13)    Denken wir anderseits an den Vergleich der Farben, wenn der Auftrag lautete: “Bringe einen Stoff, etwas dunkler als dieses Muster”.
     In (10) sagte ich, B hole den Stoff nach dem Gedächtnis; ich bediente mich damit einer gebräuchlichen Redeweise. Es konnte da aber verschiedenerlei geschehen. α) B schwebt ein Erinnerungsbild des gesehenen Musters vor. Er läßt beim Wählen des Stoffes abwechselnd den Stoff vor seinen Augen & das Erinnerungsbild auf sich einwirken, indem er auf den Stoff sieht, dann die Augen schließt & sich das Muster vorstellt. β) B schwebt kein Bild des Musters vor. Er sieht die Stoffe der Reihe nach an, er schüttelt jedesmal den Kopf, empfindet eine gewisse Spannung, Unbefriedigung; endlich kommt er zu einem, bei dessen Anblick sich die Spannung löst; er nickt mit dem Kopf & zieht den Stoff aus dem Haufen. γ) Die Vorgänge sind die gleichen wie in (β), aber ohne die Kopfbewegungen & ohne das Spiel der Empfindungen.
     “Aber warum hat er denn dann diesen Stoff gebracht? Wie hat er ihn denn erkannt? Woran?” – Wenn Du “warum” fragst, fragst Du da nach der Ursache, oder nach dem Grund? Wenn nach der Ursache, – so läßt sich ja leicht eine physiologische oder psychologische Hypothese ausdenken, nach der die Wahl unter diesen & diesen Bedingungen so ausfallen mußte. Im übrigen ist es Sache der experimentellen Wissenschaft solche Hypothesen zu prüfen. Fragst Du nach dem Grund, so ist die Antwort: die Wahl muß keinen Grund gehabt haben. Ein Grund
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wäre ein Schritt, vor dem Schritt der Wahl, der den Wählenden dazu gebracht hat, diesen zu tun. Aber warum soll einem Schritt immer ein anderer || andrer vorhergehen || vorangehen?
     “Dann hat aber B den Stoff, den er bringt, doch nicht als den richtigen erkannt.” – Aber warum sollen wir die Vorgänge γ nicht auch unter das Erkennen rechnen? – “Aber es fehlt ihm doch nun das Kriterium zum Erkennen! Im Falle α hatte er z.B. das Gedächtnisbild, & an der Übereinstimmung mit diesem erkannte er den verlangten gesuchten Stoff.” – Aber hatte er auch ein Bild dieser Übereinstimmung bei sich, mit dem er die Übereinstimmung vergleichen konnte, um zu sehen, ob es die verlangte Übereinstimmung war? Und könnte es, anderseits, so ein Muster oder Bild der Übereinstimmung nicht geben? Erklärt man einem Menschen nicht das Wort “Übereinstimmung” an Beispielen, & könnte ich dem, der nach einem roten Gegenstand mit rotem Muster sucht, nicht außer diesem zwei gleichfärbige Gegenstände mitgeben, damit er sich, sozusagen, daran erinnert, was “gleichfärbig” heißt? Ist irgend eine solche Erklärung wesentlich die letzte;”? Anderseits irgend eine wesentlich unumgänglich? – Und wenn Du sagst, im Fall β habe B das Gesuchte durch das Nachlassen der Spannung erkannt, so frage ich, woran er denn das Nachlassen der Spannung als solches erkannt hat.
     “Aber B handelt eben im Fall γ wie ein Automat, der nicht weiß, was er tut.” – B hat im Fall γ ein einfacheres Erlebnis, als in α & β. Und Du wolltest wohl sagen, B weiß nicht, warum er so handelt. Aber, was die Ursache der Handlung anbelangt, so sind alle drei Fälle auf der gleichen Stufe; & vom Grund kann man nicht sagen, B wisse ihn nicht; sondern es ist kein Grund vorhanden.
     “Aber wenn er nun den Stoff bringt & er stimmt mit dem Muster nicht zusammen!” – Aber das hätte auch im Fall α so geschehen können. Man hätte dann vielleicht gesagt, sein Erinnerungsbild habe sich verändert.
     “Aber es ist doch ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fällen α und γ.” Gewiß! eben der, den ihre Beschreibungen angeben.
     In (1) hatte B gelernt auf den Zuruf “Quader” einen Stein von bestimmter Form zu bringen. Wir können uns denken, daß dies so vor sich ging: In B wurde durch das Wort die Vorstellung einer Quader wachgerufen, das Abrichten hatte, wie man sagen würde, diese Assoziation hergestellt. B hebt nun einen dieser Vorstellung entsprechenden Baustein auf, etc..– Mußte das aber der Vorgang sein? – Wenn das Abrichten es bewirken konnte, daß die Vorstellung, – automatisch, – auf den Zuruf entstand, warum nicht auch, daß B auf das Wort nach dem Stein von dieser Form greift? Das bedeutet ja nur eine kleine Variation des assoziativen Mechanismus.
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     Die Vorstellung, die so auf das Wort hin entsteht, wird ja nicht nach diesem mittels einer Regel gebildet, sondern sie ist durchaus mit einem Täfelchen zu vergleichen, das durch den Druck auf einen Knopf hervorspringt. Ja, wir könnten uns dieses Hilfsmittel statt desjenigen der Assoziation auch wirklich im Gebrauch denken.
     Das Sprachmittel der Vorstellung einer Farbe, einer Figur, eines räumlichen Ding's, eines Lautes, etc. ist durchaus dem einer wirklich gesehenen Farbe, Figur, etc., etc. an die Seite zu stellen. || stellen wir durchaus dem einer wirklich gesehenen Farbe, Figur, etc., etc. an die Seite.