6.
„Alle Zahlen haben vielleicht die Eigenschaft ε”. Wieder ist die Frage: was ist die Grammatik dieses allgemeinen Satzes? Denn damit ist uns nicht gedient, daß wir die Verwendung des Ausdrucks „alle …” in andern grammatischen Systemen kennen. Sagt man: „Du weißt doch was es heißt! es heißt: ε(0) ∙ ε(1) ∙ ε(2) u.s.w.” so ist damit wieder nichts erklärt; außer, daß der Satz kein logisches Produkt ist. Und man wird, um die Grammatik des Satzes verstehen zu lernen, fragen: Wie gebraucht man diesen Satz? Was sieht man als Kriterium seiner Wahrheit an? Was ist seine Verifikation? Wenn keine Methode vorgesehen ist um zu entscheiden ob der Satz wahr oder falsch ist, ist er ja zwecklos & d.h. sinnlos. Aber hier kommen wir nun zur Illusion, daß
es allerdings eine solche Methode der Verifikation vorgesehen ist die sich nur einer menschlichen Schwäche wegen nicht durchführen läßt. Diese Verifikation besteht darin daß man alle (unendlich vielen) Glieder des Produktes ε(0) ∙ ε(1) ∙ ε(2) … auf ihre Richtigkeit prüft. Hier wird logische & physische Unmöglichkeit || mit physischer Unmöglichkeit verwechselt. || Hier wird das, was man ‚logische Unmöglichkeit’ nennt, mit physischer Unmöglichkeit verwechselt. Denn dem Ausdruck „alle Glieder des unendlichen Produktes auf ihre Richtigkeit prüfen” glaubt man Sinn gegeben zu haben weil man das Wort „unendlich viele” für die Bezeichnung einer riesig großen Zahl hält. Und bei der „Unmöglichkeit die unendliche Zahl von Sätzen zu prüfen” schwebt uns die Unmöglichkeit vor eine sehr große Anzahl von Sätzen zu prüfen wenn wir etwa nicht die nötige Zeit haben.
     Erinnere Dich daran, daß, in dem Sinne, in welchem es unmöglich ist eine unendliche Anzahl von Sätzen zu prüfen, es auch unmöglich ist das || es zu versuchen. – Wenn wir uns mit den Worten „Du weißt doch was „alle …” || ‚alle …’ heißt auf die Fälle berufen in welchen diese Redeweise gebraucht wird, so kann es uns doch nicht gleichgültig sein wenn wir einen Unterschied
zwischen diesen Fällen & dem Fall sehen für welchen der Gebrauch der Worte gerechtfertigt || erklärt werden sollte. – (Gewiß), wir wissen was es heißt, „eine Anzahl von Sätzen auf ihre Richtigkeit zu prüfen” & gerade auf dieses Verständnis berufen wir uns ja wenn wir verlangen man solle nun auch den Ausdruck „unendlich viele Sätze …” verstehen. Aber ist denn der Sinn des ersten Ausdrucks von der Erfahrung die mit ihm verknüpft ist || den Erfahrungen die mit ihm verknüpft sind unabhängig? || Aber hängt denn der Sinn des ersten Ausdrucks nicht von den spezifischen Erfahrungen ab, die ihm entsprechen? Und gerade diese Erfahrungen fehlen ja in der Verwendung (dem Kalkül) des zweiten Ausdrucks, es sei denn daß ihm solche Erfahrungen zugeordnet werden, die von den ersten grundverschieden sind.