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     Ich möchte sagen: “Wenn ich sage, ‘ich habe Schmerzen’, weise ich nicht auf eine Person, die die Schmerzen || sie hat, da ich in gewissem Sinne gar nicht weiß, wer sie hat.” Und das läßt sich rechtfertigen. Denn vor allem: ich sagte ja nicht, die & die Person hat Schmerzen, sondern: “Ich habe …”. Nun damit nenne ich ja keine Person. So wenig,
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wie, wenn ich vor Schmerzen stöhne. Obwohl der Andre aus dem Stöhnen ersieht, wer Schmerzen || Schmerz fühlt.
     Was heißt es denn, || : wissen wer Schmerzen fühlt? Es heißt, z.B., wissen, welcher Mensch in diesem Zimmer Schmerzen fühlt || hat: also, der dort sitzt, oder, der in dieser Ecke steht, der Lange mit den blonden Haaren dort, oder der Dicke, etc. etc. – Worauf will ich hinaus? Darauf, daß es sehr verschiedene Kriterien der || für dieIdentität’ der Person gibt.
     Nun, welches ist es, das mich bestimmt, zu sagen,ich’ habe Schmerzen? Gar keins. Denn wenn ich mich selbst nicht sehe (etc.) – mit geschlossenen Augen etwa – (so) kann ich mir ja vorstellen, daß ich Gestalt & Ort geändert habe. Wenn ich also die Augen wieder aufschlage, daß ich um mich her alles verändert finde; daß dort ein Mensch sitzt, der so ausschaut wie ich früher, wenn ich mich im Spiegel sah, daß mein Körper so aussieht, wie der des N.N. & daß ich dort stehe, wo ich ihn vor wenigen Sekunden stehen sah. Bin ich nun
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noch L.W.? D.h., wenn ich Schmerzen habe & nun statt, “Ich habe …”, sagen wollte “ L.W. hat …”, & wenn man nun nicht mir zu Hilfe käme sondern jenen Andern dort, – hätten die Andern Unrecht so zu handeln, gehen sie nicht nach den Regeln des Sprachspiels vor?