Kierkegaards Schriften haben etwas Neckendes & das ist natürlich beabsichtigt, wenn ich auch nicht sicher weiß; ob genau diese Wirkung beabsichtigt ist, die sie auf mich haben. Es ist auch kein Zweifel daß der, der mich neckt mich zwingt, mich mit seiner Sache auseinanderzusetzen & ist diese Sache wichtig so ist das gut. – Und dennoch gibt es etwas was dieses Necken in mir verurteilt. Und ist dies nur mein Ressentiment? Ich sehe || weiß auch sehr wohl daß Kierkegaard das Ästhetische mit seiner Meisterschaft darin ad absurdum führt & daß er das natürlich
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auch will. Aber es ist als wäre in seinem Ästhetischen bereits der Tropfen Wermuts drin, so daß es eben an & für sich schon nicht so schmeckt wie das Werk eines Dichters. Er ahmt dem Dichter gleichsam mit unglaublicher Meisterschaft nach, ohne aber ein Dichter zu sein & daß er keiner ist merkt man doch in der Nachahmung.
     Die Idee daß jemand einen Trick verwendet um mich zu etwas zu veranlassen ist unangenehm. Es ist sicher daß dazu (diesen Trick zu gebrauchen) großer Mut gehört & daß ich diesen Mut nicht – nicht im entferntesten – hätte; aber es frägt sich, ob, wenn ich ihn hätte, es gut || recht wäre ihn zu gebrauchen. Ich glaube, dazu gehörte dann außer dem Mut auch ein Mangel an Liebe zum Nächsten. Man könnte sagen: Was Du Liebe des Nächsten nennst ist Eigennutz.
Nun, dann kenne ich keine Liebe ohne Eigennutz, denn in die ewige Seligkeit des Andern kann ich nicht eingreifen. Ich kann nur sagen: Ich will ihn so lieben, wie ich – der um meine Seele besorgt ist – wünsche, daß er mich liebte.
     Mein ewiges Bestes kann er in gewissem Sinne nicht wollen, er kann mir nur im irdischen Sinne gut sein & für alles das Respekt haben, was in mir ein Streben zum Höchsten zu verraten scheint.