Die Vorgänge des Erinnerns sind sehr mannigfach.
     “Bist Du gestern bei Deinem Tisch gesessen || in Deinem Zimmer gewesen?” – “Ja.” – “Bist Du sicher?” – “Ich sitze jeden Tag an diesem Tisch & ich wüßte es || doch wenn es gestern nicht geschehen || ich gestern nicht hier gewesen wäre!” Dabei brauche ich mich keinen Augenblick vor dem Tische || Tisch sitzen sehen || in der Erinnerung in meinem Zimmer sehen. Aber nehmen wir an ich sähe mich während ich so spräche in meinem Zimmer am Fenster stehen; wie zeigt mir das Bild daß es gestern war. Freilich, das Bild könnte das auch zeigen, wenn ich in ihm etwa einen Wandkalender mit dem gestrigen Datum sähe. Wenn das aber nicht der Fall war, wie las ich dann aus dem Erinnerungsbild oder der Erinnerung ab daß ich gestern so am Fenster stand, wie übersetzte ich die Erinnerung || das Erlebnis
32
der Erinnerung
in Worte? – Aber übersetzte ich denn ein Erlebnis in Worte? Sprach ich nicht einfach die Worte aus; und zwar in bestimmtem Tonfall & dergleichen Erlebnissen der Sicherheit? War das nicht aber das Erlebnis der Erinnerung? (Das Erlebnis der Überzeugung ist von der Art des Erlebnisses des Tonfalls.) Aber was machte Dich so sicher als Du diese Worte sprachst? Nichts; ich war sicher.
     Ich kann freilich, was ich so aussprach, nun auf andere Weise – wie man sagen würde – nachprüfen. Das heißt: ich kann nun versuchen mich an bestimmte || spezielle Geschehnisse des gestrigen Tages zu erinnern & mir Bilder vor's Auge zu rufen etc.. Aber das mußte jedenfalls nicht geschehen sein ehe ich antwortete.