“Worin liegt dann aber die eigentuemliche Unerbittlichkeit der Mathematik?” – Wäre für sie nicht ein grosses gutes Beispiel die Unerbittlichkeit, mit der auf 1 eins zwei folgt, auf zwei drei, auf drei vier, usw.? ‒ ‒ Das heisst doch wohl: in der Kar Kardinalzahlenreihe folgt, – denn in einer andern Reihe folgt ja etwas anderes? Und ist denn diese Reihe nicht eben durch diese Folge definiert? – “Soll das also heissen, dass es gleich richtig ist, wie immer man zählt und dass jeder zählen kann, wie er will?” – Wir würden es wohl nicht “zählen” nennen, wenn jeder irgendwie Ziffern nacheinander ausspricht; aber es ist freilich nicht einfach eine Frage der Benennung. Denn das, was wir “zählen” nennen, ist ja ein wichtiger Teil der Tätigkeiten unseres Lebens. Das Zählen, und Rechnen, ist doch, z.B., nicht einfach ein Zeitvertreib. Zählen (und das heisst: so zählen) ist eine Technik, die täglich in den mannigfachsten Verrichtungen unseres Lebens verwendet wird. Und darum lernen wir zählen, so wie wir es lernen: mit endlosem Uben, mit erbarmungsloser Genauigkeit; darum wird unerbittlich darauf gedrungen, dass wir Alle auf “eins” “zwei”, auf “zwei” “drei”, sagen u.s.f. – “Aber e ist dieses Zählen also nur ein Gebrauch; entspricht dieser Folge nicht auch eine Wahrheit?” Die Wahrheit ist, dass das Zählen sich sehr gut bewährt hat. – “Willst du also sagen, dass ‘wahr-sein’ heisst: brauchbar (oder nützlich) sein?” – Nein; sondern, dass man von der natürlichen Zahlenreihe – ebenso wie von unserer Sprache – nicht sagen kann, sie sei wahr, sondern:
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sie sei brauchbar und, vor allem, sie werde verwendet.