6.4.
     Eine Auslegung der christlichen Lehre: Wach vollkommen auf! Wenn Du das tust, erkennst Du, daß Du nicht taugst; & damit hört die Freude an dieser Welt für Dich auf. Und sie kann auch nicht wiederkommen, wenn Du wach bleibst. Du brauchst aber nun Erlösung, – sonst bist Du verloren. Du mußt aber am Leben bleiben (und diese Welt ist für Dich tot) so brauchst Du ein neues Licht anderswoher. In diesem Licht kann keine Klugheit, oder Weisheit, sein; denn für diese Welt bist Du tot. (Denn sie ist das Paradies, in dem Du aber Deiner Sündigkeit wegen nichts anfangen kannst.) Du mußt
Dich also als tot anerkennen, & ein anderes Leben in Empfang nehmen (denn ohne das ist es unmöglich, Dich, ohne Verzweiflung, als tot anzuerkennen). Dieses Leben muß Dich, gleichsam, schwebend über dieser Erde erhalten; d.h., wenn Du nun auf der Erde gehst, so ruhst Du doch nicht mehr auf der Erde, sondern hängst im Himmel; Du wirst von oben gehalten, nicht von unten gestützt. – Dieses Leben aber ist die Liebe, die menschliche Liebe, zum Vollkommenen. Und diese ist der Glaube.
     ‘Alles andere findet sich.’
      Gott sei gelobt daß ich heute klarer bin & mir besser ist.
     Habe heute wieder gemerkt, wie ich gleich deprimiert werde, wenn Leute, aus irgend einem Grund, nicht sehr, nicht besonders freundlich zu mir sind. Ich fragte mich: warum bin ich so mißmutig darüber?
& antwortete mir: “Weil ich ganz ungefestigt bin”. Dann fiel mir der Vergleich ein, daß ich mich ganz so fühle, wie ein schlechter Reiter auf dem Pferd: ist das Pferd gut aufgelegt, so geht es gut, kaum aber wird das Pferd unruhig, so wird er unsicher, so merkt er seine Unsicherheit & daß er ganz vom Pferd abhängig ist. So geht es, glaube ich, auch meiner Schwester Helene mit den Leuten. So Einer ist geneigt, einmal gut, einmal schlecht von den Menschen || Leuten zu denken, jenachdem sie gerade mehr oder weniger freundlich mit ihm sind.