24.3.
  Ich bitte, & ich hab's schon so, wie ich's haben will: nämlich halb Himmel, halb Hölle!
    Die Sonne geht um ca
1
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2 unter geht aber dann dem Rand des Berges so entlang daß man noch längere Zeit ihren äußersten Rand wahrnimmt. Es ist herrlich! Sie ist also doch nicht eigentlich untergegangen. –

  Ich hatte heute diesen Gedanken: Als ich meine Beichte seinerzeit niedergeschrieben hatte da dachte ich ein paar mal auch an meine Mama & dachte ich könne sie in irgend einem Sinne nachträglich durch mein Geständnis erlösen; auch sie nämlich habe, in irgend einem Sinn, ein solches Geständnis auf dem Herzen gehabt & sei es in ihrem Leben nicht losgeworden, denn sie sei verschlossen geblieben. Und mein Geständnis, kam es mir vor, spreche nun endlich auch in ihrem Namen; & sie könne sich nun
irgendwie
sozusagen
nachträglich damit identifizieren. (Es wäre, als habe ich eine Schuld gezahlt die sie schon gedrückt hat & als könnte sie mir ihr Geist mir sagen: “Gott sei Dank, daß Du sie jetzt abgetragen hast.”) – Heute nun dachte ich im Freien über den Sinn der Lehre vom Erlösungstod nach & ich dachte: Könnte die Er-
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lösung
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durch das Opfer, darin bestehen, daß er das getan hat, was wir Alle zwar wollen, aber nicht können. Im Glauben aber identifiziert man sich mit ihm, d.h. man entrichtet die Schuld nun durch in der Form von demütiger Anerkennung; man soll also ganz niedrig werden, weil man nicht gut werden kann.
    Mir kam der Gedanke, ich solle morgen (am Charfreitag) fasten & ich dachte,: das will ich tun. Aber gleich drauf schien es mir wie ein Gebot, ich habe es zu tun & dagegen sträubte ich mich. Ich sagte: “Ich will es tun, wenn es mir von Herzen kommt & nicht weil es mir befohlen wird.” Aber dies ist doch kein Gehorsam! Es ist doch nicht Ertötung zu tun, was einem vom Herzen kommt (auch wenn es gütig, oder freundlich ist) oder in gewissem Sinne fromm ist). Dabei
stirbst Du doch nicht. Dagegen stirbst Du gerade beim Gehorsam gegen einen Befehl, aus bloßem Gehorsam. Das ist eine Agonie, kannˇ, soll, aber eine fromme Agonie sein. Wenigstens, so versteh' ich's. Aber ich selbst! – Ich gestehe, daß ich nicht absterben will, obwohl ich, verstehe, daß es das Höhere ist. Das ist furchtbar; & möge diese Furchtbarkeit durch einen Lichtschein erleuchtet werden!
    Habe ein paar Nächte ˇziemlich schlecht geschlafen & fühle mich wie tot, kann nicht arbeiten; meine Gedanken sind trübe & ich bin deprimiert aber in einer finstern weise. (D.h., ich fürchte mich vor gewissen religiösen Gedanken.)