96
Richtig war,
daß unsere Betrachtungen nicht
wissenschaftliche Betrachtungen sein durften. Die
Erfahrung, “daß sich das oder das
denken lasse, entgegen unserm Vorurteil” – was
immer das heißen mag – konnte uns
nicht interessieren. (Die pneumatische Auffassung des
Denkens.) Und wir dürfen keinerlei Theorie
aufstellen. Es darf nichts Hypothetisches in unsern
Betrachtungen sein. Alle
Erklärung muß fort, und
nur
77
Beschreibung an ihre
Stelle treten. Und diese Beschreibung empfängt ihr
Licht, d.i. ihren Zweck,
von den philosophischen Problemen. Diese sind freilich
keine empirischen, sondern sie werden durch eine Einsicht in das
Arbeiten unserer Sprache gelöst, und zwar so,
daß dieses erkannt w
ird:
entgegen einem Trieb, es
mißzuverstehen. Die Probleme
werden gelöst, nicht durch Beibringen neuer Erfahrung,
sondern durch Zusammenstellung des längst Bekannten.
Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres
Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.
“Die Sprache (oder das Denken) ist etwas
Einzigartiges”, das erweist sich als ein Aberglaube
(nicht Irrtum!) hervorgerufen selbst durch
grammatische Täuschungen.
Und auf diese
Täuschungen, auf die Probleme, fällt nun das Pathos
zurück.