73.
Wenn Einer mir die
Namen der Farben erklärt, indem er auf Muster zeigt und
sagt: “Diese Farbe heißt
‘Blau’, diese ‘Grün’,
… ”, so kann dieser Fall in vieler Hinsicht dem
verglichen werden, daß er mir eine Tabelle an die Hand gibt, in
der unter
den Mustern von Farben die Wörter stehen || dem Muster einer Farbe ein Wort steht. –
Wenn auch dieser Vergleich in mancher Weise irreführen
kann. – Man ist nun geneigt, den Vergleich
auszudehnen: Die Erklärung verstanden haben,
heißt, einen Begriff des Erklärten im Geiste besitzen, und
d.i. ein Muster, oder Bild. Zeigt man
mir nun verschiedene Blätter und sagt “Das
nennt man ‘Blatt’”, so erhalte ich
einen Begriff der Blattform, ein Bild von ihr im
Geiste. – Aber wie schaut, denn das Bild eines Blattes
aus, das keine bestimmte Form zeigt, sondern ‘das, was
allen Blattformen gemeinsam ist’? Welchen
Farbton hat das ‘Muster in meinem Geiste’ der
Farbe Grün – dessen, was allen Tönen von Grün
gemeinsam ist?
“Aber könnte es nicht
solche “allgemeine’ Muster geben?
Etwa ein Blattschema, oder ein Muster von
reinem
Grün.” – Gewiß! Aber,
daß dieses Schema als
Schema verstanden wird, und
nicht als die Form eines bestimmten Blattes, und daß ein
Täfelchen von reinem Grün als Muster alles dessen
ver
standen– 63
–
wird, was grünlich ist und
nicht als Muster für reines Grün – das liegt wieder
in der Art der Anwendung dieser Muster.
Frage
dich: Welche
Gestalt muß das Muster
der Farbe Grün haben. Soll es viereckig
sein? Oder würde es dann das Muster für
grüne Vierecke sein? – Soll es also
‘unregelmäßig’ geformt
sein? Und was verhindert uns, es dann nur als Muster
der unregelmäßigen Form anzusehen –
d.h. zu verwenden?