591.
Soll ich sagen, wer eine Absicht hat, erlebt eine
Tendenz? Es gebe bestimmte Tendenzerlebnisse? – Erinnere
dich an diesen Fall: Wenn man in einer Diskussion dringend
eine Bemerkung, einen Einwurf, machen will, geschieht es
häufig, daß man den Mund öffnet, den Atem einzieht
und anhält; entscheidet man sich dann, den Einwurf
zu unterlassen, so läßt man den Atem aus. Das Erlebnis dieses
Vorgangs ist offenbar das Erlebnis einer Tendenz, zu sprechen. Wer mich beobachtet, wird erkennen, daß ich etwas
sagen wollte und mich dann anders besonnen habe. In
dieser Situation nämlich. In einer andern würde er mein
Benehmen so nicht deuten, so charakteristisch es auch in
der gegenwärtigen Situation für die Absicht, zu sprechen,
ist. Und ist irgend ein Grund vorhanden, anzunehmen, dieses
selbe Erlebnis könnte in einer ganz andern Situation nicht
auftreten,– in der es mit einer Tendenz nichts zu tun hat?