Ich stelle mir vor, es fragte mich Einer um Rat; er sagt: “Ich habe einen Satz (ich will ihn ‘P’ b mit “P” bezeichnen) in Russell's Symbolen konstruiert, und den kann man durch gewisse Definitionen und Transformationen so deuten, dass er sagt: [|]P ist nicht in Russell's System beweisbar. // auch in der Form aussprechen: ‘P ist (in Russell's System) nicht beweisbar’ // Muss ich nun von diesem Satz nicht sagen: einerseits, er sei wahr, andererseits er sei unbeweisbar? Denn angenommen, er wäre falsch, so ist es also wahr, dass er beweisbar ist! Und das kann doch nicht sein. Und ist er bewiesen, so ist bewiesen, dass er nicht beweisbar ist! So kann er also nur wahr, aber unbeweisbar sein.”
                  So wie wir fragen: “in welchem System ‘beweisbar’?”, so müssen wir auch fragen: “in welchem System ‘wahr’?”. ‘In Russell's System wahr’ heisst, wie gesagt: in Russell's
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System bewiesen; und ‘in Russell's System falsch’ heisst: das Gegenteil sei in Russell's System bewiesen. – Was heisst nun Dein: “angenommen, er sei falsch”? In Russell's Sinne heisst es: “angenommen das Gegenteil sei in Russell's System bewiesen”; ist das Deine Annahme, so wirst Du jetzt die Deutung, er sei unbeweisbar, wohl aufgeben. Und unter dieser Deutung verstehe ich die Ubersetzung in diesem deutschen Satz. – Nimmst Du an, der Satz sei in Russell's System beweisbar, so ist er damit in Russell's Sinne wahr und die Deutung “P ist nicht beweisbar” ist wieder aufzugeben. Nimmst Du an, der Satz sei in Russell's Sinne wahr, so folgt das Gleich Gleiche. Ferner: soll der Satz in einem andern als Russell's Sinne falsch sein: so widerspricht dem nicht, dass er in Russell's System bewiesen ist. (Was im Schach “verlieren” heisst, kann doch in einem andern Spiel das Gewinnen ausmachen.) // , darin kann doch in einem andern Spiel das Gewinnen bestehen. //