14.4.
  Der Gebrauch des Wortes “Schicksal”. Unser Verhalten zur Zukunft
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& Vergangenheit. Wieweit halten f wir uns für die Zukunft verantwortlich. Wieviel spekulieren wir über die Zukunft. Wie denken wir über Vergangenheit & Zukunft. Wenn etwas Unangenehmes geschieht: – fragen wir “Wer ist schuld?”, sagen wir “Jemand muß dran schuld sein”, – oder sagen wir “Es war Gottes Wille”, “Es war Schicksal”?
  Wie, eine Frage stellen, auf ihre Antwort dringen, oder sie nicht stellen, eine anderes Verhalten, eine andere Art des Lebens ausdrückt, so, in diesem Sinne, auch ein Ausspruch wie “Es ist Gottes Wille” oder “Wir sind nicht Herren über unser Schicksal”. Was dieser Satz tut, oder doch Ähnliches, könnte auch ein Gebot tun! Auch eins, was man sich selbst gibt. Und umgekehrt kann ein Gebot, z.B. “Murre nicht!” als Feststellung einer Wahrheit ausgesprochen werden.

  Warum nun bin ich so ängstlich, diese Verwendungsarten der ‘Behauptungssätze’ von einand auseinander zu halten? Ist es denn nötig? Haben die Menschen wirklich früher nicht recht verstanden, was sie mit einem Satze wollten? Ist es Pedantrie? – Es ist nur ein Versuch, jeder Art zu ihrem Recht zu verhelfen. Also wohl eine Reaktion gegen die Überschätzung der Wissenschaft. Die Verwendung des Wortes “Wissenschaft” für “alles, was sich ohne Unsinn sagen läßt”, drückt schon diese Überschätzung aus. Denn dies heißt in Wirklichkeit, Aussagen in zwei Klassen zu teilen: gute & schlechte; & schon darin liegt die Gefahr. Es ist ähnlich, als teilte man alle Tiere, Pflanzen & Gesteine ein in nützliche & schädliche.
  Aber natürlich drücken die Worte “zu ihrem Recht verhelfen” & “Überschätzung” meine Stellungnahme
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aus. Ich hätte ja auch sagen können: “Ich will dem & dem wieder zu Ansehn verhelfen.”; nur seh ich's nicht so.