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     Im Falle aber der lebenden Lesemaschine hieß “lesen”: so und so auf Schriftzeichen reagieren. Dieser Begriff war also ganz unabhängig von dem eines seelischen, oder andern, Mechanismus. – Der Lehrer kann hier auch vom Abgerichteten nicht sagen: “Vielleicht hat er dieses Wort schon gelesen”. Denn es ist ja kein Zweifel über das, was er getan hat. Die Veränderung, als der Schüler zu lesen anfing, war eine Veränderung seines Verhaltens; und von einem ‘ersten Wort im neuen Zustand’ zu reden, hat hier keinen Sinn.
     Aber liegt dies nicht nur an unserer zu geringen Kenntnis der Vorgänge im Gehirn und im Nervensystem? Wenn wir diese genauer kennten, würden wir sehen, welche Verbindungen durch das Abrichten hergestellt worden waren
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und wir könnten dann, wenn wir ihm ins Gehirn sähen, sagen: ‘Dieses Wort hat er jetzt gelesen, jetzt war die Leseverbindung hergestellt’.” – Und das muß wohl so sein denn wie könnten wir sonst so sicher sein, daß es eine solche Verbindung gibt? Das ist wohl a priori so, – oder ist es nur wahrscheinlich? – Und wie wahrscheinlich ist es denn? Frage Dich doch, was weißt Du denn von diesen Sachen?! – Ist es aber a priori, dann heißt das, daß es eine uns sehr einleuchtende Darstellungsform ist.