Hier geschieht es nun, daß uns unser Denken einen seltsamen Streich
spielt.
Wir wollen nämlich das Gesetz des ausgeschlossen Dritten zitieren und
sagen: “Entweder es hat ihm ein solches Bild
vorgeschwebt, oder nicht – ein Drittes gibt es
nicht!” –
Dieses seltsame Argument treffen wir auch in andern Gebieten der
Philosophie.
“In der unendlichen Entwicklung dieser
Irrationalzahl kommt einmal die Gruppe
“77777” vor, oder nicht – ein Drittes gibt es
nicht”.
(Siehe Weyl).
D.h. Gott sieht es
– aber wir wissen es nicht.
Was bedeutet
denn das? –
Wir gebrauchen ein Bild; das Bild einer sichtbaren Reihe, die der Eine
übersieht, der Andre nicht.
Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten sagt hier: Es muß
entweder
so ausschaun, oder
so.
Er sagt also eigentlich – und das ist ja selbstverständlich
– garnichts, sondern gibt uns ein
Bild.
–
Und das Problem soll nun sein, ob die
Wirklichkeit mit dem Bild übereinstimme, oder nicht.
Und dies Bild
scheint nun, was wir zu tun, wie und wonach
wir zu suchen haben, zu bestimmen, – tut es aber nicht, weil wir
eben nicht wissen, wie es
zu applizieren
ist. || anzuwenden ist.
Wenn wir hier
sagen “es gibt kein
Drittes”, oder “es gibt doch kein
Drittes” so drückt sich darin aus, daß wir den Blick
von diesem Bild nicht wenden können, das ausschaut, als müßte
in ihm schon das Problem und seine Lösung liegen, während wir doch
fühlen, daß es nicht der Fall ist.
Ebenso, wenn man sagt “Entweder hat er diese
Empfindung, oder er hat sie nicht!” – so
schwebt uns dabei vor allem ein Bild vor, das schon den Sinn der Aussagen
unmißverständlich– 33
–
zu
bestimmen sch
eint.
“Du weißt jetzt, worum es sich handelt” –
möchte man sagen.
Und gerade das weiß er damit noch nicht.
(Überhaupt wäre der Satz vom ausgeschlossenen Dritten am ehesten so
zu verwenden: Wir geben z.B. Einem eine
Zeichnung und sagen “Geh dorthin und schau nach, ob es
so ausschaut, oder nicht”.
Der Zusatz “Ein Drittes gibt es nicht”
könnte dann heißen:
ich wünsche nur die Antwort “ja” oder
“nein”, und keine andere.)