antwort auf diese Frage gefunden
werden?
Ein Kalkül ist ja da, indem man ihn beschreibt. |
Kann man sagen: ‘Kalkül’ ist kein mathematischer
Begriff? |
458
Wenn ich sagte: “ob p aus q folgt, muß aus
p und
q allein
zu ersehen sein || hervorgehen”; so
müßte es heißen:
daß p aus q folgt, ist eine Bestimmung, die den Sinn
von p und
q
bestimmt;
459 nicht etwas, das, von
dem Sinn dieser beiden ausgesagt, wahr ist.
Daher kann man (sehr) wohl die
Schlußregeln angeben, gibt damit aber Regeln für die
Benützung der Schriftzeichen an, die deren Sinn erst bestimmen; was nichts
andres heißt, als daß diese
Regeln willkürlich festzusetzen sind; d.h. nicht von
der Wirklichkeit abzulesen, wie eine Beschreibung.
Denn, wenn ich sage, die Regeln sind willkürlich, so meine ich, sie sind
nicht von der Wirklichkeit determiniert, wie die Beschreibung dieser
Wirklichkeit.
Und das heißt: Es ist Unsinn, von ihnen
zu sagen, sie stimmen mit der Wirklichkeit überein; die Regeln über die
Wörter “blau”, “rot”, etwa, stimmten mit
den Tatsachen, die diese Farben betreffen, überein,
etc.. |
585
Die Gleichung p
& q = p zeigt eigentlich den Zusammenhang des Folgens
und der Wahrheitsfunktionen. |
35
Bedenke, daß aus dem allgemeinen Satz eine logische
Summe von, sagen wir, hundert Summanden folgen könnte, an die wir doch
bestimmt nicht gedacht haben, als wir den allgemeinen Satz
aussprachen.
Können wir nicht dennoch sagen, daß
sie aus ihm folgt? |
327
“Was aus einem Gedanken folgt, muß in ihm
mitgedacht werden.
Denn an einem Gedanken ist nichts, was wir nicht wissen, während wir ihn
denken.
Er ist keine Maschine, deren Untersuchung Ungeahntes zu Tage fördern kann,
oder eine Maschine, die etwas leisten kann, was man ihr zuerst
nicht ansieht.
D.h. er wirkt eben logisch überhaupt
nicht als Maschine.
Als Gedanke liegt in ihm nicht mehr, als hineingelegt wurde.
Als Maschine, d.h. kausal, wäre ihm alles
zuzutrauen; logisch ergibt er nur, was wir mit ihm gemeint
haben.” Wenn ich sage, das Viereck ist ganz weiß, so denke ich nicht an zehn kleinere, in ihm enthaltene Rechtecke, die weiß sind; und an “alle” in ihm enthaltene Rechtecke oder Flecken, kann ich nicht denken. Ebenso denke ich im Satz “er ist im Zimmer” nicht an hundert mögliche Stellungen, die er einnehmen kann, und gewiß nicht an alle. |
328
Auf den ersten Blick gibt es zwei Arten der
Deduktion || scheint es zwei Arten der Deduktion zu geben:
in der einen ist in der Prämisse von dem || allem die Rede, wovon die Konklusion handelt,
in der anderen nicht.
Von der ersten Art ist der Schluß von
p & q
auf q.
Von der anderen der Schluß: der ganze Stab ist
weiß, also ist auch das mittlere Drittel
weiß.
In dieser Konklusion wird von Grenzen gesprochen, von denen im ersten Satz
nicht die Rede war.
(Das ist verdächtig.)
Oder wenn ich sage: “wo immer in diesem Kreise Du die
Scheibe triffst, wirst Du den Preis gewinnen” und dann “Du
hast sie hier getroffen, also …”, so war dieser Ort im
ersten Satz nicht vorausgesehen.
Die Scheibe mit dem Einschuß hat zu der Scheibe, wie
ich sie früher gesehen habe, eine bestimmte interne Beziehung und
darin besteht es, daß das Loch hier unter
die vorausgesehene allgemeine Möglichkeit fällt.
Aber es selbst war nicht vorausgesehen und es kam in dem ersten Bild nicht
vor.
Oder mußte doch nicht darin vorkommen.
Denn selbst angenommen, ich hätte dabei an tausend bestimmte Möglichkeiten
gedacht, so hätte es zum mindesten geschehen können,
daß die ausgelassen wurde, die später eintraf.
Und wäre das Voraussehen dieser Möglichkeit wesentlich gewesen, so hätte
die Prämisse durch das Übersehen dieser einen
Möglichkeit den unrechten Sinn bekommen und die Konklusion würde nun nicht
aus ihr folgen.
Anderseits wird dem Satz “wohin immer Du in diesem Kreis triffst, …” nichts hinzugefügt, wenn man sagt: “wohin immer Du in diesem Kreis triffst, und wenn Du insbesondere den schwarzen Punkt triffst, …”. Aber, war der schwarze Punkt schon da, als man den ersten Satz 329 aussprach, so war er
natürlich mitgemeint; war er aber nicht da, so hat sich durch ihn eben der
Sinn des Satzes geändert. |
330
Was soll es aber dann heißen, zu sagen: wenn
ein Satz aus dem andern folgt, so muß der erste im
zweiten mitgedacht sein, da es doch nicht nötig ist, im Satz “ich
bin 170 cm hoch” auch nur einen einzigen der aus ihm
folgenden negativen Längenangaben mitzudenken. |
36
“Das Kreuz liegt so auf der Geraden:
“Es hat hier 16
Wenn man sich übrigens wundert, daß dieser Satz aus jenem folgt, obwohl man doch bei jenem gar nicht an ihn dachte, || daß ein Satz aus dem andern folgt, obwohl man doch bei diesem gar nicht an jenen dachte, so denke man nur daran, daß p ⌵ q aus p folgt, und ich denke doch gewiß nicht alle Sätze p ⌵ x wenn ich p denke. |
Die ganze Idee, daß man bei dem Satz, aus dem ein
anderer folgt, diesen denken muß, beruht auf einer
falschen, und psychologisierenden, Auffassung.
Wir haben uns ja nur um das zu kümmern, was in den Zeichen und
(ihren) Regeln liegt. |
717
Wenn das Kriterium dafür, daß
p aus
q folgt,
darin besteht, daß man “beim Denken von
q
p
mitdenkt”, so denkt man wohl beim Denken des Satzes “in
dieser Kiste sind
10⁵
Sandkörner” die
10⁵
Sätze: “in dieser Kiste ist ein
Sandkorn”, “… 2 Sandkörner”,
etc., etc.?
Was ist denn hier das Kriterium des Mitdenkens!
Und wie ist es mit einem Satz: “ein Fleck (F) liegt zwischen den Grenzen AA”? Folgt aus ihm nicht, daß F auch zwischen BB und CC liegt, u.s.w.? Folgen hier aus einem Satz unendlich viele? und ist er also unendlich vielsagend? – Aus dem Satz “ein Fleck liegt zwischen den Grenzen AA” folgt jeder Satz von der Art “ein Fleck liegt zwischen den Grenzen BB”, den ich hinschreibe – und so viele, als ich hinschreibe. Wie aus p soviele Sätze der Form p ⌵ x folgen, als ich hinschreibe (oder ausspreche, etc.). (Der Induktionsbeweis beweist soviele Sätze von der Form … als ich hinschreibe.) |
325
Ist es unmöglich, daß aus einem Satz unendlich viele
Sätze folgen, – in dem Sinn nämlich, daß nach
einer Regel immer neue Sätze aus dem einen gebildet werden könnten,
ad infinitum? |
Angenommen, die ersten tausend Sätze dieser Reihe
schrieben wir in Konjunktion an.
Müßte der Sinn dieses Produktes dem Sinne des
ursprünglichen Satzes nicht näherkommen, als das Produkt der ersten hundert
Sätze?
Müßte man nicht eine immer bessere Annäherung an den
ersten Satz bekommen, je mehr man das Produkt ausdehnte und würde das nicht
zeigen, daß aus dem Satz nicht unendlich viele andere
folgen
326 können, da ich schon
nicht mehr imstande bin, das Produkt aus
10¹⁰
Gliedern zu verstehen und doch den Satz verstanden habe, dem das Produkt aus
10¹⁰⁰
Gliedern noch näher kommt als das von
10¹⁰
Gliedern? |
Man denkt sich wohl, der allgemeine Satz ist eine abgekürzte
Ausdrucksweise des Produkts.
Aber was ist am Produkt abzukürzen, es enthält ja nichts
Überflüssiges. |
330
Wenn man ein Beispiel braucht dafür, daß unendlich
viele Sätze aus einem folgen, so wäre vielleicht das
Einfachste das, daß aus “a ist
rot” die Negation aller Sätze folgt, die
a eine
andere Farbe zuschreiben.
Diese negativen Sätze werden gewiß in dem einen
nicht mitgedacht.
Man könnte natürlich sagen: wir unterscheiden doch nicht unendlich
viele Farbtöne; aber die Frage ist: hat die Anzahl der Farbtöne, die
wir unterscheiden, überhaupt etwas mit der Komplikation jenes
ersten Satzes zu tun; ist er mehr oder weniger komplex,
je nachdem wir mehr oder weniger Farbtöne unterscheiden?
Müßte man nun nicht so sagen: Ein Satz folgt erst aus ihm, wenn er da ist. Erst wenn wir zehn Sätze gebildet haben, die aus dem ersten folgen, folgen zehn Sätze aus ihm. |
330
Ich möchte sagen, ein Satz folgt erst dann aus dem anderen, wenn er mit
ihm konfrontiert wird.
Jenes “u.s.w. ad
infinitum”
bezieht
331 sich nur auf die
Möglichkeit der Bildung von Sätzen, die aus dem ersten folgen,
ergibt aber keine Zahl solcher Sätze.
Könnte ich also einfach sagen: Unendlich viele Sätze folgen darum nicht aus einem Satz, weil es unmöglich ist, unendlich viele Sätze hinzuschreiben (d.h. ein Unsinn ist, das zu sagen) || Es ist Unsinn zu sagen: Unendlich viele Sätze folgen darum nicht aus einem Satz, weil es unmöglich ist, unendlich viele Sätze hinzuschreiben. |
326
Wenn aber aus jenem F(AB) F(A'B' folgt, dann muß in F(AB) schon von A' und B' die Rede sein. – “A'”, “B'” müssen also Symbole sein, die aus “A” und “B” konstruiert werden können, wie etwas die Unterteilungen eines Maßstabes aus seinen Endpunkten. Man müßte a priori sagen können, daß F(A'B') aus F(AB) folgen würde. |
327
Ist es nicht vielmehr so, daß aus dem Satz
“der Streifen von A bis B ist weiß”
folgt “der Streifen A'B' ist
weiß”, wenn in dem Streifen
AB
eben die Striche A' und B' gezogen
waren || sind.
Unendlich ist nur die Möglichkeit dieser Art Figuren.
|
361
Sind die Striche A' und B' schon ursprünglich
hier, ﹖ || vorhanden, dann folgt allerdings jener zweite
Satz aus dem ersten (﹖– dann ist die
Zusammengesetztheit schon in dem ersten Satz
offenbar﹖ vorhanden –﹖)
dann folgen aber aus dem ersten Satz nur so viele Sätze, als seiner
Zusammengesetztheit entspricht (also nie unendlich
viele). |
329
“Das Ganze ist weiß, folglich ist auch ein
Teil, der durch eine solche Grenzlinie charakterisiert ist,
weiß.”
“Das Ganze war weiß, also war
auch jener Teil davon weiß, auch wenn ich ihn damals
nicht begrenzt darin wahrgenommen habe.”
– Hatte denn das Rechteck keine rechte und linke Hälfte, ehe ich sie
als solche wahrgenommen hatte?
Und doch muß man das sagen.
|
360
“Eine ungeteilt gesehene Fläche hat keine
Teile”.
Denken wir uns aber einen Maßstab an die Fläche angelegt, sodaß wir etwa zuerst das Bild |
327
“Wo immer, innerhalb dieses Kreises Du die Scheibe triffst, hast
Du gewonnen”.
“Ich denke, Du wirst die Scheibe irgendwo innerhalb dieses Kreises treffen”. Was den ersten Satz betrifft, könnte man fragen: woher weißt Du das? Hast Du alle möglichen Orte ausprobiert? Und die Antwort 328
müßte dann lauten: das ist ja kein Satz, sondern
eine allgemeine Festsetzung. |
329
Der Schluß lautet auch nicht so: “wo
immer auf der Scheibe der Schuß hintrifft,
hast Du gewonnen.
Du hast auf der Scheibe dahin getroffen, also hast Du
den Preis gewonnen”.
Denn wo﹖ ist dieses da? wie ist es
außer dem Schuß bezeichnet, etwa
durch einen Kreis?
Und war der auch schon früher auf der Scheibe?
Wenn nicht, so hat die Scheibe sich ja verändert, wäre er aber schon dort
gewesen, dann wäre er als eine Möglichkeit des Treffens vorgesehen
worden.
Es muß vielmehr heißen:
“Du hast die Scheibe getroffen, also …”.
|
329
Der Ort auf der Scheibe muß nicht notwendig durch
ein
330 Zeichen, einen Kreis,
auf der Scheibe angegeben sein.
Denn es gibt jedenfalls die Beschreibung “näher dem
Mittelpunkt”, “näher dem Rand”, “rechts
oben” etc..
Wie immer die Scheibe getroffen wird, stets
muß so eine Beschreibung möglich
sein.
(Aber von diesen Beschreibungen gibt es auch nicht “unendlich
viele”.) |
329
Hat es nun einen Sinn zu sagen: “aber wenn man die Scheibe
trifft, muß man sie irgendwo
treffen”?
Oder auch: “wo immer er die Fläche trifft, wird es keine
Überraschung sein, – so daß
man etwa sagen würde ‘das habe ich mir nicht erwartet, ich habe gar
nicht gewußt, daß es diesen Ort
gibt’”.
Das heißt aber doch, es kann keine geometrische
Überraschung sein. |
158'
Was für eine Art Satz ist: “Auf diesem Streifen sind
alle Schattierungen von Grau zwischen Schwarz und Weiß
zu sehen”?
Hier scheint es auf den ersten Blick, daß von
unendlich vielen Schattierungen die Rede ist.
Ja wir haben hier scheinbar das Paradox, daß wir zwar nur endlich viele Schattierungen von einander unterscheiden können und der Unterschied zwischen ihnen natürlich nicht ein unendlich kleiner ist und wir dennoch einen kontinuierlichen Übergang sehen. |
159'
Man kann ein bestimmtes Grau ebensowenig als eines der unendlich vielen
Grau zwischen Schwarz und Weiß auffassen, wie man eine
Tangente t als
eine der unendlich vielen Wenn ich z.B. sage: “Ich habe das Lineal sich von t' nach t'' bewegen sehen, also muß ich es auch in t gesehen haben”, so haben wir hier keinen richtigen logischen Schluß. Wenn ich nämlich damit sagen will, das Lineal muß mit in der Lage t erschienen sein – wenn ich also von der Lage im Gesichtsraum rede, so folgt das aus dem Vordersatz durchaus nicht. Rede ich aber vom physischen Lineal, so ist es natürlich möglich, daß das Lineal die Lage t übersprungen hat und das Phänomen im Gesichtsraum dennoch kontinuierlich war. |
41
Es ist nur wesentlich, daß wir
(hier﹖) nicht sagen können, wir sind
durch Erfahrung daraufgekommen, daß es auch noch
diesen Fall der Grammatik gibt.
Denn den müßten wir in dieser Aussage
(statement) beschreiben und diese
Beschreibung, obwohl ich ihre Wahrheit erst jetzt einsehe, hätte ich doch
schon vor dieser Erfahrung verstehen müssen || können. |
Es ist die alte Frage: inwiefern kann man jetzt von einer Erfahrung
sprechen, die man jetzt nicht hat.
Was ich nicht voraussehen kann, kann ich nicht voraussehen. Und wovon ich jetzt sprechen kann, kann ich jetzt sprechen, unabhängig von dem, wovon ich jetzt nicht sprechen kann. Die Logik ist eben immer komplett. |
“Wie kann ich wissen, was alles folgen wird?” – Was ich dann wissen kann, kann ich auch jetzt wissen. |
Aber gibt es denn auch allgemeine Regeln der Grammatik
[z.B. allgemeine Regeln des Folgens],
oder nicht nur Regeln über allgemeine Zeichen?
Was wäre etwa eine allgemeine und eine besondere Regel im Schachspiel (oder einem andern)? Jede Regel ist ja allgemein. Doch ist eine andere Art der Allgemeinheit in der Regel, daß p ⌵ q aus p folgt, als in der, daß jeder Satz der Form p, non-non-p, … aus p & q folgt. Ist aber nicht die Allgemeinheit der Regel für den Rösselsprung eine andere als die, einer Regel für den Anfang einer Partie? |
Ist das Wort “Regel” überhaupt vieldeutig?
Und sollen wir also nicht von Regeln im allgemeinen
reden, wie auch nicht von Sprachen im
allgemeinen?
Sondern nur von Regeln in besonderen Fällen. |
33
“Wenn aus F1(a)
(a
hat die Farbe F1) folgt
non-F2 (a), so
mußte in der Grammatik des ersten Satzes auch schon
die Möglichkeit des zweiten vorausgesehen sein (wie könnten wir auch
sonst F1 und
F2 Farben
nennen).”
“Wenn der zweite Satz dem ersten, sozusagen, unerwartet gekommen wäre, so könnte er nie aus ihm folgen”. “Der erste Satz muß den anderen als seine Folge anerkennen. Oder vielmehr es muß dann beide eine Grammatik vereinigen und diese muß dieselbe sein, wie vor dem Schluß”. (Es ist sehr schwer, hier keine Märchen von den Vorgängen im Symbolismus zu erzählen, wie an anderer Stelle keine Märchen über die psychologischen Vorgänge. Denn alles ist ja einfach und allbekannt (und nichts neues zu erfinden). Das ist ja eigentlich das Unerhörte an der Logik, daß ihre außerordentliche Schwierigkeit darauf beruht, daß nichts zu konstruieren, sondern alles schon da und bekannt ist.) |
“Welchen Satz p nicht als seine Folge erkennt, der ist
nicht seine Folge”.
D.h., aus der kompletten Grammatik des Satzes pp muß || müßte auch hervorgehen, welcher Satz aus ihm folgt; und würde nun ein neuer Satz gefunden, der aus p folgt, so würde da || damit der Sinn von p geändert werden. |
332
Ist es nicht einfach so: Aus der Grammatik des
Satzes – und aus ihr allein, muß es
hervorgehen, ob ein Satz aus ihm folgt.
Keine Einsicht in einen neuen Sinn kann das ergeben; – sondern nur
die Einsicht in den alten Sinn. –
Es ist nicht möglich, einen neuen Satz zu bilden, der aus jenem
folgt, den man nicht hätte bilden können (wenn auch ohne zu wissen, ob er
wahr oder falsch ist) als jener gebildet wurde.
Entdeckte man einen neuen Sinn und folge dieser aus jenem || dem ersten Satz, so hätte dieser Satz dann nicht seinen Sinn
geändert.
|
Allgemeinheit |
34
Ich möchte sagen: das allgemeine Bild ❘ ⚬ ❘ hat eine andre Metrik
als das besondere. |
35
Im allgemeinen Zeichen “❘ ⚬ ❘” spielen die
Distanzen so wenig eine Rolle wie im Zeichen
“aRb”. |
24
Wie man die Zeichnung ❘ ⚬ ❘ als eine Darstellung
des “allgemeinen Falls” ansehen kann.
Quasi nicht im Maßraum, sondern so,
daß die Distanzen des Kreises von den Geraden
garnichts ausmachen.
Man sieht dann das Bild als Fall eines anderen Systems,
als wie || wie wenn man es als Darstellung einer
besonderen Lage des Kreises zwischen den Geraden sieht.
Oder richtiger: Es ist dann Bestandteils eines andren
Kalküls.
Von der Variablen gelten eben andre Regeln, als von ihrem besonderen
Wert. |
35
Nehmen wir die besonderen Fälle des allgemeinen Sachverhalts,
daß das Kreuz sich zwischen den Grenzstrichen
befindet:
|
39
Es scheint uns aber das ‘zwischen den Strecken, oder
Wänden, Liegen’ etwas Einfaches, wovon die
verschiedenen Lagen (ob die Gesichtserscheinungen, oder die durch Messen
festgestellten Lagen) ganz unabhängig sind.
D.h., wenn wir von den einzelnen (gesehenen) Lagen reden, so scheinen wir von etwas ganz Anderem zu reden, als von dem, wovon im allgemeinen Satz die Rede ist. |
Es ist ein anderer Kalkül, zu dem unsere Allgemeinheitsbezeichnung gehört
und ein anderer, in dem es jene Disjunktion gibt.
Wenn wir sagen, das Kreuz liegt zwischen diesen Strichen, so haben wir
keine Disjunktion bereit, die den Platz des || dieses
allgemeinen Satzes nehmen könnte. |
324
Wenn man die allgemeinen Sätze von der Art “der Kreis befindet
sich im Quadrat” betrachtet, so kommt es einem immer wieder so vor,
als sei die Angabe der Lage im Quadrat nicht eine nähere
Bestimmung zur Angabe, der Kreis liege im Quadrat
(wenigstens nicht, soweit der Gesichtsraum in Betracht kommt), als sei
vielmehr das “im Quadrat” eine komplette Bestimmung, die
an sich nicht mehr näher zu beschreiben sei.
So wie eine Angabe
der
325 Farbe
eine || die Angabe der Härte eines
Materials nicht näher bestimmt. –
So ist nun das Verhältnis der Angaben über den Kreis natürlich nicht, und
doch hat das Gefühl einen Grund. |
In den grammatischen Regeln für die Termini des allgemeinen Satzes
muß es liegen, welche Mannigfaltigkeit er für mögliche
Spezialfälle vorsieht || voraussieht.
Was in den Regeln nicht liegt, ist nicht vorhergesehen. |
326
Ist denn in (x).fx von
a die
Rede, da fa aus (x).fx folgt?
In dem Sinne des allgemeinen Satzes, dessen Verifikation in einer
Aufzählung
327 besteht,
ja. |
361
Wenn ich sage “in dem Quadrat ist ein schwarzer Kreis”
so ist es mir immer, als habe ich hier wieder etwas Einfaches vor
mir.
Als müsse ich nicht an verschiedene mögliche Stellungen || Lagen oder Größen des Kreises denken.
Und doch kann man sagen: wenn ein Kreis in dem Quadrat ist, so
muß er irgendwo und von irgend einer
Größe sein.
Nun kann aber doch auf keinen Fall davon die Rede sein,
daß ich mir alle möglichen Lagen und
Größen zum voraus denke. –
In dem ersten Satz scheine ich sie vielmehr, sozusagen, durch ein Sieb zu
fassen, sodaß “Kreis innerhalb des
Quadrats” einem Eindruck zu entsprechen scheint, für
den das Wo etc. überhaupt noch nicht in
Betracht kommt, als sei es (gegen allen Anschein) etwas, was mit jenem
ersten Sachverhalt nur physikalisch, nicht logisch verbunden
sei.
Der Ausdruck “Sieb” kommt daher: wenn ich etwa eine Landschaft ansehe, durch ein Glas, das nur die Unterschiede von Dunkelheit und Helligkeit durchläßt, nicht aber die Farbunterschiede, so kann man so ein Glas ein Sieb nennen. Denkt man sich nun das Quadrat durch ein Glas betrachtet, das nur den Unterschied “Kreis im Quadrat, oder nicht im Quadrat” durchläßt || durchließe, nicht aber einen Unterschied der Lage oder Größe des Kreises, so könnten wir auch hier von einem Sieb sprechen. |
363
Ich möchte sagen, in dem Satz “ein Kreis liegt im
Quadrat” ist von der besonderen Lage überhaupt nicht die
Rede.
Ich sehe dann in dem Bild nicht die Lage, ich sehe von ihr ab.
So als wären etwa die Abstände von den Quadratseiten dehnbar und als
gälten ihre Längen nicht.
Ja, kann denn nicht der Fleck sich wirklich im Viereck bewegen? Ist das nicht nur ein spezieller Fall von dem, im Viereck zu sein? Dann wäre es also doch nicht so, daß der Fleck an einer bestimmten Stelle im Viereck liegen muß, wenn er überhaupt darin ist. |
Der Satz “der Fleck ist im Quadrat” hält gleichsam
selbst den Fleck bloß im Quadrat, das
heißt, er beschränkt
die
364 Freiheit des Flecks nur
auf diese Weise und gibt ihm in dem Quadrat volle﹖
Freiheit.
Der Satz bildet dann einen Rahmen, der die Freiheit des Flecks
beschränkt und ihn innerhalb frei läßt, das
heißt, mit seiner Lage nichts zu schaffen
hat. –
Dazu muß aber der Satz (gleichsam eine Kiste, in
der der Fleck eingesperrt ist) die logische Natur dieses Rahmens haben
und das hat er, denn ich könnte jemandem den Satz erklären und dann jene
Möglichkeiten auseinandersetzen und zwar unabhängig davon, ob ein solcher
Satz wahr ist oder nicht, also unabhängig von einer
Tatsache. |
378
“Wo immer der Fleck im Viereck ist …”
heißt “wenn er || “solange
er im Viereck ist …” und hier ist nur die Freiheit
(Ungebundenheit) im Viereck gemeint, aber keine Menge von
Lagen. |
Es besteht freilich eine logische Ähnlichkeit
(formelle Analogie) zwischen dieser Freiheit und der
Gesamtheit von Möglichkeiten, daher gebraucht man oft in beiden Fällen
dieselben Wörter (“alle”, “jeder”,
etc.). |
158'
“Alle Helligkeitsgrade unter diesem tun meinen Augen
weh”.
Das heißt, ich habe beobachtet, daß die bisherigen
Erfahrungen einem formalen Gesetz entsprechen.
Prüfe die Art der Allgemeinheit. |
633
“Alle Punkte dieser Fläche sind
weiß”.
Wie verifizierst Du das? – dann werde ich wissen, was es
heißt. |
362
Wenn ich sage, der Fleck liegt im Quadrat, so weiß
ich – und muß wissen –
daß es verschiedene mögliche Lagen für ihn
gibt.
Aber auch, daß ich nicht eine
bestimmte Zahl aller solcher Lagen nennen könnte.
Ich weiß von vornherein nicht, wieviele Lagen
“ich unterscheiden könnte”.
– Und ein Versuch darüber lehrt mich auch nicht das, was ich hier
wissen will.
Das Dunkel, welches über den Möglichkeiten der Lage etc. herrscht, ist die gegenwärtige logische Situation. So wie trübe Beleuchtung auch eine bestimmte Beleuchtung ist. |
362
Es ist da immer so, als könnte man eine logische Form nicht ganz
übersehen, da man nicht weiß, wieviel, oder welche
mögliche Lagen es für den Fleck im Viereck gibt.
Anderseits weiß man es doch, denn man ist von keiner
überrascht, wenn sie auftritt. Aber so wäre es ja mit allem Gesehenen. Wenn ich eine seltene || seltsame Blume sehe, wie ich nie eine gesehen habe, so bin ich nicht über ihre Möglichkeit überrascht, und doch überrascht, weil ich mir dergleichen nie vorgestellt habe. |
364
Es ist natürlich nicht “Stellung des Kreises in diesem
Quadrat” ein Begriff, und die besondere Stellung ein Gegenstand,
der unter ihn fällt.
So daß Gegenstände gefunden würden, von denen man
sich überzeugt, daß sie
(auch﹖) Stellungen des Kreises im Quadrat
sind, von denen man aber früher nichts gewußt
hat. |
Die Mittelstellung des Kreises & und
andere ausgezeichnete Stellungen sind übrigens ganz analog den primären
Farben in der Farbenskala.
(Dieses Gleichnis könnte man mit Vorteil fortsetzen.) |
3
Der Raum ist sozusagen eine Möglichkeit.
Er besteht nicht aus mehreren Möglichkeiten. |
Wenn ich also höre, das Buch liegt – irgendwo – auf dem Tisch,
und finde es nun in einer bestimmten Stellung, so kann ich nicht überrascht
sein und sagen “ah, ich habe nicht gewußt,
daß es diese Stellung gibt” und doch hatte
ich diese besondere Stellung nicht vorhergesehen,
d.h., als besondere Möglichkeit vorher ins Auge
gefaßt.
Was mich überrascht ist eine physische Möglichkeit nicht eine
logische. |
Was ist nun aber der Unterschied zwischen dem Fall “das
Buch liegt irgendwo auf dem Tisch” und dem
“das Ereignis wird irgendeinmal in Zukunft
eintreten”?
Offenbar der, daß wir im einen Fall eine sichere
Methode kennen zu verifizieren, ob das Buch auf dem Tisch liegt, im anderen
Fall eine analoge Methode nicht existiert.
Wenn etwa ein bestimmtes Ereignis bei einer der unendlich vielen
Bisektionen einer Strecke eintreten sollte,
oder besser; wenn es eintreten sollte, wenn wir die Strecke in
einem Punkt (ohne nähere Bestimmung) schneiden und an
diesem Punkt eine Minute verweilen, so ist diese Angabe ebenso sinnlos, wie
die über die unendliche Zukunft. |
38
(∃x).fx & non-fa,
(∃x).fx & non-fa & non-fb &
non-fc “Das Kreuz befindet sich irgendwo zwischen den Strichen, außer in der Lage a.” Man könnte nun fragen: wird durch solche fortgesetzte Subtraktion von Möglichkeiten endlich eine Kontradiktion erzeugt? |
38
Angenommen, ich gäbe eine Disjunktion von so vielen Stellungen an,
daß es mir unmöglich wäre, eine Stellung von allen
angegebenen als
verschieden
39 zu erkennen || sehen; wäre nun die Disjunktion
der allgemeine Satz (∃x).fx?
Wäre es nicht sozusagen Pedanterie, die Disjunktion noch immer
nicht als den allgemeinen Satz anzuerkennen?
Oder besteht ein wesentlicher Unterschied, und ist die Disjunktion
vielleicht dem allgemeinen Satz gar nicht ähnlich? |
Das, was uns auffällt, ist, daß der eine Satz so
kompliziert, der andere so einfach ist.
Oder ist der einfache nur eine kurze Schreibweise des
komplizierteren? |
165'
Was ist denn das Kriterium
dafür (für den allgemeinen Satz) daß der Kreis
im Quadrat ist?
Entweder überhaupt nichts, was mit einer Mehrheit von Lagen
(bezw. Größen) zu
tun hat, oder aber etwas, was mit einer endlichen Anzahl solcher Lagen zu
tun hat. |
1
Wenn man sagt, der Fleck A ist irgendwo zwischen den Grenzen
B und
C ist es denn
nicht offenbar möglich, eine Anzahl von Stellungen des
A zwischen
B und
C zu
beschreiben oder abzubilden, sodaß ich die
Sukzession aller dieser Stellungen als
kontinuierlichen Übergang sehe?
Und ist dann nicht die Disjunktion aller dieser
N Stellungen eben der
Satz, daß sich A irgendwo zwischen
B und
C
befindet?
Aber wie verhält es sich mit diesen N Bildern? Es ist klar, daß ein Bild und das unmittelbar folgende visuell nicht unterscheidbar sein dürfen, sonst ist der Übergang visuell diskontinuierlich. Die Stellungen deren Sukzession ich als kontinuierlichen Übergang sehe sind Stellungen nicht im Gesichtsraum. |
21
Wie ist der Umfang des Begriffs “Dazwischenliegen”
bestimmt?
Denn es soll doch im Vorhinein festgelegt werden,
welche Möglichkeiten zu diesem Begriff gehören.
Es kann, wie ich sage, keine Überraschung sein,
daß ich auch das
“dazwischenliegen” nenne.
Oder: wie können die Regeln für das Wort
“dazwischenliegen” angegeben werden, da ich doch nicht die
Fälle des Dazwischenliegens aufzählen kann?
Natürlich muß gerade das für die Bedeutung dieses
Worts charakteristisch sein. |
Wir würden das Wort ja auch nicht durch Hinweisen auf alle
besonderen Fälle jemandem zu erklären suchen, sondern || aber wohl indem wir auf einen solchen Fall (oder einige)
zeigten und in irgendeiner Weise andeuteten,
daß es auf den besonderen Fall nicht ankomme.
|
Das Aufzählen von Lagen ist nicht nur nicht nötig, sondern es kann hier
wesentlich von so einem Aufzählen keine Rede sein. |
22
Zu sagen “der Kreis liegt entweder zwischen den beiden Geraden
oder hier” (wo dieses || das
‘hier’ ein Ort zwischen den Geraden ist)
heißt offenbar nur:
“der Kreis liegt zwischen den beiden
Geraden”, und der Zusatz “oder hier”
erscheint || ist überflüssig.
Man wird sagen: in dem ‘irgendwo’ ist das
‘hier’ schon mitinbegriffen.
Das ist aber merkwürdig, weil es nicht
(darin) genannt ist. |
Eine bestimmte Schwierigkeit besteht darin,
daß || wenn die Worte || Zeichen das nicht zu sagen scheinen, was der Gedanke
erfaßt, oder: wenn die Worte das nicht sagen,
was der Gedanke zu erfassen scheint. |
So, wenn wir sagen “dieser Satz gilt von allen Zahlen”
und glauben in dem Gedanken alle Zahlen wie die Äpfel
in einer Kiste gefaßt || aufgefaßt zu
haben. |
23
Nun könnte man aber fragen: Wie kann ich
(nun﹖) im Voraus wissen, aus welchen
Sätzen dieser allgemeine Satz folgt?
Wenn ich diese Sätze nicht angeben kann. |
23
Kann man aber sagen: “man kann nicht sagen, aus welchen
Sätzen dieser Satz folgt”?
Das klingt so wie: man weiß es nicht.
Aber so ist es natürlich nicht.
Und ich kann ja Sätze sagen, und im Vorhinein sagen,
aus denen er folgt. –
“Nur nicht alle”. –
Aber das heißt ja eben nichts. |
Es ist eben nur der allgemeine Satz und besondere Sätze (nicht die
besonderen Sätze).
Aber der allgemeine Satz zählt besondere Sätze nicht auf.
Aber was charakterisiert ihn denn dann als allgemein, und was zeigt,
daß er nicht einfach diejenigen || die besonderen Sätze
umschließt, von denen wir in diesem
bestimmten Falle sprechen? |
Er kann nicht durch seine Spezialfälle charakterisiert werden; denn
wieviele man auch aufzählt, so könnte er immer mit dem Produkt der
angeführten Fälle || Spezialfälle verwechselt
werden.
Seine Allgemeinheit liegt also in einer Eigenschaft (grammatischen
Eigenschaft) der Variablen. |
560
Die Schwierigkeit, daß “(∃n).fn” sinnlos ist, könnte man übrigens aus dem Weg
schaffen, indem man es bedeuten läßt,
daß f || f( ) eine
Anzahl größer als 0 hat.
Was nur zeigt, daß hier keine wirkliche
Schwierigkeit gelegen hatte, oder doch keine, die jetzt weggeräumt
ist.
Die eigentliche Schwierigkeit liegt nämlich im Begriff des ‘(∃n) ’ und allgemein des ‘(∃x)’. Ursprünglich stammt diese Notation vom Ausdruck unsrer Wortsprache her: “es gibt ein … von der und der Eigenschaft”. Und was hier an Stelle der Punkte steht, ist etwa “Buch meiner Bibliothek”, oder “Ding (Körper) in diesem Zimmer”, “Wort in diesem Brief”, u.s.w.. Man denkt dabei an Gegenstände, die man der Reihe nach durchgehen kann. Durch einen, so oft verwendeten || angewandten, Prozeß der Sublimierung wurde diese Form dann zu der: “es gibt einen Gegenstand, für welchen …”, und hier dachte man sich ursprünglich auch die Gegenstände der Welt ganz analog den ‘Gegenständen’ im Zimmer (nämlich den Tischen, Stühlen, Büchern, etc.). Obwohl es ganz klar ist, daß die Grammatik dieses “(∃x). etc.” in vielen Fällen eine ganz andere ist, als im primitiven und als Urbild dienenden Fall. 561
Besonders kraß wird die Diskrepanz zwischen dem
ursprünglichen Bild und dem, worauf die Notation nun angewendet werden
soll || angewendet wird, wenn ein Satz
“in diesem Viereck sind nur zwei Kreise” wiedergegeben
wird durch die || in der Form
“es gibt keinen Gegenstand, der die Eigenschaft hat, ein Kreis in
diesem Viereck, aber weder der Kreis a noch der Kreis
b zu
sein”, oder “es gibt nicht drei Gegenstände, die die
Eigenschaft haben, ein Kreis in diesem Viereck zu sein”.
Der Satz “es gibt nur zwei Dinge, die Kreise in diesem Viereck
sind” (analog gebildet dem Satz “es gibt nur zwei
Menschen, die diesen Berg erstiegen haben”) klingt verrückt; und
mit Recht.
D.h., es ist nichts damit gewonnen, das wir den Satz
“in diesem Viereck sind zwei Kreise” in jene Form pressen;
vielmehr hilft uns das nur zu übersehen, daß wir die
Grammatik dieses Satzes nicht klargestellt haben.
Zugleich aber gibt hier die
Russell'sche
Notation einen Schein von Exaktheit, der manchen
glauben macht, die Probleme seien dadurch gelöst, daß
man den Satz auf die Russell'sche Form gebracht hat.
(Es ist das eben so gefährlich, wie der Gebrauch des Wortes
“wahrscheinlich”, ohne weitere Untersuchung darüber, wie
das Wort in diesem speziellen Fall gebraucht wird.
Auch das Wort “wahrscheinlich” ist, aus leicht
verständlichen Gründen, mit einer Idee der Exaktheit verbunden.)
In allen den Fällen: “Einer der vier Füße dieses Tisches hält nicht”, “es gibt Engländer mit schwarzen Haaren”, “auf dieser Wand ist ein Fleck”, “die beiden Töpfe haben das gleiche Gewicht”, “auf beiden Seiten stehen gleichviel Wörter” – wird in der Russell'schen Notation das “(∃ … ) …” gebraucht; und jedesmal mit anderer Grammatik. Damit will ich also sagen, daß mit einer Übersetzung so eines Satzes aus der Wortsprache in die Russellsche Notation nicht viel gewonnen ist. |
749
Unzulänglichkeit der
Frege'schen und
Russell'schen Allgemeinheitsbezeichnung.
Es hat Sinn, zu sagen “schreib' eine beliebige Kardinalzahl hin”, ist aber Unsinn zu sagen: “schreib' alle Kardinalzahlen hin”. “In dem Viereck befindet sich ein Kreis” ((∃x).fx) hat Sinn, aber nicht non (∃x).non fx: “in dem Viereck befinden sich alle Kreise”. “Auf einem andersfarbigen Hintergrund befindet sich ein roter Kreis” hat Sinn, aber nicht “es gibt keine von rot verschiedene Farbe eines Hintergrundes, auf der sich kein roter Kreis befindet”. “In diesem Viereck ist ein schwarzer Kreis”: Wenn dieser Satz die Form “(∃x).x ist ein schwarzer Kreis im Viereck” hat, was || welcher Art ist so ein Ding x, welches || das die Eigenschaft hat, ein schwarzer Kreis zu sein (und also auch die haben kann, kein schwarzer Kreis zu sein)? Ist es etwa ein Ort im Quadrat? dann aber gibt es keinen Satz “ (x).x ist ein schwarzer …”. Anderseits könnte jener Satz bedeuten “es gibt einen Fleck im Quadrat, der ein schwarzer Kreis ist”. Wie verifiziert man diesen Satz? Nun, man geht die verschiedenen Flecken im Quadrat durch und untersucht sie daraufhin, ob sie ganz schwarz und kreisförmig sind. Welcher Art ist aber der Satz: “Es ist kein Fleck in dem Quadrat”? Denn, wenn das ‘x’ in ‘(∃x)’ im vorigen Fall ‘Fleck im Quadrat’ hieß, dann kann es zwar einen Satz “(∃x).fx” geben, aber keinen “(∃x)” oder “non.neg(∃x)”. Oder, ich könnte wieder fragen: Was ist das für ein Ding, das die Eigenschaft hat (oder nicht hat) ein Fleck im Quadrat zu sein? Und wenn man sagen kann “ein Fleck ist in dem Quadrat”, hat es 750 dann || damit auch schon Sinn, zu sagen
“alle Flecken sind in dem Quadrat”?
Welche alle? – |
377
Die gewöhnliche Sprache sagt “in diesem Viereck ist ein roter
Kreis”, die Russell'sche Notation sagt “es gibt einen Gegenstand,
der ein roter Kreis in diesem Viereck ist”.
Diese Ausdrucksform ist offenbar nach dem Modell gebildet:
“es gibt eine Substanz, die im Dunkeln leuchtet”,
“es gibt einen Kreis in diesem Viereck, der rot ist”. –
Vielleicht ist schon der Ausdruck “es gibt”
irreführend.
“Es gibt” heißt eigentlich soviel
wie “es findet sich”, oder “es gibt unter diesen
Kreisen einen …”.
Wenn man also in größtmöglicher Annäherung an die Russell'sche Ausdrucksweise sagt “es gibt einen Ort in diesem Viereck, wo ein roter Kreis ist”, so heißt das eigentlich, unter diesen Orten gibt es einen, an welchem etc.. |
(Der schwierigste Standpunkt in der Logik ist der des gesunden
Menschenverstandes.
Denn er verlangt zur Rechtfertigung seiner Meinung die volle Wahrheit und
hilft uns nicht, durch die geringste Konzession, oder
Konstruktion.) |
Der richtige Ausdruck dieser Art Allgemeinheit ist also der, der
gewöhnlichen Sprache “in dem Viereck ist ein Kreis”,
welcher die Lage des Kreises einfach offen
läßt (unentschieden
läßt).
(“Unentschieden” ist ein richtiger Ausdruck, weil die
Entscheidung einfach fehlt.) |
37
Meine Auffassung des allgemeinen Satzes war doch,
daß (∃x).fx eine logische
Summe ist und daß nur ihre Summanden
hier nicht aufgezählt seien, sich aber aufzählen
ließen (und zwar aus dem Wörterbuch und der
Grammatik der Sprache).
Denn ließen sie sich nicht aufzählen, so handelt es sich ja doch nicht um eine || um keine logische Summe || , so haben wir ja doch keine logische Summe. (Vielleicht ein Gesetz, logische Summen zu bilden.) |
548
Die Erklärung von (∃x).fx als einer
logischen Summe und (x).fx als logischem Produkt kann
natürlich nicht aufrecht erhalten werden.
Sie ging mit einer falschen Auffassung der logischen Analyse zusammen,
indem ich etwa dachte, das logische Produkt für ein bestimmtes
(x).fx werde sich schon einmal
finden. –
Es ist natürlich richtig, daß
(∃x).fx irgendwie als
logische Summe funktioniert und (x).fx als Produkt; ja in
einer Verwendungsart der Worte “alle” und
“einige” ist meine alte Erklärung richtig, nämlich –
z.B. – in dem Falle “alle primären
Farben finden sich in diesem Bild” oder “alle Töne der
C-Dur Tonleiter kommen in diesem Thema vor”.
In Fällen aber wie “alle Menschen sterben, ehe sie 200 Jahre alt
werden” stimmt meine Erklärung nicht.
Daß nun
aber
549
(∃x).fx als logische Summe
funktioniert ist darin ausgedrückt, daß es aus
fa und
aus fa
. ⌵ . fb folgt, also in den Regeln: (∃x).fx . & . fa = fa und (∃x).fx : & : fa. ⌵ .fb = fa. ⌵ .fb. Aus diesen Regeln ergeben sich dann die Grundgesetze Russells fx . ⊃ . (∃z).fz und fx. ⌵ .fy : ⊃ : (∃z).fz als Tautologien. |
549
Für (∃x).fx, etc. brauchen wir auch die
Regeln: (∃x). fx ⌵ Fx = (∃x).fx . ⌵ . (∃x).Fx, (∃x,y). fx & Fy . ⌵ . (∃x).fx . & . Fx = (∃x).fx . & . (∃x).Fx. Jede solche Regel ist ein Ausdruck der Analogie zwischen (∃x).fx und einer logischen Summe. |
551
Man könnte übrigens wirklich eine Notation
für
552
(∃x).fx einführen, in der
man es durch ein Zeichen “fr ⌵ fs ⌵ ft ⌵
…” ersetzt und dürfte dann damit rechnen, wie mit
einer logischen Summe; es müßten aber die Regeln
vorgesehen sein, nach denen ich diese Notation immer in die von
“(∃x).fx”
zurücknehmen kann und die also das Zeichen “fa ⌵ fb ⌵ fc ⌵
…” von dem einer logischen Summe
unterscheiden.
Der Zweck dieser Notation wäre nur der, in gewissen Fällen
leichter mit (∃x).fx rechnen zu
können. |
148'
Wenn ich recht habe, so gibt es keinen Begriff “reine
Farbe”; der Satz “
A hat eine reine Farbe”
heißt einfach “
A ist rot, oder gelb, oder blau, oder
grün”.
“Dieser Hut gehört entweder
A oder B
oder C” ist nicht
derselbe Satz wie “dieser Hut gehört einem Menschen in diesem
Zimmer”, selbst wenn tatsächlich nur
A, B, C im Zimmer sind, denn das muß
erst dazugesagt werden. –
Auf dieser Fläche sind zwei reine Farben,
heißt: Auf dieser
Fläche sind rot und gelb, oder rot und blau, oder rot und grün, oder
etc.
Wenn ich nun nicht sagen kann “es gibt 4 reine Farben”, so sind die reinen 149' Farben
und die Zahl 4 doch irgendwie miteinander verbunden und das
muß sich auch irgendwie ausdrücken. –
Z.B. wenn ich sage “auf dieser Fläche sehe
ich 4 Farben: gelb, blau, rot, grün”.
|
35
Die Allgemeinheitsbezeichnung unserer gewöhnlichen Sprache
faßt die logische Form noch viel oberflächlicher, als
ich früher geglaubt habe.
Sie ist eben in dieser Beziehung mit der Subjekt-Prädikat-Form
vergleichbar. |
33
Die Allgemeinheit ist so vieldeutig, wie die Subjekt-Prädikat
Form. |
593
Es gibt so viel verschiedene Allgemeinheiten, als es verschiedene
Zahlarten gibt. || Es gibt so viel
verschiedene ‘alle’, als
es
594 verschiedene
‘Eins’ gibt. |
Darum nützt es nichts, zur Klärung das Wort “alle” zu
gebrauchen, wenn man seine Grammatik in diesem Falle noch
nicht kennt. |
53
Denken wir uns die Erklärung des Begriffs der Pflanze.
Wir zeigen jemand mehrere Gegenstände und sagen, das sind
Pflanzen.
Dann zeigt auch er auf einen weiteren Gegenstand und sagt “ist
auch das eine Pflanze” und wir antworten “ja, das
auch”, u.s.w..
Ich hätte nun einmal gesagt, er habe nun in dem Gezeigten den Begriff
‘Pflanze’ – das gewisse Gemeinsame – gesehen und
er sähe || sehe die Beispiele der Erklärung anders, wenn er in
ihnen eben diesen Begriff sieht als, wenn er sie etwa als Repräsentanten
dieser bestimmten Form || Gestalt und Farbe allein
auffasse.
(So wie ich auch sagte, er sähe in der Variablen, wenn
er sie als solche versteht, etwas, was er im Zeichen für den besonderen Fall
nicht sieht.)
Aber der Gedanke des ‘darin Sehens’ ist von dem Fall
hergenommen, wo ich z.B. die Figur
❘ ❘ ❘ ❘ verschieden
‘phrasiert’ sehe.
Aber dann sehe ich eben in einem andern Sinn wirklich verschiedene Figuren
und, was diese gemein haben, ist außer ihrer
Ähnlichkeit die Verursachung durch das gleiche
physikalische Bild.
Aber diese Erklärung ist doch nicht ohne weiteres auf den Fall des Verstehens der Variablen oder der Beispiele für den Begriff ‘Pflanze’ anzuwenden. Denn angenommen, wir hätten wirklich etwas anderes in ihnen gesehen, als in Pflanzen, die nur um ihrer selbst willen gezeigt wurden, so ist die Frage, kann denn dieses(, oder irgendein anderes,) Bild uns zu der 54 Anwendung als
Variablen berechtigen?
Ich hätte Einem also die Pflanzen zur Erklärung zeigen können und ihm dazu
einen Trank gegeben, durch den es verursacht wird, daß
er die Beispiele in der bestimmten Weise sieht.
(Wie es möglich wäre, daß ein Alkoholisierter
eine Gruppe ❘ ❘ ❘ ❘ immer als
❘ ❘ ❘ ❘
sieht.)
Und damit wäre die Erklärung des Begriffs in eindeutiger Weise gegeben und
wer sie verstanden hat, hätte von den vorgezeigten
Spezimina und den begleitenden Gesten
dieses Bild empfangen.
So ist es aber doch nicht. –
Es ist nämlich wohl möglich, daß der, welcher
z.B. das Zeichen ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
als Zahlzeichen für die 6 sieht, es anders sieht (etwas
andres darin sieht) als der, welcher es nur als Zeichen für
“einige” auffaßt, weil er seine
Aufmerksamkeit nicht auf das Gleiche richten wird; aber es kommt dann auf
das System von Regeln an, die von diesen Zeichen gelten und das Verstehen
wird wesentlich kein Sehen des Zeichens in gewisser Weise sein.
|
Es wäre also möglich, zu sagen ‘jetzt sehe ich das nicht mehr als
Rose, sondern nur noch als Pflanze’!
Oder: “Jetzt sehe ich es nur als diese Rose”. “Ich sehe den Fleck nur noch im Quadrat, aber nicht mehr in einer bestimmten Lage”. |
Der seelische Vorgang des Verstehens interessiert uns eben gar
nicht.
(So wenig, wie der einer Intuition.) |
“Es ist doch gar kein Zweifel, daß der,
welcher die Beispiele als beliebige Fälle zur Veranschaulichung des Begriffs
versteht, etwas andres versteht, als der, welcher sie als bestimmt
begrenzte Aufzählung auffaßt”.
Sehr richtig, aber was versteht der erste also, was
der
55 zweite nicht
versteht?
Nun, er sieht eben nur Beispiele in den vorgezeigten Dingen,
die nur gewisse Züge aufzeigen || aufweisen sollen, aber er meint
nicht, daß ich ihm im Übrigen
diese Dinge um ihrer selbst willen zeige. – |
Ich möchte die eine Aufzählung || Klasse ‘logisch
begrenzt’, die andere ‘logisch nicht begrenzt’
nennen. |
Ja, aber ist es denn so, daß er nun tatsächlich nur
diese Züge an den Dingen sieht?
Etwa am Blatt nur das, was allen Blättern gemeinsam
ist?
Das wäre so, als sähe er alles übrige “in
blanko”.
Also gleichsam ein unausgefülltes Formular, in dem die wesentlichen Züge
vorgedruckt sind.
(Aber die Funktion
“f( …)”
ist ja so ein Formular.) |
Aber was ist denn das für ein Prozeß, wenn mir Einer
mehrere verschiedene Dinge als Beispiele eines Begriffes || für einen Begriff zeigt, um mich darauf zu
führen, das Gemeinsame in ihnen zu sehen; und wenn ich es nun suche und
wirklich sehe? || es suche und nun wirklich
sehe?
Er kann mich auch auf das Gemeinsame aufmerksam machen. –
Bringt er aber dadurch hervor, daß ich den
Gegenstand anders sehe?
Vielleicht auch, denn ich kann jedenfalls besonders auf einen
seiner Teile schauen, während ich sonst etwa alle
gleichmäßig deutlich gesehen hätte.
Aber dieses Sehen ist nicht das Verstehen des Begriffs.
Denn wir sehen nicht etwas mit einer leeren
Argumentstelle. |
“Such' aus diesen Federstielen die
so geformten heraus”. ‒ ‒
“Ich wußte nicht, ob Du diesen auch noch
dazu rechnest”. |
Man könnte auch fragen: Sieht der, welcher das Zeichen “❘ ❘ ❘ …” 56
als Zeichen des Zahlbegriffs (im Gegensatz zu
“❘ ❘ ❘”, welches 3
bezeichnen soll) auffaßt, jene erste Gruppe von
Strichen anders, als die zweite?
Aber auch wenn er sie anders – gleichsam, vielleicht, verschwommener
– sieht, sieht er da etwa das Wesentliche des
Zahlbegriffs?
Hieße das nicht, daß er dann
“❘ ❘ ❘ …” und
“❘ ❘ ❘ ❘ …”
tatsächlich nicht voneinander müßte unterscheiden
können?
(Wenn ich ihm
(nämlich﹖) etwa den Trank
eingegeben hätte, der ihn den Begriff sehen macht || läßt. |
Denn wenn ich sage: Er bewirkt dadurch,
daß er uns mehrere Beispiele zeigt,
daß wir das Gemeinsame in ihnen sehen und von dem
Übrigen absehen, so heißt das
eigentlich, daß das
Übrige || Übrige in
den Hintergrund tritt, also gleichsam blasser wird (und warum soll es
dann nicht ganz verschwinden) und “das Gemeinsame”,
etwa die Eiförmigkeit, allein im Vordergrund bleibt.
Aber so ist es nicht. Übrigens wären die mehreren Beispiele nur ein technisches Hilfsmittel, und wenn ich einmal das Gewünschte gesehen hätte, so könnte ich's auch in einem Beispiel sehen. (Wie ja auch ‘(∃x).fx’ nur ein Beispiel enthält.) |
Es sind also die Regeln, die von dem Beispiel gelten, die es zum Beispiel
machen. – |
Nun genügt aber doch heute jedenfalls das bloße
Begriffswort ohne eine Illustration, um sich mit mir zu verständigen || sich mir verständlich zu machen (und die
Geschichte des Verständnisses interessiert uns ja nicht)
z.B., wenn mir Einer sagt “forme ein
Ei”; und ich will doch nicht sagen, daß ich
etwa dabei den Begriff des Ei's vor meinem inneren Aug
sehe, wenn ich diesen Befehl (und das Wort “Ei”)
verstehe.
Wenn wir eine Anwendung des Begriffes ‘Ei’ oder ‘Pflanze’ machen, so schwebt uns gewiß nicht vorerst ein allgemeines Bild vor, oder 57 bei dem Hören des Wortes
“Pflanze” das Bild des bestimmten Gegenstandes, den ich
dann als eine Pflanze bezeichne.
Sondern ich mache die Anwendung sozusagen spontan.
Dennoch gibt es eine Anwendung, von der ich sagen würde: nein, das
habe ich unter ‘Pflanze’ nicht gemeint; oder anderseits
“ja, das habe ich auch gemeint”.
Aber heißt das, daß mir diese
Bilder vorgeschwebt haben || vorschwebten und ich sie in meinem Geist
ausdrücklich abgewiesen und zugelassen habe? –
Und doch hat es diesen Anschein, wenn ich sage: “ja, das
und das und das habe ich alles gemeint, aber das
nicht”.
Man könnte aber fragen: ja, hast Du denn alle diese Fälle
vorausgesehen? und die Antwort würde dann lauten
“ja”, oder “nein”, aber ich dachte mir,
es sollte etwas zwischen dieser und dieser Form sein”, oder
dergleichen.
Meistens aber habe ich in diesem Moment gar keine Grenzen gezogen und
diese ergeben sich nur auf einem Umweg durch eine
Überlegung.
Ich sage z.B. “bring' mir noch
eine ungefähr so große Blume” und er bringt
eine und ich sage: Ja, so eine habe ich gemeint.
So erinnere ich mich vielleicht an ein Bild, was mir vorschwebte, aber aus
diesem geht nicht hervor, daß auch die herbeigebrachte
Blume noch zulässig ist.
Sondern hier wende ich eben jenes Bild an.
Und diese Anwendung war nicht antizipiert
worden. |
66
Was uns interessiert ist nur die exakte Beziehung des
Beispiels zum Folgen || zu dem
Danachhandeln. |
66
Es wird aus dem Beispiel heraus wieder kalkuliert. |
Beispiele sind ordentliche Zeichen, nicht Abfall, nicht
Beeinflussung. |
Denn uns interessiert nur die Geometrie des Mechanismus. (das
heißt doch, die Grammatik seiner
Beschreibung.) |
42a
Wie äußert es sich aber in unsern Regeln,
daß die behandelten Fälle
fx keine
wesentlich abgeschlossene Klasse sind? –
Doch wohl nur durch die Allgemeinheit der allgemeinen Regel. –
Daß sie nicht die Bedeutung für den
Kalkül haben, wie eine abgeschlossene
Gruppe von Grundzeichen (etwa den Namen der 6
Grundfarben).
Wie anders, als durch die Regeln, die von ihnen ausgesagt sind.
–
Wenn ich etwa in einem Spiel die Erlaubnis habe, eine gewisse Art von
Steinen in beliebiger Anzahl zu
borgen,
43 andere aber in
festgesetzter Anzahl vorhanden sind; || , oder das Spiel
zwar zeitlich unbegrenzt, aber räumlich begrenzt ist, haben wir ja wohl
denselben Fall.
Und der Unterschied zwischen den einen und den anderen Figuren des Spiels
muß eben durch die Spielregeln festgesetzt
sein.
Es heißt dann etwa von der einen: Du kannst
soviele Steine dieser Art nehmen als Du willst. –
Und nach einem anderen exakteren || bindenderen Ausdruck der || dieser Regel darf ich nicht suchen.
|
Das heißt, daß der Ausdruck
für die Unbegrenztheit der behandelten Einzelfälle
(eben) ein allgemeiner Ausdruck sein wird und
kein andrer sein kann, kein Ausdruck, in dem die
anderen nicht behandelten Einzelfälle in schattenhafter Weise
vorkämen. |
Es ist ja klar, daß ich keine logische Summe als
Definition des Satzes “das Kreuz liegt zwischen den
Strichen” anerkenne.
Und damit ist doch alles gesagt. |
57
Eines möchte ich immer sagen, um den Unterschied der
Fälle¤ zu erklären, die als
Beispiele für einen Begriff beigebracht werden, von denen, die in der
Grammatik eine bestimmte abgeschlossene Gruppe bilden.
Wird nämlich zuerst erklärt “a,b,c,d sind Bücher. –
Nun bringe mir ein Buch” und er bringt eines, das von allen
gezeigten verschieden ist, so kann dennoch erklärt || gesagt werden, er habe ganz richtig nach der aufgestellten
Regel gehandelt.
Hätte es aber geheißen
“a,b,c,d sind meine Bücher. –
Bringe mir eines von
meinen
58 Büchern”, so wäre
es falsch gewesen, überhaupt ein fünftes || weiteres zu bringen und die Antwort hätte
gelautet: Ich habe Dir doch gesagt, daß
a,b,c,d
meine Bücher sind.
Im ersten Fall handelt der der Regel nicht zuwider, der einen anderen
Gegenstand bringt, als die in der Regel genannten, im zweiten Fall würde er
dadurch der Regel zuwider
handeln.
Wenn Du aber auch nur a,b,c,d im Befehl nanntest, aber die
Handlung f(e) als Befolgung des Befehls ansahst,
heißt das nicht, daß Du mit
F(a,b,c,d …) doch
F(a,b,c,d,e) meintest?
Oder, wie unterscheiden sich diese Befehle, wenn sie doch von dem Selben
befolgt werden? –
Ja, aber es hätte ja auch f(g) mit dem Befehl übereingestimmt
und nicht nur f(e). –
Gut, dann meintest Du eben mit dem ersten Befehl:
F(a,b,c,d,e,g)¤
u.s.f.
Was immer Du mir bringst, ich hätte es doch in einer Disjunktion
einschließen können.
Wenn wir also eine Disjunktion aller von uns tatsächlich gebrauchten
Fälle konstruieren, wie würde sich die syntaktisch von dem allgemeinen
Satz unterscheiden?
Denn wir dürfen nun nicht
sagen; || ; || : dadurch,
daß der allgemeine Satz auch noch durch
r (das nicht in der Disjunktion steht)
wahr gemacht wird.
Denn dadurch unterscheidet sich der allgemeine Satz nicht von einer
Disjunktion, die r
enthält.
(Und also ist auch jede andere ähnliche Antwort unmöglich.)
Wohl aber wird es einen Sinn haben, zu sagen:
F(a,b,c,d,e) ist die
Disjunktion aller tatsächlich von uns gebrauchten Fälle, aber auch
andere Fälle (es wird natürlich keiner erwähnt) machen
den allgemeinen Satz “F(a,b,c,d, …)”
wahr.
Während man hierin natürlich nicht den allgemeinen Satz für
F(a,b,c,d,e) einsetzen kann.
|
Es ist übrigens hier gerade wichtig, daß die
Parenthese im vorigen Satz “und also ist auch jede andere ähnliche
Antwort unmöglich” ein Unsinn || unsinnig ist, weil man zwar verschiedene
besondere Fälle als Beispiele einer Allgemeinheit geben || angeben kann, aber nicht verschiedene
Variable, da die Variablen r,s,t sich
ihrer Bedeutung nach nicht unterscheiden. |
59
Man könnte dann freilich nicht sagen, wir befolgen
F(∃) anders, wenn wir
f(d) tun, als eine Disjunktion,
worin || in welcher f(d) vorkommt, denn
F(∃) = F(∃)
⌵ f(d).
Wem der Befehl gegeben wird “hole mir irgend eine Pflanze, oder
diese” (von welcher ihm ein Bild mitgegeben wird), der wird
dieses Bild ruhig beiseite legen und sich sagen “da es irgend eine
tut, so geht mich dieses Bild nichts an”.
Dagegen werden wir das Bild nicht einfach beiseite legen dürfen, wenn es
uns mit fünf anderen gegeben wurde und der Befehl lautete, eine von diesen
sechs Pflanzen zu bringen.
(Es kommt also darauf an, in welcher Disjunktion sich der
besondere Befehl befindet.)
Und nach dem Befehl “f(a) ⌵ f(b) ⌵
f(c)” wird man sich anders richten, als nach dem
Befehl “f(∃)”
( = f(∃) ⌵
f(c)), auch wenn man
jedes
60 Mal f(c) tut. –
Das Bild f(c) geht in
f(∃) unter.
(Und es hilft uns ja nichts in einem Kahn zu sitzen, wenn wir mitsamt
ihm unter Wasser sind und sinken.)
Man möchte (uns﹖) sagen:
Wenn Du auf den Befehl “f(∃)”
f(c) tust, so hätte Dir ja auch
f(c) ausdrücklich erlaubt sein können,
und wie hätte sich dann der allgemeine Befehl von einer Disjunktion
unterschieden? –
Aber auf diese Erlaubnis hättest Du Dich eben, in der﹖
Disjunktion mit dem allgemeinen Satz, gar﹖ nicht
stützen können.
Ist es also so, daß der Befehl “bringe mir eine Blume” nie durch den Befehl ersetzt werden kann von der Form “bringe mir a oder b oder c”, sondern immer lauten muß “bringe mir a oder b oder c, oder eine andere Blume”? Aber warum tut der allgemeine Satz so unbestimmt, wenn ich ja doch jeden Fall, der wirklich eintritt, auch im Voraus hätte beschreiben können? Absatz Aber eine Aufzählung ist ja wohl die vollständigste, die ich geben kann – in irgend einem Sinne vollständig, etwa die Aufzählung aller besonderen Fälle, die mir vorgekommen sind – und auch nach ihr wird das “oder eine andere” seinen Sinn behalten. |
Aber auch das scheint mir noch nicht den wichtigsten Punkt dieser Sache zu treffen. Weil es, wie ich glaube, nicht eigentlich auf die Unendlichkeit der Möglichkeiten ankommt, sondern auf eine Art von Unbestimmtheit. Ja, gefragt, wieviele Möglichkeiten es denn für einen Kreis im Gesichtsfeld gäbe, innerhalb eines bestimmten Vierecks zu liegen, könnte ich weder eine endliche Anzahl nennen, noch sagen, es gäbe unendlich viele (wie in der euklidischen Ebene). Sondern wir kommen hier zwar nie zu einen Ende, aber die Reihe ist nicht endlos im Sinne von [1, x, x + 1]. Sondern, kein Ende, zu dem wir kommen, ist wesentlich das Ende. Das heißt, ich könnte immer sagen: ich seh' nicht ein, warum das alle Möglichkeiten sein sollen. – Und das heißt doch wohl, daß es sinnlos ist, von “allen Möglichkeiten” zu sprechen. Der Begriff ‘Pflanze’ und ‘Ei’ wird also von der Aufzählung gar nicht angetastet. |
61
Absatz
Würde fa darum im fE untergehen, weil dieses schon eine Disjunktion wäre, so würde eine Disjunktion der Art fE ⌵ fa ⌵ fb ⌵ fc gleich sein fa ⌵ fb ⌵ fc. Wirklich aber liegt es in der Natur || Bedeutung des FE, daß das nicht eintritt. Wenn wir auch sagen, wir hätten die besondere Befolgung fa immer als möglich voraussehen können, so haben wir dies doch in Wirklichkeit nie getan. – Aber selbst, wenn ich die Möglichkeit fa vorhersehe und ausdrücklich in meinen Befehl aufnehme, so verliert sie sich neben dem allgemeinen Satz und zwar, weil ich eben aus dem allgemeinen Satz ersehe, daß dieser besondere Fall erlaubt ist, und nicht einfach daraus, daß er im Befehl als erlaubt festgesetzt ist. Denn, steht der allgemeine Satz da, so nützt mir das Hinzusetzen des besonderen Falles nichts mehr (d.h. es macht den Befehl nicht expliziter). Denn nur aus dem allgemeinen Satz leite ich ja die Rechtfertigung her, diesen besonderen Fall neben ihn zu setzen. Man könnte nämlich glauben, und darauf geht ja meine ganze Argumentation aus, daß durch das Hinzusetzen des besonderen Falles die – gleichsam verschwommene – Allgemeinheit des Satzes aufgehoben wird. Man könnte sagen || ; daß man sagen könnte “jetzt brauchen wir sie nicht mehr, wir haben ja hier den bestimmten Fall”. Ja, aber wenn ich doch zugebe, daß ich den besonderen Fall darum hierhersetze, weil er mit dem allgemeinen Satz übereinstimmt! Oder, daß ich doch anerkenne, daß fa ein besonderer Fall von f∃ ist! Denn nun kann ich nicht sagen: das beweist || heißt eben, daß f∃ eine Disjunktion ist, deren ein Glied fa ist. Denn wenn dies so ist, so muß sich diese Disjunktion angeben lassen. f∃ muß dann als eine Disjunktion definiert sein. Eine solche Definition wäre auch ohne weiteres zu geben, sie entspräche aber nicht dem Gebrauch von f∃, den wir meinen. Nicht so, daß die Disjunktion noch immer || immer noch etwas übrig läßt; sondern, daß sie das Wesentliche der Allgemeinheit gar nicht berührt, ja, wenn man sie dieser beifügt, ihre Rechtfertigung erst von dem allgemeinen Satz nimmt || bezieht. |
62
[Absatz]
Ich befehle zuerst f∃; er befolgt den Befehl und tut fa. Nun denke ich, ich hätte ihm ja gleich den Befehl “ f∃ ⌵ fa” geben können. (Denn, daß fa den Befehl f∃ befolgt, wußte ich ja früher und es kam ja auf dasselbe hinaus, ihm f∃ ⌵ fa zu befehlen.) Und dann hätte er sich also bei der Befolgung nach der || einer Disjunktion “tue Eines oder fa” gerichtet. Und ist es, wenn er den Befehl durch fa befolgt, nicht gleichgültig, was in Disjunktion mit fa steht? Wenn er auf jeden Fall fa tut, so ist ja doch der Befehl befolgt, was immer die Alternative ist. Ich möchte auch sagen: In der Grammatik ist nichts nachträglich, keine Bestimmung nach einer andern, sondern alles ist zugleich da﹖. Insofern kann ich also (auch﹖) nicht sagen, ich habe zuerst den Befehl f∃ gegeben und bin dann erst drauf gekommen, daß fa ein Fall von f∃ ist; jedenfalls aber war und blieb mein Befehl f∃, und fa setzte ich dazu wissend || in der Erkenntnis, daß fa mit f∃ übereinstimmt. Und diese Bestimmung, daß fa mit f∃ übereinstimmt, setzt doch eben den Sinn des Satzes f∃ voraus, wenn er überhaupt selbständig festgehalten wird, und nicht erklärt wird, er sei durch eine Disjunktion zu ersetzen. Und mein Satz “jedenfalls war und blieb aber mein Befehl f∃ u.s.w.” hieß nur, daß ich den allgemeinen Befehl nicht durch eine Disjunktion ersetzt hatte. |
Man kann sich nun denken, daß ich einen Befehl
p ⌵
fa gebe und der Andere || Andre den ersten Teil des Befehls nicht deutlich versteht, wohl
aber, daß der Befehl
“… ⌵ fa”
lautet.
Er könnte dann fa tun und sagen “ich
weiß gewiß,
daß ich den Befehl befolgt habe, wenn ich auch den
ersten Teil nicht verstanden habe”.
So nun denke ich es mir auch, wenn ich sage, es käme ja auf die andere
Alternative nicht an.
Aber dann hat er doch nicht den gegebenen Befehl befolgt,
sondern ihn als “fa❘”
aufgefaßt. || als Befehl
fa
aufgefaßt.
Man könnte fragen: Hat der, welcher auf den Befehl
“f∃ ⌵ fa”
fa tut,
den Befehl darum (d.h. insofern) befolgt,
¤
63
weil der Befehl von Form
x ⌵
fa ist, oder darum, weil
f∃ ⌵ fa = f∃
ist?
Wer f∃ versteht, also
weiß, daß
f∃ ⌵ fa = f∃
ist, der befolgt durch fa f∃, auch wenn ich
es “f∃ ⌵ fa”
schreibe, weil er ja doch sieht, daß
fa ein
Fall von f∃ ist. –
Und nun kann man uns entgegenhalten: Wenn er sieht,
daß fa ein Fall von
f∃ ist, so
heißt das ja doch, daß
fa
disjunktiv in f∃ enthalten ist,
daß also f∃ mit
Hilfe von fa definiert ist!
Und – muß er jetzt
weiter sagen – die übrigen
Teile der Disjunktion gehen mich eben nichts an, wenn die Glieder, die ich
sehe, alle sind, die ich jetzt brauche.
“Du hast eben mit der Erklärung
‘daß fa ein Fall von
f∃ ist’ nichts weiter
gesagt, als daß fa in f∃ vorkommt, und
noch andere Glieder.” –
Aber gerade das meinen wir nicht.
Und es ist nicht so, als hätten wir durch unsere
Bestimmung f∃
unvollständig || unvollkommen
definiert.
Denn dann wäre ja eine vollständige Definition
möglich.
Und es wäre diejenige Disjunktion, nach welcher das angehängte
“ ⌵ f∃” gleichsam
lächerlich wäre, weil ja doch nur die genannten || aufgezählten Fälle für uns in Betracht kämen.
Wie wir aber f∃ auffassen, ist die Bestimmung,
daß fa ein Fall von
f∃ ist, keine unvollkommene,
sondern gar keine Definition von
f∃.
Ich nähere mich also auch nicht dem Sinn von f∃, wenn ich die
Disjunktion der Fälle vermehre; die Disjunktion der Fälle
⌵ f∃ ist zwar gleich
f∃, aber niemals gleich der
Disjunktion der Fälle, sondern ein ganz anderer Satz. |
Auf keinem Umweg kann, was über eine Aufzählung von Einzelfällen
gesagt ist || wird, die Erklärung der Allgemeinheit
ergeben. || sein. |
40
Kann ich denn aber die Regeln des Folgens in diesem Fall
angeben?
Denn, wie weiß ich, daß gerade
aus fa
(∃x).fx folgt? ich
kann ja doch nicht alle Sätze angeben, aus denen es
folgt. –
Das ist aber auch gar nicht nötig; folgt (∃x).fx
aus fa,
so war das jedenfalls vor jeder besonderen Erfahrung zu
wissen, und möglich, es in der Grammatik anzugeben. –
–
Aber ist dann nicht die Grammatik in diesem Sinn unvollendbar, da immer
neue Zeichen der Form fx gebraucht werden können? –
Die gebraucht werden, werden gebraucht, und für sie kann ich immer in der Grammatik vorsorgen. |
Ich sagte “es war möglich, vor jeder Erfahrung zu wissen,
daß (∃x).fx aus
fa folgt
und es in der Grammatik anzugeben”.
Es sollte aber heißen:
‘(∃x).fx folgt aus
fa’ ist kein Satz
(Erfahrungssatz) der Sprache, der ‘(∃x).fx’ und
‘fa’ angehören, sondern eine in
ihrer Grammatik festgesetzte Regel. |
Bildungsgesetz einer Reihe. “u.s.w.” |
23
Man kann für den Gebrauch der Variablen wohl eine
Regel aufstellen und es ist kein Pleonasmus,
daß wir dabei eben diese Art der Variablen
gebrauchen.
Denn brauchten wir sie nicht, so wäre ja durch die Regeln die Variable
definiert.
Und wir nehmen ja nicht an, daß sie sich definieren
lasse, oder: daß sie definiert werden müsse
(denn einmal nehmen die Definitionen doch ein || ihr
Ende). |
Das heißt (nur﹖), daß – z.B. – die Variable “x²” keine Abkürzung ist (etwa für eine logische Summe) und daß in unserm Gedanken auch nur ein Zeichen dieser Multiplizität vorhanden ist. |
24
Worin besteht aber – z.B. – die unendliche
Möglichkeit der Besetzung einer || der Variablen?
Wie kann man sich etwa nach der Regel richten: “an diese
Stelle darf keine Zahl gesetzt werden”?
Die Allgemeinheit so einer || dieser Vorschrift
muß von der Art der hypothetischen Allgemeinheit
(alle Menschen sind sterblich) sein. |
Es scheint mir nicht, als könnte eine Allgemeinheit über eine bestimmte Aufzählung mit einer Art schattenhafter Aufzählung hinausgehen. |
Denn nehmen wir an, ich hätte 7 Fälle || Spezialfälle aufgezählt und sagte “ihre logische Summe ist aber nicht der allgemeine Satz”, so ist das nicht genug und ich will noch sagen, daß auch keine andere Zahl von Fällen || Spezialfällen den allgemeinen Satz ergibt. Aber in diesem Zusatz scheine ich nun wiederum eine Aufzählung, wenn auch nicht wirklich, so doch quasi schattenhaft auszuführen. Aber so ist es nicht, denn in dem Zusatz kommen ganz andere Wörter als die Zahlwörter vor. |
“Wie aber soll ich es verbieten,
daß ein Zahlwort dort und dort
eingesetzt wird?
Ich kann doch nicht vorhersehen, welches Zahlwort Einer wird einsetzen
wollen, um es zu verbieten”. –
Du kannst es ja verbieten, wenn es kommt. –
Aber da sprechen wir ja schon, allgemein, vom
Zahlbegriff! |
26
Was aber macht ein Zeichen zum Ausdruck der Unendlichkeit?
Was gibt ihm den eigentümlichen Charakter dessen, was wir unendlich
nennen?
Ich glaube, daß es sich ähnlich verhält wie das
Zeichen einer enormen Zahl.
Denn das Charakteristische des Unendlichen, wie man es so﹖
auffaßt, ist seine enorme
Größe. |
25
Aber es gibt nicht etwas, was eine Aufzählung ist und doch keine
Aufzählung.
Eine Allgemeinheit, die quasi nebelhaft aufzählt, aber nicht wirklich und
bis zu einer bestimmten Grenze. |
Die Punkte in “1 + 1 + 1 + 1 …”
sind eben auch nur die vier
Punkte || Pünktchen.
Ein Zeichen, für das sich gewisse Regeln angeben
lassen müssen.
(Nämlich dieselben, wie für das Zeichen
“u.s.w. ad inf.”)
Dieses Zeichen ahmt zwar die Aufzählung in gewisser Weise nach, ist aber
keine Aufzählung.
Und das heißt wohl, daß die
Regeln, die von ihm gelten, bis zu einem Punkt mit denen, die von einer
Aufzählung gelten, übereinstimmen, aber nicht ganz übereinstimmen.
|
Es gibt kein Mittelding zwischen einer || der bestimmten Aufzählung und der
Variablen. || und dem allgemeinen
Zeichen. |
27
Wir zeigen ihm einige Multiplikationen und verlangen,
daß es dann andre mit größeren
Zahlen selbst ausführe. |
Man hat natürlich nur die Zahlen bis zu einer gewissen höchsten – sagen wir 10¹⁰ – hingeschrieben. Worin besteht nun die Möglichkeit, Zahlen hinzuschreiben, die man noch nicht hingeschrieben hat? Wie seltsam dieses Gefühl, als wären sie doch schon alle irgendwie vorhanden! (Frege sagte, eine Konstruktionslinie sei in gewissem Sinne schon vorhanden, auch ehe sie gezogen wurde.) |
Hier ist die Schwierigkeit, sich zu wehren gegen den Gedanken, die
Möglichkeit sei eine Art schattenhafter Existenz. || Wirklichkeit. |
In den Regeln für die Variable a kann eine Variable
b vorkommen und auch besondere
Zahlzeichen; aber auch keine Gesamtheit von Zahlen. |
Nun scheint es aber, als wäre damit etwas (aus der
Logik) weggeleugnet.
Etwa gerade die Allgemeinheit; oder das, was die Punkte andeuten.
Das Unfertige (Lockere, Dehnbare) der Reihe || Zahlenreihe.
Und natürlich dürfen und können wir nichts wegleugnen.
Wo kommt also diese Unbestimmtheit zum Ausdruck?
Etwa so: Wenn wir Zahlen anführen, die wir statt der Variablen
a einsetzen dürfen, so sagen wir
von keiner, es sei die letzte, oder die höchste. |
Würde uns aber nun nach der Erklärung einer Rechnungsart jemand
fragen: “und ist nun 103 das letzte Zeichen, welches ich
benützen kann”; was sollen wir antworten?
“Nein, es ist nicht das letzte”, oder “es gibt
kein letztes”? –
Aber muß ich ihn nicht zurückfragen:
“Und wenn es nicht das letzte ist, was käme dann
noch?”
Und sagt er nun “104”, so müßte
ich sagen: Ganz richtig, du kannst die Reihe selber
fortsetzen. |
28
Von einem Ende der Möglichkeit kann ich überhaupt nicht reden.
|
(Nur vor dem Geschwätz muß man sich in der
Philosophie hüten.
Eine Regel aber, die praktisch anwendbar ist, ist immer in
Ordnung.) |
28
Es ist klar, daß man einer Regel von der Art
[a, x, x + 1] folgen kann; ich meine, ohne schon von vornherein
die Reihe hinschreiben zu können, sondern, indem man sich wirklich nach
der Bildungsregel richtet || indem man wirklich der
Bildungsregel folgt.
Es ist ja dann dasselbe, wie wenn ich eine Reihe etwa mit der Zahl 1
anfinge und sagte: “nun gib 7 dazu, multipliziere mit 5 und
zieh' die Wurzel, und diese zusammengesetzte Operation wende immer
wieder auf das || ihr Resultat
an”.
(Das wäre ja die Regel
[1, ξ, √(ξ + 7) ∙ 5].) |
28
Schließlich ist ja das Wort
“u.s.w.” nichts anderes, als
das Wort
“u.s.w.”.
(d.h. wieder als ein Zeichen des Kalküls, das nicht
mehr tun kann, als durch die Regeln zu bedeuten, die von ihm
gelten.
Das nicht mehr sagen kann, als es zeigt.)
D.h. es wohnt dem Wort “u.s.w.” keine geheime Kraft inne, durch die nun die Reihe fortgesetzt wird, ohne fortgesetzt zu werden. |
29
Das wohl nicht, wird man sagen, aber eben die Bedeutung der
unendlichen Fortsetzung. |
Seite 32
Man könnte nun﹖ aber fragen: Wie kommt es,
daß der, welcher die allgemeine Regel nun auf eine
weitere Zahl anwendet, nur dieser Regel
folgt.
Daß keine weitere Regel nötig war, die ihm erlaubt,
die allgemeine auch auf diesen Fall anzuwenden; und
daß doch dieser Fall in der
(allgemeinen) Regel nicht
genannt war. |
Es wundert uns also, daß wir diesen Abgrund zwischen
den einzelnen Zahlen und dem allgemeinen Satz nicht überbrücken
können. |
29
“Kann man sich einen leeren Raum vorstellen?”
(Diese Frage gehört merkwürdigerweise hierher.) |
Es ist einer der tiefstwurzelnden Fehler der Philosophie: die
Möglichkeit als ein Schatten der Wirklichkeit. || , die
Möglichkeit als einen Schatten der Wirklichkeit zu
sehen.
Anderseits aber kann es kein Irrtum sein, und || . Und das ist es auch nicht, wenn man den Satz diesen Schatten nennt. |
30
Die Gefahr ist natürlich﹖ hier wieder, in
einen Positivismus zu verfallen,
nämlich in einen, der einen eigenen Namen
verdient und daher natürlich ein Irrtum sein
muß.
Denn wir dürfen überhaupt keine Tendenz haben, keine besondere Auffassung
der Dinge, sondern müssen alles anerkennen, was jeder Mensch darüber je
gesagt hat, außer soweit er selbst eine besondere
Auffassung oder Theorie hatte. |
Denn das Zeichen “u.s.w.”,
oder ein ihm entsprechendes, ist wohl
für die Bezeichnung
der Endlosigkeit wesentlich.
Natürlich durch die Regeln, die von einem solchen Zeichen gelten.
D.h. wir können wohl das Reihenstück
“1, 1 + 1,
1 + 1 + 1” unterscheiden von der Reihe
“1, 1 + 1, 1 + 1 + 1,
u.s.w.”.
Und das letzte Zeichen und sein Gebrauch ist so wesentlich für den Kalkül,
als eines der vorhergehenden. || als
irgend ein anderes. |
Das, was mich nun bedrückt, ist, daß das
“u.s.w.” scheinbar auch in den
Regeln für das Zeichen
“u.s.w.” vorkommen
muß.
Z.B. ist 1, 1 + 1, u.s.w.
= 1, 1 + 1, 1 + 1 + 1,
u.s.w.
u.s.w.¤ |
Aber haben wir denn hier nicht die alte Erkenntnis,
daß wir die Sprache nur von
außen beschreiben können?
Daß wir also nicht erwarten dürfen, durch eine
Beschreibung der Sprache in andere Tiefen zu dringen, als die Sprache
selbst offenbart: Denn die Sprache beschreiben wir mittels
der Sprache. |
Wir könnten sagen: Es ist ja gar kein
Anlaß, zu fürchten, daß wir das
Wort “u.s.w.” in einer das
Endliche übersteigenden Weise gebrauchen. |
Übrigens kann der, für das
“u.s.w.” charakteristische
Teil seiner Grammatik nicht in Regeln über die Verbindung von
“u.s.w.” mit
einzelnen
31 Zahlzeichen
(nicht: “den einzelnen
Zahlzeichen”) bestehen – denn diese Regeln geben ja wieder
ein beliebiges Stück einer Reihe – sondern in Regeln der Verbindung von
“u.s.w.” mit
“u.s.w.”. |
34
Die Möglichkeit noch weitere Zahlen anzuführen.
Die Schwierigkeit scheint uns die zu sein, daß die
Zahlen, die ich tatsächlich
angeführt
35 habe, ja gar
nicht wesentlich sind || keine wesentliche
Gruppe sind und nichts dies andeutet,
daß sie eine beliebige Kollektion
sind: die zufällig aufgeschriebenen unter allen
Zahlen.
(So, als hätte ich in einer Schachtel alle Steine eines Spiels und auf dem Tisch daneben eine zufällige Auswahl aus dieser Schachtel. Oder, als wären die einen Ziffern in Tinte nachgezogen, während sie alle schon gleichsam blaß vorgezeichnet sind.) Daß wir aber außer diesen zufällig benützten nur die allgemeine Form haben. Haben wir hier übrigens nicht – so komisch das klingt – den Unterschied zwischen Zahlzeichen und Zahlen? |
74
Darin hatte ich freilich recht, daß die unendliche
Möglichkeit (z.B. unendliche Teilbarkeit)
einer ganz anderen grammatischen Kategorie angehört, als
die endliche (Möglichkeit in 3 Teile zu teilen).
