Sobald man exakte Begriffe der Messung auf die unmittelbare Erfahrung anwenden will, stösst man auf eine eigentümliche Verschwommenheit in dieser Erfahrung. D.h. aber nur eine Verschwommenheit relativ zu jenen Maßbegriffen. Und es scheint mir nun, dass diese Verschwommenheit nicht etwas Vorläufiges ist, das genauerer Kenntnis später eliminieren wird, sondern eine charakteristische logische Eigentümlichkeit. Wenn ich z.B. sage, “ich sehe jetzt einen roten Kreis auf blauem Grund und erinnere mich einen vor ein paar Minuten gesehen zu haben, der gleich gross, oder vielleicht etwas kleiner war und ein wenig lichter” so ist diese Erfahrung nicht exakter zu beschreiben.
Die Wörter “ungefähr”, “beiläufig”, etc. haben freilich nur relativen Sinn, aber sie sind doch nötig und sie charaktrisieren die Natur unserer Erfahrung; nicht als Dir W an sich beiläufig, oder verschwommen, aber doch als beiläufig und verschwommen in Relation zu den Mitteln unserer Darstellung.

(2015–) Wittgenstein Source Bergen Nachlass Edition (WS-BNE). Edited by the Wittgenstein Archives at the University of Bergen under the direction of Alois Pichler. In: Wittgenstein Source, curated by Alois Pichler (2009–) and Joseph Wang-Kathrein (2020–). (N) Bergen: WAB.