128.
     Man ist versucht, die Reg Regeln der Grammatik durch Sätze zu rechtfertigen von
dieser
der
Art: “Aber es gibt doch wirklich vier primäre Farben”. Und gegen die Möglichkeit dieser Rechtfertigung,die nach dem Modell analog der Rechtfertigung, eines Satzes durch den Hinweis auf die Tatsache, die ihn wahr macht, gebaut ist, – richtet sich das Wort, daß die Regeln der Grammatik ˇseien willkürlich sind.
     Kann man aber nicht doch, in irgendeinem, Sinne sagen,
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daß die Grammatik der Farbwörter, z.B., die Welt, wie sie tatsächlich ist, charakterisiert? Kann ich nicht wirklich vergebens nach einer fünften primären Farbe suchen? Nimmt man nicht die primären Farben zusammen, weil sie eine Ähnlichkeit haben; oder zum mindesten die Farben, im Gegensatz z.B. zu den Formen, oder Tönen, weil sie eine Ähnlichkeit haben? Oder habe ich, wenn ich diese Einteilung der Welt als die richtige hinstelle, schon eine vorgefaßte Idee als Paradigma im Kopf? von der ich dann etwa nur sagen kann: “Ja, das ist die Art, wie wir die Dinge betrachten”, oder “Wir wollen ˇuns eben ein solches Bild machen”?
     Wenn ich nämlich sage “Die primären Farben haben doch eine bestimmte Ähnlichkeit miteinander” – woher nehme ich den Begriff dieser Ähnlichkeit? – Wie der Begriff ‘primäre Farbe’ nichts andres ist, als ‘blau, oder rot, oder grün, oder gelb’, – ist nicht auch der Begriff jener Ähnlichkeit nur durch die vier Farben gegeben? Ja, sind die Begriffe nicht die gleichen? – “Ja, könnte man denn auch ‘rot’, ‘grün’ und ‘kreisförmig’ zusammenfassen?” – Warum nicht?!
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