Aber damit ist noch nicht die Grammatik des Wortes
“unendlich” bestimmt. |
Wenn ich z.B. sage “‘Kardinalzahlen’ nenne ich alles, was aus 1 durch fortgesetztes Addieren von 1 entsteht”, so vertritt das Wort “fortgesetzt” nicht eine nebelhafte Fortsetzung von 1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, vielmehr ist auch das Zeichen “1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, …” ganz exakt zu nehmen; als verschieden von “1, 1 + 1, 1 + 1 + 1” anderen bestimmten Regeln unterworfen und nicht ein Ersatz || Vertreter einer Reihe “die sich nicht hinschreiben läßt”. |
Das heißt: Mit dem Zeichen
“1, 1 + 1,
1 + 1 + 1, …” wird auch
gerechnet, wie mit
(den﹖) Zahlzeichen, nur
nach andern Regeln. |
Was bildet man sich denn aber ein?
Welchen Fehler macht man denn?
Wofür hält man das Zeichen “1,
1 + 1, …”?
D.h.: wo kommt denn das wirklich
vor, was man in diesem Zeichen zu sehen meint?
Etwa, wenn ich sage, “er zählte 1,2,3,4 und so weiter
bis 1000”? wo es auch möglich wäre, wirklich alle Zahlen
hinzuschreiben. |
Als was sieht man denn “1, 1 + 1,
1 + 1 + 1, …” an?
Als eine ungenaue Ausdrucksweise. Die Pünktchen sind so, wie weitere Zahlzeichen, die aber verschwommen || undeutlich sind. So, als hörte man auf, Zahlzeichen hinzuschreiben, weil man ja doch nicht alle hinschreiben kann, aber als seien sie allerdings, quasi, in einer Kiste, vorhanden. || … aber als seien sie wohl, gleichsam in einer Kiste vorhanden. Etwa auch, wie wenn ich von einer Melodie nur die ersten Töne deutlich singe und den Rest nur noch andeute und in Nichts auslaufen lasse. (Oder wenn man beim Schreiben von einem Wort nur wenige Buchstaben deutlich schreibt und mit einem unartikulierten 75 Strich endet.)
Wo dann dem
‘undeutlich’ ein ‘deutlich’
entspräche. |
25
Ich habe einmal gesagt, es könne nicht Zahlen geben;
und den Begriff der Zahl.
Und das ist richtig, wenn es heißt,
daß die Variable zur Zahl nicht so steht, wie der
Begriff Apfel zu einem Apfel (oder der Begriff Schwert zu
Nothung).
Anderseits ist die Zahlvariable kein Zahlzeichen. |
26
Ich wollte aber auch sagen, daß der Zahlbegriff
nicht unabhängig von den Zahlen (gegeben) sein könnte,
und das ist nicht wahr.
Sondern die Zahlvariable ist in dem Sinne von einzelnen Zahlen unabhängig,
als es einen Kalkül mit einer Klasse unserer Zahlzeichen, und ohne die
allgemeine Zahlvariable, wohl gibt.
Freilich gelten dann eben nicht alle Regeln von diesen Zahlzeichen, die
von unsern gelten, aber doch entsprechen sie unseren, wie die Damesteine im
Damespiel denen im Schlagdamespiel. |
725
Die Allgemeinheit in der Arithmetik || Kardinalarithmetik wird durch die
Induktion dargestellt.
Die Induktion ist der Ausdruck der arithmetischen Allgemeinheit.
(﹖) |
Wogegen ich mich wehre, ist die Anschauung, daß eine || die unendliche Zahlenreihe etwas uns Gegebenes sei, worüber es nun spezielle Zahlensätze und auch allgemeine Sätze über alle Zahlen der Reihe gibt. So daß der arithmetische Kalkül nicht vollständig wäre, wenn er nicht auch die allgemeinen Sätze über die Kardinalzahlen enthielte, nämlich allgemeine Gleichungen der Art a + (b + c) = (a + b) + c. Während schon 1:3 = 0˙3̇ einem andern Kalkül angehört als 1:3 = 0,3. Und so ist eine allgemeine Zeichenregel (z.B. rekursive Definition), die für 1, (1) + 1, ((1) + 1) + 1, (((1) + 1) + 1) + 1, u.s.w. gilt, etwas andres, als eine spezielle Definition. Und die allgemeine Regel fügt dem Zahlenkalkül etwas neues bei, ohne welches er ebenso vollständig gewesen wäre, wie die Arithmetik der Zahlenreihe 1, 2, 3, 4, 5. |
75
Es fragt sich auch, wo denn der Zahlbegriff (oder Begriff der
Kardinalzahl) unbedingt gebraucht wird.
Zahl, im Gegensatz wozu? [1, x, x + 1] wohl im Gegensatz zu [5, x, √x] u.s.w..– Denn wenn ich so ein Zeichen (wie “[1, x, x + 1]”) wirklich einführe – und nicht nur als Luxus mitschleppe, so muß ich auch etwas mit ihm tun, d.h., es in einem Kalkül verwenden, und dann verliert es seine Alleinherrlichkeit und kommt in ein System ihm koordinierter Zeichen. |
Man wird vielleicht sagen: aber ‘Kardinalzahl’
steht doch im Gegensatz zu ‘Rationalzahl’,
‘reelle Zahl’ etc..
Aber dieser Unterschied ist ein Unterschied der Regeln (der von ihnen
geltenden Spielregeln) – nicht einer, der Stellung auf dem
Schachbrett – nicht ein Unterschied, für den man im selben Kalkül
verschiedene koordinierte Worte braucht. |
79
Man sagt “dieser Satz ist für alle Kardinalzahlen
bewiesen”.
Aber sehen wir doch nur hin, wie der Begriff der Kardinalzahl in den
Beweis eintritt.
Doch nur, indem im Beweis von 1 und der Operation
x + 1 die
Rede ist, – aber nicht im Gegensatz zu Etwas, was den
Rationalzahlen entspräche.
Wenn man also den Beweis in Prosa mit Hilfe des Begriffsworts
‘Kardinalzahl’ beschreibt, so sehen wir
wohl, daß diesem Wort kein Begriff
entspricht. || … ,
daß kein Begriff diesem Wort
entspricht. |
646
Die Ausdrücke “die Kardinalzahlen”, “die
reellen Zahlen” sind außerordentlich
irreführend, außer, wo sie als Teil einer
Beschreibung || Bestimmung verwendet werden, wie in: “die
Kardinalzahlen von 1 bis 100”, etc..
“Die Kardinalzahlen” gibt es nicht, sondern nur
“Kardinalzahlen” und den Begriff, die Form,
‘Kardinalzahl’.
Nun sagt man: “die Zahl der Kardinalzahlen ist kleiner, als
die der reellen Zahlen” und denkt sich, man könnte die
beiden Reihen etwa nebeneinander schreiben (wenn wir nicht schwache
Menschen wären) und dann würde die eine im Endlosen enden, während die
andere ins Wirklich-Unendliche über sie
hinausliefe || hinaus
liefe.
Aber das ist alles Unsinn.
Wenn von einer Beziehung, die man nach Analogie
“größer” und
“kleiner” nennen kann, die Rede sein kann, dann nur,
zwischen den Formen ‘Kardinalzahl’ und
‘reelle Zahl’.
Was eine Reihe ist, erfahre ich dadurch, daß man es
mir erklärt und nur soweit, als man es erklärt.
Eine endliche Reihe wurde mir durch Beispiele der Art 1, 2, 3, 4 erklärt,
eine endlose durch Zeichen der Art “1, 2, 3, 4,
u.s.w.” oder “1, 2, 3,
4 …”. |
411
[siehe Gesetz]
“Es ist wichtig, daß ich eine || die Projektionsregel verstehen (sehen) kann, ohne sie in
einer allgemeinen Notation vor mir zu haben.
Ich kann aus der Reihe
|
77
Hat man “intuitiv” das Bildungsgesetz einer Reihe,
z.B. der Reihe m verstanden, so
daß man also im Stande ist ein beliebiges
m(v) zu bilden, so hat man
das Bildungsgesetz ganz verstanden, also so gut, wie es
etwa || irgend eine algebraische Darstellung
vermitteln könnte.
D.h. man kann es durch eine solche Darstellung nicht
mehr besser verstehen.
Und diese Darstellung ist daher insofern auch nicht
strenger.
Obwohl sie natürlich einprägsamer sein kann. |
694
Man ist geneigt, zu glauben, daß die Notation, die
eine Reihe durch Anschreiben einiger Glieder mit dem Zeichen
“u.s.w.” darstellt,
wesentlich unexakt ist, im Gegensatz zur Angabe des allgemeinen
Gliedes.
Dabei vergißt man, daß die
Angabe des allgemeinen Gliedes sich auf eine Grundreihe bezieht, welche
nicht wieder durch ein allgemeines Glied beschrieben sein kann.
So ist 2n +
1 das allgemeine Glied der ungeraden Zahlen, wenn
n die Kardinalzahlen durchläuft, aber es
wäre Unsinn zu sagen, n sei das
allgemeine Glied der Reihe der Kardinalzahlen.
Wenn man diese Reihe erklären will, so kann man es nicht durch Angabe des
“allgemeinen Gliedes n”,
sondern natürlich nur durch eine Erklärung der Art
1, 1 + 1,
1 + 1 + 1, u.s.w..
Und es ist natürlich kein wesentlicher Unterschied zwischen dieser Reihe
und der: 1,
1 + 1 + 1, 1 + 1 + 1 + 1 + 1,
u.s.w., die ich ganz ebensogut als Grundreihe
hätte nehmen || annehmen können
(sodaß dann das allgemeine Glied der
Kardinalzahlenreihe
|
536
(∃x).fx &
non (∃x,y).fx & fy(∃x,y).fx & fy. & .non (∃x,y,z).fx & fy & fz (∃x,y,z).fx & fy & fz. & .non (∃x,y,z,u).fx & fy & fz & fu ““Wie müßte man es nun anfangen, die allgemeine Form solcher Sätze zu schreiben? Die Frage hat offenbar einen guten Sinn. Denn, wenn ich nur einige solcher Sätze als Beispiele hinschreibe, so versteht man, was das Wesentliche dieser Sätze sein soll.”” Nun, dann ist also die Reihe der Beispiele schon eine Notation; denn das Verstehen dieser Reihe besteht doch in der Verwendung dieses Symbols und darin, daß wir es von andern in demselben System unterscheiden, z.B. von: (∃x).fx (∃x,y,z).fx & fy & fz (∃x,y,z,u,v).fx & fy & fz & fu & fv. 537
Warum sollen wir aber nicht das allgemeine Glied der ersten Reihe
so schreiben: (∃ x1 … xn).Π
|
Erwartung Wunsch etc. |
Artikulierte und unartikulierte Erwartung |
69
Kann man sagen, die Erwartung ist eine vorbereitende, erwartende,
Handlung. –
Es wirft mir jemand einen Ball, ich strecke die Hände aus und richte sie
zum Erfassen des Balls.
Aber sagen wir, ich hätte mich verstellt, ich hatte erwartet,
daß er nicht werfen würde, wollte aber so tun, als
erwartete ich den Wurf.
Worin besteht dann mein
Erwarten,
70
daß er nicht werfen wird, wenn meine Handlung die
gegenteilige Erwartung ausdrückt?
Diese || Sie mußte doch auch in
etwas bestehen, was ich tat.
Ich war also doch irgendwie nicht darauf vorbereitet,
daß der Ball kam. |
55
Es ist sehr trivial, wenn ich sage, daß ich in der
Erwartung eines Flecks die Erwartung eines kreisförmigen von der eines
elliptischen muß unterscheiden können und
es überhaupt so viele Unterschiede in der Erwartung geben
muß, wie in den Erfüllungen der Erwartungen.
(Der Hunger und der Apfel, der ihn befriedigt haben nicht die gleiche
Multiplizität.) |
351
Nehmen wir an, ich erwarte jemand: ich sehe auf die Uhr, dann zum
Fenster hinaus, richte etwas in meinem Zimmer zurecht, schaue wieder hinaus,
etc..
Diese Tätigkeit könnte ich das Erwarten nennen.
Denke ich nun die ganze Zeit dabei?
(D.h. ist diese Tätigkeit wesentlich eine
Denktätigkeit, oder von ihr﹖ begleitet?)
Letzteres bestimmt nicht.
Und wenn ich jene Tätigkeiten Denken nenne, welches wären die Worte, durch
die dieser Gedanke ausgedrückt würde? –
Wohl aber werden auch Gedanken während dieses Wartens sich
einfinden.
Ich werde mir sagen:
“vielleicht ist er zu Hause aufgehalten worden”, und
dgl. mehr; vielleicht auch die artikulierte
Erwartung “wenn er nur käme”.
In allen jenen erwartenden Handlungen ist nichts, was uns interessiert (die Erfüllung der Erwartung in diesem Sinn ist nichts anderes, als die Stillung eines Hungers). Uns interessiert nur das zu einem Zweck gemachte Bild. – Der artikulierte Gedanke. |
49
Es ist – glaube ich, – wichtig zu erkennen,
daß, wenn ich etwa glaube, daß
jemand zu mir kommen wird, mein Dauerzustand nichts mit dem Betreffenden und
den übrigen Elementen des Gedankens zu tun hat, d.h.
sie nicht enthält.
Das Gleiche gilt aber für Erwartung, Wunsch, etc.
etc..
Wenn ich jemand erwarte, so denke ich nicht während dieser ganzen Zeit,
daß er kommen wird, oder dergleichen.
Ja selbst, wenn ich es gerade denke, so ist ja
dieser Vorgang kein amorpher, wie etwa der des Schmerzes, sondern besteht
nur darin, daß ich etwa jetzt gerade den Satz sage,
“er wird kommen”.
Man kann nicht amorph sehen, daß etwas
der Fall ist, glauben, daß etwas der Fall ist,
wünschen, befürchten, denken, etc. |
383
Der Ausdruck der Erwartung ist die Erwartung. |
70
Die Vorbereitung ist quasi selbst die Sprache und kann nicht über sich
selbst hinaus.
(In dem “nicht über sich selbst hinauskönnen”
liegt die Ähnlichkeit meiner
Betrachtungen und jener der
Relativitätstheorie.) |
Wenn ich früher gesagt habe, es kommt darauf an, ob dieses
Bild erwartet wird, d.h., ob wir gerade dieses Bild
“verwenden” (“benützen”) so könnte
ich jetzt sagen, es kommt darauf an, ob gerade dieses Bild
unsere Sprache ist. || zu unserer Sprache
gehört. |
Die Sprache als Ausdruck der Erwartung ist das
Vorbereitete. |
48
Die Erwartung und die Tatsache, die die Erwartung befriedigt, passen
offenbar || wohl || doch
irgendwie zusammen.
Man soll nun eine Erwartung beschreiben, und eine Tatsache, die
zusammenpassen, damit man sieht, worin diese
Übereinstimmung besteht.
Da denkt man sofort an das Passen einer Vollform in eine entsprechende
Hohlform.
Aber wenn man nun hier die beiden beschreiben will, so sieht man,
daß, soweit sie passen, eine
Beschreibung für beide gilt.
Vergleiche das Passen eines Hutes zu einem Kleid. |
187
Kann man den Vorgang des Verständnisses eines Befehls mit dem Vorgang der
Befolgung vergleichen, um zu zeigen, daß
diese Befolgung diesem Verständnis, dieser
Auffassung, wirklich entspricht? und in wiefern sie
übereinstimmen?
Gewiß, – nämlich z.B. die Auffassung
p' mit der
Befolgung p.
„Ich habe mir das heller vorgestellt”.
Aber nicht die Vorstellung ist als solche heller als die
Wirklichkeit. |
344
Kann man denn die Erwartung mit der eingetroffenen Tatsache
vergleichen?
Man sagt ja, die Tatsache stimme mit der Erwartung überein oder nicht
überein.
Aber dieses
Übereinstimmen
bezieht
345 sich nicht auf
Eigenschaften der Erwartung als solcher (des Vorgangs der
Erwartung) und Eigenschaften des Ereignisses¤ als
Realität.
vielmehr drückt sich die
Übereinstimmung durch eine
Übereinstimmung der Zeichen aus.
Kann man eine Hohlform mit einer Vollform vergleichen.
|
(Es ist aber nicht so als ob ich sagte: “ich
habe Lust auf einen Apfel, was immer also diese Lust stillen wird, werde ich
einen Apfel nennen”.
(Also etwa auch ein Schlafmittel.)) |
49
Das Merkwürdige || Seltsame ist ja darin ausgedrückt,
daß, wenn das || dies der
Fleck ist, den ich erwartet habe, er sich nicht von dem unterscheidet, den
ich erwartet habe.
Wenn man also fragt: “Wie unterscheidet
sich denn der Fleck von dem, den Du erwartet hast, denn in Deiner Erwartung
war doch der wirkliche Fleck nicht vorhanden, sonst hättest Du ihn nicht
mehr erwarten können”, so ist die Antwort
dennoch: der Fleck ist der, den ich erwartet
habe. |
387
Ich sage “genau so habe ich mir's
vorgestellt”.
Und jemand antwortet etwa “das ist unmöglich, denn das eine war
eine Vorstellung und das andere ist keine; und hast Du etwa Deine
Vorstellung für Wirklichkeit gehalten?” |
349
“Ich erwarte mir einen
Schuß”.
Der Schuß fällt.
Wie, das hast Du Dir erwartet; war also dieser Krach irgend wie schon in
Deiner Erwartung?
Oder stimmt Deine Erwartung nur in anderer Beziehung mit dem Eingetretenen
überein, war dieser Lärm nicht in Deiner Erwartung enthalten und kam nur als
Akzidens hinzu, als die Erwartung erfüllt
wurde?
Aber nein, wenn der Lärm nicht eingetreten wäre, so wäre meine Erwartung
nicht erfüllt worden; der Lärm hat sie erfüllt, er kam nicht zu der
Erfüllung hinzu wie ein zweiter Gast zu dem einen, den ich
erwartete. |
War das am Ereignis, was nicht auch in der Erwartung war, ein
Akzidens, eine Beigabe des
Schicksals || der
Schickung?
Aber was war denn dann nicht Beigabe, kam denn
irgend etwas vom Schuß schon in meiner Erwartung
vor?
Und was war denn Beigabe, denn hatte
ich
350
mir nicht den ganzen
Schuß erwartet. |
345
Es hat auch einen Sinn zu sagen, es sei nicht das geschehen, was ich
erwartet habe, sondern etwas ähnliches; im Gegensatze aber zu dem Fall, wenn
das geschieht, was erwartet wurde.
Und das zeigt, welcher Art der Mißbrauch der
Sprache ist, zu welchem || dem wir hier verleitet
werden. |
Wenn man nun sagte: Das Rot, das Du Dir vorstellst, ist doch
gewiß nicht dasselbe (dieselbe Sache) wie das,
was Du wirklich vor Dir siehst, – wie kannst Du dann sagen
‘das ist dasselbe, was ich mir vorgestellt habe’? –
Zeigt denn das nicht nur, daß, was ich
“dieses
Rot”
346 nenne, eben
das ist, was meiner Vorstellung und der Wirklichkeit gemein ist?
Denn das Vorstellen des Rot ist natürlich anders als das Sehen des Rot,
aber darum heißt ja auch das eine “Vorstellen
eines roten Flecks” und das andre “Sehen eines roten
Flecks”.
In beiden (verschiedenen) Ausdrücken aber kommt dasselbe Wort
“rot” vor und so muß dieses Wort nur
das bezeichnen, was beiden Vorgängen zukommt.
Ist es denn nicht dasselbe in﹖ den Sätzen “hier ist ein roter Fleck” und “hier ist kein roter Fleck”? In beiden kommt das Wort “rot” vor, also kann dieses Wort nicht das Vorhandensein von etwas Rotem bedeuten. – (Der Satz “das ist rot” ist nur eine Anwendung des Wortes “rot”, gleichberechtigt mit allen anderen, wie mit dem Satz “das ist nicht rot”.) (Das Wort “rot” hat eben – wie jedes Wort – nur im Satzzusammenhang eine Funktion. Und ist das Mißverständnis das, in dem Wort allein schon den Sinn eines Satzes zu sehen glauben?) |
346
Wie komisch wäre es, zu sagen: ein Vorgang sieht anders aus, wenn er
geschieht, als wenn er nicht geschieht.
Oder:
“Ein
347 roter Fleck sieht anders aus, wenn er da
ist, als wenn er nicht da ist, aber die Sprache abstrahiert von diesem
Unterschied, denn sie spricht von einem roten Fleck, ob er da
ist oder nicht”. |
Wie unterscheidet sich das Rot eines Flecks, den wir vor uns sehen, von
dem dieses Flecks, wenn wir ihn uns
bloß vorstellen? –
Aber wie wissen wir denn, daß es das Rot
dieses Flecks ist, wenn es (von dem Ersten
verschieden ist? –
Woher wissen wir denn, daß es dasselbe Rot ist, wenn
es verschieden ist || nicht dasselbe
ist? –
Dieser Galimathias zeigt, daß hier ein
Mißbrauch der Sprache vorliegt. |
347
Wie ist es möglich, daß ich erwarte, und das, was
ich erwarte, kommt?
Wie konnt' ich es erwarten, da es nicht da war?
Die Realität ist keine Eigenschaft, die dem Erwarteten noch fehlt und die nun hinzutritt, wenn es eintritt. – Sie ist auch nicht wie das Tageslicht, das den Dingen erst ihre Farbe gibt, wenn sie im Dunkeln schon gleichsam farblos vorhanden sind. Wie konnte ich es erwarten, und es kommt dann wirklich; – als ob die Erwartung ein dunkles Transparent wäre und mit der Erfüllung das Licht dahinter angezündet würde. – Aber jedes solche Gleichnis ist falsch, weil es die Realität als einen beschreibbaren Zusatz zur Erwartung || zum Gedanken darstellt; was unsinnig ist. (Es ist das im Grunde derselbe Unsinn, wie der, der die vorgestellte Farbe als matt im Vergleich zur wirklichen darstellt.) |
Du siehst also, möchte ich sagen, an diesen Beispielen, wie
die Worte wirklich gebraucht werden. |
53
Ich habe etwas vorausgesagt, es tritt nun ein, und ich
sage nun einfach “es ist eingetroffen” und
das beschreibt schon den Tatbestand vollkommen.
Er ist also auch jetzt nur so weit beschrieben, als man ihn auch hat
beschreiben können, bevor || ehe er
eingetreten war. |
Wenn ich einfach sagen kann “es ist eingetroffen” so
kann ich andrerseits nicht || nicht
auch beschreiben, wie ein Tatbestand sein
muß, um eine bestimmte Erwartung zu
befriedigen. |
191
Das Befolgen des Befehls liegt darin, daß ich etwas
tue ‒ ‒
Kann ich aber auch sagen, ‘daß ich das tue,
was er befiehlt’?
Gibt es ein Kriterium dafür, daß das die Handlung
ist, die ihn befolgt?
Was soll hier unter ein || einem Kriterium verstanden
werden? |
53
Die Erwartung verhält sich eben zu ihrer Befriedigung nicht wie der Hunger
zu seiner Befriedigung.
Ich kann sehr wohl den Hunger beschreiben und das, was ihn stillt, und
sagen, daß es ihn stillt. |
130'
Wenn ich ein Ereignis erwarte und es kommt
dasjenige, welches meine Erwartung erfüllt; hat es dann einen Sinn zu
fragen, ob das wirklich das Ereignis ist, welches ich erwartet habe.
D.h. wie würde ein Satz, der das behauptet,
verifiziert werden? |
391
“Wie weißt Du, daß Du
einen roten Fleck erwartest?”
d.h. „wie weißt Du daß ein roter Fleck
die Erfüllung dessen ist, was Du Dir erwartest”.
–
Aber eben so gut könnte man fragen, “wie
weißt Du, daß das ein roter
Fleck ist?”
Wie weißt Du, daß, was Du getan hast, wirklich war, das Alphabet im Geist herzusagen? – Aber wie weißt Du, daß, was Du hersagst, nun wirklich das Alphabet ist? Das ist natürlich die gleiche Frage wie: Woher weißt Du, daß, was Du rot nennst, wirklich dasselbe ist, was der Andre so nennt. Und die eine Frage ebenso unsinnig wie andere. |
393
Was immer ich über die Erfüllung der Erwartung sagen mag, was sie zur
Erfüllung dieser Erwartung machen soll, zählt sich zur Erwartung, ändert den
Ausdruck der Erwartung.
D.h., der Ausdruck der Erwartung ist der
vollständige Ausdruck der Erwartung. |
135'
Wenn ich sage “das ist dasselbe Ereignis, welches ich erwartet
habe” und “das ist dasselbe Ereignis, was auch an jenem
Ort stattgefunden hat”, so bedeutet hier das Wort
“dasselbe” jedesmal etwas anderes.
(Man würde auch normalerweise nicht sagen “das ist dasselbe,
was ich erwartet habe”, sondern “das ist das, was ich
erwartet habe”.) |
68
Es könnte gesagt werden: Wie kann ich denn das Ereignis
erwarten, es ist ja noch garnicht da?
|
39
Man kann sich vorstellen, es sei etwas der Fall, was nicht ist: sehr
merkwürdig!
Denn, daß die Vorstellung nicht mit der Wirklichkeit
übereinstimmt, ist nicht merkwürdig,
daß sie sie aber dann repräsentiert, ist
merkwürdig. |
13
Sokrates: Wer also
vorstellt, was nicht ist, der stellt nichts vor? –
Theaitetos: So
scheint es. –
Sokrates:
Wer aber nichts vorstellt, der wird gewiß
überhaupt garnicht vorstellen? –
Theaitetos:
Offenbar, wie wir sehen.
Setzen wir in diesem Argument [und dem ihm vorhergehenden] statt “vorstellen” etwa “zerschneiden || töten”, so läuft es auf eine Regel der Verwendung dieses Wortes hinaus. Man dürfe nicht sagen: “ich zerschneide || töte etwas, was nicht existiert”. || Es hat keinen Sinn zu sagen: “ich zerschneide || töte etwas, was nicht existiert”. |
Ich kann mir einen Hirsch auf dieser Wiese vorstellen, der nicht da ist,
aber keinen töten, der nicht da ist. –
Und sich einen Hirsch vorstellen, der nicht da ist,
heißt, sich vorstellen, daß ein
Hirsch da ist, obwohl keiner da ist.
Einen Hirsch töten aber, heißt nicht: töten,
daß ein Hirsch da ist (also: verschiedene
grammatische Regeln).
Wenn aber jemand sagt: “um mir einen Hirsch vorzustellen,
muß es ihn doch in einem gewissen Sinne
geben”, so ist die Antwort: nein, es
muß ihn
dazu
14 in keinem Sinne
geben.
Und wenn darauf gesagt würde: Aber z.B.
die braune Farbe muß es doch geben, damit ich mir sie
vorstellen kann, so ist zu sagen: “‘Es gibt
die braune Farbe’ heißt überhaupt nichts,
außer etwa, daß sie da oder dort
als Färbung eines Gegenstandes (Flecks) auftritt || erscheint und das ist nicht nötig, damit ich mir einen braunen
Hirsch vorstellen kann.” |
304
“Ich stelle mir vor, wie das sein wird?”
(wenn der Sessel weiß gestrichen sein wird)
– wie kann ich es mir denn vorstellen, wenn es nicht
ist?!
Ist denn die Vorstellung eine Zauberei? |
175
Man möchte fragen: Welcher
außerordentliche Prozeß
muß das Wollen sein, daß ich
das schon jetzt wollen kann, was ich erst in 5
Minuten tun werde?! |
Die Antwort: Wenn Dir das sonderbar vorkommt, so vergleichst
Du
176 es mit etwas, womit es nicht zu
vergleichen ist. –
Etwa damit: Wie kann ich jetzt dem Mann die Hand geben, der
erst in 5 Minuten hereintreten wird?
(Oder etwa gar: Wie kann ich dem die Hand geben, den es
vielleicht gar nicht gibt?) |
176
Das ‘foreshadowing’ der Tatsache besteht
offenbar darin, daß wir jetzt denken können,
daß das eintreffen wird, was erst
eintreffen wird.
Oder, wie das irreführend ausgedrückt wird:
daß wir
(an)
das denken können, was erst eintreffen
wird. |
276
“Wenn immer ich über die Erfüllung eines Satzes rede,
rede ich über sie im Allgemeinen.
Ich beschreibe sie in irgendeiner Form.
Ja, es liegt diese Allgemeinheit schon darin, daß
ich die Beschreibung zum Voraus geben kann und jedenfalls unabhängig von dem
Eintreten der Tatsache.” |
277
Wenn man sagt, daß die Tatsache auf
“allgemeine Art” beschrieben wird || Wenn wir sagen, daß wir die
Tatsachen auf “allgemeine Art”
beschreiben, so setzen wir diese Art im Geiste einer andern
entgegen.
(Diese Entgegenstellung nehmen wir aber natürlich von wo anders
her.)
Wir denken uns, daß bei der Erfüllung etwas Neues
entsteht und nun da ist, was früher nicht da war.
Das heißt, wir denken an einen Gegenstand oder
Komplex, auf den wir nun zeigen können, beziehungsweise, der sich nun selbst
repräsentieren kann, während die Beschreibung nur sein Bild war.
Wie wenn ich den Apfel, der auf diesem Zweig wachsen wird, zum
Voraus gemalt hätte, nun aber er selber kommt.
Man könnte dann sagen, die Beschreibung des Apfels war allgemein,
d.h. mit Wörtern, Farben, etc.
bewerkstelligt, die schon vor dem Apfel und nicht speziell für ihn da
waren.
Gleichsam altes Gerümpel im Vergleich mit dem wirklichen Apfel.
Vorläufer || Vorbilder, die alle
abdanken müssen, wenn der Erwartete (selber)
kommt. |
Aber der Erwartete ist nicht die Erfüllung, sondern:
daß er gekommen ist. |
278
Dieser Fehler ist tief in unserer Sprache verankert: Wir sagen
“ich erwarte ihn” und “ich erwarte sein
Kommen” und “ich erwarte, daß er
kommt”. |
Die Tatsache wird allgemein beschrieben heißt, sie
wird aus alten Bestandteilen zusammengesetzt.
Sie wird beschrieben, das ist so, als wäre sie uns, außer durch die Beschreibung, noch anders gegeben. |
Hier wird die Tatsache mit einem Haus oder einem andern || sonstigen Komplex gleichgestellt. |
Noch einmal der Vergleich: der Mensch tritt ein – die
Tatsache || das Ereignis tritt ein: Als wäre die
Tatsache || das Ereignis schon vorgebildet
vor der Tür der Wirklichkeit und würde nun in diese eintreten, wenn
sie || es eintritt. |
293
Das ganze Problem der Bedeutung der Worte ist darin aufgerollt,
daß ich den A suche, ehe ich ihn gefunden
habe. –
Es ist darüber zu sagen, daß ich ihn suchen kann,
auch wenn er in gewissem Sinne nicht existiert.
Wenn wir sagen, ein Bild ist dazu nötig, wir müssen in irgend einem Sinne ein Bild von ihn herumtragen, so sage ich: vielleicht; aber was hat es für einen Sinn, zu sagen, es sei ein Bild von ihm. Das hat also auch nur einen Sinn, wenn ich ein weiteres Bild von ihm habe, das dem Wort “ihm” entspricht. |
Man sagt etwa: Wenn ich von der Sonne spreche,
muß ich ein Bild der Sonne in mir haben. –
Aber wie kann man sagen, daß es ein Bild der Sonne
ist.
Hier wird doch die Sonne wieder erwähnt, im Gegensatz zu ihrem
Bilde.
Und damit ich sagen kann: “das ist ein Bild der
Sonne”, müßte ich ein weiteres Bild der Sonne
besitzen. u.s.w.. |
295
Man könnte nur sagen: Wenn er von der Sonne spricht,
muß er ein visuelles Bild (oder Gebilde von der und
der Beschaffenheit – rund, gelb, etc.) vor sich
sehen.
Nicht, daß das wahr ist, aber es hat Sinn, und
dieses Bild ist dann ein Teil des Zeichens. |
293
Wie seltsam, ich kann ihn suchen, wenn er nicht da ist, aber ich kann
nicht auf ihn zeigen, wenn er nicht da ist.
Das ist eigentlich das Problem des Suchens und zeigt den irreführenden
Vergleich.
Man könnte sagen wollen: da muß er doch auch dabei sein, wenn ich ihn suche. – Dann muß er auch dabei sein, wenn ich ihn nicht finde, und auch, wenn es ihn nicht gibt. |
Ihn (etwa meinen Stock) suchen, ist eine Art des
Suchens
und
294 unterscheidet sich davon,
daß man etwas andres sucht, durch das, was man beim
Suchen tut (sagt, denkt), nicht durch das, was man findet.
|
Und trage ich beim Suchen ein Bild mit mir oder eine Vorstellung, nun
gut.
Und sage ich, das Bild sei das Bild des Gesuchten, so sagt das nur,
welchen Platz das Bild im Vorgang des Suchens einnimmt.
Und finde ich ihn und sage “da ist er! den
habe ich gesucht”, so sind die letzten Worte nicht etwa eine
Worterklärung für die Bezeichnung des gesuchten Gegenstandes (etwa für
die Worte “mein Stock”), die erst jetzt, wo er gefunden
ist, gegeben werden könnte || kann. –
Wie man das, was man wünscht, nach der Erfüllung des Wunsches nicht besser
weiß, oder erklären kann, als vorher. |
Man kann den Dieb nicht hängen ehe man ihn hat, wohl aber schon
suchen. |
“Du hast den Menschen
(auf ihn zeigend) gesucht?
Wie war das möglich, er war doch gar nicht da!” |
“Ich suche meinen Stock. –
Da ist er!”
Dies letztere ist keine Erklärung des Ausdrucks “mein
Stock”, die für das Verständnis des ersten Satzes wesentlich
wäre, und die ich daher nicht hätte geben können, ehe mein
Stock gefunden war.
Vielmehr muß der Satz “da ist er”,
wenn er nicht eine Wiederholung der (auch)
früher möglichen Worterklärung ist, ein neuer synthetischer Satz
sein. |
Das Problem entspricht einer Verwechslung eines Wortes oder Ausdrucks mit
dem Satz, der die Existenz, das Dasein, des Gegenstands behauptet.
|
“Den hast Du gesucht?
Du konntest ja nicht einmal wissen, ob er da
ist!”
(Vergleiche dagegen das Suchen nach der Dreiteilung des
Winkels.) |
295
Auch haben wir hier die Verwechslung zwischen der Bedeutung und dem Träger
eines Wortes.
Denn der Gegenstand, auf den ich bei dem Worte
“den” zeige, ist der Träger des Namens,
nicht seine Bedeutung. |
Kurz: ich suche den Träger des Namens, nicht dessen || seine Bedeutung || die Bedeutung des
Namens.
Aber anderseits: ich suche und hänge den Träger des Namens. (﹖) |
Man kann von dem Träger des Namens sagen, daß er
(existiert oder) nicht existiert, und das
ist natürlich keine Tätigkeit, obwohl man es mit einer verwechseln
könnte und sagen, er müsse doch dabei sein, wenn er nicht
existiert.
(Und das ist von einem Philosophen bestimmt schon einmal geschrieben
worden.) |
(“Ich suche ihn”. –
“Wie schaut er aus”. –
“Ich weiß es nicht aber (ich
bin sicher) ich werde ihn wiedererkennen, wenn ich ihn
sehe”.) |
301 Der Gedanke, daß uns (erst) das Finden zeigt || sagt, was wir erwartet haben, heißt, den Vorgang so beurteilen, wie etwa die Symptome der Erwartung bei einem Andern. Ich sehe ihn etwa unruhig auf und ab gehen; da kommt jemand zur Tür herein und er wird ruhig und gibt Zeichen der Befriedigung; und nun sage ich: “er hat offenbar diesen Menschen erwartet”. |
Die ‘Symptome der Erwartung’ sind nicht der Ausdruck der
Erwartung.
Und zu glauben, ich wüßte erst nach dem Finden, was ich gesucht (nach der Erfüllung, was ich gewünscht) habe, läuft auf einen unsinnigen “behaviourism” hinaus. |
“Ich wünsche mir eine gelbe Blume”. –
“Ja, ich gehe und suche Dir eine gelbe Blume.
Hier habe ich eine gefunden”. –
Gehört die Bedeutung von “gelbe Blume” mehr zum letzten
Satz, als zu den zwei vorhergehenden? |
302
Die Bedeutung des Wortes “gelb” ist nicht die Existenz
eines gelben Flecks: Das ist es, was ich über das Wort
“Bedeutung” sagen möchte. |
396
““Die Vorstellung, die mit dem Wort rot verbunden ist,
ist gewiß die, welche der Tatsache entspricht,
daß etwas rot ist, – nicht die, die der Tatsache
entspricht, daß etwas blau, also nicht
rot ist.
Statt der Worterklärung “das ist rot” sollte ich sagen
“so sieht es aus, wenn etwas rot ist”.
Ja, die Vorstellung rot ist die Vorstellung, daß
etwas rot ist.
Und darauf beruht jene Verwechslung von Wort und Satz,
von
397 der ich früher
sprach.”” |
399
Und hier ist, glaube ich, ein Hauptanstoß zum
Mißverständnis, daß das
“Vorkommen von rot” in zwei Tatbeständen als deren
gemeinsamer Bestandteil einen doppelten Sinn hat.
In dem einen Fall heißt es,
daß sowohl da wie dort etwas rot ist
– d.h. die Eigenschaft rot hat.
In dem andern handelt es sich nicht um eine Gemeinsamkeit der Farbe
(die ja durch eine Farbangabe ausgedrückt würde).
Diese Gemeinsamkeit ist eben die Harmonie zwischen Welt || Wirklichkeit und Gedanken, die nicht zu beschreiben ist. |
349
In der Sprache berühren sich Erwartung und Ereignis.
|
284
“Ich sagte, ‘geh' aus dem Zimmer’ und
er ging aus dem Zimmer”.
“Ich sagte, ‘geh aus dem Zimmer’ und er ging langsam aus dem Zimmer”. ”Ich sagte, ‘geh aus dem Zimmer’ und er sprang zum Fenster hinaus”. Hier ist eine Rechtfertigung möglich, auch wo die Beschreibung der Handlung nicht die ist, die der Befehl gibt. |
287
Es ist doch offenbar nicht unmöglich || undenkbar, daß Einer
die gelbe Blume so mit einem Phantasiebild sucht, wie ein Anderer mit dem
färbigen Täfelchen, oder ein Dritter in irgendeinem Sinne, mit dem Bild
einer Reaktion, die durch das, was er sucht, hervorgerufen werden soll
(Klingel).
Womit immer aber er suchen geht (mit welchem Paradigma immer), nichts zwingt ihn, das als das Gesuchte anzuerkennen, was er am Schluß wirklich anerkennt, und die Rechtfertigung in Worten, oder andern Zeichen, die er dann von dem Resultat || Ergebnis gibt, rechtfertigt wieder nur im Bezug auf eine andere Beschreibung in derselben Sprache. |
Die Schwierigkeit ist, aufzuhören, ‘warum’ zu
fragen (ich
meine,
288 sich dieser Frage
zu enthalten). |
289
Du befiehlst mir “bringe mir eine gelbe
Blume”; ich bringe eine und Du fragst: “warum hast
Du mir so eine gebracht?”
Dann hat diese Frage nur einen Sinn, wenn sie zu ergänzen ist
“und nicht eine von dieser (andern) Art”.
D.h., diese Frage gehört schon in || bezieht sich schon auf ein System; und die Antwort muß sich auf das gleiche System beziehen. |
Auf die Frage “warum tust Du das auf meinen
Befehl?” kann man fragen:
“was?”
Da wäre es nun absurd zu fragen “warum bringst Du mir eine gelbe Blume, wenn ich Dir befohlen habe, mir eine gelbe Blume zu bringen”. Eher könnte man fragen “warum bringst Du eine rote Blume, wenn ich sagte, Du sollest eine gelbe bringen” oder “warum bringst Du eine dunkelgelbe auf den Befehl ‘bring' eine gelbe’?” |
59
Noch einmal: was ist das Kriterium dafür, daß
der Befehl richtig ausgeführt wurde?
Was ist das Kriterium, nämlich auch für den Befehlenden?
Wie kann er wissen, daß der
Befehl nicht richtig ausgeführt wurde.
Angenommen, er ist von der Ausführung befriedigt
und
60 sagt nun:
“von dieser Befriedigung lasse ich mich aber nicht täuschen, denn
ich weiß, daß doch nicht das
geschehen ist, was ich wollte”.
Er muß sich dann in irgend
einem Sinne daran erinnern || erinnert sich in irgend einem Sinne
daran, wie er den Befehl gemeint hatte. ‒ ‒ ‒
In welchem Sinne?
Woran erinnere ich mich, wenn ich mich erinnere, das gewünscht
zu haben. |
395
Man hat vielleicht das Gefühl: es kann doch nicht im Satz
“ich glaube, daß
p der Fall
ist” das ‘p’ dasselbe bedeuten, wie in der
Behauptung “p”, weil ja in der Tatsache des
Glaubens, daß p der Fall⋎
396 ist, die Tatsache
daß p der Fall ist, nicht enthalten ist.
Verneinung?
Aber “p” ist ja auch im ersten Satz
zusammengesetzt und nicht ein Name. |
396
Man hat das Gefühl, daß ich mich im Satz
“ich erwarte, daß er kommt” der
Worte “er kommt” in anderer Weise || anderem Sinne
bediene, als in der Behauptung “er kommt”. –
Aber wäre es so, so könnte ich nie wissen, ob die Tatsache
jene Erwartung befriedigt. || wie könnte ich davon reden,
daß meine Erwartung durch die Tatsache befriedigt ist?
|
Nun könnte man aber fragen: Wie schaut das aus, wenn er
kommt? –
“Es geht die Tür auf und ein Mann tritt herein, der
…”.
Wie schaut das aus, wenn ich erwarte, daß er
kommt? –
“Ich gehe auf und ab, sehe auf die Uhr, …”. –
Aber der eine Vorgang hat ja mit dem anderen nicht die geringste
Ähnlichkeit!
Wie kann man dann dieselben Worte zu ihrer Beschreibung
gebrauchen?
Aber, auf und ab gehen konnte ich
ja auch, ohne zu erwarten, daß er kommen werde, auf
die Uhr sehen auch, etc.; das ist also nicht das
Charakteristische des Erwartens, daß er kommt.
Das Charakteristische aber ist nur eben durch diese Worte gegeben.
Und “er” heißt dasselbe, wie in
der Behauptung “er kommt” und “kommt”
heißt dasselbe, wie in der Behauptung, und ihre
Zusammenstellung bedeutet nichts anderes.
D.h. z.B.:
eine hinweisende Erklärung des Wortes “er”
gilt für beide Sätze. |
354
d.h.
¤ Wenn ich
non-p
glaube, so glaube ich dabei nicht zugleich p, weil
“p” in
“non-p” vorkommt. |
354
p kommt in
non-p in
demselben Sinne vor, wie non-p in p. |
Die Worte “vorkommen” etc. sind eben
unbestimmt, wie alle solche Prosa.
Exakt und unzweideutig und unbestreitbar sind nur die grammatischen
Regeln, die am Schluß zeigen müssen, was gemeint
ist. |
Er scheint einen Schatten dieser Realität zu geben. Der Befehl scheint seine Ausführung in schattenhafter Weise vorauszunehmen. |
256
Die Beschreibung der Sprache muß dasselbe leisten
wie die Sprache. |
Denn dann kann ich wirklich aus dem Satz, der Beschreibung der
Wirklichkeit, ersehen, wie es sich in der Wirklichkeit
verhält. |
(Aber nur das nennt man ja
“Beschreibung” und nur das nennt man
ja “ersehen, wie es sich
verhält”!) |
(Und etwas anderes ist es ja nicht, was wir alle damit sagen:
daß wir aus der Beschreibung ersehen, wie es sich in
Wirklichkeit verhält.) |
274
“Du beziehst von dem Befehl die Kenntnis
dessen, was Du zu tun hast. ¤
Und doch gibt Dir der Befehl nur sich selbst, und seine
Wirkung ist gleichgültig.” |
274
Das wird erst dann seltsam, wenn der Befehl etwa ein Glockenzeichen
ist. –
Denn, in welchem Sinne mir dieses Zeichen mitteilt, was
ich
275 zu tun habe,
außer daß ich es einfach || eben tue und das Zeichen da war
– –.
Denn es ist auch nicht das, daß ich es
erfahrungsgemäß immer tue, wenn das Zeichen gegeben
wird. |
Darum hat es ja auch ohne weiteres keinen Sinn, zu
sagen: “Ich muß gehen, weil die
Glocke geläutet hat”.
Sondern, dazu muß noch etwas anderes gegeben
sein. |
289
Wie kann man die Handlung von dem Befehl “hole eine gelbe
Blume” ableiten? –
Wie kann man das Zeichen “5” aus dem Zeichen
“2 + 3” ableiten? |
137
Kann man denn, und in welchem Sinne kann man, aus dem Zeichen plus dem
Verständnis (also der Interpretation) die Ausführung ableiten, ehe sie
geschieht?
Alles was man ableitet, ist doch nur eine Beschreibung der Ausführung und
auch diese Beschreibung war erst da, nachdem man sie
abgeleitet hatte. |
¤
Die Ausführung des Befehls leiten wir von diesem erst ab,
wenn wir ihn ausführen. |
112
The bridge can only be crossed when we get
there. not before.
(Gemeint ist die Brücke zwischen Zeichen &
Realität.) |
104
Von der Erwartung zur Erfüllung ist ein Schritt einer Rechnung.
Ja die Rechnung
|
Und so weit – und nur so weit – als diese Rechnung ein Bild des
Resultats ist, ist auch die Erwartung ein Bild der Erfüllung. |
Und so weit das Resultat von der || durch die Rechnung,
so weit ist die Erfüllung durch die Erwartung
bestimmt. || … von der Rechnung bestimmt ist, so
weit ist die Erfüllung durch die Erwartung
bestimmt. |
176
“Der Befehl nimmt die Ausführung voraus”.
In wiefern nimmt er sie denn voraus?
Dadurch, daß er das befiehlt || daß er jetzt befiehlt,
was später ausgeführt (oder nicht ausgeführt) wird.
Oder: Das, was wir damit meinen, wenn wir sagen, der Befehl
nimmt die Ausführung voraus, ist dasselbe, was
dadurch ausgedrückt ist, daß der Befehl befiehlt, was
später geschieht.
Aber richtig: “geschieht, oder nicht
geschieht”.
Und das sagt nichts.
(Der Befehl kann sein Wesen eben nur zeigen.)
|
177
Aber, wenn auch mein Wunsch nicht bestimmt, was der Fall sein wird, so
bestimmt er doch sozusagen das Thema einer Tatsache, ob die nun den
Wunsch erfüllt, oder nicht. |
¤
Muß er nun dazu etwas voraus wissen?
Nein.
p. ⌵ .non-p sagt wirklich
nichts. |
¤
Wir wundern uns – sozusagen – nicht darüber,
daß Einer die Zukunft weiß,
sondern – darüber, daß er überhaupt (richtig
oder falsch) prophezeien kann. |
¤
Es ist, als würde die bloße Prophezeiung
(gleichgültig ob richtig oder falsch) schon einen Schatten der Zukunft
vorausnehmen. –
Während sie über die Zukunft nichts weiß, und
weniger als nichts nicht wissen kann. |
151
Worin besteht das Vorgehen nach einer Regel? –
Kann man das fragen? –
Es heißt doch wohl, daß man
den allgemeinen Befehl, der in der Regel liegt, befolgt.
Ich gehe nach einer Regel vor heißt: ich gehe so vor, daß das, was herauskommt, …. Daß das, was herauskommt, dieser Regel genügt. Nach der Regel vorgehen, heißt so vorgehen, und das ‘so’ muß die Regel enthalten. |
Wenn die Regel heißt “wo Du ein
→
siehst, schreib' ein ‘c’”, so ist damit gegeben,
was ich tun soll, so weit es überhaupt gegeben sein kann. |
Denn mehr bestimmt, als durch eine genaue Beschreibung, kann etwas nicht
sein.
Denn, bestimmen kann nur heißen, es
beschreiben.
Und das ist sehr wichtig. |
151
Dann ist eine Handlung nicht bestimmt, wenn die Beschreibung noch etwas
offen läßt || gelassen hat
(so, daß man sagen kann
“ich weiß noch nicht ob …”)
was also die || eine Beschreibung bestimmen
kann.
Ist die Beschreibung vollständig, so ist die Handlung bestimmt.
Und das heißt, es kann der Beschreibung nur
eine Handlung entsprechen.
(Nur so
können
152 wir das Wort || diesen Ausdruck
gebrauchen.)
(Erinnern wir uns an die Argumentation über “Zahnschmerzen”.) |
Hier ist auch der Zusammenhang mit der Frage: “sieht der
Andere wirklich dieselbe Farbe, wenn er blau sieht,
wie ich?”
Freilich, er sieht blau!
Das ist ja eben dieselbe Farbe. –
D.h.﹖, die Frage, ob er als
blau dieselbe Farbe sieht, ist unsinnig, wenn angenommen ist,
daß wir das Recht haben, was er sieht und ich sehe,
als ‘blau’ zu bezeichnen.
Läßt sich im gewöhnlichen Sinne –
d.h. nach der gewöhnlichen Methode –
konstatieren, daß er nicht dieselbe Farbe sieht, so
kann ich nicht sagen, daß wir beide blau
sehen.
Und läßt es sich konstatieren,
daß wir beide blau sehen, dann “sehen wir
beide die gleiche Farbe”, denn dieser Satz hat ja nur auf diese
Proben Bezug. |
Und so || analog verhält es sich mit
der Frage: “ist das, was ich jetzt ‘gelb’
nenne, gewiß die gleiche Farbe, die ich früher
‘gelb’ genannt habe?” –
Gewiß, denn es ist ja gelb. –
Aber woher weißt Du das? –
Weil ich mich daran erinnere. –
Aber kann die Erinnerung nicht täuschen? –
Nein.
Nicht, ﹖– wenn ihr Datum gerade das ist, wonach
ich mich richte –﹖.
|
137
Wenn ich sage “der Satz bestimmt doch schon im Voraus, was ihn
wahr machen wird”: Gewiß, der
Satz ‘p’ bestimmt,
daß p der Fall sein muß,
um ihn wahr zu machen; das ist aber auch alles, was man darüber
sagen kann, & sagt || heißt nur: „der Satz
p = der
Satz den die Tatsache p wahr macht”. |
Was für ein Vorgang ist sie? Man soll aus der Betrachtung dieses Vorgangs ersehen können, was intendiert wurde || wird. |
135'
Wenn eine Vorrichtung als Bremse wirken soll, tatsächlich
aber aus irgend
welchen Ursachen den Gang der Maschine beschleunigt, so ist die Absicht,
der die Vorrichtung dienen sollte, aus ihr allein nicht zu ersehen.
Wenn man sagt “das ist der Bremshebel, er funktioniert aber nicht”, so spricht man von der Absicht. Ebenso || Ähnlich ist es, wenn man eine verdorbene Uhr doch eine Uhr nennt. |
83
Angenommen, das Anziehen des Bremshebels bewirkt manchmal das Abbremsen
der Maschine und manchmal nicht.
So ist daraus allein nicht zu schließen,
daß er als Bremshebel gedacht war.
Wenn
nun
84 eine bestimmte
Person immer dann, wenn der Hebel nicht als Bremshebel wirkt, ärgerlich
würde –.
So wäre damit auch nicht das gezeigt, was ich zeigen
will.
Ja man könnte dann sagen, daß der Hebel einmal die
Bremse, einmal den Ärger betätigt. –
Wie drückt es sich nämlich aus, daß die Person
darüber ärgerlich wird, daß der Hebel
die Bremse nicht betätigt hat? (Dieses über etwas ärgerlich sein ist nämlich scheinbar von ganz derselben Art, wie: etwas fürchten, etwas wünschen, etwas erwarten, etc.) Das “über etwas ärgerlich sein” verhält sich nämlich zu dem, worüber man ärgerlich ist, nicht wie die Wirkung zur Ursache, also nicht wie Magenschmerzen zu der Speise mit der man sich den Magen verdorben hat. Man kann darüber im Zweifel sein, woran man sich den Magen verdorben hat und die Speise, die etwa die Ursache ist, tritt in die Magenschmerzen nicht als ein Bestandteil dieser Schmerzen ein; dagegen kann man, in einem gewissen Sinne, nicht zweifelhaft sein, worüber man sich ärgert, wovor man sich fürchtet, was man glaubt. (Es heißt nicht “ich weiß nicht, – ich glaube heute, aber ich weiß nicht woran”!) – Und hier haben wir natürlich das alte Problem, daß nämlich der Gedanke, daß das und das der Fall ist, nicht voraussetzt, daß es der Fall ist. Daß aber anderseits doch etwas von﹖ der Tatsache für den Gedanken selbst Voraussetzung sein muß. “Ich kann nicht denken, daß etwas rot ist, wenn rot garnicht existiert”. Die Antwort darauf ist, daß die Gedanken in demselben Raum sein müssen, wie das Zweifelhafte, wenn auch an einer andern Stelle. |
85
Darin und nur darin besteht auch die (prästabilierte)
Harmonie zwischen Welt und Gedanken.
Die Intention ist nun aber von genau derselben Art wie – z.B. – der Ärger. Und da scheint es irgendwie, als würde man die Intention von außen betrachtet nie als Intention erkennen; als müßte man sie selbst intendieren || meinen, um sie als Meinung zu verstehen. Das hieße aber, sie nicht als Phänomen, nicht als Tatsache, zu betrachten! Das ist natürlich wieder das vorige Problem, denn der Witz ist, daß man es den Gedanken (als selbständige Tatsache betrachtet) ansehen muß, daß er der Gedanke ist, daß das und das der Fall ist. Kann man es ihm nicht ansehen (so wenig wie den Magenschmerzen woher sie rühren), dann hat er kein logisches Interesse, oder vielmehr, dann gibt es keine Logik. – Das kommt auch darauf hinaus, daß man den Gedanken mit der Realität muß unmittelbar vergleichen können und es nicht erst einer Erfahrung bedürfen kann, daß diesem Gedanken diese Realität entspricht. (Darum unterscheiden sich auch Gedanken nach ihrem Inhalt, aber Magenschmerzen nicht nach dem, was sie hervorgerufen hat.) 85
Meine Auffassung scheint unsinnig, wenn man sie so ausdrückt: man soll sehen können, worüber Einer denkt, wenn man ihm den Kopf aufmacht; wie ist denn das möglich, || ? die Gegenstände, über die er denkt, sind ja garnicht in seinem Kopf (ebensowenig wie in seinen Gedanken)! Man muß nämlich die Gedanken, Intentionen (etc.) von außen betrachtet als solche verstehen, ohne über die Bedeutung von etwas unterrichtet zu werden. Denn auch die Relation des Bedeutens wird ja dann als ein Phänomen gesehen (und ich kann || darf dann nicht wieder auf eine Bedeutung des Phänomens hinweisen müssen, da ja dieses Bedeuten wieder in den Phänomenen || dem Phänomen mit inbegriffen ist.) |
Wenn man den Gedanken betrachtet, so kann also von einem
86
Verstehen keine Rede mehr sein, denn, sieht man ihn, so
muß man ihn als den Gedanken dieses Inhalts
erkennen, es ist nichts zu deuten. –
Aber so ist es ja wirklich, wenn wir denken, da wird nicht
gedeutet. – |
86
Die kausale Erklärung des Bedeutens und Verstehens
lautet im Wesentlichen so: einen Befehl verstehen
heißt, man würde ihn ausführen, wenn ein
gewisser Riegel zurückgezogen würde. –
Es würde jemandem befohlen, einen Arm zu heben, und man sagt:
den Befehl verstehen heißt, den Arm zu
heben.
Das ist klar, wenn auch gegen unseren Sprachgebrauch (wir nennen
das “den Befehl befolgen”).
Nun sagt man || Frege aber: Den Befehl verstehen
heißt, entweder den Arm heben, oder, wenn das
nicht, etwas bestimmtes Anderes tun – etwa das Bein
heben.
Nun heißt das aber nicht
“verstehen” im ersten Sinn, denn der Befehl war
nicht “den Arm oder das Bein zu heben”.
Der Befehl bezieht sich also (nach wie vor) auf eine Handlung,
die nicht geschehen ist.
Mit andern Worten, es bleibt der Unterschied bestehen
zwischen dem Verstehen und dem Befolgen des
Befehls.
Und weiter || Frege: ein unverstandener Befehl
ist gar kein Befehl. –
Dieses Verstehen des Befehls kann nicht irgend eine Handlung sein,
(etwa den Fuß heben) sondern sie
muß das Wesen des Befehls selbst enthalten.
|
383
“In dem Faktum des Verstehens
muß das Verstehen (was immer es ist) seinen
Ausdruck finden.
In dem Vorgang des Verstehens (welcher immer der sei) muß das Verstehen ausgedrückt sein.” (Wenn ich Einem in die Seele sehe, müßte ich sehen woran er denkt. Siehe Vorgang des Denkens.) |
36
[Zu S. 738
]
In der Sprache wird alles
ausgetragen [nicht zu
sperren]. |
39
Warum kommt mir mein Gedanke ein so
exzeptionelles Stück Wirklichkeit vor || scheint
mir mein Gedanke ein so exzeptionelles Stück
Wirklichkeit zu sein?
Doch nicht, weil ich ihn “von innen” kenne, das
heißt nichts; sondern offenbar, weil ich alles in
Gedanken ausmache, und über das Denken auch nur wieder
denken könnte. || denke.
|
Kein Gefühl der Befriedigung (kein Drittes) kann das Kriterium dafür sein, daß die Erwartung erfüllt ist. |
Wenn
man den Ausdruck “der Gedanke, daß
… der Fall ist” als Beschreibung
erklärt, so ist damit wieder nichts erklärt, weil es sich
fragt: wie ist eine solche Beschreibung möglich, sie
setzt selber wieder das Wesen des Gedankens voraus, denn sie
enthält den Hinweis auf eine Tatsache, die nicht geschehen
ist, also gerade das, was problematisch war.
|
145'
Die
Erfüllung der Erwartung besteht nicht darin,
daß ein Drittes geschieht, das man
außer eben als “die Erfüllung
der Erwartung” auch noch anders beschreiben könnte,
also z.B. als ein Gefühl der
Befriedigung, oder der Freude, oder wie immer.
Denn die Erwartung, daß p der Fall sein wird, muß das Gleiche sein, wie ¤ die Erwartung der Erfüllung dieser Erwartung; dagegen wäre, wenn ich unrecht habe, die Erwartung, daß p eintreffen wird, verschieden von der Erwartung, daß die Erfüllung dieser Erwartung eintreffen wird.60 |
286
Könnte denn die Rechtfertigung lauten: “Du hast gesagt
‘bring' etwas Rotes’ und dieses hier hat mir daraufhin
ein Gefühl der Befriedigung erzeugt || gegeben, darum habe ich es
gebracht”? |
Müßte man da nicht antworten: Ich habe
Dir doch nicht geschafft, mir das zu bringen, was Dir auf Deine Worte hin
ein solches Gefühl geben wird! |
295
Ich gehe die gelbe Blume suchen.
Auch wenn mir während des Gehens ein Bild vorschwebt, brauche ich es denn,
wenn ich die gelbe Blume – oder eine andere – sehe? –
Und wenn ich sage “sobald ich eine gelbe Blume sehe, schnappt,
gleichsam, etwas in der Erinnerung || dem
Gedächtnis ein”: kann ich denn dieses
Einschnappen eher voraussehen, erwarten, als die gelbe Blume?
Ich wüßte nicht, warum.
D.h., wenn es in einem bestimmten Fall wirklich so
ist, daß ich nicht die gelbe Blume, sondern ein
anderes (indirektes) Kriterium erwarte, so ist das || dies
jedenfalls keine Erklärung des Erwartens. |
296
Aber geht nicht mit dem Eintreffen des Erwarteten immer ein Phänomen der
Zustimmung || Bejahung (oder
Befriedigung) Hand in Hand?
Dann frage ich: Ist dieses Phänomen ein anderes, als das
Eintreten des Erwarteten?
Wenn ja, dann weiß ich nicht, ob so ein anderes
Phänomen die Erfüllung immer begleitet. –
Oder ist es dasselbe, wie die Erfüllung?
Wenn ich sage: Der, dem die Erwartung erfüllt wird,
muß doch nicht sagen “ja, das
ist es” (oder dergleichen), so kann man mir antworten:
“gewiß, aber er muß
doch wissen, daß die Erwartung erfüllt
ist”. –
Ja, soweit das Wissen dazu gehört, daß
sie erfüllt ist.
In diesem Sinne: wüßte er's nicht,
so wäre sie nicht erfüllt. –
“Wohl, aber, wenn einem eine Erwartung erfüllt wird, so tritt
doch immer eine Entspannung auf!” –
Woher weißt Du das? –
|
300
Beim Versteckenspiel erwarte ich, den Fingerhut zu finden.
Wenn ich ihn finde, gebe ich ein Zeichen der Befriedigung von mir, oder
ich fühle doch (eine﹖)
Befriedigung.
Dieses Phänomen mag ich auch erwartet haben (oder auch nicht), aber
diese Erwartung ist nicht die, den Fingerhut zu finden.
Ich kann beide Erwartungen haben und die sind offenbar ganz
getrennt. |
300
Es ist nicht so, daß wir eine
Unbefriedigung || das Phänomen einer
Unbefriedigung spüren || merken || bemerken, die dann durch finden des Fingerhutes
aufgehoben wird ||
vergeht, und nun sagen: “also war
jenes Phänomen die Erwartung des Fingerhutes ||
den Fingerhut zu finden”.
Nein, das erste Phänomen ist die Erwartung des Fingerhutes || den Fingerhut zu finden so sicher, als || wie das zweite das Finden des Fingerhutes ist. Das Wort “Fingerhut” || Der Ausdruck “finden des Fingerhuts” gehört zu der Beschreibung des ersten so notwendig, wie zur Beschreibung des zweiten. Nur verwechseln wir nicht “die Bedeutung des Wortes ‘Fingerhut’” (den Ort dieses Worts im grammatischen Raume) mit der Tatsache, daß ein Fingerhut hier ist. |
63
“Die Beschäftigung mit dem Bild erscheint als
Spielerei, wenn sie sich nicht mit der uns interessierenden Wirklichkeit
befaßt.
Wenn ich hoffe, daß er zur Tür hereinkommen wird, so
beschäftige ich mich mit dieser Tür, etwa mit dem Boden, auf
den er treten wird.
Und das Übrige, was die Phantasie tut,
ist nicht Spiel, sondern eine Art Vorbereitung, eine Art Tätigkeit
(sozusagen eine Arbeit), die die Form des Bildes in sich
trägt.
Etwa so (nur nicht unbedingt so explizit) wie wenn ich seinen Weg
mit einem Teppich belegen und an einer bestimmten Stelle einen Stuhl
herrichten wollte.” Denn warum sollen wir uns gerade für dieses Bild interessieren, wo wir uns doch sonst mit Seelenzuständen, Magenschmerzen, etc. nicht befassen. |
175
(Der Plan kann mich nur leiten, wenn ich auch auf dem Plan
bin.) |
175
Wenn ich mit verbundenen Augen die Richtung verloren habe und man mir nun
sagt: geh dort und dort hin, so hat dieser Befehl keinen Sinn für
mich. |
145'
Ich erwarte mir, daß der Stab im selben
Sinne 2 m hoch sein wird, in dem er jetzt 1 m
99 cm hoch ist. |
51
In demselben Sinne, in dem er jetzt
1 m hoch ist, wird er später 1,5 m hoch
sein. |
135
Wäre der Gedanke sozusagen eine Privatbelustigung und hätte nichts mit der
Außenwelt zu tun, so wäre er für uns ohne jedes
Interesse (wie etwa die Gefühle bei einer Magenverstimmung).
Was wir wissen wollen ist: Was hat der Gedanke mit dem zu tun,
was außer dem Gedanken vorfällt.
⋎ |
136
Denn seine Bedeutung, ich meine seine Wichtigkeit, bezieht er ja nur
daher.
Was hat das, was ich denke, mit dem zu tun, was der Fall ist. |
397
Das Denken als Ganzes und seine || mit
seiner Anwendung geht sozusagen
automatisch vor sich. –
Wieviele Zwischenstufen ich auch zwischen den
Gedanken und die Anwendung setze, immer folgt eine Zwischenstufe der
nächsten – und die Anwendung der letzten – ohne
Zwischenglied.
Und hier haben wir den gleichen Fall, wie wenn wir zwischen
Entschluß und Tat durch Zwischenglieder vermitteln
wollen. |
383
Wenn ich gehe, so enthält der einzelne Schritt nicht das Ziel, wohin mich
das Gehen bringen wird.
Komme ich ans Ziel, so war jeder Schritt ein Schritt zu diesem
Ziel. |
302
“Worin besteht es, sich eine gelbe Blume zu
wünschen?
Wesentlich darin, daß man in dem, was man sieht,
eine gelbe Blume
vermißt?
Also auch darin, daß man erkennt, was in dem Satz
ausgedrückt ist “ich sehe jetzt keine gelbe
Blume”.” |
D.h., der Sprachmaßstab muß an dem Punkt der Gegenwart angelegt werden und deutet dann über ihn hinaus – etwa in der Richtung der Erwartung. |
302
Ich will sagen: wenn ich über eine gelbe Blume rede,
muß ich zwar keine sehen, aber ich
muß etwas sehen und das Wort
“gelbe Blume” hat quasi nur in
Übereinstimmung mit oder im Gegensatz zu dem
Bedeutung, was ich sehe.
Seine Bedeutung würde quasi nur von dem aus bestimmt, was ich sehe,
entweder als das, was ich sehe, oder als das, was davon in der und der
Richtung so und so weit liegt.
Hier meine ich aber weder Richtung noch Distanz räumlich im gewöhnlichen
Sinn, sondern es kann die Richtung von Rot nach Blau und die Farbendistanz
von Rot auf ein bestimmtes Blaurot gemeint sein. –
Aber auch so stimmt meine Auffassung nicht.
Es ist schon richtig, daß der Satz “ich
wünsche eine gelbe Blume” den Gesichtsraum voraussetzt, nämlich nur
insofern, als er in unserer Sprache voraussetzt, daß
der Satz “ich sehe jetzt eine gelbe Blume” und sein
Gegenteil Sinn haben
muß. || hat.
Ja, es muß auch Sinn haben, oder vielmehr, es hat
auch Sinn, zu sagen “das Gelb, was ich mir wünsche, ist grünlicher
als das, welches ich sehe”.
Aber anderseits wird der grammatische Ort des Wortes “gelbe
Blume” nicht durch eine Maßangabe, bezogen
auf das, was ich jetzt sehe, bestimmt.
Obwohl, soweit von einer solchen Entfernung und Richtung die Rede
überhaupt sein kann, durch die Beschreibung des gegenwärtigen Gesichtsbildes
und des Gewünschten diese Entfernung und Richtung im grammatischen Raum
gegeben sein muß. |
Die Furcht verbindet das Bild mit den Schrecken der Wirklichkeit. || mit der Wirklichkeit. |
Gründe des Glaubens |
602
Glauben.
Hiermit verwandt ist: erwarten, hoffen, fürchten,
wünschen.
Aber auch: zweifeln, suchen, etc..
Man sagt: “Ich habe ihn von 5 bis 6 Uhr erwartet”, “ich habe den ganzen Tag gehofft, er werde kommen”, “in meiner Jugend habe ich gewünscht …”, etc.. Daher der falsche Vergleich mit in der Zeit amorphen Zuständen (Zahnschmerz, das Hören eines Tones, etc., obwohl diese unter sich wieder verschieden sind). |
Was heißt es nun: “ich glaube, er
wird um 5 Uhr kommen”? oder: “er glaubt
N werde um 5 Uhr
kommen”?
Nun, woran erkenne ich, daß er das glaubt?
Daran, daß er es sagt? oder aus seinem
übrigen Verhalten? oder aus beiden?
Danach wird man dem Satz “er glaubt …”
verschiedenen Sinn geben können. |
Hat es einen Sinn zu fragen: “Woher
weißt Du, daß Du das
glaubst”?
Und ist etwa die Antwort: “ich erkenne es durch
Introspektion”?
In manchen Fällen wird man so etwas sagen können, in manchen aber nicht. |
Es hat einen Sinn, zu fragen: “liebe ich sie
wirklich? mache ich mir das nicht nur vor?”
Und der Prozeß der
Introspektion ist hier das Aufrufen von
Erinnerungen, das Vorstellen möglicher Situationen und der Gefühle, die man
hätte, etc.. |
20
Wenn der Grund, etwas zu glauben, nicht eine
Verifikation
sondern
21
eine
äußere || erfahrungsgemäße Beziehung wäre, so
müßte man weiter fragen “und
warum ist das ein Grund gerade für
diesen Glauben”.
Und so ginge es weiter.
(Z.B. “warum nehmen wir das Gedächtnis
als Grund für den Glauben, daß
etwas in der Vergangenheit geschehen
ist”.) |
Grund, Motiv, Ursache. |
105
Ich lege meine Hand auf die Herdplatte, fühle unerträgliche Hitze und
ziehe die Hand schnell zurück: War es nicht möglich, daß die
Hitze der Platte im nächsten Augenblick aufgehört hätte?
konnte ich es wissen?
Und war es nicht möglich, daß ich gerade durch meine
Bewegung mich einem Schmerz aussetzte?
Es ist also in gewissem Sinne keine gute Begründung zu sagen: “Ich zog die Hand zurück, || Ich mußte die Hand zurückziehen, weil die Platte zu heiß war”! – |
Wenn man nun fragte: Bist Du sicher, daß
Du es deswegen getan hast?
Würde man da nicht schwören, daß man es nur deswegen
getan hat?
Und ist es nicht doch Erfahrung?
Müßte man nicht sagen: man würde schwören, daß man es deshalb tun
wollte; nicht, daß der Arm sich aus dieser Ursache zurückgezogen
hat?
Man beschwört das Motiv, nicht die Ursache. |
“Ich hab' es nicht mehr
(länger) ausgehalten”.
“Ich halte es nicht mehr aus; ich muß die Hand zurückziehen”. Aber worin besteht dieses Zurückziehen, als es zu wünschen || als in dem Wunsch, die Hand würde || möchte sich zurückziehen, während sie sich wirklich zurückzieht? Zieht sie sich nicht zurück, so können wir auch nichts machen. Jedenfalls, möchte ich sagen, ist ‘sie zurückziehen wollen’ eine Erfahrung, die wir zwar wünschen können, aber nicht herbeiführen. “Wie was?” muß ich fragen. (Denke an die Erfahrung beim Zeichnen eines Quadrats mit seinen Diagonalen durch den Spiegel.) |
¤
Wenn ich sage, die Erfahrung des Wollens könne ich zwar
wünschen,
aber nicht herbeiführen, so bin ich da wieder bei einem, für die
Erkenntnistheorie sehr || so charakteristischen
Unsinn.
Denn in dem Sinne,
in
106 welchem ich überhaupt
etwas herbeiführen kann (etwa Magenschmerzen durch
Überessen), kann ich auch das Wollen
herbeiführen.
(In diesem Sinne führe ich das Schwimmen-Wollen herbei, indem ich
in's tiefe Wasser springe.)
Ich wollte wohl sagen: ich könnte das Wollen nicht wollen;
d.h., es hat keinen Sinn, vom Wollen-wollen zu
sprechen.
Und mein falscher Ausdruck kam daher, daß man sich
das Wollen als ein direktes nicht-kausales, Herbeiführen denken
will.
Und dem﹖ || Dieser
Idee liegt wieder eine falsche Analogie zugrunde,
etwa, daß der kausale Nexus durch eine Reihe von Zahnrädern gebildet wird (die
auslassen kann, wenn der Mechanismus gestört wird), während der
Nexus des Willens etwa dem des Innern zum
Äußern entspricht, oder dem der
Bewegung des physikalischen Körpers zur Bewegung seiner
Erscheinung. || seines
Gesichtsbildes. |
611
“Wie weißt Du, daß Du
es aus diesem Motiv getan hast?” –
“Ich erinnere mich daran, es darum getan zu haben”. –
“Woran erinnerst Du Dich? –
Hast Du es Dir damals gesagt; oder erinnerst Du Dich an die Stimmung in
der Du warst; oder daran, daß Du Mühe hattest, einen
Ausdruck Deines Gefühls zu unterdrücken?”
Und wenn man etwa einen Ausdruck seines Gefühls nur mit Mühe unterdrückt hat, – wie war das? Hatte man sich ihn damals leise vorgesagt? etc. etc.. |
Das Motiv ist nicht eine Ursache ‘von innen
gesehen’!
Das Gleichnis von ‘innen und
außen’ ist hier – wie so oft –
gänzlich irreleitend. –
Es ist von der Idee der Seele (eines Lebewesens) im Kopfe
(als Hohlraum vorgestellt) hergenommen || hergeleitet.
Aber diese Idee ist darin mit andern unvereinbaren vermengt, wie die
Metaphern in dem Satz: “der Zahn der Zeit, der alle Wunden
heilt, etc.”. |
610
“Wie weißt Du, daß
das wirklich der Grund ist, weswegen Du es glaubst? –
(das﹖) ist, als fragte ich:
“wie weißt Du, daß es
das ist, was Du glaubst”.
Denn er gibt nicht die Ursache eines Glaubens an, die er nur vermuten
könnte, sondern beschreibt einen Vorgang von Operationen, die zu
dem Geglaubten führen (und etwa geführt haben).
Einen Vorgang, der seiner Art nach zu dem des Glaubens gehört. –
Der Unterschied zwischen der Frage nach der Ursache und der
(Frage) nach dem Grund des Glaubens ist etwa
so, wie der, zwischen der Frage: “was ist die physikalische
Ursache davon, daß Du da bist” und der
Frage: “auf welchem Wege bist Du
hergekommen”.
Und hier sieht man sehr klar, wie auch die Angabe der
Ursache als Angabe eines Weges
aufgefaßt werden kann, aber in ganz anderem
Sinne. |
“Man kann die Ursache einer Erscheinung nur vermuten”
(nicht wissen). –
Das muß ein Satz der Grammatik sein.
Es ist nicht gemeint, daß wir ‘mit dem
besten Willen’ die Ursache nicht wissen können.
Der Satz ist insofern ähnlich dem: “wir können in der
Zahlenreihe, soweit wir auch zählen, kein Ende erreichen”.
Das heißt: von einem “Ende der
Zahlenreihe” kann keine Rede sein; und dies ist – irreführend
– in das Gleichnis gekleidet von Einem, der wegen der
großen Länge des Weges das Ende nicht erreichen
kann. –
So gibt es einen Sinn, in dem ich sagen kann: “ich kann die
Ursache dieser Erscheinung nur vermuten”
d.h.: es ist mir noch nicht gelungen, sie (im
gewöhnlichen Sinn) ‘festzustellen’.
Also im Gegensatz zu dem Fall, in dem es mir gelungen ist,
wo﹖ || in dem
ich also die Ursache weiß. –
Sage ich nun aber, als metaphysischen Satz, “ich kann
die || eine Ursache immer nur
vermuten”, so heißt das: ich will im
Falle der Ursache immer nur von ‘vermuten’ und nicht von
‘wissen’ sprechen, um so Fälle verschiedener Grammatik
voneinander zu unterscheiden.
(Das ist also so, wie wenn ich sage: ich will in einer Gleichung
das Zeichen “ = ”
und
611
nicht das Wort “ist” gebrauchen.)
Was also an unserem ersten Beispiel falsch ist, ist das Wort
“nur”, aber freilich gehört das eben ganz zu dem
Gleichnis, das schon im Gebrauch des Wortes “können”
liegt. |
611
Nach den Gründen zu einer Annahme gefragt, besinnt man sich
auf diese Gründe.
Geschieht hier dasselbe, wie, wenn man über
die
612 Ursachen eines
Ereignisses nachdenkt? || … wenn man darüber
nachdenkt, was die Ursachen eines Ereignisses gewesen sein
mögen? |
126
“Diese Gegend macht mich melancholisch”.
Woher weißt Du, daß
es die Gegend ist?
Ist das eine Hypothese – wie Du auch nur
glaubst, daß
es jene Speise war, die die Magenschmerzen verursachte, oder gehört es zur
unmittelbaren Erfahrung.
Wäre es also widerlegt, wenn Du, in eine andere Gegend versetzt,
melancholisch bliebest; oder ist es nicht durch eine künftige Erfahrung zu
widerlegen, da es die Beschreibung der gegenwärtigen ist?
Ja, wie bist Du auf den Gedanken gekommen, daß es die Gegend ist, die diese Stimmung hervorruft? Oder handelt es sich eben gar nicht um einen durch sie hervorgerufenen Zustand meiner Person, sondern, etwa, darum, daß das Bild der Gegend melancholisch ist? (Dies hängt unmittelbar zusammen mit dem Problem: Motiv und Ursache.) “Das ist ein furchtbarer Anblick”. – “Wie weißt Du, daß er furchtbar ist?” “Ich zittere, weil ich ihn sehe”. Das kannst Du nicht wissen. Vielleicht hättest Du auch sonst gezittert. Wie hängt die Furcht mit dem Anblick zusammen? oder mit der furchtbaren Vorstellung? Oder soll ich etwa sagen: “sich vor dieser Vorstellung fürchten” heißt, sie haben und sich fürchten? Wenn man nun aber mehrere Vorstellungen hat, während man sich fürchtet (mehrere sieht oder hört), ist da ein Zweifel darüber, was das Furchtbare ist? Oder weiß man es eben aus Erfahrung, wovor (von allen diesen Sachen) man sich fürchtet? Kann man anderseits nicht Anblick und Furcht trennen, also sagen, daß der “Anblick an sich” nicht furchtbar ist? – Ich möchte auch sagen “das Fürchten ist eine Beschäftigung mit dem Anblick”. Kann ich sagen; es sei ein sehr komplizierter Vorgang, in welchen die Vorstellung an charakteristischen Stellen eintritt? |
127
Denken wir an ein furchtbares
Antlitz.
Welche Rolle spielt der Anblick im Vorgang der Furcht. |
Ich will sagen: die Furcht begleitet nicht den
Anblick.
Sondern das Furchtbare und die Furcht haben die Struktur des
Gesichtes.
Denken wir, daß wir den Zügen des || eines Gesichts mit den Augen in Aufregung folgen.
Sie gleichsam zitternd nachfahren.
So daß die Schwingungen der Furcht den Linien des
Gesichts superponiert wären.
|
Philosophie |
243
Wie ich oft gesagt habe, führt die Philosophie mich zu keinem
Verzicht, da ich mich nicht entbreche, etwas zu sagen, sondern eine gewisse
Wortverbindung als sinnlos aufgebe.
In anderem Sinne aber erfordert die Philosophie dann eine Resignation,
aber des Gefühls, nicht des Verstandes.
Und das ist es vielleicht, was sie Vielen so schwer macht.
Es kann schwer sein, einen Ausdruck nicht zu gebrauchen, wie es schwer
ist, die Tränen zurückzuhalten, oder einen Ausbruch des Zorns. || der Wut. |
511
∣ (Tolstoi:
die Bedeutung (Bedeutsamkeit) eines Gegenstandes liegt
in seiner allgemeinen Verständlichkeit. –
Das ist wahr und falsch.
Das, was den Gegenstand schwer verständlich macht ist – wenn er
bedeutend, wichtig, ist – nicht, daß irgend eine
besondere Instruktion über abstruse Dinge zu seinem Verständnis erforderlich
wäre, sondern der Gegensatz zwischen dem Verstehen des Gegenstandes,
und dem, was die meisten Menschen sehen wollen.
Dadurch kann gerade das Naheliegendste am
allerschwersten
512
verständlich werden.
Nicht eine Schwierigkeit des Verstandes, sondern des Willens ist zu
überwinden.) ∣ |
433
Die Arbeit an der Philosophie ist – wie vielfach die Arbeit
in﹖ der Architektur – eigentlich mehr die || eine Arbeit an Einem selbst.
An der eignen Auffassung.
Daran, wie man die Dinge sieht.
(Und was man von ihnen verlangt.) |
246
Beiläufig gesprochen, hat es in || nach der alten Auffassung
– etwa der, der (großen) westlichen
Philosophen – zwei Arten von Problemen im wissenschaftlichen Sinne
gegeben || zweierlei Arten von
Problemen im wissenschaftlichen Sinne
gegeben: wesentliche,
große, universelle, und unwesentliche, quasi
akzidentelle
Probleme.
247
Und dagegen ist unsere Auffassung, daß es kein
großes, wesentliches Problem im Sinne
der Wissenschaft gibt. |
141
[Sraffa]
Ist die Grammatik wie ich das Wort
gebrauche || in unserm Sinn des
Wortes nur die Beschreibung der tatsächlichen
Handhabung der Sprache? || Sprachen?
So daß ihre Sätze eigentlich wie Sätze einer
Naturwissenschaft aufgefaßt werden könnten?
Das ist aber dann nicht die deskriptive Wissenschaft
des Denkens || vom Denken, sondern des Sprechens || vom Sprechen. ¤
Das könnte man die deskriptive Wissenschaft vom
Sprechen nennen, im Gegensatz zu der vom
Denken. |
¤
Es könnten ja auch die Regeln des
Schachspiels als Sätze
aus
142 der Naturgeschichte des Menschen
aufgefaßt werden.
(Wie die Spiele der Tiere in naturgeschichtlichen Büchern beschrieben
werden.) |
244
Wenn ich einen philosophischen Fehler rektifiziere und
sage,
245 man hat sich das
immer so vorgestellt, aber so ist es nicht, so zeige ich immer auf
eine Analogie || so muß ich immer
auf eine Analogie zeigen, nach der
man sich gerichtet hat, und, daß diese Analogie nicht
stimmt. || … so
muß ich immer eine Analogie aufzeigen, nach der man
gedacht hat, die man aber nicht als Analogie erkannt
hat. |
695
Die Wirkung einer in die Sprache aufgenommenen falschen Analogie:
Sie bedeutet﹖ einen ständigen Kampf und
Beunruhigung (quasi einen ständigen Reiz).
Es ist, wie wenn ein Ding aus der Entfernung ein Mensch zu sein scheint,
weil wir dann Gewisses nicht wahrnehmen, und in der Nähe sehen
wir, daß es ein Baumstumpf ist.
Kaum entfernen wir uns ein wenig und verlieren die Erklärung aus dem Auge,
so erscheint uns eine Gestalt; sehen wir darauf-hin näher
zu, so sehen wir eine andere; nun entfernen wir uns wieder,
etc. etc.. |
589
(Der aufregende Charakter der grammatischen Unklarheit.)
|
13
Philosophieren ist: falsche Argumente zurückweisen.
|
(Es ist, wie wenn man ein Haar auf der Zunge liegen hat; man 159 spürt es, aber kann es
nicht erfassen || ergreifen und darum
nicht loswerden.) |
Der Philosoph liefert uns das Wort, womit man || ich die
Sache ausdrücken und unschädlich machen kann. |
340
(Die Wahl unserer Worte ist so wichtig, weil es gilt, die
Physiognomie der Sache genau zu treffen, weil nur der
genau gerichtete Gedanke auf die richtige Bahn führen kann.
Der Wagen muß haargenau auf die
Schiene gesetzt werden, damit er richtig weiterrollen kann.)
|
264
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es ja, alle falschen
Gedankengänge so charakteristisch auszudrücken, daß
der Leser sagt “ja, genau so habe ich es gemeint”.
Die Physiognomie jedes Irrtums nachzuzeichnen. |
265
Wir können ja auch nur dann den Andern eines Fehlers überführen, wenn
er anerkennt, daß dies wirklich der Ausdruck seines
Gefühls ist. || … wenn er diesen Ausdruck
(wirklich) als den richtigen Ausdruck seines
Gefühls anerkennt. |
Nämlich, nur wenn er ihn als solchen anerkennt, ist er der
richtige Ausdruck. (Psychoanalyse.) |
266
Was der Andere || Andre anerkennt,
ist die Analogie die ich ihm darbiete, als Quelle seines Gedankens.
⇒s. S.
265/2
|
52
(Es beschäftigen uns Fragen verschiedener Art, etwa “wie
groß ist das spezifische Gewicht dieses
Körpers”, “wird es heute schön bleiben”,
“wer wird als nächster zur Tür hereinkommen”,
etc..
Aber unter unseren Fragen finden sich solche von besonderer Art.
Wir haben hier ein anderes Erlebnis.
Die Fragen scheinen fundamentaler zu sein als die anderen.
Und nun sage ich; wenn wir dieses Erlebnis haben, dann sind wir an der
Grenze der Sprache angelangt.) |
515
Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit, da sie doch nur alles
Interessante, d.h. alles Große
und Wichtige, zu zerstören scheint?
