18.
         “Aber wenn nun Einer sagt “Bring mir eine Platte!”, so scheint es ja jetzt, als könnte er diesen Ausdruck als ein langes Wort meinen – – entsprechend nämlich dem einen Wort ‘Platte!’” – Kann man ihn also einmal als ein Wort, einmal als vier Wörter meinen? Und wie meint man ihn gewöhnlich? – Ich glaube, wir werden geneigt sein, zu sagen:
11.
wir meinen den Satz als einen ˇSatz von vier Wörtern, wenn wir ihn im Gegensatz zu andern Sätzen gebrauchen, wie: “Reich mir eine Platte zu”, “Bring ihm eine Platte”, “Bring zwei Platten”, etc.; also im Gegensatz zu Sätzen, welche die Wörter unseres Befehls in andern Verbindungen enthalten. – Aber worin besteht es, einen Satz im Gegensatz zu andern Sätzen gebrauchen? Schweben einem dabei etwa diese Sätze vor? Und alle? Und während man den einen Satz sagt, oder vor –, oder nachher? – Nein! Wenn auch so eine Erklärung einige Versuchung für uns hat, so brauchen wir doch nur einen Augenblick zu bedenken, was wirklich geschieht, um zu sehen, dass wir hier auf falschem Weg sind. Wir sagen, wir gebrauchen den Befehl im Gegensatz zu andern Sätzen, weil unsere Sprache die Möglichkeit dieser andern Sätze enthält. Wer unsere Sprache nicht versteht, ein Ausländer, der öfter gehört hätte, wie jemand den Befehl gibt “Bring mir eine Platte!”, könnte der Meinung sein, diese ganze Lautreihe sei ein Wort und entspräche etwa dem Wort für “Baustein” in seiner Sprache. Wenn er selbst dann diesen Befehl zu geben hätte, würde er ihn vielleicht anders aussprechen, und wir würden sagen: Er spricht ihn so sonderbar aus, weil er ihn für ein Wort hält. – Aber geht also nicht, wenn er ihn ausspricht, eben auch etwas anderes in ihm vor, dem entsprechend, dass er den Satz als ein Wort auffasst? Es kann das Gleiche in ihm vorgehen, oder auch anderes. Was geht denn in dir vor, wenn Du so einen Befehl gibst; bist Du dir bewusst, dass er aus vier Wörtern besteht, wärend du ihn aussprichst? Freilich, du
13.
behe|r|r|schst diese Sprache – in der es auch jene andern Sätze gibt – aber ist dieses Beherrschen etwas, was geschieht, während du den einen Satz ausspricht? – Und ich habe ja zugegeben: der Fremde wird den Satz, den er anders auffasst, wahrscheinlich anders aussprechen; aber was wir die falsche Auffassung nennen muss nicht in irgend etwas liegen, was das Aussprechen des Befehls begleitet. (Davon später mehr.)