Man könnte sich denken,
daß das Hindeuten auf ein grünes
Täfelchen, wenn ich will, daß der Andere
ein rotes Ding holt, ursprünglich als eine Art
Gaunersprache festgelegt worden wäre, sich dann aber bei mir
eingebürgert habe. Ich hätte
dann etwa in der ersten Zeit nach dieser Abmachung || in der ersten Zeit dieser
Übereinkunft mir auf
das grüne Täfelchen hin ein rotes vorgestellt (ein
rotes Bild wäre mir vor die Seele getreten –
was dasselbe heißt), später aber wäre das so wenig erfolgt, wie
etwa beim Hören des Wortes ‘rot’ und ich
würde jetzt den Befehl unmittelbar auf das grüne
Zeichen hin ausführen. || und ich
führte jetzt den Befehl unmittelbar auf
das grüne Zeichen hin
aus. Wenn das aber geschieht, ändert
es dann etwas an der Verwendung des grünen Zeichens,
daß ich mir einmal damit
etwas Rotes vorgestellt habe, ehe ich den roten Gegenstand
brachte? Das alles ist nur Geschichte.
((Soll das so viel heißen, als
daß eine Erklärung, eine Tabelle,
zuerst so gebraucht werden kann, daß man sie
“nachschlägt”; daß
man sie dann gleichsam im Kopf nachschlägt,
d.h., sie sich vor das innere Auge ruft
(oder dergleichen); und daß man endlich
ohne diese Tabelle arbeitet, also so, als wäre sie nie da
gewesen. In diesem letzten Fall spielt man also ein
anderes Spiel. Denn es ist nun nicht so,
daß jene Tabelle ja doch im
Hintergrund steht und man immer auf sie zurückgreifen kann;
sie ist aus unserm Spiel ausgeschieden und wenn ich auf sie
‘zurückgreife’, so tue ich, was der
Erblindete tut, der etwa auf den Tastsinn zurückgreift. 476 Eine
Erklärung ist das Anlegen einer Tabelle und sie wird
Geschichte, wenn ich die Tabelle nicht mehr
benütze. || Eine
Tabelle || Erklärung legt eine
Tabelle an und sie wird zur Geschichte, wenn ich
die Tabelle nicht mehr benütze.
Ich muß unterscheiden zwischen den
Fällen: wenn ich mich einmal nach einer Tabelle
richte, und ein andermal in
Übereinstimmung mit der Tabelle (der
Regel, welche die Tabelle ausdrückt) handle, ohne die
Tabelle zu benutzen. – Die Regel, deren Erlernung
uns veranlaßte jetzt so und so zu handeln,
ist als Ursache unserer Handlungsweise Geschichte und
(für uns) ohne Interesse.
Sofern sie aber eine allgemeine Beschreibung unserer
Handlungsweise ist, ist sie eine Hypothese. Es ist die
Hypothese, daß diese zwei Leute, die
am || über dem Schachbrett sitzen,
so und so handeln werden (wobei auch ein
Verstoß gegen die Spielregeln unter
die Hypothese fällt, denn diese sagt dann etwas darüber
aus, wie sich die Beiden benehmen werden, wenn sie auf diesen
Verstoß aufmerksam werden).
Die Spieler können aber die Regel auch benützen, indem
sie in jedem besonderen Fall nachschlagen, was zu tun ist; hier
tritt die Regel in die Spielhandlung selbst ein und verhält
sich zu ihr nicht, wie eine Hypothese zu ihrer
Bestätigung. “Hier gibt es aber eine
Schwierigkeit. Denn der Spieler, welcher ohne
Benützung des Regelverzeichnisses spielt, ja, der
nie eins gesehen hätte, könnte dennoch, wenn es
verlangt würde, ein Regelverzeichnis anlegen und zwar nicht
– behaviouristisch – indem er durch
wiederholte Beobachtung feststellte, wie er in diesem und in jenem
Fall gehandelt hat ||
handelt, sondern, indem er vor einem Zug stehend
sagt: “in diesem Fall zieht man
so‘.” – Aber wenn das so ist,
so zeigt es doch nur, daß er unter
gewissen Umständen eine Regel aussprechen wird, nicht,
daß er von ihr beim Zug
expliziten Gebrauch gemacht hat.
Daß er ein Regelverzeichnis anlegen
würde, wenn man es
verlangte || wird, wenn man es verlangt, ist eine Hypothese
und wenn man eine Disposition, ein Vermögen, ein
Regelverzeichnis anzulegen annimmt, so ist es eine psychische
Disposition auf gleicher Stufe mit einer
physiologischen. Wenn gesagt wird, diese Disposition
477 charakterisiert den
Vorgang des Spieles, so charakterisiert sie ihn als einen
psychischen oder physiologischen, was er tatsächlich ist.
(Im Studium des Symbolismus gibt es keinen Vordergrund und
Hintergrund, nicht ein sichtbares || greifbares
Zeichen und ein es begleitendes
unsichtbares || ungreifbares
Vermögen, oder Verständnis.
Kann nun aber nicht das grüne Zeichen auf mehrere Arten statt des Wortes ‘rot’ treten? Einmal als Wort, ein andermal als komplementär gefärbtes Zeichen? In dem letzteren Fall liegt natürlich eine Ähnlichkeit mit dem Kopieren der Farbe nach einer andern Projektionsmethode vor (das farbige Zeichen ist jetzt eine Art Muster). |
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