(Gleichsam alle Bauwerke; indem sie
nur Steinbrocken und
Schutt
516 übrig
läßt.) |
516
Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit: || , die uns
darauf aufmerksam macht, daß man eine Tabelle auf mehr
als eine Weise brauchen kann, daß man
sich eine Tabelle als Anleitung zum Gebrauch einer Tabelle
ausdenken kann, daß man einen Pfeil auch als
Zeiger der Richtung von der Spitze zum Schwanzende auffassen kann,
daß ich eine Vorlage auf mancherlei Weise als Vorlage
benützen kann? |
155
Wir führen die Wörter von ihrer metaphysischen, wieder auf ihre richtige
Verwendung in der Sprache zurück.
(Der Mann, der sagte, man könne nicht zweimal in den gleichen Fluß steigen, sagte etwas Falsches; man kann zweimal in den gleichen Fluß steigen.) Und so sieht die Lösung aller philosophischen Schwierigkeiten aus. Ihre Antworten müssen, wenn sie richtig sind, hausbacken und gewöhnlich sein. Aber man muß sie im richtigen Geist anschauen, dann macht das nichts. |
231
Woher nehmen || nahmen die alten
philosophischen Probleme ihre Bedeutung? |
Der Satz der Identität z.B. schien eine fundamentale
Bedeutung zu haben.
Aber der Satz, daß dieser “Satz”
ein Unsinn ist, hat diese Bedeutung übernommen. |
239
Ich könnte fragen: Warum empfinde ich einen grammatischen Witz
in gewissem Sinne als tief?
(Und das ist natürlich die philosophische Tiefe.) |
245
Warum empfinden wir die Untersuchung der Grammatik als
fundamental? |
(Das Wort “fundamental” kann auch nichts
metalogisches, oder philosophisches bedeuten,
wenn || wo es überhaupt eine Bedeutung
hat.) |
Die Untersuchung der Grammatik ist im selben Sinne fundamental, wie wir
die Sprache fundamental – etwa ihr eigenes Fundament – nennen
können. |
Unsere grammatische Untersuchung unterscheidet sich ja von der eines
Anglisten oder Germanisten || Philologen etc.; uns interessiert
z.B. die Übersetzung von einer
Sprache in andre von uns erfundene Sprachen.
Überhaupt interessieren uns Regeln, die der
Philologe gar nicht betrachtet.
Diesen
Unterschied
246 können wir also
wohl hervorheben. |
¤
Anderseits wäre es irreführend zu sagen, daß wir das
Wesentliche der Grammatik behandeln (er, das Zufällige).
|
¤
“Aber das ist ja nur eine äußere
Unterscheidung || ein äußerer
Unterschied”.
Ich glaube, eine andere gibt es nicht. |
¤
Eher könnten wir sagen, daß wir doch etwas Anderes
Grammatik nennen,
als er.
Wie wir eben Wortarten unterscheiden, wo für ihn kein Unterschied
(vorhanden) ist. |
239
Die Wichtigkeit der Grammatik ist die Wichtigkeit der Sprache.
|
239
Man könnte auch ein Wort z.B.
“rot” wichtig nennen in sofern als es oft und zu Wichtigem
gebraucht wird im Gegensatz etwa zu dem Wort
‘Pfeifendeckel’.
Und die Grammatik des Wortes ‘rot’ ist dann wichtig,
weil sie die Bedeutung des Wortes ‘rot’
beschreibt. |
421
(Alles, was die Philosophie tun kann ist, Götzen zerstören.
Und das heißt, keinen neuen
(etwa: die Abwesenheit von
Götzen) || – (etwa in der
“Abwesenheit von || eines
Götzen”) – || (etwa in Gestalt der “Abwesenheit eines
Götzen”) zu schaffen.) |
die übersichtliche Darstellung der grammatischen || sprachlichen Tatsachen. Das Ziel: Durchsichtigkeit der Argumente. Gerechtigkeit. |
519 ihm als Tatsache mitteilt, hätte der
Fragende sehr wohl als Möglichkeit sich selber ausdenken können, und seine
Frage in bestimmter Form, statt in der des bloßen
Zugeständnisses der Unklarheit vorlegen können.
Diesen Teil des Zweifels hätte er selber beheben können, dagegen konnte
ihn Nachdenken nicht über die Tatsachen belehren.
Oder: Die Beunruhigung, die davon herkommt,
daß er die Wahrheit nicht wußte,
konnte ihm kein Ordnen seiner Begriffe nehmen.
Die andere Beunruhigung und Unklarheit wird durch die Worte “hier stimmt mir etwas nicht” gekennzeichnet und die Lösung, durch (die Worte): “Ach so, Du meinst nicht die Dampfmaschine” oder – für einen andern Fall – “… Du meinst mit Dampfmaschine nicht nur Kolbenmaschine”. |
Die Arbeit des Philosophen ist ein Zusammentragen von Erinnerungen zu
einem bestimmten Zweck. |
Eine philosophische Frage ist ähnlich der, nach der Verfassung einer
bestimmten Gesellschaft. –
Und es wäre etwa so, als ob eine Gesellschaft ohne
klar geschriebene Regeln
zusammenkäme, aber mit einem Bedürfnis nach solchen: ja, auch mit
einem Instinkt, durch welchen sie gewisse Regeln in ihren Zusammenkünften
beobachten || einhalten: nur,
daß dies dadurch erschwert wird,
daß nichts hierüber klar ausgesprochen ist
und keine Einrichtung getroffen, die die Regeln deutlich macht. || klar hervortreten läßt.
So betrachten sie tatsächlich Einen von ihnen als Präsidenten, aber er
sitzt nicht oben an der Tafel, ist durch nichts kenntlich und das erschwert
die Verhandlung.
Daher kommen wir und schaffen eine klare Ordnung: Wir setzen
den Präsidenten an einen leicht kenntlichen Platz und seinen Sekretär zu ihm
an ein eigenes Tischchen und die übrigen gleichberechtigten Mitglieder in
zwei Reihen zu
beiden
520 Seiten des Tisches
etc. etc.. |
520
Wenn man die Philosophie fragt: “was ist
– z.B. – Substanz?” so wird
um eine Regel gebeten.
Eine allgemeine Regel, die für das Wort “Substanz”
gilt, d.h.: nach welcher ich zu
spielen entschlossen bin. –
Ich will sagen: die Frage “was ist …”
bezieht sich nicht auf einen besonderen – praktischen – Fall,
sondern wir fragen sie von unserm Schreibtisch aus.
Erinnere Dich nur an den Fall des Gesetzes der Identität, um zu sehen,
daß es sich bei der Erledigung einer philosophischen
Schwierigkeit nicht um das Aussprechen neuer Wahrheiten über den Gegenstand
der Untersuchung (der Identität) handelt.
Die Schwierigkeit besteht nur darin, zu verstehen, was uns die Festsetzung einer Regel hilft. Warum die uns beruhigt, nachdem wir so schwer beunruhigt waren. Was uns beruhigt, ist offenbar, daß wir ein System sehen, das diejenigen Gebilde (systematisch) ausschließt, die uns immer beunruhigt haben, mit denen wir nichts anzufangen wußten und die wir doch ﹖– respektieren zu müssen glaubten –﹖. Ist die Festsetzung einer solchen grammatischen Regel in dieser Beziehung nicht wie die Entdeckung einer Erklärung in der Physik? z.B., des Kopernikanischen Systems? Eine Ähnlichkeit ist vorhanden. – Das Seltsame an der philosophischen Beunruhigung und ihrer Lösung möchte scheinen, daß sie ist, wie die Qual des Asketen, der, eine schwere Kugel, unter Stöhnen stemmend, da stand und den ein Mann erlöste, indem er ihm sagte: “laß' sie fallen”. Man fragt sich: wenn Dich diese Sätze beunruhigen, Du nichts mit ihnen anzufangen wußtest, 521 warum
ließest Du sie nicht schon früher fallen, was hat Dich
daran gehindert?
Nun, ich glaube, es war das falsche System, dem er sich anbequemen zu
müssen glaubte, etc.. |
664
(Die besondere Beruhigung, welche eintritt, wenn wir einem Fall, den
wir für einzigartig hielten, andere ähnliche Fälle an die Seite stellen
können, tritt in unseren Untersuchungen immer wieder ein, wenn wir zeigen,
daß ein Wort nicht nur eine Bedeutung
(oder, nicht nur zwei) hat, sondern in fünf oder sechs verschiedenen
(Bedeutungen) gebraucht wird.)
|
388
Die philosophischen Probleme kann man mit den Kassenschlössern
vergleichen, die durch Einstellen eines bestimmten Wortes oder einer
bestimmten Zahl geöffnet werden, sodaß keine Gewalt
das Tor || die
Tür öffnen kann, ehe gerade dieses Wort getroffen ist, und ist
es getroffen,
jedes
389 Kind sie öffnen
kann. || … und ist es getroffen, keinerlei
Anstrengung nötig ist, die Tür || sie zu
öffnen. |
281
Der Begriff der übersichtlichen Darstellung ist für uns von grundlegender
Bedeutung.
Er bezeichnet unsere Darstellungsform, die Art,
wie
282 wir die Dinge
sehen.
(Eine Art der ‘Weltanschauung’, wie sie scheinbar für
unsere Zeit typisch ist. Spengler.) |
Diese übersichtliche Darstellung vermittelt das Verstehen || Verständnis, welches eben darin besteht,
daß wir die “Zusammenhänge
sehen”.
Daher die Wichtigkeit der Zwischenglieder. || des Findens von Zwischengliedern.
|
154'
Der Satz ist vollkommen logisch analysiert, dessen Grammatik vollkommen
klargelegt ist.
Er mag in welcher Ausdrucksweise immer hingeschrieben oder ausgesprochen
sein. |
120'
Unserer Grammatik fehlt es vor allem an
Übersichtlichkeit. |
242
Die Philosophie darf den
wirklichen || tatsächlichen Gebrauch der Sprache in keiner Weise
antasten, sie kann ihn || darf, was wirklich gesagt wird in keiner Weise
antasten, sie kann es am Ende also nur beschreiben.
|
¤
Denn sie kann ihn auch nicht begründen. |
¤Sie läßt alles wie es ist.
Sie läßt auch die Mathematik wie sie ist (jetzt ist) und keine mathematische Entdeckung kann sie weiter bringen. Ein “führendes Problem der mathematischen Logik” (Ramsey) ist ein Problem der Mathematik wie jedes andere. |
237
Unsere größte Schwierigkeit ist, die Welt zu nehmen,
wie sie ist. |
257
(Ein Gleichnis gehört zu unserem Gebäude; aber wir können
auch aus ihm keine Folgen ziehen; es führt uns nicht über sich selbst
hinaus, sondern
muß
258 als Gleichnis stehen
bleiben.
Wir können keine Folgerungen daraus ziehen.
So, wenn wir den Satz mit einem Bild vergleichen (wobei ja, was wir
unter ‘Bild’ verstehen, schon früher || vorher in uns festliegen
muß), oder, wenn ich die Anwendung der
Sprache mit der, etwa, des Multiplikationskalküls vergleiche.
Die Philosophie stellt eben alles bloß hin und erklärt und folgert nichts.) |
188
Da alles offen daliegt, ist auch nichts zu erklären. Denn
was etwa nicht offen daliegt, interessiert uns
nicht. || … , denn, was etwa verborgen ist
interessiert uns nicht.
|
¤
Die Antwort auf die Frage nach der Erklärung der Negation ist
wirklich: verstehst Du sie denn nicht? Nun, wenn Du sie verstehst, was gibt es da noch zu erklären, was
hat eine Erklärung da noch zu tun? |
362
Wir müssen wissen, was Erklärung
heißt.
Es ist die ständige Gefahr, dieses Wort in der Logik in einem Sinn
verwenden zu wollen, der von der Physik hergenommen ist. |
5
(Methodologie, wenn sie von der﹖
Messung redet, sagt nicht, aus welchem Material etwa wir den
Maßstab am vorteilhaftesten
herstellen um dies und dies Resultat zu erzielen; obwohl doch das auch zur
Methode des Messens gehört.
Vielmehr interessiert diese Untersuchung bloß, unter
welchen Umständen wir sagen, eine Länge, eine Stromstärke,
(u.s.w.) sei gemessen.
Sie will die, von uns bereits verwendeten, uns geläufigen, Methoden
tabulieren, um dadurch die Bedeutung der Worte “Länge”,
“Stromstärke”, etc.
festzulegen.) |
283
Wollte man Thesen in der Philosophie aufstellen, es könnte
nie über sie zur Diskussion kommen, weil Alle mit ihnen einverstanden
wären. |
104
Das Lernen der Philosophie ist wirklich ein
Rückerinnern.
Wir erinnern uns, daß wir die Worte wirklich auf
diese Weise gebraucht haben. |
518
Die philosophisch wichtigsten Aspekte der Dinge || der
Sprache sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit
verborgen.
(Man kann es nicht bemerken, weil man es immer (offen) vor Augen hat.) |
283
Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar nicht
auf.
Es sei denn, daß ihm dies einmal
aufgefallen || zum Bewußtsein
gekommen ist. (Frazer etc. etc..)
Und das heißt, das Auffallendste (Stärkste) fällt ihm nicht auf. |
38
(Eines der größten Hindernisse für die
Philosophie ist die Erwartung neuer tiefer || unerhörter Aufschlüsse.)
|
18
Philosophie könnte man auch das nennen, was vor allen
neuen Entdeckungen und Erfindungen möglich || da ist.
|
Das muß sich auch darauf beziehen,
daß ich keine Erklärungen der Variablen
“Satz” geben kann.
Es ist klar, daß dieser logische
Begriff, diese Variable, von der Ordnung des Begriffs
“Realität” oder “Welt” sein
muß. |
40
Wenn Einer die Lösung des ‘Problems des Lebens’ gefunden
zu haben glaubt, und sich sagen wollte, jetzt ist alles ganz leicht, so
brauchte er sich zu seiner Widerlegung nur erinnern,
daß es eine Zeit gegeben hat, wo diese
‘Lösung’ nicht gefunden war; aber auch zu
der Zeit mußte man leben können und im
Hinblick auf sie erscheint die gefundene Lösung wie || als ein
Zufall.
Und so geht es uns in der Logik.
Wenn es eine ‘Lösung’ der logischen
(philosophischen) Probleme gäbe, so
müßten wir uns nur vorhalten,
daß sie ja einmal nicht gelöst waren (und auch da
mußte man leben und denken können). ‒ ‒ ‒
|
81
Alle Überlegungen können viel hausbackener
angestellt werden, als ich sie in früherer Zeit angestellt habe.
Und darum brauchen in der Philosophie auch keine neuen Wörter angewendet
werden, sondern die alten, gewöhnlichen Wörter der Sprache reichen
aus. || die alten reichen aus.
|
50
(Unsere Aufgabe ist es nur, gerecht zu sein.
D.h., wir haben nur die Ungerechtigkeiten der
Philosophie aufzuzeigen und zu lösen, aber nicht neue Parteien – und
Glaubensbekenntnisse – aufzustellen.) |
61
(Es ist schwer, in der Philosophie nicht zu übertreiben.)
|
451
(Der Philosoph übertreibt,
schreit gleichsam, in seiner
Ohnmacht, so lange er den Kern der Konfusion noch nicht entdeckt
hat.) |
518
Das philosophische Problem ist ein Bewußtsein der
Unordnung in unsern Begriffen, und durch Ordnen derselben zu heben.
|
433
Ein philosophisches Problem ist immer von der Form:
“Ich kenne mich einfach nicht aus”. |
432
Wie ich Philosophie betreibe, ist es ihre ganze Aufgabe, den Ausdruck so
zu gestalten, daß gewisse Beunruhigungen || Probleme﹖
433 verschwinden.
((Hertz.)) |
194
Wenn ich Recht habe, so müssen sich philosophische Probleme wirklich
restlos lösen lassen, im Gegensatz zu allen andern. |
Wenn ich sage: Hier sind wir an der Grenze der Sprache, so
scheint || klingt das immer, als wäre
hier eine Resignation nötig, während im Gegenteil volle Befriedigung
eintritt, da keine Frage übrig bleibt. |
Die Probleme werden im eigentlichen Sinne aufgelöst – wie ein Stück
Zucker im Wasser. |
581
∣ Die Menschen, welche kein Bedürfnis nach Durchsichtigkeit ihrer
Argumentation haben, sind für die Philosophie verloren. ∣
|
Philosophie Die Klärung des Sprachgebrauches. Fallen der Sprache. |
753
Wie kommt es, daß die Philosophie ein so
komplizierter Bau || Aufbau
ist.
Sie sollte doch gänzlich einfach sein, wenn sie jenes Letzte, von aller
Erfahrung Unabhängige ist, wofür Du sie ausgibst. –
Die Philosophie löst Knoten auf, die wir in unser Denken
gemacht haben || löst
die Knoten in unserem Denken
auf; daher muß ihr
Resultat einfach sein, ihre Tätigkeit aber so kompliziert wie die Knoten,
die sie auflöst. |
464
Lichtenberg: “Unsere ganze Philosophie ist
Berichtigung des Sprachgebrauchs, also, die Berichtigung einer Philosophie,
und zwar der allgemeinsten.” |
8
(Die Fähigkeit zur Philosophie besteht in der Fähigkeit,
von einer Tatsache der Grammatik einen starken
und﹖ nachhaltigen Eindruck zu
empfangen.) |
398
Warum die grammatischen Probleme so hart und
scheinbar || anscheinend
unausrottbar sind – weil sie mit den ältesten Denkgewohnheiten,
d.h. mit den ältesten Bildern, die in unsere Sprache
selbst geprägt sind, zusammenhängen.
((Lichtenberg.)) |
570
∣ Das Lehren der Philosophie hat dieselbe ungeheure Schwierigkeit,
welche der Unterricht in der Geographie hätte, wenn der Schüler eine Menge
falsche und viel zu einfache || und falsch
vereinfachte Vorstellungen über den Lauf und
Zusammenhang der
Flußläufe﹖ || Flüsse und Gebirgsketten || Gebirge mitbrächte. ∣ |
570
∣ Die Menschen sind tief in den philosophischen
d.i. grammatischen Konfusionen eingebettet.
Und, sie daraus zu befreien, setzt voraus,
daß man sie aus den ungeheuer mannigfachen
Verbindungen herausreißt, in denen sie gefangen
sind.
Man muß sozusagen ihre ganze Sprache
umgruppieren. –
Aber diese Sprache ist ja so entstanden || geworden, weil Menschen die Neigung hatten
– und haben – so zu denken.
Darum geht
das
571
Herausreißen nur bei denen, die in einer instinktiven
Auflehnung gegen die || Unbefriedigung mit der Sprache leben.
Nicht bei denen, die ihrem ganzen Instinkt nach in der Herde
leben, die diese Sprache als ihren eigentlichen Ausdruck
geschaffen hat. ∣ |
516
Die Sprache hat für Alle die gleichen Fallen bereit; das ungeheure Netz
gut erhaltener || gangbarer
Irrwege.
Und so sehen wir also Einen
nach dem Andern die gleichen Wege gehen und wissen schon, wo er jetzt
abbiegen wird, wo er geradeaus fortgehen wird, ohne die
Abzweigung zu bemerken, etc. etc..
Ich sollte also an allen den Stellen, wo falsche Wege abzweigen, Tafeln
aufstellen, die über die gefährlichen Punkte hinweghelfen. |
82
Man hört immer wieder die Bemerkung, daß
die Philosophie eigentlich keinen Fortschritt mache,
daß die gleichen philosophischen Probleme, die schon
die Griechen beschäftigten, uns noch beschäftigen.
Die das aber sagen, verstehen nicht den Grund, warum es so
ist || sein
muß.
Der ist aber, daß unsere Sprache sich gleich
geblieben ist und uns immer wieder zu denselben Fragen verführt.
Solange es ein Verbum, ‘sein’ geben wird, das zu
funktionieren scheint wie ‘essen’ und
‘trinken’, solange es Adjektive
‘identisch’, ‘wahr’,
‘falsch’, ‘möglich’, geben wird,
solange von einem Fluß der Zeit und von einer
Ausdehnung des Raumes die Rede sein wird,
u.s.w., u.s.w.,
solange werden die Menschen immer wieder an die gleichen rätselhaften
Schwierigkeiten stoßen, und auf etwas starren,
was keine Erklärung scheint wegheben zu können.
Und dies befriedigt im Übrigen ein Verlangen nach dem Überirdischen || Transzendenten, denn, indem sie die “Grenze des menschlichen Verstandes” zu sehen glauben, glauben sie natürlich, über ihn hinaus sehen zu können. |
Ich lese “…philosophers are no nearer to the meaning
of ‘Reality’ than
Plato got …”.
Welche seltsame Sachlage.
Wie sonderbar, daß
Plato dann überhaupt so weit
hat kommen können || kommen
konnte!
Oder, daß wir dann nicht weiter kommen
konnten!
War es, weil Plato so
gescheit war?
|
646
Der Konflikt, in welchem wir uns in logischen Betrachtungen immer wieder
befinden, ist wie der Konflikt zweier Personen, die miteinander einen
Vertrag abgeschlossen haben, dessen letzte Formulierungen in leicht
mißdeutbaren Worten niedergelegt sind,
wogegen die Erläuterungen zu diesen Formulierungen alles in
unmißverständlicher Weise erklären.
Die eine der beiden Personen nun hat ein kurzes Gedächtnis,
vergißt die Erläuterungen immer wieder,
mißdeutet die Bestimmungen des Vertrages und
kommt || gerät daher fortwährend in
Schwierigkeiten.
Die andere muß immer von frischem an die
Erläuterungen im Vertrag erinnern und die Schwierigkeit wegräumen.
|
168
Erinnere Dich daran, wie schwer es Kindern fällt, zu glauben,
(oder einzusehen) daß
ein Wort wirklich zwei ganz verschiedene Bedeutungen hat || haben kann. |
74
Das Ziel der Philosophie ist es, eine Mauer dort zu errichten, wo die
Sprache ohnehin aufhört.
|
227
Welcher Art ist unsere Untersuchung?
Untersuche ich die Fälle, die ich als Beispiele anführe, auf ihre
Wahrscheinlichkeit? oder Tatsächlichkeit?
Nein, ich führe nur an, was möglich ist, gebe also grammatische
Beispiele. |
184
Wie Gesetze nur Interesse gewinnen, wenn die Neigung besteht, sie zu
übertreten, || wenn sie übertreten werden so
gewinnen gewisse grammatische Regeln erst dann Interesse, wenn die
Philosophen sie übertreten möchten. |
496
Die Wilden haben Spiele (oder wir nennen es doch so), für die sie
keine geschriebenen Regeln, kein Regelverzeichnis besitzen.
Denken wir uns nun die Tätigkeit eines Forschers, die Länder
dieser Völker zu bereisen und Regelverzeichnisse für ihre Spiele
anzulegen.
Das ist das ganze Analogon zu dem, was der Philosoph tut.
((Warum sage ich aber nicht:
“Die Wilden haben Sprachen (oder
wir …), … keine geschriebene Grammatik
haben …”?)) |
124'
Daß uns nichts auffällt, wenn wir uns umsehen, im
Raum herumgehen, unseren eigenen Körper fühlen etc.
etc., das zeigt, wie natürlich uns eben diese Dinge
sind.
Wir nehmen nicht wahr, daß wir den Raum
perspektivisch sehen oder daß das Gesichtsbild gegen
den Rand zu in irgendeinem Sinne verschwommen ist.
Es fällt uns nie auf und kann uns nie auffallen, weil es die
Art der Wahrnehmung ist.
Wir denken nie darüber nach, und es ist unmöglich, weil es zu der Form
unserer Welt keinen Gegensatz gibt. |
125'
Ich wollte sagen, es ist merkwürdig, daß die, die
nur den Dingen, nicht unseren Vorstellungen, Realität zuschreiben, sich in
der Vorstellungswelt so selbstverständlich bewegen und sich nie aus ihr
heraussehnen.
D.h., wie selbstverständlich ist doch das Gegebene. Es müßte mit allen Teufeln zugehen, wenn das das kleine, aus einem schiefen Winkel aufgenommene Bildchen wäre. Dieses Selbstverständliche, das Leben, soll etwas Zufälliges, Nebensächliches sein; dagegen etwas, worüber ich mir normalerweise nie den Kopf zerbreche, das Eigentliche! D.h., das, worüber hinaus man nicht gehen kann, noch gehen will, wäre nicht die Welt. Immer wieder ist es der Versuch, die Welt in der Sprache abzugrenzen und hervorzuheben, – was aber nicht geht. Die Selbstverständlichkeit der Welt drückt sich eben darin aus, daß die Sprache nur sie bedeutet, und nur sie bedeuten kann. Denn, da die Sprache die Art ihres Bedeutens erst von ihrer Bedeutung, von der Welt, erhält, so ist keine Sprache denkbar, die nicht diese Welt darstellt. |
747
In den Theorien und Streitigkeiten der Philosophie finden wir die Worte,
deren Bedeutung || Bedeutungen uns vom alltäglichen Leben her wohlbekannt sind, in
einem ultraphysischen Sinne angewandt. |
405
Wenn die Philosophen ein Wort gebrauchen und nach seiner Bedeutung
forschen, muß man sich immer fragen: wird denn
dieses Wort in der Sprache, die es geschaffen hat || für
die es geschaffen ist, je tatsächlich so
gebraucht?
Man wird dann meistens finden, daß es nicht so ist, und das Wort gegen seine normale || entgegen seiner normalen Grammatik gebraucht wird. (“Wissen”, “Sein”, “Ding”.) |
454
(Die Philosophen sind oft wie kleine
Kinder || oft ähnlich kleinen Kindern,
die zuerst mit ihrem Bleistift beliebige Striche auf ein
Papier kritzeln und nun || dann den Erwachsenen fragen
“was ist das?” –
Das ging so zu: Der Erwachsene hatte dem Kind öfters etwas
vorgezeichnet und gesagt: “das ist ein Mann”,
“das ist ein Haus”,
u.s.w..
Und nun macht das Kind auch Striche und fragt: was ist nun
das?) |
763
Was zum
Wesen der Welt gehört, kann die Sprache nicht
ausdrücken. Daher kann sie nicht sagen,
daß
alles || Alles
fließt. Nur was wir uns auch
anders vorstellen könnten, kann die Sprache sagen.
﹖– Daß alles || Alles fließt, muß in dem Wesen || im Wesen der Anwendung der Sprache auf der Wirklichkeit liegen. –﹖ || Daß Alles fließt, muß im Wesen der Berührung der Sprache mit der Wirklichkeit liegen. Oder besser: daß Alles fließt, muß im Wesen der Sprache liegen. Und, erinnern wir uns: im gewöhnlichen Leben fällt uns das nicht auf – sowenig, wie die verschwommenen Ränder unseres Gesichtsfeldes (“weil wir so daran gewöhnt sind”, wird mancher || Mancher sagen). Wie, bei welcher Gelegenheit, glauben wir denn, darauf aufmerksam zu werden? Ist es nicht, wenn wir Sätze gegen die Grammatik der Zeit bilden wollen? |
160
Wenn man sagt, daß
‘alles fließt’, so
fühlen wir, daß wir gehindert sind
das Eigentliche, die eigentliche Realität festzuhalten.
Der Vorgang auf der Leinwand entschlüpft uns eben, weil er
ein Vorgang ist. Aber wir beschreiben doch etwas; und
ist das ein anderer Vorgang? Die Beschreibung
steht doch offenbar gerade mit dem Bild auf der Leinwand in
Zusammenhang. Es muß dem
Gefühl unserer Ohnmacht ein falsches Bild zugrunde
liegen. Das || Denn was wir
beschreiben wollen können, das können wir
beschreiben. |
Ist nicht dieses falsche Bild das eines Bilderstreifens, der so
geschwind vorbeiläuft, daß wir keine
Zeit haben, ein Bild aufzufassen. |
Wir würden nämlich in diesem Fall
geneigt sein, dem Bilde nachzulaufen. Aber dazu gibt es
ja im Ablauf eines Vorgangs nichts
Analoges.
|
120'
Es ist
merkwürdig, daß wir das
Gefühl, daß das Phänomen uns
entschlüpft, den ständigen Fluß
der Erscheinung, im gewöhnlichen Leben nie spüren, sondern
erst, wenn wir philosophieren. Das deutet darauf hin,
daß es sich hier um einen Gedanken
handelt, der uns durch eine falsche Verwendung unserer Sprache
suggeriert wird. |
Das Gefühl ist nämlich,
daß die Gegenwart in die Vergangenheit
schwindet, ohne daß wir es hindern
können. Und hier bedienen wir uns doch offenbar des
Bildes eines Streifens, der sich unaufhörlich an uns
vorbeibewegt und den wir nicht aufhalten können.
Aber es ist natürlich ebenso klar,
daß das Bild
mißbraucht ist.
Daß man nicht sagen kann “die
Zeit fließt” wenn man mit
“Zeit” die Möglichkeit der Veränderung
meint.
|
Möglichkeit des ruhigen Fortschreitens. |
448
Die eigentliche Entdeckung ist die, die mich fähig macht, mit dem
Philosophieren aufzuhören, wann ich will.
Die die Philosophie zur Ruhe bringt, so daß sie nicht mehr von Fragen gepeitscht ist || wird, die sie selbst in Frage stellen. Sondern es wird jetzt an Beispielen eine Methode gezeigt, und die Reihe dieser Beispiele kann man abbrechen. || kann abgebrochen werden. |
449
Richtiger hieße es aber: Es werden
Probleme gelöst (Beunruhigungen || Schwierigkeiten
beseitigt), nicht ein Problem. |
464
Die Unruhe in der Philosophie kommt daher, daß
die
465 Philosophen die Philosophie falsch
ansehen, falsch sehen, nämlich gleichsam in (unendliche) Längsstreifen
zerlegt, statt in (endliche) Querstreifen.
Diese Umstellung der Auffassung macht die
größte Schwierigkeit.
Sie wollen also gleichsam den unendlichen Streifen erfassen, und klagen,
daß es || dies
nicht Stück für Stück möglich ist.
Freilich nicht, wenn man unter einem Stück einen endlosen Längsstreifen
versteht.
Wohl aber, wenn man einen Querstreifen als Stück || ganzes, definitives Stück sieht. –
Aber dann kommen wir ja mit unserer Arbeit nie zu Ende!
Freilich || Gewiß
nicht, denn sie hat ja keins. |
466
(Statt der turbulenten Mutmaßungen und
Erklärungen wollen wir ruhige Darlegungen || Konstatierungen sprachlicher
Tatsachen geben. || ﹖– von
sprachlichen Tatsachen geben –﹖.) || wollen wir die
ruhige Festsetzung sprachlicher
Tatsachen.) |
320
Wir müssen die ganze Sprache durchpflügen. |
517
(Die meisten Menschen, wenn sie eine philosophische Untersuchung
anstellen sollen, machen es wie Einer, der äußerst
nervös einen Gegenstand in einer Lade sucht.
Er wirft Papiere aus der Lade heraus – das Gesuchte mag darunter sein
– blättert hastig und ungenau unter den übrigen.
Wirft wieder einige in die Lade zurück, bringt sie mit den andern
durcheinander, u.s.w..
Man kann ihm dann nur sagen: Halt, wenn Du so
suchst, kann ich Dir nicht suchen helfen.
Erst mußt Du anfangen, in
vollster
518 Ruhe methodisch eins
nach dem andern zu untersuchen; dann bin ich auch bereit, mit Dir zu suchen
und mich auch in der Methode nach Dir zu richten.)
|
unserer Sprache. [Paul Ernst] |
281
In den alten Riten haben wir den Gebrauch einer
äußert ausgebildeten Gebärdensprache.
Und wenn ich in Frazer lese, so möchte ich auf Schritt und Tritt sagen: Alle diese Prozesse, diese Wandlungen der Bedeutung, haben wir noch in unserer Wortsprache vor uns. Wenn das, was sich in der letzten Garbe verbirgt, der ‘Kornwolf’ genannt wird, aber auch diese Garbe selbst, und auch der Mann der sie bindet, so erkennen wir hierin einen uns wohlbekannten sprachlichen Vorgang. |
394
Der Sündenbock auf den man seine Sünde legt und der damit in die Wüste
hinausläuft, – ein falsches Bild ähnlich denen die die philosophischen
Irrtümer verursachen. |
250
Ich möchte sagen: nichts zeigt unsere Verwandtschaft mit jenen
Wilden besser, als daß Frazer ein ihm und uns so geläufiges Wort wie
“ghost” oder “shade”
bei der Hand hat, um die Ansichten dieser Leute zu beschreiben.
|
251
(Das ist ja doch etwas anderes, als wenn er etwa beschriebe, die Wilden
bildeten || bilden sich ein,
daß ihnen ihr Kopf herunterfällt, wenn sie einen Feind
erschlagen haben.
Hier hätte unsere Beschreibung nichts Abergläubisches oder
Magisches an sich.) |
Ja, diese Sonderbarkeit bezieht sich nicht nur auf die Ausdrücke
“ghost” und,
“shade”, und es wird viel zu wenig Aufhebens
davon gemacht, daß wir das Wort
“Seele”, “Geist”
(“spirit”) zu unserem eigenen gebildeten
Vokabular zählen.
Dagegen ist es eine Kleinigkeit,
daß wir nicht glauben, daß
unsere Seele ißt und trinkt. |
In unserer Sprache ist eine ganze Mythologie niedergelegt. |
Austreiben des Todes oder Umbringen des Todes; aber anderseits wird er als
Gerippe dargestellt, also selbst in gewissem Sinne tot.
“As dead as death”.
‘Nichts ist so tot wie der Tod; nichts so schön wie die Schönheit
selbst.’
Das Bild, worunter man sich hier die Realität denkt ist,
daß die Schönheit, der Tod, etc. die
reine (konzentrierte) Substanz ist, während
sie in einem schönen Gegenstand als Beimischung vorhanden ist. || reinen (konzentrierten) Substanzen sind, während sie in einem schönen
Gegenstand als Beimischung vorhanden sind. –
Und erkenne ich hier nicht meine eigenen Betrachtungen über
‘Gegenstand’ und ‘Komplex’?
(Plato) |
Die primitiven Formen unserer Sprache: Substantiv, Eigenschaftswort
und Tätigkeitswort zeigen das einfache Bild, auf
dessen Form sie alles zu bringen sucht. |
130'
Solange man sich unter der Seele ein Ding, einen
Körper vorstellt, der in unserem Kopfe ist, solange ist diese
Hypothese nicht gefährlich.
Nicht in der Unvollkommenheit und Rohheit unserer Modelle liegt die
Gefahr, sondern in ihrer Unklarheit (Undeutlichkeit).
Die Gefahr beginnt, wenn wir merken, daß das alte Modell nicht genügt, es nun aber nicht ändern, sondern nur gleichsam sublimieren. Solange ich sage, der Gedanke ist in 131' meinem
Kopf, ist alles in Ordnung; gefährlich wird es, wenn wir sagen, der Gedanke
ist nicht in meinem Kopfe, aber in meinem Geist.
|
Phänomenologie |
Grammatik |
753
Die Untersuchung der Regeln des Gebrauchs unserer Sprache, die Erkenntnis
dieser Regeln und übersichtliche Darstellung, läuft auf das hinaus,
d.h. leistet dasselbe, was man oft durch die
Konstruktion einer phänomenologischen Sprache leisten || erzielen will.
Jedesmal, wenn wir erkennen, daß die und die Darstellungsweise auch durch eine andre ersetzt werden kann, machen wir einen Schritt zu diesem Ziel. |
522
““Angenommen, mein Gesichtsbild wären zwei
gleichgroße rote Kreise auf blauem Grund: was
ist hier in zweifacher Zahl vorhanden, und was einmal?
(Und was bedeutet diese Frage überhaupt?) –
Man könnte sagen: wir haben hier eine Farbe, aber zwei
Örtlichkeiten.
Es wurde aber auch gesagt, rot und kreisförmig seien Eigenschaften von
zwei Gegenständen, die man Flecke nennen könnte, und die in gewissen
räumlichen Beziehungen zu einander stehen.””
Die Erklärung “es sind hier zwei Gegenstände – Flecke
–, die …” klingt wie eine Erklärung der Physik.
Wie wenn Einer fragt “was sind das für rote Kreise, die ich dort
sehe”
und
523 ich antworte
“das sind zwei rote Laternen,
etc.”.
Eine Erklärung wird aber hier nicht gefordert (unsere Unbefriedigung
durch eine Erklärung lösen zu wollen ist der Fehler der
Metaphysik).
Was uns beunruhigt, ist die Unklarheit über die Grammatik des Satzes
“ich sehe zwei rote Kreise auf blauem Grund”; insbesondere
die Beziehungen zur Grammatik der Sätze || eines
Satzes wie “auf dem Tisch liegen zwei rote
Kugeln”; und wieder “auf diesem Bild sehe ich zwei
Farben”.
Ich kann || darf natürlich statt des
ersten Satzes sagen: “ich sehe zwei Flecken mit || von den Eigenschaften Rot und
Kreisförmig und in der räumlichen Beziehung
Nebeneinander” – und ebensowohl: “ich
sehe die Farbe rot an zwei kreisförmigen Örtlichkeiten
nebeneinander” – wenn ich bestimme, daß
diese Ausdrücke das gleiche bedeuten sollen, wie der obige Satz.
Es wird sich dann einfach die Grammatik der Wörter
“Fleck”,
“Örtlichkeit”,
“Farbe”, etc. nach der
(Grammatik) der Wörter des ersten Satzes
richten müssen.
Die Konfusion entsteht hier dadurch, daß wir
glauben, über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines Gegenstands
(Dinges) – des Flecks – entscheiden zu müssen; wie wenn man
entscheidet, ob, was ich sehe (im physikalischen Sinn) ein roter
Anstrich oder ein Reflex ist. |
739
Irrtümliche Anwendung unserer physikalischen Ausdrucksweise auf
Sinnesdaten.
“Gegenstände”, d.h. Dinge,
Körper im Raum des Zimmers – und “Gegenstände” im
Gesichtsfeld; der Schatten eines Körpers an der Wand als
Gegenstand!
Wenn man gefragt wird: “existiert der Kasten noch, wenn ich
ihn nicht anschaue”, so ist die korrekte Antwort:
“ich glaube nicht, daß ihn jemand gerade dann
wegtragen wird, oder zerstören”.
Die Sprachform “ich nehme
x wahr” bezieht sich ursprünglich auf ein
Phänomen (als
Argument)
740 im
physikalischen Raum (ich meine hier: im “Raum”
der alltäglichen Ausdrucksweise).
Ich kann diese Form daher nicht unbedenklich auf das anwenden, was man
Sinnesdatum nennt, etwa auf ein optisches Nachbild.
(Vergleiche auch, was wir über die Identifizierung von Körpern, und
anderseits von Farbflecken im Gesichtsfeld gesagt haben.)
Was es heißt: ich, das Subjekt, stehe dem
Tisch, als Objekt, gegenüber, kann ich leicht verstehen; in welchem Sinne
aber stehe ich meinem optischen Nachbild des Tisches gegenüber?
“Ich kann diese Glasscheibe nicht sehen, aber ich kann sie fühlen”. Kann man sagen: “ich kann das Nachbild nicht sehen, aber …”? Vergleiche: “Ich sehe den Tisch deutlich”; “ich sehe das Nachbild deutlich”. “Ich höre die Musik deutlich”; “ich höre das Ohrensausen deutlich”. Ich sehe den Tisch nicht deutlich, heißt etwa: ich sehe nicht alle Einzelheiten des Tisches; – was aber heißt es: “ich sehe nicht alle Einzelheiten des Nachbildes”, oder: “ich höre nicht alle Einzelheiten des Ohrenklingens”? Könnte man nicht sehr wohl statt “ein Nachbild sehen” sagen: “ein Nachbild haben”? Denn: ein Nachbild “sehen”? im Gegensatz wozu? – “Wenn Du mich auf den Kopf schlägst, sehe ich Kreise”. – “Sind es genaue Kreise, hast Du sie gemessen?” (Oder: “sind es gewiß Kreise, oder täuscht Dich Dein Augenmaß?”) – Was heißt es nun, wenn man sagt: “wir können nie einen genauen Kreis sehen”? Soll das eine Erfahrungstatsache sein, oder die Konstatierung einer logischen Unmöglichkeit? – Wenn das letztere, so heißt es also, daß es keinen Sinn hat, vom Sehen eines genauen Kreises zu reden. Nun, das kommt drauf an, wie man das Wort gebrauchen will. “Genauer Kreis” im Gegensatz zu einem Gesichtsbild, das wir eine sehr kreisähnliche Ellipse nennen würden, kann man doch gewiß sagen. 741
Das Gesichtsbild ist ein genauer Kreis, || Das
Gesichtsbild ist dann ein genauer Kreis, welches uns wirklich, wie wir
sagen würden, kreisförmig erscheint und nicht vielleicht nur sehr ähnlich
einem Kreis || Kreise.
Ist anderseits von einem Gegenstand der Messung die Rede, so gibt es
wieder verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks “genauer
Kreis”, je nach dem Erfahrungskriterium, welches ich dafür
bestimme, daß der Gegenstand genau kreisförmig
ist. || … je nach dem Erfahrungskriterium, das ich
für die genaue Kreisförmigkeit des Gegenstandes
bestimme.
Wenn ich nun sage || wir nun
sagen: “keine Messung ist absolut
genau”, so erinnern wir hier an einen Zug in der Grammatik der
Angabe von Messungsresultaten.
Denn sonst könnte uns Einer sehr wohl antworten: “wie
weißt Du das, hast Du alle Messungen
untersucht?” –
“Man kann nie einen genauen Kreis sehen” kann die
Hypothese sein, daß genauere Messung
eines kreisförmig aussehenden Gegenstandes immer zu dem Resultat führen
wird, daß der Gegenstand von der Kreisform
abweicht. –
Der Satz “man kann ein 100-Eck nicht von einem Kreis
unterscheiden” hat nur Sinn, wenn man die beiden auf irgend
eine Weise unterscheiden kann, und sagen will, man könne sie,
etwa visuell, nicht unterscheiden.
Wäre keine Methode der Unterscheidung vorgesehen, so hätte es also keinen
Sinn, zu sagen, daß diese zwei Figuren
(zwar) gleich aussehen, aber “in
Wirklichkeit” || “tatsächlich” verschieden
sind.
Und jener Satz wäre dann etwa die Definition 100-Eck =
Kreis.
Ist in irgend einem Sinne ein genauer Kreis im Gesichtsfeld undenkbar, dann muß der Satz “ich sehe nie einen genauen Kreis im Gesichtsfeld” von der Art des Satzes sein: “ich sehe nie ein hohes C im Gesichtsfeld”. || … , dann muß der Satz “im Gesichtsfeld ist nie ein genauer Kreis” von der Art des Satzes sein: “im Gesichtsfeld ist nie ein hohes C.” |
141'
Der Farbenraum wird z.B.
beiläufig dargestellt durch das Oktaeder,
mit den reinen Farben an den Eckpunkten und diese Darstellung ist eine
grammatische, keine psychologische.
Zu sagen, daß unter den und den Umständen –
etwa – ein rotes Nachbild sichtbar wird, ist dagegen Psychologie
(das kann sein, oder auch nicht, das andere ist a
priori; das Eine kann durch Experimente
festgestellt werden, das Andere nicht.) |
143'
Was Mach ein Gedankenexperiment
nennt, ist natürlich gar kein Experiment.
Im Grunde ist es eine grammatische Betrachtung. |
142'
Das Farbenoktaeder ist Grammatik, denn es sagt,
daß wir von einem rötlichen Blau, aber nicht von einem
rötlichen Grün reden können etc.. |
154'
Die Oktaeder-Darstellung ist eine
übersichtliche Darstellung der grammatischen Regeln.
|
567
Wenn Einer konstatieren wollte “der Gesichtsraum ist
farbig”, so wären wir versucht, ihm zu antworten:
“Wir können ihn uns ja gar nicht anders vorstellen
(denken)”.
Oder: “Wenn er nicht färbig wäre, so wäre er in dem
Sinne verschieden vom Gesichtsraum, wie ein Klang von einer
Farbe”.
Richtiger aber könnte man sagen: er wäre dann eben nicht, was wir
“Gesichtsraum” nennen.
In der Grammatik wird auch die Anwendung der Sprache beschrieben; das, was
man den Zusammenhang zwischen Sprache und Wirklichkeit nennen
möchte.
Wäre er aber nicht beschrieben, so wäre einerseits die Grammatik
unvollständig, anderseits könnte sie aus dem Beschriebenen nicht
vervollständigt werden.
In dem Sinn, in welchem wir ihn uns nicht anders denken können, ist die
“Färbigkeit” in der Definition des Begriffs
‘Gesichtsraum’, d.h. in der
Grammatik des Wortes “Gesichtsraum”, enthalten.
|
306
Wenn man manchmal sagt || manchmal gesagt
wird: man könne das Helle nicht sehen, wenn man nicht das
Dunkle sähe; so ist das kein Satz der Physik oder Psychologie – denn
hier stimmt es nicht und ich kann sehr wohl eine ganz
weiße Fläche sehen und nichts Dunkles daneben –
sondern es muß heißen:
Es hat keinen Sinn in unserer Sprache von Helligkeit zu
reden, wenn es nicht Sinn hat, von etwas Dunklem zu reden. || In unserer Sprache wird “hell” als ein Teil
eines Gegensatzpaars „hell”
gebraucht. Wie wenn man sagte: im Schachspiel wird die
weiße Farbe von Figuren zur Unterscheidung von der
schwarzen Farbe andrer Figuren gebraucht. |
154'
Ist nicht die Harmonielehre wenigstens teilweise Phänomenologie, also
Grammatik!
Die Harmonielehre ist nicht Geschmacksache. |
154'
Eine Kirchentonart verstehen, heißt nicht, sich an
die Tonfolge gewöhnen, in dem Sinne, in dem ich mich an einen Geruch
gewöhnen kann und ihn nach einiger Zeit nicht mehr unangenehm
empfinde.
Sondern es heißt, etwas Neues hören, was ich früher
noch nicht gehört habe, etwa in der Art – ja ganz analog – wie es
wäre, 10 Striche ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘,
die ich früher nur als 2 mal 5 Striche
habe sehen können, plötzlich als ein charakteristisches Ganzes sehen zu
können.
Oder die Zeichnung eines Würfels, die ich nur als flaches Ornament habe
sehen können, auf einmal räumlich zu sehen. |
123'
Die Tatsache, daß man ein physikalisches Hunderteck
als Kreis sieht, es nicht von einem physikalischen Kreis unterscheiden kann,
sagt gar nichts über die Möglichkeit, ein Hunderteck zu
sehen.
Daß es mir nicht gelingt, einen physikalischen Körper zu finden, der das Gesichtsbild eines Hundertecks gibt, ist nicht von logischer Bedeutung. Es frägt sich: Hat es Sinn von einem Gesichts-Hunderteck zu reden? Oder: Hat es Sinn, von zugleich gesehenen 30 Strichen nebeneinander zu reden. Ich glaube, nein. Der Vorgang ist gar nicht so, daß man zuerst ein Dreieck, dann ein Viereck, Fünfeck etc. bis z.B. zum 50-Eck sieht und dann der Kreis kommt; sondern man sieht ein Dreieck, ein Viereck etc. bis vielleicht zum Achteck, dann sieht man nur mehr Viel-Ecke mit mehr oder weniger langen Seiten. Die Seiten werden kleiner, dann beginnt ein Fluktuieren zum Kreis hin und dann kommt der Kreis. Daß eine physikalische Gerade als Tangente an einen Kreis gezogen das Gesichtsbild einer geraden Linie gibt, die ein Stück weit mit der gekrümmten zusammenläuft, beweist auch nicht, daß unser Sehraum nicht euklidisch ist, denn es könnte sehr wohl ein anderes physikalisches Gebilde das der euklidischen Tangente entsprechende Bild erzeugen. Tatsächlich aber ist ein solches Bild undenkbar. |
154'
Wenn man frägt, ob die Tonleiter eine unendliche Möglichkeit der
Fortsetzung in sich trägt, so ist die Antwort nicht dadurch gegeben,
daß man Luftschwingungen, die eine gewisse
Schwingungszahl überschreiten nicht mehr als Töne wahrnimmt, denn es könnte
ja die Möglichkeit bestehen, höhere Tonempfindungen
auf andere Art und Weise hervorzurufen. |
180
Die Geometrie unseres Gesichtsraumes ist uns gegeben,
d.h., es bedarf keiner Untersuchung bis jetzt
verborgener Tatsachen, um sie zu finden.
Die Untersuchung ist keine, im Sinn einer physikalischen, oder
psychologischen Untersuchung.
Und doch kann man sagen, wir kennen diese Geometrie noch nicht.
Diese Geometrie ist Grammatik & die
Untersuchung eine
grammatische
Untersuchung. |
¤
Man kann sagen, diese Geometrie liegt offen vor uns (wie alles
Logische – im Gegensatz zur praktischen
Geometrie des physikalischen Raumes). |
194
Niemand kann uns durch eine philosophische Untersuchung unseren || den Gesichtsraum näher kennen lehren. Aber wir können seine sprachliche Darstellung übersehen lernen. Unterscheide die geometrische Untersuchung von der Untersuchung der Vorgänge im Gesichtsraum. |
156'
Man könnte beinahe von einer externen und einer internen Geometrie
reden.
Das, was im Gesichtsraum angeordnet ist, steht in dieser Art von
Ordnung a priori, d.h. seiner logischen Natur
nach, und die Geometrie ist hier einfach Grammatik.
Was der Physiker in der Geometrie des physikalischen Raumes in Beziehung
zu einander setzt, sind Instrumentablesungen, die ihrer
internen Natur nach nicht anders sind, ob wir in einem geraden
oder sphärischen physikalischen Raum leben.
D.h., nicht eine Untersuchung der logischen
Eigenschaften dieser Ablesungen führt den Physiker zu einer Annahme über die
Art des physikalischen Raumes, sondern die abgelesenen
Tatsachen. |
Die Geometrie der Physik hat es in diesem Sinn nicht mit der Möglichkeit,
sondern mit den Tatsachen zu tun.
Sie wird von Tatsachen bestätigt; in dem Sinne nämlich, in dem ein
Teil einer Hypothese bestätigt wird. |
Vergleich des Arbeitens an der Rechenmaschine mit dem Messen geometrischer
Gebilde.
Machen wir bei dieser Messung ein Experiment, oder
verhält es sich so, wie im Falle der Rechenmaschine,
daß wir nur interne Relationen feststellen und das
physikalische Resultat unserer Operationen nichts beweist? |
Im Gesichtsraum gibt es natürlich kein geometrisches Experiment.
|
Ich glaube, daß hier der Hauptpunkt des
Mißverständnisses über das a priori und a
posteriori der Geometrie liegt. |
155'
Jede Hypothese ist eine heuristische Methode.
Und in dieser Lage ist, glaube ich, auch die euklidische oder eine andere Geometrie auf den Raum der physikalischen
Messungen
156'
angewandt.
Ganz anders verhält es sich mit dem, was man die Geometrie des
Gesichtsraumes nennen kann.
|
124
Wenn die Aussage, daß wir nie einen genauen Kreis
sehen, bedeuten soll, daß wir
z.B. keine Gerade sehen, die den Kreis in einem Punkt
berührt (d.h., daß nicht in
unserm Sehraum die Multiplizität der einen Kreis berührenden Geraden hat)
dann ist zu dieser Ungenauigkeit nicht ein beliebig hoher Grad
der Genauigkeit denkbar. 124
Das Wort “Gleichheit” hat eine andere Bedeutung, wenn
wir es auf Strecken im Sehraum anwenden, als, die es auf den physikalischen
Raum angewendet hat.
Die Gleichheit im Sehraum hat eine andere Multiplizität als die Gleichheit
im physikalischen Raum, darum können im Sehraum
g' und
g'' Gerade
(Sehgerade) sein und die Strecken
a' =
a'', a'' = a'''
etc. aber nicht
a' =
a''''' sein.
Ebenso hat der Kreis und die Gerade im Gesichtsraum eine andere
Multiplizität als Kreis und Gerade im physikalischen Raum, denn ein
kurzes Stück eines gesehenen Kreises kann gerade
sein; “Kreis” und “Gerade” eben im Sinne
der Gesichtsgeometrie angewandt.
Die gewöhnliche Sprache hilft sich hier mit dem Wort “scheint” oder “erscheint”. Sie sagt a' und a'' scheinen gleich zu sein, während zwischen a' und a''''' dieser Schein schon nicht mehr besteht. Aber sie benutzt das Wort “scheint” zweideutig. Denn seine Bedeutung hängt davon ab, was diesem Schein nun als das Sein entgegengestellt wird. In einem Fall, ist es das Resultat einer Messung, im anderen eine weitere Erscheinung. In diesen Fällen ist also die Bedeutung des Wortes “scheinen” eine verschiedene. |
120'
Wenn ich sage “die obere Strecke ist so lang wie die
untere” und mit diesem Satz das meine, was sonst der Satz
“die obere Strecke erscheint mir so lang, wie die untere”
sagt, dann hat in dem Satz das Wort “gleich” eine ganz
andere Bedeutung, wie im gleichlautenden Satz, für den die
Verifikation die Übertragung der Länge mit dem Zirkel
ist.
Darum kann ich z.B. im zweiten
Fall von einem Verbessern der Vergleichsmethoden reden, aber nicht im ersten
Falle.
Der Gebrauch desselben Wortes “gleich” in ganz
verschiedenen Bedeutungen ist sehr verwirrend.
Er ist der typische Fall, daß Worte und
Redewendungen, die sich ursprünglich auf die “Dinge” der
physikalischen Ausdrucksweise, die “Körper im Raum”
beziehen, auf die Teile unseres Gesichtsfeldes angewendet werden, wobei sie
ihre Bedeutung gänzlich wechseln müssen und die
Aussagen ihren Sinn verlieren, die früher einen hatten, und andere einen
Sinn gewinnen, die in der ersten Ausdrucksart keinen
hatten.
Wenn auch eine gewisse Analogie bestehen bleibt, eben die, die uns
verführt, den gleichen Ausdruck zu gebrauchen. |
743
Die visuelle Gerade berührt den visuellen Kreis nicht in
einem Punkt, sondern in einer visuellen Strecke. –
Wenn ich die﹖ Zeichnung eines Kreises und einer Tangente
ansehe, so ist || wäre nicht das
merkwürdig, wenn || daß ich etwa niemals
einen vollkommenen Kreis und eine vollkommene Gerade miteinander in
Berührung sehe; interessant ist || wird || wäre es, erst, wenn ich sie sehe,
und dann die Tangente mit dem Kreis ein Stück zusammenläuft. |
746
Die Verschwommenheit, Unbestimmtheit unserer Sinneseindrücke ist nicht
etwas, dem sich abhelfen läßt, eine Verschwommenheit,
der auch völlige Schärfe entspricht (oder entgegensteht).
Vielmehr ist diese allgemeine Unbestimmtheit, Ungreifbarkeit, dieses
Schwimmen der Sinneseindrücke, das, was mit dem Worte “alles
fließt” bezeichnet worden ist.
Wir sagen “man sieht nie einen genauen Kreis”, und
wollen sagen, daß, auch wenn wir keine Abweichung von
der Kreisform sehen, uns das keinen genauen Kreis
gibt.
(Es ist, als wollten wir sagen: wir können dieses Werkzeug nie
genau führen, denn wir halten nur den Griff und das Werkzeug sitzt im Griff
lose.)
Was aber verstehen wir dann unter dem Begriff
‘genauer Kreis’?
Wie sind wir zu diesem Begriff überhaupt gekommen?
Nun, wir denken z.B. an eine genau gemessene
Kreisscheibe aus einem sehr harten Stahl.
Aha – also dorthin zielen wir mit dem Begriff ‘genauer
Kreis’.
Freilich, davon finden wir im Gesichtsbild nichts.
Wir haben eben die Darstellungsform gewählt, die die Stahlscheibe
genauer nennt, als die Holzscheibe und die
Holzscheibe genauer als die Papierscheibe.
Wir haben den Begriff “genau” durch eine Reihe bestimmt,
und reden von den Sinneseindrücken als Bildern, ungenauen Bildern, der
physikalischen Gegenstände. |
706
Zwingt mich etwas zu der Deutung, daß der Baum, den
ich durch mein Fenster sehe, größer ist, als das
Fenster?
Das kommt darauf an, wie ich die Wörter
“größer” und
“kleiner” gebrauche. –
Denken wir uns die normale || alltägliche visuelle Erfahrung wäre
es für uns, Stäbe
in
707 verschiedenen Lagen zu
sehen, die durch Teilstriche in (visuell) gleiche Teile geteilt
wären.
Könnte sich da nicht ein doppelter Gebrauch der Worte
“länger” und “kürzer”
einbürgern.
Wir würden nämlich manchmal den Stab den längeren nennen, der in mehr
Teile geteilt wäre; etc.. |
712
Messen einer Länge im Gesichtsfeld durch Anlegen eines visuellen
Maßstabes.
D.i., eines Stabes, der durch Teilstriche in gleiche
Teile geteilt ist.
Es gibt hier eine Messung, die darin besteht, daß
der Maßstab an zwei Längen || Strecken
angelegt wird.
Und zwar können 2 Maßstäbe je einer an eine Länge
angelegt werden und das Kriterium für die Gleichheit der
Maßeinheit ist, daß die
Einheiten gleichlang aussehen.
Es kann aber auch ein Maßstab von einer
Länge || Strecke zur andern
transportiert werden und das Kriterium der Konstanz der
Maßeinheit ist, daß wir keine
Veränderung merken.
Während das Kriterium dafür, daß die gemessenen
Längen sich nicht verändern etwa darin besteht, daß
wir keine Bewegung der Endpunkte
wahrgenommen
713 haben.
Ich kann unzählige verschiedene Bestimmungen darüber treffen, welches das
Kriterium der Längengleichheit im Gesichtsbild sein soll und danach
werden sich wieder verschiedene Bedeutungen der
Maßangaben ergeben. |
713
Teilbarkeit.
Unendliche Teilbarkeit.
Die unendliche Teilbarkeit der euklidischen Strecke besteht in der Regel (Festsetzung), daß es Sinn hat, von einem n-ten Teil jedes Teils zu sprechen. Spricht man aber von der Teilbarkeit einer Länge im Gesichtsraum und fragt, ob eine solche noch teilbar, oder endlos teilbar ist, so suchen wir hier nach einer Regel, die einer gewissen Realität entspricht (aber wie entspricht sie ihr?). Ich sehe einen schwarzen Streifen an der Wand vor mir, – ist seine Breite teilbar? Was ist das Kriterium dafür? Hier gibt es nun unzählige Kriterien, die wir alle als Kriterien der Teilbarkeit im Gesichtsfeld bezeichnen || anerkennen würden, und die stufenweise in einander übergehen. Vor allem könnte die Bedeutung von “Teilbarkeit” so festgelegt werden, daß ein Versuch sie erweist; dann ist es also nicht “logische Möglichkeit” der Teilung, sondern physische Möglichkeit, und die logische Möglichkeit, die hier in Frage kommt, ist in der Beschreibung des Versuchs der Teilung gegeben – wie immer dieser Versuch ausgehn mag. Was würden wir nun einen “Versuch der Teilung” nennen? – Etwa den, einen Strich neben den ersten zu malen, der gleichbreit aussieht und aus einem grünen und roten Längsstreifen besteht, wobei die Erinnerung das Kriterium dafür gäbe, daß der schwarze Streife die gleiche Breite habe, die er hatte, als wir die Frage stellten. (D.h., daß wir als gleiche Breite des schwarzen Streifens jetzt und früher das bezeichnen, was als gleichbreit erinnert wird.) Anderseits könnte ich als Kriterium der Teilbarkeit des schwarzen Streifens festsetzen, daß zugleich mit ihm ein gleichbreit aussehender und geteilter Streifen gesehen wird. Und als Vollzug der möglichen Teilung würde ich dann die Ersetzung des ungeteilten durch einen geteilten bezeichnen … |
717
… aber es ist für die Bedeutung des Wortes
“Zentaur” wesentlich,
daß wir einen malen, oder modellieren können. –
So aber ist es auch für den Sinn des Satzes “ich kann 30 Teile
als Zahl übersehen” wesentlich, was ich etwa als
Beispiel dieses Überblickens zeigen kann, und
daß ich keinen Fall eines
Überblickens von 30 Strichen als Muster zeigen
kann.
Hier kann man sagen: ich kann mir das
Übersehen von 30 Strichen || Überblicken von 30 Strichen als
Zahlbild nicht vorstellen, ich weiß
nicht, wie das wäre, und die Frage “wie wäre es, wenn
…” ist für mich unsinnig, denn es ist mir kein Kriterium zur
Entscheidung gegeben. |
718
Wenn wir die Bedeutungen der Ausdrücke “gleichlang” und
anderer im Gesichtsraum mit den Bedeutungen der selben Wörter im
euklidischen Raum verwechseln, dann
geraten || kommen wir in || auf Widersprüche und fragen dann: “Wie ist so
eine Erfahrung möglich?! Wie ist es möglich,
daß 24 gleichlange Strecken zusammen die gleiche Länge
ergeben, wie 25 ebensolange? Habe ich wirklich so eine
Erfahrung gehabt?” |
525
“Ist ein Feld eines Schachbretts einfacher, als das ganze
Schachbrett?”
Das kommt darauf an, wie Du das Wort “einfacher”
gebrauchst.
Meinst Du damit “aus einer kleineren Anzahl von Teilen
bestehend”, so sage ich: Wenn diese Teile etwa die
Atome des Schachbretts sind, so ist also das Feld einfacher als das
Schachbrett, – wenn Du aber vom visuellen Schachbrett sprichst, || von dem sprichst, was wir am Schachbrett
sehen, so bestehen ja die Felder nicht aus
Teilen, es sei denn, daß sie wieder aus kleineren
Flecken bestehen, und wenn Du dann den Fleck den einfacheren nennst, der
weniger Flecken enthält, so ist wieder das Feld einfacher als das
Schachbrett.
“Ist aber die gleichmäßig gefärbte Fläche
einfach?” –
Wenn “einfach” bedeutet: nicht aus Flecken
mehrerer Farben zusammengesetzt, – ja!
Aber können wir nicht sagen: einfach ist, was sich nicht teilen läßt? – Wie teilen läßt? Mit dem Messer? Und mit welchem Messer? Beschreibe mir erst die Methode der Teilung, die Du erfolglos anwendest, dann werde ich wissen, was Du “unteilbar” nennst. Aber vielleicht willst Du 526 sagen:
‘unteilbar’ nenne ich nicht das, was man erfolglos zu
teilen versucht, sondern das, wovon es sinnlos (unerlaubt) ist,
zu sagen, es bestehe aus Teilen. –
Dann ist ‘unteilbar’ eine grammatische
Bestimmung.
Eine Bestimmung also, die Du selber machen kannst und durch welche Du die
Bedeutung, den Gebrauch andrer Wörter festlegst.
Wenn ich etwa sage: ein einfärbiger Fleck ist unteilbar
(einfach), denn, wenn ich ihn – z.B. –
durch einen Strich teile, so ist er nicht mehr einfärbig, –, so
setze ich damit fest, in welcher Bedeutung ich das Wort
“teilen” gebrauchen will.
Wenn nun gefragt wird: “besteht das Gesichtsbild aus
minima visibilia”, so fragen wir zurück: wie
verwendest Du das Wort “aus … bestehen”?
Wenn in dem Sinn, in welchem ein Schachbrett aus schwarzen
und
weißen Feldern besteht, – nein! –
Denn Du wolltest doch nicht leugnen, daß wir
einfärbige Flecke sehen (ich meine Flecke, deren
Erscheinung einfärbig ist).
Wenn Du aber etwa﹖ sagen willst, daß
ein physikalischer Fleck (ein
meßbarer Fleck im physikalischen
Raum) verkleinert werden kann, bis wir ihn aus einer bestimmten
Entfernung nicht mehr sehen, daß er dann beim
Entschwinden gemessen und in dieser Ausdehnung der kleinst
sichtbare Fleck genannt werden kann, so stimmen wir bei.
|
¤
Wenn wir in der Geometrie sagen, das
regelmäßige
Sechseck bestehe aus sechs
gleichseitigen Dreiecken, so heißt das
daß es Sinn hat, von einem
regelmäßigen Sechseck zu reden, das aus sechs
gleichseitigen Dreiecken besteht.
Wenn darauf hin gefragt würde “ist also das Sechseck einfach oder
zusammengesetzt”, so müßte ich
antworten: bestimme Du selbst, wie Du die Wörter
“einfach” und “zusammengesetzt”
gebrauchen willst. |
20
Es scheint, man kann einen einfärbigen Fleck nicht zusammengesetzt sehen,
außer, wenn man ihn sich nicht einfärbig
vorstellt.
Die Vorstellung einer Trennungslinie macht den Fleck mehrfärbig, denn die
Trennungslinie muß eine andere Farbe haben, als der
übrige Fleck.
[Auslassung 1] |
539
Ob es einen Sinn hat zu sagen “dieser Teil einer roten Fläche
(der durch keine sichtbare Grenze abgegrenzt ist) ist rot”
hängt davon ab, ob es einen absoluten Ort gibt.
Denn, wenn im Gesichtsraum von einem absoluten Ort die Rede sein kann,
dann kann ich auch diesem absoluten Ort eine Farbe zuschreiben, wenn seine
Umgebung gleichfärbig ist. |
523
Wir können in einem absoluten Sinne || in absolutem
Sinne von einem Ort im Gesichtsfeld reden.
Denken wir uns, daß ein roter Fleck im Gesichtsfeld
verschwindet und in gänzlich neuer Umgebung wieder auftaucht, so hat es
Sinn, zu sagen, er tauche am gleichen Ort oder an einem andern Ort
wieder auf.
(Wäre ein solcher Raum mit einer Fläche vergleichbar, die von Punkt zu
Punkt eine andere Krümmung hätte, so daß wir jeden Ort
auf der Fläche als absolutes Merkmal angeben könnten?) |
Der Gesichtsraum ist ein gerichteter Raum, in dem es ein Oben und Unten,
Rechts und Links gibt.
Und diese Bestimmungen haben nichts mit der Richtung der Schwerkraft
oder der rechten und linken Hand zu tun. … |
525
Ich kann die Figur ⌵ als
Buchstaben, als Zeichen für “kleiner”, oder für
“größer”, sehen, auch ohne
es || sie mit meinem Körper zusammen zu sehen.
Vielleicht wird man sagen, daß ich die Lage meines
Körpers fühle, ohne ihn zu sehen.
Gewiß, und ich sage eben, daß
‘die gefühlte Lage’ nicht ‘die gesehene
Lage’ ist; daher können sie auch nicht miteinander verglichen, wohl
aber einander zugeordnet werden.
Die Wörter “oben”, “unten”, “rechts”, “links” haben andere Bedeutung im Gesichtsraum, andere im Gefühlsraum. Aber auch das Wort “Gefühlsraum” ist mehrdeutig. (Definitionen der Wörter “oben”, “unten”, etc. durch die Spitze des Buchstaben “V”, des Zeichens “kleiner” ˂ und “größer” ˃ einerseits, anderseits durch Kopf- und Fußschmerzen; oder durch Gleichgewichtsgefühle.) |
526
“Ist Distanz in der Struktur des Gesichtsraumes schon enthalten,
oder scheint es uns nur, so, weil wir gewisse
Erscheinungen
527 des Gesichtsbildes mit gewissen
Erfahrungen des Tastsinnes assoziieren, welche letztere erst Distanzen
betreffen?”
Woher nehmen wir diese Vermutung?
Wir scheinen dergleichen irgendwo angetroffen zu haben.
Denken wir nicht an folgenden Fall? diese Melodie
mißfiele mir nicht, wenn ich sie nicht unter
diesen unangenehmen Umständen zum erstenmal gehört hätte.
Aber hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Melodie
mißfällt mir, wie manche andere, für deren
Mißfallen ich jenen Grund nicht angeben würde, und es
ist bloß eine Vermutung, daß die
Ursache meines Mißfallens in jenem früheren Erlebnis
liegt.
Oder aber, wenn immer ich die Melodie höre, fällt mir jenes Erlebnis ein
und macht mir das Hören der Melodie unangenehm; dann ist meine Aussage keine
Hypothese über die Ursache meines Mißfallens, sondern
eine Beschreibung dieses Mißfallens selbst. –
Wenn also gefragt wird: “scheint es uns nur so,
daß eine Strecke im Gesichtsraum selbst länger ist,
als eine andere und bezieht sich das ‘länger’ nicht
bloß auf eine Erfahrung des Tastsinns, die wir mit dem
Gesehenen assoziieren”, – so ist zu
antworten: Weißt Du etwas von dieser
Assoziation? beschreibst Du mit
ihr Dein Erlebnis, oder vermutest Du sie nur als Ursache Deines
Erlebnisses? –
Wenn das letztere, so können wir von Distanzen im Gesichtsraum reden, ohne
auf die mögliche Ursache unserer Erfahrung Rücksicht zu nehmen.
Dabei muß man sich daran erinnern,
daß die Aussagen über Distanzen
(daß diese Strecke gleichlang ist wie jene, oder
länger als jene, etc.) einen andern Sinn haben, wenn sie
sich auf den Gesichtsraum, und einen andern, wenn sie sich auf den
euklidischen Raum beziehen. |
Zu sagen, der Punkt B ist
nicht zwischen A und
C
528
beschreiben.
Wenn Du sagst, der Punkt B erscheint || scheint Dir nur zwischen A und C (zu liegen), so antworte ich: das ist es ja, was ich sage, nur gebrauche ich dafür den Ausdruck “er liegt zwischen A und C”. Und wenn Du fragst “scheint es nicht nur so”, so antworte ich: Welche Methode würdest Du denn anwenden, um die Antwort auf Deine Frage zu finden. Dann nämlich werde ich verstehen, was Dein Verdacht eigentlich betrifft. Wenn Du sagst: ist auf diesem Tisch nicht doch vielleicht etwas, was ich nicht sehe, so antworte ich: Wie könnten wir denn das Betreffende finden? Versuche mir doch eine Erfahrung zu beschreiben, die Dich sagen lassen würde || veranlassen würde, zu sagen: “es war doch noch etwas da”. Beschreibe mir die Erfahrung, die Dich davon überzeugen würde, daß B doch nicht zwischen A und C liegt, und ich werde verstehen, welcher Art der || dieser wirkliche Sachverhalt im Gegensatz zum scheinbaren ist. Aber Eines ist klar: die Erfahrung, die Dich das lehrt, kann nicht diejenige ändern, die ich mit den Worten beschreibe “ B liegt zwischen A und C”. Dem Einwurf liegt aber eine falsche Auffassung der logischen Analyse zugrunde. Was wir vermissen ist nicht ein genaueres Hinsehen (etwa auf A, B und C) und die Entdeckung eines Vorgangs hinter dem gewöhnlich || oberflächlich beobachteten (dies wäre die Untersuchung eines physikalischen oder psychologischen Phänomens), sondern die Klarheit in der Grammatik der Beschreibung des alten Phänomens. Denn, sähen wir genauer hin, so sähen wir eben etwas Anderes und hätten nichts für unser Problem gewonnen. Diese Erfahrung, nicht eine andere, sollte beschrieben werden. |
81
Hat das Gesichtsfeld einen Mittelpunkt? –
Es hat Sinn, in einem Bild etwa ein Kreuzchen anzubringen und zu
sagen: schau auf das Kreuz; Du wirst dann auch das
Übrige sehen, aber das Kreuz ist dann im Mittelpunkt
des Gesichtsfeldes. |
707
Im Gesichtsraum gibt es absolute Lage.
Wenn ich durch ein Aug schaue, sehe ich meine Nasenspitze.
Würde diese abgeschnitten und entfernt, mir aber dann in die Hand gegeben,
so könnte ich sie ohne Hilfe des Spiegels und bloß
﹖– durch die Kontrolle des
Sehens –﹖ wieder an ihre alte Stelle setzen; auch
dann, wenn sich inzwischen alles in meinem Gesichtsbild geändert
hätte.
Der Satz “ich sehe das sehende Auge im Spiegel” ist nur
scheinbar von der Form des Satzes “ich sehe das Auge des Andern im
Spiegel”, denn es hat keinen Sinn zu sagen: “ich
sehe das sehende Auge”.
Wenn ich “visuelles Auge” das Bild nenne, was
mir etwa das Auge eines Andern bietet, so kann ich sagen,
daß das Wort “das sehende Aug” nicht
einem visuellen Auge entspricht. |
⇒
⋎
Mein Gesichtsfeld weist keine Unvollständigkeit auf, die mich dazu bringen
könnte, mich umzuwenden und || um zu sehen, was hinter mir
liegt.
Im Gesichtsraum gibt es kein “hinter mir”; und wenn ich
mich umwende, ändert sich ja bloß mein
Gesichtsbild, wird aber nicht vervollständigt.
(﹖– Der “Raum um mich
herum” ist eine Verbindung von Sehraum und
Muskelgefühlsraum –﹖.)
Es hat keinen Sinn, im Gesichtsraum von der Bewegung eines Gegenstandes zu
reden, die, nur um das sehende Auge hinten herum führt.
|
Beziehung zwischen physikalischem Raum und Gesichtsraum.
Denke an das Sehen bei geschlossenen Augen (Nachbilder,
etc.) und an die Traumbilder. |
Das sehende Subjekt & der Gesichtsraum
|
412
Es ist unsinnig zu sagen “ich sehe die Dinge || diesen Gegenstand im
Gesichtsraum”.
Im Gegensatz wozu?
Ist es denkbar, daß ich sie höre,
oder daß ein Anderer sie || ihn höre, oder
daß ein Anderer ihn sieht? |
Darum kann ich auch nicht sagen, daß der Gegenstand
in meinem Gesichtsraum die Ursache dessen || davon ist,
daß ich ihn sehe.
(Darum ist es auch Unsinn zu sagen, || : aus dem Urnebel haben sich die Sonnen, Planeten, die einfachen || einfachsten Lebewesen und endlich ein Wesen entwickelt, das so organisiert ist, daß es all diese Dinge sehen und über sie Betrachtungen anstellen kann. Es sei denn, daß man unter diesen Betrachtungen die (rein﹖) physikalischen Äußerungen, im Sinne des Behaviourism, versteht. In diesem Sinne kann man auch von einer photographischen Kamera sagen, daß sie etwas wahrnehme.) |
Wenn man gefragt würde: was ist der Unterschied zwischen einem Ton
und einer Farbe, und die Antwort wäre “Töne hören wir, dagegen
sehen wir die Farben”; so ist das nur eine durch Erfahrung
gerechtfertigte Hypothese, wenn es überhaupt einen Sinn haben soll, das zu
sagen.
Und in diesem Sinn ist es denkbar, daß ich einmal
Töne mit den Augen wahrnehmen, also sehen werde, und Farben hören.
Das Wesentliche der Töne und Farben ist offenbar in der Grammatik der
Wörter für Töne und Farben gezeigt. |
705
Wenn wir vom Gesichtsraum reden, so werden wir leicht zu der Vorstellung
verführt, als wäre er eine Art von Guckkasten, den jeder mit || vor sich herumtrüge.
D.h. wir verwenden dann das Wort
“Raum” ähnlich, wie wenn wir ein Zimmer einen Raum
nennen.
In Wirklichkeit aber bezieht sich doch das Wort
“Gesichtsraum” nur auf eine Geometrie, ich meine, auf
einen Abschnitt der Grammatik unserer Sprache.
In diesem Sinne gibt es keine “Gesichtsräume”, die etwa jeder seinen Besitzer hätten. (Und etwa auch solche, vazierende, die gerade niemandem gehören?) |
706
“Aber kann nicht ich in meinem Gesichtsraum eine Landschaft, und
Du in dem Deinen ein Zimmer sehen?” –
Nein, – ‘ich sehe in meinem Gesichtsraum’ ist
Unsinn.
Es muß heißen “ich
sehe eine Landschaft und Du etc.” – und das
wird nicht bestritten.
Was uns hier irreführt, ist eben das Gleichnis vom Guckkasten, oder etwa
von einer kreisrunden weißen Scheibe, die
wir gleichsam als Projektionsleinwand mit uns trügen, und die der Raum ist,
in dem das jeweilige Gesichtsbild erscheint.
Aber der Fehler an diesem Gleichnis ist, daß es sich
die Gelegenheit – die Möglichkeit – zum Erscheinen eines visuellen
Bildes selbst visuell vorstellt; denn die weiße
Leinwand ist ja selbst ein Bild. |
Es ist nun wichtig, daß der Satz “das Auge
womit ich sehe, kann ich nicht unmittelbar sehen” ein verkappter
Satz der Grammatik, oder Unsinn, ist.
Der Ausdruck “näher am (oder, weiter vom) sehenden
Auge” hat nämlich eine andere Grammatik, als der “näher an
dem blauen Gegenstand, welchen ich sehe”.
Die visuelle Erscheinung, die der Beschreibung entspricht
“ A setzt die
Brille auf”, ist von der grundverschieden, die ich mit den Worten
beschreibe: “ich setze die Brille auf”.
Ich könnte nun sagen: “mein Gesichtsraum hat
Ähnlichkeit mit einem Kegel”, aber dann
muß es verstanden werden, daß
ich hier den Kegel als Raum, als Repräsentanten einer Geometrie, nicht als
Teil eines Raumes (Zimmer) denke.
(Also ist es mit dieser Idee nicht verträglich,
daß ein Mensch durch ein Loch an der Spitze in
den Kegel hineinschaut || ein Loch in der Spitze des Kegels in
diesen hineinschaut.)
|
57
∣ Wer aufgefordert würde, das Gesichtsfeld zu malen und es im Ernst
versuchte, würde bald sehen, daß es unmöglich
ist. ∣ |
717
Verschiedene Bedeutungen der Wörter “verschwommen”,
“unklar”. |
741
Verschwommen, unklar, unscharf.
“Die Linien dieser Zeichnung sind unscharf”, “meine Erinnerung an die Zeichnung ist unklar, verschwommen”, “die Gegenstände am Rande meines 742 Gesichtsfeldes sehe ich
verschwommen”. –
Wenn man von der Verschwommenheit der Bilder am Rande des Gesichtsfeldes
spricht, so schwebt Einem || einem
oft ein Bild dieses Gesichtsfeldes vor, wie es etwa
Mach entworfen hat.
Die Verschwommenheit aber, die die Ränder eines Bildes
auf der Papierfläche haben können, || Die
Verschwommenheit aber der Ränder eines Bildes auf der
Papierfläche ist von gänzlich andrer Natur, als die,
die man von den Rändern des Gesichtsfeldes aussagt.
So verschieden, wie die Blässe der Erinnerung an eine Zeichnung, von der
Blässe einer Zeichnung (selbst).
Wenn im Film eine Erinnerung oder ein Traum dargestellt werden sollte, so
gab man den Bildern einen bläulichen Ton.
Aber die Traum- und Erinnerungsbilder haben
natürlich keinen bläulichen Ton – sowenig, wie unser Gesichtsbild
verwaschene Ränder hat; also sind die bläulichen Projektionen auf der
Leinwand || bläulichen Bilder auf der
Leinwand nicht unmittelbar anschauliche Bilder der Träume,
sondern ‘Bilder’ in noch einem andern Sinn. –
Bemerken wir im gewöhnlichen Leben, wo wir doch unablässig schauen, die
Verschwommenheit an den Rändern des Gesichtsfeldes?
Ja, welcher Erfahrung entspricht sie eigentlich, denn im normalen Sehen
kommt sie nicht vor!
Nun, wenn wir den Kopf nicht drehen und wir beobachten etwas, was wir
durch Drehen der Augen gerade noch sehen können, dann sehen wir etwa einen
Menschen, können aber sein Gesicht nicht erkennen, sondern sehen es in
gewisser Weise verschwommen.
Die Erfahrung hat nicht die geringste Ähnlichkeit
mit dem Sehen einer Scheibe, auf der || welcher Bilder gemalt sind, in der Mitte der
Scheibe mit scharfen Umrissen, nach dem Rand zu mehr und mehr verschwimmend,
etwa in ein allgemeines Grau unmerklich übergehend.
Wir denken an so eine Scheibe, wenn wir z.B.
fragen: könnte man sich nicht ein Gesichtsfeld mit gleichbleibender
Klarheit der Umrisse etc. denken?
Es gibt keine Erfahrung, die im Gesichtsfeld der entspräche, wenn man den
Blick einem Bild entlang gleiten läßt, das
von scharfen Figuren zu immer
verschwommeneren übergeht. |
122'
Es ist z.B. wichtig, daß in
dem Satz “ein roter Fleck befindet sich nahe an der Grenze des
Gesichtsfeldes” das “nahe an” eine andere
Bedeutung hat als in einem Satz “der rote Fleck im Gesichtsfeld
befindet sich nahe an dem braunen Fleck”.
Das Wort “Grenze” in dem vorigen Satz hat ferner eine
andere Bedeutung – und ist eine andere Wortart – als in dem Satz
“die Grenze zwischen rot und blau im Gesichtsfeld ist ein
Kreis”. |
Welchen Sinn hat es, zu sagen: Unser Gesichtsbild ist an den
Rändern undeutlicher als gegen die Mitte?
Wenn wir hier nämlich nicht davon reden, daß wir die
physikalischen Gegenstände in der Mitte des Gesichtsfeldes deutlicher
sehen.
Eines der klarsten Beispiele der Verwechslung zwischen physikalischer und phänomenologischer Sprache ist das Bild, welches Mach von seinem Gesichtsfeld entworfen hat und worin die sogenannte Verschwommenheit der Gebilde gegen den Rand des Gesichtsfeldes durch eine Verschwommenheit (in ganz anderem Sinne) der Zeichnung wiedergegeben wurde. Nein, ein sichtbares Bild des Gesichtsbildes kann man nicht machen. Kann ich also sagen, daß die Farbflecken in der Nähe des Randes des Gesichtsfeldes keine scharfen Konturen mehr haben: Sind denn Konturen dort denkbar? Ich glaube es ist klar, daß jene Undeutlichkeit eine interne Eigenschaft des Gesichtsraumes ist. Hat z.B. das Wort “Farbe” eine andere Bedeutung, wenn es sich auf Gebilde in 123'
der Randnähe bezieht?
Die Grenzenlosigkeit des Gesichtsraums ist ohne jene “Verschwommenheit” nicht denkbar. |
161'
Die Gefahr, die darin liegt Dinge einfacher sehen zu wollen, als sie in
Wirklichkeit sind, wird heute oft sehr überschätzt.
Diese Gefahr besteht aber tatsächlich im höchsten Grade in der
phänomenologischen Untersuchung der Sinneseindrücke.
Diese werden immer für viel einfacher gehalten als sie
sind. |
365
Man bedenkt gar nicht, wie merkwürdig das dreidimensionale Sehen
ist.
Wie seltsam etwa ein Bild, eine Photographie aussähe, wenn wir im Stande
wären, sie als Verteilung grauer, weißer und schwarzer
Flecken in einer ebenen Fläche zu sehen.
Was wir sehen, würde dann
ganz
366 sinnlos
wirken.
Ebenso, wenn wir mit einem Aug flächenhaft sehen könnten.
Es ist z.B. garnicht klar,
was geschieht, wenn wir mit zwei Augen die Gegenstände
plastischer sehen, als mit einem.
Denn sie wirken auch mit einem gesehen schon plastisch.
Und der Unterschied zwischen Relief und Rundplastik ist auch keine
richtige Analogie. |
Minima Visibilia |
19
Der einfärbige Fleck in der färbigen || farbigen Ebene ist
nicht aus kleineren Teilen zusammengesetzt, außer so,
wie die Zehn etwa aus hundert || tausend
Hundertsteln. |
Das kleinste sichtbare Stück ist ein Stück der physikalischen Fläche,
nicht des Gesichtsfeldes.
Der Versuch, der das kleinste noch Sichtbare ermittelt, stellt eine
Relation fest zwischen zwei Erscheinungen. |
Der || Dieser Versuch untersucht nicht den
Gesichtsraum und man kann den Gesichtsraum nicht untersuchen.
Nicht in ihn tiefer eindringen. |
(Wenn man beschreiben wollte, was auf der Hand liegt, könnte man nicht
“untersuchen, was auf der Hand liegt”. || “untersuchen wollen, was auf der Hand
liegt”.) |
Man könnte glauben, das Gesichtsfeld sei aus den minima
visibilia zusammengesetzt; etwa aus lauter kleinen Quadraten, die man
als unteilbare Flecke sieht.
Unsinn.
Das Gesichtsfeld ist nicht zusammengesetzt, wenn wir die Zusammensetzung 20 nicht
sehen.
Denn bei dem Wort “Zusammensetzung” denken wir
doch an die Zusammensetzung eines größeren Flecks aus
kleineren.
