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                    Woher die Idee, daß Einer ein privates Bild vor sich hat? – “Nun, daher, daß ich eines habe!” – Aber hast Du denn ein Bild vor Dir? Das sagst Du ja nur! Und es ist so wenig & so viel Grund, diese Wendung in Deinem Fall zu gebrauchen, wie in dem des Andern.
           “Aber ich stelle mir doch z.B. etwas lebhaft vor, sehe es also vor mir & der Andre, der neben mir steht, sieht es nicht, also gehört es mir allein zu.” – Aber es ist ja (nur) eine Metapher, zu sagen, Du sähest etwas “vor Dir”, oder “in Dir”, das Gleichnis vom ‘innern Auge’. Und
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wenn sich der Andre dasselbe vorstellt, warum sollst Du nicht sagen, er habe dasselbe vor sich? – “Er kann doch nicht die identischen Schmerzen haben, die ich habe!” – Warum nicht? Was ist das Kriterium der Identität? Und wie ist es: Kann er sie nur nicht mit Dir zugleich haben,
aber dann,
wohl aber,
wenn Du sie abgelegt hast; oder kann er das überhaupt nie haben? (Seltsam, was man sich doch für Vorstellungen macht!)
“Aber wenn ich mir etwas vorstelle, oder auch wirkliche Gegenstände sähe, so habe ich doch etwas, was mein Nachbar nicht hat.” – Ich verstehe Dich. Du willst um Dich schauen & sagen: “Nur ich habe doch dieses.” – Aber wozu diese Worte? sie taugen zu nichts.? – Ja, kannst Du nicht auch sagen: “Es ist hier von einem ‘Sehen(& daher auch von einem ‘Haben’) & von einem Subjekt, also auch vom Ich, nicht die Rede”? Könnte ich Dir nicht sagen Dich fragen: Das, wovon Du redest & sagst, nur Du habest es – inwiefern hast Du es denn? Besitzt Du es? Du siehst es nicht einmal. Ja müßtest Du nicht davon sagen: niemand habe es? Es ist ja auch klar:
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wenn Du logisch ausschließt, daß ein Andrer etwas hat, so verliert es auch seinen Sinn zu sagen, Du habest es
          Aber was ist dann das, wovon Du redest? Ich sagte ja: ich wisse in meinem Innern, wovon Du redest. Aber das hieß (nun) nicht, ich könne den Gegenstand zeigen, von dem Du gesprochen hast; aber ich weiß, wie Du diesen Gegenstand aufzufassen, zu sehen, wie Du ihn sozusagen durch Blick und Gesten zu bezeichnen meintest. Ich weiß, in welcher Weise man in diesem Fall vor sich & um sich schaut, & anderes. – Ich glaube, man kann sagen: Du redest, (wenn Du z.B. im Zimmer sitzt) von dem ‘visuellen Zimmer’. Das, was keinen Besitzer hat, ist das ‘visuelle Zimmer’. Ich kann es sowenig besitzen, als ich darin herumgehen, oder es anschauen, oder darauf zeigen kann. Es gehört in sofern nicht mir an, als es niemand anderm angehören kann; oder: es gehört insofern nicht mir an, als ich (ja) darauf die gleiche Ausdrucksform verwenden will, wie (z.B.) auf das materielle Zimmer selbst, in dem ich sitze. Dieses kann
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doch beschrieben werden, ohne daß dabei von einem Besitzen des Zimmers die Rede wäre. Und es ist doch auch ganz gut möglich, daß das Zimmer keinen Besitzer hat. Dann aber kann das visuelle Zimmer keinen Besitzer haben. “Denn es hat keinen Herrn außer sich & keinen in sich” – könnte man sagen. Denk' Dir doch ein Landschaftsbild, )etwa eine Phantasielandschaft), & in ihr ein Haus – & jemand fragte: “wem gehört das Haus?” (Es könnte übrigens die Antwort sein: “Dem Bauer, der auf der Bank vor de[r|m] Haust[ü|o]r sitzt” . – Aber
der
dieser
Bauer kann sein Haus ˇdann, z.B., nicht
benützen
betreten
.)