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      So handelt die Psychologie (etwa) vom Benehmen, nicht von den Seelenzustaenden des Menschen? Wer einen p[y|s]ychologischen Versuch ,acht, – was wird der berichten? – Was das Subjekt sagt, was es tut, was ihm in der Vergangenheit
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geschehen ist und wie es darauf reagiert hat. – Und nicht: was das Subjekt denkt, was es sieht, fuehlt, glaubt, empfindet? – – Wer ein Gemaelde beschreibt, beschreibt der die Anordnung der Pinselstriche auf der Leinwand – und nicht, was der Betrachter sieht?
      Aber wie ist es nun damit: Der Beobachter im Experiment wird manchmal sagen: “Das Subjekt sagte “Ich empfinde ....”, und ich hatte den Eindruck, dies sei wahr.” – Oder man sagt: “Das Subjekt schien muede” // schien ermuedet zu sein” // Ist das nun eine Aussage ueber sein Benehmen? Man moechte vielleicht sagen: Freilich, was soll es denn sein? – – Man kann auch berichten: “Das Subjekt sagte ‘ich bin muede’” – aber fuer die Auswertung dieser Worte wird es sich darum [a|h]andeln, ob sie glaubwuerdig sind, ob sie einem [A|a]ndern nachgesprochen, wurden, ob sie eine Uebersetzung aus dem Franzoesischen waren, etc.
      Denke nun daran: Ich erzaehle “Er machte einen verstimmten Eindruck”. Man fragt mich: “Was war es, daß Dir diesen Eindruck gemacht hat?”[,| .] Ich sage “Ich weiss es nicht.” – Kann man nun sagen, ich habe sein Benehmen beschrieben?? Kann man denn nicht sagen, ich haette sein Gesicht beschrieben, wenn ich sage “[e|E]r machte ein trauriges Gesicht”? Auch wenn ich nicht angeben kann welche raeumlichen Veraenderungen im Gesicht diesen Eindruck machten?
      Man wird vielleicht erwidern: “Haettest Du genauer zugesehen, so koenntest Du die charakteristischen Farben – und Ortsveraenderungen beschreiben.” Aber wer sagt das, daß ich, oder irgend Einer es koennte?