Von kleinsten sichtbaren Teilen des Gesichtsfeldes zu reden ist irreführend; gibt es denn auch Teile des Gesichtsfeldes, die wir nicht mehr sehen? Und wenn wir etwa das Bild || Gesichtsbild eines Fixsterns so﹖ nennen, so könnte das nur heißen, daß es keinen Sinn habe, hier von ‘kleiner’ zu reden, und nicht, daß tatsächlich kein Fleck im Gesichtsfeld kleiner ist. Also ist der Superlativ “das kleinste …” falsch angewendet. |
1
Der kleinste sichtbare Unterschied wäre einer, der in sich
selbst das Kriterium des Kleinsten trüge.
Denn im Fall des Flecks A zwischen B und C unterscheiden wir eben einige Lagen und andere unterscheiden wir nicht. Was wir aber brauchten 2 wäre
sozusagen ein infinitesimaler Unterschied, also ein Unterschied, der
es in sich selbst trüge, der Kleinste zu
sein. |
Der Raum || Gesichtsraum besteht offenbar nicht aus diskreten
Teilen.
Denn sonst müßte man unmittelbar sagen können, aus welchen. Oder er besteht nur sofern aus Teilen als man sie angeben kann. |
533
Gibt es einen kleinst sichtbaren Farbunterschied? –
Welche Farben sind hier gemeint?
Nennen wir Farbe das Ergebnis der Mischung von Farbstoffen: dann
kann ich das Experiment machen, z.B. zu einer Menge
eines roten Farbstoffes eine kleine Menge eines gelben beizumischen
und zu versuchen, ob ich einen Farbunterschied sehe; wenn ja,
so wiederhole ich den Versuch mit einem kleineren Zusatz des gelben
Farbstoffes … |
535
Den optischen Fixstern könnte man also ein Minimum
visibile nennen.
Aber man kann nun nicht etwa sagen, das Gesichtsfeld bestehe aus solchen
Teilen!
Es bestünde nur daraus || aus ihnen, wenn wir sie
sähen.
Das Bild || visuelle Bild eines
Fixsternnebels im Fernrohr, besteht aus ihnen, soweit wir sie unterscheiden
können.
Denn diese beiden Ausdrücke heißen eben
dasselbe. |
535
Wenn gefragt wird “ist unser Gesichtsfeld kontinuierlich oder
diskontinuierlich”, so müßte man erst wissen,
von welcher Kontinuität man redet.
Einen Farbübergang nennen wir kontinuierlich, wenn wir keine
Diskontinuität in ihm sehen. |
Farben & Farbenmischung |
528
Zu sagen, daß diese Farbe jetzt an einem Ort ist,
heißt, diesen Ort vollständig
beschreiben … |
531
… Der Satz, welcher angibt, daß Rot als
Ingredienz einer Farbe hier vorhanden ist,
müßte also irgendwie eine Quantität von Rot
nennen || angeben;
dann aber muß dieser Satz auch
außerhalb des logischen Produkts Sinn haben, und es
müßte also Sinn haben, zu sagen,
daß dieser Ort rein rot gefärbt ist und die und die
Quantität von Rot enthalte; und das hat keinen Sinn.
Und wie verhält es sich mit den einzelnen Sätzen, die einem Ort
verschiedene Quantitäten, oder Grade, von Rot zuschreiben?
Nennen wir zwei solche q1r und
q2r: sollen sich diese
widersprechen?
Angenommen q2 sei
größer als q1, dann könnte zwar unsere
Festsetzung sein, daß
q2r
& q1r kein Widerspruch sein solle (wie die
Sätze “in diesem Korb sind 4 Äpfel”
und “in diesem Korb sind 3 Äpfel”,
wenn das “nur” fehlt), aber dann müssen
q2r und
non-q1r einander
widersprechen; und daher müßte nach meiner alten
Auffassung q2r ein Produkt aus
q1r und einem andern Satz
sein.
Dieser andre Satz müßte die von
q1 auf
q2 fehlende Quantität angeben und
für ihn bestünde daher die selbe
Schwierigkeit. –
Das Schema der Ingredienzen
paßt auf
den Fall der Farbenmischung, wenn man unter ‘Farben’ nicht
Farbstoffe versteht, nicht || nicht auf den Fall der Farbenmischung, wenn man
unter ‘Farben’ nicht Farbstoffe versteht.
Und auch in diesem Schema sind verschiedene Angaben über das verwendete
Quantum eines Bestandteils widersprechende Angaben; oder, wenn ich
festsetze, daß
p ( = ich habe 3 kg Salz verwendet) und
q ( = ich habe
5 kg Salz verwendet) einander nicht widersprechen sollen,
dann doch q und
non-p. || dann widersprechen einander doch
q und
non-p.
Und es läuft alles darauf hinaus, daß der Satz
“ich habe 2 kg Salz verwendet” nicht
heißt “ich habe 1 kg Salz verwendet
und ich habe 1 kg Salz verwendet”,
daß also f(1 + 1) nicht gleich ist
f(1)
& f(1). |
⇒⋎
Der Satz “an einem Ort hat zu einer Zeit nur eine
Farbe Platz” ist natürlich ein verkappter Satz der
Grammatik.
Seine Verneinung ist kein Widerspruch, widerspricht aber
einer Regel unserer angenommenen Grammatik. |
126'
Die Regeln über “und”, “oder”,
“nicht”, etc. die ich durch die
W-F-Notation dargestellt habe, sind ein Teil der
Grammatik über diese Wörter, aber nicht die ganze.
|
540
Wenn ich z.B. sage, ein Fleck ist zugleich hellrot
und dunkelrot, so denke ich dabei, daß der eine Ton
den andern deckt.
Hat es dann aber noch einen Sinn zu sagen, der Fleck habe den unsichtbaren, verdeckten Farbton? Hat es gar einen Sinn, zu sagen, eine vollkommen schwarze Fläche sei weiß, man sehe nur das Weiß, nicht, weil es vom Schwarz gedeckt sei? Und warum deckt das Schwarz das Weiß und nicht Weiß das Schwarz? Wenn ein Fleck eine sichtbare und eine unsichtbare Farbe hat, so hat er diese Farben || diese zwei Farben jedenfalls in ganz verschiedenem Sinne. |
541
“Rot und grün gehen nicht zugleich an denselben Ort”
heißt nicht, sie sind tatsächlich nie beisammen,
sondern, es ist Unsinn zu sagen, sie seien zugleich am selben Ort und also
auch Unsinn zu sagen, sie seien nie zugleich am selben Ort. |
Eine Mischfarbe, oder besser Zwischenfarbe, von blau und rot ist dies
durch eine interne Relation zu den Strukturen von blau und rot.
Richtiger ausgedrückt: was wir “eine Zwischenfarbe von blau
und rot” (oder “blaurot”) nennen,
heißt so, wegen einer Verwandtschaft, die sich in
der Grammatik der Wörter || in den grammatischen Bestimmungen
über die Wörter “blau”,
“rot”, und “blaurot”
zeigt.
(Der Satz, der von einer internen Relation der Strukturen redet,
entspringt schon aus einer unrichtigen Vorstellung; aus der,
welche in den Begriffen ‘rot’, ‘blau’,
etc. komplizierte Strukturen || Gebäude sieht; deren innere Konstruktion die
Analyse zeigen muß.)
Die Verwandtschaft aber der reinen Farben und ihrer Zwischenfarbe ist
elementarer Art, d.h., sie besteht nicht
darin, daß der Satz, welcher einem Gegenstand die
Farbe blaurot zuschreibt, aus den Sätzen besteht, die ihm die Farben rot und
blau zuschreiben.
Und so ist auch die Verwandtschaft verschiedener Grade eines rötlichen
Blau, z.B., eine elementare Verwandtschaft.
|
532
Es hat Sinn von einer Färbung zu sagen, sie sei nicht rein rot, sondern
enthalte einen gelblichen, oder bläulichen,
weißlichen, oder schwärzlichen Stich; und es hat Sinn
zu sagen, sie enthalte keinen dieser Stiche, sondern sei reines Rot.
Man kann in diesem Sinne von einem reinen Blau, Gelb, Grün,
Weiß, Schwarz reden, aber nicht von einem reinen
Orange, Grau, oder Rötlichblau.
(Von einem ‘reinen Grau’ übrigens wohl, sofern man
damit ein nicht-grünliches, nicht-gelbliches
u.s.w. Weiß-Schwarz
meint: und ähnliches gilt für ‘reines Orange’,
etc..)
D.h. der Farbenkreis hat vier ausgezeichnete
Punkte.
Es hat nämlich Sinn zu sagen “dieses
Orange
533 liegt (nicht in der
Ebene des Farbenkreises, sondern im Farbenraum) näher dem
Rot als jenes”; aber wir können nicht, um das gleiche auszudrücken
sagen “dieses Orange liegt näher dem Blaurot als jenes”
oder “dieses Orange liegt näher dem Blau als
jenes”.
Orange hat eine Beziehung zu Rot und Gelb, die es nicht zu einem
Rötlichblau und Grünlichgelb hat. |
Die Farbenmischung, von der hier die Rede ist, bringt der Farbenkreisel
hervor, aber auch er nicht, wenn ich ihn nur ruhend und dann in rascher
Drehung sehe.
Denn es wäre ja denkbar, daß der Kreisel im ruhenden
Zustand halb rot und halb gelb ist und daß er in
rascher Drehung (aus welcher
Ursache || welchen Ursachen immer) grün erscheint.
Vielmehr bringt der Farbenkreisel die Mischung nur in sofern zustande, als
wir sie optisch als solche wahrnehmen können || optisch
kontrollieren können.
Wenn er sich nämlich nach und nach schneller und schneller dreht und wir
sehen, wie aus rot und gelb orange wird.
Wir sind aber darin nicht dem Farbkreisel ausgeliefert; sondern, wenn
durch irgend einen unbekannten Einfluß, während der
Kreisel sich schneller und schneller dreht, die Farbe seiner Scheibe
ins Weißliche überginge, so
würden wir nun nicht sagen, die Zwischenfarbe zwischen Rot und Gelb sei ein
weißliches Orange.
So wenig wie wir sagen würden
3 + 4 sei 6, wenn
beim Zusammenlegen von 3 und 4 Äpfeln
einer auf unbekannte Weise verschwände und 6 Äpfel vor
uns lägen.
Ich gebrauche hier den Farbenkreisel nicht zu einem Experiment, sondern zu
einer Rechnung. |
150'
Es scheint außer dem Übergang
von Farbe zu Farbe auf dem Farbenkreis noch einen bestimmten anderen zu
geben, den wir vor uns haben, wenn wir kleine Flecke der einen Farbe mit
kleinen Flecken der andern untermischt sehen.
Ich meine hier natürlich einen gesehenen
Übergang.
Und diese Art des Übergangs gibt dem Wort “Mischung” eine neue Bedeutung, die mit der Relation Zwischen auf dem Farbenkreis nicht zusammenfällt. Man könnte es so beschreiben: Einen orangefarbigen Fleck kann ich mir entstanden denken durch Untermischen kleiner roter und gelber Flecke, dagegen einen roten nicht durch Untermischen von violetten und orangefarbigen. – In diesem Sinne ist Grau eine Mischung 151' von
Schwarz und Weiß, und Rosa eine von Rot und
Weiß, aber
Weiß nicht eine Mischung von Rosa und einem
weißlichen Grün.
Nun meine ich aber nicht, daß es durch ein Experiment der Mischung festgestellt wird, daß gewisse Farben so aus anderen entstehen. Ich könnte das Experiment etwa mit einer rotierenden Farbenscheibe anstellen. Es kann dann gelingen, oder nicht gelingen, aber das zeigt nur, ob der betreffende visuelle Vorgang auf diese physikalische Weise hervorzurufen ist, oder nicht; es zeigt aber nicht, ob er möglich ist. Genau so, wie die physikalische Unterteilung einer Fläche nicht die visuelle Teilbarkeit beweisen oder widerlegen kann. Denn angenommen, ich sehe eine physikalische Unterteilung nicht mehr als visuelle Unterteilung, sehe aber die nicht geteilte Fläche im betrunkenen Zustande geteilt, war dann die visuelle Fläche nicht teilbar? |
151'
Man könnte sagen, Violett und Orange löschen einander bei der
Mischung teilweise aus, nicht aber Rot und Gelb. |
Orange ist jedenfalls ein Gemisch von Rot und Gelb in einem Sinne,
in dem Gelb kein Gemisch von Rot und Grün ist, obwohl ja Gelb im Kreis
zwischen Rot und Grün liegt.
Und wenn das offenbar Unsinn wäre, so frägt es sich, an welcher Stelle es anfängt Sinn zu werden; d.h., wenn ich nun im Kreis von Rot und Grün aus dem Gelb näherrücke und Gelb ein Gemisch der betreffenden beiden Farben nenne. |
Ich erkenne nämlich im Gelb wohl die Verwandtschaft zu Rot und Grün,
nämlich die Möglichkeit zum Rötlichgelb und Grünlichgelb – und dabei
erkenne ich doch nicht Grün und Rot als Bestandteile von Gelb in dem Sinne,
in dem ich Rot und Gelb als Bestandteile von Orange erkenne.
Ich will sagen, daß Rot nur in dem Sinn zwischen Violett und Orange ist, wie Weiß zwischen Rosa und Grünlichweiß. Aber ist in diesem Sinn nicht jede Farbe zwischen jeden zwei anderen, oder doch zwischen solchen zweien, zu denen man auf unabhängigen Wegen von der dritten gelangen kann. Kann man sagen, in diesem Sinne liegt eine Farbe nur in einem gegebenen kontinuierlichen Übergang zwischen zwei andern. Also etwa Blau zwischen Rot und Schwarz. |
152'
Die Bedeutung des Ausdrucks “Mischung der Farben
A und
B muß
mir allgemein bekannt sein, da seine Anwendung nicht auf eine endliche
Anzahl von Paaren beschränkt ist.
Zeigt man mir also z.B. irgend ein Orange und
Weiß, und sagt, die Farbe eines Flecks sei eine
Mischung dieser beiden, so muß ich das verstehen und
ich kann es verstehen.
Wenn man mir sagt, die Farbe eines Flecks liege zwischen Violett und Rot, so verstehe ich das und kann mir ein rötlicheres Violett als das Gegebene denken. Sagt man mir nun, die Farbe liege zwischen diesem Violett und einem Orange – wobei mir kein bestimmter kontinuierlicher Übergang in Gestalt eines gemalten Farbenkreises vorliegt – so kann ich mir höchstens denken, es sei auch hier ein rötlicheres Violett gemeint, es könnte aber auch ein rötlicheres Orange gemeint sein, denn eine Farbe, die, abgesehen von einem gegebenen Farbenkreis in der Mitte zwischen den beiden Farben liegt, gibt es nicht und aus eben diesem Grunde kann ich auch nicht sagen, an welchem Punkt das Orange, welches die eine Grenze bildet, schon zu nahe dem Gelb liegt, um noch mit dem Violett gemischt werden zu können; ich kann eben nicht erkennen, welches Orange in einem Farbenkreis 45 Grad vom Violett entfernt liegt. Das Dazwischenliegen der Mischfarbe ist eben hier kein anderes, als das des Rot zwischen Blau und Gelb. |
152'
Der Induktionsbeweis wäre, wenn er ein Beweis wäre, ein Beweis
der Allgemeinheit, nicht ein Beweis einer gewissen Eigenschaft aller
Zahlen. |
152'
Wenn ich im gewöhnlichen Sinn sage, Rot und Gelb geben Orange, so ist hier
nicht von einer Quantität der Bestandteile die Rede.
Wenn daher ein Orange gegeben ist, so kann ich nicht sagen,
daß noch mehr Rot es zu einem röteren
Orange gemacht hätte (ich rede ja nicht von Pigmenten) obwohl es
natürlich einen Sinn hat, von einem röteren Orange zu sprechen.
Es hat aber z.B. keinen Sinn zu sagen, dies Orange
und dies Violett enthalten gleichviel Rot.
Und wieviel Rot enthielte Rot?
Der Vergleich, den man fälschlicherweise zu machen geneigt ist, ist der der Farbenreihe mit einem System von 2 Gewichten an einem Maßstab, durch deren Vermehrung oder Verschiebung ich den Schwerpunkt des Systems beliebig verschieben kann. Und wie ist es mit den Gewichten, die ich auf die Schalen lege: Heißt es denn etwas, zu sagen, “mehr von diesem Rot”? Wenn ich nicht von Pigmenten spreche. Das kann nur dann etwas heißen, wenn ich unter reinem Rot eine bestimmte vorher angenommene Anzahl von Einheiten verstehe. Dann aber bedeutet die volle Anzahl dieser Einheiten nichts, als, daß die Wagschale auf Rot steht. Es ist also mit den Verhältniszahlen wieder nur ein Ort der Wagschale aber nicht ein Ort und ein Gewicht angegeben. |
Solange ich nun im Farbenkreis mit meinen beiden Grenzfarben –
z.B. – im Gebiete Blau-Rot stehe und die
rötere Farbe gegen Rot verschiebe, so kann ich sagen,
daß die Resultante auch gegen Rot wandert.
Überschreite ich aber mit der einen Grenzfarbe
das Rot und bewege mich gegen Gelb, so wird die Resultierende nun nicht
röter!
Die Mischung eines gelblichen Rot mit einem Violett macht das Violett
nicht röter, als die Mischung von reinem Rot und dem Violett.
Daß das eine Rot nun gelber geworden ist, nimmt ja
vom Rot etwas weg und gibt nicht Rot dazu. |
153'
Man könnte das auch so beschreiben: Habe ich einen Farbtopf
mit violettem Pigment und einen mit Orange und nun
vergrößere ich die Menge des der Mischung zugesetztem
Orange, so wird zwar die Farbe der Mischung nach und nach aus dem
Violett ins Orange übergehen, aber nicht über das reine Rot. |
Ich kann von zwei verschiedenen Tönen von Orange sagen,
daß ich von keinem Grund habe zu sagen, er liege näher
an Rot als an Gelb. –
Ein “in der Mitte” gibt es eben hier
nicht. –
Dagegen kann ich nicht zwei verschiedene Rot sehen und im Zweifel sein, ob
eines, und welches, von ihnen das reine Rot ist.
Das reine Rot ist eben ein Punkt, das Mittel zwischen Gelb und Rot aber
nicht. |
Es ist freilich wahr, daß man von einem Orange sagen
kann, es sei beinahe Gelb, also es liege “näher am Gelb als am
Rot” und Analoges von einem beinahe roten Orange.
Daraus folgt aber nicht, daß es nun auch eine Mitte
im Sinne eines Punktes zwischen Rot und Gelb geben müsse.
Es ist eben hier ganz wie in der Geometrie des Gesichtsraums, verglichen
mit der euklidischen.
Es ist hier eine andere Art von Quantitäten als die, welche durch unsere
rationalen Zahlen dargestellt werden.
Die Begriffe näher und weiter sind also hier überhaupt nicht zu
brauchen, oder sind irreführend, wenn wir diese Worte anwenden.
|
Auch so: Von einer Farbe zu sagen, sie liege zwischen Rot und
Blau, bestimmt sie nicht scharf (eindeutig).
Die reinen Farben aber müßte ich
eindeutig durch die Angabe bestimmen, sie liegen zwischen
gewissen Mischfarben.
Also bedeutet hier das Wort “dazwischen liegen” etwas
anderes als im ersten Fall.
D.h.: Wenn der Ausdruck
“dazwischen liegen” einmal die Mischung zweier einfachen
Farben, ein andermal den gemeinsamen einfachen Bestandteil zweier
Mischfarben bezeichnet, so ist die Multiplizität seiner Anwendung in jedem
Falle eine andere.
Und das ist kein Gradunterschied, sondern ein Ausdruck dafür,
daß es sich um 2 ganz verschiedene
Kategorien handelt. |
Wir sagen, eine Farbe kann nicht zwischen Grüngelb und Blaurot
liegen, in demselben Sinne, wie zwischen Rot und Gelb, aber das
können wir nur sagen, weil wir in diesem Falle den Winkel von 45 Grad
unterscheiden können; weil wir Punkte Gelb, Rot sehen.
Aber eben diese Unterscheidung gibt es im andern Fall – wo die
Mischfarben als primär angenommen werden – nicht.
Hier könnten wir also sozusagen nie sicher sein, ob die Mischung noch
möglich ist oder nicht.
Freilich könnte ich beliebige Mischfarben wählen und bestimmen,
daß sie einen Winkel von 45 Graden
einschließen, das wäre aber ganz willkürlich, wogegen
es nicht willkürlich ist, wenn wir sagen, daß es keine
Mischung von Blaurot und Grüngelb im ersten Sinne gibt.
In dem einen Falle gibt die Grammatik also den “Winkel von 45 Grad” und nun glaubt man fälschlich, man brauche ihn nur zu halbieren und den nächsten Abschnitt ebenso um einen andern Abschnitt von 45 Grad zu kriegen. Aber hier bricht eben das Gleichnis des Winkels zusammen. |
Man kann freilich auch alle Farbtöne in einer geraden Linie anordnen, etwa
mit den Grenzen Schwarz und Weiß, wie das geschehen
ist, aber dann muß man eben durch Regeln gewisse
Übergänge ausschließen und
endlich muß das Bild auf der Geraden die gleiche Art
des topologischen Zusammenhangs bekommen, wie auf dem
Oktaeder.
Es ist dies ganz analog, wie das Verhältnis der gewöhnlichen Sprache zu
einer “logisch geklärten” Ausdrucksweise.
Beide sind einander vollkommen äquivalent, nur drückt die eine die Regeln
der Grammatik schon durch die äußere Erscheinung
aus. |
154'
Wenn mir 2 nahe aneinander liegende – etwa – rötliche Farbtöne
gegeben sind, so ist es unmöglich darüber zu zweifeln, ob beide zwischen Rot
und Blau, beide zwischen Rot und Gelb, oder der eine zwischen Rot und Blau,
der andere zwischen Rot und Gelb gelegen ist.
Und mit dieser Entscheidung haben wir auch
entschieden, ob beide sich mit Blau, mit Gelb, oder der eine sich
mit Blau, der andere mit Gelb mischen, und das gilt, wie nahe immer man die
Farbtöne aneinander bringt, solange wir die Pigmente überhaupt der Farbe
nach unterscheiden können.
|
Idealismus, etc. |
119'
Was wir hier betrachten, ist eigentlich die Möglichkeit der
Bewegung.
Also die logische Form der Bewegung.
⇒
[Dies gehört, glaube ich, zu „alles
fließt” & „nur die gegenwärtige
Erfahrung hat Realität”] |
¤
Dabei kommt es uns vor, || Es kommt uns
vor, als wäre die Erinnerung eine etwas sekundäre Art der
Erfahrung, im Vergleich zur Erfahrung des Gegenwärtigen.
Wir sagen “daran können wir uns nur
erinnern”.
Als wäre in einem primären Sinn die Erinnerung ein etwas schwaches und
unsicheres Bild dessen, was wir ursprünglich in voller Deutlichkeit vor uns
hatten.
In der physikalischen Sprache stimmt das: Ich sage “ich kann mich nur undeutlich an dieses Haus erinnern”. |
¤ Und warum es nicht dabei sein Bewenden haben lassen? Denn diese Ausdrucksweise sagt ja doch alles, was wir sagen
wollen und was sich sagen läßt!
Aber wir wollen sagen, daß es sich auch noch
anders sagen läßt; und das ist
wichtig.
In dieser andern Ausdrucksweise wird der Nachdruck gleichsam auf etwas anderes gelegt. Die Worte “scheinen”, “Irrtum”, etc. haben nämlich eine gewisse Gefühlsbetonung, die den Phänomenen nicht wesentlich ist. Sie hängt irgendwie mit dem Willen und nicht bloß mit der Erkenntnis zusammen. Wir reden z.B. von einer optischen Täuschung und verbinden mit diesem Ausdruck die Idee eines Fehlers, obwohl ja nicht wesentlich ein Fehler vorliegt; und wäre im Leben für gewöhnlich das Aussehen wichtiger, als die Resultate der Messung, so würde auch die Sprache zu diesen Phänomenen eine andere Einstellung zeigen. Es gibt nicht – wie ich früher glaubte – eine primäre Sprache im Gegensatz zu unserer gewöhnlichen, der “sekundären”. Aber insofern könnte man im Gegensatz zu unserer Sprache von einer primären reden, als in dieser keine Bevorzugung gewisser Phänomene vor anderen ausgedrückt sein dürfte; sie müßte sozusagen absolut sachlich sein. |
124'
¤
Es ist jetzt an der Zeit, Kritik am Worte “Sinnesdatum”
zu üben.
Sinnesdatum ist die Erscheinung dieses Baumes, ob nun
“wirklich ein Baum dasteht” oder eine
Attrappe, ein Spiegelbild, eine Halluzination
etc. Sinnesdatum ist die Erscheinung des Baumes,
und, was wir sagen wollen ist, daß diese
sprachliche Darstellung nur eine Beschreibung, aber nicht
die wesentliche ist.
Genau so, wie man von dem Ausdruck
“mein
Gesichtsbild” sagen kann, daß es nur
eine Form der Beschreibung, aber nicht etwa die
einzig mögliche und richtige ist.
Die Ausdrucksform “die Erscheinung dieses Baumes”
enthält nämlich die Anschauung, als bestünde ein notwendiger Zusammenhang
dessen, was wir diese Erscheinung nennen, mit der “Existenz eines
Baumes” und zwar, entweder durch eine wahre Erkenntnis oder einen
Irrtum.
D.h., wenn von der “Erscheinung eines
Baumes” die Rede ist, so hielten wir entweder etwas für einen Baum,
was einer ist, oder etwas, was keiner ist.
Dieser Zusammenhang aber besteht nicht.
Die Idealisten möchten der Sprache vorwerfen, daß sie das Sekundäre als primär und das Primäre als sekundär darstellt. Aber das ist nur in diesen unwesentlichen, und mit der Erkenntnis nicht zusammenhängenden, Wertungen der Fall (“nur” die Erscheinung). Davon abgesehen enthält die gewöhnliche Sprache keine Entscheidung über primär und sekundär. Es ist nicht einzusehen, inwiefern der Ausdruck “die Erscheinung eines Baumes” etwas dem Ausdruck “Baum” sekundäres darstellt. Der Ausdruck “nur ein Bild” geht auf die Vorstellung zurück, daß wir das Bild eines Apfels nicht essen können. |
30
Zur Frage nach der Existenz der Sinnesdaten.
Man sagt, wenn etwas rot scheint, so muß
etwas || Etwas rot
gewesen sein; wenn etwas kurze Zeit zu dauern
schien, so muß
Etwas kurze Zeit gedauert haben;
etc..
Man könnte nämlich fragen: Wenn etwas rot schien, woher wissen
wir denn, daß es gerade rot
schien.
Handelt es sich da um eine erfahrungsmäßige
Zuordnung dieses Scheins mit || und dieser
Wirklichkeit?
Wenn etwas “die Eigenschaft
F zu haben schien”,
woher wissen wir, daß es diese
Eigenschaft zu haben schien ‒ ‒ ‒.
Was für ein Zusammenhang besteht zwischen ‘es scheint
so’ und ‘es ist so’.
Vor allem kann der Schein recht haben, oder unrecht. – Er ist auch in einem Sinne erfahrungsgemäß mit der Wirklichkeit verbunden. Man sagt “das scheint Typhus zu sein” und das heißt, diese Symptome sind erfahrungsgemäß mit jenen Erscheinungen verbunden. Wenn ich sage “das scheint rot zu sein” und dann “ja, es ist wirklich rot”, so habe ich für die zweite Entscheidung einen Test angewandt, der unabhängig von der ersten Erscheinung war. Wenn etwas rot schien, so war dieser Schein. Und wenn in diesem Schein auch nichts in demselben Sinne rot ist, in dem jenes andere rot ist, wenn der Schein recht hatte, so gab es doch in den Schein etwas dem Rot-Sein Entsprechendes. – Wenn es scheint, als wäre ein physikalischer Gegenstand braun und rund, so muß darum natürlich nicht etwas im physikalischen Sinne braun und rund sein, aber es ist etwas Entsprechendes der Fall. In wiefern kann man aber von etwas Entsprechendem reden? ‒ ‒ ‒ |
282
Die Hypothese kann so aufgefaßt werden,
daß sie nicht über die Erfahrung hinausgeht,
d.h. nicht der Ausdruck der Erwartung künftiger
Erfahrung ist.
So kann der Satz “es scheint vor mir auf dem Tisch eine Lampe zu
stehen” nichts weiter tun, als meine Erfahrung
(﹖– oder, wie man sagt, unmittelbare
Erfahrung –﹖) zu beschreiben. |
Wie verhält es sich mit der Genauigkeit dieser Beschreibung.
Ist es richtig zu sagen: Mein Gesichtsbild ist so kompliziert,
es ist unmöglich es ganz zu beschreiben?
Dies ist eine sehr fundamentale Frage. |
Das scheint nämlich zu sagen, daß man von
Etwas sagen könnte, es könne nicht beschreiben werden, oder nicht mit
den jetzt vorhandenen Mitteln, oder (doch) man
wisse nicht, wie es beschreiben.
(Die Frage, das Problem, in der Mathematik.)
Wie ist denn das Es gegeben, das ich nicht zu beschreiben weiß? – Mein Gesichtsbild ist ja kein gemaltes Bild, oder der Ausschnitt der Natur, den ich sehe, daß ich es näher untersuchen könnte. – Ist dieses Es schon artikuliert, und die Schwierigkeit nur, es in Worten darzustellen, oder soll es noch auf seine Artikulation warten? |
“Die Blume war von einem rötlichgelb, welches ich aber nicht
genauer (oder, nicht genauer mit Worten) beschreiben
kann”.
Was heißt das? |
283
“Ich sehe es vor mir und könnte es malen”.
Wenn man sagt, man könnte diese Farbe nicht mit Worten genauer beschreiben, so denkt man (immer) an eine Möglichkeit einer solchen Beschreibung (freilich, denn sonst hätte das Wort || der Ausdruck “genaue Beschreibung” keinen Sinn) und es schwebt einem dabei der Fall einer Messung vor, die wegen unzureichender Mittel nicht ausgeführt wurde. |
Es ist mir nichts zur Hand, was diese oder eine ähnliche Farbe
hätte. |
283
Wenn man sagt, man könne das Gesichtsbild nicht ganz beschreiben, so meint
man, man kann keine Beschreibung geben, nach der man sich dieses
Gesichtsbild genau reproduzieren könnte. |
Aber was heißt hier “genaue
Reproduktion”?
Hier liegt selbst wieder ein falsches Bild zu
Grunde. |
Was ist das Kriterium der genauen Reproduktion? |
Wir können von dem Gesichtsbild nicht weiter reden, als
unsere Sprache jetzt reicht.
Und auch nicht mehr meinen
(denken), als unsere Sprache sagt. || weiter meinen
(denken), als unsere Sprache reicht.
(Nicht mehr meinen, als wir
sagen
284
können.) |
Einer der gefährlichsten Vergleiche ist der des Gesichtsfelds mit einer
gemalten Fläche (oder, was auf dasselbe hinauskommt, einem farbigen
räumlichen Modell). |
Hiermit hängt es zusammen: Könnte ich denn das Gesichtsbild
“mit allen Einzelheiten” wiedererkennen?
Oder vielmehr, hat diese Frage überhaupt einen Sinn? |
Denn als einwandfreiste Darstellung des Gesichtsbildes erscheint uns immer
noch ein gemaltes Bild oder Modell.
Aber, daß die Frage nach dem
“Wiedererkennen in allen Einzelheiten” sinnlos ist,
zeigt, schon, wie inadäquat Bild und Modell sind.
|
704
Phänomenologische Sprache: Die Beschreibung der
unmittelbaren Sinneswahrnehmung, ohne hypothetische Zutat.
Wenn etwas, dann muß doch wohl die Abbildung durch
ein gemaltes Bild oder dergleichen eine solche Beschreibung der
unmittelbaren Erfahrung sein.
Wenn wir also z.B. in ein Fernrohr sehen und die
gesehene Konstellation aufzeichnen oder malen.
Denken wir uns sogar unsere Sinneswahrnehmung dadurch reproduziert,
daß zu ihrer Beschreibung ein Modell erzeugt wird,
welches von einem bestimmten Punkt gesehen, diese Wahrnehmungen erzeugt; das
Modell könnte mit einem Kurbelantrieb in die richtige Bewegung gesetzt
werden und wir könnten durch Drehen der Kurbel die Beschreibung
herunterlesen.
(Eine Annäherung hierzu wäre eine Darstellung im Film.)
Ist das keine Darstellung des Unmittelbaren – was sollte eine sein? – Was noch unmittelbarer sein wollte, müßte es aufgeben, eine Beschreibung zu sein. – ﹖– Es kommt dann vielmehr statt einer Beschreibung jener unartikulierte Laut heraus –﹖, mit dem manche Autoren die Philosophie gerne anfangen möchten. (“Ich habe, um mein Wissen wissend, bewußt etwas” Driesch.) |
667
“Was wir im physikalischen Raum denken, ist
nicht das Primäre, das wir nur mehr oder weniger anerkennen können; sondern,
was vom physikalischen Raum wir erkennen können, zeigt uns, wie weit das
Primäre reicht und wie wir den physikalischen Raum zu deuten
haben.” |
122
Es scheint ein Einwand gegen die Beschreibung des unmittelbar Erfahrenen
zu sein: “für wen beschreibe
ich's?”
Aber wie, wenn ich es abzeichne?
Und die Beschreibung muß immer ein Nachzeichnen
sein.
Und soweit eine Person für das Verstehen in Betracht kommt, steht die meine und die des Anderen auf einer Stufe. Es ist doch hier ebenso wie mit den Zahnschmerzen. Beschreiben ist nachbilden, und ich muß es nicht notwendigerweise für irgendjemand nachbilden. |
Wenn ich mich mit der Sprache dem Andern verständlich mache, so
muß es sich hier um ein Verstehen im Sinne des
Behaviourism handeln.
Daß er mich verstanden hat, ist eine Hypothese, wie,
daß ich ihn verstanden habe. |
122
“Für wen würde ich meine unmittelbare Erfahrung
beschreiben?
Nicht für mich, denn ich habe sie ja: und nicht für jemand andern,
denn der könnte sie nie aus der Beschreibung entnehmen?”
–
Er kann sie soviel und so wenig aus der Beschreibung entnehmen, wie aus
einem gemalten Bild.
Die Vereinbarungen über die Sprache sind doch mit Hilfe von gemalten
Bildern (oder was diesem gleichkommt) getroffen worden.
Und, unserer gewöhnlichen Ausdrucksweise nach,
entnimmt er doch aus einem gemalten Bild
etwas. |
3
Unmittelbares Es ist nämlich die Anschauung aufzugeben, daß, um vom Unmittelbaren zu reden, wir von dem Zustand in einem Zeitmoment reden müßten. Diese Anschauung ist darin ausgedrückt, wenn man sagt: “alles, was uns gegeben ist, ist das Gesichtsbild und die Daten der übrigen Sinne, sowie die Erinnerung, in dem gegenwärtigen Augenblick”. Das ist Unsinn; denn was meint man mit dem “gegenwärtigen Augenblick”? Dieser Vorstellung liegt vielmehr schon ein physikalisches Bild zu Grunde, nämlich das vom Strom der Erlebnisse, den ich nun in einem Punkt || an einer Stelle quer durchschneide. Es liegt hier eine ähnliche Tendenz und ein ähnlicher Fehler vor, wie beim Idealismus (oder Solipsismus). |
Strom der Zeit. Diskursives Denken St |
5
Der Zeitmoment, von dem ich sage, er sei die Gegenwart, die alles enthält,
was mir gegeben ist, gehört selbst zur physikalischen Zeit. |
Denn, wie ist so ein Moment bestimmt?
Etwa durch einen Glockenschlag?
Und kann ich denn nun die ganze, mit diesem Schlag gleichzeitige Erfahrung
wirklich beschreiben?
Wenn man daran denkt es zu versuchen, wird man sofort gewahr,
daß es eine Fiktion ist, wovon wir reden.
|
Wir stellen uns das Erleben wie einen Filmstreifen
vor,
6
so daß man sagen kann: dieses Bild,
und kein anderes, ist in diesem Augenblick vor der Linse. |
Aber nur im﹖ Film kann man von einem in diesem Moment
gegenwärtigen Bild reden; nicht, wenn man aus dem physikalischen Raum
und seiner Zeit in den Gesichtsraum und seine Zeit
übergeht. |
123
Es ist eben irreführend, zu sagen “das Gedächtnis sagt mir,
daß dies dieselbe Farbe ist
etc.”
Sofern es mir etwas sagt, kann es mich auch täuschen
(d.h. etwas falsches sagen).
Wenn ich die unmittelbar gegebene Vergangenheit beschreibe, so beschreibe ich mein Gedächtnis, und nicht etwas, was dieses Gedächtnis anzeigt. (Wofür dieses Gedächtnis ein Symptom wäre.) |
Und “Gedächtnis” bezeichnet hier – wie früher
“Gesicht” und “Gehör” – auch nicht
ein psychisches Vermögen, sondern einen bestimmten Teil der
logischen Struktur unserer Welt. |
704
Was wir die Zeit im Phänomen (specious present) nennen
können, liegt nicht in der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft)
705 der Geschichte,
ist keine Strecke der Zeit.
Während, was wir unter “Sprache” verstehen, || Während der Vorgang der
“Sprache” in der homogenen
geschichtlichen Zeit abläuft.
(Denke an den Mechanismus zur Beschreibung der unmittelbaren
Wahrnehmung.) |
705
(Von welcher Wichtigkeit ist denn diese Beschreibung des
gegenwärtigen Phänomens, die für uns gleichsam zur fixen Idee
werden kann.
Daß wir darunter leiden, daß
die Beschreibung nicht das beschreiben kann, was beim Lesen der Beschreibung
vor sich geht.
Es scheint, als wäre die Beschäftigung mit dieser Frage geradezu kindisch
und wir in eine Sackgasse hineingeraten.
Und doch ist es eine bedeutungsvolle Sackgasse, denn in
sie lockt es Alle zu gehen; als wäre dort die letzte Lösung der
philosophischen Probleme zu suchen. –
Es ist, als käme man mit dieser Darstellung des gegenwärtigen Phänomens in
einen verzauberten Sumpf, wo alles Erfaßbare
verschwindet.)
Anderseits brauchen wir eine Ausdrucksweise, die Vorgänge || Phänomene des Gesichtsraums getrennt von den Erfahrungen andrer Art darstellt. |
708
(Wir befinden uns mit unserer Sprache (als physischer
Erscheinung) sozusagen nicht im Bereich des projizierten Bildes auf der
Leinwand, sondern im Bereich des Films, der durch die Laterne geht.
Und wenn ich zu dem Vorgang auf der Leinwand Musik machen will,
muß das, was sie hervorruft, sich wieder im Gebiet des
Films abspielen.
Das gesprochene Wort im Sprechfilm, das die Vorgänge auf der Leinwand
begleitet, ist ebenso fliehend﹖ || fließend﹖,
wie diese Vorgänge, und nicht das Gleiche wie der Tonstreifen.
Der Tonstreifen begleitet nicht das Spiel auf der Leinwand.)
|
756
Ein Gedanke über die Darstellbarkeit der unmittelbaren Realität durch die
Sprache: “Der Strom des Lebens, oder der Strom der Welt, fließt dahin, 757 und unsere Sätze werden,
sozusagen, nur in Augenblicken verifiziert.
Unsere Sätze werden nur von der Gegenwart verifiziert. –
Sie müssen also so gemacht sein, daß sie von ihr
verifiziert werden können.
Sie müssen das Zeug haben, um von ihr verifiziert werden zu
können.
Dann haben sie also in irgendeiner
Weise die Kommensurabilität mit der Gegenwart und diese können sie nicht
haben || Dann sind sie also in irgendeiner Weise mit der Gegenwart
kommensurabel und dies können sie nicht sein trotz
ihrer raum-zeitlichen Natur, sondern diese muß
sich zur Kommensurabilität verhalten, wie die Körperlichkeit eines
Maßstabes zu seiner Ausgedehntheit, mit der || mittels der er
mißt.
Im Falle des Maßstabes kann man auch nicht
sagen: ‘Ja, der Maßstab
mißt die Länge, trotz seiner Körperlichkeit;
freilich, ein Maßstab, der nur Länge hätte, wäre das
Ideal, wäre der reine
Maßstab’.
Nein, wenn ein Körper Länge hat, so kann es keine Länge ohne einen Körper
geben – und wenn ich auch verstehe, daß in einem
bestimmten Sinn nur die Länge des Maßstabs
mißt, so bleibt doch, was ich in die
Tasche stecke der Maßstab, – der Körper und nicht
die Länge.” |
763
“Nur die Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks hat
Realität”. –
Soll das heißen, daß ich heute
früh nicht aufgestanden bin?
Oder, daß ein Ereignis, dessen ich mich in diesem
Augenblick nicht erinnere || entsinne,
nicht stattgefunden hat? –
Soll hier ‘gegenwärtige Erfahrung’ im Gegensatz stehen
zu zukünftiger und vergangener Erfahrung?
Oder ist es ein Beiwort, wie das Wort “rational” in
“rationale Zahl”, so daß man die
beiden Wörter auch durch eines ersetzen könnte und das Beiwort
auf eine grammatische Eigentümlichkeit hinweist.
Und was wird in diesem Falle vom Subjekt ausgesagt, wenn ihm
Realität zugesprochen wird?
Betonen wir hier nicht wieder eine grammatische Eigentümlichkeit, in
derselben Weise, wie wenn man sagt || etwa, als wenn man
sagte: “nur die Kardinalzahlen sind
wirkliche Zahlen”.
(Kronecker soll
gesagt haben, nur die Kardinalzahlen seien von
Gott erschaffen, alle anderen seien
Menschenwerk.) –
Heißt es ‘gegenwärtige Erfahrung’
im Gegensatz zu zukünftiger und vergangener, dann meint man mit diesen
Erfahrungen etwa physikalische
Vorgänge;
764 und wenn ich das Bild von
der Laterna magica gebrauche und die zeitlichen Beziehungen in
räumliche übersetze, so ist die gegenwärtige Erfahrung im physikalischen
Sinn das Bild auf dem Filmstreifen, das sich vor dem Objektiv der Laterne
befindet.
(Ich kann nicht sagen: “das sich jetzt vor
dem Objektiv der Laterne befindet”.)
Auf der einen Seite dieses Bildes sind || liegen die vergangenen, auf der andern die
zukünftigen Bilder (die beiden Seiten sind durch Eigentümlichkeiten des
Apparates charakterisiert).
Das Bild auf der Leinwand gehört der Zeit des Filmstreifens nicht an; man
kann von ihm nicht in dem eben beschriebenen Sinne sagen, es sei
gegenwärtig.
(Im Gegensatz wozu?
Das Wort ‘gegenwärtig’, wenn man es hier benützt,
bezeichnet nicht einen Teil eines Raumes im Gegensatz zu andern Teilen,
sondern charakterisiert einen Raum.)
Der Satz, nur die gegenwärtige Erfahrung habe Realität, wäre nun hier der
Satz, daß nur das Bild vor dem Objektiv dem Bild auf
der Leinwand entspricht.
Und das könnte allerdings ein Erfahrungssatz sein und das Gleichnis
läßt uns hier in Stich, wenn wir die Entsprechung
zwischen Film und Leinwand (die Projektionsart) nicht so
festsetzen || festlegen,
daß sich dadurch das Bild auf dem Film, welches dem
Bild auf der Leinwand entspricht, als das Bild vor dem Objektiv der Laterne
ergibt. |
Idealismus |
33
((Ich sehe undeutlich eine Verbindung zwischen dem Problem des
Solipsismus oder Idealismus und dem, der Bezeichnungsweise eines
Satzes.
Wird etwa das Ich in diesen Fällen durch den Satz ersetzt und das
Verhältnis des Ich zur Wirklichkeit durch das Verhältnis von Satz und
Wirklichkeit?)) |
159
Dem, der sagt “aber es steht doch wirklich ein Tisch
hier” muß man antworten:
“Freilich steht ein wirklicher Tisch hier, – im
Gegensatz zu einem nachgemachten”.
Wenn er aber nun weiterginge und sagte: die Vorstellungen seien nur Bilder der Dinge, so müßte ich (ihm) widersprechen und sagen, daß der Vergleich der Vorstellung mit einem Bilde des Körpers gänzlich irreführend sei, da es für ein Bild wesentlich sei, daß es mit seinem Gegenstand verglichen werden kann. |
Wenn aber Einer sagt “die Vorstellungen sind das einzig
Wirkliche”, so muß ich sagen,
daß ich hier das Wort || Prädikat
“wirklich”
160 nicht verstehe und nicht
weiß, was für eine Eigenschaft man damit eigentlich
den Vorstellungen zuspricht und – etwa – den Körpern
abspricht.
Ich kann ja nicht begreifen, wie man mit Sinn – ob wahr oder falsch
– eine Eigenschaft Vorstellungen und physischen Körpern zuschreiben
kann. |
223
(Der Mensch, der in den Spiegel sieht um sich zwinkern zu sehen; und
was er nun wirklich sieht.
Ungeeignete physikalische Theorien.) |
80
(Zeitdauer eines Tones und Zeitdauer einer
akustischen Schwingung.)
Kugel Scheinhypothesen, die sich
nicht bestätigen lassen. |
272
Das Wahre am Idealismus ist eigentlich, daß der Sinn
des Satzes aus seiner Verifikation ganz
hervorgeht. |
Wenn der Idealismus sagt, der Baum sei nur meine Vorstellung, so ist ihm
vorzuhalten, daß der Ausdruck “dieser
Baum” nicht dieselbe Bedeutung hat wie “meine Vorstellung
von diesem Baum”.
Sagt der Idealismus, meine Vorstellung allein existiert (hat
Realität) nicht der Baum, so mißbraucht er das Wort
“existieren” oder “Realität
haben”.
1.) Du scheinst ja hier zu sagen, daß die Vorstellung eine Eigenschaft hat, die der Baum nicht hat. Aber wie weißt Du das? Hast Du alle Vorstellungen und Bäume daraufhin untersucht. Oder ist das ein Satz a priori, dann soll er in eine grammatische Regel gefaßt werden, die sagt, daß man von der Vorstellung etwas Bestimmtes mit Sinn aussagen darf, nicht aber vom Baum. 2.) Was soll es aber heißen von einer Vorstellung Realität auszusagen? Dem Sprachgebrauch || Gebrauch entsprechend höchstens || nur, daß diese Vorstellung vorhanden ist. In anderm Sinne – freilich – sagen wir aber auch von einem Baum aus, er existiere (habe Realität) im Gegensatz zu dem Fall etwa, daß er bereits umgehauen ist. Und es bleibt nur übrig, daß das Wort “Baum” in der Bedeutung, in der man sagen kann “der Baum wird umgehauen und verbrannt” einer anderen grammatischen Kategorie angehört, als der Ausdruck “meine Vorstellung vom Baum”, etwa im Satz: “Meine Vorstellung vom Baum wird immer undeutlicher”. Sagt aber der Realismus, die Vorstellungen seien doch “nur die subjektiven Bilder || Abbilder der Dinge”, so ist zu sagen, daß dem eine falsche Analogie || ein falscher Vergleich zwischen der Vorstellung von einem Ding und dem Bild des Dinges zu Grunde liegt. Und zwar einfach, weil es wohl möglich ist, ein Ding zu sehen und sein Bild (etwa nebeneinander), aber nicht ein Ding und die Vorstellung davon. Es handelt sich um die Grammatik des Wortes ‘Vorstellung’ im Gegensatz zur Grammatik der ‘Dinge’. |
472
Idealismus∣ Es könnte sich eine seltsame Analogie daraus ergeben, daß das Okular auch des riesigsten Fernrohrs nicht größer sein darf || nicht größer ist, als unser Auge.) ∣ |
764
Wer den Satz, nur die gegenwärtige Erfahrung sei real, bestreiten will
(was ebenso falsch ist, wie ihn zu behaupten), wird etwa fragen,
ob denn ein Satz wie “Julius Cäsar ging über die Alpen” nur den gegenwärtigen
Geisteszustand desjenigen beschreibt, der sich mit
dieser Sache beschäftigt.
Und die Antwort ist natürlich: Nein! er beschreibt ein
Ereignis, das, wie wir glauben, vor ca. 2000 Jahren
stattgefunden hat.
Wenn nämlich das Wort “beschreibt” so
aufgefaßt wird, wie in dem Satz “der Satz
‘ich schreibe’ beschreibt, was ich gegenwärtig
tue”.
Der Name Julius Cäsar
765 bezeichnet eine
Person. –
Aber was sagt denn das alles?
Ich scheine mich ja um die eigentliche philosophische Antwort drücken zu
wollen! –
Aber Sätze, die von Personen handeln, d.h.
Personennamen enthalten, können eben auf sehr verschiedene Weise verifiziert
werden. –
Fragen wir uns nur, warum wir den Satz glauben. –
Daß es
(z.B.) denkbar ist, die
Leiche Cäsars noch zu finden,
hängt unmittelbar mit dem Sinn des Satzes über Julius
Cäsar zusammen.
Aber auch, daß es denkbar || möglich ist, eine Schrift zu finden, aus der
hervorgeht, daß so ein Mann nie gelebt hat und seine
Existenz zu bestimmten Zwecken erdichtet worden ist || sei.
Diese || Solche Möglichkeiten
gibt es (aber) für einen Satz:
“ich sehe einen roten Fleck über einen grünen dahinziehen”
nicht; und das ist es, was wir damit meinen, wenn
wir sagen, daß dieser Satz in unmittelbarerer Art Sinn hat, als || dieser Satz habe in unmittelbarer Art Sinn, als || .
Und das meinen wir, wenn wir sagen, dieser Satz habe in unmittelbarer
Art Sinn, als jener || der über Julius
Cäsar. |
“Schmerzen haben” |
138'
Zur Erklärung des Satzes “er hat Zahnschmerzen” sagt man
etwa: “ganz einfach, ich
weiß, was es heißt, daß
ich Zahnschmerzen habe, und wenn ich
sage daß er Zahnschmerzen hat so meine ich,
daß er jetzt das hat, was ich damals
hatte”.
Aber was bedeutet “er” und was bedeutet
“Zahnschmerzen”
haben”.
Ist das eine Relation, die die Zahnschmerzen damals zu mir hatten und
jetzt zu ihm.
Dann wäre ich mir also jetzt auch der Zahnschmerzen bewußt, und dessen
daß er sie jetzt hat, wie ich eine Geldbörse jetzt in
seiner Hand sehen kann, die ich früher in meiner gesehen habe.
Hat es einen Sinn zu sagen “ich habe Schmerzen, ich merke sie aber nicht”? Denn in diesem Satz könnte ich dann allerdings statt “ich habe” “er hat” einsetzen. Und umgekehrt, wenn die Sätze “er hat Schmerzen” und “ich habe Schmerzen” auf der gleichen logischen Stufe stehen, so muß ich im Satz “er hat Schmerzen, die ich nicht fühle” statt “er hat” “ich habe” setzen können. – Ich könnte auch so sagen: Nur insofern ich Schmerzen haben kann, die ich nicht fühle, kann er Schmerzen haben die ich nicht fühle. Es könnte dann noch immer der Fall sein, daß ich tatsächlich die Schmerzen die ich habe immer fühle, aber es muß Sinn haben, das zu verneinen. |
138'
Der Begriff der Zahnschmerzen als eines Gefühlsdatums ist allerdings auf
den Zahn des Anderen ebenso anwendbar, wie auf den meinen, aber nur in dem
Sinne, in dem es ganz wohl möglich wäre, in dem Zahn ¤ eines
andern Menschen Mund Schmerzen zu haben. || empfinden.
Im Einklang mit der gegenwärtigen Ausdrucksweise würde man aber diese
Tatsache nicht durch die Worte “ich fühle seinen
Zahnschmerz” ausdrücken, sondern durch “ich habe in seinem
Zahn Schmerzen”. ‒ ‒ ‒
¤ Man kann nun sagen:
Freilich hast Du nicht seinen Zahnschmerz, denn es ist auch dann sehr
wohl möglich, daß er sagt “ich fühle in
diesem Zahn nichts”.
Und sollte ich in diesem Fall sagen “du lügst, ich fühle, wie
Dein Zahn schmerzt”? |
167'
Wenn ich jemand, der Zahnschmerzen hat, bemitleide, so setze ich mich in
Gedanken an seine Stelle.
Aber ich setze mich an seine Stelle. |
Die Frage ist, ob es Sinn hat zu sagen: “Nur
A kann den Satz
‘ A hat
Schmerzen’ verifizieren, ich nicht”.
Wie aber wäre es, wenn dieser Satz falsch wäre, wenn ich
also den Satz verifizieren könnte, kann es etwas anderes heißen, als
daß dann ich Schmerzen fühlen
müßte!
Aber wäre das eine Verifikation?
Vergessen wir nicht: es ist Unsinn, zu sagen, ich
müßte meine oder
seine Schmerzen fühlen.
Man könnte auch so fragen: Was in meiner Erfahrung rechtfertigt das “meine” in “ich fühle meine Schmerzen”. Wo ist die Multiplizität des Gefühls, die dieses Wort rechtfertigt, und es kann nur dann gerechtfertigt sein, wenn an seine Stelle auch ein anderes Wort treten kann. |
“Ich habe Schmerzen” ist, im Falle ich den Satz
gebrauche, ein Zeichen ganz anderer Art, als es für mich im Munde eines
Anderen ist; und zwar darum, weil es im Munde eines Anderen für mich so
lange sinnlos ist, als ich nicht weiß, welcher Mund es
ausgesprochen hat.
Das Satzzeichen besteht in diesem Falle nicht im Laut allein, sondern in
der Tatsache, daß dieser Mund den Laut
hervorbringt.
Während im Falle ich es sage, oder denke, das Zeichen der Laut allein
ist. |
Angenommen, ich hätte stechende Schmerzen im rechten Knie und bei jedem
Stich zuckt mein rechtes Bein.
Zugleich sehe ich einen anderen Menschen, dessen Bein in gleicher Weise
zuckt und der über stechende Schmerzen klagt; und zu gleicher Zeit fängt
mein linkes Bein ebenso an zu zucken, obwohl ich im linken Knie keine
Schmerzen fühle.
Nun sage ich: mein Gegenüber hat offenbar in
seinem Knie dieselben Schmerzen, wie ich in meinem rechten Knie.
Wie ist es aber mit meinem linken Knie, ist es nicht in genau dem gleichen
Fall, wie das Knie des Anderen? |
Wenn ich sage “ A
hat Zahnschmerzen”, so gebrauche ich die Vorstellung des
Schmerzgefühls in der selben Weise, wie etwa den Begriff des Fließens, wenn
ich vom Fließen des elektrischen Stromes rede. |
Ich sammle gleichsam sinnvolle Sätze über Zahnschmerzen, das ist der
charakteristische Vorgang einer grammatischen Untersuchung.
Ich sammle nicht wahre, sondern sinnvolle Sätze und darum ist diese
Betrachtung keine psychologische.
(Man möchte sie oft eine Metapsychologie nennen.)
|
Man könnte sagen: Die Philosophie sammle fortwährend ein
Material von Sätzen, ohne sich um ihre Wahr- oder
Falschheit zu kümmern; nur im Falle der Logik und Mathematik hat sie es nur
mit den “wahren” Sätzen zu tun. |
Die Erfahrung des Zahnschmerzgefühls ist nicht die,
daß eine Person Ich etwas hat. |
In den Schmerzen unterscheide ich eine Intensität, einen Ort,
etc., aber keinen Besitzer.
Wie wären etwa Schmerzen, die gerade niemand hat? Schmerzen, die gerade niemandem gehören? |
Die Schmerzen werden als etwas dargestellt, das
man wahrnehmen kann, im Sinne,
in
168' dem man eine
Zündholzschachtel wahrnimmt. –
Das Unangenehme sind dann freilich nicht die Schmerzen, sondern nur das
Wahrnehmen der Schmerzen. |
Wenn ich einen Anderen bedauere, weil er Schmerzen hat, so
stelle ich mir wohl die Schmerzen vor, aber ich stelle mir vor,
daß ich sie habe. |
Soll ich mir auch die Schmerzen eines auf dem Tisch liegenden Zahnes
denken können, oder die Schmerzen eines Teetopfs?
Soll man etwa sagen: es
ist nur nicht wahr, daß der Teetopf Schmerzen hat,
aber ich kann es mir denken?! |
Die beiden Hypothesen, daß die Anderen Schmerzen
haben, und die, daß sie keine haben, und sich
nur so benehmen wie ich, wenn ich welche habe, müssen ihrem Sinne nach
identisch sein, wenn alle mögliche Erfahrung, die die eine
bestätigt, auch die andere bestätigt.
Wenn also keine Entscheidung zwischen beiden durch die Erfahrung denkbar
ist. |
Zu sagen, daß die Anderen keine Schmerzen haben,
setzt aber voraus, daß es Sinn hat zu sagen,
daß sie Schmerzen haben.
Ich glaube, es ist klar, daß man in demselben Sinne sagt, daß andere Menschen Schmerzen haben, in welchem man sagt, daß ein Stuhl keine hat. |
Wie wäre es, wenn ich zwei Körper hätte, d.h. wenn
mein Körper aus zwei getrennten Leibern bestünde?
Hier sieht man – glaube ich – wieder, wie das Ich nicht auf der selben Stufe mit den Andern steht, denn wenn die Andern je zwei Körper hätten, so könnte ich es nicht erkennen. Kann ich mir denn die Erfahrung mit zwei Leibern denken? Die Gesichtserfahrung gewiß nicht. |
Das Phänomen des Schmerzgefühls in einem Zahn, welches ich kenne, ist in
der Ausdrucksweise der gewöhnlichen Sprache dargestellt durch
“ich habe in dem und dem Zahn
Schmerzen”.
Nicht durch einen Ausdruck von der Art “an diesem Ort ist ein
Schmerzgefühl”.
Das ganze Feld dieser Erfahrung wird in dieser Sprache durch
Ausdrücke von der Form “ich habe …”
beschrieben.
Die Sätze von der Form “N hat Zahnschmerzen”
sind für ein ganz anderes Feld reserviert.
Wir können daher nicht überrascht sein, wenn in den Sätzen
“N hat Zahnschmerzen” nichts mehr auf jene Art
mit der Erfahrung Zusammenhängendes gefunden wird. |
121
Wenn man sagt, die Sinnesdaten seien “privat”, niemand
anderer könne meine Sinnesdaten sehen, hören, fühlen, und meint damit nicht
eine Tatsache unserer Erfahrung, so müßte das ein
philosophischer Satz sein; Das gibt es
aber nicht, und was gemeint ist, drückt sich darin aus,
daß eine Person in die Beschreibung von Sinnesdaten
nicht eintritt. |
Denn, kann ein Anderer meine Zahnschmerzen nicht haben, so
kann ich sie – in diesem Sinne – auch nicht
haben. |
In dem Sinne, in welchem es nicht erlaubt ist zu sagen, der Andere habe
diese Schmerzen, ist es auch nicht erlaubt zu sagen, ich habe || hätte sie. |
Was wesentlich privat ist, oder scheint, hat keinen Besitzer.
|
Was soll, es heißen: er hat
diese Schmerzen? außer, er hat
solche Schmerzen: d.h., von
solcher Stärke, Art, etc..
Aber nur in dem Sinn kann auch ich “diese
Schmerzen” haben. |
122
Das heißt, die
Subjekt-Objektform || Subjekt-Objekt Form ist darauf nicht anwendbar.
Die Subjekt-Objekt Form bezieht sich auf den Leib und die Dinge um ihn, die auf ihn wirken. |
122
In der nicht-hypothetischen Beschreibung des Gesehenen,
Gehörten – diese Wörter bezeichnen hier grammatische Formen
– tritt das Ich nicht auf, es ist hier von Subjekt und Objekt
nicht die Rede. |
153
Der Solipsismus könnte durch die Tatsache widerlegt werden,
daß das Wort “ich” in der Grammatik
keine zentrale Stellung hat, sondern ein Wort ist, wie jedes andre
Wort. |
153
Wie im Gesichtsraum, so gibt es in der Sprache kein
metaphysisches Subjekt. |
482
∣ Die Schwierigkeit, die uns das Sprechen über den Gesichtsraum ohne
Subjekt macht und über “meine und seine
Zahnschmerzen”, ist die, die Sprache einzurenken,
daß sie richtig in den Tatsachen sitzt. ∣
|
752
Behaviourism.
“Mir scheint, ich bin traurig, ich lasse den Kopf so
hängen”.
Warum hat man kein Mitleid, wenn eine Tür ungeölt ist und beim Auf- und Zumachen schreit? Haben wir mit dem Andern, der sich benimmt, wie wir, wenn wir Schmerzen haben, Mitleid, – auf philosophische Erwägungen hin, die zu dem Ergebnis geführt haben, daß er leidet, wie wir? Ebensogut können uns die Physiker damit Furcht einflößen, daß sie uns versichern, der Fußboden sei gar nicht kompakt, wie er scheine, sondern bestehe aus losen 753 Partikeln, die regellos
herumschwirren.
“Aber wir hätten doch mit dem Andern nicht Mitleid, wenn wir
wüßten, daß er nur eine Puppe
ist, oder seine Schmerzen bloß
heuchelt.”
Freilich, – aber wir haben auch ganz bestimmte Kriterien dafür,
daß etwas eine Puppe ist, oder
daß Einer seine Schmerzen heuchelt und diese Kriterien
stehen eben im Gegensatz zu denen, die wir Kriterien dafür nennen,
daß etwas keine Puppe (sondern etwa ein Mensch)
ist und seine Schmerzen nicht heuchelt (sondern wirklich Schmerzen
hat). |
753
Hat es Sinn zu sagen, zwei Menschen hätten denselben Körper?
Welches wären die Erfahrungen, die wir mit diesem Satz
beschrieben?
Daß ich darauf käme, daß das,
was ich meine Hand nenne, und bewege, an dem Körper eines Andern sitzt, ist
natürlich denkbar, denn
ich
754 sehe, während ich jetzt
schreibe, die Verbindung meiner Hand mit meinem übrigen Körper
nicht.
Und ich könnte wohl darauf kommen, daß sich die
frühere Verbindung gelöst hat und also auch, daß meine
Hand jetzt an dem Arm eines Andern sitzt. |
755
Von Sinnesdaten in dem Sinne dieses Worts, in dem es undenkbar ist,
daß der Andere sie hat, kann man eben aus diesem
Grunde auch nicht sagen, daß der Andere sie nicht
hat.
Und eben darum ist es auch sinnlos zu sagen, daß
ich, im Gegensatz zum Andern, sie habe. –
Wenn man sagt “seine Zahnschmerzen kann ich nicht
fühlen”, meint man damit, daß man die
Zahnschmerzen des Andern bis jetzt nie gefühlt hat?
Wie unterscheiden sich seine Zahnschmerzen von den
meinen?
Wenn das Wort “Schmerzen” in den Sätzen “ich
habe Schmerzen” und “er hat Schmerzen” die
gleiche Bedeutung hat, ◇◇◇ – was heißt es
dann zu sagen, daß er nicht dieselben Schmerzen haben
kann, wie ich?
Wie können sich denn verschiedene Schmerzen voneinander
unterscheiden?
Durch Stärke, durch den Charakter des Schmerzes (stechend, bohrend,
etc.) und durch die Lokalisation im Körper.
Wenn nun aber diese Charakteristika bei beiden dieselben
sind? –
Wenn man aber einwendet, ihr Unterschied, || , der
Unterschied der Schmerzen sei eben der,
daß in einem Falle ich sie habe, im andern Fall
er! – dann ist also die besitzende Person eine Charakteristik
der Schmerzen selbst.
Aber was ist dann mit dem Satz “ich habe Schmerzen” oder
“er hat Schmerzen” ausgesagt? –
Wenn das Wort “Schmerzen” in beiden Fällen die gleiche
Bedeutung hat, dann muß man die Schmerzen der Beiden
miteinander vergleichen können; und wenn sie in Stärke etc.
etc. miteinander übereinstimmen, so sind
sie
756 die gleichen; wie zwei
Anzüge die gleiche Farbe besitzen, wenn sie in Bezug auf
Helligkeit, Sättigung, etc. miteinander
übereinstimmen.
Wenn man fragt “ist es denkbar, daß ein Mensch die Schmerzen des Andern fühlt?” so schweben einem dabei die Schmerzen (etwa Zahnschmerzen) des Andern gleichsam als ein Körper, ein Volumen, vor im Mund des Andern und die Frage scheint zu fragen, ob wir an diesem Schmerzvolumen teilhaben können. Etwa dadurch, daß sich unser beider Wangen durchdrängen. Aber auch das scheint dann nicht zu genügen und wir müßten ganz mit ihm zusammenfallen || und wir müßten uns ganz mit ihm decken. |
765
1.) “Ich habe Schmerzen”“N hat Schmerzen” dagegen 2.) “Ich habe graue Haare” “N hat graue Haare” Die verschiedenen philosophischen Schwierigkeiten und Konfusionen in Verbindung mit dem ersten Beispiel lassen sich zum größten Teil auf die Verwechslung der Grammatik der Fälle 1) und 2) zurückführen. Es hat Sinn zu sagen: “ich sehe seine Haare, aber nicht die meinen”, oder “ich sehe meine Hände täglich, aber nicht die seinen” und dieser Satz ist analog dem: “ich sehe meine Wohnung täglich, aber nicht die seine”. – Dagegen ist es Unsinn: “ich fühle meine Schmerzen, aber nicht die seinen”. Die Ausdrucksweise unserer Sprache in den beiden Fällen 1) und 2) ist natürlich nicht ‘falsch’, aber sie ist irreführend. “Eine herrenlose Wohnung” … |
770
Und nun haben wir zwar eine neue Ausdrucksweise, sie ist aber
nicht mehr asymmetrisch.
Sie bevorzugt nicht einen Körper, einen Menschen zum
Nachteil des andern, ist also nicht
solipsistisch. –
So ist alles || alle Erfahrung ohne
Ansehen der Person verteilt.
Aber wir teilen anders.
Es werden die Dinge in unsrer Betrachtungsweise anders
zusammengefaßt.
Wie wenn man einmal die Zeit zum Raum rechnet und einmal nicht, oder wie
wenn man einen Wald als Holzblock mit Löchern ansähe.
Oder die Bahn des Mondes um die Sonne einmal als
Kreisbahn um die Erde, die sich verschiebt;, – ein andermal als
Wellenlinie, die um die Sonne läuft.
(Wäre die Erde etwa nicht sichtbar, so könnte es eine merkwürdige neue
Betrachtungsweise sein, die Wellenbewegung des Mondes um die Sonne als
Kreisbahn um einen kreisenden Körper || um ein kreisendes
Zentrum aufzufassen.)
Man könnte auf diese Weise gewisse Vorurteile zerstören, die auf die
besondere uns geläufige Betrachtungsart aufgebaut wären. –
Sehr klar wird der Charakter der anderen Betrachtungsweise, wenn man an
die analoge Verschiebung || Veränderung
der Grenzen durch die Einführung des Begriffs der Gedächtniszeit
denkt.
Es ist ganz ähnlich der veränderten Betrachtung der Mondbewegung.
Eine Grenze, die früher mit anderen in der Zeichnung
zusammenlief, wird plötzlich stark ausgezogen und
hervorgehoben. ‒ ‒ ‒ |
Gedächtniszeit |
119'
“Ist die Zeit, in der die Erlebnisse des
Gesichtsraums vor sich gehen, ohne Tonerlebnisse denkbar?
Es scheint, ja.
Und doch, wie seltsam, daß etwas eine Form sollte
haben können, die auch ohne eben diesen Inhalt denkbar
wäre.
Oder lernt der, dem das Gehör
120' geschenkt würde, damit auch eine neue Zeit
kennen?” Die hergebrachten Fragen taugen zur logischen Untersuchung der Phänomene nicht. Diese schaffen sich ihre eigenen Fragen, oder vielmehr, geben ihre eigenen Antworten. Die Zeit ist ja nicht ein Zeitraum sondern eine Ordnung! |
121'
Vielleicht beruht diese ganze Schwierigkeit auf der
Übertragung des Zeitbegriffs der physikalischen Zeit,
auf dem Verlauf der unmittelbaren Erlebnisse.
Es ist eine Verwechslung der Zeit des Filmstreifens mit der Zeit des
projizierten Bildes.
Denn “die Zeit” hat eine andere Bedeutung, wenn wir das
Gedächtnis als die Quelle der Zeit auffassen und wenn wir es als ein
aufbewahrtes Bild des vergangenen Ereignisses auffassen. Wenn wir das Gedächtnis als ein Bild auffassen, dann ist es ein Bild eines physikalischen Ereignisses. Das Bild verblaßt und ich merke sein Verblassen, wenn ich es mit andern Zeugnissen des Vergangenen vergleiche. Hier ist das Gedächtnis nicht die Quelle der Zeit, sondern mehr oder weniger gute Aufbewahrerin dessen, was “wirklich” gewesen ist, und dieses war eben etwas, wovon wir auch andere Kunde haben können, ein physikalisches Ereignis.¤ – Ganz anders ist es, wenn wir nun das Gedächtnis als Quelle der Zeit betrachten. Es ist hier kein Bild und kann auch nicht verblassen – in dem Sinne, wie ein Bild verblaßt, sodaß es seinen Gegenstand immer weniger getreu darstellt. Beide Ausdrucksweisen sind in Ordnung und gleichberechtigt, aber nicht miteinander vermischbar. Es ist ja klar, daß die Ausdrucksweise vom Gedächtnis als einem Bild, nur ein Bild ist; genau so, wie die Ausdrucksweise, die die Vorstellungen “Bilder der Gegenstände in unserem Geiste” (oder dergleichen) nennt. Was ein Bild ist, das wissen wir, aber die Vorstellungen sind doch gar keine Bilder, denn sonst kann ich das Bild sehen und den Gegenstand, dessen Bild es ist, aber hier ist es offenbar ganz anders. Wir haben eben ein Gleichnis gebraucht und nun tyrannisiert uns das Gleichnis. In der Sprache dieses Gleichnisses kann ich mich nicht außerhalb des Gleichnisses bewegen. Es muß zu Unsinn führen, wenn man mit der Sprache dieses Gleichnis über das Gedächtnis als Quelle unserer Erkenntnis, als Verifikation unserer Sätze, reden will. Man kann von gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Ereignissen in der physikalischen Welt reden, aber nicht von gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Vorstellungen, wenn man als Vorstellung nicht doch wieder eine Art physikalischen Gegenstand (etwa jetzt ein physikalisches Bild, statt des Körpers) bezeichnet; sondern gerade eben das gegenwärtige. Man kann also den Zeitbegriff, d.h. die Regeln der Syntax, wie sie von den physikalischen Substantiven gelten, nicht in der Welt der Vorstellung anwenden, d.h. nicht dort, wo man sich einer radikal anderen Ausdrucksweise bedient. |
160
Das Gleichnis vom Fluß || Fließen der Zeit ist
natürlich irreführend und muß uns, wenn wir daran
festhalten, in Verlegenheiten führen || landen. |
516
Was Eddington über ‘die Richtung der Zeit’ und
den
517
Entropiesatz sagt, läuft darauf hinaus,
daß die Zeit ihre Richtung umkehren würde, wenn die
Menschen eines Tages anfingen rückwärts zu gehen.
Wenn man will, kann man das freilich so nennen: man
muß dann nur darüber klar sein,
daß man damit nichts anderes sagt, als
daß die Menschen ihre Gehrichtung geändert
haben. |
532
Die meisten Rätsel, die uns das Wesen der Zeit aufzugeben scheint, kann
man durch die Betrachtung einer Analogie verstehen, die in einer oder der
andern Form den verschiedenen falschen Auffassungen zu Grunde liegt:
Es ist der Vorgang, im Projektionsapparat, durch welchen der
Film läuft: einerseits, und auf der Leinwand anderseits.
Wenn man sagt, die Zukunft sei bereits präformiert, so heißt das offenbar: die Bilder des Filmstreifens, welche den zukünftigen Vorgängen auf der Leinwand entsprechen, sind bereits vorhanden. Aber für das, was ich in einer Stunde tun werde, gibt es ja keine solchen Bilder, und wenn es sie gibt, so dürfen wir wieder nicht die Bilder auf dem Zukunftsteil des Filmstreifens mit den zukünftigen Ereignissen auf der Leinwand verwechseln. Nur von jenen können wir sagen, daß sie präformiert sind, d.h. jetzt schon existieren. Und bedenken wir, daß der Zusammenhang der Ereignisse auf der Leinwand mit dem, was die Filmbilder zeigen ein empirischer ist; wir können aus ihnen kein Ereignis auf der Leinwand prophezeien, sondern nur hypothetisch vorhersagen. Auch – und hier liegt eine andere Quelle des Mißverständnisses – können wir nicht sagen “es ist jetzt der Fall, daß dieses Ereignis in einer Stunde eintreten wird” oder “es ist um 5 Uhr der Fall, daß ich um 7 Uhr spazierengehen werde.” |
535
““Wenn die Erinnerung kein Sehen in die Vergangenheit
ist, wie wissen wir dann überhaupt, daß sie mit
Beziehung auf die Vergangenheit zu deuten ist?
Wir könnten uns dann einer Begebenheit erinnern und zweifeln, ob wir in
unserm Erinnerungsbild ein Bild der Vergangenheit oder der Zukunft
haben.
Ich kann natürlich sagen: ich sehe nicht die Vergangenheit, sondern nur ein Bild der Vergangenheit. Aber woher weiß ich, daß es ein Bild der Vergangenheit ist, wenn dies nicht im Wesen des Erinnerungsbildes liegt. Haben wir etwa durch die Erfahrung gelernt, diese Bilder als Bilder der Vergangenheit zu deuten? Aber was hieße hier überhaupt “Vergangenheit”?”” Die Daten unseres Gedächtnisses sind geordnet; diese Ordnung nennen wir Gedächtniszeit, im Gegensatz zur physikalischen Zeit, der Ordnung der Ereignisse in der physikalischen Welt. Gegen den Ausdruck “Sehen in die Vergangenheit” sträubt sich unser Gefühl mit Recht; denn es ﹖– gibt uns ein Bild davon –﹖ || denn es ruft das Bild hervor, daß Einer einen Vorgang in der physikalischen Welt sieht, der jetzt gar nicht geschieht, sondern schon vorüber ist. Und die Vorgänge, welche wir “Vorgänge in der physikalischen 536 Welt”, und die,
welche wir “Vorgänge in unserer Erinnerung” nennen, sind
einander wirklich nur zugeordnet.
Denn wir reden von einem Fehlerinnern und das Gedächtnis ist nur
eines von den Kriterien dafür, daß etwas
in der physikalischen Welt geschehen ist. |
Die Erinnerungszeit unterscheidet sich unter anderem dadurch von der
physikalischen, daß sie ein Halbstrahl ist, dessen
Endpunkt || Anfangspunkt die Gegenwart
ist.
Der Unterschied zwischen Erinnerungszeit und physikalischer Zeit ist
natürlich ein logischer.
D.h., || : die beiden
Ordnungen könnten sehr wohl mit ganz verschiedenen Namen bezeichnet werden
und man nennt sie nur beide “Zeit”, weil eine gewisse
grammatische Verwandtschaft besteht, ganz wie zwischen
Kardinal- und Rationalzahlen; Gesichtsraum, Tastraum
und physikalischen Raum; Farbtönen und Klangfarben, etc.,
etc.. |
708
Gedächtniszeit.
Sie ist (wie der Gesichtsraum) nicht ein Teil der
großen Zeit, sondern die spezifische Ordnung
der Ereignisse oder Situationen im Gedächtnis || in der
Erinnerung.
In dieser Zeit gibt es z.B. keine Zukunft.
Gesichtsraum und physikalischer Raum, Gedächtniszeit und
physikalische Zeit, verhalten sich zueinander nicht wie ein Stück der
Kardinalzahlenreihe zum Gesetz dieser Reihe (“der || zur ganzen Zahlenreihe”), sondern, wie das System
der Kardinalzahlen zu dem, der rationalen Zahlen.
Und dieses Verhältnis erklärt auch den Sinn der Meinung,
daß der eine Raum den andern
einschließt, enthält. |
733
Messung des Raumes und des räumlichen Gegenstandes.
Das Seltsame am leeren Raum und an der leeren Zeit.
Die Zeit (und der Raum) ein ätherischer Stoff.
Von Substantiven verleitet, glauben wir an eine Substanz || … verleitet, nehmen wir eine Substanz
an.
﹖Ja, wenn wir der Sprache die Zügel überlassen und nicht
dem Leben, dann entstehen die philosophischen Probleme.
“Was ist die Zeit?” – schon in der Frage liegt der Irrtum: als wäre die Frage: woraus, aus welchem Stoff, ist die Zeit gemacht. Wie man etwa sagt, woraus ist dieses feine Kleid gemacht. |
734
Die alles gleichmachende Gewalt der Sprache, die sich am krassesten im
Wörterbuch zeigt, und die es möglich macht, daß die
Zeit personifiziert werden konnte; was nicht weniger
merkwürdig ist, als es wäre, wenn wir Gottheiten der logischen Konstanten
hätten. |
“Hier” & “Jetzt”
|
8
In gewissem Sinne ist die Bedeutung der Wörter “hier”,
“jetzt” (etc.) die einzige, die ich
nicht von vornherein festlegen kann.
Aber das ist natürlich irreführend ausgedrückt: Die
Bedeutung ist festzulegen und festgelegt, wenn die Regeln
bezüglich dieser Worte festgelegt sind, und das kann geschehen, ehe
die || sie in einem bestimmten Fall angewandt werden;
denn wozu auch sonst ein Wort in verschiedenen Fällen
gebrauchen. |
Die Wörter “hier”, “jetzt”,
etc. bezeichnen den Ursprung || Anfangspunkt eines Koordinatensystems:
¤Wie der Buchstabe
“ O”, aber
sie beschreiben nicht seine Lage gegenüber den﹖
Gegenständen im Raum. || … sie stehen nicht für
Beschreibungen der Lage des Punktes
O im Verhältnis zu räumlichen Gegenständen. Sie
stehen nicht für die Beschreibung einer räumlichen
Situation. |
18
Unterschied zwischen Sage und Märchen, Märchen (und andere
Dichtungen) vom Jetzt und Hier abgeschnitten. |
Es ist aber ein wichtiger Satz in der Grammatik des Wortes
“hier”, daß es keinen Sinn hat,
“hier” zu schreiben, wo eine Ortsangabe stehen soll;
daß ich also auf einen Gegenstand kein Täfelchen
befestigen soll, mit der Aufschrift “Dieser Gegenstand ist
immer nur hier zu benützen”. |
Ich kann natürlich in Bezug auf die Wörter “jetzt” und
“hier” etc. nur tun, was ich sonst tue,
nämlich ihren Gebrauch beschreiben.
Und || Aber diese Beschreibung
muß allgemein sein, d.h. im
Vorhinein, vor jedem Gebrauch.
|
18
Hier und Jetzt sind geometrische Begriffe, wie etwa der Mittelpunkt
meines Gesichtsfeldes. |
Hier und Jetzt haben nicht eine größere
Multiplizität, als sie zu haben scheinen.
Das anzunehmen ist die große Gefahr.
Ersetze sie, durch welchen Ausdruck Du willst, immer ist es nur
ein Wort – und daher eins so gut wie das andere.
|
65
Das, was “particular” ist, ist das
Ereignis.
Das Ereignis, das durch die Worte beschrieben wird, “heute hat es
geregnet” und am nächsten Tag durch “gestern hat es
geregnet”. |
64
Was ist denn die “gegenwärtige Situation”?
Nun, daß das und das der Fall ist.
Nicht: “daß das und das
jetzt der Fall ist”. |
“Jetzt” ist ein Wort.
Wozu brauche ich dieses Wort?
‘Jetzt’ – im Gegensatz wozu? –
Im Gegensatz zu ‘in einer Stunde’, ‘vor 5
Minuten’, etc. etc. “Jetzt” bezeichnet kein System, sondern gehört zu einem System. Es wirkt nicht magisch; wie auch sonst kein Wort. |
65
Wenn die Sprache sich mit dem Gelde vergleichen
läßt, an dem an und für sich nichts liegt, sondern das
nur indirekt von Bedeutung ist, weil man damit || mit ihm
Gegenstände kaufen kann, die für uns Bedeutung haben; so kann man
sagen || so möchte man vielleicht sagen,
daß hier beim Gebrauch der Wörter
“ich”, “hier”,
“jetzt” etc. der Tauschhandel in den
Geldhandel eintritt.
(﹖) |
370
Wenn ich sage “ich gehe jetzt dorthin”, so kommt in dem
Symbol manches vor, was in dem Zeichen allein nicht liegt.
Der Satz, wenn ich ihn etwa von unbekannter Hand
geschrieben, irgendwo vorfinde, sagt garnichts;
das Wort “ich”, das Wort “jetzt” und
“dorthin” sind allein ohne die Gegenwart der sprechenden
Person, der gegenwärtigen Situation und der im Raum gezeigten Richtung
bedeutungslos. |
“Jetzt”, “früher”,
“hier”, “dort”, “ich”,
“Du”, “dieses”, sind solche Wörter zur
Anknüpfung an die Wirklichkeit.
“Aber die Wirklichkeit, die solcherart zum Symbol gehört, fällt unter die Herrschaft der Grammatik”. |
370
Nun könnte man fragen: Gehört die Windrose noch zum
Plan?
Oder vielmehr; gehört die Regel, nach der die Windrose angewandt wird,
noch zum Plan?
Und es ist klar, daß ich diese Regel durch eine
andere Orientierungsregel ersetzen kann, in der von der Windrose nicht die
Rede
371 ist, sondern statt dessen
etwa von einem Weg auf dem Plan und was ihm in der Gegend
entspricht. |
Wenn (in einem Satz “ich will, daß Du
dorthin gehst”) der Sprechende, der Angesprochene und der Pfeil
der die Richtung weist, zum Symbolismus gehören, so spielen sie in ihm
jedenfalls eine ganz andere Rolle, als die Wörter. |
Wenn aber die Grammatik den ganzen Symbolismus umfassen soll, wie zeigt
sich in ihr die Ergänzungsbedürftigkeit der Wörter
“ich”, “Du”,
“dieses”, etc. durch Gegenstände der
Realität? |
Denn, daß jener Satz ohne eine solche Ergänzung nichts sagt, muß die Grammatik sagen. Wenn sie das vollständige Geschäftsbuch der Sprache sein soll (wie ich es meine). |
Ich will immer zeigen, daß alles was in || an der Logik “business” ist, in der
Grammatik gesagt werden muß.
Wie etwa der Fortgang eines Geschäftes aus den Geschäftsbüchern muß vollständig || vollständig muß herausgelesen werden können –﹖. Sodaß man, auf die Geschäftsbücher deutend, muß sagen können: Hier! hier muß sich alles zeigen; und was sich hier nicht zeigt, gilt nicht. Denn am Ende muß sich hier alles Wesentliche abspielen. Alles wirklich Geschäftliche – heißt das – muß sich in der Grammatik abwickeln. |
372
Wie erklärt die Grammatik das Wort “jetzt”?
Doch wohl durch die Regeln, die sie für seinen Gebrauch angibt.
Das Gleiche für das Wort “ich”. |
372
Ich könnte mir denken, daß Einer, um das Wort
“jetzt” zu erklären, auf den gegenwärtigen Stand der
Zeiger einer Uhr zeigt || gegenwärtigen Zeigerstand einer Uhr
zeigt.
Sowie er zur Erklärung des Ausdrucks “in fünf Minuten”
auf die Ziffern der Uhr zeigen kann, wo der Zeiger sich in fünf Minuten
befinden wird.
Es ist klar, daß dadurch nur die Uhr in unsere Zeichensprache einbezogen wird. |
372
Das Wort “jetzt” wirkt gleichsam als Schlag eines
Zeitmessers.
Es gibt durch sein Ertönen eine Zeit an.
Man kann es ja auch wirklich durch ein anderes Zeitzeichen
ersetzen.
Wenn man z.B.
sagt:
373 ¤ tu das, wenn ich in die Hände klatsche.
Das Klatschen ist dann ein Zeitzeichen, wie der Pfeil ein Richtungszeichen
ist, wenn ich sage “gehe dorthin”. |
Wenn mir z.B. die Rede, die ein Anderer gestern
gesprochen hat, mitgeteilt wird: “es geschieht heute das und
das”, so muß ich verstehen,
daß der Satz, wenn ich ihn höre, nicht so verifiziert
werden kann, wie er zu verifizieren war, als er ursprünglich ausgesprochen
wurde.
