17.10.
     Intuition. Die Ursache durch Intuition wissen. Welches Spiel spielt man mit dem Wort “Intuition”? Was für ein Kunststück wird damit gemacht? || soll damit gemacht werden?
     Wir haben hier || da die Auffassung: Das Wissen dieses Sachverhalts ist ein Zustand des Geistes; & wie dieser Zustand zustande gekommen ist, || es zu diesem Zustand gekommen ist, ist nebensächlich || gleichgültig, wenn uns nur interessiert, daß einer || Einer das & das weiß. Wie Kopfschmerzen aus mancherlei
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Ursache entstehen können, so auch das Wissen. Daß wir uns in der Logik überhaupt für diesen Zustand interessieren ist dann freilich merkwürdig. Was gehn uns solche Zustände an? – Erinnere Dich an die Frage: “Wann weiß Einer, daß (z.B.) jemand im Nebenzimmer ist?”‒ ‒ Während er den Gedanken denkt? Und wenn er ihn denkt: während aller Glieder (Wörter) des Gedankens?
     Wenn ich sage: “ich weiß daß jemand im Zimmer ist” & es stellt sich heraus, daß ich mich geirrt habe, so wußte ich's also nicht – habe ich mich da bei der Introspektion in meinen Geisteszustand geirrt? ich sah hinein & hielt etwas für ein Wissen, was keines
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war!?– Oder kann ich so etwas nicht eigentlich wissen? sondern solche Tatbestände wie: “Ich sehe etwas Rotes”, “Ich habe Schmerzen” u. dergl. Also nur dort sollte man das Wort “wissen” anwenden, wo es niemand anwendet; wo nämlich “ich weiß, daß p” nichts heißt oder || wenn nicht etwa das Gleiche wie “p”, & die Form “ich weiß nicht, daß p” ein Blödsinn ist.
     Schau nur ja nicht auf den tatsächlichen Gebrauch der Worte “ich weiß …”! Schau || schau nur auf die Worte & spekuliere, welchen Gebrauch || zu welchem Gebrauch sie passen möchten. –
     Wie geht denn das Sprachspiel – wann || Wann sagen wir denn, wir ‘wissen’? Wenn || Wirklich dann, wenn wir
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uns in einem bestimmten Zustand befinden || finden? – Nicht, wenn wir (eine) gewisse Evidenz haben? – Und da ist es also ohne die Evidenz kein Wissen!? || Und da kommt es also auf die Evidenz an & ist ohne sie kein Wissen!
     Was ist nun die Intuition? Ist sie eine nur aus dem gewöhnlichen Leben bekannte Art & Weise, wie wir Dinge erfahren, uns Wissen aneignen? Oder ist sie eine Schimäre, von der wir bloß in der Philosophie Gebrauch machen? – Ist die Meinung, in dem & dem Fall sei Intuition im Spiel, vergleichbar der Meinung, die & die Krankheit werde durch den Biß || Stich eines Insekts erzeugt? (Diese Meinung kann richtig & || oder
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falsch sein, aber wir kennen jedenfalls Krankheiten, || Fälle dieser Art, die so erzeugt werden.) Oder haben wir hier einen Fall, || ,– wo das Wort gilt:
     “denn eben wo Begriffe fehlen,
     da || dort stellt ein Wort zur
     rechten Zeit sich ein.”
      (Man könnte sich einen Sprachgebrauch denken, in dem || welchem statt “es ist unbekannt || nicht bekannt, wer das || dies getan hat”, gesagt wird || es nicht heißt || nicht gesagt wird “es ist unbekannt || nicht bekannt, wer das || dies getan hat”, sondern: “der Herr Unbekannt hat es getan” – damit man doch jemand nennen kann || nicht sagen muß, man wisse etwas nicht. || um nicht sagen zu müssen, man wisse etwas nicht.) || (Man könnte sich einen Sprachgebrauch denken, in dem es heißt || gesagt wird: “Herr Unbekannt hat es getan”
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statt: “es ist unbekannt || nicht bekannt, wer es || dies getan hat”.)