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     “Mir graut davor.” – Das ist nicht eine Abbildung von etwas, was ich sehe. Ja, so wie ich schaue, sehe ich nichts, oder nicht eigentlich, was ich meinte. Es ist dann, als wäre dies ein so feiner Schleier, daß man von ihm wissen, aber ihn nicht eigentlich sehen könnte. Als wäre das Grauen ein ganz feines dunkles Geräusch neben den Tagesgeräuschen, das ich nur merken und nicht eigentlich hören könnte.
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     Denk dir ein Kind, das lange nicht recht sprechen lernen konnte, gebrauche plötzlich den Ausdruck, den es von den Erwachsenen gehört hatte, “Mir graut vor …”. Und sein Gesicht und die Umstände und was folgt lassen uns sagen: Es hat wirklich gemeint. (Man könnte ja immer sagen: “Eines schönen Tages gebraucht nun das Kind das Wort.”) Ich habe den Fall des Kindes gewählt, weil hier, was in ihm vorgeht, uns noch fremder erscheint als im Erwachsenen. Was weiß ich – so möchte ich sagen – von einem Hintergrund der Worte “Mir graut …? Läßt das Kind nicht plötzlich in sich hineinschauen?