Die Grammatik sagt mir: wenn ich gestern sagte “heute
geschieht es”, so heißt das soviel, wie wenn
ich heute sage “gestern ist es geschehen”. |
373
Wenn man nun sagt “dieser Mensch heißt
N”, so muß uns die Grammatik sagen,
daß diese Wortfolge keinen Sinn hat, wenn
sie nicht durch ein Hinweisen ergänzt wird. |
332
Man überlege: welchen Grund hat man, ein neues Phänomen
Farbe zu nennen, wenn es sich nicht in unser bisheriges
Farbenschema einfügt. |
236
Erfahrung ist nicht etwas, das man durch Bestimmungen von einem
Andren abgrenzen kann, was nicht Erfahrung ist; sondern eine logische
Form. |
52
Die Erfahrung (Der Begriff der Erfahrung) scheint
(uns﹖) von völligem Dunkel
begrenzt.
Aber auch Schwarz ist || wäre eine Farbe, und wenn eine Farbe gegen Schwarz abgegrenzt ist, so durch eine Farbgrenze, wie jede andre. |
303
Unmittelbare Erfahrung (Sinnes-Datum) ist entweder ein Begriff
von trivialer Abgrenzung oder eine Form.
|
Grundlagen der Mathematik
|
Die Mathematik mit einem Spiel verglichen.
|
413
Was spricht man der Mathematik ab wenn man sagt, sie sei nur ein Spiel
(oder: sie sei ein Spiel)? |
Ein Spiel, im Gegensatz wozu? –
Was spricht man ihr zu, wenn man sagt, ihre Sätze hatten
Sinn? || Was spricht man ihr zu, wenn man sagt
(sie sei kein Spiel), ihre Sätze hätten Sinn?
|
Der Sinn außerhalb des Satzes.
Und was geht uns der an?
Wo zeigt er sich und was können wir mit ihm anfangen?
(Auf die Frage “was ist der Sinn dieses
Satzes?” antwortet ein Satz.) || kommt ein Satz zur Antwort.)
(“Aber der mathematische Satz drückt doch﹖ einen Gedanken aus” – Welchen Gedanken? –) |
Kann er durch einen anderen Satz ausgedrückt werden? oder nur durch
diesen Satz? –
Oder überhaupt nicht?
In diesem Falle geht er uns nichts an. |
Will man durch die mathematischen Sätze von andern Gebilden, den
Hypothesen, etc. etwa unterscheiden?
Daran tut man Recht, und daß dieser Unterschied
besteht, unterliegt ja keinem Zweifel. |
Will man sagen, die Mathematik werde gespielt, wie das Schach, oder eine
Patience und es gebe dabei ein Gewinnen oder Ausgehen ||
und es laufe dabei auf ein Gewinnen oder Ausgehen hinaus,
so ist das offenbar unrichtig. |
414
Sagt man, daß die seelischen Vorgänge, die den
Gebrauch der mathematischen Symbole begleiten, andere sind, als die, die das
Schachspielen begleiten || Schachspiel
begleiten, so weiß ich darüber nichts
zu sagen. |
Es gibt auch beim Schach einige Konfigurationen, die unmöglich sind,
obwohl jeder Stein in einer ihm erlaubten Stellung steht.
(Z.B. wenn || (Wenn
z.B. die Anfangsstellung der Bauern intakt ist
und ein Läufer schon auf dem Feld.)
Aber man könnte sich ein Spiel denken, in welchem || worin
die Anzahl der Züge vom Anfang der Partie notiert würde, und dann gäbe
es den Fall, daß nach n Zügen diese
Konfiguration nicht eintreten könnte und man es der Konfiguration doch nicht
ohne weiteres ansehen kann, ob sie als n-te
möglich ist, oder nicht. |
Die Handlungen im Spiel müssen den Handlungen im Rechnen
entsprechen.
(Ich meine: darin muß die Entsprechung
bestehen, oder, so müssen die beiden einander zugeordnet sein.)
|
123
Handelt die Mathematik von Zeichen ||
Schriftzeichen?
Ebensowenig, wie das Schachspiel von Holzfiguren handelt.
Wenn wir von dem Sinn mathematischer Sätze reden, oder; wovon sie handeln, so gebrauchen wir ein falsches Bild. Es ist nämlich hier auch so, als ob unwesentliche, willkürliche, Zeichen das Wesentliche – eben den Sinn – miteinander gemein hätten || gemeinsam haben. |
Weil die Mathematik ein Kalkül ist und daher wesentlich von
nichts handelt, gibt es keine Metamathematik. |
423
Wie verhält sich die Schachaufgabe (das Schachproblem) zur
Schachpartie? –
Denn, daß die Schachaufgabe der Rechenaufgabe
entspricht, eine Rechenaufgabe ist, ist klar. |
Ein arithmetisches Bild || Spiel wäre
z.B. folgendes: Wir schreiben auf gut
Glück eine vierstellige Zahl hin, etwa 7368; dieser Zahl soll man sich
dadurch nähern, daß man die Zahlen 7, 3, 6 und 8 in
irgend einer Reihenfolge miteinander multipliziert.
Die Spielteilnehmer rechnen mit Bleistift auf Papier, und wer in der
geringsten Anzahl von Operationen der Zahl 7368 am nächsten
kommt, hat gewonnen.
(Übrigens lassen sich eine Menge der
mathematischen Rätselfragen zu solchen Spielen umformen.) |
Angenommen, einem Menschen wäre Arithmetik nur zum Gebrauch in einem
arithmetischen Spiel gelehrt worden.
Hätte er etwas Anderes gelernt als der, welcher Arithmetik zum
normalen || gewöhnlichen Gebrauch
lernt?
Und wenn er nun im Spiel 21 mit 8 multipliziert und 168 erhält, tut er
etwas Andres, als der, welcher herausfinden wollte, wieviel
21 × 8
ist? |
Man wird sagen: Der Eine wollte doch eine Wahrheit
finden, während der Andre nichts dergleichen wollte. |
Nun könnte man diesen Fall etwa mit dem des Tennisspiels
vergleichen wollen, in welchem der Spieler eine bestimmte Bewegung …
|
428
Könnte man sich eine Schachpartie gespielt denken,
d.h. sämtliche Spielhandlungen ausgeführt denken,
aber in einer andern Umgebung, so daß
dieser Vorgang uns nicht die Partie eines Spiels genannt würde || genannt werden könnte?
Gewiß, es könnte sich ja um eine Aufgabe handeln, die die Beiden miteinander lösen. (Und einen Fall für die Nützlichkeit einer solchen Aufgabe kann man sich ja nach dem Oberen leicht konstruieren.) |
Die Regel über das Gewinnen und Verlieren unterscheidet eigentlich nur
zwei Pole.
Welche Bewandtnis es (dann﹖) mit dem hat, der
gewinnt (oder verliert), geht sie eigentlich nichts an.
Ob z.B. der Verlierende dann etwas zu zahlen
hat.
(Und ähnlich, kommt es uns ja vor, verhält es sich mit dem “richtig” und “falsch” im Rechnen.) |
428
In der Logik geschieht immer wieder, was in dem Streit über das Wesen der
Definition geschehen ist.
Wenn man sagt, die Definition habe es nur mit Zeichen zu tun und ersetze
bloß ein kompliziertes Zeichen durch ein
einfacheres || ein Zeichen durch ein
anderes, so wehren sich die Menschen dagegen und sagen, die
Definition leiste nicht
429
nur das, oder es gebe eben
verschiedene Arten von Definitionen || der Definition
und die interessante und wichtige sei nicht die
(reine)
“Verbaldefinition”.
Sie glauben nämlich, man nehme der Definition ihre Bedeutung, Wichtigkeit, wenn man sie als bloße Ersetzungsregel, die von Zeichen handelt, hinstellt. Während die Bedeutung der Definition in ihrer Anwendung liegt, quasi in ihrer Lebenswichtigkeit. Und eben das geht (heute) in dem Streit zwischen Formalismus, Intuitionismus, etc. vor sich. Es ist den Leuten﹖ unmöglich, die Wichtigkeit einer Sache || Handlung || Tatsache, ihre Konsequenzen, ihre Anwendung, von ihr selbst zu unterscheiden; die Beschreibung einer Sache von der Beschreibung ihrer Wichtigkeit. |
Immer wieder hören wir (so﹖), daß der Mathematiker mit
dem Instinkt arbeitet (oder etwa, daß er
nicht mechanisch nach der Art eines Schachspielers vorgehe),
aber wir erfahren nicht, was das mit dem Wesen der Mathematik zu tun haben
soll.
Und wenn ein solches psychisches Phänomen in der Mathematik eine Rolle
spielt, wie weit wir überhaupt exakt über die Mathematik reden können, und
wie weit nur mit der Art der Unbestimmtheit, mit der wir über Instinkte,
etc. reden müssen. |
Immer wieder möchte ich sagen: Ich kontrolliere
die Geschäftsbücher der Mathematiker; die seelischen
Vorgänge in den Inhabern﹖, so wichtig sie sind, kümmern mich
nicht. || … die seelischen Vorgänge, Freuden,
Depressionen, Instinkte, der Geschäftsleute﹖, so wichtig sie in
andrer Beziehung sind, kümmern mich nicht.
|
Es gibt keine Metamathematik |
127
Kein Kalkül kann ein philosophisches Problem entscheiden.
Der Kalkül kann uns nicht prinzipielle Aufschlüsse über die Mathematik geben. |
Es kann daher || darum auch keine
“führenden Probleme” der mathematischen Logik geben, denn
das wären solche, deren Lösung uns endlich berechtigen würde || das Recht geben würde Arithmetik zu
treiben, wie wir es tun. |
128 Und dazu können wir nicht auf den Glücksfall der Lösung eines mathematischen Problems warten. |
45
Ich sagte oben “Kalkül ist kein mathematischer Begriff”;
das heißt, das Wort ‘Kalkül’ ist
kein Schachstein der Mathematik.
Es brauchte in der Mathematik nicht vorzukommen. – Und wenn es doch in einem Kalkül gebraucht wird, so ist dieser nun kein Metakalkül. Vielmehr ist dann dieses Wort wieder nur ein Schachstein wie alle andern. |
124
Auch die Logik ist keine Metamathematik, d.h. auch
Operationen des
logischen Kalküls können || das Arbeiten mit dem logischen Kalkül
kann keine wesentlichen Wahrheiten über die Mathematik
zu Tage fördern.
Siehe hierzu das “Entscheidungsproblem” und ähnliches in
der modernen mathematischen Logik. |
499
∣ Durch Russell, aber
besonders durch Whitehead,
ist in die Philosophie eine Pseudoexaktheit gekommen, die die schlimmste
Feindin wirklicher Exaktheit ist.
Am Grunde liegt hier der Irrtum, ein Kalkül könne die metamathematische
Grundlage der Mathematik sein. ∣ |
37
Die Zahl ist durchaus kein “grundlegender mathematischer
Begriff”.
Es gibt so viele Kalküle ||
Rechnungen, in denen von Zahlen nicht die Rede ist.
Und was die Arithmetik betrifft, so ist es mehr oder weniger willkürlich, was wir noch Zahlen nennen wollen. Und im Übrigen ist der Kalkül – z.B. – der Kardinalzahlen zu beschreiben, d.h. seine Regeln sind anzugeben, 38 und damit sind die
Grundlagen der Arithmetik gegeben. || und damit ist
die
Arithmetik begründet. || der Arithmetik der Grund
gelegt. |
Lehre sie uns, dann hast Du sie begründet. |
415
∣ Hilbert stellt Regeln
eines bestimmten Kalküls als Regeln einer || der Metamathematik auf. ∣ |
22
Es ist ein Unterschied, ob ein System auf ersten Prinzipien
ruht, oder ob es bloß von ihnen ausgehend
entwickelt wird.
Es ist ein Unterschied, ob es, wie ein Haus, auf seinen untersten Mauern
ruht oder ob es, wie etwa ein Himmelskörper, im Raum frei schwebt
und wir bloß unten zu bauen angefangen haben, obwohl
wir es auch es auch irgendwo anders hätten tun können. |
Die Logik und die Mathematik ruht nicht auf Axiomen; so
wenig eine Gruppe auf den sie definierenden Elementen und Operationen
ruht.
Hierin liegt der Fehler, das Einleuchten, die Evidenz, der
Grundgesetze als Kriterium der Richtigkeit in der Logik zu
betrachten.
Ein Fundament, das auf nichts steht, ist ein schlechtes Fundament. |
270
(p & q) ⌵ (p & ~q)
⌵ (~p & q) ⌵ (~p &
~q): Das wird meine Tautologie, und
ich würde dann nur sagen, daß sich jeder
“Satz || jedes “Gesetz der
Logik” nach bestimmten Regeln auf diese Form bringen
läßt.
Das heißt aber dasselbe, wie || als: sich von ihr ableiten läßt; und
hier wären wir bei der
Russell'schen Art
der Demonstration angelangt und alles, was wir dazusetzen ist nur,
daß diese Ausgangsform selber kein selbständiger Satz
ist und daß dieses und alle anderen “Gesetze
der Logik” die Eigenschaft haben p &
Log = p, p ⌵ Log =
Log. |
549
Das Wesen des “logischen Gesetzes” ist es ja,
daß es im Produkt mit irgendeinem Satz diesen Satz
ergibt.
Und man könnte den Kalkül Russells auch mit Erklärungen beginnen von der Art:
p ⊃ p
: q = q
p
: p ⌵ q = p
etc. |
Beweis der Relevanz |
18
Wenn man die Lösbarkeit beweist, so muß in diesem
Beweis irgendwie der Begriff
‘Lösung’ vorhanden sein.
(In dem Mechanismus des Beweises muß irgend etwas
diesem Begriff entsprechen.)
Aber dieser Begriff ist nicht durch eine
äußere Beschreibung zu repräsentieren, sondern
nur wirklich darzustellen. |
672
Der Beweis der Beweisbarkeit eines Satzes wäre der Beweis des Satzes
selbst.
Dagegen gibt es etwas, was wir den Beweis der Relevanz nennen
könnten.
Das wäre z.B. der Beweis, der mich davon überzeugt,
daß ich die Gleichung
17 × 38 =
456 nachprüfen kann, noch ehe ich es getan
habe.
Woran erkenne ich nun, daß ich
17 × 38 =
456 überprüfen kann, während ich das beim Anblick eines
Integralausdrucks vielleicht nicht weiß?
Ich erkenne offenbar, daß er nach einer bestimmten
Regel gebaut ist und auch,
673 wie die Regel || Vorschrift zur Lösung der Aufgabe an dieser
Bauart des Satzes haftet.
Der Beweis der Relevanz ist dann etwa eine Darstellung der allgemeinen
Form der Lösungsmethode, etwa der Multiplikationsaufgaben, die die
allgemeine Form der Sätze erkennen läßt, deren
Kontrolle sie möglich macht.
Ich kann dann sagen, ich erkenne, daß diese Methode
auch diese Gleichung nachprüft, obwohl ich die Nachprüfung noch nicht
vollzogen habe. |
673
Wenn von Beweisen der Relevanz (und ähnlichen Dingen der Mathematik)
geredet wird, so geschieht es immer, als hätten wir,
abgesehen …
|
676
Es wäre etwa so: Ist mir eine allgemeine
(variable) Regel gegeben, so muß ich immer von
neuem erkennen, daß diese Regel auch
hier angewendet werden kann (daß sie
auch für diesen Fall gilt).
Kein Akt der Voraussicht kann mir diesen Akt der Einsicht
ersparen.
Denn tatsächlich ist die Form, auf die die Regel angewandt wird, bei jedem
neuen Schritte eine neue. –
Es handelt sich aber hier nicht um einen Akt der Einsicht,
sondern um einen Akt der Entscheidung. |
Der sogenannte Beweis der Relevanz steigt die Leiter zu seinem
Satz nicht hinauf, denn dazu
muß man jede Stufe nehmen, sondern zeigt
nur, daß die Leiter in der Richtung zu jenem Satze
führt.
(In der Logik gibt es kein Surrogat.)
Es ist auch der Pfeil, der die Richtung weist, kein Surrogat für das
Durchschreiten aller Stufen bis zum bestimmten Ziel. |
Beweis der Widerspruchsfreiheit |
124
gebraucht werden kann kann, kann nicht gesagt
werden. |
Irgendetwas sagt mir: eigentlich dürfte ein Widerspruch in den
Axiomen eines Systems nicht schaden, als bis er offenbar wird.
Man denkt sich einen versteckten Widerspruch wie eine versteckte
Krankheit, die schadet, obwohl (und vielleicht gerade deshalb weil)
sie sich uns nicht deutlich zeigt.
Zwei Spielregeln aber, die einander für einen bestimmten Fall
widersprechen, sind vollkommen in Ordnung, bis dieser Fall eintritt und dann
erst wird es nötig, durch eine weitere Regel zwischen ihnen zu
entscheiden. |
118
Der Beweis der Widerspruchsfreiheit der Axiome, von dem die Mathematiker heute soviel
Aufhebens machen.
Ich habe das Gefühl: wenn in den Axiomen eines Systems ein
Widerspruch wäre, so wäre das gar nicht so ein großes
Unglück.
Nichts leichter, als ihn zu beseitigen. |
415
“Man darf ein System von Axiomen nicht benützen, ehe
seine Widerspruchsfreiheit nachgewiesen ist.”
”In den Spielregeln dürfen keine Widersprüche vorkommen”. Warum nicht? “Weil man dann nicht wüßte, wie man zu spielen hat”? Aber wie kommt es, daß man auf den Widerspruch mit Zweifel reagiert? Auf den Widerspruch reagiert man überhaupt nicht. Man könnte nur sagen: Wenn das wirklich so gemeint ist (wenn der Widerspruch hier stehen soll, so versteh' ich es nicht. Oder: ich hab' es nicht gelernt. Ich verstehe die Zeichen nicht. Ich habe nicht gelernt, was ich daraufhin tun soll, ob es überhaupt ein Befehl ist; etc.. |
Wie wäre es etwa, wenn man in der Arithmetik zu den üblichen
Axiomen die Gleichung 2 × 2 = 5 hinzunehmen wollte?
Das hieße natürlich, daß das
Gleichheitszeichen nun seine Bedeutung geändert ||
gewechselt hätte, d.h.,
daß nun andere Regeln für das Gleichheitszeichen
gelte.
|
415
Wenn ich nun sagte: “also kann ich es nicht als
Ersetzungszeichen
416 gebrauchen; so
hieße das, daß seine
Grammatik nun nicht mehr mit der des Wortes “ersetzen”(“Ersetzungszeichen”, etc.)
übereinstimmt.
Denn das Wort “kann” in diesem Satz deutet nicht auf
eine physische (physiologische) psychologische
Möglichkeit. |
Die Regeln dürfen einander nicht widersprechen”, das ist
wie: “die Negation darf nicht verdoppelt eine Negation
ergeben”.
Es liegt nämlich in der Grammatik des Wortes “Regel”,
daß “p &
non-p” (wenn
“p” eine Regel ist) keine
Regel ist. || …daß
“p ⌵ non-p”
keine Regel ist (wenn “p” eine Regel
ist). |
Das heißt, man könnte also auch
sagen: die Regeln können || dürfen
einander widersprechen, wenn andre Regeln für das
Wort || für den Gebrauch das Wortes
“Regel” gelten – wenn das Wort
“Regel” eine andere Bedeutung hat. |
Wir können eben auch hier nicht begründen (außer
(etwa) biologisch oder historisch)
und (können) || sondern nur
beschreiben, wie das Wort “Regel” gebraucht wird. || … sondern nur die Übereinstimmung
oder﹖ den Gegensatz der Regeln für gewisse Wörter konstatieren,
also sagen, daß diese Worte mit﹖ diesen
Regeln gebraucht werden. |
Es läßt sich nicht zeigen, beweisen,
daß man gewisse || diese
Regeln als Regeln dieser Handlung gebrauchen
kann.
Außer, indem man zeigt, daß die Grammatik der Bezeichnung || Beschreibung der Handlung mit der jener Regeln übereinstimmt. |
585
“In den Regeln darf kein Widerspruch
sein”, das klingt so, wie eine Vorschrift: “in einer
Uhr darf der Zeiger nicht locker auf seiner Welle sitzen”.
Man erwartet sich dann eine Begründung: weil sonst …
Im ersten Falle könnte diese Begründung aber nur lauten: weil es
sonst kein Regelverzeichnis ist.
Es ist eben wieder ein Fall der grammatischen Struktur, die sich
logisch nicht begründen läßt. |
430
Zum indirekten Beweis, daß eine Gerade über einen
Punkt hinaus nur eine Fortsetzung hat: Wir nahmen
an, es könnte eine Gerade zwei Fortsetzungen haben. –
Wenn wir das annehmen, so muß diese Annahme einen
Sinn haben –.
Was heißt es aber: das annehmen?
Es heißt nicht, eine naturgeschichtlich falsche
Annahme machen, wie etwa die, daß |
161'
Man empfindet immer eine Scheu, die Arithmetik zu begründen, indem man
etwas über ihre Anwendung ausspricht.
Sie scheint fest genug in sich selbst begründet zu sein.
Und das kommt natürlich daher, daß die Arithmetik
ihre eigene Anwendung ist. |
162'
Man könnte sagen: Wozu die Anwendung der Arithmetik
einschränken, sie sorgt für sich selbst.
(Ich kann ein Messer herstellen ohne Rücksicht darauf, welche Klasse
von Stoffen ich damit werde schneiden lassen; das wird sich dann schon
zeigen.)
Gegen die Abgrenzung des Anwendungsgebiets spricht nämlich das Gefühl, daß wir die Arithmetik verstehen können, ohne ein solches Gebiet im Auge zu haben. Oder sagen wir so: Der Instinkt sträubt sich gegen alles, was nicht bloß eine Analyse der schon vorhandenen Gedanken ist. |
161'
Man könnte sagen: Die Arithmetik ist eine Art Geometrie;
d.h., was in der Geometrie die Konstruktionen auf dem
Papier sind, sind in der Arithmetik die Rechnungen (auf dem
Papier). –
Man könnte sagen, sie ist eine allgemeinere Geometrie.
|
162'
Es handelt sich immer darum, ob und wie es möglich ist, die allgemeinste
Form der Anwendung der Arithmetik darzustellen.
Und hier ist eben das Seltsame, daß das in gewissem
Sinne nicht nötig zu sein scheint.
Und wenn es wirklich nicht nötig ist, dann ist es auch unmöglich.
|
Es scheint nämlich die allgemeine Form ihrer Anwendung dadurch dargestellt
zu sein, daß nichts über sie ausgesagt
wird.
(Und ist das eine mögliche Darstellung, so ist es auch die
einzig richtige.) |
Das Charakteristische an der Zahlangabe ist, daß man
statt der einen Zahl jede andere einsetzen kann und der Satz immer
sinnvoll bleiben muß; also die unendliche
Formenreihe von Sätzen. |
Der Sinn der Bemerkung, daß die Arithmetik eine Art
Geometrie sei, ist eben, daß die arithmetischen
Konstruktionen autonom sind, wie die geometrischen, und daher sozusagen ihre
Anwendbarkeit selbst garantieren.
Denn auch von der Geometrie muß man sagen können, sie sei ihre eigene Anwendung. |
86
(In dem Sinne von möglichen und wirklich gezogenen Geraden
könnten || können wir auch von
möglichen und wirklich dargestellten Zahlen reden.) |
Angenommen, mit dieser Rechnung wollte ich folgende Aufgabe lösen:
Wenn ich 11 Äpfel habe und Leute mit je 3
Äpfeln beteilen will, wieviele Leute kann ich
beteilen?
Die Rechnung liefert mir die Lösung 3.
Angenommen nun, ich vollzöge alle Handlungen des Beteilens und am Ende
hätten 4 Personen je 3 Äpfel in der Hand.
Würde ich nun sagen, die Ausrechnung hat ein falsches Resultat
ergeben?
Natürlich nicht.
Und das heißt ja nur, daß die
Ausrechnung kein Experiment war.
Es könnte scheinen, als berechtigte uns die mathematische Ausrechnung zu einer Vorhersagung, etwa, daß ich 3 Personen werde beteilen können und 2 Äpfel übrigbleiben werden. So ist es aber nicht. Zu dieser Vorhersagung berechtigt uns eine physikalische Hypothese, die außerhalb der Rechnung steht. Die Rechnung ist nur eine Betrachtung der logischen Formen, der Strukturen, und kann an sich nichts Neues liefern. |
So verschieden Striche und Gerichtsverhandlungen sind, so kann man doch
Gerichtsverhandlungen durch Striche in
einem Kalender darstellen.
Und kann die einen statt der anderen zählen.
Es ist nicht so, wenn ich etwa Hutgrößen zählen will. Drei Hutgrößen durch 3 Striche zu repräsentieren wäre nicht natürlich. Ebenso, wie wenn ich eine Maßzahl, 3 m, durch 3 Striche darstellen wollte. Man kann das ja tun, nur stellt dann “❘ ❘ ❘” auf eine andere Weise dar. |
Wenn 3 Striche auf dem Papier das Zeichen für die 3 sind, dann kann man
sagen, die 3 ist in unserer Sprache so anzuwenden, wie sich 3
Striche anwenden lassen. |
Der Buchstabe π steht für ein
Gesetz.
Das Zeichen π'
heißt nichts, wenn in dem Gesetz des
π
von keiner 7 die Rede ist, die man durch eine 3 ersetzen kann.
Analoges gilt für 3→5√2.
(Dagegen könnte 2→5√2 bedeuten
√5)
|
Der Begriff “Primzahl” ist die allgemeine Form der
Untersuchung einer Zahl auf die betreffende Eigenschaft hin; der Begriff
“teilbar”
die allgemeine Form der Untersuchung auf die Teilbarkeit
u.s.f. |
543
Ich sagte: “Eine Schwierigkeit der
Frege'schen Theorie
ist die Allgemeinheit der Worte ‘Begriff’ und
‘Gegenstand’.
Denn, da man Tische, Töne, Schwingungen und Gedanken zählen kann, so ist
es schwer, sie alle unter einen Hut zu bringen”. –
Aber was heißt es: “man
kann sie zählen”?
Doch, daß es Sinn hat, sie zu
zählen || , auf sie die Kardinalzahlen
anzuwenden.
Wenn wir aber das wissen, diese grammatische Regel wissen,
was brauchen wir uns da den Kopf über die andern grammatischen Regeln zu
zerbrechen, wenn es sich uns nur um eine Rechtfertigung der Anwendung der
Kardinalarithmetik handelt?
Es ist nicht schwer “sie alle unter einen Hut zu
bringen”, sondern sie sind, soweit das für diesen
Zweck || Fall nötig ist, unter einen Hut
gebracht. |
Die Arithmetik aber kümmert sich (wie wir alle sehr wohl wissen)
überhaupt nicht um diese Anwendung.
Ihre Anwendbarkeit
544 sorgt für sich
selbst. |
Daher ist alles ängstliche Suchen nach den Unterschieden zwischen
Subjekt-Prädikat-Formen, aber auch die Konstruktion von Funktionen
‘in extension’
(Ramsey), zur
Begründung der Arithmetik Zeitverschwendung. |
552
Die Gleichung 4
Äpfel + 4 Äpfel = 8
Äpfel ist eine Ersetzungsregel, die ich
verwende, wenn ich nicht das Zeichen
“4 + 4”
durch “8”, sondern das Zeichen
4 Äpfel
+ 4 Äpfel” durch
“8
Äpfel” ersetze.
Man muß sich aber davor hüten zu glauben “4 Äpfel + 4 Äpfel = 8 Äpfel” ist die konkrete Gleichung, dagegen 4 + 4 = 8 der abstrakte Satz, wovon die erste Gleichung nur eine spezielle Anwendung ist || sei. So daß zwar die Arithmetik der Äpfel viel weniger allgemein ist || wäre, als die eigentliche allgemeine, aber eben in ihrem beschränkten Bereich (für Äpfel) gälte. – Es gibt aber keine “Arithmetik der Äpfel”, denn die Gleichung mit den benannten Zahlen || 4 Äpfel + 4 Äpfel = 8 Äpfel ist nicht ein Satz, der von Äpfeln handelt. Man kann sagen, daß in dieser Gleichung das Wort “Äpfel” keine Bedeutung hat. (Wie man es überhaupt von dem Zeichen in einer Zeichenregel sagen kann, die seine Bedeutung bestimmen hilft.) |
612
Wie kann man Vorbereitungen zum Empfang von etwas eventuell Existierendem
treffen, – in dem Sinn, in welchem Russell und Ramsey
das (immer) tun wollten?
Man bereitet etwa die Logik für die Existenz von vielstelligen Relationen
vor, oder für die Existenz einer unendlichen Zahl von Gegenständen. – |
Nun kann man doch für die Existenz eines Dinges vorsorgen: Ich
mache z.B. ein Kästchen, um den Schmuck hineinzulegen,
der vielleicht einmal gemacht werden wird. –
Aber hier kann ich doch sagen, was der Fall sein
muß, – welcher Fall es ist, für den ich
vorsorge.
Ich kann diesen Fall jetzt so gut beschreiben, ||
Dieser Fall läßt sich jetzt so gut beschreiben,
wie, nachdem er schon eingetreten ist; und auch dann, wenn
er nie eintritt.
(Lösung mathematischer Probleme.)
Dagegen sorgen Russell und
Ramsey für eine eventuelle
Grammatik vor. |
Man denkt einerseits, daß es die Mathematik mit der
Art der Funktionen zu tun hat und ihren Gegenständen || Argumenten, von deren Anzahlen sie
handelt.
Aber man will sich nicht durch die uns jetzt bekannten Funktionen binden
lassen und man weiß nicht, ob jemals eine gefunden
werden wird, die 100 Argumentstellen hat; also muß man
vorsorgen und eine Funktion konstruieren, die alles für die 100-stellige
Relation vorbereitet, wenn sich eine finden sollte. –
Was heißt es aber überhaupt: “es
findet sich (oder: es gibt) eine 100-stellige
Relation”?
Welchen Begriff haben wir von ihr? oder auch von einer
2-stelligen? –
Als Beispiel einer 2-stelligen Relation |
616
So daß man auf eine endliche logische Analyse der Tatsachen
wartet, wie auf eine chemische von Verbindungen.
Eine Analyse, durch die man dann etwa eine 7-stellige Relation
wirklich findet, wie ein Element, das tatsächlich
das spezifische Gewicht 7
hat. |
Die Grammatik ist für uns ein reiner Kalkül.
(Nicht die Anwendung eines auf die Realität.)
|
619
“Wie kann man Vorbereitungen für etwas eventuell Existierendes
treffen” heißt: Wie kann man die
Arithmetik auf eine Logik aufbauen, in der man im Speziellen noch Resultate
einer Analyse der ||
unserer Sätze erwartet, und dabei für
alle eventuellen Resultate durch eine Konstruktion a priori
aufkommen wollen? – |
622
Wir reden von der Auffindung einer 27-stelligen Relation:
aber einerseits kann mich keine Entdeckung zwingen, (das
Zeichen und) den Kalkül der 27-stelligen Relation
zu gebrauchen; andrerseits kann ich diesen Kalkül || die Handlungen dieses
Kalküls selbst mittels dieser Notation
beschreiben. |
551
Wenn man in der Logik scheinbar mehrere verschiedene Universen betrachtet
(wie Ramsey), so
betrachtet man in Wirklichkeit verschiedene Spiele.
Die Erklärung eines “Universums” würde
z.B. in
Ramsey's
Fall einfach die || eine Definition
(∃x).fx ≝ fa ⌵ fb
⌵ fc ⌵ fd
sein. |
Ramsey's Theorie der Identität
|
161'
Die Theorie der Identität bei Ramsey macht den Fehler, den man machen würde, wenn man sagte, ein
gemaltes Bild könne man auch als Spiegel benutzen, wenn auch nur für eine
einzige Stellung, wo dann übersehen wird, daß das
Wesentliche am Spiegel gerade das ist, daß man aus ihm
die Stellung des Körpers vor dem Spiegel schließen
kann, während man im Fall des gemalten Bildes erst wissen
muß, daß die Stellungen
übereinstimmen, ehe man das Bild als Spiegelbild auffassen kann.
|
544
Wenn die Dirichlet'sche Auffassung der Funktion einen strengen Sinn hat, so
muß sie sich in einer Definition
ausdrücken, die das Funktionszeichen mit der Tabelle als gleichbedeutend
erklärt. |
545
Ramsey
definiert x
= y als
(Fe).Fex ≡
Fe.Aber nach den Erklärungen, die er über seine Funktionszeichen “Fe” gibt, ist (Fe).Fex ≡ Fex die Aussage: “jeder Satz ist sich selbst äquivalent” (Fe).Fex ≡ Fey die Aussage: “jeder Satz ist jedem Satz äquivalent”. || Ramsey erklärt “x = x” auf einem Umweg als die Aussage “jeder Satz ist sich selbst äquivalent” und “x = y” als “jeder Satz ist jedem Satz äquivalent”. Er hat also mit seiner Erklärung nichts andres erreicht, als was die zwei |
548
Der Endzweck der Einführung der extensiven Funktionen war übrigens
die Analyse von Sätzen über unendliche Extensionen und dieser Zweck ist
verfehlt, da eine extensive Funktion durch eine Liste von Definitionen
eingeführt wird. |
626
Es besteht eine Versuchung, die Form der Gleichung
627 für die Form von
Tautologien und Kontradiktionen zu halten, und zwar darum, weil es scheint,
als könne man sagen: || ,
x =
x ist selbstverständlich wahr (und)
x = y selbstverständlich
falsch.
Eher noch kann man natürlich ﹖– sagen,
daß x = x die Rolle einer Tautologie
spielt, als x = y die der
Kontradiktion –﹖ || kann man natürlich
x = x mit einer Tautologie
vergleichen, als x = y mit einer
Kontradiktion, da ja alle richtigen (und
“sinnvollen” Gleichungen der Mathematik von der Form
x = y sind.
Man könnte x = x eine degenerierte Gleichung
nennen (Ramsey nannte
sehr richtig Tautologien und Kontradiktionen degenerierte Sätze) und zwar
eine richtige degenerierte Gleichung (den Grenzfall einer
Gleichung).
Denn wir gebrauchen Ausdrücke der Form
x = x wie richtige Gleichungen,
wobei wir uns vollkommen bewußt sind,
daß es sich um degenerierte Gleichungen
handelt.
Im gleichen Fall sind Sätze in geometrischen Beweisen, wie etwa:
“der Winkel Man könnte nun einwenden, daß richtige Gleichungen der Form x = y auch Tautologien, dagegen falsche, Kontradiktionen sein müßten, weil man ja die richtige Gleichung muß beweisen können und das, indem man die beiden Seiten der Gleichung transformiert, bis eine Identität x = x herauskäme. Aber obwohl durch diesen Prozeß die erste Gleichung als richtig erwiesen ist und insofern die Identität x = x das Endziel der Transformationen war, so ist sie nicht das Endziel in dem Sinne, als hätte man durch die Transformationen der Gleichung ihre richtige Form geben wollen, wie man einen krummen Gegenstand zurechtbiegt, und als habe sie nun in der Identität diese vollkommene Form (endlich) erreicht. Man kann also nicht sagen: die richtige Gleichung ist ja eigentlich eine Identität. Sie ist eben keine Identität. |
Der Begriff der Anwendung der Arithmetik (Mathematik).
|
69
Wenn man sagt: “es muß der Mathematik
wesentlich sein, daß sie angewandt werden
kann”, so meint man, daß diese
Anwendbarkeit ||
Anwendbarkeit nicht die eines Stückes Holz
ist, von dem ich sage “das werde ich zu dem und dem anwenden
können”. |
754
Die Geometrie ist nicht die Wissenschaft (Naturwissenschaft) von den
geometrischen Ebenen, geometrischen Geraden und geometrischen Punkten, im
Gegensatz etwa zu einer anderen Wissenschaft, die von den groben, physischen
Geraden, Strichen, || – Strichen
– Flächen etc. handelt und deren
Eigenschaften angibt.
Der Zusammenhang der Geometrie mit Sätzen des praktischen Lebens, die von
Strichen, Farbgrenzen, Kanten und Ecken etc. handeln, ist
nicht der, daß sie über ähnliche Dinge spricht, wie
diese Sätze, wenn auch über ideale Kanten, Ecken,
etc.; sondern der, zwischen diesen Sätzen und ihrer
Grammatik.
Die angewandte Geometrie ist die Grammatik der Aussagen über die
räumlichen Gegenstände.
Die sogenannte geometrische Gerade verhält sich zu einer Farbgrenze nicht
wie etwas Feines zu etwas Grobem, sondern wie Möglichkeit zur
Wirklichkeit.
(Denke an die Auffassung der Möglichkeit als Schatten der
Wirklichkeit.) |
224
Man kann eine Kreisfläche beschreiben, die durch Durchmesser in 8
kongruente Teile geteilt ist, aber es ist sinnlos, das von einer
elliptischen Fläche zu sagen.
Und darin liegt, was die Geometrie in dieser Beziehung von der
Kreis- und Ellipsenfläche aussagt.
|
446
∣ Ein Satz, der auf einer falschen Rechnung beruht (wie etwa
“er teilte das 3 m lange Brett in 4 Teile zu je
1 m”) hat keinen Sinn || ist
unsinnig und das wirft ein Licht auf den Sinn der
Ausdrücke “Sinn haben” und “etwas mit dem Satz
meinen”. || … und das beleuchtet, was es
heißt “Sinn zu haben” und
“etwas mit dem Satz meinen”.
∣ |
119'
Wie ist es mit dem Satz “die Winkelsumme im Dreieck ist 180
Grad”?
Dem sieht man es jedenfalls nicht an, daß er ein
Satz der Syntax ist.
Der Satz “Gegenwinkel sind gleich” heißt, ich werde, wenn sie sich bei der Messung nicht als gleich erweisen, die Messung für falsch erklären und “die Winkelsumme im Dreieck ist 180 Grad” heißt, ich werde, wenn sie sich bei einer Messung nicht als 180 Grad erweist, einen Messungsfehler annehmen. Der Satz ist also ein Postulat über die Art und Weise der Beschreibung der Tatsachen. Also ein Satz der Syntax. |
Über Kardinalzahlen |
Kardinalzahlenarten |
712
Was die Zahlen sind? –
Die Bedeutungen der Zahlzeichen; und die Untersuchung dieser Bedeutung ist
die Untersuchung der Grammatik der Zahlzeichen. |
Wir suchen nicht nach einer Definition des Zahl-Begriffs, sondern
nach einer Klärung der Grammatik des Wortes “Zahl” und der
Zahlwörter. || , sondern versuchen eine Darlegung der
Grammatik des Wortes “Zahl” und der
Zahlwörter. |
649
Es gibt unendlich viele Kardinalzahlen, weil wir dieses
unendliche System konstruieren und es das der Kardinalzahlen nennen.
Es gibt auch ein Zahlensystem “1, 2, 3, 4, 5,
viele” und auch eines: “1, 2, 3, 4,
5,”.
Und warum sollte ich das nicht auch ein System von Kardinalzahlen
nennen? (und also ein endliches). |
622
Daß das axiom of infinity nicht ist, wofür
Russell es gehalten hat,
daß es weder ein Satz der Logik, noch auch – wie
es da steht – ein Satz der Physik ist, ist klar.
Ob der Kalkül damit, in eine ganz andre Umgebung gebracht (in ganz
anderer “Interpretation”), irgendwo eine praktische
Anwendung finden könnte, weiß ich nicht.
Von den logischen Begriffen, z.B. von dem (oder: einem) der Unendlichkeit, könnte man sagen: ihre Essenz beweise ihre Existenz. |
695
(Frege hätte noch
gesagt: “es gibt vielleicht Völker ||
Menschen, die in der Kenntnis der Kardinalzahlenreihe nicht
über die 5 hinausgekommen sind (und etwa das Übrige
der Reihe nur in unbestimmter Form sehen), aber diese Reihe existiert
unabhängig von uns”.
Existiert das Schachspiel unabhängig von uns, oder nicht? –) |
578
Eine sehr interessante Erwägung über die Stellung des Zahlbegriffs in der
Logik ist die: Wie steht || ist
es mit dem Zahlbegriff, wenn ein Volk keine Zahlwörter
besitzt, sondern sich statt dieser immer eines
Abakus bedient, etwa einer Russischen
Rechenmaschine? || … sondern sich zum Zählen,
Rechnen, etc.
ausschließlich
579 eines
Abakus bedient, etwa der Russischen
Rechenmaschine?
(Nichts wäre interessanter, als die Arithmetik dieser Menschen zu untersuchen und man verstünde wirklich, daß es hier keinen Unterschied zwischen 20 und 21 gibt || daß hier kein Unterschied zwischen 20 und 21 existiert || besteht.) |
587
Könnte man auch eine Zahlenart den Kardinalzahlen
588 entgegensetzen, deren
Reihe der der Kardinalzahlen ohne der 5 entspräche?
Oh ja: nur wäre diese Zahlenart zu nichts zu brauchen,
wozu die Kardinalzahlen es sind.
Und die 5 fehlt diesen Zahlen nicht, wie ein Apfel, den man aus einer
Kiste voller Äpfel herausgenommen || genommen hat und wieder hineinlegen kann,
sondern die 5 fehlt dem Wesen dieser Zahlen; sie kennen die 5
nicht (wie die Kardinalzahlen die Zahl
(Zeigt sich hier nicht die Unsinnigkeit des Geredes von der “Grundintuition”?) |
33
Wenn die Intuitionisten von der “Grundintuition”
sprechen, – ist diese ein psychologischer
Prozeß?
Und wie kommt er dann in die Mathematik?
Oder ist, was sie meinen, nicht doch nur ein Urzeichen (im Sinne
Freges); ein Bestandteil eines
Kalküls? |
12
So seltsam es klingt, so ist es möglich, die Primzahlen bis
– sagen wir – zur 7 zu kennen und daher ein endliches System von
Primzahlen zu besitzen.
Und was wir die Erkenntnis nennen, daß es unendlich
viele Primzahlen gibt, ist in Wahrheit die Erkenntnis eines neuen, und mit
dem andern gleichberechtigten, Systems.
|
565
Wenn man bei geschlossenen Augen ein Flimmern sieht, unzählige
Lichtpünktchen, die kommen und verschwinden – wie man es etwa
beschreiben würde – so hat es keinen Sinn, hier von einer
‘Anzahl’ der zugleich gesehenen Pünktchen zu
reden.
Und man kann nicht sagen “es sind immer eine bestimmte Anzahl von
Lichtpünktchen da, wir wissen sie bloß
nicht”; dies entspräche einer Regel, die dort angewandt wird,
﹖– wo von einer Kontrolle dieser
Anzahl gesprochen werden kann –﹖.
|
447 könnte nicht mehr im
Viele-System geantwortet werden
Kardinalzahlen. ∣
|
553
Die Null ist keine der Kardinalzahlen, denn “es ist 1 Mensch
im Zimmer” ist vereinbar mit “es sind 2 Menschen im
Zimmer” und das mit “es sind 3 Menschen im
Zimmer” u.s.f.; dagegen ist der Satz
“es ist kein (0) Mensch im Zimmer” mit dem ersten
der früheren Reihe nicht vereinbar. |
554
Von einem Teil meines Gesichtsfeldes zu sagen, er habe keine Farbe, ist
Unsinn; ebenso – natürlich auch – zu sagen, er habe Farbe
(oder, eine Farbe).
Wohl aber || Anderseits hat es
Sinn zu sagen, er habe nur eine Farbe (sei einfärbig, oder
gleichfärbig), er habe mindestens zwei Farben, nur zwei
Farben, u.s.w..
Ich kann also in dem Satz “dieses Viereck in meinem Gesichtsfeld hat mindestens zwei Farben” statt “zwei” nicht “eine” substituieren. Oder auch: “das Viereck hat nur eine Farbe” heißt nicht – analog (∃x).fx & non (∃x,y).fx & fy – “das Viereck hat eine Farbe, aber nicht zwei Farben”. |
557
immer mit der Anzahl
von Soldaten gezählt werden, welche über
einen Soldaten angetreten sind (etwa, indem die Anzahl der
möglichen Kombinationen des Flügelmanns und eines andern Soldaten der Reihe
angegeben werden soll).
Aber auch ein Herkommen könnte existieren, wonach die Anzahl der Soldaten
immer um 1 größer als die wirkliche angegeben
wird.
Das wäre etwa ursprünglich geschehen, um einen bestimmten Vorgesetzten
über die wirkliche Zahl zu täuschen, dann aber habe es sich als Zählweise
für Soldaten eingebürgert.
(Akademisches Viertel.)
Die Anzahl der verschiedenen Farben in einer Fläche könne auch durch die
Anzahl der möglichen Kombinationen zu zwei Gliedern angegeben
werden.
Und dann kämen für diese Anzahl nur die Zahlen
|
559
Denken wir uns eine Rechenmaschine, die, anstatt mit Kugeln, mit Farben in
einem Streifen rechnet.
Und während wir jetzt auf unserm Abakus mit Kugeln,
oder den Fingern, die Farben in einem Streifen zählen, so würden wir dann
die Kugeln auf einer Stange, oder die Finger an unserer Hand, mit Farben in
einem Streifen zählen.
Wie aber müßte diese Farbenrechenmaschine
konstruiert sein, um funktionieren zu können?
Wir brauchten ein Zeichen dafür, daß keine Kugeln an
der Stange sitzen.
Man muß sich den Abakus als ein
Gebrauchsinstrument denken und als Mittel der Sprache.
Und, so wie man etwa 5 durch die fünf Finger einer Hand darstellen kann
(man denke an einer Gebärdensprache), so würde man es durch den
Streifen mit ¤ 5 Farben darstellen.
Aber für die 0 brauche ich ein Zeichen, sonst habe ich die nötige
Multiplizität nicht.
Nun, da kann ich entweder die Bestimmung treffen,
daß die Farbe || Fläche schwarz die 0 bezeichnen soll (dies ist natürlich
willkürlich und die einfärbige rote Fläche täte es ebensogut); oder aber
die einfärbige Fläche soll 0 bezeichnen, die zweifärbige 1,
etc..
Es ist ganz gleichgültig, welche Bezeichnungsweise ich wähle.
Und man sieht hier, wie sich die Mannigfaltigkeit der Kugeln auf die
Mannigfaltigkeit der Farben in einer Fläche projiziert. |
585
Es hat keinen Sinn, von einem schwarzen Zweieck in
weißen Kreis zu reden; und dieser Fall ist analog
dem; || : es ist sinnlos zu sagen, das Viereck
bestehe aus 0 Teilen (keinem Teil).
Hier haben wir etwas, wie eine untere Grenze des Zählens, noch ehe wir die Eins erreichen. |
587
Man wird sich aber vielleicht auch enthalten, den Unterschied überhaupt
mit einer Zahl zu bezeichnen, sondern sich ganz an die Schemata A, AB,
ABC, etc. halten.
Oder es auch so beschreiben:1, 12, 123, etc., oder, was auf das Gleiche hinauskommt: 0, 01, 012, etc.. Diese kann man sehr wohl auch Zahlzeichen nennen. |
Die Schemata: A, AB, ABC, etc.: 1, 12,
123, etc.; ❘, ❘ ❘,
❘ ❘ ❘,
etc.; ❘.❘, ❘..❘,
❘...❘, etc.; 0,
1, 2, 3, etc.; 1, 2, 3, etc.; 1, 12, 121323,
etc.; etc. – sind alle gleich
fundamental. |
Ich kann die Reihe der Teilungsschemata sowohl mit der Reihe 1, 2, 3,
etc. als auch mit der Reihe 0, 1, 2, 3, etc.
vergleichen.
Zähle ich die Teile, so gibt es in meiner Zahlenreihe keine 0, denn die Reihe
fängt mit einem Buchstaben an, während die Reihe ❘ ❘, ❘.❘, ❘..❘, etc. nicht mit einem Punkt anfängt. Ich kann dagegen auch mit dieser Reihe alle Tatsachen der Teilung darstellen, nur “zähle ich dann nicht die Teile”. |
588
Unrichtig ausgedrückt, aber so, wie man es zunächst ausdrücken würde,
lautet das Problem: “warum kann man sagen ‘es gibt 2
Farben
589 auf dieser
Fläche’ und nicht ‘es gibt eine Farbe auf
dieser Fläche’?”
Oder: wie muß ich die grammatische Regel
ausdrücken, daß ich nicht mehr versucht bin Unsinniges
zu sagen, und daß sie mir selbstverständlich
ist?
Wo liegt der falsche Gedanke, die falsche Analogie, durch die ich verführt
werde, die Sprache unrichtig zu gebrauchen?
Wie muß ich die Grammatik darstellen,
daß diese Versuchung wegfällt?
Ich glaube, daß die Darstellung durch die Reihen
Es kommt alles darauf an, ob ich mit einer Zahlenreihe zähle, die mit 0 anfängt, oder mit einer, die mit 1 anfängt. So ist es auch, wenn ich die Längen von Stäben, oder die Größen von Hüten zähle. Wenn ich mit Zählstrichen zähle, so könnte ich sie dann so schreiben: |
98
Es hat hier übrigens mit den Zahlzeichen
(1),
((1) + 1), etc. eine gewisse
Schwierigkeit: Nämlich die, daß wir sie
nach einer gewissen Länge nicht mehr unterscheiden können, ohne die Striche
zu zählen, also
99 ohne die Zeichen in andere
zu übersetzen.
“❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘”
und “❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘❘ ❘ ❘ ❘ ❘”
kann man nicht in dem Sinne unterscheiden – sie sind also nicht in
demselben Sinn verschiedene Zeichen – wie “10” und
“11”.
Übrigens würde dasselbe natürlich auch im
Dezimalsystem geschehen (denken wir an die Zahlen 1111111111 und
11111111111), aber das ist nicht ohne Bedeutung. –
|
99
Denken wir uns den Fall, es gäbe uns Einer eine Rechenaufgabe in der
Strichnotation, etwa: ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘❘ ❘ ❘ ❘ ❘
+ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ und während wir
rechneten machte er sich den Spaß, Striche, ohne
daß wir es bemerkten, wegzuwischen und
dazuzugeben.
Er würde uns dann immer sagen “die Rechnung stimmt ja
nicht” und wir würden sie immer von Neuem durchlaufen, stets zum
Narren gehalten. –
Ja, streng genommen, ohne den Begriff eines Kriteriums der Richtigkeit der
Rechnung. –
Hier könnte man nun Fragen aufwerfen, wie die: Ist es nun nur sehr wahrscheinlich wahrscheinlich, daß 464 + 272 = 736 ist? Und ist also nicht auch 2 + 3 = 100
2 + 3 = 5 nur
sehr wahrscheinlich?
Und was || wo ist denn die objektive Wahrheit, der sich
diese Wahrscheinlichkeit nähert?
D.h., wie bekommen wir denn einen Begriff davon,
daß
2 + 3 eine gewisse
Zahl wirklich ist, abgesehen von dem, was sie﹖ uns zu
sein scheint? – |
Wenn man nämlich fragen würde: was ist das Kriterium in der
Strichnotation, daß wir zweimal das gleiche
Zahlzeichen vor uns haben? –
Die Antwort könnte sein: “wenn es beidemale gleich
aussieht”, oder “wenn es beidemale die gleiche Anzahl von
Strichen enthält.”
Oder soll es heißen: wenn eine
eins-zu-eins Zuordnung etc. möglich ist?
|
539
Wie kann ich wissen, daß
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘❘ ❘
und ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘❘ ❘
dasselbe Zeichen sind?
Es genügt doch nicht, daß sie ähnlich
ausschauen.
Denn es ist nicht die ungefähre Gleichheit der Gestalt, was die Identität
der Zeichen ausmachen darf, sondern gerade eben die
Zahlengleichheit. |
419
∣ Das Problem der Unterscheidung von
1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1
und
1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1
ist viel wichtiger || fundamentaler,
als es auf den ersten Blick scheint.
Es handelt sich um den Unterschied zwischen physikalischer und visueller
Zahl. ∣ |
2 + 2 =
4 |
146'
Die Kardinalzahl ist eine interne Eigenschaft einer
Liste. |
537
Hat die Anzahl wesentlich etwas mit einem Begriff zu tun?
Ich glaube, das kommt darauf hinaus, zu fragen, ob es einen Sinn hat, von
einer Anzahl von Gegenständen zu reden, die nicht unter einen Begriff
gebracht sind.
Hat es z.B. Sinn zu sagen “a, b und
c sind drei Gegenstände”? –
Es ist allerdings ein Gefühl vorhanden, das uns sagt: Wozu von
Begriffen reden, die Zahl hängt ja nur vom Umfang des
Begriffes ab, und wenn der einmal bestimmt ist, so kann der Begriff
sozusagen abtreten.
Der Begriff ist nur eine Methode ||
ein || nur ein Hilfsmittel, um einen
Umfang zu bestimmen, der Umfang aber ist selbständig und in seinem Wesen
unabhängig vom Begriff; denn es kommt ja auch nicht
darauf an, durch welchen Begriff wir den Umfang
bestimmt haben.
Das ist das Argument für die extensive Auffassung.
Dagegen kann man zuerst sagen: Wenn der Begriff wirklich nur
ein Hilfsmittel ist, um zum Umfang zu gelangen, dann hat der Begriff in der
Arithmetik nichts zu suchen; dann muß man eben die
Klasse gänzlich von dem zufällig mit ihr verknüpften Begriff
scheiden.
Im entgegengesetzten Fall aber ist der vom Begriff unabhängige Umfang nur
eine Chimaire und dann ist es besser, von
ihm überhaupt nicht zu reden, sondern nur vom Begriff.
Das Zeichen für den Umfang eines Begriffes ist eine Liste. Man könnte – beiläufig – sagen: die Zahl || Anzahl ist die externe Eigenschaft 538 eines Begriffs und die
interne seines Umfangs (der Liste der Gegenstände, die unter ihn
fallen).
Die Anzahl ist das Schema eines Begriffsumfangs.
D.h.: die Zahlangabe ist, wie
Frege sagte, die Aussage über einen
Begriff (ein Prädikat).
Sie bezieht sich nicht auf einen Begriffsumfang,
d.i. auf eine Liste, die etwa der Umfang eines
Begriffes sein kann.
Aber die Zahlangabe über einen Begriff ist ähnlich dem Satz, welcher
aussagt, daß eine bestimmte Liste der Umfang dieses
Begriffs sei.
Von so einer Liste wird Gebrauch gemacht, wenn ich sage:
“a, b, c, d fallen unter den Begriff
F(x)”.
“a, b, c, d” ist die Liste.
Natürlich sagt der Satz nichts anderes, als
Fa & Fb
& Fc & Fd; aber er zeigt, mit Hilfe der Liste
geschrieben, seine Verwandtschaft mit
“(∃x,y,z,u). Fx & Fy
& Fz & Fu”, welches wir kurz
“(∃❘ ❘ ❘ ❘x)F(x)”
schreiben können.
Die Arithmetik hat es mit dem Schema ❘ ❘ ❘ ❘ zu tun. – Aber redet denn die Arithmetik von Strichen, die ich mit Bleistift auf Papier mache? – Die Arithmetik redet nicht von den Strichen, sie operiert mit ihnen. |
162'
Die Zahlangabe enthält nicht immer eine Verallgemeinerung oder
Unbestimmtheit: “Die Strecke A B ist in zwei
(3, 4, etc.) gleiche Teile
geteilt”. |
548
Wenn man wissen will, was
“2 + 2 =
4” heißt, muß
man fragen, wie wir es (erhalten),
es﹖ ausrechnen.
Wir betrachten dann den Vorgang der Berechnung als das Wesentliche, und
diese Betrachtungsweise ist die des gewöhnlichen Lebens, wenigstens, was die
Zahlen anbelangt, für die wir eine Ausrechnung bedürfen.
Wir dürfen uns ja nicht schämen, die Zahlen || Ziffern
und Rechnungen so aufzufassen, wie sie die alltägliche
Arithmetik jedes Kaufmanns auffaßt.
Wir rechnen dann 2 + 2
= 4 und überhaupt die Regeln des kleinen Einmaleins gar nicht
aus, sondern nehmen sie – sozusagen als Axiome – an und rechnen
nur mit ihrer Hilfe.
Wir könnten aber natürlich auch
2 + 2 = 4
ausrechnen und die Kinder tun es auch durch Abzählen.
Gegeben die Ziffernfolge 1 2 3 4 5 6, ist die Ausrechnung:
|
549
Definitionen zur Abkürzung: ¤
(∃x). fx . & . non (∃x,y). fx & fy ≝ (εx). fx (∃x,y). fx & fy . & . non (∃x,y,z). fx & fy & fz ≝ (εx,y). fx & fy u.s.w. (εx). fx ≝ (ε 1x)fx (εx,y). fx & fy ≝ (ε ❘ ❘x)fx ≝ (ε 2x)fx u.s.w. |
551
ich es nicht
nötig habe, einen bestimmten Kalkül, z.B. den des
Dezimalsystems, zu verachten.
Einer ist für mich so gut wie der andere.
Einen besondern Kalkül gering zu achten ist so, als wollte man Schach
spielen ohne wirkliche Figuren, weil das zu wenig abstrakt, zu speziell
sei.
Soweit es auf die Figuren nicht ankommt, sind eben die einen
so gut wie die andern.
Und soweit ein Spiel sich von dem andern doch unterscheidet, ist eben
ein Spiel so gut, d.h. so interessant,
wie das andere. Keines aber ist sublimer als das andre. || Und soweit die Spiele sich doch voneinander
unterscheiden, ist eben ein Spiel so gut,
d.h. so interessant, wie das andere.
Keines aber ist sublimer als das andre.
|
Welches ist der Beweis von Е❘ ❘.Е❘ ❘ ❘ . ⊃ .
Е❘ ❘ ❘ ❘ ❘, der der Ausdruck unseres
Wissens ist, daß dies ein richtiger logischer Satz ist
?
Er macht offenbar davon Gebrauch, daß man (∃x) … als logische Summe behandeln kann. Wir übersetzen etwa von dem Symbolismus (“wenn in jedem Quadrat ein Stern ist, so sind zwei im ganzen﹖ Rechteck”) |
553
Die Reihe von Sätzen
(∃x):aRx & xRb (∃x,y):aRx & xRy & yRb (∃x,y,z):aRx & xRy & yRz & zRb u.s.f. kann man sehr wohl so ausdrücken: “es gibt ein Glied zwischen a und b” “es gibt zwei Glieder zwischen a und b” u.s.w. und kann das etwa Schreiben (∃1x).aRxRb, (∃2x). aRxRb, etc.. Es ist aber klar, daß zum Verständnis dieser Ausdrücke die obere Erklärung nötig ist, weil man sonst nach Analogie von (∃2x). fx = (∃x,y)fx & fy glauben könnte (∃2x). aRxRb sei gleichbedeutend einem Ausdruck (∃x,y).aRxRb & aRyRb. Ich könnte natürlich auch statt “(∃x,y).F(x,y)” schreiben “(∃2x,y).F(x,y)”. Aber die Frage wäre nun: was habe ich dann unter “(∃3x,y).F(x,y)” zu verstehen? Aber hier läßt sich eine Regel geben; und zwar brauchen wir eine, die uns in der Zahlenreihe beliebig weiterführt. Z.B. die (∃3 x,y).F(x,y) = (∃x,y,z): F(x,y) & F(x,z) & F(y,z) (∃4 x,y).F(x,y) = (∃x,y,z,u): F(x,y) & F(x,z) & … es folgen die Kombinationen zu zwei Elementen. U.s.f.. Es könnte aber auch definiert werden: (∃3 x,y).F(x,y) = (∃x,y,z).F(x,y) & F(y,x) & F(x,z) & F(z,x) & F(y,z) & F(z,y) u.s.f.. 554
“(∃3x).F(x,y)” entspräche etwa dem Satz der
Wortsprache “F(x,y) wird von 3 Dingen
befriedigt” und auch dieser Satz bedürfte einer Erklärung um
eindeutig zu werden.
Soll ich sagen, daß in den || in diesen verschiedenen Fällen das Zeichen “3” eine andere || verschiedene Bedeutung hat? Drückt nicht vielmehr das Zeichen “3” das aus, was den verschiedenen Interpretationen gemeinsam ist? Warum hätte ich es sonst gewählt. Es gelten ja auch die gleichen Regeln von dem Zeichen “3” in dieser wie || und in jener Verwendung || in jedem dieser Zusammenhänge. Es ist nach wie vor durch 2 + 1 zu ersetzen; etc.. Allerdings aber ist ein Satz nach dem Vorbild von Е❘ ❘. Е❘ ❘ ❘ . ⊃ . ε❘ ❘ ❘ ❘ ❘ nun keine Tautologie. Zwei Menschen, die miteinander in Frieden leben und drei weitere Menschen, die miteinander in Frieden leben geben nicht fünf Menschen, die miteinander in Frieden leben. Aber das heißt nicht, daß nun 2 + 3 nicht 5 ist. Vielmehr läßt sich die Addition nur nicht so anwenden. Denn man könnte sagen: 2 Menschen, die … und 3 Menschen, die … und von denen jeder mit jedem der ersten Gruppe in Frieden lebt = 5 Menschen die … ![]() Mit andern Worten die Zeichen von der Form (∃1 x,y).F(x,y), (∃2 x,y).F(x,y), etc. haben die Multiplizität der Kardinalzahlen, wie die Zeichen (∃lx).fx, (∃2x). fx, etc. und wie auch die Zeichen (Е1x).fx, (Е2x).fx, etc.. |
616
“Es gibt nur 4 rote Dinge, aber die bestehen nicht aus 2 und 2,
weil es keine Funktion gibt, die sie zu je zweien unter einen Hut
bringt”.
Das hieße, den Satz 2 + 2 = 4 so auffassen: Wenn
auf einer Fläche 4 Kreise zu sehen sind, so haben je 2 von ihnen immer eine
bestimmte |
Man möchte sagen: 4 muß nicht immer aus 2 und
2 bestehen, aber es kann, wenn es wirklich aus Gruppen besteht, aus 2 und 2
wie aus 3 und 1, etc., bestehen; aber nicht aus 2 und
1, oder 3 und 2, etc.; und so bereiten wir eben alles für
den Fall vor, daß 4 in Gruppen zerlegbar
ist.
|
619
… machen, ist die Summe von m und
n.
Dies ist also eine Additionsmethode, und zwar eine
äußerst umständliche. |
Vergleiche: “Wasserstoff und Sauerstoff geben zusammen
Wasser” – “2 Punkte und 3 Punkte geben zusammen 5
Punkte”. |
Bestehen denn z.B. 4 Punkte in meinem Gesichtsfeld,
die ich “als 4”, nicht “als 2 und 2
sehe”, aus 2 und 2?
Ja, was heißt das?
Soll es heißen, ob sie in irgendeinem Sinne in
Gruppen von je 2 Punkten geteilt waren?
Gewiß nicht.
(Denn dann müßten sie ja wohl
auch in allen andern denkbaren Weisen geteilt sein.)
Heißt es, daß sie sich in
Gruppen von 2 und 2 teilen lassen? also,
daß es Sinn hat, von solchen Gruppen in
den vieren zu reden? –
Jedenfalls entspricht doch das dem Satz “2 + 2 =
4”, daß ich nicht sagen kann, die
Gruppe der 4 Punkte, die ich gesehen habe, habe aus getrennten Gruppen von 2
und 3 Punkten bestanden.
Jeder wird sagen: das ist unmöglich, denn
3 + 2 =
5.
(Und “unmöglich” heißt hier
“unsinnig”.) |
“Bestehen 4 Punkte aus 2 und 2” kann eine Frage nach
einer physikalischen oder optischen ||
visuellen Tatsache sein; dann ist es nicht die Frage der
Arithmetik.
Die arithmetische Frage könnte aber allerdings in der Form gestellt
werden: “Kann eine Gruppe von 4 Punkten
aus getrennten Gruppen von je 2 Punkten bestehen”.
|
622
“Angenommen, ich glaubte, es gäbe überhaupt nur eine Funktion und
die 4 Gegenstände, die sie befriedigen.
Später komme ich darauf, daß sie noch von einem
fünften Ding befriedigt wird; ist jetzt das Zeichen ‘4’
sinnlos geworden?” –
Ja, wenn im Kalkül die 4 nicht existiert, dann ist
‘4’ sinnlos. || Ja, wenn es im
Kalkül die 4 nicht gibt, dann ist
‘4’ || sie﹖
sinnlos. |
Wenn man sagt, es wäre möglich, mit Hilfe der Tautologie (∃n2x).fx & (∃n3x).Fx & Ind. . ⊃ . (∃n5x).fx ⌵ Fx. … A) zu addieren, so wäre das folgendermaßen zu verstehen: Zuerst ist es möglich, nach gewissen Regeln herauszufinden, daß (∃nx).fx & (∃nx).Fx & Ind. . ⊃ . (∃nx,y):fx ⌵ Fx . & . fy ⌵ Fy tautologisch ist. (∃nx).fx ist eine Abkürzung für (∃x).fx & non (∃x,y). fx & fy. Ich werde ferner Tautologien der Art A zur Abkürzung so schreiben: (Е) & (') C (Е) So geht also aus den Regeln hervor, daß (Еx) & (Еx) C (Еx,y), (Еx,y) & (Еx) C (Еx,y,z) und andere Tautologien. Ich schreibe “und andere” und nicht “u.s.w. ad inf.”, weil man mit diesem Begriff noch |
98
17 + 28
kann ich mir nach Regeln ausrechnen, ich brauche
17 + 28 = 45
(s) nicht als Regel zu geben.
Kommt also in einem Beweis der Übergang von
f(17 + 28)
auf f(45) vor, so brauche ich nicht
sagen, er geschähe nach der Regel s, sondern
nach andern Regeln des
1 + 1.
|
Wie ist es hiermit aber in der (((1) + 1) + 1)-Notation? Kann ich sagen, ich könne mir in ihr z.B. 2 + 3 ausrechnen? Und nach welcher Regel? Es geschähe so: [(1) + 1] + [((1) + 1) + 1] = (([(1) + 1] + 1) + 1) + 1 = [((((1) + 1) + 1) + 1) + 1] … ¤ |
| Als die Zahlen im Dezimalsystem hingeschrieben waren, gab es Regeln, nämlich die der Addition für je zwei Zahlen von 0 bis 9, und die reichten mir, entsprechend angewandt, für Additionen aller Zahlen aus. Welche Regel entspricht nun diesen Elementarregeln? Es ist offenbar, daß wir uns in einer Rechnung wie t weniger Regeln merken brauchen als in 17 + 28. Ja, wohl nur eine allgemeine und gar keine der Art 3 + 2 = 5. Im Gegenteil, wieviel 3 + 2 ist, scheinen wir jetzt ableiten, ausrechnen zu können. |
99
Haben wir 45 in s in
demselben Sinne ausgerechnet, wie das Ergebnis in
t? |
In einem andern Symbolismus ließe es sich vielleicht eher sehen. Ich schreibe [ohne weitere Erklärung]: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, etc. [(1) + 2] + [((1) + 2) + 3] = ((([(1) + 2] + 1) + 1) + 1) = [((((1) + 2) + 3) + 4) + 5] Die Rechnung hätte man auch dann so durchführen können: Die Aufgabe ist 2 + 3 = ? und man schreibt 1,2,3,4,5,6,7 1,2;1,2,3 So rechnen Kinder tatsächlich, wenn sie “abzählen”. (Und dieser Kalkül muß so gut sein wie ein anderer.) |
100
Man könnte auch fragen: ist
“❘ ❘ ❘ ❘ ❘” ein Beweis von
2 + 3 = 5, oder
zeigt er sozusagen nur daß
2 + 3
2 + 3 ist?
Ich kann aber doch sagen ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ = 5,
❘ ❘ = 2,
❘ ❘ ❘ = 3, nun mache
ich die (geometrische) Konstruktion
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ und zeige so,
daß
2 + 3 = 5
ist. |
Oder sollen wir das Additionstheorem so lauten lassen: a + (b + 1) = (a + 1) + b, also so addieren: ((1) + 1) + (((1) + 1) + 1) = (((1) + 1) + 1) + ((1) + 1) = ((((1) + 1) + 1) + 1) + (1) = (((((1) + 1) + 1) + 1) + 1)? |
| Es ist übrigens klar, daß das Problem, ob 5 + (4 + 3) = (5 + 4) + 3 ist, sich so lösen läßt:
|
101
|
Es ist hier eine gute Mahnung – so seltsam sie klingt –:
treibe hier﹖ nicht Philosophie, sondern Mathematik. |
¤
626
(∃x,y, …). fx & fy
& … einführen?
Ist der Kalkül der Kardinalzahlen irgendwie an den mit den Zeichen
“(∃x,y …). fx & fy
…” gebunden?
Ist etwa der letztere die einzige, und vielleicht wesentlich einzige,
Anwendung der Kardinalzahlen || des
ersten || ersteren?
Was die “Anwendung der Kardinalarithmetik auf die || in der Grammatik” betrifft, so
kann man auf das verweisen, was wir über den Begriff der Anwendung eines
Kalküls gesagt haben. –
Man könnte nun unsere Frage auch so stellen: Kommen die
Kardinalzahlen in den Sätzen unserer Sprache immer hinter dem Zeichen
“∃” vor: wenn wir uns nämlich die Sprache
in die Russell'sche Notation übersetzt denken?
Diese Frage hängt unmittelbar mit der zusammen: Wird das
Zahlzeichen in der Sprache immer als Charakterisierung eines
Begriffes – einer Funktion – gebraucht?
Die Antwort darauf ist, daß unsere Sprache die
Zahlzeichen immer in Verbindung mit ||
als Attribute von Begriffswörtern gebraucht
– daß aber diese Begriffswörter unter sich
gänzlich verschiedenen grammatischen Systemen angehören (was man daraus
sieht, daß das eine in Verbindungen Bedeutung hat, in
denen das andre sinnlos ist), so daß die
Norm, die sie zu Begriffswörtern macht, für uns uninteressant wird.
Eine ebensolche Norm aber ist die Schreibweise
“(∃x,y, …) etc.”; sie ist die direkte
Übersetzung einer Norm unserer Wortsprachen, nämlich
des Ausdruckes “es gibt …”, eines
Sprachschemas || Ausdrucksschemas, in
das unzählige logische || grammatische
Formen gepreßt sind. |
Übrigens ist das Zahlzeichen, jetzt in einem
andern Sinne, nicht mit “∃” verbunden:
insofern nämlich “(∃3x) …” nicht in
“(∃2 + 3
x) …” enthalten ist. ||
insofern || da nämlich “(∃3)x …”
nicht in “(∃2 + 3)x …” enthalten
ist. |
627
Wenn wir von den, mittels “ = ” konstruierten
Funktionen (x = a ⌵ x = b
etc.) absehen, so wird nach
Russells Theorie
|
630
Was wir dazu brauchen, sind, etwa, die
Schreibutensilien, nicht die Bestandteile des Satzes.
Ebensowenig hieße es, zu sagen:
“Um ‘(∃x,y). fx & fy’ auszudrücken, brauchen wir das Zeichen
‘(∃x,y). fx & fy’.”
|
711
Wenn man fragt: “was heißt denn dann
‘5 + 7 =
12’ – was für ein Sinn oder Zweck bleibt denn noch
für diesen Ausdruck, nachdem man die Tautologien etc. aus
dem arithmetischen Kalkül ausgeschaltet ||
ausgeschlossen hat, – so ist die
Antwort: Diese Gleichung ist eine Ersetzungsregel, die sich auf
bestimmte allgemeine Ersetzungsregeln, die Regeln der Addition,
stützt.
Der Inhalt von 5 + 7 =
12 ist (wenn einer es nicht wüßte)
genau das, was den Kindern Schwierigkeiten macht, wenn sie diesen Satz im
Rechenunterricht lernen. |
Keine Untersuchung der Begriffe, nur die Einsicht in den Zahlenkalkül kann
vermitteln, daß
3 + 2 = 5
ist.
Das ist es, was
712 sich in uns auflehnt gegen den
Gedanken, daß (Е3x).fx & (Е2x).gx & Ind. . ⊃ . (Е5x).fx ⌵ gx” der Satz 3 + 2 = 5 sein könnte. Denn das || dasjenige, wodurch wir diesen || jenen Ausdruck als Tautologie erkennen, kann ich selbst nicht aus einer Betrachtung von Begriffen ergeben, sondern muß aus dem Kalkül zu ersehen sein. Denn die Grammatik ist ein Kalkül. D.h., was im Tautologien-Kalkül noch außer dem Zahlenkalkül da ist, rechtfertigt diesen nicht und ist, wenn wir uns für ihn interessieren, nur Beiwerk. |
724
Die Kinder lernen in der Schule wohl
2 × 2 = 4,
aber
725 nicht 2 =
2. |
Zahlangaben innerhalb
der Mathematik. |
541
Worin liegt der Unterschied zwischen der Zahlangabe über einen
Begriff || Zahlangabe, die sich auf einen Begriff
und
542 der Zahlangabe, die sich
auf eine Variable bezieht?
Die Erste ist ein Satz, der von dem Begriff handelt, die zweite eine
grammatische Regel die Variable betreffend.
Kann ich aber nicht eine Variable dadurch bestimmen, daß ich sage, ihre Werte sollen alle Gegenstände sein, die eine bestimmte Funktion befriedigen? – Dadurch bestimme ich ja die Variable nicht, außer wenn ich weiß, welche Gegenstände die Funktion befriedigen, d.h. wenn mir diese Gegenstände auch auf andre Weise (etwa durch eine Liste) gegeben sind; und dann wird die Angabe der Funktion überflüssig. Wissen wir nicht, ob ein Gegenstand die Funktion befriedigt, so wissen wir nicht, ob er ein Wert der Variablen sein soll und die Grammatik der Variablen ist dann in dieser Beziehung einfach nicht bestimmt || ausgesprochen. |
Zahlangaben in der Mathematik
(z.B. “die Gleichung
x² = 1 hat 2
Wurzeln”) sind daher von ganz anderer Art, als Zahlangaben
außerhalb der Mathematik (“auf dem Tisch
liegen 2 Äpfel”.) |
149'
Wenn man sagt, A B lasse 2 Permutationen zu, so klingt das, als
mache man eine allgemeine Aussage, analog der “in dem
Zimmer sind 2 Menschen”, wobei über die Menschen noch nichts weiter
gesagt ist und bekannt sein braucht.
Das ist aber im Falle A B nicht so.
Ich kann A B, B A nicht allgemeiner beschreiben und daher kann
der Satz, es seien 2 Permutationen möglich, nicht weniger sagen, als, es
sind die Permutationen A B und B A möglich.
Zu sagen, es sind 6 Permutationen von 3 Elementen möglich kann nicht
weniger, d.h. etwas allgemeineres sagen, als das
Schema zeigt:
ABC ACB BAC BCA CAB CBA Denn es ist unmöglich, die Zahl der möglichen Permutationen zu kennen, ohne diese selbst zu kennen. Und wäre das nicht so, so könnte die Kombinatorik nicht zu ihren allgemeinen Formeln kommen. Das Gesetz, welches wir in der Bildung der Permutationen erkennen, ist durch die Gleichung p = n❘ dargestellt. Ich glaube, in demselben Sinn, wie der Kreis durch die Kreisgleichung. – Ich kann freilich die Zahl 2 den Permutationen A B, B A zuordnen, sowie die 6 den ausgeführten Permutationen von A, B, C, aber das gibt mir nicht den Satz der Kombinationslehre. – Das was ich in A B, B A sehe, ist eine interne Relation, die sich daher nicht beschreiben läßt. D.h. das läßt sich nicht beschreiben, was diese Klasse von Permutationen komplett macht. – Zählen kann ich nur, was tatsächlich da ist, nicht die Möglichkeiten. Ich kann aber z.B. berechnen, wieviele Zeilen ein Mensch schreiben muß, wenn er in jede Zeile eine Permutation von 3 Elementen setzt und solange permutiert, bis er ohne Wiederholung nicht weiter kann. Und das heißt, er braucht 6 Zeilen, um auf diese Weise die Permutationen A B C, A C B etc. hinzuschreiben, denn dies sind eben “die Permutationen von A, B, C”. Es hat aber keinen Sinn zu sagen, dies seien alle Permutationen von A B C. |
Eine Kombinationsrechenmaschine ist denkbar ganz analog der
Russischen. |
Es ist klar, daß es eine mathematische Frage
gibt: “wieviele Permutationen von –
z.B. – 4 Elementen gibt es”, eine Frage
von genau derselben Art, wie die “wieviel ist
25 ×
18”.
Denn es gibt eine allgemeine Methode zur Lösung beider.
Aber die Frage gibt es auch nur mit Bezug auf diese Methode. |
Der Satz, es gibt 6 Permutationen von 3 Elementen, ist identisch mit dem
Permutationsschema und darum gibt es hier keinen Satz “es gibt 7
Permutationen von 3 Elementen”, denn dem entspricht kein solches
Schema. |
Man könnte die Zahl 6 in diesem Falle auch als eine andere Art von Anzahl,
die Permutationszahl von A, B, C auffassen.
Das Permutieren als eine andere Art des Zählens.
|
148'
Wenn man wissen will, was ein Satz bedeutet, so kann man immer fragen
“wie weiß ich das”.
Weiß ich, daß es 6
Permutationen von 3 Elementen gibt, auf die gleiche Weise wie,
daß 6 Personen im Zimmer sind?
Nein.
Darum ist jener Satz von anderer Art als dieser.
|
Eine andere ebenso nützliche Frage ist “wie wird dieser Satz
in praxi wirklich angewandt” und da wird
jener Satz der Kombinationslehre natürlich als
Schlußgesetz angewandt, zum
Übergang von einem Satz zum andern, deren
jeder eine Wirklichkeit, keine Möglichkeit,
beschreibt. |
150'
Man kann auch sagen, der Satz “es gibt 6 Permutationen von 3
Elementen” verhält sich genau so zum Satz “es sind 6 Leute
im Zimmer”, wie der Satz
3 + 3 = 6, den
man auch in der Form “es gibt 6 Einheiten in
3 + 3”
aussprechen könnte.
Und wie ich in dem einen Fall die Reihen im Permutationsschema zähle, so
kann ich im andern die Striche in
|
Wie ich 4 × 3 =
12 durch das Schema beweisen kann:
|
552
Der Satz “die Relation R verbindet zwei Gegenstände
miteinander”, wenn das soviel heißen soll,
wie “R ist eine zweistellige Relation” ist ein Satz
der Grammatik. |
Zahlengleichheit
Längengleichheit |
557
Wie soll man nun den Satz auffassen “diese Hüte haben die gleiche
Größe”, oder “diese Stäbe haben die
gleiche Länge”, oder “diese
Flecken || Flecke haben die
gleiche Farbe”?
Soll man sie in der Form schreiben:
“(∃L). La & Lb”? Aber wenn das in der gewöhnlichen Weise gemeint wird, also mit den gewöhnlichen Regeln gebraucht wird, so müßte es ja dann Sinn haben zu schreiben “(∃L). La” also “der Fleck a hat eine Farbe”, “der Stab hat eine Länge”. Ich kann freilich “(∃L). La & Lb” für “a und b sind gleichlang” schreiben, wenn ich nur weiß und berücksichtige, daß “(∃L). La” sinnlos ist; aber dann wird die Notation irreführend und verwirrend. 558
(“Eine || eine
Länge haben”, “einen Vater haben”.)
–
Wir haben hier den Fall, den wir in der gewöhnlichen Sprache
so || oft so ausdrücken: “Wenn
a die Länge L hat, so hat b auch L”; aber
hier hätte der Satz “a hat die Länge L” gar
keinen Sinn, oder doch nicht als Aussage über a; und der Satz lautet
richtiger “nennen wir die Länge von a
‘L’, so ist die Länge von b auch
L” und ‘L’ ist eben hier wesentlich
eine Variable.
Der Satz hat übrigens die Form eines Beispiels, eines Satzes, der als
Beispiel zum allgemeinen Satz dienen kann und man würde etwa auch
fortfahren || fortsetzen:
“wenn z.B. a 5 m lang
ist || die Länge 5 m hat, so hat
b auch 5 m,
u.s.w.”. –
Zu sagen “die Stäbe a und b haben die gleiche
Länge” sagt nämlich gar nichts über die Länge jedes Stabes; denn es
sagt auch nicht, “daß jeder der beiden eine
Länge hat”.
Der Fall hat also gar keine Ähnlichkeit mit
dem: “A und B haben den gleichen Vater”
und “der Name des Vaters von A und B ist
‘N’”, wo ich einfach für die allgemeine
Bezeichnung den Eigennamen einsetze.
‘5 m’ ist aber nicht der Name der
betreffenden Länge, von der zuerst nur gesagt wurde,
daß a und b sie beide
besäßen.
Wenn es sich um Längen im Gesichtsfeld handelt, können wir zwar sagen, die
beiden Längen seien gleich, aber wir können sie im allgemeinen nicht mit
einer Zahl “benennen”. –
Der Satz “ist L die Länge von a, so hat auch b
die Länge L” schreibt seine Form nur als eine von
der Form eines || des Beispiels derivierte || von der eines
Beispiels derivierte Form hin.
Und man könnte den allgemeinen Satz auch wirklich durch eine
Anführung || Aufzählung
von Beispielen mit einem
“u.s.w.” ausdrücken.
Und es ist eine Wiederholung desselben Satzes, wenn ich sage:
“a und b sind gleichlang; ist die Länge von a
L, so ist die Länge von b auch L; ist a 5 m
lang, so ist auch b 5 m lang, ist a 7 m, so
ist b 7 m,
u.s.w.”.
Die dritte Fassung zeigt schon, daß in dem Satz
nicht das “und” zwischen zwei Formen steht, wie in
“(∃x). fx &
Fx”, so daß man auch
(∃x). fx”
und (∃x). Fx”
schreiben dürfte.
Nehmen wir als Beispiel auch den Satz “in den beiden Kisten sind 559 gleichviel
Äpfel”.
Wenn man diesen Satz in der Form schreibt” es gibt eine Zahl, die
die Zahl der Äpfel in beiden Kisten ist”, so
kann man auch hier nicht die Form bilden: “es gibt eine Zahl,
die die Zahl der Äpfel in dieser Kiste ist”,
oder “die Äpfel in dieser Kiste haben eine
Zahl”.
Schreibe ich:(∃x). fx. & . non (∃x,y). fx & fy . = . (∃n1x).fx . = . f1 etc., so könnte man den Satz “die Anzahl der Äpfel in den beiden Kisten ist die gleiche” schreiben: “(∃n). fn & ψn”. “(∃n). fn” aber wäre kein Satz. |
561
Will man den Satz “ unter f und
F fallen gleichviele Gegenstände” in übersichtlicher Notation
schreiben, so ist man vor allem versucht, ihn in der Form
“fn
& ψn” zu schreiben.
Und ferner empfindet man das nicht
|
565
Russells Erklärung der
Gleichzahligkeit ist aus verschiedenen Gründen ungenügend.
Aber die Wahrheit ist, daß man in der Mathematik
keine solche Erklärung der Gleichzahligkeit braucht.
Hier ist überhaupt alles falsch aufgezäumt.
Was uns verführt die Russell'sche, oder Frege'sche, Erklärung anzunehmen, ist der Gedanke, zwei Klassen von Gegenständen (Äpfeln in zwei Kisten) seien gleichzahlig, wenn man sie einander 1 zu 1 zuordnen könne. Man denkt sich die Zuordnung als eine Kontrolle der Gleichzahligkeit. Und hier macht man in Gedanken wohl noch eine Unterscheidung zwischen Zuordnung und Verbindung durch eine Relation; und zwar wird die Zuordnung zur Verbindung, was die “geometrische Gerade” zu einer wirklichen ist, eine Art idealer Verbindung; einer Verbindung, die quasi von der Logik vorgezeichnet ist und durch die Wirklichkeit nun nachgezogen werden kann. Es ist die Möglichkeit, aufgefaßt als eine schattenhafte Wirklichkeit. Dies hängt dann wieder mit der Auffassung von “(∃x). fx” als Ausdruck der Möglichkeit von fx zusammen. “f und F sind gleichzahlig” (ich werde dies schreiben “S(f,F)”, oder auch einfach “S”) soll ja aus “f5 & F5” folgen; aber aus f5 & F5 folgt nicht, daß f und F durch eine 1–1 Relation R verbunden sind (dies werde ich “P(f,F)” oder “P” schreiben). Man hilft sich, indem man sagt, es bestehe dann eine Relation der Art “x = a & y = b . ⌵ . x = c & y = d . ⌵ . u.s.w.”. |
567
… gleichgesetzt werden.
(Und man kann dann nur sagen: Wenn in Deiner || einer Notation
S = P
ist, dann bedeutet S nichts andres als
P.)
Es folgt zwar nicht P aus f5 & F5, wohl aber f5 & F5 aus P & f5. P
& f5 = P & f5 & F5 = P &
F5
u.s.w..
