1236.
Aber ist nicht ein Zusammenhang zwischen dem grammatischen
‘privat sein’ der Gedanken und der Tatsache, daß wir im
allgemeinen die Gedanken des Andern nicht erraten
koennen, ehe er sie ausspricht.
Es gibt doch ein Gedankenerraten in dem Sinne, da
ß Einer mir
sagt: “Ich weiss, was Du
[n|j]etzt gedacht hast” (oder “woran Du
jetzt gedacht hast”) und
ˇich zugeben
muss, er habe meine Gedanken richtig
erraten.
Und dies kommt doch tatsaechlich sehr selten
vor.
Ich sitze oft, ohne zu reden, mehrere Minuten lang in meiner Klasse,
und Gedanken gehen mir durch den Kopf; aber keiner meiner
Hoerer koennte wohl erraten,
wa
s ich bei mir gedacht habe.
Es waere
doc aber doch auch
moeglich, daß sie Einer erriete und aufschriebe, so
als haette ich sie ausgesprochen.
Und zeigte er mir das Geschriebene, so muesste
ich sagen “Ja, ganz das habe ich mir gedacht.”
–
Und hier waere z.B. die
Frage unentscheidbar: ob ich mich auch nicht irre; ob ich wirklich
das gedacht hatte, oder nur, von seiner Niederschrift
beeinflusst, mir nun
fest
einbilde, gerade
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–
dies gedacht zu haben.
Und das Wort “unentscheidbar”
gehoert zur Beschreibung des Sprachspiels.