159.
Aber wir sind, wenn
wir darüber nachdenken, versucht zu sagen: das einzig
wirkliche Kriterium dafür, da
ß
Einer
liest, ist der bewußte Akt des Lesens, des
Ablesens der Laute von den Buchstaben. “Ein
Mensch weiß doch, ob er liest, oder nur vorgibt, zu
lesen!” – Angenommen, A will den
B glauben machen, er könne cyrillische Schrift
lesen. Er lernt einen russischen Satz auswendig und sagt
ihn dann, indem er die gedruckten Wörter ansieht, als
läse er sie. Wir werden hier gewiß sagen,
A wisse, daß er nicht liest, und er empfinde, während
er zu lesen vorgibt, eben dies. Denn es gibt
natürlich eine Menge für das Lesen eines Satzes im Druck
mehr oder weniger charakteristischer Empfindungen; es
– 112 –
ist nicht
schwer, sich solche ins Gedächtnis zu rufen: denke an
Empfindungen des Stockens,
des genaueren Hinsehens,
Verlesens, der größeren und geringeren
Geläufigkeit der Wortfolgen,
u.a.. Und ebenso gibt es
charakteristische Empfindungen für das Aufsagen von etwas
Auswendiggelerntem. Und A wird in unserm Fall
keine von den Empfindungen haben, die für das Lesen
charakteristisch sind, und er wird etwa eine Reihe von Empfindungen
haben, die für das Schwindeln charakteristisch sind.