Es ist möglich, daß Einer die Bedeutung eines Wortes (z.B. des Wortes “blau”) vergißt. Was hat er da vergessen? – Wie äußert sich das?
              Er zeigt z.B. auf Täfelchen verschiedener Farben & sagt: “ich weiß nicht mehr, welche von diesen man ‘blau’ nennt”. Oder aber, er weiß überhaupt nicht mehr, was das Wort bedeutet (wozu das Wort dient) & nur, daß es ein deutsches Wort ist.
              Man könnte nun sagen: Der, welcher die Bedeutung des Wortes “blau” vergessen hat & aufgefordert wurde, einen blauen Gegenstand aus andern auszuwählen, fühlt beim Ansehn dieser Gegenstände, daß die Verbindung zwischen dem Wort “blau” & jenen Farben nicht mehr besteht (daß sie unterbrochen ist). Und die Verbindung wird wieder hergestellt, wenn wir ihm die Erklärung des Wortes wiederholen. Aber wir konnten die Verbindung auf mannigfache Weise wiederherstellen: Wir konnten auf einen blauen Gegenstand weisen & sagen “das ist blau”, oder sagen “erinnere Dich an Deinen blauen Fleck”, oder wir sprachen vielleicht das
englische
Wort
“blue” aus, etc. etc.. Und wenn ich nun sagte, wir konnten die Verbindung auf diese verschiedenen Arten herstellen, so liegt der Gedanke nahe, daß ich ein bestimmtes Phänomen, welches ich die Verbindung zwischen Wort & Farbe, oder das Verständnis des Wortes nenne, auf alle dies verschiedenen Arten hervorgerufen habe, wie ich die Enden zweier Drähte durch Gegenstände von verschiedener Formen & aus aus verschiedenem[r|n] Materialen mannigfacher Form & verschiedenen Materials leitend mit einander verbinden kann. Aber von so einem dem Phänomen der so einer Verbindung, davon daß z.B. beim Hören des Worts ein Bild der Farbe mir vor's innere Auge tritt, muß nicht die Rede sein. Denn wenn das, was wiederhergestellt ist, sein Verständnis des Wortes ist, so kann sich das in sehr verschiedenartigen V[ö|o]rgängen äußern & hinter diesen Äußerungen steckt nun nicht noch ein Vorgang, der das eigentliche Verstehen, das diese Äußerungen begleitet & verursacht, wie die Zahnschmerzen das Stöhnen, das Halten der Wange, Verziehn des Gesichts, etc.. Würde man mich daraufhin fragen, ob ich also meinte, daß es gar kein Verstehen gebe, sondern nur Äußerungen des Verstehens, so müßte ich antworten, daß diese Frage so sinnlos ist,
37
wie die, ob es eine Drei gibt. Ich kann nur die Grammatik des Wortes “verstehen” (bruchstückweise) beschreiben & darauf hinweisen, daß sie nicht die so ist, welche wie man sie, ohne genaues Hinsehn vermuten würde. genau hinzusehen, darstellen möchte. Es geht uns hier so, wie dem kleinen Maler Klecksel, der das menschliche Profil mit zwei Augen zeichnet, weil er weiß, daß der Mensch zwei Augen hat.


¥⋎ S. 39 A