Wie, soll ich nun annehmen, ist
P bewiesen?
Durch einen Unbeweisbarkeitsbeweis? oder auf eine
andere Weise? Nimm an, durch einen
Unbeweisbarkeitsbeweis. Nun, um zu sehen,
was bewiesen ist, schau auf den Beweis!
Vielleicht ist hier bewiesen, daß die und
die Form des Beweises nicht zu
P führt. – Oder, es sei P auf eine direkte
Art bewiesen – wie ich einmal sagen will –, dann
folgt also der Satz “P ist
unbeweisbar”, und es muß sich nun
zeigen, wie diese Deutung der Symbole von
P mit der Tatsache des
Beweises kollidiert und warum sie hier aufzugeben sei.
Angenommen aber, ~ P sei bewiesen. – Wie bewiesen? Etwa dadurch, daß P direkt bewiesen ist – denn daraus folgt, daß es beweisbar ist, also ~ P. Was soll ich nun aussagen: “P”, oder “~ P”? Warum nicht beides? Wenn mich jemand fragt: “Was ist der Fall – P, oder nicht-P?”, so antworte ich: “⊢ P” steht am Ende eines Russell'schen Beweises, Du schreibst also im Russell'schen System: “ ⊢ P”; anderseits ist es aber eben beweisbar und dies drückt man durch “ ⊢ P”
Angenommen ~ P sei direkt bewiesen; es ist also bewiesen, daß sich P direkt beweisen läßt! Das ist also wieder eine Frage der Deutung – es sei denn, daß wir nun auch einen direkten Beweis von P haben. Wäre es nun so, nun, so wäre es so. – (Die abergläubische Angst und Verehrung der Mathematiker vor dem Widerspruch.) |
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