“Aber ich kenne doch einen Satz, wenn ich ihn sehe, also muß ich auch die Grenzen des Begriffes scharf ziehen können.” Ist aber wirklich kein Zweifel möglich? – Denken wir uns eine Sprache in der alle Sätze Befehle sind in bestimmter Richtung
100
zu gehn. (Sie würde etwa von einer Art primitiver Menschen ◇◇◇ ausschließlich im Kriege gebraucht. Denken wir daran, wie beschränkt einmal der Gebrauch der geschriebenen Sprache war.) Nun, Befehle “geh' hierhin!”, “geh dorthin!” würden wir noch Sätze nennen; wie aber wenn die Sprache nun nur aus dem Zeigen mit dem Finger in irgend einer Richtung bestünde? Wäre dieses Zeichen noch ein Satz? – Und wie
wäre
ist
es mit einer Sprache d[ie|er]en Zeichen ˇnur das Verlangen nach gew bestimmten Gegenständen ausdrückte (ähnlich der ersten Sprache der Kinder) & die bloß aus Zeichen für diese Gegenstande besteht (gleichsam aus Hauptwörtern)? Oder denken wir an ein System aus zwei Zeichen bestehend, deren eines Annahme, das andre Ablehnung dargebotener Gegenstände ausdrückt. Ist dies eine Sprache, besteht sie aus Sätzen?
     Und anderseits: fällt alles was den Satzklang der deutschen Sprache hat unter
unsern
den
Satzbegriff? “Ich bin müde”, “2 × 2 ist 4”, “die Zeit vergeht”, “es gibt nur eine 0”?