“Das ist ein überraschendes Resultat!” – Wenn es Dich überrascht, dann hast Du es noch nicht verstanden. Denn die Uberraschung ist hier nicht legitim, wie beim
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Ausgang eines Experiments. Da – möchte ich sagen – darfst Du Dich ihrem Reiz hingeben; aber nicht, wenn sie Dir am Ende einer Schlusskette zuteil wird. Denn da ist sie nur ein Zeichen dafür, dass noch Unklarheit, oder ein Missverständnis herrscht.
                  “Aber warum soll ich nicht überrasch[y|t] sein, dass ich dahin geleitet worden bin?” – Denk Dir Du hättest einen langen algebraischen Ausdruck vor Dir; es sieht zuerst aus, als liesse er sich nicht wesentlich kürzen; dann aber siehst Du eine Möglichkeit der Kürzung und nun gehst geht sie weiter, bis der Ausdruck zu einer kompakten Form zusammenschrumpft. Können wir hier nicht über dies Resultat überrascht sein? (Beim Patience-Legen geschieht ähnliches.) Gewiss, und es ist eine angenehme Uberraschung; und sie ist vom psychologischem Interesse, denn sie zeigt ein Phenomen des Nicht-Uberblickens und der Anderung des Aspekts eines gesehenen Komplexes. Es ist interessant, dass man es diesem Komplex nicht immer ansieht, dass er sich so kürzen lässt; ist aber der Weg der Kürzung übersichtlich vor unsern Augen, so verschwindet die Uberraschung.
                  Wenn man sagt, man sei eben überrascht, dass man dahin geführt worden sei, so ist dies keine ganz richtige. Darstellung des Sachverhalts. Denn diese Uberraschung hat man doch nur dann, wenn man den Weg noch nicht kennt. Nicht, wenn man ihn ganz vor sich sieht. Dass dieser Weg, den ich ganz vor mir habe, da anfängt, wo er anfängt, und da aufhört, wo er aufhört, das ist keine Uberraschung. Die Uberraschung und das
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Interesse kommen dann sozusagen von aussen. Ich meine – man kann sagen: “Diese mathematische Untersuchung hat grosses psychologisches Interesse”, oder “grosses physikalisches Interesse”.