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                     “Im visuellen Raum gehen keine Lichtstrahlen von einem Objekt zu einem Auge.” – Wenn ich das sage, so habe ich doch förmlich ein Bild von dieser Tatsache! Und ich habe ein Bild vom visuellen Raum, ein anderes vom physikalischen Raum. Die Bilder aber sind die, zweier verschiedener Räumlichkeiten. Im einen ist der leere Raum gleichsam von Konstruktionslinien (aller Art) durchzogen; im andern ist er im strengen Sinne leer – gleichsam dunkel. (Und diese Worte selbst beschreiben nicht sowohl die beiden ˇzwei Bilder, sondern sind gehören selbst
den
zu diesen
Bildern.)
        Erinnere Dich nun daran, daß wir in unserm Satz etwas über die ‘Natur’ des visuellen Raumes ausgesagt haben; aber daß wir damit // ausgesagt – aber
dadurch
damit
// von dem Ausdruck
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“der visuelle Raum” noch keinen praktischen Gebrauch gemacht haben. Wie wollen wir den Ausdruck nun anwenden? Wohl bei der Mitteilung des subjektiven Gesichtseindrucks: also z.B. in einem psychologischen Experiment. Wir sagen etwa: “in meinem visuellen Raum stehen Gegenstände in folgender Anordnung: …”.
          Und statt “in meinem visuellen Raum” kann man einfach “im visuellen Raum” sagen(,) & das
besitzanzeigende Fürwort
Possessivpronomen
durch die ˇbesondere Praxis der Anwendung des Ausdrucks ausscheiden. Es ist leicht, sich die Regeln einer solchen Anwendung auszudenken. // Es ist leicht, Regeln einer solchen ˇArt der Anwendung anzugeben. // // Es ist leicht, Regeln für eine solche Art der Anwendung anzugeben. // – Und wem sich aus vielerlei Gründen diese
Darstellungsart
Art der Darstellung
(aus irgendwelchen Gründen) aufdrängt, der wird geneigt sein, zu sagen:
es
Es
gibt nicht ‘meinen’ & ‘seinen’ Gesichtsraum; es gibt nur den [g|G]esichtsraum.
             Denken wir an die Beschreibung eines Bildes. ˇEs sei ein Landschaftsbild; zwei Formen der Beschreibung sind möglich. In der einen heißt es: Die ˇAbend[S|s]onne beleuchtet die Gipfel der Berge … die Bäume werfen
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lange Schatten … im See spiegeln sich die Wolken etc.. In der andern: ˇDie Sonne
liegt
ist
knapp über dem Horizont …
[D|d]ie Gipfel der Berge sind hell … die Schlagschatten der Bäume sind lange die haben ˇSchlagschatten … im See sieht man ein Stück [b|B]lauen Himmel blauen Himmel & ˇweiße Wolken etc..
       (Vielleicht wird man sagen, die erste Art der Beschreibung sei nur dort A anzuwenden, wo die Lichter & Schatten, etc. wirklich im Bild motiviert seien. Dem ist aber nicht so. Wäre z.B. ˇan einer Stelle des Bildes eine ganz unmotivierte Helligkeit, au so können wir einfach sagen: “von einer unsichtbaren Quelle fällt grelles Licht auf …”.)
             Wenn nun Einer sagte: “In dem Raum eines Bildes fällt kein Licht von einem Gegenstand auf einen andern” – welchen Zweck könnte diese Aussage haben? // – was könnte er mit dieser Aussage wollen? //
Ist es
zeigt er uns
eine (besondere) Betrachtungsweise, die er damit heraushebt? // Ist es nicht eine besonderec Betrachtungsweise, die er uns
vorhält
vorstellt
? // Der Satz ist zeitlos; ich will nicht sagen: “im Bildraum fällt nie Licht …”; nicht, : die Erfahrung lehrt …; sondern: es ist im Wesen des Bildraumes.
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            Man könnte den Satz aber auch so verwenden: “Es nützt nichts, daß Du die Sonne auf diesem Bild noch heller malst, die Berge werden dadurch nicht heller.”
                    Die Betrachtungsweise, die uns vorgehalten wurde ist etwa die: Auch im Bild gibt es ein Rechts & Links, ein Vorn & Hinten, & räumliche Gegenstände
,
;
sie sind hier heller, hier dunkelerl; aber es gibt nicht die (uns wohlbekannten) kausalen Zusammenhänge zwischen
den
()
Helligkeiten & Dunkelheiten. – Eine Analogie wird also hervorgehoben, eine andere unterdrückt. Der Ausdruck “im Bildraum fällt kein Licht etc.” ˇzieht uns aber in anderer Richtung, (setzt uns aber auf ein anderes Denkgeleise). Wir stellen uns eine physikalische Räumlichkeit vor, in der die Gegenstände eine Art (sozusagen) magische Helligkeit besitzen,
aber
&
nicht in ˇder gewöhnliche[n|r] [w|W]eise auf einander durch ihre Helligkeit wirken.
                    Wenn nun [e|E]iner sagt: “Im Gesichtsraum gehen keine Lichtstrahlen …”, so weiß ich zunächst noch nicht sicher, wie er diese Aussage verwenden will. Er könnte ja z.B. fortfahren: “ich will damit sagen, daß nicht in allen Fällen, in denen gesehen wird, mit dem Auge gesehen wird.”
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            Aber ich kann den Satz wohl am besten so erklären: –Wenn ich sage: “im Gesichtsraum gehen Strahlen von da dorthin”, so heißte das, es
ziehen
gehen
leuchtende Linien durch den Raum; wo solche nicht zu sehen sind, wo (wie man auch sagen kann) solche im Gesichtsraum nicht vorhanden sind, spreche man nicht von ‘Strahlen im Gesichtsraum’ dürfe sprechen.
             Ich will zeigen, wie leicht es ist, durch
die natürlichsten
()
Übergänge von einer Darstellungsweise zur andern zu einem Satz zu gelangen, der ganz den Charakter
der
einer
Aussage über eine fremdartige Welt trägt; , durch natürlich sich uns darbietende Übergänge von einer …; & der uns doch nur ein fremdartiges Bild vorhält zur Darstellung wohlvertrauter Dinge.