Also kann man schreiben:
Und dies kann man dadurch ausdrücken, daß man sagt, die Gleichzahligkeit folge aus P. Und man kann auch die Regel geben P & S = P, die mit den Regeln, oder der Regel, B und der Regel A übereinstimmt. |
568
Die Regel “aus P folgt S” also
P & S
= P könnte man auch ganz gut weglassen: die Regel B
tut denselben Dienst.
Schreibt man S in der Form f0 & F0 . ⌵ . f1 & F1 . ⌵ . f2 & F2 . ⌵ . . ⌵ . …ad inf., so kann man mit grammatischen Regeln, die der gewohnten Sprache entsprechen, leicht P & S = P ableiten. Denn (f0 & F0 . ⌵ . f1 & F1 etc. ad inf.) & P = f0 & F0 & P . ⌵ . f1 & F1 & P . ⌵ . . ⌵ . etc. ad inf. = f0 & P . ⌵ . f1 & P . ⌵ . f2 & P . ⌵ . etc. ad inf. = = P & (f0 ⌵ f1 ⌵ f2 ⌵ etc. ad inf.) = P. Der Satz “f0 ⌵ f1 ⌵ f2 ⌵ etc. ad inf.” muß als Tautologie behandelt werden. |
Mathematischer Beweis |
Mathematische Expedition & Polarexpedition. |
154'
Wie kann es in der Mathematik Vermutungen geben?
Oder vielmehr: Welcher Natur ist das, was in der Mathematik
wie eine Vermutung aussieht?
Wenn ich also etwa Vermutungen über die Verteilung der Primzahlen
anstelle.
Ich könnte mir z.B. denken, daß jemand in meiner Gegenwart Primzahlen der Reihe nach hinschriebe, ich wüßte nicht, daß es die Primzahlen sind – ich könnte etwa glauben, es seien Zahlen, wie sie ihm eben einfielen – und nun versuchte ich irgendein Gesetz in ihnen zu finden. Ich könnte nun geradezu eine Hypothese über diese Zahlenfolge aufstellen, wie über jede andere, die ein physikalisches Experiment ergibt. In welchem Sinne habe ich nun hiedurch eine Hypothese über die Verteilung der Primzahlen aufgestellt? |
Man könnte sagen, eine Hypothese in der Mathematik hat den Wert,
daß sie die Gedanken an einen bestimmten Gegenstand
– ich meine ein bestimmtes Gebiet – heftet und man könnte sagen
“wir werden gewiß etwas Interessantes über
diese Dinge herausfinden”. |
Das Unglück ist, daß unsere Sprache so
grundverschiedene Dinge mit jedem der Worte “Frage”,
“Problem”, “Untersuchung”,
“Entdeckung” bezeichnet.
Ebenso mit den Worten “Schluß”,
“Satz”, “Beweis”. |
Es frägt sich wieder, welche Art der Verifikation lasse ich für meine
Hypothese gelten?
Oder kann ich vorläufig – faute de mieux – die
empirische gelten lassen, solange ich noch keinen “strengen
Beweis” habe?
Nein.
Solange ein solcher Beweis nicht besteht, besteht gar keine Verbindung
zwischen meiner Hypothese und dem “Begriff” der
Primzahl. |
Der Begriff der Primzahl ist das allgemeine Gesetz, wonach ich prüfe, ob
eine Zahl eine Primzahl ist oder nicht. |
Erst der sogenannte Beweis verbindet die Hypothese überhaupt mit den
Primzahlen als solchen.
Und das zeigt sich daran, daß – wie gesagt
– bis dahin die Hypothese als eine rein physikalische
aufgefaßt werden kann. –
Ist andererseits der Beweis geliefert, so beweist er gar nicht, was
vermutet worden war, denn in die Unendlichkeit hinein kann ich nicht
vermuten.
Ich kann nur vermuten, was bestätigt werden kann, aber durch die Erfahrung
kann nur eine endliche Zahl von Vermutungen bestätigt werden, und den Beweis
kann man nicht vermuten, solange man ihn nicht hat, und dann auch
nicht. |
4
Angenommen, es hätte Einer den
pythagoräischen Lehrsatz zwar nicht
bewiesen, wäre aber durch Messungen der Katheten und
Hypotenusen zur “Vermutung” dieses Satzes
geführt worden.
Und nun fände er den Beweis und sagt, er habe
5 nun
bewiesen, was er früher vermutet hatte: so ist doch
wenigstens das eine merkwürdige Frage: An welchem Punkt des
Beweises kommt denn nun das heraus, was er früher durch die einzelnen
Versuche bestätigt fand? denn der Beweis ist doch wesensverschieden
von der früheren Methode. –
Wo berühren sich diese Methoden, da sie angeblich in irgendeinem Sinne das
Gleiche ergeben?
D.h.: Wenn der Beweis und die Versuche
nur verschiedene Ansichten Desselben (derselben Allgemeinheit)
sind.
(Ich sagte “aus der gleichen Quelle fließt nur Eines” und man könnte sagen, es wäre doch zu verflucht sonderbar, wenn aus so verschiedenen Quellen dasselbe fließen sollte. Der Gedanke, daß aus verschiedenen Quellen dasselbe fließen kann, ist und von der Physik, d.h. von den Hypothesen so geläufig || vertraut. Dort schließen wir immer von Symptomen auf die Krankheiten und wissen, daß die verschiedensten Symptome, Symptome Desselben sein können.) |
Wie konnte man nach der Statistik das vermuten, was dann der
Beweis zeigte? |
6
Wo soll aus dem Beweis dieselbe Allgemeinheit hervorspringen, die die
früheren Versuche wahrscheinlich machten? |
Ich hatte die Allgemeinheit vermutet, ohne den Beweis zu vermuten
(nehme ich an) und nun beweist der Beweis gerade die
Allgemeinheit, die ich vermutete!? |
79
Nichts ist verhängnisvoller für das philosophische Verständnis,
als die Auffassung von Beweis und Erfahrung als zweier verschiedener, also
doch vergleichbarer Verifikationsmethoden. |
159'
Welcher Art war Sheffers Entdeckung, daß
p. ⌵ .
q und non-p sich durch
p ∣ q ausdrücken
lassen? –
Man hatte keine Methode, nach p ∣ q zu suchen
und wenn man heute eine fände, so könnte das keinen Unterschied
machen.
Was war es, was wir vor der Entdeckung nicht wußten? (Es war nichts, was wir nicht wußten, sondern etwas, was wir nicht kannten.) Das sieht man sehr deutlich, wenn man sich den Einspruch erhoben denkt, p ∣ p sei gar nicht das, was non-p sagt. Die Antwort ist natürlich, daß es sich nur darum handelt, daß das System p ∣ q etc. die nötige Multiplizität hat. Sheffer hat also ein symbolisches System gefunden, das die nötige Multiplizität hat. Ist es ein Suchen, wenn ich das System Sheffers nicht kenne und sage, ich möchte ein System mit nur einer logischen Konstanten konstruieren. Nein! Die Systeme sind ja nicht in einem Raum, so daß ich sagen könnte: Es gibt Systeme mit 3 und 2 logischen Konstanten und nun suche ich die Zahl der Konstanten in der selben Weise zu vermindern. Es gibt hier keine selbe Weise. |
450
∣ Wenn auf die Lösung – etwa – des
Fermat'schen
Problems Preise ausgesetzt sind, so könnte man mir
vorhalten: Wie kannst Du behaupten || sagen,
daß es dieses Problem nicht gebe; wenn Preise auf die
Lösung ausgesetzt sind, so muß es das Problem wohl
geben.
Ich müßte sagen:
451
Gewiß, nur mißverstehen
die, die darüber reden, die Grammatik des Wortes “mathematisches
Problem” und des Wortes “Lösung”.
Der Preis ist eigentlich auf die Lösung einer naturwissenschaftlichen
Aufgabe gesetzt; (gleichsam) auf das
Äußere der Lösung
(darum spricht man z.B. auch von einer
Riemann'schen
Hypothese).
Die Bedingungen der Aufgabe sind äußerliche; und
wenn die Aufgabe gelöst ist, so entspricht, was geschehen ist, der
gestellten Aufgabe || der Stellung der
Aufgabe, wie die Lösung einer physikalischen Aufgabe dieser
Aufgabe. |
Wäre die Aufgabe, eine Konstruktion des regelmäßigen
Fünfecks zu finden, so ist die Konstruktion in dieser Aufgabestellung durch
das physikalische Merkmal charakterisiert, daß sie
tatsächlich ein durch Messung definiertes
regelmäßiges Fünfeck
liefern soll.
Denn den Begriff der konstruktiven Fünfteilung (oder des
konstruktiven Fünfecks) haben wir ja noch gar
nicht. || erhalten wir ja
erst durch die Konstruktion. |
Ebenso im Fermat'schen Satz haben wir ein empirisches Gebilde, das wir als
Hypothese deuten, also – natürlich – nicht als Ende
einer Konstruktion.
Die Aufgabe fragt also, in gewissem Sinne, nach etwas Anderem, als was die
Lösung gibt. ∣ |
∣ Natürlich steht auch der Beweis des Gegenteils des
Fermat'schen
Satzes, z.B., – im gleichen Verhältnis zur
Aufgabe, wie der Beweis des Satzes.
(Beweis der Unmöglichkeit einer Konstruktion.) ∣
|
681
Sofern man die Unmöglichkeit der 3-Teilung als eine physische
Unmöglichkeit darstellen kann, indem man z.B.
sagt: “versuch' nicht, den Winkel in 3 gleiche
Teile zu teilen, es ist hoffnungslos!”, insofern beweist der
“Beweis der Unmöglichkeit” diese
nicht.
Daß es hoffnungslos ist, die Teilung
zu versuchen, das hängt mit physikalischen Tatsachen zusammen.
|
734
Denken wir uns, jemand stellte sich folgendes || dieses Problem: Es
ist ein Spiel zu erfinden: das Spiel soll auf einem Schachbrett
gespielt werden; jeder Spieler soll 8 Steine haben; von den
weißen Steinen sollen 2 (die
“Konsulen”), die an den Enden der Anfangsposition
stehen, durch die Regeln irgendwie ausgezeichnet sein; sie sollen eine
größere Bewegungsfreiheit haben als die andern; von
den schwarzen Steinen soll einer (der
“Feldherr”) ein ausgezeichneter sein; ein
weißer Stein nimmt einen schwarzen (und
umgekehrt), indem er sich an dessen Stelle setzt; das ganze Spiel soll
eine gewisse Analogie mit den Punischen Kriegen haben.
Das sind die Bedingungen, denen das Spiel zu genügen hat. –
Das ist gewiß eine Aufgabe, und eine Aufgabe ganz
andrer Art, als die, herauszufinden, wie Weiß im
Schachspiel unter gewissen Bedingungen gewinnen könne. –
Denken wir uns nun aber die Frage || das
Problem: “Wie kann
Weiß in unserm || dem Kriegsspiel,
dessen Regeln wir noch nicht genau kennen, in 20 Zügen
gewinnen?” –
Dieses Problem wäre ganz analog den Problemen der Mathematik (nicht
ihren Rechenaufgaben). |
50
Was versteckt ist, muß gefunden werden
können.
(Versteckter Widerspruch.) |
51
Was versteckt ist, muß sich auch, ehe es gefunden
wurde, ganz beschreiben lassen, als wäre es
(schon﹖) gefunden. |
Wenn man sagt, der Gegenstand ist so versteckt, daß
es unmöglich ist, ihn zu finden, so hat das guten Sinn und die Unmöglichkeit
ist hier natürlich keine logische; d.h., es hat
Sinn, von dem Finden des Gegenstandes zu reden und auch, es zu
beschreiben; und wir leugnen nur, daß
das || es geschehen wird. |
17
wo es nicht in einem System geschieht, das
was ich suche, nicht beschreiben kann, oder nur scheinbar; denn, könnte ich
es in allen Einzelheiten beschreiben, so hätte ich es eben
schon, und ehe es vollständig beschrieben ist, kann ich nicht
sicher sein, ob das was ich suche, logisch einwandfrei ist,
sich also überhaupt beschreiben läßt;
d.h. diese unvollkommene Beschreibung
läßt gerade das aus, was notwendig wäre, damit etwas
gesucht werden könnte.
Sie ist also nur eine Scheinbeschreibung des
“Gesuchten”.
Irregeführt wird man hier leicht durch die Rechtmäßigkeit einer unvollkommenen Beschreibung im Falle des Suchens eines wirklichen Gegenstandes, und hier spielt wieder eine Unklarheit über die Begriffe ‘Beschreibung’ und ‘Gegenstand’ hinein. Wenn man sagt, ich gehe auf den Nordpol und erwarte mir dort eine Flagge zu finden, so hieße das in der Russell'schen Auffassung: ich erwarte mir Etwas (ein X) zu finden, das eine Flagge – etwa von dieser und dieser Farbe und Größe – ist. Und es scheint dann, als bezöge sich die Erwartung (das Suchen) auch hier nur auf eine Beschreibung || indirekte Kenntnis und nicht auf den Gegenstand selbst, den ich erst dann direkt || eigentlich kenne (knowledge by acquaintance), wenn ich ihn vor mir habe (während ich früher || vorher nur indirekt mit ihm bekannt bin). Aber das ist Unsinn. Was immer ich dort wahrnehmen kann – soweit es eine Bestätigung meiner Erwartung ist – kann ich auch schon vorher beschreiben. Und “beschreiben” heißt hier nicht, etwas darüber aussagen, sondern es aussprechen, d.h.: Was ich suche, muß ich vollständig beschreiben können. |
Die Frage ist: Kann man sagen, daß die
Mathematik heute gleichsam ausgezackt – oder ausgefranst – ist und
daß man sie deshalb wird abrunden können.
Ich glaube, man kann das erstere nicht sagen, ebensowenig wie man sagen
kann, die Realität sei struppig, weil es 4 primäre Farben,
sieben Töne in einer Oktav, drei Dimensionen im Sehraum etc.
gäbe. |
15
Die Mathematik “abrunden” kann man so wenig, wie man
sagen kann “runden wir die vier primären Farben auf fünf oder zehn
ab”, oder “runden wir die acht Töne einer Oktav auf zehn
ab”. |
154'
Vergleich zwischen einer mathematischen Expedition und einer
Polarexpedition.
Diesen Vergleich anzustellen hat Sinn und ist sehr nützlich.
|
155'
Wie seltsam wäre es, wenn eine geographische Expedition nicht sicher
wüßte, ob sie ein Ziel, also auch ob sie überhaupt
einen Weg hat.
Das können wir uns nicht denken, es gibt Unsinn.
Aber in der mathematischen Expedition verhält es sich geradeso.
Also wird es vielleicht am besten sein, den Vergleich ganz fallen zu
lassen.
Es wäre wie eine Expedition, die des Raumes nicht ganz sicher wäre! |
11
Könnte man sagen, daß die arithmetischen oder
geometrischen Probleme immer so ausschauen, oder fälschlich so
aufgefaßt werden können, als bezögen sie sich auf
Gegenstände im Raum, während sie sich auf den Raum selbst
beziehen? |
14
Raum nenne ich das, dessen man beim Suchen
gewiß sein kann. |
680
Der bewiesene mathematische Satz hat in seiner Grammatik zur Wahrheit hin
ein Übergewicht.
Ich kann, um den Sinn von
25 × 25 =
625 zu verstehen, fragen: wie wird dieser Satz
bewiesen.
Aber ich kann nicht fragen: wie wird – oder würde – sein
Gegenteil bewiesen; denn es hat keinen Sinn, vom Beweis des Gegenteils von
25 × 25 =
625 zu reden.
Will ich also eine Frage stellen, die von der Wahrheit des
Satzes unabhängig ist, so muß ich von der
Kontrolle seiner Wahrheit, nicht von ihrem Beweis, oder
Gegenbeweis, reden.
Die Methode der Kontrolle entspricht dem, was man den Sinn des
mathematischen Satzes nennen kann.
Die Beschreibung dieser Methode ist allgemein und bezieht sich auf ein
System von Sätzen, etwa den Sätzen der Form a × b = c. |
681
Man kann nicht sagen: “ich werde ausrechnen,
daß es so ist”, sondern
“ob es so ist”.
Also, ob so, oder anders.
|
683
Die Methode der Kontrolle der Wahrheit entspricht dem Sinn des
mathematischen Satzes.
Kann von so einer Kontrolle nicht die Rede sein, dann
fällt || bricht die Analogie der
“mathematischen Sätze” mit dem, was wir sonst Satz nennen,
zusammen.
So gibt es eine Kontrolle für die Sätze der Form
“(∃k)
|
684
Denken wir nun an die Frage: “hat die Gleichung
x² + ax + b =
0 eine reelle Lösung”.
Hier gibt es wieder eine Kontrolle und die Kontrolle scheidet zwischen den
Fällen (∃ …)
etc. und non.neg(∃ …)
etc..
Kann ich aber in demselben Sinne auch fragen und kontrollieren
“ob die Gleichung eine Lösung hat”? es sei denn,
daß ich diesen Fall wieder mit andern in ein
System bringe. |
(In Wirklichkeit konstruiert der “Beweis des Hauptsatzes der
Algebra” eine neue Art von Zahlen.) ⋎ |
>
Der “Satz der Mathematik”, welcher durch eine Induktion
bewiesen ist –, so aber, daß man nach
dieser Induktion nicht in einem System von Kontrollen suchen || fragen kann, – ist nicht
‘Satz’ in dem Sinne, in welchem
es die Antwort auf eine mathematische Frage ist.
“Jede Gleichung G hat eine Wurzel”. Und wie, wenn sie keine hat? können wir diesen Fall beschreiben, wie den, daß sie keine rationale Lösung hat? Was ist das Kriterium dafür, daß eine Gleichung keine Lösung hat? Denn dieses Kriterium muß gegeben sein || werden, wenn die mathematische Frage einen Sinn haben soll und wenn das, was die Form eines Existenzsatzes hat, “Satz” im Sinne der Antwort auf eine Frage sein soll. || und wenn der Existenzsatz Antwort auf eine Frage sein soll. (Worin besteht die Beschreibung des Gegenteils; worauf stützt sie sich; auf welche Beispiele, und wie sind diese Beispiele mit einem besonderen Fall des bewiesenen Gegenteils verwandt? Diese Fragen sind nicht etwa nebensächlich, sondern absolut wesentlich.) (Die Philosophie der Mathematik besteht in einer genauen Untersuchung der mathematischen Beweise – nicht darin, daß man die Mathematik mit einem Dunst umgibt.) |
646
Gleichungen sind eine Art von Zahlen.
(D.h. sie können den Zahlen ähnlich behandelt
werden.) |
655
Wenn in den Diskussionen über die Beweisbarkeit der mathematischen Sätze
gesagt wird, es gäbe wesentlich Sätze der Mathematik, deren Wahrheit oder
Falschheit unentschieden bleiben müsse, so bedenken ||
wissen, die es sagen, nicht, daß
solche Sätze, wenn wir sie gebrauchen können und
“Sätze” nennen wollen, ganz andere Gebilde sind, als was
sonst “Satz” genannt wird: denn der Beweis ändert
die Grammatik des Satzes.
Man kann wohl ein und dasselbe Brett einmal als Windfahne, ein andermal
als Wegweiser verwenden; aber das feststehende nicht als Windfahne und das
bewegliche nicht als Wegweiser.
Wollte jemand sagen “es gibt auch bewegliche Wegweiser”,
so würde ich ihm antworten: “Du willst wohl sagen,
‘es gibt auch bewegliche Bretter’; und ich
sage nicht, daß das bewegliche Brett unmöglich
irgendwie verwendet werden kann, – nur nicht als
Wegweiser”.
Das Wort “Satz”, wenn es hier überhaupt Bedeutung haben soll, ist äquivalent einem Kalkül und zwar jedenfalls den, in welchem p. ⌵ . non-p = Taut. ist (das “Gesetz des ausgeschlossenen Dritten” gilt). Soll es nicht 656 gelten, so haben wir den
Begriff des Satzes geändert.
Aber wir haben damit keine Entdeckung gemacht (etwas gefunden, das ein
Satz ist, und dem und dem Gesetz nicht gehorcht); sondern eine neue
Festsetzung getroffen, ein neues Spiel angegeben. |
430
Die Mathematiker verirren sich nur dann, wenn sie über Kalküle im
Allgemeinen reden wollen; und zwar darum, weil sie dann die besondern
Bestimmungen vergessen, die jedem besonderen Kalkül als
Grundlage dienen || zu Grunde
liegen. |
421
Der Grund, warum alle Philosophen der Mathematik fehlgehen, ist der,
daß man in der Logik nicht allgemeine Dicta
durch
422 Beispiele begründen
kann, wie in der Naturgeschichte.
Sondern jeder besondere Fall hat die
größtmögliche﹖ ||
volle﹖ Bedeutung, und anderseits || wieder ist mit ihm alles erschöpft, und man kann keinen allgemeinen
Schluß aus ihm ziehen (also keinen
Schluß). || … Bedeutung, aber alles ist
mit ihm erschöpft. Und man kann keinen
allgemeinen Schluß aus ihm ziehen (also keinen
Schluß). |
438
Eine logische Fiktion gibt es nicht und darum kann man nicht mit logischen
Fiktionen arbeiten; und muß jedes Beispiel ganz
ausführen. |
In der Mathematik kann es nur mathematische Schwierigkeiten || Troubles geben,
nicht philosophische. |
437
Der Philosoph notiert eigentlich nur das, was der Mathematiker
so﹖ gelegentlich über seine Tätigkeit hinwirft.
|
Der Philosoph kommt leicht in die Lage eines ungeschickten Direktors, der,
statt seine Arbeit zu tun und nur darauf zu schauen,
daß seine Angestellten ihre Arbeit richtig machen,
ihnen ihre Arbeit abnimmt und sich so eines Tages mit fremder Arbeit
überladen sieht, während die Angestellten zuschaun und ihn
kritisieren.
Besonders ist er geneigt, sich die Arbeit des Mathematikers aufzuhalsen. |
671
Wenn Du wissen willst, was der Ausdruck “Stetigkeit einer
Funktion” bedeutet, schau' den Beweis der Stetigkeit an;
der wird ja zeigen, was er beweist.
Aber sieh nicht das Resultat an, wie es in Prosa hingeschrieben || ausgedrückt ist und auch nicht, wie es in
der Russell'schen
Notation lautet, die ja bloß eine
Übersetzung des Prosaausdrucks ist; sondern richte
Deinen Blick dorthin, wo im Beweis noch gerechnet wird.
Denn der Wortausdruck des angeblich bewiesenen Satzes ist meist
irreführend, denn er verschleiert das eigentliche Ziel des Beweises,
das in diesem mit voller Klarheit zu sehen ist. |
677
“Wird die Gleichung von irgend welchen Zahlen
befriedigt?”; “sie wird von Zahlen
befriedigt”; “sie wird von allen Zahlen (von keiner
Zahl) befriedigt”.
Hat Dein Kalkül Beweise? und welche? daraus erst wird man
den Sinn dieser Sätze und Fragen entnehmen können. '
|
132'
Sage mir wie Du suchst und ich werde Dir sagen
was Du suchst. |
631
Wir werden uns zuerst fragen müssen: Ist der mathematische
Satz bewiesen? und
wie?
Denn der Beweis gehört zur Grammatik des Satzes! –
Daß das so oft nicht eingesehen wird, kommt daher,
daß wir hier wieder auf der Bahn einer uns
irreführenden Analogie denken.
Es ist, wie gewöhnlich in diesen Fällen, eine Analogie aus unserm
naturwissenschaftlichen Denken.
Wir sagen z.B. “dieser Mann ist vor 2
Stunden gestorben”, und wenn man uns fragt “wie
läßt sich das feststellen”, so können wir
eine Reihe von Anzeigen (Symptomen) dafür angeben.
Wir lassen aber auch die Möglichkeit dafür offen,
daß etwa die Medizin bis jetzt unbekannte Methoden
entdeckt, die Zeit des Todes festzustellen und das
heißt: Wir können solche mögliche Methoden
auch jetzt schon beschreiben, denn nicht ihre Beschreibung wird entdeckt,
sondern, es wird nur experimentell festgestellt, ob die Beschreibung den
Tatsachen entspricht.
So kann ich z.B. sagen: eine Methode besteht
darin, die Quantität des Hämoglobins im Blut zu finden, denn diese nehme mit
der Zeit nach dem Tode, nach dem und dem Gesetz, ab.
Das stimmt natürlich nicht, aber, wenn es stimmte, so würde sich dadurch
an der von mir erdichteten Beschreibung nichts ändern.
Nennt man nun die medizinische Entdeckung “die Entdeckung eines
Beweises dafür, daß der Mann vor 2 Stunden gestorben
ist”, so muß man sagen,
daß diese Entdeckung an der Grammatik des Satzes
“der Mann ist vor 2 Stunden gestorben”, nichts
ändert.
Die Entdeckung ist die Entdeckung, daß eine
bestimmte Hypothese wahr ist (oder: mit den Tatsachen
übereinstimmt).
Diese Denkweise sind wir nun so gewöhnt, daß wir den
Fall der Entdeckung eines Beweises in der Mathematik unbesehen für den
gleichen oder einen ähnlichen halten.
Mit Unrecht: denn,
632 kurz gesagt, den
mathematischen Beweis konnte man nicht beschreiben, ehe er gefunden
war.
Der ‘medizinische Beweis’ hat die Hypothese, die er bewiesen hat, nicht in einen neuen Kalkül eingegliedert und ihm also keinen neuen Sinn gegeben; der mathematische Beweis gliedert den mathematischen Satz in einen neuen Kalkül ein, er verändert seine Stellung in der Mathematik. Der Satz mit seinem Beweis gehört einer andern Kategorie an, als der Satz ohne den Beweis. (Der unbewiesene mathematische Satz – Wegweiser der mathematischen Forschung, Anregung zu mathematischen Konstruktionen.) |
656
Sind die Variablen von derselben Art in den
Gleichungen:
x² + y² + 2xy = (x + y)² x² + 3x + 2 = 0 x² + ax + b = 0 x² + xy + z = 0? Das kommt auf die Verwendung dieser Gleichungen an. – Aber der Unterschied zwischen № 1 und № 2 (wie sie gewöhnlich gebraucht werden) ist nicht einer der Extension der Werte, die sie befriedigen. Wie beweist Du den Satz “№ 1 gilt für alle Werte von x und y” und wie den Satz “es gibt Werte von x, die № befriedigen”? So viel Analogie in diesen Beweisen ist, soviel Analogie ist im Sinn der beiden Sätze. |
657
Aber kann ich nicht von einer Gleichung sagen: “Ich
weiß, sie stimmt für einige Substitutionen nicht
– ich erinnere mich nicht, für welche –; ob sie aber
allgemein nicht stimmt, das weiß ich
nicht”? –
Aber was meinst Du damit, wenn Du sagst, Du weißt
das?
Wie weißt Du es?
Hinter den Worten “ich weiß
…” ist ja nicht ein bestimmter Geisteszustand, der der Sinn
der || dieser Worte wäre.
Was kannst Du mit diesem Wissen anfangen? denn das wird zeigen,
worin dieses Wissen besteht.
Kennst Du eine Methode, um festzustellen, daß die
Gleichung allgemein ungültig ist?
Erinnerst Du Dich daran, daß die Gleichung für
einige Werte von x zwischen 0 und 1000 nicht stimmt?
Hat Dir jemand bloß die Gleichung gezeigt und
gesagt, er habe Werte für x gefunden, die die Gleichung nicht
befriedigen, und weißt Du vielleicht selbst nicht, wie
man dies für einen gegebenen Wert konstatiert? etc.
etc.. |
682
“Ich habe ausgerechnet, daß es keine Zahl
gibt, welche …”. –
In welchem Rechnungssystem kommt diese Rechnung vor? –
Dies wird uns zeigen, in welchem Satzsystem der errechnete Satz
ist.
(Man fragt auch: “wie rechnet man so etwas
aus?”) |
“Ich habe gefunden, daß es so eine || eine solche Zahl gibt”.
“Ich habe ausgerechnet, daß es keine solche Zahl gibt”. Im ersten Satz darf ich nicht “keine” statt “eine” einsetzen. – Und wie, wenn ich im zweiten statt “keine” “eine” setze? Nehmen wir an, die || eine Rechnung ergibt nicht den Satz “non.neg(∃n) etc.”, sondern “(∃n) etc.”. Hat es dann etwa Sinn zu sagen: “nur Mut! jetzt mußt Du einmal auf eine solche Zahl kommen, wenn Du nur lang genug probierst”? Das hat nur Sinn, wenn der Beweis nicht “(∃n) etc.” ergeben, sondern dem Probieren Grenzen gesteckt hat, also etwas ganz anderes geleistet hat. D.h., das, was wir den Existenzsatz nennen, der uns eine Zahl suchen lehrt, hat zum Gegenteil nicht den Satz “(n).etc.”, sondern einen Satz, der sagt, daß in dem und dem Intervall keine Zahl ist, die …. Was ist das Gegenteil des Bewiesenen? – Dazu muß man auf den Beweis schauen. Man kann sagen: das Gegenteil des bewiesenen Satzes ist das, was statt seiner durch einen bestimmten Rechnungsfehler im Beweis bewiesen worden wäre. Wenn nun z.B. der Beweis, daß non.neg(∃n). etc. der Fall ist, eine Induktion ist die zeigt, daß, soweit ich auch gehe, eine solche Zahl nicht vorkommen kann, so ist das Gegenteil dieses Beweises (ich will einmal diesen Ausdruck gebrauchen) nicht der Existenzbeweis in unserem Sinne. – Es ist hier nicht, wie im Fall des Beweises, daß keine oder eine der Zahlen a, b, c, d die Eigenschaft P hat; und diesen 683 Fall hat man immer als Vorbild vor
Augen.
Hier könnte ein Irrtum darin bestehen, daß ich
glaube c hätte die Eigenschaft und, nachdem ich den Irrtum eingesehen
hätte, wüßte ich, daß
keine der Zahlen die Eigenschaft hat.
Die Analogie bricht eben hier zusammen.
(Das hängt damit zusammen, daß ich nicht in jedem Kalkül, in dem ich Gleichungen gebrauchen, eo ipso auch die Verneinungen von Gleichungen gebrauchen darf. Denn 2 × 3 ≠ 7 heißt nicht, daß die Gleichung “2 × 3 = 7” nicht vorkommen soll, wie etwa die Gleichung “2 × 3 = Sinus”, sondern die Verneinung ist eine Ausschließung innerhalb eines von vornherein bestimmten Systems. Eine Definition kann ich nicht verneinen, wie eine nach Regeln abgeleitete Gleichung.) Sagt man, das Intervall im Existenzbeweis sei nicht wesentlich, da ein andres Intervall es auch getan hätte, so heißt das natürlich nicht, daß das Fehlen einer Intervallangabe es auch getan hätte. – Der Beweis der Nichtexistenz hat zum Beweis der Existenz nicht das Verhältnis eines Beweises von p zum Beweis des Gegenteils. Man sollte glauben, in dem Beweis des Gegenteils von “(∃n). etc.” müßte sich eine Negation einschleichen || verirren können, durch die irrtümlicherweise “non.neg(∃n) etc.” bewiesen wird. Gehen wir doch einmal, umgekehrt, von den Beweisen aus und nehmen wir an, sie wären uns ursprünglich gezeigt worden und man hätte uns dann gefragt: was beweisen diese Rechnungen? Sieh auf die Beweise und entscheide dann, was sie beweisen. |
83
Ich brauche nicht zu behaupten, man müsse die n
Wurzeln der Gleichung n-ten Grades konstruieren können, sondern
ich sage nur, daß der Satz “diese Gleichung
hat n Wurzeln” etwas
84 anderes
heißt, wenn ich ihn durch Abzählen der
konstruierten Wurzeln, und wenn ich ihn anderswie bewiesen habe.
Finde ich aber eine Formel für die Wurzeln einer Gleichung, so habe ich
einen neuen Kalkül konstruiert und keine Lücke eines alten
ausgefüllt. |
Es ist daher Unsinn zu sagen, der Satz ist erst bewiesen, wenn man eine
solche Konstruktion aufzeigt.
Denn dann haben wir eben etwas Neues konstruiert, und was wir jetzt unter
dem Hauptsatz der Algebra verstehen, ist eben, was der gegenwärtige
‘Beweis’ uns zeigt.
|
97
“Jeder Existenzbeweis muß eine Konstruktion
dessen enthalten, dessen Existenz er beweist”.
Man kann nur sagen “ich nenne ‘Existenzbeweis’
nur einen, der eine solche Konstruktion enthält”.
Der Fehler ist || liegt
darin, daß man
glaubt || vorgibt einen klaren
Begriff des Existenzbeweises || der
Existenz zu besitzen.
Man glaubt, ein Etwas, die Existenz, beweisen zu können, sodaß man nun unabhängig vom Beweis von ihr überzeugt ist. (Die Idee der, voneinander – und daher wohl auch vom Bewiesenen – unabhängigen Beweise!) In Wirklichkeit ist Existenz das, was man mit dem beweist, was man “Existenzbeweis” nennt. Wenn die Intuitionisten und Andere darüber reden, so sagen sie: “Dieser Sachverhalt, die Existenz, kann man nur so, und nicht so, beweisen”. Und sehen nicht, daß sie damit einfach das definiert 98 haben, was sie Existenz
nennen.
Denn die Sache verhält sich eben nicht so, wie wenn man sagt:
“daß ein Mann in dem Zimmer ist, kann man nur
dadurch beweisen, daß man hineinschaut, aber nicht,
indem man an der Türe horcht”. |
Wir haben keinen Begriff der Existenz unabhängig von unserm Begriff des
Existenzbeweises. |
732
Warum ich sage, daß wir einen Satz, wie den
Hauptsatz der Algebra, nicht finden, sondern konstruieren? –
Weil wir ihm beim Beweis einen neuen Sinn geben, den er früher gar nicht
gehabt hat.
Für diesen Sinn gab es vor dem sogenannten Beweis nur eine beiläufige
Vorlage in der Wortsprache. |
733
Denken wir, Einer würde sagen: das Schachspiel
mußte nur entdeckt werden, es war immer
da!
Oder das reine Schachspiel war immer da, nur das materielle,
von Materie verunreinigte, haben wir gemacht. |
732
Wenn durch Entdeckungen ein Kalkül der Mathematik geändert
wird, – können wir den alten Kalkül nicht behalten
(aufheben)?
733
(D.h., müssen wir ihn wegwerfen?)
Das ist ein sehr interessanter Aspekt.
Wir haben nach der Entdeckung des Nordpols nicht zwei Erden: eine
mit, und eine ohne den Nordpol.
Aber nach der Entdeckung des Gesetzes der Verteilung der Primzahlen, zwei
Arten von Primzahlen. |
770
Die mathematische Frage muß so exakt sein, wie der
mathematische Satz.
Wie irreführend die Ausdrucksweise der Wortsprache den Sinn der
mathematischen Sätze darstellt, sieht man, wenn man sich die Multiplizität
eines mathematischen Beweises vor Augen stellt || führt
und bedenkt, daß der Beweis zum
Sinn des bewiesenen Satzes gehört, d.h.
den Sinn bestimmt.
Also nicht etwas ist, was bewirkt, daß wir einen
bestimmten Satz glauben, sondern etwas, was uns zeigt, was wir
glauben, – wenn hier von glauben eine Rede sein kann.
Begriffswörter in der Mathematik:
771 Primzahl, Kardinalzahl,
etc..
Es scheint darum unmittelbar Sinn zu haben, wenn gefragt wird:
“Wieviel Primzahlen gibt es?”
(“Es glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
…”.)
In Wirklichkeit ist diese Wortzusammenstellung einstweilen Unsinn; bis für
sie eine besondere Syntax gegeben wurde.
Sieh' den Beweis dafür an, “daß
es unendlich viele Primzahlen gibt” und dann die Frage, die er zu
beantworten scheint.
Das Resultat eines intrikaten Beweises kann nur insofern einen einfachen
Wortausdruck haben, als das System von Ausdrücken, dem dieser Ausdruck
angehört, in seiner Multiplizität einem System solcher Beweise
entspricht. –
Die Konfusionen in diesen Dingen sind ganz darauf zurückzuführen,
daß man die Mathematik als eine Art Naturwissenschaft
behandelt.
Und das wieder hängt damit zusammen, daß sich die
Mathematik von der Naturwissenschaft abgelöst hat.
Denn, solange sie in unmittelbarer Verbindung mit der Physik betrieben
wird, ist es klar, daß sie keine
Naturwissenschaft ist.
(Etwa, wie man einen Besen nicht für ein Einrichtungsstück des Zimmers
halten kann, solange man ihn dazu benützt, die Einrichtungsgegenstände zu
säubern.) |
82
Ist nicht die Hauptgefahr die, daß uns der
Prosa-Ausdruck des Ergebnisses einer mathematischen Operation
einen Kalkül vortäuscht, der gar nicht vorhanden ist.
Indem er seiner äußern Form nach einem System
anzugehören scheint, das es hier gar nicht gibt.
|
80
Ein Beweis ist Beweis eines (bestimmten﹖)
Satzes, wenn er es nach einer Regel ist, nach der dieser Satz diesem Beweis
zugeordnet ist.
D.h., der Satz muß einem
System von Sätzen angehören und der Beweis einem System von
Beweisen.
Und jeder Satz der Mathematik muß einem Kalkül der
Mathematik angehören.
(Und kann nicht in Einsamkeit
thronen und sich sozusagen nicht unter andere Sätze
mischen.)
Also ist auch der Satz “jede Gleichung n-ten Grades hat ◇◇◇ n Lösungen” nur ein Satz der Mathematik, sofern er einem System von Sätzen, und sein Beweis einem korrespondierenden System von Beweisen, entspricht. Denn welchen guten Grund habe ich, dieser Kette von Gleichungen etc. (dem sogenannten Beweis) diesen Prosasatz zuzuordnen. Es muß doch aus dem Beweis – nach einer Regel – hervorgehen, von welchem Satz er der Beweis ist. |
Nun liegt es aber im Wesen dessen, was wir als Satz
81 bezeichnen,
daß es sich verneinen lassen
muß.
Und auch die Verneinung des bewiesenen Satzes muß
mit dem Beweis zusammenhängen; so nämlich, daß sich
zeigen läßt, unter welchen andern, entgegengesetzten,
Bedingungen sie herausgekommen wäre. |
Das mathematische Problem.
Arten der Probleme.
Suchen.
“Aufgaben” in der Mathematik. |
673
Wo man fragen kann, kann man auch suchen, und wo man nicht suchen kann,
kann man auch nicht fragen.
Und auch nicht antworten. |
676
Ich sagte: wo man nicht suchen kann, da kann man auch nicht
fragen, und d.h.:
Wo es keine logische Methode des
Findens Suchens gibt, da kann auch die Frage keinen Sinn
haben. –
Nur wo eine Methode der Lösung ist, ist eine Problem
Frage (d.h. natürlich nicht:
“nur wo die Lösung gefunden ist, ist eine
Problem Frage”). –
D.h.: dort wo die Lösung des Problems nur von
einer Art Offenbarung erwartet werden kann, ist auch keine
Problem Frage.
Einer Offenbarung entspricht keine Frage. –
Diese Sätze sind nur verkappte Erklärungen eines
Gebrauches || einer Art des
Gebrauches der Worte
“Problem”, “Frage”, etc..
(Frage nach der Erfahrung eines “sechsten” Sinnes,
den wir nicht haben.
Suchen nach einer neuen Sinneserfahrung.)
|
678
Der Fermat'schen Satz hat keinen strengen Sinn, solange ich nach der
Auflösung der Gleichung durch Kardinalzahlen nicht
suchen kann.
Und “suchen” heißt:
systematisch suchen.
Es ist kein Suchen, wenn ich im unendlichen Raum nach einem Gegenstand
umherirre. –
An unserer Schwierigkeit ist natürlich die falsche Auffassung der
Variablen schuld: die Auffassung, als verträte die
Variable Zahlen (und zwar einer Klasse, Liste, von
Zahlen), während sie nichts vertritt, sondern ist, was sie ist.
Verträte sie Zahlen, dann brauchte allerdings nur
5³ + 7³ =
9³ Sinn zu haben und der Sinn der allgemeinen Sätze
über die Form x³ +
y³ = z³ folgte
daraus.
Aber, da die Variable autonom ist, so hat der Satz, in welchem sie
vorkommt, erst dann Sinn, wenn er nach seinen eigenen
Prinzipien kontrollierbar ist, wie die Zahlengleichung nach dem
ihrigen || ihren. |
669
Die Annahme der Unentscheidbarkeit setzt voraus, daß
zwischen den beiden Seiten einer Gleichung, sozusagen, eine unterirdische
Verbindung besteht; daß die Brücke nicht in Symbolen
geschlagen werden kann.
Aber dennoch besteht; denn sonst wäre die Gleichung sinnlos. –
Aber die Verbindung besteht nur, wenn wir sie durch
Symbole || einen Kalkül
gemacht haben.
Der Übergang ist nicht durch eine dunkle Spekulation
hergestellt, von andrer Art als das was er verbindet.
(Wie ein dunkler Gang zwischen zwei lichten Orten.)
|
677
Ich kann den Ausdruck “die Gleichung G ergibt die Lösung
L” nicht eindeutig anwenden, solange ich keine
Methode der Lösung besitze; weil “ergibt” eine Struktur
bedeutet, die ich, ohne sie zu kennen, nicht bezeichnen kann.
Denn das heißt das Wort “ergibt”
zu verwenden, ohne seine Grammatik zu kennen.
Ich könnte aber auch sagen: Das Wort
“ergibt” hat andere Bedeutung, wenn ich es so verwende,
daß es sich auf eine Methode der Lösung bezieht, und
eine andere, wenn dies nicht der Fall ist.
Es verhält sich hier mit “ergibt” ähnlich, wie mit dem
Wort “gewinnen” (oder
“verlieren”), wenn das Kriterium des
“Gewinnens” einmal ein bestimmter Verlauf der Partie ist
(hier muß ich die Spielregeln kennen, um sagen zu
können, ob Einer gewonnen hat), oder ob ich mit
“gewinnen” etwas meine, was sich etwa || beiläufig durch “zahlen
müssen” ausdrücken ließe.
Wenn wir “ergibt” im ersten Sinne || in der ersten Bedeutung anwenden, so heißt “die Gleichung ergibt L”; wenn ich die Gleichung nach gewissen Regeln transformiere, so erhalte ich L. So wie die Gleichung 25 × 25 = 620 besagt, daß ich 620 erhalte, wenn ich auf 25 × 25 die Multiplikationsregeln anwende. Aber diese Regeln müssen mir nun || hier schon gegeben sein, ehe das Wort “ergibt” Bedeutung hat, und ehe die Frage einen Sinn hat, ob die Gleichung L ergibt. |
678
Es genügt also nicht zu sagen “p ist beweisbar”,
sondern es muß heißen:
beweisbar nach einem bestimmten System.
Und zwar behauptet der Satz nicht, p sei beweisbar nach dem System S, sondern nach seinem System, dem System von p. Daß p dem System S angehört, das läßt sich nicht behaupten (das muß sich zeigen). – Man kann nicht sagen, p gehört zum System S; man kann nicht fragen, zu welchem System p gehört; man kann nicht das System von p suchen. “p verstehen” heißt, sein System kennen. Tritt p scheinbar von einem System in das andere über, so hat in Wirklichkeit p seinen Sinn gewechselt. |
696
Es ist unmöglich, Entdeckungen neuartiger Regeln zu machen, die von einer
uns bekannten Form (etwa dem Sinus eines Winkels)
gelten.
Sind es neue Regeln, so ist es nicht die alte Form. |
689
Kenne ich die Regeln der elementaren Trigonometrie, so kann ich den Satz
sin 2x = 2 sin x.cos
x kontrollieren, aber nicht den Satz
sin x = x ‒
690 der elementaren Trigonometrie und der
Sinus der höheren Trigonometrie verschiedene Begriffe
sind.
Die beiden Sätze stehen gleichsam auf zwei verschiedenen Ebenen. In der ersten kann ich mich bewegen, soweit ich will, ich werde nie zu dem Satz auf der höheren Ebene kommen. Der Schüler, dem das Rüstzeug der elementaren Trigonometrie zur Verfügung stünde und von dem die Überprüfung der Gleichung sin x = x ‒
|
87
Man nennt es eine Aufgabe, wenn gefragt wird “wieviel ist
25 × 16”,
aber auch eine Aufgabe: was ist das ∫ sin²x
dx?
Die erste hält man zwar für viel leichter als die zweite, sieht aber
nicht, daß sie in
88 verschiedenem Sinn
‘Aufgaben’ sind.
Der Unterschied ist natürlich kein psychologischer;
und || denn es handelt sich nicht
drum, ob der Schüler die Aufgabe lösen kann, sondern ob der Kalkül sie lösen
kann, oder, welcher Kalkül sie lösen kann. |
Die Unterschiede, auf die ich aufmerksam machen kann, sind solche, wie sie
jeder Bub in der Schule wohl kennt.
Aber man verachtet diese Unterschiede später, wie die Russische
Rechenmaschine (und den zeichnerischen Beweis in der Geometrie) und
sieht sie als unwesentlich an, wie den Unterschied zwischen endlich und
unendlich, statt als wesentlich und fundamental. |
Es ist gleichgültig uninteressant, ob
man eine Regel
weiß, nach der man || der Schüler eine Regel
weiß, nach der er ∫
sin²x.dx gewiß lösen kann,
sondern nur aber nicht ob der
Kalkül, den wir vor uns haben (und den
er zufälligerweise benützt) eine solche Regel enthält.
Nicht, ob der Schüler es kann, sondern ob der Kalkül es kann und wie er es tut, interessiert uns. |
Im Falle 25 × 16 =
370 nun, schreibt der Kalkül, den wir benützen, jeden Schritt zur
Prüfung dieser Gleichung vor. |
85
Ein merkwürdiges Wort: “Es ist mir gelungen
gelungen, das zu beweisen”.
(Das ist es, was im Falle 25 × 16 = 400 niemand sagen würde.) |
679
Man könnte erklären ||
festlegen: “Was man anfassen kann, ist
ein Problem. –
Nur wo ein Problem sein kann, kann etwas behauptet
werden.” |
678
Würde denn aus dem Allen nicht das Paradox folgen:
daß es in der Mathematik keine schweren Probleme gibt;
weil, was schwer ist, kein Problem ist?
Was folgt, ist, daß das “schwere
mathematische Problem”, d.h. das Problem der
mathematischen Forschung, zur Aufgabe “25 × 25 =
?”
679 nicht in dem
Verhältnis steht, wie etwa ein akrobatisches Kunststück zu einem einfachen
Purzelbaum (also einfach in dem Verhältnis: sehr leicht zu sehr
schwer), sondern daß es
‘Probleme’ in verschiedenen Bedeutungen des Wortes
sind. |
436
“Du sagst ‘wo eine Frage ist, da ist auch ein Weg
zu
437 ihrer
Beantwortung’, aber in der Mathematik gibt es doch Fragen, zu deren
Beantwortung wir keinen Weg sehen”. –
Ganz richtig, und daraus folgt nur, daß wir in
diesem Fall das Wort ‘Frage’ in anderem Sinn gebrauchen,
als im oberen Fall.
Und ich hätte vielleicht sagen sollen “es sind hier zwei
verschiedene Formen und nur für die erste möchte ich das Wort
‘Frage’ gebrauchen”.
Aber dieses Letztere ist nebensächlich.
Wichtig ist, daß wir es hier mit zwei verschiedenen
Formen zu tun haben.
(Und daß Du Dich in der Grammatik des Wortes
‘Art’ nicht auskennst, wenn Du nun sagen willst, es seien
eben nur zwei verschiedene Arten von Fragen.)
|
464
“Ich weiß, daß es für
diese Aufgabe eine Lösung gibt, obwohl ich die Lösung ||
Art der Lösung noch nicht habe”. –
In welchem Symbolismus
weiß ich es? || weißt Du es?
|
759
Was heißt es: den
Goldbach'schen Satz glauben?
Worin besteht dieser Glaube?
In einem Gefühl der Sicherheit, wenn wir den Satz aussprechen, oder
hören?
Das interessiert uns nicht.
Ich weiß ja auch nicht, wie weit dieses Gefühl durch
den Satz selbst hervorgerufen sein mag.
Wie greift der Glaube in diesen Satz ein?
Sehen wir nach, welche Konsequenzen er hat, wozu er uns bringt.
“Er bringt mich zum Suchen nach einem Beweis dieses
Satzes”. –
Gut, jetzt sehen wir noch nach, worin Dein Suchen eigentlich besteht; dann
werden wir wissen, ﹖– wie es sich mit Deinem
Glauben an den Satz verhält. || … was es mit dem
Glauben an den Satz auf sich
hat. –﹖
|
34
D.h. Man darf
nur nicht an einem Unterschied der Formen vorbeigehen – wie
man wohl an einem Unterschied zwischen Anzügen vorbeigehen kann, wenn er
etwa sehr gering ist. In gewissem Sinne gibt es für uns – nämlich in der Grammatik – nicht ‘geringe Unterschiede’. Und überhaupt bedeutet ja das Wort Unterschied etwas ganz anderes, als dort wo es sich um einen Unterschied zweier Dinge || Sachen handelt. |
568
Der Philosoph spürt den Wechsel im Stil seiner Ableitung, an denen
der Mathematiker von heute, mit seinem stumpfen Gesicht ruhig
vorübergeht. –
Eine höhere Sensibilität Sensitivität ist es eigentlich, was
den
Mathematikern
569 der Zukunft von dem
heutigen unterscheiden wird; und die wird die Mathematik
– gleichsam – stutzen; weil man dann mehr auf die absolute
Klarheit, als auf ein || das Erfinden neuer Spiele
bedacht sein wird. |
734
Die philosophische Klarheit wird auf das Wachstum der Mathematik den
gleichen Einfluß haben, wie das Sonnenlicht auf das
Wachsen der Kartoffeltriebe.
(Im dunklen || dunkeln Keller wachsen sie
meterlang.) |
695
Den Mathematiker muß es bei meinen mathematischen
Ausführungen grausen, denn seine Schulung hat ihn immer davon abgelenkt,
sich Gedanken und Zweifeln, wie ich sie aufrolle, hinzugeben.
Er hat sie als etwas Verächtliches ansehen lernen und hat, um eine
Analogie aus der Psychoanalyse (dieser Absatz erinnert an
Freud) zu gebrauchen, einen Ekel
vor diesen Dingen erhalten, wie vor etwas Infantilem.
D.h., ich rolle alle jene Probleme auf, die etwa ein
Knabe || Kind beim Lernen der
Arithmetik, etc. als Schwierigkeiten empfindet und die der
Unterricht unterdrückt, ohne sie zu lösen.
Ich sage also zu diesen unterdrückten Zweifeln: ihr habt ganz recht,
fragt nur, und verlangt nach Aufklärung! |
Eulerscher Beweis
|
42
Kann man aus der Ungleichung: 1 +
eine Zahl n ableiten || konstruieren, die jedenfalls in den Kombinationen der rechten Seite noch fehlt? Der Euler'sche Beweis dafür, daß es “unendlich viele Primzahlen gibt” soll ja doch ein Existenzbeweis sein, und wie ist der ohne Konstruktion möglich? |
non1 +
das Argument läuft so: Das rechte Produkt ist eine Reihe von Brüchen
|
45
das heißt: ich habe ja gar keinen
Begriff der Primzahl, der Beweis hat mir keinen gegeben.
Ich könnte nur beliebige Zahlen (bezw.
Reihen) hinzufügen. |
45
(Die Mathematik ist angezogen mit falschen
Deutungen.) |
(“Es muß
noch eine Primzahl || solche Zahl
kommen” heißt in der Mathematik
nichts.
Das hängt unmittelbar damit zusammen, daß es
“in der Logik nichts Allgemeineres und Spezielleres
gibt”.) |
Wenn die Zahlen alle Kombinationen von 2 und 3 wären, so
müßte
|
1 +
Wieviel Glieder der Form
46 einer Zahl, die
keine Potenz von 2 ist, denn die Regel heißt
nun: finde den Abschnitt der Reihe, der jedenfalls 2 übertrifft,
dieser muß eine
Zahl enthalten, die keine Potenz von 2 ist. |
(1
+
Wenn ich nun die Summe 1 +
|
46
Die Bedingung, unter der ein Teil der Reihe 1 +
Es soll werden:
Formen wir die linke Seite um in:
1 ‒
Daher: 2nr + 2r ‒ 2n² ‒ 2n + 2n + 2 ‒ n² ‒ nr + n + r = oder größer 0, nr + 3r ‒ 3n² + 2 + n = oder größer 0, r = oder größer
|
Dreiteilung des Winkels, etc. |
690
Man könnte sagen: In der Geometrie der
euklidischen Ebene kann man nach der
3-Teilung des Winkels nicht suchen, weil es sie nicht gibt – und
nach der 2-Teilung nicht, weil es sie gibt. |
In der Welt der
euklidischen Elemente
kann ich ebensowenig nach der 3-Teilung des Winkels fragen, wie ich nach
ihr suchen kann.
Es ist von ihr einfach nicht die Rede. |
695
(Ich kann der Aufgabe der 3-Teilung des Winkels in einem
größern System ihren Platz bestimmten
(daher Geometrie nach der Möglichkeit der 3-Teilung
fragen), aber nicht im System der
Euklidischen
696
Geometrie nach der Möglichkeit der 3-Teilung fragen || nach ihrer Lösbarkeit fragen || danach fragen,
ob sie lösbar ist.
In welcher Sprache sollte ich denn danach fragen? in
der euklidischen? –
Und ebensowenig kann ich in der
euklidischen Sprache nach der Möglichkeit
der 2-Teilung des Winkels im
euklidischen System fragen.
Denn das würde in dieser Sprache auf eine Frage nach der Möglichkeit
schlechthin hinauslaufen, welche immer Unsinn ist.)
|
690
Wir müssen übrigens hier eine Unterscheidung zwischen gewissen Arten von
Fragen machen, eine Unterscheidung, die wieder zeigt,
daß, was wir in der Mathematik
“Frage” nennen, von dem verschieden ist, was wir im
alltäglichen Leben so nennen.
Wir müssen unterscheiden zwischen einer Frage “wie teilt man den
Winkel in 2 gleiche Teile” und der Frage “ist
diese Konstruktion die Halbierung des
Winkels”.
Die Frage hat nur Sinn in einem Kalkül, der uns eine Methode zu ihrer
Lösung gibt; nun kann uns ein Kalkül sehr wohl eine Methode zur Beantwortung
der einen Frage geben, aber nicht zur Beantwortung der andern.
Euklid z.B.
lehrt uns nicht
691
nach der Lösung seiner Probleme suchen, sondern gibt sie uns
und beweist, daß es die Lösungen sind.
Das ist aber keine psychologische oder pädagogische Angelegenheit, sondern
eine mathematische.
D.h. der Kalkül (den er uns
gibt) ermöglicht es uns nicht nach der Konstruktion zu
suchen.
Und ein Kalkül, der es ermöglicht, ist eben ein
anderer.
(Vergleiche auch Methoden des Integrierens mit denen des
Differenzierens; etc..)
|
87
Es gibt eben in der Mathematik sehr Verschiedenes, was alles Beweis
genannt wird und diese Verschiedenheiten sind
logische.
Was also ‘Beweis’ genannt wird, hat nicht mehr
miteinander zu tun, als was ‘Zahl’ genannt
wird. |
679
Welcher Art ist der Satz “die 3-Teilung des
Winkels mit Zirkel und Lineal ist unmöglich”?
Doch wohl von derselben, wie: “in der Reihe der
Winkelteilungen
F(n) kommt keine
F(3) vor,
wie in der Reihe der Kombinationszahlen
Warum nennt man diesen Beweis den Beweis dieses Satzes? Der Satz ist ja kein Name, sondern gehört (als Satz) einem Sprachsystem 680 an: Wenn ich sagen
kann “es gibt keine 3-Teilung”, so hat es Sinn zu
sagen “es gibt keine 4-Teilung” etc.
etc..
Und ist dies ein Beweis des ersten Satzes (ein Teil
seiner Syntax), so muß es also entsprechende
Beweise (oder Gegenbeweise) für die andern Sätze des Satzsystems
geben, denn sonst gehören sie nicht zu demselben System.
|
691
Ich kann nicht fragen, ob die 4 unter den Kombinationszahlen vorkommt,
wenn dieses || das mein Zahlensystem ist.
Und nicht, ob
Bezeichnen wir mit “Kardinalzahlen” nicht einen Teil der rationalen Zahlen, so können wir nicht ausrechnen, ob 81:3 eine Kardinalzahl ist, sondern, ob die Division 81:3 ausgeht oder nicht. |
Statt des Problems der 3-Teilung des Winkels mit Lineal und Zirkel
können wir nun ein ganz entsprechendes, aber viel übersichtlicheres,
untersuchen.
Es steht uns ja frei, die Möglichkeiten der Konstruktion mit Lineal und
Zirkel weiter einzuschränken.
So können wir z.B. die Bedingung setzen,
daß sich die Öffnung des Zirkels
nicht verändern läßt.
Und wir können festsetzen, daß die einzige
Konstruktion, die wir kennen – oder besser: die unser Kalkül
kennt – diejenige ist, die man zur Halbierung einer Strecke AB
benützt, nämlich: |
694
Möglichkeit dieser Zusammenstellung
fragen? –
Aber dieses Paradox fände sich ja wieder, wenn man fragt:
“ist 25 × 25
= 620?” – da es doch logisch
unmöglich ist, daß diese Gleichung stimmt; ich kann ja
nicht beschreiben, wie es wäre, wenn –.
Ja, der Zweifel ob 25
× 25 = 620 (oder der, ob es
= 625 ist) hat
eben den Sinn, den die Methode der Prüfung ihm gibt.
Und die Frage nach der Möglichkeit der 3-Teilung hat den Sinn, den die
Methode der Prüfung ihr gibt.
Es ist ganz richtig: wir stellen uns hier nicht vor, oder
beschreiben, wie es ist, wenn 25
× 25 = 620 ist, und das heißt
eben, daß wir es hier mit einer andern
(logischen) Art von Frage zu tun haben, als etwa der:
“ist diese Straße 620 oder 625 m
lang?” |
(Wir sprechen von einer “Teilung des Kreises in
7 Teile” und von einer Teilung des Kuchens in 7 Teile.)
|
Suchen & Versuchen |
4
Wenn man jemanden, der es noch nicht versucht hat, sagt “versuche
die Ohren zu bewegen”, so wird er zuerst etwas in der Nähe der
Ohren bewegen, was er schon früher bewegt hat, und dann
werden sich entweder auf einmal seine Ohren bewegen oder nicht.
Man könnte nun von diesem Vorgang sagen: er versucht die
Ohren zu bewegen.
Aber wenn das ein Versuch genannt werden kann, so ist es einer in einem
ganz anderen Sinn als der, die Ohren (oder die Hände) zu bewegen, wenn
wir zwar “wohl wissen, wie es zu machen
ist”, aber sie jemand hält, sodaß
wir sie schwer oder nicht bewegen können.
Der Versuch im ersten Sinne entspricht einem Versuch “ein
mathematisches Problem zu lösen”, wozu || zu dessen Lösung es eine Methode gibt.
Man kann sich immer um das scheinbare Problem
bemühen.
Wenn man mir sagt “versuche durch den
bloßen Willen den Krug dort am anderen Ende des
Zimmers zu bewegen” so werde ich ihn anschauen und vielleicht
irgendwelche seltsame Bewegungen mit meinen Gesichtsmuskeln machen; also
selbst in diesem Falle scheint es ein Versuchen || einen Versuch zu
geben. |
5
Denken wir daran, was es heißt, etwas im Gedächtnis
zu suchen. Hier liegt gewiß etwas wie ein Suchen im eigentlichen Sinn vor. |
6
Versuchen, eine Erscheinung hervorzurufen, aber
heißt nicht, sie suchen.
Angenommen, ich taste meine Hand nach einer schmerzhaften Stelle ab, so suche ich wohl im Tastraum, aber nicht im Schmerzraum. D.h. was ich eventuell finde, ist eigentlich eine Stelle und nicht der Schmerz. D.h., wenn die Erfahrung auch ergeben hat, daß drücken einen Schmerz hervorruft, so ist doch das Drücken kein Suchen nach einem Schmerz. So wenig, wie das Drehen einer Elektrisiermaschine das Suchen nach einem Funken ist. |
422
∣ Kann man versuchen, zu einer Melodie den falschen Takt zu
schlagen?
Oder: Wie verhält sich dieses Versuchen ||
dieser Versuch zu dem, ein Gewicht zu heben, das uns zu
schwer ist? ∣ |
449
∣ Es ist nicht nur höchst bedeutsam, daß man
die Gruppe ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
auf vielerlei Arten sehen kann (in vielerlei Gruppierungen), sondern
(noch﹖) viel mehr
bemerkenswerter, daß man es
willkürlich tun kann.
D.h., daß es einen ganz
bestimmten Vorgang gibt, eine bestimmte “Auffassung” auf
Befehl zu bekommen; und daß es –
dem entsprechend – auch
450 einen ganz
bestimmten Vorgang des vergeblichen Versuchens gibt.
So kann man auf Befehl die Figur |
∣ Das Wesentliche ist hier, daß dieser Versuch
den Charakter desjenigen hat, ein Gewicht mit der Hand zu heben; nicht den
Charakter des Versuchs, in welchem man Verschiedenes tut, verschiedene
Mittel ausprobiert, um (z.B.) ein Gewicht zu
heben.
In den zwei Fällen hat das Wort “Versuch” ganz
verschiedene Bedeutungen.
(Eine außerordentlich folgenreiche grammatische
Tatsache.) ∣
|
Induktionsbeweis.
Periodizität. |
82
Ist der Induktionsbeweis ein Beweis von a + (b + c) =
(a + b) + c, so muß man sagen
können: die Rechnung liefert,
daß
83
a + (b + c) =
(a + b) + c ist (und kein anderes
Resultat).
Denn dann muß erst die Methode der Berechnung (allgemein) bekannt sein und, wie wir darauf 25 × 16 ausrechnen können, so auch a + (b + c). Es wird also erst eine allgemeine Regel zur Ausrechnung aller solcher Aufgaben gelehrt und danach die besondere gerechnet. – Welches ist aber hier die allgemeine Methode der Ausrechnung? Sie muß auf allgemeinen Zeichenregeln beruhen (– etwa, wie﹖ dem assoziativen Gesetz –). |
680
Wenn ich a + (b + c) =
(a + b) + c negiere, so hat das nur Sinn, wenn ich
etwa sagen will: es ist nicht a + (b + c) =
(a + b) + c, sondern =
(a + 2b) + c.
Denn es fragt sich: was ist der Raum, in welchem ich den Satz
negiere? wenn ich ihn abgrenze, ausschließe,
– wovon?
Die Kontrolle von 25 × 25 = 625 ist die Ausrechnung von 25 × 25, die Berechnung der rechten Seite; – kann ich nun a + (b + c) = (a + b) + c errechnen, das, Resultat (a + b) + c ausrechnen? Je nachdem man es als berechenbar oder unberechenbar betrachtet, ist es beweisbar oder nicht. Denn ist der Satz eine Regel, der jede Ausrechnung folgen muß, ein Paradigma, dann hat es keinen Sinn, von einer Ausrechnung der Gleichung zu reden; sowenig, wie von der einer Definition. |
681
Das, was die Ausrechnung möglich macht, ist das System, dem der Satz
angehört und das auch die Rechenfehler bestimmt, ﹖–
die sich bei der Ausrechnung machen lassen –﹖.
Z.B. ist (a + b)² = a² + 2ab
+ b² und nicht = a² + ab +
b²; aber (a + b)² = ‒ 4
ist kein möglicher Rechenfehler in diesem System.
|
681
Ich könnte ja auch ganz beiläufig (siehe andere
Bemerkungen) sagen:
“25 ×
64 = 160, 64 × 25 = 160 das beweist,
daß a × b = b × a
ist” (und diese Redeweise ist nicht vielleicht lächerlich und
falsch; sondern man muß sie nur recht
deuten).
Und man kann richtig daraus schließen; also
läßt sich “a.b = b.a” in
einem Sinne berechnen ||
beweisen.
Und ich will sagen: Nur in dem Sinne, in welchem die Ausrechnung so eines Beispiels Beweis des algebraischen Satzes genannt werden kann, ist der Induktionsbeweis ein Beweis dieses Satzes. Nur insofern kontrolliert er den algebraischen Satz. (Er kontrolliert seine Struktur || seinen Bau, nicht seine Allgemeinheit.) |
682
(Die Philosophie prüft nicht die Kalküle der Mathematik, sondern nur,
was die Mathematiker über diese Kalküle sagen.)
|
698
Hat der rekursive Beweis von a + (b + c) =
(a + b) + c …A) eine Frage
beantwortet? und welche?
Hat er eine Behauptung als wahr erwiesen und also ihr Gegenteil als
falsch? |
700
Das, was Skolem || man
den rekursiven Beweis von A nennt, kann man so schreiben:a + (b + 1) = (a + b) + 1 a + (b + (c + 1)) = a + ((b + c) + 1) = (a + (b + c)) + 1 B (a + b) + (c + 1) = ((a + b) + c) + 1 In diesem Beweis kommt offenbar der bewiesene Satz gar nicht vor. – Man müßte nur eine allgemeine Bestimmung machen || treffen, die den Übergang zu ihm erlaubt. Diese Bestimmung könnte man so ausdrücken: u f(1) = g(1) D v f(c + 1) = F(f(c)) f(c) = g(c) w g(c + 1) = F(g(c)) Wenn 3 Gleichungen von der Form u, v, w bewiesen sind, so sagen wir, es sei “die Gleichung D für alle Kardinalzahlen bewiesen”. Das ist eine Erklärung dieser Ausdrucksform durch die erste. Sie zeigt, daß wir das Wort “beweisen” im zweiten Fall anders gebrauchen als im ersten. Es ist jedenfalls irreführend zu sagen, wir hätten die Gleichung D oder A bewiesen, und vielleicht besser zu sagen, wir hätten ihre Allgemeingültigkeit bewiesen, obwohl das wieder in anderer Hinsicht irreführend ist. Hat nun der Beweis B eine Frage beantwortet, eine Behauptung als wahr erwiesen? Ja, welches ist denn der Beweis B: Ist || ist es die Gruppe der 3 Gleichungen von der Form u, v, w, oder die Klasse der Beweise dieser Gleichungen? Diese Gleichungen behaupten ja etwas (und beweisen nichts in dem Sinne, in dem sie bewiesen werden). Die Beweise von u, v, w aber beantworten die Frage, ob diese 3 Gleichungen stimmen, und erweisen die Behauptung als wahr, daß sie stimmen. Ich kann nun erklären: die Frage, ob A für alle Kardinalzahlen gilt, solle bedeuten: “gelten für die Funktionen f(x) = a + (b + x), g(x) = (a + b) + x Gleichungen u, v und w?” Und dann ist diese Frage durch den rekursiven Beweis von A beantwortet, wenn hierunter die Beweise von u, v, w verstanden 700 werden (bezw. die Festsetzung von
u und die Beweise von v und w mittels u).
Ich kann also sagen, daß der rekursive Beweis ausrechnet, daß die Gleichung A einer gewissen Bedingung genügt; aber es ist nicht eine Bedingung der Art, wie sie etwa die Gleichung (a + b)² = a² + 2ab + b² erfüllen muß, um “richtig” genannt zu werden. Nenne ich A “richtig”, weil sich Gleichungen von der Form u, v, w dafür beweisen lassen, so verwende ich jetzt das Wort “richtig” anders, als im Falle der Gleichungen u, v, w, oder (a + b)² = a² + 2ab + b². |
700
Was heißt “1:3 =
0˙3̇
”? heißt
es dasselbe wie “
“1 : 3 = 0˙3̇ ” ist nicht von der Art, wie “1 : 2 = 0,5”; vielmehr entspricht “10 : 2 = 0,5” dem “
Ich will einmal statt der Schreibweise “1 : 4 = 0,25” die adoptieren || gebrauchen || annehmen: “1
dann kann ich sagen, diesem Satz entspricht nicht der: 1 : 3 = 0˙3̇ , sondern z.B. der: “1
701 daß die Division
a:b als Quotienten
0˙ċ
ergibt, ist
dieselbe wie die: die erste Stelle des Quotienten sei c und der
erste Rest gleich dem Dividenden.
Nun steht B zur Behauptung, A gelte für alle Kardinalzahlen, im selben Verhältnis, wie 11 : 3 = 0,3 zu 1 : 3 = 0˙3̇ |
Der Gegensatz zu der Behauptung “A gilt für alle
Kardinalzahlen” ist nun: eine der Gleichungen u, v, w
sei falsch.
Und die entsprechende Frage sucht keine Entscheidung zwischen einem
(x).fx und einem
(∃x).non-fx.
|
Die Konstruktion der Induktion ist nicht ein Beweis, sondern
eine bestimmte Zusammenstellung (ein Muster im Sinne von Ornament) von
Beweisen.
Man kann ja auch nicht sagen: ich beweise eine Gleichung, wenn ich
drei beweise.
Wie die Sätze einer Suite nicht einen Satz ergeben.
|
702
Man kann auch so sagen: Sofern man die Regel, in irgendeinem
Spiel Dezimalbrüche zu bilden, die nur aus der Ziffer 3 bestehen, sofern man
diese Regel als eine Art Zahl auffaßt,
kann eine Division sie nicht zum Resultat haben, sondern nur das,
was man periodische Division nennen kann und was die Form
aa : b = c hat.
|
685
3 × 2 =
5 + 1 3 × (a + 1) = 3 +
(3 × a) = (5 + b) + 3 = 5 + (b
+ 3)
Warum nennst Du denn diese Induktion den Beweis dafür,
daß (n): n ≧ 2
. ⊃ . . ⊃ . 3 × n ≠
5?! –
Nun, siehst Du denn nicht, daß der Satz, wenn er für
n =
2 gilt, auch für n = 3 gilt, und dann auch für
n =
4, und daß es immer so weiter
geht?
(Was erkläre ich denn, wenn ich das Funktionieren des induktiven
Beweises erkläre?)
Du nennst ihn also einen Beweis für “f(2)
& f(3) & f(4) &
u.s.w.”, ist er aber nicht
vielmehr die Form der Beweise für “f(2)” und
“f(3)” und
“f(4)”
u.s.w.?
Oder kommt das auf eins hinaus?
Nun, wenn ich die Induktion den Beweis eines Satzes nenne,
dann darf ich es nur, wenn das nichts anderes heißen
soll, als daß sie jeden Satz einer gewissen Form
beweist.
(Und mein Ausdruck bedient sich der Analogie vom Verhältnis der Sätze
“alle Säuren färben Lackmuspapier rot”,
“Schwefelsäure färbt Lackmuspapier
rot”.)
Denken wir nun, jemand sagte “prüfen wir nach, ob f(n) für alle n gilt” und nun fängt er an, die Reihe zu schreiben: 3 × 2 = 5
+ 1
3 × (2 + 1) = (3 × 2) + 3 = (5 + 1) + 3 = 5 + (1 + 3) 3 × (2 + 2) = (3 × (2 + 1)) + 3 = (5 + (1 + 3)) + 3 = 5 + (1 + 3 + 3) |
688
Die Frage nach der Allgemeinheit hätte || hatte vor dem
Beweis noch gar keinen Sinn, also ist sie auch keine Frage,
denn die Frage hätte nur Sinn gehabt, wenn eine allgemeine Methode zur
Entscheidung bekannt war, ehe der besondere Beweis bekannt
war. || Die Frage nach der Allgemeinheit hatte vor
dem Beweis noch gar keinen Sinn, also war sie auch keine Frage, denn die
hätte nur Sinn gehabt, wenn eine allgemeine Methode der Entscheidung bekannt
war, ehe der besondere Beweis bekannt
war.
Denn der Induktionsbeweis entscheidet nichts. || … entscheidet keine Streitfrage. || … entscheidet nicht in einer Streitfrage. |
Wenn gefragt gesagt wird: “der Satz
‘(n).fn’ folgt aus der
Induktion” heiße nur: jeder Satz der
Form f(n) folge aus der Induktion;
– “der Satz ‘(∃n).
non-f(n)’
widerspreche || widerspricht der Induktion”
heiße nur: jeder Satz der Form
non-f(n)
werde durch die Induktion widerlegt, – so kann man sich damit
zufrieden geben || so kann man damit einverstanden
sein, aber wenn wir jetzt
fragen: Wie gebrauchen wir den Ausdruck “der Satz
(n).f(n)”
richtig?
Was ist seine Grammatik.
(Denn daraus, daß ich ihn in gewissen
Verbindungen gebrauche, folgt nicht, daß ich ihn
überall dem Ausdruck “der Satz (x).fx” analog
gebrauche.) |
688
Denken wir, es stritten sich Leute darüber, ob in der Division
1:3 lauter Dreier
im Quotienten herauskommen müßten; sie hätten aber
keine Methode, wie dies zu entscheiden sei ||
um dies zu entscheiden.
Nun bemerkt Einer von ihnen die induktive Eigenschaft von
689 eine Entscheidung
herbeigeführt, denn die Induktion zeigt für jede Extension des Quotienten,
daß sie aus lauter 3 besteht.
Lassen sie aber die extensive Auffassung fallen, so entscheidet die
Induktion nichts.
Oder nur das, was die Ausrechnung von
Die Frage “gibt es eine rationale Zahl, die die Wurzel von x² + 3x + 1 = 0 ist” ist freilich durch eine Induktion entschieden, || : – aber hier habe ich eben eine Methode konstruiert, um Induktionen zu bilden; und die Frage hat ihren Wortlaut nur, weil es sich um eine Konstruktion von Induktionen handelt. D.h. die Frage wird durch eine Induktion entschieden, wenn ich nach dieser Induktion fragen konnte. Wenn mir also ihr Zeichen von vornherein auf ja und nein bestimmt war, so daß ich rechnerisch zwischen ihnen entscheiden konnte, wie z.B., ob der Rest in 5 : 7 gleich oder ungleich dem Dividenden sein wird. (Die Verwendung der Ausdrücke “alle …” und “es gibt …” für diese Fälle hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Verwendung des Wortes “unendlich” im Satz “heute habe ich ein Lineal mit unendlichem Krümmungsradius gekauft”.) |
747
748 hätte, so hätte er doch die
Frage “gibt es eine 4 in der Entwicklung von
1:3”
nicht sinnvoll stellen können, d.h., abgesehen
davon, daß er tatsächlich zu keiner 4 gekommen
war, können wir ihn davon überzeugen, daß er keine
Methode besitzt, seine Frage zu entscheiden.
Oder wir könnten auch sagen: abgesehen von dem Resultat seiner
Tätigkeit könnten wir ihn über die Grammatik seiner Frage und die Natur
seines Suchens aufklären (wie einen heutigen Mathematiker über analoge
Probleme).
“Aber als Folge der Entdeckung der Periodizität hört er nun doch
gewiß auf, nach einer 4 zu suchen!
Sie überzeugt ihn also, daß er nie eine finden
wird”. –
Nein.
Die Entdeckung der Periodizität bringt ihn vom Suchen ab,
wenn er sich nun neu einstellt.
Man könnte ihn fragen: “Wie ist es nun, willst Du
noch immer nach einer 4 suchen?”
(Oder hat Dich, sozusagen, die Periodizität auf andere Gedanken
gebracht.)
Und die Entdeckung der Periodizität ist in Wirklichkeit die Konstruktion eines neuen Zeichens und Kalküls. Denn es ist irreführend ausgedrückt, wenn wir sagen, sie bestehe darin, daß es uns aufgefallen sei, daß der erste Rest gleich dem Dividenden ist. Denn hätte man Einen, der die periodische Division nicht kannte, gefragt, || : ist in dieser Division der erste Rest gleich dem Dividenden, so hätte er natürlich “ja” gesagt; es wäre ihm also aufgefallen. Aber damit hätte ihm nicht die Periodizität auffallen brauchen || müssen; d.h.: er hätte damit nicht den Kalkül mit den Zeichen aa : b = c gefunden. Ist nicht, was ich hier sage, immer dasselbe, || sage, das, was Kant damit meinte, daß 5 + 7 = 12 nicht analytisch, sondern synthetisch a priori sei? |
417
Man sagt für gewöhnlich, die rekursiven Beweise
beweisen || zeigen,
daß die algebraischen Gleichungen für alle
Kardinalzahlen gelten; aber es kommt hier momentan nicht
darauf an, ob dieser Ausdruck glücklich oder schlecht gewählt ist, sondern
nur darauf, ob er in allen Fällen die gleiche Bedeutung hat. || ob er in allen Fällen die gleiche, klarbestimmte, Bedeutung
hat. |
417
Und ist es da nicht klar, daß die rekursiven Beweise
tatsächlich dasselbe für alle “bewiesenen”
Gleichungen
418 zeigen? |
Und das heißt doch, daß
zwischen dem rekursiven Beweis und dem von ihm bewiesenen Satz immer die
gleiche (interne) Beziehung besteht? |
[Zur Frage inwiefern der rekursive Beweis der eines speziellen Satzes ist.]
Es ist ja übrigens ganz klar, daß es so einen rekursiven, oder richtiger, iterativen “Beweis” geben muß. (Der uns die Einsicht vermittelt, daß es “mit allen Zahlen so gehen muß”.) ∣ D.h. es scheint mir klar, und daß ich einem Anderen die Richtigkeit dieser Sätze für die Kardinalzahlen durch einen Prozeß der Iteration begreiflich machen könnte. ∣ |
75
Wie aber weiß ich
28 + (45 + 17)
= (28 + 45) + 17 ohne es bewiesen zu
haben?
Wie kann mir ein allgemeiner Beweis einen besonderen Beweis
schenken?
Denn ich könnte doch den besondern Beweis führen, und wie treffen sich da
76 die beiden Beweise, und
wie, wenn sie nicht übereinstimmen? |
Und inwiefern kann man diesen Vorgang nicht den || einen Beweis des (distributiven)
Gesetzes nennen? |
Und dieser Begriff des
‘Begreiflich-Machens’ kann
uns hier wirklich helfen. ||
… kann uns hier helfen. || ist hier ein
Segen
Denn man könnte sagen: das Kriterium dafür, ob etwas ein Beweis eines Satzes ist, ist, ob man ihn dadurch begreiflich machen kann. (Natürlich handelt es sich da wieder nur um eine Erweiterung unserer grammatischen 419 Betrachtungen über das Wort || des Wortes “Beweis”;
nicht um ein psychologisches Interesse an dem Vorgang des
Begreiflich-Machens.)
|
419
∣ “Dieser Satz ist für alle Zahlen durch das rekursive
Verfahren bewiesen”.
Das ist der Ausdruck, der so ganz irreführend ist.
Es klingt so, als würde hier ein Satz, der konstatiert,
daß das und das für alle Kardinalzahlen gilt, auf
einem Wege als wahr erwiesen, und als sei dieser Weg ein Weg in
einem Raum denkbarer Wege.
Während die Rekursion in Wahrheit nur sich selber zeigt, wie auch die Periodizität. || … wie auch die Periodizität nur sich selbst zeigt. ∣ |
75
Wir sagen nicht, daß der Satz
f(x), wenn
f(l) gilt und aus
f(c)
f(c + 1) folgt,
also darum für alle Kardinalzahlen wahr ist;
sondern: “der Satz f(x) gilt für alle
Kardinalzahlen” heißt
“er gilt für x = 1 und
f(c + 1) folgt aus
f(c)”.
Und hier ist ja der Zusammenhang mit der Allgemeinheit in endlichen Bereichen ganz klar, denn eben das wäre in einem endlichen Bereich allerdings der Beweis dafür, daß f(x) für alle Werte von x gilt und eben das ist der Grund, warum wir auch im arithmetischen Falle sagen, f(x) gelte für alle Zahlen. |
432
Zum mindesten muß ich sagen,
daß, welcher Einwand gegen den Beweis B gilt,
auch z.B. gegen den der Formel
(a + b)n =
etc. gilt.
Auch hier, müßte ich dann sagen, nehme ich nur eine algebraische Regel in Übereinstimmung mit den Induktionen der Arithmetik an. f(n) & × (a + b) = f(n + 1) f(1) = a + b also: f(1) & ∙ || × (a + b) = (a + b)² = welches (a + b)²◇◇◇ f(2) also: f(2) & ∙ || × (a + b) = (a + b)³ = f(3) u.s.w. Soweit ist es klar. Aber nun: “also (a + b)n = f(n)”! Ist denn hier ein weiterer Schluß gezogen? Ist denn hier noch etwas zu konstatieren? |
Ich würde aber doch fragen, wenn mir Einer die Formel
(a + b)n =
f(n) zeigt: wie ist man denn dazugekommen?
Und als Antwort käme doch die Gruppe
f(n) & ∙ || × (a + b) = f(n + 1) f(1) = a + b. Ist sie also nicht ein Beweis des algebraischen Satzes? – Oder antwortet sie nicht eher auf die Frage “was bedeutet der algebraische Satz”? |
Ich will sagen: hier ist doch mit der Induktion alles
erledigt. |
438
Der Satz, daß A für alle Kardinalzahlen gilt,
ist eigentlich der Komplex B.
Und sein Beweis, der Beweis von βv und
γw.
Aber das zeigt auch, daß dieser Satz in einem andern
Sinne Satz ist, als eine Gleichung, und sein || dieser
Beweis in anderm Sinne Beweis eines Satzes.
Vergiß hier nicht, daß wir nicht erst den Begriff des Satzes haben, dann wissen, daß die Gleichungen mathematische Sätze sind, und dann erkennen, daß es noch andere Arten von mathematischen Sätzen gibt! |
Inwiefern ist der Übergang nach dem Paradigma A durch den Beweis von B gerechtfertigt? |
102
Man kann nicht eine Rechnung als den Beweis eines Satzes
bestimmen. || zum Beweis eines Satzes
ernennen. |
Ich möchte sagen: Muß man
diese Rechnung || die Induktionsrechnung
den Beweis des Satzes I nennen?
D.h., tut's keine andere
Beziehung? |
97
(Die unendliche Schwierigkeit ist die “allseitige
Betrachtung” des Kalküls.) |
443
Darin, daß der Übergang von
B auf A kein Folgen ist, liegt auch, was ich damit meinte,
daß nicht das logische Produkt
u & v
& w die Allgemeinheit ausdrückt. |
452
Ich sage, (a + b)² =
etc. ist mit Hilfe von
A1, A2,
etc. bewiesen, weil die Übergänge von
(a + b)² zu
a² + 2ab +
b² alle von der Form A1, oder
A2, etc.
sind.
In diesem Sinne ist in III auch der Übergang
von (b + 1) + a auf
(b + a) + 1 nach
A1 gemacht, aber nicht der
Übergang von a + n auf
n + a!
⋎
|
Es zeigt mir jemand die Komplexe B und ich sage “das sind
keine Beweise der Gleichungen A”.
Nun sagt er: “Du siehst aber noch nicht das System, nach
dem diese Komplexe gebildet sind”, und zeigt es mir || und macht mich darauf aufmerksam.
Wie konnte das die B zu Beweisen
machen? |
Durch diese Einsicht steige ich in eine andere, sozusagen höhere, Ebene;
während der Beweis auf der tieferen hätte geführt werden
müssen || geführt werden
müßte. |
Nur ein bestimmter Übergang von Gleichungen zu einer
Gleichung ist ein Beweis dieser letzteren.
﹖– Dieser ist hier nicht gemacht || Dieser findet hier nicht statt –﹖
und alles Andere kann auf die Sprache keinen
Einfluß (mehr﹖)
haben. || … und alles Andere kann B nicht
mehr zum Beweis von A machen. |
Aber kann ich eben nicht sagen, daß, wenn ich dies
über A bewiesen habe, ich damit A bewiesen habe?
Und woher kam dann überhaupt die Täuschung, daß ich
es dadurch bewiesen hätte? denn diese muß doch
einen tieferen Grund haben. |
448
Daß man sagt “die Richtigkeit
der Gleichung ist bewiesen”, zeigt schon, daß
Beweis nicht jede Ableitung || Konstruktion
ist. || … Konstruktion der
Gleichung ist. |
453
Nun, wenn es eine Täuschung ist, so kam sie jedenfalls von unserer
Ausdrucksweise in der Wortsprache her “dieser Satz gilt für
alle Zahlen”; denn der algebraische Satz war ja nach
dieser Auffassung nur eine andere Schreibweise dieses Satzes
(der Wortsprache).
Und diese Ausdrucksweise ließ den Fall
aller Zahlen mit dem Fall ‘aller Menschen in diesem
Zimmer’ verwechseln.
