Wenn der Idealismus sagt, der Baum sei nur meine Vorstellung, so ist
ihm vorzuhalten, daß der Ausdruck “dieser
Baum” nicht dieselbe Bedeutung hat wie “meine
Vorstellung von diesem Baum”.
Sagt der Idealismus, meine Vorstellung allein existiert (hat
Realität) nicht der Baum, so mißbraucht er
das Wort “existieren” oder “Realität
haben”.
1.) Du scheinst ja hier zu sagen, daß
die Vorstellung eine Eigenschaft hat, die der Baum nicht hat.
Aber wie weißt Du das?
Hast Du alle Vorstellungen und Bäume daraufhin untersucht.
Oder ist das ein Satz a priori, dann
muß er in eine
grammatische Regel gefaßt werden, die sagt,
daß man von der Vorstellung etwas Bestimmtes mit Sinn
aussagen darf, nicht aber vom Baum.
2.) Was soll es aber heißen, von
einer Vorstellung Realität auszusagen?
Dem
Sprachgebrauch || Gebrauch
entsprechend
höchstens ||
nur, daß diese Vorstellung
vorhanden ist.
In anderm Sinne – freilich – sagen wir aber auch von einem
Baum aus, er existiere (habe Realität) im Gegensatz zu dem Fall
etwa, daß er bereits umgehauen ist.
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Und es bleibt nur übrig, daß das Wort
“Baum” in der Bedeutung, in der man sagen kann
“der Baum wird umgehauen und verbrannt” einer anderen
grammatischen Kategorie angehört, als der Ausdruck “meine
Vorstellung vom Baum” etwa im Satz: “Meine
Vorstellung vom Baum wird immer undeutlicher”.
Sagt aber der Realismus, die Vorstellungen seien doch “nur die
subjektiven
Bilder || Abbilder der
Dinge”, so ist zu sagen, daß dem
eine
falsche Analogie || ein falscher Vergleich
zwischen der Vorstellung von einem Ding und dem Bild
des Dinges zu Grunde liegt.
Und zwar einfach, weil es wohl möglich ist, ein Ding zu sehen
und sein Bild (etwa nebeneinander), aber nicht ein
Ding und die Vorstellung davon.
Es handelt sich um die Grammatik des Wortes
‘Vorstellung’ im Gegensatz zur Grammatik der
‘Dinge’.