48.
      Laß uns die Methode des §2 auf die Darstellung im Theätetus anwenden. Betrachten wir ein Sprachspiel, für das wofür diese Darstellung wirklich gilt. Die Sprache diene dazu, Kom-
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binationen farbiger Flecke Quadrate auf einer Fläche darzustellen Die Quadrate bilden einen schachbrettförmigen Komplex. Es gibt rote, grüne, weiße und schwarze Quadrate. Die Wörter der Sprache seien (entsprechend): “R”, “G“, “W”, “S”, und ein Satz ist eine Reihe dieser Wörter. Sie beschreiben eine Zusammenstellung von Farbquadraten in der Reihenfolge

123
456
789


Der Satz “RRSGGGRWW” beschreibt also z.B. eine Zusammensetzung dieser Art:

RRS
GGG
RWW


Hier ist der Satz ein Komplex von Namen, dem ein Komplex von Elementen entspricht. Die Urelemente sind die f[ä|a]rbigen Quadrate. “Aber sind diese einfach?” – Ich wüßte nicht, was ich in diesem Sprachspiel natürlicher das “Einfache” nennen sollte. Unter anderen Umständen aber würde ich ein einfärbiges Quadrat “zusammengesetzt” nennen, etwa aus zwei Rechtecken, oder aus den Elementen Farbe und Form. Aber der Begriff der Zusammensetzung könnte auch so gedehnt werden, daß die kleinere Fläche ‘zusammengesetzt’ genannt wird aus einer größeren und einer von ihr subtrahierten. Vergleiche ‘Zusammensetzung’ der Kräfte, ‘Teilung’ einer Strecke durch einen Punkt außerhalb; diese Aus-
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drücke zeigen, daß wir unter Umständen auch geneigt sind, das Kleinere als Resultat der Zusammensetzung von Größerem aufzufassen, und das Größere als ein Resultat der Teilung des Kleineren.
      Aber ich weiß nicht, ob ich nun sagen soll, die Figur, die unser Satz beschreibt, bestehe aus vier Elementen oder aus neun! Nun, besteht jener Satz aus vier Buchstaben oder aus neun? – Und welches sind seine Elemente: die Buchstabentypen, oder die Buchstaben? Ist es nicht gleichgültig, welches wir sagen? wenn wir nur im besonderen Fall Misverständnisse vermeiden!