(Während wir, um die Fälle zu unterscheiden, fragen: Wie
verifiziert man den einen und wie den andern.) |
Wenn ich mir die Funktionen f1,
f2, F exakt definiert ||
bestimmt denke und nun das Schema des
Induktionsbeweises schreibe, –
auch dann kann ich nicht sagen, der Übergang von f1y auf f2y sei auf Grund von r gemacht worden (wenn der Übergang in u, v, w nach r gemacht wurde – in speziellen Fällen r = u). Er bleibt der Gleichung A entsprechend gemacht und ich könnte nur sagen, er entspreche dem Komplex B, wenn ich nämlich ﹖– diesen als ein anderes Zeichen statt der Gleichung A auffasse –﹖. |
Denn das Schema des Übergangs
mußte ja u, v und w enthalten. |
Tatsächlich ist R nicht das Schema des Induktionsbeweises
B3; dieses ist viel
komplizierter, da es das Schema B1 enthalten
454 muß.
|
Es ist nur dann nicht ratsam, etwas ‘Beweis’ zu nennen,
wenn die übliche Grammatik des Wortes ‘Beweis’ mit der
Grammatik des betrachteten Gegenstandes nicht übereinstimmt.
|
454
Die tiefgehende Beunruhigung rührt am Schluß von
einem kleinen, aber offen zu Tage liegendem Zug des überkommenen Ausdrucks
her. |
455
Was heißt es, daß R
den Übergang A ||
Übergang von der Form A
rechtfertigt?
Es heißt wohl, daß ich mich
entschieden habe, nur solche Übergänge in meinem
Kalkül zuzulassen, denen ein Schema B entspricht, dessen Sätze
u, v,
w wieder nach || aus
r
ableitbar sein sollen.
(Und das hieße natürlich nichts anderes, als
daß ich nur die Übergänge
A1, A2,
etc. zuließe und diesen Schemata
B entsprächen.)
Richtiger wäre es, zu schreiben “und diesen Schemata der Form
R entsprechen”.
Ich wollte mit dem Nachsatz in der Klammer sagen, der Schein der
Allgemeinheit – ich meine, der Allgemeinheit des Begriffs der
Induktionsmethode – ist unnötig, denn es
kommt am Schluß doch nur darauf hinaus, daß die speziellen
Konstruktionen B1, B2,
etc. um die Seiten der Gleichungen
A1, A2,
etc. konstruiert wurden.
|
458
Als Antwort muß er﹖ mich auf die Beziehung
zwischen A und B aufmerksam machen, die in V ausgedrückt
ist. |
Es zeigt uns jemand B1 und erklärt uns den
Zusammenhang mit A1, d.i.,
daß die rechte Seite von A so und so erhalten
wurde, etc. etc.
Wir verstehen ihn; und er fragt (nun﹖):
ist nun das ein Beweis von A?
Wir würden || werden
antworten: gewiß nicht!
Hatten wir nun alles verstanden, was über diesen Beweis zu verstehen war? Ja. Hatten wir auch die allgemeine Form des Zusammenhangs von B und A gesehen? Ja! Und wir können auch daraus schließen, daß man so aus jedem A ein B konstruieren kann und also auch umgekehrt A aus B. |
Dieser Beweis ist nach einem bestimmten Plan gebaut (nach dem noch
andere Beweise gebaut sind).
Aber dieser Plan kann den Beweis nicht zum Beweis machen.
Denn wir haben jetzt hier nur die eine Verkörperung dieses Planes, und
können von dem Plan als allgemeinem Begriff
(ganz﹖) absehen.
Der Beweis muß für sich sprechen und der Plan ist
nur in ihm verkörpert, aber selbst kein Bestandteil ||
kein Instrument des Beweises.
(Das wollte ich immer sagen.)
Daher nützt es mich nichts, wenn man mich auf die
Ähnlichkeiten zwischen Beweisen aufmerksam macht, um
mich davon zu überzeugen, daß sie Beweise
sind. |
95
Ist nicht unser Prinzip: keinen
Begriff zu verwenden, wo keiner || kein
Begriffswort zu verwenden, wo keines nötig ist? –
D.h. die Fälle zu zeigen, in denen das
Begriffswort in Wirklichkeit für eine Liste ||
Aufzählung steht. ||
D.h. in den Fällen, in denen das Begriffswort
für eine Liste steht, dies klar zu machen. || D.h. die Fälle, in denen das
Begriffswort in Wirklichkeit für eine Liste || Aufzählung steht, als
solche zu erklären.
|
459
Wenn ich nun früher sagte “das ist doch kein Beweis”, so
meinte ich ‘Beweis’ in einem bereits festgelegten Sinne,
in welchem es aus A und B allein zu ersehen ist.
Denn in diesem Sinne kann ich sagen: Ich verstehe doch ganz
genau, was B tut und in welchem Verhältnis es zu A
steht.
Jede weitere Belehrung ist überflüssig und das ist kein
Beweis. || und das, was da ist, ist kein
Beweis.
In diesem Sinne habe ich es nur mit B und A allein zu tun; ich
sehe außer ihnen nichts und nichts anderes geht mich
an.
Dabei sehe ich das Verhältnis nach der Regel V sehr gut || wohl, aber es kommt für mich als Konstruktionsbehelf gar nicht in Frage. Sagte mir jemand, während meiner Betrachtung von B und A, daß man auch hätte B aus A (oder umgekehrt) nach einer Regel konstruieren können, so könnte ich ihm nur sagen “komm' mir nicht mit unwesentlichen Sachen”. Denn das ist ja selbstverständlich, und ich sehe sofort, daß es B nicht zu einem Beweis von A macht. Denn, daß es so eine allgemeine Regel gibt, könnte nur zeigen || Denn diese allgemeine Regel könnte nur zeigen, daß B der Beweis von A und keinem andern Satz || der Beweis gerade von A ist, wenn es überhaupt ein Beweis wäre. |
461
Die Klammer } in R, welche
u,
v, und w zusammenhält, kann weiter nichts bedeuten,
als daß wir den Übergang in A (oder einen von der Form
A) als berechtigt ansehen, wenn die Glieder (Seiten) des
Übergangs in einer, durch das Schema B
charakterisierten Beziehung, zu einander stehen.
Es nimmt dann B den Platz von A.
Und wie es früher hieß: der
Übergang ist in meinem Kalkül erlaubt, wenn er einem
der A entspricht, so kann es jetzt
heißen || so
heißt es jetzt: er ist erlaubt,
wenn er einem der B entspricht.
Damit aber hätten wir noch keine Vereinfachung, keine Reduktion gewonnen. |
461
Der Gleichungskalkül ist gegeben.
In diesem Kalkül hat ‘Beweis’ eine festgelegte || fixe Bedeutung.
Nenne ich nun auch die induktive Rechnung einen Beweis, so
erspart mir dieser Beweis doch
462 nicht die Kontrolle, ob die
Übergänge der Gleichungskette, nach diesen
bestimmten Regeln (oder Paradigmen) gemacht sind.
Ist das der Fall, so sage ich, die letzte Gleichung der Kette sei
bewiesen; oder auch, die Gleichungskette stimme. |
464
Man kann daher auch nicht sagen, Skolem habe das algebraische System auf eine kleinere Grundlage
gesetzt, denn er hat es in einem andern Sinne als dem
algebraischen ‘begründet’. ||
denn er hat es in einem andern Sinne als dem der Algebra
‘begründet’. |
464
Wird ein Zusammenhang der A durch die Induktionsbeweise mittels
u gezeigt
und ist dies nicht das Zeichen dafür, daß wir es hier
doch mit Beweisen zu tun haben? –
Es wird nicht der Zusammenhang gezeigt, den ein Zerlegen der
Übergänge A in Übergänge
r herstellen würde.
Und ein Zusammenhang der A ist ja schon vor jedem
Beweis zu sehen. |
735
Ich kann die Regel R auch so schreiben:
oder auch so: a + (b + 1) = (a + b) + 1, wenn ich R oder S als Erklärung oder Ersatz für diese Form nehme. Wenn ich nun sage, in
seien die Übergänge durch die Regel R gerechtfertigt, – so kann man mir drauf antworten: “Wenn Du das eine Rechtfertigung nennst, so hast Du die Übergänge gerechtfertigt. Du hättest uns aber ebensoviel gesagt, wenn Du uns nur auf die Regel R und ihre formale Beziehung zu u (oder zu u, v und w) aufmerksam gemacht hättest.” |
(Übrigens, welche verdächtige Analogie, zwischen “Grundgesetzen” und “Grundbegriffen”!) |
Es ist gleichsam || etwa so:
der Beweis eines alten Grundgesetzes setzt sonst das System der
Beweise (einfach) nach rückwärts fort.
Die Rekursionsbeweise aber setzen das System von algebraischen Beweisen
(mit den alten Grundgesetzen) nicht nach rückwärts fort, sondern sind
ein neues System, das mit dem ersten nur parallel zu laufen scheint.
|
Wenn man sich einen Mechanismus aus Zahnrädern und diese aus lauter
gleichen keilförmigen Stücken und je einem Ring, der sie zu einem Rad
zusammenhält, zusammengesetzt denkt, so blieben in einem gewissen Sinne die
Einheiten des Mechanismus doch die Zahnräder. |
Es ist so: Wenn ein Faß aus Dauben und
Böden besteht, so halten doch nur alle diese in dieser
(bestimmten) Verbindung (als Komplex)
die Flüssigkeit und bilden als Behälter neue Einheiten.
|
Es hätte nun ganz verschiedenen Sinn, einerseits, zu sagen: die Verbindung, die die großen Glieder machen, kann durch lauter kleine Glieder gemacht werden; – und anderseits: diese Verbindung kann durch lauter halbe große Glieder gemacht werden. Was ist der Unterschied? |
Der eine Beweis ersetzt eine großgliedrige Kette
durch eine kleingliedrige, der andere zeigt, wie man die
(alten) großen Glieder
aus mehreren Bestandteilen zusammensetzen kann. |
Ähnlichkeit, sowie || und
Verschiedenheit der beiden Fälle sind augenfällig || klar zu Tage liegend. |
Der Vergleich des Beweises mit der Kette ist natürlich ein
logischer Vergleich und also ein vollkommen exakter Ausdruck
dessen, was er illustriert.
|
Periodizität
1 : 3
= 0.3̇
.
|
697 im
Gegensatz zu einer andern, nicht die Regelmäßigkeit im
Gegensatz zur Unregelmäßigkeit.
Die periodische Division, also
|
Und das Zeichen
“[0˙3, 0,x,
0,x3]” ist kein Ersatz für eine Extension, sondern
das vollwertige Zeichen selbst; und ebensogut ist
“0˙3̇
”.
Es sollte uns doch zu denken geben, daß ein Zeichen
der Art “0˙3̇
”
genügt, um damit zu machen, was wir brauchen.
Es ist kein Ersatz, und im Kalkül gibt es keinen Ersatz.
Wenn man meint, die besondere Eigenschaft der Division
698 die ich gebildet habe?
Aber andere gibt es ja nicht.
Am absurdesten würde die Redeweise, wenn man sagte: die Eigenschaft
der Division sei ein Anzeichen dafür, daß das Resultat
die Form [0,a, 0,x,
0,xa] habe; das wäre so, als wollte man sagen; eine Division
ist das Anzeichen dafür, daß eine Zahl
herauskommt.
Das Zeichen “0˙3̇
” drückt seine
Bedeutung nicht von einer größeren Entfernung aus, als
“0,333 …”, denn dieses Zeichen
gibt eine Extension von drei Gliedern und eine Regel; die Extension
0,333 ist für unsere
Zwecke nebensächlich und so bleibt nur die Regel, die
“[0˙3, 0,x,
0,x3]” ebensogut gibt.
Der Satz “die Division wird nach der ersten Stelle
periodisch” heißt soviel
wie: “der erste Rest ist gleich dem
Dividenden”.
Oder auch: der Satz “die Division wird von der ersten
Stelle an ins Unendliche die gleiche Ziffer erzeugen”
heißt “der erste Rest ist
gleich dem Dividenden”; so wie der Satz “dieses Lineal hat
einen unendlichen Radius” heißt, es sei
gerade. |
Man könnte nun sagen: die Stellen des || eines
Quotienten von 1:3 sind notwendig alle 3, und das
würde wieder nur heißen, daß der
erste Rest gleich dem Dividenden ist und die erste Stelle des Quotienten
3.
Die Verneinung des ersten Satzes ist daher gleich der Verneinung des
zweiten.
Es ist also dem “notwendig alle” nichts entgegengesetzt,
was man “zufällig alle” nennen könnte; “notwendig
alle” ist sozusagen ein Wort.
Ich brauche nur fragen: Was ist das Kriterium der notwendigen
Allgemeinheit, und was wäre das, der zufälligen (das Kriterium dafür
also, daß zufällig alle Zahlen die Eigenschaft P
haben)? |
Der rekursive Beweis als Reihe von Beweisen
|
702 erzeugt.
Hier wird durch einen schraubenförmig gewundenen
|
94
nämlich als Gleichungen zwischen besonderen Zahlen, die als
Beispiele funktionieren || symbolisieren.
Ein solcher Beweis ist ganz von ähnlicher Art, wie
der eines geometrischen Satzes über das Dreieck durch eine Konstruktion
in || an einem
Dreieck.
(Aber doch nur ähnlich, also logisch verwandt, aber nicht ganz
gleich.)
Dem Satz I entspricht dann folgender Beweis: |
5 + (4 + 3) =
5 + (4 + (2 + 1)) =
5 + ((4 + 2) + 1) =
(5 + (4 + 2)) + 1 =
(5 + (4 + (1 + 1))) + 1 =
((5 + 4) + 2) + 1 = (5 + 4) + 3 …
(L)
Das ist einerseits der Beweis von 5 + (4 + 3) = (5 + 4) + 3, anderseits kann man es als Beweis von 5 + (4 + 4) = (5 + 4) + 4 etc. etc. gelten lassen, d.h. benützen. Wenn ich nun sage: L ist der Beweis des Satzes a + (b + c) = (a + b) + c, so würde das Eigentümliche am || am Übergang vom Beweis zum Satz viel auffälliger. Und was wäre die Regel, nach der dieser Übergang berechtigt || erlaubt ist? |
Anwendung der Regel a + (b + 1) =
(a + b) + 1 kann man zweierlei nennen:
4 + (2 + 1) =
(4 + 2) + 1 ist eine Anwendung in einem Sinne, im
andern: 4 + (2 + 1) =
((4 + 1) + 1) + 1 =
(4 + 2) + 1. |
703
Die rekursive Definition ist eine Regel zur Bildung von
Ersetzungsregeln.
Oder auch das allgemeine Glied einer Reihe von Definitionsreihen.
Sie ist ein Wegweiser, der alle Ausdrücke einer bestimmten Form
einem Wege heimweist. |
726
Man könnte – wie gesagt – den Induktionsbeweis ganz ohne die
Benützung von Buchstaben (mit voller Strenge) anschreiben.
Die rekursive Definition a + (b + 1) =
(a + b) + 1 müßte dann als
Definitionsreihe geschrieben werden.
Diese Reihe verbirgt sich nämlich in der Erklärung ihres
Gebrauchs.
Man kann natürlich auch der Bequemlichkeit halber die Buchstaben in der
Definition beibehalten, muß sich aber dann in der
Erklärung auf ein Zeichen der Art
“1, (1) + 1,
((1) + 1) + 1,
u.s.w.” beziehen; oder, was auf
dasselbe hinausläuft,
“[1, x, x + 1]”.
Hier darf man aber nicht etwa glauben, daß dieses
Zeichen eigentlich lauten sollte
“(x).[1, x, x + 1]”! –
Der Witz unserer Darstellung ist ja, daß der Begriff “alle Zahlen” nur durch eine Struktur der Art “[1, x, x + 1]” gegeben ist. Die Allgemeinheit ist durch diese Struktur im Symbolismus dargestellt und kann nicht durch ein (x).fx beschrieben werden. Natürlich ist die sogenannte “rekursive Definition” keine Definition im hergebrachten Sinne des Worts, weil keine Gleichung. Denn die Gleichung “a + (b + 1) = (a + b) + 1” ist nur ein Bestandteil von ihr. Noch ist sie das logische Produkt von Gleichungen. Sie ist vielmehr ein Gesetz, wonach Gleichungen gebildet werden; wie [1, x, x + 1] keine Zahl ist, sondern ein Gesetz etc.. (Das Überraschende || Verblüffende am Beweis von a + (b + c) = (a + b) + c ist ja, daß er aus einer Definition allein hervorgehen soll. Aber u ist keine Definition, sondern eine allgemeine Additionsregel.) Anderseits ist die Allgemeinheit dieser Regel keine andere, als die der periodischen Division
727 offen gelassen, ergänzungsbedürftig
oder dergleichen.
Und vergessen wir nicht: Das Zeichen “[1, x, x + 1]” …N interessiert uns nicht als ein suggestiver Ausdruck des allgemeinen Gliedes der Kardinalzahlenreihe, sondern nur, sofern es mit analog gebauten Zeichen in Gegensatz tritt: N im Gegensatz zu, etwa, [2, x, x + 3]; kurz als Zeichen, als Instrument, in einem Kalkül. Und das Gleiche gilt natürlich von
|
1 + (1 + 1) =
(1 + 1) + 1, 2 + (1 + 1) =
(2 + 1) + 1, 3 + (1 + 1) =
(3 + 1) + 1 …u.s.w.
1 + (2 + 1) = (1 + 2) + 1, 2 + (2 + 1) = (2 + 2) + 1, 3 + (2 + 1) = (3 + 2) + 1 …u.s.w. 1 + (3 + 1) = (1 + 3) + 1, 2 + (3 + 1) = (2 + 3) + 1, 3 + (3 + 1) = (3 + 3) + 1 …u.s.w. u.s.w.¤ So könnte man die Regel “a + (b + 1) = (a + b) + 1” anschreiben. |
Vielleicht wird die Sache klarer, wenn man als Additionsregel statt
der rekursiven Regel u folgende gibt:
a + (1 + 1) = (a + 1) + 1 a + ((1 + 1) + 1) = ((a + 1) + 1) + 1 a + (((1 + 1) + 1) + 1) = (((a + 1) + 1) + 1) + 1 u.s.w..
Wir schreiben diese Regel in der Form [1,
x,
x + 1]
so:
a + (
a + (x + 1) (a + x) + 1 R a + ((x + 1) + 1) = ((a + x) + 1) + 1
a + (
a + (x + 1) (a + x) + 1 S a + ((x + 1) + 1) ((a + x) + 1) + 1 728
In der Anwendung der Regel R, deren Beschreibung ja zu der Regel
selbst als ein Teil ihres Zeichens gehört, läuft a der Reihe
[1, x,
x + 1] entlang und das könnte natürlich durch ein
beigefügtes Zeichen, etwa “a N” angegeben
werden.
(Die zweite und dritte Zeile der Regel R könnte man zusammen die
Operation nennen, wie das zweite
und dritte Glied des Zeichens N.)
So ist auch die Erläuterung zum Gebrauch der rekursiven Definition
u ein
Teil dieser Regel selber; oder auch eine Wiederholung ebenderselben || der Regel in andrer Form: sowie
“1, 1 + 1, 1 + 1 + 1,
u.s.w.” das gleiche
bedeutet, wie (d.h. übersetzbar ist in)
“[1, x,
x + 1]”.
Die Übersetzung in die Wortsprache
erklärt den Kalkül mit den neuen Zeichen, da wir den Kalkül
mit den Zeichen der Wortsprache schon beherrschen.
Das Zeichen einer Regel ist ein Zeichen eines Kalküls wie jedes andere; seine Aufgabe ist nicht, suggestiv (﹖– auf eine Anwendung hin –﹖) zu wirken, sondern, im Kalkül nach einem System || nach Gesetzen gebraucht zu werden. Daher ist die äußere Form, wie die eines Pfeiles nebensächlich, wesentlich aber das System, worin das Regelzeichen verwendet wird. Das System von Gegensätzen – sozusagen – wovon || von denen || worin das Zeichen sich unterscheidet, etc.. Das, was ich hier die Beschreibung der Anwendung nenne, enthält ja selbst ein “u.s.w.”, kann also nur eine Ergänzung oder ein Ersatz des Regelzeichens selbst sein. |
728
Was ist nun der Gegensatz eines allgemeinen Satzes, wie
a + (b + (1 + 1)) =
a + ((b + 1) + 1)?
Welches ist das System von Sätzen, innerhalb dessen diese Regel || dieser Satz verneint wird?
Oder auch: wie, in welcher Form, kann dieser Satz mit andern in
Widerspruch geraten?
Oder: welche Frage kann er beantworten, zwischen welchen
Alternativen entscheiden? – Nicht zwischen einer
“(n).fn” und einer
“(∃n).
non fn”; denn die Allgemeinheit
ist dem Satz von der Regel R zugebracht. Sie kann
ebensowenig in Frage gestellt || gezogen werden, wie das System
der Kardinalzahlen.
|
731
Denn diese Methode bestimmt erst die Bedeutung von
“x ∙ y”, also,
was bewiesen wird.
Insofern gehört also die Form aa : b = c zur Beweismethode, die den Sinn von
ċ
erklärt.
Etwas anderes ist dann die Frage, ob ich richtig gerechnet habe. –
Und so gehört u, v, w zur Beweismethode, die den Sinn des
Satzes A erklärt.
Die Arithmetik ist ohne eine Regel A vollständig, es fehlt ihr nichts. Der Satz A wird (nun﹖) mit Entdeckung einer Periodizität, mit der Konstruktion eines neuen Kalküls, in die Arithmetik eingeführt. Die Frage nach der Richtigkeit dieses Satzes hätte vor dieser Entdeckung (oder Konstruktion) so wenig Sinn, wie die Frage nach der Richtigkeit von “1
Nun ist die Festsetzung P verschieden vom Satz “1:3 = 0˙3̇ ” und in diesem Sinne ist “a + (b + ċ ) = (a + b) + ċ ” verschieden von einer Regel (Festsetzung) A. Die beiden gehören andern Kalkülen an. Der Beweis, die Rechtfertigung, einer Ersetzungsregel A ist der rekursive Beweis nur insofern, als er die allgemeine Form der Beweise arithmetischer Sätze von der Form A ist. || Der Beweis, die Rechtfertigung, einer Regel A ist der Beweis von u, v, w nur insofern, als er die allgemeine Form der Beweise arithmetischer Sätze von der Form A ist. |
Die Periodizität ist nicht das Anzeichen (Symptom) dafür,
daß es so weitergeht, aber der Ausdruck “so
geht es immer weiter” ist nur eine
Übersetzung in eine andere Ausdrucksweise
﹖– der Periodizität des
Zeichens –﹖ || des periodischen
Zeichens.
(Gäbe es außer dem periodischen Zeichen noch
etwas, wofür die Periodizität nur ein Symptom ist, so
müßte dieses Etwas einen spezifischen Ausdruck
haben, der nichts anderes wäre, als der vollständige Ausdruck dieses
Etwas.) |
I
Ein Zeichen auf bestimmte Weise sehen, auffassen. Hervorhebungen
I
Entdecken eines Aspekts eines mathematischen Ausdrucks. “Den Ausdruck in bestimmter Weise sehen”. |
420
Ich sprach früher von Verbindungsstrichen, Unterstreichungen,
etc. um die korrespondierenden, homologen, Teile der
Gleichungen eines Rekursionsbeweises zu zeigen.
Im Beweis
a + (b + 1) =
(a + b) + 1 a + (b + (c + 1)) = a + ((b + c) + 1) = (a + (b + c)) + 1 (a + b) + (c + 1) = ((a + b) + c) + 1(Ƒ) entspricht z.B. die Eins i nicht der m sondern dem c der nächsten Gleichung; m aber entspricht nicht k, sondern dem p; und h nicht dem k sondern dem c + k¤ etc.. Oder in:
(a + 1) + 1 = (a + 1) + 1 1 + (a + 1) = (1 + a) + 1(Ƒ) 421 entspricht nicht m dem h
und n dem i, sondern m dem v und n dem
k; und nicht k dem p, aber p dem u und v
dem r und k dem q und q dem s, aber nicht dem
u, u.s.w..
|
433
Wie verhält es sich mit einer Rechnung wie:(5 + 3)² = (5 + 3)(5 + 3) = 5(5 + 3) + 3(5 + 3) = 5 × 5 + 5 × 3 + 3 × 5 + 3 × 3 = 5² + 2 × 5 × 3 + 3² …R) aus welcher wir auch eine allgemeine Regel des Quadrierens eines Binoms herauslesen können? Wir können diese Rechnung sozusagen arithmetisch und algebraisch auffassen || ansehen. Und dieser Unterschied in der Auffassung träte z.B. zu Tage, wenn das Beispiel gelautet hätte (5 + 2)² = 5² +
434 nicht zu unterscheiden
wären.
Wir betreiben eben – glaube ich – beide Male einen andern
Kalkül. |
Nach der einen Auffassung wäre z.B. die
obige || vorige
Rechnung ein Beweis von
(7 + 8)² =
7² + 2 × 7 × 8 + 8², nach der anderen
nicht. |
436
Wir könnten ein Beispiel rechnen, um uns zu vergewissern,
daß (a + b)² gleich
a² + b² +
2ab und nicht
a² + b² +
3ab ist – wenn wir es etwa vergessen hätten; aber wir
könnten nicht in diesem Sinn kontrollieren, ob die Formel
allgemein gilt.
Auch diese Kontrolle gibt es natürlich und ich könnte in der
Rechnung(5 + 3)² = … = 5² + 2 × 5 × 3 + 3² nachsehen, ob die 2 im zweiten Glied ein allgemeiner Zug der Gleichung ist oder einer, der von den speziellen Zahlen des Beispiels abhängt. |
436
Ich mache
(5 + 2)² =
5² + 2 × 2 × 5 + 2² zu einem andern
Zeichen, indem ich schreibe:
(
und dadurch “andeute, welche Züge der rechten Seite von den besonderen Zahlen der linken herrühren”, etc.. |
(Ich erkenne jetzt﹖ die Wichtigkeit dieses Prozesses der
Zuordnung.
Er ist der Ausdruck einer neuen Betrachtung der Rechnung und daher
die || der
Betrachtung einer neuen Rechnung.) |
Großer Absatz |
434
Ich muß, um ‘A zu beweisen’,
erst – wie man sagen würde – die Aufmerksamkeit auf etwas
ganz Bestimmtes richten || … auf ganz bestimmte Züge
in || von B
lenken.
(Wie in der Division
|
(Und von dem, was ich dann sehe, hatte das u sozusagen noch gar
keine Ahnung.) |
Es verhält sich hier zwischen Allgemeinheit und Beweis der Allgemeinheit,
wie zwischen Existenz und Existenzbeweis. |
438
Wenn u, v,
w bewiesen sind, muß der allgemeine Kalkül
erst erfunden werden. |
Es kommt uns ganz selbstverständlich vor, auf die Induktionsreihe hin
“a + (b + c) =
(a + b) + c” zu schreiben; weil wir nicht
sehen, daß wir damit einen ganz neuen Kalkül
beginnen.
(Ein Kind, das gerade rechnen lernt, würde in dieser Beziehung klarer
sehen als wir.) |
443
Die Hervorhebungen geschehen durch das Schema R und könnten so
ausschauen:a + (b + 1) = (a + b) + 1 a + (b + (c + 1)) = |a + ((b + c)| + 1 (a + b) + (c + 1) = |((a + b) + c)| + 1(Ƒ) Es hätte aber natürlich auch genügt (d.h. wäre ein Symbol derselben Multiplizität gewesen) B anzuschreiben und dazu: f1x = a + (b + x), f2x = (a + b) + x. (Und dabei ist wieder zu bedenken || anzumerken, daß jedes Symbol – wie explizit auch immer – mißverstanden werden kann. –) |
Wer etwa zuerst darauf aufmerksam macht, daß B
so gesehen werden kann, der führt ein neues Zeichen ein; ob er nun die
Hervorhebungen mit B verbindet oder auch das Schema R daneben
schreibt.
Denn dann ist eben R das neue Zeichen.
Oder, wenn man will, auch B zusammen mit R.
Die Weise, wie er darauf aufmerksam gemacht hat, gibt das neue
Zeichen. |
444 |
Man könnte etwa sagen: Hier wurde die untere Gleichung als
a + b =
b + a gebraucht; und analog: hier wurde B als
A gebraucht, wobei B aber gleichsam der Quere nach gelesen
wurde.
Oder: B wurde als A gebraucht, aber die neue
Gleichung || der neue
Satz || das neue Zeichen wird aus
u &
v& w so zusammengestellt, daß,
indem man nun﹖ A aus B herausliest, man nicht
u &
v& w in jener Art von Verkürzung liest, in der man die
Prämisse im Folgesatz vor sich hat. || … im
Folgesatz liest. ||
… daß, indem man nun A aus B
herausliest, u & v & w nicht in jener Art von
Verkürzung erscheint, in der man die Prämisse im
Folgesatz vor sich hat. || im Folgesatz
liest. |
Was heißt es nun: “ich mache Dich
drauf aufmerksam, daß hier in beiden Funktionszeichen
das gleiche Argument || Zeichen steht
(vielleicht hast Du es nicht bemerkt)”?
Heißt das, daß er den Satz
nicht verstanden hatte? –
Und doch hat er etwas nicht bemerkt, was wesentlich zum Satz gehörte;
nicht etwa (so﹖), als hätte er eine externe
Eigenschaft des Satzes nicht bemerkt.
(Hier sieht man wieder, welcher Art das ist, was man
“verstehen eines Satzes” nennt.) |
444
Das Bild vom längs und quer Durchlaufen ist natürlich wieder ein
logisches Bild und darum ein ganz exakter Ausdruck eines
grammatischen Verhältnisses. Es ist also nicht davon zu
sagen: “das ist ein bloßes Gleichnis,
wer weiß, wie es sich in der Wirklichkeit
445 verhält”. || Der Vergleich von längs und quer Durchlaufen ist
wieder﹖ ein logisches Bild und darum nicht ein
unverbindliches Gleichnis, sondern ein korrekter Ausdruck eines grammatischen
Verhältnisses || einer grammatischen Tatsache. ||
… und darum nicht als unverbindliches Gleichnis über die Achsel
anzusehen, sondern ein korrekter Ausdruck eines
grammatischen Verhältnisses || einer grammatischen
Tatsache. |
Wenn ich sagte, das neue Zeichen mit den Hervorhebungen müsse ja
doch aus dem alten ohne die Hervorhebungen abgeleitet sein || entstehen, so
heißt das nicht, weil ich ja das Zeichen mit den
Hervorhebungen abgesehen von seiner Entstehung betrachten kann.
Es stellt sich mir dann (Frege) dar, als drei Gleichungen, d.h.
als die Figur dreier Gleichungen mit gewissen Unterstreichungen
etc..
Daß diese Figur ganz analog der der drei Gleichungen ohne den Unterstreichungen ist, ist allerdings bedeutsam, wie es ja auch bedeutsam ist, daß die Kardinalzahlen 1 und die Rationalzahl 1 analogen Regeln unterworfen sind, aber es hindert nicht, daß wir hier ein anderes || neues Zeichen haben. Ich treibe jetzt etwas ganz Neues mit diesem Zeichen. |
Verhält es sich hier nicht so, wie in dem Fall, den ich einmal annahm,
daß der Kalkül der Wahrheitsfunktionen von
Frege und
Russell mit der Kombination
non-p
& non-q der
Zeichen “non”
und “ & ” betrieben
worden wäre, ohne daß man das gemerkt hätte, und
daß nun Sheffer, statt eine neue Definition zu geben, nur auf eine
Eigentümlichkeit der bereits benützten Zeichen aufmerksam gemacht
hätte. |
446
Man hätte immer Dividieren können, ohne je auf die Periodizität aufmerksam
zu werden.
Hat man sie gesehen, so hat man etwas Neues gesehn. |
Könnte man das aber dann nicht ausdehnen und sagen: ich hätte Zahlen
miteinander multiplizieren können, ohne je auf den Spezialfall aufmerksam zu
werden, in dem ich eine Zahl mit sich selbst multipliziere, und also ist
x² nicht
einfach
x.x”.
Die Schaffung des Zeichens “x²”
könnte, man den Ausdruck dafür nennen, daß man auf
diesen Spezialfall aufmerksam geworden ist.
Oder, man hätte (immer) a mit b multiplizieren und durch
c dividieren können, ohne darauf aufmerksam zu werden,
daß man “a ∙ b/c” auch
“
447
[a + (b + 1)
[f1(1)
|
448
Man könnte die Definition
U sehen, ohne zu wissen, warum ich so
definiere. || so
abkürze.
Man könnte die Definition sehen, ohne ihren Witz zu verstehen. – Aber dieser Witz ist eben etwas Neues, das in ihr als spezielle Ersetzungsregel noch nicht liegt. |
Auch ist
““I””
natürlich kein Gleichheitszeichen, in dem Sinn wie sie in
u, v und
w
stehen.
Aber man kann leicht zeigen, daß I gewisse formale Eigenschaften mit = gemeinsam hat. |
454
Es wäre – nach den angenommenen Regeln – falsch, das
Gleichheitszeichen so zu gebrauchen:D … [(a + b)² = a.(a + b) + b.(a + b) = … = a² + 2ab + b²]. = .[(a + b)² = a² + 2ab + b²] wenn damit gemeint sein soll, daß die linke Seite der Beweis der rechten ist. Könnte man sich aber nicht diese Gleichung als Definition aufgefaßt denken? Wenn es z.B. immer Gebrauch gewesen wäre, statt der rechten Seite die ganze Kette anzuschreiben || hinzuschreiben, und man nun die Abkürzung einführte. |
455
Freilich kann || kann D als
Definition aufgefaßt werden!
Denn das linke Zeichen wird tatsächlich gebraucht, und warum sollte
man es nicht nach dieser Übereinkunft
abkürzen. || … durch das rechte
ersetzen. Nur gebraucht man dann dieses oder
jenes anders, als es jetzt üblich ist. ||
… und warum sollte man es dann nicht nach dieser
Übereinkunft abkürzen. Nur gebraucht man
dann das rechte oder linke Zeichen anders, als wir es jetzt
gebrauchen. || als es jetzt üblich ist.
|
455
Es ist nie genügend hervorgehoben worden, daß
ganz verschiedene Arten von Zeichenregeln in der Form der
Gleichung geschrieben werden. |
Die ‘Definition’ x.x = x² kann || könnte so aufgefaßt
werden, daß sie nur erlaubt, statt des Zeichens
“x.x” das Zeichen
“x²” zu setzen, also
analog der Definition 1 + 1
= 2; aber auch so (und so wird sie tatsächlich
aufgefaßt), daß sie erlaubt,
a²
statt a.a, und
(a + b)² statt
(a + b).(a + b) zu
setzen; auch so, daß für das x jede beliebige
Zahl eintreten kann.
|
443
Wer entdeckt, daß ein Satz p aus einem von der
Form q ⊃ p & q folgt, der
konstruiert ein neues Zeichen, das Zeichen dieser Regel.
(Ich nehme dabei an, ein Kalkül mit p, q, ⊃ ,
& , sei schon früher gebraucht worden, und nun träte diese
Regel hinzu und schaffe damit einen neuen Kalkül.) |
447
In der Notation “x²”
verschwindet ja wirklich die Möglichkeit, das eine der x || den einen der Faktoren x durch eine
andere Zahl zu ersetzen
Ja, es wären zwei Stadien der Entdeckung (oder Konstruktion) von
x²
denkbar.
Daß man etwa zuerst statt
“x²”
“x = ” setzt, ehe
es Einem nämlich auffällt, daß es das System
x.x,
x.x.x,
etc. gibt, und daß man dann erst
hierauf kommt.
Ähnliches ist in der Mathematik unzählige Male
vorgekommen.
(Liebig bezeichnete
ein Oxyd noch nicht so, daß der Sauerstoff
darin || in der Notation als gleichwertes Element mit
dem oxydierten || … als Element wie das
oxydierte auftrat.
Und, so seltsam das klingt, man könnte auch mit allen uns heute bekannten
Daten dem Sauerstoff durch eine ungeheuer künstliche
Interpretation – d.h. grammatische
Konstruktion – eine solche Ausnahmestellung verschaffen;
natürlich nur in der Form der Darstellung.) |
447
Mit den Definitionen x.x
= x²,
x.x.x =
x³ kommen nur die Zeichen
“x²”
und
“x³”
zur Welt (und so weit war es noch nicht nötig, Ziffern als Exponenten zu
schreiben.) |
448
∣ Der Prozeß der Generalisation || Verallgemeinerung schafft ein neues
Zeichensystem. ∣ |
14
Sheffers
Entdeckung ist natürlich nicht die der Definition
non-p
& non-q =
p ∣ q.
Diese Definition hätte Russell
sehr wohl haben können, ohne doch damit das
Sheffer'sche System zu besitzen, und anderseits hätte
Sheffer auch ohne diese
Definition sein System begründen können.
Sein System ist ganz in dem Zeichen
“non-p &
non-p” für
“non-p” und
“non.neg(non-p &
non-q) &
non (non-p
&
non-q)” für
“p ⌵ q” enthalten und
“p ∣ q” gestattet nur eine
Abkürzung.
Ja, man kann sagen, daß einer sehr wohl hätte
das Zeichen “non.neg(non-p &
non-q) &
non (non-p
&
non-q)” für
“p ⌵ q” kennen können,
ohne das System p ∣ q.
∣ . p ∣ q
in ihm zu erkennen. |
14
Machen wir die Sache noch klarer durch die Annahme der beiden
Frege'schen
Urzeichen “non”
und “ & ”, so bleibt hier die Entdeckung bestehen,
wenn auch die Definitionen geschrieben werden,
non-p &
non-p =
non-p und
non.neg(non-p &
non-p) &
non (non-q
& non-q) = p &
q.
Hier hat sich an den Urzeichen scheinbar gar nichts geändert. |
15
Man könnte sich auch denken, daß jemand die ganze Frege'sche oder Russell'sche Logik schon in diesem System hingeschrieben hätte und doch, wie Frege, “non” und “ & ” seine Urzeichen nennte, weil er das andere System in seinen Sätzen nicht sähe. |
19
Es ist klar, daß die Entdeckung des
Sheffer'schen Systems in non-p
& non-p =
non-p und
non.neg(non-p &
non-p) &
non (non-q
& non-q) = = p
& q der Entdeckung entspricht, daß
x² + ax +
|
Daß etwas so angesehen werden kann, sieht man erst,
wenn es so angesehen ist.
Daß ein Aspekt möglich ist, sieht man erst, wenn er da ist. |
Man könnte sagen, der Bereich der Allgemeinheit
muß insofern bestimmt sein, als man in
jedem Einzelfalle muß entscheiden
können, ob er ein solcher Fall ist oder
nicht. Aber das heißt nicht,
daß ich dann durch eine besondere
Disposition meiner Seele oder besondere
äußere Umstände im Stande sein
muß, die Entscheidung zu treffen, sondern
das Vermögen von dem wir hier reden,
ist eine logische Möglichkeit. Es muß jetzt, wenn ich den allgemeinen Satz ausspreche, klar sein, was als besonderer Fall dieser Allgemeinheit zu gelten hat, der Raum der Allgemeinheit muß gesehen werden. |
Die Allgemeinheit, die man meint, ist
oft eine, die der Unbestimmtheit der Art der Schachfiguren
entspricht. Wenn man die Regeln des Schachspiels
angibt, so ist garnicht gesagt mit
welcher Art von Figuren das Spiel ausgeführt wird und die
allerverschiedensten Arten sind hier denkbar, von den
hölzernen Figuren auf einem Brett zu den
geschriebenen Zeichen auf dem Papier. Und es ist wichtig
einzusehen, daß keine von beiden die
Primären sind. Denn das Schachspiel
hätte ebensogut gleich in den geschriebenen Zeichen erfunden
werden können. |
Welcher Art ist die Entdeckung, daß
non-p & non-p = non-p,
daß
non-p
ein Sonderfall von non-p &
non-q
ist? Gibt es nicht in demselben Sinne eine …
|
92
a ∙ 1 = a (D) a ∙ (b + 1) = a ∙ b + a (M)
|
(Eine Untersuchung Schritt für Schritt dieser Beweise wäre
sehr lehrreich.)
Der erste Übergang in I
a + (b + (c + 1))
=
a + ((b + c) + 1) wenn er nach R
vor sich gehen soll, zeigt
daß die Variablen in R anders gemeint sind,
als die in den Gleichungen von I, denn sonst erlaubte R nur
a + (b + 1) durch
(a + b) + 1 zu
ersetzen, aber nicht b + (c + 1) durch
(b + c) + 1.
Dasselbe zeigen auch die anderen Übergänge
dieses Beweises.
Wenn ich nun sagte, die beiden Zeilen des Beweises berechtigen mich || der Vergleich der beiden Zeilen des Beweises berechtigt mich die Regel a + (b + c) = (a + b) + c zu folgern, so hieße das gar nichts, es sei denn, ich hätte nach einer vorher aufgestellten Regel so geschlossen. Diese Regel aber könnte nur sein:
Aber diese Regel ist vage in bezug auf F1, F2 und f. |
An dieser Regel scheint aber eines merkwürdig: daß es nämlich möglich ist, sie als Vorschrift zu verstehen, auch ohne zu sehen, daß aus ihr die Reihe F1((1) + 1) = F2((1) + 1), F1(((1) + 1) + 1) = F2(((1) + 1) + 1), u.s.w. hervorgeht || daß sie die Reihe F1((1) + 1) = F2((1) + 1), F1(((1) + 1) + 1) = F2(((1) + 1) + 1), u.s.w. erzeugt. |
Die allgemeine Regel für den Induktionsbeweis kann ich natürlich 93 nur dann anwenden, wenn ich die
Substitution entdecke, durch die sie anwendbar wird.
So wäre es möglich, daß einer die Gleichungen(a + 1) + 1 = (a + 1) + 1 1 + (a + 1) = (1 + a) + 1 sähe, ohne auf die Substitution a = x, F1(x) = x + 1, F1(x + 1) = (x + 1) + 1, F2(x + 1) = 1 + (x + 1), F2(x) = 1 + x(Ƒ) zu kommen. |
Wenn ich übrigens sage, ich verstehe die Gleichungen als
besondern Fall jener Regel, so muß doch das
Verständnis das sein, was sich in der Erklärung der Beziehung zwischen der
Regel und den Gleichungen zeigt, also, was wir durch die Substitutionen
ausdrücken.
Sehe ich diese nicht als einen Ausdruck dessen an, was ich verstehe, dann
gibt es keinen; aber dann hat es auch keinen Sinn, von einem Verständnis zu
reden, zu sagen, ich verstehe etwas Bestimmtes.
Denn nur dort hat es Sinn, vom Verstehen zu reden, wo wir
eines verstehen, im Gegensatz zu etwas anderem.
Und dies || diesen Gegensatz
drücken eben Zeichen aus.
Ja, das Sehen der internen Beziehung kann nur wieder das Sehen von etwas sein, das sich beschreiben läßt, wovon man sagen kann, “ich sehe, daß es sich so verhält”, also wirklich etwas von der Natur der Zeichen der Zuordnung || von der Natur der Zuordnungszeichen (wie Verbindungsstriche, Klammern, Substitutionen, etc.). Und alles andere kann nur in der Anwendung des Zeichens der allgemeinen Regel in einem besonderen Fall liegen. |
Kann man nun sagen, wir haben I, II, und III aus R
errechnet?
Nein. –
Aber aus R und r? |
Wir könnten nun die obigen Beweise auch anders hinschreiben, |
31a
Es ist, als entdeckten wir an gewissen Körpern, die vor uns liegen,
Flächen, mit denen sie aneinandergereiht werden können.
Oder vielmehr, als entdeckten wir, daß sie mit den
und den Flächen, die wir auch schon früher gekannt ||
gesehen hatten, aneinandergereiht werden können.
Es ist das die Art der Lösung vieler Spiele oder Rätselfragen.
|
Der, welcher || der die Periodizität
entdeckt, erfindet einen neuen Kalkül.
Die Frage ist, wie unterscheidet sich der Kalkül mit der
periodischen Division von dem Kalkül, der die Periodizität nicht
kennt? |
(Wir hätten einen Kalkül mit Würfeln betreiben können, ohne
je auf die Idee zu kommen, sie zu Prismen aneinanderzureihen.)
|
Der Induktionsbeweis, Arithmetik & Algebra.
|
422
Wozu brauchen wir denn das kommutative Gesetz?
Doch nicht, um die Gleichung, 4 + 6 = 6 + 4 anschreiben zu können,
denn diese Gleichung wird durch ihren besonderen Beweis
gerechtfertigt.
Und es kann freilich auch der Beweis des kommutativen Gesetzes als
ihr Beweis verwendet werden, aber dann ist er eben (hier || jetzt) ein spezieller (arithmetischer)
Beweis.
Ich brauche das Gesetz also, um danach mit Buchstaben zu
operieren.
Und diese Berechtigung kann mir der Induktionsbeweis nicht geben. |
Aber eines ist klar: Wenn uns der Rekursionsbeweis das Recht
gibt, algebraisch zu rechnen, dann auch der
arithmetische﹖ Beweis L. || dann gibt uns
auch der arithmetische﹖ Beweis L dieses
Recht. |
430
Auch so: Der Rekursionsbeweis hat es – offenbar || natürlich – wesentlich mit
Zahlen zu tun.
Aber was gehen mich die an, wenn ich rein algebraisch operieren
will.
Oder: Der Rekursionsbeweis ist nur dann zu
gebrauchen﹖ ||
benützen﹖, wenn ich mit ihm den || durch ihn einen
Übergang in einer Zahlenrechnung rechtfertigen
will.
Man könnte nun aber fragen: Also brauchen wir (beide:) sowohl den Induktionsbeweis als auch das assoziative Gesetz, da ja dieses Übergänge der Zahlenrechnung nicht begründen kann, und jener nicht Transformationen in der Algebra? |
Ja, hat man (denn﹖) vor dem
Skolem'schen
Beweisen das assoziative Gesetz – z.B. –
hingenommen, ohne den entsprechenden Übergang in einer
Zahlenrechnung durch Rechnung begründen || ausführen zu können?
D.h.: konnte man vorher
5 + (4 + 3) =
(5 + 4) + 3 nicht ausrechnen, sondern hat es als
Axiom betrachtet? |
433
Wenn ich sage, die periodische Zahlenrechnung beweist den Satz, der mich
zu jenen Übergängen berechtigt, wie hätte dieser Satz
gelautet, wenn man ihn als Axiom angenommen und nicht bewiesen
hätte?
Wie hätte der Satz gelautet, nach welchem ich 5 + (7 + 9) = (5 + 7) + 9 gesetzt hätte, ohne es beweisen zu können? Es ist doch offenbar, daß es so einen Satz nie gegeben hat. |
437
Könnte man auch so sagen: In der Arithmetik wird das
assoziative Gesetz überhaupt nicht gebraucht, sondern da arbeiten wir
(nur﹖) mit besonderen Zahlenrechnungen.
Und die Algebra, auch wenn sie sich der arithmetischen Notation bedient, ist ein ganz anderer Kalkül, und nicht aus dem arithmetischen abzuleiten. |
434
Auf die Frage “ist
5 × 4 =
20?” könnte man antworten: “sehen
wir nach, ob es mit den Grundregeln der Arithmetik übereinstimmt”;
und entsprechend könnte ich sagen: sehen wir nach, ob A mit den
Grundregeln übereinstimmt.
Aber mit welchen?
Nun, wohl mit alpha. |
Aber zwischen u und A liegt eben die Notwendigkeit einer
Festsetzung darüber, was wir hier
“Übereinstimmung” nennen
wollen. |
435
D.h. zwischen u und A liegt die Kluft
von Arithmetik und || von der
Arithmetik zur Algebra, und wenn B als Beweis von A
gelten soll, so muß diese
(Kluft﹖) durch eine Bestimmung überbrückt
werden. |
Nun ist ganz klar, daß wir Gebrauch von so einer
Idee der Übereinstimmung machen, wenn wir uns
nur z.B. rasch ein Zahlenbeispiel ausrechnen,
um dadurch die Richtigkeit eines algebraischen Satzes zu
kontrollieren.
Und in diesem Sinne könnte ich z.B. rechnen
|
703
A, als Regel für das algebraische Rechnen, kann nicht rekursiv
bewiesen werden; das würde man besonders klar sehen, wenn man den
“rekursiven Beweis” als eine Reihe arithmetischer
Ausdrücke hinschriebe.
Denkt man sie sich hingeschrieben (d.h. ein
Reihenstück mit dem
“u.s.w.”), aber ohne
die Absicht irgend etwas zu “beweisen”, und nun fragte
Einer: “beweist dies a + (b + c) =
(a + b) + c?”, so würden wir
erstaunt zurückfragen: “wie kann es denn so was
beweisen? in der Reihe kommen doch nur Ziffern und keine Buchstaben
vor!” –
Wohl aber könnte man nun sagen: Wenn ich für das
Buchstabenrechnen die Regel A einführe, so kommt dieser Kalkül dadurch
in einem bestimmten Sinn in Einklang mit dem Kalkül der Kardinalzahlen, wie
ich ihn durch das Gesetz der Additionsregeln (rekursive Definition
a + (b + 1) =
(a + b) + 1) festgelegt habe.
|
Das Unendliche in der Mathematik. Extensive Auffassung. |
Allgemeinheit in der
Arithmetik |
630
“Welchen Sinn hat ein Satz der Art ‘(∃n).3 + n =
7’?”
Man ist hier in einer seltsamen Schwierigkeit: einerseits empfindet
man es als Problem, daß der Satz die Wahl zwischen
unendlich vielen Werten von n hat, andrerseits scheint uns der
Sinn des Satzes in sich gesichert und nur für uns
(etwa) noch zu
erforschen, da wir doch
“wissen, was ‘(∃x).fx’
bedeutet”.
Wenn Einer sagte, er wisse nicht, was
“(∃n). 3 + n =
7” bedeute, || welchen Sinn
“(∃n). 3 + n =
7” habe, so würde man ihm
antworten: “aber Du weißt doch, was
dieser Satz sagt: 3 + 0 = 7 . ⌵ . 3 + 1 = 7
. ⌵ . 3 + 2 = 7 und so weiter!”
Aber darauf kann man antworten: “Ganz richtig –
der Satz ist also keine logische Summe, denn die endet nicht mit
‘und so weiter’ und das, worüber ich nicht klar bin, ist
eben diese Satzform ‘f(0) ⌵ f(1) ⌵
f(2) ⌵
u.s.w.’ – und Du hast mir
nur statt der ersten unverständlichen Satzform ||
Satzart eine zweite gegeben und zwar mit dem Schein, als
gäbest Du mir etwas altbekanntes, nämlich eine
Disjunktion.”
Wenn wir nämlich meinen, daß wir doch unbedingt “(∃n) etc.” verstehen, so denken wir zur Rechtfertigung an andre Fälle des Gebrauchs der Notation “(∃ …) …”, beziehungsweise der Ausdrucksform “es gibt …” unserer Wortsprache. Darauf kann man aber nur sagen: Du vergleichst also den Satz “(∃n) …” mit jenem Satz “es gibt ein Haus in dieser Stadt, welches …”, oder “es gibt zwei Fremdwörter auf dieser Seite”. Aber mit dem Vorkommen der Worte “es gibt” in diesen Sätzen ist ja die Grammatik dieser Allgemeinheit noch nicht bestimmt. Und dieses Vorkommen weist auf nichts andres hin, als eine gewisse Analogie in den Regeln. Wir werden also ruhig diese Regeln von vorne untersuchen können, ohne uns von der Bedeutung von “(∃ …) …” in andern Fällen stören zu lassen. || ohne uns von der Bedeutung, 631 die
“(∃ …) …” in
andern Fällen hat, stören zu lassen. ||
Wir werden also die Grammatik der Allgemeinheit
“(∃n) etc.”
ohne vorgefaßtes Urteil untersuchen können,
d.h., ohne uns von der
Bedeutung von
“(∃ …) …” in andern Fällen || , die
“(∃ …) …” in andern Fällen hat, stören zu
lassen. |
632
“Alle Zahlen haben vielleicht die Eigenschaft
P”.
Wieder ist die Frage: was ist die Grammatik dieses allgemeinen
Satzes?
Denn damit ist uns nicht gedient, daß wir die
Verwendung des Ausdrucks “alle …” in andern
grammatischen Systemen kennen.
Sagt man: “Du weißt doch, was es
heißt! es heißt:
P(0)
& P(1) & P(2)
u.s.w.”, so ist damit wieder nichts
erklärt; außer, daß der Satz
kein logisches Produkt ist.
Und man wird, um die Grammatik des Satzes verstehen zu lernen,
fragen: Wie gebraucht man diesen Satz?
Was sieht man als Kriterium seiner Wahrheit an?
Was ist seine Verifikation? –
Wenn keine Methode vorgesehen ist, um zu entscheiden, ob der Satz wahr
oder falsch ist, ist er ja zwecklos und d.h.
sinnlos.
Aber hier kommen wir nun zur Illusion, daß
allerdings eine solche Methode der Verifikation vorgesehen ist, die sich nur
einer menschlichen Schwäche wegen nicht durchführen
läßt.
Diese Verifikation besteht darin, daß man
alle (unendlich vielen) Glieder des Produktes
P(O)
& P(1) & P(2) … auf ihre
Richtigkeit prüft.
Hier wird logische mit physischer Möglichkeit
verwechselt. || Hier wird das, was man
‘logische Unmöglichkeit’ nennt, mit physischer
Unmöglichkeit verwechselt.
Denn dem Ausdruck “alle Glieder des unendlichen Produktes auf
ihre Richtigkeit prüfen” glaubt man Sinn gegeben zu haben, weil man
das Wort “unendlich viele” für die Bezeichnung einer
riesig
633 großen Zahl
hält.
Und bei der “Unmöglichkeit, die unendliche Zahl von Sätzen
zu prüfen” schwebt uns die Unmöglichkeit vor, eine sehr
große Anzahl von Sätzen zu prüfen, wenn wir etwa nicht
die nötige Zeit haben.
Erinnere Dich daran, daß, in dem Sinn, in welchem es unmöglich ist, eine unendliche Anzahl von Sätzen zu prüfen, es auch unmöglich ist, das || es zu versuchen. – Wenn wir uns mit den Worten “Du weißt doch, was ‘alle …’ heißt” auf die Fälle berufen, in welchen diese Redeweise gebraucht wird, so kann es uns doch nicht gleichgültig sein, wenn wir einen Unterschied zwischen diesen Fällen und dem Fall sehen, für welchen der Gebrauch der Worte gerechtfertigt || erklärt werden sollte. – (Gewiß), wir wissen, was heißt, “eine Anzahl von Sätzen auf ihre Richtigkeit prüfen” und gerade auf dieses Verständnis berufen wir uns ja, wenn wir verlangen, man solle nun auch den Ausdruck “unendlich viele Sätze …” verstehen. Aber ist denn der Sinn des ersten Ausdrucks von der Erfahrung, die mit ihm verknüpft ist || den Erfahrungen, die mit ihm verknüpft sind, unabhängig? || Aber hängt denn der Sinn des ersten Ausdrucks nicht von den spezifischen Erfahrungen ab, die ihm entsprechen? Und gerade diese Erfahrungen fehlen ja in der Verwendung (dem Kalkül) des zweiten Ausdrucks; es sei denn, daß ihm solche Erfahrungen zugeordnet werden, die von den ersten grundverschieden sind. |
538
Ramsey schlug einst
vor, den Satz, daß unendlich viele Gegenstände eine
Funktion f(x) befriedigen, durch die
Verneinung sämtlicher Sätzenon.neg(∃x).fx (∃x).fx & non (∃x,y).fx & fy (∃x,y).fx & fy . & . non (∃x,y,z).fx & fy & fz u.s.w. auszudrücken. – Aber diese Verneinung ergäbe die Reihe (∃x).fx (∃x,y).fx & fy (∃x,y,z) etc. etc.. Aber diese Reihe ist wieder ganz überflüssig: den erstens enthält ja der zuletzt angeschriebene Satz alle vorhergehenden und zweitens nützt uns dieser 539 auch nichts, da er ja nicht von
einer unendlichen Anzahl von Gegenständen handelt.
Die Reihe kommt also in Wirklichkeit auf einen Satz hinaus:“(∃x,y,z … ad inf.).fx & fz … ad inf.”. Und mit diesem Zeichen können wir gar nichts anfangen, wenn wir nicht seine Grammatik kennen. Eines aber ist klar: wir haben es nicht mit einem Zeichen von der Form “(∃x,y,z).fx & fy & fz” zu tun; wohl aber mit einem Zeichen, dessen Ähnlichkeit mit diesem dazu gemacht scheint, uns irrezuführen. |
671
“m größer als n” kann
ich allerdings definieren als (∃x). m ‒ n =
x, aber dadurch habe ich es in keiner Weise analysiert.
Man denkt nämlich, daß durch die Verwendung des
Symbolismus “(∃ …) …” eine
Verbindung hergestellt ist || sei
zwischen “m größer als
n” und andern Sätzen von der Form “es gibt
…”, vergißt aber,
daß damit zwar eine gewisse Analogie betont
ist, aber nicht mehr; da das Zeichen “(∃ …) …” in
unzählig vielen verschiedenen ‘Spielen’ gebraucht
wird.
(Wie es eine ‘Dame’ im Schach-
und im Damespiel gibt.)
Wir müssen also erst die Regeln wissen, wie || nach
denen es hier verwendet wird.
Und da wird sofort klar, daß diese Regeln hier mit
den Regeln für die Subtraktion zusammenhängen.
Denn, wenn wir – wie gewöhnlich – fragen: “wie
weiß ich – d.h. woraus geht
es hervor –, daß es eine Zahl x gibt, die
der Bedingung m ‒ n = x genügt”, so
kommen darauf die Regeln für die Subtraktion zur Antwort.
Und nun sehen wir, daß wir mit unserer Definition
nicht viel gewonnen haben.
Ja, wir hätten gleich als Erklärung von ‘m
größer als n’ die Regeln angeben
können, nach welchen man so einen Satz – z.B. im
Falle ‘32 größer als 17’ –
überprüft. |
Wenn ich sage: “für jedes n gibt es ein d, das
die Funktion kleiner macht als n”, so
muß ich mich auf ein allgemeines arithmetisches
Kriterium beziehen, das anzeigt, wann
F(d) kleiner ist als
n. |
Wenn ich wesentlich keine Zahl hinschreiben kann, ohne ein
Zahlensystem, so muß sich das auch in der
allgemeinen Behandlung der
672 Zahl wiederspiegeln.
Das Zahlensystem ist nicht etwas Minderwertiges – wie eine
Russische Rechenmaschine – das nur für Volksschüler Interesse
hat, während die höhere, allgemeine Betrachtung davon absehen
kann. |
Es geht auch nichts von der Allgemeinheit der Betrachtung verloren, wenn
ich die Regeln, die die Richtigkeit und Falschheit von ‘m
größer als n’ (also seinen Sinn)
bestimmen, etwa im || für das
Dezimalsystem gebe.
Ein System brauche ich ja doch und die Allgemeinheit ist
dadurch gewahrt, daß man die Regeln gibt, nach
denen von einem System in ein anderes übersetzt wird. |
78
Ein Beweis in﹖ der Mathematik ist allgemein, wenn er allgemein
anwendbar ist.
Eine andere Allgemeinheit kann nicht im Namen der Strenge gefordert
werden.
Jeder Beweis stützt sich auf bestimmte
Zeichen, auf eine bestimmte Zeichengebung.
Es kann nur die eine Art der Allgemeinheit eleganter erschienen,
als die andere.
((Dazu die Verwendung des Dezimalsystems in Beweisen über
δ |
87
“Streng” heißt:
klar. |
633
“Den mathematischen Satz kann man sich vorstellen, als ein
Lebewesen, das selbst weiß, ob es wahr oder falsch
ist.
(Zum Unterschied von den empirischen Sätzen ||
Sätzen der Empirie.
Der mathematische Satz weiß selbst, daß er wahr, oder daß er falsch ist. Wenn er von allen Zahlen handelt, so muß er auch schon alle Zahlen übersehen. |
636
Hier werde ich also nicht von einem Zufall reden. –
Ist die Bedingung eine nicht-mathematische, so wird man dagegen
vom Zufall reden können.
Z.B. wenn ich sage: alle Zahlen, die ich heute
auf den Omnibussen gelesen habe, waren zufällig Primzahlen.
(Dagegen kann man natürlich nicht sagen: “die Zahlen 17,
3, 5, 31, sind zufällig Primzahlen”, ebensowenig wie:
“die Zahl 3 ist zufällig eine Primzahl”.)
“Zufällig” ist wohl der Gegensatz von
“allgemein ableitbar”; aber man kann sagen:
der Satz “17, 3, 5, 31 sind Primzahlen” ist
allgemein ableitbar – so sonderbar das klingt –, wie auch der Satz
2 + 3 =
5.
Sehen wir nun zu unserm ersten Satz zurück, so fragen wir wieder: Wie soll denn der Satz “alle Zahlen haben die Eigenschaft P” gemeint sein? wie soll man ihn denn wissen können? denn diese Festsetzung gehört ja zur Festsetzung seines Sinnes! Das Wort “zufällig” deutet doch auf eine Verifikation durch sukzessive Versuche und dem widerspricht, daß wir nicht von einer endlichen Zahlenreihe reden. |
In der Mathematik sind Beschreibung und Gegenstand äquivalent.
“Die fünfte Zahl der Zahlenreihe hat
diese Eigenschaften” sagt dasselbe wie “5
hat diese Eigenschaften”.
Die Eigenschaften eines Hauses folgen nicht aus
seiner Stellung in einer Häuserreihe; dagegen sind die Eigenschaften einer
Zahl die Eigenschaften einer Stellung. |
647
Man kann sagen, daß die Eigenschaften einer
bestimmten Zahl nicht vorauszusehen sind.
Man sieht sie erst, wenn man zu ihr kommt.
Das Allgemeine ist die Wiederholung einer Operation. Jedes Stadium dieser Wiederholung hat seine Individualität. Nun ist es nicht etwa so, daß ich durch die Operation von einer Individualität zur andern fortschreite. So daß die Operation das Mittel wäre, um von einer zur andern zu kommen. Gleichsam das Vehikel, das bei jeder Zahl anhält, die man nun betrachten kann. Sondern die dreimalige || dreimal iterierte Operation +1 erzeugt und ist die Zahl drei. (Im Kalkül sind Prozeß und Resultat einander äquivalent.) Ehe ich aber nun von “allen diesen Individualitäten”, oder “der Gesamtheit dieser Individualitäten” sprechen wollte, müßte, ich mir gut überlegen, welche Bestimmungen ich in diesem Falle für den Gebrauch der Worte “alle” und “Gesamtheit” gelten lassen will. |
673
Es ist schwer, sich von der extensiven Auffassung ganz frei zu
machen: So denkt man: “Ja, aber es
muß doch eine innere Beziehung zwischen
x³ + y³ und
z³ bestehen, da doch (zum
mindesten) die Extensionen dieser Ausdrücke, wenn ich sie nur
kennte, das Resultat einer solchen Beziehung darstellen
müßten”.
Etwa: “Es müssen doch entweder wesentlich
alle Zahlen die Eigenschaft P haben, oder nicht; da doch
alle Zahlen die Eigenschaften haben, oder nicht; wenn ich
auch nicht wissen kann, welches der Fall ist.” || ; wenn ich das auch nicht wissen
kann.” |
656
“Wenn ich die Zahlenreihe durchlaufe, so komme ich entweder
einmal zu einer Zahl von der Eigenschaft P, oder
niemals.”
Der Ausdruck “die Zahlenreihe durchlaufen” ist
Unsinn; außer es wird ihm ein Sinn
gegeben, der aber die vermutete Analogie mit dem
“durchlaufen der Zahlen von 1 bis 100” aufhebt.
|
669
Wenn Brouwer die Anwendung des
Satzes vom ausgeschlossenen Dritten in der Mathematik bekämpft, so hat er
Recht, soweit er sich gegen ein Vorgehen richtet, das den
Beweisen empirischer Sätze analog ist.
Man kann in der Mathematik nie etwas auf die Art
beweisen: Ich habe 2 Äpfel auf dem Tisch
liegen gesehen; jetzt ist nur einer da; also hat A einen
Apfel gegessen. –
Man kann nämlich nicht durch
¤ Ausschließung gewisser
Möglichkeiten eine neue beweisen, die nicht, durch die von uns gegebenen
Regeln, schon in jener Ausschließung liegt.
Insofern gibt es in der Mathematik keine echten Alternativen.
Wäre die Mathematik die Untersuchung von
erfahrungsmäßig gegebenen Aggregaten, so könnte man
durch die
Ausschließung
670 eines
Teils das Nichtausgeschlossene beschreiben, und hier wäre der nicht
ausgeschlossene Teil der Ausschließung des andern
nicht äquivalent. |
Die Betrachtungsweise: daß ein
logisches Gesetz, weil es für ein Gebiet der Mathematik gilt, nicht
notwendig auch für ein anderes gelten müsse, ist in der Mathematik gar nicht
am Platz, ihrem Wesen ganz entgegen.
Obwohl manche Autoren gerade das für besonders subtil halten, und entgegen
den Vorurteilen. |
732
Wie es sich nun mit derjenigen Allgemeinheit in der Mathematik
verhält, deren Sätze nicht
von “allen Kardinalzahlen”, sondern,
z.B. von “allen reellen Zahlen”
handeln || , die nicht von “allen Kardinalzahlen”, sondern,
z.B. von “allen reellen Zahlen”
spricht, kann man nur erkennen, wenn || indem
man diese Sätze und ihre Beweise untersucht. || Wie es sich nun mit derjenigen Allgemeinheit, mit den
Sätzen der Mathematik verhält, die nicht von
“allen Kardinalzahlen”, sondern,
z.B. von “allen reellen Zahlen”
handeln, kann man nur erkennen, wenn || indem
man diese Sätze und ihre Beweise untersucht.
|
732
Wie ein Satz verifiziert ist || wird, das sagt
er. Vergleiche die Allgemeinheit in der
Arithmetik mit der Allgemeinheit von nicht arithmetischen
Sätzen.
Sie wird anders verifiziert und ist darum eine andere.
Die Verifikation ist nicht bloß
ein || nicht ein bloßes
Anzeichen der Wahrheit, sondern sie bestimmt den
Sinn des Satzes.
(Einstein: wie
eine Größe gemessen wird, das ist sie.)
|
Zur Mengenlehre |
438
∣ “Die rationalen Punkte liegen auf der Zahlengeraden nahe
beisammen || bei
einander”: irreführendes
Bild. ∣ |
18
Ist ein Raum denkbar, der nur alle rationalen Punkte, aber nicht die
irrationalen enthält?
Wäre etwa diese Struktur für unsern Raum zu ungenau ||
grob?
Weil wir zu den irrationalen Punkten dann
(immer) nur näherungsweise
19 gelangen könnten? || Weil wir die irrationalen Punkte dann nur
annäherungsweise erreichen könnten?
Unser Netz wäre also nicht fein genug?
Nein.
Die Gesetze gingen uns ab, nicht die Extensionen. |
Ist ein Raum denkbar, der nur alle rationalen aber nicht die
irrationalen Punkte enthält?
Und das heißt nur: Sind die irrationalen Zahlen nicht in den rationalen präjudiziert? So wenig, wie das Schachspiel im Damespiel. Die irrationalen Zahlen füllen keine Lücke aus, die die rationalen offen lassen. |
670
Man wundert sich darüber, daß “zwischen den
überall dicht liegenden rationalen Punkten” noch die irrationalen
Platz haben.
(Welche Verdummung!)
Was zeigt eine Konstruktion, wie die des Punktes √2?
Zeigt sie diesen Punkt, wie er doch noch zwischen den rationalen Punkten
Platz hat?
Sie zeigt, daß der durch die Konstruktion
erzeugte Punkt, nämlich als Punkt dieser
Konstruktion, nicht rational ist. –
Und was entspricht dieser Konstruktion in der Arithmetik?
Etwa eine Zahl, die sich doch noch zwischen die rationalen
Zahlen hineinzwängt?
Ein Gesetz, das nicht vom Wesen der rationalen Zahl ist. |
Die Erklärung des
Dedekind'schen
Schnittes gibt vor, sie wäre anschaulich || gibt
vor, anschaulich zu sein, wenn sie sagt || gesagt wird: Es gibt 3
Fälle: entweder hat die Klasse R ein erstes Glied und L
kein letztes, etc..
In Wahrheit lassen sich 2 dieser 3 Fälle gar nicht
vorstellen.
Außer, wenn die Wörter “Klasse”,
“erstes Glied”, “letztes Glied” gänzlich
ihre anscheinend ||
vorgeblich beibehaltenen alltäglichen
Bedeutungen wechseln.
Wenn man nämlich – starr darüber, daß Einer von
einer Klasse von Punkten redet, die rechts von einem gegebenen Punkt
671 liegt und keinen Anfang hat –
sagt: gib uns doch ein Beispiel so einer Klasse, – so zieht er
das von den rationalen Zahlen hervor!
Aber hier ist ja gar keine Klasse von Punkten im
alltäglichen || ursprünglichen
Sinn! |
667
Der Schnittpunkt zweier Kurven ist nicht das gemeinsame Glied zweier
Klassen von Punkten, sondern der Durchschnitt zweier Gesetze.
Es sei denn, daß man die erste Ausdrucksweise, sehr
irreführend, durch die zweite definiert.
|
32
Es mag nach dem Vielen, was ich schon darüber gesagt habe, trivial
klingen, wenn ich jetzt sage, daß der Fehler in
der mengentheoretischen Betrachtungsweise immer wieder darin liegt, Gesetze
und Aufzählungen (Listen) als wesentlich Eins zu betrachten und sie
aneinander zu reihen; da, wo das eine nicht ausreicht, das Andere seinen
Platz ausfüllt.
(So macht es die
Dirichlet'sche Auffassung der Funktionen.) |
145'
Das Symbol für eine Klasse ist eine Liste. |
32
Die Schwierigkeit liegt auch hier wieder in der Bildung mathematischer
Scheinbegriffe.
Wenn man z.B. sagt: Man kann die
Kardinalzahlen ihrer Größe nach in eine Folge ordnen,
aber nicht die rationalen Zahlen, so ist darin
unbewußt die Voraussetzung enthalten, als hätte
33 der Begriff des
Ordnens der Größe nach für die rationalen
Zahlen doch einen Sinn, und als erwiese sich dieses Ordnen nun beim
Versuch als unmöglich (was voraussetzt, daß der Versuch
denkbar ist). –
So denkt man, ist es möglich zu versuchen die reellen Zahlen
(als wäre es ein Begriff wie etwa ‘Äpfel
auf diesem Tisch’) in eine Reihe zu ordnen, und es erwiese sich
nun als undurchführbar. |
Wenn der Mengenkalkül sich in seiner Ausdrucksweise soviel als möglich an
die Ausdrucksweise des Kalküls der Kardinalzahlen anlehnt, so ist das wohl
in mancher Hinsicht belehrend, weil es auf gewisse formale
Ähnlichkeiten hinweist, aber auch irreführend,
wenn er gleichsam noch etwas ein Messer nennt, das weder Griff noch Klinge
mehr hat. (Lichtenberg.) |
79
(Die Eleganz eines mathematischen Beweises kann nur den einen Sinn
haben, gewisse Analogien besonders stark zu Tage treten zu lassen,
wenn das gerade erwünscht ist, sonst entspringt sie dem Stumpfsinn und hat
nur die eine Wirkung, das zu verhüllen, was klar und offenbar sein
sollte.
Das stumpfsinnige Streben nach Eleganz ist eine Hauptursache, warum die
Mathematiker ihre eigenen Operationen nicht verstehen, oder es
entspringt die Verständnislosigkeit und jenes Streben einer gemeinsamen
Quelle.) |
429
Die Menschen sind im Netz der Sprache gefangen ||
verstrickt und wissen es nicht. |
655
“Es gibt einen Punkt, in dem die beiden Kurven einander
schneiden.”
Wie weißt Du das?
Wenn Du es mir sagst, werde ich wissen, was der Satz “es gibt
…” für einen Sinn hat. |
649
Wenn man wissen will, was der Ausdruck “das Maximum einer
Kurve” bedeutet, so frage man sich: wie findet man
es? –
Was anders gefunden wird, ist etwas anderes.
Man definiert es als den Punkt der Kurve, der höher liegt als alle andern,
und hat dabei wieder die Idee, daß es nur unsere
menschliche Schwäche ist, die uns verhindert, alle Punkte der Kurve
einzeln durchzugehen und den höchsten unter ihnen auszuwählen.
Und dies führt zu der Meinung, daß der höchste Punkt
unter einer endlichen Anzahl von Punkten wesentlich dasselbe ist, wie
der höchste Punkt einer Kurve, und das man hier eben auf zwei verschiedene
Methoden das Gleiche findet, wie man auf verschiedene Weise feststellt,
daß jemand im Nebenzimmer ist: anders etwa, wenn
die Tür geschlossen ist und wir zu schwach sind, sie zu öffnen, und anders,
wenn wir hinein können.
Aber, wie gesagt, menschliche Schwäche liegt dort nicht vor, wo die
scheinbare Beschreibung der Handlung “die wir nicht ausführen
können” sinnlos ist.
Es würde freilich nichts schaden, ja sehr interessant sein, die Analogie
zwischen dem Maximum einer Kurve und dem Maximum (in anderm Sinne)
einer Klasse von Punkten zu sehen, so lange uns die Analogie nicht das
Vorurteil eingibt, es liege im Grunde beide Male dasselbe vor.
|
652
Die Definition gibt nämlich vor, daß aus dem
Gelingen oder Mißlingen des Versuchs, eine wirkliche
Teilklasse der ganzen Klasse zuzuordnen, hervorgeht,
daß sie unendlich bezw.
endlich ist.
Während es einen solchen entscheidenden Versuch gar nicht gibt. –
‘Unendliche Klasse’ und ‘endliche
Klasse’ sind verschiedene logische Kategorien; was von
der einen Kategorie sinnvoll ausgesagt werden kann, kann es
nicht von der andern. |
748
Der Satz, daß eine Klasse einer ihrer Subklassen
nicht ähnlich ist, ist für endliche Klassen nicht wahr, sondern eine
Tautologie.
Die grammatischen Regeln über die Allgemeinheit der generellen
Implikation
749 in dem Satz “k ist
eine Subklasse von K” enthalten das, was der Satz, K
sei eine endliche || unendliche
Klasse, sagt. || Die grammatischen Regeln über die
Allgemeinheit der || jener
generellen Implikation im Satz “k ist eine Subklasse von
K” enthalten das, was der Satz, K
sei eine endliche || unendliche Klasse,
sagt. |
94
∣ Ein Satz (wie﹖) “es gibt
keine letzte Kardinalzahl” verletzt den naiven – und
rechten – Sinn.
Wenn ich frage “wer war der letzte Mann der Prozession”
und die Antwort lautet “es gibt keinen letzten”?
ja, wenn die Frage geheißen hätte “wer war
der Fahnenträger”, so hätte ich die Antwort verstanden “es
gibt keinen Fahnenträger”.
Und nach einer solchen Antwort ist ja jene sinnlose || verwirrende gebildet.
Wir fühlen nämlich mit Recht: wo von einem Letzten die
Rede sein kann, da kann nicht ‘kein Letzter’ sein.
Das heißt aber natürlich: Der Satz
“es gibt keine letzte” müßte richtig
lauten: es hat keinen Sinn, von einer “letzten
Kardinalzahl” zu reden, dieser Ausdruck ist
unrechtmäßig gebildet. ∣ |
435
∣ “Hat die Prozession ein Ende” könnte auch
heißen: ist sie eine in sich geschlossene
Prozession.
Und nun könnte man sagen || Und nun höre ich die
Mathematiker﹖ sagen “da siehst Du ja,
daß Du Dir sehr wohl einen solchen Fall vorstellen
kannst, daß etwas kein Ende hat; warum soll es dann
nicht auch andere solche Fälle ||
﹖– einen andern solchen
Fall –﹖ geben können?”
–
Aber die Antwort ist: Die “Fälle” in diesem
Sinn des Wortes sind grammatische Fälle und sie bestimmen erst den Sinn der
Frage.
Die Frage “warum soll es nicht auch andere Fälle geben
können” ist der analog gebildet:
“Warum soll es nicht noch andere Fälle von Mineralien || andere Mineralien geben können, die im
Dunkeln leuchten”, aber hier handelt es sich um Fälle der Wahrheit
einer Aussage, dort um ﹖– Fälle, die den
Sinn eines Satzes bestimmen –﹖ || dort
um Fälle, die den Sinn bestimmen. ∣ |
658
Die Ausdrucksweise: m = 2n ordne eine Klasse einer
ihrer echten Teilklassen || Subklassen
zu, kleidet einen einfachen || trivialen Sinn durch Heranziehung einer
irreführenden Analogie in eine paradoxe Form.
(Und statt sich dieser paradoxen Form als etwas Lächerlichem zu
schämen, brüstet man sich eines Sieges über alle Vorurteile des
Verstandes.)
Es ist genau so, als stieße man die Regeln des
Schach um und sagte, es habe sich gezeigt, daß man
Schach auch ganz anders spielen könne.
So verwechselt man erst das Wort “Zahl” mit einem
Begriffswort wie “Äpfel”, spricht
dann von einer “Anzahl der Anzahlen” und sieht nicht,
daß man in diesem Ausdruck nicht beidemal das gleiche
Wort “Anzahl” gebrauchen sollte; und endlich hält man es
für eine Entdeckung, daß die Anzahl der geraden
Zahlen die gleiche ist wie die der geraden und ungeraden.
|
Weniger irreführend ist es, zu sagen “m =
2n gibt die Möglichkeit der Zuordnung jeder Zahl mit einer
andern”, als “m = 2n ordnet alle Zahlen anderen
zu”.
Aber auch hier muß erst die Grammatik die Bedeutung
des Ausdrucks “Möglichkeit der Zuordnung” lehren.
|
676
(Es ist beinahe unglaublich, wie ein Problem durch die irreführenden
Ausdrucksweisen, die Generation auf Generation rundherum
677 stellt, gänzlich, auf Meilen,
blockiert wird, so daß es beinahe unmöglich wird,
dazuzukommen.) |
658
Wenn 2 || zwei Pfeile in derselben Richtung zeigen, ist es dann
nicht absurd, diese Richtungen “gleich lang”
zu nennen, weil, was in der Richtung des einen Pfeiles liegt, auch in der
des andern liegt? –
Die Allgemeinheit von m =
2n ist ein Pfeil, der der Operationsreihe entlang weist.
Und zwar kann man sagen, der Pfeil weist in's Unendliche; aber
heißt das, daß es ein
Etwas, das Unendliche, gibt, auf das er – wie auf ein Ding
– hinweist? –
Der Pfeil bezeichnet gleichsam die Möglichkeit der Lage von Dingen in
seiner Richtung.
Das Wort “Möglichkeit” ist aber irreführend, denn, was
möglich ist, wird man sagen, soll eben nun wirklich werden.
Auch denkt man dabei immer an zeitliche Prozesse und
schließt
659 daraus
daß die Mathematik nichts mit der Zeit zu tun hat,
daß die Möglichkeit in ihr bereits Wirklichkeit
ist.
Die “unendliche Reihe der Kardinalzahlen” oder “der Begriff der Kardinalzahl” ist nur so eine Möglichkeit, – wie aus dem Symbol “[0, x, x + 1]” klar hervorgeht. Dieses Symbol selbst ist ein Pfeil, dessen Feder die “0”, dessen Spitze “x + 1” ist. Es ist möglich, von Dingen zu reden, die in der Richtung des Pfeils liegen, aber irreführend oder absurd, von allen möglichen Lagen der Dinge in der Pfeilrichtung als einem Äquivalent dieser Richtung selbst zu reden. Wenn ein Scheinwerfer Licht in den unendlichen Raum wirft, so beleuchtet er allerdings alles, was in der Richtung seiner Strahlen liegt, aber man soll nicht sagen, er beleuchtet die Unendlichkeit. ¤ |
31
Es ist immer mit Recht höchst verdächtig, wenn
Beweise in der Mathematik allgemeiner geführt werden, als es der
bekannten Anwendung des Beweises entspricht.
Es liegt hier immer der Fehler vor, der in der Mathematik
allgemeine Begriffe und besondere Fälle sieht.
In der Mengenlehre treffen wir auf Schritt und Tritt diese verdächtige
Allgemeinheit.
Man möchte immer sagen: “Kommen wir zur Sache!” Jene allgemeinen Betrachtungen haben stets nur Sinn, wenn man einen bestimmten Anwendungsbereich im Auge hat. Es gibt eben in der Mathematik keine Allgemeinheit, deren Anwendung auf spezielle Fälle sich noch nicht voraussehen ließe. Man empfindet darum die allgemeinen Betrachtungen der Mengenlehre 32 (wenn man
sie nicht als Kalkül ansieht) immer als Geschwätz und ist ganz
erstaunt, wenn einem die || eine Anwendung dieser
Betrachtungen gezeigt wird.
Man empfindet, es geht da etwas nicht ganz mit rechten Dingen zu.
|
379
Der Unterschied zwischen etwas Allgemeinem, das man wissen könne und
dem Besonderen, das man aber nicht wisse; oder zwischen der
Beschreibung des Gegenstandes, die man kenne, und dem Gegenstand, den man
nicht gesehen hat, ist auch ein Stück, das man von der physikalischen
Beschreibung der Welt in die Logik hinüber genommen hat.
Daß unsere Vernunft Fragen erkennen kann, aber deren
Antworten nicht, gehört auch hierher. |
654
Die Mengenlehre sucht das Unendliche auf eine allgemeinere Art zu
fassen, als es die Untersuchung der Gesetze der reellen Zahlen
kann.
Sie sagt, daß das wirklich Unendliche mit dem
mathematischen Symbolismus überhaupt nicht zu fassen ist, und
daß es also nur beschrieben und nicht dargestellt
werden kann.
Die Beschreibung würde es etwa so erfassen, wie man eine Menge von Dingen,
die man nicht alle in der Hand halten kann, in einer Kiste verpackt
trägt.
Sie sind dann unsichtbar, und doch wissen wir, daß
wir sie tragen (gleichsam indirekt).
Man könnte von dieser Theorie sagen, sie kaufe die Katze im
Sack.
Soll sich's das Unendliche in seine Kiste einrichten, wie es
will.
Darauf beruht auch die Idee, daß man logische Formen beschreiben kann. In so einer Beschreibung werden die Strukturen und etwa zuordnende Relationen in verpacktem Zustand präsentiert || gezeigt || … werden uns die Strukturen in einer Verpackung gezeigt, die ihre Form unkenntlich macht und so sieht es aus, als könne man von einer Struktur reden, ohne sie in der Sprache selber wiederzugeben. So verpackte Begriffe dürfen wir allerdings verwenden, aber unsere Zeichen haben ihre Bedeutung dann über 655 Definitionen, die eben die
Begriffe || Strukturen so
verhüllt haben; und gehen wir diesen Definitionen nach, so werden die
Strukturen wieder enthüllt.
(Vergl. Russells Definition von “Rx”.)
|
Es geht, sozusagen, die Logik nichts an, wieviele
Äpfel vorhanden sind, wenn von “allen
Äpfeln” geredet wird; dagegen ist es anders
mit den Zahlen: für die ist sie einzeln verantwortlich. |
37
Die Mathematik besteht aus Rechnungen. ||
Die Mathematik besteht ganz aus Rechnungen.
|
42
In der Mathematik ist alles Algorithmus,
nichts Bedeutung; auch dort, wo es so scheint, weil
wir mit Worten über die mathematischen Dinge zu sprechen
scheinen.
Vielmehr bilden wir dann eben mit diesen Worten einen
Algorithmus.
|
31
In der Mengenlehre müßte man das, was Kalkül ist,
trennen von dem, was Lehre sein will (und natürlich nicht
sein kann).
Man muß also die Spielregeln von unwesentlichen
Aussagen über die Schachfiguren trennen.
|
159
Wie Frege in
Cantor's angebliche
Definition von “größer”,
“kleiner”, “ + ”,
“ ‒ ”, etc. statt dieser Zeichen neue
Wörter einsetzte, um zu zeigen, daß keine wirkliche
Definition vorliege, ebenso könnte man in der ganzen Mathematik statt der
geläufigen Wörter, insbesondere statt des Wortes
“unendlich” und seiner Verwandten ganz neue,
bisher bedeutungslose Ausdrücke setzen, um zu sehen, was der Kalkül mit
diesen Zeichen wirklich leistet und was er nicht leistet.
