77.
Und wenn wir diesen Vergleich noch etwas weiter führen,
so ist es klar, daß der Grad, bis zu welchem das scharfe Bild
dem verschwommenen ähnlich sein
kann, vom Grade der Unschärfe
abhängt. Denn denk dir, du solltest zu einem
verschwommenen Bild ein ihm ‘entsprechendes’ scharfes entwerfen. In jenem ist ein unscharfes rotes Rechteck; du setzt
dafür ein scharfes. Freilich – es ließen sich ja mehrere solche scharfe Rechtecke ziehen, die dem unscharfen entsprächen. –
Wenn aber im Original die Farben ohne die Spur einer Grenze
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ineinanderfließen,– wird es dann nicht eine hoffnungslose
Aufgabe werden, ein dem verschwommenen entsprechendes scharfes Bild zu zeichnen? Wirst du dann nicht sagen müssen: “Hier
könnte ich ebenso gut einen Kreis, wie ein Rechteck, oder eine
Herzform zeichnen; es fließen ja alle Farben durcheinander.
Es stimmt alles – und nichts.”‒ ‒ Und in dieser Lage befindet
sich z.B. der, der in der Aesthetik,
oder Ethik nach Definitionen sucht, die
unsern unseren Begriffen entsprechen.
Frage dich in dieser Schwierigkeit immer:
“Wie haben wir
denn die Bedeutung dieses Wortes (“gut” z.B.)
gelernt?
An was für Beispielen; in welchen Sprachspielen? Du wirst
dann leichter sehen, daß das Wort eine Familie von Bedeutungen
haben muß.