ø  
22.
Engelmann sagte mir, wenn er ˇzu Hause in seiner Lade voll von seinen Manuscripten krame so kämen sie ihm so wunderschön vor daß er denke sie wären es wert den anderen Menschen gegeben zu werden. (Das sei auch der Fall wenn er Briefe seiner verstorbenen Verwandten durchsehe) ˇ Wenn er sich aber eine Auswahl davon herausgegeben denkt so verliere die Sache jeden Reiz & Wert & werde unmöglich Ich sagte wir hätten hier einen Fall ähnlich folgendem: Es könnte nichts merkwürdiger sein als einen Menschen bei irgend einer ganz einfachen alltäglichen Tatigkeit wenn er sich unbeobachtet glaubt zu sehen. Denken wir uns ein Theater, der Vorhang ginge auf & wir sähen einen Menschen allein in seinem Zimmer auf & ab gehen, sich eine Zigarette anzünden, sich niedersetzen u.s.f. so daß wir plötzlich von außen einen Menschen sähen wie man sich sonst nie sehen kann; wenn wir gle quasi ein Kapitel einer Biographie mit eigenen Augen sähen, – das müßte unheimlich & wunderbar zugleich sein. Wunderbarer als irgend etwas was ein Dichter auf der Bühne spielen oder sprechen lassen könnte. Wir würden das
Leben selbst sehen. – Aber das sehen wir ja alle Tage & es macht uns nicht den mindesten Eindruck! Ja, aber wir sehen es nicht in der Perspektive. – So wenn E. seine Schriften ansieht & sie
wunderbar
herrlich
findet (die er doch einzeln nicht veröffentlichen möchte) so sieht er sein Leben, als ein Kunstwerk Gottes, & als das ist es allerdings B betrachtenswert, jedes Leben & Alles. Doch kann nur der Künstler das Einzelne so darstellen daß es uns als Kunstwerk erscheint; jene Manus[c|k]ripte verlieren mit Recht ihren Wert wenn man sie einzeln & überhaupt wenn man sie unvoreingenommen, das heißt ohne schon vorher begeistert zu sein, betrachtet. Das Kunstwerk zwingt uns – sozusagen – zu der richtigen Perspective, ohne die Kunst aber ist der Gegenstand ein ein Stück Natur wie jedes andre & daß wir es durch die Begeisterung erheben können das berechtigt niemand es uns vorzusetzen. (Ich muß immer an eine jener faden Naturaufnahmen denken die der, der sie aufgenommen interessant findet weil er dort ˇselbst war, etwas erlebt hat, der dritte aber mit berechtigter Kälte betrachtet; wenn es überhaupt gerechtfertigt ist ein Ding mit Kälte zu betrachten.
   Nu[m|n] scheint mir aber, gibt es
außer de[m|r] Arbeit Tätigkeit Funktion des Künstlers noch eine andere, die Welt sub specie äterni einzufangen. Es ist – glabe ich – der Weg des Gedankens der gleichsam über die Welt hinfliegt & sie so läßt wie sie ist[.|,] sie von oben
vom
im
Fluge betrachtend [ sie vom Fluge betrachtend ] ⌇ [ sie von oben vom Fluge betrachtend ] .