Wenn die Meinung verbreitet wäre, daß das
Schachspiel uns einen Aufschluß über Könige und Türme
gäbe, so würde ich vorschlagen, den Figuren neue Formen und andere Namen zu
geben, um die Einsicht zu erleichtern || um zu
demonstrieren, daß alles zum
Schachspiel Gehörige in seinen ||
den Regeln liegen muß.
|
101
Was ein geometrischer Satz bedeutet, welche || was für
eine Art der Allgemeinheit er hat, das
muß sich alles zeigen, wenn wir sehen, wie er
angewendet wird.
Denn, wenn Einer auch etwas Unfaßbares || Unerreichbares mit ihm
meinte || meinen könnte,
so hilft ihm das nicht, da er ihn ja doch nur ganz offenbar || offen, und jedem verständlich,
anwenden kann.
Wenn sich etwa jemand unter dem Schachkönig auch etwas Mystisches vorstellt, so kümmert uns das nicht, weil er ja doch mit ihm nur auf den 8 × 8 Feldern des Schachbretts ziehen kann. |
667
Es gibt ein Gefühl: “In der Mathematik kann es nicht
Wirklichkeit und Möglichkeit geben.
Alles ist auf einer Stufe.
Und zwar in gewissem Sinne wirklich”. –
Und das ist richtig.
Denn Mathematik ist ein Kalkül; und der Kalkül sagt von keinem Zeichen,
daß es nur möglich wäre, sondern
er hat es nur mit den Zeichen zu tun, mit denen er wirklich
operiert.
(Vergleiche die Begründung der Mengenlehre mit der Annahme eines
möglichen Kalküls mit unendlichen Zeichen.) |
659
Die Mengenlehre, wenn sie sich auf die menschliche Unmöglichkeit eines
direkten Symbolismus des Unendlichen beruft, führt dadurch die denkbar
krasseste Mißdeutung ihres eigenen Kalküls
ein.
Es ist freilich eben diese Mißdeutung, die für die
Erfindung dieses Kalküls verantwortlich ist.
Aber der Kalkül an sich ist natürlich dadurch nicht als etwas Falsches
erwiesen (höchstens als etwas Uninteressantes), und es ist
sonderbar, zu glauben, daß dieser Teil der Mathematik
durch irgend welche philosophische (oder mathematische)
Untersuchungen gefährdet ist.
(Ebenso könnte das Schachspiel durch die Entdeckung gefährdet werden,
daß sich Kriege zwischen zwei Armeen nicht so
abspielen, wie der Kampf auf dem Schachbrett.)
Was der Mengenlehre verloren
gehen muß, ist
vielmehr die Atmosphäre von Gedankennebeln, die den
bloßen Kalkül umgibt.
Also die Hinweise auf einen, der Mengenlehre zugrunde liegenden,
fiktiven Symbolismus, der nicht zu ihrem Kalkül verwendet wird, und dessen
scheinbare Beschreibung in Wirklichkeit Unsinn ist.
(In der Mathematik können || dürfen
wir alles fingieren, nur nicht einen Teil unseres
Kalküls.) |
Extensive Auffassung der reellen Zahlen.
|
575
∣ Das Rätselhafte am Kontinuum ist, wie das Rätselhafte der Zeit für
Augustinus, dadurch bedingt,
daß wir durch die Sprache verleitet werden, ein
Bild auf sie anzuwenden, das nicht paßt.
Die Mengenlehre behält das unpassende Bild des Diskontinuierlichen bei,
aber sagt diesem Bilde Widersprechendes von ihm aus, mit der
Idee, mit Vorurteilen zu brechen.
Während in Wirklichkeit darauf hingewiesen werden sollte,
daß dieses Bild eben nicht paßt
und daß man es allerdings nicht strecken kann, ohne es
zu zerbrechen ||
zerreißen, aber ein neues und in
gewissem Sinne dem alten ähnliches brauchen kann. ∣
|
428
∣ Der Wirrwarr in der Auffassung des “wirklich
Unendlichen” kommt von dem unklaren Begriff der irrationalen Zahl
her.
D.h. davon, daß die
logisch verschiedensten Gebilde, ohne klare Begrenzung des Begriffs,
“irrationale Zahl” genannt werden.
Die Täuschung, als hätte man einen festen Begriff, rührt daher || beruht darauf, daß man
in Zeichen von der Art “0, abcd …ad inf.” einen
Standard || Begriff || Bild zu haben glaubt, dem sie
(die Irrationalzahlen) jedenfalls entsprechen müssen. ∣
|
647
“Angenommen, ich schneide eine Strecke dort, wo kein rationaler
Punkt (keine rationale Zahl) ist”.
Aber kann man denn das? von was für Strecken sprichst Du? –
“Aber, wenn meine Meßinstrumente fein genug
wären, so könnte ich mich doch durch fortgesetzte Bisektionen einem gewissen
Punkt unbegrenzt nähern.” –
Nein, denn ich könnte ja eben niemals
648 erfahren, ob mein Punkt ein solcher
ist.
Meine Erfahrung wird immer nur sein, daß ich ihn bis
jetzt nicht erreicht habe.
“Aber wenn ich nun mit einem absolut genauen
Reißzeug die Konstruktion der √2 durchgeführt
hätte und mich nun dem erhaltenen Punkt durch Bisektion nähere, dann
weiß ich doch, daß
dieser Prozeß den konstruierten Punkt niemals
erreichen wird.” –
Aber das wäre doch sonderbar, wenn so die eine Konstruktion der andern
sozusagen etwas vorschreiben könnte!
Und so ist es ja auch nicht.
Es ist sehr leicht möglich, daß ich bei der
‘genauen’ Konstruktion der √2 zu einem Punkt komme,
den die Bisektion, sagen wir nach 100 Stufen, erreicht; – aber dann
werden wir sagen: unser Raum ist nicht
euklidisch. – |
Sind durch den Schnitt einer Strecke die Resultate aller Bisektionen, die
sich dem Schnittpunkt nähern sollen, vorausbestimmt?
Nein. |
In dem vorigen Beispiel, in dem ich mich bei der
sukzessiven Einschränkung eines Intervalls
durch Bisektionen einer Strecke von den Ergebnissen des Würfelns leiten
ließ, hätte ich ebensowohl das Anschreiben eines
Dezimalbruchs von Würfeln leiten lassen können.
So bestimmt auch die Beschreibung “endloser Vorgang des
Wählens zwischen 1 und 0” beim Anschreiben eines Dezimalbruches
kein Gesetz.
Man möchte etwa sagen: Die Vorschrift des endlosen Wählens
zwischen 0 und 1 in diesem Fall könnte durch ein Symbol
“0,
649 die aus ihm entnehmbare
Gesetzmäßigkeit.
Aus “0,
|
652
“Welches Kriterium gibt es dafür, daß die
irrationalen Zahlen komplett sind?
Sehen wir uns eine irrationale Zahl an: Sie läuft entlang
einer Reihe rationaler Näherungswerte.
Wann verläßt sie diese Reihe?
Niemals.
Aber sie kommt allerdings auch niemals zu einem Ende.
Angenommen, wir hätten die Gesamtheit aller irrationalen Zahlen mit Ausnahme einer einzigen. Wie würde uns diese abgehen? Und wie würde sie nun – wenn sie dazukäme, die Lücke füllen? – Angenommen, es wäre π. Wenn die irrationale Zahl durch die Gesamtheit ihrer Näherungswerte gegeben ist, so gäbe es bis zu jedem beliebigen Punkt eine Reihe, die mit der von π übereinstimmt. Allerdings kommt für jede solche Reihe ein Punkt der Trennung. Aber dieser Punkt kann beliebig weit “draußen” liegen, so daß ich zu jeder Reihe, die π begleitet, eine finden kann, die es weiter begleitet. Wenn ich also die Gesamtheit der irrationalen Zahlen habe, außer π, und nun π einsetze, so kann ich keinen Punkt angeben, an dem π nun wirklich nötig wird, es hat an jedem Punkt einen Begleiter, der es vom Anfang an begleitet. Auf die Frage “wie würde uns π abgehen”, müßte man antworten: π, wenn es eine Extension wäre, würde uns niemals abgehen. D.h., wir könnten niemals eine Lücke bemerken, die es füllt. Wenn man uns fragte: “aber hast Du auch einen unendlichen Dezimalbruch, der die Ziffer m an der r-ten Stelle hat und n an der s-ten, etc.?” – wir könnten ihm immer dienen.) |
654
(Die Vorschriften || Gesetze, die den irrationalen Zahlen
entsprechen, gehören insofern alle der gleichen Type an, als sie alle
schließlich Vorschriften zur sukzessiven Erzeugung von Dezimalbrüchen
sein müssen.
Die gemeinsame Dezimalnotation bedingt in gewissem Sinne, eine
gemeinsame Type.)
Man könnte das auch so sagen: Beim Approximieren durch fortgesetzte Zweiteilung kann man sich jedem Punkt der Strecke durch rationale Zahlen nähern. Es gibt keinen Punkt, dem man sich nur durch irrationale Schritte einer bestimmten Type nähern könnte. Dies ist natürlich nur, in andere Worte gekleidet, die Erklärung, daß wir unter irrationaler Zahl einen unendlichen Dezimalbruch verstehen. Und diese Erklärung wieder ist weiter nichts, als eine beiläufige Erklärung der Dezimalnotation, etwa mit einer Andeutung, daß wir Gesetze unterscheiden, die periodische Dezimalbrüche liefern und andere. |
723
Durch die falsche Auffassung des Wortes “unendlich” und
der Rolle der “unendlichen Entwicklung” in der Arithmetik
der reellen Zahlen, wird man zu der Meinung verführt, es gäbe eine
einheitliche Notation der irrationalen Zahlen (nämlich eben die
der unendlichen Extension, z.B. der unendlichen
Dezimalbrüche).
Dadurch, daß man bewiesen hat, daß für jedes Paar von Kardinalzahlen x und y (
|
Arten irrationaler Zahlen
(π', P,
F) |
718
π' ist eine
Regel zur Erzeugung von Dezimalbrüchen, und zwar ist die Entwicklung von
π' dieselbe, wie
die von π,
außer wenn in der Entwicklung von
π eine Gruppe 777
vorkommt; in diesem Falle tritt statt dieser Gruppe die Gruppe
000.
Unser Kalkül kennt keine Methode, um zu finden, wo wir in der
Entwicklung von π auf so eine Gruppe
stoßen.
P ist eine Regel zur Erzeugung von Dualbrüchen. In der Entwicklung steht an der n-ten Stelle eine 1 oder eine 0, je nachdem n prim ist oder nicht. F ist eine Regel zur Erzeugung von Dualbrüchen. An der n-ten Stelle steht eine 0, außer dann, wenn ein Zahlentrippel x,y,z aus den ersten 100 Kardinalzahlen die Gleichung xn + yn = zn löst. |
Man möchte sagen, die einzelnen Ziffern der Entwicklung (von
π
z.B.) sind immer nur die Resultate, die Rinde des
fertigen Baumes.
Das, worauf es ankommt, oder woraus noch etwas Neues wachsen kann,
ist im Innern des Stammes, wo die Triebkräfte sind.
Eine Änderung des
Äußeren ändert den Baum
überhaupt nicht.
Um ihn zu ändern, muß man in den noch lebenden Stamm
gehen. |
720
Ich kann ja auch ein Intervall einen Punkt nennen; ja es kann einmal
praktisch sein, das zu tun; aber wird es nun einem Punkt ähnlicher,
wenn ich vergesse, daß ich hier das Wort
“Punkt” in doppelter Bedeutung gebraucht
habe?
Es zeigt sich hier klar, daß die Möglichkeit der Dezimalentwicklung π' nicht zu einer Zahl im Sinne von π macht. Die Regel für diese Entwicklung ist natürlich eindeutig, so eindeutig, wie die für π oder √2, aber das ist kein Argument dafür, daß π' eine reelle Zahl ist; wenn man die Vergleichbarkeit mit andern reellen Zahlen || mit rationalen Zahlen für ein wesentliches Merkmal der reellen Zahl nimmt. Man kann ja auch von dem Unterschied zwischen den rationalen und den irrationalen Zahlen abstrahieren, aber der Unterschied verschwindet doch dadurch nicht. Daß π' eine eindeutige Regel zur Entwicklung von Dezimalbrüchen ist, bedeutet || konstituiert natürlich eine Ähnlichkeit zwischen π' und π oder √2; aber auch ein Intervall hat Ähnlichkeit mit einem Punkt, etc.. Allen Irrtümern, die in diesem Kapitel der Philosophie der Mathematik gemacht werden, liegt immer wieder die Verwechslung zu Grunde zwischen internen Eigenschaften einer Form (der Regel als Bestandteil des Regelverzeichnisses) und dem, was man im gewöhnlichen Leben “Eigenschaft” nennt (rot als Eigenschaft dieses Buches). Man könnte auch sagen; die ﹖– Widersprüche und Unklarheiten –﹖ werden dadurch hervorgerufen, daß die Mathematiker || Menschen einmal unter einem Wort, z.B. “Zahl”, ein bestimmtes Regelverzeichnis verstehen, ein andermal ein variables Regelverzeichnis; so als nennte ich “Schach” einmal das bestimmte Spiel, wie wir es heute spielen, ein andermal das Substrat einer bestimmten historischen Entwicklung. |
720
“Wie weit muß ich π entwickeln, um es
einigermaßen zu
erkennen || kennen?”
–
Das heißt natürlich nichts.
Wir kennen es also schon, ohne es überhaupt zu entwickeln.
Und, in diesem Sinne, könnte man sagen, kenne ich π' gar
nicht.
Hier zeigt sich nur ganz deutlich, daß
π' einem
anderen System angehört als π, und das erkennt man,
wenn man, statt “die Entwicklungen” der beiden zu
vergleichen, die Art der Gesetze allein ins Auge
faßt. |
723
Die Änderung des Gesetzes ist von viel
fundamentalerer Art, als es zuerst den Anschein haben könnte.
Ja, wenn wir das falsche Bild von der unendlichen Extension vor uns haben,
dann kann es allerdings scheinen, als ob ich durch die Hinzufügung der
Ersetzungsregel 7→5 zur √2 diese viel weniger verändert hätte,
als etwa durch Änderung der √2 in
√2,1 denn
die Entwicklung || Entwicklungen von
|
723
Gebe ich eine Regel R zur Bildung von Extensionen an, aber so,
daß mein Kalkül kein Mittel kennt, vorherzusagen, wie
oft höchstens sich eine scheinbare Periode der Extension wiederholen kann,
dann ist R von einer reellen Zahl insofern verschieden, als ich
R ‒ a in gewissen Fällen nicht
mit einer Rationalzahl vergleichen kann, so daß der
Ausdruck R ‒ a =
b unsinnig wird.
Wäre z.B. die mir bekannte Entwicklung von R
bis auf weiteres 3,141111 …, so
ließe es sich von der Differenz R ‒ 3,141̇
nicht
sagen, sie sei größer, oder sie sei kleiner, als 0;
sie läßt sich also in diesem Sinne nicht mit 0
vergleichen, also nicht mit einem Punkt
724 der Zahlenachse, und sie und R
nicht in demselben Sinne Zahl nennen wie einen dieser Punkte.
|
417
∣ Die Ausdehnung eines Begriffes der Zahl, des Begriffs
‘alle’, etc. erscheint uns
(ganz) harmlos; aber sie ist es nicht,
wenn || sobald wir vergessen,
daß wir unsern Begriff tatsächlich geändert
haben. ∣ |
449
∣ Was die irrationalen Zahlen betrifft, so sagt meine Untersuchung
nur, daß es falsch (oder irreführend) ist, von
Irrationalzahlen zu sprechen, indem man sie als Zahlenart den Kardinalzahlen
und Rationalzahlen gegenüberstellt, weil man
“Irrationalzahlen” in Wirklichkeit verschiedene
Zahlenarten nennt, – voneinander so verschieden, wie die
Rationalzahlen von jeder dieser Arten. ∣ |
724
Es wäre eine gute Frage für die Scholastiker gewesen:
“Kann Gott alle Stellen von
π
kennen”. |
724
Es tritt uns bei diesen Überlegungen immer wieder
etwas entgegen, was man “arithmetisches Experiment” nennen
möchte.
Was herauskommt ist zwar durch das Gegebene bestimmt, aber ich kann nicht
erkennen, wie es dadurch bestimmt ist.
So geht es mit dem Auftreten der 7 in der Entwicklung von
π; so
ergeben sich auch die Primzahlen als Resultate eines
Experiments.
Ich kann mich davon überzeugen, daß 31 eine Primzahl
ist, aber ich sehe den Zusammenhang nicht zwischen ihr (ihrer Lage in der
Reihe der Kardinalzahlen) und der Bedingung, der sie entspricht. –
Aber diese Perplexität ist nur die Folge eines falschen
Ausdrucks.
Der Zusammenhang, den ich nicht zu sehen glaube, existiert gar
nicht.
Ein – sozusagen unregelmäßiges –
Auftreten der 7 in der Entwicklung von π
gibt es gar nicht, denn es gibt ja keine Reihe, die
“die Entwicklung von π”
hieße.
Es gibt Entwicklungen von π, nämlich die, die
man entwickelt hat (vielleicht 1000) und in diesen kommt die 7 nicht
“regellos” vor, denn ihr Auftreten in ihnen
läßt sich beschreiben. –
(Dasselbe für die “Verteilung der
Primzahlen”.
Wer uns ein Gesetz dieser Verteilung gibt, gibt uns eine
neue Zahlenreihe, neue Zahlen.)
(Ein Gesetz des Kalküls, das ich nicht kenne, ist kein
Gesetz.)
(Nur was ich sehe, ist ein Gesetz; nicht, was ich
beschreibe.
Nur das hindert mich, mehr in meinen Zeichen auszudrücken, als ich
verstehen kann.) |
725
Hat es keinen Sinn, – auch dann, wenn der
Fermat'sche Satz
bewiesen ist, – zu sagen F = 0,11?
(Wenn ich etwa in der Zeitung davon läse.)
Ja, ich werde dann sagen: “nun können wir also schreiben
‘F
= 0,11’”.
D.h. es liegt nahe, das Zeichen
“F” aus dem früheren Kalkül, in dem es keine
Rationalzahl bezeichnete, in den neuen hinüberzunehmen und nun
0,11
damit zu bezeichnen. |
F wäre ja eine Zahl, von der wir nicht wüßten,
ob sie rational oder irrational ist. |
16
Man könnte was ich meine auch in den Worten ausdrücken: Man
kann keine Verbindung von Teilen der Mathematik oder Logik herausfinden, die
schon vorhanden war, ohne daß man es
wußte.
|
771
In der Mathematik gibt es kein “noch nicht” und kein
“bis auf weiteres” (außer
in dem Sinne, in welchem man sagen kann, man habe noch nicht
1000-stellige Zahlen miteinander multipliziert). |
733
“Ergibt die Operation, z.B. eine rationale
Zahl?” – wie kann das gefragt werden, wenn man
keine Methode zur Entscheidung der Frage hat? denn die Operation
ergibt doch nur im festgesetzten Kalkül.
Ich meine: “ergibt” ist doch wesentlich
Präsens ||
zeitlos.
Es heißt doch nicht: “ergibt mit der
Zeit”! – sondern: ergibt nach der
gegenwärtigen Regel. || … nach der jetzt
bekannten, festgesetzten, Regel.
|
644
“Die Lage aller Primzahlen muß doch
irgendwie vorausbestimmt sein.
Wir rechnen sie nur sukzessive aus, aber sie sind
alle schon bestimmt.
Gott kennt sie sozusagen alle.
Und dabei scheint es doch möglich, daß sie nicht
durch ein Gesetz bestimmt sind. –”
Immer wieder das Bild von der Bedeutung eines Wortes, als einer vollen
Kiste, deren Inhalt uns mit ihr und in ihr verpackt gebracht wird, und den
wir nur zu untersuchen haben. –
Was wissen wir denn von den Primzahlen?
Wie ist uns denn dieser Begriff überhaupt gegeben?
Treffen wir nicht selbst die Bestimmungen über ihn?
Und wie seltsam, daß wir dann annehmen, es müssen
Bestimmungen über ihn getroffen sein, die wir nicht getroffen haben.
Aber der Fehler ist begreiflich.
Denn wir gebrauchen das Wort “Primzahlen” und es lautet
ähnlich wie “Kardinalzahlen’,
“Quadratzahlen”, “gerade Zahlen”,
etc..
So denken wir, es wird sich ähnlich gebrauchen lassen, vergessen aber,
daß wir ganz andere – andersartige
– Regeln für das Wort “Primzahl” gegeben haben, und
kommen nun mit uns selbst in einen seltsamen Konflikt. –
Aber wie ist das möglich? die Primzahlen sind doch die uns
wohlbekannten Kardinalzahlen, – wie kann man dann sagen, der Begriff
der Primzahl sei in anderem Sinne ein Zahlbegriff, als der der
Kardinalzahl?
Aber hier spielt uns wieder die Vorstellung einer “unendlichen
Extension” als einem
Analogon || eines Analogons zu den uns bekannten
“endlichen” Extensionen einen Streich.
Der Begriff ‘Primzahl’ ist freilich mit Hilfe des
Begriffes
645 ‘Kardinalzahl’
erklärt, aber nicht “die Primzahlen” mit Hilfe der
“Kardinalzahlen”; und den Begriff
‘Primzahl’ haben wir in wesentlich anderer
Weise aus dem Begriff ‘Kardinalzahl’ abgeleitet, als,
etwa, den Begriff ‘Quadratzahl’.
(Wir können uns also nicht wundern, wenn er sich anders
benimmt.)
Man könnte sich sehr wohl eine Arithmetik denken, die –
sozusagen – beim Begriff ‘Kardinalzahl’ sich
nicht aufhält, sondern gleich zu dem der Quadratzahl übergeht (diese
Arithmetik wäre natürlich nicht so anzuwenden, wie die unsere).
Aber der Begriff ‘Quadratzahl’ hätte dann nicht den
Charakter, den er in unserer Arithmetik hat;
daß er nämlich wesentlich ein Teilbegriff sei,
daß die Quadratzahlen wesentlich ein Teil der
Kardinalzahlen seien; sondern sie wären eine komplette Reihe mit
einer kompletten Arithmetik.
Und nun denken wir uns dasselbe für die Primzahlen
gemacht!
Da würde es klar, daß diese nun in einem andern
Sinne “Zahlen” seien, als z.B. die
Quadratzahlen; und als die Kardinalzahlen. |
747
Könnten die Berechnungen eines Ingenieurs ergeben,
daß die Stärke ||
daß eine Dimension eines
Maschinenteils bei gleichmäßig wachsender
Belastung in der Reihe der Primzahlen fortschreiten müsse? || , daß die Stärken eines
Maschinenteils bei gleichmäßig wachsender Belastung in
der Reihe der Primzahlen fortschreiten müssen?
|
Regellose unendliche Dezimalzahl |
641
“Regellose unendliche Dezimalzahl”.
Die Auffassung ist immer die, als ob wir nur Wörter unserer Umgangssprache
zusammenstellen brauchten, und die Zusammenstellung hätte damit einen Sinn,
den wir jetzt eben erforschen müßten –
wenn er uns nicht gleich ganz klar sein sollte.
Es ist, als wären die Wörter Ingredienzien einer
chemischen Verbindung, die wir zusammenschütten, sich miteinander verbinden
lassen, und nun müßten wir eben die Eigenschaften der
(betreffenden) Verbindung untersuchen.
Wer sagte, er verstünde den Ausdruck “regellose unendliche
Dezimalzahl” nicht, dem würde geantwortet: “das ist
nicht wahr, Du verstehst ihn sehr gut! weist Du nicht, was die Worte
“regellos”, “unendlich” und
“Dezimalzahl” bedeuten?! –
Nun, dann verstehst Du auch ihre Verbindung”.
Und mit dem ‘Verständnis’ ist hier gemeint,
daß er diese Wörter in gewissen Fällen anzuwenden
weiß und etwa eine Vorstellung mit ihnen
verbindet.
In Wirklichkeit tut der, welcher diese Worte zusammenstellt und
fragt “was bedeutet das” etwas ähnliches, wie die kleinen
Kinder, die ein Papier mit regellosen Strichen bekritzeln, es dem
Erwachsenen zeigen und fragen: “was ist
das?” |
644
“Unendlich kompliziertes Gesetz”, “unendlich
komplizierte Konstruktion”.
(“Es glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich
dabei auch etwas denken lassen”.) |
647
Wie unterscheidet sich ein unendlich kompliziertes Gesetz vom Fehlen eines
Gesetzes? |
(Vergessen wir nicht: Die
Überlegungen der Mathematiker über das
Unendliche sind doch lauter endliche
Überlegungen.
Womit ich nur meine, daß sie ein Ende
haben.)
|
642
“Eine regellose unendliche Dezimalzahl kann man sich
z.B. dadurch erzeugt denken,
daß endlos gewürfelt wird und die Zahl der Augen
jedesmal eine Dezimalstelle ist”.
Aber, wenn endlos gewürfelt wird, kommt ja eben kein endgültiges Resultat
heraus. |
642
“Nur der menschliche Intellekt kann das nicht erfassen, ein
höherer könnte es!”
Gut, dann beschreibe mir die Grammatik des Ausdrucks “höherer
Intellekt”; was kann ein solcher erfassen und was nicht, und
unter welchen Umständen || in welchem Falle
(der Erfahrung) sage ich, daß
ein Intellekt etwas erfaßt?
Du wirst dann sehen, daß die Beschreibung des
Erfassens das Erfassen selbst ist.
(Vergleiche: Lösung eines mathematischen
Problems.) |
Nehmen wir an, wir würfen mit einer Münze “Kopf und
Adler” und teilen nun eine Strecke AB nach folgender
Regel: “Kopf” sagt:
643 Beschreibung bestimmt doch
ausdrücklich: keinen Punkt; es sei denn,
daß man sagt, daß die Worte
“Punkt auf dieser Strecke” auch “einen Punkt
bestimmen”.
Wir verwechseln hier die Vorschrift des Würfelns mit der mathematischen
Vorschrift, etwa Dezimalstellen der √2 zu erzeugen.
Diese mathematischen Vorschriften sind die Punkte.
D.h., es lassen sich zwischen diesen Vorschriften
Beziehungen finden, die in ihrer Grammatik den Beziehungen
“größer” und
“kleiner” zwischen zwei Strecken analog sind und daher mit
diesen Worten bezeichnet werden.
Die Vorschrift, Stellen der √2 auszurechnen, ist das Zahlzeichen
der irrationalen Zahl selbst; und ich rede hier von einer
“Zahl”, weil ich mit diesen Zeichen (gewissen
Vorschriften zur Bildung von Rationalzahlen) ähnlich rechnen kann, wie
mit den Rationalzahlen selbst.
Will ich also analog sagen, die Vorschrift des endlosen Halbierens
nach Kopf und Adler bestimme einen Punkt, eine Zahl, so
müßte das heißen,
daß diese Vorschrift als Zahlzeichen,
d.h. analog andern Zahlzeichen, gebraucht werden
kann.
Das ist aber natürlich nicht der Fall.
Sollte diese Vorschrift einem Zahlzeichen entsprechen, so höchstens
(sehr entfernt) dem unbestimmten Zahlwort “einige”,
denn sie tut nichts, als eine Zahl offen zu lassen.
Mit einem Wort, ihr entspricht nichts anderes, als das ursprüngliche
Intervall AB.
|
Komplex und Tatsache |
269
Der Gebrauch des Wortes “Tatsache” und
“Tat”. –
“Das war eine edle Tat”. –
“Aber das ist ja nie geschehen.” –
Es liegt nahe, das Wort “Tat” so gebrauchen zu wollen, daß es nur dem wahren Satz entspricht. Man redet dann also nicht von einer Tat, die nie || nicht getan wurde. Aber der Satz “das war eine edle Tat” muß doch seinen Sinn behalten, auch wenn ich mich darin irre, daß geschehen ist, 270 was ich die Tat
nenne.
Und darin liegt bereits alles Wichtige und ich kann nur die Bestimmung
treffen, daß ich die Wörter “Tat”,
“Tatsache”, (etwa auch “Ereignis”)
nur in einem Satz verwenden werde, der komplett, das Bestehen dieser
behauptet. |
270
/Zu “Tat” und
“Tatsache”/
Es wäre besser, die Einschränkung in dem Gebrauch dieser Wörter fallen zu
lassen, da sie nur irreführend wirkt, und ruhig zu sagen “diese Tat
ist nicht begangen worden”, “diese Tatsache besteht
nicht”, “dieses Ereignis ist nicht
eingetreten”. |
278
Komplex ist nicht gleich Tatsache.
Denn von einem Komplex sage ich z.B., er bewege sich
von einem Ort zum andern, aber nicht || nicht von einer
Tatsache.
Daß aber dieser Komplex sich jetzt dort befindet, ist eine Tatsache. |
Der Ausdruck “eine Tatsache beschreiben” oder
“die Beschreibung einer Tatsache” für die Aussage, die das
Bestehen der Tatsache behauptet, ist auch irreführend, weil es so
klingt, wie “das Tier beschreiben, das ich gesehen
habe”. |
Man sagt freilich auch “auf die Tatsache hinweisen”,
aber das heißt immer “auf die Tatsache
hinweisen, daß …”.
Dagegen heißt “auf eine Blume
zeigen” (oder “hinweisen”) nicht, darauf
hinweisen, daß diese Blüte auf diesem Stengel sitzt;
denn von dieser Blüte und diesem Stengel braucht da gar nicht die Rede zu
sein. |
Ebensowenig kann es heißen, auf die Tatsache
hinweisen, daß dort diese Blume steht. |
Auf eine Tatsache hinweisen heißt, etwas behaupten,
aussagen.
‘Auf eine Blume hinweisen’ heißt
das nicht. |
Auch die Kette besteht (nur﹖) aus ihren
Gliedern, nicht aus ihnen und ihren ||
deren räumlichen Beziehungen. |
Die Tatsache, daß diese Glieder so zusammenhängen,
‘besteht’
281 aus gar nichts. |
Die Wurzel dieser Verwechslung ist der verwirrende Gebrauch des Wortes
“Gegenstand”. |
Der Teil kleiner als der Ganze.
Das gäbe auf die Tatsache und Konstituent angewandt eine
Absurdität. |
585
Das Schema: Ding-Eigenschaft.
Man sagt: eine Handlung habe eine Eigenschaft! etwa die der
Schnelligkeit; oder die﹖ der Güte. |
Begriff & Gegenstand
Eigenschaft & Substrat |
708
Begriff und Gegenstand: das ist bei Russell und Frege
eigentlich Eigenschaft und Ding; und zwar denke ich hier an einen räumlichen
Körper und seine Farbe.
Man kann auch sagen: Begriff und Gegenstand, – das ist Prädikat
und Subjekt.
Und die Subjekt-Prädikat-Form ist eine Ausdrucksform menschlicher
Sprachen.
Es ist die Form “x ist y” (“x
y”): “mein Bruder ist
groß”, “das Gewitter ist
nahe”, “dieser Kreis ist rot”,
“August ist stark”, “2 ist eine
Zahl”, “dieses Ding ist ein Stück Kohle”.
Wie nun die Physik von Körpern der Erfahrung den Begriff |
332
Ich möchte sagen: die alte Logik hat viel mehr Konvention
und Physik in sich als man geglaubt hat.
Wenn das Substantiv der Name eines Körpers ist, das Verbum
etwa zur Bezeichnung einer Bewegung, das Adjektiv der Eigenschaft eines
Körpers dient, dann sieht man wohl, wie voraussetzungsvoll diese Logik ist
und kann annehmen, daß diese ursprünglichen
Voraussetzungen (auch) noch tiefer in die
Anwendung dieser Worte, in die Logik der Sätze reicht. |
542
(Es wäre unsere Aufgabe, Figuren verschiedener Gestalt, die sich in
einer Ebene I
befänden in eine Ebene II zu projizieren.
Wir könnten dann eine Projektionsmethode bestimmen (etwa die der
orthogonalen Projektion) und nach ihr die Abbildung führen.
Wir könnten dann auch leicht von den Bildern auf der Ebene
II auch die
Figuren in I schließen. || Schlüsse ziehen.
Wir können aber auch diesen Weg einschlagen: Wir bestimmen
etwa (vielleicht weil uns diese Darstellung am bequemsten ist),
daß die Bilder in der zweiten Ebene sämtlich Kreise
sein sollen, – was immer die abgebildeten Figuren in der ersten Ebene
sein mögen.
D.h., verschiedene Figuren der ersten Ebene werden
durch
verschiedene
543 Projektionsmethode in die zweite
abgebildet.
Um dann die Kreise in II als Bilder der Figuren in
I zu
verstehen || deuten, werde ich zu jedem
Kreis die Projektionsmethode angeben müssen; die
(bloße) Tatsache aber,
daß sich eine Figur in II als ein Kreis in
I darstellt,
sagt nun (allein noch) nichts über die
Gestalt der abgebildeten || abgebildete Figur (aus﹖).
Daß das Bild in II ein Kreis ist, ist ja die festgesetzte
Norm der || unserer Abbildung.
Dasselbe geschieht nun, wenn wir die Wirklichkeit nach der
Subjekt-Prädikat-Norm in unsere Sprache abbilden.
Das Subjekt-Prädikat-Schema dient als Projektion unzähliger
verschiedener logischer Formen. |
543
“Begriff und Gegenstand”
Freges, das ist nichts anderes als
Subjekt und Prädikat. |
147'
Wenn ein Tisch braun angestrichen ist, so ist es leicht, sich das Holz als
den Träger der Eigenschaft Braun zu denken und man kann sich das vorstellen,
was gleichbleibt, wenn die Farbe wechselt.
Ja, auch im Falle eines bestimmten Kreises, der einmal rot,
einmal blau erscheint.
Es ist also leicht, sich vorzustellen, was rot ist, aber
schwer, was kreisförmig ist.
Was bleibt hier, wenn Form und Farbe wechseln?
Denn die Lage ist ein Teil der Form und es ist willkürlich, wenn ich
festsetze, der Mittelpunkt soll fest bleiben und die Form sich nur durch den
Radius ändern.
Wir werden uns an die gewöhnliche Sprache halten müssen, und die sagt, daß ein Fleck kreisförmig ist. Es ist klar, daß hier das Wort “Träger der Eigenschaft” eine ganz falsche – unmögliche – Vorstellung gibt. – Wenn ich einen Klumpen Ton habe, so kann ich mir den als Träger einer Form denken und daher, ungefähr, kommt auch diese Vorstellung. Der Fleck ändert seine Form” und “der Tonklumpen ändert seine Form” sind eben verschiedene Satzformen. |
Man kann sagen “miß nach, ob
das ein Kreis ist” oder “sieh nach, ob
das, was dort liegt ein Hut ist”.
Man kann auch sagen “miß nach, ob
das ein Kreis ist oder eine Ellipse”,
aber nicht “ … ob das ein Kreis ist oder ein Hut”
auch nicht “sieh nach, ob das ein Hut ist oder
rot”. |
Wenn ich auf eine Linie zeige und sage “das ist ein
Kreis” so kann man einwenden, daß, wenn es
kein Kreis wäre, es nicht mehr das wäre.
D.h.: was ich mit dem Wort
“das” meine, muß unabhängig von dem
sein, was davon ausgesagt wird.
(“War das Donner, oder ein Schuß”. Man kann aber in diesem Falle nicht fragen “war das ein Lärm”.) |
Worin unterschieden sich 2 gleichgroße rote
Kreise?
Diese Frage klingt so, als wäre sie ja doch ungefähr Eines und nur durch
eine Kleinigkeit unterschieden.
In der Darstellungsart durch Gleichungen drückt sich das Gemeinsame durch die Form der Gleichung aus und die Verschiedenheit durch die Verschiedenheit der Mittelpunktskoordinaten. So ist es, als ob hier die Mittelpunktskoordinaten das wäre, was den unter den Begriff fallenden Gegenständen entspräche. ¤ Könnte man denn nicht statt “dies ist ein Kreis” sagen, “dieser Punkt ist Mittelpunkt eines Kreises”? Denn, Mittelpunkt eines Kreises zu sein, ist eine externe Eigenschaft des Punktes. |
148'
Was braucht es zu einer Beschreibung, daß –
sagen wir – ein Buch an einer bestimmten Stelle ist?
Die interne Beschreibung des Buches, d.i. des
Begriffes und die Beschreibung seiner Lage, und die wäre durch Angabe der
Koordinaten dreier Punkte möglich.
Der Satz “ein solches Buch ist hier” würde
dann heißen, es hat diese 3 Trippel von
Bestimmungskoordinaten
Denn die Angabe des Hier darf eben nicht präjudizieren
was hier ist.
Ist es nun aber nicht dasselbe, ob ich sage “dies ist ein Buch” und “hier ist ein Buch”? Der Satz würde dann etwa darauf hinauskommen, zu sagen “das sind 3 (bestimmte) Eckpunkte eines solchen Buches”. Man kann ähnlich auch sagen “dieser Kreis ist die Projektion einer Kugel” oder “dies ist die Erscheinung eines Menschen”. Alles was ich sage kommt darauf hinaus, daß F(x) eine externe Beschreibung von x sein muß. Wenn ich nun in diesem Sinne im dreidimensionalen Raum sage “hier ist ein Kreis” und ein andermal “hier ist eine Kugel” sind die beiden Hier von gleicher Art? Ich will fragen: Kann man von demselben ‘Gegenstand’ sinnvoll sagen: er sei ein Kreis und: er sei eine Kugel? Ist das Subjekt dieser Prädikate von der gleichen Type? Beide könnten doch die 3 Koordinaten des betreffenden Mittelpunkts sein. Aber die Lage des Kreises im dreidimensionalen Raum ist ja durch seine Mittelpunktskoordinaten nicht bestimmt. |
157'
Anderseits kann man freilich sagen: “Was mich nervös
macht, ist nicht der Lärm, sondern die Farbe” und hier könnte es
scheinen, als ob eine Variable eine Farbe und einen Lärm als Werte
annähme.
(“Laute und Farben können als sprachliche
Ausdrucksmittel dienen”.)
Es ist klar, daß jener Satz von der Art ist:
“Wenn Du einen Schuß hörst, oder mich
winken siehst, laufe davon”.
Denn dieser Art ist die Vereinbarung auf der die Funktion der gehörten
oder gesehenen Sprache beruht. |
26
“Ist es denkbar, daß zwei Dinge alle
Eigenschaften miteinander gemein haben?” –
Wenn es nicht denkbar ist, so ist auch das Gegenteil nicht
denkbar. |
6
Ja, wir sprechen vom Kreis, seinem Durchmesser, etc.,
etc. wie von einem Begriff, dessen Eigenschaften wir
beschreiben, gleichgültig, welche Gegenstände unter diesen Begriff
fallen. –
Dabei ist aber ‘Kreis’ gar kein Prädikat im
ursprünglichen Sinn.
Und überhaupt ist die Geometrie der Ort, wo die Begriffe der
verschiedensten Gebiete miteinander vermischt werden. |
711
… von der Form “f(x)” definiert
wird, wenn also z.B. festgesetzt wird:
“es gibt Menschen auf dieser Insel”
heiße “auf dieser Insel ist entweder
Herr A oder B oder C oder D oder
E”; wenn man also den Begriff
‘Mensch’ als eine Extension bestimmt (was
natürlich ganz gegen die normale Verwendung dieses Wortes
wäre). (Dagegen bestimmt man
z.B. den Begriff “primäre
Farbe” wirklich als Extension.)
Es hat also auf den Satz “(∃x).fx” nicht in allen Fällen die Frage einen Sinn “welche x befriedigen f”. Welcher rote Kreis vom Durchmesser 1 cm befindet sich in der Mitte dieses Vierecks?” – Man darf die Frage “welcher Gegenstand befriedigt f?” nicht mit der Frage verwechseln “was für ein Gegenstand etc.?” Auf die erste Frage müßte ein Name zur Antwort kommen, die Antwort müßte also die Form “f(a)” annehmen können; auf die Frage “was für ein …” aber ist die Antwort “(∃x).fx & Fx”. So kann es sinnlos sein, zu fragen “welchen roten Fleck siehst Du?” aber Sinn haben, zu fragen: “was für einen roten Fleck siehst Du” (einen runden, viereckigen, etc.). |
Gegenstand |
20
“Ein Gegenstand läßt sich, in gewissem
Sinne, nicht beschreiben” (auch bei
Plato: “er kann nicht
beschrieben [erklärt] werden, sondern nur
benannt”).
Mit “Gegenstand” meint man hier “Bedeutung
eines nicht weiter definierbaren Wortes” und mit
“Beschreibung” oder “Erklärung”
eigentlich: Definition.
Denn, daß der Gegenstand ‘von
außen beschrieben werden’ kann,
daß ihm etwa Eigenschaften beigelegt || zugeschrieben werden können, wird natürlich
nicht geleugnet. |
Wir denken also bei einem Satz, wie dem oberen, an einen Kalkül mit
undefinierbaren – aber richtig gesagt, undefinierten – Zeichen,
den Namen, und sagen von ihnen, daß sie nicht erklärt
werden können. |
233
“Was ein Wort bedeutet, kann man || ein
Satz nicht sagen”.
|
254
Wie unterscheidet sich denn blau von rot?
Wir meinen doch nicht, daß das eine die, das andere jene Eigenschaften hat. Übrigens sind Eigenschaften von Blau und Rot, daß dieser 255 Körper (oder Ort) blau, jener rot
ist. |
Auf die Frage “welcher Unterschied ist denn zwischen blau und
rot” möchte man antworten: das eine ist blau, das andere
rot.
Aber das heißt natürlich nichts und man denkt hier
in Wirklichkeit an den Unterschied der Flächen oder
Örter, die diese Farben haben.
Sonst nämlich hat die Frage überhaupt keinen
Sinn. |
Vergleiche dagegen: Wie unterscheidet sich Orange von
Rosa?
Das eine ist eine Mischung von Gelb und Rot, das
andre von Weiß und Rot.
Und man kann dem entsprechend sagen: Blau entsteht aus Purpur, indem
dieses immer bläulicher wird, Rot, wenn es immer rötlicher wird.
|
Was ich sage heißt also: Rot kann man nicht
beschreiben.
Aber kann man es denn nicht malerisch darstellen, indem man etwas rot
malt? |
Nein, das ist keine malerische Darstellung der Bedeutung des Wortes
‘rot’ (die gibt es nicht).
Das Porträt von Rot. |
Aber jedenfalls ist es doch nicht Zufall, daß man
zur Erklärung der Bedeutung des Wortes ‘rot’
naturgemäß auf einen roten Gegenstand
zeigt! |
(Was daran natürlich ist, ist in diesem Satze dargestellt durch das
zweimalige Vorkommen || Auftreten des Wortes
‘rot’.) |
67
“Wer die Farbe Grün einen Gegenstand nennt,
muß sagen, daß dieser Gegenstand
im Symbolismus vorkommt.
Denn sonst wäre der Sinn des Symbolismus also daß es
ein Symbolismus ist, nicht gewährleistet.”
Aber was ist damit von Grün oder dem Wort “Grün” ausgesagt? ((Dieser Satz bezieht sich auf eine bestimmte Auffassung der Beziehung des Bedeutens und auf eine bestimmte Fragestellung, diese Beziehung betreffend.)) |
Unendlich lang |
664
Wenn man vom Begriff ‘Unendlichkeit’ redet,
muß man sich daran erinnern, daß
dieses Wort viele verschiedene Bedeutungen hat, und daran, von welcher wir
jetzt gerade reden.
Ob z.B. von der Unendlichkeit einer Zahlenreihe und
der Kardinalzahlen insbesondere.
Wenn ich z.B. sage:
‘unendlich’ sei eine Charakteristik einer
Regel, so beziehe ich mich auf eine bestimmte Bedeutung des
Worts.
Wir könnten aber sehr wohl sagen, ein kontinuierlicher Farbenübergang sei
ein Übergang “durch unendlich viele Stufen,
wenn wir nur nicht vergessen, daß wir hier die
Bedeutung des Ausdrucks “unendlich viele Stufen” durch die
Erfahrung des Farbenübergangs neu definieren.
(Wenn auch nach Analogie mit anderen Gebrauchsweisen des Wortes
“unendlich”.) |
669
Sehen wir einen kontinuierlichen Farbenübergang, eine kontinuierliche
Bewegung, dann sehen wir keine Teile, keine
Sprünge (nicht “unendlich viele”;
außer, ich gebe diesem Ausdruck jetzt
diese Bedeutung). |
666
(Wenn man sagt, daß dieses Gebiet unseres
Gegenstands außerordentlich schwer ist, so ist das
insofern || insoweit nicht
667 wahr, als nicht etwa von
außerordentlich schwer vorstellbaren oder
komplizierten Dingen die Rede ist, sondern nur insofern, als es
außerordentlich schwer ist, an den unzähligen Fallen,
die hier in der Sprache für uns aufgestellt sind,
vorbeizukommen.) |
521
““Ich sagte einmal, es gäbe keine extensive
Unendlichkeit.
Ramsey sagte
darauf: “Kann man sich nicht vorstellen,
daß ein Mensch ewig lebt, d.h.
einfach, nie stirbt, und ist das nicht extensive
Unendlichkeit?” –
Ich kann mir doch gewiß denken,
daß ein Rad sich dreht und nie stehen
bleibt.””
Welches seltsame Argument: “ich kann es mir
denken”!
Überlegen wir
(uns﹖), welche Erfahrung wir als Bestätigung
oder Beweis dafür betrachten würden, daß das Rad nie
aufhören wird sich zu drehen.
Vergleichen wir diese Erfahrung mit der, welche uns lehrt,
daß das Rad einen Tag, ein Jahr, 10 Jahre lang, sich
dreht und wir werden einfach den Unterschied der Grammatik der Aussagen
“…bleibt nie stehn” und “…bleibt in
100 Jahren stehn” erkennen.
Denken wir an die Art der Evidenz, welche man für die Behauptung anführen
könnte, daß zwei Himmelskörper sich ohne aufzuhören um
einander drehen.
Denken wir an das Gesetz der Trägheit, und daran, wie es bestätigt
wird. |
““Angenommen wir wanderten auf einer Geraden in den
euklidischen Raum hinaus und begegneten alle
10 m eine eiserne Kugel ad inf.¤””
Wieder: Welcherlei Erfahrung würde ich als Bestätigung hiefür
ansehen und welche anderseits dafür, daß 10000 Kugeln
in einer Reihe vorhanden sind? –
Eine Bestätigung der ersten Art wäre etwa folgende: Ich
beobachte die schwingende Bewegung eines Körpers.
Experimente haben mich gelehrt, daß dieser
Körper durch eiserne Kugeln nach einem bestimmten Gesetz angezogen wird; die
Annahme von 100 solchen Kugeln in einer Reihe in bestimmter Lage zum
Testkörper erklärt, unter der Annahme jenes
Anziehungsgesetzes,
522 das beobachtete (oder
angenommene) Verhalten annähernd; je mehr Kugeln wir aber in der Reihe
annehmen, um so genauer entspricht das errechnete Resultat dem
beobachteten.
Es hat dann Sinn zu sagen, die Erfahrung bestätige die Annahme einer
unendlichen Reihe von Kugeln.
Aber so verschieden diese Erfahrung vom Sehen einer Anzahl von Kugeln ist,
so verschieden ist der Sinn der Zahlenangabe von der, einer
“unendlichen Zahl”. |
““Die bloß negative Beschreibung
des Nicht-Aufhörens kann keine
positive Unendlichkeit liefern.””
Bei dem Ausdruck “positive Unendlichkeit” dachte ich
natürlich an eine zählbare ( = endliche) Menge von Dingen
(Stühle in diesem Zimmer) und wollte sagen, das Vorhandensein der
kolossalen Anzahl solcher Dinge könne aus dem, was uns das
Nicht-Aufhören anzeigt, nicht geschlossen
werden.
Ich mache also hier den seltsamen Fehler in der Form meiner Aussage, eine
Tatsache zu leugnen, statt zu leugnen, daß ein
bestimmter Satz Sinn hat, oder richtiger, zu zeigen,
daß zwei ähnlich klingende Angaben verschiedene
Grammatik haben. |
636
Welche seltsame Frage: “kann man sich eine endlose
Baumreihe denken?”!
Wenn man von einer ‘endlosen Baumreihe’ spricht, so wird
doch, was man meint, mit den Erfahrungen zusammenhängen, die man
“das Sehen einer Baumreihe”, “das Zählen einer
Baumreihe”, “das Messen einer Baumreihe”,
etc. nennt.
“Können wir uns eine unendliche Baumreihe
denken”!
Gewiß, wenn wir festgesetzt haben, was darunter zu
verstehen ist;
|
641
um eine Vorhersage,
kein Ereignis wird prophezeit, sondern wir sagen etwa:
daß es Sinn hat, in Bezug auf jeden
Sonnenauf- und Untergang von einem nächsten zu
sprechen.
Denn die Bedeutung der Bezeichnung eines Zeitmaßes
ist ja an ein Geschehnis gebunden: den Umlauf eines Zeigers, die
Bewegung der Erde, etc. etc.; sagen wir aber
“auf jede Stunde folgt eine nächste”, und haben wir die
Stunde etwa durch den Umlauf eines bestimmten Zeigers (als Paradigma)
definiert, so wollen wir mit jeder Aussage dennoch (doch) nicht
prophezeien, daß sich dieser Zeiger in alle Ewigkeit
so weiter drehen wird; – wir wollen aber sagen:
daß er sich “immer so weiter drehen
kann”; und das ist eben eine Aussage über die
Grammatik unserer Zeitbestimmungen. |
642
Stellen wir uns vor, daß ein Mann, der unendlich
lange Zeit gelebt hat, weil er nie geboren wurde, sagt:
“Jetzt schreibe ich die letzte Ziffer von
π hin, nämlich die 3 Einer”.
Er hatte an jedem Tag seines Lebens eine Ziffer hingeschrieben und niemals
damit angefangen; jetzt ist er fertig geworden. |
668
Man denkt, eine große Zahl sei dem Unendlichen doch
näher als eine kleine.
Das unendliche konkurriert mit dem Endlichen nicht.
﹖– Es ist das, was wesentlich kein Endliches
ausschließt –﹖.
Der Raum hat keine Ausdehnung, nur die räumlichen Gegenstände sind ausgedehnt. Die Unendlichkeit ist eine Eigenschaft des Raumes. (Und das zeigt, daß sie keine unendliche Ausdehnung ist.) |
656
“A ist mein Ahne” das
heißt: “A ist mein Vater, oder
der Vater meines Vaters, oder der Vater des Vaters meines Vaters, oder
u.s.w.”.
Wohl, aber dadurch haben wir nur ein Satzzeichen für ein
anderes gesetzt, den Sinn aber noch nicht bestimmt, denn wir haben ihn ja
nicht – wie es leicht scheint – auf den uns bekannten Sinn einer
logischen
657 Summe zurückgeführt. –
Ich werde also weiter fragen: “Wie
weiß man das, daß A ein
Ahne des B ist?” denn das
heißt: “in welchen Fällen will ich
sagen, A sei ein Ahne des B”, oder auch:
“was verstehe ich unter einem ‘Ahnen des
B’”.
Nenne ich so Jeden der eine bestimmte Eigenschaft hat, die unserer
Erfahrung nach in der Familie des B erblich ist?
Wenn das die Definition ist, so kann ich etwa von einem Menschen
feststellen, daß er kein Ahne des
B ist.
Oder aber, ist der Satz so aufzufassen, daß es
eine || die Feststellung,
daß Einer kein Ahne des B ist,
nicht gibt (daß diese Feststellung also in unserer
Grammatik nicht vorgesehen wurde), sondern nur die,
daß jemand Ahne des B ist: dann aber haben
wir es mit einer ganz andern Satzart zu tun, als im ersten Fall.
(Erinnere Dich übrigens daran, daß unter den
Eigenschaften, die in der Familie des B erblich sind, natürlich nicht
die sein darf, ‘ein Ahne des B, oder B, zu
sein’ und vergleiche Russells Definition von “Rx”.) |
662
Damit, daß gesagt wird, daß
aus der unendlichen Hypothese “(n)
:(∃nx).fx” (wie ich sie, der
Kürze wegen, jetzt schreiben will) jeder beliebige Satz
(∃nx).fx folgt und
sie selbst aus keinem logischen Produkt dieser Sätze, ist natürlich noch gar
nichts über den weiteren Gebrauch dieses Spiels gesagt. |
Vergleichen wir die Sätze: “ich richte meine Handlungsweise
darauf ein, daß dieser Zustand noch 2 Jahre dauern
wird” und “ich richte meine Handlungsweise || mich darauf ein, daß
dieser Zustand ewig dauern wird”. –
Hat der Satz Sinn: “ich glaube (oder erwarte, oder
hoffe), daß es die unendliche Zeit hindurch so
bleiben wird”? –
Man kann sagen: “ich mache || treffe Vorbereitungen für die nächsten 3 Tage”, oder 10 Jahre, etc., und auch “ich mache || treffe Vorbereitungen auf unbestimmte Zeit”; – aber auch: “auf unendliche Zeit”? Wenn ich “Vorbereitungen auf unbestimmte Zeit treffe”, dann läßt sich gewiß ein Zeitraum angeben, für den ich jedenfalls keine Vorbereitungen mehr mache || treffe. D.h., aus dem Satz “ich mache || treffe Vorbereitungen für unbestimmte Zeit” folgt nicht jeder beliebige Satz von der Form: “ich mache || treffe Vorbereitungen für n Jahre”. Denken wir gar an den Satz: “ich vermute, daß dieser Zustand ohne Ende andauern || so weitergehen wird”! Oder an den komischen Klang der Widerlegung: “Du hast gesagt, dieses Uhrwerk werde immer so weitergehen, – nun, es steht jetzt schon”. Wir fühlen, daß ja doch auch jede endliche Vorhersage einer zu langen Gangdauer durch die Tatsache widerlegt wäre, und die Widerlegung daher in irgend |
664
Die Unendlichkeit der Hypothese besteht nicht in ihrer
Größe, sondern in ihrer Unabgeschlossenheit.
|
667
“Einmal wird die Welt untergehen”: eine unendliche
Hypothese. |
668
Der Satz: daß einmal – in der unendlichen
Zukunft – ein Ereignis (z.B. der
Weltuntergang) eintreten werde, hat eine gewisse formale
Ähnlichkeit mit dem, was wir Tautologie
nennen. |
Unendliche Möglichkeit. |
662
… von
verschiedener Art sind, sieht man sehr klar, wenn man an den unsinnigen
Befehl “würfle unendlich oft” oder “würfle ad
infinitum” denkt, im Gegensatz zum sinnvollen:
“würfle 3mal”.
Denn für den Befehl ist die Kontrolle seiner Ausführung
wesentlich. |
664
Wenn wir sagen möchten, die Unendlichkeit ist eine Eigenschaft der
Möglichkeit, nicht der Wirklichkeit, oder: das Wort
“unendlich” gehöre immer zum Wort
“möglich”, und dergleichen, – so kommt das darauf
hinaus, zu sagen: das Wort “unendlich” sei immer ein
Teil einer Regel.
Wir wehren uns gegen die Auffassung des Unendlichen, als einer ungeheuern Größe. (Die wir merkwürdigerweise ohne Schwierigkeit erfassen, während eine große endliche Zahl zu groß sein kann, um von uns hingeschrieben 665 zu werden.
Gleichsam, als könnten wir uns zwar durch die Reihe der endlichen Zahlen
nicht durcharbeiten, aber wohl von außen herum zum
Unendlichen gelangen.)
Denken wir uns, wir erzählten jemandem: “gestern kaufte ich mir ein Lineal mit unendlichen Krümmungsradius”. Aber hier kommt doch das Wort “unendlich” in einer Beschreibung der Wirklichkeit vor. – Aber ich kann doch nie die Erfahrung haben, die mich berechtigte zu sagen, daß das Lineal wirklich den Radius unendlich hat, da der Radius 100¹⁰⁰km es gewiß auch schon tut. – Wohl, aber dann kann ich eben auch nicht die Erfahrung haben, die mich berechtigt, zu sagen, das Lineal sei gerade. Und die Worte “gerade” (oder ein andermal “parallel”) und “unendlich” sind im gleichen Fall. Ich meine: Wenn das Wort “gerade”, oder “parallel”, oder “längengleich”, etc. etc. in einem Erfahrungssatz || in einer Beschreibung der Wirklichkeit stehn darf, dann auch das Wort “unendlich”. “Unendlich ist nur die Möglichkeit” heißt “‘unendlich’ ist ein Zusatz zu ‘u.s.w.’”. Und soweit es dies ist, gehört es in eine Regel, ein Gesetz. In die Beschreibung der Erfahrung gehört es nur soweit nicht, als man unter “Erfahrung, die einem Gesetz entspricht” eine endlose Reihe von Erfahrungen meint. – Das Wort “unendlich ist nur die Möglichkeit, nicht die Wirklichkeit” ist irreleitend. Man kann sagen: “unendlich ist hier nur die Möglichkeit”. – Und man fragt mit Recht: Was ist denn an dieser Hypothese (vom Lauf des Kometen z.B.) unendlich? ist an dieser Annahme, an diesem Gedanken, etwas ungeheuer groß?! Denken wir uns, die Fee im Märchen sagte: “Du wirst so viel Goldstücke erhalten, als Du Dir wünscht, aber Du darfst nur einmal wünschen”. – Ist ihr Versprechen nicht erfüllt, wenn ich kriege, was ich mir wünsche? Und war meine Wahl nicht unbeschränkt? Wäre der Fall nicht eine anderer gewesen, wenn sie dem Betrag eine Grenze gesetzt hätte, – wie weit immer sie sie auch gezogen hätte? || … sie die Grenze auch gezogen hätte? Kann ich nun nicht sagen: die Freiheit, die mir die Fee gelassen 666 hat, war unendlich?
Und ist damit eine Wirklichkeit beschrieben? –
Wenn nun Einer sagt: “Nein, die Freiheit der Wahl ist
nur eine Möglichkeit”, so vermengt er die Aussage:
daß mir die Fee eine unendliche Freiheit gelassen hat,
– welche || welches keine Regel der
Grammatik ist –, mit der Regel, die mir erlaubt, in
Übereinstimmung mit dem Versprechen der Fee eine
beliebige Zahl von Goldstücken zu nennen.
Man könnte das auch so sagen: Wenn der Begriff der Unendlichkeit in der Beschreibung der Realität angewendet wird, so ist in solchen Beschreibungen nicht von ‘unendlichen Linealen’ die Rede, sondern etwa von Linealen mit unendlichem Krümmungsradius; und nicht von ‘unendlich vielen Goldstücken’, sondern etwa von der unendlichen Freiheit, die mir Einer läßt, mir Goldstücke zu wünschen. Wenn wir sagen: “die Möglichkeit der Bildung von Dezimalstellen in der Division 1 : 3 ist unendlich”, so stellen wir damit keine Naturtatsache fest, sondern geben eine Regel des Kalküls. Sage ich aber: “ich lasse Dir die unendliche Freiheit, so viele Stellen zu bilden, als Du willst, ich werde Dich nicht hindern”, so stelle ich damit nicht die Regel eines Kalküls auf, sondern mache eine Vorhersage. Ja, aber doch nur als Beschreibung einer Möglichkeit”. – Nein, einer Wirklichkeit! aber natürlich nicht der von “unendlich vielen Stellen”; das wäre doch gerade der grammatische Fehler || der Unsinn, den wir vermeiden müssen. Und es bleibt natürlich in diesen Erfahrungssätzen “unendlich” die Eigenschaft einer Regel, wenn man es so ausdrücken will, und das heißt nichts anderes, als daß es auch hier durch “u.s.w. ad inf.” wiedergegeben werden kann; und zugleich ist das auch alles, was damit gemeint ist, wenn man sagt: die Unendlichkeit sei ein Prädikat der Möglichkeit. |
667
Angenommen, in einem Spiel lautete eine
Spielregel:
668 “Man schreibe
einen Bruch auf, der zwischen 0 und 1 liegt”; – ist diese
Regel nicht ganz verständlich? braucht hier eine Einschränkung
gegeben zu werden? (oder die Regel: “Man
schreibe eine Zahl auf, die größer als 100
ist”.)
|
24
… aussprechen
(d.h. sie offenlassen).Denken wir uns ein Damespiel, in dem es erlaubt wäre, ein beliebig großes Brett zu verwenden, ich meine ein Brett mit einer beliebig großen Anzahl von Feldern (also 64, 81, 100, etc.). D.h. natürlich nicht “es ist erlaubt ein Brett mit unendlich vielen Feldern zu verwenden”. ⋎ Wir könnten dieses Spiel nicht gut ein unendliches nennen. |
Die Möglichkeit entspricht immer einer
Erlaubnis in den grammatischen Spielregeln.
Dem, was man unendliche Möglichkeit nennt, entspricht etwas, was man eine unendliche Erlaubnis nennen könnte. Und das ist natürlich nicht die Erlaubnis, etwas Unendliches zu tun. |
668
Die unendliche Teilbarkeit besteht darin, daß jede
beliebige endliche Anzahl von Teilen denkbar ist (aber keine
unendliche). |
Wenn man sagt: “der Raum ist unendlich teilbar”,
so heißt das eigentlich: der Raum besteht nicht
aus einzelnen Dingen (Teilen).
Die unendliche Teilbarkeit bedeutet in gewissem Sinne,
daß der Raum nicht teilbar ist,
daß eine Teilung ihn nicht
tangiert.
Daß er damit nichts zu tun hat:
Er besteht nicht aus Teilen.
Er sagt gleichsam zur Realität: Du kannst in mir machen, was Du
willst.
(Du kannst in mir so oft geteilt sein, als Du willst.)
Der Raum gibt der Wirklichkeit eine unendliche Gelegenheit der Teilung. |
669
(Und darum steht in der ersten Klammer vom
“(n):(∃nx).fx”
nur ein Buchstabe.
Offenbar nur eine Gelegenheit, nichts anderes. –
Wir denken zu wenig daran, daß das Zeichen wirklich
nicht mehr bedeuten kann, als es ist. || als wir es bedeuten
lassen.) |
539
““Die Zeit erscheint uns essentiell als
unendliche Möglichkeit.
Und zwar, offenbar, unendlich nach dem, was wir über ihre Struktur
wissen.””
D.h. unendlich, nach ihrer Grammatik. |
332
Die Grammatik ist nicht unendlich kompliziert, weil sie die endlose
Bildung von Zahlzeichen zuläßt. |
29
Es muß, um die unendliche Möglichkeit zu
erklären, genug sein, auf die Züge des Zeichens hinzuweisen, die uns
eben zur Annahme dieser unendlichen Möglichkeit führen,
besser: aus denen wir diese unendliche Möglichkeit ersehen.
Das heißt (nur), das
Tatsächliche des Zeichens muß genügen, und nicht
die Möglichkeiten des Zeichens in Betracht kommen, die sich nur wieder in
einer Beschreibung von Zeichen zeigen könnten.
Es muß also in dem Zeichen
“[1, x, x + 1]”
– dem Ausdruck der Bildungsregel – schon alles enthalten
sein.
Ich darf mit der unendlichen Möglichkeit nicht wieder ein mythisches
Element in die Logik || Grammatik einführen.
Beschreibt man den Vorgang der
Division 1˙
Und wenn wir die “unendliche Möglichkeit der Fortsetzung sehen”, so können wir doch nichts sehen, was nicht beschrieben ist, wenn wir eben das Zeichen beschreiben, was wir sehen. |
Einen Satz im Ernst oder Spaß meinen,
etc.. |
312
Man wird sagen: der Maler der
“Malheurs de Chasse” hat nicht gemeint,
daß es wirklich so zugeht; hätte er aber seine Bilder
lehrhaft (um zu zeigen, wie es zugeht) gemeint, so wäre er im Unrecht
gewesen. |
4
Wie geht das vor sich, wenn man einen Satz ausspricht und dabei
den anderen nur aufsitzen lassen will?
Man spricht, lächelt, beobachtet den andern || sieht
zu, was der Andere macht, fühlt eine Spannung.
Aber nirgends ist die amorphe Meinung. Diese || der amorphe Sinn. Diesen stellt man sich gleichsam vor, wie den Inhalt eines Tiegels dessen Aufschrift der Satz ist. |
2
“Ich habe gesagt ‘sie ist nicht zu Hause’, habe
aber dabei gewußt,
daß sie zu Hause war”.
Wie geht dieses Wissen zeitlich mit dem Sagen des Satzes
zusammen?
Wie eine kontinuierliche Begleitung, ein Orgelpunkt, zu einem
Thema?
Hast Du es in jeden Augenblick gewußt, und braucht das Wissen keine Zeit? Ein falsches Bild verführt uns. |
sind Festsetzungen oder die Folgen von Festsetzungen. |
165'
Eine Ungleichung, wie eine Gleichung muß entweder
das Resultat einer Ausrechnung, oder eine Festsetzung sein. |
So wie die Gleichungen als Zeichenregeln, im Gegensatz zu Sätzen,
aufgefaßt werden können, so muß
es auch bei den Ungleichungen geschehen können. |
Die Verneinung der Gleichung ist so ähnlich der Verneinung eines Satzes
und so verschieden von ihr, wie die Bejahung der Gleichung und die Bejahung
eines Satzes. |
165'
Ein mathematischer Satz kann nur eine Festsetzung sein,
oder ein nach einer bestimmten Methode aus Festsetzungen errechnetes
Resultat.
Und das muß für “9 ist durch 3
teilbar” oder “9 ist durch 3 nicht teilbar”
gelten. |
Wie errechnet man 2 × 2
= 5? |
165'
Wesentlich ist vielleicht nur, daß man einsieht,
daß, was sich durch Ungleichungen ausdrückt,
wesentlich, d.h. formell verschieden ist
von dem durch Gleichungen Ausgedrückten.
Und so kann man ein Gesetz, das die Stellen eines Dezimalbruchs liefert
und mit Ungleichungen arbeitet, gar nicht unmittelbar mit einem vergleichen,
welches mit Gleichungen arbeitet.
Wir haben hier ganz verschiedene Methoden vor uns, und daher verschiedene
Arten arithmetischer Gebilde. |
166'
D.h. man kann nicht in der Arithmetik Gleichungen
und etwas Anderes (etwa Ungleichungen) ohne weiteres auf
eine Stufe stellen, als wären es etwa verschiedene
Tiergattungen.
Sondern die beiden Methoden werden dann kategorisch verschieden sein und
miteinander unvergleichbare Gebilde bestimmen (definieren).
|
415
Welche Gleichung, etwa, von der Form
abc …
mal cde … = ghi … ist richtig,
welche falsch? |
Ja, kann man von dem Schriftzeichen
(überhaupt) sagen, es sei richtig (oder
falsch)?
Das nämlich hängt mit dem Sinn der Antwort zusammen: “richtig ist die Gleichung, die man nach den Regeln erzeugen kann” im Gegensatz zu 26 der:
“richtig ist die Gleichung, die man nach den Regeln erzeugt
hat”.
Was ist das Kriterium dafür, daß man die Gleichung nach den Regeln erzeugen kann? Das ist klar, daß die Position (Gleichung) nur im System, worin sie erzeugt werden kann, richtig oder falsch ist. |
26
((1) + 1)
a + (b + 1)
2 + 2
Dasjenige, was 2 + 2 = 4 bedeutungsvoll macht, das also, was 27
macht,
daß
2 + 2 = 4
richtig und 2 + 2 =
5 falsch ist und nicht zwei gleichberechtigte Festsetzungen, ist
die Beweisbarkeit von 2 + 2
= 4, und nur sie.
Daß also
((1) + 1) + ((1) + 1)
= (((1) + 1) + 1) + 1 zu dem
allgemeinen System a + (b + 1) +
(a + b) + 1 gehört. |
Ohne diese Beweisbarkeit wäre
2 + 2 = 4 eine
willkürliche Zeichenregel und von richtig oder falsch bei ihr nicht die
Rede.
Die Demonstrabilität macht die Gleichung zu etwas, was sich mit einem Satz
vergleichen läßt. |
“a + (b + 1) +
(a + b) + 1” eine Definition zu nennen, ist
eigentlich schon ein Fehler, denn es ist eine Zeichenregel ganz anderer Art
als z.B.
(1) + 1 =
2. |
Man könnte nun fragen: Welche Bedeutung hat
2 + 2 =
4? ist es nicht eine Zeichenregel?
Wenn ja, so ist es willkürlich.
Die Antwort ist, daß die Bedeutung von
2 + 2 = 4 nicht
in ihm selbst, sondern in seiner Beweisbarkeit, das
heißt in seiner Beziehung zu anderen Zeichenregeln
liegt, also in seiner || der
Zugehörigkeit zu einem System.
D.h. also, daß jener Beweis
(ebenso) interne Beziehungen zwischen 2 und 4
aufzeigt, wie der Beweis, daß
p ⊃ q & p
. ⊃ . q eine Tautologie ist, interne Beziehungen zwischen
p ⊃ q &
p und q zeigt. |
28
Eine Gleichung gewinnt erst in einem Kalkül mathematische
Bedeutung.
So ist “lim (n = inf)
|
79
Eine Ungleichung ist so gut eine syntaktische Regel wie eine
Gleichung.
Die Analogie der Wahrheitsfunktionen in Verbindung mit Gleichungen mit den
Wahrheitsfunktionen der Sätze ist eine vollständige –
d.h. die geltenden Regeln sind in beiden Fällen
dieselben – nur das eben die Gleichung keine Sätze sind.
(Wir haben ja in den Wahrheitsfunktionen auf Hypothesen angewendet ein weiteres Beispiel solcher Analogien.) |
81
Ist es nicht klar: die Sätze der reinen Mathematik können nur
als Zeichenregeln angewendet werden. || können in ihrer Anwendung nur Zeichenregeln
sein.
(Nur Bedingungen des Sinns.) |
Auch “3 + 4
kl 9” ist keine Mitteilung – wie etwa,
daß eine gewisse Strecke länger ist als 9
Meter (ein Haus höher als 9 m).
Es ist
82
nach dem, was wir
unter “3”, “4” und “9”
verstehen, selbstverständlich (d.h.
beweisbar).
Wir sehen es aber damit immer noch so wie den Fall des Hauses an, nur
daß es sich etwa dort um etwas weniger
Selbstverständliches handelt.
Aber es ist überhaupt mit dem Satze¤ unvergleichbar. –
Wenn ich zuerst sagte “es ist selbstverständlich”, so
heißt das, es ist hier nicht von einem Satz
die Rede, sondern von einer Zeichenregel, die übrigens aus einer
allgemeinen Regel folgt.
Immer wieder drängt es uns zum Vergleich von “3 + 4 kl 9” mit einem Satz “wenn man diese beiden Stäbe aneinanderlegt, so reichen sie noch nicht bis dahinauf”. Und das ist selbst auf den Fall der Strecken a, b, c anzuwenden. Aber dieser Satz über die Strecken a, b, c ist
|
Der arithmetische sagt Satz nämlich nicht, daß man
in einer Ziffernreihe durch Anlegen von 123 und 1234 nicht bis
zum Zeichen “9” kommt, sondern es steht dafür,
daß es in der Reihe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 nicht
geschieht.
Diese Reihe ist im arithmetischen Satz präsupponiert
und er ist daher keine Beschreibung von außen
83
dieser Reihe. –
Man könnte es auch so sagen: Es ist ein Satz:
“der Stab a und der Stab b sind aneinandergereiht kürzer, als der
Stab c; oder der Stab a ist 3 m lang, b
4 m und c 9 m”.
Aber ich kann nicht sagen, daß die Länge des
längeren Stabes länger ist als die des kürzeren. || Aber von den Längen kann ich nicht aussagen,
daß die Länge des längern Stabes
länger ist als die des
kürzeren. || Aber ich kann nicht
sagen, daß die Länge 9 m länger ist, als die
Längen 4 m + 3 m. || 4 m und
3 m zusammen. –
Diese Längen sind etwas, was ich von den Stäben mit Recht oder Unrecht
aussage, um zu zeigen, daß sie, die Stäbe, in gewissen
Verhältnissen zueinander stehen, aber dazu muß der
Sinn dieser Längenangaben schon fixiert sein und kann nicht erst
durch einen Satz noch behauptet werden.
Oder: Die Angabe, daß a 3 m, b 3 m, c 9 m lang ist, ist eben die, durch welche ich zeige, daß c länger ist als a und b zusammen. Ein Satz, der sagte, daß 3 m + 4 m kleiner ist als 9 m, entspräche einem Satz der sagte, daß länger länger ist als kürzer (oder “groß gr klein”). Ein solcher Ausdruck entspräche vielmehr dem, was festzusetzen ist, ehe überhaupt etwas gesagt werden kann. “3 + 4 kl 9” gehört eben auch zum “Spiel” und ist eine Stellung der Figuren, die nur mit den allgemeinen Regeln übereinstimmen kann, oder nicht. Länger und kürzer sind eine externe Eigenschaft der Stäbe, aber eine interne der Längen. (Sie durch einen Satz auszudrücken hieße etwa, die Bedeutung eines Wortes durch einen Satz, worin das Wort steht, aussprechen zu wollen.) |
33
Allgemeinheit einer Demonstration |
162'
Von dem Gebrauch des allgemeinen Dreiecks gelten dann andere Regeln
als von dem, des speziellen.
Man sagt: “auf die Größe dieses
Dreiecks kommt es hier nicht an”.) |
162'
Allgemeinheit der euklidischen
Beweise.
Man sagt, die Demonstration wird an einem Dreieck
durchgeführt, der Beweis gilt aber für alle Dreiecke – oder für jedes
beliebige Dreieck.
Erstens ist es sonderbar, daß, was für ein Dreieck
gilt, darum für alle andern gelten sollte.
Es wäre doch nicht möglich, daß ein Arzt
einen Menschen untersucht und nun
schließt, daß, was er bei diesem
konstatiert, auch für alle andern
163'
wahr sein muß.
Und wenn ich nun die Winkel in einem Dreieck messe und addiere, so kann
ich auch wirklich nicht schließen,
daß die Winkelsumme nun bei jedem andern Dreieck eben
so groß sein wird.
Es ist ja klar, daß der
euklidische Beweis nichts über eine
Gesamtheit von Dreiecken aussagen kann.
Ein Beweis kann nicht über sich selbst hinausgehen.
Die Konstruktion des Beweises ist aber wieder kein Experiment, und wäre sie es, so könnte das Resultat nichts für andere Fälle beweisen. Es ist darum auch gar nicht nötig, die Konstruktion mit Papier und Bleistift wirklich auszuführen, sondern die Beschreibung der Konstruktion muß genügen, um aus ihr alles Wesentliche zu ersehen. (Die Beschreibung eines Experiments genügt nicht, um aus ihr das Resultat des Experiments zu entnehmen, sondern das Experiment muß wirklich ausgeführt werden.) Die Konstruktion im euklidischen Beweis ist genau analog dem Beweis, daß 2 + 2 = 4 mittels der Russischen Rechenmaschine. |
9
Die Figur ist ein Zeichen, und nicht das Bezeichnete oder ein ungenaues
Bild des Bezeichneten. |
3
Wenn wir einen geometrischen Beweis mit Zirkel und Lineal
führen, so bedienen wir uns eines Symbolismus mit kontinuierlichen
Symbolen. |
3
Wenn Einer gegen eine Euklidische
Demonstration mit Lineal und Zirkel einwenden würde “ja, das sehe
ich schon, daß es in diesem Falle stimmt, aber die
Frage ist, ob es in allen andern Fällen stimmt”, so
müßten wir ihm antworten: “es stimmt ja
garnicht in diesem
Fall”. –
Und es wäre, wie schon gesagt, dasselbe, als wollte Einer zu der
Demonstration, daß
p ⊃ q ∙ p. ⊃ .q
tautologisch ist, sagen “ja, für die Buchstaben p und q
stimmt es allerdings, aber gilt es allgemein?”
|
9
Man könnte glauben, daß sich die Allgemeingültigkeit
der Figur durch Sätze rechtfertigen läßt, wie:
Jedes solche Dreieck muß gleiche Seiten haben,
weil es die Radien in einem Kreis sind und darum müssen bei jedem diese
Winkel gleich sein, etc., etc..
Aber das ist wirklich keine Rechtfertigung.
Denn was bedeuten hier Worte wie “jedes”,
etc.?
Wir haben es hier nur scheinbar mit logischen Schlüssen zu tun.
(Dann folgt immer wieder der Gedanke – den ich freilich nie für eine Lösung, sondern immer nur für einen Schein gehalten habe – daß der Beweis da gar nicht von einem Zentriwinkel, einem Kreis, etc. handelt, sondern von Kreisförmigkeit, dem Begriff Zentriwinkel, etc. Freilich ist auch an diesem Schein etwas Wahres.) |
19
Die Allgemeinheit der Variablen in der Logik ist die Allgemeinheit der
Demonstration.
Sie besteht darin, daß die Tatsache,
daß p ⊃ q. & . ⊃ .q eine Tautologie ist,
an einem beliebigen speziellen Fall allgemeingültig
demonstriert wird.
D.h., aus der Demonstration des besonderen Falles
ersehe ich tatsächlich (wie immer sie gemeint war) alles, was ich in
der Logik brauche.
D.h., die Demonstration erhält nicht dadurch ihre
Allgemeinheit, daß sie so gemeint ist, sondern indem
sie tatsächlich allgemein (d.h. allgemein
gültig) demonstriert.
D.h., die Allgemeinheit besteht hier in der
Allgemeinheit der Anwendung.
Und diese ist da, sozusagen ob man es will oder nicht, einfach durch die
innere Relation des Einzelfalles zum Paradigma. –
Man könnte dann sagen, eine Demonstration demonstriert so allgemein, als
sie anwendbar ist.
D.h., sie demonstriert allgemein durch den Raum in
dem sie ist. |
20
Es ist nichts Allgemeines in der Demonstration, sie ist durchaus
besonders; aber ihre Anwendungsmöglichkeit enthält die
Allgemeinheit. || . Ihre
Anwendungsmöglichkeit ist allgemein. |
20
Die Anwendungsmöglichkeit strahlt durch den Raum und trifft den Körper,
den man in diesen Raum bringt.
Man könnte die Lichtstrahlen allgemein nennen, weil sie jeden beliebigen
Körper beleuchten, der sich ihnen in den Weg stellt.
Aber die Lichtquelle allgemein zu nennen, wäre absurd. |
21
Eine Demonstration demonstriert alles, was sie demonstriert.
Ihr Bereich hängt nicht davon ab, wie sie gemeint ist,
sondern nur von ihr.
Wie ein Scheinwerfer sein Licht soweit schickt, als er es schickt, wieweit
immer wir es zu schicken meinen.
Das ist der Unterschied zwischen einer Demonstration und einem Satz. In der Demonstration wird ja nichts gesagt, sondern etwas gezeigt. Und was der Bereich ihrer Anwendung ist, hängt also von ihr und ihrem Raum ab, aber nicht von uns. Man könnte nämlich sagen: die Demonstration ist doch garnicht 22
allgemein, sondern
durchaus besonders.
Aber sie demonstriert ja eben etwas und das gilt so allgemein, als es
gilt.
(Das ist ja das Gute, daß, wo immer auch
Anspielungen und Andeutungen etwas gelten mögen, in der Demonstration nur
das zählt, was da ist.
Sie ist in der Beziehung wie ein Experiment.)
Es gibt z.B., Euklid die Anweisung zur Halbierung einer Strecke, indem er die Methode (an einem Beispiel) demonstriert. Nun, diese Anweisung gilt, soweit man sie anwenden kann. Und könnte man sie in einem Fall nicht anwenden, so nützte es ihr nichts, daß sie für diesen Fall gemeint war. |
Die Allgemeinheit der Demonstration ist nur der Raum um diese
Demonstration.
Die Anwendung auf einen besonderen Fall ist ein neuer Körper in diesem
Raum. |
Er hat sie etwa als Experiment verstanden || aufgefaßt und dann ist allerdings der zweite Einwand (so﹖) gültig, wie der erste. |
76
Wie kann uns ein allgemeiner Beweis den besondern Beweis
schenken?
|
77
Weil es sich in dem einen Fall so verhält – wie kann ich wissen,
daß es sich in dem andern so
verhält?
Und ein ‘Sich so verhalten müssen’ gibt es
nicht.
Ist es nicht so, so kann man auch nichts machen.
Nur was von uns abhängt, können wir im Voraus
bestimmen.
Man möchte wohl sagen: Die selbe Konstruktion ist ein Beweis des geometrischen Satzes für das bestimmte Dreieck; wir können sie aber auch 78
allgemein meinen || auffassen; oder: wir können an ihr auch
einsehen, daß das, was für dieses Dreieck gilt, für
jedes andre auch gelten muß. –
Aber worin besteht dieses “meinen” || “auffassen” und
das﹖ “einsehen”?
Die psychologischen Prozesse kümmern uns ja nicht.
“Das Dreieck steht eben hier für irgend
ein Dreieck”.
Aber worin besteht dieses “für etwas stehen”?
Es handelt sich für uns eben wieder nur um den Ausdruck
jener ‘Auffassung’, d.h. den
Ausdruck dessen, was wir auffassen oder einsehen und den
Ausdruck dafür, daß das Dreieck nur für sich selbst
oder für alle Dreiecke steht.
Der Kalkül muß
(wieder﹖) festgestellt werden.
Nicht seelische Vorgänge interessieren uns, sondern symbolische. |
Der Beweis kann also nichts prophezeien. |
Ist der Beweis, für A ausgeführt, auch der Beweis für
B? so
daß es ganz gleichgültig ist, im welchem Dreieck er
gezeichnet ist.
Und, wenn er also in beiden Dreiecken gezeichnet wäre, nur
derselbe Beweis wiederholt wäre.
Daß also das Zeichen des Beweises –
der
Beweis als
Zeichen || Symbol –
ebensogut aus der Konstruktion in AA und dem Dreieck
B bestehen
könnte, wie aus diesem Dreieck und einer Konstruktion in ihm.
|
78
Wie macht mich der allgemeine Induktionsbeweis || Beweis sicher || gewiß,
daß der besondere das ergeben wird? |
(Verachte nur nicht die simplen Kalküle, wie sie jedes Kind und jede
Kaufmannsfrau benützt.) |
|
Und hier kann man die beiden Fälle deutlich unterscheiden, von denen wir
im geometrischen Beweis sprachen.
Denn die Figur kann allgemeiner Beweis gelten, und auch nur als Beweis von 6 + (4 + 3) = (6 + 4) + 3, und ich kann den beweis von 3 + (7 + 2) = (3 + 7) + 2 so hinschreiben:
|
Ein Kalkül ist nicht strenger, als ein anderer!
Man muß nur die Grenzen eines jeden kennen.
Nur insofern kann man einen Kalkül unstreng nennen, als seine 79 Regeln nicht klar
formuliert sind. |
685
|
1) Ts-212 contains nineteen bundles which by WAB have been numbered I-XIX and, within these top-bundles, 149 sub-bundles which by WAB have been numbered 1-149. The sub-bundles contain around two thousand loose cuttings / sheets which by WAB have been numbered as follows: [number of top-bundle]-[number of sub-bundle]-[sequential number of cutting / sheet within sub-bundle]. "Ts-212,II-10-7", for example, stands for the seventh cutting in Ts-212 sub-bundle 10 which belongs to Ts-212 top-bundle II. Where a cutting / sheet contains writing on both pages, these are distinguished by "r" (recto) and "v" (verso); "Ts-212,I-2-13r", for example, stands for the verso page of cutting Ts-212,I-2-13.
2) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
3) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
4) Continuation from Ts-212,XII-90-12v.
5) See facsimile; "schon interessant" overwrites number "204".
6) See facsimile; arrow connecting this paragraph with the following one.
7) Continuation in Ts-212,I-2-24v.
8) Continuation from Ts-212,I-2-23v.
9) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
10) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
11) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
12) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
13) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
14) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
15) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
16) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
17) See facsimile; arrrow pointing up with question mark (deleted), probably indicating that the following sentence should not start with a new paragraph.
18) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
19) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
20) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
21) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
22) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
23) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
24) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
25) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
26) See facsimile; arrow pointing down, annotated "etc.".
27) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
28) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
29) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
30) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
31) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
32) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
33) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
34) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
35) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
36) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
37) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
38) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
39) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
40) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
41) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
42) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
43) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
44) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
45) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
46) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
47) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
48) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
49) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
50) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
51) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
52) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
53) See facsimile; there seems to be an arrow pointing right whose meaning is unclear.
54) See facsimile; the typescript has slashes, not horizontal strikes.
55) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
56) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
57) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
58) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
59) Continuation in Ts-212,XIV-106-5v.
60) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
61) Continuation in Ts-212,I-1-9v.
62) Continuation from Ts-212,VII-58-30v.
63) See facsimile; exclamation marks in left and right margins of table, indicating lines.
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